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17.05.2012 1 Hannover, 11./12. Mai 2012 Ulrike Hoehne-Hückstädt - IFA 14. Jahrestagung Interdisziplinäre Begutachtung Carpaltunnel-Syndrom (CTS) – zukünftige BK 2113 Ulrike Hoehne-Hückstädt - IFA 14. Jahrestagung Interdisziplinäre Begutachtung Seite 2 Hannover, 11./12. Mai 2012 Krankheitsbild N. medianus Muskeln der Hand- und Daumenbeuger Sehnen der Fingerbeuger Handwurzelknochen Beschwerdebild aufgrund einer Schädigung des N. medianus (Mittelnerv) Kompression im Verlauf durch den Carpaltunnel Symptome im Daumen, Zeige- und Mittelfinger • kausaler Zusammenhang mit arbeitsbedingten manuellen Belastungen in unterschiedlichsten Berufen

Carpaltunnel-Syndrom (CTS) – zukünftige BK 2113 · 17.05.2012 1 Hannover, 11./12. Mai 2012 Ulrike Hoehne-Hückstädt - IFA 14. Jahrestagung Interdisziplinäre

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Hannover, 11./12. Mai 2012

Ulrike Hoehne-Hückstädt - IFA 14. Jahrestagung Interdisziplinäre Begutachtung

Carpaltunnel-Syndrom (CTS) –

zukünftige BK 2113

Ulrike Hoehne-Hückstädt - IFA 14. Jahrestagung Interdisziplinäre Begutachtung Seite 2Hannover, 11./12. Mai 2012

Krankheitsbild

N. medianus

Muskeln der Hand- und DaumenbeugerSehnen der Fingerbeuger

Handwurzelknochen

• Beschwerdebild aufgrund einer Schädigung des N. medianus (Mittelnerv)• Kompression im Verlauf durch den Carpaltunnel• Symptome im Daumen, Zeige- und Mittelfinger• kausaler Zusammenhang mit

arbeitsbedingten manuellen Belastungenin unterschiedlichsten Berufen

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• CTS stellt eines der vielen Krankheitsbilder dar, die unter den arbeitsbezogenen Muskel-Skelett-Erkrankungen der oberen Extremität zusammengefasst werden (AMSE-OE).Entsprechung im angloamerikanischen Sprachraum:Work-Related Upper Limb Disorders (WRULDs)

• CTS ist in verschiedenen Staaten formal als Berufskrankheit (BK) anerkannt.

• Die Europäische Kommission hat in den Empfehlungen zu der Europäischen BK-Liste CTS im Annex I (506.45) aufgeführt.

• Der Ärztliche Sachverständigenbeirat beim BMAS hat im Mai 2009 die Wissenschaftliche Begründung (WB) zur BK CTS veröffentlicht.

BK CTS – Hintergrund

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Vorgehensweise:Handlungsanleitung Expositionsermittlung, Messwertk ataster

• Methode: Literaturrecherche

• Wissenschaftliche Begründung,Referenzen der Wissenschaftlichen Begründungund deren Sekundärliteratur

• Suche in Datenbanken, z.B. Medline, Embase und TEMA

• Suchbegriffe nach Messparametern:Winkelgeschwindigkeit, Winkelbeschleunigung, Greifkraft

• Ergebnisse• 40 Artikel,

davon lieferten 13 detaillierte Angaben zur Quantifizierung der Risikofaktoren

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CTS - Belastungsprofile

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CTS – Risikofaktoren• Druckschädigung des Nervus medianus im Carpaltunnel

(Carpaltunnel-Syndrom) durch:• repetitive manuelle Tätigkeiten mit

Beugung und Streckung der Handgelenke

oder• erhöhten Kraftaufwand der Hände (kraftvolles Greifen)

oder• Hand-Arm-Schwingungen,

z. B. durch handgehaltene vibrierende Maschinen(handgeführte Motorsägen und Steinbohrer)

Das Risiko erhöht sich bei einer Kombination dieser Faktoren!Repetition Kraft Haltung Vibration Kombination

Carpaltunnel-Syndrom

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• Expositionsdauer vor Auftreten der ErkrankungAusübungsdauer der BK-relevanten, beruflichen Tätigkeitenvor Auftreten der Erkrankung und zeitlicher Zusammenhang

• Expositionsdauer pro Tag bzw. pro WocheAusübungsdauer der BK-relevanten, beruflichen Tätigkeiten pro Tag bzw. pro Woche:(Referenzen aus der Dokumentation HAL TLVs ©ACGIH)• Beschreibung eines erhöhten Risiko für MSE im Handgelenk durch die Ausführung manueller Tätigkeiten mit:

• Handgelenks-Streckungen und Beugungen ab einer Dauer von 3h/Tag und mehrbzw.

• wiederholtem Zugreifen von 4h/Tag und mehrentsprechend einer Belastungsdauer von mindestens 15 - 20h/Wochen

Schlussfolgerungen:• Ermittlung der Risikofaktoren in der/in den einzelnen BK-relevanten Tätigkeiten• Ermittlung möglichst auch an gesunden Beschäftigten

(keine Symptome von CTS, z. B. verändert CTS die Maximalkraft!)• die die gleiche(n) relevante(n) Tätigkeit(en) wie der Erkrankte ausführen• die die gleiche Dominanz der Hände aufweisen (Rechts- oder Links-Händigkeit).

• Ermittlung getrennt für beide Hände

Grundsätze der Expositionsermittlung

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Begriffsbestimmung und Kriterienzur Beurteilung einzeln einwirkender Risikofaktoren • Repetition

• Silverstein-Kriterien

Tätigkeiten, die in Arbeitszyklen organisiert sind, können als hochrepetitiv identifiziert werden, wenn:

• die Dauer eines Arbeitszyklusmit erkennbarer Beugung und Streckung im Handgelenkkürzer als 30 s ist (Zyklus wiederholt sich mindestens 2 x / Minute)

oder

• mindestens 50% einer längeren Zyklusdauer (> 30 s)ein fundamentaler Arbeitsgang (ähnliche, vergleichbare Bewegungen)mit erkennbarer Beugung und Streckung im Handgelenk

ausgeführt wird.

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Begriffsbestimmung und Kriterienzur Beurteilung einzeln einwirkender Risikofaktoren • Repetition

• Kilbom-RichtwerteHohe Repetitivität liegt vor, wennHandgelenksbeugung und -streckungum einen Mittelwert bzw. eine Ausgangshaltungmehr als 10mal pro Minute ausgeführt werden.

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Begriffsbestimmung und Kriterienzur Beurteilung einzeln einwirkender Risikofaktoren • Repetition

• Latko-Skala

Beispiel:Gilt für eine Tätigkeit, dass langsame, regelmäßige Bewegungen oder Kraftaufwendungenausgeführt werden, diese aber nur durch seltene Pausen unterbrochen werden,wäre etwa ein Punktwert von 5 zu wählen.

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Begriffsbestimmung und Kriterienzur Beurteilung einzeln einwirkender Risikofaktoren

* Wiedergegeben mit Erlaubnis des DIN Deutsches Institut für Normung e.V.Maßgebend für das Anwenden der DIN-Norm ist deren Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum,die bei der Beuth Verlag GmbH, Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin, erhältl ich ist.

• Kraftaufwand / Greifarten (Borg CR10-Skala)

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Begriffsbestimmung und Kriterienzur Beurteilung einzeln einwirkender Risikofaktoren • Kraftaufwand / Greifarten (Borg CR10-Skala)

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Erfassungsbogen – Checkliste FB 1-6

Ulrike Hoehne-Hückstädt - IFA 14. Jahrestagung Interdisziplinäre Begutachtung Seite 14Hannover, 11./12. Mai 2012

Erfassungsbogen – Checkliste FB 1-6

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Anamnesesoftware

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Anamnesesoftware

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Anamnesesoftware

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Anamnesesoftware

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Anamnesesoftware

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Quantifizierung von Belastungsfaktoren CTSadaptiertes CUELA-Messsystem für Messwertkataster

Video (Dokumentation)

EMG

Greifkraft

Ganzkörpervibrationoder

Hand-Arm-Vibration

Computer-

Unterstüzte

Erfassung und

Langzeit-

Analyse vonMuskel-

Skelett-

Belastungen

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• Ungünstige Haltungen

• Zeit in nicht-neutralen Haltungen [%Arbeitszeit]• Zeit in statischen, nicht-neutralen [%Arbeitszeit]

• Repetitivität

• Mittlere Frequenz FFT [Hz]• Median abs. Winkelgeschwindigkeit [°/s]

• Micro-Pausen

• Winkelgeschwindigkeit < 1 /s [%Arbeitszeit]

Grad III

Grad IGrad II

Messwertkataster: Haltungen/Bewegungen

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Normierte RMS-Werte (EMG) in %MVC (max. Willkürkontraktion T=3s)

Muskelgruppendes Unterarms

direkte Greifkraftmessungmaximale Greifkraft (100 %MVC)

Zylindergriff Fingerzufassungsgriff

Messwertkataster: Oberflächen-EMG

Extensoren Flexoren

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• Muskuläre Beanspruchung• 90. Perzentil [%MVC]

• Micro-Pausen• EMG < 0,5 %MVC [%Arbeitszeit]

• Adjustiertes EMG

• Adjustierte Kraft [N]Fmax EMG EMG

Var(EMG) ⋅

+=

[%MVC] EMG EMG

Var(EMG) +=

Messwertkataster: Oberflächen-EMGMuskuläre Beanspruchung und Kraftschätzung

Ulrike Hoehne-Hückstädt - IFA 14. Jahrestagung Interdisziplinäre Begutachtung Seite 24Hannover, 11./12. Mai 2012

erste explorative Messungen in Labor und Feld

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Datenbank - Messwertkataster

Erkenntnisgewinn zur Ableitung von Bewertungsrichtwerten und

Präventionsmaßnahmen

� Datensätze für einzelne Tätigkeiten

Belastungsprofil typischer Tätigkeit und Schicht ��