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Burschenschaft Teutonia um 1900 Beschre ibung + Geschic hte

Burschenschaft Teutonia um 1900 Beschreibung + Geschichte

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Burschenschaft Teutonia um 1900

Beschreibung + Geschichte

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Spazierstock: Dieser Gegenstand wurde nicht als Stütze oder Gehhilfe benutzt, sondern hatte damals einen rein optischen Zweck. Es war ein Accessoire der damaligen Zeit. So wurde er zu bestimmten Anlässen passend zu dem Hut oder zur restlichen Kleidung getragen. Er diente aber vor allem, um den sozialen und somit auch wirtschaftlichen Stand auszudrücken. Leute mit viel Geld (Adel) gingen selten ohne Spazierstock aus dem Haus. Deren Stöcke bzw. die Griffe waren kunstvoll dekoriert und manchmal sogar aus anderen Materialien gefertigt. Sie waren mit detaillierten Mustern verziert und hatten manchmal die Form eines Tieres (z.B. Löwe). Dieses Kunstwerk stand in der damaligen Zeit nur dem Manne zu, die Frau bediente sich eines Regenschirmes.

Zusatzinfo: Die industrielle Revolution (Mitte des 19. Jahrhunderts) verstärkte die Beliebtheit des Stocks, da auf Grund von maschinellen Fertigungsmethoden der Preis nun auch für einen Normalbürger bezahlbar war.

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Mensur und Schmisse:Als ein für die äußere Erscheinung nötiges Merk mal des Waffenstu denten gal ten in vielen Kreisen die sichtbaren „Schmisse“, die Na rben der Mensur wunden. Die Sehnsucht nach einem „Renommier schmiss“ trieb im Jahr 1894 einen Jüngling dazu, einen Arzt in Zittau zu bitten, ihm einen solchen in der Narkose beizubrin gen, da er trotz mehrfacher Men suren kei nen erhal ten habe und doch gern einen besäße.

Noch mehr Info?!

Zu meinem Ururgroßvater

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Band: Das Band ist meistens ein 27 Millimeter breites Band, auf dem die Farben der Burschenschaft zu sehen sind. Es gibt für verschiedene Anlässe verschieden große Bänder, aber stets sind diese Anlässe öffentliche Veranstaltungen. Man zieht es unter dem Jackett, aber über Hemd und Krawatte an, damit die Farben deutlich erkennbar bleiben. Wenn eine Person zu mehreren Vereinen gehört, zieht er alle Bänder an, wobei das älteste etwas länger getragen wird, damit man die Farben aller Verbindungen sehen kann. Zu dem Band wird auch die Studentenmütze getragen (siehe Studentenmütze).

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Trinkkultur und Humpen:Um 1900 war es typisch in einer Corps (Studentenverbindung) zu sein. Diese veranstalten des Öfteren Bierabende oder Treffen in "der Kneipe". Meistens gab es einen offiziellen und einen inoffiziellen Teil. Beim ersten Teil (um die 2 Stunden) begrüßen sich die Mitglieder, es werden Reden gehalten und feierliche Lieder gesungen. Dabei ist es schlecht angesehen aufzustehen oder rumzulaufen. Jeder hat seinen bestimmten Platz und sollte sich von dort nicht bewegen. Beim inoffiziellen Teil wird es dann lockerer: Es werden keine Reden mehr gehalten und man trinkt dann auch. Man kann auch aufstehen und Plätze tauschen. Bei diesen Veranstaltungen oder „Feiern“ wird das Couleur getragen, wodurch es formeller und gesellschaftlicher wirkt. Bei offiziellen Kneipen sind neben den aktiven Mitgliedern auch Alte Herren (ehemalige Studenten der Verbindungen) anwesend. Humpen sind alte Keramikgefäße mit einem Metalldeckel, der das Reinfallen von Insekten u.Ä. verhindert. Dieser gilt in Übersee als „typisch deutscher“ Repräsentations- und Gebrauchsgegenstand. Er wird in den Kneipen serviert und zum Biertrinken benutzt. Humpen haben auch ein Henkel zum tragen (siehe Bild) und treten auch verziert auf. In diesem Fall handelt es sich um einen Halbliter-Humpen.

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Studentenmütze: Die Studentenmütze, auch Kopfcouleur genannt, ist eine Mütze, die alle Mitglieder einer Burschenschaft besitzen. Sie hat die Farben der Burschenschaft (in diesem Fall hellblau, weiß, gold) genauso wie das Band. Die Mützen können auch verschiedene Formen haben. (siehe Bild). Es gibt: Tellermützen (am meisten verwendet im Bild), Stürmer, Mützen im Biedermeierformat und die Kratzmützen. Diese kann man entweder als Tellerformat oder im Nackenformat tragen. Die Studentenmützen unterschiedlicher Corps unterscheiden sich meistens nur anhand ihrer Farbe. Sie bestehen aus einem Kopfteil, an dessen unterem Rand ein Farbstreifen angebracht sind. Dazu kommt ein Schirm aus schwarzem Leder. Diese Mützen werden nur bei offiziellen Veranstaltungen getragen (z.B. Ball) Für die inoffiziellen Feiern gibt es das sogenannte "Tönnchen". Es wird aber auch "Biertonne" genannt. Diese Kopfbedeckung hat keinen Schirm und wird am Hinterkopf getragen. In der Mitte der Mütze befindet sich der Zirkel der Burschenschaft (siehe Teutonia zu Kiel)

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Zwicker: Der Zwicker, auch Kneifer genannt, ist eine Art Brille, die es bis zum 20 Jahrhundert gab. Diese hatte keinen Bügel, aber dafür einen biegsamen Steg zwischen den Glasfassungen. Anfangs bestand dieser aus Eisen, wurde aber später mit einem Lederpolster vervollständigt, um den Druck auf eine größere Fläche zu verteilen. Die Zwicker wurden meistens von der Oberschicht und dem gehobenen Bürgertum getragen. Es symbolisierte wie der Monokel seinen Status. Frauen benutzten das Lorgnon (Brille mit Griff). Zusatzinfo: Wurde im 16. Jahrhundert entwickelt, hatte seinen Höhepunkt aber vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Diese Brille wurde bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts benutzt.

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Das Rauchen:Das Rauchen galt als Mittel zum Ausdruck von gesellschaftlichem Rang, Gelassenheit und Überlegenheit und war positiv besetzt. Die Zigarette galt damals als Statussymbol, wodurch sich die Raucher von den „gewöhnlichen“ Bürgern abgrenzten. Es galt vor allem als elegante LebenskunstZusatzinformation: Die erste Zigarettenfirma Deutschlands entstand 1862 in Dresden mit anfangs nur 7 Mitarbeitern.Im Laufe der Zeit entstanden immer mehr Betriebe und die Produktion stieg.

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Burschenschaft Teutonia zu Kiel:ist eine Studentenverbindung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ihre Mitglieder, die Kieler Teuten, sind Studierende der Kieler Hochschulen oder deren Ehemalige. Diese Studentenverbindung wurde 1817 gegründet und gilt somit als die älteste Burschenschaft Kiels.Diese Corps ist farbtragend. D.h. sie besitzen Farben, die für den Verein steht. Die Kieler Teuten besitzen die Farben hellblau-weiß-gold. Wenn man Blut drüberschüttet, wird das blau zu schwarz, das weiß zu rot und das gold bleibt gold. Somit entsteht die Deutsche Fahne. Dies symbolisiert die Vaterlandsliebe, und dass sie bereit sind, Blut dafür zu vergießen.B! Teutonia Kiel ist eine schlagende Verbindung: Das bedeutet ,dass alle Mitglieder fechten und somit auch an Mensuren teilnehmen.Laut der Webseite begründen sie es so: „Wir sehen die Mensur als ein Mittel zur charakterlichen Erziehung an. Dies bedeutet nichts Anderes, als dass man lernt, sich in ungewöhnlichen physisch und psychisch belastenden Situationen zu beherrschen und die Ruhe zu bewahren. Die Erfahrungen, die während der Mensur gesammelt werden, helfen in allen weiteren belastenden Situationen im Leben von der mündlichen Examens- prüfung bis zur Verhandlung über Gehaltserhöhung.“

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Weitere Infos…Mensur ist eine Art Fechtkampf zwischen 2 oder 4 Männern zwei verschiedener Burschenschaften. Ab 1840 war mindestens eine Mensur Pflicht, um in die Burschenschaft zu gelangen. Diese durfte aber nur angefangen werden, wenn man von einer anderen Corps beleidigt wurde. Häufig beleidigte man andere extra, um zu duellieren und einen Schmiss zu bekommen. Der Schmiss war eine mindestens 1 Zoll lange Klaffwunde am Gesicht, die die Tapferkeit und Ehre zeigte (Renommierschmiss). Diese Art des Fechtens hatte den Duellcharakter verloren. Der Zweck war es die Burschenschaft, und nicht sich selbst, gut dastehen zu lassen. Zur Mensur hatten die Teilnehmer meistens die Bänder seiner Corps und eine Maske um die Augen zu beschützen (Paukbrille). Die medizinischen Kenntnisse um 1900 waren nicht sehr fortgeschritten, wodurch es zum Eitern von Wunden (Schmisse) kam. Genäht wurde nicht, damit die Sekrete austreten konnten. Oft kam es zu Wundfieber, weshalb der Verletzte tagelang im Bett liegen musste. (siehe Der Untertan).

Schmiss: Mensurenwunde (Hoch-und Tiefpartie)Mensur: (lat.) Abmessen

Zusatzinformation: Mensur ist noch heutzutage erlaubt, wenn beide einwilligen, dass sie verletzt werden können. Man darf jedoch nicht tödliche Waffen benutzen

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Beschreibung

Bei meinem historischen Objekt handelt es sich um ein Sepiafoto einer Analogkamera um 1900, welches die Burschenschaft Teutonia zeigt.Auf dem Bild sind 27 junge Männer und ein Hund zu sehen, die in 2 Reihen aufstellt sind - in der hinteren Reihe befinden sich 13 stehende Männer (unter anderem mein Ururgroßvater (3 von rechts)) und vorne sitzen 14. Alle tragen einen Anzug und die typische Studentenmützen, wobei manche eine andere Form haben - manche mit Krawatte - manche mit Fliege. Das Bild wirkt durchlebt, da sich viele Studenten mit anderen unterhalten und demnach nicht zur Kamera schauen. Im Moment der Aufnahme prosten in der hinteren Reihe zwei Studenten mit ihren Bierkrügen. Auf der rechten und linken Seite sowohl als auch in der Mitte kann man jeweils einen Tisch erkennen, wobei diese hinter den sich darauf befindlichen Porzellanbechern und Gläsern zu verschwinden scheinen. Bei den Bechern handelt es sich um Humpen mit Deckeln, was auf den Inhalt Bier schließen lässt. Vor dem Geschehen liegt ein älterer Hund. Im Hintergrund stehen ein paar Bäume; und in der linken oberen Ecke hängt ein Balkon eines Gebäudes. Davor steht eine Hütte, die dem Bild ein gartenähnliches Aussehen verleiht. Auf der Rückseite des Rahmens ist eine Notiz von Hand nachträglich niedergeschrieben:“S,-S 1900 in Kiel, vielleicht auch S.-S. 1899 Burschenschaft Teutonia3. Stehend von rechts Johannes Götsche 21.4.1879- 5.8.1972 ( Dr.med. in Elmshorn…Dieses Bild hing bis 1972 in seinem Sprechzimmer in der Kirchenstraße 7. G.A

Geschichte:Dieses Bild hatte meine Urgroßmutter zuletzt, die vor kurzem gestorben ist. Bei dem Ausräumen des Hauses nahm meine Tante widerwillig das Bild an und nahm es mit nach Spanien. Da meine Urgroßmutter Historikerin war, entschied sie sich zu Lebzeiten, etwas darüber herauszufinden, um es dann aufzuschreiben. In Folge dessen ist auf der Rückseite des Rahmens eine kleine Anmerkung zum Bild. Auf dem Bild sieht man meinen Ururgroßvater Johannes Göttsche im Alter von etwa 20 Jahren. Er studierte Medizin in Kiel, diente als Arzt der Marine und setzte diese Tätigkeit später in seiner eigenen Praxis fort. Diese befand sich in Elmshorn, wo meine gesamte Familie ihre Wurzeln hat. Er hatte eine eigene Praxis wo dieses Bild bis zu seinem Tod hing „Dieses Bild hing bis 1972 in seinem Sprechzimmer in der Kirchenstraße 7.“

Hilfe, wo bin ich?!

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„Die Leere ist ein unauffindbares Versteck.“- Hans Ulrich Bänziger

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Aus dem Tagebuch meines Ururgroßvaters:Mit Rücksicht auf meinen kleinen Monatswechsel von 110 Mark wurde mir der monatliche Beitrag erlassen. Zu meinem Leibburschen wählte ich den stud. Med. Willers Jessen aus Pinneberg, den ich schon von der Schule her kannte. Meine Lernfüxe (Lernfüchse), die ebenso wie ich im ersten Semester Medicin (Medizin) studierten, hiessen Wurmb, Wilde und Dohrn. Unser Fuxmajor (Fuchsmajor) hiess Crlau, ebenfalls Mediciner (Mediziner). Mit dem Eintritt in die Burschenschaft änderte sich für mich der Tagesablauf recht erheblich. Bereits morgens von sieben bis acht Uhr fand der Pankboden statt, so dass wir also sehr rechtzeitig aufstehen mussten. Sonntags vormittags um 12 Uhr wurde der Frühschoppen im HolstHotel abgehalten. Sonntag und Donnerstag nachmittags wurden sogenannte Exbummel, d.h. Ausflüge in die Umgebung von Kiel veranstaltet. Montag abends 8 Uhr fand der Konvent statt mit anschließendem Bierabend. Mittwoch und Sonnabend (Samstag) abends 8 ¼ Uhr Kneipe. Dienstag und Freitag abends war offiziöser Abend in verschiedenen Kneipen der Stadt, das bedeutete so viel, dass man an diesen Abenden nicht auszugehen brauchte; wenn man aber ausgehen wollte, durfte man nur die für den offiziösen Abend bestimmten Kneipen besuchen. Außerdem bestand für alle Aktiven udn Inaktiven die Verpflichtung, zu den Mensuren zu erscheinen, die durchschnittlich alle acht bis 14 Tage an verschiedenen Orten, meistens aber im Saal des „Colossums“ stattfanden. Es bestand dauernder Couleurzwang (Verpflichtung, die Farben zu tragen) für alle Aktiven während des ganzen Semesters. Die Aktiven durften also nur mit Band und Mütze ausgehen. Auf den Offiziellen Kneipen und Exbummeln wurde nach den Regeln eines Bier-Komments gekneipt. So wurde immer recht viel Bier getrunken. Besonderes Gewicht wurde darauf gelegt, dass die Füxe (Füchse) im ersten Semester, die sogenannten krassen Füxe, sich regelmäßig betranken, damit sie lernten, sich auch in der Betrunkenheit richtig zu benehmen. Um das Fechten zu erlernen mussten die Füxe zunächst zwei Kurse bei dem Universitäts-Fechtmeister Brandt nehmen und im Anschluss daran auf dem offiziellen Pankboden weiter üben. Die ersten Mensuren wurden von den Füxen gewöhnlich im zweiten Semester geschlagen.

Er selbst über Mensur:Bei diesen Mensuren wurde vor allem viel Gewicht auf gute Haltung gelegt; auf keinen Fall durfte mit dem Kopf gezuckt werden. Wenn nur zwei Burschen einen einzigen Gang für unschön hielten, wurde die betreffende Partie für ungenügend erklärt, und es musste dann später als Ausgleich eine sogenannte Reinigungsmensur gefochten werden. Fiel auch diese Reinigungsmensur ungenügend aus, wurde der Rat zum Austritt aus der Burschenschaft erteilt.

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