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campus:echo ( ( Das studentische Magazin der Universität Erfurt # 03 Masterplan Raus aus der Uni - Rein in die Uni. Notausgang Raus aus dem Alltag - Rein ins Chaos. Ausbüchsen Raus aus der Stadt - Rauf aufs Land.

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Das studentische Magazin der Universität Erfurt

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campus:echo((

Das studentische Magazinder Universität Erfurt

# 03

MasterplanRaus aus der Uni -

Rein in die Uni.

Notausgang Raus aus dem Alltag -

Rein ins Chaos.

AusbüchsenRaus aus der Stadt -

Rauf aufs Land.

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nicht katastrophale

umworbene heft:campus

luxuriösefeierwütig!

inselreif

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untertauchen! Technik Meinung campus:menschRuhe schlagfertig!Impressum

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„Whisper“ von Francis Willmann / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz // Photo S.2: Jan Steinhauer

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Ähh...ditorial!

Grasflecken auf unseren Jeans sind die flüchtigen Zeugen des kommenden Sommers. Und mit der Sonne erreicht viele von uns die Gewissheit, dass es

nun langsam wieder weitergehen muss. Raus aus der Uni und wieder rein ins Ungewisse.

Für manche ist es die lang ersehnte Flucht aus Erfurt, doch nicht alle wollen nach den Jahren wieder von hier flüchten und manche wollen sich nur einfach noch nicht bewegen. Andere müssen es wiederum.

Die verbleibende verbringen wir mit den Verbleibenden, fahren raus ins kühle Landidyll oder ziehen ins aufgeheizte Straßengetümmel. Einzig der Keller ist dann wieder unsere einzige Konstante. Dort, ganz tief unten, herrschen beständig 18 Grad. Lauwarm.

Unten treffen wir die, welche untergetaucht sind. Sie suchen Schutz in der Dunkelheit, vor Erschütterungen oder vor dem inneren Schweinehund. Dort ist es ruhig, es drückt und wackelt nichts. Den Horizont können wir von dort unten nicht mehr sehen. Deswegen kommen wir wieder raus und zeigen uns. Prompt werden wir auf die grünen Flecken auf der Hose angesprochen, die ja so schlecht rausgehen.

Gut so, denn im Winter werden sie uns an die schöne Zeit erinnern...

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Master an der (Bachelor)-Uni Erfurt?Die Zahl der Masterstudenten in Erfurt ist im Vergleich zu den Bachelors eher gering. Aus diesem Grund wirbt die Uni immer offensichtlicher um Masterstudenten. Studiengänge befinden sich in der Umstrukturierung und werden

umbenannt. Seit Anfang des Jahres gibt es einen Masterinfotag. Was ist da los mit den Masterplänen?

von Stephanie Felsberg und Carolin Fischer

Fragt man unter den Bachelor-Kommilitonen nach ihrem Mas-terplan, ist Erfurt meist kein Be-

standteil der Antwort. Als Rechtfertigung nennt Sophia*, 25, BA Erziehungswissen-schaft, unter anderem mangelnde Qua-lifikationen der Dozenten. „Es gibt nur Vertretungsprofessoren, da engagierte Professoren nie lange an der Uni bleiben.“ Sie hat das Gefühl, dass die wenigen Gel-der, die zur Verfügung stehen nur für die BA Studiengänge Kommunikationswis-senschaft und Staatswissenschaft ausge-geben werden.

Unter den Masterstudenten ist die Begeisterung über die Programme ge-dämpft. Bemängelt werden vor allem zu wenige Auswahlmöglichkeiten innerhalb der Studiengänge. Die 24-jährige Lisa* studiert MA Sonder- und Integrationspä-dagogik und ist skeptisch, wenn sie über ihren Belegbogen nachdenkt. „Ich mache dieses Semester so wenig Kurse, weil mir einfach nicht genügend Seminare zusa-gen.“ An Vorarbeiten sei bei der Auswahl nicht zu denken. Aber angesichts der nur vier Semester im Master ist die Zeit knapp bemessen. Dabei sei sie extra an die Uni Erfurt gekommen, um hier den zunächst interessant klingen den Master in Son-der- und Integrationspädagogik zu ma-chen. Nun hat Lisa das Gefühl, eher einer Randgruppe anzugehören. Schuld seien wieder die StaWis und KWler. Vor allem die Bachelorprogramme dieser Studien-gänge seien das Steckenpferd der Uni. In diversen Rankings sind sie auf den oberen

Plätzen zu finden und helfen so bei der Imageprägung der Uni. Da könnte schon das Gefühl einer finanziellen Bevorzugung aufkommen.

Die Meinung der Masterstudenten ist jedoch nicht gleich der Grund dafür, dass die Bachelor-Absolventen zum Master in eine andere Stadt wechseln oder dass sich nur wenige Studenten an der Uni Erfurt einschreiben. Lisa hätte sich im Voraus mehr Informationsmöglichkeiten gewünscht. Dem wirkt das Referat Öffent-lichkeitsarbeit der Uni mit diversen Ver-anstaltungen entgegen. Frau Traute, Ver-antwortliche für das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Marketing erklärt: „Der Masterinfotag wurde ins Leben ge-rufen, um Studieninteressierte für ein Master-Studium viel gezielter anzuspre-chen und ihnen eine umfangreiche und persönliche Beratung zu garantieren.“. Rückblickend stellt sie fest: „Eine inten-sive Beratung und vor allem persönliche Gespräche mit den Studieninteressierten, kam bei unseren Gästen richtig gut an.“ Aus diesem Grund wird bereits der nächs-te MA-Infotag für Anfang 2012 geplant.

An den Kommilitonen ist der Versuch der Uni, Masteranten anzuwerben, nicht vorbei gegangen. Das Problem hierbei ist, dass das nicht immer positive Folgen nach sich zieht. Möchte man an einer Universi-tät studieren, die einem das Masterstudi-um nachwirft? Und das in Zeiten, in de-nen Masterplätze angeblich rar gesät sind. Lisa* sagt dazu: „Zuzugeben, dass man an einer Uni studiert, die jeden nimmt,

ist schon nicht so gut.“ Dennoch bleibt sie optimistisch. Denn man darf nicht die positiven Seiten der Alma Mater Erfurt vergessen. „Eine Betreuungssituation wie hier findet man selten. Wenn man sich nicht nur hinter dem Netbook versteckt, hat man gute Chancen vom Professor wie-dererkannt zu werden.“ Persönlich sowie im Internet steht die Universität Erfurt ihren Studenten stets zur Seite. So berich-tet Frau Traute stolz: „Bei der Anzahl der Fans unseres Facebook-Profils liegen wir in den ostdeutschen Bundesländern vorn. Seit dem vergangenen Jahr hat die Uni Er-furt auch einen Twitter-Account und dar-über hinaus beantworten unsere Campus-Spezialisten auf StudiVZ und SchülerVZ die Fragen von Studieninteressierten auf Augenhöhe.“

Auch Paul*, 26, MaL Geschichte und StaWi sieht mehr positive als negative Sei-ten am Master in Erfurt. „Die Nähe zu den Dozenten ist eben unschlagbar und wenn man, wie ich, auch schon im Bachelor in Erfurt studiert hat, weiß man woran man ist.“ Angesichts der wenigen Fördergelder mache die Uni das Beste aus dem Lehrver-anstaltungsangebot. Problematisch sieht Paul jedoch die fehlende Spezialisierung im Master. Die Schulformen in Thürin-gen werden in den nächsten Jahren ge-mischt und auf förderbedürftige Kinder wird er als angehender Realschullehrer nicht vorbereitet. „Allgemein habe ich das Gefühl, die Studiengänge sind nicht ganz up-to-date. Ich denke, das könnte einer der Hauptgründe sein, warum der große

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Photos: Susanne Schmich/PIX

ELIO

Ansturm an Masterbewerbern ausbleibt.“ Ist es also die Zukunftsorientiertheit,

die den Masterstudiengängen in Erfurt fehlt? Die Bachelorprogramme sind gut besucht. Verlässt man mit einem Bache-lor in der Tasche den Campus, kann man guten Gewissens behaupten, eine solide Grundausbildung erhalten zu haben. Aber zum Master reicht der Anreiz nicht aus. Frau Traute vom Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betont noch einmal deutlich: „Trotz all der Marketingmaß-nahmen muss natürlich auch das Pro-gramm stimmen. Dass dies bei uns der Fall ist, davon sind wir überzeugt und das bestätigen uns auch unsere Absolventen.“

Um das Programm zu verbessern wird zum Beispiel der MA Kommuni-kationswissenschaft zum kommenden Wintersemester ersetzt durch den MA Kommunikationsforschung: Politik und Gesellschaft. Hier ist ein Ansatz in Rich-tung Spezialisierung zu erkennen.

Klar erkennbar sind negative Eindrücke wie „wenig Geld“, „KW und Stawi bevor-zugt“, „wenig Auswahlmöglichkeiten“ aber auch positives Feedback wird gegeben: „ausgezeichnete persönliche Betreuung“, „familiär“ und Rahmenbedingungen, Be-treuung und Studienumfeld stimmen“. Probleme und Unstimmigkeiten gibt es an jeder Universität. Festzuhalten jedoch ist, dass sich die Universität Erfurt den Pro-blemen annimmt. Strukturen der Master-studiengänge werden teils neu durchdacht und geändert.

Auch die PR-Abteilung der Uni leistet

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gute Arbeit und ist sehr bemüht potenti-elle Masterstudenten zu informieren und für Erfurt zu begeistern. Vielleicht tragen diese Maßnahmen Früchte und die Uni-versität darf schon bald neue Masterstu-denten begrüßen.

Eine Universität die perfekt ist, ist uto-pisch. Eine Universität, die zuhört und handelt, sei es auch nur ein kleiner Schritt, ist auf dem richtigen Weg.

* Die Namen der Studenten wurden geän-dert.

Photo: „givany hecht“/www.jugendfotos.de, CC-Lizenz

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Photo: Thomas Schmelzer

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Neulich beim Kaffee: „Unterirdi-sches Kellersyste an der Uni“, höre ich jemanden in Bruch-

stücken flüstern. Echt? Tatsächlich hat-te mir eine kanadische Dozentin erzählt, in einigen Universitäten Kanadas gebe es unterirdische Tunnelsysteme, die die Gebäude miteinander verbinden. Damit muss im kanadischen Winter niemand schneenasse Füße bekommen. Ob die Uni Erfurt auch so ein Kellersystem hat? Beflügelt von dieser Vorstellung schwebe ich zu Herrn Schubert von der Uni-Haus-verwaltung, der aber gar nicht über diese „geheimen Gänge“ reden möchte. Und durchlaufen darf ich schon gar nicht. „Zu gefährlich“, meint er.

Ich finde trotzdem einen Weg. In gut 20 Minuten kann man den Campus unterir-disch im Kreis ablaufen. Ich starte bei der Mensa und gehe Richtung LG2, dann ins LG1 und komme beim Audimax wieder ans Tageslicht. Oberirdisch alles kein Pro-blem, aber unter der Erde verlässt mich mein Orientierungssinn. Ich irre durch Lagerräume mit Parkhaus- und Kellerge-ruch, durch lange Gänge mit dicken und dünnen Rohren, alten Fahrrädern, durch Pfützen und schnell vorbei an dunklen Ecken, die für jeden Horrorfilm per-fekt wären. In die Gänge zwischen MG1, Wohnheim und LG4 komme ich nicht. Die sind versperrt.

Macht aber nichts, denn am Ende möchte ich eigentlich nur noch raus an

die frische Luft und oberirdisch über den Campus laufen.

Wie am Campus ist auch eine Reise ins restliche unterirdische Erfurt spannend. Obwohl es trotz seiner Reize wenig Be-achtung in der Stadtgeschichte findet, sind gerade die Keller und Kellergänge Erfurts interessante historische Relikte. Die Kellerforschung ist eine schon über 100 Jahre alte Stadttradition. Seit dem 12. und 13. Jahrhundert gibt es hier großflä-chige Kellerräume, die oft durch massive Holzbalken von oben gestützt und später durch Deckenwölbungen stabiler und zu brandsicheren „Tresoren“ gemacht wur-den. Wie das aussieht, hat jeder schon einmal in der Engelsburg sehen können ohne dabei wirklich an einen Keller zu denken. Erfurts bekanntester Keller ist scheinbar nach oben gerutscht und seine Kellerfassade dient nur der urigen Deko-ration. Spätere Berichte sagen der Stadt einen immensen Reichtum an Steinhäu-sern und –kellern nach, den nur wenige andere Städte vorweisen konnten. Durch etliche Sanierungen und Neubauten kam es in der Altstadt jedoch zum Abbruch von Denkmalsubstanz.

Trotzdem gibt es bis heute noch vie-le sehr gut erhaltene Keller. Die Altstadt verfügt über große ineinander vernetz-te Keller-Konglomerate, wie eben den Eburg-Keller. Zwischen Pergamentergas-se, Predigerstraße, Breitstrom und Dom-platz sowie um den Fischmarkt gibt es auf

circa 212 Grundstücken 460 Kellerräume, 95 davon sind rekonstruierbar oder noch erhalten.

Wegen dieses unterirdischen Schat-zes engagieren sich auch die beiden Kel-lerforscher Volker Düsterdick und Elmar Altwasser für den Erhalt und die Doku-mentation der „Erfurdia subterranea“. Altwasser ist Kulturhistoriker und Lehr-beauftragter der Uni Marburg, Düsterdick seit den 80ern ehrenamtlicher Denkmal-schützer und sozusagen eine Art Erfurter Phantom. Ich stelle ihn mir sehr blass und hager vor. Denn die Vorstellung und seine Dokumentationen sind das Einzige, was mir bleibt. Er ist wohl leider etwas menschenscheu, wie mir Café-Paul-Be-sitzer Uwe verrät: „Man muss ihn kennen und ansprechen, anders kommt man an ihn nicht ran.“ Schade eigentlich! Einen Streifzug durch das unterirdische Erfurt mit ihm und seinem Wissen wäre eine Geschichtsstunde gepaart mit schaurig-schöner Romantik.

Andererseits wirken Erfurts Keller gleich viel mystischer, wenn man nicht einfach hinein gehen kann. Das liegt aber vor allem an der Besonderheit der zumeist hofseitig gebauten Zugänge. Mein Ein-druck, dass die Keller Erfurts gar nicht so tief in der Erde stecken bestätigt Elmar Altwasser: Viele Keller sind als Souter-rain-Einheiten gebaut worden und hatten wohl eine viel größere Bedeutung als man vermutet.

Erfurt untenrum ((

Während der Museumsnacht durch die Horchgänge der Zitadelle wandeln, eine szenische Führung durch Keller und Dachböden mitmachen und tanzen in der Eburg. Willkommen im unterirdischen Erfurt.

Lydia Kirchhoff ist einmal ganz unten angekommen.

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„Jemand sagte danach mal zu mir: Japan sei auch das perfekte Land für so eine Katastrophe...“

Japan ist ein faszinierendes, kontrastreiches und hochtechnisiertes Land. Um die japanische Kultur ranken sich Legenden, einfach weil uns diese Kultur so fremd ist. Um zu schauen, was wirklich hinter diesem Vorhang von

Mythen steckt, begab sich Elena Popov, Studentin der Staatswissenschaften im sechsten Semester, zum Auslandsse-mester nach Tokio. Sie wollte die Kontraste selber erfahren. Als dort im März unter ihren Füßen der Boden zu beben

begann, ahnte sie noch nicht welche Folgen dies für ihre Reise haben würde...

von Linda Rustemeier

campus:echo: Elena, schön, dass du wieder zurück in Erfurt bist, erzähl doch mal kurz was für eine

Reise und Semester du hinter dir hast und warum du dich für Japan als Studienland entschieden hast?

Elena Popov: Ich war sieben Monate in Tokio, an der Waseda Universität. Ich wollte etwas komplett anderes erfahren, also eine andere Welt, eine Sprache, die ich nicht damit verbinden kann was ich bisher gelernt habe und da kam eigent-lich nur der asiatische Raum in Frage. Die Entscheidung habe ich auch nie bereut.

ce: Wusstest du vorher viel über die ja-panische Kultur oder war das ein Kultur-schock?

EP: Ne, ich bin eigentlich da einfach nur hingefahren und hab mir vorher ei-gentlich nichts angeeignet, nichts gelesen. Ich wollte diesen Kontrast selbst erfahren und mir nicht irgendwelche Vorstellungen machen. Mich haben auch viele gefragt, ob meine Erwartunge erfüllt worden wären. Aber ich habe mir eigentlich nichts vorher vorgestellt und ich habe das einfach auf mich einwirken lassen und das war toll. Deswegen hatte ich vermutlich auch kei-nen Kulturschock.

ce: Wusstest du vorher, dass Japan eine starke Erdbebenregion ist?

EP: Ja, natürlich. Es gibt öfters Erd-beben da. Ich hab auch früh mein erstes kleines Erdbeben erlebt und viele hat man auch im Schlaf erlebt. Man wird davon ein bisschen wach, alles um dich herum wa-ckelt. Paradoxerweise freut man sich dann auch erst mal, nach dem Motto: „Oh, toll

mein erstes Erdbeben!“ Die dauern auch nicht so lange und sind kein großes Thema in der Gesellschaft, das ist dort der Alltag. Dann rüttelt es ein paar Sekunden und jeder geht dann weiter. Die sind nicht so stark, es fängt so an, als ob man betrun-ken wäre und man fragt sich so: „Hab ich was getrunken?“ Das ist auf jeden Fall ko-misch.

ce: Wie hast du die Katastrophe erlebt?EP: Keiner hätte sich das in dem Mo-

ment vorstellen können, dass genau die-ses Erdbeben so schlimme Konsequenzen hat, wie einen Tsunami. Als es losging war , ich gerade im Zug. Wir sind in diesem Moment von einer Station abgefahren. Die Züge haben ein integriertes System, dass die Züge ab einer bestimmten Erdbe-benstärke alle anhalten, und es geht dann nicht mehr weiter. Das war das erste Erd-beben, das ich in einem Zug erlebt habe, deswegen konnte ich es nicht genau ein-schätzen. Was ich aber einschätzen konn-te war, dass es im Vergleich zu anderen sehr lang war. Ich glaube, es hat länger als eine Minute gedauert, mit den Nach-beben natürlich noch viel länger. Man hat draußen auf den Schienen gesehen, wie es gewackelt hat. Auf der einen Seite hat man die Hochhäuser gesehen, und die haben geschwankt. Auf der anderen Sei-te war ein Wall und ein Strommast und der hat ebenfalls stark gewackelt. Und ich muss sagen, ich hatte mehr Angst, dass ein Baum, ein Zweig oder ein Ast, auf den Zug runterfällt, als das Gebäude umstür-zen. Und wir saßen zwei Stunden in dem Zug, bis wir dann evakuiert wurden. Das

hab ich als super nervig empfunden. Wir wussten ja nicht, wie lange wir da drin sitzten würden und ich dachte, jetzt sitzen wir hier schon 15 Minuten drin, jetzt kön-nen die mal loslegen und es gab auch stän-dig Nachbeben. Die Menschen im Zugab-teil waren eigentlich alle ruhig. Sie haben Bücher gelesen, auf dem Handy SMS ge-tippt, bis irgendwann das Handynetz aus-geschaltet wurde. Das wurde an dem Tag komplet bis 10 Uhr abends ausgeschaltet. Ich hab auf meinem Handy Spiele ge-spielt, weil irgendwie musste ich die Zeit überbrücken. Ich war auch nicht weit weg von meinem Zuhause, relativ zentral, 15 Minuten mit der Bahn bis zu meiner Sta-tion. Ich hab dann letztlich vier Stunden gebraucht, um nach Hause zu laufen von dort, weil alles ausgefallen ist. Jemand sagte danach mal zu mir, Japan sei auch das perfekte Land für so eine Katastrophe, auch wenn das schon krass klingt. Aber ich hab danach gedacht, wenn so etwas in den Zügen von Amerika oder in einem an-deren westlichen Land passieren würden, wären da bestimmt die ersten Scheiben nach 10 Minuten eingeschlagen worden, ganz nach dem Motto: Ich will hier raus! Die Ruhe der Japaner hat einfach eine große Rolle gespielt, dass dort nichts ge-plündert wurde, dass die Leute sich für die Taxen in Schlangen angestellt haben und sich nicht die Köpfe eingeschlagen haben. Diese Mentalität hat eine enorme Bedeu-tung gehabt. Am nächsten Tag sind die Züge wieder fast normal gefahren und es ist keine Panik ausgebrochen.

ce: Wie hast du dich danach darüber

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informiert?EP: Eigentlich hab ich kaum deutsche

Medien mit reingezogen, deswegen hab ich auch wahrscheinlich nicht die gro-ße Panik gehabt. Ich hab mir japanische, amerikanische und englisch Medien ange-schaut, also CNN, BBC und sowas. Meine Schwester berichtete mir Neuigkeiten aus deutschen Medien, sie war sehr verstört und aufgebracht. In Japan hörte man dann von einer anfänglichen Wasserstoff-explosion, aber am Anfang wusste man auch sehr wenig. Ich hab dazu Facebook genutzt, das Medium, in dem man erfah-ren konnte, dass die Leute um einen he-rum in Ordnung sind. Um mich herum hatte man eigentlich so eine „Das-wird-alles-schon-wieder-Mentalität“.

ce: Wie ging es dann weiter bis zu dei-ner Rückkehr?

EP: Es waren gerade Semesterferien, ich habe weiterhin Englischunterricht ge-geben und meinen Alltag noch versucht zu leben. Ja, aber danach, kamen jeden Tag immer mehr und mehr Nachrichten. Man hat, vor allem bei den Ausländern, diese Aufbruchsstimmung mitbekommen. Viele sind dann mit Koffern aus dem Wohn-heim rausgestürmt, direkt zum Flugha-fen. In den extremsten Fällen kosteten die Flüge dann bis zu 7000 Euro. Ich bin dann am 15. März über Seoul und Beijing geflo-gen, das war günstiger. An diesem Diens-tag sollte der radioaktive Wind nach To-kio drehen, was für mich dann der Anlass war abzureisen. Meine Eltern haben mir da keine Vorschriften gemacht, sondern gesagt, überleg dir, ob es dir wert ist dort

zu bleiben. Das hab ich mich dann fragen müssen, bis August mein Studium fortzu-setzen, ob mir das den Aufwand wert ist, aber das war es dann letztlich nicht mehr. Innerhalb von zwei Stunden habe ich ei-nen Flug gebucht, viele Telefonate geführt und meine Wohnung gecancelt und weil es eine extreme Ausnahmesituation war, ging das.

ce: Steht du noch in Kontakt mit Men-schen in Japan?

EP: Ja, definitiv. Nach diesem Erlebnis, hatte ich mehrere Male die Erfahrung, dass alles wieder hochkam. Also wenn man mit Sack und Pack ein Land ver-lassen hat, obwohl man sich dort gerade erst eingelebt hat; Freunde und Bekannte hat. Das war für mich eins der krassesten Erlebnisse, dass man seine Freunde ver-lässt, ja im Stich lässt, weil man selbst ja fliehen kann, aber die dort können nicht einfach alles abbrechen. Ein Freund von mir, wohnt in einer Region, ungefähr 100 Kilometer entfernt von Fukushima. Der Tsunami hat seinen Ort stark getroffen. Ihm geht es aber gut, er ist jetzt in der Nähe von Tokio. Ich habe letztens mit ihm telefoniert und er hat erzählt, dass er sechs Freunde beim Tsunami verloren hat. Die Bekanntmachung der Verstorbe-nen wurde erst nach und nach verkündet und aktualisiert. Das brauchte an man-chen Tagen nicht viel; wenn jemand nur fragte wie es meinen Freunden in Japan geht und ob ich diese vermisse. In solchen Situationen kann man nicht immer seine Gefühle unter Kontrolle halten. Dieses Erlebnis macht etwas mit einem. Selbst

wenn man nur in der Küche steht und die Waschmaschine ist gerade im Schleuder-gang. Da ist das Erste was man denkt: „Oh Nein ein Erdbeben!“ Ich träume auch oft von Erdbeben, dass die Erde aufbricht und Wasser heraus kommt. Das ist noch sehr tief psychisch verankert, noch so gar nicht überwunden.

ce: Willst du trotzdem noch mal gern zurück?

EP: Ja, ich würde sehr gern noch mal nach Tokio zurück und mir die Dinge an-schauen, die ich noch nicht gesehen habe. Es fehlt mir, die Mentalität der Menschen, die Art wie sie mit anderen umgehen. Sie sind sehr höflich, aber auch distanziert. Außerdem, wenn du zum Beispiel etwas verlierst, weißt du, dass du es wieder be-kommst. Da sind die Japan sehr ehrlich. Sie rennen dir hinter her, wenn du etwas verlierst und entschuldigen sich dafür, dass sie dich gerade stören. Vielleicht sind ja deshalb alle so von Japan fasziniert, die schon mal dort waren. Ebenso ist der Clash von Modernität und Tradition, den man täglich erlebt in dieser Intensität in Erfurt nicht zu finden. Und das leckere Essen natürlich. Wenn ich rückblickend den Aufenthalt beurteilen soll, würde ich sagen, dass ich auf jeden Fall vieles für mich mitgenommen habe und mich ver-ständlicherweise auch verändert habe. Ich würde jedem raten, in ein Land zu fahren, dass für Ihn selbst eine Herausforderung darstellt. Jeder sollte gewohntes Terrain verlassen und durch unbekannte Situatio-nen, kulturelle Barrieren überwinden und dabei wachsen.

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Photo: Jan Steinhauer

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Atomkraftgegner zu sein, ist seit den Vorfällen am Atomkraft-werk in Fukushima, wieder

salonfähig. Doch in der Diskussion wird mit vielen aufgeladenen und emotiona-len Schreckensszenarien gespielt. Sa-rah Blanck durfte schon mal selbst ei-nen Forschungsreaktor hochfahren. Die Technik fand sie spannend. Trotzdem würde sie gern bald alle Atomkraftwer-ke in Deutschland abgeschaltet sehen.

Irgendjemand ruft mit beängstigender Sicherheit „Freunde des Lebens!“. Sehen konnte ich ihn nicht. Der Herr auf der Bühne war von einem Meer grüner Luft-ballons verdeckt. Freunde des Lebens. Das klingt schön, aber eindeutig zu großspurig. Das könnte der Beginn einer baptistischen Predigt, einer Ärztekammertagung oder einer Kundgebung von Hardcore-Abtrei-bungsgegnern sein. Es ist eine Ansprache auf der Anti-Atomkraft-Demo in Berlin.

Nach Fukushima strahlt mir die Atom-kraft – Nein Danke-Sonne wieder von Auf-klebern, Buttons und natürlich jetzt auch von Facebook-Profilbildern entgegen. Auch der Letzte habe erkannt, dass das „Restrisiko real ist“. So sagen es die Radio-sprecher vor Berichten über die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke. Ist es wirklich nur die plötzliche Erinnerung an die Mög-lichkeit des Super-GAUs, die die Deut-schen zum Beben bringt und sogar die CDU zu einer politischen Kehrtwende zwingt?

Die Bilder und Berichte über Tscher-nobyl und Fukushima schüren Ängste. Wie diese unsichtbare Kraft der Ra-dioaktivität kontrolliert werden kann, übersteigt die Vorstellungskraft von Laien. Die verwackelten Bilder von den zerstörten Meilern zeigen uns, dass sie nicht beherrschbar ist, die zerstörerische Kraft, dass keine vom Menschen gemach-te Technik perfekt sein kann. Deshalb schnellen die Umfragewerte der Grünen in die Höhe, deshalb gehen die Menschen wieder gegen Atomkraft auf die Straße.

Etwa dreiviertel der Deutschen sind momentan gegen Atomstrom. Doch nur etwa 6 Prozent beziehen sogenannten Ökostrom aus erneuerbaren Energien. Der Prozentsatz derjenigen, die ihren Ökostrom von unabhängigen Anbietern beziehen, dürfte noch mal um einiges ge-ringer sein. Würden alle Atomkraftgegner ihren Stromanbieter wechseln, könnte das die Energiewende von ganz allein einleiten. Aber so weit reicht die Angst vor der Atomkraft dann wohl doch nicht.

In Tschernobyl gab es nicht ansatzweise solche Sicherungsvorkehrungen, wie sie in deutschen Atomkraftwerken Standard sind. Starke Erdbeben gibt es in Deutsch-land nicht und erst recht keine Tsunami-

wellen. Also haben wir scheinbar nichts zu befürchten. Ein Tschernobyl oder Fu-kushima wird es in Deutschland nicht geben. Also warum der ganze Wirbel?

Da ist die Terrorgefahr: direkt in ein Atomkraftwerk gelenkte Passagierflug-zeuge – das Schreckensszenario schlecht-hin. Den Gedanke daran, diese Maschi-nen abzuschießen, wurde zum Glück vom Bundesverfassungsgericht erstickt. Ob Atomkraftwerke und die Castor-Tonnen in den Zwischenlagern so eine Attacke verkraften, ist unklar. Die Betreiber be-haupten ja. Aber warum zweifelt die Bundesregierung das noch an und lässt akribische Überprüfungen durchführen Verschiedene Studien, vornehmlich von Atomkraft-kritischen Organisationen, zei-gen große Mängel in der Sicherung gegen Angriffe auf. Ob jemand das hinnehmen kann, hängt wohl – so makaber es klingen mag – von seiner Risikobereitschaft ab.

Doch wenn das der einzige Grund ge-gen Atomkraft ist, wäre ich sicher nicht an diesem schönen Märztag nach Berlin-Mitte gefahren, um mir publikumswirksa-me Reden von selbst ernannten Aktivisten anzuhören. Die Millisievert Strahlung und Wahrscheinlichkeits-Hinterkommastel-len eines Unfalls sollen uns das Restri-siko veranschaulichen. Dabei wird aber gar nicht mehr mit ganz anderen Kos-ten gerechnet: den Endlagerungskosten.

Auch in meiner Wohnung haben sich schon die Glasflaschen getürmt, noch be-vor ich wusste, wo der nächste Glascontai-ner steht. Aber ich wusste, dass irgendwo einer steht. Jährlich fallen auch hunderte Tonnen ausgedienter Brennelemente in Deutschland an, wo diese hin entsorgt wer-den sollen, ist seit Jahrzehnten ungeklärt. Gorleben wird seit 1975 als mögliches Endlager untersucht. 1,5 Milliarden hat das bisher gekostet. Die nächsten Ergeb-nisse sollen 2017 vorliegen. Das Endlager soll für die Ewigkeit sein, oder zumindest die nächsten paar Tausend Jahre. Eine Legislaturperiode dagegen nur vier Jahre.

Auch wenn die geschätzten Endlage-rungskosten angeblich schon jetzt in den Strompreis einkalkuliert sind. Wer kann denn die Kosten schätzen, die entstehen, wenn sich ein Endlager doch als untaug-lich herausstellt. Wenn Gesteine porös werden und die Tonnen umgelagert wer-den müssen. Auch wenn Deutschland schon 100 Jahre lang aus der Atomener-gie ausgestiegen sein sollte, müssen die Endlagerstätten kontrolliert und begut-achtet werden. Wer weiß, ob die großen Stromkonzerne, die jetzt die Kraftwerke betreiben, dann nicht schon längst zer-schlagen sind. Aber egal, ob der Staat oder die Konzerne dann zur Rechnung

gezogen werden. Abgewälzt werden die Kosten über den Strompreis oder die Steuern auf jeden einzelnen von uns.

Dass die Endlagerung noch immer nicht geklärt ist, dass diese Anlagen noch in hunderten und tausenden von Jahren gesichert werden müssen – das klingt so unglaubwürdig wie verrückt in dieser kurzlebigen Welt. Und genau das ist ein Argument, weshalb Deutschland aus der Atomkraft aussteigen sollte. So schnell und so umweltverträglich wie nur möglich.

Dass jetzt neue Kohlekraftwerke ans Netz gehen, um den Atomausstieg zu er-möglichen, ist wohl nicht das Ziel der Anti-Atomkraftbewegung gewesen. Die unterirdische CO2-Speicherung ist seit Kurzem von der Bundesregierung geneh-migt. Sie soll wohl die Hoffnung wecken, dass Kohle klimafreundlich werden kann. Diese Technik bringt nicht nur große Probleme und Gefahren mit sich. Durch den Abfluss von Forschungsgeldern wird der Ausbau erneuerbarer Energi-en wahrscheinlich noch mehr verzögert.

Deshalb hoffe ich, dass die deutsche Anti-Atomkraftbewegung sich auch bald klar als Anti-Kohlekraftbewegung darstellt. Wenn wir uns irgendwann auf einer Demo für die Schließung der letzten Kohlekraftwerke treffen, wer-den wir vielleicht von einem enthusias-tischen „Freunde der Sonne!“ begrüßt.

contra

Atom kraft

von Sarah Blanck

Photo: „Felix Clasbrummel“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz

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Manuel Banowski ist 25 Jahre alt und musste in den letzten Wochen viele Fragen beant-

worten. Der verschmitze Typ mit Zöpf-chen im Nacken erinnert an einen ver-kappten Hippie im Hemd. Aber er will später in einem Atomkraftwerk arbeiten. Im März hat er sein Studium der Energie-technik mit Vertiefung in Kernenergie an der TU Dresden abgeschlossen. Momen-tan arbeitet er am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf als wissenschaftli-cher Mitarbeiter im Bereich der nuklearen Sicherheitsforschung.

Das Gespräch führte Sarah Blanck.

campus:echo: Was hast du gedacht, als du das erste Mal von Problemen am AKW Fukushima gehört hast?

Manuel Banowski: Ich habe zunächst von den Vorfällen in Fukushima wenig mitbekommen, da ich auf Pilgerreise in Israel war. Die ganze Meldeflut nahm ich als undurchsichtig und größtenteils nicht korrekt wahr.

ce: Aber als von einer Explosion die Rede war, hielt die halbe Welt den Atem an.

MB: Als sich dann innerhalb eines Re-aktorblocks eine Explosion mit weißer Rauchfahne ereignete, hoffte ich, dass die Explosion außerhalb des Containments, der 5 cm dicken, gasdichten Stahlhülle, stattfand, was dann ja auch von mehreren

Seiten bestätigt wurde. Alles andere wäre der radioaktive Super-GAU gewesen.

ce: Was denkst du über die Reaktion der deutschen Regierung?

MB: Als ich nach der Israelreise wieder nach Deutschland kam, bekam ich einen riesigen Schock, was sich während der Zeit in Deutschland alles getan hatte. Ich konnte die Reaktion der Bundesregierung absolut nicht nachvollziehen. Es war of-fensichtlich der Versuch, die Wahl in Ba-den-Württemberg noch zu retten.

ce: Kann man es rechtfertigen AKWs in

Erdbebenregionen zu bauen?MB: Ja, kann man durchaus. Jedes

Kernkraftwerk muss dessen Erdbebensi-cherheit abhängig von der Gefährdung der Region nachweisen. Die Vorfälle in Fuku-shima haben gezeigt, dass die Sicherheits-maßnahmen vollständig gegriffen haben. Das, was am Standort Fukushima I diesen GAU hervorgerufen hatte, war die Tsu-namiwelle. Dass dort keine ausreichen-den Vorkehrungen waren, kann ich nicht nachvollziehen. Die umliegenden Kern-kraftwerke haben ja beweisen, dass man sich gegen eine Tsunamiwelle absichern kann.

ce: Man hat das Gefühl, dass sich gera-de Deutsche besonders gegen Kernkraft aussprechen. Wie erklärst du dir das?

MB: Ich denke, dass es sich um Ängste in der Gesellschaft handelt, die aus nicht ausreichendem Wissen resultieren. Den Menschen fehlt das Vertrauen in die Fach-kräfte. Das wurde durch meine Branche in der Vergangenheit nicht ernst genug ge-nommen. Damit konnten die Gegner der Kernkraft punkten. Wenn ich jemandem Hintergründe der Kerntechnik erkläre, ist meistens mehr Verständnis da.

ce: Kannst du nachvollziehen, warum andere Länder weiterhin kein Problem in der Kernkraft sehen?

MB: Klar, an so pragmatischen Argu-menten wie nahezu kein CO2-Ausstoß und preiswerte Energiekosten kommt man nicht so leicht vorbei. In den Kosten sind die anfallenden Entsorgungskosten übrigens enthalten. In Großbritannien und Finnland befürworten zum Beispiel die grünen Parteien ausdrücklich den Neubau von Kernkraftwerken.

Für die deutsche Anti-Atombewegung überwiegen die Gefahren und Kosten der Atomkraft.

ce: In Deutschland ist der Ökologie-gedanke leider zur Ideologie und zur Wirtschaftsmacht verkommen. Alles was als „ökologisch“ bezeichnet wird, wird geglaubt, ohne eine gesamtheitliche Be-trachtung durchzuführen. Würden wir al-les so kritisch hinterfragen, wie es bei der Kerntechnik geschieht, bin ich überzeugt, dass wir Deutsche ganz andere Schlüsse ziehen würden.

ce : In Deutschland gibt es kaum Erd-beben. Aber kann man das Risiko, dass ein Flugzeug in ein AKW rast, rechtfertigen?

MB: Interessant ist, dass das erst seit dem 11. September 2001 diskutiert wird. Die Kernkraftwerke sind jedoch in den 70er und 80er Jahren errichtet worden und diese mögliche Gefahr hat man be-dacht: Die Betonaußenhülle des Reaktor-gebäudes ist etwa 2,5 m dick und wurde gegenüber einer Triebwerkswelle eines Kampfjets und einer Gastankerexplosion direkt neben dem Kraftwerk ausgelegt. Die deutschen AKWs sind also sicher.

ce: Ist Kernkraft eine geeignete Brückentechnologie?

MB: Was viele nicht wissen ist, dass Kernkraftwerke für schnelle Lastwech-sel geeignet sind. Somit können diese die stark schwankenden Einspeisungen rege-nerativer Energiequellen recht gut kom-pensieren. Falls dann Wind oder Sonne aufkommen sollte, sind AKWs in der Lage durch geringere Stromproduktion rege-nerativen Energiequellen den Vorrang zu geben. So wird es aktuell auch in Deutsch-land gehandhabt.

ce: Wo wirst du arbeiten, falls es in

Deutschland zum frühzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie kommen sollte?

MB: Ich werde noch etwa dreieinhalb Jahre in der Forschung tätig sein. Danach will ich gerne in einem deutschen Kern-kraftwerk arbeiten. Ich denke, dass sich in den nächsten Monaten die durch Fu-kushima entbrannte Debatte etwas legen wird und hoffe, dass das ursprüngliche Energiekonzept der Bundesregierung wie-der zum tragen kommt. Sollte dies nicht der Fall sein, würde ich wahrscheinlich ins Ausland gehen. Aus der Schweiz habe ich bereits ein Angebot für eine Tätigkeit in einem Kernkraftwerk.

pro

Atom kraft

((

von Sarah Blanck Gespräch mit Manuel Banowski

Photo: „Felix Clasbrummel“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz

„Ich denke, dass es sich um Ängs-te in der Gesellschaft handelt, die aus nicht ausreichendem Wissen

resultieren.“

„Die deutschen AKWs sind also sicher.“

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Studenten ohne Eigenschaften - ein Abschiedsgesang

von Niklas Kramer

Wir Studenten sind aus allen Teilen des Landes an die Universität Erfurt gekom-

men. Das war eine gute Mischung. Die Studiengänge zogen Abiturienten an, die ein Verlangen hatten, neue Wege zu ge-hen und Horizonte zu durchbrechen. Mag dieser Anspruch auch nicht gänzlich allen bewusst gewesen sein, so waren wir doch zumindest offen und besaßen jene scheue Neugierde, die sich noch nicht festlegen wollte und damit einer zarten aber kräf-tigen Wurzel gleichkam, welche Poten-tial zum Wachsen hatte und nach oben gerichtet auf ein Idealbild blickte. Dieses versprach uns nicht nur zu erkennen, wie oder warum die Gesellschaft, ihre Teilsys-teme, ja die ganze Welt so funktioniert, wie sie es tut, sondern vor allem auch, was wir denn zu machen hätten, um diese zu verbessern.

An der Universität angekommen, lern-ten wir den Wissenschaftsbetrieb kennen und wurden enttäuscht. Dieses mühsame Rad drehte sich uns zu langsam. Die der Wissenschaft eigene Logik, ihrer Zeit-schriftenexzesse und Kreiselbewegungen schienen uns schnell mehr eines altklugen Großvaters eigen, den man zwar schätzt, aber mit gelangweilter Miene den Rücken kehren muss, wobei seine Fachgenossen wie Junkies und Fresser einer synthe-tisch-bleichen Droge wirkten, die ihnen die Welt in der Vision von Zahlen und dinglosen Theorien halbwegs erträglich machte. Wir begannen daher über den Relativismus oder Konstruktivismus oder Was-auch-immer-ismus zu reden, ohne

aber recht zu wissen, worüber es denn eigentlich ginge, wobei wir im nächsten Atemzug freilich wie selbstverständlich den kosmopolitischen Finger erhoben, um etwa die Demokratie in Ägypten ein-zufordern. Nur die wenigsten konnten sich von ihrem Individualismus lösen und sich eine politische Identität aufbauen. Als Trost blieb vielen dann in erster Linie die Ästhetik. Man gab sich den genügsa-men Anschein von Intellektualität, blickte gemeinsam auf die Farben eines Hilgen-felds, der Krämerbrücke, des Stadt- oder Luisenparkes und lieferte sich gegenseitig den süßen Dienst unbestechlicher Zerr-spiegel. Unter uns gesagt: Wir ernährten uns größtenteils von dem Gefühl, wie von in Milch aufgeweichten Haferflocken!

Träumend schauten wir auf die drän-genden Probleme der Zeit. Die Ökologie und die Energiefrage, das wachsende wirtschaftliche und soziale Gefälle und die Überforderungen des Individuums durch den technischen Fortschritt. Die Bildungs- und Integrationsprobleme prasselten sanft auf uns ein. Für die Insti-tutionen hingegen hatten wir nichts ande-res übrig als Ungeduld. Die Kritik an den Hochschulreformen änderte daran wenig. Sie diente eher als Entschuldigung für un-sere seltsame normative Abstinenz. Dabei klopfen nach drei Jahren Bachelorstu-dium die bekannten, aber seltsam fremd gewordenen Bekannten wieder an der Tür. Noch im Halbschlaf aufgeschreckt, fragten sie uns: Wo wollen wir hin? Was müssen wir tun? Und vor allem: Wo fan-gen wir an zu handeln?

((

Photo: „Cornelia B

ertram“ / w

ww

.jugendfotos.de, CC

-Lizenz

12|13

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ME

INU

NGWas für ein Küchengeheimnis?

Nun füllt sie schon seit Jahren die kleinen und großen Bäu-che der Studierenden, und

niemals wurde ihr ein wirklich großes Lob gegönnt. Nein, in der Bequemlich-keit vermeintlicher Selbstverständlichkeit fällt den meisten, die sich an ihren Gaben laben, nicht viel mehr ein, als sich über Qualität, Aussehen und Preis zu echauf-fieren. Mensa-Bashing ist out, liebe Leute. Und wer es doch tut, dem fällt nur kein anderes Gesprächsthema ein. Es ist ein-fach, sie zu tadeln, und kommt zu häufig vor. Mit leicht ironischem Ton wird dann gern gewitzt: „Ja ja, ist zwar Mensa, aber

muss ja, wenn man Hunger hat,“ oder „Für Mensaverhältnisse wars ganz OK.“

Es hängt mir zum Hals heraus. Ganz im Gegensatz zu den Innovationen der Men-sa. Sie ist originell, hat tolle Mitarbeitende und versucht, mit der Zeit zu gehen. Sie integriert Bio- und Regionalprodukte und manchmal hat sie eine etwas größere Por-tion parat. Vor wenigen Monaten entstand der „Double-Trouble“: Wenn man sich nicht entscheiden kann, suche man sich einen Esspartner und teile sich ein zusätz-liches Gericht … Hervorragend! Und auch an Katertagen sowie vor Prüfungen war sie mir immer eine verlässliche Stütze.

Ja gut, das Fleisch dominiert immer noch die Speisekarte und ist oftmals zu günstig, während Nudeln zu teuer sind. Aber insgesamt möchte ich festhalten: Mensalob muss populärer werden. Seid ehrlich zu euch selbst, denn ihr werdet auch morgen wieder an der Theke stehen und etwas für euch finden. Und an die, die es immer noch nicht lassen können: Ver-flüchtigt euch doch einfach aus der Men-sa, dann gibt es mehr von Ihr für mich.

Liebe Mensa, vor dir möchte ich nie-mals flüchten!

Ein Hoch auf die Mensa

von Laura Gispert

Ein Freund und finanziell relevanter Gönner (seit dreieinhalb Jahren)

((Zwei Mitarbeiterinnen tauschen

Marmelade gegen Mais und Schmierkäse gegen Salatblätter.

Um halb elf wird aus dem Frühstücksbuf-fet ein Mittagsmenü. Es ist ruhig in der Mensa, eine unheimliche Stille vor dem Essenssturm.

Vier Tage in der Woche, freitags bleibt der Ansturm aus, kann man die Fluktua-tion der Hungrigen beobachten. Was sich aber des Studenten Perspektive entzieht, ist der Blick hinter die Theke. Was wird in dem wohl größten Restaurant Erfurts hin-ter den Kulissen gekocht? Es ist vielleicht leichter, die FDP doch noch in den Rhein-land-Pfälzischen Landtag einzuschleusen, als diese Frage zu beantworten.

Denn es gibt kein Reinkommen ins Küchen-Kabinett. Anstelle dieses Kom-mentars hätte eigentlich eine Reportage platziert sein sollen. Welche Stationen durchläuft unser Mittagessen, bevor wir an der Kasse gegen Vorlage des Studen-tenausweises 1,75 Euro zahlen? Wo kauft

die Mensa ein, und was gibt es für Ge-heimrezepte? Geplant war ein Selbstver-such, aktives Mitkochen, einen Tag lang.

Am Anfang ist das Kantinenpersonal noch von der Idee begeistert. Es wird drü-ber nachgedacht, den „Tag der offenen Tür“, Ende April, als meinen Praktikums-tag festzusetzten. In Gedanken überle-ge ich schon spannende Überschriften, notiere interessante Fragen. Jetzt gilt es nur noch, die Verwaltung der Mensen von meiner Idee zu überzeugen. Sollte mit einem Gesundheitszeugnis aber nicht schwierig werden, sagt man mir. Doch: Fehlanzeige.

Nach dem Telefonat mit der Verwal-tung weiß ich, dass „Türsteher“ nicht im-mer unmittelbar vor der Tür stehen, deren Eingang sie regulieren. Denn nach dem Telefonat weiß ich: Es ist unmöglich mei-ne Idee umzusetzen. Ich werde niemals auch nur einen Fuß in die Küche setzten dürfen.

Nun schwirren neugierige Fragezei-

chen in meinem Kopf herum: Will sich da jemand in Ausreden flüchten oder mich einfach nur flüchtig abspeisen. Warum wird die Küche gehütet wie das Geheimre-zept vom Gummibären-Saft? Ein einfaches „Nein“ hätte mir auch gereicht, um die Ab-sage zu verstehen. Die Unfreundlichkeit am anderen Ende der Leitung war dagegen überflüssig. Auch der Kompromiss, man könne doch zwei Fotos schicken, konnte das unfreundliches Gespräch nicht ab-schwächen.

Was verbirgt sich also hinter den grauen Schiebetüren der Mensa? Warum bleibt die Küche verschlossen, trotz Gesundheits-zeugnis? Was unterscheidet wirklich das Balkan- vom Sommergemüse? Wie viel Bio steckt in „Bionuggets“? Und wie „vital“ ist Gericht D? Alles Fragen, die ich mir wieder stellen werde, wenn ich das nächste Mal in der Mensa sitze. Alles Fragen, die durch ein kleines Entgegenkommen längst beantwor-tet wären.

((

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heftcampus

14|15

von Ngoc-An Phan Tran

Fixe TermineFlüchtiger Blick

Flüchtiges LächelnKurzwährendes Glück

Ein kurzer Moment nurEr kommt nicht zurück

Schlag um SchlagSpäter kommt näher

Das Glück, mein GlückEin Flüchtigkeitsfehler

Das Makellos

Photo: Jan Steinhauer

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Immer wieder passiert es: Ich wache auf und es ist da. Einfach so, aus dem Nichts heraus, aber mit einem

riesigen Knall. Dieses dicke, fette Monster, das dann einfach neben mir im Bett liegt. Jedes Mal versuche ich es mit dem Kissen zu ersticken, zu zerdrücken, auf ihm rum-zuspringen und es weg zuspringen. Es ist zu standhaft. Wirklich sehr standhaft.

Ich lasse es liegen; denke mir, dass es schon verschwinden wird und schließe die Badezimmertür hinter mir zu, um auch das röchelnde Atmen von diesem Vieh nicht mehr wahrnehmen zu müssen. Ich drehe den Wasserhahn auf, schaue in den Spiegel und da sitzt es. Auf der Toilette. Mit tropfenden spitzen Zähnen, ausgefah-renen Krallen und dampfenden Ohren. I

Ich will es nicht. Nicht schon wieder. Es soll verschwinden. Weg aus meiner Woh-nung, weg von mir. Ich will es nie wieder sehen. Ich weiß genau, was passieren wird, denn das Ungeheuer kommt oft. Es verfolgt mich immer und überall. Flüs-tert mir ins Ohr „Du musst hier raus. Du musst hier weg. Du musst hier raus. Du musst hier weg.“

Und das macht es tagelang. So lange, bis es mich wieder soweit hat, alles zu verän-dern. In meiner Rastlosigkeit zu verfallen. Zu fliehen. Aus meinem eigenen Leben

Mein Freund, das

rastlose Ungeheuer.

Photo: flickr-user: Coffeelatte

heftcampus

auszubrechen. Und das endet immer in einer Katastrophe.

Den Gang aus dem Bad trete ich schnel-ler an, als sonst. Unfertig suche ich meine sieben Sachen zusammen, schnappe mir den Schlüssel und renne aus der Woh-nung, in der Hoffnung, dass das Ungeheu-er verschwindet. Im Taxi sitzend versuche ich abzuschalten. Atme ein, atme aus, ein und aus und ein und aus. Ich schaue aus dem Fenster und werde langsam ruhiger.

Als ich plötzlich leise, aber deutlich, dieses schaurige, laute Atmen neben mir höre, blicke ich nach rechts und da sitzt es. Die-ses haarige Wesen. Es röchelt regelrecht vor sich hin, sabbert und glotzt mich ein-fach nur an.

Ich beschließe, den restlichen Weg zu laufen, springe aus dem gelben Gefährt, renne die Passage entlang in Richtung Park und versuche zu schlendern, die Ge-danken endlich baumeln zu lassen und dieses Grauen endlich zu verdrängen. Ich setze mich für einen Moment auf eine Bank mit dem Blick auf den schönen klei-nen Parksee. Während andere Menschen spazieren gehen und Mütter mit ihren Kindern spielen, sich die Enten füttern lassen und die Bienen verschiedenste Blu-men aufsuchen, atme und träume ich, ich träume und atme. Ein, aus und ein und aus und aaaaaaaaaaah. „Verschwinde! Hau ab! Lass mich in Ruhe! Ich will das nicht mehr! Weglaufen. Verändern. Aus-brechen.“

Schließlich bin ich in meinem Zimmer und packe; wieder einmal. Währenddes-sen sitzt das Ekel auf meinem Bett und starrt glücklich in die Luft. Es hat es wie-der geschafft.

Alles, was von mir bleibt ist der Zettel: „Es hat mich!“

((

von Sarah Weingarten

Ich will es nicht.

Nicht schon wieder.

Es soll verschwinden.

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16|17

von Julian Kasten

Die Tage länger, die Nächte kürzer.Es wird immer wärmer, das Fenster muss auf.

Im Zimmer riecht‘s immer nach Rauch.Steh auf jetzt! Los, steh endlich auf!

Hastig den Computer an,und dann die ersten Mails gelesen.

Tee und Toast für den modernen Mann.Schneller; Friss schneller und spül nach.

Mit dem Fahrrad zur Station;Ticket vergessen und rein in die Bahn.

Außenwelt wird zur Fiktion; Und dann fahr, fahr, fahr, an allem vorbei.

Musst du dich wieder an die Arbeit quälen,ist der Urlaub ganz sicher vorbei.

Die Freude daran ist nicht zu sehen.Aber´s muss ja; Drum tu, tu, tu es ordentlich.

Organisierte Sitzfleischproduktion,unterstützt von qualmenden Köpfen.

Du zwingst dich selbst: sei produktiv und effektiv,

und leiste, leiste, leiste keinen Widerstand.

Im phantastischen Treiben der Innenstadtwo jeder Unsinn Lockstoffe hat,

ruft dich die Lust so laut und schrill,Drum Bier in die Hand und Steaks auf den Grill.

Kauf, kauf, kauf und frag nicht mehr.

Alles sieht gleich aus, Alle sehen gleich aus,

So individuell, so selbstbewusst, und trotzdem so gleich.

Am Ende kommt halt nix bei raus, wie man‘s auch dreht und wendet.

Die Zeit verschwendet, vom Alltag geblendet, blenden wir das Leben aus.

Abends vor den Bildschirmen,genauso wie am Tag,

Monotonie in der Hektik der Stadt,verschafft doch immer noch eine gewisse Orientierung.

Also versuch‘s, und schlaf, schlaf, schlaf! Aber niemals durch.

Alltagsfluch(t)

heftcampus

Photo: „Julian Beger“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz

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von Mirjam Triebe

seconds ago she drew nearall smiles she took his hand

embroidered by his fantasiesa phantom became real

adored was she by many eyesa vague dream of the crowd

caused streams of fears and tearsfor she did not beware

now that she turned awayher scent evaporates

a swift glance from afarhow sweet her laughter was to him

but, boy, the magic’s gone

A dream sequence

heftcampus Photo: Jan Steinhauer

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18|1918|19

campus:menschcampus:mensch

Photo: Thomas Schmelzer

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Die Geheimnisse eines Erfurter BarkeepersKein Wölkchen ist am Himmel zu sehen, als ich mich auf den Weg zum Studentenclub UNI-k.u.m. begebe. Neben

der Eingangstür steht eine Biergarnitur, auf der mein heutiger Gesprächspartner einen Plausch mit drei Damen hält. Auf meine Frage, ob er ein halbes Stündchen Zeit für ein Interview habe, antwortet Tony, der Barmann, mit typisch plauderhaftem Überschwang „Ja, des wird geil!“. Eine erste Kostprobe seines sehr direkten und heraus-

fordernden Humors, für den er so bekannt ist. Die Unterhaltung verspricht amüsant zu werden…

von Mirjam Triebe

Da im UNI-k.u.m. zu dem Zeitpunkt unseres Gesprächs gerade neue Leitun-gen verlegt werden, gibt es nur Kaffee zum Mitnehmen. Wir lassen uns auf den schwarzen Sofas neben der Bar nieder und unterhalten uns über die schrillen Bohrgeräusche der Handwerker hinweg. Für Viele ist Tony die Personifikation des wohl am alternativsten angehauchten Ca-fés am Erfurter Unicampus. Jeden Tag, von Montag bis Donnerstag, versorgt er übermüdete und erschöpfte Studierende mit diversen koffeinhaltigen Getränken. Im September dieses Jahres werden es schon sieben Jahre sein, die Tony im UNI-k.u.m. arbeitet. Und so lässt er sich zu der fast philoso-phischen Aussage hinreißen: „Ich habe Leute gesehen, wie sie kommen und wie sie gehen. Die bleiben ein paar Semester und dann sind sie wieder weg. Ich versu-che jeden zu nehmen, wie er kommt.“ Auf jeden Fall ist das UNI-k.u.m. ohne Tony kaum vorstellbar. Doch kaum jemand weiß mehr über seine Vergangenheit, ab-gesehen von ein paar Stammgästen und Clubmitgliedern.

Die Geschichte von Tony beginnt im Erfurt der ehemaligen DDR, einer Zeit in der hier „alles grau“ war. 1989 zog es seine Eltern in die weite Welt hinaus, die sich als nicht sonderlich kosmopolitischer herausstellte als Thüringer Gefilde. „Fünf Jahre Niederbayern, im allerletzten Kuh-dorf mit 300 Einwohnern. Dort waren wir

genau zwei Ostdeutsche, da weißt du, was wir für einen Spaß gehabt haben, da drü-ben“, erinnert sich Tony. Vielleicht hat er sich auch aufgrund dieser Erfahrung als Außenseiter die für ihn charakteristische Direktheit angewöhnt. Nach einer Weile im ländlichen Bayern entschied sich seine Familie jedenfalls zur Rückkehr nach Er-furt. Zurück in der Heimat begann Tony seine wilde Jugendzeit, was in den 90er Jahren mit der deutschen Adaption von Hip Hop gleichzusetzen war. Ob man es glauben mag oder nicht – Tony war ein-mal der Star der Erfurter Breakdance-Sze-ne: „Mit 15, 16 Jahren habe ich auf dem Petersberg mit Breakdance angefangen. Da gab es `nen Tanzclub, der „Tanzteufel“ hieß. Der tolle Clueso war auch dort - da war er noch ganz klein - und zwei, drei an-dere Typen. Wir haben ein paar Mal die Woche trainiert und waren in der Disco die Champions. Wir gingen immer in den Club „Eurocenter“, der heute Spot heißt. Breite Hosen, tolle schicke Schuhe, Ringe überall. Alle sahen aus wie die Fantasti-schen Vier. 90er eben. Das war schon echt lustig.“

Auch von einer anderen Leidenschaft erfährt der normale UNI-k.u.m.-Gast sel-ten, denn Tony ist ausgebildeter Koch, zeigt dieses Können aber nur ab und an bei Vereinsfeiern, wie mir ein Stammgast zuraunt. Unser Gespräch wird gelegent-lich von durstigen Gästen unterbrochen, denen Tony dann eine seiner Kaffeespe-

zialitäten zubereitet oder hilfreiche An-weisungen erteilt. Eine junge Frau fragt, ob sie die Toilette trotz der Bauarbeiten nutzen könne. Tony antwortet frei heraus: „Ausnahmsweise. Aber Hände waschen - mit Seife!“ Er genießt die leicht subversive Atmosphäre und sieht sich zum Gastro-nomen berufen. „In den Beruf des Kochs will ich nicht zurück, weil es ein Knochen-job ist. Wenn ich es mir finanziell leisten könnte, hätte ich auch gern meine eigene Bar. Aber mir gefällt es hier, macht Spaß“, resümiert der überzeugte Barmann.

Dabei ist sein persönliches Leben ge-setzter als man vermuten könnte. Am Wochenende verdient sich Tony etwas auf Flohmärkten dazu, geht mit seiner kleinen Tochter auf den Rummel oder träumt von einem Leben auf Bora Bora, wo es keinen Zeitdruck gäbe. Selbst einmal ein Studium zu wagen, ist für Tony keine Option. Doch was ihn wirklich glücklich machen würde, wären mehr Gäste im UNI-k.u.m. wäh-rend der Sommermonate. So verkündet er enthusiastisch: „Im Sommer gibt es jetzt übrigens wieder leckere Smoothies und Frappés. Lecker, lecker, mit Eis lecker, lecker. Mango, Pfirsich, Vanille, Mocca und Sticky Toffee. Ich bereite alles in Handarbeit und mit viel Liebe zu. Genau aus diesem Grund bin ich hier.“ Mit einem Augenzwinkern trollt sich der einstige Breakdancer zurück hinter die Theke und widmet sich wieder seiner Mission, die Welt mit Kaffee zu beglücken.

((

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20|21

Merkwürdige Installationen, verstörende Performance-kunst, subtile Gesellschafts-

kritik – an zeitgenössischer Kunst schei-den sich seit jeher die Geister. Für die einen mag es Nonsens sein, ohne Klarheit und ohne Antworten. Für die anderen ist es die einzige Möglichkeit, unseren Zeit-geist zu kommentieren, zu kritisieren und sich auszudrücken. Während die einen in der Vergangenheit leben und tote Na-men rezitieren, suchen die anderen nach neuen Wegen, um die Kunst aus ihrer starren Form zu befreien und radikal mit ihr zu experimentieren. Daher muss sich jedoch die zeitgenössische Kunst jeden Tag aufs Neue legitimieren – sowohl vor Amtsträgern als auch vor potenziellen Re-zipienten, so auch in Erfurt. Wenn man Erfurter und Besucher über die städtische Kulturszene befragt, bekommt man allzu oft nur „Bernd das Brot“ und „die Oper“ als ernstgemeinte Antworten. Vielen Be-wohnern – vor allem auch Studenten – ist nicht immer bewusst, dass es in Thürin-gens Hauptstadt eine junge und wilde Kunstszene gibt mit einer genauso wilden Geschichte.

1984 gründete sich in Erfurt die Künst-lerinnengruppe ExterraXX, welche mit feministischer und staatskritischer Kunst den zusammenbrechenden DDR-Staat he-rausforderte. Die künstlerischen Konzepte formierten sich Ende der 80er zu Strategi-en des Widerstands und mündeten in der Besetzung der Erfurter Stasi-Zentrale. Die Künstlerinnengruppe gründete daraufhin 1991 unter Leitung von Monique Förster

Leuchttürme

Ein Blick hinter die Kulissen der jungen Erfurter Kunstwelt

von Sebastian Bähr

in der Wüste

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das Kunsthaus, welches sich in der Mi-chaelisstraße befindet und sich seitdem der zeitgenössischen Kunst verschrieben hat. Die hier ausstellenden Künstler sind meist zwischen 20 und 45 Jahre alt und umfassen unter anderem Kunststuden-ten, bereits etablierte Kunstveteranen und Meisterschüler. Das Kunsthaus versteht sich dabei als eine Art Motor und Inspi-rator für andere künstlerische Projekte in der Stadt und versucht diese auch lo-gistisch wie finanziell im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen.

Wenn man über das Netzwerk der jungen Erfurter Kunst spricht, sind zum einen die temporären Projekte zu nen-nen. Früher gab es das Café Togo, das ehemalige Innenministerium sowie die Galerie 7a. Die Tradition wird momen-tan vom LUXUS in der Johannesstraße fortgesetzt. Die Ausstellungsorte wissen dabei mit erfrischenden Ideen wie bei-spielsweise einem „Polylux-Battle“ sowie gelegentlichen Polizeieinsätzen zu über-raschen. Genauso dazu gehören aber auch das Stadtteilprojekt Ladebalken im Nor-den, der 2010 erstmals vergebene FÖN-Kunstpreis, die 2008 gegründete Künst-lerplattform geWERK sowie das hEFt, das „Erfurter Magazin für Literatur, Stadt und Alltag“, welches sich auch regelmäßig mit der Kunstwelt beschäftigt. Natürlich hat-te auch das 2009 geräumte besetzte Haus das eine oder andere Kunstprojekt in die Stadt gebracht. Diese Projekte sind haupt-sächlich idealistisch und nicht finanzi-ell ausgerichtet, was bedeutet, dass man sowohl auf Kulturförderung als auch auf eine kunstinteressierte (und zahlfreudige) Erfurter Bevölkerung angewiesen ist. Mit beidem gibt es so seine Probleme.

Das schwierigste Jahr für die Szene war 2008, als ein konservativer Kulturbei-geordneter nach diversen Machtspielen beschloss, zeitgenössische Kunst sei gar keine Kunst. Die Stadt stellte daraufhin die Zahlungen ein, woraufhin die junge Avantgarde sechs Monate ohne Geld da stand und alle anfallenden Kosten selbst tragen musste. Der Kulturbeigeordnete vertrat die Meinung, es gebe in Erfurt ma-ximal 500 Bürger, die sich von moderner Kunst angesprochen fühlen würden und für diese würde sich eine Kulturförderung ja ökonomisch nicht rechnen. Anfangs kam es bei den Beteiligten zu Resignati-on und Enttäuschung, doch schon bald schaffte es die Erfurter Kunstszene aus ih-rem Dornröschenschlaf zu erwachen und über sich hinauszuwachsen. Nach kleine-ren subversiven Kunstaktionen gründete sich 2008 der Klub 500 (als Anspielung auf die „500 an Kunst interessierten Er-furter“), welcher zum Ziele hatte, die

kreativen Energien Erfurts zu bündeln, zu vernetzen und diese gegenüber der Stadtpolitik zu behaupten. Viele Projekte wie das alte Innenministerium oder die Galerie 7a haben sich aus dieser neu ent-standenen Energie heraus entwickelt. Im alten Innenministerium gab es von 2009 bis 2010 Ausstellungen zu Streetart, ur-baner Kommunikation und Ästhetik, das eigenständige Projekt Galerie 7a öffne-te im selben Zeitraum seine Pforten und war nach eigener Aussage „Ausstellungs-ort, Projektionsfläche und Spielzimmer“. Das aktuelle Projekt LUXUS ist eher ein Abzweig vom Kunsthaus, ist aber sym-pathisierend mit den Künstlern und ehe-maligen Betreibern von der 7a vernetzt. Sowohl 7a als auch LUXUS werden vom Zughafen unterstützt, was den meisten Erfurtern als Künstlernetzwerk um den Musiker Clueso ein Begriff sein dürfte. Das direkte Ziel dieser Konzepte ist es, „die normalen Sehgewohnheiten zu bre-chen“, also letzten Endes die Menschen zum Denken, zum Fühlen, zum Sein zu animieren und sie aus der Alltags-Lethar-gie zu befreien. Bei diesem löblichen Vor-satz ist es umso ärgerlicher, dass die junge Kunstszene in der Stadt einen so schwe-ren Stand hat. Um dies zu ändern und erst mal ein Bewusstsein für moderne Kunst zu schaffen, geht das Kunsthaus beispiels-weise Kooperationen mit Schulen ein und versucht den Schülern und Schülerinnen einen spielenden Umgang mit zeitgenös-sischer Kunst zu vermitteln. Und auch die Wächterhäuser, wo leer stehende Häuser an Künstler und Architekten zu geringer Miete vergeben werden, sind ein Schritt in die richtige Richtung, wenn auch das Kon-zept in Erfurt noch stark ausbaufähig ist.

Es ist aber vermutlich noch ein weiter Weg, bis Erfurt einen normalen Umgang mit seinen jungen Künstlern und ihren Sympathisanten gefunden hat. Weniger Befangenheit und Bürokratie der Stadt-politik ist dafür notwendig, genauso wie weniger Ehrfurcht der Erfurter vor Kunst, die nicht nur in verstaubten Museen ge-zeigt wird. Mehr Neugierde und Lust auf Experimente kann dem manchmal so verschlafenen Thüringen nur zugutekom-men. Dann könnte man endlich zu Attri-buten wie „historisch“ und „beschaulich“ auch „weltoffen“ hinzufügen. Dass es sich lohnt, zeigen beispielsweise bekannte Er-furter Künstler, wie der Fotograf Hans Christian Schink oder Marc Jung, deren Bilder in verschiedenen Sammlungen ih-ren Platz gefunden haben. Liebes Erfurt, habe keine Angst vor deinen kreativen Leuchttürmen, dann erstrahlst du selbst nämlich auch in einem hübscheren Licht.

„Ronja S.“ / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz

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22|23

„Ein bisschen heile Welt eben...“

Kaum streifen die ersten Sonnenstrahlen das Antlitz unserer Stadt und kaum steht der Frühling in den Start-löchern, beleben Menschen die Straßen. Ich, eben ein solches Sonnenkind, schnappe mein Fahrrad und begebe mich mit Bahn und Rad auf eine Erkundungstour durch Thüringen. Diesmal soll es nach Tiefengruben gehen, ein Dörf-

chen, das im Ilmtal kaum 19km von Erfurt entfernt liegt.

von Konstanze Zechendorf

„Das hier ist wie eine riesengroße WG.“

Photos: Konstanze Zechendorf

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Seit 1976 steht die Gemeinde unter Flächendenkmalschutz, weil sie zu einem der besterhaltenen und

schönsten Rundplatzdörfer Deutschlands zählt: Die Kirche bildet das Zentrum; um sie richten sich alle Gehöfte rundplatz-dorftypisch herum – wie in einem Bilder-buch! Kein Wunder also, dass das Dorf in zahlreichen Wettbewerben zu einen der bemerkenswertesten gekürt wurde. In der bundesweiten Ausschreibung „Unser Dorf hat Zukunft“ konnte 2001 sogar Gold er-rungen werden. Wenn das kein Grund ist, das Kleinod zu besuchen!

Inzwischen bin ich mit dem Zug in Bad Berka angekommen. Die kleine verschla-fene Kurstadt bietet die beste Einstim-mung auf das angestrebte Dorfidyll Tie-fengruben. Nach vier Kilometern Radweg erreiche ich mein Ziel. Und tatsächlich: alle Vorurteile, die ein Städter nur haben kann, werden hier bestätigt: klein, ver-schlafen, nix los.

Über der Kirchtür prangt ein Banner: „Kirche offen!“ Ich gehe in die kleine ba-rocke Kirche, die äußerlich wie eine ganz normale Dorfkirche aussieht. Während ich mir im hinteren Teil die spannenden Landschaftsbilder eines Lokalkünstlers ansehe, pinnt eine Frau einen Zettel an die Tür, auf dem ein Konzert für heute ange-kündigt wird. „Es ist das Eröffnungskon-zert vom Kultursommer“, raunt sie mir zu. Hier sei immer irgendetwas los und es lohne sich auf jeden Fall vorbeizuschau-en, meint sie noch, bevor sie zur Kanzel ruft: „David, die anderen Stühle stehen hinten!“. Und schon beginnt das Stühle-rücken. Ich trete aus der Kirche hinaus und folge dem Lauf der Straße, das Krat-zen der Stuhlbeine auf dem alten Steinbo-den noch im Ohr.

Nur wenige Meter weiter ist das Dorf zu Ende und ich stehe auf einer blühen-den Streuobstwiese. Inzwischen lacht die Sonne hoch am Himmel. Oben auf einem Hang angekommen, habe ich den besten Blick über das im Tal gelegene Tiefengru-ben. Die Bienen summen und schwirren um ihr Bienenhotel, das aus Stroh, Lehm, Ziegelsteinen und anderen Materialien besteht. In die Geräuschkulisse mischt sich Vogelgezwitscher und ein fernes Mo-torradbrummen, das langsam den Hang hinaufkriecht. Eine Brise Abgase über-deckt für Sekundenbruchteile den zarten Blütenduft.

Der Obstbaulehrpfad, vom ortsansässi-gen Obstbauverein gestaltet, führt durch die Streuobstwiesen, die das Dorf umge-ben. Auf zugehörigen Tafeln wird mir der Sinn und Zweck erklärt und Bäume aus aller Welt vorgestellt: Apfelbäume aus Schottland, aus Kanada; Birnbäume aus

Frankreich, aus den Niederlanden. Alles alte Sorten, die hier gepflegt werden und den Ort dadurch zu etwas Besonderem machen.

Ich verlasse den Obstbaulehrpfad und schlendere zurück zur Kirche. Die Aktivi-täten haben sich nach draußen verlagert: Frauen stellen Sträuße zusammen. „Hol die Glasvasen, die sind besser. Und ich besorg‘ noch was von den gelben Zweigen hier.“ Für das 270-Seelen-Dorf herrscht rege Betriebsamkeit. Aber das heute ist erst der Anfang der Veranstaltungsreihe, die die „Interessengemeinschaft Kultur Tiefengruben“ organisiert. Über das Jahr verteilt kommen Lesungen, Workshops und Feste wie das Blütenfest, Walpurgis und anderes mehr hinzu. Zahlreiche Ver-anstaltungen also, die natürlich alle eh-renamtlich organisiert werden, keine Fra-ge. Hier sei das noch möglich. Während in einer Stadt alles eher auf Kommerz ausge-legt sei, spüre man hier noch das Herzblut, versichert mir eine Frau mit leuchtenden Augen. Wer will, bringt sich mit ein, wer nicht, der halt nicht. Es wollen eigentlich fast alle mithelfen und entsprechend groß sei die Resonanz bei den Veranstaltungen. Das liege am guten Dorfklima: „Das hier ist wie eine riesengroße WG. Man kann schnell mal zum Nachbarn gehen und sich zwei Eier für den Kuchen besorgen oder einfach zum Kaffee bleiben.“ Eine Dorfge-meinschaft wie aus dem Bilderbuch, „wie ein bisschen heile Welt eben.“

„Schon gehört, der Herr X sitzt im Gar-ten vom Y“, raunt eine Frau zur anderen. Auch das gehört zur Dorfgemeinschaft. Und wer sich nicht spontan im Garten des Nachbarn trifft, trifft sich in dem einzigen Café des Dorfes, der „Alten Küche“, die, nebenbei bemerkt, das älteste Haus der Gemeinde überhaupt ist. Im Café be stelle ich den mir wärmstens empfohlenen selbstgebackenen Kuchen und einen Pott Kakao. Wie ich beobachten kann, kommt man nicht allein wegen des wirklich lecke-ren Kuchens, sondern vor allem um sozi-ale Kontakte zu pflegen und in seiner of-fenen Art begrüßt der Wirt alle Gäste mit Handschlag.

„Von wegen verschlafenes Nest!“, denke ich, während ich mich aufs Rad schwinge und den Weg zurück nach Bad Berka nehme. Zurück in die Anonymität, die in Bad Berka zu beginnen scheint.

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Früher waren sie leicht zu erken-nen. Lange Haare hatten sie, bunte Klamotten und ein süßlich-

würziger Qualm kam aus ihren Zimmern. Heute muss man schon etwas genauer hinschauen, um in Erfurt sesshafte Hip-pies zu finden. Doch es gibt einige An-haltspunkte, an denen man sich orien-tieren kann. Wenn sie kein Bier trinken, dann Bionade, in Nachhaltigkeits-AGs wie StuFus tummeln sie sich herum und ausnahmslos alle machen irgendetwas Kreatives. Die Mädels gehen zum Yoga und die Jungs können jonglieren. Streit, Zwang und Nazis findet man nicht so duf-te, Fleisch eher auch nicht und statt mit dem Auto fährt man lieber Fahrrad. Man versucht so oft wie möglich, sich barfuß zu bewegen. Für eine Eintrittskarte zum Fusion-Festival ist man jederzeit bereit, seine Seele zu verkaufen. Und der süß-lich-würzige Qualm kommt immer noch aus ihren Zimmern.

Dennoch dachte man lange Zeit, die Hippies wären in unserer Stadt schon lange ausgestorben. Erfurt mit seiner seriösen, ordentlichen Universität hat schließlich in seinem Konzept offiziell keinen Platz für sie vorgesehen. Aber auch wenn sie vom Großteil der Studenten ig-noriert oder verlacht wurden, haben die Blumenkinder des 21. Jahrhunderts sich stets ihre kleinen Freiräume erhalten und im Verborgenen still und heimlich wei-tergearbeitet. Ihre Mission war und wird es immer sein, die träge Studentenschaft

wachzurütteln oder zumindest vom Ler-nen abzuhalten. So stecken sie beispiels-weise hinter dem Leseheft, dem Bildungs-streik 2009, der AG Nachhaltigkeit, dem Wohlfühlreferat im StuRa, der Semester-verlängerung 2010 oder den kommenden Kulturtagen im Juni 2011. Viele trifft man auch im Radio F.R.E.I. oder zu früher Stunde mit einem Kater auf seiner Couch.

Nun haben sie einen weiteren Plan aus-geheckt, um nach langer Zeit wieder an die Öffentlichkeit zu treten. Bereits zum zweiten Mal planen sie in Erfurt ein selb-storganisiertes, nachhaltiges Festival, um alle Hippies von nah und fern aus ihren verdunkelten, von Lava-Lampen erhell-ten Zimmern zu locken. Sie selbst wür-den eher sagen, dass es im Grunde für alle Besucher offen ist. Lebenslust-Festival soll es heißen, vom 3.6. bis 5.6. soll es ge-hen und wie Hippies nun mal sind, soll das Ganze CO2-neutral sein. Stattfinden wird es auf dem Gelände des Hauses der sozialen Dienste, welches seit jeher als Stätte der sozialen Gerechtigkeit und des Hippietums bekannt ist. Die Idee stammt von dem Studenten Arnim Förster, der so mit Hilfe der AG Nachhaltigkeit eine Plattform für engagierte Bürger_innen aufbauen will und zeitgleich die Erfurter Kulturszene bereichern möchte. Neben regionaler Musik gibt es einen Umsonst-markt, Infostände, Workshops, einen Kunstwettbewerb und vielleicht werden auch ein paar Bäume gepflanzt. So wird es beispielsweise neben dem Songwriting-

Workshop auch einen für Specksteinge-staltung geben, während an den Ständen unter anderem die Lateinamerikafreunde volamos juntos anzutreffen sind. Damit ausgiebig der Lebenslust gefrönt werden kann, kümmern sich verschiedene Fach-schaftsräte um die Kinderbetreuung. Doch so ein Festival plant sich nicht von alleine.

Fünfzehn Hippies haben die Organisa-tion übernommen, ihre Planungszentrale ist die Stube in der Magdeburger Allee. Unter ihnen sind auch Urgesteine wie der Althippie Helmut, der immer noch trotz seines gehobenen Alters im autonomen Jugendzentrum Erfurts verkehrt. Bei so viel Fachkompetenz kann eigentlich nicht viel schief gehen. Vor allem nicht, wenn das Stadtentwicklungsamt, die Hein-rich-Böll-Stiftung und die StuRas beider Hochschulen das Projekt unterstützen. Aber eines der üblichen Probleme bei der Organisation von Hippiefestivals ist wie immer, dass die Organisatoren während ihrer Arbeitssitzungen zur Bewusstseins-trübung zwecks kreativen Input neigen. Dies hat zur Folge, dass zwar viel gelacht wird, aber wenige Wochen vor Beginn des Festivals noch immer Helfer gesucht wer-den. Wer also in das oben beschriebene Profil passt und sowieso nicht vorhat, in den nächsten Wochen etwas für die Uni zu machen, der möge sich bitte bei den Organisatoren melden. Ansonsten sehen wir uns dann dort. Vorausgesetzt, wir ver-schlafen es nicht.

Wie eine an der Universität Erfurt fast verloren geglaubte Subkultur wieder aufersteht und ein Festival organisiert.

von Sebastian Bähr

Die Rückkehr der Hippies(( Photos: Flickr User slimmer_jimmer

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Photos: Flickr User slimmer_jimmer

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26|27

Die Atomlobby weltweit wankt. Nur einer scheint das immer noch nicht realisiert zu haben. Wir trafen Charles Montgomery Burns, Atomkraftwerkbesitzer aus Spring-field, USA, um mit ihm über die aktuelle Atomdebatte zu sprechen.

CE: Sehr geehrter Mr. Burns, durch die aktuelle dramatische Situation in Japan wird bei uns in Deutschland und auch im Rest der Welt die Atomdebatte neu entfacht. Nur in Ihrer Heimatstadt Springfield scheint es keine wirkliche Anti-Atombewegung zu geben.

CMB: (verschränkt seine Hände ineinander) Ausgezeichnet.

CE: In Deutschland kam es kürzlich zu verstärkten Demonstrationen gegen die Atomkraft. Diese werden von vielen verschiedenen Gruppen und Bündnissen getragen. Was halten Sie davon?

CMB: (Zeigt auf den Redakteur und spricht leise zu seinem Assistenten) Sehen Sie sie nur an, Smithers: Schmarotzer, Vagabunden, Tunichtgute! Sie ahnen nicht, dass ihre Zeit an meiner gütig nährenden Zitze gezählt ist.

CE: Zu guter Letzt: Es gibt Gerüchte, wonach es in Ihrem Kernkraftwerk, vor allem in dem berüchtigten Sektor 7G, zu mehreren Komplikationen kam. Was sagen Sie zu diesen Anschuldigungen?

CMB: (steht empört auf und schreit den Redakteur an) Smithers, lassen sie die Hunde los!

campus:echo satireseite

Liebe Freundinnen und Freunde der flachen Satire,

Wir haben in einer sehr freundschaftlichen SMS die Chefredaktion informiert,

dass wir uns von der Produktion dieser beliebten Seite zurück ziehen werden. Der

Grund liegt insbesondere in der Frage, ob wir den hohen humoristischen

Ansprüchen, die wir selbst an uns haben, noch nachkommen können. Uns ist zu

Ohren gekommen, dass so manch ein feinfühliger Geist unsere Werke nicht lustig

fand. Dem müssen wir voll und ganz zustimmen. Das liegt allerdings nicht nur

an der gefälschten Satirelizenz, sondern viel mehr an der historisch beispiellosen

Hetzjagd auf unserer aller Lachmuskeln in den letzten Monaten.

Unterschätzte Lobbyisten Deutschlands:Alle reden von Atom- und Auto-Lobby, doch das ist nur eine Ver-tuschungsstrategie, um von den wirklich mächtigen Interessens-verbänden und Initiativen abzulenken. campus:echo hat recher-chiert, wer in Deutschland wirklich die Fäden zieht...

Fleisch zur Freude der Kinder e. V.Fachgruppe Garten- und Rasenpflegegeräte e.V.Deutscher Kräuter- und Gewürzhändler-Verband e.V.Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V.Fachverband Tuben, Dosen, Fließpreßteile e.V.Deutscher Braumeister- und Malzmeister-Bund e.V.Otium - Verein zur Förderung des MüßiggangsJunge Union Thüringen!

Mensa Speiseplan 21 - Vital ins Spital!

Quarkbratling auf Elchmolkebasis

an Steckrübenhaschee

dazu Dinkel - Bärlauch Rohkost

Dessert: Eine Schüssel heiße Luft

Studenten: 49ct | Dozenten: unbezahlbar

Die neue Mensa-Innovation!

Wenn der Mond ein Haufen Scheiße wäre, hätten ihn die Amerikaner trotzdem zuerst bestiegen.

Hallelujaarrgh: Der Papst kommt. In Erfurt...… ist er ab dem 23.-24.09.2011.

campus:echo möchte bei der Organisation helfen. Als Gegenleistung erhoffen wir uns einen Erlass von ein paar Höllenjahren.

Für unseren modernen Ablasshandel brauchen wir noch:

Für die Gestaltung des Besuchs:

Freiwillige für Rodung des Steigerwaldes. Wir wollen eine Holzrampe bauen, damit das Papamobil die Domtreppen hinauf-kommt. Mit dem restlichen Holz soll eine nostalgische Hexenverbrennung durch-geführt werden, für alle Traditionalisten. Dafür suchen wir ein oder zwei Rothaari-ge, die ansonsten nichts mehr vor haben.

Für den Geschenkkorb:

1000 Kondome und eine vergoldete Nadel in einem geschmackvollen Samtkästchen. Aufschrift: Gottes Wille.Einen dreibändigen Sammelband der Na-turwissenschaften: Kann als Türstopper benutzt werden.

Und damit er auch im Alter noch an uns denkt: einen campus:echo-Aufkleber für sein Papamobil in den Präsentkorb legen.

NOAGH?!

Der Heilige Vater ist unterwegs

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Wettbewerb! Achtung! Du kannst gewinnen:Wir suchen das kurioseste oder sinnloseste Werk aus der Uni-Bibliothek. Schreibt euren Vorschlag an [email protected] (Titel und kurze Beschreibung).

Zu gewinnen gibt es einen mehr als phantastischen Zwei-Tages-Trip für 14 Personen nach Salomonsborn. Kulinarische und wahrnehmungsverzerrende Verpflegung sowie Schlafsachen sind mitzubringen, alles weitere ist selbst zu organisieren. Im Gewinn inclusive enthalten ist eine führerlose Nachtwanderung in die unspektakuläre Einöde des nahe gelegenen Horstes Forstes.

Geschichten aus dem Rieth (1): Steven und PaddyS: Die Form des umweltpolitischen Handelns in diesen

Zeiten der Postrezession gibt mir wirklich zu denken.P: Nor.S: Statt auf eine effizientere Allokation zu setzen,

wird mit einer Kombination aus Substitutions- und Suffizienzstrategie versucht, immer neue Techno- logien zu etablieren.

P: Mmh.S: Solcherlei Investitionen bedienen höchstens künst-

lich geschaffene Bedürfnisse einer umweltbewussten Mittelschicht, während unsereinem nur die Resigna-tion bleibt.

P: Nor.S: Natürlich ist die reine Bewertung der Lebensqualität

nach dem BIP ein längst überholtes Konzept, aber den profanen Wert monetärer Mittel können auch wir nicht leugnen.

P: Bei Lidl kostet die grobe Leberwurst jetzt einsneunundvierzig.

S: Siehst du.

@KT-Tiger39: 1. April 2011 16.30Endlich in Erfurt angekommen. Immer noch sauer auf Vater, dass er mich zwingt, mein Studium zu wiederholen. Hat meine Familie einen Hubschrauberlandeplatz gekostet, hier aufgenommen zu werden.

@KT-Tiger39: 3. April 2011 23.40Alle Schlösser und Burgen schon belegt. Teile mir nun eine WG mit zwei Religionswissen-schaftlern. Habe kläglich beim Bibelzitier-Duell versagt.

@KT-Tiger39: 5. April 20.00 UhrErstes Treffen mit der Ortsgruppe der Jungen Union. So ein 20-jähriger Jungspund weigert sich, mir die Führungsrolle zu überlassen. Muss mir neuen Respekt verdienen. Werde ihn zum Faustkampf herausfordern.

@KT-Tiger39: 5.April 20.05 (via I-Phone)Stehe kurz vor der Niederlage. Befehle meinem Bodyguard, dem Typen ins Bein zu schießen. Es ist schön, einen Bodyguard zu haben. Mit dem Rest wird im Musikpark gefeiert.

@KT-Tiger39: 6. April 11.00Habe fünf Telefonnummern letzte Nacht be-kommen. Beim Anrufen stellte sich heraus: alles berufliche Ghostwriter. Auch gut. Der alte Junge hat‘s noch drauf.

@KT-Tiger39: 8. April 15.00Habe ein lustiges Gespräch mit einem Auto- nomen geführt. Behauptet von sich, er sei auch ein freier Herr. Gehe schmunzelnd weiter.

Campusleaks enthüllt:Fragen des KW Eignungsfeststellungsverfahrens 2011:1. Wollten Sie schon immer „irgendwas mit Medien“ machen?2. Was ist das Lieblingsessen der ersten Ehefrau des

Intendanten des Mitteldeutschen Rundfunks?3. Was tun Sie, wenn keine Eins vor dem Komma steht?4. Was würden Sie alles tun, damit eine Eins vor dem

Komma steht?

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Photo: Jan Steinhauer

Lieblingssound im Mai

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„I‘m from a little place call great Bri-tain, but I dunno if I love or hate Britain,“ teilen Dan le Sac vs. Scroo-

bius Pip in ihrem elektronisch angehauch-tem Hip-Hop-Werk mit. Überzeugt Euch selbst von ihrem catchy tune: Den Song „Get Better (Villa Vocal Remix)“ könnt Ihr Euch kostenlos herunterladen (www.ton-spion.de). In „Great Britain“ thematisiert das Duo jedoch die hohe Kriminalitätsra-te, die ihre positive Einstellung zur Hei-mat zu trüben vermag. Aber auch auf we-niger ernster Ebene bietet das Vereinigte Königreich Anlass für Ambivalenzen: Einige der besten, aber auch einige der schlechtesten melodischen Ergüsse aller Zeiten ereilen uns aus UK. Beschränken wir uns im Folgenden doch auf die guten Seiten britischer Musik. Wer unbedingt die schlechten Seiten hören will, findet sie gehäuft unter den Eurovision-Songcon-test-Beiträgen der Vergangenheit - allein im neuen Jahrtausend wurde dreimal die letzte Platzierung eingeheimst...

Großbritannien, Anfang der 1960er-Jahre: Auf dem musikalisch ertragreichen Nährboden Liverpools sprießen vier Pilz-köpfe, vier Sprösslinge des stadtspezifi-schen Mersey Sounds. Die Beatles machen sich auf, um in nur einer Dekade die Welt mit ihrer Musik zu erobern: Erfolgreich, denn auch heute, rund 50 Jahre später, gelten sie als die bekannteste Band al-ler Zeiten. Zu verdanken haben sie dies mitunter auch der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt BBC. Bis heute ist die Insel dafür bekannt, den noch unbekann-ten, landeseigenen Garagenbands durch ordentlich Rotation im Radio eine angese-hene und breite Plattform zu bieten. Kein Wunder also, dass nirgendwo sonst auf der Welt die Spitzenpositionen der Sing-lecharts so oft wechseln wie dort.

Doch auch neben den Beatles brach-

Großbritannien – Pro Rotation Prinz William und seine Kate haben geheiratet, endlich! Wir sind in schier irrer Vorfreude ausgerastet! Das

campus:echo jubelt und schenkt selbstlos den Segen! Man mag es nicht glauben, doch Großbritannien hat noch mehr zu bieten als das, was die Yellow Press schreibt. Musik zum Beispiel, und zwar reichlich. Es folgt ein unzureichender

Abriss ihrer jüngeren musikalischen Historie, wie immer mit einigen freien MP3s gespickt.

von Ngoc-An Phan Tran

te die Musikszene Großbritanniens viel Großes hervor. Insbesondere ab Ende der 60er-Jahre gab es eine wahre Flut an jungen Rockbands, die auch heute noch bekannt sind. Dazu zählen The Who, The Rolling Stones, Led Zeppelin... kurzum: mehr einflussreiche Bands als dieser Ar-tikel an Zeichen erlaubt. Neben ihren gesanglichen Qualitäten taten sich zwei Ikonen jener Zeit auch durch ihren opti-schen Auftritt hervor: Zum einen Freddy Mercury von Queen, mit seinem prägnan-ten Schnäuzer und teils äußerst körper-betonten Bühnenkostümen, zum anderen Robert Smith von The Cure mit chaoti-scher Haarpracht, schwarz umrandeten Augen und markant verschmiertem roten Lippenstift. Letztes Jahr ließ sich Smith auf eine außergewöhnliche Zusammenar-beit mit dem kanadischen Electronic-Duo Crystal Castles ein: Er verlieh ihrem Song „Not In Love“ seine Stimme (www.better-propaganda.com). Als Kontrastprogramm könnt Ihr Euch danach The Cures 18 Jah-re älteres Werk „Friday I‘m In Love“ zu Gemüte führen, wunderbar!

Als britischer Ballungsraum musika-lischer Exzesse hat sich die einstige In-dustriestadt Manchester herausgestellt. Zu ihren berühmten Söhnen gehören die Buzzcocks, Joy Divison (nach dem Sui-zid des Sängers Ian Curtis als New Order neugegründet) und The Smiths. Auch in jüngerer Zeit ist von diesen drei Gruppen wieder verstärkt zu hören. Die Buzzcocks haben sich nach acht Jahren Trennung 1989 wiedervereint und rocken als laut-starke Opis immer noch die Bühne. Wer das nicht glaubt, kann sich einen ihrer besten Songs „Jerk“ kostenlos auf den MP3-Player ziehen und eine Runde po-gen (www.betterpropaganda.com). Mit seinem Schwarzweißfilm „Control“ rück-te Regisseur Anton Corbijn Joy Divison

2007 wieder ins Licht der Öffentlichkeit. Darin steht das Privatleben von Sänger Ian Curtis im Mittelpunkt, doch auch Aufstieg und Ende der Band sowie deren Konkurrenz zu den Buzzcocks werden be-leuchtet. Ebenfalls 2007 veröffentlichten The Wombats zwar keinen Song von, aber einen Song über Joy Division. „Let‘s Dance To Joy Division“ ist immer noch gratis für Euch verfügbar (www.tonspion.de). Und nicht zuletzt sind auch The Smiths mit ih-ren gesellschaftskritischen Liedern (z.B. „Meat Is Murder“, „The Queen Is Dead“) im Gedächtnis der Musikliebhaber hän-gen geblieben. In aller Munde ist von den Bandmitgliedern zurzeit aber nur noch einer: Morrissey. Auf Solopfaden wan-dernd, feiert er mit seinem einzigartigen Bariton und kritisch wie eh und je ebenso große Erfolge wie mit seiner ehemaligen Band. Er ist eben „Maladjusted“ - unange-passt (www.tonspion.de).

Zu den jüngeren musikalischen Ma-chern Manchesters zählen nun weiter Oasis, The Verve, The Chemical Brot-hers und - welch eine Erkenntnis - Take That. Das allerfrischeste Frischfleisch ist jedoch unbestreitbar das bis in die Haar-spitzen gestriegelte Duo Hurts. Wie weit die beiden Herren es in der Musikhistorie Großbritanniens tatsächlich bringen wer-den, können wir in ein paar Jahrzehnten rückblickend feststellen. Bis dahin dürft Ihr Euch, wenn es Euch danach dürs-tet, dem Hype um Hurts mit ihrer ersten Singleauskopplung „Better Than Love“ vom Debütalbum „Happiness“ hingeben (www.tonspion.de).

Auch dieses Mal findet Ihr wieder Di-rektlinks zu allen MP3s dieses Artikels sowie weitere musikalische Schätze zum freien Download auf http://gnocchboxx.wordpress.com

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Chefredaktion:Jan Steinhauer/ Ngoc-An Phan Tran V.i.S.d.P.

Redaktion: Sebastian Bähr, Sarah Blanck, Stephanie Felsberg, Carolin Fischer, Laura Gispert, Julian Kasten (Schlagseite), Lydia Kirchhoff, Niklas Kramer, Marvin Lindenberg, Linda Rustemeier, Thomas Schmelzer, Ngoc-An Phan Tran, Mirjam Triebe, Sarah Weingar-ten, Konstanze Zechendorf Anzeigenbeauftragter:Jan Steinhauer

Satz & Layout: Jan Hendrik Grooten, Luskas Neuerburg, Jan Steinhauer

Über uns: campus:echo erscheint zwei-mal pro Semester. Alle Artikel spiegeln die Meinung der einzelnen Autoren wi-der und nicht die der gesamten Redaktion. Kritik und Mitarbeit:Wir freuen uns jederzeit über Anregungen, Kritik, Lob, eingereichte Fotos oder Artikel. Die Redaktion behält sich das Recht auf Ände-rungen eingesandter Artikel vor. Interessierte Schreiber, Layouter oder Fotografen sind stets willkommen.

Für den Inhalt der hier abgedruckten Anzeigen übernimmt die Redaktion keine Verantwor-tung.

Photos & Illustration: Jan Hendrik Grooten, Thomas Schmelzer, Jan Steinhauer

Druck: City Druck GmbH ErfurtAuflage: 1500

Kontakt:Redaktion campus:echoNordhäuser Straße 6399089 Erfurt

[email protected]

Mit freundlicher Unterstützung des Studieren-denrates der Universität Erfurt

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