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Welt des Wissens An der Würzburger Universität findet sich für jeden Kopf der passende Studiengang

Campus Uni Würzburg Juni 2014

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Viele Geschichten aus der Welt des Studiums: Das gemeinsame Magazin von Universität Würzburg und Main-Post

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Page 1: Campus Uni Würzburg Juni 2014

Texte: xxx Foto: xxx 1

Welt desWissensAn der Würzburger Universität findet sichfür jeden Kopf der passende Studiengang

Page 2: Campus Uni Würzburg Juni 2014

studieren

2 Text und Foto: Universität Würzburg

Dribbeln, kicken, Tore schie-ßen – hieß es vor Kurzem ander Uni. Das Sportzentrum

der Universität Würzburg hat im Maigemeinsam mit fünf Vereinen aus derStadt und dem Landkreis Würzburgdie Fußballtalentförderung nur fürMädchen gestartet.

Das bayernweit einzigartige Projekthat zum Ziel, das Potenzial der jungenSpielerinnen besser und nachhaltig aus-zuschöpfen. Neben der Uni sind dieVereine TSV Gerbrunn, SC Heuchelhof,TSV Lengfeld, SV Veitshöchheim sowieder ETSV Würzburg Träger des neuenNachwuchsförderzentrums (NFZ) Un-terfranken.

Das Konzept sieht vor, die von denMitgliedsvereinen vorgeschlagenen, ta-lentiertenMädchen einmalwöchentlich

durch ein besonderes Training zu för-dern. Neben Fußball steht hier auch diesportartübergreifendeund koordinativeFörderung im Mittelpunkt. So kommendie Mädchen auch mit Methoden ausanderen Sportarten in Kontakt undwerden in ihren Bewegungsabläufenund ihrem Spielverständnis intensivergeschult.

Die Trainer der Vereine und desSportzentrums der Uni stehen in re-gelmäßigem Austausch miteinander.Dadurch werden die Philosophie desNFZ und wissenschaftliches Know-how in die Vereine getragen und ver-stetigt. Auch beraten sich das NFZ unddie Vereinstrainer regelmäßig über diesportliche und soziale Entwicklung derMädchen, um einen ganzheitlichen För-deransatz umsetzen zu können.

Schießt ein Tor!Mädchen im Fußball gezielt fördern

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Campus Würzburg ist eine Publikation der Mediengruppe Main-Postin Zusammenarbeit mit der Universität Würzburg

Verlag, Druck:Main-Post GmbH & Co. KG, Registergericht: AG Würzburg HRA 6681Persönlich haftende Gesellschafterin : Main-Post Verwaltungs GmbH,

Registergericht: AG Würzburg 10997; Geschäftsführer: David Brandstätter.Gemeinsame Postanschrift: Berner Straße 2, 97084 Würzburg

Chefredaktion:Michael ReinhardRedaktion: Sara Sophie Schmitt

Anzeigen:Matthias Faller, Peter KruseVertriebsleitung: Holger Seeger

Logistik:Main-ZustellService GmbHKontakt:Main-Post,

Telefon (0931) [email protected]

IMPRESSUM

Weitere Themen und Service

Foto auf der Titelseite: Daniel Peter

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UniversitätWürzburg

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Gesprächsstoff:Wo die Mona Lisa

digital wirdUm das kulturelle Erbezu erhalten, wird es im

Studienfach „DigitalHumanities“ digitalisi-tiert. Plötzlich können

große Textsammlungendurch den Computerausgewertet werden.Die Verbindung von

Tradition und Moderne –ganz praktisch.

Neue Professoren: Sie forschen zu Kino und verkalkten Gefäßen Seite 16DerWeg an die Uni: Jetzt bewerben und im Juli einschreiben! Seite 18Alumni: Vom Hörsaal in die weite Welt Seite 19

Forschung:Farbeund FunktionDer Würzburger Che-mieprofessor FrankWürther ist auf der Su-che nach dem perfektenFarbstoff. Doch kommtes dabei gar nicht sosehr auf die Farbigkeitan, sondern vielmehrdarauf, was er kann.

Forschung:Einkaufsstrategien fürHilfsorganisationenNach welchen Kriteriensollte beispielsweise dasKinderhilfswerk UNICEFvorgehen, wenn es dieKinderlähmung ausrot-ten möchte? Antwortensuchen Professor RichardPibernik und Dr. Alexand-er Rothkopf in einemForschungsprojekt in derBetriebswirtschaftslehre.

Ausland:Zehn Fragen an

Olivia und YaxingDie eine zog aus in dasWM-Land Brasilien, dieandere zog es vom fer-

nen China ins fränkischeWürzburg. Sicher ist:

Beide lernen eine ganzneue Kultur kennen –nicht nur im Studium.

inhalt

Gesprächsstoff:Studieren an derUni Würzburg

Jura, Geographie oderdoch lieber Informatik –

die Auswahl der Stu-dienfächer an der Uni

Würzburg ist riesig.Hier erfährst du, warumein Studium an der UniWürzburg die richtige

Wahl ist.

INHALTAusgabe 17 / Juni 2014

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4 Foto: Daniel Peter

gesprächsstoff

Willkommen in der buntenWürzburger StudienweltPhysik, Jura, Geographie und vieles mehr – die Vielfalt der Studiengänge an der Uni istriesig. Die folgenden Beispiele zeigen, wie spannend ein Studium dort ist.

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studieren

Text: Sara Sophie Schmitt; Fotos: Sara Sophie Schmitt, dpa

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf den Weinbau in Unterfranken? Das untersucht Prof. Heiko Paeth in seinen aktuellen Forschungen.

Klimaforscher: Prof. Heiko Paeth

Geographie: Wetter und WeinHat Heiko Paeth ein Glas Wein

in der Hand, überlegt er nichtnur, wie der edle Tropfen

schmeckt. Sein Blick auf das frän-kische Nationalgetränk ist ein ande-rer als bei so manchem in der Region.Ein wissenschaftlicher.

Denn Heiko Paeth ist Professor fürGeographie an der Uni Würzburg unduntersucht im Rahmen seiner aktuellenForschung die Folgen des Klimawandelsauf den Weinbau. „Dass Klima etwasmit Weinbau zu tun hat, liegt auf derHand. Nicht umsonst wird Wein nurdort angebaut, wo die thermischenund hygrischen Bedingungen passen“,sagt Paeth. Ändert sich das Klima, än-dern sich auch die Anbaubedingungen.„Manche Trauben, wie beispielsweiseder Bacchus, bekommen bei starkerSonneneinstrahlung Sonnenbrand unddie Früchte platzen auf“, so Paeth.

Das ist allerdings nur eines dermög-lichen Probleme, die ein wärmeres Kli-ma zur Folge haben könnte. Auch diezu erwartende größere Trockenheitzählt dazu. „Nach derzeitigen Berech-nungen gleicht das Klima in Würzburgzum Ende des Jahrhunderts dem in derfranzösischen Stadt Bordeaux“, sagt derKlimaforscher.

Seit 2003 ist er Professor am Lehr-stuhl für physische Geographie ander Universität in Würzburg. „Mir warfrüh klar, dass ich etwas Naturwissen-schaftliches studieren möchte“, sagtder 43-Jährige. Was den Ausschlag fürGeographie gegeben hat? „Es ist einesehr anwendungsbezogene Wissen-schaft.“ Die naturwissenschaftlichenErkenntnisse und Komponenten wür-den direkt auf den Menschen und seineLebenswelt übertragen. Paeths spezi-elles Arbeitsinteresse gilt der Klimafor-schung. Nach seinem Studium und derHabilitation an der Universität in Bonnwurde er 2006 nachWürzburg berufen.

Vom Rheinland nach Franken – et-was, das beide Regionen verbindet, istderWein. Vielleicht einGrund für diesesForschungsprojekt? „Wein ist mehr alsein Getränk, das produziert und konsu-miert wird. Es ist ein Kulturgut“, sagtder Klimaforscher. Die Bedeutung fürdie regionale kulturelle Identität dürfeman nicht unterschätzen. Selbstver-ständlich sei es daher keine Lösung,künftig in Würzburg Rotweine wie inBordeaux anzubauen, sagt Paeth miteinem Augenzwinkern.

Andere Lösungen müssen her. Undwie diese aussehen könnten, lässt sich

GeographieDer Studiengang kann inWürzburg als Einzelfach, alsHauptfach mit Schwerpunkt Hu-mangeographie oder PhysischeGeographie sowie als Unter-richtsfach studiert werden. Zu-dem werden die Masterstudien-gänge „Angewandte PhysischeGeographie, Geosystemwandelund -schutz“ und „AngewandteHumangeographie“ angeboten.

aus Paeths Forschungsergebnissenableiten. Er arbeitet dazu eng mit derBayerischen Landesanstalt für Weinbauund Gartenbau in Veitshöchheim zu-sammen. Paeth erfasst das Klima mitHilfe von Klimamodellen und stellt denZusammenhang zum Wein statistischher. Unter welchen Bedingungen istwelcher Wein entstanden? Und wie oftwird es solche Bedingungen in Zukunftgeben? Ein Beispiel: Jedes Jahr treibtWinzer die Frage um, ob sie Traubenfür Eiswein hängen lassen. Paeth kannaufgrund der Berechnungen des Kli-mas sagen, wie hoch die Wahrschein-

lichkeit ist, dass Eiswein produziertwerden kann. „Wir können allerdingsim September keine Prognose abgeben,wie der Winter wird, wir können nurallgemeine Tendenzen über Jahrzehnteabschätzen“, betont Paeth.

Klimawandel undWein sind Themen,die nicht nur Unterfranken betreffen.Daher hat Paeth ein Projekt beim ak-tuellen EU-Rahmenprogramm einge-reicht. Die Konkurrenz ist groß, dochwenn es klappt, ist das wohl ein Grundmit einem Glas fränkischem Wein an-zustoßen. Vielleicht ein Riesling, denmag Paeth am liebsten.

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6 Text und Foto: Meike Rost

gesprächsstoff

Jura: Wenn das Auto schuld ist

Wer haftet für das autonome Fahrzeug? Um diese Frage zu beantworten, kämpft sich Sven Hötitzsch für seine Doktorarbeitdurch die Gesetzestexte.

Es ist eine schöne und zugleichbeängstigende Vorstellung:Zurückgelehnt und mit einem

Buch in der Hand reisen wir von einemOrt zum anderen. Der Autofahrer ne-benan schaut einen Spielfilm, die In-sassen auf der Überholspur machenein Nickerchen und keiner mussmehr auf die Straßen schauen, lenken,bremsen oder hupen. Der Mensch hin-ter dem Steuer ist nur noch Beifahrer,der Fahrer ist das Auto selbst.

„Ganz so weit sind wir noch nicht“,sagt Sven Hötitzsch lachend. Allerdingsist diese Vision auch nicht in weiterFerne. Hötitzsch ist Mitarbeiter amLehrstuhl für Strafrecht, Strafprozess-recht, Rechtstheorie, Informationsrechtund Rechtsinformatik der JuristischenFakultät und schreibt derzeit seineDoktorarbeit. Sein Thema: AutonomesFahren und die Frage der Haftung. Dennwenn das Auto immer mehr Aufgabeneigenständig übernimmt, wird dieFrage dringlicher, wer im Falle einesUnfalles zur Verantwortung gezogenwerden kann.

„Zunächst muss immer der Halterhaften“, erklärt Hötitzsch. Denn sobalder das Fahrzeug auf die Straßen lässt,trägt er die Verantwortung für Schä-den, die im Zusammenhang mit demWagen entstehen. Falls er selbst beimUnfall nicht hinter dem Steuer saß, hatder Halter einen Ausgleichsanspruchgegen den Fahrer. Doch was passiert,wenn der Fahrer ein computergesteu-ertes System ist?

Angenommen man fährt mit demAutobahnpilot von Würzburg nachSchweinfurt. In Eigenregie gibt dasAutoGas undbremst immer rechtzeitigab, damit der korrekte Abstand zumVordermann jederzeit gewährleistetist. Wenn der Wagen aber einmal zuspät abbremst und auffährt, ist derFahrer eigentlich unschuldig. „In demFall kann sich der Halter mittels einesProdukthaftungsprozesses an den Her-steller wenden“, erklärt Hötitzsch. DerKnackpunkt liegt hier in der Beweis-barkeit.

Zwar gibt es einen Rechtsrahmen,dennoch ist derzeit ungewiss, inwie-weit die Gerichte systembedingteFahrfehler auch als Produktfehler ein-schätzen werden. „Das ist alles nochsehr schwammig, da gibt es nochHaftungslücken“, sagt der Doktorand.Das Bundesministerium für Verkehrund digitale Infrastruktur hat bereitsArbeitsgruppen beauftragt, sich mit

JuraDie Juristische Fakultät derJulius-Maximilians-UniversitätWürzburg gehört zu den älte-sten rechtswissenschaftlichenFakultäten in der Bundesrepu-blik Deutschland. Sie bestehtaus 20 Lehrstühlen sowie fünfProfessuren an sechs Instituten.Die insgesamt rund 2 200 Stu-dierende lernen hier vor allemdie rechtsgeschichtlichen undrechtsphilosophischen Grundla-gen mit Blick auf den globalisier-ten Arbeitsmarkt.

diesen und weiteren Fragen zu befas-sen und Kataloge festzulegen, die fürKlarheit sorgen sollen.

Momentan bilden die Autos auf dendeutschen Straßen nur spezifischeFahrsituationen ab. Dazu gehören diegeschilderten Autobahn- und Stau-assistenten, die Abstände selbststän-dig messen und je nach Verkehrslagebeschleunigen oder bremsen. Bereitsim Einsatz ist auch der Notbrems-assistent, der bei zu dichtem Auf-fahren einen Bremsvorgang einleitetoder im schlimmsten Fall einen Aufprallabmildert. Künftig sind auch Nothalte-systeme denkbar, bei denen beispiels-weise eine Kamera ständig die Lidbe-wegung des Fahrers kontrolliert. Fallsdieser einen Schlaganfall oder Herzin-farkt bekommen sollte, erkennt das dasAuto und fährt selbstständig auf denStandstreifen. „Das ist technisch schonals sehr weit fortgeschritten anzuse-hen“, findet Hötitzsch.

Wenn ein teilautonomes bezie-hungsweise komplett autonomes Autoeinen Unfall verschuldet, können dreiFehlerkategorien unterschieden wer-den. „Ein Konstruktionsfehler liegtdann vor, wenn das Grunddesign nicht

funktioniert“, erklärt Hötitzsch. Bei derzweiten Kategorie, einem Fabrikations-fehler, muss beim Herstellungsvorgangetwas schiefgelaufen sein.

Als Drittes gibt es noch den Instruk-tionsfehler. Da ist die Frage, woraufder Hersteller alles hinweisen muss,um einen schadensfreien Betrieb zugewährleisten. Dazu gehörten die An-weisungen, wann der Halter das Systemüberhaupt einschalten und nutzen darf.Denn nur das Vorliegen des Systemsselbst führt nicht grundsätzlich zueiner Haftung des Herstellers. „Wennich mit 200 Stundenkilometer auf eineBaustelle rase und dann kurz vorher denBremsassistenten anschalte und dieserdann einen Aufprall nicht mehr verhin-dern kann, liegt die Schuld nicht in demSystem“, so Hötitzsch.

Schwierig wird es, Vorfälle wie die-sen im Nachhinein auch zu beweisen.„Dafür wäre eine Blackbox wünschens-wert“, so der Doktorand. Denn mit ih-ren Aufzeichnungen könntemangenausagen, wo und bei wem der Fehler lag.Doch auch hier gibt es Probleme: „DieFrage ist, was dann alles aufgezeich-net wird und wer die Daten womöglichnutzt“, sagt Hötitzsch. Diese Daten-

schutzproblematikwird in Deutschlandkontrovers diskutiert.

Insgesamt ist bei der Thematik alsonoch einiges unklar. Doch DoktorandSven Hötitzsch hat bereits eine Vision,wie das Problem gelöst werden könnte:„Das Auto könnte selbst haftbar ge-macht werden.“ Die reellen Kosten imFalle eines Unfalles müssten sich dannHersteller, Halter und Fahrer einfachaufteilen.

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7Text und Foto: Julia Schmitt

gesprächsstoff

Informatik: Das neue Internet

Zukunft ohne Ladepausen und Zusammenbrüche: Prof. Dr. Phuoc Tran-Gia undsein Forschungsteam arbeiten an der nächsten Generation des Internets.

InformatikDas Bachelorstudium Informatikvermittelt Grundkenntnisse auswichtigen Teilgebieten. In Würzburggibt es eine Vielzahl von Speziali-

sierungsmöglichkeiten im Bereichder Informatik. Im Rahmen des BA-Studiums erfolgt eine erste Spezia-lisierung, die in den Masterstudien-gängen fortgesetzt werden kann.

Während der Oscar-Verlei-hung brach ModeratorinEllen DeGeneres mit ih-

rem Selfie den Rekord für die meistgeteilte Nachricht auf Twitter – undsorgte dafür, dass der Kurznachrich-tendienst zusammenbrach. Dass einplötzlich ansteigender Zugriff aufSeiten und Dienste im Internet nichtmehr zu deren Zusammenbruch führt,daran forschen die Informatiker amLehrstuhl für Informatik 3 (Kommuni-kationsnetze) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Skype, YouTube, Facebook–Applika-tionen und soziale Netzwerke änderndasNutzungsverhalten der User. Zu Be-ginnwar das Internet einwissenschaft-liches Netzwerk, in dem sich Forscheraustauschten. Heutzutage werdenApps, die dank Smartphone und Tabletüberall abrufbar sind, intensiv genutzt.Dabei kommt es für die User immernoch häufig zu „Zwangspausen“, wieLehrstuhlinhaber Prof. Dr. Phuoc Tran-Gia erklärt. Manchmal mag es einfachnicht gelingen, ein Bild hochzuladenoder das YouTube-Video stoppt, umneu zu laden – das nervt.

Die Informatiker an der Uni Würz-burg wollen das Internet benutzer-freundlicher machen. Sie wollen, dassein YouTube-Video ohne Ladepausenoder Unterbrechungen abgespieltwerden kann. Dr. Tobias Hoßfeld, For-schungsgruppenleiter „Internet Ap-plikationen“, und Dr. Thomas Zinner,„Forschungsgruppenleiter ZukünftigeNetze“, untersuchen deshalb, wie dieInteraktion zwischen dem Netz undden verschiedenen Anwendungenverbessert werden kann.

Dass das noch nicht so gut klappt,hat einen einfachen Grund: den Al-tersunterschied. „Das Internet wurdevon Technikern in den 70er und 80erJahren entwickelt. Die jungen Leutehingegen entwickeln heute die Apps.Eine grundlegende technische Anpas-sung des Internet-Protokolls ist bisherausgeblieben“, erklärt Tran-Gia.

Momentan läuft das Internet auf dengleichenMechanismen wie vor 30 Jah-

ren. „Damals konnte man sich nochnicht vorstellen, was alles möglichsein wird. Heute sind neue Mecha-nismen kaum implementiert, schonkommen neue Anwendungen“, sagtTran-Gia.

InWürzburg versuchtman das Inter-net komplett zu erfassen. „Wir wollendie Interaktionen zwischen Netzwerkund App verstehen und einen ganzheit-lichen Blick bekommen, wie sich dasaufeinander auswirkt“, sagt Hoßfeld.

Das wirft Fragen auf: Wie gut wirddas YouTube-Video übertragen undwarum ist das so? Warum bricht dasNetz zusammen, wenn vieleMenschengleichzeitig eine bestimmte App her-unterladen? „Wir untersuchen, warumdas so ist“, erklären die Forscher.

Das Zusammenspiel von Netz undApps beschäftigt nicht nur die Informa-tiker, sondern auch die Industrie. DieWürzburger forschen daher zusammenmit verschiedenen Unternehmen - unddasweltweit. Ein Vorteil für die Studie-renden: „Unsere Studenten sind meh-rere Wochen in ganz Europa oder denUSA im Einsatz“, sagt Tran-Gia.

Im Studium lernen die StudentenProbleme zu erkennen – um im näch-sten Schritt selbst kreativ zu werden.Dann heißt es Mechanismen zu ent-wickeln und zu verbessern. Und auchgesellschaftsrelevante Themen kom-men an der Uni nicht zu kurz. Der Fall„NSA“ wird dort ausführlich diskutiert,so Tran-Gia: „Wir reden darüber, wie dasgeht, wo die Fallstricke sind und ver-suchen zusammenmit den Studentendas zu verstehen.“

Und eines ist sicher: Die Forschun-gen in Würzburg hören nicht auf, so-bald das YouTube-Video ohne lästigePausen abgespielt werden kann oderein Selfie Twitter nicht mehr zusam-menbrechen lässt.

Im nächsten Schritt soll das übertra-gene Video dann so „grün“wiemöglichsein, erklärt Zinner. Ist es energieeffi-zient?Was kostet es? „Wir können dasausrechnen“, erklärt er. Eines ist sicher:In Würzburg basteln sie immer weiteran der Zukunft.

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8 Texte: Justus Neidlein; Foto: Daniel Peter

gesprächsstoff

Staaten unter die Lupe genommen: Die Politikwissenschaftlerin Alexandra Vogel untersuchte in ihrer Doktorarbeit dieNationenbildung in Afrika.

Viele afrikanische Staaten be-finden sich momentan in poli-tischen Umbruchsituationen.

Oft ist unklar, in welche Richtung sichRebellionen und Proteste entwickeln.Die Politikwissenschaftlerin Alexand-ra Vogel verfolgt die Entwicklungennicht nur aus persönlichem Interes-se für Afrika, sondern auch zu For-schungszwecken: Vor Kurzem hatVogel über die Nationenbildung inAfrika promoviert.

Am Anfang ihres Promotionspro-jektes stand 2008 ein halbes Jahr Re-cherche. „Mich interessierte die Frage,wie in ethnisch so heterogenen Staatenwie in Afrika ein Gemeinschaftsgefühlentstehen kann.“ Afrika sei dominiertvon verschiedensten Volksgruppen, dieseit jeher über Staatsgrenzen hinwegexistieren.

Trotzdem gelinge es in diesenStaaten immer wieder, dass die Bürgereine gemeinsame nationale Identitätausbilden. „Das hat selbstverständlichnichts mit Nationalismus zu tun“, er-klärt Vogel mit bestimmtem Ton. Viel-mehr sei ein gewisses Nationalgefühlin derart heterogenen Staaten eineGrundvoraussetzung für ein friedlichesZusammenleben.

Zwei elementare Aspekte zur Natio-nenbildung konnte Vogel herausarbei-ten: „Zum einen haben politische Eliteneinen großen Einfluss auf die Heraus-bildung einer nationalen Identität.“ Siekonnte herausfinden, dass eine Nationschnell zuwanken beginnt, wenn Politi-

ker die unterschiedlichen Ethnien als re-levanten Gesichtspunkt herausstellten.

Der zweite herausragende Punktseien Umbruchsituationen, in denendie Bevölkerung zusammenfindet. „Bei-spielsweise das Lösen von einer Kolo-nialmacht hat eine starke Auswirkungauf das Finden einer eigenen nationalenIdentität“, sagt Vogel. Das sei natürlichnur der Fall, wenn der Umbruch für dieBevölkerung positiv verläuft. Ein gutesBeispiel sei Südafrika, das AlexandraVogel als einen von elf afrikanischen

Staaten in die Untersuchung mitein-bezogen hat. Mit dem Kampf gegendie Apartheid und mit der politischenLeitfigur Nelson Mandela gelang esSüdafrika, einen demokratischen undstabilen Staat zu bilden.

Gelegenheit, das Projekt fortzufüh-ren gebe es immer, sagt Vogel.Momen-tanmacht sie aber ihr Referendariat aneinemGymnasium. Sie schließe es abernicht aus, dass sie irgendwann wiederan die Uni zurückkehrt und ihre Leiden-schaft für Afrika weiterverfolgt.

Physik: Wenn die Rechner nicht mehr heiß laufen

Ich wollte mit Spin-Effekten spie-len, daher kam ich 1999 nachWürzburg“, erklärt Prof. Dr. Lau-

rens Molenkamp. In entspannter Posesitzt der Physiker in seinem Büro amPhysikalischen Institut. Zu seinemBüro führen lange Gänge. An der De-cke verlaufen Rohre. An einigen Türenkleben Schilder, die vor starken ma-gnetischen Feldern warnen. Hier er-forscht Molenkamp die Spins.

Der Spin kann vereinfacht als Eigen-rotation eines Elektrons beschriebenwerden. Durch diesen Drehimpuls ent-stehen magnetische Eigenschaften.„In der Spintronik versuchen wir, dieelektronische Ladung von Elektronenmit den magnetischen Eigenschaftenzu verbinden.“

An kaum einem anderen Platzweltweit gebe es die Möglichkeiten,die Studenten und Forscher in Würz-burg haben, sagt Molenkamp: „DieseAusstattung könnte ich ganz schwerwoanders finden.“ Die Forschungsbe-dingungen dürften mit dafür verant-wortlich sein, dass es der Forschungs-gruppe um Laurens Molenkamp 2007gelang, einen komplett neuen Zustandvon Materialien zu entdecken: Topo-logische Isolatoren. Diese Materialienbesitzen durch eine besondere Bänder-struktur äußerst spezielle Eigenschaf-ten: „Der Stoff wirkt im Inneren isolie-rend, während er außen leitfähig ist.“

Dabei handle es sich zwar umGrundlagenforschung, sagt Molen-kamp, in Zukunft seien aber diverse

Anwendungen denkbar: Am Ende ste-hen vielleicht Chips und Transistorenfür die Computer der Zukunft. „Durchunsere Forschung sind auch neue Kon-zepte zur Hitzeentwicklung denkbar.“Die Hitzeentwicklung stellt eines derHauptprobleme in der weiteren Ent-wicklung neuer Rechenchips dar.

Aber auch in der Entwicklung vonSpeichermedien spielt die Spintronikeine wichtige Rolle: „Die erste richtigeAnwendung von spintronischen Bau-teilen kannman an Festplatten sehen.“Als vor wenigen Jahren die Speicherka-pazitäten sprunghaft gestiegen sind,seien dafür vor allemEntwicklungen ausder Spintronik verantwortlich gewesen,erklärt Laurens Molenkamp. Damit istaber noch lange nicht Schluss.

PoliticalandSocialStudiesDer Bachelor-Studiengang Poli-tical and Social Studies ist an derUni Würzburg breit aufgebaut.Die Studenten entscheiden sichzunächst nicht für ein Gebietder Politikwissenschaft oderder Soziologie, sondern lernenverschiedene Fachbereichekennen.

PhysikDie Studenten des Studien-ganges können an der UniWürzburg an der Forschungteilhaben. Das bildet einenguten Ausgangspunkt für Berufein Industrie und Forschung.

„Die Zukunftsaussichten für Physi-ker sind unglaublich“, sagtMolenkamplächelnd. Es gebe zwar sehr viele Stu-denten aber immer noch mehr Jobs.Und Würzburg bietet dafür die besteAusbildung.Würzburg sei außerordent-lich forschungsstark, sagt Molenkamp:„Die ganze Welt kennt uns.“

PoliticalandSocialStudies: Afrikas Staaten

Page 9: Campus Uni Würzburg Juni 2014

9Text: Justus Neidlein Foto: Thomas Obermeier

gesprächsstoff

Formeln sind seine Passion: Der Würzburger Finanzmathematiker Professor Tom Fischer arbeitet an Modellen, mit denen sichvielleicht sogar die nächste Finanzkrise frühzeitig voraussagen lässt.

Mathe: Was ist eine Bank wert?

FinanzmathematikSeit dem Jahr 2010 leitet Prof. Dr.Tom Fischer die Arbeitsgruppe„Finanzmathematik“ am Mathe-matischen Institut der UniversitätWürzburg. Die Finanzmathematik istein wesentlicher Teil des Bachelor-

Studienganges Wirtschaftsmathe-matik. Es werden dabei vor allemstochastische Grundlagen vermittelt.Im Master erwarten die Studentenauf gründliche Art und Weiseausgewählte Kapitel der Finanzma-thematik.

Angenommen, die Finanzweltkollabiert: Ein großes Geflechtaus unzähligen Banken und

Unternehmen, aus Schulden und In-vestitionen muss aufgelöst werden.Doch wie?Wie wird das Geld aufgeteilt? Werbekommt was? Wie viel ist jede Bank,jedes Unternehmen wert? Das sindeinige der Fragen, die den Würzbur-ger Finanzmathematiker Prof. Dr. TomFischer am Lehrstuhl für Mathematikbeschäftigen. Er simuliert bei seinenForschungen den Abpfiff auf dem Fi-nanzspielfeld, um den Wert der ein-zelnen Spieler zu ermitteln.

Fischer steht vor einer Tafel in sei-nem Büro imMathematischen Institutder Uni Würzburg. Er lässt den Blicküber farbige Pfeile, Kreise und armlan-ge Formeln schweifen, erklärt Zusam-menhängeunderwähnt zwischendurchmathematische Werkzeuge wie dasBlack-Scholes-Modell und dasMerton-Modell.Was bei denmeistenMenschendurchaus für fragende Gesichter sor-gen dürfte, ist für Fischer selbstver-ständlich wie Hammer und Zollstock.„Robert Merton ist sozusagen der Ein-stein der Finanzmathematik“, erklärtder Wissenschaftler.

Mit den Modellen war Anfang der70er Jahre der Grundstein der mo-dernen Finanzmathematik gelegtworden. „Merton hat sein Modell zurBewertung einer einzelnen Firma odereines Finanzproduktes benutzt“, sagtderWürzburger Professor. InWürzburgwürde die Bewertung nun nicht nur füreine Firma vorgenommen, sondern fürbeliebig viele Firmen und Produktegleichzeitig.

Unter realen Bedingungen könnenalle Firmen im System gegenseitigAnteile aneinander besitzen, könnenSchulden und Derivate voneinanderkaufen und verkaufen. „Das macht dasganze System und die Bestimmungder Preise unglaublich komplex.“ Dassin Wirklichkeit sogar noch politischeFragestellungen undmenschliche Inte-

ressen beteiligt sind, sorgt dafür, dassFischer die Arbeit vorerst vermutlichnicht ausgehen sollte. „Das Ziel ist es,das Geflechtmathematisch richtig ab-zubilden“, sagt Fischer. Vor 15 Jahrensei das noch nicht möglich gewesen.„Wir sind aber noch lange nicht amZiel.“

An möglichen Interessenten für Fi-schers Modell mangelt es nicht, wennman dem Wissenschaftler glaubt:„Regulierungsbehörden könnten ansolchen Modellen interessiert sein.“Außerdem seien Banken und Versi-cherungen natürlich die typischen Ein-satzorte für solche Fragestellungen. Daist es wenig verwunderlich, dass vieleAbsolventen später in diesen Bereichwechseln. Die Modelle ermöglichenein besseres Risikomanagement undkönnten in Zukunft helfen, Prognosenzu erstellen: „Vielleicht können wir dienächste Finanzkrise ja frühzeitig vo-raussagen.“

* für Erstsemesterstudenten; für andere Studenten freierEintritt am Donnerstag bis 24h und Samstag bis 22:30h

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10 Texte: Vera Katzenberger; Foto: Theresa Müller

gesprächsstoff

Lehramt: Viel mehr als Lehrer

Ein Lehramtsstudium bietet viele Optionen. Wolfgang Riedel, Vizepräsident der Universität Würzburg und Vorstandsvorsitzen-der des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZfL) unterstützt Studenten auf dem Weg ins Berufsleben.

Berufsfeld WirtschaftSeit dem vergangenen Win-tersemester unterstützt dieUniversität Würzburg mit demProgramm DIREKT Brücke Stu-dium-Wirtschaft vor allem dieStudenten geisteswissenschaft-licher Fächer beim Berufsein-stieg. „GeisteswissenschaftlicheStudenten sind gut ausgebildet,brauchen aber Zusatzqualifika-tionen auf dem Arbeitsmarkt“,sagt Vizepräsident Riedel. DasProjekt vermittelt StudierendenWirtschaftswissen wie Projekt-management und Produktmar-keting. Durch Unternehmens-praktika können Studentenschon während des StudiumsKontakte in Betriebe knüpfen.Die Universität arbeitet dabeimit verschiedenen Partnernzusammen.

Bislang sind studierte Lehrer inWirtschaft und Industrie eherAusnahmen. Doch immer mehr

Lehramtsstudenten sehen ihre Zu-kunft nicht nur in Klassenzimmern.Der Würzburger Sebastian Goldbachist einer von ihnen. Er hat diesen Wegbereits eingeschlagen. Er arbeitetheute bei einem schwäbischen Auto-mobilzulieferer. Für den 26-Jährigenwar das Lehramtsstudium weder Ein-bahnstraße noch Sackgasse, sagt Se-bastian Goldbach heute.

Der ausgebildete Lehrer arbeitetmittlerweile im Personalmarketing.Die Entscheidung gegen das Klas-senzimmer und für das Büro – immermehr Berufseinsteiger treffen sie. Dertypische Lehramtsstudent war Seba-stian Goldbach nie. Kurz nach Studien-beginn an der Universität inWürzburggründete er ein eigenes Unternehmenund organisierte ein großesMusikfesti-val. Als Personalreferent steht er zwarnicht vor Schülern, hat aber eine Stellegefunden, die ihm viele Herausforde-rungen bietet, in denen er von seinemStudium profitieren kann. „Gerade inMeetings ist es schon gut, didaktischgeschult zu sein“, so der 26-Jährige.Und auch beim Verfassen von Werbe-texten ist nicht selten das Wissen ausVorlesungen gefragt.

Bislang sind studierte Lehrer wie Se-bastianGoldbach auf demArbeitsmarktals Quereinsteiger eher die Ausnah-me. Doch gerade Lehramtsstudentenbeliebter Fächerkombinationen wieDeutsch und Englisch oder Deutschund Geschichte werden sich aufgrunddes Stellenmangels für Lehrer vermehrtauf dem Arbeitsmarkt neu orientierenmüssen. „Da bieten sich natürlich Alter-nativen innerhalb des Bildungssystems:Ausgebildete Lehrer können in ande-re Bundesländer ausweichen“, erklärtWolfgang Riedel, Vizepräsident derUniversität Würzburg und Vorstands-vorsitzender des Zentrums für Lehrer-bildung und Bildungsforschung (ZfL).

Anders als in Bayern sind hier nochStellen frei. Sie können aber auch aufandere Schultypenwie die Berufs- oderPrivatschule ausweichen. Daneben bie-ten sich aber noch viele Chancen in derWirtschaft. Vor allem in der Erwach-senenbildung, der Presse- und Öffent-lichkeitsarbeit oder im Kulturbereichkönnen sie Fuß fassen.

Um den studierten Lehrern Zu-kunftsperspektiven auch außerhalbdes Klassenzimmers zu zeigen, stellt

die Universität Würzburg allen Lehr-amtsstudenten, die mindestens210 ECTS-Punkte in ihren Fächern er-reicht haben, den Bachelor of Arts aus– ein Abschlusszeugnis, das gerade inWirtschaft und Industrie tatsächlichanerkannt ist.

Die ersten Bachelor-Zeugnisse un-terschreibt der Vizepräsident der Uni-versität Würzburg bereits. „Anders alsmit dem Staatsexamen halten die Stu-dierenden mit dem Bachelor-Zeugnisendlich ein auch in der Wirtschaftanerkanntes Abschlusszeugnis in derHand“, erklärt Riedel. Denn allein mitdem Staatsexamen habeman auf demArbeitsmarkt kaum Chancen. Der neueBachelor für das Lehramt sei ein wich-tiges Signal, findet der Vizepräsident.Schließlich seien Lehrer nicht nur fürSchulen, sondern auch für Wirtschaftund Industrie qualifiziert, ist Riedelüberzeugt.

Aber alleinemit Fachwissen könnenstudierte Lehrer dieUnternehmendanndennoch nur selten überzeugen. „Zwi-

schen BWL-Studenten ist man als klas-sischer Lehrämtler immer noch ein Exotauf dem Bewerbungsstapel“, erinnertsich Sebastian Goldbach. Viele Betriebehätten noch nicht genug Fantasie, sichvorzustellen, wie so ein Exot ihr Unter-nehmen weiterbringen kann.

Wer als studierter Lehrer wirklichpunkten möchte mit seiner Bewer-bung, dermuss praktische Erfahrungensammeln und sich bereits während desStudiums ein berufliches Netzwerkaufbauen. Denn gerade bei Querein-steigern interessieren sich die Arbeit-geber weniger für die guten Notenim Zeugnis, sondern vor allem für diePraxiserfahrungen.

„Aus Gesprächen mit Arbeitgebernweiß ich, dass viele Unternehmen sichBewerber wünschen, die auch einmaleine Vorlesung über Betriebswirtschaftbesucht haben oder praktische Erfah-rungen gesammelt haben“, so der Vi-zepräsident. Dass Lehrer nicht nur inSchulen gute Zukunftsperspektivenhaben, davon ist Riedel überzeugt.

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11Text und Foto: Julia Schmitt

gesprächsstoff

Digital Humanities: Faust wird digital

Digital HumanitiesDer zulassungsfreie Studiengangwird vom Lehrstuhl für NeuereLiteratur und Computerphilologieangeboten. Das interdisziplinär aus-

gerichtete Fach kann in Würzburg inzwei Varianten mit dem Ziel einesBachelor of Arts studiert werden: alsHauptfach im Zwei-Fach-Studiumsowie als Nebenfach.

Die Mona Lisa, ShakespearesHamlet oder Beethovens No-ten – Millionen von Bildern,

Texten und Musikstücken befin-den sich in Museen, Archiven oderBibliotheken. Um diese kulturellenSpuren der Menschheit zu erhalten,werden sie digitalisiert. Das hat Aus-wirkungen auf die Geisteswissen-schaften. Denn nun kann auch derComputer beim Forschen mithelfen:etablierte Forschungsverfahren wer-den erweitert und neue ermöglicht.Das ist der Kernbereich der „DigitalHumanities“.

Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Fotis Jan-nidis erklärt, dass nun „eine quantitativeAnalyse von Texten zur Beantwortungvon Forschungsfragen“ möglich ist.Durch die technischenOptionen heutekönnen wissenschaftliche Ergebnisseauf eine breitere Basis gestellt wer-den. „Ein fleißiger Leser schafft 4000bis 5000 Bücher in seinem Leben, derComputer kann über 100 000 Bücherauswerten“, erklärt Prof. Dr. Jannidis.

In Würzburg erforscht er die Ent-wicklung des deutschen Romans vom18. bis ins 20. Jahrhundert. Das sind über15000 Texte. Die Wissenschaftler al-leine konnten diese bislang nicht allein ihre Forschungen miteinbeziehen.Die Literaturgeschichte bezieht sichnur auf einen Bruchteil der Literatur.Der Würzburger Wissenschaftler kannnun alle Texte untersuchen und ent-deckt dabei die Verbindung von neuenLiteraten und Stilrichtungen.

Computer können aber nicht lesen.Deshalb formuliert der WürzburgerForscher spezielle Fragen und pro-grammiert seine Computerprogrammeentsprechend. „Die Datenanalyse liefertdann zwar die Ergebnisse, aber für unsbeginnt die traditionelle Arbeit: lesenund untersuchen“, sagt er. Durch einpaar Klicks kann Jannidis zeigen, wie oftin der Literatur ein bestimmtes Wortin welchem Jahr vorkommt. Oder derComputer liest ein Tagebuch aus –undzeigt anhand derWörter, wie „verliebt“oder „traurig“, wie es der Schreiberin imLaufe ihres Lebens ergangen ist.

Kooperationspartner wie das Frank-furter Goethe-Haus schätzen die Zu-sammenarbeit mit den WürzburgerWissenschaftlern. Gerade arbeiten siean einer neuen Edition von Goethes„Faust“.

„50 Jahre lang hat Goethe auf 2000Seiten am Faust gearbeitet. Auf diezahlreichen Änderungen sowie denhandschriftlichen Originaltext wirdjeder weltweit Zugang haben“, sagtJannidis über das Projekt.

Wissenschaftler der digitalen Geis-teswissenschaften können richtige De-tektivarbeit leisten. So können sie auf-grund der Untersuchung stilistischerÄhnlichkeiten Texte einzelnen Autorenzuordnen – auch wenn diese vielleichtlieber anonymgebliebenwären. Sowieim folgenden Fall, der für jede MengeAufsehen sorgte: Ein britischer Kolle-ge von Jannidis hat herausgefunden,dass J.K. Rowling – bekannt und erfolg-reich als Verfasserin der Harry-Potter-Romane – die Autorin des Krimis „DerRuf des Kuckucks“ ist, den sie anonymveröffentlicht hat.

Shakespeare, Goethe und J.K. Rowling: Prof. Dr. Fotis Jannidis analysiert neue und ältere Werke der Literaturgeschich-te – und zwar digital.

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Page 12: Campus Uni Würzburg Juni 2014

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UniversitätWürzburg

Internationale Partner der Universität Würzburg auf Uni-Ebene

Weitere Partnerschaften auf Fakultäts-/Institutsebene

Partnerschaften umfassen den Austausch von Studierenden,Wissenschaftlern sowie gemeinsame Forschungsprojekte.

Rio de JaneiroBrasilien

Name: Olivia WallensteinAlter: 27Heimatstadt: München/WürzburgIn Rio de Janeiro seit: Januar 2014Semester: 4Studienfach: MasterBusinessManagement

Wie findest du das Wetter?

Überragend! Besser könnte es nicht sein.Was war das Erste, das du in Rio hast lernen müs-sen?Geduld, Gelassenheit und Gleichmut. An Super-marktkassen steht man meist so 20 Minuten anund es stört niemanden.Was vermisst du ammeisten?Meinen Freund, meine Familie und Kräuterquark.Was wirst du vermissen, wenn du wieder inWürzburg bist?Da wird es so vieles geben! Besonders werde ichwohl meinen Strandabschnitt in Ipanema, dasWetter und mein tägliches Beachvolleyballtrai-ning im Sonnenuntergang vermissen.Was kann die Uni in Rio von der Uni Würzburglernen?Ich war beeindruckt wie gut die FGV organisiertist. Wenn etwas zu verbessern wäre, dann dieOrganisation und der Austausch über Online-Plattformen wie SB@Home oder Wuecampus.

Was kann die Uni Würzburg von der Uni in Riolernen?Näheren Kontakt zu den Studenten. Speziell fürdie BWL-Fakultät wären mehr Firmenausflügeund Exkursionen, wie wir sie hier häufig unter-nommen haben, interessant.Was sollte man in Rio unbedingt machen?Zum Sonnenuntergang auf den Pão de Açúcar(Zuckerhut), während des Carnevals in einemStraßen-„Bloco“ Samba tanzen, zum Sonnenauf-gang in die Favela „Vidigal“ gehen und und und.Was sollte man unbedingt nicht in Rio machen?Man sollte sich nicht ständig einen Kopf darü-ber machen, was man besser nicht tun sollte.Dadurch verliert vieles seinen Charme und manverpasst die schönen Seiten und Dinge.Dein Rat an alle, die ein Semester in Rio studierenwollen?Lernt Portugiesisch! Denn Englisch oder Spa-nisch sprechen hier die wenigsten.

ZehnFragenan ……Studenten, die ausgezogensind, die Welt zu erkunden.Die eine landete in Rio de Janeiro,die andere in Würzburg.

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Texte: Sara Sophie Schmitt; Fotos: Privat

UniversitätWürzburg

NanjingChina

Name: Yaxing XUAlter: 24Heimatstadt: Nanjing, ChinaIn Würzburg: 04/2013Semester: 3Studienfach: Germanistik (Fremdsprache)

Wie findest du das Wetter?

Ehrlich gesagt, gefällt mir das Wetter nicht sogut. Der Winter dauert immer so unendlich lang.Was war das Erste, das du über Würzburg hastlernen müssen?Den Dialekt. Der Akzent geht mir auf die Nerven!Wenn ich mit den Alten spreche, verstehe ichganz wenig.Was vermisst du am meisten?Das chinesische Essen.Was wirst du vermissen, wenn du wieder in Nan-jing bist?Ich werde die Umgebung auf jedem Fall vermis-sen, nicht nur die Menschen und die Natur, son-dern auch die Universität.Was kann die Uni in Nanjing von der Uni Würz-burg lernen?Die Bildungsqualität in Deutschland ist welt-weit bekannt. Die meisten Studenten an der UniWürzburg lernen fleißig und selbständig. Die Do-zenten sind nur der Schlüssel, der die Tür öffnet.

Was hinter der Tür steht, müssen wir Studentenselbst entdecken. Das fehlt den Universitäten inChina.Was kann die Uni Würzburg von der Uni in Nan-jing lernen?Bei uns wird der Stundenplan automatisch ein-geplant. Man braucht nicht selbst die Kurse zuwählen. In gewissemMaße finde ich das gut, weiles einen großen Kampf um die Plätze vermeidet.Was sollte man in Würzburg machen?Man sollte am Main spazieren gehen, die schöneLandschaft genießen und ein Glas Riesling trin-ken.Was war das Exotischste, das du gegessen hast?Weißwurst! Sie schmeckt total köstlich! :)Dein Rat an alle, die ein Semester in Würzburgstudieren wollen?Es ist immer schwer, weg von der Heimat zu sein.Aber folge deinem Herzen und gib nie auf, dannwirst du alles schaffen.

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studieren

Neue ProfessorenShakespeare, lateinamerikanisches Kino, Arteriosklerose und Gesellschaftsrecht – zudiesen Themen forschen die neuen Professorinnen und Professoren der Uni Würzburg

Michael Sonnentag

Über acht Jahre arbeitete Michael Sonnen-tag als Richter, seit dem vergangenenWintersemester ist er nun Professor für

Privatrecht am Institut für Bürgerliches Recht undZivilprozessrecht der Universität Würzburg. SeinZiel ist es, die Lehre mit praxisnahen Elementen zubereichern.

Michael Sonnentag, geboren 1969 in Aalen, stu-dierte Jura an der Universität Heidelberg, wo er 1993die Erste Juristische Staatsprüfung ablegte. Nach demReferendariat am Landgericht Heidelberg und derZweiten Juristischen Staatsprüfung in Stuttgart 1995,war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut fürRechtsvergleichung der Universität Frankfurt amMain. Dort promovierte er im Jahr 2000 zum Thema„Der Renvoi im Internationalen Privatrecht“.

Nach der Doktorarbeit wechselte er als Richter indie Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen. Bis 2012war er insgesamt über acht Jahre am LandgerichtBonn sowie an den Amtsgerichten Siegburg und Kö-nigswinter tätig. Sonnentag bearbeitete vor allemallgemeine Zivil- und Zivilprozesssachen und warzudem in der freiwilligen Gerichtsbarkeit eingesetzt.

Während seiner Tätigkeit als Richter blieb Son-nentag der Wissenschaft verbunden: Er übernahmLehraufträge an denUniversitäten Frankfurt amMainund Lyon II – Lumière. Von 2004 bis 2006 ließ er sichvon der Justiz beurlauben, um als wissenschaftlicherAssistent am Institut für Ausländisches und Inter-nationales Privatrecht der Universität Freiburg imBreisgau zu arbeiten. 2011 habilitierte er sich an derUniversität Frankfurt amMain. Danach übernahm erVertretungsprofessuren in Frankfurt am Main undHeidelberg sowie Lehraufträge an den UniversitätenTrier und Würzburg.

Als Professor ist Michael Sonnentag inWürzburgnicht nur für die Ausbildung der Jurastudierendenzuständig. Auch für die Studierenden derWirtschafts-wissenschaften hält er Lehrveranstaltungen über all-gemeines Zivil-, Handels- undGesellschaftsrecht. Umseine in der Praxis gesammelten Erfahrungen an vieleStudierende weitergeben zu können, möchte Son-nentag an der UniversitätWürzburg fakultätsinterne„Mini-Moot-Courts“ einführen. Dabeiwerden kleinereZivilrechtsverhandlungen simuliert und die Studie-renden schlüpfen in die Rollen der Prozessparteien.

Isabel Karremann

Welche Rolle spielte Shakespeare bei derEntwicklung einer Idee von Europa? Dasist eine der Fragen, der Isabel Karremann

(37) nachgeht.Seit dem vergangenen Wintersemester ist sie

Professorin für englische Literatur- und Kultur-wissenschaft an der Universität Würzburg. NebenGender- und Vergessensforschung sowie Fragenrund um das Verhältnis von Mensch und Tier gibtes einen Schwerpunkt in ihrer Forschung, der heuerbesonders ins Scheinwerferlicht gerückt ist: WilliamShakespeare. Immerhin feierte die Welt am 23. Aprildessen 450. Geburtstag.

Welche Rolle hat Shakespeare zu unterschiedlichenZeiten als kulturelle und politische Figur gespielt?Und welche Rolle kann die Rezeption seiner Werkeheute spielen? Diese und weitere Fragen werden inihrem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt unter-sucht. Aberwar Shakespeare überhaupt ein politischerDichter? „Ja“, sagt Isabel Karremann. „Das Politischenimmt in all seinen Werken eine große Rolle ein.“

Isabel Karremann hat sich zudem mit der Fragebeschäftigt, wie eine normative Männlichkeit, die

kulturell als selbstverständlicher Standard gesetztwird und dadurch ebenso ungreifbarwie unangreifbarerscheint, im englischen Roman des 18. und frühen19. Jahrhunderts beschrieben wird. Sie hat die Pro-zesse des Vergessens und des Vergessenmachensin englischen Historiendramen um 1600 erforscht.Sie interessiert sich dafür, welche Rolle das Nicht-Menschliche für die literarische StandortbestimmungdesMenschen spielt. Oder, auf einenNenner gebracht:Siewill das VerborgeneundVerdrängte unserer Kultur,das aber gleichzeitig ihr Selbstverständnis bedingt,mit Hilfe der Literatur sichtbar machen.

Isabel Karremann hat Anglistik und Komparatistikan der LMU München und der National Universityof Ireland studiert. 2007 schloss sie ihre Promoti-on ab mit einer Arbeit über „Männlichkeit und Kör-per: Inszenierungen eines geschlechtsspezifischenUnbehagens im englischen Roman des 18. und 19.Jahrhunderts“. Von 2008 an war sie Mitarbeiterin imSonderforschungsbereich „Pluralisierung und Auto-rität in der Frühen Neuzeit“ an der LMU. Mit einerArbeit über das Vergessen in Historiendramen um1600 hat sie sich habilitiert.

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studieren

Blickt man auf die gegenwärtige Entwicklungin der Gesellschaft, scheint es, als gewinnedas Forschungsfeld von Alma Zernecke-Ma-

dsen zunehmend an Bedeutung. Denn die Wissen-schaftlerin erforscht Krankheiten der Blutgefäße,vor allem die Mechanismen der Gefäßverkalkung.Anfang Januar hat die 37-Jährige den Lehrstuhl fürKlinische Biochemie und Pathobiochemie an derUniversität Würzburg übernommen.

Arteriosklerose – landläufig auch Arterienverkal-kung genannt – führt zu den häufigsten Todesur-sachen in den westlichen Industrienationen. Bei derKrankheit lagern sich Fette und andere Bestandteiledes Blutes in den Blutgefäßen ab und verstopfen die-se zunehmend. Als Folge kann es unter anderem zuHerzinfarkten oder Schlaganfällen kommen.Zu viel Fett im Essen, zu wenig Bewegung, zu vieleZigaretten: Viele Auslöser für die Arteriosklerosesind in der Medizin bereits bekannt. Weitgehendunklar ist aber, welche Faktoren im Organismus dieEntwicklung der Krankheit genau beeinflussen. Da-mit befasst sich Alma Zernecke-Madsen. Die Wis-senschaftlerin untersucht unter anderem, welche

Rolle Immunzellen und kleine Signalstoffe bei derErkrankung spielen. Bekannt ist zum Beispiel, dassgewisse Fehlreaktionen des Abwehrsystems erst zuEntzündungen der Blutgefäßwand und damit zurEntstehung der Arteriosklerose führen.

AlmaZernecke-Madsen, 1976 inMünchengeboren,hatMedizin an der LMUMünchen und an der HarvardMedical School in Boston studiert. Danach begann sieihre Karriere als Ärztin undWissenschaftlerin an derRWTH Aachen, wo sie sich auch habilitierte. Im Jahr2009wechselte siemit einemHeisenberg-Stipendiumder Deutschen Forschungsgemeinschaft als LeiterineinerNachwuchsgruppe ans Rudolf-Virchow-Zentrumfür experimentelle Biomedizin der UniversitätWürz-burg.

Im Jahr 2012 wurde Alma Zernecke-Madsen dannauf eine Professur für Vaskuläre Biologie an der Klinikfür Gefäßchirurgie der Technischen UniversitätMün-chen berufen. Zum 1. Januar 2014 kehrte sie an dieUni Würzburg zurück – sie folgte dem Ruf auf denLehrstuhl für klinische Biochemie und Pathobioche-mie. Hier tritt sie die Nachfolge von Professor UlrichWalter an, der an dieUniversitätMainz gewechselt ist.

Alma Zernecke-Madsen

Christian Wehr

Frankreich-Fan war ChristianWehr schon in sei-ner Schulzeit, als er in Tutzing am StarnbergerSee das Gymnasium besuchte. Logisch, dass er

sich nach dem Abitur an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München für Romanistik ein-schrieb. Zusätzlich studierte er Anglistik, Musikwis-senschaft und Volkswirtschaft.

Seine Begeisterung für die Literatur lebte Wehrals Student auch außerhalb der Uni aus: „Ich habe vielfür Verlage inMünchen gearbeitet, das war eine sehrsinnvolle Zweitbeschäftigung“, sagt er. Manuskriptebewerten, redigieren, übersetzen: Das gehörte zuseiner Tätigkeit als freiberuflicher Lektor.

Nach demMagisterabschluss entschied sichWehrfür eine universitäre Laufbahn: Er nahm eine wissen-schaftliche Stelle am Romanischen Seminar der LMUan. Dort schloss er 1996 seineDoktorarbeit ab, die sichmit der phantastischen Literatur in Deutschland undFrankreich auseinandersetzte. Nach der Promotionverlagerte er seinen Schwerpunkt auf die spanischeund lateinamerikanische Literatur. Für seine Habilita-tion an der LMU beschritt Wehr einen Grenzbereichvon Literatur, Religions- und Kulturgeschichte. Aus-

gangspunkt dafür waren die geistigen Übungen, dieder Gründer des Jesuitenordens, Ignacio de Loyola(1491-1556), in Spanien entwickelt hatte. „Die Jesuitenwaren angehalten, sich am bestenmehrmals täglichmitmeditativen Techniken in biblische Szenerienwiedie Passionsgeschichte hineinzuversetzen“, erklärtWehr. Diese Praktiken hatten Folgen für die Literaturder Renaissance und des Barock: Alle spanischen Au-toren dieser Zeit waren Jesuitenschüler und brachtendas Wissen um die Meditation in ihre Werke ein.

Die Literatur dieser Ära wird auch an der Univer-sität Würzburg, wo Wehr seit demWintersemester2013/14 den Lehrstuhl für spanische und französischeLiteraturwissenschaft gemeinsammit Professor Ger-hard Penzkofer leitet, ein Arbeitsschwerpunkt desProfessors bleiben. Zudem befasst er sich mit demlateinamerikanischen Kino und dessen Aufarbeitungder Militärdiktaturen. Weitere Forschungsfelder vonChristianWehr sind derManierismus als kunst- und li-teraturgeschichtliches Phänomendes 16. und 17. Jahr-hunderts, die Entstehung des lateinamerikanischenRomans aus den Reiseberichten der Kolonialzeit unddas Wirken bayerischer Kapuziner in Chile.

Texte und Fotos : Universität Würzburg

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studieren

18 Texte: Universität Würzburg; Foto: Daniel Biscan

Der Weg an die Uni

Grundständige Studiengänge Sprache, Kultur, Medien: Ägyptologie, Alte Welt, Altorientalistik, Anglistik/Amerikanistik, Digital Humanities,Ethik, Europäische Ethnologie / Volkskunde, Französisch,Geographie, Germanistik, Geschichte, Griechisch, Indologie/Südasienkunde, Italienisch,Klassische Archäologie, Kunstgeschichte, Latein, Medienkommunikation, Mensch-Computer-Systeme, Modern China, Museologie und materielleKultur, Musikwissenschaft, Philosophie, Philosophie und Religion, Russische Sprache und Kultur, Spanisch, Vergleichende indogermanische Sprach-wissenschaft, Vor- und frühgeschichtliche Archäologie, >>> Naturwissenschaften: Biochemie, Biologie, Biomedizin, Chemie, Geographie, FOKUSChemie, Lebensmittelchemie, Mathematische Physik, Nanostrukturtechnik, Pharmazie, Physik, Psychologie >>>Recht undWirtschaft: EuropäischesRecht (Aufbau- und Begleitstudium), Jura, Öffentliches Recht, Privatrecht, Rechtswissenschaft für im Ausland graduierte Juristen, Wirtschaftsin-formatik, Wirtschaftsmathematik, Wirtschaftswissenschaft >>> Lebenswissenschaften: Biologie, Biomedizin, Experimentelle Medizin (Begleitstu-dium, Medizin, Pharmazie, Zahnmedizin >>> Ingenieurwissenschaft: Luft- und Raumfahrtinformatik, Nanostrukturtechnik, Funktionswerkstoffe>>> Erziehung & Gesellschaft: Evangelische Theologie, Katholische Theologie, Kunstpädagogik, Lehramt an Grundschulen, Lehramt an Gymna-sien, Lehramt an Hauptschulen, Lehramt an Realschulen, Lehramt für Sonderpädagogik, Musikpädagogik, Pädagogik, Philosophie, Philosophie undReligion, Political and Social Studies, Psychologie, Sonderpädagogik, Sozialkunde, Sport, Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Gesundheitund Bewegungspädagogik, Theologische Studien >>>Mathematik& Informatik:Computational Mathematics, Informatik, Mathematik, Mathema-tische Physik, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsmathematik. Je nach Studiengang lassen sich diese Fächer weitgehendmiteinander kombinieren.Master-Studiengänge Ägyptologie, Allgemeine und angewandte Sprachwissenschaft, Altorientalistik, Angewandte Humangeographie, Ange-wandte Physische Geographie, Geosystemwandel und -schutz, Anglistik, Bildungswissenschaft, Biologie, Biochemie, Biomedizin, Business Inte-gration (MBA-Weiterbildungsstudium), Business Management, Chemie, China Business and Economics, Chinese and Economics, Chinese Studies,Computational Mathematics, Digital Humanities, Economics (VWL), Ethnomusikologie, Europäische Ethnologie / Volkskunde, Europäisches Wirt-schaftsrecht, Experimentelle Medizin, FOKUS Life Science, FOKUS Pharmazie, FOKUS Physik, Funktionswerkstoffe, Galloromanische Philologie, Ger-manistik, Germanistik als Fremdsprachenphilologie, Geschichte, Griechische Philologie, Iberoromanische Philologie, Informatik, ItaloromanischePhilologie, Karnataka Studies, Klassische Archäologie, Kunstgeschichte, Lateinische Philologie, Lebensmittelchemie, Mathematik, MathematischePhysik, Mittelalter und Frühe Neuzeit, Musikpädagogik, Musikwissenschaft, Nanostrukturtechnik, Philosophie, Physik, Political and Social Sciences,Psychologie, Psychologische Psychotherapie (Aufbaustudiengang), Russische Sprache und Kultur, Sonderpädagogik, Space Science and Technology(Space Master), Theologische Studien, Vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft, Vor- und frühgeschichtliche Archäologie, Wirtschafts-informatik, Wirtschaftsmathematik.

Am 6. Oktober starten die Vor-lesungen im Wintersemester2014/15. Wer an diesem Tag

an der Uni Würzburg ein Studiumaufnehmen will, sollte wichtige Ter-mine und Fristen im Auge behalten.

FürMedizin, Zahnmedizin und Phar-mazie vergibt die Stiftung „hochschul-start.de“ die Studienplätze zentral undbundesweit. Wer sein Abitur nach dem16. Januar 2014 gemacht hat, kann sichdort bis 15. Juli bewerben. Für das Ein-senden des ausgedruckten Antragsfor-mulars mit Unterschrift und weitererUnterlagen hat er bis 31. Juli Zeit. Werdas Abi dagegen vor dem 16. Januar2014 erworben hat, musste sich bis 31.Mai bewerben.

Am 15. Juli ist Bewerbungsschlussan der UniWürzburg für Studiengängemit einer uni-internen Zulassungsbe-schränkung. Darunter fallen beispiels-weise Biochemie, Biologie, Lehramt anGrundschulen, Lehramt für Sonderpäda-gogik, Pädagogik, Psychologie,Mensch-Computer-Systeme und Medienkom-munikation.

Für die zulassungsfreien Studien-gänge ist auch zum Wintersemester2014/15 keine Bewerbung erforderlich;die Einschreibung erfolgt online wäh-rend der Einschreibezeit. Und die star-tet für das Wintersemester am 21. Juli

und endet kurz nach dem Beginn desSemesters.

Ob ein Studiengang zulassungs-frei ist oder ob man sich bei der Unioder bei hochschulstart.de bewerbenmuss, erfährt man auf der Homepageder Uni unter http://go.uni-wuerzburg.de/faecher Dort ist auch vermerkt, obvor der Einschreibung ein Eignungstestzu bestehen ist.

Die Einschreibung – oder Immatri-kulation, wie es an der Uni heißt – gehtganz leicht über das Internetportal„Online-Immatrikulation“. Einfach dieerforderlichen Daten im Onlineportaleingeben, den Antrag ausdrucken undunterschreiben und mit den nötigenUnterlagen per Post an die Uni schi-cken.

Zulassungsfreie Fächer gibt es jedeMenge: Germanistik und Archäologie,Informatik und Mathematik, Franzö-sisch und Italienisch, Funktionswerk-stoffe, Chemie und Physik, Theologieund Philosophie sind darunter und vieleandere mehr. In mehreren Studienfä-chern bietet die Uni Würzburg auchdie Möglichkeit, in Teilzeit zu studie-ren. Zurzeit geht das unter anderemin Anglistik/Amerikanistik, Geographie,Germanistik oder Geschichte.

Wie die Bewerbung und das Ein-schreibeverfahren ablaufen, darüber

informiert die Studienberatung de-tailliert im Internet unter http://go.uni-wuerzburg.de/zsb. Auch telefonisch,persönlich, per Post und E-Mail helfendie Berater weiter.

Ihren Erstsemestern bietet die UniWürzburg in vielen Fächern spezielleVorkurse an. Das soll allen Neulingeneinen optimalen Start ins Studium ver-schaffen. Die ersten Kurse in einigengeisteswissenschaftlichen Fächernstarten am 15. September; die Teil-nahme ist freiwillig. Feststehen bis-lang Vorkurse in Anglistik, Romanistik,Germanistik, Geschichte, Slavistik und

Klassischer Philologie. Kurz vor Semes-terbeginn folgen dann die Vorkurse indenMINT-Fächern (Mathematik, Infor-matik, Naturwissenschaften, Technik).

Telefonservice: Montag bis Freitag9 bis 15 Uhr, Tel. (0931) 318 318 3Zentrale Studienberatung:Tel. (0931) 31-82914,[email protected]önlich: Ottostraße 16, OffeneSprechstunde: Montag bis Freitag,8 bis 12 Uhr, Mittwoch zusätzlich von14 bis 16 Uhr

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lebenswege

Selbst Teil des Alumni-Netzwerks werden? Nicht nur interessant für ehemalige Studierende. Denn das Alumni-Büro bietet auch ein Mentoring-Programm für Studierende und Jobeinsteiger an. Ehemalige der Uni Würzburg geben ehrenamtlich praktische Tipps an Studierende, Promovenden und Jobeinstei-ger weiter. Infos und Anmeldung unter www.alumni.uni-wuerzburg.de

Susanne Römer

Walter Schauer

Mit Motoren Kanada erobern

Texte: Sara Sophie Schmitt; Fotos: Privat

VonWinterhausen in den kalten, kanadischenWinter, so könnte der Titel zum Lebenslaufvon Walter Schauer (63) lauten. Er studier-

te in Würzburg BWL und ist heute Manager beiMercedes-Benz in Toronto. Inzwischen nennt er diegrößte Stadt Kanadas seine Heimat.Wann haben Sie an der UniWürzburg studiert – undwas?Ich habe vom Wintersemester 1972 bis zum Som-mersemester 1977 Betriebswirtschaftslehre stu-diert.Was wollten Sie als Kind werden?Elektriker.Und was arbeiten Sie heute?Bis 2008 hatte ich verschiedene Management-Positionen bei BMW Canada in Toronto. Seit 2009bin ich National Manager Sales Operations beiMercedes-Benz Canada in Toronto.Warum gerade in Kanada?Während meiner Anstellung bei der BMW Group inMünchen bekam ich das Angebot für ein internati-onales Assignment als Finanzgeschäftsführer. Nachfünf Jahren habe ich mich zu BMW Canada verset-

zen lassen und die Leitung der Niederlassung Toron-to übernommen. Toronto ist jetzt meine Heimat.Was hat das Studium für Ihre heutige Arbeit ge-bracht?Sehr viel – ohne Studium wäre ich nicht das gewor-den was ich heute bin. Mein Studium mit Schwer-punkt Bankbetriebslehre, Revisions- und Treuhand-wesen und betriebswirtschaftliche Steuerlehrehat das Fundament geschaffen, die Funktion alsFinanzgeschäftsführer und Präsident der FinancialServices Division voll auszufüllen.Sie können nicht arbeiten ohne?Obwohl ichmit PC, Excel und Powerpoint arbeite, istder Taschenrechner für mich unersetzlich.Die beste Erinnerung an die Studentenzeit?Die Stadt, die Kneipen, der Wein.Was vermissen Sie aus Würzburg?Die fränkische Lebensart, der gute Wein, die Ge-mütlichkeit.Wieso sind Sie Alumnus?Ich kam im Internet zufällig darauf und habe michangemeldet. Seitdem verfolge ich mit Interesse dasGeschehen an der Uni und in Würzburg.

DieMedikamente stets im Blick

VomHörsaal in die weiteWeltEhemalige Studenten aus Würzburg erzählen, was aus ihnen geworden ist

Als Kind wollte Susanne Römer (42) Archäolo-gin werden. Heute ist die gebürtige Nürn-bergerin Ärztin und arbeitet als Referentin

im Arzneimittelmanagement bei einer Krankenver-sicherung in Oberbayern.Wann haben Sie an der UniWürzburg studiert – undwas?Ich habe von 1993 bis 1997 in Würzburg Humanme-dizin studiert.Was wollten Sie als Kind werden?Archäologin.Und während des Studiums?Augenärztin. Heute bin ich Ärztin, ohne Facharzt-bezeichnung.Was arbeiten Sie heute?Ich bin Referentin im Arzneimittelmanagementbei der Allianz Private Krankenversicherung in Un-terföhring bei München.Was ist typisch für Ihren Arbeitsalltag?Mein Computer, mein Schreibtisch und die zahl-reichen Meetings.Hat das Studium für Ihre heutige Tätigkeit etwasgebracht?

Ohne mein Studium könnte ich die aktuelle Tätig-keit nicht machen. Die Stelle erfordert eine ärzt-liche Ausbildung. Die Auslandsfamulaturen in denUSA und Kanada wären für den aktuellen Job zwarnicht notwendig gewesen, aber sie waren eine tolleErfahrung. Ich weiß, dass es jenseits meiner Schreib-tischkante noch eine andere Welt gibt.Was machen Sie gerne außer Ihrem Job?Bergwandern, lesen und meine Kinder davon abhal-ten, sich zu verprügeln.Bleibt dafür Zeit?Für den letzten Punkt immer :-)Die beste Erinnerung an die Studentenzeit in Würz-burg?Die Sommersemester, die Partys und die Freundevon damals. All das vermisse ich auch heute nochmanchmal.Was ist sonst nachhaltig in Erinnerung geblieben?Das Studium selbst: Ich fand es toll und würde je-derzeit wieder Medizin studieren.Wieso sind Sie Alumna?Weil ich gerne gelegentlich etwas aus Würzburghöre.

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Die Studenten Andreas Liess und Astrid Kudzus neh-men die organische Solarzelle genau in den Blick.

Auf der Suchenach demperfekten FarbstoffChemieprofessor Frank Würthner erforscht neue

Wege der Energiegewinnung

ren Forschungsschwerpunkt, zu dem in sogenanntenKeylabs geforscht wird. In Würzburg, wo das Keylabim Zentrum für Nanosystemchemie angesiedelt ist,untersuchen die Wissenschaftler Farbstoffmoleküle,die sich zu größeren Funktionseinheiten zusammen-schließen. „Es kommt darauf an, wie verschiedeneMoleküle in einem Verband angeordnet sind undmiteinander interagieren und welche Funktionensich daraus ergeben“, erklärt Würthner.

In der Natur funktionieren solche Prozesse ganzgut. Bei der Photosynthese beispielsweise sei zu er-kennen, welche Komponenten die Natur benötigt,um mit Sonnenenergie energiereiche chemischeStoffe (Brennstoffe) zu erzeugen. Ziel muss es sein,diesen Prozess zukünftig auch im Labor und späterin industriellem Maßstab umsetzen zu können. „Wirmüssen Molekülverbände schaffen, die Licht einsam-

Zugegeben, eine Überraschung ist er wahrlichnicht, der Beruf, den Frank Würthner gewählthat. Schon als Kind weckte die Chemie seine

Neugier und er stellte immer wieder die Frage: Waspassiert, wenn...?

Stundenlang experimentierte er mit seinemKosmos-Chemiekasten im Keller. „Allerdings sah derKasten damals noch ganz anders aus als heute, esgab nicht so viele Sicherheitsauflagen und es warmehr möglich“, sagt Würthner und lacht. Als in dersiebten Klasse dann Chemie auf dem Stundenplanstand, war sein Lieblingsfach schnell klar. „Chemieist eine sehr aufregende Wissenschaft. In wenigenBereichen ist der Wechsel zwischen manuellem undgeistigem Arbeiten so ausgeprägt wie dort“, sagt er.Die Begeisterung ist ihm anzumerken. Sie hat ihnseit seiner Kindheit nie losgelassen und er hat seineLeidenschaft kurzerhand zu seinem Beruf gemacht.

Würthner studierte und promovierte an der Uni-versität in Stuttgart. Danachwagte derWissenschaft-ler den Sprung über den großen Teich. Würthnerergatterte eine Post-Doc-Stelle am MassachusettsInstitute of Technology, kurzMIT, in Cambridge (USA).

Doch Würthner ist keiner, der nur innerhalb desgeschützten Raumes derUniversität forschte. Er trau-te sich hinaus und arbeitete nach seinem Aufenthaltin den USA mehrere Jahre im Farbenlaboratorium

bei BASF in Ludwigshafen. Eine Zeit, die für ihn undseine wissenschaftliche Arbeit ein entscheidenderWendepunkt war. „Ich habe in der Industrie gesehen,dass die klassische Chemie mit den Farbstoffen, zudenen ich bislang geforscht hatte, nicht mehr ge-braucht wird. Das ist ein sehr konsolidiertes Feld,da muss man nicht mehr viel forschen“, sagt derProfessor rückblickend.

Allerdings: Farbstoff ist nicht gleich Farbstoff.Würthner hat schnell erkannt, dass in einem ande-ren Bereich noch sehr viel Forschungsbedarf besteht.„Was man heute braucht, sind sogenannte Funkti-onsfarbstoffe. Das sind Stoffe, die zwar meist farbigsind, bei denen es aber auf andere Eigenschaftenals ihre Farbigkeit ankommt.“ Ein Beispiel sind Farb-stoffe, die im nahen infraroten Bereich Strahlungabsorbieren und so als Beschichtung auf Fensternverhindern können, dass sich die Räume aufheizen.„Noch schönerwäre es, wennmandank einer unsicht-baren Beschichtung auf der Scheibe das Licht nutzenkann, um es in Energie umzuwandeln und aus dieserStrahlung Strom zu erzeugen“, sagt der 50-Jährige.

Nach eben solchen Stoffen ist Würthner seiteinigen Jahren auf der Suche. Zunächst an der UniUlm, wo er sich habilitierte, und seit dem Jahr 2002als Professor für Chemie am Institut für OrganischeChemie an der Uni Würzburg. Zwölf Jahre sind dasinzwischen. Zwölf Jahre, in denen er einiges bewegthat. Die Liste seiner Tätigkeiten und Projekte ist lang.Da wäre zum Beispiel die Leitung des bayernweitenVerbundprojekts „Solar technologies go Hybrid“, umnur eines der aktuellen zu nennen.

Die Universitäten Bayreuth, Erlangen-Nürnbergund Würzburg sowie die Technische Universitätund die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) inMünchen haben sich zu einem Netzwerk zusam-mengeschlossen, um gemeinsam neue Konzeptezur Umwandlung von Sonnenenergie in Strom undnicht-fossile Brennstoffe zu erforschen. Mit insge-samt 50 Millionen Euro unterstützt der Freistaat die-ses Forschungsvorhaben. „Nach der Katastrophe vonFukushima wurde die Energiewende in Deutschlandplötzlich sehr schnell vorangetrieben. Es ist beein-druckend, wie schnell da auch in München gehandeltwurde“, sagt Würthner.

Damit möglichst effektiv gearbeitet werdenkann, hat jede der fünf Universitäten einen ande-

Mehr als nur schön bunt: Gemeinsam mit seinen beiden Mitarbeiterinnen

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Text: Sara Sophie Schmitt; Fotos: Daniel Peter

meln und dann in Strom umwandeln oder direkt zurWasserspaltung nutzen“, sagt Würthner. Vielleichtsei es sogarmöglich, das durch die Verbrennung fos-siler Brennstoffe entstandene Kohlendioxid wiedereinzufangen und daraus Brennstoffe zu erzeugen,so Würthner.

Wenn er so davon spricht, was allesmöglich wäre,merkt man ihm die Leidenschaft für seinen Beruf an.Ganz ruhig sitzt er auf dem Stuhl in seinem Büro.Entspannt und aufrecht. Überlegt wirkt er, sachlich,strukturiert. Die Vorfreude schwingt in seiner Stim-me mit.

Ein chemischerWeg, Lichtenergie direkt in Brenn-stoffe umzuwandeln, daswäre ein großer Erfolg. „Wirblasen viel zu viel CO2 in die Luft und haben zugleichzu wenig Anbaufläche für Pflanzen, die Photosyn-these betreiben können. Daher müssen wir diese

künstlich erzeugen können“, erklärt er. Um diesemZiel näher zu kommen, diskutiert er mit seinenMitarbeitern, analysiert mit ihnen gemeinsam dieErgebnisse ihrer bisherigenUntersuchungen und ent-wickelt zukünftige Forschungswege. Zeit, selbst imLabor zu stehen, findet er kaum noch.

Doch trotz aller Euphorie: Würthner ist Wissen-schaftler, kein Träumer. Er weiß, dass sich bei solchenÜberlegungen nichts versprechen lässt. DenMut ver-liert er deshalb jedoch nicht. „Das ist eine ganz neueTür, die wir in diesem Bereich der Chemie aufstoßen.Da bedarf es einiger Grundlagenforschung“, sagt erund seine Augen strahlen.

Ganz sicher: Würthner hat sie noch immer: DieNeugier, die ihn schon seit seiner Kindheit begleitet.Und noch immer stellt er sich regelmäßig die Frage:Was passiert, wenn...?

Zentrum für NanosystemchemieDas Würzburger Keylab des bayernweiten Ver-bundprojekts „Solar Technologies Go Hybrid“ist am Zentrum für Nanosystemchemie (CNC)angesiedelt. Es ist 2010 auf Initiative von FrankWürthner entstanden. Im Juli dieses Jahres be-ginnt der Bau eines neuen Forschungsgebäudesfür das CNC. Es soll rund 40 WissenschaftlernPlatz für ihre Forschungen im Bereich der funkti-onalen Nanosysteme für Energie- und Informa-tionstechnologien bieten. Würthner hofft aufeinen weiteren Ausbau, um auch biologisch-medizinische Forschung an molekularen Nano-systemen künftig einbinden zu können.

Mitarbeiterinnen Stefanie Hoehne (l.) undMasterstudentin Christina Kaufmann entwickelt FrankWürthner im Syntheselabor neue Funktionsfarbstoffe.

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Auf die Dosis kommt es an, das giltauch für das körpereigene HormonCortisol. Der Stoff, umgangssprach-lich auch Cortison oder Kortison,ist ein Hormon aus der Nebennie-re. Es gilt als Stresshormon underfüllt beim Menschen zahlreichelebenswichtige Funktionen. „Cor-tisol nimmt im Stoffwechsel desMenschen eine wichtige Funktionein, Insbesondere im Immunsystem“,sagt Professor Martin Fassnacht vonder Uni Würzburg. Er ist seit Februarmit Professor Bruno Allolio Leiterder Endokrinologie und Diabetologieam Zentrum für Innere Medizin desUniversitätsklinikums.Zu viel Cortisol kann jedoch unteranderem zu Diabetes, Bluthochdruck,ausgeprägter Muskelschwäche undOsteoporose führen. Diese Auswir-kungen fassen Mediziner unter demnach dem Erstbeschreiber HarveyWilliams Cushing benannten Begriff,„Cushing-Syndrom“ zusammen. DiePatienten nehmen außerdem an Ge-wicht zu und entwickeln häufig eineDepression. Ohne Behandlung ist dieSterblichkeit deutlich erhöht.Einer internationalen Forschungs-gruppe ist es auf Initiative vonWürzburger und Münchner Hormon-forschern nun erstmals gelungen,Mutationen in einem Schlüsselgender Nebennierensteuerung alsUrsache für eine krankhaft gestei-gerte Ausschüttung des Hormons zuidentifizieren.Ausgangspunkt der Forschungs-arbeiten war eine genetische

Charakterisierung von gutartigenNebennierentumoren, die zu einerausgeprägten Form dieser Erkran-kung geführt hatten. „Wir habengutartige Tumore untersucht, dahier erwartungsgemäß nur sehrwenige Mutationen vorliegen. Beibösartigen Tumoren sind dies oftHunderte“, erklärt Fassnacht.Den Forschern aus Frankreich, Italien,den USA und Deutschland unterFührung von Felix Beuschlein vomUniversitätsklinikum München sowieMartin Fassnacht und Bruno Alloliovon der Medizinischen Klinik undPoliklinik I des Würzburger Universi-tätsklinikums gelang der Nachweis,dass bei über einem Drittel dieserPatienten eine Mutation im Gen fürdie Proteinkinase A vorliegt.Die Proteinkinase A ist ein Schlüs-selenzym für die Steuerung derHormonproduktion der Nebennieren.„Durch die Mutation wird diesessonst sehr genau geregelte Enzymdauerhaft aktiviert und führt so zurungezügelten Hormonproduktion“,sagt Allolio. Der genaue molekulareMechanismus dieses Kortison-Sturms konnte in Zusammenarbeitmit Davide Calebiro und ProfessorMartin Lohse vom Rudolf-Virchow-Zentrum der Universität Würzburgerfolgreich entschlüsselt werden.Fassnacht und seine Kollegen er-hoffen sich nun durch das bessereVerständnis der Entstehung vonNebennierentumoren neue Ansätzein der Behandlung von Cushing-Syn-drom-Patienten mit Medikamenten.

Mutiertes Gen: 3-D-Struktur der Proteinkinase A mit Hervorhebung der mutiertenAminosäure.

Mutation löst Kortisonsturm ausWürzburger Forscher hoffen auf neue Behandlungswege

Hilfsorganisationen treten häufigals Einkäufer in großem Stil auf –für Medikamente, Impfstoffe oderandere medizinische Produkte.Welche Strategie sie dabei im bestenFall verfolgen sollten, untersuchenProfessor Richard Pibernik und Dr.Alexander Rothkopf in einem neuenForschungsprojekt am Lehrstuhl fürLogistik und quantitative Methodenin der Betriebswirtschaftslehre derUniversität Würzburg. „Multi-Sup-plier Sourcing Strategies for GlobalHealth Products“ lautet der Titeldieses Projekts.Nach welchen Kriterien sollte alsobeispielsweise das KinderhilfswerkUNICEF vorgehen, wenn es dieKinderlähmung ausrotten möchte?Auf einen Hersteller setzen, weildessen Konkurrenten dafür bekanntsind, dass sie nicht immer pünktlichdie bestellten Mengen liefern – wasein Projekt wie die Ausrottung derKinderlähmung ernsthaft gefähr-den könnte? Oder doch lieber dieBestellung auf zahlreiche Anbieterverteilen und damit Wettbewerb undInnovation in Schwung bringen?Das ist der Punkt, an dem die Würz-burger Wissenschaftler ins Spielkommen: „Wir wollen Modelle entwi-ckeln, die einer Organisation in be-stimmten Situationen dabei helfen,eine Entscheidung zu treffen“, sagtAlexander Rothkopf. Vereinfacht ge-sagt, handelt es sich dabei um einenWerkzeugkasten, der alle möglichenParameter berücksichtigt – angefan-gen bei der zur Verfügung stehen-

den Summe Geld über die Zahl derAnbieter, deren Zuverlässigkeit undvieles mehr. Sind alle Parameter ge-setzt, ergibt sich eine Empfehlung,welche Strategie die Hilfsorganisa-tion beim Einkauf verfolgen sollte– und das für so unterschiedlicheFälle wie beispielsweise den Kauf vonMoskitonetzen oder den Bezug vonHIV-Medikamenten.Bei der Erstellung solcher Modellehaben Pibernik und Rothkopf bereitsErfahrung: Sie haben Vergleichbaresfür den privaten Sektor entwickelt.„Was wir dabei gelernt haben, kannuns jetzt sicherlich helfen. Die öko-nomischen Konzepte sollten zumin-dest übertragbar sein“, sagt Alexan-der Rothkopf. Ziel ihrer Arbeit solles sein, einen gut funktionierendenMarkt von Lieferanten langfristig zusichern, um das Wohlergehen derBevölkerung zu verbessern.In dem Projekt arbeiten die bei-den Würzburger mit Kollegen desWilliam-Davidson-Instituts an derUniversität Michigan (USA) zusam-men – einer der weltweit führendenForschungseinrichtungen auf demGebiet der Logistik, wie RichardPibernik sagt. Finanziert unter ande-rem von der Bill & Melinda Gates-Stiftung, suchen dort Wissenschaft-ler um Professor Prashant Yadav nachneuen Wegen, die dazu beitragen,„gut funktionierende globale Märktefür Medikamente, Impfstoffe undandere Medizinprodukte zu entwi-ckeln“, wie es auf der Homepage derEinrichtung heißt.

Die richtige Strategie ist wichtig: Was beim Einkauf von Medikamenten zubeachten ist, erforschen Wissenschaftler an der Uni Würzburg.

Richtige Technik beim EinkaufStrategien für Hilfsorganisationen

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23Texte: Universität Würzburg; Fotos: Universität Würzburg, WHO

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Bei der WM kämpfen die Fußballerin Brasilien nicht nur gegen andereMannschaften, sondern auch gegendie Hitze. Wissenschaftler BillySperlich von der Uni Würzburg kenntStrategien, die Hitze zu überlisten.Er hat Studien ausgewertet umaufzuzeigen, wie sich die Kicker beigroßer Hitze am besten verhalten.„Die richtige Kleidung, eine ange-messene Flüssigkeitsaufnahme,passende Ernährung und Akklimati-sation sind wesentliche Vorausset-zungen, um Höchstleistungen auchbei schwierigen Bedingungen zuerzielen“, sagt Sperlich.Hat das Wetter überhaupt Einflussauf Taktik und Offensivdrang einerMannschaft? Es hat, wie die unter-suchten Arbeiten zeigen. Die Analyseeines Fußballspiels bei über 30 GradCelsius zeigte, dass in den letzten 15Minuten die Laufaktivität um bis zu50 Prozent geringer als im Rest desSpiels war. Zugleich erhöhte sich diePassgenauigkeit um annähernd den

gleichen Prozentsatz. „Solche Analy-sen sind mit einer gewissen Vorsichtzu genießen. Man könnte aber sagen,dass der clevere Spieler besser mitder Hitze zurechtkommt, weil er sichdurch gutes Auge Sprints ersparenkann“, sagt Sperlich.Und wie sehen die Auswirkungenauf das Spiel aus? Überhitzung undWasserverlust führten bei unter-suchten Spielern zu verlangsamterReaktionszeit und Veränderungender Feinmotorik. Eine Gegenmaß-nahme – neben elektrolytischenGetränken – könnte das Runterküh-len der Kerntemperatur sein. Bereitsdurch das 20-minütige Tragen vonKühlwesten vor Anpfiff oder eine Ab-kühlung in der Halbzeit reichen aus.Auch der Kleidung kommt eine be-sondere Rolle zu. Luftige Trikots undHosen in hellen Farben unterstützeneine verbesserte Wärmeabfuhr. Sogesehen sind die weißen Trikots derDeutschen den dunkelblauen franzö-sischen gegenüber im Vorteil.

Besser weiß als blauSo bewältigen Fußballer die brasilianische Hitze

Wenn im Gebiss Zähne fehlen, lassensie sich durch Implantate ersetzen.Bis zu einer Million werden jedesJahr in Deutschland gesetzt, wie dieDeutsche Gesellschaft für Implanto-logie schätzt.Zu den ärztlichen Routinekontrollennach diesem Eingriff könnte in Zu-kunft ein Spezialkaugummi gehören.Der Patient müsste schleunigst zumZahnarzt gehen, wenn sich beim Kau-en ein bitterer Geschmack bemerk-bar macht. Denn dieses Warn-Aromakündigt eine Komplikation an. „Sokönnte jeder Patient seine Implan-tationszone mit geringem Aufwandselbst überwachen“, sagt ProfessorLorenz Meinel vom Institut für Phar-mazie der Uni Würzburg.Der Kaugummi ist noch Zukunfts-musik, die Komplikation nicht: In denJahren nach dem Setzen eines Zahn-implantats kann bei ungefähr sechsbis fünfzehn Prozent der Patienteneine so genannte Peri-Implantitisentstehen. Schuld sind Bakterien:Sie infizieren das Gewebe rund umsImplantat und sorgen für eine Ent-zündung, die zunächst das weicheGewebe und dann den Knochenzerstört. Wenn der Kaugummi dieseKomplikation ankündigt, kann derZahnarzt das Krankheitsgeschehenschon in einem sehr frühen Stadiumbeeinflussen.Eine möglichst frühe Erkennung derKomplikation ist also wichtig. Daranarbeitet der europäische Forschungs-verbund STEP, dem die WürzburgerPharmazeuten Jennifer Ritzer und

Lorenz Meinel angehören. Ihr Ansatz:Wenn die Probleme rund um einZahnimplantat am Entstehen sind,steigt die Konzentration des EnzymsMatrix-Metalloproteinase 8 (MMP-8)an. Diesen Anstieg kann der Kaugum-mi diagnostizieren.Erreichen lässt sich das mit einemSystem aus einer kleinen Peptidkette,die zwischen einer winzigen Kugelund einem Bitterstoff platziert ist.Überschreitet die Enzymkonzentrati-on aufgrund der Komplikation am Im-plantat im Speichel eine bestimmteGrenze, schneidet das Enzym dasPeptid durch und der Bitterstoff wirdfreigesetzt – der Patient schmecktihn und ist gewarnt.Um das Warnsignal in den Mund zubringen, verfolgen die Forscher zweiStrategien. Zum einen wollen sie denSpezialkaugummi entwickeln. Zumanderen denken sie daran, die Zahn-implantate selbst mit dem Systemaus Kugel, Peptid und Bitterstoff zubeschichten.Welche der beiden Vorgehensweisendie bessere ist, soll in dem zweijäh-rigen, von der Europäischen Union(EU) mit einer Million Euro geför-derten Forschungsverbund „STEP –Sensing peri-implant disease“ heraus-gefunden werden.Die Gesamtprojektleitung hat derSchweizer Zahnimplantate-HerstellerThommen Medical AG. Auf wissen-schaftlicher Seite erarbeitet diePharmazie der Uni Würzburg dasdiagnostische System zusammen mitverschiedenen Partnern.

Gleich doppelt bitter: Wenn der Kaugummi unangenehm schmeckt, könnte dasein Hinweis auf eine Infektion der Implantate sein.

Kauen für gesunde ZähneDiagnose-Kaugummi für Menschen mit Zahnimplantaten

Gemeinsam ins Erlebnis und zu Events - Attraktive Vergünstigungen für Bahnkunden bei zahl-reichen Partnern„Raus aus dem Alltag – rein ins Erlebnis“ so lautet das aktuelle Motto der Bahn.Nutzen Sie beim Erkunden von Franken die Bahn: Stressfrei, staufrei und ohne Parkplatzsorgen!Genießen Sie die Fahrt besonders mit unseren modernen, klimatisierten Zügen.Auf allen Bahnstrecken in Mainfranken und Richtung Aschaffenburg haben Sie mindestens einenStundentakt; im Großraum Würzburg in der Hauptverkehrszeit teilweise sogar Halbstundentakt!Mit dem Bayern-Ticket können Sie alle Straßenbahnen und Busse der lokalen Verkehrsgesell-schaften (z.B. Stadtverkehr Würzburg, Nürnberg, Schweinfurt und Aschaffenburg) gratis nutzen!Kooperationspartner der Bahn bieten für Kunden der Bahn zudem interessante Vergünstigungen:Sie erhalten gegen Vorlage der Bahnfahrkarte bei den Partnern Ermäßigungen auf dieEintrittspreise oder andere Vergünstigungen.Beim „Bayern-Ticket“ und „Schönes-Wochenende-Ticket“ erhalten je Ticket bis zu fünf Personen dievereinbarten Ermäßigungen.Ermäßigungen gibt es in Würzburg unter anderem in Museen (z. B. Dommuseum, Kulturspeicher,Mainfränkisches Museum), beim UNESCO-Weltkulturerbe Residenz, im Staatlichen Hofkeller,auch z.B. beim Weinhaus Schnabel und zahlreichen weiteren Partnern. In Aschaffenburg gibt esErmäßigungen auf die Eintrittspreise unter anderem in Schloss Johannisburg, Pompejanum,Stiftsmuseum, Naturwissenschaftliches Museum sowie in der Kunsthalle Jesuitenkirche, imStadttheater und im Casino Filmtheater. In zahlreichen weiteren Städten und Gemeinden (z.B.Schweinfurt, Lohr, Karlstadt, Kitzingen, Volkach, Marktbreit,...etc.) gibt es Preisnachlässe fürBahnkunden mit aktuellem Bahnticket.Informieren Sie sich über das Angebot in unseren Broschüren,die in den Zügen, in den Bahnhöfen und bei weiteren Partnern(z.B. Tourismusbüros, Landratsämter, Gemeinden) ausliegen.Weitere Infos gibt es „online“ unter:www.bahn.de/mainfrankenbahn

„Raus aus dem Alltag - rein ins Erlebnis“ –Mit der „Mainfrankenbahn“ und dem„Main-Spessart-Express“ die Region erfahren

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studieren

24 Text: Universität Würzburg/ Sara Sophie Schmitt; Fotos: Theresa Müller

Lobende Worte: Der Würzburger OB ChristianSchuchardt war zufrieden mit den Fortschritten.

Unter der KroneRichtfest der Mensateria am Uni-Campus

Eine überdimensionale grün-rot-weiße Kronebaumelte kürzlich an einem Baukran über derMensateria. Das konnte nur eines bedeuten:

Es wurde Richtfest gefeiert.Seit Juni 2013 wird auf dem Campus Nord der

Universität Würzburg an der Mensateria eifrig ge-werkelt und gebaut. Am 25. April nun war eine wich-tige Etappe geschafft, das Richtfest konnte gefeiertwerden. Ein Ereignis, das sich auch die Politprominenznicht entgehen ließ: Staatssekretär Gerhard Eck undMdB Paul Lehrieder waren ebenso vor Ort wie dieLandtagsabgeordneten Oliver Jörg, Manfred Ländner(beide CSU), sowie Volkmar Halbleib (SPD) und GünterFelbinger (Freie Wähler).

Bislang liege der Bau voll im Kosten- und Zeitplan,und das sei eine tolle Leistung aller Beteiligten, so derUni-VizepräsidentWolfgang Riedel in seiner Anspra-che. Für das Zusammenwachsen des Hubland-Arealsmit dem neuen Campus Nord sei die Mensateria einweiterer wichtiger Baustein – ein erster war die Er-öffnung der Campusbrücke im Dezember 2013. DieBrücke ist für Fußgänger und Radfahrer bestimmtund wird rege benutzt, um schnell und einfach vomHubland-Campus auf den Campus Nord zu kommen.Bislangmussteman dafür die stark befahrene Straße„AmGalgenberg“mitWartezeit an einer Fußgänger-ampel überqueren.

Finanziert wird das neue Gebäude, das das erstegroße Neubauprojekt auf dem Uni-Campus ist, mitMitteln des Freistaats Bayern. Gerhard Eck, Staatsse-kretär imMinisteriumdes Innern, für Bau und Verkehrzeigte sich daher erfreut darüber, dass Baufirmen aus

der Region einen Großteil der Bauarbeiten erledigen:„Esmachtmich stolz, dass unsere Unternehmen auchbei solchen EU-weiten Ausschreibungen die Aufträgeholen.“

AuchOberbürgermeister Christian Schuchardt undMatthias Nowak vom StudentenwerkWürzburg, dasdieMensateria betreibenwird, zeigten sich zufriedenmit den bisherigen Fortschritten auf der Baustelle.Man wolle das bisher schon gute Angebot in derneuen Mensateria noch weiter ausbauen, versprachNowak.

Diese „kleine Mensa“ übernimmt künftig zweiwichtige Funktionen: Zum einen soll sie auf Dauerdie Studierenden und Beschäftigten auf demCampusNord versorgen. Zumanderen bereiten ihre Köche dasEssen für den gesamten Hubland-Campus zu, wenndessen 30 Jahre alte Hubland-Mensa saniert wird.Diese Sanierung soll starten, sobald die Mensateriaeinsatzfähig ist.

Peter Mack, der im Staatlichen BauamtWürzburgden BereichUniversitätsbau leitet, lieferte technischeFakten zur Mensateria: Der zweigeschossige Baumisst etwa 43 auf 37 Meter, ist rund 13 Meter hochund hat eine Hauptnutzfläche von 1688 Quadratme-tern. Zur Südseite hin bekommt dieMensateria nocheinen Balkon, so dass ein Aufenthalt im Freien mitbestem Blick auf den Hubland-Campus möglich ist.Draußen sitzen können die Gäste auch auf einer Ter-rasse unter dem Balkon. Der Speisesaal wird ebenfallshell und freundlich ausfallen – dank großer Fensterund Lichtkuppeln im Dach. In Betrieb gehen wird dieMensateria voraussichtlich Ende 2014.

Zum Wohl: Christoph Blank vom gleichnamigen Bauunternehmen beim Richtspruch fürs neue Mensateria-Gebäude.