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HEINRICH VON KLEIST DIE MARQUISE VON O... CHARAKTERISIERUNG DES GRAF F…. DIE NOVELLE DIE MARQUISE VON O...”, WURDE 1808 VOM AUTOR HEINRICH VON KLEIST VERFASST UND ERSCHIEN IM JAHR 2009 IM HAMBURGER LESEHEFTE VERLAG. SIE HANDELT VON DER VERWITWETEN MARQUISE VON O…, DIE OHNE IHR WISSEN SCHWANGER WIRD UND EIN ZEITUNGSINSERAT AUFGIBT, UM DEN VATER DES UNEHELICHEN KINDES ZU FINDEN. ES WIRD BESCHRIEBEN, WIE SIE BEGINNT MIT DEN KONSEQUENZEN DIESER SCHWANGERSCHAFT ZU LEBEN. Der Waise Graf F... ist neben der Marquise von O… die zweite Hauptperson in der Erzählung. Er stammt aus Russland, wo er im Militär als Oberstleutnant vom t….n Jägerkorp dient. Zudem ist er Ritter eines Verdienst - und mehrerer anderer Orden und, nach eigenen Angaben, “Herr eines ansehnlichen Vermögen[s]“ (S. 10, Z. 21-22). Der Graf hat einen vielfältigen Charakter, so trägt er gleichzeitig gute, sowie schlechte Eigenarten in sich, die ich im Folgenden genauer aufzählen möchte. Zunächst einmal ist er es, der die Marquise von O… während einer Besetzung der Zitadelle des Kommandanten G… in Italien vor brutalen Misshandlungen einer Gruppe russischer Soldaten rettet. Aufgrund dieser Tat sieht die Marquise Julietta in ihm einen „Retter“ (Z.24), schön „wie ein Junger Gott“ (S. 8, Z.4f) und einen „Engel des Himmels“ (S.4, Z. 19). Sie und ihre Familie sind zunächst entzückt von seinen „vortreffliche[n] Charaktereigenschaften“ (S.10, Z. 14), die sie anhand seines Heldentums und seinem höflichem (Vgl. S. 8, Z. 13f), aufmerksamem (Vgl. S. 8, Z.9) und respektvollem (Vgl. S. 16, Z. 8) Auftreten erkennen: So weiß er sich genau im Stil der damaligen Zeit durch Höflichkeit zu präsentieren und zeigt sich bei seiner gegenüber der Eltern der Marquise besorgt um das Befinden ihrer Tochter. Hierbei beweist er zugleich Sensibilität für die Stimmung Anderer, in dem er der Aussage der Marquise von O…, es gehe ihr gut, keinen Glauben schenken kann (Vgl. S. 8, Z. 9-20). Diese Sensibilität zeigt sich sogleich in weiteren Szenen der Novelle. So reagiert der junge Graf sehr emotional, indem er

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HEINRICH VON KLEIST – DIE MARQUISE VON O...

CHARAKTERISIERUNG DES GRAF F….

DIE NOVELLE “DIE MARQUISE VON O...”, WURDE 1808 VOM AUTOR HEINRICH VON KLEIST VERFASST UND ERSCHIEN IM JAHR 2009 IM HAMBURGER LESEHEFTE VERLAG. SIE HANDELT VON DER VERWITWETEN MARQUISE VON O…, DIE OHNE IHR WISSEN SCHWANGER WIRD UND EIN ZEITUNGSINSERAT AUFGIBT, UM DEN VATER DES UNEHELICHEN KINDES ZU FINDEN. ES WIRD BESCHRIEBEN, WIE SIE BEGINNT MIT DEN KONSEQUENZEN DIESER SCHWANGERSCHAFT ZU LEBEN.

Der Waise Graf F... ist neben der Marquise von O… die zweite Hauptperson in der Erzählung. Er stammt aus Russland, wo er im Militär als Oberstleutnant vom t….n Jägerkorp dient. Zudem ist er Ritter eines Verdienst - und mehrerer anderer Orden und, nach eigenen Angaben, “Herr eines ansehnlichen Vermögen[s]“ (S. 10, Z. 21-22).Der Graf hat einen vielfältigen Charakter, so trägt er gleichzeitig gute, sowie schlechte Eigenarten in sich, die ich im Folgenden genauer aufzählen möchte.Zunächst einmal ist er es, der die Marquise von O… während einer Besetzung der Zitadelle des Kommandanten G… in Italien vor brutalen Misshandlungen einer Gruppe russischer Soldaten rettet. Aufgrund dieser Tat sieht die Marquise Julietta in ihm einen „Retter“ (Z.24), schön „wie ein Junger Gott“ (S. 8, Z.4f) und einen „Engel des Himmels“ (S.4, Z. 19). Sie und ihre Familie sind zunächst entzückt von seinen „vortreffliche[n] Charaktereigenschaften“ (S.10, Z. 14), die sie anhand seines Heldentums und seinem höflichem (Vgl. S. 8, Z. 13f), aufmerksamem (Vgl. S. 8, Z.9) und respektvollem (Vgl. S. 16, Z. 8) Auftreten erkennen: So weiß er sich genau im Stil der damaligen Zeit durch Höflichkeit zu präsentieren und zeigt sich bei seiner gegenüber der Eltern der Marquise besorgt um das Befinden ihrer Tochter. Hierbei beweist er zugleich Sensibilität für die Stimmung Anderer, in dem er der Aussage der Marquise von O…, es gehe ihr gut, keinen Glauben schenken kann (Vgl. S. 8, Z. 9-20).

Diese Sensibilität zeigt sich sogleich in weiteren Szenen der Novelle. So reagiert der junge Graf sehr emotional, indem er einerseits voller Leidenschaft und Sehnsucht über die Marquise spricht (Vgl. S. 8, Z. 35-41), und beteuert “dass sie [die Marquise] mehr wert wäre, als die ganze Welt” (S.23, Z. 36f) und andererseits seine Gefühle bei Rückschlägen oftmals durch Tränen sprechen lässt (Vgl. S. 39, Z. 14).

Im Laufe der Novelle lässt sich jedoch auch die negative Seite des Grafens erkennen: So weicht das engelhafte, übermenschliche Bild des Grafen für die Marquise Julietta einem Unmenschlichen, Teuflischen. Er trägt also zwei sich ambivalent verhaltende Wesensmerkmale in sich: zum einen ist er der edle Retter, der sich kultiviert und feinfühlig verhält und „vortreffliche Charaktereigenschaften“ (S.10, Z. 14) in sich trägt. Sein

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Vergehen an der Marquise zeigt jedoch, dass er ebenso unbeherrscht und geleitet von männlicher Triebhaftigkeit sein kann (S. 4, Z. 26).Auch der überstürzte (Vgl. S.9, Z. 8-10) und als “leichtsinnig[…]” angesehene Heiratsantrag an die Marquise von O… (Vgl. S. 8, Z. 20) ließ die Familie erkennen, dass des Grafens Verhalten durchaus auch “sonderbar” (S.12, Z.2) sein konnte. Denn er beteuerte, dass er die Tochter „außerordentlich liebe“ (S. 14, Z. 1), obgleich er vor seiner Ankunft erst einmal in Berührung mit der Marquise kam.

Über die Entdeckung dieses zwiespältigen Charakters des Grafens zeigt sich Julietta zunächst erschrocken und er wird von ihr als „Teufel“ charakterisiert (S. 35, Z. 11). Jedoch beweist dieser sich weiterhin durch seine liebevollen und großzügigen (S. 37, Z. 1-4) Charakterzüge, was am Ende der Kleistschen Novelle dazu führt, dass er zum zweiten Mal von ihr geheiratet wird; dieses Mal mit beidseitiger Freude (Vgl. S. 37, Z. 10-13).Diese Tatsache hat er seinem “zarten, würdigen und völlig musterhaften Betragen [….] zu verdanken” (S. 36, Z.35ff).Trotz der Tatsache, dass er der Vergewaltigung beschuldigt wird, überragen die positive Charaktermerkmale des jungen Grafen von F…, sodass sich zusammenfassend sagen lässt, dass es sich bei ihm um einen im Herzen guten Menschen handelt, da er sich seiner Verantwortung und auch seiner Schuld gegenüber der Marquise bewusst ist und die Konsequenzen seiner Handlungen trägt. Zudem ist der der Pflege seines aufrichtigen, höflichen und ehrlichen Charakter bemüht, was sich auch in seiner Sprache wiederfindet, beispielhaft dafür sind die vielfältig zu findenden Apostrophen (z.B. S. 24, Z. 30, S. 25, Z. 1, S. 35, Z. 3) in seien Aussagen.

Möglicherweise versucht Kleist mit dieser Novelle zu zeigen, wie Charaktere sich unter Kriegseinfluss ändern können, wie Engel zu Teufeln werden können – und umgekehrt. Weiter nimmt der Leser aus der Erzählung mit, dass man sich oftmals vor einer Urteilsfällung tiefer mit Individuen beschäftigen sollte, da vieles nicht immer so ist, wie es vielleicht scheinen mag.