4
Krarner, chemisch - pharmaceutische Notinen. 31 lensaure zersetzt war, wobei sich durch die frei werdende Cyanwasserstoffsaure in statu iiascenti eine bedeutende Menge von Cyanzinn oder Cyanzinnkalium gebildet und in der alkalischen Flussigkeit gelost hatte. Bei dem Ab- dampfen der Lauge zersetzle sich das Cyankalium auf gewohnliche Weise, was sich an der starken Ammoniak- Entwickelung zeigte. Obige Bereitungsmethode mochte also wohl im Allpmeinen zu verwerfen sein"). -**- Chemisch - pharmaceutische Notizen; yon H. JCramer in IEirchen a. d. Sieg. -- I. Fliichtige Sauren des Cortex Viburni, Frangulae und der pores Sambuci. Die in B er z e 1 i u s' Jahresbericht 1845. p. 608 enthal- tene Angabe Dumas', dass die Phocensaure nichts ande- res als Valeriansaure sei, veranlasste mich, das Barytsalz der aus der Rinde von Vibu9*num Opudus bereiteten fluch- tigen Saure mit dem aus Baldrinnwurzeln erhaltenen zu vergleichen. Beide, durch langsames Verdunsten unter der Gloclte neben Schwefelsaurc und Aetzkalk dargestellt, bil- delen krystallinische Iirusten von eigenthumlichem, der Buttersaure in Etwas ahnlichem Gcruch und susslichem Geschmack, welcher bei dem aus Vi6urnum erhaltenen Salze weniger intensiv war, was sich jedoch aus dem ver- schiedenen Alter dcr Salze und der dadurch bewirkten geringeren oder grosseren Ausscheidung von kohlensaurem Baryt erklaren lasst. Mil verdunnter Schwefelsaure iiber- gossen, entwickelten sie einen ausserst durchdringenden, zum Husten reizenden Geruch, ohne bemerkbare Verschie- denheit. Die Niederschlage, welche durch beide in den Auflosungen von salpetersaurem Silberoxyd, essigsaurem *) Obige Notiz bestiitigt lediglich die Erfahrung, welche ausfuhrlich hesprochen worden ist in den Ann. der Pharm. B. XXIV. p. 17 vom Jahre 1837. Vergl. Pharm. Centralbl. Jahrg. 1838. B. I. pa i1.30 II. Wr.

Chemisch - pharmaceutische Notizen

Embed Size (px)

Citation preview

Krarner, chemisch - pharmaceutische Notinen. 31

lensaure zersetzt war, wobei sich durch die frei werdende Cyanwasserstoffsaure in statu iiascenti eine bedeutende Menge von Cyanzinn oder Cyanzinnkalium gebildet und in der alkalischen Flussigkeit gelost hatte. Bei dem Ab- dampfen der Lauge zersetzle sich das Cyankalium auf gewohnliche Weise, was sich an der starken Ammoniak- Entwickelung zeigte. Obige Bereitungsmethode mochte also wohl im Allpmeinen zu verwerfen sein").

-**- Chemisch - pharmaceutische Notizen;

yon H. JCramer in IEirchen a. d. Sieg.

-- I . Fliichtige Sauren des Cortex Viburni, Frangulae und

der pores Sambuci. Die in B e r z e 1 i u s' Jahresbericht 1845. p. 608 enthal-

tene Angabe Dumas', dass die Phocensaure nichts ande- res als Valeriansaure sei, veranlasste mich, das Barytsalz der aus der Rinde von Vibu9*num Opudus bereiteten fluch- tigen Saure mit dem aus Baldrinnwurzeln erhaltenen zu vergleichen. Beide, durch langsames Verdunsten unter der Gloclte neben Schwefelsaurc und Aetzkalk dargestellt, bil- delen krystallinische Iirusten von eigenthumlichem, der Buttersaure in Etwas ahnlichem Gcruch und susslichem Geschmack, welcher bei dem aus Vi6urnum erhaltenen Salze weniger intensiv war, was sich jedoch aus dem ver- schiedenen Alter dcr Salze und der dadurch bewirkten geringeren oder grosseren Ausscheidung von kohlensaurem Baryt erklaren lasst. Mil verdunnter Schwefelsaure iiber- gossen, entwickelten sie einen ausserst durchdringenden, zum Husten reizenden Geruch, ohne bemerkbare Verschie- denheit. Die Niederschlage, welche durch beide in den Auflosungen von salpetersaurem Silberoxyd, essigsaurem

*) Obige Notiz bestiitigt lediglich die Erfahrung, welche ausfuhrlich hesprochen worden ist in den Ann. der Pharm. B. XXIV. p. 17 vom Jahre 1837. Vergl. Pharm. Centralbl. Jahrg. 1838. B. I. pa i1.30 II. Wr.

38 Kramer,

Kupferoxyd, neutralem und basisch - essigsaurem Bleioxyd und Eisenchlorid hervorgehracht wurden, zeigten sich, was Farhe, Aufliisliclilreit und Verhalten beim Erwarmen be- trifft, so iihnlicli. dass icli die in dcr Rinde von Viburnum Opulus enthaltenc lliichtige Stiorc fur identisch mit Bal- driansaure halten muss. Rlit tlieser Ansicht stimmen die in diesem Archiv XC, 3. enthaltenen Angaben uber Vibur- numsaurc uberein. Ein aus gewohnlichem T h a n darge- stellter phocensaurer Baryt zcigte, mit verdunnter Schwe- fclsaure uhergossen, einen cler Valeriansaure zwar ahn- lichen, jedocli auch dcutlich an Thran und ranzige Butter erinnernden Geruch.

Das Vorkommen d(1r VaI(4ansiiurc in verschiedenen Pflanzenfamilien, der Valeriarwie, Urnbellatae (in der Wur- zel von Athamanta Oreoseliiizim nacli W i n ck 1 e r ) , Capri- Jbliaceae , und walirsclicinlich aucli in den Compositae (Archiv XCI, p. 32) bcrt:chtigt zu dcr Vermuthung, dass sic zri den hiiufiger verhreiteten Pflanzensiiuren Seliiiren. Ich hahe sie in mchrcren Pflanzcn, wclchc ein saures destil- lirtes Wasser gcben, gcsucht,, und fiihrc von denen, wel- clie ein negatives Resriltat gegcbcn, Rhaninus frangula an, in deren Rindo man Blausiiure angcnommen hat ( B r a n - tles’ Archiv. XXVI. 4 . ) . Das iiher diese Rinde abgezogene Wasser hattc sclbst bci dcr vorsichtigsten Destillation cine gelblichc Farbe, eincn eigcnthumlichcn widerlichen Geruch und schwarhsauro Reaction. Nil Kali, I3iscnchlorurchlorid irnd Salzsiiurc vcrsetzt, zeigtc sich niclit die gcringste blaue Farhung. Es wurdo n i t karistischem Kali his z i i r gelind alltalischen. Reaction vcrsetzt, I)ei gclindcr Warme zur Trockne verdampft,, untl dcr Riickstand niit Alkohol aus- gezogcn, welclie~~ nach dem Verdunstcn cine geringe hlenge -- 112 Gran ans 4 ’r. Pfd. frisclrer Rindc - eines Salzes zuruckliess , welchcs allc Rigcnschaftcn des essissauren Kalis besass.

Auf tlirselbe M’eisc! crhielt icli aus der aus frischen Blumen dargestellkn Aqua Sambuci cGne Salzrnasse, wel- che, mit vcrdunnter Scliwefelsiiuro ubergossen und erwarmt, saure Dampfe von eiSenthumlichcm Geruch entwickelte,

chemisch - pharmaceutische Notinen. 39

von denen ich es dahin gestellt sein lassen muss, ob sie ihre saure Reaction und ihren Geruch einer durch atheri- sches Oel verlarvten Essigsaure, oder einer eigenthum- lichen Slure verdanken. Die Auflosung des Salzes fallte essigsaure Thonerde nicht, was durch valeriansaures Kali sogleich geschieht.

II. Verfalschter Weinstein. Eine grobe Verfalschung des Weinsteins hatte ich vor

einiger Zeit zu beobachten Gelegenheit. Eine kleine Sen- dung dieses Salzes, von einem sonst achtbaren Handlungs- hause bexogen, war ohne weitere Untersuchung zur Dar- stellung von Ka1i.tartnricum verwendet worden. Auf der Oberflache der erhaltenen Krystallkrusten fand sich eine RiIenge langer spiessiger Krystalle von Salpeter, die sorg- faltig gesammelt, ungefahr 4 des angewandten Weinsteins betrugen. Solche Verfalschung, die allerdings leicht zu entdecken ist, zeigt wieder, wie aufmerksam der Apothe- ker auf alle durch den Handel zu beziehende Chemikalien sein muss.

III. Oxydation des Aethiops mineralis. Das Schwefelquecksilber widersteht der Einwirkung

selbst der am krafiigsten wirkenden oxydirenden Agen- tien, wie der Salpetersaure, indess scheirien Umstande ein- treten zu konnen, welche eine Oxydation desselben durch den Sauerstoff der Luft bei gewohnlicher Temperatur mog- lich machen, wie folgende Beobachtuns zeigt. Ein wenig- stens 10 Jahre alter, in einem steinernen Topfe mit Papier- tectur an einem etwas feuchten Orte aufbewahrter Aethiops mineralas war zusarnmengebacken und hatte nicht die schon schwarze Farbe, welche ein alter Aethiops in der Regel zeigt. Das damit abgekochte Wasser gab durch Schwefelwasserstoff einen geringen, schwarzen, in Salpe- tersaure unloslichen, in Konigswasser loslichen Nieder- schlag, und hinterliess nach dem Abfiltriren desselben und Verdunsten als Ruckstand schwefelsaures Kali. Kalte Sal- petersaure entzog dem Aethiops noch mehr Quecksilber- oxyd, worauf er, gehorig ausgewaschen, rein erschien.

40 Kohnke,

Offenbar war dimes Praparat nach T a d d e i's Methode durch Zusammenreiben von Quecksilber, Schwefel und reiner Sshwefelleberliisung bereitet worden. Es ist mog- lich, dass sich hierbei eine kleine Quantitat einer unlos- lichen oder schwerliislichen Verbindung von Schwefelka- lium mit Schwefelquecksilber Sebildet, und dass die Oxy- dation des Schwefelkaliums die des Schwefelquecksilbers eingelcitet hat.

---.

Pharmaceutisch - chemische Notizen uber Honig und Honigpraparate ;

VOll

0 t t o IEii h 11 k e in Garding. -

Wenn der Honig wohl zu den weniger wirksamen Heilmitteln gezahlt werdcn kann, da der Hauptbestandtheil Krumelzuclter ist, so ist doch sowohl nach dteren Schrift- stellern, wie auch nach den neueren Erfahrungen nicht in Abrede zu stellen, dass dcrselbe dem leidenden Korper in manchen Fallen theils innerlich, theils ausserlich vor- treffliche Dienste leistel.

In den Arzneischatz ist sowohl der rohe weisse und braune, als auch der gcreinigte Honig aufgenommen; da letztercr indess unter vielen Urnstanden ein sehr variables Priiparat werden muss, in sofern der rohe Honig nach der Oertlichkcit von weisser oder brauner Farbc an und fur sicli sclion wesentlich verscliiedene physische Eigcn- schaften besitzt und ohne Zweifel abweichende Bestand- theile enthalt, da ferner durch die Aufbewahrung und die Art und Weise der Darstellung bedcutende Abweicliungcn ent- stehen, so erscheint es vorerst niclit ganz gleichgultig, ob man weissen oder braunen Honig zur Darstellung des ge- reinigten und der sonstigen Priiparate verwendet, andern- theils wiinschenswerth, denselhen nach einem uberall gleich- bleibenden einfach praktisclien Verfahren zu reinigen, ohne, wie vorausgesetzt werden muss, den Honig in seinen ur- sprunglichen Bestandtheilen zu verandern, wodurch sich namentlich, abgesehen von den Eigenthiimlichkeiten eines