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300 Dritte Abtheilung. Mineralw6sser riiid BOder. Chemische Analyse der Salzsoole zu Sal- zungen im Herzogthum S. Meiningen, nebst andern die Producte aus dicser Soole und das Kochsalz iiberhaupt betreffenden Untersuchungen ; H. Wackenmder. von Sclilufs der Seite 216 abgebroclienen Abhandlung. III. Pfannenstein von Salzungen. Aus der ermiltelten Miscliung der Soole folgt achon von selbst, dars beim Versieden derselben sich nur wenig Pfannenstein, welcher gewiihnlich aus Gyps, Glaubersalz und Kochsalz in wechselnden Verliiiltnissen besteht, ab- setzen kiinne. Der untersuclile Pfannenstein war aus der Soggepfanne genommen worden. Derselbe bestand nur in einer diinnen, gelblichgrauen Kruste, welclie auf der untern Flliche meistcns einen dunnen Anflng von Eisenocher aus der Siedpfanne zeigte. Auf dem Bruclie erschien der Pfannenstein cben und d i g ; mit der Loupe erkannte man darin lsleine Iliihlungen mtt Salzkrystal- len und dunnesalzlagen yon glasigem Bruch. Vor dem Liithrobr anf der Kolile schmola er nacli geringem Kni- stern und zog sich allmiilig fast ganz in die Kohle. Der Ruckstand reagirte alkalisch und entwickeltc mi€ Salzszure Schwefelwasserstoff. Bei mehrmals wiederholtem Ausziehen des gepulver-

Chemische Analyse der Salzsoole zu Salzungen im Herzogthum S. Meiningen, nebst andern die Producte aus dieser Soole und das Kochsalz überhaupt betreffenden Untersuchungen

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300

Dritte Abtheilung.

Mineralw6sser riiid BOder.

Chemische Analyse der Salzsoole zu Sal- zungen im Herzogthum S. Meiningen, nebst andern die Producte aus dicser Soole und

das Kochsalz iiberhaupt betreffenden Untersuchungen ;

H. Wackenmder. von

Sclilufs der Seite 216 abgebroclienen Abhandlung.

III. Pfannenstein von Salzungen. Aus der ermiltelten Miscliung der Soole folgt achon

von selbst, dars beim Versieden derselben sich nur wenig Pfannenstein, welcher gewiihnlich aus Gyps, Glaubersalz und Kochsalz in wechselnden Verliiiltnissen besteht, ab- setzen kiinne. Der untersuclile Pfannenstein w a r aus der Soggepfanne genommen worden. Derselbe bestand nur in einer diinnen, gelblichgrauen Kruste, welclie auf der untern Flliche meistcns einen dunnen Anflng von Eisenocher aus der Siedpfanne zeigte. Auf dem Bruclie erschien der Pfannenstein cben und d i g ; mit der Loupe erkannte man darin lsleine Iliihlungen mtt Salzkrystal- len und dunnesalzlagen yon glasigem Bruch. Vor dem Liithrobr anf der Kolile schmola er nacli geringem Kni- stern und zog sich allmiilig fast ganz in die Kohle. Der Ruckstand reagirte alkalisch und entwickeltc mi€ Salzszure Schwefelwasserstoff.

Bei mehrmals wiederholtem Ausziehen des gepulver-

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Ueber die Soole zu Salcungen. 301

ten Pfannensteins mit marmem Wasser wurden 47,5 Proc. davon aufgeliist, walirend 52,2 Proc. unliisliclie Theilc hinterblicben.

a) Der unliisliche Riicltstand wurde von verdiinnter Salpctersaure oline Aufbrausen zu einer schwacli gelb- lichen und bis auf wenige graue Flocken von Kieselerde aucli lilaren Fliissiglreit aufgenommcn. Aetzammoniak schlug einige Flocken von Eisenoxyd daraus nieder. Nach Absonderung dersclben gab oxalsaures Ammonialc einen sehr starlren Kiedersclllag von oxalsaurem Kalk, nach dessen vollstIiidiger Abscheidung nur eine geringe Meugc ~ o i i Tallterde durcli basisclies phosphorsaures Ammoniali niedcrgeschlagen Tvurde. Schwefelsiiure in .grofser Menge murdc durcli Chlorbaryum, Chlor in selir geringer Mcnge durcli salpetersaurzs Silbcroxyd ange- zeigt. Also hestand der unliisliclie Riicltstsnd fast gEnz- lich in scliwefelsaurcm Kalk, dem nur sehr wenig basi- sches Chlorniagnesium mit Spuren von Kieselerde und Eisenoxyd (aus dcr Siedpfanne) beigemengt war.

b) Die von dem W a s s e r ausgeeogenen Salae hinter- blieben beim Verdampfcn, und gaben an Allcoliol von 84 $ bei der Digestion in der K5lte 5,lG Theile ab. Diese waren Clilor - und Brommagncsium nebst etwas Clilorkaliuin und Chlornatrium und einer Spur von Chlorcalcium. Der von dem Allrollol zuriicligelassene Theil war Clilornatrium mit scliwcfelsaurem Kalk.

Dcmnach cnthiilt der Pfannenstein von Salzungen in 100 Tlieilen:

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302 Wackenroder :

Schwefelaauren Kalk init ... .52,2(3 Theile wenig basischein Chlormagnesium

und Spuren von Kieselerde und Eisenoxyd Chlornatriurn init schwefelsaurem Kalk. .......... .42,34 *

nebst etwas Chlorkalium und Chlornatriuin .... .5,16 8

Chlorinagnesiuin und Brommagnesiuin

und ciner Spur yon Chlorcalciuin - - .

99,70 Theile.

Man sieht, dafs dieser Pfannenstein nicht, wie es haufig der Fall ist, Glaubersalz entliZlt, welches Sale den Pfannenstein der Salinen zu einer nicht geringen tcchnischen Wichtigkeit erhoben hat. Zur Vergleichung mag hier die llnalysc des Pfannensteins aus dcr Saline zu RZoutiers in Savoyen nach B e r t h i e r angefuhrt werden.

1

Es enthalten 100 Theile desselben : voin StCren voin Soggen

Schwefclsauren Kalk. ... .10,10.. ..... .1O,G5 SchweEclsaure Talkerde . . - ........ .3,00 Schwefelaaures Natron.. .25,68.. ..... .18,66 Chlornatrium.. ......... .G1,22.. ..... .57,34 Chlorinagncsiuin.. ....... - ........ .0,75 Wasser .................. - ........ .!),GO

100,oo 100,oo. Der erste Pfannenstein, oder der Schlotter oder

Sabstein, welcher sich bcim Stiiren wahrend des Sie- dens der gradirten Soole zu Moutiers ausscheidet, bis diesc ein specifisches Gewicht von etwa 1,20 angenom- men hat, enthBlt also mehr schwefelsaures Natron, als der bei dem splitern langsamen Verdunsten der h u g e oder dem Soggen des Kochsalzes sich absetzende. Durch Auslaugen des Pfannensteins mit lraltem Wasser kiinnen das Glaubersala und Kochsalz von dem Gyps getrennt werden.

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Ueber die Soole zu Salzungen. 303

Eine gegenseitige Zersetzung des Clilornatriums und schwefelsauren Kallrs lrann unter Umstlnden wold Stat t finden, wie mein verelirter College, Hr. IIofrath Dii- b e r e i n e r , gezeigt hat (im Journ. f . practische Ch5mie B. I, p. 112). Namentlicli t r i t t sie, aber immer nur im geringen Grade, ein, menn man die Aufliisung hcider Salze zur Trocltenlieit abdampft oder beide Salzc niit einander schmilzt. Aus dem eicgetroclcncten Gernenge lrann mittelst siedenden Alltollols ctwas Clilorca!cium ausgezogen werden, und die geschmolzene Masse wird an der Luft feiicht wcgen einer erzcugten ltleinen nlcnge yon Chlorcalcium 4). Indessen walten bei der Entsteliung des Pfannensteins sowohI, als nuch dcr lMutterlaiige an- dere Unistande ob, so dars die Zersetzung unwahrscliein- lich wird.

In einer Aufliisiing mrhrerer Salze in Wasscr kann in der Regel nur das v6rwaltende Salz als unzersetzt angesehen merden. Auherdem ist die AusScheidung der Salze durch Concentriren der Aufliisung uiid hauptszch- lich diirch Vermischen derselben mit Alkohol nocli der sicherste Maahtab, nach welchem die Existenz der Salze in gemischten Salzliisungen bestimmt werden kann. Die Ternperaturerniedrigung hewirlrt nianchmal erst die nus- scheidung yon Salzen, deren Praexistenx in der Auflii- sung nicht darzuthun ist. So fand bekanntlich G r e n schon, dars die gesattigte Aufliisung des Kochsalzes mit Bittersale in der Kll te Glaubersalz liefert.

W e n n ein sclirverliisliches Salz durch ein leicht-

*) T r o m m s d o r f f (S. dessen neuea Journ. d e r Pharm. B. 20. Sf. 2. pug. 40) konnto durch Zusaininenschinelzen von glei- chen Atoinen schwefelsaurern Kalk und Chlornatrium und durch Auslaugen der geschrnolzcnen Masse rnit Wagser kein Glaubersalz hervorbringen.

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304 Wackenroder :

liisliches Salz an Liislichlceit zunimrht, SO kann dieses eben sow0111 von der Bildung von Doppelsalcen herriih- ren, a h yon gegenseitiger Zerlegung der Salze. Auch hat neuerdings P e r s o z (Ann. der Pharmac. Bd. XXIII, p. 86) dieselbe Ansicht auf cin allgemeines I’rincip ZU-

riiclczufuliren gesucht. Fur die Anal yse der Salzsoolen und ihrer Producte ist insbesondere die leichte Liislich- lreit des Gypses in einer Aufliisung des Kochsalces und Chlormagnesiums \vichtig und interessant *).

Nacli B e r t h i e r (Dumas a. a. 0. p . 469) liist sich der Gyps am reiclilichsten in einer Salcsoole von 1,033 spec. Gew. auf. Dabei scheint die Unver;inderlichkeit des Gypses vorausgesetzt zu sein, wofiir sich nuch K l a p r o tli (Beitrage I, p. 362) erklsrte. Inzwischen, wenn man eine moglichst concentrirte Aufliisung von Chlornatrium mit iiberschussigem, kiinstlich dargestell- tern Gyps einige Minuten lang kochte, und die Fliissig- lceit nach dem Erkalten deIcantirt und mit einem glei- chen Volumen absoluten Allcoliols vermisclit, so entsteht ein aiemlicli starker Niederschlag von Gyps, wiilirend in der Fliissiglreit, nacli dem Verlcocben des Alkohdls, durch Oxalsaure ein starker Niedersclilag, durch Chlor- baryum aber nur eine geringe Triibung liervorgebracht Tvird. Mithin mufs Chlorcalciurn entstanden sein, wiili- rend das gebildete Glaubersala mit dem iiberscbiissigen

*) Ich benutze jetzt das Chlornatrium, urn Kalk, Stronlian und Baryt von eiriandcr zu unterscheiden. Na’inlich 1) der Kalkniederschlag durch SchwefelsPurc oder schwefelsaure Salze last sich in Chlornatriuin leicht und vol ls lndig auf, und entsteht nicht wicdcr durch Schwefelsiiure; 2) derselbe Nicderschlag des Strontians wird yon Chlornatriuin, wenn- gleich schwierig, doch allinllig vtillig aufgelkt, entsteht jedoch wieder durch Schwefelsaure; 3) der schwefelsaure Baryt ist in Chlornatriuin ganz unauflfslich.

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Ueber die Soole cu Salcungen. 30s Gyps cu einem unliislichen Doppelsalze verbunden hin- terblieb.

Anders verhalt es sich, wenn Gyps mit einer con- centrirten Aufliisung yon Chiormagnesium gekocht nnd die Fliissigkeit eben so niit absolutem Alkohol vermischt wird. In der Fliissiglieit bleibt alsdann kaum die kleinste Spur von Kallr; wohl aber ziemlicli yiel Scliwefelsaure zuriick, wahrend durch den Alkohol reiner, in Wasser liislicher Gyps gefallt wird. Es mub demnach der Gyps von dem Chlormagnesium, wie von dem Chlornatrium ZLUII Theil unveriindert aufgeliist, eam Theil aber, w5h- rend Bittersalc entstand, in ein unliisliches Doppelsalz yon Gyps uud Clilorcalciuni verwandelt worden sein. Dafiir epricht auch das versnderte Ansehen dea Gypses wlhrend der Erhitzung dessplben mit der concentrirten Aufliisung dee Chlormagnesinms. Jedenfalls lialte ich diesen Gegenstand einer weitern Nachforschung werth. So vie1 scheint gewifs zu sein, dafs cu diesen Zersetzun- gen ein Ueberachufs des Gypses und eine hinreichende Concentration der Salcliisnngen niithig sind. Denn ale ntimlich der eerriebene Pfannenstein von Salzungen mit dem vierfachen Gewichte Wassers in der Kiilte ansge- mgen worden, fand sich kcine Differenz von dem oben angefuhrten Resultate der Digestion mit warmem Was- ser. Auch ale die Fliissigkeit bie ZUI ' feuchten Salcmasac abgedampft worden, gab diem an Alkohoi von 04 in der Kalte nur Chlormagnesium, Chlorkalinm und Chlor- calcium nebst einer geringen Spur von Kalk ab, wiih- rend ein gypshaltigeb Kochsalc hinterblieb. Aus diesem Kochsalze liefs sich wohl ein Theil dea Gypses dhrch Aufgiefsen von kaltem Wasser entfernen, aber ein klei- aer Theil desselben folgte dem Kochsalz und lids sic11 an& weder durch Krystallisation, noch ganelich durcli

Arch. d. Pharm. 11. Rcihe. XVII. Bds. 3. Hft. 20

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306 Wackenroder :

Alkohol von demselben trennen, Und deshalb, dijnkt mich, ist die Aufliisnng des Gypses in verdiinnter Auf- liieung des Chlornatriums and Chlormagnesinms von kei- ner Zersetzung der angewendeten Salee begleitet.

W. Dornstein von Salzungen.

Die Beechaffenheit der Dornsteina von den Gradir- werken zn Saleungen *) steht im Einklange mit der Mi- schnng der Soole. Der von griiner organischer Ma- terie begleitete Dornstein bildet nur eine dunne, brijck- liche nnd leicht zerreibliche, erdige Kruste von schmuteig- weifser Farbe, und iat dem Kalktuff ahnlich. Unter der Loupe erkennt man darin eingesprengte Kochsalz- wiirfel. Kaltes Wasser zog nur eine kleine Menge von Chlornatrium nnd eine eehr geringe von schwefelsaurem Kalk aus. Der erdige Ruckstand war der Hauptrache nach kohiensaurer Kalk, dem eine sehr geringe Menge von kohlensaurer Talkerde, Gyps, Eisenoxyd und Kie- selerde und eiemlich vie1 organische Materie beigemengt maren.

Dieser Dornstein nnterscheidet sich daher sehr yon den a m andern Soolen gewijhnlich sich absetzenden. Der von Frmkenhauren in Thiiringen z. B. ist fast rei- ner Gyps, welcher hiiufig grofse und vollkommenc, ein- fache Krystdle bildet. Dagegen ist der Dornstein yon Koren nach nnserer Untersnchnng dem Pfannenstein

*> Es mag die Bemerkung h i m nicht iiberfiiisrig eracheinen, dafs, obgleich die Gtadirwetke ruerst zu Naoheim bci Hannu erfunden rein aollen, im Jahre 1579 (vergl. Bechonn’8 An- leilung zur Technologie, 6. RuP. pad. 502), dierelben doch zuerst im Jahro 1599 von einein Tharinger, Matthaeuc Meth, Arzt LU Langensalcs, in grofsem Madrotabe einge- richtot wurden.

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Ueber die Soole m i Salzungen. 307

iihnlich. Er bildet eine anfsen menig unebene, auf dem Bruclie aber krystalliniscli straliligtc Inkrustation der Dornen, nicht unihnlich den Hnrnsteinen, die RUS plios- phorsaurer Amnioniali tallrerde bestehen. Seine Bestand- tlieile sind Gyps und Glatibersal; niit Spuren von scliwe- felsanrer Talkerde, kohlensaurer Tallierdc, ltolilensaurern Kalli, Kochsalc und organisclier SuLstana. Der Dorn- stein yon Moutiers enthiilt nncli 73 e r t h i e r : schwefel- sauren Kalk 93,35 Proc., liolilcmaiiren Iiallc 6,GO Proc. und Chlornatrium 0,05 Proc. Einc ~erglcichende- Un- tersuchung der Dornsteine von yielen Gradirwerkcn scheint nicht zu existiren, durfte aber nicht oline In- tercsse sein in Bezug auf die Doppelsalze au8 Salzen der Alkalien niit alltnlischen Erden, auf welche die Auf- merkeamkeit aufs Neue gerichtet worden ist.

V . ,h-ochsal: von S a i x n g e n .

Das Krystallisiren oder Soggen des Salzes geschieht, wie jetzt gemiihnlich, so aucli zu Salzungen in grofsen, a w einzelnen Plattcn zusanimengefugten, flachen Pfan- nen yon Eisenblech. Die selir miifsige Wiirme, die man dabei aowendet, gestattet, dafs sic11 anfangs aiifserordent- lich grofse platte Kochsalzpyramiden auf der 0Lerfl;iche der Lauge bilden Itiinnen. Der Furs derselben ist eigent- lich ein Theil der erzeugten Salzhaut 'und daher sehr flach, imDurclimesser 1 bis 2 Zoll niessend. DieSpitze der Pyrnmiden ist yon einem vollkommnen, manchmal drei Linien dicken, meistens aber niclit ganz massiven Wiirfel besetct, welcher von dem breiten Fur8 der Py- ramide getragen in der Fliissigkeit schwebend gehalten wnrde. Solche grorsen Krystalle bilden aber nicht die Hanptmssse des ersten und zweiten Aueschlager des Salznoger Kochsalzes, sondern diese ersteq Portionen

a*

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308 Wackenroder :

des auskrystallhirten Salzcs, yon denen mir Proben mit- getheilt worden, siiid ein grobkiirniges, stark glanzen- des, viillig weifses Kochalz, ausgezeichnet durch seine Reinheit. Bemerlcenswerth sind noch die aufserordent- lich scbiinen, faurrtdicken nnd bis eine Spanne langen Kochsalzstalalstiten, welche, ihnlich manchen natiirlichen Vorkommnissen dcs Steiosalces, unter den Lagernngs- biiden des Kochsalzes zu Salzungen sich da erzeugen, wo die 5u ihFer Bildung giinstigen Umetande eusammen- treffqn.

Ehe quantitative Analyse dPs Salzunger Soolsalzes wiirde an sicli kaum melir als ein Lokalinteresse gewiih- ren. W i r d sie aber init andern zusammengestellt, so

kann sie einen allgenieinen Nutzcn haben. Nicht leicht mag cine niitzlicliere Anwendung von dec jetzt vervoll- kommneten analytischen Chemie gemacht werden, als zur Untersnchung der in vielfachen Modificationen vor- kvmmenden Nahrungsmittel ein und derselben Art. Nur aus ciner Vergleicliung ihrer Bestandtheile kann ihr relati1 er Wert l i abgeschitzt werden. Dieses erscheint um so nothwendiger, als die von dem Interesse des Ge- winnes geleitelen Urtheile im gemeinen Leben nicht selten das baare Gegentheil von dem behaupten, was eine unbefangene, lcdiglich von der chemischen Beschaf- fenlieit der Nalirungsmittel ansgehende Beurtheilung dar- bietet. Aus soldier Rucksicht habe ich auch im Jahre 1829 (S. Kaslner’a Archiu fur Chemie Bd. I, H. 3.), UN

die Beschaffenheit eines einzigen Bieres darzuthun, einige andere analysirt, weil damals keine ausfuhrlichen Analy- sen vvn Bieren cur Vergleicliung vorlagen, wie es ge- genwartig in Folge der Beniuhungen besondere baieri- scher Clieiniker der Fall ist. In Betreff des Kochsalzes besiteen wir nun zwar mehrfache vergleichende Unter-

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Ueber die Soole zu Salzungen.

suchungen ; allein diese haben enhveder nur aualsndi- ache Arten des Kochsalees zum Gegenetande, wie die von H e fs , iiber sibirieches Sool- und Meersalc (in den Annul. de Ch. et de Phys. Aol;~, 1t?29), von B e r t h i c r und von I I e n r y iiber melire Arten des Kochsalzee am E'rankreich, Savoyen, Portugal, England und Scholtland (Dumas a. a. 0. pag. 486), oder sie becielien sich nur auf Verf&chungen, wie die von C 11 e v a 1 1 i e r, I1 e n r y nnd T r e v e t (vergl. pharmaceut. Centraiblatt 3 2 28, 1831; und JEl4, 1833). Von Analysen der in Deutach- land prodncirten und verbrauchten Kochsalzarten habe ich dagegen in den mir zuglnglichen Werlcen nur die des Schihebecker und KGnigsborner Sakes von K 1 ap - r o t h (dessen Chemisches Wiirterbuch, B. 3, pug. 266, und dessen Beitrage, B. 1, 367) aufgefunden, obwohl B e ck m a n n (dessen Anleilung ziir Technoiogie, 6. Au8. pag. 518) im Jahre 1609 eine Ancahl von 75 gangbaren Salcwerken i n Deutechland annimmt, und schon K 1 a p - r o t h (Beitruge I, pug. 356) auf die Wichtigkeit der chemifichen Untersuchungen der Salzsoolen und deren Producte aufmrrltsam machte. Ee fehlte daher anch an einem Anhalte zur geniigenden Vergleichung, als knrz vor dem Eintritte Thiiringene in den grofsen deutschen Zollverband zur Regulirung des Salzmonopols die Frage entstand, welches Kochsnlz in unserem Theile von Thii- ringen das vorciiglichste sei. IIauptsKchlich wurden von Mebgern und Seifensiedern Meinungen iiber die ver- schicdenen Arten des Kochsalzes ausgesprochen , die offenbar eines sichern Grundee errnangelten. Nicht 80

gehaltlos erschien mir indessen die Ileliaup tung eines Wurstfabrikanten, dafs nimlich ein gewisses Kochaalz mehr, als ein anderes geeignet sei, cur Erhaltung der aue ungekochtem Fleische bereiteten Wiirate. Wenn

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310 Wackenroder :

man auch cugeben mag, d a b die im gemeinen Leben oft auegesprocliene Neinung yon einer Verschiedenheit i n der Scharfe und Starke iibrigens reiner Kochsalz- arten Iizufig auf blolkem Vorurtheil beruhet, SO ist doc11 aucli nicht eu verkennen, dafs eine geringe Beimengung des scharfschmeckenden Chlormagneaiume dem Kocheale einen eigenthiimlich pilranten Geschmack ertheilen mnl'e, an welchen der Gaumen von jeher sich pviihnt hat, da kein efnziges yon Chlormagnesium volllrommen reines K O C ~ S R ~ Z vorzukommen scheict. Dieser geringe Gehalt von Clilorinagnesium in dem hochsalze, vergleichbar der Blume der Weine, niufs bei seiner Vermelirung dern Salz cinen unangenehmen Geschmack und selbst eine der Gesundheit nachtheilige Beschaffenheit ertheilen. Aber gende solches mit melir Chlormagnesiurn, als dem Geechmacke zusagt, vermischtes, um nicht zu sagen ver- nnreioigtes Salz, wie insbesondere das See- oder Bai- salz, ist gerade dasjenige, welches man fur dae schxr- fere und stiirhere hslt und dcslialb zum Einpiickeln Tor- zieht (vergl. Beckmann's Teclrnologie, pag. 356) *). Die leichte Zersetzbarlreit und die daraus herzuleitende starke antiseptische Kraft des Chlormagnesiums recht- fertigt auch jene Ansicht, und sprach fur die Angabe des Wurstfabrikanten. . Denn gerade 80, wie ein kleiner Zusatz Ton Salpeter znm Kochsalz geniigt, um einge- salzenes Fleisch beseer eu conserviren, kann anch eine vcrhaltnifsmiirsig geringe Menge von Chlormagnesinm dasselbe bewirken. I3 e n r p fand

*) Einer glrubwiirdigen miindlichsn nlittheilung rufolge roll man in dcr untern Rheingegend dar acharf rcbneckende grauc Kochsalz, welches zuin Tafelgebnuch mvor gel& tcrt werden lnurs, zuni Einsalzen vorziehen.

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Ueber die Soole zu Salcungen. 31 1

im schottischen Seesalze

Chlornatriurn.. . . . . . . . .93,50 Schwefelyaure Talkerde .1,75 Chlarinagnesium . . . . . . . .2,85 Schwefelsauren Ralk. . . .1,50

UnI’osliche Stoffe . . . . . . .0,40

100,oo -.

iin Steinsalse itn Stsinsalre v.Chester euin v.Chesterzana

Einsalzen Kiichengebrauch 98,60 98p30

- - 1,lO 0,05 1,20 0,65

1,oo 0 , l O 1o1,Oo 100,OO. - ____ _.. ._

Das znm Einsaleen benutzte Steinaalz ist vor dem andern, wie man sieht, nur durch seinen griirsern Ge- halt von Chlormagnesium ausgezeichnet, wLhrend dieser in dem Seesdze, wie gewiihnlich, noch gtiifser ist. Die wahrscheinIicli allgenieine Anwendung des Baisaleee (Ludovici’s Kaufmannslexicon, 1798. Th. 3, p. 1025) znm Einaaleen der Hsringe, Sardellen *) und anderer See: fische ist gewih nicht allein durch den niedrigen Prefs dieses Salees, der nicht einmal allenthalben angetroffen werden diirfte, sondern auch durch die vorzuglichere Wirkung desSalzes selhst veranlafst worden. Ufid eben diese Wirltung irann nur durch das ChlormagntBiam bedingt sein. Die im Ganzcn geringe Menge des CMo- rids im Seesalze kann nicht als Einwurf dienen, da be- Jranntlich dns Seewasser stark anfiseptisch wirkt und die Verdauungsorgane vie1 heftiger afficirt, als eine reine Liisung des Kochfislzes. Schon das Kochsalz an sich .cvirlit reizend genug auf den Magen, um in grofsen Gaben nachtheilig und in Quantitiiten von $ bis ganzem

*) Das Salz, init welchein die Sardellen eingesalzen sind, ist in unserin Laboratorio mehrmals untersucht worden. Das- selbe ist Seesalz. Broin und Jod konnten noch nicht mit Zuverl’iissigkeit darin nachgewiesen werden. El sind aber jetzt gr6fsere Mengcn davon in Untersuchung genoinmen worden.

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312 Wackenroder :

Pfunde ala schnell tiidtendes Gift eu wirken (S. C h i - stison, treatise on poisons. pag. 491 und Froriep’s Notizen Nr. 1018. Jan. 2836).

Wenn es nun ale cuverliissig angenommen werden kann, dafs die Wirkung des Kochsalces auf todte thie- rische Kiirper, so wie auf den lebenden Organismna durch Chlormagnesium nnd andere Salze verstarkt wird, so mufs man auch eine Patenziruug der Wirkung die- ser Salze auf den thierischen Organismus durch Koch- salz voraussetzen. Diese Voraussetzung wird vollkom- men bestatigt durch die schadlichen Folgen, tvelche der Gebrauch eines mit allzuvielem Chlormagnesium, oder rnit nur wenig Brommagnesium, Jodkalium, Chlorcal- cium, Chloralumium u. a. w. verunreinigten Kochsalzea nach sich zieht. Man wurde es anders nicht ganz be- greiflich finden, wie solche im Ganeen geringe Mengen fremder Sake dem Kochealce bedeutend schadliche Ei- genechaften ertheilen kiinnten, wie z. 5. jenem Baisalze, durch welches im Jahre 1829 im Departement de la Marne Piickelfleisch vergiftet wurde, nach dessem GenuPs gegen 100 Yersonen erkranlrten (S. S e r u l l a s im Journal de Pharm. Oct. et Nov. 2829). Eben so hat Hers (a. a. 0.) gezeigt, dalh dae mit Hulfe von Frostkalte darge- stellte sibirische Salz, deBsen Verbrauch scorbntische Krankheiten erzeugen SOU, im Ganzen nicht sehr stark mit heftig wirkenden Chloriden verunreinigt ist. Es wird nicht uberfliissig sein, die Misehuns dieaer schld- lich befundenen Kochsalzarten hier aufs Neue anew- fiihren :

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Ueber die Sode zu Salzungen. 313

Chlornatrium. , , Chlormagnesium Chlorcalcium , . . Chloralumium . . Jodlcalium ...... Schwefelsaures

Natron ....... Schwefelsaure

Talkerde.. .... Erdige Theile . . -

- FranzUsi- ,chcs Bui. 117. v. 1829 , Serullas.

9195rl - - - 1,48

- 8,50 0,GG

102,14

- Soolsalz . lrkutzk ach Hess.

--

91949 2,05 1JO 2960 -

2,76

- -

1OOYOO

- I - 13,80 I 13,M

In dem von S e r u 11 a s untersuchten Salze sol1 nach C o m m e s n y (Journ. ,de Pharm. Oct. 1829) auch ein Brommetall vorkommen, das nunmehr auch in dem sibi- rischen Salce durfte aufgefiinden werden. Das Vorhan- densein von Brommagnesium in unreinem Kochsalz ist wenigstens wahrscheinlich, wghrend das hin und wieder darin gefundene Jodkalium nur von einer Vermischung des Sool- und Meersalzes mit dem aus der Varecmut- terlauge gewonnenen Kochsalze herruhren SOH, nach C h e v a l l i e r und H e n r y (pharm. Centralblatt, 1831. Nr. 28.), welche Chemiker, so wie auch C h e v a l l i e r nnd T r e v e t (Ebendasclbst 1833. Nr. 14.) eine umfas- sende Untersuchung uber das im Uepartement der Seine verkaufte Kochsalz unternommen und gefunden haben, dars von 3023 Proben von den Saleverkaufern eingelie- ferten Kochsalzes 309 Proben verfslscht waren, nnd zwar mit Wasser, mit Kochsalz aus Salpeterfabriken,

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3 14 Wackenroder :

mit Vareckochsalc, mit Glaubersalz, mit Chlorkdinm, mit Gyp und rnit erdigen Theilen.

Eine Vermehrung der Kraft, oder, urn mich eines in der Medicin gebrauchlichen Ausdruckes zu bedienen, eine Potenzirung anderer, dem Kochsalc ahnlich wir- kender Kiirper scheint mir durch das gegen Scropheln sehr angeprieeene L u g o 1 sche Mittel, welches bekannt- lich eine Aufliisung von + Gran Jod und 12 Gr. Koch- salz in 12 Unzen Wasser ist, auffallend bestltigt. Eine fortgesetzte Erfahrung hat mich als unbezweifelt wahr- nehmen lassen, dafs ein Theeliiffel voll dieses Mittels, worin kaum &Gran Jod enthalten ist, bei einem ein- jahrigen Kinde gelindee Laxiren und ein Paar Tage hin- durch weichen Stuhlgang hervorbrachte, so dafs im Ver- lanf von 6Monaten ungefshr nur die Halfte jener Por- tion verbraucht werden konntec

Es mird also nicht ungeeignet erscheinen, wenn ich schliefslich noch die auf oben emviihntc Veranlassung unternommenen Untersuchungen mehrer Arten hier ge- br2uchlichen Kochealzes anfiihre und die des Salznnger Salzea hineufiige.

Zu den Analysen wurde das Kochsalc, so wie es fir den Verlrauf in einem trocknen Lokale aufbewahrt wird, angemendet. Eine abgewogene Menge desselben wurde einer Temperatur von 100 C. lange genug aus- gesetzt, urn alles hygrosliopische Wasser cu verjagea. Hierauf wurde das getroclrnete Sala in einem Platin- tiegel. mit der Spiritusflamme behutsam big m m gBnc- lichen Aufhiiren der Verknisternng erhitzt. Der Ge- wichtsverlust wurde als Verlrnisterungswasser in Rech- uung gebracht, obgleich in demselben auch noch das KrystallisationswasRer der beigemengten achefelsanren Sake, so wie auch die kleine Menge von SalcsXure,

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Ueber die Soole zu Salzungen. 315

welche das Chlormagnesium bei der Erhiteung verliert, und ganz wenig verfluchtigtes Kochsalz mit einbegriffen sind. Salmialc, welchen V o g e 1 (Journ. fur practische CRem. B. 2. H. 5. pag. 290) ' im Kochsalze angetroffen hat, wurde bei diesen Untersuchungen kleinerer @an- titaten desSalzes nicht bemerlrt. Die gance Menge des Wassel's betrug niemals mehr, gewiihnlich weniger, als 6,74 Prot., welchen Wassergehalt C h e v a 11 i e r und H e n r y durchschnittlich bei den1 unverfalschten Pariser Kochsalze fanden, wlhrend sie in dem aus mehreren Salinen direct bezogenen Salze mehr, selbst bis 5u 12 Proc. Wasser antrafen, ein Umstand, der beimverlranfe des Salzes nach dem Gewichte zu beriicksichtigen ist.

Das verknisterte Salz hinterliefs jederzeit bei seinem Aufliisen in Wasser einen geringen Ruckstand, welcher in schwefelsaurem Kalli mit ganz lrleinen Mengen von basischem Chlormagnesium bestand. Da diese erdigen Theile hiichstens nur -& Proc. der Salze betrugen, und alle Arten des Kochsalzes im ungegluheten Zustande entweder eine vollkommen Mare, oder eine kaum triibe zu nennende Aufliisung bildeten, SQ glaube ich dieselben nicht beeonders niit anfuhren, sondern bloL als Gyps ansehen zu mussen. Daher wurde zu einer frisch be- reiteten Aufliisung des luftfeuchten Salzcs, in der etwa l5fachen Menge Wasser Chlorbargum hinzugefugt und dadurch die Schwefels%ure bestimmt. Eine an- dere Aufliisung dientc cur Bestimmung des Kallss mit- telst oxalsauren Kalis. Durch Rechnurig l ieb sich nun finden, ob blob schwefelsaurer Kalk in der Aufliisung war, oder adserdem bei einem Ueberschusse von Schwe- felslure noch schwefelsaures Natron, oder bei einem Ueberschusse von Kalk noch Chlorcalcium. AW der vom Kalk befreieten Aufliisung vu rde die Talkerde durch

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316 Wackenroder :

basischee phosphorsaures Ammonialr sorgfiiltig gefillt und der gegliihete Niedcrschlag mit 38 Prbc. reiner Talkerde in Rcchnung gestellt. Die gefundene Talkerde zeigte die Rlenge dcs vorhandcnen Chlormagnesiums an. Das am Gewicht des aufgeliisten Kochsalzes Fehlende ergab die Menge des reinen Chlornatriums. Nnr in einem Falle wurde das Chlor direct durch salpetersanres Silberoxyd gefiillt und nack dem Chlorsilben adch das Chlornatrium berechnet. Es wurden dadurch 0,568 Proc. Chlo'rnatx3um mehr, als durch blobe Subtraction gefun- den, was schon von der Schwierigkeit, grorse Mengen von Chlorsilber genau auscuwaschen und viillig wasser- frei zu bekommen, erklsrlich ist. Die Spuren von Chlor- kalium und Brommagnesium, die sich miiglicherweise i n einigen dieser Kochsalzarten hatten aufEndea lassen, we- mehre Pfunae davon auf einmal in Untcrsuchung wiiren genommen worden, konnten natiirlich hier nicht beriicksichtigt werdea. In folgenden Tabellen sind die Resultate ubersichtlich znsarnmengestellt.

Salzungen, Salzunger Soolsalz, erster Ausschlag. Stoiternheim, Salz von Stotternheim im Grother-

zogthume S. Weimar-Eisenach, welches durch blobes Vereieden einer erbohrten Soole gewonnen wird.

Frankenhausen, a) grobes Salz von Frankenhausen im Schwarcburgischen, welches aua einer gradirten Soole dargestellt wird und bis vor einigen Jahren in einer hiesigen Wurstfabrik vorzugsweise benntzt wurde.

Frankenhausen, b) Mittelsalz, ebendaher. Frankenhausen, c) feines (sogenanntes klares) Salz,

ebendaher. duch fiige ich zur Vergleichnng anber der oben

echon angefuhrten Untersuchung des Salcee von Chester, nach H e n r y , noch hinzu

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Ueber die Soole zu Salznngen. 317

Schonebeck, Soolsalz von Schiineheck bei Magde- burg, nach Klaproth .

Moutiers, Soolsalz iins den Strickgradirwerken von Moutiers, welches a19 eine der reinsten und nur selten in den Handel gelieferten Arlen des Kochsalzes genannt wid , nach B e r t h i e r (S. Dumas a. a. 0. pag. 475).

Hy roskopi-

Verknis te- scaes Wasser

I Stot- Frankenhausen. Schijne- Luftfreies 'Salzun- Salz. 1 gen' 1 I a, I b.

~.~

1,379 3,652 3,036

94,788

.00,000

_ _ _.

~~

Wasserfreies Salz.

Chlornatrium Chlormagne-

s ium.. . . . . . Chlorcalciuin Schwefelsaur.

Natron . . . . Schwefelsaur.

Kalk.. . . . . . Schwefelsaure

Talkerde.. . - _ - -

96,O

100,o . ~ . -~

-___

4,463

1,835

93,702 _- ioo,ono

Stot- Frankenhausen. jalzun- tern- beck. gen' heiin. a, 1 b. I c.

99,471 98,897 98,863 97,949 97,601 97,814

0,334 0,016 0,327 0,756 0,421 0,312 - - 0,192 0,237 - -

- - - 0,311 1,869 1,041

0,195 0,895 0,573 1,084 1,103 0,833

- - - - - - -= =:--z--z -m 100,0001 I00,OOO 100,000 100,000 100,000 100,000 I

, I beck*

I

Mou- tiers.

97,17

0,23 -

2900

-

0358

100,oo w-

4'230i\ 0,982 4,O

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318 Wackenroder :

DieseXJebersicht zeigt, dars in Thuringen Kochsalze producirt werden, welche zu den allerreinsten Salzsbr- ten gehiiren, die man iiberhauyt lcennt. Es ergiebt sic11 aber auch daraus, d a b die von mir UntersuchtenSorten des Salzes wenig von einander abweichen, und dds also in Betreff ihrer Anwendung zum Einsalzen des Fleisches kein verschiedenes Resultat zu erwarten ist. So ceigten es denn auch die im Jalire 1834 von hiichster Behiirde in dieser Bezieliung angeordneten und von Sachverstiin- digen geleiteten Versuche, in deren Folge lreinem un- serer Kochsalze ein entschiedener Vorzug zum Einsal- zen des Fleisches einzuriiumen war.

N a c h t r a g .

Erst nach Absendung der vorstehenden Abhandlung zum Druck wnrdo mir die Untersuchung verschiedener Sorten des Seesalzes von M u l d e r (S. Natuur-en Schei- Rundig Archief, 1837; und daraos in kuraem Auszuge im polytechn. Centralid. Nr. 41. 1838) bekannt. M u l - der’s Untersuchungen haben mit den von mir vorge- nommenen Untersuchungen gleiche Tendenz, und miigen daher znr Vervollstindigung noch nachtriglich angemerkt Tyerqen. Adser mehren rohen Seesahorten untersuchte Mu1 d e r auch xwei f ir den Hausgebrauch raffinirte Rotterdamer Seesalzsorten, und fand in 100 Theilen derselben :

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Ueber die Soole zu Salzungen. 319

Curncao.

99,204

0,350 0,216

0,130 - -

Chlornatriuin Chlormagne-

sitla*. . . . . . Chlorcalcium Schwefelsaur.

Natron.. . . . Unliisl. Stoffe Verlust , . . . . . -

Limbon. St. Ubes.

- 93,540 92,S93

1,762 2,202 1,192 0,020

3,003 3,420 - -

--- -

d4,736

1,259 1,174

ilippsalz von Li- rerpool.

=

94,730

0,286 0,922

1,390 2,650

0,022

97,822

0,294 0,516

~-

Rottcrdainer J grobrs, I feines, (rofinirtrs ,raffiuirtes

hnziisi- schcu.

98,424

0,134 0,746

0,615 - 0,077

Das Sale von Curagao belindet sich in einem Zu- stande der Reinheit, dal's man vermuthen miicIite, das- selbe sei besonders raffinirt worden, was jedoch niclit der Fall sein soll. Nichts desto weniger wird in Holland immer das Lissaboner Salz zum Einsalzen der Hiiringe vorgezogen. M u l d e r glaubt, dafs die Widcung des Einsalzens auf einer Wasserentziehung beruhe. Da aber der von den zerfliefslichen Salzen bedingte bittere Ge- schmack dw Kochsalzes jenen Vortheil aufhebe, SO ver- diene dennoch das roinere Salz den Voreug; denn ob- gleich die Wasserentziehung von den zerfliefslichen Salzen eingeleitet werde, SO beschriinlte sicli dieservor- theil doch iiur auf die zum Einpiiclreln niithige Zeit. Dieser Ansicht aber, d a b namlich das Einpiiclreln im Wesentlichen auf eine Wasserentciehung hinauslaufe, kann man nicht wohl unbedingt beipflichten. Mir scheint, wie oben angefi i r t worden, die Gegenwart von Chlor- magnesium in dem Kochsalze, welclies cum Einpiickeln lange aufzubewahrenden Fleisches verwandt wird, von

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320 Ueber den Schwefel auf Sicilien.

Bedeotmg, wae denn 4uch selbst dnrch die dogabe von M u l d e r , dafs daa Lissaboner Salc turn Einsalzen der H8ringe vorgezogen werde, bestatigt wird. Nach den oben mitgetheillen Versnchen iiber ,die Lijslichkeit des Gypses im Kochsale darf ich nlimlich schlieben, dafs in allen von M u l d e r nntersuchten Salzsorten, das Sale yon Curagao und das feine Rotterdamer T a f e l s a w genommen, gar kein Chlorcalcium, sondern nur Gyps euthalten ist. Nun benutzen die Haringsjager vorzugs- weise gerade dasjenige Sdz , welches eine angemessene Menge yon Chlormagnesium und keine erdigen Theile enthalt. Ehe also nicht entscheidendo Versuche das Gegentheil beweisen, glaube ich den dem portugiesischen Salze eingeraumten Vorcug als wohlbegriindet betrach- ten, aber nicht ableiten zu miissen yon eineni ausge- aeichneten Vermiigen dieses Salzee, den eineusalzenden Ftchen das Waeser, welchee eie enthalten, zu entciehen.

Vierte Abtheilung.

Natnrgeschlchte nnd Pharma- bognosie.

Ueber den Schwefel auf Sicilien. - ' D i e Formation den Schwefels auf Sicilien gehiirt

nach Profewor M a r a v i g n a in Catania zn den eecun- daren Formationen und hat den Jurakalk z w Basis. G e m e l l a r o glaubt, dafs der Schwefel der Zersebung von Mollusken zuzuschreiben sei, wa8 aber nach M. nicht wahrscheinlich sein kann, weil in den Gebirgs-