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352 In Grund und Boden Eine Handvoll Boden ist be- kanndich nicht einfach eine An- sammlung Schmutz, sondern eine hochst komplexe Lebensgernein- schaft. Zudem ist der Boden die zentrale Durchlaufstelle eines groRen Teils der Wasser- und sonstigen Stoffireislaufe der Biosphire. Uber das Thema Boden genauer informiert zu sein, ist eine wichtige Vorausset- zung f i r eine Vielzahl von Spezial- disziplinen, die rnit Natur oder Umwelt, mit Mikrobiologie oder nachwachsenden Rohstoffen zu tun haben. Dieses von einem renornmierten Fachmann ge- schriebene Buch ist eine hervor- ragende und dazu sehr verstand- lich gehaltene Einfiihrung in Bodeneigenschaften und -prozes- se. Es erlautert die hier ablaufen- den physikalisch-chemischen Vorghge ebenso wie die von den Bodenorganismen beeinflufiten Ablaufe, bezieht aber auch aktu- elle umweltrelevante Themen wie Gaswechsel, Ozon, Versauemng, Schwermetalle, Radionukleide oder Erosion angemessen ein. Als Hintergrundlektiire gleicher- maRen informativ, hilfreich und empfehlenswert. Bruno I? Kremer, K d n Wie sich Schnecken in Schale werfen Wer hat nicht schon einmal be- wundernd vor den bunten Scha- len tropischer Schnecken gestan- den und sich eingestehen miissen, dd wir uber die Bedeutung, aber auch die Genese dieser farbigen Muster so wenig wissen? Oftmals sind diese in ihrer ganzen Schon- heit im Leben exponiert, in ande- ren Fallen von Periosrracum be- deckt, dann wiedemm vom Man- tel umhiillt, der ganz andere Muster und Farben tragen kann als die Schale. In dem vorliegen- den groRformatigen Buch wird nun der Versuch unternommen, verschiedene Muster von Mollus- ken (Gastropoda, Bivalvia, Nau- tilus) nit Funktionen zu beschreiben, die auf verschiede- nen entwicklungsbiologischen Pramissen basieren. Meist ist das so gut gelungen, d d man Origi- nal und computeruntersriitztes Modell kaurn voneinander unter- scheiden kann, in anderen Fallen wird deutlich, d a l die Pramissen noch unvollsthdig sind. Das wird auf vielen sehr ansprechen- den Farbbildern demonstriert. Dem Buch ist eine Diskette bei- gefbgt, von der man sich am PC die Entwicklung vieler Muster am Bildschirm vorspielen lassen kann. Eine rundherum erfreuli- che, sehr anregende Neuerschei- nung auf dem Buchmarkt. Volker Storch, Heidelberg Chaos und Ordnung Bei diesem sauber gedruckten Biichlein irn A5-Format handelt es sich um eine Sammlung von 13 Beitragen verschiedener, teilweise auslandischer Autoren, die weni- ger einen runden Uberblick iiber das vieldiskutierte Thema bieten, als vielrnehr lebendige Einblicke in ausgewahlte Sektoren daraus. Der Herausgeber - den BIUZ- Lesern bekannt von einem scho- nen, zusammen mit seinern Lehr- meister Prof. Ludger Rensing ver- f d t e n Artikel iiber ,,Ordnungs- prinzipien periodischer Struk- curen" (BIUZ 20, 1990,314) - bemuht sich redlich, in das Aete- rogene Gemisch einen roten Faden einzuziehen. Das ist ihm in etwa gelungen, es resultiert insgesamt eine anregende Lekrii- re, gewiirzt rnit manchem, was nur urn eine Ecke herum mit dem Titel des Buches zu tun hat - gut ein V i e d ist Nichtlebendigem gewidmet. Dennoch, und immer- hin: der Blick iiber den TeIlerrand hinaus lohnt sich! DaiS 14 Seiten des Buches ein Glossar feilbieten Biologie in unserer Zeit / 25. Jahrg. 199s / Nr. 6 und daR auch drei leichtzuma- chende Experimente zu selbst- tatiger Musterbildung geschilden werden, ist zu begriilcn. Weniger Freude machen manche Bilder - ein paar davon sind echte Greuel. Etwa mag man sich bei Bild 1.5, Seite 6, Samenzelle des Men- schen, schon wirklich fragen, ob Verfasser und Verlag denn hoff- ten, daiS kein Biologe sich das Buch je kaufen wiirde. Von den (an sich schonen) Farbtafeln hatten die ersten sechs auch schwarz/weifl gebracht werden konnen, was dem Preis des Bu- ches vielleicht gut getan ham. Scfilimm ist auch, dafl im dritten Beitrag die Bliitenstande von Korbchenbliitlern mit ,,Btuten" verwechselt werden. Warum taucht die Bilateralsymmetrie (mehr als 95 Prozent aller Tierar- ten sind Bilateria) weder im Regi- ster noch im Buch auf? Tja - Mkngel, die leider dem insgesamt anregenden Buch schaden. Es wird trotzdem seine Kaufer fin- den, und die werden den Kauf kaum bereuen. Peter Sitte, Freibwg Ohne Pilz kein Pils Pilze spielen mit ihrem weiten Spektrum biochemischer Sonder- leistungen in den Materialzyklen der Biosphare eine herausragende Roue, werden aber auch schon seit langem gezielt fur Synthesen und Fermentationen eingesetzt. Auf3er in der davon abhangigen Lebensmitteltechnologie sind pilzliche Leistungspotentiale und Metabolite in zahlreichen weite- ren Anwendungen gefragt, von der Produktion neuartiger Cytostatika iiber die Abwasser- behandlung bis hin zur Agrobio- technologie. Wer in diesen enorrn expandierenden Anwendungsfel- dern.einen raschen, oriencieren- den Uberblick uber Grundlagen, Verfahren und Moglichkeiten benotigt, ist nit dem vorliegcn- den, sehr handlichen Kornpendi- urn bestens ausgestattet. Bruno I? Kremer, Koln Kinderstube Wattenmeer uber das Wattenmeergebiet der Nordsee, welches sich von Dhe- mark entlang der deutschen Kiiste bis zu den Niederlanden in einer Lange von etwa 500 km und iiber 9000 km2 erstreckt, gibc es schon eine Reihe von empfeh- lenswerten Biichern. Man kann wahlen zwischen wunderbaren Bildbanden (z. B. Abrahamse, Joenje, van Leeuwen-Seeh, M u d , 1976), sachlich-wissen- schaftlichen Darstellungen (z. B. Rcise, 1985) und Einfuhrungen fur jeden (z. B. Janke und Kre- mer, 1990). Der einzigartige Le- bensraum umfaflt durch die UNESCO in den 90er Jahren anerkannte Biospharenreservate, in denen zu einem Zeitpunkt Zugvogel in Millionenzahl Stati- on machen konnen. Aufierdern stellt das Watt die ,,Kinderstube" fiir viele Fische dar und enthalt eine grode Anzahl von Organis- men, die wir sonst an unseren Kiisten nicht finden. An der Schutzwiirdigkeit dieses Gebietes wird nicht gezweifelt. Das vorliegende Buch wurde von iiber 80 Autoren verfaflt, die alle durch eigene wissenschaftliche Arbeit mit Aspekten des Watten- meeres zu tun haben. Es ist nach Aussage der Herausgeber po- pularwissenschaftlich, womit wohl gesagt werden sol], dafl man sich eine breite Leserschaft wiinscht. Das Buch spannt einen weiten Bogen von der Geomor- phologie iiber Eingriffe durch Menschen bis zu Organismen- gruppen und einzelnen, beson- ders kennzeichnenden Arten. Es Buch ist fur alle zu empfehlen, die sich genauer mit der Nordsee beschaftigen und ist eine wichtige Grundlage fiir diejenigen, die politische Entscheidungen zu treffen haben. Volker Storch, Heidelberg

Chaos und Ordnung Muster des Lebendigen. Faszination ihrer Entstehung und Simulation. Hrsg. von Andreas Deutsch. Verlag Vieweg, Braunschweig 1994. XV, 299 Seiten, 145 SW-Abbildungen

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In Grund und Boden

Eine Handvoll Boden ist be- kanndich nicht einfach eine An- sammlung Schmutz, sondern eine hochst komplexe Lebensgernein- schaft. Zudem ist der Boden die zentrale Durchlaufstelle eines groRen Teils der Wasser- und sonstigen Stoffireislaufe der Biosphire. Uber das Thema Boden genauer informiert zu sein, ist eine wichtige Vorausset- zung f i r eine Vielzahl von Spezial- disziplinen, die rnit Natur oder Umwelt, mit Mikrobiologie oder nachwachsenden Rohstoffen zu tun haben. Dieses von einem renornmierten Fachmann ge- schriebene Buch ist eine hervor- ragende und dazu sehr verstand- lich gehaltene Einfiihrung in Bodeneigenschaften und -prozes- se. Es erlautert die hier ablaufen- den physikalisch-chemischen Vorghge ebenso wie die von den Bodenorganismen beeinflufiten Ablaufe, bezieht aber auch aktu- elle umweltrelevante Themen wie Gaswechsel, Ozon, Versauemng, Schwermetalle, Radionukleide oder Erosion angemessen ein. Als Hintergrundlektiire gleicher- maRen informativ, hilfreich und empfehlenswert.

Bruno I? Kremer, K d n

Wie sich Schnecken in Schale werfen

Wer hat nicht schon einmal be- wundernd vor den bunten Scha- len tropischer Schnecken gestan- den und sich eingestehen miissen, d d wir uber die Bedeutung, aber auch die Genese dieser farbigen Muster so wenig wissen? Oftmals sind diese in ihrer ganzen Schon- heit im Leben exponiert, in ande- ren Fallen von Periosrracum be- deckt, dann wiedemm vom Man- tel umhiillt, der ganz andere

Muster und Farben tragen kann als die Schale. In dem vorliegen- den groRformatigen Buch wird nun der Versuch unternommen, verschiedene Muster von Mollus- ken (Gastropoda, Bivalvia, Nau- tilus) nit Funktionen zu beschreiben, die auf verschiede- nen entwicklungsbiologischen Pramissen basieren. Meist ist das so gut gelungen, d d man Origi- nal und computeruntersriitztes Modell kaurn voneinander unter- scheiden kann, in anderen Fallen wird deutlich, d a l die Pramissen noch unvollsthdig sind. Das wird auf vielen sehr ansprechen- den Farbbildern demonstriert. Dem Buch ist eine Diskette bei- gefbgt, von der man sich am PC die Entwicklung vieler Muster am Bildschirm vorspielen lassen kann. Eine rundherum erfreuli- che, sehr anregende Neuerschei- nung auf dem Buchmarkt.

Volker Storch, Heidelberg

Chaos und Ordnung

Bei diesem sauber gedruckten Biichlein irn A5-Format handelt es sich um eine Sammlung von 13 Beitragen verschiedener, teilweise auslandischer Autoren, die weni- ger einen runden Uberblick iiber das vieldiskutierte Thema bieten, als vielrnehr lebendige Einblicke in ausgewahlte Sektoren daraus. Der Herausgeber - den BIUZ- Lesern bekannt von einem scho- nen, zusammen mit seinern Lehr- meister Prof. Ludger Rensing ver- f d t e n Artikel iiber ,,Ordnungs- prinzipien periodischer Struk- curen" (BIUZ 20, 1990,314) - bemuht sich redlich, in das Aete- rogene Gemisch einen roten Faden einzuziehen. Das ist ihm in etwa gelungen, es resultiert insgesamt eine anregende Lekrii- re, gewiirzt rnit manchem, was nur urn eine Ecke herum mit dem Titel des Buches zu tun hat - gut ein V i e d ist Nichtlebendigem gewidmet. Dennoch, und immer- hin: der Blick iiber den TeIlerrand hinaus lohnt sich! DaiS 14 Seiten des Buches ein Glossar feilbieten

Biologie in unserer Zeit / 25. Jahrg. 199s / Nr. 6

und daR auch drei leichtzuma- chende Experimente zu selbst- tatiger Musterbildung geschilden werden, ist zu begriilcn. Weniger Freude machen manche Bilder - ein paar davon sind echte Greuel. Etwa mag man sich bei Bild 1.5, Seite 6, Samenzelle des Men- schen, schon wirklich fragen, ob Verfasser und Verlag denn hoff- ten, daiS kein Biologe sich das Buch je kaufen wiirde. Von den (an sich schonen) Farbtafeln hatten die ersten sechs auch schwarz/weifl gebracht werden konnen, was dem Preis des Bu- ches vielleicht gut getan ham. Scfilimm ist auch, dafl im dritten Beitrag die Bliitenstande von Korbchenbliitlern mit ,,Btuten" verwechselt werden. Warum taucht die Bilateralsymmetrie (mehr als 95 Prozent aller Tierar- ten sind Bilateria) weder im Regi- ster noch im Buch auf? Tja - Mkngel, die leider dem insgesamt anregenden Buch schaden. Es wird trotzdem seine Kaufer fin- den, und die werden den Kauf kaum bereuen.

Peter Sitte, Freibwg

Ohne Pilz kein Pils

Pilze spielen mit ihrem weiten Spektrum biochemischer Sonder- leistungen in den Materialzyklen der Biosphare eine herausragende Roue, werden aber auch schon seit langem gezielt fur Synthesen und Fermentationen eingesetzt. Auf3er in der davon abhangigen Lebensmitteltechnologie sind pilzliche Leistungspotentiale und Metabolite in zahlreichen weite- ren Anwendungen gefragt, von der Produktion neuartiger Cytostatika iiber die Abwasser- behandlung bis hin zur Agrobio- technologie. Wer in diesen enorrn expandierenden Anwendungsfel- dern.einen raschen, oriencieren- den Uberblick uber Grundlagen, Verfahren und Moglichkeiten benotigt, ist n i t dem vorliegcn- den, sehr handlichen Kornpendi- urn bestens ausgestattet.

Bruno I? Kremer, Koln

Kinderstube Wattenmeer

uber das Wattenmeergebiet der Nordsee, welches sich von Dhe- mark entlang der deutschen Kiiste bis zu den Niederlanden in einer Lange von etwa 500 km und iiber 9000 km2 erstreckt, gibc es schon eine Reihe von empfeh- lenswerten Biichern. Man kann wahlen zwischen wunderbaren Bildbanden (z. B. Abrahamse, Joenje, van Leeuwen-Seeh, M u d , 1976), sachlich-wissen- schaftlichen Darstellungen (z. B. Rcise, 1985) und Einfuhrungen fur jeden (z. B. Janke und Kre- mer, 1990). Der einzigartige Le- bensraum umfaflt durch die UNESCO in den 90er Jahren anerkannte Biospharenreservate, in denen zu einem Zeitpunkt Zugvogel in Millionenzahl Stati- on machen konnen. Aufierdern stellt das Watt die ,,Kinderstube" fiir viele Fische dar und enthalt eine grode Anzahl von Organis- men, die wir sonst an unseren Kiisten nicht finden. An der Schutzwiirdigkeit dieses Gebietes wird nicht gezweifelt.

Das vorliegende Buch wurde von iiber 80 Autoren verfaflt, die alle durch eigene wissenschaftliche Arbeit mit Aspekten des Watten- meeres zu tun haben. Es ist nach Aussage der Herausgeber po- pularwissenschaftlich, womit wohl gesagt werden sol], dafl man sich eine breite Leserschaft wiinscht. Das Buch spannt einen weiten Bogen von der Geomor- phologie iiber Eingriffe durch Menschen bis zu Organismen- gruppen und einzelnen, beson- ders kennzeichnenden Arten.

Es Buch ist fur alle zu empfehlen, die sich genauer mit der Nordsee beschaftigen und ist eine wichtige Grundlage fiir diejenigen, die politische Entscheidungen zu treffen haben.

Volker Storch, Heidelberg