Christoph Keller Verbal Nonverbal

Embed Size (px)

Citation preview

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    1/18

    Christoph KellerVerbal / Nonverbal

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    2/18

    Christoph Kellerverbal / nonverbal

    Christoph KellerVerbal / Nonverbal

    October 5 - November 13, 2010

    Esther SchipperLinienstrasse 8510119 BerlinTel: +49 30 28390139

    Fax: +49 30 [email protected]

    Edition: 500

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    3/18

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    4/18

    Christoph Keller: Verbal / Nonverbal

    Das Video Verbal / Nonverbal zeigt in einem Ver-suchsaufbau eine Reihe von Probanden, einzelnoder zu zweit, vor einem neutralen, weien Hin-tergrund. Jede Versuchsperson nimmt auf einemBrosessel Platz, atmet tief durch, konzentriert undetwas angespannt. Sie fhrt einen Luftballon zumMund und atmet in den Ballon hinein, der zu ihren Atemzgen an- und abschwillt. Bald ereignet sichetwas Eigenartiges: Die Gesichtszge entspannensich. Einige Probanden beginnen laut zu lachen.Manche versuchen, die Ausbrche von Heiterkeitzu unterdrcken. Andere wirken abwesend. Wiederandere versuchen in Worten zu artikulieren, was mitihnen vorgeht. Die Intensitt der Gefhlsregungengert auer Kontrolle, die Heiterkeit berschlgtsich. Man wird von ihrem Lachen angesteckt, be-merkt aber, dass es da etwas gibt, das die Mglich-keiten des Affektes und des Mitgefhls bersteigt.Fr einen Moment scheint alle Leichtigkeit der Weltnicht weiter entfernt zu sein als ein Luftballon undbleibt dennoch chtig.

    Die Videoarbeit Verbal / Nonverbal verweist auf dieKonstruktion und Dekonstruktion des Selbst. Aberdie Bilder ziehen sich nicht auf Bendlichkeiten undIntrospektion zurck, sondern zeigen im kollektivenSelbstversuch ein auch politisch zu lesendes Motivder berwindung des Ichs und seiner Welt-Kon-struktion.

    Neben diesem gerade fertig gestellten Werk zeigtdie Ausstellung weitere, thematisch verwandteVideoarbeiten. Teils handelt es sich dabei umSelbstversuche des Knstlers, wie in Visiting aContemporary Art Museum under Hypnosis (2006)oder 3 Selbstversuche zur Trance (2008), teils umRecherchen zu anderen Bewusstseinszustnden undderen Darstellung. Shaman Travel (2002) destilliertaus wissenschaftlichen Dokumentar-Filmaufnahmender sechziger Jahre auf zwei Screens eine Parallel-geschichte von Schamanismus und Ethnographie. Auch weitere Arbeiten stehen im Kontext der neuen Ausstellung. Die Video-Installation Interpreters (2008)fhrt an eine Grenze der Sprache, indem sie Simul-tan-Dolmetscher, sich wechselseitig bersetzend,ber ihre Arbeit reektieren lsst. Fr das HypnosisFilm Project (2007) hat Keller Szenen von Hypnose-Sitzungen aus der Geschichte des Kinos zu einemFilm kompiliert. In dem VideoDeux Cieux (2007)dokumentiert er ein zeitgenssisches Besessen-heits-Ritual in den Wldern West-Frankreichs.

    Seit dem frhen Film retrograd (2000) ber die medi-zinische Filmgeschichte der Charit Berlin undEncyclopaedia Cinematographica (2001) ist damitein Zyklus entstanden, der drei groe Themenfelderumspannt: die Archive und ihre Vergnglichkeit; dieRituale der Wissenschaften; und die Techniken desSelbst und seiner berwindung.

    Die Arbeiten von Christoph Keller hneln hugexperimentellen Situationen, in die der Betrachtereinbezogen wird. Sie spiegeln wissenschaftliche Mo-delle in die Kunst, um Knstler wie auch Betrachterals Objekt des Experiments zu setzen und zu hinter-fragen. Rationale Konzeptionen von Welt werden mitden rumlichen und sthetischen Erfahrungen derKunst konfrontiert.

    Stefan Heidenreich

    Verbal / Nonverbal, 2010Video stills

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    5/18

    Verbal / Nonverbal, 2010Video stills

    Christoph Keller: Verbal / Nonverbal

    The video Verbal/ Nonverbal shows a number of test subjects against a neutral, white background,either individually or in pairs, in the context of anexperimental test protocol. Each subject seats him or herself in an ofce chair, breathes deeply, concentra-tes, each appearing somewhat nervous. Each then places a balloon to his or her lips and breathes into it; the balloon then expands and contracts with each inhalation and exhalation. Before long, somethingcurious occurs: their faces relax noticeably. Several subjects begin laughing aloud. A few attempt to repress these outbursts of hilarity. Others appear mentally absent. Still others attempt to articulatetheir experiences verbally. The intensity of theseemotional responses careens out of control, their hilarity is irrepressible. Their laughter is infectious, yet one observes that an element must be present which somehow enhances the potential for affect and empathy. For a moment, all of the lightnessof the world seems no further away than a balloon and yet remains nonetheless evanescent.

    The video piece Verbal-Nonverbal alludes to theconstruction and deconstruction of the self. And yet its images do not retreat toward mental statesor introspection, but instead foreground a politically legible motif in the context of a collective autoexpe- riment which involves the overcoming of the self and its construction of the world.

    Alongside this recently completed work, the exhibi-tion features additional thematically related videos.To some extent, as in Visiting a Contemporary ArtMuseum und Hypnosis (2006) or 3 Selbstversuchezur Trance (2008), it is a question of autoexperimen-tation on the part of the artist, while other worksentail investigations of other states of consciousness and their depiction. Shown on two screens, ShamanTravel (2002) draws upon scientic documentary lms of the 1960s in order to distill a parallel narrativeof shamanism and ethnography. Other works as well belong to the context of the new exhibition. Leadingto the very boundaries of language is the video installation Interpreters (2008), in which a simulta- neous interpreter who translates in two directions reects on their work. For the Hypnosis Film Project(2007), Keller has compiled a single lm with various scenes dealing with hypnosis from the history of cinema. The video Deux Cieux (2007) documents a contemporary possession ritual in the forests of western France.

    Since the early lm retrograd (2000), which dealswith the medical lm history of the Charit Berlin, and Encyclopaedia Cinematographica (2001), has been a cycle encompassing three broad thematicelds: the archive and its transitoriness; the ritualsof science; and techniques of the self and of itsovercoming.

    The works of Christoph Keller often resembleexperimental test protocols, ones which incorporatethe viewer. They reect upon scientic models in the artistic context, positioning and challenging both ar-tist and beholder as experimental subjects. Rational conceptions of the world are confronted now withthe spatial and aesthetic experiences of art.

    Stefan Heidenreich

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    6/18

    Wichtig ist, glaube ich, dabei, dass zumindest freine bestimmte Form moderner Literatur beispiels-weise und das wrde man wahrscheinlich auchvon moderner Kunst sagen knnen zentraleOperationen darin bestehen, die Ordnungsgestaltder Welt zu reduzieren. Und damit eine Welt einebestehende und, wenn man so will, auch sprachlichgefgte Welt in einen Zustand zurckzuversetzen,den man Werden nennen knnte: In dem die Weltalso embryonale Seiten entwickelt und nicht alsvorgegebene Struktur oder so vorhanden ist. Unddas Stammeln htte wenn Deleuze sagt, dassdas Stammeln eben auch darin besteht, eine ganzeSprache selbst ins Stammeln zu bringen genaudiese Form, Festigkeitsverhltnisse von Welt, Fgun-gen zu reduzieren.Und dabei markiert das Stammeln natrlich auch soetwas wie einen Anschlussfehler, wie bei der Monta-ge im Film. Man kann ja auch sagen, Filme der Nou-velle Vague stammeln in einer gewissen Weise, wennes unklar ist, wie man von einem Bild zum nchstenkommt. Oder wenn klar wird, dass der bergangvon einem Bild zum nchsten in mehrfacher Hinsichtdargestellt wird. Es gibt eine wunderbare Szene vonGodard, wo das richtig durchgespielt wird. Das heitalso beispielsweise: Wie kommt man durch eineTr? Und Michel Piccoli inLe mpris ffnet eine Tr,schreitet hindurch und macht sie hinter sich zu. Dasnchste Mal: dieselbe Tr. Michel Piccoli geht nicht,ffnet die Tr, man stellt pltzlich fest, dass in derMitte das Glasfenster, also das Trblatt fehlt. Er gehtalso durch das fehlende Trblatt bei geschlossenerTr. Und das dritte Mal macht er beides, er machtdie Tr auf und geht durch das fehlende Blatt in derMitte, durch die fehlende Scheibe und hat damitdrei Mglichkeiten vorgefhrt. Erstens von einemRaum in den anderen zu kommen; zweitens miteiner Tr umzugehen; und drittens diese Schwelle zuberschreiten.Und ich glaube, eine hnlich Form ist mit dem Anschlussfehler verbunden, wo eben klar wird,dass auch der Fortgang oder die Fortsetzbarkeiteines Raums beispielsweise (auch eines metrischenRaums) unterbrochen wird und an der Stelle in einenIrrlauf gert. Und ich glaube, dieses Erratische oderdieser Irrlauf im Zaudern, h, im Stammeln ist ganzwichtig und fhrt eben zu einer Zauderstruktur, inder Festigkeit von Welt, Gefgtheit von Welt und dieTatsache beispielsweise, dass eine Tr ist ja, wiesoll man sagen eingeklammert wird.

    Stammeln ist im Grunde ein Systemzustand fernvon Gleichgewichtszustnden. Man knnte daswahrscheinlich viel deutlicher mit einem chaoti-schen System vergleichen, also mit etwas, was derMathematiker Benot Mandelbrot beispielsweise zubeschreiben versuchte. Selbst einer der interessan-testen gegenwrtigen Physiker, Physikochemiker,Ilya Prigogine beschreibt, dass turbulente Systeme also beispielsweise Flssigkeiten, die sich dadurchauszeichnen, dass von laminaren Strmungen,das heit von Strmungen, in denen pltzlich einStrmungsabriss passiert, so dass Turbulenzenentstehen nicht eigentlich vllig ungeordnetsind. Tatschlich handelt es sich um einen relativorganisierten Systemzustand, aber fern von Gleich-gewichtszustnden, in denen und das ist einewrtliche Formulierung von Ilya Prigogine dasSystem zaudert. Man kann nicht entscheiden, wievon einem gegebenen Zustand eine Ableitung zueinem weiteren, knftigen Systemzustand mglichwre, sondern alle mglichen Systemzustnde tretengewissermaen auf den Plan und fhren dazu, dasses keine wahrscheinliche, also keine sozusagennormal wahrscheinliche Verlaufsform gibt.Sondern es gibt einen hyperbolischen Systemzu-stand, in dem selbst Wahrscheinlichkeitsprozessevllig irregulr werden.Und dieses zaudernde System, wo der bergangvon einem Zustand zum anderen unklar ist, ist einZustand, der fern des Gleichgewichts ist. Und inso-fern knnte man auch sagen, dass auch sprachlicheGleichgewichtsvorstellungen, also Balance, aus derKraft gesetzt sind.

    Jedes System, glaube ich, wenn es einen gewissenHang zur Selbstreproduktion hat, wenn ein Systemeine immanente Intelligenz entwickelt, um sichgewissermaen fortzupanzen das betrifft ein ko-nomisches System genauso wie ein soziales Systemberhaupt muss Margen haben, in denen Umwelt-kontakte neben allen Schlieungen, neben allen Abschlussgedanken oder so manifeste ffnungenhaben also Flexibilittsenden, Ausfransungen oderso. Gilles Deleuze hat einmal gesagt: Warum funktio-niert eigentlich der Kapitalismus so gut? Deswegen,weil alles leckt, weil es berall Lcher gibt, undweil es trotzdem, obwohl nichts funktioniert, immerweitergeht.Funktionsstrungen zur Funktionalitt zu wenden,ist ja eine elementare Denition auch beispielsweisekybernetischer Systeme, die sich eigentlich dadurcherhalten, dass sie Strungen integrieren. Also jedeStrung ist im Grunde auch ein Moment einer Syste-moptimierung.

    ber das Stammeln Aus einem Gesprch zwischen Christoph Kellerund Joseph Vogl

    Ein ganz wichtiger Aspekt ist, dass das Stammelneine interessante Markierung auf den v erschiedenen Achsen der Sprache besetzt. So knnte man sagen,dass die Richtung der Sprache durch ein Syntagmavorgegeben ist, das heit also durch eine kontinu-ierliche Verkettung von syntaktischen Einheiten,und dass bei jedem Kettenglied gewissermaenEntscheidungen getroffen werden mssen, nmliches muss aus dem Paradigma ausgewhlt werden.Fortlaufendes Sprechen heit also eigentlich immer,zwischen jedem Satzteil, zwischen jedem Syntagma,aus einem Paradigma auszuwhlen und damit demSprechen eine Richtung zu geben eine Richtung,die etwa durch das Verb, die durch Direktion, diedurch Deklinationen etc. vorgegeben ist, aber auchdurch semantische Verkettungen. Und da knn-te nun das Stammeln eine interessante Positionbesetzen, weil es gewissermaen den Fortgang desSatzes und damit auch die Direktion einer uerungin die Schwebe versetzt und in ein eigentmlichesZgern oder Zaudern bringt. Die Richtung ist unter-brochen, und hug ist das Stammeln tatschlichdamit verbunden, dass ein Suchlauf beginnt. EinSuchlauf, in dem beispielsweise verschiedene Alter-nativen der Fortsetzbarkeit auftauchen. Und da kannes sein, dass ein Satz, der positiv und negativ, alsoin der Verneinung und in der Bejahung enden kann,pltzlich beides zugleich mglich erscheinen lsst.Es ist denkbar, dass an einem bestimmten Punktverschiedene Bilder auftauchen, die unterschiedli-che Schattierungen beispielsweise in semantischerHinsicht vorfhren.Und an all diesen S tellen fhrt das Stammelntatschlich eine Art Karussell von Mglichkeitenein und hat, neben seiner vermindernden Qualitt nmlich dem Heraustreten aus der Kommunikati-on beispielsweise, die Intensivierung einer Kom-munikation mit sich selbst in der Frageform o.. gleichzeitig einen Gewinn. Also es ist nicht nur eineSubtraktion, sondern eine Multiplikation nmlichvon Mglichkeiten.Im Stammeln sind also die Richtung der Fortsetz-barkeit, die Richtung des Satzes, die Richtungeiner uerung und nicht zuletzt die Richtung einerDenkbewegung tatschlich offen. Und deswegenhat dieses Stammeln in der Hinsicht den Charaktereiner Potenzierung des Sprechens. Also geradenicht nur einer Depotenzierung, indem Mitteilungunterbrochen wird, sondern einer Potenzierungdort, wo eben gewissermaen eine Flle des Sinns

    gegenwrtig ist und die Selektionsvorgabe, derSelektionsprozess noch nicht abgeschlossen ist.Eine hnliche Frage hat sich ja im 18. Jahrhundertin unterschiedlichen Sprachursprungsgeschichtenniedergeschlagen in der Annahme, dass der ersteLaut eine onomatopoetische uerung gewesen ist,also der Rousseausche Naturlaut, das Ach , dasOh, oder eine bloe Lautmalerei, die gewisser-maen vorsprachlich und natrlich vor allem auchvorbegrifich ist. Etwas hnliches ndet man dannbei Nietzsche, der eben etwa sagt, zunchst warein Bild, zu diesem Bild gibt es einen Laut, und erstin einem langen Filterungsprozess wird daraus derBegriff.Und auch dann ist, wenn man so will, das Stammeln wenn das Stammeln eben eine bloe Lautlichkeitohne weitere syntaktische Fortsetzung ist einebloe Lautlichkeit noch nicht semantisch festge-schrieben dieses Stammeln tatschlich vor derOrdnungs- und Direktionskraft des Begrifichenangesetzt. Auch da knnte man sagen, wird nicht unbedingt einNullpunkt, aber eine uerste Intensitt hergestellt,in der selbst Begriffe in die Schwebe gebrachtwerden.Etwas anders formuliert knnte man sagen: ImStammeln insistiert Sinn, aber dieser Sinn ist nochnicht existent. Es sind insistierende Sinnpotentiale,die sich dort bemerkbar machen.

    Ich wrde sagen, das Stammeln, das Sie inter-essiert und das vielleicht auch mich interessierenwrde, kann berhaupt erst entstehen unter derBedingung, dass Sprache ist und, dass Sprechenmglich ist. Also dieses Stammeln, ber das wir jetztgesprochen haben, ist eines, das sich nur unter derVoraussetzung der Sprachsysteme o der der Spracheschlechthin vollziehen kann. Und ich glaube, daswre auch wenn man das so vorsichtig sagen darf,nein, so unvorsichtig sagen darf die knstlerischeSeite dabei.Gilles Deleuze etwa hat das an v erschiedenenBeispielen sehr deutlich gemacht an Proust, anCummings, an Kafka, an Sacher-Masoch dasseigentlich knstlerische Sprache dort beginnt, wodie interne, die immanente Fhigkeit einer Sprachezu stammeln gewissermaen knstlerischer Motorwird. Das heit also, dass in Reibungen, in lautlichenReibungen, dass in asyntaktischen Formulierungen asyntaktische Formulierungen beispielsweise wieI would prefer not to, der berhmte Bartleby-Satz dass berall dort Unterbrechungen eingebaut wer-den, in denen sprachliche Potentiale letztlich auchdas hervorbringen, was Deleuze das Neue nennt.

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    7/18

    Entscheidungspotential im Spiel, was eben dasFortsprechen behindert.Stammeln wre also nicht eine Reduktion von Be-wusstsein, sondern im Gegenteil, ein fast katastro-phisch einbrechendes Sprachbewusstsein. Wobeies natrlich ein anderes Extrem gibt, und das ist dieKatatonie, in der denitiv nichts mehr passiert.Wenn nun aber schizoide Zustnde jetzt nichtin einem pathologischen Sinne, sondern wirklich,wenn man so will, in einem ethologischen, in einemverhaltenstechnischen Sinne wenn schizoideZustnde da eine Rolle spielen, dann kann mansagen, dass Gestammel und die damit verbundenen uerungsformen mit Kohrenzproblemen umgehtund Kohrenzprobleme ausstellt und womglichauch zur Lsung fhrt.Kohrenzprobleme knnen auf unterschiedlichenEbenen angesiedelt werden. Also beispielsweisekann ein Zustand eintreten, in dem die Existenz einerNorm also beispielsweise der Gebrauch einesBegriffs wie Mann oder so ein denitives Koh-renzproblem darstellt. Weil dieser Begriff in einerbestimmten Welt nicht wirklich mehr unterzubringenist und dort liegt wie ein sperriger Balken oder Stahl-trger, der nicht mehr in diese Strukturen passt. Alsohat man ein Kohrenzproblem, das gelst werdenmuss, und dazu kann es irrsinnig komplizierte Kon-struktionen geben.Es gibt den berhmten Fall eines denitivenSchizophrenen, den unter anderem auch Deleuzeanalysiert. Von jemandem, der unfhig ist, seine, indem Fall, franzsische Muttersprache zu sprechen.Er kann also nur unter der Bedingung sprechen,diese Muttersprache zu vermeiden.Jetzt ist dieser Typ, der sich selbst als Sprachenstu-dent bezeichnet irrsinnig gebildet, kann Hebrisch,kann verschiedene slawische Sprachen, Deutsch,andere romanische Sprachen und Englisch natrlichund schafft es und das geht wieder fast an denRand einer Glossolalie und schafft es, Wrterund Stze zu prgen, die franzsisch klingen, aberaus Wrtern und Lauten aller mglichen anderenSprachen zusammengesetzt sind. Das heit also, esist wie eine Mimikry ans Franzsische, wo aber keinWort und kein Rest und kein Laut und damit auchkeine Sinneinheit noch als Franzsisch entschls-selbar ist.Das wre gewissermaen der Umgang mit Koh-renzproblemen und das Lsen fast unmglich zulsender Kohrenzprobleme, nmlich die normativeOrdnung der sogenannten Muttersprache also desFranzsischen als Sprache der Mutter gewisser-maen die Mutter aus der Sprache zu streichen.

    Und dadurch gibt es vllig andere Kombinationen,gewissermaen quer ber die Landkarten hinweg.Sprachliche Kombinationen, die eines leisten, nm-lich eine Sprache zu erzeugen, die zwar franzsischklingt, aber die Mutter herausgestrichen hat, die danicht existieren darf.

    Aber ich meine, es gibt ja noch einen anderen inte-ressanten Aspekt im Stottern oder im S tammeln. Ineiner kleinen Seitenbemerkung von Lvi-Strauss istdas einmal angedeutet, wo in verschiedenen Mythenvon amerikanischen Indianern Stammeln oder Stot-tern mit Stolpern in Verbindung gebracht wird. Dasheit also, wenn Sprechen eine Fortbewegungsartist und wenn Gehen eine Fortbewegungsart ist, dannkann man eine gewisse Kongruenz oder Analogiezu Fortbewegungsstrungen herstellen. Und oft istderjenige, der stammelt, zugleich einer, der stolpert.Oder oft wird durch ein Stolpern ein Stammeln aus-gelst und umgekehrt.

    Und dann htten wir noch eine andere, wie s oll mansagen, Einkreisung dessen, was beim Stammelnpassiert: Glossolalie oder das sogenannte Zungen-sprechen ist ja eigentlich nicht das Sprechen einerSprache, sondern ein Sprechen der Sprachen. Also was sich da artikuliert, wie in einer Art Pngst-wunder ist, dass verschiedene Sprachen gleichzeitiggesprochen werden und dabei keine kenntlich bleibt.Sprachen werden dabei also in intensive Reibungenzueinander gesetzt, und damit wre das Stammelneben tatschlich fast in einer Art von Denition nichtein nicht sprechen und ein nicht eine bestimmteSprache oder einen bestimmten Satz sprechen,sondern eigentlich ein Leitfaden des GlossolalischenSprachen im Plural sprechen. Als wre es sozusa-gen eine Pluralisierung des Sprechens einer Spracheim Stammeln.Wenn wir von Verzweigungen oder Bifurkationenim Stammeln gesprochen haben, dann heit daseigentlich, dass nicht nur die Fortsetzung des bloenRedens in Frage steht, die Fortsetzung des Satzes,die Unterbrechung von semantischen Strukturen undsyntaktischen Strukturen, sondern dass die Spracheselbst eigentlich dabei pluralisiert wird. Wie ebenetwa in der Glossolalie, in der nicht nicht gespro-chen wird, aber nicht kenntlicherweise eine Sprachegesprochen wird.Vielleicht msste man noch etwas mehr dazu sagen,weil ich diese Analogie von Stolpern und Stammelngenannte habe: Es ist ja interessant, dass geradedie Biomechanik, beispielsweise beim Versuch, dasGehen zu beschreiben, das Gehen nicht, wenn manso will, normativ als Verwirklichung einer aufrech-ten Fortbewegungsart beschreibt, sondern alspermanentes Aufhalten des Fallens. Einen Schritt zumachen, heit also, die Schwerkraft des Krpers imFall umzukehren, so dass das Gehen nichts anderesist, als ein fortgesetztes Unterbrechen des Falls.Und so knnte man natrlich auch das Sprechen,das kontinuierliche Fortsprechen, als ein fortgesetz-

    tes Auffangen des Stammelns oder Stotterns be-greifen. Die interessante Wendung wre dabei eben,dass man nicht die Norm des korrekten Sprechensund damit Syntax, Grammatik, Semantik etc. zumLeitfaden der sprachlichen Fortbewegung nimmt.Sondern umgekehrt, die Einbrche, die Strungen,also nicht die Konstanten, sondern die Variablen,die dort auftauchen. Und das knnte ja eine inte-ressante Sprachtheorie ergeben, wenn man sagt,die Sprache, die Fhrung des Sprechens oder dieFhrung einer Sprache im Sprechen deniert sichweniger durch Einheitsformen und damit verbundenentsprechenden Konstanten, sondern umgekehrtdurch die Brche, Anschlussfehler etc., also durchdas Gestottere, das innerhalb der Sprache immerwieder aufgefangen werden muss, damit Fortbewe-gung passiert.

    Also eines wissen die Strukturalisten natrlich dieStrukturalisten herkommend von dem sogenanntenlinguistic turn, aber auch die Strukturalisten, die dasUnbewusste als sprachliche Struktur begriffen, wieLacan beispielsweise. Die wissen natrlich sehr gut,dass, um berhaupt sprechen zu knnen, man nichtsprechen wollen darf.Gewolltes Sprechen ist also ein Sprechen, dassich selbst unterbricht. Ich kann tatschlich nurfortlaufend sprechen unter der Bedingung, dassich nicht berlege, wie sich das eine zum anderenfgt. Nur so funktioniert das Sprechen. Das heit, esfunktioniert eigentlich bei reduziertem Bewusstsein,es funktioniert eigentlich, in Anfhrungszeichen, unbewut.Kleist ist ein grandioser Experimentator mit diesenDingen, wenn er beispielsweise darber spricht, wieMirabeau vor der Versammlung der franzsischenRevolutionre pltzlich, und zwar in einer Art Explo-sion, nicht mehr nachdenkt, einen Gedanken fasst,sondern gewissermaen in bersprung eines elektri-schen Funkens die Rede hlt, die alle ansteckt. Undich glaube, das ist ganz entscheidend, dass erhhteBewusstseinszustnde Sprechen erschweren.So hnlich wie einer der groen schizophrenenDenker Daniel Paul Schreber von sogenanntenDenkungsgedanken gesprochen hat, die das Den-ken hemmen. Und nimmt man das aber ernst, dannheit das natrlich, dass sich im Stammeln nicht einvermindertes Bewusstsein, sondern im Gegenteil ein erhhtes Bewusstsein manifestiert.Das heit, wenn man so will, wenn Bewusstseinetwas ist, das mit Willen zu tun hat, und wenn Willeetwas ist, das mit der Afrmation von Entschei-dung zu tun hat, dann ist hier ein hchstes Maan Bewusstsein, das heit an Willenskraft und an

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    8/18

    the ordering gestalt of the world. And hence in the returning of the world (an established and, so to speak, linguistically available world) to a conditionwhich one might refer to as becoming: one in whichthe world develops embryonic aspects, is no longer present in the form of predetermined structures. And stammering (Deleuze says that stammering alsoconsists precisely in the act of bringing an entire language itself to a state of stammering) would have precisely this form, would reduce stable relationships in the world, constructions. And of course, stammering would then mark out something along the lines of a connection failure, as in lm editing. In a certain sense, one could say that the lms of the Nouvelle Vague stammer, i.e. when it is unclear how we are moving from one shot tothe next. Or when it is clear that the transition fromone shot to the next is being presented in multipleways. There is a wonderful scene in Godard whichenacts this. The question here is: how does one passthrough a door? In Le mpris, Michel Piccoli opens a door, steps through it, and closes it behind him.Then the next time: the same door. Michel Piccoli stops, opens the door, and you realize suddenly that in the middle, the glass window, which is to say thedoor panel, is missing. He passes through the spaceof the absent door panel, leaving the door closed. And the third time, he does both, he opens the door and passes through the space of the absent door pa- nel he has now enacted all three possibilities. First,to pass from one room into another; second, to deal with the door; and third, to surpass this threshold. And I think that a similar form is associated withthe connection failure, where it becomes clear that progress or continuity through space, for example(through metric space as well) is interrupted and becomes entangled in errancy. And I believe that thiserratic quality, this errancy into indecisiveness, thisah of stammering is quite important, and leads to a structure of indecision in which the stability of theworld, the structuration of the world and the fact, for example, that the door exists, becomes bracketed, so to speak.

    As a system condition, basically, stammering is remote from a condition of equilibrium. It might be possible to compare this more clearly with a chaotic system, which is to say, with that which the mathe- matician Benot Mandelbrot, for example, attempted to describe. An interesting contemporary physicist, a physical chemist, Ilya Prigogine, describes howturbulent systems for instance liquids characterized by the presence of laminar currents, that is to say by currents within which sudden interruptions occur, re-

    sulting in turbulence are not entirely unordered. Infact, it is a question of a relatively organized system, albeit one remote from a state of equilibrium, of a state in which (and precisely this formula is used by Ilya Prigogine) the system wavers. It is impossibleto determine how a given state is capable of leadingto a given future state of the system, instead, all possible states of the system are brought into play,which leads to the circumstance that there is no pro- bable, that is to say, no normally probable future progression.Instead, we nd a hyperbolic state of the system in which even processes of probability becomefully irregular. And this wavering system, wherethe transition from one state to another is unclear, is remote from a condition of equilibrium. To thisextent, it could be said that linguistic conditions of equilibrium too, which is to say their balance, may be suspended.

    Every system, it seems to me, when it displays acertain tendency toward self-reproduction, when a system develops an immanent intelligence inorder to in a certain sense propagate itself (and this pertains as much to economic as to social systems) must have margins through which contacts with theenvironment (in addition to all notions of closure, all ideas of delimitation, and so forth) are endowed with manifest openings which is to say, exible ends,frayed edges, and so on. Gilles Deleuze once asked:Why does capitalism function so well? Becauseeverything leaks, because there are holes every-where, and because despite this, although nothingfunctions, it always continues.To turn disturbances toward functionality, this is an elementary denition of cybernetic systems, for example, which maintain themselves by incorpora-ting disturbances. Basically, every disturbance is anopportunity for optimizing the system.

    But there is, I think, another interesting aspect to stuttering or stammering. In a marginal remark, Lvi-Strauss indicates that in various native North Ame- rican myths, stammering or stuttering is associated with stumbling. This means that since both speaking and walking are forms of forward motion, it becomes possible to establish a certain congruence or analo- gy between different disturbances of forward motion. And in many cases, the one who stammers is alsothe one who stumbles. Stumbling is often triggered by stammering, and vice versa.

    On StammeringFrom a conversation between Christoph Keller and Joseph Vogl

    One extremely important aspect here is that stamme- ring represents an interesting marking on the various axes of language. One could say that the direction of spoken language is prescribed by a syntagma, which is to say, by a continuous chain of syntactical units, and that decisions must be made with every link of the chain, that a choice must be made from the paradigm. Continuous speech, then, means makingchoices vis--vis each part of the sentence, each syntagma, each paradigm, thereby endowing speechwith direction a direction which is prescribed, for instance, by the verb, by denition etc., but also th- rough semantic linkages. Here, stammering occupies an interesting position, because in a sense, it shiftsthe sentence, and hence also the trajectory of theutterance, into a state of suspension, into a peculiar hesitation or indecision. The trajectory is interrupted, and in fact, stammering is often associated with the start of a search process. A search process in which,for example, various alternative possibilities for continuing surface. In such cases, a sentence which might conclude either positively or negatively, that isto say, in a negation or in an afrmation, seems sud-denly to allow both possibilities to appear simultane-ously. It is conceivable that at a certain point, various images surface which exhibit various shadings, for example with regard to semantics. And at each of these points, stammering introduces a kind of carousel of possibilities, and represents a gain as well as an impairment of quality namely anexit from communication, for example, an intensi-cation of communication with the self in the formof a question, or the like. It is not therefore just a subtraction, but also a multiplication, specically oneof possibilities.In stammering, then, the direction of continuation,the trajectory of the sentence, of the utterance, and not least of all of a movement of thought, in fact remains open. Which is why stammering has in this regard the character of a potentization of that which is spoken. Which is to say, precisely not only of adepotentization, in the sense that communication is interrupted, but of a potentization where a wealth of meaning is in a sense present and the specicationof the selection process has not yet been reached aconclusion.

    A similar question was reected during the 18thcentury in a variety of narratives concerning theorigins of language in the supposition that the rst phoneme was an onomatopoetic utterance, which is to say the Rousseauian natural phoneme, an ah an oh, or simple onomatopoeia, which is in some sense preverbal and of course above all preconcep-tual. Something similar is found in Nietzsche, who said for example that rst there was an image, then a phoneme related to that image, that the concept emerged only after a long ltering process. And here too, stammering is, if you will, actually positioned prior to the ordering and directional force of the conceptual (that is to say, assuming that stammering is a mere phonetic phenomenon still devoid of syntactic continuity, as yet undetermined by syntactic determinations).Here too, we could say that it does not necessarily generate a zero point, but instead the most extreme intensity, in which concepts themselves are set into suspension.Formulated somewhat differently, one could say that insistently present in stammering is meaning, but that this meaning does not yet exist. Conspicuous in stammering, hence, is an insistent potential for meaning.

    I would say that stammering which interests you, and which perhaps interests me as well can emer- ge in the rst place only under the condition that language exists, and secondly under the conditionthat speech is possible. Stammering, then, about which we have just spoken, is something which isengendered only under the preconditions of a lan- guage system, or of language as such. And I believe(even if one states it cautiously, or even incautiously)that this would also be the artistic side of things.Gilles Deleuze, for instance, has made this clear onthe basis of a variety of examples: with reference toProust, to Cummings, to Kafka, to Sacher-Masoch that artistic language begins where the internal,the immanent capacity of a language to stammer, in some sense becomes the artistic motor. Which also means that in friction, in phonemic friction, in asyntactical formulations (or even in grammatical sentences such as Bartlebys famous I would prefer not to, which functions as an interruption), that at all such points, interruptions are incorporated whose linguistic potential, nally, engender that whichDeleuze refers to as the new. Important, I believe, is the fact that at least for acertain form of modern literature, for example (and we could probably say the same for modern art),certain central operations consist in reductions of

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    9/18

    dated within a certain world, where it lies like anunwieldy beam, a steel girder that can no longer be adapted to these structures. Which is to say, one isconfronted by a problem of coherence which must be resolved, and this may involve insanely complica-ted constructions.There is the celebrated case of a schizophrenic whowas also analyzed by Deleuze, among others. Of someone who was incapable of speaking French, his mother tongue. He could speak, then, only by avoiding his native language.Now this individual, who referred to himself as a student of languages..., was extraordinarily educa-ted, he knew Hebrew, could speak various Slavic languages, German, other Roman languages, and of course English, and he managed (and, again, this approaches the edge of glossolalia) to frame words and sentences which sounded French but whichwere composed of words and phonemes from all other possible languages. His performance, then, resembled a mimicry of French, in which however noword, no trace, no phoneme, and therefore no unit of meaning was still decipherable as French.In a sense, this represents an approach to a problemof coherence, to solving an almost irresolvable pro- blem of coherence, namely the normative ordering of the so-called mother tongue (which is to say French as the language of the mother), in a sense of banis- hing the mother from language. And as a result, we nd completely different com- binations which in a sense traverse the entire map, linguistic combinations which achieve one thing: to generate a language that sounds like French, but from which the mother has been expelled a langua- ge where she does not exist.

    This would provide us with another way of zeroing inon that which occurs during stammering: glossolaliaor so-called speaking in tongues is not actually the speaking of a language, but instead the speaking of languages.That which is articulated there, in a kind of Pentecost miracle, is the simultaneous speaking together of va- rious languages, no one of which remains identiab- le. Languages are positioned in relations of intensivefriction with one another, and therefore stammeringwould be, as a matter of denition, not a case of not speaking, of not speaking a certain language or of not enunciating a specic sentence, but instead a kind of guide to a glossolalian speaking languages in the plural. As though it were, so to speak, a plura- lization of the speaking of a language in stammering.If we spoke of the branching out or bifurcation whichtakes place in stammering, then this actually means not merely that the continuity of speech as such iscalled into question, the forward movement of the sentence, is not just a question of the interruption of semantic and syntactic structures, but instead that language itself is now pluralized in the process. Just as in glossolalia, where it is not a question of nothing being spoken, but instead of the fact that no one language is recognizable.Perhaps we should say more about this, becauseI mentioned the analogy between stumbling and stammering: it is interesting that precisely in biome-chanics, for example in attempts to describe human locomotion, that the human gait is not characterized normatively as the performance of upright walking, but instead as the continual avoidance of falling. Totake a step, then, means to resist the gravitational force of the body in a falling state, so that walking is nothing else but a perpetual interruption of falling. And of course, the act of speech, of speakingcontinuously, could also be conceptualized as acontinual interception of stammering or stuttering.The interesting twist here would be that the norms of correct speech, and hence syntax, grammar, seman-tics, etc., would no longer be taken as the guidingelements of continuous speech, but on the contrary,the interruptions, the disturbances, that is to say, not the constants, but the variables, which surfacethere. And this could result in an interesting theory of language, if we say that language, the command of speech or of language in speech, is dened less in terms of unitary forms which are hence associated with corresponding constants, but conversely interms of interruptions, failures of connection, etc.,which is to say, of the stuttering which must be perpetually intercepted within language in order for speech to proceed.

    And hence, the knowledge of the Structuralists,of course which is to say, the Structuralists whoemerged from the so-called linguistic turn, but alsothose who grasped the unconscious of linguistic structures, Lacan for example. Of course, they knowvery well that in order to speak at all, one must not wish to speak.Intentional speech, then, is a speech which interrupt itself. In fact, I can speak continuously only under the condition that I do not reect upon how oneutterance is linked to the next. Otherwise, speechcannot function. Which means that speech actually functions under the condition of reduced conscious- ness, that it functions, so to speak, unconsciously. Kleist is a terric experimenter in this area, when hewrites, for example, about how Mirabeau, standing before the French Revolutionary Assembly, and all of a sudden, through a kind of explosion, no longer re-ected, no longer framed his ideas, but instead asthough animated by an electrical spark delivered the speech which captivated everyone. And I think this is absolutely decisive, that a heightened sense of consciousness hinders speech. Just as one of the great schizophrenic thinkers, Dani-el Paul Schreber spoke about so-called Denkungs- gedanken (not-thinking-of-anything-thoughts) which inhibited thought. Assuming we take this seriously,that means of course that manifested in stammering is not a reduced consciousness, but instead, on thecontrary, a heightened consciousness.This means that if consciousness is associated withvolition, and if volition is related to the afrmation of a decision, then we nd that it is in fact the highest degree of consciousness, which is to say of a voliti-onal force, and hence of decision-making potential,which hinders the continuous progress of speech.Stammering, then, would represent not a reductionof consciousness, but on the contrary, an almost catastrophic eruption of the awareness of langua- ge. Of course, there also exists the other extreme,catatonia, in which nothing at all happens any longer.But if schizoid conditions (intended now not in the pathological sense, but instead in an ethnological, in a behavioral-technical sense) play a role here, then you could say that stammering and the forms of ex- pression associated with it have to do with problemsof coherence, that it exposes these problems and possibly leads toward a solution. And problems of coherence may be located at a va- riety of levels. A condition may emerge, for example(i.e. through the use of a concept like that of man or something similar) in which the existence of a norm represents a denitive problem of coherence.Because this concept can no longer be accommo-

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    10/18

    Whirling until I drop,2008Einkanal-Video, ohne Ton, Dauer 5 min.Single-channel video, silent, duration 5 min.

    In dieser Video-Arbeit sieht man mich, wie ichmich unter eine offensichtlich von der Decke herabhngenden Kamera begebe und beginne, mich umdie eigene Achse zu drehen. Der Blick is t dabei stetsdirekt in die Kamera gerichtet. Ich drehe mich etwafnf Minuten lang immer weiter, bis die Drehbewe-gungen durch den Schwindel schlielich unkontrol-liert werden und ich zu Boden falle.

    In this video work, I can be seen lming myself ap- parently with the camera suspended from the ceiling in the act of beginning to rotate on my own axis.My gaze remains focused directly at the camera. I spin around for ve minutes, until nally, when my movements become uncontrollable due to dizziness,I fall to the oor.

    Whirling until I drop,2008Video still

    Ohnmacht durch Hyperventilation, 2008Video still

    Let it out - babbling, 2008Video still

    Ohnmacht durch Hyperventilation, 2008Einkanal-Video, Ton (Deutsch), Dauer 11 min.Single-channel video, sound (German),duration 11 min.

    Es handelt sich um 5 Versionen eines Selbstversu-ches, bei dem ich ins Bild trete, in die Hocke geheund 7-10 mal hyperventiliere, dann ruckartig aufste-he und mir mit beiden Hnden auf den Solar-Plexusdrcke. Dadurch verliere ich das Bewusstsein, bzw.falle in Ohnmacht und strze vor die Kamera hin, woich jeweils etwa 10 Sekunden lang regungslos liegenbleibe. Sobald ich das Bewusstsein wiedererlangthabe, wende ich mich direkt an die Kamera undspreche ber das, was ich gerade erlebt habe.

    The work consists of 5 versions of an autoexperiment in which I enter the image, crouch down, hyperven-tilate 7-10 times, and then stand up and press down suddenly on my solar plexus with both hands. As aconsequence, I lose consciousness and collapse in a faint in front of the camera, where I lie motionless,each time for approximately 10 seconds. As soon asI have regained consciousness, I turn directly toward the camera and speak about that which I have just experienced.

    Let it out - babbling, 2008Einkanal-Video, Ton (Englisch), Dauer 10 min.Single-channel video, sound (English),duration 10 min.

    In diesem Video beginne ich ohne gezielte Richtungschnell aus mir heraus zu sprechen. Der Versuch istnicht vorbereitet, was die gesprochenen Inhalte undden Ablauf angeht. Die Sprache ist Englisch.

    In this video, I begin speaking quickly and spon-taneously without any denite purpose. Whether regarding its spoken contents or its progression, thistest was not preceded by any preparations.The language is English.

    3 Selbstversuche zur Trance, 2008(Videoinstallation)3 Self-Experiments on Trance, 2008(video installation)

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    11/18

    Interpreters, 2008Videoprojektion, Ton, Dauer 8 min.Video projection, sound, duration 8 min.

    Fr das Video hat Christoph Keller im Vorfeld Dol-metscher zu ihrer Arbeit und der speziellen Situationdes Simutanbersetzens befragt.Das hierbei entstandene Interview wurde anschlie-end von ihm kompiliert und meist derselben P ersonwieder vorgespielt: Diesmal mit der Aufgabe, die Aufzeichnung zeitgleich zu bersetzen.Was der Betrachter in der Videokabine sehen undhren kann, ist der Akt des sich selbst simultanbersetzens, des zeitgleichen Transfers der eigenenWorte in eine andere Sprache.

    For the video, Christoph Keller rst questioned inter- preters about their work and the special situation of simultaneous interpretation.The resultant interviews were compiled by the artist and then played back usually to the same person,who now had the task of providing a simultaneoustranslation of the recorded interview.The viewer in the video/translators booth can see and hear the act of a simultaneous self-translation,the immediate transfer of a persons own words into another language.

    Interpreters, 2008Installationsansicht / Installation viewKunstverein Braunschweig, 2008

    Interpreters, 2008Installationsansicht / Installation viewKunstverein Braunschweig, 2008

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    12/18

    Hypnosis-Film Project, 2007Video, Ton, Dauer 18 min.Video, sound, duration 18 min.

    2006 begann Keller damit, ein Archiv von Hypno-seszenen der Filmgeschichte anzulegen. Erstaunlichviele Filme enthalten Hypnoseszenen und bei denmeisten dieser Szenen widerstehen die Regisseureder Versuchung nicht, mit dem Darsteller g leich-sam den Zuschauer hypnotisieren zu wollen. FrHypnosis-Film Project (2007) kompiliert Keller ausSequenzen, die von ihrem ursprnglichen Plot befreitund auf Hypnose-Stze reduziert wurden, eine 18-mintige lmische Hypnosesitzung.

    In 2006 Keller began assembling an archive of hyp- nosis scenes from the history of cinema. A striking number of lms contain hypnosis scenes and in most of these scenes, the directors do not resist thetemptation of wanting to hypnotize the audience along with the actor as it were. For the HypnosisFilm Project (2007), Keller compiled an 18-minutecinematic hypnosis session from sequences extrica-ted from their original plots and are narrowed downto their pure hypnotic principles.

    Hypnosis-Film Project, 2007Video stills

    Hypnosis-Film Project, 2007Installationsansicht / Installation viewSprengel Museum Hannover, 2007

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    13/18

    Deux Cieux, 2007/2010Video, Ton, Dauer 60 min.Video, sound, duration 60 min.

    Videodokumentation eines schamanischen Rituals inder Bretagne.

    Documentation of a neo-shamanic ritual in theBretagne.

    Deux Cieux, 2007/2010Video still

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    14/18

    Visiting a contemporary art museumunder hypnosis, 2006Zweikanal-Video, Ton, Dauer 23 min.Two-channel video, sound, duration 23 min.

    Zur Vorbereitung der Arbeit Visiting a Contemporary Art Museum under Hypnosis (2006) nahm KellerUnterricht bei einem professionellen Hypnotiseur,lie sich hypnotisieren und hypnotisierte andere.Das zweiteilige Video zeigt eine Hypnosesitzung, inder sich Keller hypnotisiert auf einen Gang durchein imaginres Kunstmuseum begibt und die Werkebeschreibt, die er dort sieht.

    Keller took lessons from a professional hypnotist to prepare for the piece Visiting a Contemporary Art Museum under Hypnosis (2006), let him self be hypnotized, and he also hypnotized others. Thetwo-part video depicts a hypnosis session in whichKeller repairs to the corridor of an imaginary museum hypnotized and describes the works, which he seesthere.

    Visiting a contemporary art museum under hypnosis, 2006Video stills

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    15/18

    Shaman-Travel, 2002Zweikanal-Video, 20 Sequenzen als Doppel-projektion, Dauer 20 min.Two-channel video, 20 double-screen sequences,duration 20 min.

    Ausschnitte aus wissenschaftlich-ethnographischenFilmen der 1950er und 1960er Jahre, die die Arbeitvom Schamanen bei Divinationen, Opferzeremonienund Trance-Ritualen dokumentieren, werden alsDoppelprojektion gezeigt. Die beiden Hlften derDoppelprojektion zeigen je einen Ausschnitt einesFilms von jeweils etwa einer Minute Lnge. In dasFilmmaterial wurden subtile, zeitliche Verschie-bungen eingearbeitet, um damit die didaktischeLogik und Narration des ursprnglichen Lehrlmesunterlaufen.Das Video kann als solches gezeigt werden, ist

    aber auch Teil der Installation Expedition-Bus and Shaman-Travel, 2002.

    Excerpts from scientic ethnographic lms fromthe 1950s and 1960s documenting the activities of shamans during divinations, sacricial ceremonies and trance rituals are projected as double projec-tion. Each of the two halves of the double projection shows an excerpt from the same lm lasting for about one minute. Subtle time shifts were worked into the lm material that circumvent the didactic logic and narration of the original educational lm.The video can be shown as such but is also part of the installation Expedition-Bus and Shaman-Travel, 2002.

    Shaman-Travel, 2002Video stills

    Expedition-Bus and Shaman-Travel, 2002VW-Bus, Video/DVD, Doppelprojektionen auf die Windschutzscheibe eines verspiegelten VW-Busses, Dau-er: 20 min., Ausstellungsansicht Sprengel Museum Hannover, 2002VW-camper, video/DVD, double-screen projection on the windscreen of a mirrored campervan, duration: 20 min.; Installation view Sprengel Museum Hannover, 2002

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    16/18

    Christoph KellerVerbal / Nonverbal

    List of exhibited works

    Verbal / Nonverbal, 2010Einkanal-Video, HDV, Dauer 20 min.Single-channel video, HDV, duration 20 min.

    3 Selbstversuche zur Trance, 2008 (Videoinstallation):3 Self-Experiments on Trance, 2008, (video installation):

    Whirling until I drop,2008Einkanal-Video, ohne Ton, Dauer 5 min.Single-channel video, silent, duration 5 min.Ohnmacht durch Hyperventilation, 2008Einkanal-Video, Ton (Deutsch), Dauer 11 min.Single-channel video, sound (German), duration 11 min.

    Let it out - babbling, 2008Einkanal-Video, Ton (Englisch), Dauer 10 min.Single-channel video, sound (English), duration 10 min.

    Visiting a contemporary art museumunder hypnosis, 2006Zweikanal-Video, Ton, Dauer 23 min.Two-channel video, sound, duration 23 min. Shaman-Travel, 2002Zweikanal-Video, 20 Sequenzen als Doppelprojektion, Dauer 20 min.Two-channel video, 20 double-screen sequences, duration 20 min.

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    17/18

    Impressum / Imprint

    Photo credits:

    Cover and page one: Photos Florian LddePage 14-15: Photos Fred DottPage 18: Photo Aline Gwose, Michael HerlingPage 24: Photos H. Felix Gross, Karlsruhe All other Christoph Keller

    Textauschnitt / Text excerpt page 17: Gila Kolb

    Danksagung:

    Besonderen Dank an Joseph Vogl fr das Gesprchber das Stammeln, Rebekka Ladewig fr das Lek-torat und Anne Breimaier fr die Transkription.

    Danke an Stefan Heidenreich fr den

    Einfhrungstext.Dr. Felix Hasler fr gemeinsame experimentelle Vor-studien und freundschaftliche Beratungen whrenddes gesamten Projektes.

    Alisa Kotmair fr Produktion, Kamera und Post-Produktion der neuen Arbeit; Elisabeth Zkadden frzweite Kamera und Ton.

    Dank an Florian Ldde von der Galerie EstherSchipper fr die Organisation der Ausstellung, sowie

    Kathrin Heimburger fr die Produktiondieser Broschre.

    Und - last but not least - Vielen Dank an alleTeilnehmer der Versuche und der Videoaufnahmen.

    Acknowledgements:

    Special thanks to Joseph Vogl for the talk On stammering, Rebekka Ladewig for editing and

    Anne Breimaier for the transliteration.

    Thanks to Stefan Heidenreich for the introductiontext.

    Dr. Felix Hasler for the shared experimental prelimi- nary studies and his friendly advice along the project.

    Alisa Kotmair for production, camera and post- production of the new work; Elisabeth Zkadden for second camera and sound.

    Thanks to Florian Ldde from gallery Esther Schipper for organizing the exhibition, and Kathrin Heimburger for the production of this brochure.

    And - last but not least - many thanks to all partici- pants of the experiments and the video recordings.

  • 8/8/2019 Christoph Keller Verbal Nonverbal

    18/18