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Mai 2018 MERICS CHINA MONITOR CHINA KENNEN, CHINA KÖNNEN Ausgangspunkte für den Ausbau von China-Kompetenz in Deutschland Matthias Stepan | Andrea Frenzel Jaqueline Ives | Marie Hoffmann

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Mai 2018

MERICS CHINAMONITOR

CHINA KENNEN, CHINA KÖNNEN Ausgangspunkte für den Ausbau von China-Kompetenz in Deutschland

Matthias Stepan | Andrea FrenzelJaqueline Ives | Marie Hoffmann

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CHINA KENNEN, CHINA KÖNNEN Ausgangspunkte für den Ausbau von China-Kompetenz in Deutschland

Matthias Stepan | Andrea FrenzelJaqueline Ives | Marie Hoffmann

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ImpressumMERICS | Mercator Institute for China StudiesKlosterstraße 64, 10179 Berlin, GermanyTel.: +49 30 3440 999 0Mail: [email protected] RedaktionClaudia WesslingKerstin Lohse-Friedrich

Titelgrafik und Grafikredaktion Johannes Buckow

GestaltungSTOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign

Copyright © 2018MERCATOR INSTITUTE FOR CHINA STUDIES

Printed in Bonn, Germany

MERICS China Monitor Nr. 45ISSN: 2509-3843

MERICS dankt dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die finanzielle För-derung für diese Publikation und dem Auswärtigen Amt (AA) für die Unterstützung. Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen und Ansichten der Autorinnen und Autoren geben nicht notwendigerweise die Meinung des BMBF und des AA wieder. Die Verantwortung für die in die-ser Publikation enthaltenen und geäußerten Informationen und Ansichten liegt ausschließlich bei den Autorinnen und Autoren.

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Danksagung

Die Fertigstellung der vorliegenden Bestandsaufnahme zur China-Kompetenz in Deutschland innerhalb eines halben Jahres wäre ohne die Unterstützung und Offenheit zahlreicher Akteure im Bildungs- und Hochschulbereich, in der Politik, Verwaltung, Verbänden und Stiftungen nicht möglich gewesen.

Wir danken unseren Ansprechpartnerinnen und -partnern im Bundesministerium für Bildung und Forschung, im Sekretariat der Kultusministerkonferenz, im Auswärtigen Amt, beim Projektträ-ger des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und beim Pädagogischen Austauschdienst für die vielfältige Unterstützung.

Den Kultus- und Bildungsministerien der Länder haben wir es zu verdanken, dass wir trotz einer nur kurzen Vorlaufzeit auch eine Online-Umfrage unter Schülern verwirklichen konnten, die das Kapitel zur Vermittlung von China-Wissen an Schulen um wichtige Aspekte ergänzte. Schul-leitern, Lehrkräften, Schülern und Auszubildenden sind wir für die Gespräche und die Teilnahme an der Umfrage dankbar.

Für die Erstellung des Kapitels zum Chinesisch-Unterricht an Schulen möchten wir Herrn Prof. Dr. Andreas Guder für die zahlreichen wertvollen Anregungen und das umfassende Feedback danken. Die Begleitung durch ihn war an dieser Stelle unverzichtbar. Dank des besonderen En-gagements der Beiräte des Fachverbands Chinesisch e.V. erhielten wir konstruktive und wertvolle Informationen zum Stand des Chinesisch-Unterrichts in den einzelnen Bundesländern.

Den Mitarbeitern der Statistischen Landesämter möchten wir für die Bereitstellung der Zah-len von Chinesisch-Lernenden an Schulen danken. In einzelnen Bundesländern wurden diese ei-gens für diese Untersuchung erhoben. Wir danken den Vertretern der Sinologischen Institute der Universitäten Heidelberg, Tübingen, Freiburg, Bochum und Erlangen-Nürnberg für ihre Gesprächs-bereitschaft und ihren wichtigen Input hinsichtlich der Ausbildung von Lehrkräften.

Unter den Vertretern der deutschen Hochschul- und Forschungslandschaft möchten wir die Unterstützung durch Frau Marijke Wahlers (Hochschulrektorenkonferenz, HRK), Frau Dr. Ingrid Krüßmann (Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG) und Herrn Dr. Klaus Birk (Deutscher Akade-mischer Austauschdienst, DAAD) hervorheben. Wir sind ihnen allen sehr verbunden dafür, dass sie uns an ihren jahrzehntelangen Erfahrungen in der China-Kooperation teilhaben ließen.

Dr. Jan Kercher vom DAAD und Herrn Martin Fuchs vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) danken wir für die Bereitstellung umfangreicher Daten zum Thema Wissenschaftleraustausch.

Unverzichtbar für die Fertigstellung des Berichts waren die redaktionelle Arbeit und die kri-tisch-konstruktiven Rückfragen der Kommunikationsabteilung am MERICS. Hier gilt unser Dank insbesondere Frau Kerstin Lohse-Friedrich und Frau Claudia Wessling. Herrn Johannes Buckow danken wir für die Kreativ- und Grafikarbeiten. Herrn Niklas Pitschke und Frau Anna Holzmann, die im vergangen halben Jahr Praktika am MERICS absolvierten, sind wir für wertvolle Recherche-arbeiten dankbar.

Abschließend möchten wir Herrn Björn Conrad, dem ehemaligen stellvertretenden For-schungsdirektor des MERICS, in aller Form danken. Ohne seine Initiative hätte es dieses For-schungsprojekt nicht gegeben.

Matthias Stepan, ProjektleiterAndrea FrenzelMarie Hoffmann Jaqueline Ives

Mercator Institute for China Studies (MERICS), Berlin, den 24. April 2018

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Executive Summary ..........................................................................................................................................8Ausbau von China-Kompetenz in Deutschland ist eine Herausforderung .............................................8Viele Aktivitäten zur Bildung von China-Kompetenz ............................................................................................8Was gehört eigentlich zur China-Kompetenz? ...........................................................................................................8Wirtschaftsvertreter sehen großen Bedarf an Wissen über China .............................................................9In Schulen bleibt China noch ein Randthema ..............................................................................................................9Chinesisch etabliert sich nur langsam als Sprachangebot an Schulen ................................................ 10An Hochschulen ist Annäherung an China über diverse Wege möglich .............................................. 11China-Aufenthalte sind eine wichtige Voraussetzung für die Wissensvertiefung ..................... 11Forschungskooperation bietet Chancen zur Vertiefung von China-Kompetenz ........................... 12Fazit: China-Wissen entsteht auf verschiedenen Ebenen ............................................................................ 13

1. Einleitung ..................................................................................................................................................... 15

2. „China-Kompetenz“: Bedarf in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ....................................... 19Zentrale Befunde ........................................................................................................................................................................ 212.1 China-Kompetenz als Schlüssel für gelungene Kooperation .............................................................. 212.2 Fachexpertise versus sprachliche und interkulturelle Kompetenz ................................................. 222.3 China-Expertise ist besonders für Unternehmen von Bedeutung ............................................... 222.4 Stimmen aus der Praxis zum Bedarf an China-Kompetenz .................................................................. 232.5 Deutschland-Kompetenz in China größer als China-Kompetenz in Deutschland ................. 26

3. Vermittlung von China-Wissen an Schulen ...................................................................................... 27Zentrale Befunde ........................................................................................................................................................................ 29Handlungsempfehlungen ..................................................................................................................................................... 293.1 China begegnet Schülern nur als Randthema ............................................................................................... 303.2 Die Situation an allgemeinbildenden Schulen ............................................................................................... 303.3 Die Situation an beruflichen Schulen ................................................................................................................. 35

4. Chinesisch-Unterricht an Schulen ....................................................................................................... 39Zentrale Befunde ........................................................................................................................................................................ 41Handlungsempfehlungen ..................................................................................................................................................... 414.1 Die Entwicklung des Chinesisch-Unterrichts ................................................................................................ 424.2 Aus- und Fortbildung von Lehrkräften ............................................................................................................... 454.3 Fachdidaktik Chinesisch ................................................................................................................................................ 464.4 Inhalte und Methoden – Lehrpläne und Unterrichtsmaterial ............................................................... 484.5 Motivation und Zugang – Positive Erfahrungen mit China ................................................................... 49

Inhalt

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5. Vermittlung von China-Kompetenz an Hochschulen ................................................................... 51Zentrale Befunde ........................................................................................................................................................................ 53Handlungsempfehlungen ..................................................................................................................................................... 535.1 Verschiedene Angebote zur Auseinandersetzung mit China ............................................................ 545.2 Chinastudien: Wandel und anhaltende Herausforderungen ............................................................... 555.3 Erwerb von China-Kompetenz außerhalb von China-Studien ............................................................ 575.4 Doppelabschlussprogramme ...................................................................................................................................... 595.5 Sprache: Unterschiedliche Standards an den Hochschulen ................................................................. 615.6 Auslandsaufenthalt – Studieren in China .......................................................................................................... 625.7 Hürden beim Fachstudium in China ...................................................................................................................... 645.8 Aufbau von China-Kompetenz in der (Hochschul-)Verwaltung ........................................................ 66

6. Forschungskooperation mit China ...................................................................................................... 69Zentrale Befunde ........................................................................................................................................................................ 71Handlungsempfehlungen ..................................................................................................................................................... 716.1 China als wichtiger Partner in der Forschung ............................................................................................... 726.2 China als Zielland für deutsche Wissenschaftler ........................................................................................ 736.3 Kooperationsformate und -inhalte ........................................................................................................................ 756.4 China als Partner in der Forschung ....................................................................................................................... 776.5 Erfahrungen aus der Kooperation mit chinesischen Partnern ........................................................... 77

7. China-Aufenthalte für mehr China-Kompetenz ............................................................................. 79Zentrale Befunde ........................................................................................................................................................................ 81Handlungsempfehlungen ..................................................................................................................................................... 817.1 Breite Förderpalette für China-Aufenthalte ................................................................................................... 827.2 Förderer und Mittlerorganisationen: Chinesische Akteure erhöhen ihre Präsenz................ 837.3 Programme: Zielsetzungen, Inhalte und Teilnehmerzahlen ................................................................ 84

Anhang ............................................................................................................................................................... 91Anhang A: China als Vergleichsfall ................................................................................................................................. 93Anhang B: Curricula für den Chinesisch-Unterricht an Schulen ................................................................ 94Anhang C: Institute mit sinologischem Schwerpunkt ..................................................................................... 95Anhang D: Chinesisch auf Lehramt – Universitäre Ausbildung von Chinesisch-Lehrkräften . 96Anhang E: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen ............................................... 97Anhang F: Studiengänge mit Chinabezug an deutschen Universitäten ............................................. 98

Quellenangaben ........................................................................................................................................... 103

Die Autoren .................................................................................................................................................... 109

Vorbemerkung zu gendersensibler Sprache: Die Gleichstellung von Frauen und Männern hat für uns höchsten Stellenwert. Aus Gründen der Lesbarkeit haben wir im Text dennoch durchweg die männliche Form gewählt. Die Angaben beziehen sich selbstverständlich auf Angehörige aller Ge-schlechter.

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Executive Summary

Executive Summary

AUSBAU VON CHINA-KOMPETENZ IN DEUTSCHLAND IST EINE HERAUSFORDERUNG

China hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant entwickelt und ist für Deutschland längst zu einem wichtigen wirtschaftlichen und politischen Partner geworden. China gehört heute zu den größten Volkswirtschaften der Welt und prägt durch umgreifende Initiativen wie die soge-nannte Neue Seidenstraße oder Milliarden-Investitionen im Ausland – auch hierzulande – die glo-bale Wirtschaftsentwicklung. Auf dem diplomatischen Parkett tritt China selbstbewusst auf und strebt verstärkt danach, eigene Vorstellungen von internationaler Zusammenarbeit zu etablieren. Durch geschickte Einflussnahme auf politische und wirtschaftliche Eliten, Medien, Zivilgesell-schaft und Bildungsträger in anderen Ländern versucht es auch, Akzeptanz zu schaffen für sein autoritär geprägtes System.

Der Umgang mit diesem selbstbewussten China verlangt nach differenziertem Wissen über ein Land, dessen Bild in Deutschland heutzutage oft noch von überholten Vorstellungen und Kli-schees geprägt ist. China spielt heute eine wichtige Rolle bei der Lösung globaler Herausforde-rungen wie Klimaschutz, Globalisierung oder technischer Innovation. Chinesische Vorstellungen unterscheiden sich in mancher Hinsicht von hiesigen, etwa wenn es um Freiräume für gesell-schaftliches Engagement und politische Mitwirkung von Bürgern geht.

Es gilt, im Angesicht unterschiedlicher Auffassungen bei vielen Themen immer wieder aus-zuloten, wo es Raum gibt für Kooperationen mit China und wo eine kritische Auseinandersetzung nötig ist. Doch nur wer das Gegenüber kennt, kann im Dialog klare und sachliche Gegenargumente bringen. In Diplomatie, Rechtswissenschaft und im politischen Entscheidungsprozess wird zuneh-mend Expertise nötig sein, um chinesische Vorstöße einzuordnen und angemessene Antworten finden zu können.

Aber wie ist es derzeit bestellt um die „China-Kompetenz“ in Deutschland? Dieser Frage wid-met sich die vorliegende Untersuchung. Sie gibt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben – einen Überblick über die hiesigen Bildungsangebote in Bezug auf China. Durch die Auswertung statistischer Daten und von in mehr als 100 Einzelinterviews gewonnenen Informationen, ergänzt durch eine in kleinem Rahmen durchgeführte Schülerumfrage, soll auch ein Einblick gegeben wer-den in den Stand und den bestehenden Bedarf an China-Kompetenz.

VIELE AKTIVITÄTEN ZUR BILDUNG VON CHINA-KOMPETENZ

Was gehört eigentlich zur China-Kompetenz? In seiner China-Strategie hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Begriff definiert als all jene Fähigkeiten und Kenntnisse, die für eine erfolgreiche Kooperation mit China entscheidend sind. Dazu gehören neben Sprachkenntnissen und interkulturellen Fähigkeiten auch ein Grundverständnis von Chinas Wirtschaft, Politik, moderner Geschichte und Gesellschaft sowie berufsspezifisches Wissen. Diese Fähigkeiten zu erwerben, ist schwierig: Chinesisch ist eine komplexe Sprache, vor allem die Schrift zu erlernen verlangt Zeit, Hartnäckigkeit und Geduld. Angesichts der wachsenden Bedeutung Chinas sind Menschen gefragt, die sich mit dem gegenwärtigen China auseinandersetzen wollen und auf verschiedenen Ebenen eine tiefere Kenntnis dieses vielfältigen Landes erwerben wollen. Diesem Bedarf tragen deutsche Bildungs-institutionen bereits Rechnung: In den Fachwissenschaften wird versucht, chinabezogene Inhalte in Curricula einzubauen. Auch Schulen und Berufsschulen haben verstärkt entsprechende Ange-bote. Deren Ausweitung scheitert zurzeit aber auch am Mangel von Lehrern mit fundierten Chi-na-Kenntnissen.

Der Umgang mit einem selbstbe-wussten China verlangt nach differenziertem Wissen über das Land

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Executive Summary

WIRTSCHAFTSVERTRETER SEHEN GROSSEN BEDARF AN WISSEN ÜBER CHINA

Für viele Unternehmen und Wirtschaftsverbände hat China in ihrer Arbeit heute bereits eine große Bedeutung, und die Kontakte dorthin werden sich in den kommenden Jahren weiter intensivieren. Sie sind zunehmend angewiesen auf Mitarbeiter mit zumindest grundlegenden Chinesisch-Kennt-nissen, sie benötigen ein Grundverständnis der Gestaltungs- und Machtstrukturen in China sowie Kenntnisse über staatliche Pläne, Förderinstrumente und rechtliche Rahmensetzungen. Gerade für Praktiker ist es zudem zentral, Informationen über passende Ansprechpartner und Kontakte für ihre Branche zu bekommen.

In der Praxis stellt sich häufig die Frage, ob der fachlichen Expertise oder dem Erwerb von Sprachkenntnissen und interkulturellen Kompetenzen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden soll. Im Studium oder der Ausbildung ist es häufig nicht möglich, alles gleichzeitig zu erwerben.

Die gestiegene wirtschaftliche und politische Aktivität Chinas wirft auch gesellschaftliche Fragen auf: Wenn chinesische Firmen deutsche Unternehmen aufkaufen, wirkt sich das auf die Firmenkultur aus, in den betroffenen Regionen steigt der Bedarf an Informationen über China. Wenn chinesische Bildungsträger wie Konfuzius-Institute ihre Kursangebote kontinuierlich ver-breitern, könnten sie angesichts der oftmals geringen Vorkenntnisse ihres deutschen Zielpubli-kums deren China-Bild nachhaltig beeinflussen.

Um solche Entwicklungen zu analysieren und Strategien für den Umgang damit zu entwi-ckeln, braucht es Experten mit vertieftem China-Wissen.

IN SCHULEN BLEIBT CHINA NOCH EIN RANDTHEMA

Für den Großteil der rund elf Millionen Schüler in Deutschland bleibt China bislang ein Randthema. Ein Blick in die Bildungs- und Lehrpläne zeigt: Die Auseinandersetzung mit China ist bislang nur selten explizit vorgesehen. China taucht selbst in Fächern wie Erdkunde, Geschichte oder Wirt-schaft oft nur selten auf.

Für den Großteil der rund elf Millionen Schüler in Deutschland bleibt China bislang ein Randthema

Handlungsempfehlungen für Entwicklung von China-Kompetenz an Schulen und Berufsschulen

China-Wissenschaftler sollten bei der Erarbeitung von Wissensangeboten von Schulbe-hörden oder Ministerien regelmäßig zu Rate gezogen werden und auch durch Vorträge an Schulen zur Vermittlung von China-Wissen beitragen.

Eine zentrale Website von Bildungs- und Kultusministerien oder Online-Angebote von Schulbuchverlagen sollten Lehrern Informationen zu China zugänglich machen.

Ein- bis zweitägige Schulungen zum gegenwärtigen China sollten in bestehende Fortbil-dungsprogramme für Lehrer aufgenommen werden.

Am Beispiel China können viele Zusammenhänge der globalen Entwicklung anschaulich betrachtet werden. Deshalb empfiehlt es sich, China in Oberstufen-Seminaren oder in Projektwochen als Schwerpunkt-Thema zu behandeln.

Eine aktive finanzielle Förderung von Lehrer-Fortbildungen zu Sprache, interkulturellem und fachlichen Wissen könnte an den Berufsschulen einen wichtigen Beitrag leisten, dort qualitativ hochwertige Angebote zur Vermittlung von China-Kompetenz zu etablieren.

Wirtschaftsverbände und Einzelunternehmen sollten Auszubildende ermuntern, Zeit in China zu verbringen. Der Erwerb von Zusatzqualifikationen für die Arbeit mit China sollte stärker finanziell gefördert werden.

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Executive Summary

Ob und in welcher Tiefe China in den Unterricht an allgemeinbildenden Schulen Einzug hält oder als Beispiel eingebaut wird, hängt noch immer weitgehend von den Vorkenntnissen und Nei-gungen der Lehrkräfte ab. Da jedoch die meisten Lehrer nur über Grundkenntnisse zum gegenwär-tigen China verfügen und es an aktuellen Unterrichtsmaterialien mangelt, stagniert der Ausbau von China-Aktivitäten an deutschen Schulen.

An beruflichen Schulen sieht es ähnlich aus. Offiziell gibt es auch hier wenig Raum für china- spezifische Inhalte. Einzelne Schulen haben ihr Angebot an Sprachunterricht und interkulturellem Training in den letzten Jahren ausgebaut. Häufig ging dies auf regionale Initiativen und das En-gagement einzelner Lehrkräfte zurück. Einzelbeispiele in Niedersachsen und Nordrhein-Westfa-len (Ausbildung zum China-Kaufmann) zeigen, dass spezifische Zusatzangebote große Resonanz fanden.

CHINESISCH ETABLIERT SICH NUR LANGSAM ALS SPRACHANGEBOT AN SCHULEN

Chinesisch-Unterricht hat sich an Schulen in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland vom Zu-satzangebot vielerorts zum festen Bestandteil des Regelunterrichts entwickelt. Die Angebote unterscheiden sich je nach Bundesland teils erheblich, insgesamt ist aber eine deutliche Professi-onalisierung des Fachs zu beobachten. Neben der Entwicklung und Überarbeitung von Lehrplänen befindet sich insbesondere die universitäre Ausbildung von Chinesisch-Lehrkräften im Aufbau. Seit 2011 ist das Studienangebot „Chinesisch auf Lehramt“ an deutschen Universitäten kontinu-ierlich erweitert worden.

Bislang unterrichten unter den geschätzten 120 Lehrkräften vor allem Seiteneinsteiger: Si-nologen und chinesische Germanisten, denen nachträglich eine Lehrbefähigung erteilt wurde. Da-neben assistieren jährlich 20 bis 30 sogenannte Fremdsprachenassistenzkräfte (FSA) aus China im Chinesisch-Unterricht.

Der zukünftige Bedarf an Chinesisch-Lehrkräften mit Staatsexamen ist schwer zu prognos-tizieren. In Deutschland stagnieren derzeit die Chinesisch-Schülerzahlen bei etwa 5000 pro Jahr,

Insgesamt ist eine deutliche Professionali-sierung des Chinesisch-Unterrichts zu beobachten

Handlungsempfehlungen für den Ausbau von Chinesisch-Unterricht an Schulen

Schulen sind der ideale Ausgangspunkt für den Ausbau von China-Kompetenz in der Breite und Spitze. Langjähriger, kompetenz- und standardorientierter, d.h. schulisch voll integrierter und etablierter Chinesisch-Unterricht schafft wichtige Voraussetzungen für mehr China-Kompetenz.

Chinesisch als reguläres Unterrichtsfach in jedem Bundesland zu etablieren, würde den Stellenwert des Fachs stärken.

Mehr Schulen sollten möglichst frühzeitig Chinesisch als zweite oder dritte Fremdspra-che anbieten. So wäre das Fach besser in den Schulalltag integrierbar und stellte keine zusätzliche Belastung für Schüler dar.

Konsequente Unterstützung des Fachs auf politisch-administrativer Ebene sollte sich in einer besseren Finanzierung ausdrücken (z.B. in Form von entfristeten Verträgen für Lehrkräfte und Investitionen in neues Lehrmaterial und digitale Infrastruktur).

Die von der chinesischen Regierung finanzierten Konfuzius-Klassenzimmer können trotz der offensichtlichen Eigeninteressen Pekings, was die Vermittlung eines positiven Chi-na-Bildes angeht, ein sinnvolles Ergänzungsangebot sein. Der schulische Chinesisch-Un-terricht muss jedoch grundsätzlich in deutscher staatlicher Zuständigkeit bleiben.

Digitales Schreiben hat das Potential, die Schriftzeichenproblematik zu entschärfen.

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Executive Summary

sie sind in einigen Bundesländern seit etwa 2014 sogar deutlich rückläufig. Ein Blick zu den eu-ropäischen Nachbarn Großbritannien und Frankreich zeigt, dass dort viel mehr Schüler Chinesisch lernen: In Frankreich sind dies mit rund 38.000 etwa sieben Mal so viele wie hierzulande.

AN HOCHSCHULEN IST ANNÄHERUNG AN CHINA ÜBER DIVERSE WEGE MÖGLICH

An deutschen Hochschulen nimmt China seit Mitte der neunziger Jahre einen wachsenden Stellenwert an. Nicht nur an den derzeit 18 Instituten und Fachbereichen für Sinologie spielt die Auseinandersetzung mit China eine Rolle. Auch die deutsch-chinesischen Hochschulkooperationen der Technischen Universitäten und der Fachhochschulen bergen große Chancen, den Auf- und Ausbau von China-Kompetenz nachhaltig zu stärken. Gleichzeitig erfordert ihre Umsetzung auch Mitarbeiter, die tieferes Wissen über China mitbringen.

Neben einem Studium der Sinologie im Hauptfach gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten, sich im Studium mit China zu befassen. Von Sinologie als Nebenfach über interdisziplinäre Studi-engänge mit China-Schwerpunkt, Zusatzangebote und Zertifikate reichen bewährte Formate bis zu deutsch-chinesischen Studienprogrammen und Doppelabschlüssen.

Nur wenige deutsche Studierende erreichen jedoch derzeit ein Niveau, sich spontan und fließend auf Chinesisch verständigen und auch komplexere Texte verstehen zu können. Auch Chi-na-Aufenthalte wären für den intensiven Spracherwerb sehr wichtig. Leider stagniert seit einigen Jahren die Zahl der deutschen Studierenden, die an einem chinabezogenen Studium und einem längeren Aufenthalt im Land interessiert sind. Fachbezogene Kurse in China – zum Beispiel für Wirtschaftswissenschaftler – finden vor allem dann Akzeptanz, wenn sie auf Englisch angebo-ten und in Deutschland angerechnet werden. Für Studierende attraktiv sind auch in China und Deutschland anerkannte Doppelabschlüsse. Doch solche Angebote sind wegen rechtlicher Hür-den derzeit noch die Ausnahme.

Deutsche Hochschulen stehen vor erheblichen Herausforderungen geeignete institutionelle Partner auf chinesischer Seite zu finden

Handlungsempfehlungen für den Aufbau von China-Kompetenz an Hochschulen

Die Etablierung von Doppelabschlussprogrammen sollte von staatlicher Seite finanziell gefördert und – wo nötig – politisch flankiert werden. Best-Practice-Modelle könnten deutschen Hochschulen als Orientierungspunkt dienen.

Die Inhalte solcher Programme sollten die Bedürfnisse der Studierenden berücksichtigen, um diese für halb- bis ganzjährige Aufenthalte in China zu gewinnen.

Ein Erfahrungsaustausch von Vertretern verschiedener Hochschulen zu Themen der Lehre, Verwaltung und zu rechtlichen Fragen könnte die an der Kooperation mit China beteiligten Lehrkräfte und Verwaltungsmitarbeiter deutlich entlasten.

Auch Verwaltungsmitarbeiter von Hochschulen sollten in Workshops geschult werden, um mit Fragen der Anberaumung, dem Abschluss und der Begleitung von Kooperationen vertraut gemacht zu werden. Wünschenswert wäre die Erarbeitung allgemein zugängli-cher Informations- und Schulungsmaterialien.

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Deutsche Hochschulen stehen vor erheblichen Herausforderungen, geeignete instituti-onelle Partner auf chinesischer Seite zu finden, Kooperationen anzubahnen und vertraglich zu fixieren. Es fehlen regelmäßig aktualisierte, zentral aufbereitete Informationen über chinesische Hochschulen und deren Qualität.

CHINA-AUFENTHALTE SIND EINE WICHTIGE VORAUSSETZUNG FÜR DIE WISSENSVERTIEFUNG

Aufenthalte in China sind eine unverzichtbare Voraussetzung für den Aufbau einer umfassenden China-Kompetenz. Es gibt inzwischen weit mehr als 100 Förderprogramme, die China-Aufenthalte von unterschiedlicher Dauer unterstützen. Diverse Akteure – von Bundesministerien, gemeinnüt-zigen Organisationen wie öffentlichen und privaten Stiftungen bis hin zu Privatunternehmen – be-teiligen sich daran. Seit kurzem stellen auch chinesische Akteure wie der China Scholarship Council verstärkt Mittel zur Verfügung. Zu den Zielgruppen der verschiedenen Projekte zählen Schüler, Studierende, Absolventen, Freiwillige, Wissenschaftler sowie junge Berufstätige.

Seit 2011 sind die Zahlen der Schüler rückläufig, die sich für einen längeren Aufenthalt in Chi-na entscheiden. Auch die Bewerberzahlen für Kurzzeitaufenthalte im Rahmen der PASCH-Initiati-ve sind demnach zurückgegangen und stagnieren. Lediglich unter Berufsschülern und -ausbildern steigt das Interesse an direkten Kontakten mit China. Insgesamt scheint die wachsende Zahl der Angebote längerfristig die Nachfrage qualifizierter Bewerber zu übersteigen.

Vielfältige Gründe könnten für diese – der Herausbildung von China-Kompetenz nicht zu-trägliche – Entwicklung verantwortlich sein: Neben Visa-Problemen schrecken kritische Medien-berichte über China, der wahrgenommene Mangel an Lebensqualität in chinesischen Großstädten und die hohe Luftverschmutzung potentielle Kandidaten ab. An kurzen China-Aufenthalten sind Schüler, Studierende und Graduierte stärker interessiert als noch vor einigen Jahren. Diese reichen allerdings nicht aus, um sich fundiertes Wissen über China anzueignen.

FORSCHUNGSKOOPERATION BIETET CHANCEN ZUR VERTIEFUNG VON CHINA-KOMPETENZ

Im Forschungsbereich gehört China inzwischen zu Deutschlands wichtigsten Partnern. China hat in den vergangenen Jahren in nahezu allen wissenschaftlichen Disziplinen stark aufgeholt und ist für Einrichtungen wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Max-Planck-Gesellschaft,

Seit 2011 sind die Zahlen der Schüler rückläufig, die sich für einen längeren Aufenthalt in China entscheiden

Executive Summary

Handlungsempfehlungen zur Förderung von Aufenthalten in China

Programme müssen mit Mitteln ausgestattet werden, die Aufenthalte im Land im Rah-men einer Ausbildung ermöglichen.

Nötig sind bessere Informationen darüber, was sich Interessierte von solchen Aufenthal-ten erhoffen und wie ihre Ansprüche befriedigt werden könnten.

Bei Gruppen-Aufenthalten – etwa von Schülern – müssen Möglichkeiten einer vereinfach-ten Antragstellung, Durchführung und Dokumentation ermittelt werden. Vereinfachun-gen könnten den Arbeitsaufwand vor allem bei Lehrern deutlich verringern.

Die Einrichtung einer zentralen Webseite mit Informationen zu Fördermöglichkeiten für China-Aufenthalte wäre dringend angeraten. Gleichzeitig könnten dort Erfahrungsbe-richte von Teilnehmern eingestellt werden, um Interesse für einen Aufenthalt in China zu wecken.

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Leibniz-Gemeinschaft oder Helmholtz-Gemeinschaft sowie die Fraunhofer-Gesellschaft und auch individuelle Hochschulen als Partner interessanter geworden. Viele der genannten Institutionen unterhalten inzwischen eigene Büros in China.

Mit dem Stellenwert Chinas in der Forschung steigt die Notwendigkeit für deutsche Wis-senschaftler, sich mit dem Land auseinanderzusetzen. Im weltweiten Vergleich war China 2015 nach den USA das beliebteste Zielland: 704 Wissenschaftler gingen in diesem Jahr zu Forschungs-zwecken in die Volksrepublik. Sprachliche und kulturelle Unterschiede stellen jedoch auch in der Forschungskooperation häufig eine große Hürde dar.

Die Einschätzungen zur notwendigen Sprachkompetenz fielen sehr unterschiedlich aus. Ge-nerell schätzten Wissenschaftler, die keinerlei Chinesisch können, diese als deutlich weniger wich-tig ein als diejenigen mit geringen bis sehr guten Sprachkenntnissen. Die Mehrzahl der Forscher mit Chinesisch-Kenntnissen wiederum bezeichnete diese als unabdingbar für eine erfolgreiche Kooperation. Gleichzeitig fällt auf, dass viele deutsche Wissenschaftler sich chinesische Mutter-sprachler ins Team holen, statt selbst Sprachkompetenz aufzubauen.

Genaue Kenntnisse über das chinesische Forschungs- und Hochschulsystem sind essentiell für erfolgreiche und nachhaltige Forschungskooperationen. Vor allem Dachorganisationen in der deutschen Forschungslandschaft – wie DAAD und DFG – verfolgen diesbezüglich aktuelle Ent-wicklungen und dienen als Anlaufstelle für Forscher, die Kontakt zu China suchen. Bislang fehlt allerdings eine übergeordnete Koordination und regelmäßiger Informationsaustausch über Erfah-rungen aus bestehenden gemeinsamen Projekten mit China.

FAZIT: CHINA-WISSEN ENTSTEHT AUF VERSCHIEDENEN EBENEN

Um mit China konstruktiv und ohne Reibungsverluste interagieren zu können, wird es künftig ei-nes größeren Reservoirs an Experten bedürfen, die verschiedene Wissensfelder über das Land abdecken. Wie dieses Forschungsprojekt zeigt, ist eine der größten Herausforderungen für die

Executive Summary

Handlungsempfehlungen für den Ausbau von China-Kompetenz in der Forschungskooperation

Forschungsrelevante Rechtsfragen (beispielsweise Patentrechte, Schutz persönlicher Daten) und Fragen des Umgangs mit politischer Einflussnahme auf Forschungsprojekte beschäftigen viele Forscher in der Zusammenarbeit mit China. Eine zentrale Anlaufstelle, die systematisch Informationen über schwierige Fälle auswertet, könnte Wissenschaftler und Verwaltungsmitarbeiter von Forschungseinrichtungen erheblich entlasten.

Einzelne Forschungsorganisationen können manche Probleme der Zusammenarbeit ge-genüber chinesischen Partnern oft alleine nicht lösen. Die bereits jetzt häufig praktizierte politische Flankierung durch Ministerien wie BMBF, AA oder andere übergeordnete Be-hörden sollte verstärkt werden.

Empfehlenswert ist ein Austausch über Herausforderungen der Zusammenarbeit mit China und die Diskussion von Best-Practice-Modellen im Rahmen regelmäßiger Work-shops. Kompaktseminare könnten Nachwuchswissenschaftlern, die an einem Projekt mit China-Bezug teilnehmen, helfen, sich über Chinas Forschungssystem oder rechtliche Fra-gen zu informieren.

Ein „Online-Wegweiser“ könnte, an zentraler Stelle angesiedelt, praktische Hinweise zum Thema Forschungskooperation mit China geben. Ein gegebenenfalls passwortgeschütz-ter Informationspool könnte zum Beispiel rechtliche Rahmenbedingungen für deutsche Akteure in China, Standardinhalte von Kooperationsverträgen mit chinesischen Partnern oder Informationen zu Entwicklungen einzelner Forschungsgebieten in China verfügbar machen.

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Herausbildung von China-Kompetenz, dass diese parallel zu einer Fachausbildung realistisch kaum zu erwerben ist. Um dieses Dilemma aufzulösen, empfiehlt es sich, auf verschiedenen Stufen und Ebenen der Ausbildung Angebote zum Erwerb von China-Wissen zu etablieren. Chinesisch-Kennt-nisse, soziokulturelles Wissen über China sowie interkulturelle Kompetenz sollten zentrale Be-standteile dieser Angebote sein.

Executive Summary

Übergreifende Handlungsempfehlungen:

Die Berührung mit der chinesischen Sprache sollte möglichst früh erfolgen, damit Hemmschwellen abgebaut werden und ein differenzierter Umgang mit dem Land erleich-tert wird.

Begegnungen im Rahmen von Austausch und Partnerschaften mit stimmigen inhaltli-chen und didaktischen Konzepten fördern Interesse und Lernmotivation.

Austausch und Kooperation zwischen chinesischen und deutschen Partnern erfor-dern Mobilität in beide Richtungen. Schwierige Visabedingungen sind derzeit oft ein Hindernis.

Bildungsangebote chinesischer Anbieter sind eine sinnvolle Ergänzung. Insgesamt soll-ten Angebote zur Erhöhung von China-Kompetenzen von staatlicher deutscher Seite gezielt begleitet und gefördert werden.

Eine unabhängige Service-Stelle „China-Kompetenz“ könnte dazu beitragen, vor-handene China-Expertise systematisch zu vernetzen und zu bündeln. Informationen hierzu liegen derzeit oft dezentral vor und sind für Interessierte mitunter schwer auffind-bar. Diese Stelle sollte außerhalb von bestehenden Strukturen eingerichtet werden, um mit hoher Sichtbarkeit zu agieren.

Jährliche Erhebungen der Angebote zur Vermittlung von China-Kompetenz könn-ten Aufschluss darüber geben, wie sich deren Ausbau gestaltet. Die Zuständigkeit dafür könnte der genannten zentralen Service-Stelle übertragen werden.

Kurzfristig angesetzte Workshops zu aktuellen Entwicklungen in China könnten Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen Empfehlungen an die Hand geben. Thematische Schwerpunkte könnten der Austausch zu Best-Practice-Bei-spielen und über Vorgehensweisen im Umgang mit chinesischen Partnern sein.

Zentrale Webseite zu Bildungsangeboten für den Aufbau von China-Kompetenz: Diese könnte eine interaktive Deutschlandkarte mit Schulen enthalten, die Chinesisch als Fremdsprache anbieten. Sinnvoll wären eine Datenbank mit allen Angeboten für Chi-na-Stipendien, Informationen über China und wichtige Akteure, wie etwa Ministerien, Förderinstitutionen oder – für die Wirtschaft – Handelskammern mit spezialisierten Chi-na-Abteilungen.

„China-Roadshows“: In Kooperation mit den Landeszentralen für politische Bildung und China-Experten aus Hochschulen und der Wirtschaft könnten Veranstaltungen in mittel-großen deutschen Städten über Angebote zu China informieren.

Jährliche Treffen von Schulen mit Chinesisch als Fremdsprache: Um Chinesisch als Fremdsprache an Schulen zu fördern, sollte jährlich in Kooperation mit Partnern wie bei-spielsweise dem Fachverband Chinesisch ein Treffen mit Vertretern von Schulen mit Chinesisch-Angebot ausgerichtet werden. Um den Stellenwert der Veranstaltung zu un-terstreichen, sollte dieser unter der Schirmherrschaft des Sekretariats der Kultusminis-terkonferenz und des BMBF stattfinden.

Rückgriff auf das Wissen von China-Experten: Eine China-Alumni-Plattform, die Stipendiaten verschiedener Programme in den Regionen und überregional zusammen-bringt, könnte helfen, den Austausch zu aktuellen China-Themen zu intensivieren. Die-se Maßnahme ist direkt anschlussfähig an die vom BMBF geförderte DCHAN-Initiative (Deutsch-chinesische Alumnifachnetzwerke).

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1. Einleitung

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Einleitung

1. Einleitung

China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner und auch politisch in den vergangenen Jahren immer bedeutender geworden. China und Deutschland unterhalten auf vielen Ebenen enge Kon-takte und sind in wachsendem Maße voneinander abhängig. Zahlreiche Dialogmechanismen, dar-unter die seit 2011 regelmäßig stattfindenden deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen, zeugen von einem regen Austausch beider Länder.

China hat in den vergangenen Jahrzehnten einen wirtschaftlichen und politischen Aufstieg erlebt, der seinesgleichen sucht: China gehört heute zu den größten Volkswirtschaften der Welt und hat sich zu einem einflussreichen Akteur auf dem internationalen diplomatischen Parkett ent-wickelt. China gilt als globaler Innovationstreiber und Trendsetter bei der Nutzung neuer Informa-tionstechnologien, zum Beispiel im Bereich der Künstlichen Intelligenz.

Vor diesem Hintergrund ist es unerlässlich, in Deutschland den Kenntnisstand über China konsequent auf- und auszubauen. Derzeit ist das China-Bild weiter Bevölkerungsteile von über-holten Vorstellungen und Klischees geprägt. Gefragt sind Menschen, die sich mit dem gegenwär-tigen China auskennen und sich aktiv mit dem Land auseinandersetzen wollen.

Welche Rolle spielt China für die Lösung globaler Herausforderungen wie den Klimaschutz, wie eng sind die deutsche und chinesische Wirtschaft verzahnt, wo gibt es Raum für Kooperation oder auch die Notwendigkeit für eine kritische Auseinandersetzung? Ein unterschiedliches Ver-ständnis von Freiräumen für gesellschaftliches Engagement hat in der jüngeren Vergangenheit die Interaktion mit China wieder erschwert. Auslöser war die Verabschiedung eines Gesetzes zur Regulierung der Aktivitäten von – auch ausländischen – Nichtregierungsorganisationen.

Um Antworten auf diese wichtigen Fragen und Herausforderungen zu finden, ist China-Kom-petenz unverzichtbar. Es gilt, auf die Befindlichkeiten des anderen einzugehen, Eskalationen zu vermeiden und die Debatte in konstruktive, sachliche Bahnen zu lenken.

China zu verstehen, ohne die Sprache auf einem gewissen Niveau zu beherrschen, ist kaum möglich. Anders als bei Englisch, Französisch oder auch Russisch hat die Vermittlung der chinesi-schen Sprache in der deutschen Schulbildung keine Tradition. Die Sinologie – die an den Universi-täten gelehrte Chinawissenschaft – ist zwar seit langem etabliert. So wurde im deutschsprachi-gen Raum der erste Lehrstuhl 1878 in Leipzig eingerichtet. Die Sinologie hat jedoch bis heute den Ruf eines Exotenfachs, an das sich nur wenige heranwagen. Vor allem die chinesische Sprache mit ihren tausenden Schriftzeichen und ihrer vom Deutschen völlig verschiedenen Struktur stellt die Lernenden vor besondere Herausforderungen.

Es gibt erheblichen Nachholbedarf beim Wissen über China. Denn Chinas wachsender Ein-fluss wird auch hierzulande immer sicht- und spürbarer, wenn chinesische Investoren Milliarden in deutsche Unternehmen stecken, chinesische Politiker auf dem diplomatischen Parkett selbstbe-wusst und gut informiert agieren oder chinesische Gesprächspartner in gesellschaftlichen Debat-ten und Dialogformaten westliche Wertesysteme offen kritisieren. Nur wer das Gegenüber kennt, kann hier klare und sachliche Gegenargumente ins Feld führen.

Deutsche Bildungsinstitutionen reagieren bereits: Innerhalb der Fachwissenschaften wird intensiv diskutiert, wie chinabezogene Inhalte in Curricula integriert werden können. Heute bieten zwar mehr Schulen Chinesisch-Unterricht und China-AGs an als noch vor zehn Jahren, und auch in der beruflichen Bildung gibt es Angebote für Auszubildende, die an China interessiert sind. Insge-samt aber stagniert das Angebot angesichts der geringen Zahl von Lehrern mit China-Kenntnis-sen.

Neben der Vermittlung in deutschen Klassenzimmern und Hörsälen wird Kompetenz vor al-lem auch vor Ort in China erworben. Der Kontakt zu den Menschen und das Kennenlernen des Lan-des sind im Falle Chinas besonders wichtig, denn trotz der allgegenwärtigen Globalisierung sind die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und China erheblich. Es existieren inzwischen zahlreiche Programme und Möglichkeiten, als Schüler, Studierender oder Auszubildender nach Chi-na zu gehen. Doch diese Angebote reichen nicht aus. Es ist vielmehr eine konsequente Förderung des Aufbaus von China-Kompetenz in Deutschland erforderlich.

Für dieses Forschungsprojekt wurden zahlreiche Experteninterviews und Hintergrundge-spräche mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft geführt, um den

Das China-Bild weiter Bevölkerungs-teile ist oft von Klischees geprägt. Gefragt sind Menschen, die sich aktiv mit dem Land auseinander-setzen wollen

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Bedarf an China-Kompetenz in Deutschland zu ermitteln. Die vorliegende Analyse nimmt zudem eine Bestandsaufnahme der chinabezogenen Bildungsangebote in Deutschland vor: vom Chi-nesisch-Unterricht und der Vermittlung chinabezogener Inhalte an Schulen und Hochschulen, in Wissenschaft und Forschung bis hin zur Förderung von Auslandsaufenthalten für Schüler, Stu-dierende und Freiwillige. Die Erhebungen werden ergänzt durch Handlungsempfehlungen. Dieser Bericht möchte Wege aufzeigen, wie über Bildungs- und Austauschangebote das Verständnis für China verbessert werden kann. „China kennen, China können“: Wenn dies gelingt, ist Deutschland für die Lösung politischer und gesellschaftlicher Herausforderungen in einer globalisierten Welt deutlich besser aufgestellt.

Einleitung

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2. „China-Kompetenz“: Bedarf in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik

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Kapitel 2

2. „China-Kompetenz“: Bedarf in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik

2.1 CHINA-KOMPETENZ ALS SCHLÜSSEL FÜR GELUNGENE KOOPERATION

In der China-Strategie 2015 – 2020 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) China-Kompetenz definiert als all jene Fähigkeiten und Kenntnisse, die für eine erfolgreiche Ko-operation mit China entscheidend sind. Diese Definition bildete einen Ausgangspunkt dieser Un-tersuchung. Die Autoren des BMBF-Strategiepapiers identifizierten unter anderem Sprachkennt-nisse und interkulturelle Kompetenz als entscheidend für die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit China. Demnach beinhaltet China-Kompetenz auch „Basiswissen zu Wirtschaft, Politik, moder-ner Geschichte und Gesellschaft“1. Auch berufsspezifisches Fachwissen wird für die Tätigkeit mit und in China vorausgesetzt.

ZENTRALE BEFUNDE

„China-Kompetenz“ umfasst all jene Fä-higkeiten und Kenntnisse, die für eine erfolgreiche Kooperation mit China ent-scheidend sind. Diese Definition des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) beinhaltet neben Sprachkenntnissen und interkulturellen Fähigkeiten auch „Basiswissen zu Wirt-schaft, Politik, moderne Geschichte und Gesellschaft“ sowie berufsspezifisches Fachwissen.

Für den Großteil der mehr als 50 befrag-ten Experten aus Wirtschaftsverbänden, gesellschaftlichen Vereinigungen, Politik und Verwaltung ist China-Kompetenz enger gefasst: Sie verstehen darunter vor allem Sprachkenntnisse und chinas-pezifische, interkulturelle Handlungs-kompetenzen. Zugleich betonten die Gesprächspartner, wie wichtig längere Aufenthalte vor Ort für den Erwerb von China-Kompetenz seien.

In der Praxis stellt sich häufig die Frage, ob der fachlichen Expertise mehr Auf-merksamkeit geschenkt werden soll oder dem Erwerb von Sprachkenntnissen und interkulturellen Kompetenzen.

Beim berufsspezifischen Fachwissen unterstrich eine Mehrheit der Befragten, dass Fachkenntnisse in der Zusammen-arbeit mit China nicht von Grund auf neu erworben, sondern lediglich durch die chi-

nesischen Besonderheiten angereichert werden müssten.

Dies birgt große Herausforderungen, denn viele Informationen sind nicht in deutscher Sprache erhältlich oder nicht verständlich aufbereitet. Die Anpas-sung des Fachwissens ist ohne vertief-te Sprachkenntnisse oder interkulturelle Kompetenz daher nur schwer zu leisten.

Den Bedarf an China-Kompetenz bewer-teten befragten Experten sehr unter-schiedlich. Sprachkompetenz stand – ne-ben Basis- und fachspezifischem Wissen – für alle im Mittelpunkt.

Den größten Bedarf sehen die Vertreter von Wirtschaftsverbänden: Sie benötigen Informationen über Ansprechpartner, ein Grundverständnis der Gestaltungs- und Machtstrukturen in China sowie Kennt-nisse über staatliche Pläne, Förderinstru-mente und rechtliche Rahmensetzungen.

Ein weitgehend einheitliches Bild zeigt sich bei den Antworten zur Deutsch-land-Kompetenz von Chinesen. Die meisten Befragten bescheinigen ihren chinesischen Gegenübern eine große Deutschland-Kompetenz, die ihr eigenes Wissen über China meist übertreffe. Dies machen sie in erster Linie auch an ausge-zeichneten Sprachkenntnissen ihrer chi-nesischen Gesprächspartner fest.

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Kapitel 2

In der vorliegenden Analyse wird die Definition von China-Kompetenz, die berufsspezifisches Fachwissen einschließt, auf unterschiedliche Bereiche angewandt. Die befragten Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Gesellschaft wurden gebeten, zu dem Begriff und seiner Definition Stellung zu nehmen.

Für den Großteil der Befragten ist China-Kompetenz enger gefasst als die ursprüngliche De-finition: Sie verstehen darunter vor allem Sprachkenntnisse und chinaspezifische, interkulturelle Handlungskompetenzen. In mehreren Fällen wurde zusätzlich die Fähigkeit genannt, in China al-lein zurechtzukommen. Darüber hinaus betonten die Gesprächspartner, wie wichtig längere Auf-enthalte vor Ort seien. Viele Fähigkeiten, vor allem aber das Verständnis für das andere Land, ließen sich anders nur schwer vermitteln. Kulturelle Offenheit, Höflichkeit und Zurückhaltung be-zeichnete der Großteil der Befragten als notwendige Fähigkeiten, die zwar nicht chinaspezifisch, jedoch unverzichtbar seien und ausgebaut werden müssten.

Insbesondere beim berufsspezifischen Fachwissen unterstrich die Mehrzahl der Befragten, dass die meisten Fachkenntnisse in der Zusammenarbeit mit China nicht von Grund auf neu er-worben, sondern lediglich durch die chinesischen Besonderheiten angereichert werden müssten. Beispiele reichten vom Ingenieur bis zum Juristen.

Dies umzusetzen stellt allerdings in den meisten Fällen eine große Herausforderung dar. Vie-le Informationen sind nicht in deutscher Sprache erhältlich oder nicht verständlich aufbereitet. Die Anpassung des Fachwissens ist ohne vertiefte Sprachkenntnisse oder interkulturelle Kompetenz daher nur schwer zu leisten. Dies erschwert wiederum die inhaltliche Kooperation mit chinesi-schen Partnern. Fachkompetenz wiederum ist notwendig, um zu identifizieren, in welchen Berei-chen es Potential für eine fruchtbare Kooperation gibt und welches spezifische Wissen notwendig ist. Die Kombination von beidem entwickelt sich insbesondere angesichts begrenzter Zeit und Aufnahmefähigkeit häufig zu einem Dilemma: Soll der fachlichen Expertise oder dem Erwerb von Sprache und interkulturellen Kompetenz mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden?

2.2 FACHEXPERTISE VERSUS SPRACHLICHE UND INTERKULTURELLE KOMPETENZ

An deutschen Universitäten gab es jahrelang Kontroversen darüber, ob „Sinologie“ als sprach-zentrierte China-Ausbildung oder „China-Studien“ als disziplinorientierte Ausbildung zielführender seien. Inzwischen bieten zahlreiche Hochschulen kombinierte Studiengänge an, insbesondere in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Bei den Ingenieurs-, Natur- und sogar Rechtswissen-schaften herrscht hingegen weiterhin Skepsis vor, ob die Studierenden Chinesisch und Unterricht-sinhalte des Faches unter einen Hut bekommen können. Hier bieten Auslandsaufenthalte oder Postgraduiertenprogramme alternative Wege zu mehr China-Kompetenz.

Im Geschäftsleben hat sich ein anderes Modell etabliert. Von uns befragte Wirtschaftsver-treter, Verwaltungsmitarbeiter an Hochschulen, aber auch Leiter von Forschungsteams wiesen auf das reiche Reservoir an chinesischen Studenten mit Deutschland-Kompetenz hin. Sie könnten als Brückenbauer agieren und fehlende China-Kompetenz deutscher Mitarbeiter kompensieren. Für Deutsche sei es illusorisch, die Sprache gut genug zu erlernen; ihre chinesischen Kollegen verstünden zudem die Gepflogenheiten besser.

Diese einseitige Einschätzung wird der Realität nicht gerecht. Es gibt auch Deutsche mit sehr hoher Sprachkompetenz. Sie arbeiten nicht nur als Dolmetscher, sondern auch als Wissenschaftler oder Unternehmer in China. Ihr Geheimnis: in der Regel haben sie früh begonnen, Chinesisch zu lernen, und längere Phasen in China verbracht.

2.3 CHINA-EXPERTISE IST BESONDERS FÜR UNTERNEHMEN VON BEDEUTUNG

Für eine Momentaufnahme des Bedarfs an China-Kompetenz haben wir insgesamt 52 teilstan-dardisierte Experteninterviews durchgeführt.2 Ein sehr hoher Anteil der Befragten (rund 60 Pro-zent) stufte den Stellenwert Chinas bzw. den Kontakt und Austausch mit chinesischen Akteuren für die eigene Organisation als hoch ein. Darüber, ob das auch in Zukunft so bleibt, waren sich die Befragten uneins: Ein relativ homogenes Bild zeigte sich nur bei den Vertretern der Wirtschaft.

Die Anpassung des Fachwissens ist ohne vertiefte Sprach-kenntnisse nur schwer zu leisten

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„China-Kompetenz“: Bedarf in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik

Hier waren mehr als Dreiviertel der Interviewten der Meinung, dass die Bedeutung Chinas für ihre Organisation tendenziell zunehmen werde. In der Gruppe Politik und Verwaltung trafen die-se Aussage nur zwei Vertreter. Sie gehen von Kontinuität aus. Bei gesellschaftlichen Vertretern sehen nur zwei einen wachsenden Stellenwert, ausgehend von einem mittleren bzw. hohen Aus-gangspunkt. Zwei Vertreter der Gruppen Gesellschaft und Verwaltung erkennen sogar einen Be-deutungsabfall. Angesichts der geringen Zahl der Gespräche sind die Befunde nicht repräsentativ, ergeben jedoch ein aufschlussreiches Stimmungsbild.

2.4 STIMMEN AUS DER PRAXIS ZUM BEDARF AN CHINA-KOMPETENZ

Die befragten Experten hoben die Bedeutung von Chinesisch-Kenntnissen hervor und bezeichne-ten diese als integralen Bestandteil von China-Kompetenz. Basis- und Fachwissen zu China galten als besonders bedeutend. Die Gesprächspartner zögerten jedoch, diese Kenntnisse als Bestand-teil von China-Kompetenz zu bezeichnen.

2.4.1 Politik und Verwaltung

China bildet für nahezu alle Ansprechpartner aus Politik und Verwaltung einen Schwerpunkt ihrer Arbeit, in keinem Fall handelt es sich jedoch um das exklusive Betätigungsfeld. Sie sind daneben noch für weitere Länder in der Region oder für das Portfolio Internationale Zusammenarbeit zu-ständig. Beinahe die Hälfte der Gesprächspartner verbrachte längere Zeit in China.

WissenDie befragten Vertreter aus Politik und Verwaltung sehen Bedarf an Wissen über innenpoli-tische Zusammenhänge sowie Chinas internationale Ambitionen. Sie sind generell an den Ent-wicklungen in der chinesischen Politik und Gesellschaft interessiert. Aber auch ganz spezifische Informationen über neueste Regierungsvorhaben, einzelne Regierungseinheiten oder die Rolle

Abbildung 1

Quelle: MERI CS

© M

ERIC

S

Wirtschaftliche Akteure rechnen mit steigender Bedeutung Chinas3

Resultate der Interviews mit Experten aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Verwaltung

Wirtschaft

Gesellschaft

Politik und Verwaltung

abnehmend gleichbleibend wachsend

hoch

mit

tel

gerin

g

Tendenz

Stan

d

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24 | MERICS | CHINA MONITOR

und Kompetenzen chinesischer Gesprächspartner sind für ihre Arbeit relevant. Wissen über die neuere Geschichte Chinas, wie beispielsweise den Boxeraufstand (1899-1901), bezeichnete ein Gesprächspartner als wichtig, um die Gefühlslage der chinesischen Gegenüber besser zu verste-hen. Informationen über Chinas internationale Vorhaben in der unmittelbaren Nachbarschaft, aber auch über die chinesische Seidenstraßeninitiative, stuften die Vertreter ebenso als wichtig ein.

SpracheMangelnde Sprachkenntnisse wurden in verschiedenen Gesprächen als Hindernis für konstruktive und zielgerichtete Treffen benannt. Sechs der 17 Befragten verfügen nach eigener Einschätzung über chinesische Sprachkenntnisse. Vier von ihnen nannten den Wunsch, Basiskenntnisse zu er-werben, um zumindest zentrale Begriffe in Diskussionen verfolgen und – wo notwendig – noch einmal auf Deutsch oder Englisch nachhaken zu können. Bislang sind die meisten Befragten in Treffen mit chinesischen Akteuren auf Dolmetscher angewiesen. Die Unzufriedenheit ist jedoch groß, da Dolmetscher häufig nicht auf ihre Fachthemen spezialisiert sind und nur wenig Möglich-keit zum Nachhaken besteht. Sofern auf Arbeitsebene kein Dolmetscher zur Verfügung steht, werden deutsche Akteure häufig mit einem Gegenüber niedrigeren Ranges konfrontiert, das zwar Englisch oder Deutsch spricht, aber nicht entscheidungsbefugt ist.

Interkulturelle KompetenzNeugier und Fingerspitzengefühl wurden wiederholt als wichtige Fähigkeiten genannt. Trainings-bedarf sahen die Ansprechpartner nicht. Sie bezeichneten Erfahrungen, wie „Visitenkarten richtig überreichen“ als Wissen, das unter Kollegen geteilt werden könne. Der direkte Austausch mit Chi-nesen sei die beste Gelegenheit, mehr Kompetenz aufzubauen.

Grösste wahrgenommene LückeDen größten Nachholbedarf sehen die Befragten einhellig beim Wissen über China – sowohl Ba-sis- als auch Fachwissen – und Sprachkenntnissen. Lücken beim Angebot sehen wenige. Um die neuesten Entwicklungen in China zu verfolgen, dienen Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Peking als wichtige Informationsquelle. Begrüßt wurde die Option, zeitlich freigestellt und von der Leitungsebene wertgeschätzt zu werden, wenn man Sprachkenntnisse und zusätzliche Chi-na-Kompetenz erwirbt. Neben dem Austausch von Informationen über Ressortgrenzen hinweg wünschen sich die Befragten Fortbildungen zu politischen Prozessen in China. Zwei Vertreter formulierten auch Interesse an Wissen über Verhandlungstaktiken von Chinesen. Sinologen und Chinawissenschaftler könnten laut Einschätzung mehrerer Gesprächspartner vor Ort dabei helfen, noch besser aufgestellt zu sein, um mehr aus den kurzen Aufenthalten im Land zu machen.

2.4.2 Gesellschaft

Für die Kooperation und den Austausch bei gesellschaftlichen Themen suchten wir den Kontakt zu Vertretern von Sozialverbänden, Gewerkschaften, politischen Stiftungen sowie zu Kulturschaf-fenden. Alle Gesprächspartner haben Berührungspunkte mit China. Die Intensität und Dauer des Austausches ist allerdings sehr unterschiedlich. Manche haben längere Jahre vor Ort gelebt, spre-chen Chinesisch, und die Organisation besitzt ein Vertretungsbüro in China. Für andere wiederum bleibt China ein Randthema mit gelegentlichen Besuchen chinesischer Delegationen.

WissenBei Vertretern mit eigenen Aktivitäten oder gar Büros in China hat das Wissen über rechtliche Rahmenbedingungen in China und den Einfluss der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) Priorität. Darüber hinaus unterstreichen die Interviewten den Bedarf an Wissen über einzelne Dimensionen wie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um aktuelle Entwicklungen besser einordnen zu können. Vertreter mit sehr geringer Austauschintensität, wie beispielsweise von Sozialverbänden, merk-ten an, dass es wünschenswert wäre, sich vor den Treffen ein besseres Bild über den Zustand im jeweiligen Fachgebiet machen zu können. Auch Wissen über die Besucher und ihre Funktionen fänden viele Vertreter hilfreich.

Befragte aus Politik und Verwaltung sehen größten Nachholbedarf beim Wissen über China und bei Sprach- kenntnissen

Kapitel 2

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SpracheSprachkenntnisse benannten die Interviewpartner durchweg als zentrale Kompetenz, die über den Erfolg jedes Austausches entscheide. Stärker als Interviewte in anderen Kategorien wiesen sie auf Nuancen in der Sprache und die selbst durch gute Dolmetscher aufgebaute Distanz zwi-schen den Gesprächspartnern hin. Alle, die häufiger in China unterwegs sind, betonten die Not-wendigkeit und den Willen, die Sprache zu erlernen.

Interkulturelle KompetenzInterkulturelle Handlungskompetenz wurde als wichtig eingeschätzt. Die bisherigen Formen der Vermittlung wurden allerdings als kontraproduktiv bezeichnet. Statt Umgangsformen zu trainie-ren, die teilweise in China nicht mehr beachtet werden, solle mehr Zeit für den Austausch und die Auseinandersetzung mit der anderen Kultur gegeben werden.

Grösste wahrgenommene LückeDer größte Bedarf bestehe im Bereich Wissen und Sprache. Die Befragten zeigten sich allerdings, abgesehen von dem Mangel an leicht auffindbaren Informationsangeboten zu gesellschaftlichen Entwicklungen in China, zufrieden. Eine Lücke sahen drei Interviewpartner zudem bei maßge-schneiderten Angeboten für den Spracherwerb.

2.4.3 Wirtschaft

Die befragten Vertreter von insgesamt 18 Wirtschaftsverbänden vertraten die Ansicht, dass China sich weiter dynamisch entwickeln und damit auch der Stellenwert des Landes als Absatzmarkt für Güter und Dienstleistungen wichtiger werde. Rund ein Drittel der Gesprächspartner in dieser Gruppe besitzt Sprachkenntnisse und hat längere Zeit in China verbracht.

Wissen Kenntnisse über den chinesischen Markt, chinesische Konkurrenten sowie Ansprüche der Kunden vor Ort seien zentral. Das Wissen um die richtigen Ansprechpartner in der Verwaltung, das Ver-ständnis für Gestaltungs- und Machtstrukturen im chinesischen System kamen wiederholt zur Sprache. Staatliche Pläne, Förderinstrumente sowie rechtliche Rahmensetzungen entschieden mehr denn je über den Erfolg des Chinageschäfts. Spezifisches Wissen, das insbesondere in den letzten Jahren nachgefragt sei, betreffe das Thema Cybersicherheit.

SpracheÜber die Bedeutung chinesischer Sprachkenntnisse sind die Wirtschaftsvertreter uneins. Während die eine Hälfte Chinesisch-Kenntnisse für nachrangig erachtet, weil ohnehin Englisch Geschäfts-sprache sei, sind für die anderen Sprachkenntnisse ein notwendiges Plus. Sie weisen darauf hin, dass viele Informationen sonst nicht zugänglich seien, Hintergrundgespräche und Einschätzun-gen unmöglich wären. Beim Sprachniveau werden klare Einschränkungen gemacht. Es gehe le-diglich um erweiterte Kenntnisse. Alle Gesprächspartner sind sich einig, dass, um Nuancen und komplexe Sachverhalte zu verstehen, ausgezeichnete Dolmetscher unverzichtbar seien.

Interkulturelle KompetenzDie Ansicht, dass interkulturelle Kompetenzen völlig unnötig seien, vertrat nur ein Gesprächspart-ner. Die klare Mehrheit sprach sich dafür aus, bei denjenigen, die im China-Geschäft tätig sind, mehr Aufmerksamkeit auf interkulturelle Handlungskompetenz zu legen. An fehlender interkultu-reller Kompetenz könnten sich zukünftig noch mehr Konflikte entzünden. Die Notwendigkeit von China-spezifischen Angeboten verneinten jedoch die meisten. Stattdessen sei es ausreichend, insbesondere jungen Menschen eine weltoffenere Haltung nahezulegen und sich aktiv mit ande-ren Ländern und deren lokalen Gepflogenheiten auseinanderzusetzen.

Grösste wahrgenommene LückeDie größte Herausforderung ist die geringe Halbwertzeit von Wissen um Prozesse sowie politi-

Befragte aus Gesellschaft wünschen sich mehr Zeit für den Austausch und die Auseinander-setzung mit der anderen Kultur

„China-Kompetenz“: Bedarf in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik

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Kapitel 2

sche und rechtliche Rahmenbedingungen in China. Diese änderten sich schnell und seien lokal sehr verschieden. Darüber hinaus klaffe eine Informationskluft zwischen kleinen und mittelstän-dischen Firmen, die sich ausschließlich über Publikationen oder öffentliche Stellen in Deutschland informieren, und großen Firmen, die kontinuierlich neue Entwicklungen beobachten und analysie-ren lassen. Informationen könnten noch effizienter geteilt werden, wie viele Befragte angaben.

2.5 DEUTSCHLAND-KOMPETENZ IN CHINA GRÖSSER ALS CHINA-KOMPETENZ IN DEUTSCHLAND

Ein weitgehend einheitliches Bild zeigt sich bei den Antworten zur Deutschland-Kompetenz von Chinesen. Die Antworten von Vertretern der Kategorien Gesellschaft und Politik und Verwaltung sind nahezu deckungsgleich: Sie attestieren dem Großteil der Chinesen eine höhere Kompetenz hinsichtlich Deutschlands als in die umgekehrte Richtung. Drei Befragte qualifizierten ihre Ant-wort: So sprechen sie Vertretern höherer Bildungsschichten eine höhere Kompetenz zu als ihren deutschen Pendants. In der Breite der Bevölkerung geht man dagegen von einer Gleichgewich-tung bzw. einem kleinen Vorsprung der Deutschen aus. Von den zehn Interviewpartnern der Ka-tegorie Wirtschaft, die die Frage beantworteten, gehen lediglich sechs von einer generell höhe-ren Kompetenz der Chinesen aus, drei sehen ein ausgeglichenes Verhältnis. Ein Befragter sah die Deutschen vorn, was die Kompetenz und das Wissen über das jeweils andere Land betrifft. Ein Befragter verwies auf Unterschiede zwischen Entscheidern und Arbeitsebene: In der ersten Gruppe verfügten chinesische Vertreter über dezidierteres Wissen als ihre deutschen Gegenüber. Auf der Arbeitsebene hätte die deutsche Seite dagegen eine höhere China-Länderkompetenz.4

Aus den Antworten der Interviewten lassen sich klare Rückschlüsse auf deren Verständnis des Länder-Kompetenz-Begriffs ziehen. Die überwiegende Mehrheit der Befragten machte ihr Urteil an Sprachkenntnissen fest und an der großen Anzahl von Chinesen, die jahrelang in Deutschland gelebt, studiert und gearbeitet haben. In vielen Fällen begegnen diese ihnen heute als Ansprech-partner für ihre Organisationen in China. Darüber hinaus herrschte die beinahe einhellige Meinung, dass Informationen über die Situation in Deutschland und einzelne deutsche Akteure systemati-scher gesammelt und chinesischen Akteuren zur Verfügung gestellt werde. Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass es auch viel mehr Chinesen als Deutsche gibt.

Abbildung 2

© M

ERIC

S

Deutschland-Kompetenz in ChinaExperten bescheinigen Chinesen gute Kenntnisse (im Vergleich zu China-Kenntnissen der Deutschen)

Besser Gleich Schlechter Keine

AuskunftAbhängig

von Gruppe

Wirtschaft 6 3 1 6 1

Gesellschaft 11 0 0 2 3

Politik und Verwaltung 11 0 0 5 0

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3. Vermittlung von China-Wissen an Schulen

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3. Vermittlung von China-Wissen an Schulen

HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

a) Für Schulen: Systematische Konsultation: China-Wissenschaftler sollten bei der Erarbeitung von – auch digi-

talen – Wissensangeboten von den zuständigen Schulbehörden oder Ministerien auf regelmä-ßiger Basis zu Rate gezogen werden.

Bereitstellung aktueller China-Informationen: Schulbuchverlage könnten fächer- und zielgrup-penspezifisch Online-Angebote mit chinaspezifischem Wissen bereitstellen. Bildungs- und Kul-tusministerien der Länder könnten, etwa über eine zentrale Webseite, Informationen zu China Lehrern zugänglich machen. Nützlich sind in diesem Zusammenhang auch Linkverzeichnisse (Länderinformationen des Auswärtigen Amtes, China-Informationen von Stiftungen und For-schungsinstituten).

Schulungen für Lehrkräfte: Diese bekommen in ihrem jeweiligen Fachstudium nur wenig über das gegenwärtige China vermittelt, ihr Wissen ist mitunter bereits veraltet. Ein- bis zweitägige Schulungen zum gegenwärtigen China sollten in bestehende Fortbildungsprogramme für Leh-rer aufgenommen werden.

China-Experten an die Schulen: Lehrkräfte und Studierende sinologischer Institute oder ande-rer chinawissenschaftlicher Studienrichtungen könnten über Impulsvorträge aktiv zur Vermitt-lung von China-Wissen beitragen (siehe Anhang 2 für Best-Practice-Beispiele).

Zusatz-Angebote für den Oberstufen-Unterricht: Am Beispiel China können viele Zusammen-hänge der globalen Entwicklung anschaulich untersucht werden – eine Thematik, die sich für Oberstufen-Seminare oder jährliche Projektwochen anbietet. Im Turnus könnten neben China noch andere Länder behandelt werden, wie beispielsweise Brasilien oder Südafrika.

b) Für berufsbildende Schulen: Finanzielle und organisatorische Unterstützung: Eine aktive finanzielle Förderung von Fortbil-

dungen für die Lehrkräfte zu Sprache, interkulturellem und fachlichen Wissen von staatlicher Seite ist bislang nicht üblich. Diese könnte an den Berufsschulen einen wichtigen Beitrag zur Fortentwicklung qualitativ hochwertiger Angebote zur Vermittlung von China-Kompetenz leis-ten.

Gezielte Vermarktung von Bildungsangeboten zu China: Diese würde eine berufliche Ausbil-dung für diejenigen attraktiver machen, die Affinität zu Fremdsprachen und fernen Kulturen besitzen. Bestehende Zusatzqualifikationen zu China werden bereits heute in den meisten Fäl-len als Förderung für die besten Auszubildenden gewährt.

ZENTRALE BEFUNDE

China bleibt bislang ein Randthema an deutschen Schulen. Dies gilt auch für Schulen der beruflichen Bildung.

Ob und in welcher Tiefe China in den Un-terricht Einzug hält, hängt vielerorts von den Vorkenntnissen und Neigungen der Lehrkräfte ab. Fehlende Grundkenntnis-se, aber auch der Mangel an aktuellen Unterrichtsmaterialien über China stellen ein großes Hemmnis dar.

An den Berufsschulen zeigt sich, dass der Ausbau von Sprachunterricht und inter-kulturellem Training in den vergangenen Jahren vor allem auf regionale Initiativen und das Engagement einzelner Lehrkräf-te zurückzuführen war.

Diese Anstrengungen haben sich zu ge-fragten Zusatzqualifikationen entwickelt und sollten bundesweit ausgebaut wer-den.

Kapitel 3

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Möglichkeiten für China-Aufenthalte: Wirtschaftsverbände und Einzelunternehmen sollten Auszubildende ermuntern, Zeit in China zu verbringen. Der Erwerb von Zusatzqualifikationen für die Arbeit mit China sollte stärker finanziell gefördert werden.

3.1 CHINA BEGEGNET SCHÜLERN NUR ALS RANDTHEMA

Den meisten der elf Millionen Schüler in Deutschland begegnet China im Unterricht nur als Randt-hema. Einzelne Unterrichtseinheiten in den Fächern Geschichte, Geographie, Gemeinschaftskun-de, Politik, Sozialkunde oder Wirtschaft sind China gewidmet. Chinesisch als Unterrichtsfach oder deutsch-chinesische Schulpartnerschaften (siehe hierzu auch Kapitel 6) böten Gelegenheit, sich mit dem gegenwärtigen China intensiver auseinanderzusetzen. Beides ist jedoch bislang nur an wenigen Schulen möglich.

In diesem Kapitel skizzieren und analysieren wir den Stand der Wissensvermittlung über China an deutschen Schulen. Als Basis dienten offizielle Dokumente der Kultus-bzw. Bildungsmi-nisterien der Länder. Gespräche mit Bildungsexperten und Lehrern sowie vereinzelte Schulbesu-che rundeten unsere Bestandsaufnahme ab. Eine – nicht-repräsentative – Online-Umfrage unter Schülern der Klassenstufe 9 lieferte aufschlussreiche Einblicke in deren Wissensstand über China.

3.2 DIE SITUATION AN ALLGEMEINBILDENDEN SCHULEN

Seit Mitte der 2000er Jahre orientieren sich die in den zuständigen Ministerien der Bundesländer entworfenen Bildungs- und Lehrpläne an definierten Lernzielen und Kompetenzen. Unterrichtsin-halte mit Chinabezug stehen meist in Verbindung zu den Kompetenzen Allgemeinbildung, inter-kulturelle Bildung sowie Demokratieerziehung.

3.2.1 China in den Lehr- und Bildungsplänen

Eine Auswertung der aktuellen Lehr- und Bildungspläne der 16 Bundesländer zeigt, dass die Aus-einandersetzung mit China nur selten zum verpflichtenden Teil eines Unterrichtsfachs gehört. China bleibt klar ein Randthema. Abbildung 3 zeigt, in welchen Jahrgängen und Fächern China ver-tieft behandelt wird. So entfallen im Fach Erdkunde der Klassenstufe 8 an Gymnasien im Saarland rund 30 Prozent der Unterrichtszeit auf die Themen „Naturraum Chinas, Bevölkerungsverteilung, Migration und Wirtschaft Chinas“.5

Aufgrund der föderalen Struktur des deutschen Bildungssystems zeigt sich bei der Vermitt-lung von Wissen über China ein diverses Bild. Weitere deutliche Unterschiede entstehen zudem aus den Schulformen und Fächern, in denen China den Lehr- und Bildungsplänen zufolge eine Rolle spielt (siehe Anhang 1 – bereitgestellt als PDF). In fünf von 16 Bundesländern gibt es lediglich an Gymnasien Unterrichtseinheiten mit Chinabezug. Selbst dort, wo Kurseinheiten oder Themen zu China vermerkt sind, bleiben diese häufig optional. In den Bildungsplänen eines Bundeslandes lässt sich China als Stichwort überhaupt nicht wiederfinden. Ob und in welcher Tiefe China in den Unterricht Einzug hält, hängt daher vielerorts in erster Linie von den Vorkenntnissen und Neigun-gen der Lehrkräfte ab.6

China taucht als Unterrichtsthema in den Fächern Erdkunde, Geschichte und – wo vorhanden – Wirtschaft auf. In den Bildungs- und Lehrplänen der Bundesländer finden sich folgende Themen wiederholt: „China unter Maos Herrschaft“, „Bevölkerung & Umwelt in China“, „Chinas Wirtschaft“. China-Themen in anderen Fächergruppen – wie „Textilherstellung in China oder Indien“ im Fach Textiles Gestalten im Freistaat Bayern – sind die Ausnahme.

Stichprobenartige Vergleiche zeigen, dass insbesondere seit der Umstellung auf kompeten-zorientierte Lehr-/Bildungspläne während der letzten Jahre „China“ als Wort seltener in den Plänen präsent ist. Voreilige Schlüsse sollten jedoch vermieden werden. Denn die seit 2004 erarbeiteten Lehr-/Bildungspläne fallen deutlich kürzer aus als die alten.7 In Gesprächen mit Vertretern von In-stituten in zwei Bundesländern, die sich mit der Ausgestaltung der Lehrpläne auseinandersetzen,

Eine intensive Auseinander-setzung mit China ist bislang nur an wenigen Schulen möglich

Kapitel 3

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kam vielmehr zum Ausdruck, dass Inhalte mit Chinabezug klar auf dem Vormarsch sind. Ursächlich sei der wachsende Stellenwert Chinas in der Weltpolitik, der auch in den Lehrplänen widergespie-gelt werden solle.8

Die Weiterentwicklung von Lehrplänen ist jedoch eine langfristige Aufgabe. Es dauert mitun-ter Jahre, bis beschlossene Änderungen in allen Jahrgangstufen Anwendung finden. Unterrichts-material muss fortentwickelt und Lehrkräfte müssen entsprechend geschult werden. Die Vorbe-reitung für die Einführung eines Geschichtskurses in Baden-Württemberg mit dem Bildungsplan von 2016 ist ein anschauliches Beispiel. Zukünftig sollen in den Jahrgangsstufen 9 und 10 rund 20 Unterrichtsstunden mit Inhalten zu China gefüllt werden.9 Im Vorlauf müssen zunächst die Lehrer geschult werden. Schulungen und Fortbildungen würden zwar angeboten, seien allerdings nicht verpflichtend, weshalb nicht garantiert werden könne, dass alle Lehrkräfte ihren Kenntnisstand aktualisieren.10

In verschiedenen Bundesländern brachten Gymnasiallehrer in Gesprächen zum Ausdruck, dass insbesondere die fehlenden Grundkenntnisse sowie mangelnde Verfügbarkeit aktueller und leicht zu konsultierender Unterrichtsmaterialien und Handreichungen für den Unterricht ein Hemmnis darstellen.11 China werde deshalb nicht überall dort als Beispiel in den Unterricht einge-baut, wo dies eigentlich vorgesehen sei.

3.2.2 Vermittlung von China-Wissen in der Praxis

Eine vertiefte Auseinandersetzung mit einem außereuropäischen Land ist nach Aussagen von Lehrern im Unterricht weder vorgesehen, noch wirklich mit der kompetenzorientierten Wissensver-mittlung vereinbar.12 Entwicklungen in China bieten sich allerdings in verschiedenen Schulfächern als Referenzbeispiele an. Hierzu gehören der Umbau des Wirtschaftsmodells, die Bevölkerungs-entwicklung, das politische System sowie die Klimapolitik. In einem Bundesland besteht prinzipiell die Möglichkeit, China in Eigeninitiative mehr als ein halbes Jahr lang in einem Seminarkurs der Oberstufe vertieft zu behandeln. In Berlin leitet eine Lehrkraft seit Jahren eine China AG, die neben Grundkenntnissen der chinesischen Sprache auch Wissen über Land und Leute vermittelt, was mit sehr hohem Vorbereitungsaufwand verbunden ist.13

Abbildung 3

Mangelnde Verfügbarkeit aktueller Materialien ist ein Hemmnis für Lehrkräfte

Vermittlung von China-Wissen an Schulen

Quelle: Eigene Erhebung

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In nur vier Bundesländern ist China vereinzelt Unterrichtsschwerpunkt

Bundesland SchulformKlassenstufe

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Baden-Württemberg(Bildungsplan 2016)

Gymnasium              

Bayern(Lehrplan Plus 2017)

Gymnasium                  

Realschule                  

Niedersachsen(Kerncurriculum Geschichte 2017)

Gymnasium, Gesamtschule, Berufliches Gymnasium, Abendgymnasium, Kolleg

                 

Saarland(Lehrplan 2014)

Gymnasium                  

Saarland(Lehrplan 2015, Erprobungsphase)

Gemeinschaftsschule                  

Fach Geschichte Fach Erdkunde/Geographie

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32 | MERICS | CHINA MONITOR

3.2.3 Was Schüler über China wissen

Bislang gibt es keine Erhebung zum Wissenstand zu China unter Schülern in Deutschland. Eben-falls wenig ist darüber bekannt, wie motiviert Schüler sind, mehr über das Land zu erfahren. Im Zeitraum von Januar bis April 2018 nahmen bundesweit 428 Schüler der Klassenstufe 9 an einer von MERICS konzipierten Umfrage teil. Ziel war es, einen Überblick zum Stand des Orientierungs-wissens über China in den Bereichen Geographie, Politik, Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und ggfls. Sprache zu gewinnen. Die meisten Fragen waren im Multiple-Choice-Verfahren zu beantworten. Zum Orientierungswissen gab es insgesamt dreizehn Fragen.

Geographie, Kultur und GesellschaftEinstiegsfragen zur geographischen Lage Chinas und der chinesischen Nationalflagge konnten jeweils mehr als 90 Prozent der befragten Schüler richtig beantworten. Bei weiterführenden Fragen, wie der Benennung der Hauptstadt und der Einordung der Bevölkerungszahl Chinas im Vergleich mit der Russischen Föderation und Kanada, lagen nur noch drei Viertel der Teilnehmer richtig. Nur einem Viertel der Teilnehmer war „Reich der Mitte“ als Synonym für China bekannt. Vergleichsweise viele Schüler konnten das Drachenbootfest (80%), das Frühlingsfest (59%) und das Mondfest (47%) als in China begangene Festtage einordnen.

Politik und neuere GeschichteBei der Identifikation des Gründers der Volksrepublik China, Mao Zedong, und des aktuellen Partei- und Staatschefs Xi Jinping taten sich die Teilnehmer schwerer. Nur 41 Prozent ordneten ein Bild Maos dessen Namen korrekt zu. 54 Prozent kannten Xi als Präsidenten der Volksrepublik China. Weniger als ein Viertel der Teilnehmer konnte das Gründungsjahr der Volksrepublik richtig benen-nen.

Wirtschaft58 Prozent der Teilnehmer wussten, dass Deutschland ein Handelsdefizit mit China aufweist, 33 Prozent sahen Deutschland vorn. Von chinesischen Technologieunternehmen war insbesondere der Telekommunikationskonzern Huawei bekannt. Der inzwischen auch international agierende E-Commerce-Riese Alibaba war den befragten Schülern deutlich weniger bekannt.

EinordnungDie obige Darstellung vorläufiger Resultate der (nicht repräsentativen) Umfrage zeigt, dass Schü-ler durchaus nicht gänzlich unwissend sind, was China angeht. Dennoch deuten insbesondere die

Abbildung 4

Kapitel 3

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Antworten auf die Frage: „China ist auch bekannt als Reich ….“

Antwortoptionen Anzahl Prozent

der Sonne 120 28,0 %

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Antworten auf Fragen nach politischen Inhalten auf einen nicht unerheblichen Nachholbedarf hin. Schulen in Deutschland stehen in Zeiten rasanter Globalisierung und Digitalisierung vor der Her-ausforderung, viele aktuelle Inhalte in ihren Unterricht einzubinden, ohne die Schüler zu überfor-dern. Dieser Aspekt muss bei allen Forderungen nach Aufnahme weiterer Inhalte bedacht werden. Bei aller gerechtfertigten Abwägung sollte aber immer in Betracht gezogen werden, dass China als internationaler Player gerade mit Macht nach oben strebt und sich anschickt, mit den USA als größte Weltmacht gleichzuziehen. In den Lehrplänen der Schulen sollte sich dies widerspiegeln.

Abbildung 5

Abbildung 6

Vermittlung von China-Wissen an Schulen

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Antworten auf die Frage „In welchem Jahr wurde die Volksrepublik gegründet?“

Antwortoptionen Anzahl Prozent

1911 126 29,9 %

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Antworten auf die Frage „Welche der folgenden Unternehmen und Marken sind aus China?“ (maximal vier Antworten möglich)

Antwortoptionen Anzahl Anteil

Lenovo 257 61,1 %

Apple 87 20,7 %

Huawei 373 88,6 %

Haier 225 53,4 %

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Alibaba 125 29,7 %

Nokia 236 56,1 %

Samsung 170 40,4 %

Übersprungen 7 1,7 % 

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3.2.4 Unterrichtsmaterial zum gegenwärtigen China

China ist ein Land, das sich rasant entwickelt und schnellen Veränderungen wirtschaftlicher, tech-nologischer, gesellschaftlicher und ökologischer Natur unterworfen ist. Um diese Entwicklungen im Unterricht zu vermitteln, benötigen Lehrkräfte Zugang zu aktuellen Zahlen und Informationen. Die Aktualität von Schulbüchern lässt nicht zuletzt aufgrund der hohen Kosten für Neuanschaf-fungen zu wünschen übrig. Viele im Unterricht verwendete Bücher sind deshalb stark veraltet. Zusätzliches Zahlen- und Datenmaterial muss häufig von Lehrkräften mühsam selbst recherchiert werden.15

Den Landeszentralen für politische Bildung sowie der Bundeszentrale für politische Bildung mit ihren kostenlosen Publikationen kommt daher eine wichtige Funktion zu. Sie können schneller als Schulverlage auf neue Entwicklungen reagieren und Lehrern wie Schülern aktuelle Informati-onen zugänglich machen.

In den 1990er Jahren und dann nochmal zu den Olympischen Spielen 2008 in China boom-te die Nachfrage nach Material über China. Printmedien, Online-Angebote und Veranstaltungen profitierten gleichermaßen. Printpublikationen sind häufig veraltet oder vergriffen. Nach Anga-ben aus der Bundeszentrale für politische Bildung sind China-Themen angesichts der weiterhin wachsenden Bedeutung und der rasanten Entwicklungen innerhalb des Landes deutlich unter-repräsentiert.16 In der Reihe „Informationen zur politischen Bildung“ ist für 2018 ein neues Heft angekündigt – zwölf Jahre nach der letzten Version.

Auf den ersten Blick scheinen aktuelle Themen – wie Extremismus, der Aufstieg der BRICS-Staaten, Menschenrechts- oder Umweltthemen – China zu verdrängen. Auf den zweiten Blick zeigt sich allerdings, dass China häufig als interessanter Vergleichsfall aufgegriffen wird (sie-he Anhang A).

Die Bundeszentrale für Politische Bildung misst der Auseinandersetzung hohe Bedeutung bei. Sie will China nicht allein als Einzelfall begreifbar machen, sondern veranschaulicht zugleich die sich ändernden globalen Zusammenhänge und regt Schüler und Studierende an, sich darüber Gedanken zu machen.

Eine besondere Initiative unternahm der Zeitbildverlag in Kooperation mit der Stiftung Mer-cator, als er 2015 ein eigenes China-Heft als Druck- und Digital-Ausgabe herausgab. Dieses war als Angebot für den Schulunterricht und generell für Jugendliche gedacht, um zur Auseinander-setzung mit China anzuregen.

Bildungs- und Lehrpläne von Schulen orientieren sich häufig zeitverzögert an aktuellen Ent-wicklungen und gesellschaftlichen Debatten. Einige Bundesländer haben bereits entschieden, mehr Inhalte zu China in die neuen Pläne aufzunehmen. Ein wichtiger Fortschritt, denn ohne die Vermittlung von solidem Basiswissen über China an Schulen drohen sich Klischees über das Land und seine Bewohner – negative wie positive – dauerhaft festzusetzen.

INFOBOX: WIE DIE NIEDERLANDE CHINA-WISSEN AN DIE SCHULEN BRINGEN

Die niederländische Regierung stand bei dem Ausbau der Vermittlung von Wissen über China vor ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland. Auch in den Nie-derlanden verfügen nur wenige Lehrer über ausreichen-de Kenntnisse, um im Unterricht fundierte Informationen zum gegenwärtigen China zu vermitteln.

Eine dem Bildungsministerium nachgeordnete Ein-richtung für die Internationalisierung der Bildung ent-wickelt deshalb in einem Pilotprojekt gemeinsam mit China-Experten der Universität Leiden ein Online-Mo-

dul für Schüler der Oberstufe. Teilnehmende Schulen erhielten Zugang zu einer passwortgeschützten Platt-form mit spezifischen Unterrichtsmaterialien sowie zu-sätzlichen Lese- und Arbeitsmaterialen für die Schüler. Das China-Modul umfasst einen Zeitaufwand von etwa 60 Stunden für jeden teilnehmenden Schüler. Zum Ab-schluss des Moduls müssen Schüler in einem Test Fra-gen beantworten sowie eine Abschlussarbeit von etwa sechs Seiten verfassen. Letztere werden zur Bewertung an die China-Experten in Leiden weitergeleitet.14

Viele im Unterricht verwendete Bücher über China sind stark veraltet

Kapitel 3

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| 35MERICS | CHINA MONITOR

3.3 DIE SITUATION AN BERUFLICHEN SCHULEN

Vor dem Hintergrund der engen wirtschaftlichen Kontakte zwischen Deutschland und China ist der Erwerb von Wissen über globale Wertschöpfungsketten, aber auch zum Stand der Produk-tion in China auch an beruflichen Schulen wichtiger geworden.17 Produktionsstandorte in China und deutsch-chinesische Städtepartnerschaften garantieren eine langfristige Auseinanderset-zung mit China. Berufliche Bildungsangebote zu China unterscheiden sich regional sehr stark. Die meisten Einrichtungen bestimmen ihre Schwerpunktsetzung im Zusammenspiel mit Arbeitgebern und Kammern. Die angebotenen Ausbildungsgänge orientieren sich stark an den regionalen wirt-schaftlichen Erfordernissen. Sichtbar wird der Einbezug der Vermittlung von China-Kompetenz an beruflichen Schulen allerdings bislang nur selten, wie wir am Beispiel der Zusatzqualifikation China-Kaufmann / China-Kauffrau aufzeigen.

3.3.1 Nur wenige China-Themen in Lehrplänen von Berufsschulen

Der Blick in die Bildungs- und Lehrpläne der Länder für berufliche Gymnasien lässt vermuten, dass China keine große Rolle im Unterricht spielt. So findet sich der Begriff „China“ nur in zwei Bundesländern in aktuellen Plänen für berufliche Schulen wieder. Im Fach Geschichte behandeln Schüler der Fachgymnasien in Mecklenburg-Vorpommern das Thema Globalisierung, mit China als möglichem Beispiel.18 In Schleswig-Holstein ist die „kritische Betrachtung der Bevölkerungspolitik Chinas“ im Lehrplan für berufliche Gymnasien verankert.19

Doch auch an ausgewählten beruflichen Schulen in Baden-Württemberg, Bayern und Nord-rhein-Westfalen hat Chinesisch als Unterrichtsfach bereits Einzug gehalten. Rund fünf Prozent aller Chinesisch Lernenden an Schulen entfallen auf diese Einrichtungen (Gesamtzahl siehe Ab-bildung 8). Der Großteil der Gesprächspartner an beruflichen Schulen betonte, dass China zuneh-mend nachgefragt und behandelt werde. Auch in Prüfungen wird Experten zufolge Wissen zur Bedeutung der wirtschaftlichen Beziehungen mit China bereits abgefragt.20 Viele Schulen ha-ben demnach ihre Angebote zur Vermittlung von China-Kompetenz in den vergangenen Jahren ausgebaut. Sprachunterricht und interkulturelles Training gehören vielerorts dazu. Darüber hinaus führten einige Berufsschulen und -kollegs spezifische Zusatzqualifikationen mit China-Bezug ein (siehe Abbildung 7). In der Breite ist dieser Trend allerdings noch nicht angekommen. Experten für die Entwicklung von Rahmenlehrplänen für kaufmännische und technische Berufe sehen bislang keinen Raum für chinaspezifische Inhalte.21

Angebote zur Vermittlung von China-Kompetenz sind noch nicht in der Breite angekommen

Vermittlung von China-Wissen an Schulen

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Abbildung 7

Kapitel 3

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3.3.2 China-Kompetenz als gefragtes Alleinstellungsmerkmal

Eine berufsbildende Schule in Niedersachsen sowie vier Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen bieten derzeit eine Zusatzausbildung bzw. Zusatzqualifikation an, die dezidiert Chinawissen ver-mittelt. Alle fünf Angebote erfordern von den Auszubildenden zusätzlichen Einsatz. In der Re-gel belegen sie über einen Zeitraum von zwei Jahren zusätzliche Kurse. Alle Angebote sind auf kaufmännische Berufe ausgerichtet, der Fokus liegt auf Außenhandel. Darüber hinaus sind Spra-cherwerb und interkulturelle Kompetenz essentielle Bestandteile des Lehrplans. Lediglich bei den Anforderungen für die Gestaltung des Aufenthaltes in China gibt es deutliche Unterschiede. Nur zwei Anbieter schreiben ein Pflichtpraktikum vor, während andere ein Praktikum empfehlen oder einen Schüleraustausch mit integrierten Firmenbesuchen anbieten.

3.3.3 Partner für die inhaltliche Ausgestaltung: Betriebe, IHKs und Konfuzius-Institute

Hinter den Angeboten steht in allen Fällen die Erkenntnis, dass China für die regionale Wirtschaft eine große Rolle spielt. Eine der befragten Lehrkräfte berichtete, dass es dennoch anfangs Über-zeugungsarbeit kostete, Ausbildungsbetriebe von dem Zusatzangebot zu überzeugen. Erst als sich sichtbare Erfolge in Form von praktischem Nutzen für die Betriebe einstellten, stieg die An-zahl der Unternehmen, die ihre Auszubildenden ermunterten, die Zusatzqualifikation zu erwer-ben.22

Bei der Ausgestaltung der Programminhalte und der daran beteiligten Partner zeigen sich deutliche Parallelen zwischen den fünf Anbietern. Betriebe und IHKs sind die Ansprechpartner für die fachlichen Inhalte. Bei der Vermittlung von Sprache und landeskundlichen Inhalten gingen die Schulen in erster Linie auf die von der chinesischen Regierung finanzierten Konfuzius-Institute zu, die ein positives Bild Chinas im Ausland vermitteln sollen.

Die Zusatzangebote an berufsbildenden Institutionen sind derzeit vor allem auf lokale Ei-geninitiative zurückzuführen. Einzelne Lehrkräfte und Schulleitungen investieren Zeit und häufig sogar private Mittel, um China-Kompetenz – insbesondere Sprachkenntnisse – aufzubauen. Die-se Initiativen benötigen bessere Unterstützung, denn an den beruflichen Schulen besteht große Nachfrage nach Informationen über China.

Zusatzangebote an beruflichen Schulen sind vor allem auf lokale Eigeninitiative zurückzuführen

Vermittlung von China-Wissen an Schulen

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4. Chinesisch-Unterricht an Schulen

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4. Chinesisch-Unterricht an Schulen

HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

Schulen sind der ideale Ausgangspunkt für den Ausbau von China-Kompetenz in der Breite und Spitze. Langjähriger, kompetenz- und standardorientierter, d.h. schulisch voll integ-rierter und etablierter Chinesisch-Unterricht schafft die Voraussetzungen für mehr China-Kom-petenz in der Gesellschaft und die Heranbildung chinakompetenter Fachleute. In der späteren Fachausbildung ist oft keine Zeit mehr, sich dem komplexen Fach zu widmen und vertiefte Sprachkenntnis zu erwerben.

Chinesisch als reguläres Unterrichtsfach in jedem Bundesland zu etablieren, hätte eine große Signalwirkung für Schulen, Eltern und Schüler. Es würde den Stellenwert des Fachs und die Wertschätzung der Sprachkompetenz stärken.

Mehr Schulen sollten möglichst frühzeitig Chinesisch-Unterricht anbieten, als zweite oder dritte Fremdsprache. So wäre das Fach besser in den Schulalltag integrierbar und stellte keine zusätzliche Belastung für Schüler dar.23 Um Unsicherheiten zu begegnen, ist eine gute Informations- und Marketingstrategie notwendig.24

Konsequente Unterstützung des Fachs auf politisch-administrativer Ebene sollte sich in einer besseren Finanzierung ausdrücken (z.B. in Form von entfristeten Verträgen für Lehrkräfte und Investitionen in neues Lehrmaterial und digitale Infrastruktur). Schulen, Universitäten, Wirtschaft und Kommunen sollten bei der Stärkung des Fachs Chinesisch enger kooperieren, um Synergieeffekte zu nutzen.25

Chinesisch als Regelfach braucht einen regulären Rahmen, um die Qualität und die Nach-haltigkeit der Angebote sicherzustellen. Hierzu gehören in erster Linie eine bedarfsorien-tierte Lehrerausbildung, Lehrplanentwicklung sowie Fortbildungsangebote.

Die Bundesländer sollten federführend für den fachlichen Standard des Unterrichts so-wie die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte zuständig sein.26 Die von der chinesischen Regierung finanzierten Konfuzius-Klassenzimmer können trotz der offensichtlichen Eigenin-teressen Pekings, was die Vermittlung eines positiven China-Bildes angeht, ein sinnvolles Er-gänzungsangebot sein.27 Der schulische Chinesisch-Unterricht muss jedoch grundsätzlich in deutscher staatlicher Zuständigkeit bleiben.28

Digitales Schreiben hat das Potential, die Schriftzeichenproblematik zu entschärfen. Nachdem in Einstiegskursen das Schreiben von Schriftzeichen eingeübt wurde, könnte die Zu-

ZENTRALE BEFUNDE

Chinesisch-Unterricht hat sich in den ver-gangenen 20 Jahren in Deutschland vom Zusatzangebot vielerorts zum festen Bestandteil des Regelunterrichts entwi-ckelt. Noch immer unterscheiden sich die Angebote je nach Bundesland erheblich. An Grundschulen gibt es bislang kaum Chinesisch-Angebote.

Insgesamt ist eine deutliche Professi-onalisierung des Fachs zu beobachten. Neben der Entwicklung und Überarbei-tung von Lehrplänen befindet sich insbe-sondere die universitäre Ausbildung von Chinesisch-Lehrkräften im Aufbau.

Chinesisch-Lehrkräfte melden großen Bedarf an Weiterbildungen sowie zusätz-lichen und digitalisierten Lehrmaterialien an. Von offizieller Seite gibt es dazu bis-lang zu wenig Angebote.

In Deutschland lernen derzeit ca. 5000 Schüler Chinesisch an Schulen, in einigen Bundesländern gehen die Zahlen sogar zurück. In Frankreich hingegen lernen derzeit 38.000 Schüler Chinesisch, sie-benmal so viele wie hierzulande.

Chinesisch-Unterricht an Schulen

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lassung digitaler Textproduktion auf höheren Lernstufen und in Prüfungen eine lebensnahe, authentische und ermutigende Lernerfahrung ermöglichen.

4.1 DIE ENTWICKLUNG DES CHINESISCH-UNTERRICHTS

Chinesisch-Unterricht an Schulen hat sich in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland vom aus-sercurricularen Zusatzangebot vielerorts zum festen Bestandteil des Regelunterrichts und sogar zum Abiturfach entwickelt. Seit Mitte der 1990er Jahre bemühen sich staatliche und nichtstaat-liche Akteure verstärkt, das Fach zu institutionalisieren und damit auch zu regulieren. Der erste Meilenstein war die Verabschiedung der „Einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprü-fung Chinesisch (EPA)“ durch die Kultusministerkonferenz im April 1998.29 Die Einigung auf Prü-fungsanforderungen bildete eine wichtige Grundlage, resultierte aber nicht unmittelbar in einem steilen Anstieg der Zahl der Schulen, die Chinesisch anbieten. Nach Angaben von Andreas Guder, Professor für Fachdidaktik Chinesisch in Göttingen und Vorsitzender des Fachverbands Chine-sisch, gab es 1998 bundesweit 34 Schulen mit Chinesisch-Angeboten, fast ausschließlich waren dies Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag. Die EPA sollten helfen, die entsprechenden Struktu-ren für regulären Unterricht zu entwickeln.

Zwischen 1995 und 2007 war in der Tat ein sprunghafter Anstieg von Schulen zu verzeich-nen, die Chinesisch entweder als Regelfach oder als Arbeitsgemeinschaft anboten – von unter 30 auf 164 Schulen (davon 44 mit Regelunterricht).30 Die Lehrplanentwicklung und universitäre Lehrerausbildung machten ebenfalls Fortschritte. Nach den ersten curricularen Vorgaben für Chi-nesisch-Unterricht, die 1993 in Nordrhein-Westfalen und 1995 in Bayern in Kraft traten, wurden zwischen 2000 und 2010 in acht weiteren Bundesländern Richtlinien oder Lehrpläne verabschie-det. Erste Lehramtsstudiengänge für Chinesisch als Ergänzungsfach wurden in Köln und München eingerichtet, jedoch nach wenigen Jahren wiedereingestellt.31

Abbildung 8

Kapitel 4

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ERIC

S

In den Stadtstaaten ist der Anteil der Chinesisch-Lernenden am höchstenChinesisch als Unterrichtsfach an Schulen (2016/2017, nur Sekundarstufe)

Anteil der Schüler 1 bis 5 aus 10.000 6 bis 10 aus 10.000 mehr als 10 aus 10.000

Legende:Anzahl der Schüler

Anzahl der Schulen

Mecklenburg-Vorpommern

Schleswig-Holstein

Nordrhein-Westfalen

Niedersachsen

Rheinland-Pfalz

Bayern

Hessen

Baden-Württemberg

Hamburg

Bremen

Quelle: Statistische Landesämter und Fachverband Chinesisch e.V.

3

4

6

8

1211

75

220

417

1110

143

482793

Thüringen

180

Sachsen

123

Brandenburg

283

283

Sachsen-Anhalt

2103

Berlin

11769

241.874

文Saarland

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| 43MERICS | CHINA MONITOR

Chinesisch-Unterricht an Schulen

Heute zeigt sich ein vielschichtiges Bild: Einerseits hat sich der Anstieg der Chinesisch-Schü-ler nach der starken Entwicklung in den 2000er Jahren verlangsamt, andererseits sind in jüngster Zeit Fortschritte hinsichtlich der Professionalisierung des Fachs zu beobachten. Diese sind nicht zuletzt auf den anhaltenden Einsatz engagierter Einzelpersonen in Schulen, Universitäten und Behörden zurückzuführen. Es gibt jedoch nach wie vor Länder, in denen Chinesisch an Schulen ausschließlich als Arbeitsgemeinschaft und kaum oder gar nicht als reguläres Unterrichtsfach an-geboten wird.

Bundesweit stagnieren die Chinesisch-Schülerzahlen seit einigen Jahren bei rund 5000 und sind in einigen Bundesländern seit 2014/2015 sogar deutlich rückläufig, zum Beispiel in Bayern.32 In Nordrhein-Westfalen hat sich hingegen innerhalb der vergangenen zehn Jahre die Zahl mehr als verdoppelt. Zurzeit lernen dort etwa 2000 Schüler Chinesisch im Regelunterricht. Es ist zu erwar-ten, dass es auch hier in den kommenden Jahren nur noch geringe Zuwachsraten geben wird.33 Ins-gesamt sehen Chinesisch-Lehrkräfte in den meisten Bundesländern die zukünftige Entwicklung dennoch vorsichtig optimistisch.34

Als Entwicklungshemmnis wird mancherorts der Wettbewerb mit anderen Fremdsprachen wahr-genommen, etwa mit den etablierten zweiten Fremdsprachen Französisch und Spanisch oder mit slawischen Sprachen. So liegt Sachsen beispielsweise im Dreiländereck Deutschland–Polen–Tschechien, wo auch die Minderheitensprachen Sorbisch und Vietnamesisch als Herkunftsspra-chen unterrichtet werden. Gymnasien mit sprachlichem Profil haben dort bereits Probleme, den Fortbestand ihrer zusätzlichen Angebote zu sichern. Es besteht daher wenig Interesse, noch eine weitere Sprache zu etablieren.36

Wo Chinesisch in der gymnasialen Oberstufe unterrichtet wird, kann es meist auch als Ab-iturfach gewählt werden. Obwohl die schriftliche Abiturprüfung (Grundkurs, 3. Fach) vielerorts

Abbildung 9

Quelle: Statistische Landesämter, Fachverband Chinesisch e.V. und eigene Erhebungen35

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S

Die Zahl der Chinesisch-Lernenden an Schulen in Deutschland stagniert

Fach Arbeitsgemeinschaft

0 1000 2000 40003000 5000 6000

2016 / 2017/2017

2013 / 2014/2017

2010 / 2011/2017

2015 / 2016/2017

2012 / 2013/2017

2009 / 2010/2017

2014 / 2015/2017

2011 / 2012/2017

2008 / 2009/2017

5172

5267

5042

5271

5041

4968

4528

4352

3869

583

503

559

548

431

461

345

528

524

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44 | MERICS | CHINA MONITOR

möglich ist, legen die meisten Abiturienten bislang die Prüfung in Chinesisch, wenn überhaupt, mündlich ab (4. Fach).37 In jüngster Zeit gehen einzelne Schulen mit der Einrichtung von Leistungskursen voran: An je einem Gymnasium in Niedersachsen und Hamburg existieren in der Oberstufe Kurse mit erhöhtem Anforderungsniveau.38 Auch in Baden-Württemberg soll es ab dem Schuljahr 2019/20 die Mög-lichkeit geben, Chinesisch als Leistungskurs zu belegen.39

Insgesamt lässt sich sagen, dass 20 Jahre nach den ersten Versuchen, Chinesisch als Regel-fach an Schulen in Deutschland zu etablieren, noch erhebliche Unterschiede bestehen: Während in einigen Bundesländern Chinesisch schon lange zum Fächerkanon gehört und sogar Abiturfach geworden ist, haben andere Länder noch nicht einmal begonnen, Chinesisch als Regelfach anzu-bieten.

Arbeitsgemeinschaften, die gewissermaßen die Keimzelle des schulischen Chinesisch-Un-terrichts in Deutschland bildeten, sind für viele Schulen nach wie vor ein Erprobungs- und Ein-stiegsmodell für den Übergang zum regulären Wahlpflichtfach Chinesisch. Da sie jedoch weder einer Qualitäts- noch Leistungsmessung unterliegen, noch curricularen Vorgaben folgen, können sie nicht als Alternative zum standardorientierten, über mehrere Schuljahre aufbauenden Fachun-terricht gelten.

Abbildung 10

Kapitel 4

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S

Chinesisch als Prüfungsfach im Abitur

Bundesland Zugelassene Prüfungsform

Baden-Württemberg mündlich, schriftlich

Bayern mündlich, schriftlich

Berlin mündlich, schriftlich, Präsentation

Brandenburg mündlich, schriftlich

Bremen mündlich

Hamburg mündlich, schriftlich

Hessen voraussichtlich ab Schuljahr 2018/2019: mündlich

Mecklenburg-Vorpommern ---

Niedersachsen mündlich, schriftlich

Nordrhein-Westfalen mündlich, schriftlich

Rheinland-Pfalz ---

Saarland ---

Sachsen mündlich, schriftlich

Sachsen-Anhalt ---

Schleswig-Holstein mündlich

Thüringen mündlich

Quelle: Eigene Erhebung

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| 45MERICS | CHINA MONITOR

Chinesisch-Unterricht an Schulen

4.2 AUS- UND FORTBILDUNG VON LEHRKRÄFTEN

Die universitäre Ausbildung von Chinesisch-Lehrkräften befindet sich in Deutschland noch im Aufbau. Seiteneinsteiger stellen bislang den Großteil des Lehrerbestands. Ursprünglich wurde das Schulfach Chinesisch in Deutschland überwiegend von Sinologen aufgebaut. Neben den (noch wenigen) Lehramtsabsolventen gibt es im Schuldienst bislang vorwiegend Sinologen mit Mutter-sprache Deutsch oder Germanisten bzw. Pädagogen mit Muttersprache Chinesisch, denen nach-träglich eine Anerkennung erteilt wurde.41

Lektoren oder Volontäre, die von der Volksrepublik China oder Taiwan bezahlt werden, unter-richten nur vereinzelt, da ihnen zumeist die fachdidaktischen und sprachlichen Voraussetzungen fehlen. Jedoch werden seit 2007 über den Pädagogischen Austauschdienst (PAD) in deutsch-chi-nesischer Kooperation Fremdsprachenassistenzkräfte (FSA) von und nach China entsandt. Diese besitzen keine Prüfungs- und selbstständige Lehrberechtigung, sondern assistieren im Unterricht. Pro Jahr kommen etwa 20 bis 30 chinesische FSA nach Deutschland (Schuljahr 2017/18: 23).42

Seit 2011 ist das Studienangebot „Chinesisch auf Lehramt“ an deutschen Universitäten kon-tinuierlich ausgebaut worden. Gegenwärtig kann der „Master of Education Chinesisch“ an den Universitäten in Göttingen, Bochum und Tübingen abgelegt werden, in Heidelberg und Freiburg ist der Studiengang im Aufbau. In Nürnberg-Erlangen und an mehreren anderen Universitäten kann Chinesisch als Beifach (3. Fach), Staatsexamen oder Erweiterungsmaster studiert werden. In Berlin gibt es zudem ein Fachseminar, allerdings im Gegensatz zu den übrigen Fachseminaren Chinesisch (noch) ohne dazugehörigen Studiengang.

Mittelfristig werden also mehr fachspezifische Absolventen für den Schuldienst zur Verfü-gung stehen. Es ist zu erwarten, dass diese staatlich examinierten Chinesisch-Lehrkräfte zum wei-teren Ausbau des Fachs beitragen werden. Denn Lehrkräfte, die neben Chinesisch noch ein oder zwei andere an Schulen benötigte Fächer unterrichten, sind für Schulleitungen besser einsetzbar und können so das Fach an die Schulen tragen.43 Zurzeit kommen in den meisten Bundesländern nach Schätzungen etwa 45 bis 55 Chinesisch-Lernende auf eine im Schuldienst tätige Lehrkraft. Dieser Wert liegt deutlich über den durchschnittlich 14,7 Schülern pro Lehrkraft an deutschen Schulen.44

Der zukünftige Bedarf an Chinesisch-Lehrkräften mit Staatsexamen ist schwer zu prognosti-zieren. Er wächst langsam, ist aber auch abhängig vom politischen Willen der jeweiligen Kultusbe-hörden und der Wahrnehmung Chinas in der Gesellschaft. Der Blick zu den europäischen Nachbarn verdeutlicht, wie groß der Aufholbedarf ist und dass dort Chinesisch an Schulen politisch viel stär-

INFOBOX: CHINESISCH AN GRUNDSCHULEN

Schon zu Beginn der Schullaufbahn, im Primarbereich, wird mancherorts Chinesisch angeboten, jedoch in einer Vielzahl kaum regulierter Formen (von der Arbeitsge-meinschaft über den kostenpflichtigen Nachmittags-kurs bis hin zum selten verfügbaren Regelunterricht). Insgesamt steht das Fach Chinesisch in der Grundschule noch am Anfang.40 An einigen Grundschulen, z.B. in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg, wird Chinesisch als Begegnungsspra-che angeboten. Dabei wird die Sprache für jeweils zehn

bis zwanzig Minuten in den Fachunterricht integriert. Dies ist ein unbenotetes Angebot zur Förderung der Mehrsprachigkeit und kulturellen Begegnung in Schu-len, auf die besonders viele chinesische Kinder gehen.

Auswahl von Grundschulen mit regulärem Chinesisch-Unterricht

Köllerholzschule Bochum/NRW Brecht-Schule Hamburg (privat) Moderne Schule Hamburg (privat) Leonardo da Vinci Campus Nauen/Brandenburg

(privat)

Auf eine Lehrkraft kommen 45 bis 55 Chinesisch-Lernende

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46 | MERICS | CHINA MONITOR

ker flankiert wird. In Frankreich lernen mehr als 38.000 Schüler Chinesisch an mit der deutschen Sekundarstufe vergleichbaren Einrichtungen. Das ist weit mehr als das Siebenfache an Schülern, die in Deutschland Chinesisch an der Schule lernen.

Das Wachstumspotential des Schulfachs Chinesisch liegt auch im Interesse der zukünftigen Schüler begründet: Während zurzeit nur etwa 0,1 Prozent der Schülerschaft in Deutschland am regulären Chinesisch-Unterricht teilnimmt, gaben in einer nichtrepräsentativen Umfrage unter 428 Schülern immerhin rund ein Fünftel der Schüler an, Interesse am Fach Chinesisch zu haben.45

Bundesweit haben bislang rund 15 Master of Education (M.Ed.)-Absolventen ihr Referenda-riat abgeschlossen, etwa dieselbe Zahl leistet dieses zurzeit ab. Bei einer geschätzten Zahl von gegenwärtig etwa 120 Chinesisch-Lehrkräften im Schuldienst (teils ohne Festanstellung) ist dies keine unerhebliche Menge. Bedarfsgerechte Ausbildung muss daher mit der Schaffung neuer Plätze in Fachseminaren und der langfristigen Entwicklung von Einsatzmöglichkeiten für Lehr-kräfte Hand in Hand gehen.46

Sollte sich der aktuelle Trend bei der Entwicklung von Schulen und Lernenden fortschreiben, hält der Vorsitzende des Fachverbands Chinesisch, Andreas Guder, universitäre Lehrerausbildung bundesweit an etwa sechs Standorten für sinnvoll. Ginge man im Falle Deutschlands von einer Zielgröße von 160 Schulen und wenigstens 10.000 Chinesisch-Lernenden aus, so läge der Bedarf an ausgebildeten, festangestellten Chinesisch-Lehrkräften bei etwa 350 bis 450.

4.3 FACHDIDAKTIK CHINESISCH

Abgesehen von der Frage, ob chinabezogenen Studienanteilen genug Raum in der Lehrerausbil-dung gegeben wird, ist die Fachdidaktik Chinesisch ein kritischer Punkt. Wissenschaftliche For-schung und die Auseinandersetzung mit Inhalten, Lehr- und Lernzielen sowie den für das Fach erforderlichen Methoden, zum Beispiel die Vermittlung von Schriftzeichen oder interkulturellen Kompetenzen, sind unabdingbar. Bundesweit gibt es jedoch erst eine einzige Professur für Fach-didaktik Chinesisch (in Göttingen), die sich mit diesen Fragen befasst. In Berlin ist eine solche Professur an der Freien Universität in Planung.

Chinesisch-Lehrkräfte im Schuldienst melden spezifischen und umfassenden Bedarf an Wei-terbildungen für kompetenzorientierten und methodenzentrierten Sekundarschulunterricht an, zum Beispiel zum Entwurf von Klausuren und als Hilfestellung bei der Umsetzung von Curricu-la.50 Gerade für die zahlreichen Quereinsteiger unter den Chinesisch-Lehrkräften ist qualitäts- und standardorientierte Weiterbildung vonnöten, die von offizieller Seite jedoch bislang oft vernach-lässigt wird. Neben Schulministerien und anderen amtlichen Stellen, die in einigen Bundesländern allerdings keinerlei Angebote bereitstellen,51 sind der Fachverband Chinesisch und die Konfu-zius-Institute als potentielle Träger zu nennen. Ein Beispiel für ein kooperatives Modell ist das „Zertifikat für kompetenzorientierten Chinesisch-Unterricht“ in Hessen, das in Zusammenarbeit

INFOBOX: WIE GROSSBRITANNIEN CHINESISCH-UNTERRICHT AN SCHULEN FÖRDERT

In Großbritannien boten 2016 rund 13 Prozent der öf-fentlichen Schulen in der Sekundarstufe Chinesisch-Un-terricht an.47 Zur Gesamtzahl der Lernenden gibt es keine Auskunft. Im selben Jahr legte die britische Regierung ein staatliches Programm auf, um die Zahl der Chinesisch-Ler nenden systematisch weiter auszubauen. Sie investiert insgesamt zehn Millionen Pfund, um mindestens 5000 Schüler der Sekundarstufe bis zum Jahr 2020 zu fließen-den Mandarin-Sprechern auszubilden.48

Der British Council kam in einer 2017 veröffentlich-ten Studie zu Trends beim Fremdsprachenunterricht zu dem Schluss, dass die Zahl der Chinesisch-Lernen-den steige. Dies ist womöglich darauf zurückzufüh-ren, dass die chinesische Regierung einen Teil der Personalausgaben der Schulen für qualifizierte chi-nesische Lehrkräfte übernimmt. Chinesisch ist auch aus diesem Grund an britischen Grundschulen mitt-lerweile beinahe ähnlich verbreitet wie Deutsch.49

Kapitel 4

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Chinesisch-Unterricht an Schulen

der Goethe-Universität Frankfurt und des Konfuzius-Instituts Frankfurt in Abstimmung mit dem Hessischen Kultusministerium entwickelt wurde.52

Der Fachverband Chinesisch organisiert unter anderem regelmäßig überregionale Fachver-anstaltungen, die zur bundesländerübergreifenden Vernetzung der Lehrkräfte beitragen. Er infor-miert durch Publikationen (u.a. Fachzeitschrift „CHUN – Chinesisch-Unterricht“) und auf Tagungen über aktuelle Entwicklungen des Chinesisch-Unterrichts und bietet Gelegenheit zum Erfahrungs-austausch.53

Die Veranstaltungen der Konfuzius-Institute werden oft besonders von chinesischen Muttersprachlern angenommen. Dort, wo passgenauere offizielle Fortbildungen existieren, etwa in Nordrhein-Westfalen, werden diese von Lehrkräften beider Muttersprachen genutzt.54

Abbildung 11

Quelle: Französische Bildungsstatistik, Statistische Landesämter und eigene Erhebungen

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S

Chinesisch-Lernende an Schulen – Frankreich marschiert vorwegChinesisch-Lernende in der Sekundarstufe, Vergleich Frankreich und Deutschland

Frankreich (Anzahl) Deutschland (Anzahl) Frankreich (Anteil) Deutschland (Anteil)

40.000

35.000

25.000

15.000

5.000

30.000

20.000

10.000

0

Anz

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%

2009 / 2010

2010 / 2011

2012 / 2013

2015 / 2016

2011 / 2012

2014 / 2015

2013/ 2014

2016/ 2017

Jahr

0,4% 0,4%0,4%

0,5%

0,1%0,1% 0,1%

0,6%0,6%

0,7%0,7%

4.352

19.31520.966

23.951

27.188

30.152

33.45536.215

38.850

4.528 4.968 5.041 5.271 5.042 5.267 5.172

1,0%

0,8%

0,6%

0,4%

0,0%

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4.4 INHALTE UND METHODEN – LEHRPLÄNE UND UNTERRICHTSMATERIAL

Die Lehrplanentwicklung ist einer der dynamischsten Bereiche des Schulfachs Chinesisch. In den meisten Bundesländern existieren mittlerweile curriculare Vorgaben, mit unterschiedlicher Ver-bindlichkeit und Detailtiefe. Lehrpläne für die Sekundarstufe II überwiegen, nur etwa die Hälfte der Bundesländer hat Chinesisch-Curricula für die Sekundarstufe I zugelassen. (Für eine Übersicht über alle Curricula für Chinesisch an Schulen, siehe Anhang B.) In Berlin, Baden-Württemberg, Hes-sen, Sachsen und Schleswig-Holstein sind seit 2017 Curricula neu entstanden, überarbeitet wor-den oder befinden sich im Entwicklungs- und Ratifizierungsprozess.55 In Bundesländern, in denen es bislang keine Lehrpläne gibt, mahnt die Lehrerschaft (so vorhanden) diese dringend an. Ohne Lehrpläne fehlt eine der Grundvoraussetzungen zur Etablierung des schulischen Chinesisch-Un-terrichts.56

Für eine erfolgreiche schulische Sprachausbildung etwa auf Niveau B1 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens (GeR) (Übersicht im Anhang)57 ist ein mehrjähriger, standard- und kompetenzorientierter schulischer Unterricht notwendig. Chinesisch-Unterricht ist jedoch nicht reine Sprachausbildung, auch die Vermittlung von interkultureller Kompetenz ist ein wichtiges Ziel und zwar in stärkerem Maße als dies bei anderen Fremdsprachen der Fall ist.58 Der Anteil an zu vermittelnden interkulturellen Kompetenzen ist bei entsprechend ausgebildeten Lehrkräften im Chinesisch-Unterricht deutlich höher als in anderen Fremdsprachen. Den Anspruch, soziokulturel-les und interkulturelles Orientierungswissen über China zu vermitteln, spiegeln die Lehrpläne in unterschiedlichem Maß wider.60

Das Erreichen von Niveaustufe B1 nach jetzigem GeR hält Andreas Guder in puncto münd-liche Kompetenzen und für Chinesisch als zweite Fremdsprache für realistisch. Aufgrund der be-sonderen Herausforderungen der Schrift sei dieses Niveau jedoch für Lesen und insbesondere

INFOBOX: „DIGITALES SCHREIBEN – EINE LÖSUNG FÜR DIE SCHRIFTZEICHENPROBLEMATIK?“

Eine verstärkte Nutzung digitaler Medien könnte im Be-reich Leseverständnis und Schreiben die Lernfortschritte steigern. Dies würde auch Chinesisch als Unterrichtsfach attraktiver machen. Denn die hohe Zahl und Komple-xität der Schriftzeichen wird von potentiellen Chine-sisch-Schülern häufig als erhebliche Hürde betrachtet.

Der Chinesisch-Unterricht sollte aus Sicht der meis-ten befragten Experten daher unbedingt Teil der aktu-ellen Digitalisierungskampagne an Schulen sein. Spä-testens ab Lernniveau A2/B1 sollte demnach digitales Schreiben Bestandteil des Unterrichts sein.65

Das digitale Verfassen von Texten und Schreibauf-gaben ist nicht nur realitätsnah – schließlich schreiben viele Chinesen selber nur noch elektronisch – es bringt den Schülern auch schnelle Erfolgserlebnisse.66 Digitale Textproduktion bedeutet im Fall von Chinesisch vor allem die elektronische Eingabe der Umschrift Pinyin. Dabei werden je nach Eingabe von Silben Schriftzeichen oder Wörter vorgeschlagen.

Schulen müssten dafür allerdings zunächst die ent-sprechenden Voraussetzungen schaffen und geeignete Geräte (Laptops, Tablets, Interactive Whiteboards) für das Verfassen digitaler Texte bereitstellen und Software wie z.B. E-Wörterbücher erwerben.67

Diese elektronische Ausrüstung böte in Kombinati-on mit audiovisuellen Materialien, Recherchemöglichkei-ten oder interaktiven Lernprogrammen weiteres fachdi-daktisches Potential.

Es gibt allerdings auch andere Stimmen, die beto-nen, dass handschriftliche Textproduktion als Technik weiterhin eingeübt werden sollte und digitales Schrei-ben nur als Ergänzung dienen kann.68 Wenn der Aufbau von Zeichen nicht grundsätzlich verstanden worden sei, hätten Schüler auch keine Basis, um Schriftzeichen zu identifizieren.69 In höheren Lernstufen und bei längeren Texten erkennen jedoch auch Skeptiker den Wert des di-gitalen Schreibens an.

Die vorhandenen Lehrwerke für den Chinesisch-Un-terricht bedürfen aus Sicht berufserfahrener Lehrer der Ergänzung. Notwendig seien neben einer digitalen Aus-stattung kompetenzorientierte Lehrwerke für die Se-kundarstufe I, Abiturvorbereitungsmaterialien, aber auch ein Wortschatz „Unterrichtschinesisch für Lehrkräfte“.70 Einstimmig berichten Chinesisch-Lehrkräfte vom hohen zeitlichen Aufwand für das selbständige Erstellen ent-sprechender Zusatzmaterialien.71

Kapitel 4

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Chinesisch-Unterricht an Schulen

manuelles Schreiben von Texten nur schwer zu erreichen, weshalb er ebenfalls eine Digitalisie-rung des fortgeschrittenen Unterrichts befürwortet.61 Das von der EU-Kommission geförderte Projekt „EBCL – European Benchmarks for the Chinese Language“ (deutsch 2015) ist ein erster Versuch, Deskriptoren und chinesische Sprachbeispiele den jeweiligen Niveaustufen des GeR zu-zuordnen.62

Die KMK plant derzeit, dem Fach Chinesisch 2018 im Rahmen der seit 1998 existierenden einheitlichen Prüfungsanforderungen (EPA) zusätzlich noch Niveaustufen (gemäß bestehendem GeR) zuzuweisen.63 Geplant ist, dass für Chinesisch als fortgeführte Fremdsprache im Abitur das Niveau B1/B1+ als erreichbar festgehalten wird, bei Chinesisch als neu einsetzender Fremdsprache das Niveau A2/A2+.64

Die mit der Schriftzeichenproblematik verbundene Diskussion um die Anpassung des Chine-sisch-Unterrichts an den GeR scheint manchen Experten jedoch generell falsch gewichtet, da Ni-veaustufen die erworbenen interkulturellen Handlungskompetenzen noch nicht berücksichtigen.

4.5 MOTIVATION UND ZUGANG – POSITIVE ERFAHRUNGEN MIT CHINA

Wiederholt wiesen für dieses Projekt befragte Gesprächspartner darauf hin, dass das oft wenig fundierte oder ausgewogene Chinabild in der deutschen Öffentlichkeit (und in den deutschen Medien) kaum dazu beitrage, Interesse an Land und Sprache zu wecken. Einige der befragten Ex-perten sahen insbesondere die Entwicklung der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen sowie die wachsende Zahl chinesischer Muttersprachler unter den Schülern als positive Impuls-geber für die zukünftige Entwicklung des Fachs.72

Zwei Interviewpartner betonten, dass Deutschland bereits mittelfristig mehr Kulturver-mittler benötige, die Chinesisch auf Verhandlungsniveau beherrschen und/oder hervorragende Lesekompetenz besitzen.73 Chinesisch-Kenntnisse auf einem entsprechenden Niveau gelten als wichtige außerfachliche Kompetenz und evtl. sogar als ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Ar-beitsmarkt.

Entscheidend für Interesse und Lernmotivation sind jedoch auch geglückte persönliche Er-fahrungen mit der chinesischen Kultur, mit der es im deutschen Alltagsleben (noch) sehr wenige Berührungen gibt. Trotz teilweise erheblicher Herausforderungen, wie dem hohen Organisations-aufwand und Finanzierungsschwierigkeiten, betonen alle befragten Lehrkräfte: Austausch und Schulpartnerschaften sind wichtige Instrumente, um Lernmotivation zu wecken und zu fördern. Betont wird allerdings die Notwendigkeit der fachlichen Einbindung sowie stimmiger inhaltlicher und didaktischer Konzepte.74

Direkte Kontakte zu ermöglichen ist auch eine Zielsetzung des Fremdsprachenassistenzkräf-te-Programms (FSA): Bei deutschen Schülern stärke es nicht nur sprachliche Kompetenz, sondern steigere auch die Motivation, Chinesisch zu lernen, weil der Kontakt zu jungen Chinesen eine au-thentische Erfahrung mit China biete und Wissen über das Land vermittele.75

Persönliche Erfolgsfaktoren des Schulfachs Chinesisch für eine spätere Nutzung des Wis-sens sind aus Lehrersicht zum einen die Dauer des Unterrichts und die erreichte Niveaustufe. Ausschlaggebend sind aber auch Engagement, Persönlichkeit und didaktische Kompetenz der Lehrkräfte.76 Es besteht ein Bedarf an didaktisch-methodisch versierten Lehrerinnen und Lehrern, die ihre Schüler ermutigen und sie zum selbständigen Lernen motivieren können, insbesondere wenn außerschulische Einsatzmöglichkeiten der Sprache fehlen.77

Ein von Berufspraktikern oft betontes Entwicklungshemmnis ist die mangelnde Kontinui-tät in der Sprachausbildung. Ideal – wenn auch nicht leicht umsetzbar – wären durchgehende Angebote für Chinesisch-Lernende vom Kindergarten bis zur Universität: Schüler, die bereits in der Grundschule Chinesisch lernen, brauchen nahtlose Anknüpfungsmöglichkeiten im Sekundar-bereich, Abiturienten mit Chinesisch-Kenntnissen wiederum Fortsetzungsmöglichkeiten an den Universitäten. Derzeit ist insbesondere der Übergang zwischen Schule und Universität jedoch oft schwierig, da das Niveau der universitären Sprachkurse entweder zu anspruchsvoll (beim Einstieg in höhere Semester) oder zu leicht und somit demotivierend ist.78 Im tertiären Bildungsbereich fehlen ausreichende Angebote für Chinesisch für Fortgeschrittene, wenn an eine entsprechende Grund-Sprachausbildung in der Schule angeknüpft werden kann.79

Die Mehrheit der befragten Lehrkräfte und Experten wünscht eine Entwicklung von Chinesisch zum „ganz normalen Schulfach“

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Die Mehrheit der befragten Lehrkräfte und Experten wünscht eine Entwicklung von Chine-sisch „zum ganz normalen Schulfach“.80 Eine steigende Anzahl von Bildungspolitikern auf Ländere-bene erkennt das gesellschaftliche Zukunftspotential und die Breitentauglichkeit des Fachs Chi-nesisch an. Eine entscheidende Rolle bei der weiteren Etablierung des Faches kommt den Schulen und Schulleitungen zu, die über die Aufnahme in den Fächerkanon zu entscheiden haben.81

Als positives Beispiel kann Nordrhein-Westfalen (NRW) gelten: Chinesisch als Schulfach wird dort seit den achtziger Jahren politisch unterstützt. Es besteht eine breite Kooperation von Politik/Verwaltung, Landesspracheninstitut und Universität. Dies ist auf das Engagement von Lehrkräf-ten, Schulen und Behörden – auch über Verwaltungsgrenzen hinweg – zurückzuführen. Das Fach wird in Nordrhein-Westfalen neben Gymnasien auch an Gesamtschulen gelehrt.

Um die Präsenz von Chinesisch als Schulfach bundesweit auszubauen, müssen alle Betei-ligten –Schüler, Eltern, Schulleitungen und Behörden – den Stellenwert sprachlicher und interkul-tureller China-Kompetenz für das Verständnis sich wandelnder internationaler Zusammenhänge und das künftige Berufsleben erkennen.

Kapitel 4

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5. Vermittlung von China-Kompetenz an Hochschulen

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Kapitel 5

5. Vermittlung von China-Kompetenz an Hochschulen

HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

Das Interesse an kurzen China-Aufenthalten nutzen: Intensivierung der Nachbetreuung von Teilnehmern an China-Aufenthalten, um sie auf chinabezogene Studienangebote der Hochschule aufmerksam zu machen.

Strategische Förderung von Doppelabschlussprogrammen: Deren Einrichtung sollte von staatlicher Seite finanziell gefördert und – wo nötig – politisch flankiert werden. Die Vorstellung von Best-Practice-Modellen und die Diskussion über einheitliche Qualitätsstandards können deutschen Hochschulen als Orientierungspunkt dienen.

Stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse deutscher Studierender: Durch die entspre-chende Festlegung von Lehrinhalten für Doppelabschlussprogramme könnte die Teilnehmer-zahl an halb- bis ganzjährige Aufenthalten in China deutlich erhöht werden.

Bessere Vernetzung und Best-Practice-Austausch: Der offene Erfahrungsaustausch von Vertretern verschiedener Hochschulen zu Themen der Lehre, Verwaltung und zu rechtlichen Fragen könnte insbesondere die an der Kooperation beteiligten Lehrkräfte und Verwaltungs-mitarbeiter deutlich entlasten.

Workshops für Verwaltungsmitarbeiter: Kooperationen mit chinesischen Einrichtungen soll-ten im Rahmen von Workshops vorbereitet werden. Fragen und Erfahrungen der Teilnehmer sollten gesammelt werden und in die Erarbeitung von allgemein zugänglichen Informations- und Schulungsmaterialien einfließen.

ZENTRALE BEFUNDE

Chinas Stellenwert an deutschen Hoch-schulen ist seit Mitte der neunziger Jah-re gewachsen. Von der reinen Sinologie über interdisziplinäre Studiengänge mit Schwerpunkt China, Zusatzangebote und Zertifikate reichen bewährte Formate hin zu deutsch-chinesischen Studienpro-grammen und Doppelabschlüssen.

Insbesondere die deutsch-chinesische Hochschulkooperation der Technischen Universitäten und vor allem auch die Fachhochschulen haben das Ziel, Chi-na-Kompetenz zu erhöhen. Im November 2017 gab es 1347 formale Kooperationen zwischen chinesischen und deutschen Hochschulen.

Nur wenige deutsche Studierende errei-chen allerdings ein Sprachniveau, mit dem sie sich in China fließend verständigen und auch komplizierte Texte verstehen können.

Seit einigen Jahren stagniert die Zahl der deutschen Studierenden, die an Sinolo-gie oder einem längeren China-Aufent-halt interessiert sind. Die Zahl der chi-nesischen Studierenden in Deutschland hingegen steigt kontinuierlich, 2017 auf rund 34.000. Damit studieren viermal so viele Chinesen in Deutschland wie Deut-sche in China.

Fachbezogene Kurse in China (z.B. für Wirtschaftswissenschaftler) finden vor allem dann Akzeptanz, wenn sie auf Eng-lisch angeboten und in Deutschland an-gerechnet werden.

Die Auswahl geeigneter institutionel-ler Partner auf chinesischer Seite sowie die Anbahnung und vertragliche Festle-gung von Kooperationen ist für deutsche Hochschulen eine der schwierigsten Auf-gaben.

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5.1 VERSCHIEDENE ANGEBOTE ZUR AUSEINANDERSETZUNG MIT CHINA

An den deutschen Hochschulen82 ist das Thema China seit Mitte der neunziger Jahre immer wich-tiger geworden. Das Land spielt nicht mehr nur an den Lehrstühlen für Sinologie eine Rolle. Ins-besondere die deutsch-chinesische Hochschulkooperation in den Wirtschafts-, Sozial-, Natur- und Ingenieurwissenschaften hat den Aufbau von China-Kompetenz vorangebracht.

Ende 2017 gab es laut einer Aufstellung der Hochschulrektorenkonferenz 1347 formale Kooperationsabkommen zwischen chinesischen und deutschen Hochschulen, Fakultäten und Lehrstühlen.83 Allein zwischen 2015 und 2018 wurden 131 neue Kooperationsverträge mit chine-sischen Hochschulen abgeschlossen. Besonders aktiv waren die Technischen Universitäten und Fachhochschulen, die 87 neue Kooperationen mit China vereinbarten. Diese Entwicklung lässt sich auch darauf zurückführen, dass die chinesische Regierung seit 2015 Hochschulen im eige-nen Land auffordert, praxisorientierte Ausbildungsformate zu stärken und hierbei von deutschen Einrichtungen zu lernen. Chinesische Hochschulen umwerben seitdem verstärkt Technische Uni-versitäten und Fachhochschulen in Deutschland. Auf die verschiedenen Hochschularten verteilen sich die Kooperationsabkommen wie folgt:

Auch das Interesse deutscher Hochschulen an spezialisierten und an den eigenen Bedürfnissen orientierten Kooperationen ist hoch. Studierende sollen zudem die Möglichkeit bekommen, nach China zu gehen. Die Zahlen der deutschen Studierenden, die sich für einen studienbedingten Chi-na-Aufenthalt entscheiden stiegen über einen längeren Zeitraum kontinuierlich an. Mittlerweile stagnieren sie jedoch. Die Studierenden stammen zum Großteil aus den Fachbereichen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. In der Lehre zählen gemeinsame Studienprogramme sowie Dop-pelabschlüsse zu bewährten Formaten, um auch deutsche Studierende technischer Fachbereiche für einen Aufenthalt in China zu gewinnen. Des Weiteren gibt es zahlreiche Vereinbarungen, die auf engere Forschungszusammenarbeit zwischen deutschen und chinesischen Wissenschaftlern abzielen (siehe hierzu auch das Kapitel über Forschungskooperation). Andere Einrichtungen ha-ben wiederum in erster Linie Interesse an der Anwerbung chinesischer Studierender für Vollzeit-studiengänge und Programme für Doktoranden und Postdocs.

Abbildung 12

Kapitel 5

Quelle: HRK Portal

© M

ERIC

S

Deutsch-chinesische Abkommen zur Hochschulzusammenarbeit (Stand 2017)

Deutsche Hochschulen

Anzahl Abkommen

Aktivste Hochschule

Top Fachbereiche

Universitäten (60)

525 U Münster Wirtschaft, Medizin, Rechtswissenschaften, Germanistik

Technische Universitäten (18)

283 TU Berlin Ingenieurwissenschaften, Maschinenbau, Wirtschaft

Fachhochschulen (137)

539 H Anhalt Ingenieurwissenschaften, Maschinenbau, Wirtschaft

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| 55MERICS | CHINA MONITOR

Vermittlung von China-Kompetenz an Hochschulen

5.2 CHINASTUDIEN: WANDEL UND ANHALTENDE HERAUSFORDERUNGEN

Chinastudien werden mittlerweile an zahlreichen Hochschulen angeboten. Studierende, die ihr gesamtes Studium auf China ausrichten, finden sich vornehmlich in den Studiengängen Sinologie oder Chinastudien. Die Inhalte der Studienangebote unterscheiden sich von Standort zu Standort. Grob können sie in drei Kategorien unterteilt werden:

In Deutschland gibt es zurzeit 18 Universitäten, an denen Sinologie als Fachrichtung angebo-ten wird, die individuellen Bezeichnungen variieren von Hochschule zu Hochschule. So gibt es Sinologische Institute, Seminare und Abteilungen, sowie Sinologische Lehrstühle, die in Instituten und Seminaren für Ostasienwissenschaften oder Asienwissenschaften eingerichtet sind. Die Ab-schlüsse reichen vom Bachelorstudium bis zur Promotion und Postdoc-Programmen.

Trotz Chinas rasant wachsender Bedeutung wurden in den letzten Jahren sinologische Ein-richtungen personell verkleinert oder ganz aufgelöst. So wurde unter anderem das Sinologische Seminar der Universität Kiel 2008 geschlossen. Die Universität Marburg löste das Fachgebiet zum Wintersemester 2010/ 2011 endgültig auf.84 An anderen Universitäten zeigte sich ein Wandel im Selbstverständnis des Fachs. Neue Lehrstühle und Studienfächer legen den Schwerpunkt auf das gegenwärtige China. Es gibt mehr Lehrangebote mit Inhalten aus wissenschaftlichen Fach-disziplinen wie Politik-, Wirtschaftswissenschaft und Soziologie. Das Portfolio der Sinologie, die traditionell auf Sprache und das historische China ausgerichtet war, wird schrittweise erweitert. Bereits in den 1990er Jahren richteten die Fachhochschule Bremen, die Ruhr-Universität Bochum und die Universität Duisburg-Essen Studiengänge ein, die China- und Wirtschaftswissenschaft zusammenführen. Ein Trend, der sich fortführt, wie das Beispiel der Universität Würzburg zeigt. Diese richtete 2012 den Lehrstuhl für China Business and Economics ein.

Der Wandel vollzieht sich nicht ohne Brüche und Diskussionen. Ein Hauptkonflikt zwischen Befürwortern und Gegnern des Wandels betrifft den Raum, den die verschiedenen Lehrangebote der Sinologie einnehmen. Wieviel Zeit steht für sprachzentrierte Ausbildung und wieviel für an-

Kategorie 1: Klassische Sinologie Die Studiengänge für Klassische Sinologie setzen den Schwerpunkt auf die Sprach-ausbildung. Dabei werden neben Kennt-nissen in der vormodernen chinesischen Schriftsprache auch Kenntnisse des moder-nen Chinesisch vermittelt. Im Fokus stehen Chinas alte und neuere Geschichte, Philoso-phie, Literatur und Kultur sowie die Vermitt-lung wissenschaftlicher Methoden.

Kategorie 2: Moderne SinologieStudiengänge, die sich mit dem modernen China auseinandersetzen, fallen in die zwei-te Kategorie. Die Definitionen für das „Mo-derne China“ variieren je nach Hochschule. Es kann damit der Zeitraum seit 1949 oder auch seit dem 19. Jahrhundert (1844) bis zur Gegenwart gemeint sein. Vorrangig werden an deutschen Hochschulen die Disziplinen Kultur, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft Chinas angeboten.

Kategorie 3: Interdisziplinäre Studiengänge mit China-SchwerpunktInterdisziplinäre Studiengänge, im Rah-men derer neben Sinologie/ Chinastudien eine weitere Fachdisziplin studiert wird, machen die dritte Kategorie aus. Dazu ge-hören Studiengänge, die eine disziplinori-entierte Auseinandersetzung mit China mit der jeweiligen Disziplin als Wahlpflichtfach kombinieren, wie im konsekutiven Bache-lor-Master-Studiengang „Regionalstudien China“ der Universität zu Köln. Hier können Kurse zur Rechtskultur in China mit Modu-len der rechtswissenschaftlichen Fakultät, wie „Grundlagen des bürgerlichen Rechts“, kombiniert werden. Interdisziplinäre Chin-astudiengänge in Deutschland binden die Fachbereiche Soziologie, Politik, Wirtschaft und Rechtswissenschaften in das Chi-na-Studium ein.

Trotz wachsender Bedeutung Chinas wurden einige sinologische Einrichtungen personell verkleinert oder ganz aufgelöst

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56 | MERICS | CHINA MONITOR

dere Inhalte zur Verfügung? Auf welche Weise lässt sich beides in Einklang bringen? Trotz Ver-änderungen bei den Lehrinhalten bleibt die Zahl derer überschaubar, die ihr Universitätsstudium als linguistisch-kulturell kompetente Sinologen abschließen und gleichzeitig denselben Kenntnis-stand in Wirtschafts- oder Sozialwissenschaften aufweisen. Defizite bei Sprachkenntnissen im Vergleich zu anderen Regional-/Fremdsprachenstudien sind insbesondere darauf zurückzuführen, dass Studierende zu Beginn des Hochschulstudiums in den meisten Fällen keine Grundkenntnisse besitzen, auf die aufgebaut werden kann. Ein drei- bis vierjähriges Bachelorstudium reicht nicht aus, um eine fachliche Ausbildung abschließen und umfangreiche Sprachkenntnisse erwerben zu können. China-Aufenthalte werden von Dozenten daher als klares Muss bezeichnet.85 Diese verlängern aber in vielen Fällen das Studium, was mit zusätzlichen finanziellen Belastungen und häufig auch bürokratischen Hürden für die Studierenden einhergeht. Insbesondere bei den Natur- und Ingenieurwissenschaften ist eine Kombination häufig nicht praktikabel.

Der Vergleich der Chinastudien mit Romanistik oder Nordamerikastudien verdeutlicht die unterschiedlichen Ausgangspunkte. Bei letzteren Fächern kann meist auf bereits in der Schule gelegte Grundkenntnisse sowie eine erste Regionalkompetenz aufgebaut werden. Allein das B2-Niveau gemäß dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GeR), das in der Regel mit dem Erwerb der Hochschulreife erlangt wird, erlaubt es Studienanfängern, sich fachlich auf einem viel höheren Niveau mit Frankreich oder Nordamerika auseinander zu setzen, als es im Fall der Chinastudien möglich ist.

Der Mangel an sprachlich, kulturell und fachlich gleichermaßen bewanderten China-Experten hängt auch damit zusammen, dass die Sinologie an deutschen Hochschulen personell nicht aus-reichend ausgestattet ist, um die vielfältigen Themenfelder in der notwendigen Breite und Tiefe abzudecken. Dies lässt sich erneut an einem Vergleich verdeutlichen. Das John-F.-Kennedy-Insti-tut für Nordamerikastudien an der Freien Universität Berlin hat insgesamt 171 Mitarbeiter, davon 37 Professoren, die sich auf die sechs fachspezifischen Abteilungen (Geschichte, Kultur, Literatur, Politik, Soziologie und Wirtschaft) verteilen.86 Im Vergleich hierzu hat die Sinologie in Heidelberg, eines der größten sinologischen Institute im Land, lediglich fünf Professoren.87 Hiervon deckt eine Professorin den Arbeitsbereich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft des heutigen Chinas ab. Dies spiegelt deutlich die relativ geringe Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung für die Chin-astudien in der deutschen Hochschullandschaft wider.

An deutschen Fachhochschulen bieten vereinzelt wirtschaftswissenschaftliche Fachberei-che Studiengänge mit Chinaschwerpunkt an, beispielsweise die Hochschule Konstanz. Einigen Technischen Universitäten und Fachhochschulen, wie der TU Berlin und der Fachhochschule Lud-wigshafen, sind China-Kompetenzzentren angegliedert, die chinabezogene Veranstaltungen und Sprachkurse anbieten. Zudem werden Doppelabschlussprogramme auch für deutsche Studieren-de aus technisch-naturwissenschaftlichen Fächern angeboten.

Der Blick auf die bundesweiten Zahlen der Studienanfänger für Studiengänge mit Bezug zu Ostasien über die letzten neun Jahre zeigt, dass das größte Interesse fast konstant Japan galt. In den letzten zwei Jahren scheint sich dieser Trend trotz Chinas wachsender Bedeutung weiter zu verstärken. Die Zahlen für Japanologie und Koreanistik waren im Wintersemester 2016/17 mit jeweils 1.108 und 399 Studienanfängern so hoch wie noch nie, während die Zahl für Sinologie mit 484 Studienanfängern stark zurückgegangen ist.88 Laut dem derzeitigen Vorsitzenden der Deutschen Vereinigung für Chinastudien in Deutsch-land sind die Studierendenzahlen starken Schwankungen unterworfen. Nach einer etwa 10-jäh-rigen Boomphase markierten die Olympischen Sommerspiele in Peking 2008 einen Wendepunkt bei den Studienanfängern. Danach fielen die Zahlen vielerorts drastisch. Manche Institute hatten

In der Japanologie und Koreanistik ist die Zahl der Studienanfänger so hoch wie nie – in der Sinologie ist sie stark zurückgegangen

Kapitel 5

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| 57MERICS | CHINA MONITOR

Vermittlung von China-Kompetenz an Hochschulen

bei Studienanfängern ausgehend von den Zahlen von 2007/2008 einen Rückgang um 20–30 Prozent im Studienjahr 2017/2018 zu verzeichnen.89 Positiv wird dahingegen von verschiedenen Gesprächspartnern an Universitäten bewertet, dass auch die Studienabbrecherquote nach den ersten Semestern zurückging.90

Deutschland ist keine Ausnahme, auch in anderen europäischen Ländern wie Großbritanni-en schwanken die Studienanfängerzahlen für Chinastudien stark. Laut einem Bericht der British Association for Chinese Studies (BACS) fiel die Zahl der Studierenden im Fach Chinastudien im Studienjahr 2014/15 um zehn Prozent auf 535 Vollzeit-Studierende.91 In landesweiten Erhebun-gen identifizierte die BACS zuletzt ein ansteigendes Interesse unter Studierenden, ihr Fachstudi-um um eine Sprachausbildung in Chinesisch zu ergänzen. Das Angebot an Studiengängen in den Bereichen Übersetzen und Dolmetschen für die Sprachkombination Chinesisch-Englisch wurde deshalb in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet. Boten im Jahr 2013 lediglich 16 Einrichtungen diese Kombination an, stieg deren Anzahl bis 2016 auf 26 Institutionen.92

5.3 ERWERB VON CHINA-KOMPETENZ AUSSERHALB VON CHINA-STUDIEN

Im NebenfachIn Deutschland gibt es für Nicht-Sinologen zwei Optionen, China in den regulären Studiengang zu integrieren. Viele sinologische Einrichtungen bieten ihre Bachelorstudiengänge auch als Neben-fach im Rahmen eines Zwei-Fächer-Studienganges für Nicht-Sinologen an. Vornehmlich steht die Kombination für Studierende der Regional-, Sprach- und Literaturwissenschaften zur Verfügung. Sinologie nimmt zumeist einen Umfang von rund 60 ECTS-Punkten ein. Im Fokus steht die Ver-mittlung von Grundkenntnissen in Sprache und Landeskunde.

Studiengänge mit integriertem China-Schwerpunkt werden vornehmlich für Wirtschaftswis-senschaftler angeboten. An Universitäten entstehen diese Studiengänge unter anderem durch eine Kooperation zwischen sinologischen Lehrstühlen und wirtschaftswissenschaftlichen Fakul-täten. Auch einige Hochschulen ohne Promotionsrecht ermöglichen Wirtschaftswissenschaftlern, ihr Studium um eine Regionalkompetenz für Ostasien bzw. für China zu ergänzen. Allen voran die Hochschulen in Ludwigshafen, Bremen und Konstanz.

Abbildung 13

Quelle: Destatis

© M

ERIC

S

Entwicklung der Studienanfänger in Sinologie, Koreanistik und Japanologie im Vergleich (2007–2017)

Japanologie Sinologie Koreanistik

1.200

1.000

600

200

800

400

0WS

07 / 08WS

08 / 09WS

09 / 10WS

10 / 11WS

11 / 12WS

12 / 13WS

13 / 14 WS

14 / 15WS

15 / 16WS

16 / 17

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58 | MERICS | CHINA MONITOR

Es gibt an deutschen Hochschulen zahlreiche Optionen, Vorlesungen und Module zu besuchen, die einen ausgewiesenen Chinabezug haben. Häufig steht das Vorlesungsangebot der sinologischen und ostasienwissenschaftlichen Institute anderen Studierenden offen. Einzelne Studiengänge

Abbildung 14

Kapitel 5

© M

ERIC

S

Chinabezogene Studiengänge mit Bezug zur Wirtschaft an Hochschulen ohne Promotionsrecht

Anbieter StudiengangB.A./ M.A.

FachdisziplinSprach-

kompetenzChina-

Aufenthalt

Hochschule Konstanz

Wirtschaftssprachen Asien und

Management ChinaB.A. Wirtschaft

Ja (GeR B2/ C1)

Integriert;1 Jahr

Internationales Management Asien –

ChinaM.A. Wirtschaft Nein

Empfohlen;6 Monate

Hochschule Bremen

Industrial Management and Engineering China

B.A.

Wirtschaft,Ingenieur-

wissenschaf-ten

JaIntegriert;6 Monate

Hochschule Ludwigshafen

am Rhein

International Business

Management East Asia – China

B.A. WirtschaftJa

(HSK Level 4)Integriert;

1 Jahr

Westsächsische Hochschule

Zwickau

Languages and Business

Administration – ChinaB.A. Wirtschaft

Ja (GeR B1)

Integriert;1 Jahr

Languages and Business

Administration German – Chinese

M.A. WirtschaftJa

(HSK Level 5)Integriert;

1 Jahr

Hochschule für Wirtschaft und

Recht Berlin

Chinese-European Economics and

Business StudiesM.A. Wirtschaft Ja

Integriert;6 Monate

Hochschule Hannover

Bachelor Plus B.A.

Ingeni-eurs-wis-

senschaften, Informatik,

Elektrotechnik

Ja(Grund-

kenntnisse)

Integriert;1 Jahr

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| 59MERICS | CHINA MONITOR

Vermittlung von China-Kompetenz an Hochschulen

und Lehrstühle integrieren auch regelmäßig länderbezogene Module in das Vorlesungsangebot. Insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften sollen die Studierenden so auf die Begegnung mit Vertretern dieser Kulturkreise im Geschäftsleben vorbereitet werden. Neben den USA und Brasilien gehört auch China zum festen Bestandteil solcher Angebote.

Als ZusatzqualifikationFür Studierende bemisst sich der Wert von Zusatzqualifikationen vor allem daran, dass sie nach-weisbar sind. Zertifikate und oder sogenannte Label bieten an China interessierten Studierenden einen Anreiz, zusätzlich zu ihrem eigentlichen Studienfach eine China-Kompetenz zu erwerben.93 Die Angebote ermöglichen es Studierenden, über mehrere Semester verteilt chinabezogene Ver-anstaltungen zu belegen. Für den Erwerb der Zertifikate sind etwa 30 ECTS-Punkte erforderlich, womit dieses Format in etwa den Umfang eines Nebenfachs hat. Fachfremde Studierende sollen so Grundkenntnisse der chinesischen Sprache erwerben und eine Einführung in die Landeskunde und Kultur Chinas erhalten. Ein Auslandsaufenthalt wird für einige Zertifikate vorausgesetzt. An-geboten werden diese unter anderem von der Sinologie in Würzburg und vom Landessprachenin-stitut der Ruhr-Universität Bochum. Sie stehen allen Studierenden der Universität und auch der umliegenden Hochschulen offen. Das China Center der TU Berlin bietet seit kurzem ein Zertifikat mit dem Namen „China-Master-Label“ für angehende Wirtschaftsingenieure an. Es ist geplant, dieses langfristig auf weitere Studiengänge auszuweiten.94 Ein China-Zertifikat ist auch in Bay-ern in Planung. Das Bayrische Hochschulzentrum für China (BayCHINA) ist hierbei federführend.95

5.4 DOPPELABSCHLUSSPROGRAMME

China gehört zu den Ländern außerhalb Europas, mit denen deutsche Hochschulen besonders viele Doppelabschlussprogramme anbieten. Derzeit gibt es mindestens 44 deutsch-chinesische Kooperationsvereinbarungen.96 Diese bestehen zu mehr als 70 Prozent in den Bereichen Ingeni-eur- und Bauingenieurwissenschaften sowie Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftswis-senschaften.

Doppelabschlussprogramme (siehe Abbildung 15) sind insbesondere unter Studierenden der MINT-Fächer beliebt, die ansonsten laut Hochschulvertretern ein geringeres Interesse an frem-den Kulturen und Sprachen zeigen. In den meisten Fällen waren die Doppelabschlussprogramme anfänglich allein für chinesische Studierende gedacht. Viele Partnerschaften haben nachträglich eine Programmschiene für deutsche Studierende hinzugefügt. Was die Doppelabschlussprogram-me für deutsche Studierende attraktiv macht, ist zum einen die Reputation von chinesischen Eli-teuniversitäten wie der Peking Universität oder auch der Tongji Universität in Shanghai.97 Hinzu kommt, dass diese Programme stark institutionalisiert und für die Studierenden mit geringem or-ganisatorischem Aufwand verbunden sind.

Eines der umfangreichsten deutsch-chinesischen Hochschulprojekte, die Chinesisch-Deut-sche Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW) an der Tongji Universität in Shanghai, wurde 2004 gegründet. Träger sind die Tongji Universität sowie das Deutsche Hochschulkonsor-tium für Internationale Kooperationen (DHIK), dem 27 deutsche Hochschulen angehören. 2016 erlangten insgesamt 93 chinesische und 27 deutsche Studierende einen Doppelabschluss an der CDHAW.98 Das Chinesisch-Deutsche Hochschulkolleg (CDHK) ist ebenfalls an der Tongji Universität in Shanghai angesiedelt. Seit 1998 werden dort Studiengänge nach deutschem Vorbild für chine-sische Studierende angeboten, die neben den fachlichen Modulen Kurse zur deutschen Sprache und Kultur beinhalten. Mittlerweile hat das CDHK auch Angebote für deutsche Studierende. Unter anderem im Rahmen der elf Doppelmasterabkommen, die das CDHK zurzeit mit deutschen Hoch-schulen unterhält. Seit 2015 werden deutschen Studierenden neben den deutsch- und englisch-sprachigen fachlichen Modulen auch chinabezogene Veranstaltungen angeboten.99

Doppelabschluss-programme sind insbesondere unter Studierenden der MINT-Fächer beliebt

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5.5 SPRACHE: UNTERSCHIEDLICHE STANDARDS AN DEN HOCHSCHULEN

Es ist schwierig, eine generelle Einschätzung zu formulieren, welche Sprachkompetenzen an deutschen Hochschulen erlangt werden. Die Sprachausbildung fällt von Hochschule zu Hochschu-le unterschiedlich aus. In den Prüfungsordnungen finden sich jeweils Angaben zu den Semester-wochenstunden und Qualifikationszielen der einzelnen Sprachmodule.

Studiengänge der Kategorie 1 haben während des Studiums in Deutschland die umfang-reichste Sprachausbildung. Hierzu zählt auch der sechssemestrige Bachelor Sinologie/China Stu-

Abbildung 15

Kapitel 5

Quelle: DAAD

© M

ERIC

S

DAAD-geförderte Doppelmasterabschlüsse im Hochschuljahr 2016–2017

Partner ChinaPartner

DeutschlandFakultät/ Institut

Studiengang

College of Architecture & Urban Planning

TU Berlin Architektur Urban Design

Ji Nan UniversityRuhr-Universität

Bochum

Anatomie und Molekulare

Embryologie

Stammzellen und Regenerative Medizin

Nanjing University

FU Berlin GeowissenschaftenEnvironmental Earth

Sciences

Shanghai Jiaotong

UniversityTU Berlin

Elektrotechnik und Informatik

Elektrotechnik

Tianjin Foreign Studies

University

Westsächsishe Hochschule Zwickau

Angewandte SprachenLanguages and Business

Administration (German-Chinese)

Tongji Universität Shanghai

HU Berlin RechtswissenschaftRechtsvergleichende

Studien China

Ruhr-Universität Bochum

GeographieTransformation of Urban Landscapes

Rheinische Friedrich-Wilhelms-

Universität Bonn

SinologieChinesische und deutsche Sprache und Translation

Universität Konstanz

RechtswissenschaftRechtsvergleichende

Studien China

Universität Nanjing

Georg-August-Universität Göttingen

RechtswissenschaftChinesisches Recht und

Rechtsvergleichung

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| 61MERICS | CHINA MONITOR

Vermittlung von China-Kompetenz an Hochschulen

dies an der Universität Tübingen, der einen einsemestrigen Aufenthalt in Peking vorsieht. Am Ende des Bachelorstudiums sollen Studierende Sprachkenntnisse erreichen, die dem Niveau B2 des GeR entsprechen.100

Die Masterstudiengänge in Sinologie umfassen vier Semester, wovon drei für weitere Sprachkurse und inhaltliche Module und ein Semester für das Schreiben der Masterarbeit vor-gesehen sind. Den Studierenden wird eine weitere Vertiefung der Sprachkenntnisse durch Kurse in Deutschland und eventuelle Forschungsaufenthalte in China angeboten. Konkrete Sprachni-veauziele werden nicht formuliert. Weniger als ein Drittel der Studierenden im Bachelor Sinologie streben einen Masterabschluss im selben Fach an.101 Die Anzahl von Studierenden, deren Sprach-niveau über B2 (GeR) hinausgeht, ist somit gering.

Vorkenntnisse der chinesischen Sprache sind keine explizite Anforderung, um sich in einen Studiengang der Fachrichtung Sinologie oder Chinastudien in Deutschland einzuschreiben. An den meisten Standorten wird jedoch das Sprachniveau zu Beginn des Studiums getestet. Wer über Vorkenntnisse verfügt, kann entsprechende Fortgeschrittenenkurse besuchen.102

Bei den Studiengängen der Kategorien 2 und 3 ist die Sprachausbildung aufgrund der ande-ren Schwerpunktsetzung weniger umfangreich. Eine Schlüsselfunktion beim Spracherwerb spie-len deshalb China-Aufenthalte. Diese werden den Studierenden zwar empfohlen, jedoch sind sie nur selten im Curriculum verankert. Hierdurch kann das tatsächlich erworbene Sprachniveau stark schwanken.

Fachfremde Studierende nehmen Chinesisch-Sprachkurse in erster Linie wahr, um sich auf bevorstehende Aufenthalte im Land vorzubereiten. Ihr Sprachniveau geht selten über Grund-kenntnisse hinaus. Hochschulen, die nur vereinzelt Studierende nach China entsenden oder kei-ne Sinologieeinrichtung vorweisen, bieten zumeist höchstens Anfängerkurse auf GeR A1- und A2-Niveau an. Die Nachfrage nach den Kursen variiert stark. An einigen Standorten müssen sich Hochschulen zusammenschließen, um überhaupt eine Mindestanzahl an Teilnehmern für die Sprachkurse zusammenzubekommen.103 Andere Hochschulen wiederum berichten über eine so hohe Nachfrage, dass die Plätze bei weitem nicht ausreichen.104

Ein langfristiger Spracherwerb scheitert in den meisten Fällen an der fehlenden Motivation bzw. dem Mangel an Anreizen. Mit dem Schwierigkeitsgrad steigt auch der Arbeitsaufwand für die Sprachkurse. Um die Studierenden dennoch für eine Fortführung zu motivieren, sind Vertreter von Hochschulen neue Wege gegangen. Sie berichten, dass sie sehr positive Erfahrungen damit gemacht haben, für Sprachkurse ECTS-Punkte anzurechnen oder diese als Wahlfach in das Curri-culum von Studiengängen zu integrieren.105

Eine Schlüssel-funktion beim Spracherwerb spielen China-Aufenthalte

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5.6 AUSLANDSAUFENTHALT – STUDIEREN IN CHINA

Die Zahl deutscher Studierender, die sich für einen Aufenthalt in China entscheiden, stagnierte in den letzten drei Jahren bei rund 8000. Frankreich hat seit Jahren einen höheren Anteil an Aus-tauschstudenten in China als Deutschland. 2016 studierten laut der Statistik des chinesischen Bildungsministeriums 10.414 Franzosen und 8145 Deutsche in der Volksrepublik.106 China rangiert als Zielland für deutsche Studierende weiterhin deutlich hinter den USA, Großbritannien, Frank-reich und Spanien. Darüber hinaus sind die Aufenthalte in der Regel kurz. Nur wenige absolvieren einen ganzen Studiengang in China. Beliebt sind ein- bis dreiwöchige Exkursionen, Sommerschu-len und Sprachkurse. Sechs- bis zwölfmonatige Studienaufenthalte oder gar längere Phasen im Rahmen chinesisch-deutscher Studiengänge bleiben eine Seltenheit.

Weitere Einblicke in die Motivation von Studierenden, die sich für einen China-Aufenthalt entschieden haben, bietet eine Erhebung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DHZW). Für die Mobilitätsstudie 2015107 wurden Studierende gebeten, ihre Gründe für die Wahl des Gastlan-des anzugeben. Eine überwältigende Mehrheit der Befragten (92%) gab an, China ausgewählt zu haben, um die Kultur kennenzulernen. China sticht hier gegenüber anderen Ländern wie den USA, Großbritannien und Frankreich heraus. Gespräche mit Vertretern von Fachschaften bestätigen, dass es bei Studierenden momentan im Trend liegt, außereuropäische Kulturen kennenlernen zu wollen. Insbesondere Asien als Kontinent strahlt offensichtlich eine große Anziehungskraft aus. Im Fokus der Studierenden steht es dabei, das Land zu sehen, aber nicht, es in der Tiefe zu verste-hen.108 Eine Verbesserung der Karrierechancen in Deutschland war für 68 Prozent der Befragten besonders wichtig. Für kein anderes Gastland war dieses Motiv so wichtig wie für China. 34 Pro-zent der China-Rückkehrer gaben an, dass die Aussicht auf eine spätere Berufstätigkeit in China die Wahl des Gastlandes beeinflusst habe.

Abbildung 16

Kapitel 5

Quelle: Chinese Ministry of Education109, Statistisches Bundesamt

© M

ERIC

S

Entwicklung von China-Aufenthalten deutscher Studierender (2004–2016)

Anzahl Studierende Anteil an Auslandsaufenthalten, in %

Anz

ahl S

tudi

eren

de

Ant

eil,

in P

roze

nt6.000

5.000

3.000

1.000

4.000

2.000

0

8.000

9.000

7.000

6

5

3

1

4

2

0

8

9

7

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

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Vermittlung von China-Kompetenz an Hochschulen

Vor diesem Hintergrund erhalten berufsbezogene China-Aufenthalte für Studierende eine noch größere Bedeutung. Die Option, Praktika in China absolvieren zu können, scheint ein aus-schlaggebendes Kriterium zu sein. Umso dringlicher ist es, dass regulatorische Herausforderungen wie Visafragen gelöst werden.

Abbildung 17

INFOBOX: STUDIERENDE VON MINT-FÄCHERN FÜR CHINA BEGEISTERN

Studierende technischer und naturwis-senschaftlicher Studiengänge gehen ver-gleichsweise selten ins Ausland – mit Aus-nahme der angelsächsischen Länder. Diese Studierenden für Aufenthalte in China zu gewinnen, ist eine Herausforderung, wie das Beispiel der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena (EAH) zeigt. Seit vielen Jahren unter-hält die EAH eine aktive Partnerschaft mit der Tongji Universität in Shanghai. 2016 konnte sie jedoch keinen Studierenden der Ingenieurwissenschaften finden, der einen Auslandsaufenthalt in Shanghai absolvie-ren wollte.110 Auch andere Hochschulen, die besondere China-Angebote haben, berich-ten von geringem Interesse der Studieren-den.111

Ein anderes Bild zeigt sich bei der Partnerschaft zwischen der RWTH Aachen und der Tsinghua Universität in Peking. Seit 2001 werden gemeinsame englischspra-chige Masterstudiengänge in „Production Engineering“ und „Automotive Engineering“ angeboten, die auf wachsendes Interesse stoßen. Die ursprünglichen Austausch-zahlen wurden für das Wintersemester 2016/2017 von 30 auf 45 Studierende er-höht und sollen langfristig auf 60 ausge-baut werden. Hochschulvertreter betrach-ten den guten Ruf der Partnerhochschule, die hoch institutionalisierte Kooperation, den engen Kontakt mit der chinesischen Seite sowie die Mundpropaganda unter den Aachener Studierenden als Erfolgsrezept.112

Quelle: DAAD/ DZHW Mobilitätsstudie 2015

© M

ERIC

S

Gründe deutscher Studierender für die Auswahl des Ziellandes für AuslandsaufenhalteKennenlernen der Kultur bei China im Vordergrund

Zielland

China USA GBR FRA

Wunsch, die Kultur des Gastlandes Kennenzulernen

92 % 72 % 65 % 75 %

Verbesserung der Karrierechancen in Deutschland

68 % 58 % 55 % 26 %

spätere Berufstätigkeit im Gastland geplant

34 % 22 % 22 % 20 %

Möglichkeit, besondere (fachliche) Qualifikationen zu erwerben

38 % 37 % 51% 28 %

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5.7 HÜRDEN BEIM FACHSTUDIUM IN CHINA

Fehlende Sprachkompetenz ist eine der größten Hürden, denen sich deutsche Studierende an chi-nesischen Hochschulen gegenübersehen. Zumeist reichen die Chinesisch-Kenntnisse nicht aus, um Kursen auf Chinesisch zu folgen, weshalb das reguläre Kursangebot für deutsche Studierende an chinesischen Hochschulen generell keine Option ist. Interviews mit Förderorganisationen, Ab-solventen und Berufspraktikern ergaben, dass die Zahl der deutschen Studierenden, die derzeit Fachkurse in China besuchen, verschwindend gering ist.113 Die Anzahl derjenigen, die einen Ab-schluss in einem lediglich auf Chinesisch angebotenen Fach ablegen, bewegt sich Schätzungen zufolge im niedrigen zweistelligen Bereich.114

Auch die Anrechnung von Prüfungsleistungen gestaltet sich für Kursangebote in chinesi-scher Sprache deutlich schwieriger als für englischsprachige Kurse. Kursinhalte und -umfang müssen nachweislich mit den in Deutschland erbrachten Leistungen vergleichbar sein. Dies führt dazu, dass trotz langjähriger Partnerschaften mit hervorragenden Universitäten in Festlandchina Plätze für Studienaufenthalte in Hongkong allein aufgrund des umfangreichen englischsprachi-gen Kursangebotes stärker nachgefragt werden. Eine Hochschule berichtete, dass sich auf fünf Plätze in Hongkong im Schnitt 65 Studierende bewerben, während für renommierte Universitäten in Festlandchina mit Standort in Shanghai oder Peking gerade mal halb so viele Bewerbungen eingereicht werden.115

Um das Interesse der Studierenden für China zu stärken, suchen einige Hochschulen nach Partneruniversitäten, die fachbezogene Kurse auf Englisch anbieten.116 Für wirtschaftswissen-schaftliche Fächer wie International Business und Management ist dies weniger problematisch. In anderen Fächern gestaltet sich die Suche dagegen äußerst schwierig. Ein zweiter Ansatz besteht darin, die Sprachkompetenz der deutschen Studierenden auf ein Niveau zu bringen, damit sie an Kursen teilnehmen können, die auf Chinesisch unterrichtet werden. Dies ist derzeit nicht realis-tisch, denn – wie oben bereits ausgeführt – Chinesisch ist schwer zu erlernen und der Zugang zu der Sprache müsste möglichst bereits in der Schule erfolgen.

Die Anrechnung von Prüfungs-leistungen gestaltet sich für chinesisch-sprachige Kursangebote deutlich schwieriger als für englischsprachige

Kapitel 5

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| 65MERICS | CHINA MONITOR

Vermittlung von China-Kompetenz an Hochschulen

Karte 18

Source: MERICS research

© M

ERIC

S

China als Kooperationspartner in Forschung und LehreDeutsche Universitäten und Hochschulen mit China-Studien oder zahlreichenKooperationsvereinbarungen mit chinesischen Partnern

Ausrichtungen der China-Studien Gesellschaftswissenschaften und Geschichte Wirtschaft und Technologie Kultur- und Geisteswissenschaften Recht

69 Anhalt H

26 Karlsruhe U KIT

21 Aachen TH

20 Dresden TU10 Leipzig HHL

20 Kassel U

20 München TU

19 Mainz U

17 Stuttgart U

16 Mannheim U

16 Vallendar WHU

15 Ilmenau TU

14 Cottbus- Senftenberg TU

14 Osnabrück U

14 Siegen U

13 Clausthal TU

13 Magdeburg U

12 Bayreuth U

12 Braunschweig TU

12 Stuttgart DH

Bremen U

11 Freiberg TU

11 Hamburg TU

11 Wuppertal U

10 Chemnitz TU

10 Darmstadt TU

10 Jena U

10 Wiesbaden EBS

Bochum U

Duisburg-Essen U

Münster U

Bremen H

Hamburg U

Hannover H

Trier U

Frankfurt U

Freiburg U

Ludwigshafen H

Tübingen U

Würzburg U

Heidelberg U

Berlin FU

Leipzig U

Berlin HWR Berlin HU

Göttingen U

München U

Köln U

Bonn U

Konstanz HS

Zwickau H

34 Berlin TU

Standorte mit zehn oder mehr Kooperationsvereinbarungen

11

Erlangen-Nürnberg U 13

19

19

14

16

14

23

12

11

12

20

28

15

17

21

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66 | MERICS | CHINA MONITOR

5.8 AUFBAU VON CHINA-KOMPETENZ IN DER (HOCHSCHUL-)VERWALTUNG

Allein aufgrund der großen Zahl chinesischer Studierender haben Verwaltungsmitarbeiter der deutschen Hochschulen häufig viele Berührungspunkte mit China. Den intensivsten Kontakt pfle-gen jene, die in den internationalen Büros der Hochschulen tätig sind. Sie sind maßgeblich an der Ausgestaltung der Hochschulkooperation mit China beteiligt oder für die Betreuung der chinesi-schen Studierenden und Wissenschaftler in Deutschland zuständig. Hier gibt es großen Bedarf an interkulturellen Kompetenzen und grundlegenden Sprachkenntnissen, um die Kommunikation mit Chinesen zu verbessern.121 Aber auch Kenntnisse des chinesischen Rechts sind zunehmend gefordert, wenn es beispielsweise um einmalige gemeinsame Veranstaltungen oder langfristige Kooperationsvereinbarungen geht.122

Zum Beispiel gibt es beim Personal der Studierendenwerke großen Bedarf an China-Kompe-tenz. Vor allen Dingen besteht der Wunsch, Einblicke in die chinesische Kultur zu erhalten, um das Verhalten der Studierenden besser zu verstehen und sie bei der Eingewöhnung in Deutschland zu unterstützen. Da interkulturelle Kompetenz grundsätzlich ein wichtiges Thema für Studenten-werke ist, werden jährlich Mitarbeiterseminare und Weiterbildungen zu diesem Thema organisiert. Von 2002 bis 2011 gab es zudem einzelne Länderseminare speziell über China. Chinakundige ex-terne Referenten vermittelten Seminarinhalte, die auf die Belange der Mitarbeiter zugeschnitten waren. Unter anderem informierten sie über Chinas Bildungssystem und Lernkultur.

Als Reaktion auf den wachsenden Bedarf an China-Kompetenz, wurde von 2010 bis 2015 das „China-Traineeprogramm an deutschen Hochschulen – Deutsch-Chinesische Kooperation für Student Affairs“ von der Robert Bosch Stiftung und den deutschen Studierendenwerken initiiert. Das Programm ermöglichte es insgesamt 50 Nachwuchskräften, die Verwaltungsmitarbeiter an chinesischen Universitäten sind, für jeweils sechs Monate an Beratungs- und Serviceeinrichtun-gen deutscher Hochschulen zu hospitieren.123 Während dieser Zeit waren die Trainees dazu an-gehalten, eigene Projekte zu entwickeln, um die Integration chinesischer Studierender zu fördern und Studierende an deutschen Hochschulen für kulturelle Unterschiede zu sensibilisieren.

Um an dem Traineeprogramm teilnehmen zu können, mussten die Teilnehmer gute Deutsch-kenntnisse vorweisen. Dieser Faktor hat entscheidend zum Erfolg des Programms beigetragen, da Barrieren zwischen den Trainees einerseits und den Mentoren und deutschen Kollegen an-dererseits gesenkt wurden.124 Die chinesischen Trainees waren nachhaltig am Aufbau von Chi-na-Kompetenz an deutschen Hochschulen und Studierendenwerken beteiligt. Zurück in China nutzen sie ihr erworbenes Wissen, um chinesische Studierende auf den Deutschland-Aufenthalt vorzubereiten.

INFOBOX: CHINESISCHE STUDIERENDE IN DEUTSCHLAND

Seit mehr als zehn Jahren bilden chinesische Studenten die mit Abstand größte Gruppe der Bildungsausländer.117

Erhebungen des DAAD und DZHW

haben ergeben:118 Während 2004 le-diglich 24.095 Chinesen in Deutsch-land studierten, stieg ihre Zahl 2017 auf 34.997 – ein jährlicher Zuwachs von durchschnittlich 2,7 Prozent.119

Laut einer Umfrage im Jahr 2016 stre-ben rund 93 Prozent der chinesischen Studierenden einen Bildungsabschluss in Deutschland an.120

Der Großteil der chinesischen Gast-studierenden belegt MINT-Fächer, was von deutschen Hochschulen und Unternehmen sehr begrüßt wird. Diese sehen hier die Chance, mit gut ausgebildeten chinesischen Absolventen gegen den Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft anzugehen. Da die chinesischen Absolventen sich durch das Studium in Deutschland eine Deutsch-land-Kompetenz aneignen, können sie sich auch besser in die deutsche Unternehmens-kultur einfinden und möglicherweise sogar als Brücke zwischen den Kulturen wirken.

Kapitel 5

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Vermittlung von China-Kompetenz an Hochschulen

Verwaltungspersonal in Maßnahmen zur Förderung von China-Kompetenz einzubeziehen, hat sich in manchen Projekten bezahlt gemacht. Bei der Vertiefung der Kooperation der Hoch-schule für Musik Trossingen mit der Tongji Universität erwies sich die Öffnung der Sprachkurse für Verwaltungspersonal als sehr hilfreich. Die Teilnahme am Sprachkurs wurde auf die Arbeits-zeit angerechnet. Gefördert wurde diese Zusammenarbeit im Rahmen des Förderprogramms Ba-den-Württemberg Plus.125

In einem sind sich die Vertreter deutscher Hochschulen, die für die Kooperation mit China zuständig sind, einig: Die Resultate ihrer Bemühungen sind noch nicht zufrieden-stellend. Chinesische Studierende kommen zwar in großer Zahl nach Deutschland, Deut-sche für China zu begeistern, scheitert dagegen häufig an mangelndem Interesse.126

Neue Studiengänge oder Kurseinheiten mit Chinabezug zeigen wenig Wirkung. Ausnahmen sind an Hochschulstandorten zu finden, die langfristige institutionel-

le Partner in China gefunden haben. Die Auswahl geeigneter Partner auf chinesischer Sei-te sowie die Anbahnung und vertragliche Festlegung von Kooperationen ist aber für Hochschulen eine der größten Herausforderungen. Hochschulvertreter berichten, dass formale Ab-sichtserklärungen mit chinesischen Hochschulen oft nicht in eine aktive Partnerschaft münden.127

Auch das Kursangebot in China entspricht oft nicht den Qualitätsanforderungen der deutschen Partner.

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6. Forschungskooperation mit China

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6. Forschungskooperation mit China

HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle: Forschungsrelevante Rechtsfragen (beispielsweise Patentrechte, Schutz persönlicher Daten) und Fragen des Umgangs mit politischer Einflussnah-me auf Forschungsprojekte beschäftigen viele Forscher in der Zusammenarbeit mit China. Eine Anlaufstelle, die systematisch Informationen über schwierige Fälle sammeln und auswerten würde, könnte Wissenschaftler und Verwaltungsmitarbeiter von Forschungseinrichtungen er-heblich entlasten.

Kommunikation mit übergeordneten Institutionen: Einzelne Forschungsorganisationen können manche Probleme der Zusammenarbeit gegenüber chinesischen Partnern oft alleine nicht lö-sen. Die bereits jetzt häufig praktizierte politische Flankierung durch Ministerien wie BMBF, AA oder andere übergeordnete Behörden sollte verstärkt werden.

Ad-hoc-Workshops für Forschungsvertreter: Empfehlenswert ist ein Austausch über Heraus-forderungen und eine Diskussion von Best-Practice-Modellen. Ergebnisse dieser Workshops sollten dokumentiert und auf Anfrage deutschen Forschungsakteuren zugänglich gemacht werden.

Einrichtung und quartalsweise Aktualisierung eines „Online-Wegweisers“: Dieser könnte, an zentraler Stelle angesiedelt, praktische Hinweise zum Thema Forschungskooperation mit China geben. Der (ggfls. passwortgeschützte) Informationspool könnte zum Beispiel rechtliche Rah-menbedingungen für deutsche Akteure in China, Standardinhalte von Kooperationsverträgen mit chinesischen Partnern oder Informationen zu Entwicklungen in einzelnen Forschungsge-

ZENTRALE BEFUNDE

Im Forschungsbereich gehört China in-zwischen zu Deutschlands wichtigsten Partnern. Für die verschiedenen deut-schen Forschungseinrichtungen hat Chi-na in nahezu allen wissenschaftlichen Disziplinen an Bedeutung gewonnen.

Im weltweiten Vergleich war China 2015 nach den USA das beliebteste Zielland für deutsche Wissenschaftler. Sprachli-che und kulturelle Unterschiede stellen jedoch – wie in anderen Berufsfeldern – auch in der Forschungskooperation häu-fig eine große Hürde dar.

Die Mehrzahl der Forscher mit Chine-sisch-Kenntnissen bezeichneten Sprach-kenntnisse als unabdingbar für eine er-folgreiche Kooperation. Viele deutsche Wissenschaftlerteams holen sich aber

lieber chinesische Muttersprachler ins Team, statt selbst Sprachkompetenz auf-zubauen.

Wissen über das chinesische For-schungs- und Hochschulsystem ist es-sentiell für erfolgreiche und nachhaltige Forschungskooperationen. Befragte Wissenschaftler wünschen sich mehr In-formation sowie einen Anlaufpunkt für Problemstellungen, die nicht individuell angegangen werden können.

Bei Forschern, die noch keine Kontakte zu China haben, gibt es weiterhin Berüh-rungsängste: Für Verunsicherung sorgen unter anderem Fälle von ungewolltem Wissensabfluss. Sozial- und Geisteswis-senschaftler sorgen sich um politische Einflussnahme von Seiten Chinas.

Kapitel 6

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72 | MERICS | CHINA MONITOR

bieten in China verfügbar machen. Bessere Vernetzung und maßgeschneiderte Angebote für deutsche Nachwuchswissenschaft-

ler: Kompaktseminare für Nachwuchswissenschaftler, die an einem Projekt mit China-Bezug teilnehmen, könnten eine attraktive Lösung darstellen, um ihre China-Kompetenz zu erhöhen. Inhalte wären neben Fakten zum chinesischen Forschungssystem eine kurze Einführung zu rechtlichen Fragen und ein anschlussfähiger Anfängerkurs Chinesisch.

6.1 CHINA ALS WICHTIGER PARTNER IN DER FORSCHUNG

Im Bereich Forschung und Entwicklung gehört China inzwischen zu den wichtigsten internationa-len Partnern Deutschlands. Die Bundesrepublik und die Volksrepublik begehen 2018 das 40. Jubi-läum der Unterzeichnung des Abkommens über die wissenschaftlich-technologische Zusammen-arbeit. Ausgehend von Kooperationen und Vereinbarungen einzelner Forschungseinrichtungen, die im Falle der Max-Planck-Gesellschaft noch weiter zurückliegen, steht die Zusammenarbeit seit Jahrzehnten auf einem breiten Fundament von Projekten und langfristigen Vereinbarungen in na-hezu allen wissenschaftlichen Disziplinen.

Die Inhalte und Schwerpunkte der Kooperation haben sich über die Jahre gewandelt. Insbe-sondere die Kooperationspartner auf chinesischer Seite sind anspruchsvoller und selbstbewuss-ter geworden, die Qualität in der Forschung ist deutlich gestiegen. Einerseits haben chinesische Institute großes Interesse an der deutschen Spitzenforschung, andererseits will man den Aus-tausch mit Deutschland nicht mehr als Einbahnstraße verstanden wissen. Zudem hat China sich in verschiedenen Disziplinen an die Spitze hochgearbeitet und verfügt vielerorts über erstklassige Laboreinrichtungen.

Von deutscher Seite bietet sich China als Forschungsgegenstand und Erprobungsfeld an, sowohl für neue technologische Entwicklungen als auch für sozialwissenschaftliche Feldexperi-mente. Hierzu gehören der Städtebau, neue Transportsysteme sowie die Beseitigung von nega-tiven Folgen einer schnellen Industrialisierung (beispielsweise durch Bodensanierung). Vertreter der deutschen Industrie unterstützen aktiv diese Zusammenarbeit, warnen jedoch auch vor Wis-sens- und Technologieabfluss. Im Maschinen- und Anlagenbau oder bei der Fabrikplanung un-terstützt die deutsche Industrie beispielsweise die Kooperation mit China, zugleich verfolgt sie kritisch Chinas Fortschritte im Bereich Industrie 4.0.

Eine Übersicht der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten laufen-den Forschungsprojekte (Abbildung 19), die nur einen Teil der deutsch-chinesischen Projekte ausmachen, unterstreicht, wie sehr China für deutsche Forschungseinrichtungen an Bedeutung gewonnen hat. Vertreter der großen Forschungsorganisationen und der DAAD richteten bereits in den neunziger und frühen 2000er Jahren Büros in China ein (siehe Infobox).

Als Indikator für die Intensität der Zusammenarbeit lässt sich die Anzahl gemeinsamer Publi-kationen von Forschern an deutschen und chinesischen Einrichtungen in Fachjournalen anführen. Von 2003 bis 2016 sind diese beinahe um das Fünffache auf 6419 Veröffentlichungen gestie-gen.128 Noch kooperieren zwar deutsche und US-Autoren viel häufiger (21.500 Veröffentlichun-gen), doch das Potential für weiteren Ausbau ist hier klar begrenzt.

Dieses Kapitel untersucht den Stand der China-Kompetenz in der Forschungszusammenar-beit und versucht zu eruieren, welchen spezifischen zusätzlichen Bedarf es in diesem Bereich noch gibt.

Von 2003 bis 2016 verfünffachten sich ge-meinsame Publikationen deutscher und chinesischer Forscher in Fachjournalen

Kapitel 6

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| 73MERICS | CHINA MONITOR

6.2 CHINA ALS ZIELLAND FÜR DEUTSCHE WISSENSCHAFTLER

Mit dem Stellenwert Chinas in der Forschung wachsen auch die Anreize für deutsche Wissenschaftler, sich mit dem Land auseinanderzusetzen. Erhebungen des DAAD und des DZHW zur Internationalität von Forschung in Deutschland ergaben, dass 2015 insgesamt 704 deutsche Wissenschaftler einen Aufenthalt in China absolvierten. Im weltweiten Vergleich war China nach den USA das beliebteste Zielland für deutsche Wissenschaftler und überholte zum ersten Mal Russland und Großbritannien. Wissenschaftler aus den Geisteswissenschaften stellten mit 227 Akademikern die größte Gruppe. Auf Platz 2 lagen die Ingenieurswissenschaften (176). Damit war China für Ingenieurwissenschaftler 2015 mit Abstand das weltweit beliebteste Gastland (siehe Abbildung 21).129

Eine neuere Entwicklung ist die Rekrutierung deutscher Spitzenforscher für staatliche Forschungseinrichtungen in China. Die Angebote umfassen finanzielle Anreize sowie personell und technisch gut ausgestattete Labore. Flexible Anwesenheitsmodelle erlauben den Forschern meist, den Großteil ihrer Tätigkeit in Deutschland zu verrichten.130

Abbildung 19

INFOBOX: AKTEURE DER DEUTSCHEN FORSCHUNGSLANDSCHAFT MIT BÜROS IN CHINA

Akteur Einrichtung in China seit Standort

DAAD DAAD-Außenstelle Peking 1994 Beijing

Fraunhofer Gesellschaft Fraunhofer Representative Office 1999 Beijing

Deutsche Forschungs-gemeinschaft (DFG)

Chinesisch-Deutsches Zentrum für Wissenschaftsförderung

2000 Beijing

Helmholtz-Gemeinschaft

Helmholtz-Büro 2003 Beijing

Hochschulen Mindestens 15 Einrichtungen unter-halten ein Vertretungsbüro in China

Beijing, Nanjing, Shanghai, Suzhou

Forschungskooperation mit China

Quelle: Eigene Erhebungen

Quelle: DFG GEPRIS Datenbank – Abfrage 4. Februar 2018

© M

ERIC

S

Laufende DFG-geförderte Projekte mit China-Bezug nach Organisationen (Februar 2018)

Leibniz-Gemeinschaft

Akademien der Wissenschaften

Bundesforschungseinrichtungen

Fraunhofer-Gesellschaft

Helmholtz-Gemeinschaft

Hochschulen ohne Promotionsrecht/ Fachhochschulen

Landesforschungseinrichtungen

Max-Planck-Gesellschaft

Musik- und Kunsthochschulen

Universitäten

132

5

116

12

32

1

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74 | MERICS | CHINA MONITOR

Abbildung 20

Abbildung 21

Kapitel 6

Quelle: DAAD, DZHW: „Wissenschaft Weltoffen 2017“

© M

ERIC

S

China auf Platz zweiDeutsche Gastwissenschaftler im Ausland nach wichtigsten Gastländern (2015)

Quelle: DAAD, DZHW: „Wissenschaft Weltoffen 2017“

© M

ERIC

S

China bei Ingenieurswissenschaften beliebter als andere LänderAufenthalte deutscher Forscher im Ausland nach Disziplinen (2015)

USA China Großbritannien Russische

Föderation Frankreich

Vereinigtes Königreich Vereinigte Staaten

Russische Föderation Frankreich

China

Kanada Italien Australien Polen Brasilien Andere

8.771

2.643 704

701

672

550

443

379352

363

Kunst, Kunstwiss.

Ingenieurwiss.

Agrar-, Forst- und Ernährungswiss.,

Veterinärmed.

Humanmedizin/Gesundheitswiss.

Mathematik, Naturwiss.

Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwiss.

Geisteswiss., Sport.

385

0 200 400 600 800

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| 75MERICS | CHINA MONITOR

6.3 KOOPERATIONSFORMATE UND -INHALTE

Die Akteure der deutschen Forschungslandschaft unterhalten zahlreiche Forschungsprojekte mit chinesischen Partnerinstitutionen.

Deutsche Forschungsgemeinschaft Die Anzahl der DFG geförderten Forschungsprojekte, die einen Bezug zu China aufwei-sen, schwankt leicht. Im Durchschnitt sind es rund 120 pro Jahr. 2017 wurden 14,8 Millionen Euro bewilligt.131 (Abbildung 21 zeigt, wie sich die Einzelprojekte auf verschiedenen Diszip-linen verteilen). Der Großteil der DFG-Bewilligungen entfällt auf Mittel für Forschungspro-jekte. Forschungsstipendien oder Stipendien im Rahmen des Emmy-Noether-Programms für Nachwuchswissenschaftler sind in den vergangenen Jahren kaum vergeben worden. Verglichen mit anderen Zielländern ist die Nachfrage danach sehr niedrig. China beteilig-te sich an zwei von der DFG geförderten internationalen Graduiertenkollegs (Stand 2016)132 und lag damit im internationalen Vergleich im Mittelfeld.

Helmholtz-Gemeinschaft Für die 18 Helmholtz-Zentren hat die Arbeit mit und zu China dagegen mittlerweile einen sol-chen Stellenwert erreicht, dass die Gemeinschaft für 2018 die Erarbeitung einer China-Stra-tegie angesetzt hat. Die Veröffentlichung ist für 2019 geplant. Seit 2012 fördert Helmholtz gemeinsam mit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) Projekte, von denen beide Seiten sich einen hohen gesellschaftlichen Nutzen erwarten. Gefördert wurden 2012 deutsch-chinesische Forschungsvorhaben in den Bereichen Erde und Umwelt, Gesund-heit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Verkehr, Luft- und Raumfahrt.133 Kooperationspartner sind an verschiedenen Universitäten in China zu finden. Einzelne Helm-holtz-Zentren wie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben aufgrund der engen Koope-ration in der Forschung sogar eigene Außenstellen in China eingerichtet.

Max-Planck-GesellschaftDie Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ist Trägerin einer Vielzahl von Forschungseinrichtungen im In- und Ausland. Die einzelnen Institute der Lebens-, Natur- und Geisteswissenschaften unterhalten seit langem intensive Beziehungen mit chinesischen Partnerorganisatio- nen. 2016 vereinbarte die MPG die Einrichtung des bislang einzigen Max-Planck- Centers in China am Institut für Biomedizin und Gesundheit der Chinesischen Akademie der Wis-senschaften in Guangzhou (Regenerative Biomedicine).134 Mittlerweile ist dieses eingerichtet.135

Die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern basiert in vielen Fällen auf sogenannten Max-Planck-Partnergruppen, die in einem gewissen Forschungsbereich, wie Materialforschung, Chemie oder Mathematik, zueinanderfinden. Nachdem anfangs in den Naturwissenschaften die Kooperation mit der CAS im Vordergrund stand, verstärkte die Gemeinschaft 2014 durch eine Absichtserklärung mit der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) auch ihr In-teresse an wissenschaftlicher Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Geistes-, Sozial- und Rechts-wissenschaften. Partnergruppen können mit einem Institut im Ausland eingerichtet werden, sofern herausragende Nachwuchswissenschaftler nach einem Forschungsaufenthalt an einem Max-Planck-Institut an ein leistungsfähiges und angemessen ausgestattetes Labor in ihre Hei-mat zurückkehren und an einem Thema arbeiten, das auch im Interesse des vorher gastgebenden Max-Planck-Instituts liegt. Von derzeit 75 Partnergruppen weltweit arbeiteten 16 in China.136 Da-rüber hinaus gab es zwei Forschungsgruppen in China. Diese werden von chinesischen Forschern geleitet, die allerdings eine enge wissenschaftliche und persönliche Verbindung zur MPG pflegen. Von diesem Netzwerk macht die Gesellschaft auch Gebrauch, wenn sie Einschätzungen zu neues-ten Entwicklungen im Land einholen möchte. Sie besitzt derzeit kein Vertretungsbüro in China.137

Von derzeit 75 Partnergruppen der Max-Planck-Gesellschaft arbeiten 16 in China – mehr als jede fünfte

Forschungskooperation mit China

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76 | MERICS | CHINA MONITOR

Leibniz GemeinschaftMitgliedsinstitute der Leibniz-Gemeinschaft haben wiederholt erfolgreich Gelder für Forschungs-projekte mit China eingeworben. Darunter ist das Leibniz Institut für Globale und Regionale Stu-dien (GIGA) mit Sitz in Hamburg, das gezielt auch zum gegenwärtigen China forscht. Aber auch die Institute mit Schwerpunkten in den Natur-, Ingenieurs- und Lebenswissenschaften sind in China aktiv. Laut einer internen Umfrage unterhalten beinahe die Hälfte von ihnen Kooperationen mit chinesischen Partnern. Zwischen 2012 und 2017 stieg ihre Zahl um 50 Prozent, die Anzahl der Forschungsprojekte hat sich gar verdreifacht.138 Ein Büro in China unterhält die Gemeinschaft nicht.

Fraunhofer-GesellschaftFür die Institute und Forschungseinrichtungen, die von Fraunhofer betrieben werden, ist China ein kleiner, aber stark wachsender Markt. In Asien konnte Fraunhofer 2016 seine Erträge um zehn Prozent steigern. China lag mit einem Ertragsvolumen von 14 Millionen EUR nur noch knapp hinter Japan (16 Millionen EUR).139 Zu den in China besonders aktiven Instituten gehört das Institut für Lasertechnologie mit Sitz in Aachen.

Abbildung 22

Kapitel 6

Quelle:DFG

© M

ERIC

S

Anzahl laufender Projekte mit Bezug zu China (2012–2017)

Geistes- und Sozialwissenschaften Lebenswissenschaften Naturwissenschaften

Ingenieurwissenschaften Nicht fachlich klassifiziert/

fachübergreifend

20120

10

20

30

40

50

60

70

80

2013 2014 2015 2016 2017

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| 77MERICS | CHINA MONITOR

6.4 CHINA ALS PARTNER IN DER FORSCHUNG

Vertreter deutscher Forschungsorganisationen sowie einzelne Wissenschaftler benannten zahl-reiche Faktoren, warum sie in China ein attraktives Partnerland sehen:

China ist Forschungsgegenstand und „Labor“ für Anwendungen. In China sind Umfeld und Rahmenbedingungen dynamischer und flexibler. Forschung in und mit China unterstützt deutsche Wirtschaftsinteressen. Chinas Bedeutung beim Setzen von Standards steigt insbesondere in der Region.

Von uns befragte Forscher bezeichneten die Nutzung von Chinas Skalierungseffekten als zen-tralen Grund dafür, nach China zu gehen. Die Labore seien gut ausgestattet und – anders als an deutschen Einrichtungen – seien viele Mitarbeiter flexibel einsetzbar.140 Neue Technologien in China auszutesten, ist für andere ein wichtiger Grund. In Feldern wie Architektur, Städtebau und Design erscheinen die Möglichkeiten weniger begrenzt als hierzulande. Einige Forscher brachten zum Ausdruck, dass sie in China „handlungsfähiger“ seien. In diesem Zusammenhang kam wie-derholt die große Dynamik in China zur Sprache, die in erster Linie auf unbürokratische Lösungen und kürzeren Innovationszyklen zurückzuführen sei. Auch gebe es weniger Beschränkungen der Forschungsfreiheit in puncto ethische Anforderungen. Vorschriften und Gesetze seien flexibler anwendbar.141

Andererseits stellt das 2017 in Kraft getretene Gesetz zur Regulierung der Aktivitäten von ausländischen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) die Aktivitäten deutscher Forschungsein-richtungen in China generell in Frage und droht sie einzuschränken. Bei zwei Forschungsorgani-sationen zog sich die von den chinesischen Behörden geforderte Neuregistrierung über andert-halb Jahre hin, andere warten weiterhin auf eine Entscheidung.142 Ein weiteres Problem bei der Forschungszusammenarbeit sind deutliche Unterschiede bei den rechtlichen Standards für Da-tenschutz oder für den Schutz persönlicher Daten. Diese sind deutschen Forschern häufig nicht geläufig. Wichtige technische Standards in China mitgestalten zu können, die später auch andernorts Anwendung finden könnten, ist für viele ein weiterer Grund, an Projekten in China mitzuarbeiten. Deutsche Produkte an die chinesische Nachfrage anzupassen und damit deutsche Firmen vor Ort zu unterstützen (Produktionstechnologien, Automobil), wurde ebenfalls als Motiv genannt.143 Die Befragten zeigten sich überzeugt, dass Deutschland in der Forschung den Schulterschluss mit China suchen müsse, um langfristig seine Innovationskraft zu sichern. Die Chancen einer ge-meinsamen Arbeit an Innovationen seien größer als etwa die Gefahr, von chinesischer Konkurrenz überholt zu werden.

Darüber hinaus ging es laut zwei Gesprächspartnern insbesondere beim Klimaschutz und Erneuerbaren Energien weniger um die Interessen Deutschlands als vielmehr um globale Zielset-zungen. Dem Klimawandel beispielsweise könne nur Einhalt geboten werden, wenn auch China die Herausforderungen effektiv angehe.144

6.5 ERFAHRUNGEN AUS DER KOOPERATION MIT CHINESISCHEN PARTNERN

Gemeinsame Forschungsinteressen bilden wie bei anderen internationalen Kooperationen auch im Zusammenspiel mit China den Ausgangspunkt. Beide Seiten müssen vom wissenschaftlichen Nutzen überzeugt sein. Wenn der erste Schritt gemacht ist, stellen kulturelle Unterschiede und Kommunikationsschwierigkeiten allerdings häufig eine deutliche Hürde für eine effiziente Koope-ration dar.

Eine Expertengruppe des BMBF befand bereits 2007, dass sprachliche und kulturelle Un-terschiede in der bilateralen Forschungskooperation mit China häufig unterschätzt oder gar feh-linterpretiert würden.145 Die Experten monierten die Unterbewertung der kommunikativen und interkulturellen Kompetenzen im Vergleich zur technischen Expertise und forderten mehr Investi-tionen in Training für interkulturelles Management und Spracherwerb.

Chancen der gemeinsamen Forschungsarbeit mit China werden als größer angesehen als die Gefahr durch chinesische Konkurrenz

Forschungskooperation mit China

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78 | MERICS | CHINA MONITOR

Kapitel 6

In den von uns geführten Gesprächen wurden besagte Hürden teils bestätigt. Gleichzeitig aber nannten die Gesprächspartner auch zahlreiche Positivbeispiele, wie diese überwunden wer-den konnten. Im Umgang mit kulturellen und sprachlichen Barrieren sind die einzelnen Forscher und Teams selbst gefragt. Einige Befragte bezeichneten die Bereitschaft, sich auf die fremde Kultur einzulassen, als wichtigsten Faktor für eine erfolgreiche Kooperation.146 China müsse auf Augenhöhe begegnet werden, was ein grundlegendes Wissen über Chinas Kultur, Geschichte und Etikette voraussetze.147

Die Einschätzungen zur Bedeutung der Sprachkompetenz fielen sehr unterschiedlich aus. Generell schätzten Forscher, die keinerlei Chinesisch können, den Faktor Sprachkompetenz als deutlich weniger wichtig ein als diejenigen mit geringen bis sehr guten Sprachkenntnissen. Die Mehrzahl der Forscher mit Chinesisch-Kenntnissen bezeichneten diese als unabdingbar für eine erfolgreiche Kooperation. Ohne Sprachkompetenz bekäme man „nur die Hälfte der Realität“ in Chi-na mit.

Anstatt selbst Sprachkompetenz aufzubauen, holen sich die meisten deutschen Forscher-teams, die ein Projekt mit Chinabezug durchführen, einen Muttersprachler ins Team. An einzelnen deutschen Forschungsinstituten, wie dem KIT oder der RWTH Aachen, arbeiten bereits deutsche Nachwuchswissenschaftler mit China-Kompetenz. Befragte Institutsvertreter unterstrichen, dass China-Kompetenz nicht als Ziel, sondern als Werkzeug verstanden wird, um Inhalte für die deut-sche Seite verständlich zu machen.148 Viele deutsche Institute haben chinesische (Nachwuchs-)Wissenschaftler in ihren Forschungsteams. Doch sind nach Aussagen von rund einem Drittel der Befragten diese Teammitglieder nicht in allen Fällen in der Lage, die Vermittlung zu leisten.

Interviewpartner betonten die große Bedeutung von Kenntnissen über das chinesische For-schungs- und Hochschulsystem für das Gelingen von Forschungskooperationen. Dazu gehörten Informationen über die zentralen Forschungsziele und -themen, die von der Regierung gesetzt und finanziell unterstützt würden ebenso wie Wissen über das chinesische Bildungswesen und über Unterschiede zwischen dem deutschen und dem chinesischen Forschungssystem.

Die Akteure der deutschen Forschungslandschaft, allen voran DFG, DAAD und die verschie-denen Forschungsgemeinschaften sammeln Informationen über diese Themen. Sie haben auch deshalb feste Büros in China eingerichtet, um interessierten deutschen Wissenschaftlern als An-laufstelle für Informationen zu neuesten Entwicklungen zur Verfügung zu stehen.

Bei den geführten Gesprächen zeigte sich, dass bei den seit Jahrzehnten in China tätigen Organisationen ein hoher Wissenstand vorhanden ist. Forscher sind gut vernetzt und erhalten die für ihre Kooperationen entscheidenden Informationen häufig direkt von ihren chinesischen Part-nern. Es gibt allerdings auch Entwicklungen und Fragestellungen, die über die Einzelkooperation hinausreichen, wie Änderungen der politischen oder rechtlichen Rahmenbedingungen. Hier wün-schen sich die Wissenschaftler mehr Information sowie einen Anlaufpunkt für Problemstellungen, die nicht individuell angegangen werden können.

Bei Forschern, die noch keine Kontakte zu China haben, bleiben Berührungsängste: Für Ver-unsicherung sorgen unter anderem Fälle von ungewolltem Wissensabfluss. Gesprächspartner aus den Geistes- und Sozialwissenschaften nannten politische Einflussnahme von Seiten Chinas auf Forschung bzw. wissenschaftlichen Austausch als zentrale Herausforderung.149

Was Prozesse der staatlichen Forschungsförderung betrifft, wiesen Gesprächspartner auf enorme Unterschiede zwischen den Gepflogenheiten auf deutscher und chinesischer Seite hin. Hieraus ergäben sich Wartezeiten, die sich nachteilig auf die Forschungskooperation auswirken könnten. Bei langjährigen Forschungskooperationen stellt sich oft das Problem, dass die enge Bindung zwischen deutscher und chinesischer Seite von einzelnen Akteuren abhängt. Scheiden diese aus, droht das Wissen um wichtige Kontakte und Inhalte verloren zu gehen.

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7. China-Aufenthalte für mehr China-Kompetenz

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7. China-Aufenthalte für mehr China-Kompetenz

HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

Bessere Finanzierung: Zur Steigerung der China-Kompetenz müssen ausreichend Programme mit Mitteln ausgestattet werden, die Aufenthalte im Land im Rahmen einer Ausbildung ermög-lichen.

Erhebung der Nachfrage nach Förderung von China-Aufenthalten: Nötig sind bessere Informa-tionen darüber, was sich Interessierte von solchen Aufenthalten erhoffen und wie ihre Ansprü-che befriedigt werden könnten.

Evaluation der derzeitigen Förderprogramme für Gruppenaufenthalte: Die Möglichkeiten einer vereinfachten Antragstellung, Durchführung und Dokumentation der Austauschaktivitäten müssen ermittelt werden. Vereinfachungen könnten den Arbeitsaufwand vor allem bei Lehrern deutlich verringern und die Beantragung einer Förderung noch attraktiver machen.

Sichtbarkeit der Angebote zur Förderung erhöhen: Die Einrichtung einer Webseite mit Infor-mationen zu Fördermöglichkeiten für China-Aufenthalte wäre dringend angeraten. Gleichzeitig könnten dort Erfahrungsberichte von Teilnehmern eingestellt werden, um Interesse für einen Aufenthalt in China zu wecken.

ZENTRALE BEFUNDE

Angesichts der komplexen chinesischen Schriftsprache und der großen kulturel-len Unterschiede zwischen Deutschland und China sind Aufenthalte vor Ort un-verzichtbar für die Entwicklung einer um-fassenden China-Kompetenz.

Es gibt inzwischen eine große Zahl von Fördermöglichkeiten, die China-Aufent-halte von unterschiedlicher Dauer un-terstützen. Diverse Akteure beteiligen sich daran, von Bundesministerien, ge-meinnützigen Organisationen wie öf-fentlichen und privaten Stiftungen bis hin zu Privatunternehmen. Eine neuere Entwicklung ist, dass auch chinesische Akteure Mittel bereitstellen.

Zu den Zielgruppen der insgesamt 118 von uns ermittelten Angebote gehören Schüler, Studierende, Absolventen, Frei-willige, Wissenschaftler sowie junge Be-rufstätige.

Eine gezielte und über mehrere Jahre stabile, politisch flankierte Förderung der Schülermobilität in Richtung China ist nicht erkennbar. Seit 2012 sind die Zahlen der Schüler rückläufig, die sich für einen längeren Aufenthalt in China entscheiden. Auch die Bewerberzahlen für Kurzzeitaufenthalte im Rahmen der

Schulpartnerschaftsinitiative PASCH sind zuletzt deutlich eingebrochen. Lediglich unter Berufsschülern und -ausbildern steigt das Interesse.

Das betreuungsintensive Eliteförderpro-gramm „Sprache und Praxis“ des DAAD für herausragende deutsche Graduierte ist zwar weiterhin gut nachgefragt, al-lerdings werden auch hier Rückgänge verzeichnet. Beim Förderprogramm der Deutschen Studienstiftung für Nicht-Si-nologen übersteigt die Zahl der Bewer-bungen weiterhin die Zahl der Förderun-gen.

Insgesamt scheint aber die wachsende Zahl der Angebote langfristig die Nach-frage qualifizierter Bewerber zu überstei-gen. Neben Visa-Problemen schreckt vor allem der wahrgenommene Mangel an Lebensqualität in chinesischen Großstäd-ten und die hohe Luftverschmutzung po-tentielle Kandidaten ab.

Lediglich an kurzen China-Aufenthalten sind Schüler, Studierende und Graduierte stärker interessiert als noch vor einigen Jahren. Diese garantieren jedoch keinen ausreichenden Gewinn von China-Kom-petenz.

Kapitel 7

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7.1 BREITE FÖRDERPALETTE FÜR CHINA-AUFENTHALTE

Neben der Vermittlung von Sprache und landeskundlichen Kenntnissen in deutschen Klassenzim-mern und Hörsälen sind Aufenthalte in China unverzichtbare Voraussetzung, um eine prägende und nachhaltige Länderkompetenz zu entwickeln. Die besondere Hürde, die das weltweit einzig-artige Schriftsystem an die Lernenden stellt, in Verbindung mit der fehlenden kulturellen Ver-trautheit lässt den Auslandsaufenthalt in China zu einer Herausforderung werden, die sich von Aufenthalten in anderen Ländern in Europa und den USA deutlich abhebt.

Eine Vielzahl von Akteuren fördern Auslandsaufenthalte in China von unterschiedlicher Dau-er, sei es gezielt als China-Stipendienprogramm oder eingegliedert in allgemeine Auslandsmobili-tätsförderungen. Zu den Zielgruppen gehören Schüler, Studierende, Absolventen, Wissenschaft-ler sowie junge Berufstätige.

Die Anzahl von Förderangeboten ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Eine systemati-sche Übersicht, die Interessierten einen schnellen Zugang zu den vielfältigen china-spezifischen Angeboten aufzeigt, gibt es bislang nicht. Diverse Akteure – von Bundesministerien, gemeinnützi-gen Organisationen wie öffentlichen und privaten Stiftungen bis hin zu Privatunternehmen – för-dern China-Aufenthalte. Staatliche oder private chinesische Partnerorganisationen beteiligen sich ebenfalls zunehmend an Fördermaßnahmen.

Für die folgende Bestandsaufnahme dienten bestehende Stipendiendatenbanken als wichti-ger Ausgangspunkt. Die im Rahmen des Projekts geführten Experteninterviews und Hintergrund-gespräche lieferten darüber hinaus weitere Anhaltspunkte für die Identifikation weniger sichtba-rer Angebote in der Mobilitätsförderung.

Die Plattform mystipendium.de – eine der umfangreichsten Datenbanken – umfasst Informa-tionen zu 2300 Inlands- und Auslandsstipendienprogrammen. In einer eigenen Erhebung ermit-telten die Autoren 118 Förder- bzw. Stipendienprogramme für Aufenthalte in China. Darunter hat nur etwa ein Viertel einen dezidierten China-Schwerpunkt.150

In den Erläuterungen von 29 Stipendienprogrammen für Schüler, Studierende, Absolventen, Wissenschaftler und junge Berufstätige ist China explizit als eines von wenigen Zielländern oder gar exklusiv als Zielland für die Förderung eines Auslandsaufenthalts genannt. In den verbleiben-den 89 Stipendienprogrammen werden China-Aufenthalte innerhalb eines größeren Länderport-folios gefördert. Ein klar benanntes Kontingent geförderter Plätze für China-Aufenthalte gibt es in den meisten Fällen nicht.

Im Folgenden präsentieren wir Förder- und Stipendienprogramme aufgeschlüsselt nach Ziel-gruppen und erläutern Zielsetzungen, Inhalte und Teilnehmerzahlen.

Abbildung 23

Eine system-atische Übersicht der wachsenden Zahl von Förderangeboten gibt es bislang nicht

Kapitel 7

* basierend auf mystipendium.de (gerundete Zahl)Quelle: MERICS-eigene Erhebung der deutschen Stipendienlandschaft mit

© M

ERIC

S

China-Angebote als fester Bestandteil der deutschen StipendienlandschaftChina-Förderung in der deutschen Stipendienlandschaft

Stipendien, die Aufenthalte in China fördern

Stipendien, die neben anderen Ländern China- Aufenthalte fördern

Stipendien mit dezidiertem China-Fokus

89118

Insgesamt 2300Stipendienprogramme* 29

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7.2 FÖRDERER UND MITTLERORGANISATIONEN: CHINESISCHE AKTEURE ERHÖHEN IHRE PRÄSENZ

Eine Vielzahl von Akteuren – ob öffentlich oder privat, ob auf Ebene des Bundes, der Länder oder der Kommunen – trägt durch die finanzielle oder organisatorische Förderung von China-Aufenthal-ten dazu bei, dass die China-Kompetenz in Deutschland wächst. Die größten privaten und öffent-lichen sowie alle politischen Stiftungen Deutschlands haben China mehr oder minder prominent in ihrem Förderportfolio. Exemplarisch sei die Studienstiftung des deutschen Volkes genannt, die gemeinsam mit der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung 1986 eine Vorreiterrolle über-nahm und das erste China-Stipendienprogramm für Nicht-Sinologen auflegte. Im Jahr 2016 feierte es, ebenso wie das Erasmus-Programm, sein 30-jähriges Jubiläum. Das Programm ist heute aus der China-Stipendienlandschaft nicht mehr wegzudenken.

7.2.1 Staatliche und private Angebote von deutscher Seite

Bei den Akteuren lässt sich zwischen den durchführenden Organisationen (wie Stiftungen oder Mittlerorganisationen) und den fördernden Organisationen (darunter Bundesbehörden, aber auch Stiftungen) unterscheiden, denn nicht immer liegen Förderung und Durchführung in einer Hand.

Ein gängiges Modell ist die Durchführung durch eine nichtstaatliche, gemeinnützige Mittler-organisation, wobei die finanzielle Förderung durch öffentliche Mittel gewährleistet wird. Vertreter der Mittlerorganisationen und der Stiftungen kritisieren, dass durch die Legislaturperioden keine langfristige finanzielle Absicherung ihrer Projekte gewährleistet ist. So beklagten beispielsweise Vertreter aus dem Jugendkulturbereich die Beendigung von aus ihrer Sicht gut funktionierenden Programmen mit China-Bezug aufgrund politischer Entscheidungen.151

Durchführung und Finanzierung können aber auch aus einer Hand kommen. Ein Privatunter-nehmen, die HÜBNER GmbH & Co. KG, ermöglicht zum Beispiel mit einem eigenen China-Stipen-dium Studierenden der Hochschule Bremen einen Sprachkurs und ein Praktikum in China. Auch private Stiftungen wie die Stiftung Mercator fördern aus eigenen finanziellen Mitteln Auslands-aufenthalte für Schüler, Jugendliche und Auszubildende in China (z.B. mit dem Programm „Mercator Exchange“).

Eine weitere mögliche Konstellation von Durchführungs- und Finanzierungsebene finden wir im Schüler- und Jugendaustausch. Private gemeinnützige Organisationen treten als Vermittler und Organisator von Auslandsaufenthalten für junge Menschen auf. Dabei besteht die Möglich-keit, dass Stiftungen oder Unternehmen Stipendien für bestimmte Teilnehmergruppen zur Ver-fügung stellen. Beispielhaft seien hier die Organisationen „Youth for Understanding (YFU)“ sowie „AFS Interkulturelle Begegnungen“ genannt. Sie vermitteln und organisieren Auslandsaufenthal-te für junge Menschen.

7.2.2 Angebote chinesischer Akteure

Seit jeher sind chinesische Partnerorganisationen für die reibungslose Umsetzung der Förder-programme von entscheidender Bedeutung. Die deutschen Anbieter müssen immer mit Partner-schulen oder -universitäten in China kooperieren. Eine neuere Entwicklung ist, dass chinesische Akteure auch in der Rolle der Mittelgeber auftreten.152

Der China Scholarship Council (CSC) ist eine dem chinesischen Bildungsministerium nach-geordnete Mittlerorganisation für die Vergabe von Stipendien, die im Namen der chinesischen Regierung für Studien- und Forschungsaufenthalte ausgelobt werden. Eine wachsende Zahl chi-nesischer Förderer befindet sich direkt in Deutschland.

Darunter auch die Konfuzius-Institute oder chinesische Privatunternehmen, wie zum Bei-spiel die deutsche Sektion des Technologieriesen Huawei, die eigene Förderprogramme für die deutsche Zielgruppe aufgelegt hat. Noch ist nicht absehbar, wie sich diese Veränderung der An-gebotsseite auswirken wird.

Chinesische Akteure treten seit neuestem auch in der Rolle der Mittelgeber auf

China-Aufenthalte für mehr China-Kompetenz

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84 | MERICS | CHINA MONITOR

7.3 PROGRAMME: ZIELSETZUNGEN, INHALTE UND TEILNEHMERZAHLEN

In sämtlichen Förderprogrammen stehen Auslandserfahrung und die persönliche Begegnung vor Ort im Mittelpunkt. Für jede Phase in der Aus- und Fortbildung gibt es Angebote zur Förderung der individuellen China-Kompetenz. Die Hauptzielgruppen sind Schüler und Studierende, aber es gibt auch zahlreiche Programme für Absolventen, Wissenschaftler sowie junge Berufstätige (siehe Abbildung 24). Wir erwähnen insbesondere auch Freiwillige, die ein Brückenjahr für die berufliche oder persönliche Orientierung nutzen.

7.3.1 Schüler und Auszubildende

Für deutsche Schüler gibt es inzwischen ein vielfältiges Angebot von halb- oder ganzjährigen Austauschaufenthalten in China. Trotz der Größe des Landes erreichte China im Schuljahr 2016/17 aber lediglich Platz 15 bei den Zielländern für mehrmonatige Gastaufenthalte deutscher Schü-ler im Ausland. Demnach verbrachten 31 Schüler über eine deutsche Austauschorganisation ei-nen Gastfamilienaufenthalt in China und besuchten dort eine öffentliche Schule. Damit lag das Zielland China weit abgeschlagen hinter Japan, wohin es dreimal so viele Schüler zog. Insgesamt sind die Zahlen für China seit 2012 rückläufig. Positiv zu vermerken gilt es, dass die Mehrheit der China-Aufenthalte von Schülern ein ganzes Jahr andauert (85,7% der teilnehmenden Schüler).154

Schulpartnerschaften mit China entstehen oft über Initiativen wie Städtepartnerschaften, dem individuellen Engagement von Einzelnen. Engagierte Lehrer planen den Schüleraustausch mit China in ihrer Freizeit. Schuldirektoren mit China-Erfahrung oder individuellen Kontakten nach China schaffen Netzwerke, die bei der Suche nach einer chinesischen Partnerschule helfen.155 Da-rüber, wie viele Schulen in solchen informellen Formaten bereits Erfahrungen im Austausch mit China gesammelt, sind derzeit keine offiziellen Statistiken verfügbar.

Mit Ausnahme des Mercator Schulpartnerschaftsfonds Deutschland-China, gibt derzeit kein Programm das sich dezidiert auf die Mobilitätsförderung von Schülern mit Zielland China richtet.156

China reiht sich zumeist in eine größere Liste von Zielländern ein. Eine gezielte und über meh-rere Jahre stabile, politisch flankierte Förderung der Schülermobilität in Richtung China ist nicht erkennbar. Eine Ausnahme bildete das Jahr 2016, das von der deutschen und der chinesischen Regierung zum Deutsch-Chinesischen Jahr des Schüler- und Jugendaustauschs erklärt wurde.157

Abbildung 24

Kapitel 7

Quelle: MERICS-eigene Erhebung der Stipendienprogramme zur Förderung von Chinaaufenthalten153

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ERIC

S

Studierende und Schüler im Fokus der Stipendienprogramme (Stand November 2017)

0 10 20 30 40 50

Schüler Absolventen /Graduierte

Berufstätige Wissenschaftler

Studierende

17

10

44

7

38

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Private Angebote für LangzeitaufenthalteWie bei anderen Langzeitaufenthalten in Australien, Kanada oder den USA müssen Familien auch im Falle von China erhebliche Kosten für die einjährigen Auslandsaufenthalte ihrer Kinder auf-wenden. Durchschnittlich kommen auf sie (exklusive Taschengeld und Ausgaben im Gastland) Kosten in Höhe von rund 10.000 Euro pro Jahr zu. Um die finanzielle Hemmschwelle zu verringern, kooperieren Anbieter mit zahlreichen Stiftungen, Unternehmen oder öffentlichen Institutionen. Stipendien ermöglichen es auch Kindern aus einkommensschwachen Familien, ins Ausland aufzu-brechen (siehe Beispiel auf Seite 4).

Fördermöglichkeiten für KurzzeitaufenthalteAls besonderer Anbieter ist in diesem Bereich die im Februar 2008 vom Auswärtigen Amt ins Leben gerufene „Schulen: Partner der Zukunft“-Initiative (PASCH-Initiative) erwähnenswert. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur im Ausland. In China gibt es derzeit 124 PASCH-Schulen. Darüber hinaus leistet die Initiative durch die Förderung von Schulaustauschen auch einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung von China-Kompetenz, indem sie deutschen Schülern und Lehrern ein- bis dreiwöchige Aufenthalte in China ermöglicht.158

Auch chinesische Schulen, die nicht im PASCH-Netzwerk sind, können daran teilnehmen. Zielsetzung der Austauschbegegnungen ist es, Schüler durch die Integration in den Unterricht des Gastlandes und in Gastfamilien mit dessen Kultur vertraut zu machen. Darüber hinaus wird besonders auch die gemeinsame Projektarbeit unterstützt. Daher ist unter anderem die Quali-tät eines Projektvorschlags für die Vergabe der Förderung entscheidend. Die Anzahl der Anträge und geförderten Austauschbegegnungen und Teilnehmer schwankte in den vergangenen zehn Jahren. 2010 wurden die meisten Anträge gestellt. Es reisten letztlich mehr als 1000 deutsche Schüler mit einer Förderung nach China. 2017 stand diese Zahl bei 774 Schülern, wobei neben Schwankungen zwischen den Jahren ein genereller Abwärtstrend bei der Anzahl der geförderten Aufenthalte zu verzeichnen ist.

Statistiken für die verschiedenen Zielländer, die vom Pädagogischen Austauschdienst (PAD) des Sekretariats der KMK erhoben werden, erlauben eine Einordnung der Anzahl geförderter Schülern und Schulformen. Im Vergleich mit den Ländern Argentinien, Brasilien und USA nimmt China den zweiten Platz ein. Während die USA in dem Zeitraum 2012 bis 2017 mehr als das zehn-fache an Schülern aus Deutschland empfingen, sind Argentinien und Brasilien weit abgeschlagen. Lediglich unter deutschen Berufsschülern brachen mehr in Richtung China als in die USA auf (sie-he Abbildung 25).

Abbildung 25

China-Aufenthalte für mehr China-Kompetenz

Quelle: Datenerhebung KMK/PAD

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ERIC

S

Vergleichszahlen Förderung Schulaustausch 2012–2017159

Austauschrichtung Deutschland – Ausland

Anzahl geförderte Personen USA China

0 5000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000

Sonstige

Berufsschule

Gesamtschule

Gymnasium

Realschule

Grundschule

219

501

50

761

3693

2474

1537206

82103

273

27.085

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86 | MERICS | CHINA MONITOR

Austauschformate bleiben insbesondere bei Berufsschulen mit dualer Ausbildung eine Sel-tenheit. Firmen und Schulleitungen sind häufig skeptisch, welchen Mehrwert diese bringen. Schu-len, die sich dennoch für einen Austausch entscheiden, verstetigen diesen häufig. Auszubildende, die einige Zeit in China verbringen, können in ihren Unternehmen wiederum als Multiplikatoren für ein differenzierteres Chinabild fungieren.160

Insgesamt wurde bei Befragten der Wunsch nach einer stärkeren organisatorischen oder fi-nanziellen Unterstützung laut, um die Kontinuität von Angeboten sicher zu stellen. Stärker als an allgemeinbildenden Schulen ist die Kontinuität der Angebote von einzelnen Lehrkräften und ihrem persönlichen Einsatz abhängig.

Nachfrage nach Schulpartnerschaften für China-AufenthalteEs gibt dennoch einige Anhaltspunkte für die Nachfrage nach Austauschbegegnungen. Neben der Anzahl von Anträgen auf Förderung im Rahmen der PASCH-Schulpartnerschaften zeigen auch die Anträge beim Mercator Schulpartnerschaftsfonds, dass bei weitem nicht alle Anträge für das Zielland China berücksichtigt werden können.

Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie zur Abfrage des Bedarfs an China-Lernaufenthalten liegen derzeit lediglich für den Bereich der beruflichen Bildung vor. Im Rahmen der Vorbereitung eines BMBF-Förderprogramms zur Stärkung der internationalen Mobilität von Berufsschülern in Länder außerhalb Europas machte das Umfragezentrum Bonn im Auftrag der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung eine Bedarfsabfrage unter Kammern, Unternehmen und Bildungseinrichtungen.161 Es antworteten insgesamt 139 Organisationen. Aus der Auswertung des Rücklaufs geht ein Bedarf von 1900 Entsendungen in 50 Länder außerhalb der EU hervor. China belegt mit rund 100 Entsendungen den dritten Platz hinter der Schweiz und dem Spitzenreiter USA (290).162 Das Programm „Ausbildung Weltweit“ soll eine Lücke füllen. In den ersten beiden Runden der Pilotphase wurden 53 Anträge genehmigt. China nimmt damit den ersten Rang ein. 39 von insgesamt 130 Geförderten werden nach China aufbrechen. Darunter sind neben Auszubildenden auch Ausbilder.163

7.3.2 Hochschule: Studierende, Absolventen und Wissenschaftler

Der bekannteste Anbieter zur Förderung von Auslandsaufenthalten für Studierende und Wissen-schaftler ist der DAAD, der seit 1994 auch eine Außenstelle in Peking unterhält. Weitere deutsche Anbieter können hier nur exemplarisch aufgeführt werden. Besondere Aufmerksamkeit wollen wir chinesischen Anbietern zollen, sowohl staatlichen als auch privaten.

Abbildung 26

Kapitel 7

Quelle: Mercator Schulpartnerschaftsfonds

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ERIC

S

Entwicklung Anträge und Förderung Mercator Schulpartnerschaftsfonds

Ausschreibung FörderzeitraumAnträge Förderung

Gruppen Gruppen Teilnehmer

1. 01.10.2014–31.07.2015 20 4 68

2. 01.08.2015–31.01.2016 30 6 121

3. 01.02.2016–31.07.2016 33 9 156

4. 01.08.2016–31.01.2017 22 7 109

5. 01.02.2017–31.07.2017 22 12 214

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Deutscher Akademischer Austauschdienst

Der DAAD hat zahlreiche Förderformate für Einzelne sowie im Rahmen von Projekten aufgelegt. Die Förderungen reichen von Mobilitätshilfen für die Teilnahme an Kongressen in China, bis hin zu dem Programm Sprache und Praxis in China (Für einen Gesamtüberblick der Förderung von Deut-schen in Richtung China siehe Abbildung 27 und 28). Der DAAD bietet dieses betreuungsintensive Eliteförderprogramm seit 1996 für China an. Herausragende deutsche Graduierte werden in dem 16-monatigen Programm für Führungsaufgaben in der deutsch-chinesischen Wirtschaft qualifi-ziert.164 Es herrscht weiterhin eine gute Nachfrage für die Förderung, allerdings sind auch hier die Zahlen rückläufig. Als problematisch wird der Wunsch vieler Studierender nach Kurzaufenthalten von maximal zwei bis drei Monaten gesehen, da sie dem Streben nach erweiterter China-Kompe-tenz in Deutschland nicht zuträglich sei.165

Abbildung 27

China-Aufenthalte für mehr China-Kompetenz

Quelle: DAAD 2017

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ERIC

S

Auswahl Geförderte DAAD für das Jahr 2016

 Status Geförderte aus Deutschland

1. nach Status Gesamt Neu in 2016

Studierende auf Bachelor-Niveau 55 41

Studierende auf Master-Niveau 32 17

Doktoranden 44 38

Wissenschaftler und Hochschullehrer (inkl. Postdoktoranden) 89 55

2. nach Förderdauer    

< 1 Monat 75 74

1-6 Monate 30 27

> 6 Monate (Langzeitförderung) 115 50

3. Ausgewählte Programme **    

Lektoren-Programm 34 7

Jahresstipendien für deutsche Studierende 24 14

Jahresstipendien für deutsche Graduierte und Promovierende (Aufb./Ergänz./Forschg.)

20 10

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Studienstiftung Das bereits erwähnte China-Stipendien-Programm für Nicht-Sinologen der Studienstiftung des deutschen Volkes besteht seit mehr als 30 Jahren und ist einzigartig in der deutschen Stipen-dienlandschaft. Es erfreut sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Die uns vorliegenden Zah-len der Jahre 2013 bis 2017 zeigen, dass die Bewerberzahlen regelmäßig die Anzahl der zehn zu vergebenden Plätze deutlich übersteigen. Im Schnitt erhält die Stiftung 78 Bewerbungen pro Jahr.166 Eine signifikante Steigerung des Interesses an einem solch langfristigen und zeitintensi-ven China-Programm lässt sich anhand der Daten jedoch nicht feststellen. Die Zahl der Stipendia-ten der Studienstiftung, die zusätzliche Förderung für einen China-Aufenthalt (Studium, Praktika, Forschungsaufenthalte) erhalten, zeigt seit 2013 wenig Dynamik.

Angebote in den BundesländernAuch die Bundesländer bieten Förderprogramme für China-Aufenthalte. Als ein Beispiel sei hier Bayern genannt: Das Bayerische Hochschulzentrum für China (BayCHINA) fördert Auslandsauf-enthalte von Studierenden, die an bayerischen Hochschulen eingeschrieben sind. Zuletzt über-stiegen die Bewerberzahlen die Anzahl von Stipendien für Studienaufenthalte um fast das Vier-fache. Die von BayCHINA mitorganisierte vierwöchige Sommeruniversität in China167 ist jedes Jahr stark nachgefragt. Durchschnittlich knapp die Hälfte der Anträge müssen abgelehnt werden.168

Abbildung 28

Kapitel 7

Quelle: DAAD 2017

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S

Durch den DAAD geförderte Projekte 2016

Status Gesamt neu

Studierende auf Bachelor-Niveau 384 350

Studierende auf Master-Niveau 492 432

Doktoranden 117 102

Wissenschaftler und Hochschullehrer (inkl. Postdoktoranden) 277 199

andere Geförderte* 20 12

nach Förderdauer:    

< 1 Monat 612 529

1-6 Monate 545 497

> 6 Monate (Langzeitförderung) 133 69

Ausgewählte Programme:    

Strategische Partnerschaften/Thematische Netzwerke 330 280

PROMOS – Programm zur Steigerung der Mobilität deutscher Studierender 476 476

ISAP – Internationale Studien- und Ausbildungspartnerschaften 104 65

Integrierte Internationale Studiengänge mit Doppelabschluss 97 57

PPP – Programme des Projektbezogenen Personenaustauschs 94 75

CDHK 32 15

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Chinesische AnbieterDas Angebot staatlicher chinesischer Stellen für ausländische Bewerber wächst stetig. Deutsche Studierende und Wissenschaftler können sich für CSC-Stipendien für Studien- und Forschungs-aufenthalte, aber auch für Vorbereitungsklassen und Sprachenlernkurse in China bewerben.169

Vollstipendien decken neben den Studiengebühren die Kosten für einen Wohnheimplatz ab, um-fassen weitere Geldleistungen und einen Zuschuss zur Krankenversicherung. Deutsche Univer-sitäten treten häufig als Mittlerorganisationen auf und schlagen Kandidaten für die Förderung vor. 2017 sollen Vertretern des chinesischen Bildungsministeriums zufolge rund 500 Deutsche gefördert worden sein.170

Seit 2016 vergeben auch Konfuzius-Institute in Deutschland Stipendien an Sprachenlerner, Wissenschaftler und Chinesisch-Lehrer, um diesen den Besuch ausgewählter chinesischer Univer-sitäten zu ermöglichen.171

Das Huawei-Studentenprogramm ermöglicht derzeit jedes Jahr einem Dutzend Teilnehmer eine mehrwöchige Bildungsreise nach China. Die Teilnehmer belegen Kurse zu Kultur und Wirt-schaft und absolvieren einen Einsteigerkurs in Chinesisch. Abschließend findet ein Praxisaufent-halt in der Huawei-Firmenzentrale in Shenzhen statt.172

Herausforderungen bei der Förderung von Studienaufenthalten in ChinaDie wachsende Zahl der Angebote scheint die Nachfrage qualifizierter Bewerber langfristig zu übersteigen. Die befragten Experten des Stiftungssektors und der Hochschulen berichte-ten von einem abnehmenden Interesse der Studierenden an längeren Aufenthalten. Ein kurzer China-Aufenthalt während des Studiums, der vor allem dem Lebenslauf dient, hat den meisten Gesprächspartnern zufolge jedoch nur wenig Substanz und schafft letztlich kaum adäquate Chi-na-Kompetenz. Vertreter aus dem Bereich Kultur wünschen sich, dass durch niedrigschwellige Einstiegsangebote, wie Ausstellungen in Museen sowie Workshops, ein Interesse an längeren Studienaufenthalten in China geschaffen wird.

7.3.3 Freiwilligen-Dienst in China

Ein weiteres Angebot bieten die Freiwilligendienste im Ausland. Freiwilligenarbeit setzt hohes persönliches Engagement voraus. Die Teilnehmer verbringen häufig längere Zeit, oftmals ein ganzes Jahr, am Einsatzort. Gespräche mit ehemaligen Freiwilligen zeigen stichprobenartig, dass der Freiwilligeneinsatz im Ausland für die Teilnehmenden eine lebensprägende Zeit war. Inter-viewpartner, die heute in der China-Forschung arbeiten, nannten ihre Freiwilligenzeit in China als eine der entscheidenden Stationen für die spätere Berufsausrichtung.173

Die in Deutschland einzigartige Erfassung von Freiwilligen in internationalen Freiwilligen-diensten des AKLHÜ e.V. Netzwerk und Fachstelle für internationale personelle Zusammenar-beit erlaubt einen direkten Ländervergleich über mehrere Jahre hinweg. Von 8390 Freiwilligen die sich im Jahr 2016 mit Hilfe von staatlich geförderten Freiwilligendiensten (z.B. IJAB, kultur-weit, weltwärts oder FSJ/FÖJ im Ausland) oder mit Hilfe von Freiwilligendiensten im Ausland en-gagiert haben, waren gerade mal 64 in China im Einsatz. Die Zahlen für China sind seit einigen Jahren rückläufig. Vertreter der Mittlerorganisationen führen dies weniger auf ein mangelndes Interesse an China zurück als vielmehr darauf, dass staatliche Programme in den letzten Jahren zu-rückgefahren wurden.174 Probleme bei der Visavergabe wurden als weiteres Hindernis benannt.175

Im speziellen Umfeld der Freiwilligenarbeit, die außereuropäisch vielfach an Entwicklungshil-fe und Entwicklungszusammenarbeit geknüpft ist, hat es China als Einsatzort seit seinem Weg-fall aus der bundesdeutschen Entwicklungszusammenarbeit in den Jahren 2008 und 2009 nicht ganz einfach gehabt. Deutschland stellte im Jahr 2008 die klassische Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) ein. Ein Jahr darauf wurde auch die technische Zusammenarbeit (TZ) als zweiter Bestandteil der klassischen Entwicklungszusammenarbeit eingestellt.177 Viele Projektstandorte in China wa-ren unmittelbar an diesen Status geknüpft, so dass sich die Anzahl an Einsatzorten in China verrin-gerte. Dieser konkrete Fall verdeutlicht die mitunter unmittelbare Abhängigkeit der Förderprojekte von politischen Entscheidungen.

Das Angebot staatlicher chinesischer Stellen für ausländische Bewerber wächst stetig

China-Aufenthalte für mehr China-Kompetenz

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Kapitel 7

Die Zahl der Angebote für China-Aufenthalte im Rahmen der Ausbildung steigt an, und gleichzeitig sinkt die Nachfrage insbesondere nach Förderung für individuelle, langfristige Chi-na-Aufenthalte. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Fast alle befragten Vertreter von Schulen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nennen Visaprobleme an vorderer Stelle. Darüber hinaus scheitern die geförderten Auslandsaufenthalte jedoch vor allem an der fehlenden Motivation, für längere Zeit nach China zu gehen. Der Mangel an Lebensqualität in chinesischen Großstädten, insbesondere Luftverschmutzung schrecken nach Angaben von Förderern und Organisatoren vor allem Kandidaten mit Familie ab.178

Für den Schulaustausch stellt der Mangel an finanzieller Förderung, aber auch Berüh-rungsängste der Kinder und ihrer Familien mit China eine große Herausforderung dar.179 Ein als negativ oder gescheitert wahrgenommener Austausch kann zum völligen Abbruch des Inte-resses führen. Lehrer und Vertreter von Stiftungen, die sich im Schüler- und Jugendaustausch mit China engagieren, betonen daher, wie wichtig eine gute Vorbereitung für die Schüler ist.180

Abbildung 29

Quelle: Datenquelle AKLHÜ e.V. (2017)176

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Teilnehmer an internationalen Freiwilligendiensten (2014–2016)

China Russische Förderation

Brasilien USA

Frankreich

0

100

200

300

400

500

2014 2015 2016

10785 64

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Anhang

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Anhang A: China als Fallstudie in themenbezogenen Publikationen

Veröffentlichungen der Bundeszentrale für Politische Bildung

Die Schriftenreihe APuZ nimmt Beiträge zu China im Rahmen von Themenheften auf:

Michael Paul 2017 Arktis und Südchinesisches Meer: Ressourcen, Seewege und Ordnungskon-flikte in Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 51-52/2017).

Johannes Buckow 2016, Chinas „Volkskrieg gegen den Terrorismus“ in Aus Politik und Zeitge-schichte (APuZ 24–25/2016): Terrorismus.

Daniel Krahl China 2013, China: Aus den BRICS herausgewachsen? Aus Politik und Zeitgeschich-te (APuZ 50–51/2013): BRICS.

Auch in verschiedenen BpB-Dossiers zu Spezialthemen ist China präsent: Innerstaatliche Konflikte: China – Xinjiang aus dem Jahr 2017. Menschenrechte: Menschenrechte in der Volksrepublik China aus dem Jahr 2016.

Gleiches zeigt sich bei den Schriftenreihen: Die asiatische Revolution (Schriftenreihe Bd. 1231). Länderbericht China (Veröffentlichung 2014, Nachdruck 2018, Schriftenreihe Bd. 1501)

Anhang

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Anhang B: Curricula für den Chinesisch-Unterricht an Schulen

Anhang

Bundesland Titel Jahr Schulform/Klassenstufe/Typ

Baden-Württemberg

Bildungsplan 2004 Allgemeinbildendes Gymnasium (S. 509 – 514)

2004GymnasiumSek II/ab Klasse 10Spät beginnende Fremdsprache

Bildungsplan Chinesisch Basisfach In Entwicklung/

Erarbeitung

GymnasiumSek II2. und 3. Fremdsprache

Bayern

Fachprofil Chinesisch 2004 Gymnasium

Lehrplan Chinesisch Jahrgangsstufe 10 1995/2009GymnasiumJahrgangsstufe 10 spätbeginnend

Lehrplan Chinesisch Jahrgangsstufe 11 1995/2009GymnasiumJahrgangsstufe 11 spätbeginnend

Lehrplan Chinesisch Jahrgangsstufe 12 1995/2009GymnasiumJahrgangsstufe 12 spätbeginnend

Berlin/Brandenburg

Rahmenplan für die Sekundarstufe 1 Chinesisch 2007/08

(Übergangs-regelung)

Gesamtschule/GymnasiumSek I (9 – 10)3. Fremdsprache

Rahmenlehrplan Teil CModerne FremdsprachenJahrgangsstufen 1 – 10

2017 Jahrgangsstufen 1 – 10

Rahmenplan für die gymnasiale Oberstufe Chinesisch 2006Gymnasiale OberstufeSek II

BremenRahmenplan Chinesischfür die Sekundarstufe II – gymnasiale Oberstufe

2000Gymnasiale OberstufeSek IIspät beginnend

Hamburg

Hamburger Bildungsplan Sekundarstufe 1 Neuere Fremd-sprachen

2011 Sek I

Hamburger Bildungsplan gymnasiale Oberstufe Neuere Fremd-sprachen (S.35-36)

2009Gymnasiale OberstufeSek II

Hessen

Handreichungen für das Fach Chinesisch 2009 Sek I + II

Kerncurriculum ChinesischIn Entwicklung/

Erarbeitung

Gymnasiale Oberstufe Sek IIKlassenstufen 10/11/12 (G8)und 11/12/13 (G9)

Mecklenburg-Vorpommern

Rahmenplan für die gymnasiale Oberstufe Chinesisch 2006

(erarbeitet)Gymnasium/Sek II

Niedersachsen --- --- ---

Nordrhein-Westfalen

Kernlehrplan Chinesischfür die Sekundarstufe I

2009GymnasiumSek I

Kernlehrplan Chinesischfür die Sekundarstufe II

2014Gymnasium/Gesamtschule Sek II

Rheinland-Pfalz --- --- ---

Saarland --- --- ---

Sachsen Lehrplan Chinesisch Gymnasium 2017Gymnasium8 – 12

Sachsen-Anhalt --- --- ---

Schleswig-Holstein

Fachlehrplan Chinesisch 2014Sekundarstufe II der allgemeinbildenden Schulen

Fachanforderungen für die Abiturprüfung im Fach Chinesisch

2014 Abitur

Bildungsstandards Sek IIn Entwicklung /

ErarbeitungSek I

Bildungsstandards Sek IIIn Entwicklung /

ErarbeitungSek II

ThüringenLehrplan für das Spezialgymnasium für Sprachen, Chine-sisch, Erprobungsfassung

2002/2007Gymnasiumbis Klassenstufe 12

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Anhang C: Institute mit sinologischem Schwerpunkt

Anhang

Region Hochschule Titel Professuren* Schwerpunkte der China-Forschung

Baden-Würt-temberg

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Institut fürSinologie

3Moderne Geschichte und Gegenwart, Moderne Literatur, Rechtsgeschichte, Frauenforschung

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Institut fürSinologie

5Sprachwissenschaften, Geschichte, Kulturgeschichte, Politik und Gesellschaft

Eberhard Karls Universi-tät Tübingen

Abteilung fürSinologie u.Koreanistik

5Sprachwissenschaften, Literatur,Geistesgeschichte, Kultur und Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, Religion, Wirtschaftsethik

Bayern

Friedrich-Alexander-Uni-versität Erlangen-Nürn-berg

Sinologie-Lehrstuhl

5Sprachwissenschaften, Geistesgeschichte, Geschichte

Ludwig-Maximilians-Universität München

Institut fürSinologie 

3Geistesgeschichte, Literatur, Ethnologie, Kunst, Archäologie, Geschichte

Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Institut fürSinologie 

3Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Industriepolitik

Berlin

Freie Universität BerlinInstitut fürChinastudien

7Politik, Wirtschaft, Geschichte, Kultur,Gesellschaft, Religion, Umwelt

Humboldt-Universität zu Berlin

Seminar für Ostasien-Studien

1 Sprachwissenschaften, Linguistik

Hamburg Universität HamburgAbteilung für Sprache u. Kultur Chinas

3Geistesgeschichte, Philosophie, Geschichtsschreibung, Rechts-geschichte, Ideengeschichte, Literatur, Kunst, Musik

HessenGoethe-Universität Frankfurt am Main

Institut fürSinologie

3Sprachwissenschaft, Kultur, Wissenschaftsgeschichte, vormoderne Literatur, Religion

NiedersachsenGeorg-August-Universität Göttingen

Sinologisches Seminar 4Kultur, Soziologie, Wirtschaft, Sprachlehre, Sprachwissenschaft, Fachdidaktik

Nordrhein-Westfalen

Ruhr-Universität BochumFakultät für Ostasien-wissenschaften

3Geschichte und Philosophie, Sprache und Literatur; Internationale politische Ökonomie, Politik, Religion, Wirtschaft Ostasiens

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Abteilung fürSinologie

1 Geschichte, Literatur

Universität Duisburg-Essen

Institut für Ostasien-wissenschaften

5Politische Soziologie, Wirtschaft, , Politik und Gesellschaft, Vergleichende Soziologie

Universität zu KölnOstasiatischesSeminar –Chinastudien

2Kultur, Gesellschaft, Politik, Rechtswissenschaften

Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Institut fürSinologie u.Ostasienkunde

1 Literatur, Philosophie, Geschichte

Rheinland-Pfalz

Universität Trier Sinologisches Institut 2Geistesgeschichte, Kulturgeschichte, Sprachwissenschaft, Politisches System, Wirtschaftsreformen

Sachsen Universität Leipzig Sinologisches Institut 2 Kultur, Geschichte, Gesellschaft

*Berücksichtigt werden nur ordentliche Professuren und Juniorprofessuren. Professoren mit ausgewiesener China-Expertise, die anderen Instituten zugeordnet sind, wurden nicht berücksichtigt. Anmerkung: an Hochschulen angegliederte China-Kompetenzzentren sind nicht gelistet.

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Anhang D: Universitäre Ausbildung von Chinesisch-Lehrkräften

Anhang

Universität/Standort Studiengang Abschluss Eingerichtet seitBerlin181 Fachseminar Chinesisch 2. Staatsprüfung 2009

Ruhr-Universität Bochum (Nord-rhein-Westfalen)

Chinesisch, Master of Education

M.Ed. 2013

Erweiterungsstudium Chinesisch (Drittfachstudium)

Zertifikat (nur in Verbindung mit M.Ed./1. Staatsexamen)

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Baden-Württemberg)

2-Hauptfächer-B.A. Chinesisch (mit Option Lehramt)

B.A. WS 2016/2017

Master of Education Chinesisch M.Ed. voraussichtlich ab WS 2019/2020

Erweiterungsmaster (Erweiterungsfach (3. Fach) im Rahmen eines ergän-zenden Masterstudiums)

voraussichtlich ab WS 2019/2020

Chinesisch als 3. Fach mit Lehramtsoption (Freiburger Modell)

Georg-August-Universität Göttingen (Niedersachsen)

Ostasienwissenschaft/Chinesisch als Fremdsprache (B.A.) (2-Fächer)

B.A. 2011

Ostasienwissenschaft/ Chinesisch als Fremdsprache (M.Ed.)

M.Ed. 2013

Drittes Unterrichtsfach (Lehramt an Gymnasien)

Zertifikat

Universität Heidelberg (Baden-Württemberg)

B.A. Ostasienwissenschaften mit Schwerpunkt Sinologie als polyvalentes Zweifach-50%-B.A. mit Lehramtsoption

B.A. WS 2015/2016

Studiengang Master of Education mit dem Hauptfach Chinesisch

M.Ed. voraussichtlich ab WS 2018/2019

Chinesisch als Erweiterungsfach auf Beifachniveau (Lehramt) nach Gymnasiallehramtsprüfungsordnung (auslaufend)

1. Staatsprüfung 2009

Erweiterungsfach für den Master of Education (3. Fach)

voraussichtlich ab SoSe 2019

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Bayern)

Erweiterungsfach Chinesisch im Lehramtsstudiengang an Gymnasien

1. Staatsprüfung WS 2016/2017

Eberhard Karls Universität Tübingen (Baden-Württemberg)

B.Ed. Chinesisch B.Ed. WS 2015/2016

B.Ed. Sinologie/Chinesisch(auslaufend)

B.Ed. WS 2013/2014

M.Ed. Sinologie/Chinesisch (Lehramt) M.Ed. WS 2013/2014

Chinesisch auf Lehramt als 3. Fach (Erweiterungsmaster)

voraussichtlich ab WS 2018/2019

Chinesisch/Sinologie als Beifach zur Erweiterungsprüfung Lehramt

Staatsexamen WS 2010/2011

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| 97MERICS | CHINA MONITOR

Anhang E: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen

Anhang

AElementareSprachverwendung

BSelbständigeSprachverwendung

CKompetenteSprachverwendung

A1Breakthrough Einstieg

A2WaystageGrundlagen

B1ThresholdFortgeschritten

B2VantageSelbständig

C1Effective Operational ProficiencyFachkundig

C2MasteryAnnähernd muttersprachlich

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98 | MERICS | CHINA MONITOR

Anhang F: Studiengänge mit Chinabezug an deutschen Universitäten

Anhang

Bundesland Hochschule Bezeichnung Abschluss StudiengangOption

NFinterdiszi-plinär

Baden-Württemberg

Albert-Lud-wigs-Universität Freiburg

Institut für Sinologie

B.A. Sinologie X

M.A. Modern China Studies

Ruprecht-Kar-ls-Universität Heidelberg

Institut für Sinologie

B.A.Ostasienwissen-schaften – Sinologie

X

M.A. Sinologie

Eberhard Karls Universität Tübingen

Abteilung für Sinologie und Koreanistik

B.A.Sinologie/ Chinese Studies

Wirtschaft

B.A.

Sinologie/ Chinese Studiesmit berufsprakti-schem Schwerpunkt

M.A.Sinologie/ Chinese Studies

M.A.Politik und Gesell-schaft Asiens

Bayern

Friedrich-Alexan-der-Universität Erlangen-Nürn-berg

Sinologie-Lehrstuhl

B.A. Sinologie X

M.A.Sinologie mit fach-spezifischer Ausrich-tung

M.A.Imperien und Trans-kontinentale Räume

Geschichte, Kultur

M.A.Standards of Decisi-on-Making Across Cultures

Politik

Ludwig-Maximi-lians-Universität München

Institut für Sinologie

B.A. Sinologie X

M.A. Sinologie

Julius-Maximili-ans-Universität Würzburg

Institut für Sinologie

B.A. Modern China X

M.A. Chinese Studies

M.A.China Business and Economics

Wirtschaft

M.A.China Language and Economy

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Anhang

Berlin

Freie Universität Berlin

Institut für Chin-astudien

B.A.Chinastudien/Ostasi-enwissenschaften

B.A.Integrierte Chinastu-dien (Bachelor Plus)

M.A. Chinastudien

Humboldt Univer-sität Berlin

Seminar für Ost-asienstudien

B.A:Regionalstudien Asi-en/ Afrika – Schwer-punkt Ostasien

X

HamburgUniversität Ham-burg

Abteilung für Sprache und Kultur Chinas

B.A. Ostasien – Sinologie X

B.A.Wirtschaft und Kultur Chinas

Wirtschaft

M.A. Sinologie

HessenGoethe Universi-tät Frankfurt

Institut für Sinologie

B.A. Sinologie

M.A. Sinologie

M.A.Modern East Asian Studies

Politik, Wirtschaft, Jura, Sozialwis-senschaf-ten,

Niedersach-sen

Georg-Au-gust-Universität Göttingen

Sinologisches Seminar

B.A. Moderne SinologieJura, Ger-manistik

B.A. Modernes China X

B.A.Chinesisch als Fremd-sprache

X

M.A. Modern Sinology

M.A.MA/ LLM Chinesi-sches Recht und Rechtsvergleichung

Jura

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100 | MERICS | CHINA MONITOR

Anhang

Nordrhein-Westfalen

Ruhr-Universität Bochum

Fakultät für Ostasienwissen-schaften

B.A. Sinologie X

B.A.Ostasienwissen-schaften – Sinologie

B.A.Wirtschaft und Politik Ostasiens

Politik, Wirtschaft

M.A. Sinologie X

M.A.Ostasienwissen-schaften – Sinologie

M.A.Ostasienwissen-schaften Translation Chinesisch

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Abteilung für Sinologie

B.A.Asienwissenschaften – Sinologie

B.A.Asienwissenschaften – chinesische Sprache

M.A.Asienwissenschaften – Sinologie

M.A.Asienwissenschaften – Chinesische Sprache und Translation

Universität Duisburg-Essen

Institut für Ostasienwissen-schaften

B.A.Moderne Ostasien-studien

Soziologie, Wirtschaft, Politik

M.A.Contemporary East Asian Studies

M.A.Modern East Asian Studies

Universität zu KölnOstasiatisches Seminar – Chinastudien

B.A. Chinastudien X

B.A.Regionalstudien China

Wirtschaft, Jura, Sozialwis-senschaf-ten

M.A. Chinastudien

M.A.Regionalstudien China

Wirtschaft, Jura, Sozialwis-senschaf-ten

Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Institut für Sinologie und Ostasienkunde

B.A. Chinastudien X

M.A. Sinologie

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| 101MERICS | CHINA MONITOR

Anhang

Rheinland-Pfalz

Universität TrierSinologisches Institut

B.A.Moderne Chinastu-dien

M.A.China – Kultur und Kommunikation

Johannes Guten-berg Universität Mainz

Arbeitsbereich Chinesisch

M.A.Translation (mit wählbarer Sprache Chinesisch)

Sachsen Universität LeipzigOstasiatisches Institut

B.A. Sinologie X

B.A.Internationaler B.A. Sinologie

M.A. Sinologie

Anmerkung: an Hochschulen angegliederte China-Kompetenzzentren sind nicht gelistet.

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| 103MERICS | CHINA MONITOR

Quellenangaben

1 | BMBF (2016). Bekanntmachung im Rahmen der Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung. Richtlinie zur Förderung von „Innovativen Konzepten zum Ausbau der China-Kompetenz an deutschen Hochschulen“ Bundesanzeiger vom 24.11.2016 https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-1276.html. Abgerufen am 7. November 2017

2 | Details über die Auswahl, Gesprächsanbahnung sowie über die den Leitfadeninterviews werden in einem Online-Anhang zur Verfügung gestellt.

3 | Die Ergebnisse von zwei Experteninterviews blieben außen vor, da sich die Organisationen aufgrund ihres Auftrags fast ausschließlich mit China auseinandersetzen.

4 | Interview_Exp_14.5 | Ministerium für Bildung und Kultur Saarland (2014). Lehrplan Erdkunde Gymnasium Klassenstufe 8. https://

www.saarland.de/dokumente/thema_bildung/LP_Ek_Gym_8_2014.pdf. Abgerufen am 17. Januar 2018.6 | Interview_Pro_15; Interview_Pro_17.7 | Interview_Pro_12.8 | Interview_Pro_15; Interview_Pro_18.9 | Ministerium für Bildung, Kultus und Sport Baden-Württemberg (2016). Bildungsplan 2016 – Geschichte.

http://www.bildungsplaene-bw.de/site/bildungsplan/get/documents/lsbw/export-pdf/depot-pdf/ALLG/BP2016BW_ALLG_GYM_G.pdf. Abgerufen am 17. Januar 2018.

10 | Interview_Pro_15.11 | Interview_Pro_17; Interview_Pro_08. 12 | Interview_Pro_17; Interview_Pro_08.13 | Interview_Pro_19.14 | Interview_Pro_2815 | Interview_Pro_17; Interview_Pro_18.16 | Interview_Pro_20.17 | Interview_Exp_52.18 | Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern(2007). Rahmenplan für die

Vorstufe des Fachgymnasiums Geschichte und Politische Bildung. https://www.bildung-mv.de/export/sites/bildungsserver/downloads/unterricht/Rahmenplaene/Rahmenplaeneallgemeinbildende_Schulen/Geschichte/rp_fachgym_geschichte.pdf. Abgerufen am 17. Januar 2018.

19 | Ministerium für Bildung und Frauen des Landes Schleswig-Holstein (2008). Lehrplan für die Sekundarstufe II Berufliches Gymnasium – Wirtschaftsgeographie. https://www.lehrplan.lernnetz.de/index.php?Downloa-dID=380. Abgerufen am 16. April 2018.

20 | Interview_Pro_31.21 | Interview_Pro_29, Interview_Pro_30.22 | Interview_Pro_08.23 | Interview_Sp04: 5. Interview_Sp08: 5.24 | Interview_Sp10: 5. Interview_Sp03: 5. Interview_Sp04: 5. Interview_Sp02.25 | Interview_Sp03: 6. Interview_Sp04.26 | Interview_Sp06.27 | Konfuzius- Klassenzimmer dienen der Vermittlung der chinesischen Sprache und Kultur außerhalb Chinas. Sie

werden von der Zentrale der Konfuzius Institute in Peking (HANBAN) finanziert. 28 | Interview_Sp09.29 | Kultusministerkonferenz (1998). „Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Chi-

nesisch“, 14.04.1998. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschlues-se/1998/1998_04_14_EPA_Chinesisch.pdf. Abgerufen am 12. Februar 2018. Guder, Andreas (2008). „Zur Etablierung von Chinesisch als Schulfach und einer entsprechenden Lehramtsausbildung“. In: Kultusminister-konferenz (Hrsg.) (2008). Chinesisch an Schulen in Deutschland, 12. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2008/2008_05_00-Chinesisch-an-Schulen-in-Deutschland.pdf. Abgeru-fen am 19. Dezember 2017. Klöpsch, Volker (2008). „Ausbildung von Chinesisch-Lehrern – Herausforderung und Auftrag an die deutsche Chinawissenschaft“. Ebd., 15.

30 | KMK (2008). Chinesisch an Schulen in Deutschland 2008: 23. [Stand Herbst 2007].31 | Klöpsch, Volker (2008). „Ausbildung von Chinesisch-Lehrern – Herausforderung und Auftrag an die deutsche

Chinawissenschaft“. Ebd.,: 17. Universität zu Köln (o.J.). „Lehramt Chinesisch“. http://chinastudien.phil-fak.uni-koeln.de/13689.html. Abgerufen am 15. November 2017.

32 | Zahlen bereitgestellt durch das Bayerische Landesamt für Statistik.33 | Interview_Sp02.34 | Interview_Sp03: 1. Interview_Sp04: 5. Interview_Sp05: 2. Interview_Sp06.35 | Keine Gewähr auf Vollständigkeit. Viele Bundesländer erheben Schülerzahlen in Arbeitsgemeinschaft nicht

systematisch oder gar nicht.36 | Interview_Sp07: 5. Siehe auch Interview_Sp08.37 | Interview_Sp09.38 | Interview_Sp10: 1. Interview_Sp06: 2.39 | Interview_Sp05: 1.40 | V.a. Interview_Sp11. Interview_Sp02.41 | Interview_Sp09. Interview_Sp03.42 | Interview_Sp12. Pädagogischer Austauschdienst, November 2017.

Quellenangaben

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104 | MERICS | CHINA MONITOR

43 | Interview_Sp06.44 | Kultusministerkonferenz (2016). „Bildungsdaten kompakt“, 27.01.2016. https://www.kmk.org/fileadmin/

Dateien/bilder/KMK/Aufgaben/KMK_Statistik_Folder_Einzelseiten270116_web.pdf. Abgerufen am 15. November 2017.

45 | MERICS Online-Umfrage an Schulen “Teste Dein China-Wissen”. Stand, März 2018.46 | Interview_Sp10: 5. Interview_Sp01: 6.47 | The British Association for Chinese Studies (2018). “Chinese in UK Schools”. http://bacsuk.org.uk/chinese-in-

uk-schools. Abgerufen am 23. Januar 2018.48 | Department for Education, Nick Gibb (2016). “Press Release: Pupils across England start intensive lessons in

Mandarin”, 07.09.2016. https://www.gov.uk/government/news/pupils-across-england-start-intensive-lessons-in-mandarin. Abgeru-fen am 23. Januar 2018.

49 | Tinsley, Teresa; Board, Kathryn (2017). Language trends 2016/17. Language teaching in primary and secondary schools in England. Survey report, 26. https://www.britishcouncil.org/sites/default/files/langua-ge_trends_survey_2017_0.pdf. Abgerufen am 23. Januar 2018.

50 | Interview_Sp03: 3. Interview_Sp02. Interview_Sp05: 3, 5. Interview_Sp06.51 | Interview_Sp05: 3. Interview_Sp06.52 | Interview_Sp03: 2.53 | An den alle zwei Jahre stattfindenden internationalen Tagungen des Fachverbands nehmen im Schnitt 150

Lehrkräfte und Interessierte teil, an kleineren überregionalen Tagungen und der Sektion Chinesisch der Tagungen des Gesamtverbands Moderne Fremdsprachen (GMF) 20 bis 50 Personen.

54 | Interview_Sp02.55 | Ebd.56 | Interview_Sp06.57 | Siehe Anhang E: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen.58 | Interview_Sp02. Interview_Sp06.59 | Interview_Sp09.60 | Interview_Sp03: 4. Interview_Sp05: 4. Interview_Sp06.61 | Interview mit Andreas Guder, November 2017. Siehe auch Interview_Sp06. Interview_Sp03.62 | Guder, Andreas; Fachverband Chinesisch e.V. (Hrsg.) (2015). European Benchmarks for the Chinese Language

(EBCL)/ Europäischer Referenzrahmen für Chinesisch als Fremdsprache (Version 1.1). CHUN – Chinesisch-Un-terricht, Sonderausgabe. München: Iudicium Verlag.

63 | Für eine Erläuterung der Niveaustufen des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens siehe Abbildung in Anhang E.

64 | Interview_Sp13.65 | Interview_Sp10: 5. Interview_Sp09.66 | Interview_Sp06.67 | Interview_Sp05: 5.68 | Interview_Sp01: 6. Interview_Sp04: 5. Interview_Sp07: 5.69 | Interview_Sp14.70 | Interview_Sp02.71 | Interview_Sp06.72 | Interview_Sp14. Interview_Sp03.73 | Interview_Sp09.74 | Interview_Sp15: 6. Interview_Sp02. Interview_Sp01: 6. Interview_Sp05: 5. Interview_Sp06.75 | Interview mit Günter Jacob, November 2017.76 | Interview_Sp03: 6. Interview_Sp05: 5.77 | Interview_Sp15: 6. Interview_Sp04: 5.78 | Interview_Sp01: 6. Interview_Sp11: 4. Interview_Sp04: 5.79 | Interview_Sp09.80 | Interview_Sp01: 6. Interview_Sp02.81 | Interview_Sp14: 3. Interview_Sp02.82 | Im Rahmen dieser Untersuchung wurden private Hochschulen nicht berücksichtigt.83 | HRK-Portal: Statistik. www.internationale-hochschulkooperationen.de 84 | Philipps Universität Marburg (2011). Sinologie. https://www.uni-marburg.de/sprachenzentrum/sinologie.

Abgerufen am 16. April 2018.85 | Interview_HS_07.86 | Freie Universität Berlin- John F. Kennedy Institute for North America Studies: Staff. http://www.jfki.fu-berlin.

de/en/information/stafflist.html. Abgerufen am 16. April 2018.87 | Universität Heidelberg – Institut für Sinologie: Mitarbeiter http://www.zo.uni-heidelberg.de/sinologie/institu-

te/staff/. Abgerufen am 16. April 2018.88 | Unter der Kategorie Sinologie/ Koreanistik befinden sich die meisten chinabezogene Studiengänge mit dem

Namen „Sinologie“, „Regionalstudien China“ oder „Chinastudien“. Die Studiengänge, die im Namen einen fachlichen Schwerpunkt ausgewiesen haben, wie Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften, oder sich auf die Region Ostasien beziehen, finden sich in anderen Kategorien wieder.

89 | Interview_HS_06.90 | Interview_HS_Verw_05; Interview_HS_06; Interview_HS_07.91 | British Association for Chinese Studies (2016)- Report on the Present State of China-related Studies in

the UK (p.2) http://bacsuk.org.uk/wp-content/uploads/2015/05/BACS-report-on-China-Studies-2016.pdf. Abgerufen am 23. Januar 2018.

Endnoten

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| 105MERICS | CHINA MONITOR

Quellenangaben

92 | Ebd.93 | Interview_Pro_06; Interview_HS_01.94 | Interview_Hochs_01.95 | Interview_Pro_06.96 | Auswertung der Liste der Hochschulrektorenkonferenz zu deutsch-chinesischen Hochschulkooperationen.

(Stand November 2017).97 | Interview_For_03, Interview_HS_07.98 | Chinesisch Deutsches Hochschulkolleg (2017). CDH Jahresbericht 2016, S.83. http://cdhk.tongji.edu.cn/

wp-content/uploads/2017/01/%E4%B8%AD%E5%BE%B7%E5%B9%B4%E6%8A%A5-2016-%E5%8D%95%E9%A1%B5%EF%BC%8D%E5%B0%8F.pdf. Abgerufen am 23. Januar 2018.

99 | Ebd., S.56.100 | Universität Tübingen 2016: Modulhandbuch Bachelor Sinologie/Chinese Studies Hauptfach https://www.

uni-tuebingen.de/fakultaeten/philosophische-fakultaet/fachbereiche/aoi/sinologie-koreanistik/sinologie/studium/studiengaenge/ba-sinologiechinese-studies-3-jaehr.html. Abgerufen am 23. Januar 2018.

101 | Statistisches Bundesamt.102 | Interview_HS_07.103 | Interview_Hochs_02; Interview_Hochs_04.104 | Interview_Hochs_Verw_04.105 | Interview_Hochs_01; Interview_Hochs_Verw_03.106 | Bildungsministerium der Volksrepublik China (2017). Statistik zu Austauschstudenten in China im Jahr

2016 (2016年度我国来华留学生情况统计). http://www.moe.gov.cn/jyb_xwfb/xw_fbh/moe_2069/xwfb-h_2017n/xwfb_170301/170301_sjtj/201703/t20170301_297677.html. Abgerufen am 23. Januar 2018.

107 | Deutscher Akademischer Austauschdienst und Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsfor-schung (2016).: Wissenschaft Weltoffen 2016, S.56. http://www.wissenschaftweltoffen.de/publikation/wiwe_2016_verlinkt.pdf. Abgerufen am 16. April 2018.

108 | Interview_Hochs_StudVer_01.109 | Die Methodik bei der Erhebung stieß wiederholt auf Kritik, da auch Kurzzeitaufenthalte mitgezählt werden

und nicht notwendigerweise eine Unterscheidung zwischen Lehrper-sonal und Studierenden vorgenommen wird.

110 | Ostthüringer Zeitung (2016). Wenig Interesse an China: Erstmals kein angehender Ingenieur im Aus-tauschsemester. http://jena.otz.de/web/jena/startseite/detail/-/specific/Wenig-Interesse-an-China-Erst-mals-kein-angehender-Ingenieur-im-Austauschsemenst-393197532. Abgerufen am 16. April 2018.

111 | Interview_Hochs_Verw_02; Interview_Hochs_Verw_03.112 | Interview_Hochs_Verw_04; Interview_For_03.113 | Interview_Pro_26; Interview_Pro_24.114 | Interview_Pro_24; Interview_Pro_26.115 | Interview_Hochs_Verw_04.116 | Interview_Hochs_04.117 | Hier wird zwischen Bildungsinländern und Bildungsausländern unterschieden. Bildungsinländer haben keine

deutsche Staatsangehörigkeit, sind aber häufig in Deutschland aufgewachsen oder haben eine deutsche Schule besucht und weisen somit einen deutschen Schulabschluss vor. Bildungsausländer hingegen haben keine deutsche Staatsbürger-schaft und verfügen über keine deutsche Hochschulzugangsberechtigung.

118 | Deutscher Akademischer Austauschdienst und Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsfor-schung (2017). „Wissenschaft Weltoffen 2017“ – Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland. Gütersloh: W. Bertelsmann Verlag. http://www.wissenschaftweltoffen.de/publika-tion/wiwe_2017_verlinkt.pdf. Abgerufen am 16. April 2018.

119 | Eigene Auswertung auf Grundlage der Zahlen von Wissenschaft Weltoffen 2017 und Publikationen des statistischen Bundesamtes 2004-2016 zu Bildungsausländern in Deutschland.

120 | Deutscher Akademischer Austauschdienst und Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsfor-schung (2017). Wissenschaft Weltoffen 2017, S. 50.

121 | Interview_Hochs_Verw_01 – 04.122 | Interview_Pro_06; Interview_For_07.123 | Interview_Hochs_Verw_01.124 | Interview_Hochs_Verw_01.125 | Interview_HS_09.126 | Interview_Hochs_Verw_02; Interview_Hochs_Verw_02.127 | Interview_Hochs_02; Interview_Hochs_04; Interview_Hochs_Verw_02; Interview_Hochs_03; Interview_

Hochs_Verw_04.128 | National Science Board (2018). Science and Engineering Indicators 2018. Table 5-44 Internationally coau-

thored S&E publications, by selected region, country, or economy pairs: 2003 and 2016 https://www.nsf.gov/statistics/2018/nsb20181/data/appendix?achapter968. Abgerufen am 16. April 2018.

129 | Deutscher Akademischer Austauschdienst und Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsfor-schung (2017). „Wissenschaft Weltoffen 2017“ – Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland. Gütersloh: W. Bertelsmann Verlag. http://www.wissenschaftweltoffen.de/publika-tion/wiwe_2017_verlinkt.pdf. Abgerufen am 16. April 2018.

130 | Interview_For_09.131 | DFG: Vielen Dank an die freundliche Bereitstellung der Zahlen durch die DFG.132 | DFG (2017). Jahresbericht 2016. Aufgaben und Ergebnisse, S. 195. Bonn: DFG. 133 | Helmholtz (2017). Helmholtz und China stärken gemeinsame Forschung https://www.helmholtz.de/aktuell/

presseinformationen/artikel/artikeldetail/helmholtz_und_china_staerken_gemeinsame_forschung/. Abgeru-fen am 16. April 2018.

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134 | Max-Planck-Gesellschaft (2017). Jahresbericht 2016. München: Max-Planck-Gesellschaft. (S. 30) https://www.mpg.de/11358461/jahresbericht-2016.pdf. Abgerufen am 16. April 2018.

135 | Interview_For_06.136 | Max-Planck-Gesellschaft (2017). Jahresbericht 2016. München: Max-Planck-Gesellschaft. (S. 156)

https://www.mpg.de/11358461/jahresbericht-2016.pdf. Abgerufen am 16. April 2018.137 | Interview_For_06.138 | Interview_For_09.139 | Fraunhofer-Gesellschaft (2017). Jahresbericht 2016. Chancen der Digitalisierung. München: Fraunhofer-Ge-

sellschaft. https://www.fraunhofer.de/content/dam/zv/de/publikationen/Jahresbericht/jb2016/Fraunho-fer-Jahresbericht-2016.pdf. Abgerufen am 16. April 2018.

140 | Interview_For_03.141 | Interview_For_08; 09.142 | Kurze Erläuterung Gesetz und Debatten: Zum 1. Januar 2017 trat in China ein neues Gesetz zur strengeren

Kontrolle ausländischer Nichtregierungsorganisationen in Kraft. Die Organisationen müssen sich bei den Sicherheitsbehörden neu registrieren lassen und dafür einen offiziellen chinesischen Partner suchen. Im Falle der Vertretungsbüros deutscher Hochschulen war es nicht mehr möglich, unter dem Schirm des DAAD in China zu operieren. Stattdessen mussten sie sich als Unternehmen anmelden oder bei Partneruniversitäten in China Räumlichkeiten beziehen. Neben bürokratischen Hürden bei der Neuregistrierung fühlen sich die Organisationen auch sonst deutlich in ihrem Operati-onsradius eingeschränkt.

143 | Interview_For_01; 02.144 | Interview_For_07; Interview_Exp_51.145 | Interview_Exp_38.146 | Interview_Pro_25.147 | Interview_For_04; Interview_For_07; Interview_HS_Verw_05; Interview_Pro_16.148 | Interview_For_02; 03.149 | Interview_HS_10; Interview_For_11.150 | China wird entweder exklusiv oder neben maximal ein bis zwei anderen Ländern in Ostasien benannt.151 | Interview_Exp_37.152 | Interview_Exp_39.153 | Zwei der 118 Programme konnten nicht eindeutig zugeordnet werden. 154 | Weltweiser (2017): Weltweiser Studie Schüleraustausch – High School – Auslandsjahr. https://weltwei-

ser-b47a.kxcdn.com/wp-content/uploads/weltweiser-studie-schueleraustausch-statistik-auslands-jahr-2017.pdf. Abgerufen am 16. April 2018.

155 | Interview_Pro_11; Interview_Pro_18.156 | Ausnahme ist das Programm „Mercator Exchange“, das Jugendaustausch dezidiert mit China und der Türkei

fördert. 157 | Zentrum für Chinesisch-Deutschen Kulturell-Gesellschaftlichen Austausch (Hrsg.) (2017). Auf den Flügeln

des gemeinsamen Traumes. Eine Dokumentation des Deutsch-Chinesischen Jahres für Schüler- und Jugend-austausch 2016. Shanghai: Tongji-Universität.

158 | : PASCH-NET: Weltkarte. http://weltkarte.pasch-net.de/. Abgerufen am 21. Januar 2018.159 | Die Zahlen für China, Argentinien und Brasilien beziehen sich auf das Programm „Schulen: Partner der Zu-

kunft“ (PASCH), wobei China ein Schwerpunktland ist. Die Zahlen für die USA gehen aus dem ebenfalls vom PAD betreuten German-American Partnership Program (GAPP) hervor.

160 | Interview_Pro_08.161 | Umfragezentrum Bonn – Prof. Rudinger GmbH (2018). Kurzbericht: Auslandsaufenthalte in der Berufsbildung

2017. Bonn: Universität Bonn. 162 | Ebd. 163 | Interview_Pro_07.164 | DAAD (o.J). Sprache und Praxis in China. http://www.daad.org.cn/studium-und-forschung-in-china/stipendien-

angebote-fur-deutsche/sprache-und-praxis-in-china. Abgerufen am 26. März 2018.165 | Interview_Exp_39; Interview_Pro_24.166 | Interview_Exp_50.167 | BayCHINA: Homepage. Die Sommeruniversität steht sowohl Studierenden, als auch Abiturienten offen.

Informationen zu der Sommeruniversität finden sich hier: http://www.baychina.net/foerderung-stipendien/sommeruniversitaet/. Abgerufen am 21. Januar 2018

168 | Interview_Pro_06.169 | China Scholarship Council (o.J.). Chinese Government Scholarships. http://www.csc.edu.cn/studyinchina/scho-

larshipdetailen.aspx?cid=218&id=2728. Abgerufen am 16. April 2018.170 | Interview_Pro_22. 171 | China Scholarship Council (o.J.). Chinese Government Scholarships. http://www.csc.edu.cn/studyinchina/scho-

larshipdetailen.aspx?cid=218&id=2728. Abgerufen am 16. April 2018.172 | Huawei (o.J). Das Studentenprogramm. https://www.huawei-studentenprogramm.de/das-studentenpro-

gramm.html. Abgerufen am 16. April 2018.173 | Interview_Tln_01; 02.174 | Interview_Pro_23.175 | Interview_HS_05.176 | AKLHÜ e.V. (2017) Statistische Erhebung: Freiwillige in internationalen. Freiwilligendiensten 2016 (204/

2015). Bonn. http://www.entwicklungsdienst.de/979/ Abgerufen am 16. April 2018.177 | Gransow, Bettina (2011). „Deutsche und internationale Entwicklungszusammenarbeit mit China – Erfahrun-

gen, Sichtweisen, Perspektiven“. Berliner China-Hefte (39):13.

Endnoten

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Quellenangaben

178 | Interview_Pro_05; 24; Interview_Exp_55.179 | Interview_Exp_55.180 | Interview_Pro_5; 19; 21; 13.181 | Das Fachseminar in Berlin wird aufgeführt, da es als einziges bundesweit bislang nicht an einen Studiengang

im selben Bundesland angeschlossen ist.

Erläuterung: Abkürzung der Interview-Kategorien

Interview_Exp Leitfadeninterviews mit Vertretern von Ministerien, Wirtschaftsverbänden, gesell-schaftlichen Vereinigungen, Stiftungen und Unternehmen

Interview_Pro Hintergrundgespräche zu Programminhalten mit Vertretern von Organisationen, die Austauschaktivitäten anbieten; Lehrkräften an allgemeinbildenden und beruf-lichen Schulen

Interview_For Hintergrungespräche mit Vertretern von Forschungseinrichtungen und Organisa-tionen zur Forschungsförderung

Interview_HS Hintergrundgespräche mit Lehrbeauftragten an HochschulenInterview_HS_Verw Hintergrundgespräche mit Vertretern in der Hochschulverwaltung, bspw. Mitar-

beiter der Büros für Internationale AngelegenheitenInterview_Tln Schulbesuche und Gespräche mit Teilnehmern über Ihre Erfahrungen in Aus- tauschaktivitäten und Ausbildungsgängen mit China-Fokus Interview_HS_StudVer Hintergrundgespräche mit Studierendenvertretern

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Die Autoren

Matthias Stepan arbeitet seit 2014 am MERICS. Zuvor lehrte und forschte er vier Jahre an der Frei-en Universität Amsterdam. Parallel zu seinem Studium der Politik- und Verwaltungswissenschaf-ten baute sich Stepan seit 2005 im Rahmen von längeren Studien-, Arbeits- und Forschungsauf-enthalten in der Volksrepublik China-Kompetenz auf. Neben seiner Forschungstätigkeit setzt sich Stepan aktiv für eine verstärkte Vernetzung von Sozialwissenschaftlern in China und Europa ein.

Andrea Frenzel ist Projektassistentin am MERICS. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Ent-wicklung und den Rahmenbedingungen von Chinesisch als Schulfach. Sie engagiert sich im Fach-verband Chinesisch e.V. für die Verbreitung und Anerkennung des Chinesischen als Fremdsprache im deutschen Sprachraum. Darüber hinaus arbeitet sie zur Geschichte und Literatur Chinas, sowie zur Theorie und Praxis des Übersetzens. Sie besitzt einen Magister-Abschluss in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft und einen Master im Fach Chinastudien.

Jaqueline Ives forscht zu Industriepolitik und Digitalisierung in China. Zuvor war sie als wissen-schaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für China Business and Economics in Würzburg tätig. Sie hat Sinologie, Wirtschaftswissenschaften und chinesische Wirtschaft in Bonn und Würzburg studiert.

Marie Hoffmann ist wissenschaftliche Referentin des Direktors des MERICS. Sie forscht zum chinesischen Auslandstourismus. Zuvor war sie Projektmitarbeiterin beim Goethe-Institut Berlin. Während des Studiums der Sinologie, chinesischen Sprache und Betriebswirtschaft in Berlin, Paris und Shanghai sammelte sie u.a. in chinesischen Unternehmen Erfahrungen in der multilateralen Zusammenarbeit.

Die Autoren

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www.merics.org ISSN: 2509-3843