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Orthostasereaktionen begünstigen Hüftfrakturen Hochdrucktherapie kann initial das Sturzrisiko deutlich steigern In den ersten Wochen einer neu begon- nenen antihypertensiven Therapie war in einer kanadischen Studie von Butt et al. bei alten Menschen die Rate von Hüftfrakturen deutlich erhöht [ Arch Intern Med 2012; 172:1739]. Für die Untersuchung hat das Ärzteteam die Daten von selbstständig le- benden Senioren über 65 Jahren in Ontario analysiert. Von 2000 bis 2009 hatten 301.591 Patienten eine Hochdrucktherapie begonnen. 1.463 von ihnen, meist alte Frauen mit durch- schnittlich 81 Jahren, erlitten eine Hüftfrak- tur. Verglichen wurden Frakturraten in den 45 Tagen nach Therapiestart mit den Raten je 45 Tage vor bzw. nach diesem Zeitraum. Insgesamt nahmen in den ersten Wochen unter der antihypertensiven Behandlung die Hüftfrakturen um 43% zu. Signifikant wurde das Risiko aber nur unter ACE-Hem- mern (+53%) und Betablockern (+58%) ge- steigert. Als besonders gefährlich erwies sich das Intervall zwischen Tag 15 und Tag 44 nach Therapiebeginn, mit einem um 54% erhöhten Risiko. Die Stürze und Frakturen werden mit einer orthostatischen Hypotonie erklärt. Für be- stimmte ACE-Hemmer, etwa Captopril, Lisi- nopril und Ramipril, ist das Risiko einer Ers- te-Dosis-Hypotonie als Folge von venösem Pooling und dadurch verminderter kardialer Auswurfleistung beschrieben. Bei Betablo- ckern könnten Bradykardie, reduzierte Auswurfleistung, periphere Vasokonstrikti- on und Verwirrtheit als mögliche Nebenwir- kungen das erhöhte Sturzrisiko erklären. Die Autoren halten es für ratsam, insbeson- dere ältere Patienten zu Beginn einer 2.700 Notfalltermine pro Tag Nordrheins Orthopäden gehen in die Termin-Offensive Die Terminvergabe in orthopädischen Praxen ist ein häufig diskutiertes gesundheitspolitisches Thema. Krankenkassen führen in diesen Zusammenhang gern an, dass gerade Orthopäden ihre Patienten oft ungebührlich lange warten lassen. Manche Kassen haben für ihre Versicherten sogar einen Telefonservice zur Einho- lung von zeitnahen Sprechstundenterminen eingeführt. Laut or- thonet-NRW (www.orthonet-nrw.de) handelt es sich hierbei um Aktionen, die Patienten falsche Tatsachen vortäuschen und mit der Realität kaum etwas zu tun haben. So ergab eine interne Umfrage unter den etwa 400 Mitgliedern des Ärztenetzwerks, dass sie allein in Nordrhein jeden Tag mehr als 2.400 – also monatlich 48.000 – Notfalltermine anbieten. „Wir müssen uns von den Kassen nicht vorwerfen lassen, wir würden unsere Patienten im Stich lassen“, unterstreicht Dr. Folker Franzen, Vorstandsmitglied des orthonet-NRW. „Trotz der immer weiter sinkenden Vergütung und der Mehrbelastung haben wir uns sogar entschieden, im ersten Quartal 2013 die Zahl der Notfalltermine auf 2.700 pro Tag zu erhöhen.“ Franzen betont, dass diese solidarische Aktion erfolgt, weil es den Orthopäden trotz knapper Ressourcen ein Anliegen sei, eine qualifizierte und vor allem auch zeitnahe or- thopädische Versorgung sicherzustellen. „Wer als politischer Akteur über lange Wartezeiten beim Orthopäden klagt, sollte sich wohl eher des Themas überbordende Bürokratie in Arztpraxen anneh- men“, meint Franzen. „Mit einer Reduzierung der Anzahl an Formu- laren ließe sich deutlich mehr Zeit für Patienten gewinnen.“ gs Achtung Sturzgefahr! Zu starke Drucksenkung sollte in der Initialphase einer Hochdruckbe- handlung unbedingt vermieden werden. © Arne Trautmann/Panthermedia Hochdrucktherapie auf das möglicherweise kurzfristig erhöhte Sturzrisiko hinzuweisen und adäquate Vorsichtsmaßnahmen zu er- greifen. Beate Schumacher Rund 40% bestätigen Erhalt der Extras Chefärzte lehnen Zahlung von Boni mehrheitlich ab Die Mehrheit der leitenden Klinikärzte (63%) lehnen Bonifikationen ab, die an den ökonomischen Erfolg der Klinik gekoppelt sind. Denn derlei Zahlungen wider- sprächen dem ärztlichen Berufsethos. Das hat die Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2012“ der Stiftung Gesundheit ergeben. Unterdessen gaben 37,7% der Befragten an, Bonuszahlungen zu erhalten. Bei jüngeren Verträgen sind erfolgsabhängige Zusatz- zahlungen der Studie zufolge am häufigsten: So erhal- ten 42% der leitenden Klinikärzte, die ein bis fünf Jahre ihre Funktion ausüben, Bonuszahlungen. Bei Ärzten, die seit mehr als zehn Jahren in leitender Funktion sind, beträgt diese Quote 34,7%. Die Bundesärztekammer, der Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutsch- lands und der Marburger Bund haben erfolgsabhängi- ge Boni abgelehnt. gs © blickwinkel/imago 10 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2013; 16 (1) Panorama

Chefärzte lehnen Zahlung von Boni mehrheitlich ab

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Orthostasereaktionen begünstigen Hüftfrakturen

Hochdrucktherapie kann initial das Sturzrisiko deutlich steigern

— In den ersten Wochen einer neu begon-nenen antihypertensiven Therapie war in einer kanadischen Studie von Butt et al. bei alten Menschen die Rate von Hüftfrakturen deutlich erhöht [Arch Intern Med 2012; 172:1739]. Für die Untersuchung hat das Ärzteteam die Daten von selbstständig le-benden Senioren über 65 Jahren in Ontario analysiert.Von 2000 bis 2009 hatten 301.591 Patienten eine Hochdrucktherapie begonnen. 1.463 von ihnen, meist alte Frauen mit durch-schnittlich 81 Jahren, erlitten eine Hüftfrak-tur. Verglichen wurden Frakturraten in den 45 Tagen nach Therapiestart mit den Raten je 45 Tage vor bzw. nach diesem Zeitraum. Insgesamt nahmen in den ersten Wochen unter der antihypertensiven Behandlung die Hüftfrakturen um 43% zu. Signi�kant

wurde das Risiko aber nur unter ACE-Hem-mern (+53%) und Betablockern (+58%) ge-steigert. Als besonders gefährlich erwies sich das Intervall zwischen Tag 15 und Tag 44 nach Therapiebeginn, mit einem um 54% erhöhten Risiko.Die Stürze und Frakturen werden mit einer orthostatischen Hypotonie erklärt. Für be-stimmte ACE-Hemmer, etwa Captopril, Lisi-nopril und Ramipril, ist das Risiko einer Ers-te-Dosis-Hypotonie als Folge von venösem Pooling und dadurch verminderter kardialer Auswur�eistung beschrieben. Bei Betablo-ckern könnten Bradykardie, reduzierte Auswur�eistung, periphere Vasokonstrikti-on und Verwirrtheit als mögliche Nebenwir-kungen das erhöhte Sturzrisiko erklären.Die Autoren halten es für ratsam, insbeson-dere ältere Patienten zu Beginn einer

2.700 Notfalltermine pro Tag

Nordrheins Orthopäden gehen in die Termin-O�ensive

— Die Terminvergabe in orthopädischen Praxen ist ein häu�g diskutiertes gesundheitspolitisches Thema. Krankenkassen führen in diesen Zusammenhang gern an, dass gerade Orthopäden ihre Patienten oft ungebührlich lange warten lassen. Manche Kassen haben für ihre Versicherten sogar einen Telefonservice zur Einho-lung von zeitnahen Sprechstundenterminen eingeführt. Laut or-thonet-NRW (www.orthonet-nrw.de) handelt es sich hierbei um Aktionen, die Patienten falsche Tatsachen vortäuschen und mit der Realität kaum etwas zu tun haben. So ergab eine interne Umfrage unter den etwa 400 Mitgliedern des Ärztenetzwerks, dass sie allein in Nordrhein jeden Tag mehr als 2.400 – also monatlich 48.000 – Notfalltermine anbieten.

„Wir müssen uns von den Kassen nicht vorwerfen lassen, wir würden unsere Patienten im Stich lassen“, unterstreicht Dr. Folker Franzen, Vorstandsmitglied des orthonet-NRW. „Trotz der immer weiter sinkenden Vergütung und der Mehrbelastung haben wir uns sogar entschieden, im ersten Quartal 2013 die Zahl der Notfalltermine auf 2.700 pro Tag zu erhöhen.“ Franzen betont, dass diese solidarische Aktion erfolgt, weil es den Orthopäden trotz knapper Ressourcen ein Anliegen sei, eine quali�zierte und vor allem auch zeitnahe or-thopädische Versorgung sicherzustellen. „Wer als politischer Akteur über lange Wartezeiten beim Orthopäden klagt, sollte sich wohl eher des Themas überbordende Bürokratie in Arztpraxen anneh-men“, meint Franzen. „Mit einer Reduzierung der Anzahl an Formu-laren ließe sich deutlich mehr Zeit für Patienten gewinnen.“ gs

Achtung Sturzgefahr! Zu starke Drucksenkung sollte in der Initialphase einer Hochdruckbe-handlung unbedingt vermieden werden.

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Hochdrucktherapie auf das möglicherweise kurzfristig erhöhte Sturzrisiko hinzuweisen und adäquate Vorsichtsmaßnahmen zu er-greifen. Beate Schumacher

Rund 40% bestätigen Erhalt der Extras

Chefärzte lehnen Zahlung von Boni mehrheitlich ab

— Die Mehrheit der leitenden Klinikärzte (63%) lehnen Boni�kationen ab, die an den ökonomischen Erfolg der Klinik gekoppelt sind. Denn derlei Zahlungen wider-sprächen dem ärztlichen Berufsethos. Das hat die Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit 2012“ der Stiftung Gesundheit ergeben. Unterdessen gaben 37,7% der Befragten an, Bonuszahlungen zu erhalten.Bei jüngeren Verträgen sind erfolgsabhängige Zusatz-zahlungen der Studie zufolge am häu�gsten: So erhal-ten 42% der leitenden Klinikärzte, die ein bis fünf Jahre ihre Funktion ausüben, Bonuszahlungen. Bei Ärzten, die seit mehr als zehn Jahren in leitender Funktion sind, beträgt diese Quote 34,7%. Die Bundesärztekammer, der Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutsch-lands und der Marburger Bund haben erfolgsabhängi-ge Boni abgelehnt. gs

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10 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2013; 16 (1)

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