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306 Cassia (Laurus cassia) und Cardamomen (Amo- mum repens) in Malabar und seine Verbrei- t ungsspha r e j van DemseZben. Zweierlei wilde Waldgewlchse Mabbars liefern noch Producte fiir den Gross - Handcl) obwohl im weit geringerem IvIaasse als jene, niimlich Cassia und Cardamomen, allgemein be- liebte Gewiirze, wir haben hier nur weniges von ilinen zu sagen. 1) Die Cussiu (Laurus Cassia Linn.) ist der Baum, Cassia Zignea ist die Waare; SeZikela der Araber, Tuj im Hindi, Kayu - Zegi im Malayischen ; in Malabarischer und Tamulischer Spracke Karuvu oder IZavanga, d. h. wiZde Zimmtrinde (~V~axcrooia schon den Allen 3 3, bekannt). Sie wvtchst zwar auch in andern Theilen Indiens, wie Ceydon, Sumatra, Borneo, den PhiZippinen und in Hindostan nord- wtrts, selbst bis nach Kemaun (Dalchini, s. Asien Bd. 11. S. 1036) inBengazeen nach Fr. B u c h a n a n in Hinter-Indien bis Sandoway , nordostwiirts wahrscheinlich in Cochin Chinu (111. S. 929) bis Yunnan, was schon M. Polo weies (9. Asien Sd. 111. 737)) gewiss in Kuangtong und Kuangsi (ebend. S. 757) dem aiidZichen China. Vorziiglich ist sie aber auch den Berglande Il.laZayaZas eigen, und es bleibt noch un- ausgemacht , ob jene gewiirzreichen Rinden der ver- schiedensteii Landschaften mit dem zimmtIknlichen Ge- schmack verschiedenen Art en angehiiren ( Cassia Sstda und Cassia senna sind andere Arten), oder ob sic iden- tisch sind, was bis jetzt das wakrscheinlichere zu seyn scheint. Die BlItter des wiZden Zirnntt yon Kernam, sagt Trail 1 34) , kommen unter dem Namen Td -Pat, als Ex- 53) Theophrists Naturgeschichte der Gewachse , iibers. von 54) Trail1 Account of Kemaoon in Asiak Res. T. XVI. p. 155, 226. Sprengel. 1822. Th. XI . Not. S. 350.

Cassia (Laurus cassia) und Cardamomen (Amomum repens) in Malabar und seine Verbreitungssphäre

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Cassia (Laurus cassia) und Cardamomen (Amo- mum repens) in Malabar und seine Verbrei-

t ungsspha r e j van D e m s e Z b e n .

Zweierlei wilde Waldgewlchse Mabbars liefern noch Producte fiir den Gross - Handcl) obwohl im weit geringerem IvIaasse als jene, niimlich Cassia und Cardamomen, allgemein be- liebte Gewiirze, wir haben hier nur weniges von ilinen zu sagen.

1) Die Cussiu (Laurus Cassia Linn.) ist der Baum, Cassia Zignea ist die Waare; SeZikela der Araber, Tuj im Hindi, Kayu - Zegi im Malayischen ; in Malabarischer und Tamulischer Spracke Karuvu oder IZavanga, d. h. wiZde Zimmtrinde ( ~ V ~ a x c r o o i a schon den Allen 3 3, bekannt). Sie wvtchst zwar auch in andern Theilen Indiens, wie Ceydon, Sumatra, Borneo, den PhiZippinen und in Hindostan nord- wtrts, selbst bis nach Kemaun (Dalchini, s. Asien Bd. 11. S. 1036) inBengazeen nach Fr. B u c h a n a n in Hinter-Indien bis Sandoway , nordostwiirts wahrscheinlich in Cochin Chinu (111. S. 929) bis Yunnan, was schon M. Po lo weies (9. Asien S d . 111. 737)) gewiss in Kuangtong und Kuangsi (ebend. S. 757) dem aiidZichen China. Vorziiglich ist sie aber auch d e n Berglande Il.laZayaZas eigen, und es bleibt noch un- ausgemacht , ob jene gewiirzreichen Rinden der ver- schiedensteii Landschaften mit dem zimmtIknlichen Ge- schmack verschiedenen Art en angehiiren ( Cassia Sstda und Cassia senna sind andere Arten), oder ob sic iden- tisch sind, was bis jetzt das wakrscheinlichere zu seyn scheint. Die BlItter des wiZden Zirnntt yon Kernam, sagt T r a i l 1 34) , kommen unter dem Namen Td -Pat, als Ex- 53) Theophrists Naturgeschichte der Gewachse , iibers. von

54) Trail1 Account of Kemaoon in Asiak Res. T. XVI. p. 155, 226. Sprengel. 1822. Th. XI. Not. S. 350.

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porten in den Handel, und Pr. B u c k a n a n sagt von den Blumen, die die Cassia Zignca geben, die er in den Hoch- wbldern yon Animndaya sahe (dort Lafivanga oder Ilavangn genannt) 3 5 ) , dieselhen gleichen ungemein dem Baume Tez- pat i n BengaZen (wol identisch mit Tej-Pat in Kaniaun); doch sahe er deren Bliithe nicht, und die Species blieb also unbestimmt. Seine Rinde war an. Aroma aber weit geringer als die Chinestsche Cassia. Die Blltter der Cacsicz i n Malubar 3 6 ) sind kleiner und spitziger als die Blltter des Lorbeer, die duftigen Bliithen hbngen in weissen Biischelii herah wie die des Arbutus. Der Baum wlchst 50 bis 60 Fuss hoch, mit grossen, breiten, horizontalen Zweigen. Die Rinde gleicht dem Zimmte in Ansehn, Geruch, Ge- schmack, und dient oft als dessen Surrogat, ist aber leicht davon zu unterscheiden, denn ihre Siibstanz ist dicker, leicht- briichig und pikanter im Geschmack. Nur die iitnere Kinde ist das einzige von Werfh am Baume, die von der Iussern Borke geschieden werden muss j sie wird zerschnitten , an der Sonne getrocknet, wo sic zusammenrollt und so ver- sandt die echte Zimmtrinde yon Ceylon nicht selten ver- fhcht.

Im Xiden von Animally aus den Bergen von Travait- core 3 7 ) holen die Waldleute Leuanga putty, d. i die Rinde von Laurus cassia; sie muss also dort iiler die Grenze dcs

Sandellawnes hinaus noch gedeihen. Innerhalb der West - Ghats ist dieses Gewlichs aber fast iiberall verbreitet, und ganz gemein bis zur Nordgrenze Canaras 3 8 ) ; es ist Eigen-

35) Fr. Buchanan Journey thr. Mysore T. 11. p. 512. 36) J. Forbes Orient. Mem. T. I. p. 352. 37) Fr. Buchanan 1. c. T II. p. 336. 38) ebend. T. 111. p. 161, 187.

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thum des Gouvernements, das seine Benutzung verpachtet, aber nur wenig Gewinn davon haben soll. Die Qualitst kijnnie durch Pflege , zumal Beschneidung der Wassersckosse, sehr verbessert werden , uiid die ninde, auf die beste Art gesammelt und gereinigt, wiirde d a m nach Vr. B u c h a n a n s Uriheil der Cbinesischen, die im Preise die erste ist, ziem- lich gleich kommen. Dies war aber bisher nicht der Fall. Die Eewohner des Ghats nennen sie Ticay, die von den Ghat steigen zu den Vorbergen .unter den Ghat herab und holeri sich hier die Rinde und die Knospen, die sie Cabob - China nennen , welche als einc besondere Waare auch in den Handel lrommt.

Seit dem JaLre 1825 ist der Zoll auf diese Cassia sehr vermindcrt worden, und darlurck, weil der Pchte Zimmt yon Ceylon seine hoken Preise beibehielt, die Cornsumtioh der Cassia urn mehr als das DoppeZte der fruhern Zeit 3 9 ) ver- mehrt. 1832 belrug die Einfiihr dovon auf den Markt in England iiber 8ooo Cenlner, davon iiber 7000 von Ceylon und Malabar, die iibrigen von den Philippinen, der Insel Mauritius und yon Brasilien. Viele Cassia wird auch von Sumatra und Borneo auf den Markt nach Malabar gebracht ; die MaZabariwhe hat jedoch immer den Vorrang, sie sleht nur der Chinesischen nack, welche aber den grassten Theil von Europa versieht. Die von Malabar ist dicker und dun- keIfarbiger, und vermodert leichter beim Verpacken und iiberseeischen Transport als die Chinesische.

2 ) Die Cardamomen (Amomurn cardamomum Linn., Amornunt repens Buclian., EZachi in Hindi ; EZa Sanskrit). Der Cardantornenhandel 4 O ) gehijrt ebenfalls Malabar, wie der mit Sandel und Pfeffer , vorziiglich an , als dort ein-

39) M* Culloch Dict. of Commerce I. c. p. 258, 40) Fr. Buchanan Journey 1. c. T. 11. p. 538.

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heimisches Product, obwohl nur ein kleiner Theil auf dem Gebiete Malabars und der griissle Theil in den AlpenlEndern Curg und PYynaad gewonnen wird. Die Verbreitung die- ses dem I n p e r (Amomum Zingiher) verwaiidten Gewiich- ses ist jedoch nickt blos auf Malabar beschrlnkt; eine Art, die grossero Saamenkapseln giebt , welehe auf Eurogfischem Markte lieinen Eingang finden, haben wir schon in Nepal kennen lerncn (s. Asien Ed. 111. S. 51)) sie ist auch bis Java und Ceylon verhreitet 41). Die 14stlichsten Curdamonten bringt der Pfefferdistrict in Karnbodjn und Sium (s. Asien Bd. 111. S. 930, iogG); sie scheinen wol auch der grijssern Art an- zugehiiren, und dicse geht vorzugsweise auf den Chinesi- schen Markt, wo sie am belieblesten ist. Auch Hartabuu erzeugt Cardamomen. Die Malabar Kardamoinen , VOII selir beschrznkter Verbreitung , -versehen dagegen ausschliesslich den Europiiischen Marlit und gehen durch ganz Indien, wo sie das bdiebteste Gewurz zur Reisspeise (Pillau) abgeben. Im Gkatgebirge iistlich von Tellicherry, in Curg und Fry- nuad, und siidwfrts durch Animally bis zum Gebirge von Travancore hinauf, sind sic in ihrem wilden Zustande auf dem Hochgebirge verbreitet; nur von einer Gegend in Sun& erfahren w i r , dass sie aucli i n Gurten, wie die Bananc und Areka-Palme, gebaut werden, aber mil wenig Er- folg 4 " ) ) da die Frucht der Garten-Cardamome von gerin- gerer Qualitzt ist.

Es ist wahrsckeinlich, dass die Kapseln von noch meh- rern als den genannten Species, niit in den Handel lrom- inen, ngimlich aus Indien , Cochin China, wie von Siam und Ceylon, nur sintl sie nach nicht genauer bcltannt. Dia kleinerenKapselfriichte sind am geschgitztesten, .cvenn sie voll,

41) W. Milburne Orient. Commerce 1815. p. 147. 42) Fr. Buchanan Journ. 1, c. T. 111. p. 225, 228.

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sckwer zu brechen, von gllnzend gelber Farbe, h r c k . dringendem Geruch sind und einen sffuerlich bittern, aber angenehmen Geschmack baben. Fr. B u c h a n a n ist der einzige Beobachler an Ort und Stelle, der geriauern Auf. schluss iiber das Gewzchs giebt. Es wzchst iii dem Gebirgs- lande der Tellicherry Ghats iind ist dort Privateigenthum. Solche Localitiiten 4 3 ) miissen dick bebuscht seyn, viele Quellen und Bergwasser haben. Piriden sich daselbst einige Cardamomenbiisclie, so haut Inan das iibrige Gestrzuch weg, verbrennt es und bedeckt mit der Asche und den abgehaue- nen Zweigen den Boden. Zur Regenzeit sprossen kierauf viele ldeine Cardamomenpfliinzchen zu Biischen empor , die im 31en Jahre schon eine kleirte , im Men, mo sie 4 bis 6 Fuss hoch sind, eine volle Ernte geben. Sind 2 bis 3 Kap- seln nur auf jeder Pruchtiihre gereift , so beeilt man sich den Fruchtstengel bei der Wurzel abzuschneiden ehe der Saand reift, urn diesen in den Hiitten abzupffiicken. Denn im Freien wird aller Swme von dem Malay h a r o t a , d. i. eine Art Eicl~l~Grnchsn aufgefressen , welches iibrigens die Pflanze iiberall hin durch den Saamen verbreiiet. Die Kap- seln werclen an dcr Sonne gelrocknet, auf Matten gelegt, gereitiigt i n den Handel gegeben. Die absterbenden Biische verlassen die Sammler und ziehen fiir die Polgenrleti Jahre n d d l neuen ans.

So ist der Gewinn von €urg 44), der nach Tellichepry an die Afabischen Handelsleute geht, so der yon PYynuad, dessen hohe Lase , mit schwarzem, feuchtem , kiihlem Bo- den, der Frucht einen grossen Vorzug vor der in den tiefer gelegenen Districten Malabars giebt , wie Cadutinadn und- Yelater, die auch Cardamomen, aber yon geringerer Qua-

43) Fr. Buchanan 1. a. T. 11. p. 510. 4%) ebend, T. 111. p. 270. T. I& p. 538.

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IiGt erzeugen. Der Saame von Wynaad45) ist IGrzer, vol- ler heller, als der vom Tieflatid Malabar, und gilt f i r den besteii j I Candie zu 640 Pfund hat den Preis von 100 Rupies. Der Kaufmann erkennt leicht jede Sorte, woher sie kommt ; die aus Curg hat weniger feine Kerne als die aus Wynaad, aber auch weniger schwarze; die aus dem Tieflande yoti Malabar sind mehr dickhlutig , breit , dunkelfarbig. Die Bewolner der Ghats bringen die Cardamomen aus Wynaad ZLIIU Verkauf an die Seelriiste, und erhalten Vorschuss auf die Hilfte der zu Iiefernden Waare zum Voraus. Die Ge- birgsfehden bringen slets Stockungeii in diesen Handel. Die Ostindische Comphgnie hat immer nur auf diese Weise durch Contracte die Waare an der Seekiiste eingehandelt, nie im Innern des Landes selbst j daher lange Zeit die Unkenntniss des Vorkommens. Sie llsst die Waare sortiren, die schwar- Zen und leichten KBrner werden an die ICrtmer abgegeben, die diese an die Araber verhandeln. Von der guten Sorte der Cardamomen, die man in Malabar gewinnt , wird nicht T& irn L a d e verbrauctrt; sie geht nach Bengalen, Bom- bay, dem Indus, dem Persischen Golf, zum Rothen Meer und nach Europa. Der ganze Gewinn Malabars an Cnra’n- momen betriigt jlhrlich 100 bis 1 2 0 Candies (A 640 Pfund), also 640 bis 768 Centner (zu 100 Pfund). Davon liefern allein Pyynaad 364, Curg 2 5 6 , zusammen 620, das iibrige wird auf dem Boden Malabars gewonnen, dessen Gewinn in der letztern Zeit gestiegen ist. Beide Gewtchse, Cassia wie Cardamomen, kommen nur sporadisch und zerstreut swischen andern Vegetationen. in den angegebenen Regionen Tor, ohne solche i n d i v i d d l sich gegenseitig ausstossende oder enger geschhsene Gruppen , wie jene des Sandel und Teak,

45) Fr. Buchanan T. 11. p. 538. W. Millrurne Orient. Comm. p. 147; M Culloch Dict. of Commerce. p. 254.

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zu bilden. Wrir haben versucht, ihiien bier zum ersten Male ihre Verbreitungssphtren in bestimmleren Umrissen als bis- her nach den vorhandenen Beobacktungen anzuweisen.

D r i t t e A b t h e i 1 u n g.

Bericht iiber Entdeckungen. und Erweite- rungen im Gebiete dcr Pharmacie.

Fortsetzung dee drilten Abschnitts : Organieche Stoffe and deren Verbindungen.

111. Besondere Kohlenwasscrstoff - und Kohlenstick-

s t offve rbi nd u n gen.

Ueber d i e P r o d u k t e d e r O x y d a t i o n des A1 ko h o 1s.

Der SauersfoBther D S b e r e i n e r s verwandeIt sich durch Erwfrmen einer spirituijsen huff 6sung von Kalihydrat i n einen liarzartigen Kijrper, w i d von concentr. Schwefel- siiure verlcohlt, und liefert mil Ammoniakgas eine weisse krystallinische Verbindung.

Xach L i e b i g besteht der Sauerstoffdther aus zmei ver- schiedenen Fliissigkeiten von ungleicher Flcchtigkeit , die fliichtigere giebt mit Hali sogleich das gelbe Ham, die andern erst nach Einwirkung von Luft oder Sauersfoff, die letztere giebt mit Ainmoniak keine kryslallisirbare Verbin- dung, sie ist von L i e b i g mit dem Namen Ac-tal belegt worden, die erstere fluchtigere liefert dieselbe, und L i e b i g hat sie AZde7zyyd (Ahohol dehydrogenatum) genannt. Sie