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Chorgemeinschaft erntet viel Beifall Von Jutta Schreiber-Lenz Beethovens „Lied an die Freu- de“, mit der er Schillers Worte vertonte, gab das Motto vor, das die Chorgemeinschaft Auf- derhöhe sich für ihr Konzert ausgedacht hatte: Mit dem nachdrücklichen und strah- lend gesungenen Appell an Freiheit und Brüderlichkeit nahm der Traditionschor un- ter der Leitung von Nadja Bula- tovic die Zuhörer mit in eine gute Stunde voller besonderer Klänge. Heiter und beschwingt sowie rhythmisch und tempe- ramentvoll läutete das gut 60- köpfige Ensemble und seine hochkarätigen musikalischen Gäste den Frühling ein. Sie lieferten ein niveauvol- les und zugleich wunderbar leicht und locker schwingen- des Programm ab. Sie standen gemeinsam auf der Bühne mit Artem Kononov, Stimmführer und Konzertmeister der Cham- bers, Mezzosopranistin Julia Nicolajczyk, Stimmbildnerin der Chorgemeinschaft sowie Ensemblemitglied der Bayreu- ther Festspiele und der Kam- meroper Köln, und Wolf Codera, der in Solingen als Kla- rinettist und Saxophonist durch seine „Session Possible“ und seine Weihnachts-Konzer- te bekannt ist. Immer wieder gelang es den Musikern, die Seelen der mehr als 200 Zuhörer in der Stadtkir- che in Schwingung zu verset- zen. Kreislers genial-emotio- nales „Liebesleid“ etwa, ge- spielt von Nadja Bulatovic und Artem Kononov, erhielt tosen- den Beifall. In immer wieder anderen Kombinationen – mal nur der Chor, mal mit Piano-, Violin- oder Saxophon-Beglei- tung, mal instrumental – zau- berten die Protagonisten einen wunderbaren Klang. Mit be- liebten Wiener Melodien und weitgehend Dreiviertel-Takt- Harmonie entführte etwa der Chor in die berühmte Wiener Romantik. Mit Schumann be- grüßte er den Frühling; zeigte mit dem „Capri Fischer“ italie- nisches Flair auf und bewies mit „Tango La Cumparsita“ südliches Temperament. Wolf Codera setzte mit jiddischem Klezmer spezielle Akzente Besonders die außerordentlich klangstarke Julia Nicolajczik, die mit ihrer Stimme eine gro- ße stilistische Bandbreite zeig- te, erntete viel Beifall. Von Lé- hars schmachtender „Vilja“ über Stolz‘ „Leid und Lust“ bis zu Cohens „Halleluja“, gemein- sam mit Chor, Violine und Sa- xophon überzeugte sie in allen Genres. Dass Nadja Bulatovic neben ihrem Talent als Chordi- rigentin eine begnadete Pianis- tin ist, bewies sie mit Mozarts quirligem und turbulentem „Rondo alla turca“. In abenteu- erlichem Tempo und meister- haft in Technik und Präzision, erntete sie Bravo-Rufe. Gegen Ende setzte Wolf Codera mit jiddischem Klezmer noch ei- nen speziellen Akzent. „Tum Balalaika“ gemeinsam mit Vio- line und Chor begeisterte ebenso wie „Hevenu shalom alechem“. Frühlingsmelodien erklangen in Stadtkirche. Nadja Bulatovic zeigte sich als begnadete Pianistin, bewies aber auch Talent als Chordirigentin. Foto: Andreas Horn

Chorgemeinschaft erntet viel Beifall · 2019. 8. 12. · nales „Liebesleid“ etwa, ge-spielt von Nadja Bulatovic und Artem Kononov, erhielt tosen-den Beifall. In immer wieder anderen

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  • Chorgemeinschafterntet viel BeifallVon Jutta Schreiber-Lenz

    Beethovens „Lied an die Freu-de“, mit der er Schillers Wortevertonte, gab das Motto vor,das die Chorgemeinschaft Auf-derhöhe sich für ihr Konzertausgedacht hatte: Mit demnachdrücklichen und strah-lend gesungenen Appell anFreiheit und Brüderlichkeitnahm der Traditionschor un-ter der Leitung von Nadja Bula-tovic die Zuhörer mit in einegute Stunde voller besondererKlänge. Heiter und beschwingtsowie rhythmisch und tempe-ramentvoll läutete das gut 60-köpfige Ensemble und seinehochkarätigen musikalischenGäste den Frühling ein.

    Sie lieferten ein niveauvol-les und zugleich wunderbarleicht und locker schwingen-des Programm ab. Sie standengemeinsam auf der Bühne mitArtem Kononov, Stimmführerund Konzertmeister der Cham-bers, Mezzosopranistin JuliaNicolajczyk, Stimmbildnerinder Chorgemeinschaft sowieEnsemblemitglied der Bayreu-ther Festspiele und der Kam-meroper Köln, und WolfCodera, der in Solingen als Kla-rinettist und Saxophonistdurch seine „Session Possible“und seine Weihnachts-Konzer-te bekannt ist.

    Immer wieder gelang es denMusikern, die Seelen der mehrals 200 Zuhörer in der Stadtkir-che in Schwingung zu verset-zen. Kreislers genial-emotio-nales „Liebesleid“ etwa, ge-spielt von Nadja Bulatovic undArtem Kononov, erhielt tosen-

    den Beifall. In immer wiederanderen Kombinationen – malnur der Chor, mal mit Piano-,Violin- oder Saxophon-Beglei-tung, mal instrumental – zau-berten die Protagonisten einenwunderbaren Klang. Mit be-liebten Wiener Melodien undweitgehend Dreiviertel-Takt-Harmonie entführte etwa derChor in die berühmte WienerRomantik. Mit Schumann be-grüßte er den Frühling; zeigtemit dem „Capri Fischer“ italie-nisches Flair auf und bewiesmit „Tango La Cumparsita“südliches Temperament.

    Wolf Codera setzte mit jiddischemKlezmer spezielle AkzenteBesonders die außerordentlichklangstarke Julia Nicolajczik,die mit ihrer Stimme eine gro-ße stilistische Bandbreite zeig-te, erntete viel Beifall. Von Lé-hars schmachtender „Vilja“über Stolz‘ „Leid und Lust“ biszu Cohens „Halleluja“, gemein-sam mit Chor, Violine und Sa-xophon überzeugte sie in allenGenres. Dass Nadja Bulatovicneben ihrem Talent als Chordi-rigentin eine begnadete Pianis-tin ist, bewies sie mit Mozartsquirligem und turbulentem„Rondo alla turca“. In abenteu-erlichem Tempo und meister-haft in Technik und Präzision,erntete sie Bravo-Rufe. GegenEnde setzte Wolf Codera mitjiddischem Klezmer noch ei-nen speziellen Akzent. „TumBalalaika“ gemeinsam mit Vio-line und Chor begeisterteebenso wie „Hevenu shalomalechem“.

    Frühlingsmelodien erklangen in Stadtkirche.

    Nadja Bulatovic zeigte sich als begnadete Pianistin, bewies aber auchTalent als Chordirigentin. Foto: Andreas Horn

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