24
Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. 1. Petrus 2, 21 WELTWEITE KIRCHE GOTTES Heft IV 10-12 | 2013 Nachfolge

Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. 1. Petrus 2, 21

WELTWEITE KIRCHE GOTTES Heft IV 10-12| 2013

Nachfolge

Page 2: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

www.wcg.org/de

IMPRESSUM

2 10-12.2013 | NACHFOLGE

Herausgeber: Stiftung Weltweite Kirche Gottes in Deutschland,Postanschrift: Postfach 1129 · D-53001 BonnE-Mail: [email protected]: www.wcg.org/de (deutsch) · www.wcg.org (englisch)Präsident der Glaubensgemeinschaft: Dr. Joseph TkachDirektor für Deutschland/Österreich und Chefredakteur:Santiago LangeRedakteurin: Petra MetzerAutoren dieser Ausgabe: Shaun de Greeff, Cathy Deddo, Neil Earle,Gordon Green, Eben Jacobs, Hilary Jacobs, Ted Johnston, Paul Kroll, Nan Kuhlman, Tim Maguire, Dr. Joseph TkachSatz/Layout: Satzstudio Pohl, Bonn | www.pohl-satz.deDruck und Versand:PRINTEC OFFSET <medienhaus>, Kassel www.printec-offset.deErscheinungsweise: quartalsweiseRussische und bulgarische Ausgabe: www.wcg.org/de/bulgaria

Mission/Zweck: Die Weltweite Kirche Gottes (WKG) ist eine christlicheFrei kir che mit derzeit ca. 42.000 Mitgliedern in ungefähr 90 Ländern derErde. Als Teil des Leibes Christi hat sie den Auftrag, aller Welt das Evan ge -lium zu verkünden und den Kirchenmitgliedern zu helfen, geist lich zu wach-sen (Mt 28,18-20). Unser Auftrag ist in unserem Motto Die gute Nachrichtleben und weitergeben zusammengefasst. Das Evangelium ist die guteNach richt, dass Gott die Welt durch Jesus Christus mit sich versöhnt undallen Menschen Ver gebung der Sünden und ewiges Leben anbietet. Der Todund die Auf er ste hung Jesu motivieren uns, nun für ihn zu leben, ihm unserLeben anzuvertrauen und ihm nachzufolgen (2Kor 5,15). Unsere Zeit schriftNachfol ge möch te den Lesern helfen, als Jünger Jesu zu leben, von Jesuszu lernen, seinem Beispiel zu folgen und in der Gnade und Erkenntnis Christizu wachsen (2Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens -hil fe in ei ner rastlosen, von falschen Werten geprägten Welt geben. Die Au -to ren von Nach fol ge sind um ein ausgewogenes Bibel ver ständnis bemüht.Die WKG ist mit der Evangelischen Allianz und der ArbeitsgemeinschaftChristlicher Kirchen in Bonn assoziiert.Falls Interesse am Nachdruck von Artikeln aus Nachfolge besteht, so wen-den Sie sich bitte an die Redaktion – in den meisten Fällen ist der Nachdruckunter der Angabe der Quelle und des Autors sowie Zustellung von einemBelegexemplar möglich.

Literaturnachweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Bi bel zi - tate aus der revidierten Fassung 1984 nach der Übersetzung Martin Luthers.

Rot sehen, wenn man grün vor Neid ist stammt aus der Ausgabe 4 Nr. 42012 von Face2Face und wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktionveröffentlicht. Was wäre, wenn der Himmel auf uns herab fallenwürde, Die Himmel erzählen ..., Zerbrechen Beziehungen für immer?stammen aus der Ausgabe 4 Nr. 5 2012 von Face2Face und wurden mitfreundlicher Genehmigung der Redaktion veröffentlicht. Eine Geschichteüber Raum und Zeit, Die eigentliche Weihnachtsgeschichte, Ma ra -natha stammen aus der Ausgabe 4 Nr. 6 2012 von Face2Face und wurdenmit freundlicher Genehmigung der Redaktion veröffentlicht. Die doppelsei-tige Wirkung des Dank Sagens wurde mit freundlicher Genehmigung derAutorin veröffentlicht. Geduldiges Begleiten stammt aus Trinity and Hu -ma nity von 2013 und wurde mit freundlicher Genehmigung des Autors ver-öffentlicht. Psalm 2: Küsst den Sohn, Psalm 3 – 4: Frieden erleben wur-den mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht. Auf den Spu -ren Kyros` des Großen wurde mit freundlicher Genehmigung des Autorsveröffentlicht.

Bildnachweise:1; 8; 12-15; 17-24: fotolia3-7; 9-11: iStock16: Petra Metzer

SpendenkontenFür Deutschland: Weltweite Kirche Gottes, Postfach 1129, D-53001 BonnPostbank Köln (BLZ: 370 100 50), Konto: 219000509IBAN: DE54 3701 0050 0219 0005 09, BIC: PBNKDEFFFür Österreich: Weltweite Kirche Gottes,Postsparkasse Wien (BLZ: 60.000), Konto: 1.614.880IBAN: AT34 6000 0000 0161 4880, BIC: OPSKATWWFür die Schweiz: Weltweite Kirche Gottes, Postfach 8215, CH-8036Zürich: Postfinance Zürich, Konto: 23-58243-7 · www.wkg-ch.org

© 2013 Stiftung Weltweite Kirche Gottes

2 | Impressum

3 | Was wäre, wenn der Himmel

auf uns herabfallen würde

3 | Editorial

4 | Die eigentliche Weihnachtsgeschichte

6 | Eine Geschichte über Raum und Zeit

8 | Maranatha

9 | Die Himmel erzählen ...

11 | Zerbrechen Beziehungen für immer?

12 | Die doppelseitige Wir kung des Dank Sagens

14 | Die Minen König Salomos – Teil 10

16 | Geduldiges Begleiten

17 | Psalm 2: Küsst den Sohn

20 | Psalm 3 – 4: Frieden erleben

22 | Auf den Spuren Kyros‘ des Großen

6 8 12 20

Jahrgang 16 |Heft-Nummer IV

NachfolgeNachfolge

Page 3: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

I

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 3

INNERLICHE RUHE

Ich habe eine gute und eine schlechte Nach -richt. Die schlechte Nachricht zuerst: Dieamerikanische Weltraumorganisation NASAhat vorhergesagt, dass die Andromeda –Galaxie, die mit einer Geschwindigkeit vonetwa 400.000 km/h auf die Erde zurast, mitder Milchstraße zusammenstoßen wird. Da -durch werden andere Sterne, unter anderemauch unsere Sonne, in alle möglichen Rich -tun gen geschleudert. Die gute Nachricht ist,dass dieses Szenario, das den Weltunter -gangs fanatikern schon jetzt Grund genuggibt, uns in Angst und Schrecken zu verset-zen, erst in etwa 4 Milliarden Jahren statt-finden wird. Wie können wir als Christen mit dieser Nach -richt umgehen? Nun, im Matthäusevan ge li -um steht dazu Folgendes: „Ihr werdet hörenvon Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu underschreckt nicht. Denn das muss so gesche-hen; aber es ist noch nicht das Ende da.Denn es wird sich ein Volk gegen das andere

Den Blick stets auf Jesus gerichtet haben

Dr. Joseph Tkach

Was wäre,wenn der Himmel auf uns herab fallen würde

EDITORIALLiebe Leserin, lieber Leser,

neulich las ich im Neukirchener Kalender von

einem Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht

hat, jeden Tag einer Person von Jesus zu erzäh-

len. Eines Abends, als er im Bett lag, konnte er

nicht schlafen, da er es an diesem Tag noch nicht

getan hatte. Er war innerlich so unruhig, dass er

wieder aufstand und raus auf die Straße ging,

um jemandem zu begegnen.

Mich hat diese Geschichte nachdenklich ge -

stimmt. Wie oft erzähle ich von Jesus und davon,

was er mir bedeutet? Gibt es nicht so viele ande-

re Themen in meinem Leben, die scheinbar viel

wichtiger sind – zumindest für diesen Moment?

Wie präsent ist Jesus in meinem Alltag?

Bald duftet es wieder nach Zimt, Lebkuchen,

Glühwein und lauter leckeren weihnachtlichen

Genüssen. Krippenspiele werden eingeübt und

aufgeführt. Im Radio laufen die Weihnachtslieder

rauf und runter. ... Ich liebe die Weihnachtszeit.

Draußen ist es kalt und drinnen schön warm und

gemütlich.

Wie viele Menschen gibt es, deren Welt kalt und

lieblos ist! So wie Jesus damals zur Zeit seiner

Geburt viele Menschenleben berührte, so möchte

er auch heute Wärme, Zuversicht, Hoffnung,

Freude bringen.

Wie wäre es, wenn wir uns in den Adventstagen

vornehmen, anderen Menschen die wahre

Botschaft der Weihnacht zu erzählen? ... Ich träu-

me davon, wie Sie und ich gemeinsam Boten

Jesu sein können.

Damit wir als Zeitschrift und Kirche auch weiter-

hin Jesu Licht in diese Welt scheinen lassen kön-

nen, benötigen wir Ihre Gebete wie auch Ihre

finanzielle Unterstützung. Vielen herzlichen Dank

auch an alle, die uns bereits auf wunderbare

Weise unterstützt haben.

Fröhliche Weihnachten Ihnen!

Ihre Petra Metzer

erheben und ein Königreich gegen das ande-re; und es werden Hungersnöte sein undErdbeben hier und dort. Das alles aber istder Anfang der Wehen.“ (Mt 24, 6 – 8)Die biblische Prophezeiung über die weltlichenEreignisse sagt, dass viele schreckenerregen -de Dinge geschehen und dadurch einigeMenschen irregeführt werden. Auch wenndas Ende der Welt nahe ist, dürfen wir fal-schen Propheten und Irrlehren keinen Glau -ben schenken. „Wenn sie also zu euch sagenwerden: Siehe, er ist in der Wüste!, so gehtnicht hinaus; siehe, er ist drinnen im Haus!,so glaubt es nicht.“ (Mt 24, 26) „Von dem Tage aber und von der Stundeweiß niemand, auch die Engel im Himmelnicht, auch der Sohn nicht, sondern alleinder Vater.“ (Mt 24, 36)Die Bibel besagt zwar, dass schrecklicheDinge passieren werden und bereits schon

weiter auf Seite 10

Page 4: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

JJedes Jahr zu Weihnachten sind Christenihrem himmlischen Vater für seine Liebe undGnade, mit der er uns durch die Geburt Jesubeschenkt hat, dankbar.Auch die traditionellen Weihnachtslieder, dieimmer wieder gern gesungen werden, be -schäftigen sich mit der Bedeutung von JesuGeburt: Tochter Zion, freue dich; Stille Nacht,heilige Nacht; Macht hoch die Tür; Alle Jah -re Wieder.Stille Nacht ist eines meiner Lieblingslieder,weil es so eindrücklich von diesem wunder-baren Ereignis und dessen Bedeutung für dieMenschen berichtet:

Stille Nacht, heilige Nacht!Alles schläft, einsam wacht

Nur das traute, hochheilige Paar.Holder Knabe im lockigen Haar,

Schlaf in himmlischer Ruh,Schlaf in himmlischer Ruh.

Stille Nacht, heilige Nacht!Gottes Sohn, o wie lacht

Lieb aus deinem göttlichen Mund,Da uns schlägt die rettende Stund,

Christ, in deiner Geburt,Christ, in deiner Geburt.

Stille Nacht, Heilige Nacht!Hirten erst kundgemacht,Durch der Engel Halleluja.

Tönt es laut von fern und nah:Christ, der Retter ist da,Christ, der Retter ist da!

Wie wunderbar ist der zentrale Gedanke, derin diesem Lied zum Ausdruck kommt: Es istdie Freude über unsere Erlösung, die uns durchsein Leben, seinen Tod, seine Auf er ste hungund sein Wiederkommen geschenkt wird.Wenn man darüber nachdenkt, dann war dieGeburt Jesu ein eher gewöhnliches Ereignis.Wie auch die Milliarden von Menschen, diebis zu diesem Zeitpunkt geboren worden wa -ren, wurde auch Jesus aus dem geschütztenBauch seiner Mutter durch den Geburtskanalauf diese Welt gebracht.

4 10-12.2013 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

LOBPREIS UND ANBETUNG

Jesus ist wahrhaft Mensch,

Weder die Entwicklung des ungeborenenKindes in Marias Bauch noch die Geburt vonJesus waren etwas Besonderes oder garAußergewöhnliches und genau das ist dasEntscheidende. Diese normale Geburt Jesuzeigt, dass er kein Phantom oder hybriderGeist, sondern ein ganzer Mensch gewesenist – er war einer von uns.

Paul Kroll

Die eigentlicheWeihnachtsgeschichte

lich keit, dass Jesus einen Körper und einNaturell so wie wir Menschen besaß, weilsie sich weigerten zu glauben, dass ein per-fekter und ewiger Gott irgendetwas mitunserer gefallenen und zeitlich begrenztenExistenz zu tun haben wollte. Der historischeTheologe Justo L. Gonzalez schreibt, dassdie meisten Doketiker die Geburt Jesu ab -

Jesus war kein PhantomWahrscheinlich war die Ketzerei der christ-lich-gnostisch-doketischen Strömung gegendiese natürliche Geburt eine Motivation da -für, dass die Kirche eine offizielle Feier zuJesu Geburt veranstaltete. Die ersten Feier -lichkeiten wurden vermutlich in den Ge mein -den in Rom im 4. Jahrhundert begangen.Eine Behauptung der doketischen Strömungwar, dass Jesus nur wie ein Mensch aussah,aber in Wirklichkeit ein Phantom bzw. eineIllusion war. Sie waren der Meinung, dass erkeinen physischen Körper als solchen gehabthätte und deshalb auch nicht wirklich alsSäugling geboren worden wäre. Außerdemwaren sie der Meinung, dass er nicht amKreuz gestorben und nicht physisch aufer-standen ist. Doketiker verwarfen die Mög -

stritten, weil er dadurch selbst ein Teil unse-rer materiellen Welt werden würde. Die Kirche kämpfte seit ihrem ersten Tag ge -gen diese doketischen Ketzereien. Im neuenTestament steht dazu folgendes: „Meine Lie -ben, wir sind schon Gottes Kinder; es istaber noch nicht offenbar geworden, was wirsein werden. Wir wissen aber: wenn es of -fenbar wird, werden wir ihm gleich sein; dennwir werden ihn sehen, wie er ist. Und einjeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, derreinigt sich, wie auch jener rein ist. WerSünde tut, der tut auch Unrecht, ...“ (1. Joh 3,2 – 4) Johannes erinnert die Gläubigen da -ran, dass Jesus ein wahrhaftiger Menschund keine Einbildung war, und er nennt je -den, der diese Wahrheit leugnet, einen „An ti christen“.

Page 5: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 5

LOBPREIS UND ANBETUNG

daher fühlt er auch emotional und körperlich wie wir

Als die Kirche letztlich ein besonderes Festzum Gedenken an die Geburt Jesu instituier-te, prägte sie die biblische Aussage, dassJesus ein Mann mit einem menschlichenKörper war und genauso wie wir alle inFleisch und Blut geboren wurde, in die Köpfeder Gläubigen ein. Zu Weihnachten lehrtedie Kirche die Zeugnisse der Evangelien überdie Menschlichkeit von Jesus Christus. Da -rum ist es für Christen so wichtig, sich jedesJahr an die menschliche Geburt Jesu zu erin-nern.Natürlich hat die Kirche die Feierlichkeit, diedazu dient, die Geburt von Jesus zu verkün-den, erfunden. Gott selbst hat es sogar ge -tan, weil dieses große Ereignis vor über2000 Jahren mit einer besonderen Fest lich -keit begangen wurde.Die Evangelien von Lukas und Matthäus be -schreiben die Geburt Jesu sehr detailliert.Laut ihrer Aufzeichnungen ist die Geburt mitviel Pomp verlaufen: Engel haben sowohl ge -meinen Schafhirten als auch wichtigen gebil-deten Menschen (nämlich den drei Königen)von der Geburt berichtet. Gesang, Geschen -ke, Besuche und Prophezeiungen waren Be -standteile des fröhlichen Empfangs.

Mehr als nur die GeburtDie menschliche Geburt Jesu ist letztlich nurein Teil der Geschichte, die davon erzählt,wie Gott unsere Erlösung durch ihn ermög-lichte. Die Geburt Jesu besagt, dass der, denwir als Erlöser anbeten, ein ganzer Menschmit allen emotionalen und körperlichenEigenheiten war – er war so wie wir.Doch seine Geburt an sich ist nicht so sehrvon grundlegender Bedeutung wie das, waser für uns und die gesamte Menschheitgetan hat. Wenn wir nach der Bedeutung derWeihnachtsgeschichte fragen, dann kommenwir nicht daran vorbei, uns näher damit zubeschäftigen, wer Jesus wirklich war.„Die Geburt Jesu Christi geschah aber so:Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertrautwar, fand es sich, ehe er sie heimholte, dasssie schwanger war von dem Heiligen Geist.Josef aber, ihr Mann, war fromm und wolltesie nicht in Schande bringen, gedachte aber,sie heimlich zu verlassen. Als er das nochbedachte, siehe, da erschien ihm der Engeldes Herrn im Traum und sprach: Josef, duSohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deineFrau, zu dir zu nehmen; denn was sie emp-fangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.“(Mt 1, 18 – 20)Im Lukasevangelium wird beschrieben, wieder Engel Gabriel Maria davon unterrichtete,

dass sie als Jungfrau schwanger werdenwürde. (vgl. Lk 1, 26 – 38)„Der Engel antwortete und sprach zu ihr: DerHeilige Geist wird über dich kommen, unddie Kraft des Höchsten wird dich überschat-ten; darum wird auch das Heilige, das gebo-ren wird, Gottes Sohn genannt werden.“ (Lk1, 35)Auch wenn Jesus als ganzer Mensch gebo-ren werden würde, so wäre er doch auch„Immanuel [...], das heißt übersetzt: Gott mituns.“ (Mt 1, 23). Auch wenn Jesus ein gan-zer Mensch war, so war er doch auch einganzer Gott – der Sohn Gottes, Jesus Chris -tus, einer der drei, welche die Trinität Gottesausmachen. Der Schöpfergott hat die Freiheit, Befugnisund Macht, in seine eigene Schöpfung alseiner von uns Menschen hineinzutreten undtrotzdem seine göttliche Identität zu behal-ten.

Wer Jesus wirklich warDas Johannesevangelium beschreibt vor al -lem die göttliche Identität Jesu. Johannesschreibt nicht sehr viel über seine Geburt,sondern zeigt vor allem das ewig wahre We -sen des menschlichen Jesus. Johannes be -ginnt sein Evangelium vor der Geburt Jesumit den Worten: „Im Anfang war das Wort,und das Wort war bei Gott, und Gott wardas Wort. Dasselbe war im Anfang beiGott.“ (Joh 1, 1 – 2)Danach zeigt er, dass dieses von Gott ge -schaf fene Wort eine radikale und einzigarti-ge Verwandlung durchmachte. Johannes be -schreibt diese historische und kreative Hand -lung in nur einem einzigen Satz: „Und dasWort ward Fleisch und wohnte unter uns,und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herr -lichkeit als des eingeborenen Sohnes vomVater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1, 14)Das göttliche Wort (Jesus Christus als SohnGottes) wurde ein befruchtetes Ei in der Ge -bär mutter von Maria und diese Zelle teiltesich mehrfach und wurde erst ein Embryo,dann ein Fötus und letztlich das Baby Jesus.Es ist eigentlich unmöglich, diese unglaubli-che Kreativität und Freiheit Gottes, mit derer sich zu uns ausstreckte, in Worte zu fas-sen. Er wurde einer von uns, brachte uns diegute Nachricht darüber, wer er für uns istund sein möchte und wer wir durch ihn seinkönnen.Göttliche Kraft in menschlicher SchwachheitPaulus schreibt in seinem Brief an die Philip -per Folgendes über die Menschwerdung Got -tes: „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es

nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,son dern entäußerte sich selbst und nahmKnechtsgestalt an, ward den Menschen gleichund der Erscheinung nach als Mensch er -kannt. Er erniedrigte sich selbst und wardge horsam bis zum Tode, ja zum Tode amKreuz.“ (Phil 2, 6 – 8)Warum würde ein ewiger, majestätischer SohnGottes unseren menschlichen sterblichenKörper annehmen? Dazu schreibt Pau lus:„Denn ihr kennt die Gnade unseres HerrnJesus Christus: obwohl er reich ist, wurde erdoch arm um euretwillen, damit ihr durchsei ne Armut reich würdet.“ (2.Kor 8, 9)

Was Gott durch Jesus erreicht hatDie größte Geschichte aller Zeiten wird hierauf den Punkt gebracht: In der einzigartigenHandlung, als das Wort zu Fleisch wurde,nahm Jesus unsere gefallene menschlicheExistenz an und belebte sie in ihm selbst zuetwas Neuem, weil er ein perfekter undgerechter Sohn Gottes war. Durch Jesu Todam Kreuz hat Gott unsere menschliche Ver -fehlung ausgelöscht und uns von der Sünde,die uns versklavte, befreit. Durch seine kör-perliche Auferstehung war Jesus der Vor läu -fer unserer eigenen Erlösung, weil er uns indas neue Leben, das durch seine Auf er ste -hung entstand, eingeladen hat. Er ist es, derunserem sterblichen Körper Ewigkeitswertgibt (1. Kor 15, 50 – 54).Dies alles entspringt der ewigen und uner-schöpflichen Liebe Gottes für uns. Nur durchdie ewige und unerschöpfliche Liebe Gotteswar so ein Handeln möglich. Wenn Weih -nach ten das Fest ist, an dem wir über dieMenschwerdung Jesu, unseres Erlösers undHeilands nachdenken, ist es nicht verwun-derlich, dass diese Zeit mit Ehrfurcht undStaunen erfüllt ist.Christen glauben nicht an eine Reihe vonDoktrinen oder logischen Beweisen oder anErsatzgötter. Sie sind demütig und ruhen sichnicht auf ihren „guten Taten“ aus. Christenglauben an eine lebendige Person – an Je -sus Christus, der ein ganzer Gott ist, vomVater gesandt wurde und der im Vater durchden Heiligen Geist lebt (Joh 14, 15 – 21).Jeder bezeugende Christ kann in die Wortedes Apostel Paulus einstimmen: „[ ] aber ichschäme mich dessen nicht; denn ich weiß,an wen ich glaube, und bin gewiss, er kannmir bewahren, was mir anvertraut ist, bis anjenen Tag.“ (2. Tim 1, 12) Die eigentlicheWeihnachtsgeschichte ist die gute Nachrichtdavon, was Gott für uns durch Jesus Christus– unseren Herrn und Erlöser – getan hat. �

Page 6: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

6 10-12.2013 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

MENSCH GEBLIEBEN

Als Christus in den Himmel auffuhr, war er der erste Mensch im All

AAm 12. April 1961 stand die Welt still undblickte nach Russland: Juri Gagarin sollte dererste Mensch im All sein ... ich sage sollte,weil Israel Russland im Wettrennen ins Allbesiegte.Um diese verrückte Behauptung zu verstehen,müssen wir etwa 2000 Jahre in der Zeit zu -rückgehen. Es gibt eine kleine Stadt namensBethlehem, die damals an Pilgern überzulau-fen drohte. Ein erschöpfter Ehemann suchtein allen Übernachtungsmöglichkeiten am Orterfolglos nach einem Schlafplatz für sich undseine Frau. Nach langer Suche erlaubte einfreundlicher Pensionsbesitzer, dass Josef

Leider ist die Geburt von Jesus nur eine vonvielen Feierlichkeiten, die jedes Jahr began-gen werden, und sie findet aus den falschenGründen statt. Bitte nehmen Sie nicht dieTat sache, dass Jesus der erste Mensch imAll war, in Ihre Liste der festlichen Anlässeauf! Bäume werden geschmückt, Miniatur -krip pen werden aufgebaut, Kinder stellen inBettlaken verkleidet das feierliche Ereignisim Krippenspiel dar und für ein paar Tagewird Gott als der anerkannt, der er ist. Da -nach wird der ganze Plunder wieder si cherweggepackt, um im nächsten Jahr wiederher vorgeholt zu werden, und auch unsereGe danken über Gott werden mit diesem gro-ßen Haufen zusammen weggeräumt.Mei ner Meinung nach geschieht dies nur,weil wir die Bedeutung der Inkarnation – Gottwird ganzer Mensch und ist zur gleichen Zeitganzer Gott – nicht begreifen können.Im ersten Kapitel des Johannesevangeliumssteht, dass Christus, der unter den Men -schen wohnte, derjenige ist, der das gesam-te Universum in all seiner unfassbarenSchön heit erschaffen hat. Die Sterne, diejede Nacht am Himmelszelt scheinen undeine Millionen Lichtjahre von uns entferntsind, wurden von ihm erschaffen, die glühen-de Sonne, die in der richtigen Distanz vonuns entfernt ist, um uns mit ausreichendWärme zu versorgen, damit unser Planet imperfekten Gleichgewicht ist, wurde von ihmgenau im richtigen Abstand dort platziert.

Eine Geschichte über Raum und Zeit

Tim Maguire

» Warum hat Gott dieses größte aller Wunder vollbracht?Warum hat er Raum und Zeit und seine eigene Schöp -fung betreten? «

Die warme weiche Hand, die sich an einemlangen Strandspaziergang in Ihre eigeneschmiegt, wurde von ihm wunderbargeschaffen. Jedes einzelne Lied, das dieVögel zwitschern, wurde von ihm kompo-niert. Trotzdem gab er all seine schöpferi-sche Herrlichkeit und Macht auf und weilteinmitten seiner eigenen Schöpfung.

und seine hochschwangere Frau im Stall ne -ben den Tieren schlafen dürfen, und in dieserNacht wurde ihr Sohn geboren. Einmal imJahr am 24. Dezember erinnert sich die Weltan dieses große Ereignis – nicht an die Ge -burt des ersten Astronauten, sondern an dieGeburt desjenigen, der die ganze Mensch -heit erretten wird.

Page 7: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 7

MENSCH GEBLIEBEN

Jesus hat uns nie verlassen

Du sollst ein Segen sein …

Lieber Leser, liebe Leserin,

als Abraham auszog, um in ein ihm unbe-kanntes Land zu ziehen, empfing er einegroße Verheißung. Durch ihn und seineNachkommen sollten alle Völker gesegnetwerden und es wurde ihm Land verheißen. Seine gesamte Lebzeit zog er als Fremdlingdurch das verheißene Land und erlangte esdoch nicht. Aber Abraham war nicht ent-täuscht, sondern wusste, dass auf ihnschließ lich das himmlische Vaterland wartet. Die Bibel berichtet, dass durch Jesus, denNachkommen Abrahams und den SohnGottes, der Segensbringer für die ganzeMenschheit gekommen ist.Während seiner Reisen durch das verheiße-ne Land musste Abraham schwierige Situ -ationen durchstehen und war nicht immervorbildhaft. Aber Abraham lebte in einerengen vertrauensvollen und freundschaftli-chen Beziehung zu Gott. Gottes An wei sun -gen waren ihm wichtig und Gott segnete ihn. Durch Jesus und seine Erlösungstat wirduns Menschen der größte Segen aller Zeitenzuteil. Es ist uns aufgetragen, die Wohltaten Gotteszu verkünden. Wichtig ist, dass wir wieAbraham ebenfalls auf Gott vertrauen unddanach leben. Als Abraham aus einem Krieg gegen fünfKönige erfolgreich zurückkehrte, begegneteer einer der rätselhaftesten Personen derBibel, Melchisedek. Melchisedek war einPriester Gottes und somit ein RepräsentantGottes in der damaligen Zeit. Er segneteAbraham und erinnerte ihn daran, wem erden Sieg zu verdanken hatte und Abrahamgab ihm den Zehnten von allem. Wenn wir heute, 4000 Jahre später, darüberstaunen, wie Gott in Abrahams Leben einge-griffen hat, und vielleicht noch mehr darüberstaunen, dass er auch in unser Leben einge-griffen hat, dann werden wir auch daranerinnert, welchen Sieg uns Jesus geschenkthat. So wie Abraham ein Segen wurde,möch ten auch wir ein Segen für andere sein.Wir danken allen, die die Publikation dieserZeitschrift mit Gebeten und auch finanziellunterstützen und bitten Sie, uns auch weiter-hin treu zu bleiben.

Ihr Nachfolge-Team

„Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt esnicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,sondern entäußerte sich selbst und nahmKnechtsgestalt an, ward den Menschengleich und der Erscheinung nach als Menscherkannt. Er erniedrigte sich selbst und wardgehorsam bis zum Tode, ja zum Tode amKreuz“ (Phil 2, 6 – 8)

Ganzer Gott und ganzer MenschGott selbst wurde als ein hilfloses Baby, dasvöllig auf die Fürsorge seiner irdischen Elternangewiesen ist, geboren. Er hat an der Brustseiner Mutter gesaugt, lernte laufen, fiel hinund schlug sein Knie auf, hatte Blasen anden Händen als er mit seinem irdischenVater arbeitete, weinte über die Verlorenheitder Menschen, wurde genauso versucht, wiewir es werden, und beugte sich der ultimati-

könnte er dann für uns Menschen vermit-teln? Jesus hat seine Menschlichkeit beibe-halten, und wer wäre besser als Vermittlerzwischen Gott und den Menschen geeignetals Christus selbst – derjenige, der ganzerGott und noch immer ganzer Mensch ist? Erhat nicht nur seine Menschlichkeit beibehal-ten, sondern sogar unser Leben auf sichgenommen, und dadurch können wir in ihmund er in uns leben.Warum hat Gott dieses größte aller Wundervollbracht? Warum hat er Raum und Zeit undseine eigene Schöpfung betreten? Er tat es,damit er uns, als er zum Himmel aufstieg,mit sich nehmen konnte und damit wir mitihm zur rechten Hand Gottes sitzen können.Also ist nicht nur Jesus Christus in den Him -mel aufgefahren, sondern auch jeder vonuns. Tut mir Leid, Juri Gagarin.

ven Folter; er wurde geschlagen, bespucktund am Kreuz getötet. Er war ein ganzer Gottund zur gleichen Zeit ein ganzer Mensch.Die eigentliche Tragödie ist, dass vieleMenschen glauben, dass Gott für dreißigJahre unter den Menschen weilte und mitihnen lebte und danach wieder an seinenursprünglichen Platz zurückkehrte und vondort aus großer Distanz beobachtet, wie sichdas Drama der Menschheit entwickelt. Demist aber nicht so!Wenn wir dieses Jahr erneut die Advents-und Weihnachtszeit begehen, möchte icheine wirklich gute Nachricht mit Ihnen teilen:Gott liebt Sie so sehr, dass er nicht nurMensch wurde und sich uns offenbarte undfür drei Jahrzehnte unter uns weilte, erbehielt seine Menschlichkeit und sitzt nunzur Rechten Gottes, dem Vater, um für unseinzustehen. Als Christus in den Himmel auf-fuhr, war er der erste Mensch im All! „Dennes ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gottund den Menschen, nämlich der MenschChristus Jesus“. (1. Tim 2, 5)Ein Mittler muss vollkommen unabhängigsein, und wenn Christus in seinen vorherigengöttlichen Zustand zurückgekehrt wäre, wie

Wenn wir dieses Jahr Weihnachten feiern,erinnern Sie sich daran, dass Gott uns nie-mals in eine alte verstaubte Kammer weg -packen würde und unser nur einmal jährlichan unserem Geburtstag gedenken würde. Erbehält seine Menschlichkeit als ständigesVersprechen und Beteuerung dieses Ver spre -chens uns gegenüber bei. Er hat uns nie ver-lassen und er wird es niemals tun. Er ist nichtnur menschlich geblieben, sondern hat sogarunser Leben auf sich genommen und lebtdadurch in und durch uns. Lassen Sie uns andieser wunderbaren Wahrheit festhalten unduns an diesem erstaunlichen Wunder erfreu-en: die Verkörperung der Liebe Gottes, derGottmensch, Christus Jesus, Emmanuel istmit uns jetzt und für alle Zeit. �

» Er war ein ganzer Gott und zur gleichen Zeit ein ganzerMensch. Die eigentliche Tragödie ist, dass viele Menschenglauben, dass Gott für dreißig Jahre unter den Menschenweilte und mit ihnen lebte und danachwieder an seinenursprünglichen Platz zurückkehrte und von dort aus gro-ßer Distanz beobachtet, wie sich das Drama der Mensch -heit entwickelt. «

Page 8: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

DDas aramäische Wort maranatha bedeutetwörtlich übersetzt der Herr kommt.Die Gemeinde, in der mein Vater Pastor war,veranstaltete zu Ostern große Konferenzen inden 40er und 50er Jahren. Die Gemeinde be -saß ein Konferenzgelände, in dem Tausendevon Mitgliedern unterkamen, den Gottes -diens ten beiwohnten und das Auferste hungs -mahl zusammen feierten. Es gab insgesamtdrei große Hallen: die Sonnenscheinecke, inder fast eintausend Kinder Platz fanden, dieJunge-Erwachsenen-Halle, die auch für Ge -betstreffen genutzt wurde, und das Taber na -kel, das am Karfreitag dank der geöffnetenSeitentüren etwa 13.000 Menschen fasste.Das Konferenzgelände nannte sich Mara -natha Park und statt eines „Hallo“ grüßteman einander mit „Maranatha“. Die Lieder,die während dieser Zeit gesungen wurden,handelten alle von der Wiederkunft Christi.Die Begrüßung „Maranatha“ stammt ausdem ersten Korintherbrief, als Paulus diesesaramäische Wort dafür nutzte um eine Er -klärung abzugeben, die wahrscheinlich dieErwartungen der meisten Gläubigen aus Ko -rinth anstacheln sollte. In anderen Überset-zungen wird diese Begrüßung mit „UnserHerr komme bald!“ wiedergegeben (1. Kor16, 22. Neues Leben. Die Bibel). Viele Gleich -nisse, die Jesus erzählte, handeln von derWiederkunft des Königs oder Bräutigamsund sogar die Offenbarung schließt mit demSatz „Ja, ich komme bald. – Amen, ja, komm,Herr Jesus!“ (Offb 22, 20).Paulus schrieb Folgendes an die Thessa lo ni -cher: „Denn er selbst, der Herr, wird, wennder Befehl ertönt, wenn die Stimme desErzengels und die Posaune Gottes erschal-len, herabkommen vom Himmel, und zuerstwerden die Toten, die in Christus gestorben

sind, auferstehen.“ (1. Thess 4, 16) Manch -mal beobachte ich die Wolken, und wenn dieSonne dann von einer Wolke verdeckt wirdund sie silbern umrandet, dann ertappe ichmich dabei, wie ich nach jemanden aufeinem Pferd Ausschau halte (vgl. Offb 19, 11 – 14) – nach diesem Tag sehne ich mich.Allerdings wird mir immer recht schnell be -wusst, dass es sich um einen Traum undnicht die Realität handelt. Schließlich wurdedie Erscheinung Gottes in einer Wolke aufdem Berg Sinai mit Donner und Blitzen, dieso eindrucksvoll waren, dass die Israelitenflohen und Moses anflehten für sie vor Gotteinzustehen, begleitet. Deshalb wird auchdie Wiederkunft Christi keine leise An ge le -gen heit werden. Im Gegenteil: Die ganzeWelt wird davon in Kenntnis gesetzt werden.Der allmächtige Gott wird mit einer solchenKraft in den physischen Bereich des mensch-lichen Lebens eintreten, die das Spalten vonAtomen wie einen Luftstoß erscheinen lässt.

Erlischt unsere Liebe?Seit der Mitte des neunzehnten Jahr hun dertsfindet ein Paradigmenwechsel statt. DieMen schen konzentrieren sich seit dieser Zeitvor allem auf die Dinge, mit denen Gott siesegnet, und auf ihre Beziehung zwischenGott und unseren Mitmenschen. Wir werdenständig ermahnt einander zu lieben und esscheint, als ob wir das Zeitalter erreichthaben, von dem Jesus gesagt hat, dass dieLiebe von vielen Menschen erlöschen wird(vgl. Mt 24, 12). Bewegt der Heilige Geistdie Gemüter der Gläubigen, damit Be zie hun -gen gestärkt werden und wir uns darauf kon-zentrieren, Gott und einander zu lieben? Be -wegt der Heilige Geist uns dazu, feste trag-fähige Beziehungen aufzubauen?

Es ist nicht allzu schwer zu erkennen, dassdie Liebe vieler Menschen erloschen ist. Wirleben in einer Gesellschaft, in der es zuerstum einen selbst geht. Ausschweifendes Ge -nießen ist heutzutage Normalität und derMangel an positiven Beziehungen scheint sogroß zu sein, dass es bereits Bücher zu demThema gibt, wie man miteinander lebt. DerHeilige Geist bewegt jedoch die wahren Lei -ter und Theologen, damit sie uns vom dreiei-nigen Gott und der intimen Beziehung, die ermit uns haben möchte, erzählen. Diese Liebeist die Voraussetzung dafür, dass wir uns alsKinder Gottes bedingungslos lieben können.Es stellt sich die Frage, ob diese Zeit der er -löschenden Liebe untereinander ein Vor zei -chen für die baldige Wiederkunft Christi ist.Die Apostel haben die Gemeinde ständigdaran erinnert, dass sie für die Wiederkunftbereit sein soll. Allerdings warten wir 2000Jahre später noch immer und manch einerfragt „Wo bleibt die Verheißung seines Kom -mens?“ (2. Petr 3, 4). Petrus antwortet da -rauf: „Eins aber sei euch nicht verborgen, ihrLieben, dass „ein” Tag vor dem Herrn wietausend Jahre ist und tausend Jahre wie einTag.“ (2. Petr 3, 8).Gott hat seine eigene Zeit und sie unter -schei det sich von unserer. Er ist geduldig mituns, weil er will, dass keiner umkommt, son-dern alle ihre Sünden bereuen und gerettetwerden. „Es wird aber des Herrn Tag kom-men wie ein Dieb; dann werden die Himmelzergehen mit großem Krachen; die Elementeaber werden vor Hitze schmelzen, und dieErde und die Werke, die darauf sind, werdenihr Urteil finden.“ (2.Petr 3, 10).Wir sollten immer wachsam sein und erwar-ten, dass Jesus jederzeit wiederkommt, auchwenn wir möglicherweise 70, 80 oder 90Jahre in dieser (Er-)Wartungshaltung sind.Möglicherweise sterben sie noch, bevor erwiederkommt, aber dann werden sie ihn imHimmel antreffen. Verbringen Sie dieseZwischenzeit mit der Gewissheit der Er ret -tung, dem Wissen, dass ihnen alle Sündenvergeben wurden. Leben Sie als ein KindGottes und denken sie daran, dass der Herrkommt! Maranatha! �

8 10-12.2013 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

WIEDERKUNFT

Leben in der Gewissheit der Errettung und Vergebung aller Sünden

MaranathaEben Jacobs

Page 9: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 9

BEZIEHUNG MIT GOTT

Der Himmel ist kein Zufall

WWann haben Sie das letzte Mal in den Him -mel geschaut und sich an der Schönheit derSterne erfreut und sich gefragt, wer oderwas sie dort oben am Himmelszelt hält.Als Stadtmensch muss ich gestehen, dassich die Sterne nur selten zu Gesicht bekom-me. Die Helligkeit der Stadt und die Zeit, dieich vor dem Fernseher oder Computer ver-bringe, helfen nicht dabei, diesen Zustand zuändern.Ich erinnere mich noch daran, dass ich inmeiner Jugend in den Bergen Südafrikas vielgewandert bin und von der unendlichen Schön - heit der Natur beeindruckt war. Eine meinerliebsten Aktivitäten war es, auf dem Rückenliegend die Millionen von Sternen, die denHimmel erfüllen, zu betrachten. Ich habeStunden damit zugebracht, den Nacht himmelanzustarren, und war voller Ehrfurcht ange-sichts dieses winzigen Teils des Uni ver sums,den ich mit meinen Augen fassen konnte.König David hat es in Psalm 19 sehr passendformuliert: „Die Himmel erzählen die EhreGottes, und die Feste verkündigt seiner Hän -de Werk. Ein Tag sagt’s dem andern, und ei neNacht tut’s kund der andern, ohne Spra cheund ohne Worte; unhörbar ist ihre Stim me.Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Re -den bis an die Enden der Welt.“ (Ps19, 2 – 5)Heutzutage teilen nur wenige Menschen die -se Gefühle, die David hier beschreibt. VieleMenschen glauben nicht, dass das Uni ver -sum von der Herrlichkeit Gottes zeugt, son-dern sind der Meinung, dass es durch Zufallentstanden ist. Manche Menschen, die sa -gen, dass es so scheint, als ob das Univer -sum äußerst komplex und sehr genau ge -schaffen wurde, sind der Meinung, dass esnicht durch übernatürliche Einwirkung ge -schaffen worden sein kann.Aber ist dem wirklich so? Um diese Fragenzu beantworten und um das Staunen überunseren wunderbaren Schöpfer wiederzube-leben, werden wir uns im Folgenden miteinigen Beispielen, beschäftigen, die uns zei-gen, wie besonders unser Sonnensystemeigentlich ist. Es gibt noch viele weitere Bei -spiele, die man hier nennen könnte, aber wirwerden vorerst mit diesen anfangen.

Unsere SonneHatten Sie jemals den Eindruck, dass unsereSonne einfach nur einer von vielen Mil liar denSternen ist und dass sie letztlich gar nicht sobesonders ist? Nun, das stimmt auch nicht,denn es gibt mehrere Gründe, warum unsereSonne etwas Besonderes ist. Zum einen istdie Art von Sonne, die wir haben, sehr selten.Sie ist ein gelber Zwergstern mit genau derrichtigen Masse und Größe und sie produ-ziert ausreichend Strahlen der richtigen Art –eine Mischung des roten und blauen Spek -trums. Dadurch kann ausreichend Sauerstoffhergestellt werden. Wenn man sie mit ande-ren Sternen vergleicht, dann ist sie einer dergrößten Sterne der Milchstraße. Die meistenanderen Sterne der Milchstraße sind RoteZwerge, die für eine erfolgreiche Sauer stoff -pro duktion die falschen Strahlen herstellen.Wenn unsere Sonne kleiner wäre oder weni-ger Wärme abgeben würde, dann hätte un -

Die Himmel erzählen ...

Shaun de Greeff

Spendenkonten der WKG

Für Deutschland: Weltweite KircheGottes, Postfach 1129, D-53001 BonnPostbank Köln (BLZ: 370 100 50), Konto: 219000509IBAN: DE54 3701 0050 0219 0005 09,BIC: PBNKDEFF

Für Österreich: Weltweite KircheGottes, Postsparkasse Wien (BLZ: 60.000), Konto: 1.614.880IBAN: AT34 6000 0000 0161 4880, BIC: OPSKATWW

Für die Schweiz: Weltweite KircheGottes, Postfach 8215, CH-8036 Zürich:Postfinance Zürich, Konto: 23-58243-7www.wkg-ch.org

Page 10: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

10 10-12.2013 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

BEZIEHUNG MIT GOTT

und wir sind es auch nicht!

jetzt passieren, allerdings erfüllten sichdiese Worte Jesu bereits schon mehrfach inden letzten 2000 Jahren. Möglicherweisemöchten Sie genauso gern wie ich wissen,wie lange es noch auf die Wiederkunft Jesuzu warten gilt. In der Bibel findet man hierzukeine Antwort. Weder Jesus, als er alsMensch auf dieser Erde lebte, noch wir selbstwissen, wie lange die Endzeit noch andauert.Aus diesem Grund sollten wir die Dinge, dieauf dieser Welt passieren, auch vor demHin tergrund dieser Prophezeiung sehen. DieBibel sagt vorher, dass es Menschen gebenwird, die falsche Behauptungen über denZeitpunkt der Wiederkunft Jesu machen wer -den, und diese Prophetie erfüllt sich bereitsschon jetzt.Der Kerngedanke der biblischen Prophetiebesagt, dass es nicht darum geht, auf dieDinge, die in dieser Welt passieren, zu ach-ten, sondern sich selbst im Blick zu behalten.Wenn das Ende naht, dann wollen wir treuund fest im Glauben stehen. Das Wissen umein bestimmtes Datum wird uns nicht insParadies bringen. Es geht also nicht darumeine Vorhersage zu treffen, sondern Treue imGlauben zu üben. Unser Glauben sollte nichtauf Spekulationen, sondern auf dem beru-hen, der Versprechen und Prophetien schenktund eintreffen lässt.Wir leben in einer instabilen Welt mit Höhenund Tiefen und sind dazu berufen, auf diegleiche Art und Weise zu leben – unabhän-gig davon, ob das Ende nah ist oder nicht.Jesus erzählte eines seiner Gleichnisse übereine Gruppe von Menschen, die dachten,dass das Königreich Gottes sofort eintreffenwürde, und er erzählte andere Gleichnisseüber Menschen, die davon ausgingen, dasses noch eine Weile dauern würde. Wir sol-len unser Verhalten und unseren Glaubennicht an der Wiederkunft Jesu festmachen –unser christliches Leben bleibt unabhängigdavon dasselbe, weil wir unseren Glauben inden setzen, durch dessen Worte wir leben.„Die nun zusammengekommen waren, frag-ten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieserZeit wieder aufrichten das Reich für Israel?Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euchnicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die derVater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihrwerdet die Kraft des Heiligen Geistes emp-fangen, der auf euch kommen wird, und wer-det meine Zeugen sein in Jerusalem und inganz Judäa und Samarien und bis an dasEnde der Erde.“ (Apg 1, 6 – 8) �

Fortsetzung Seite 1 sere Erde näher an ihr sein müssen, um aus-reichend Sonnenstrahlung zu erhalten – dennsie sind für das Entstehen von Leben notwen -dig. Allerdings wäre die kürzere Distanz zwi-schen Erde und Sonne nicht unproblematisch.Schließlich schleudern die kleineren RotenZwerge sehr gefährliche Lichtschläge, diedas Leben auf der Erde vernichten würden.Außerdem würden die Roten Zwerge dieEigenrotation der Erde umso mehr beeinflus-sen, je näher wir an ihnen dran wären. Letzt -lich würde es dazu führen, dass sich die Erdenicht mehr dreht und unser Planet wäre einausgestorbenes Land, das auf der einen Sei -te dank der Sonne eine Wüste gewordenwäre und auf der anderen Seite eine endloseMasse von Eis. Unser Sonnensystem ist in dem Teil derMilch straße angesiedelt, das als „sichereZone“ eingestuft wird. Nahe der Mitte derMilchstraße befindet sich ein riesigesschwar zes Loch und an den äußeren Rändernbefinden sich aktive Stern for matio nen, diesehr gefährlich sind.

Unser MondDer Mond ist nicht nur ein schönes Licht amnächtlichen Himmel. Er hat großen Einflussauf unser Leben. Zum einen ist er der Sta bi li -sator, der dafür sorgt, dass die Neigung derErde auf dem gleichen Winkel bleibt. Diesegleichbleibende Neigung trägt dazu bei, dasses Jahreszeiten gibt und wir nicht zu großenTemperatureinstürzen ausgesetzt sind.Der Mond ist außerdem für 60 Prozent derGezeiten, die auf der Erde stattfinden, ver-antwortlich. Die Gezeiten sind dafür notwen-dig, dass die Nährstoffe, die sich am Landbefinden, in den Ozean hereingetragen wer-den. Zudem beeinflussen sie die Meeres strö -mungen, die für die gleichmäßige Wärme -ver teilung auf der Erde zuständig sind.

Die ErdeDie Position der Erde in unserem Sonnen sys -tem ist sehr zufällig. Wir existieren in einemBereich des Kosmos, der manchmal als dieSonnenseite bezeichnet wird. Unsere relati-ve Position zur Sonne ist weder zu nah nochzu weit von ihr entfernt, um die Bildung vonWasser im flüssigen Zustand zu verhindern. Wir haben außerdem das Glück, dass dieäußeren Planeten, wie Jupiter und Saturn,einen Schutzschild bilden und uns von denvielen größeren Meteoren, die auf uns zura-sen, schützen. Aufgrund der Größe ihresGravitationsfeldes ziehen sie die größerenMeteore an, sodass diese mit den äußeren

Planeten und nicht mit uns kollidieren.Die Erde ist groß genug um eine Atmosphärebeizubehalten, ohne die der Sauerstoff insUniversum entweichen würde, und klein ge -nug, dass uns die Schwerkraft nicht erdrückt.Wenn die Erde etwas größer wäre, ungefährso groß wie Saturn, würde unsere Atmos -phäre schädigende Gase zurückhalten, dennsonst würden wir durch sie vergiftet werden.Die Tatsache, dass wir fließendes Wasserhaben, ist auch eine Besonderheit. Obwohles Planeten gibt, auf denen Wasser vorhan-den ist, ist das meiste Wasser entweder ge -froren oder in Form von Gas vorhanden –bei de Aggregatzustände sind für ein Leben,wie wir es kennen, nicht ausreichend. Was -ser hat sehr besondere Eigenschaften, die esfür die Existenz von Leben notwendig ma -chen. Zum einen ist es die Substanz, die einegeringere Dichte im festen als im flüssigenZustand hat. Ohne diese Eigenschaft wärenalle unsere Ozeane vom Meeresboden auf-wärts gefroren und das Leben, wie wir eskennen, wäre nicht möglich.

ZusammenfassungJe mehr man in das Thema einsteigt, destomehr wird einem bewusst, dass die Erde zurrichtigen Zeit am richtigen Ort war, die richti-ge Größe hatte und aus den richtigen chemi-schen Stoffen besteht. Außerdem hat sie dierichtige Entfernung zum richtigen Stern, derSonne, die selbst in der Galaxie am richtigenOrt platziert ist. Dieser Stern hat ebenso dierichtige Größe, ist stabil und produziert dierichtige Art von Strahlen, welche die Exis -tenz von Leben erst ermöglichen.Dies ist kein Zufall und Sie sind auch keiner!Das Universum ist kein Zufall. Es wurde voneinem unglaublich mächtigen Gott absicht-lich erschaffen und dieser Schöpfer möchteeine Beziehung mit Ihnen! David schreibt imPsalm 8 „Wenn ich sehe die Himmel, deinerFinger Werk, den Mond und die Sterne, diedu bereitet hast: was ist der Mensch, dassdu seiner gedenkst, und des Menschen Kind,dass du dich seiner annimmst?“ (Ps 8, 4 – 5).Dieser große Schöpfer denkt auch an Sie!Wenn Sie also das nächste Mal die Mög lich -keit haben in den Nachthimmel zu schauen,dann achten Sie darauf, wie es von der EhreGottes erzählt und seiner Hände Werk ver-kündet.Und vergessen Sie nicht: Nicht der Himmelist die größte Schöpfung Gottes, sondern Siesind es! �

Page 11: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

L

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 11

HEILUNG

Letzte Woche taten mein Mann und ich et -was Ungewöhnliches und machten einenAus flug mit dem Auto. Wir bewegen uns sel-ten außerhalb unserer gewohnten Um ge -bung mit Freunden, Einkaufsmöglichkeiten,Ärzten und dem Strand. Baustellen, hohesVerkehrsaufkommen und der Benzinpreis be -schränken unsere Zeit im Auto – das auchnicht mehr im besten Zustand ist.Ich hatte an diesem Tag den Wunsch, dieStadt zu besuchen, in der meine Kinder auf-gewachsen waren und in der ich 25 Jahrege lebt hatte. Es gab so viele Erinnerungenan Freunde, die dort wohnten, die Kirchen ge -meinde, Grund- und weiterführende Schulenunserer Kinder und natürlich die unglaublicheSicht über die False Bay (Bucht am Kap derguten Hoffnung in Südafrika).Als wir durch die bekannte Gegend fuhren,dachte ich über die vielen Menschen nach,zu denen ich den Kontakt verloren hatte. Dieältere Witwe, die nebenan gewohnt und ihrHaus verkauft hatte und in ein Altenheim ge -zogen war, habe ich nie wirklich kennenge-lernt. Wir fuhren an einem Haus vorbei, daseinmal der Kindergarten gewesen war, indem meine Kinder viele glückliche Stundenverbracht hatten. Das Schild mit dem Namender Einrichtung war durch das einer Sicher -heitsfirma ersetzt worden und die einstigeHecke, die das Haus geschmückt hatte, istnun eine hohe Mauer mit Stacheldraht. Ichhabe nie herausgefunden, was mit der fröhli-chen Kindergärtnerin passiert war. Ich hattemir nie die Mühe gemacht, mich nach ihr zuerkundigen, nachdem die Kinder in die Schu -le gekommen waren. Ob es den beiden Fa mi -lien aus der Gemeinde, denen wir damals sonahe gestanden hatten, gut geht, weiß ichauch nicht. Ich bin mir nicht sicher, wo siejetzt überhaupt wohnen.So ist das Leben, nicht wahr? Wir lernenMenschen kennen, freunden uns mit ihnenan und dann verlieren wir irgendwie denKontakt zu ihnen und gehen weiter. Leidergeschieht das auch in Familien. Mitgliedermeiner Familie, die sich eigentlich sehr nahestehen, sprechen selten miteinander. Nichtetwa, weil sie keinen Kontakt möchten, son-

dern weil sie nur wenige Dinge verbinden.Die einzigen Gelegenheiten bei denen sieaufeinander treffen, sind Hochzeiten oderBeerdigungen.Natürlich gibt es viele Gründe dafür, dassBeziehungen unterbrochen oder sogar abge-brochen werden: Bequemlichkeit, Aus wan -derung, Scheidung und viele andere Gründe.Die Globalisierung hat uns viele Vorteile ge -bracht, aber manchmal sehne ich mich nachden guten alten Zeiten zurück, in denen Müt -ter, Väter und die Kinder als Familie zusam-menblieben und Cousins, Nichten und Nef -fen sich regelmäßig sahen. Es scheint, als obdiese Tage der Vergangenheit angehören,oder?

Wir können nicht wegziehenAls Christen führen wir bereits eine Be zie -hung mit dem dreieinigen Gott und wir kön-nen sicher sein, dass diese Beziehung nichtwegzieht oder verschwindet. Selbst wennwir als schwache und fehlbare Menschenunsere Beziehung zu Gott schleifen lassen,wird Gott nicht von uns lassen. Er wird nie-mals von uns lassen, sondern uns stattdes-sen aktiv suchen und uns zu sich zurückho-len. Viele der Gleichnisse, die Jesus erzählt,handeln von verlorenen Dingen: der verlore-ne Sohn, die verlorene Münze, das verloreneSchaf (Lk 15). Er wird uns immer lieben undegal, was wir versuchen, wir können uns ihmniemals entziehen.Schon jetzt, wenn Gottes Liebe uns durchden Heiligen Geist gegeben ist, können wirsogar Beziehungen zu den Menschen auf-bauen, die wir sonst ignoriert oder nicht ge -mocht hätten. Wir können den Versöhnungs -prozess in Beziehungen, die eigenartig oderunbefriedigend waren, beginnen und könnendurch die Liebe Gottes einen Vorgeschmackdarauf bekommen, was er uns für die Zu -kunft versprochen hat – die vollständigeWiederherstellung aller Dinge, auch unsererBeziehungen.Aber was ist mit den zerbrochenen Be zie hun - gen, den Familienstreitigkeiten und Un stim -migkeiten, in denen eine oder beide Parteiennicht zuhören oder aufeinander eingehen

wol len? Können solche Beziehungen jemalswiederhergestellt werden? Ich glaube, dassGott uns genau das versprochen hat.Je sus sprach zu seinen Jüngern über eineWiedergeburt aller Dinge (Mt 19, 28). Petrushat, nachdem der verkrüppelte Bettler ge heiltworden war, zu den Umherstehenden auf Je -sus zeigend gesagt: „Ihn muss der Himmelaufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wie-dergebracht wird“ (Apg 3, 21).Pau lus glaubte an die Auferstehung aller To -ten, als er an die Korinther Folgendes schrieb:„Denn wie sie in Adam alle sterben, so wer-den sie in Christus alle lebendig ge machtwerden.“ (1. Kor 15, 22) Als er vor dem Stadt -halter Felix stand, bezeugte er dies: „Ich ha -be die Hoffnung zu Gott, die auch sie selbsthaben, nämlich dass es eine Auferstehungder Gerechten wie der Ungerechten gebenwird.“ (Apg 24, 15) Gott möchte, dass alleMenschen gerettet werden, die gerechten,die bösen und alle Menschen dazwischen.Jesus suchte Gemeinschaft mit den Men schen,die zerbrochen und hoffnungslos wa ren.„Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht:Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftigund gewiss!“ (Offb 21, 5). �

Durch Gottes Liebe in uns können wir Beziehungen aufbauen

Auch zerbrochene Beziehungen können

wiederhergestellt werden

Zerbrechen Be-ziehungen für immer?

Hilary Jacobs

Page 12: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

CC.S. Lewis sagte einst, er habe bei seinerersten Begegnung mit Jesus Schwierigkeitengehabt mit der Vorstellung, Gott Lob undDank entgegenzubringen, insbesondere, daer explizit dazu aufgefordert worden war. Als noch junge Christin sah ich mich darinnatürlich mit ihm auf einer Wellenlänge. Sofragte ich mich, warum dies ein so oft wie-derholtes Gebot ist. Es erinnerte mich anmei ne Kindertage, als ich dazu angehaltenwurde „Danke“ zu sagen, wenn mir Ver -wandte ein Geschenk überreichten. Irgend wiemachte es mir die Anweisung, so zu handeln,schwerer, aufrichtig zu sein. Ich dachte, ichhätte ihnen zu danken, um ihnen als Schen -kenden ein gutes Gefühl zu geben. Verhält essich mit Gott genauso – müssen wir ihm eingutes Gefühl vermitteln? Oder ist es so, dasswir ihm Lob und Dank schulden, um von ihmdas zu bekommen, was wir von ihm erwar-ten – sozusagen unser Teil eines auf Gegen -seitigkeit beruhenden Vertrages?Glück licherweise hat Gott mir über die Jahregeholfen, im Glauben zu wachsen und eineklarere Sichtweise auf Lobpreis und Dank sa -gung zu entwickeln. Ich weiß jetzt, dass dasEntgegenbringen von Dank und Lobpreis dieangemessene und unserem wunderbarendreieinigen Gott zukommende Erwiderungist. Es ist genau die Reaktion, die ihm ge -recht wird. Die Bibel ist voll von Vorbildern,die Gott mit Lobpreis, Staunen und Dank bar -keit entgegentraten. So dankt Paulus Gott inseinen Briefen häufig sowohl im Namen de -rer, an die er sich in dem Brief richtet, alsauch dafür, was der Vater für uns durch sei-nen Sohn getan hat. Jesus dankt seinem Va -ter vor der Speisung der Fünftausend ebensowie beim Letzten Abendmahl und zu anderenGelegenheiten.Sowohl Danksagung als auch Lobpreis sindErwiderungen Gott gegenüber; nicht wir er -greifen damit die Initiative, um ihn zu etwaszu bewegen oder damit irgendeiner Weisungzu folgen. Gott Dank zu sagen ist die gebüh-rende Antwort auf sein Tun, und ihn zu lob-preisen ist unser innigster Wunsch, wenn wirerkennen, wer er ist. C.S. Lewis führt hin sicht -lich des Wesens des Lobpreises Fol gen des aus:

„Ich glaube, wir loben darum so gern, wasuns Freude macht, weil das Lob unsere Freu -de nicht nur zum Ausdruck bringt, sondernsie mehrt, sie zu ihrer gottgewollten Er fül -lung bringt. Nicht aus Höflichkeit sagen Lie -ben de einander immer wieder, wie schön sieseien; die Freude ist solange unvollständig,wie es nicht ausgedrückt wird. [...] Wäre eseiner geschaffenen Seele möglich, den aller-würdigsten Gegenstand voll (ich meine biszur Fülle des Maßes, das einem endlichenWesen möglich ist) ‚auszukosten‘, das heißt,ihn zu lieben und zu genießen, und gleichzei-tig in jedem Augenblick diesem Entzückenvollkommen Ausdruck zu verleihen, dann hät -te diese Seele höchste Seligkeit er langt.“1

Wenn wir uns die Zeit nehmen, unseren Blickauf die heilige Liebe, die Gegenwart und dasHandeln des Vaters, Sohnes und des Hei li -gen Geistes zu lenken, brechen sich Lobpreisund Danksagung gleichsam zwangsläufigBahn. Wenn die Psalmisten andere zum Lob -preis aufrufen, so tun sie dies in Erwiderungund aus der freudigen Erfahrung der GüteGottes heraus sowie vom Wunsch beseelt,andere mögen ihre Freude teilen. Geht esuns nicht genauso, wenn wir ein wundervol-les Musikstück hören oder einen prächtigenSonnenuntergang erleben?Somit können wir sagen, dass Dankbarkeitund Gotteslob Zeichen unserer Ergriffenheitangesichts der Wirklichkeit sind, die wirerfahren dürfen. Ich meine, dass es deshalbeher uns zum Vorteil gereicht als ihm, wennwir Gott Lob und Dank sagen. Mit diesem,unserem Tun rufen wir uns wieder ins Ge -dächtnis zurück, wer er tatsächlich ist undwie wir zu ihm stehen. Lobpreis und Dankzerstreuen all die Illusionen und Ver zer run -gen, die unsere Sicht trüben.Zu gegebenermaßen ist es nicht immer ein-fach, dankbar zu sein. Manchmal, wenn wiruns in einer schwierigen Lage befinden, tunwir uns schwer, auch nur zu erkennen, wofürwir Gott zu danken haben. Wenn wir aber indiesen quälenden Momenten unseren Blickvon unseren Lebensumständen abzuwendenund unsere Augen auf Gott zu richten vermö-gen, der bei uns ist und die Umstände durch

sein Tun mitbestimmt, können wir seine gnä-dige Gegenwart, seinen Trost und seine Zu -sage, dass er noch immer wirkt und die Notnicht das letzte Wort in unserem Leben hat,dankbar annehmen. Mit Jesu Kreuzestodsetzte Gott das Initial für Auferstehung, Le -ben, Erlösung und Wandlung. Das ist es, wasJesus für uns vollbracht hat und woran unsder Heilige Geist teilhaben lässt. Eingedenkdessen und im Hinblick auf das neuerlicheEmpfangen dieser Gnadengaben im Hier undJetzt unseres Lebens können wir Gott dan-ken und loben.Der Dankbarkeit Raum zu geben hilft uns,das Wesen des dreieinigen Gottes wiederklarer zu erkennen und unsere Ängste zu ver-gessen. Wenn ich für einen mir nahestehen-den Menschen bete, der in großen Schwie -rig keiten ist, danke ich Gott, dass er bereitsüber die Situation im Bilde ist, dass Jesusschon kraft des Heiligen Geistes eingreiftund der himmlische Vater in seiner Drei fal -tig keit ihn liebt – sogar mehr als ich. Undwenn ich die spezielle Lage, in der sich die-ser Mensch gerade befindet, ausblende undmir mittels Danksagung ins Gedächtnis rufe,wer Gott wahrhaftig ist, kann ich seinenFrie den erfahren. Wie beruhigend, immerwieder an diese Wahrheit erinnert zu wer-den: dass ich nicht in der Verantwortung

12 10-12.2013 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

BESCHENKT

Dank: Antwort auf Gottes Tun in meinem Leben

Die doppelseitige Wir kungdes Dank Sagens

Page 13: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 13

BESCHENKT

Dank: Freude an Gott und Wissen, wer ich ihn ihm bin

Cathy Deddo

stehe, dass ich nicht alles, was um michherum passiert, mitbekommen muss unddass der dreieinige Gott voll und ganz imHier und Jetzt präsent ist und eben nichtfern bleibt.Ich glaube, dass wir deshalb so oft ermahntwerden, Gott unsere Dankbarkeit zu bekun-den und ihn zu loben, weil wir uns in unse-ren Befürchtungen, Ressentiments und Ängs-ten verlieren und vergessen, wer er ist. Sindwir undankbar, so zeigt uns das eindrucks-voll, dass unsere Vorstellung von un se remhimmlischen Vater nicht in Ordnung ist. Mit unserem Danksagen rufen wir uns insGedächtnis zurück, wer der Allmächtige istund wie er in unserem Leben wirkt. Er ist derdreieinige Gott, und er lässt uns jene Söhneund Töchter sein, zu denen er uns erschaffenhat, auf dass wir in vollem Umfang an dervon Liebe getragenen Beziehung, seinem Le ben in Dreifaltigkeit, teilhaben können. Er schenkt uns seine Gegenwart und seinenFrieden sowie seinen Heiligen Geist, damitwir im Glauben wachsen können und in un -serem Wandel vorangetrieben werden.Mei nen Mann Gary fragte einst ein Freund:„Will Gott nicht, dass wir unser Leben genie-ßen?“, und Gary antwortete ihm: „Ich bin mirnicht sicher, ob wir es immer genießen wer-den, aber ich weiß, dass es sein Wunsch ist,

an ihm inmitten unseres Lebens Gefallen zufinden.“ Ihm Dank zu sagen und ihn zu lob-preisen hilft uns, wieder Freude an ihm zuempfinden.Wir werden uns dadurch zudem einmal wie-der bewusst, wer wir sind. Wir wurden vonGott erschaffen und finden unseren Wert so -wie unsere Identität darin, seine geliebtenKinder zu sein. Mit unserem Danksagen kön-nen wir uns erneut der Last entledigen, nachden Vorstellungen anderer (und übrigensauch un sere eigenen!) zu leben. Wir könnendie Ängste und Schuldgefühle abschütteln,die uns fest im Griff haben. Wir werden wie-der daran erinnert, dass nicht wir Herr unse-res Lebens sind. Gott ist es, der immer wie-der in seiner Gnade den Anstoß gibt, und wirreagieren darauf, indem wir von ihm mitDank empfangen. Wir brauchen uns keineSorgen zu machen, dass alles in unseremSinne funktionieren muss. Ihm unseren Dankentgegenzubringen macht uns frei, auf seineGegenwart und seinen Frieden zu setzen,ganz egal welchen Herausforderungen wiruns auch immer gegenübergestellt sehen.Das Danksagen lässt uns anderen gegenüberfreigebiger sein. Wenn wir einmal mehrerkennen, dass dem dreieinigen Gott maß-geblich an unserem Wohl gelegen ist und erim Zusammenwirken mit uns daran arbeitet,können wir unser Hauptaugenmerk von unsauf andere lenken und uns ihnen gegenübergroßzügiger verhalten. Im Danksagen ist unszudem ein wirksames Mittel gegen unbe-rechtigte Sorgen gegeben. Wenn ich mir zumBeispiel ins Gedächtnis rufe, dass meineKin der (und jetzt auch mein Enkelkind!) Ge -schenke meines gnädigen himmlischen Va -ters sind, so hilft mir das, mich nicht unnötigin Gedanken ihretwegen zu zermürben, son-dern sie zu lieben, wie Gott es tut.Uns für die Existenz anderer und ihnen selbstgegenüber dankbar zu erweisen, hilft unsauch, sie so zu sehen, wie sie sind – in ihrerBeziehung zu Christus. So können wir ihnenzuteilwerden lassen, was Jesus möchte,dass wir es ihnen geben, und von ihnenempfangen, was sie tatsächlich zu gebenvermögen, und nicht, was wir von ihnenerwarten. Mit dem Danksagen öffnen sichunsere Beziehungen und werden empfäng-lich für den Frieden und die Gegenwart vonGottes Heiligem Geist selbst. Wenn ich das,was mein Mann Gary für mich tut, als Zei -chen seiner Liebe betrachte und sie als sol-che dankbar entgegennehme, kann ich michan seinem mir entgegengebrachten Ge schenkwahrhaftig erfreuen. Wenn ich aber das,

was er für mich tut, lediglich als Erfüllungmeiner an ihn gestellten Erwartungen oderForderungen sehe, wird jenes Geschenk so -wohl mir als auch ihm ebenso wenig Freudebereiten wie Wirkung zeigen.Dankbarkeit zu äußern versetzt uns in dieLage, an vielem in unserem alltäglichen Le -ben Freude zu empfinden: an unseren Mit -menschen, dem Glaubensdienst, den Bezie -hungen und Möglichkeiten, mit denen derdreieinige Gott unser Leben erfüllt. Im He -bräerbrief 1, 3 heißt es, mit seinem macht-vollen Wort sichere Jesus den Bestand desWeltalls (Gute Nachricht Bibel). Unserenackte Existenz ist ein Geschenk, das er unsbeständig zuteilwerden lässt. Er schenkt unsunser Sein, unsere Beziehungen, unserenLeib, ja, in der Tat „alle gute Gabe und allevollkommene Gabe“ (Jak 1, 17). Wie wun-derbar, wenn wir diese Wahrheit, Adress a -ten der umfassenden Gnade Gottes zu sein,wieder für uns entdecken. In dem von mirbereits zitierten Werk von C.S. Lewis heißtes:„Ich hatte nie bemerkt, daß jede Freude un -mittelbar in Lob überfließt, wenn nicht(manchmal obwohl) Schüchternheit oder dieScheu, anderen lästig zu fallen, absichtlichaufgeboten werden, um sie daran zu hin-dern. [...] Es war mir entgangen, daß diedemütigsten und gleichzeitig ausgewogens-ten und umfassendsten Geister am meistenloben, während es am wenigsten die Son -der linge, Eigenbrötler und Unzufriedenentun. [...] Der gesunde und ungezwungeneMensch, mag er auch im Luxus aufgewach-sen und in den guten Küchen vieler Ländererfahren sein, kann eine sehr bescheideneMahlzeit loben: der Magenkranke und derSnob finden an allem etwas auszusetzen.Wo nicht unerträglich widrige Umstände stö-ren, scheint Lob nichts anderes zu seinals hörbare innere Gesundheit.”2

Dem Vater, Sohn und Heiligen Geist Dankund Lobpreis entgegenzubringen ist nichtsanderes als unsere Erwiderung darauf, werer ist. Es ist die passende und angemesseneReaktion, die wir unserem dreieinigen Gottschulden. Blicken wir also immer wieder aufund richten unseren Blick auf den, von demHilfe kommt. �

1 C.S. Lewis, Reflections on the Psalms [dt.Titel: Das Gespräch mit Gott – Gedankenzu den Psalmen, Zürich, Einsiedeln, Köln1981, S. 115-116.

2 Ebd. S. 113-114.

Page 14: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

E

14 10-12.2013 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

UNRUHE IM HERZEN

Es heißt, der Teufel habe einst die LibyscheWüste durchquert, als er in eine Gegend kam,in der einige seiner Dämonen einen gottes-fürchtigen Eremiten peinigten.Dem frommen Mann war es ein Leichtes, dieihm entgegengebrachten Einflüsterungen ab -zuschmettern. Der Teufel erkannte, dass sei -ne Gehilfen auf verlorenem Boden kämpften,und preschte seinerseits vor, um ihnen eineLektion zu erteilen. „Euer Vorgehen ist zu of -fensichtlich“, sagte er. „Lasst mich einmalmachen!“ Und so redete er dem Eremitenein: „Dein Bruder ist gerade zum Bischof vonAlexandria geweiht worden.“ Neiderfüllt ver-finsterte sich augenblicklich dessen geradenoch heitere Miene zu einer hässlichenFratze. „So und nicht anders solltet ihr esmachen!“, sagte der

Teufel zu sei-nen Dämonen.

Neid, so erklärte einst Augustinus, ist „dergroße Feind des inneren Friedens.“ DerDichter Petrarca beschrieb ihn als Übel, „dasdie Seele peinigt.“ Der Apostel Jakobusschrieb: „Denn wo Neid und Streit ist, dasind Unordnung und lauter böse Dinge“ (Jak

3, 16). Und König Salomo? Was hatte er hin-sichtlich der finsteren, dem Neid innewoh-nenden Kräfte zu sagen? Auf den erstenBlick nicht allzu viel. Wenn wir aber tieferbohren, stellen wir fest, dass wir die Sprü -che Salomos gar nicht in Gänze verstehenkönnen, ohne den Neid mit zu berücksichti-gen, weil er dem darin propagierten Lebens -wandel abträglich ist. Er wirkt sich negativauf Freundschaften, Familien, Gemeinden,Schulen, den Arbeitsplatz – und nicht zuletztauch auf uns selbst aus. Von Neid bestimmteWege sind nicht die eines weisen Menschen.Neid ist das Elend, das wir empfinden, wennjemand über etwas verfügt, dessen wir unsgern gerühmt hätten. Die Begriffe Neid und

Eifersucht werden oft synonym ver-wendet, weil sie von ihrer

Bedeutung her ähnlichsind. Sie unterschei-den sich jedoch.Hilfreich mag in

diesem Zu sam men -hang das Bild sein, dass die

Eifersucht mit vollenHänden daher-kommt und niemit leeren Hän -den dastehen

will, währendder Neid seineleeren Hände

gerade gefülltsehen will. Inter -essanterweiseentstammen die

beiden in der Hei li -gen Schrift verwendeten Be grif -

fe dem hebräischen „qua-nah“, was so vielbedeutet wie „von intensiv roter Farbe“. Da -mit ist ein infolge emotionaler Wallungen er -rötendes Gesicht gemeint.1

Destruktive EmotionenIch bin mir sicher, dass Sie wie auch ichschon einmal urplötzlich Neidgefühle in sichaufkommen spürten. Da erscheint ein Rivaleauf der Bildfläche, und ich spüre in meiner

Verletzlichkeit und Unreife, dass mir nichtmehr die volle Aufmerksamkeit zukommt. Ichwill im Rampenlicht stehen. Ich habe nicht,was du hast. Ich will beachtet werden. Ichsollte die Nummer eins sein. Und wenn ichdas nicht bin, kommt in mir dieses über-mächtige destruktive Gefühl auf.Ein Adler war neidisch auf einen Art ge nos -sen, der höher und schneller fliegen konnteals er. Eines Tages sah der Vogel einen mitPfeil und Bogen bewaffneten Jäger und sag -te zu ihm: „Ich wünschte, du brächtest jenenAdler dort zu Boden.“ Der Angesprocheneentgegnete ihm, das würde er wohl machen,wenn er einige Federn für seinen Pfeil hätte.Der neidische Adler rupfte eine aus seinenSchwingen. Der Pfeil wurde abgeschossen,konnte jedoch den rivalisierenden Vogelnicht ganz erreichen, weil dieser zu hochflog. Sein neidischer Artgenosse rupfte sichalso eine weitere Feder aus, dann noch eine– bis er schließlich so viele verloren hatte,dass er nicht mehr fliegen konnte. Der Jägeraber machte sich diese Situation zunutze,drehte sich um und tötete den hilflosen Vo -gel. Wenn ich neidisch auf andere bin, binich es, der darunter am meisten zu leiden hat– womit die Worte Salomos aus den Sprü -chen 14, 30 nachklingen: „Ein gelassenesHerz ist des Leibes Leben; aber Eifersucht istEiter in den Gebeinen.“Haben Sie schon einmal ein Holzhaus gese-hen, das abbruchreif war, weil es von Ter mi -ten befallen war? Der Schaden ist oft nichtsichtbar, und Sie können mit Ihrer Familiewunschlos glücklich in Ihrem Zuhause woh-nen – bis Ihr Haus zusammenbricht. Mit demNeid verhält es sich ähnlich. Die meiste Zeitüber bleibt er im tiefsten Inneren unseresHerzens verborgen und treibt dort sein Un -we sen, raubt uns die Freude, den Seelen frie -den und die Gesundheit. Oberflächlich be -trach tet mag alles in Ordnung sein, aberwenn wir uns mit anderen vergleichen, wü -ten die destruktiven Gefühle der Missgunstund Verbitterung heftig und tief in uns. Unddann tritt der Neid unvermittelt in Gestaltzerstörerisch wirkender Lästerattacken,

Sie sind ein Original

Gordon Green

Die Minen KönigSalomosTeil 10: Rot sehen, wenn man grün vor Neid ist

Page 15: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 15

UNRUHE IM HERZEN

Kritik, Herabsetzung oder Schikane, ja sogarMord ans Tageslicht. Die Glaubensführer zuZeiten Jesu wurden nicht als böse Men schenbzw. Frevler angesehen. Sie waren die Seel -sorger und Bibellehrer jener Tage. Wahr -schein lich hätten sie gute Nachbarn abgege-ben. Doch was veranlasste sie, Jesus festzu-nehmen und brutal zu ermorden? – Neid (Mt27, 18).

Worin liegt die Ursache für Neid?

Wir vergessen ...oder wir wissen nicht ...oder wir glauben nicht,

wer wir tatsächlich sind.

Sie sind nicht nur nach dem Bilde Gottes er -schaffen worden. Sie sind nicht nur wertvoll,von Gott angenommen und bedingungslosgeliebt. Sie haben nicht nur jede geistlicheGabe, um ein gottgefälliges Leben zu führen(2. Petr 1, 3; Eph 1, 3) – Sie sind einzigartig.Keiner ist genau wie Sie! So wie der Ihneneigene Fingerabdruck sind Sie einmalig. Gottwusste, was er tat, als er Sie erschuf, und

weder vor Ihnen noch nach Ihnen gab undgibt es einen Menschen wie Sie.Diese Wahrheit sollte in uns Zufriedenheitund Dankbarkeit hervorrufen. Denken Sieein mal darüber nach. Begreifen Sie es. Glau -ben Sie es. Handeln Sie entsprechend. Eswird Sie befreien, Sie frei von Unsicherheit,Zweifeln und dem Bedürfnis nach Anerken -nung machen – Sie frei machen, Ihr wunder-bares, einzigartiges Ich zur Entfaltung zubrin gen. Nehmen Sie diese Wahrheit an, undSie werden Ruhe finden – Ruhe angesichts

Ihre ganze Lebenseinstellung und Ihre Sichtauf andere maßgeblich beeinflussen. Wir al -le haben unterschiedlich ausgeprägte Ta len -te, geistliche Gaben, Fähigkeiten und Er fah -run gen. Wir alle haben unterschiedliche Rol -len auf unserer Lebensreise zu spielen. Dasheißt, ich kann Ihnen in meiner Anders ar tig -keit dienlich sein und muss mich nicht be -droht fühlen, wenn Sie mir in einer Formdienlich sind. Ich brauche mir keine Sorgenzu machen, dass Sie über etwas verfügen,was ich nicht habe. Sie haben alles, was Siebrauchen, und ich auch. Sie sind ein Original– warum also sollten Sie versuchen, etwasoder jemanden zu kopieren? Also, auf geht’s!Seien Sie der Mensch, als der Sie geschaf-fen wurden, und danken Sie Gott dafür. Lob -preisen Sie ihn angesichts der Gaben, die erIhnen zuteilwerden ließ.Öffnen Sie Ihre Hände – sie sind nicht leer!�

1 Charles R. Swindoll, Living Beyond theDaily Grind [dt.: Leben ohne den Alltags -trott].

Warum sollten Sie versuchen, etwas oder jemand zu kopieren?

Über das Leben hinaus ...

Gelegentlich werden wir gefragt, wie man die Arbeit der Welt wei -ten Kirche Gottes (WKG) nachhaltig unterstützen könne, sei es zuLebzeiten oder nach dem Ableben. Es ist möglich, die WKG in einemTestament (z.B. durch ein Ver mächtnis) zu bedenken. Testamentesind wichtig, um An ge hörige auch für die ferne Zukunft abzusichern.Sie sind für Sie auch eine Möglichkeit, Ihre Werte und Ideale überden Tod hinaus zu fördern. Falls die finanzielle Un ter stüt zung derWKG bei der Verbreitung des Evangeliums Jesu Christi zu IhrenWerten gehört, würde uns das besonders freuen. Wir würden Ihnendann auf Anforderung gerne weitere Informationen zum Thema„Über das Leben hinaus ... Ratgeber zu Testamenten/Erbschaften“zusenden.

Da die Stiftung Weltweite Kirche Gottes in Bonn als ge mein nüt -zig anerkannt ist, sind Zuwendungen an sie aus Erb schaften steuer -be freit.

Spenden

Die Arbeit unserer Kirche wird hauptsächlich durch freiwillige Spen -den ihrer Mitglieder und Leser/Freunde finanziert. Diese Spendenermöglichen es uns, den Auftrag Jesu – die Verkündigung des Evan -ge liums, die Zurüstung und Betreuung der Kirchen mit glie der sowiedie Unterstützung von Hilfsbedürftigen – auszuführen. Ihre Un ter -stüt zung hilft uns, die Zeitschrift Nachfolge weiterhin her aus zu ge -ben und sie auch neuen Lesern anzubieten. Unsere Bank ver bin -dun gen finden Sie auf Seite 9.Spendenbestätigungen: Die Stiftung Weltweite Kirche Gottes inDeutsch land, St. Nr. 205/5769/0907, ist durch Freistellungsbescheiddes Finanz am ts Bonn-Innenstadt vom 30.03.2010 als eine gemein-nützige und mildtätige Zwecken dienende Organisation anerkannt.Eine Sammelzu wen dungsbe stätigung wird automatisch nach Ab -lauf eines Kalenderjahrs erstellt und an die Spender versandt. In derBundesrepublik Deutschland sind Spen den an gemeinnützige Kör -per schaften seit dem 1.1.2007 bis zu 20 % des Ge samt betrags derEin künfte als Sonderausgaben steuerabzugsfähig.

Alle Artikel sind auch

unter www.wcg.org/de

online nachzulesen!

des Bewusstseins, zu welchem MenschenGott Sie erschaffen hat, Ruhe in Jesus, des-sen einzigartiges Ich sich in Ihrem einzigarti-gen Ich widerspiegelt. Ihre Entscheidung,sich so zu sehen, wie Sie wirklich sind, kann

Page 16: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

S

16 10-12.2013 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

WACHSTUMSPROZESS

Seit ich neben meiner sporadischen Lehr tä -tigkeit in Förderkursen an unserer Volks hoch -schule Textgestaltung I und II unterrichte,ver folge ich mit Interesse den Lernfortschrittmeiner Schüler. So bleibt mir ihr Kampf imUmgang mit Fragen der Grammatik, die sichin einigen Fällen auf Grundschulniveau be -wegen, ebenso wenig verborgen wie ihr Vor -ankommen in der Abfassung längerer, schonbesser formulierter und hoffentlich wohl-durchdachter Aufsätze. Das ist es, was mirmeine Tätigkeit neben meinem in barer Mün -ze ausgezahlten Salär (und sei es noch sogering) einbringt: die Freude, an ihren Fort -schritten teilhaben zu dürfen.Dabei habe ich mich gefragt, inwieweit sichdiese Freude am Begleiten des Bildungs fort -schritts meiner Kursteilnehmer widerspiegelt,wenn es um anderer Leute Glaubens fort -schrit te geht. Während es mich nämlich ab -solut nicht aus der Ruhe bringt, wenn somancher meiner Volkshochschüler keinen ge -raden Satz zustande bringt, habe ich Müheruhig zu bleiben, wenn jemand aus welchemGrund auch immer nicht anzuerkennen ver-mag, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist derganzen Menschheit in Wohlwollen zugetansind. Es will mir einfach nicht in den Kopf,dass es ein Gott, der uns so viele wunderba-re Gaben beschert hat, tatsächlich zulassensollte, dass einige für immer verloren sind;heißt es doch auch explizit in der HeiligenSchrift, er wolle nicht, „dass jemand verlo-ren werde, sondern dass jedermann zurBuße finde“ (2. Petr 3, 9). Die Buße, von derhier die Rede ist, manifestiert sich in einemSinneswandel Gott gegenüber, der in der Er -kenntnis zum Ausdruck kommt, dass seineLiebe nie wankelmütig wird, sondern allge-genwärtig bleibt.Diese Buße bzw. das Umdenken hinsichtlichdes Wesens und der Natur Gottes gehört zuunserem geistlichen Werdegang, solangewir leben. Und unser himmlischer Vater ver-liert nicht die Geduld mit uns angesichts un -seres Mühens, unser Leben im vollen Be -

wusst sein seiner allen Menschen geltendenLiebe zu führen. Er lässt sich nicht davon ab -schrecken, wenn wir Zweifel hegen oder dieeinfache Wahrheit nicht zu begreifen vermö-gen, dass er, wie die Fleischwerdung JesuChristi zeigte, seinen Weg nicht ohne unsbe schreiten will. Unser Weg der Buße findetnie ein Ende, solange wir Menschen sind,und könnte sogar mit einem Evolu tions pro -zess verglichen werden.Das erinnert mich an eine Geschichte, dieich hörte und in der es um eine Begegnungzwischen einem Glaubenslehrer und einemHirtenjungen ging. Ersterer hörte zufällig mit,wie der Junge im Gebet zu Gott sprach: „OhHerr, du warst immer so gut zu mir, und wenndu genau jetzt bei mir wärest, würde ich dirdas beste Gras vom Felde darbringen, dichmit meiner eigenen Decke umhüllen und dei-nen Kopf in meinem Schoß zur Ruhe betten.“Der Geistliche fand dieses Gebet belustigendund sagte zu dem Jungen: „Erkennst du nicht,wie sehr du Gott in seiner Unendlichkeit be -schneidest, indem du ihn mit einem deinerObhut anbefohlenen Schaf vergleichst?“ DerJunge war angesichts dieser Worte entmu-tigt und fürchtete sich sogar, weil er dachte,

er habe den himmlischen Vater mit seinemGebet entehrt.Sogleich aber wandte sich der Heilige Geistan den Glaubenslehrer: „Das ist nicht recht;denn du rufst mit deinen Worten das Gefühldes Getrenntseins zwischen den Menschenund Gott hervor. Du bist jedoch vielmehrdazu berufen, sie in ihrem Eins-Sein mit ihmzu bestärken, und so musst du jeden Ein zel -nen gemäß seiner jeweiligen Position aufseinem Glaubensweg ansprechen.“Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber michhat diese einfache Geschichte überzeugt.Mit anderen über Glaubenswahrheiten zusprechen und sie dabei dort abzuholen, wosie sich auf ihrem Glaubensweg gerade be -finden, ist vergleichbar mit meinem Bemü-hen, meinen Schülern Textgestaltung näher-zubringen, ohne zu erwarten, dass sie be -stimmte Konzepte sofort verstehen und um -setzen, sondern vielmehr ihre Fortschritte mitFreude wahrzunehmen, indem ich sie aufihrem Weg begleite. Mit jener von Geduldge tragenen Haltung des Vaters, Sohnes undHeiligen Geistes können wir an diesemWachs tumsprozess teilhaben, indem wir zurEinheit statt zur Spaltung ermutigen. �

Über den Glauben mit anderen sprechen, sie begleiten

Geduldiges BegleitenNan Kuhlman

Page 17: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 17

PSALM 2

Alle ordnen sich dem Messias / dem König unter

EEinführungBeginnen wir mit dem Lesen des 2. Psalms:Warum toben die Nationen und sinnen Eitlesdie Völkerschaften? Es treten auf Könige derErde, und Fürsten tun sich zusammen gegenden Herrn und seinen Gesalbten: „Lasst unszerreißen ihre Bande und von uns werfenihre Stricke!“ Der im Himmel thront, lacht,der Herr spottet über sie. Dann spricht er siean in seinem Zorn, in seiner Zornglut schreckter sie: „Habe doch ich meinen König geweihtauf Zion, meinem heiligen Berg!“ Lasst michdie Anordnung des Herrn bekannt geben! Erhat zu mir gesprochen: „Mein Sohn bist du,ich habe dich heute gezeugt. Fordere von mir,und ich will dir die Nationen zum Erbteil ge -ben, zu deinem Besitz die Enden der Erde.Mit eisernem Stab magst du sie zerschmet-tern, wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen.“Und nun, ihr Könige, handelt verständig;lasst euch zurechtweisen, ihr Richter derErde! Dienet dem Herrn mit Furcht, undjauchzt mit Zittern! Küsst den Sohn, dass ernicht zürne und ihr umkommt auf dem Weg;denn leicht entbrennt sein Zorn. Glücklichalle, die sich bei ihm bergen! (Ps 2, 1 – 12;Elberfelder Bibel)Das Neue Testament hebt die Bedeutung,die diesem Psalm letztlich zukommt, hervor,indem es auf Jesus Christus als Gottes Sohn,als den Gesalbten (Messias), verweist. DerPsalmist (von dem es in der Apg 4, 25 heißt,es sei David) beschreibt jedoch mit der Krö -nung eines der Könige Israels vom Stamm -baum Davids Geschehnisse, die zeitlich weitvor der Inkarnation Christi liegen. In diesemKönig sah man quasi Gottes adoptierten„Sohn“. Der Psalm preist diese Krönung bzw.Adoption, der sich die umliegenden Nationenwidersetzen. Der Psalmist wiederum er mahntdiese, ihren Widerstand aufzugeben und sich

der Herrschaft des von Gott bestimmten Kö -nigs zu unterwerfen. Lassen Sie uns die vierStrophen betrachten:

Der Aufstand der Völker (2, 1 – 3)Warum toben die Nationen und sinnen Eitlesdie Völkerschaften? Es treten auf Könige derErde, und Fürsten tun sich zusammen gegenden Herrn und seinen Gesalbten: „Lasst unszerreißen ihre Bande und von uns werfenihre Stricke!“

ledigen. Ihre Bande, die sie mit diesem Kö -nig verbinden, werden von ihnen so darge-stellt, als wären es Fesseln. Das konnten sienicht tolerieren.

Der Beschluss des Herrn (2, 4 – 6)Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottetüber sie. Dann spricht er sie an in seinemZorn, in seiner Zornglut schreckt er sie:„Habe doch ich meinen König geweiht aufZion, meinem heiligen Berg!“

Psalm 2: Küsst den Sohn

Ted Johnston

Die Schriftenreihe zu den Psalmen wird vom Mitarbeiter der Grace Communion International Ted Johnston zusammengestellt, um auf dieseWeise das private Bibelstudium sowie die Vorbereitung von Predigten und Bibelarbeiten zu unterstützen. Jeder Beitrag ist einem Kapitel derBibel gewidmet. Sie ist eine Zusammenfassung des Kommentars von Allen Ross in The Bible Knowledge Commentary (Kommentar zum Bibel -wissen) und J.A. Motyer in The New Bible Commentary (Neuer Bibelkommentar). Aufgrund des zusammenfassenden Charakters der Texte wirdauf wörtliche Zitate aus diesen Quellen verzichtet. Einen Blog zum Thema Trinität und inkarnatorische Theologie, der diese Predigt-Reihe unter-mauert, finden sie unter http://thesurprisinggodblog.wcg.org

» In dem Gott, der Herr, Israel gegenüber erklärte, erwerde den Königen dieses Volkes ein Vater sein undjeder dieser Könige wiederum sein Sohn. So wurde derBegriff „Sohn“ eine messianische Anrede. «

Diese Strophe bringt die Verwunderung desPsalmisten über die Pläne der Nationen zumAusdruck, den Herrn und seinen Gesalbten(der „Gesalbte“ ist im Hebräischen der Mes -sias und im Griechischen Christus) zu unter-werfen. Jeder von einem Propheten gesalbteKönig war ein „Messias“, ein Gesalbter. Ge -horchte er Gott, so spiegelte seine Herr schaftunbestritten seine Erwählung durch den Herrnund dessen stützende Macht wider. Damitwurden die Pläne anderer Nationen häufigzunichtegemacht. In Vers 1 bekundet derPsalmist sein Erstaunen – er kann nicht glau-ben, dass sich „die Nationen“ gegen den vonGott Gesalbten verschwören, wo doch ihrVorhaben zum Scheitern verurteilt ist. Mitihrem Aufbegehren gegen den vom himmli-schen Vater ernannten König verbünden sichdiese Könige und Fürsten gegen den Herrnselbst (V. 2). Vers 3 dokumentiert den Vorsatzder Völker: Sie wünschten, sie könnten sichder politischen Herrschaft dieses Königs ent-

An dieser Stelle schildert der Psalmist dieAntwort des Herrn auf die aufrührerischenPläne der Nationen. In kühnen Worten malter sich aus, wie Gott sie auslacht. Und tat-sächlich erkennt der Herr, der im Himmelthront, die Torheit ihrer Umsturzpläne. Wirhaben es hier mit einer anthropomorphenBeschreibung Gottes zu tun, d.h. der Reak -tion des himmlischen Vaters werdenmenschliche Charakterzüge zugeschrieben.Aufgrund seiner Verachtung gegenüber ihrenbösen Plänen spricht er sie in seinem Zornan. Vers 6 fasst wahrscheinlich seine Wortezu sammen; denn sein Beschluss, seinenKönig in Jerusalem zu inthronisieren, machtihre aufrührerischen Pläne zunichte. Zion warursprünglich eine von David eroberte kanaa-näische Stadt (2. Sam 5, 7). Später bezogsich dieser Name auf den Tempelbereich unddann auch auf die ganze Stadt Jerusalem.„Heiliger Berg“ steht als Synonym für denTempelberg.

Page 18: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

Entscheidend ist, dass sich alle jenem Mes -sias / König unterordnen, den Gott in diesePosition beruft. Dies war bei der Krö nungDavids der Fall, und es trifft auch bei Davidsnoch bedeutenderem Nachfahren Je susChristus (dem Messias) zu.

Die Anordnung des Königs (2, 7 – 9)Lasst mich die Anordnung des Herrn bekanntgeben! Er hat zu mir gesprochen: „MeinSohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.Fordere von mir, und ich will dir die Nationenzum Erbteil geben, zu deinem Besitz die En -den der Erde. Mit eisernem Stab magst dusie zerschmettern, wie Töpfergeschirr siezerschmeißen.“

Jetzt kommt der König zu Wort, der die An -ordnung des Herrn bezüglich seiner Legi ti mi -tät als Gottes Sohn wiederholt. Die Ver fü -gung, auf die hier im unmittelbaren histori-schen Kontext Bezug genommen wird, ist derDavidische Bund (2. Sam 7, 14), in dem Gott,der Herr, Israel gegenüber erklärte, er werdeden Königen dieses Volkes ein Vater seinund jeder dieser Könige wiederum sein Sohn.So wurde der Begriff „Sohn“ eine messiani-sche Anrede. „Heute“ bezieht sich auf denTag der Krönung des Königs, durch die erGottes Sohn wurde (bzw. als Gottes Sohn„gezeugt“ wurde, wie es in der ElberfelderBibel heißt).Die Bedeutung dieser Sohn-Werdung wirdmit dem Erbteil des Königs deutlich (V. 8).Der Vers setzt das Zitat aus der Verfügungdes Herrn fort und erweitert es um den Auf -ruf an den König, sein Erbteil einzufordern,das eines Tages die Enden der Erde mit ein-schließen wird. Die in diesen Nationen le -benden Menschen, einschließlich derer, diegegen den vom Herrn gesalbten König auf -be gehren (V. 1), werden von diesem bezwun-gen werden (V. 9). Diese Unterwerfung wird

bild für aufrührerische Städte bzw. Nationenstehende Gefäße (Töpfergeschirr) zu zer-schlagen. Dieser Vers beschreibt somit denAnfang der königlichen Herrschaft mit derNiederschlagung allen Aufbegehrens.

Die mahnenden Worte des Psalmisten(2, 10 – 12)Und nun, ihr Könige, handelt verständig; lassteuch zurechtweisen, ihr Richter der Erde!Dienet dem Herrn mit Furcht, und jauchzt mitZittern! Küsst den Sohn, dass er nicht zürneund ihr umkommt auf dem Weg; denn leichtentbrennt sein Zorn. Glücklich alle, die sichbei ihm bergen!

Jetzt hat der Psalmist das Wort, und er er -mahnt die abtrünnigen Könige, sich demMes sias / König / Sohn des Herrn zu unter-werfen, bevor dessen Zorn entfacht wird. Siehandelten verständig, wenn sie dem Herrnmit Furcht dienten und ihm mit Zitternjauchzten. Die Wortwahl „dienet“, „jauchzt“,„Furcht“, „Zittern“ spiegelt die Reaktion derGerechten in ihrer Gottesverehrung wider. Sowerden sie dazu angehalten, dem König zuhuldigen, d.h. den Sohn zu küssen. Der andieser Stelle verwendete hebräische Begrifffür „Sohn“ kann sowohl im wörtlichen Sinneverstanden werden als auch in der Be deu -tung „rein, unverfälscht“. Und so sind dieWorte „küsst den Sohn“ durchaus auch alsAufforderung zur „[Huldigung] aus reinemHerzen“ zu verstehen. So oder so ermahntder Psalmist die Herrschenden der Welt, sichdem Herrn und seinem gesalbten Sohn, Is -raels Messias / König, zu unterwerfen.Wie zwingend diese Unterwerfung ist, kommtdurch den anderenfalls möglicherweise ent-fachten Zorn zum Ausdruck. Es ist nicht so -fort klar, ob dieser dem Herrn oder dem Sohn(König) zuzuschreiben ist, da diese jedoch un -trennbar miteinander verbunden sind, ist dies

Abschließend verheißt Vers 12 denen Segen,die sich bei ihm (dem Sohn) bergen. Der Ge -danke, Zuflucht bei Gott zu suchen, findetsich im Psalter vielfach wieder. An dieserStelle wird deutlich, dass der Gehorsam demSohn gegenüber gleichbedeutend ist mit derBitte um Zuflucht beim Herrn. Nur beim Mes -sias ist man vor dem Widerstand des Herrngegenüber jenen Nationen, die ihm feindlichgesinnt gegenüberstehen, sicher.Die ser Psalm wird im Neuen Testament viel-fach aufgegriffen. In seiner Betrachtung dergegen Jesus (Gottes Sohn, den Messias) auf -begehrenden (und ihn schließlich dem Kreuzüberantwortenden) jüdischen Glau bens führererkannte Petrus (in der Apg 4, 25 – 26) schnelljene sich dem Sohn widersetzenden Königewieder, von denen im 2. Psalm die Rede ist.Auch der Verfasser des Hebräerbriefs (Hebr1, 5) zitiert diesen Psalm, um deutlich zu ma -chen, dass Jesus Gottes eingeborener Sohn,der Messias, ist:Denn zu welchem Engel hat Gott jemals ge -sagt: „Du bist mein Sohn, heute habe ichdich gezeugt“? Und wiederum: „Ich werde

18 10-12.2013 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

PSALM 2

Eine Aufforderung zur Huldigung des Sohnes aus reinem Herzen

» Jeder von einem Propheten gesalbte König war ein„Messias“, ein Gesalbter. Gehorchte er Gott, so spiegelteseine Herrschaft unbestritten seine Erwählung durch denHerrn und dessen stützende Macht wider. «

mit harten Worten spezifiziert: Er wird beider Durchsetzung seiner Herrschaft alle Ab -trünnigen niederwerfen (zerschmettern). Dieaus dieser Wortwahl sprechende Metaphorikgeht wahrscheinlich auf ägyptische Bräuchezurück, nach denen der Pharao sein Zepter(seinen eisernen Stab) nutzte, um als Sinn -

auch weniger von Belang. Dem Herrn zu die-nen bzw. ihm zu huldigen (V. 11) heißt, sichseinem Sohn zu beugen (V. 12). Sind die Kö -ni ge der Völker dazu nicht bereit, so werdensie umkommen; denn der ihrem Auf be gehrenzürnend gegenüberstehende Herr hat verfügt,dass sein Sohn den Thron besteigen wird.

Page 19: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 19

PSALM 2

und sich dem Sohn, dem Messias und König zu unterwerfen

sein Vater sein und er wird mein Sohn sein“?An dieser Stelle wird Jesu Auferstehungbzw. Himmelfahrt mit seiner Krönung zumKö nig gleichgesetzt (s.a. Apg 13, 33).

lich schätzen dürfen. Damit wird aus der demDavidischen Bund zuzuschreibenden Anrede„Sohn“ die Bezeichnung Jesu Christi als Kö -nig (Messias) im Neuen Bund.

Welt, um Gott als den einen zu offenbaren,der Errettung bringt. Die Nationen tobtengegen ihn und sein Evangelium und kreuzig-ten ihn auf dem Berg Golgatha. Gott abererklärte ihn, indem er ihn wiederauferstehenließ, zu dem, der er von jeher war – zumMessias, zu Gottes Sohn.Zweitens ist an der üblicherweise vorgenom-menen Übertragung dieses Psalms auf dieWiederkunft Christi problematisch, dass sieauf zwei Bilder Jesu abzielt – zum einen aufdas des Vergebenden, Liebenden und Wohl -wollenden, der für unsere Sünden sein Le -ben gab; und zum anderen auf das des Be -zwingers, der von glühendem Zorn erfülltwiederkehren wird, um Rache zu üben. Esgibt jedoch nur einen Jesus, der das Wesendes einen Gottes, der für die Liebe schlecht-hin steht, vollkommen widerspiegelt. Im Zei -chen der Liebe wurde Jesus einer von uns,und in ihrem Zeichen gab er auch sein Lebenfür uns hin. Und ebenjener Jesus wird inVer körperung der Liebe am Ende aller Tageleibhaftig wiederkehren. Und das Ziel seinerWiederkunft wird es sein, jedermann ein füralle Mal zu offenbaren, wer Gott wahrhaftigist. Leider werden einige auch dann nochjene Offenbarung nicht für sich annehmen –sie werden sich gegen Jesus wenden, unddieser wird im Zorn (seiner bewahrenden,Schutz verheißenden Liebe) diesem Wider -stand begegnen, so dass er anderen nichtschaden kann. Fakt ist, dass Jesus wie auchder Vater wünscht, dass alle Menschen, diesie in Liebe anbeten, errettet werden. Nichtsanderes ist sein Wille für die Menschheit.Küsst den Sohn! �

» Jeder von einem Propheten gesalbte König war ein„Messias“, ein Gesalbter. Gehorchte er Gott, so spiegelteseine Herrschaft unbestritten seine Erwählung durch denHerrn und dessen stützende Macht wider. Damit wurdendie Pläne anderer Nationen häufig zunichtegemacht. «

SchlussbetrachtungZuweilen wird dieser Psalm herangezogen,um auf Jesu „Wiederkunft“ am Ende allerTage hinzuweisen. So betrachtet man ihn alsUntermauerung der Annahme, Jesus werdeeinst zornerfüllt in die Welt zurückkehren, er -picht darauf, jene zu vernichten, die sich ihmwidersetzen. Diese Sichtweise ist in zweier-lei Hinsicht problematisch. Erstens verweistdieser Psalm auf Jesu Inkarnation, Tod, Auf -erstehung und Himmelfahrt. Jesus kam alsMensch in fleischlicher Gestalt auf diese

Basierend auf diesen Ereignissen wird Jesus„eingesetzt ... als Sohn Gottes“ (Röm 1, 4),als Messias. Das heißt nicht, dass Jesusnicht schon vor diesen Geschehnissen GottesSohn war, sondern vielmehr, dass durch siedeutlich offenbart wurde, wer er ist. Jesusgalt in der Tat bereits seit Beginn seinerPräsenz auf Erden (durch seine Fleisch wer -dung, s. Hebr 1, 5) als Gottes Sohn und alssolcher der Anbetung würdig. Und so wer-den alle, die sich bei ihm (Jesus) bergen, in -dem sie ihn anbeten, sich ungemein glück-

Wir wünschen

all unseren Lesern ein

besinnliches

Weihnachtsfest und ein

gesegnetes neues Jahr!

Page 20: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

I

20 10-12.2013 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

PSALM 3 – 4

In dieser Lesung geht es um die Psalmen 3 und 4. Beide Psalmen Davids gehen offen-sichtlich auf die Krise zurück, in der Davidvor seinem Sohn Absalom floh (2. Sam 15 –18). Lesen wir zunächst Psalm 3:

Ein Psalm Davids, als er vor seinem SohnAbsalom floh.Ach Herr, wie sind meiner Feinde so viel underheben sich so viele gegen mich! Vielesagen von mir: Er hat keine Hilfe bei Gott.SELA.Aber du, Herr, bist der Schild für mich, dubist meine Ehre und hebst mein Haupt em -por. Ich rufe mit meiner Stimme zum Herrn,so erhört er mich von seinem heiligen Berge.SELA.Ich liege und schlafe und erwache; denn derHerr hält mich. Ich fürchte mich nicht vor vie-len Tausenden, die sich ringsum wider michlegen. Auf, Herr, und hilf mir, mein Gott!Denn du schlägst alle meine Feinde auf dieBacke und zerschmetterst der GottlosenZähne. Bei dem Herrn findet man Hilfe. DeinSegen komme über dein Volk! SELA.

Nach seiner lebensrettenden Flucht sah sichDavid von Feinden umringt, die überzeugtwaren, dass dem König keine Hoffnung blie-be. Er aber fand kraft seines Gebetes wäh-rend der Nacht Gottes Frieden und sah sei-ner Errettung zuversichtlich entgegen. Las -sen Sie uns nun den Psalm absatzweise be -leuchten.

Von Feinden umzingelt (3, 2 – 3)Ach Herr, wie sind meiner Feinde so viel und erheben sich so viele gegen mich! Vielesagen von mir: Er hat keine Hilfe bei Gott.SELA.

Der Psalm beginnt mit Davids Klagen überseine vielen Feinde, die ihn aus seinem Pa -last verjagt hatten und jetzt umzingelten. Siehöhnten, ihm bliebe keine Hoffnung, vonGott errettet zu werden. Mit ihrer selbstge-rechten Einschätzung wollten sie zum Aus -druck bringen, dass der Allmächtige Davidverlassen habe.

Kurzer Exkurs: „Sela“ kommt in vierzig Psal -men siebenundvierzigmal vor. Der Begriffsteht für ein Innehalten bzw. eine Pause. Ermag den Musikern das Wechseln ihrer In -strumente angezeigt oder aber ihnen wie denZuhörern ein Signal zum Nachsinnen überden Inhalt der Lieder gegeben haben. Bei deröffentlichen Lesung der Psalmen geben wirjedem „Sela“ Raum, indem wir, ohne dasWort auszusprechen, innehalten.

Von Gott getragen (3, 4 – 7)Aber du, Herr, bist der Schild für mich, dubist meine Ehre und hebst mein Haupt em -por. Ich rufe mit meiner Stimme zum Herrn,so erhört er mich von seinem heiligen Berge.SELA.Ich liege und schlafe und erwache; denn derHerr hält mich. Ich fürchte mich nicht vor vie-len Tausenden, die sich ringsum wider michlegen.

Angesichts des ihm entgegenschlagendenWiderstandes fand David Frieden, indem ersich im Gebet ins Gedächtnis zurückrief, werGott ist (V. 4). Metaphorisch vom Schild spre-chend, führte er aus, der Allmächtige seiungeachtet seiner Feinde sein Schutz. DiePsalmisten sprachen oft in dieser Form vonGott, und David war zuversichtlich, dass die-ser ihn wieder auf seinen Thron zurückführenwerde. Die Worte „und hebst mein Hauptempor“ bringen ein Wiederherstellen seinerWürde und seines Ranges zum Ausdruck (im1. Buch Mose 40, 13 sowie im 2. Buch derKönige 25, 27 begegnet uns diese Wendungebenfalls).Der Grund für Davids unerschütterliches Ver -trauen wird in den Versen 5 – 6 angespro-chen. Gott hatte während der Nacht, in derder Psalmist von Feinden umringt war, seinLeben geschützt, und dieser Schutz war fürihn ein Zeichen seiner vollständigen Erret -tung, der er jetzt entgegensah. Obgleich diehier zitierten Verse in der Lutherbibel im Prä -sens wiedergegeben werden, sollte man siewahrscheinlich besser im Präteritum überset-zen: „Ich rief mit meiner Stimme zum Herrnund er erhörte mich“. Er muss dies am Mor -

gen, nachdem er gebetet hatte, ausgespro-chen haben. Die Antwort auf sein Gebet wirddann (wiederum im Präteritum) erläutert:„Ich legte mich und schlief; ich erwachte;denn der Herr erhielt mich.“ Im Lichte dieserErrettung bringt der Psalmist dann in Vers 7seine Furchtlosigkeit angesichts der Tau sen -den zum Ausdruck, die sich ringsum widerihn aufbäumten.

Von Gott errettet (3, 8 – 9)Auf, Herr, und hilf mir, mein Gott! Denn duschlägst alle meine Feinde auf die Backe undzerschmetterst der Gottlosen Zähne. Bei demHerrn findet man Hilfe. Dein Segen kommeüber dein Volk!

Diese Verse zeichnen Davids voller Zu ver -sicht im Gebet vorgebrachte Bitte um voll-ständige Errettung von den ihn umzingelndenund nach dem Leben trachtenden Feindennach. Der Psalmist erinnert sich, dass Gott inder Vergangenheit stets seine Feinde nieder-geschlagen hatte, und weiß, dass er dieswieder tun wird. Die von David verwendetenSprachbilder, die auf Begrifflichkeiten wie„zerschmetternde Hiebe“ zurückgreifen, umGottes Entschlossenheit, seine Feinde mitletzter Konsequenz niederzuzwingen, zu ver-mitteln, geben diese Unterwerfung recht an -schaulich wieder. Das in Vers 9 zum Aus -druck gebrachte Fazit ist eindeutig: „Bei demHerrn findet man Hilfe.“ Gottes Volk solltealso mit Heimsuchungen konfrontiert zu ihmbeten, auf dass ihm diese Hilfe zuteilwerde.Es mag voller Zuversicht selbst im Schlaf aufden Schutz des Herrn vertrauen (V. 6). Ja, beiallem Leid kann es gut schlafen.Einige stoßen sich daran, dass David zu Ge -walt gegenüber seinen Feinden aufruft. Bil -ligt Gott dies? Das mag sein, denn war Da -vid nicht ein Mann nach seinem Herzen (Apg13, 22)? Es sei daran erinnert, dass David imAlten Bund lediglich eine Facette Gotteskannte. Er kannte ihn nicht als den in GestaltJesu Christi Offenbarten. Obgleich DavidsHerz Gott zugewandt war (was ihn wirklichauszeichnet), war er nichtsdestotrotz einblutrünstiger Krieger, und seine grausamen

Auch wenn es um uns herum „stürmt“,

Psalm 3 – 4: Frieden erleben

Ted Johnston

Page 21: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 21

PSALM 3 – 4

Nei gungen sind nicht mit jenem Gott verein-bar, wie er in Jesus offenbar geworden ist –dem Mensch gewordenen Gott, der uns lehrt,unsere Feinde zu lieben und in jenen das Gu -te zu suchen, die uns zu vernichten suchen.Kommen wir nun zu Psalm 4, den wir zu -nächst vollständig lesen wollen:Ein Psalm Davids, vorzusingen, beim Sai ten -spiel.Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meinerGerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst;sei mir gnädig und erhöre mein Gebet! IhrHerren, wie lange soll meine Ehre geschän-det werden? Wie habt ihr das Eitle so liebund die Lüge so gern! SELA. Erkennet doch,dass der Herr seine Heiligen wunderbarführt; der Herr hört, wenn ich ihn anrufe.Zürnet ihr, so sündiget nicht; redet in euremHerzen auf eurem Lager und seid stille.SELA. Opfert, was recht ist, und hoffet aufden Herrn. Viele sagen: „Wer wird uns Gutessehen lassen?“ Herr, lass leuchten über unsdas Licht deines Antlitzes! Du erfreust meinHerz, ob jene auch viel Wein und Korn ha ben.Ich liege und schlafe ganz mit Frie den; dennallein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicherwohne.

Betrachten wir auch Psalm 4 absatzweise.

Anrufung Gottes (4, 2)Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meinerGerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst;sei mir gnädig und erhöre mein Gebet!

David ruft erneut Gott an, auf dass diesersein Gebet erhören möge. „Der du mich trös-test“ (in der Lutherbibel im Präsens wieder-gegeben) steht im Hebräischen im Perfekt.Der Allmächtige tröstete David, als dieser inAngst war. Jenem Gott gilt dieses Gebet.

Warnung an die Feinde (4, 3 – 6)Ihr Herren, wie lange soll meine Ehre ge -schän det werden? Wie habt ihr das Eitle solieb und die Lüge so gern! SELA. Erkennetdoch, dass der Herr seine Heiligen wunder-bar führt; der Herr hört, wenn ich ihn anrufe.Zürnet ihr, so sündiget nicht; redet in euremHerzen auf eurem Lager und seid stille.SELA. Opfert, was recht ist, und hoffet aufden Herrn.

Im Gegensatz zum Gott der Gerechtigkeit, derin Vers 2 angesprochen wird, waren DavidsFeinde gewöhnliche Sterbliche (Herren be -deu tet wörtlich „Menschensöhne“). Er fragt,wie lange diese seine königliche Ehre nochmit ihrer Auflehnung und ihren Lügen schän-den wollten (der in der Lutherbibel verwen-dete Begriff „Lüge“ ist der Wiedergabe mit„Götzen“ vorzuziehen). Die von Davids ab -trün nigem Sohn Absalom angezettelte Ver -schwörung diente unter anderem dazu, Da -vids Reputation als König in den Schmutz zuziehen (2. Sam 15, 3).Vers 4 basiert auf der Verwunderung Davids(V.3) und ist das Fundament für seinen Rat(V.5). Da der Herr David als König in Liebeführte, würde er sein Gebet erhören. DerPsalmist be schreibt sich als einen der Hei li -gen, was so viel be deutet wie „Ziel von Got -tes getreuer Liebe im Bund“. In der HandGottes wusste David sich sicher und warsich gewiss, dass dieser ihn hört, wenn erihn anruft. Den Frevlern (V. 5 – 6) hingegenbliebe nichts anderes übrig, als ihre sündi-gen Pläne aufzugeben und diesem wahrhafti-gen, verlässlichen Herrn alle Ehre zukommenzu lassen. Glaubenseifrige Seelen, die nachdem Herrn suchen, werde Führung zuteilwer-den, auf dass sie sich Da vid, dem von GottGesalbten, gegenüber an gemessen verhal-

ten. Sie würden ihren Wi der stand aufgeben(sie würden stille sein).Auf den Herrn hoffend würden sie dann auf-richtigen Herzens opfern, was recht ist (5. Mo -se 33, 19; Ps 51, 19). David bezieht sich andieser Stelle wahrscheinlich auf die nichtigenOpfer, mit denen Absalom und seine Hel fers -helfer ihr Anliegen voranzubringen ge dach ten(2. Sam 15, 12). Wahrhaft Gläubige würdensich dagegen gehorsam dem Herrn fügen.

Bleib fest in deinem Glauben an Gott (4,7 – 9)Viele sagen: „Wer wird uns Gutes sehen las-sen?“ Herr, lass leuchten über uns das Lichtdeines Antlitzes! Du erfreust mein Herz, objene auch viel Wein und Korn haben. Ichliege und schlafe ganz mit Frieden; dennallein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicherwohne.

Angesichts des ihm entgegengebrachten Wi -derstandes spricht David voller Freude jenesGefühl des inneren Friedens und der Sicher -heit an, das ihm Gott zuteilwerden ließ. Vers7 bezieht sich wahrscheinlich auf die vielenMissmutigen in seinem Gefolge. Sie würdenjedem folgen, der sie Gutes sehen lässt. Da -vid beantwortet ihre Frage mit einem Gebetum Segen (4. Mose 6, 24 – 26), auf dassGott sein Antlitz auf sie leuchten lasse (d.h.ihnen seine Gunst entgegenbringe). Der All -mächtige werde sich ihrer Klage annehmen,wie er es schon so oft in der GeschichteIsraels getan hatte. In den Versen 8 – 9 führtDavid aus, dass die Freude, die er im Ver -trau en auf Gott empfand, größer gewesensei als jene zum Erntedank. Selbst in seinerAngst und ohne jedes erkennbare Zeichenvon Gottes Güte erfreute er sich des Frie densund der Sicherheit, die er im Allmächtigenfand – eine tiefe Zufriedenheit, die ihm ei -nen ruhigen Schlaf auch im Angesicht derNot bescherte.

SchlussbetrachtungSicher hatte David seine Probleme mit dereigenen Sündhaftigkeit und vielen Feinden.Aber er erfuhr Frieden und innere Zu frie den -heit. Warum? Aufgrund seiner ErkenntnisGottes, dank derer er Frieden im All mäch ti -gen zu finden vermochte. Er hatte erfahren,dass wahrer Friede nicht von äußeren Ge ge -benheiten abhängt, sondern von Gottes Schutzund Vorsehung (Gal 5, 22 und Röm 14, 17).Mögen auch wir jenen Frieden „Gottes, derhöher ist als alle Vernunft“ (Phil 4, 7) erfah-ren! �

dürfen wir inneren Frieden und Sicherheit erleben

Page 22: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

I

22 10-12.2013 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

EIN GROSSER NAME

Im Januar 2005 wurde die Ernst-Herzfeld-Ge -sellschaft zur Erforschung der IslamischenKunst und Archäologie in Bamberg gegründet.Das Institut wurde nach einem der führendendeutschen Archäologen und Pionier der Iran -forschung des frühen 20. Jahrhunderts be -nannt, dem aus der Hannoveraner Provinzstam menden begnadeten Gelehrten ErnstEmil Herzfeld (1879-1948). 1920 wurde die-ser zum ersten Ordinarius für vorderasiati-sche Archäologie ernannt. Von 1923 bis 1925leitete er Expeditionen in den Iran (das da -ma lige Persien) und berichtete über die Fülleder antiken Artefakte des Landes. Zwischen1925 und 1934 führte er von seinem damali-gen Aufenthaltsort Teheran ausgehend dieAusgrabungen in der ersten persischen Re si -denz stadt Pasargadae (2500 v. Chr.) und inden zum Weltkulturerbe zählenden Ruinender späteren Hauptstadt Persepolis.Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde erin den 30er Jahren in Deutschland zur Per so -na non grata und setzte seinen beruflichenWerdegang in den Vereinigten Staaten undGroßbritannien fort. Die Smithsonian Insti tu -tion zählt gegenwärtig 30.000 Dokumentebe züglich seiner Arbeiten im Iran zu ihremBe sitz, wozu auch die 1935 erschienene TheArchaeological History of Iran (dt.: Die ar chä -o logische Geschichte des Iran) sowie das1941 herausgebrachte Werk Iran in the An -cient Near East (dt.: Der Iran im Alten Orient)gehören.Wozu aber diese Begeisterung für einen to -ten Archäologen und ein seit langem vergan-genes Weltreich? Weil Studierende interna-tionaler Beziehungen ebenso wie jene, diesich mit Bibelkunde beschäftigen, allen Grundhaben, sich für die Geschichte des antikenPer sien zu interessieren.

Die Iran-ConnectionDer Iran spielt auf der politischen Bühne ge -genwärtig eine wichtige Rolle. Wie es ineinem Bericht der Zeitschrift National Geo -graphic vom August 2008 heißt, sind die heu -tigen Iraner sehr stolz auf ihre historischenVerbindungen mit dem alten Perserreich undseinem ruhmreichen Gründer Kyros dem Gro -

ßen (559-530 v. Chr.). Ein persischer In ge nieurberichtete National Geographic gegenübervon spontanen, unter Jubel hervorgebrach-ten Ehrbekundungen, denen er am Grab desKyros in Pasargadae beigewohnt hatte. ÜberSMS- und Handy-Botschaften war zu einemspontanen Treffen „zu Ehren Kyros‘ und zurSolidaritätsbezeugung“ geladen worden. Esgibt wohl nur wenige Gegenden weltweit, indenen Geschichte von so tragender Be deu -tung ist.Die Zeitschrift Nachfolge stützt sich maß geb -lich auf die Bibel und geht darauf ein, wennauf den Seiten der Heiligen Schrift genannteNamen wie Kyros und Persien in der interna-tionalen Presse auftauchen. Im Falle Kyros‘des Großen ist das Interesse zwiefältig. Zumeinen bildet das Persische Reich in Büchernder Bibel wie dem Buch Daniel, Jesaja, Estherund Sacharja den historischen Hintergrund.Zum anderen wird Kyros vom Propheten Je -saja gleichsam als Präzedenzfall hinsichtlichder geschichtlichen Wahrhaftigkeit der Hei li -gen Schrift selbst hervorgehoben. Ge schichts -wissenschaft, Archäologie und Theologie be -schäftigen sich mit dieser oft vergessenenHerrscherpersönlichkeit, die die Welt lehrte,wie man ein friedsames, intaktes Reich, das75 Millionen unterschiedlichster Menschenauf einer Fläche so groß wie die festländi-schen Vereinigten Staaten vereinigt, erfolg-reich führt. Wie kam es dazu?

„Der nicht-jüdische Messias“Es lohnt sich, auf Kyros mehr als einen flüch-tigen Blick zu werfen. Zwei entscheidendeTextstellen machen dies deutlich. Die erstestammt vom Historiker Geoffrey Dix: „Implötzlichen Aufstieg zum Reich um 550 v. Chr.unter Kyros, dem aus einem unbedeutendenpersischen Volksstamm hervorgegangenenKönigssohn, [...] sah Herodot den Wende -punkt der ganzen griechischen Geschichte.“Dix fährt fort: „Das Lebenswerk dieses einenMannes beeinflusste das Schicksal dreiergroßer Kulturen (die Babylons, Griechenlandsund Roms) und setzte die Maßstäbe, nachdenen die Weltgeschichte über mehr als1500 Jahre ablaufen sollte und die bis heute

ihre Wirkkraft nicht verloren haben“ (Jewsand Greeks [dt.: Juden und Griechen], S. 14).Auch die Bibel wird in den letzten Kapitelndes prophetischen Buches Jesaja emphatisch.Darin werden die Worte Jahwes, des Gottesder Israeliten, wiedergegeben: „So sprichtder Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus [ineinigen Bibelausgaben auch „Kyros“], denich bei seiner rechten Hand ergriff, dass ichVölker vor ihm unterwerfe und Königen dasSchwert abgürte, damit vor ihm Türen geöff-net werden und Tore nicht verschlossen blei-ben: Ich will vor dir hergehen und das Berg -land eben machen, ich will die ehernen Tü -ren zerschlagen und die eisernen Riegel zer-brechen [...], damit du erkennst, dass ich derHerr bin, der dich beim Namen ruft, der GottIsraels“ (Jes 45, 1 – 3).Dies sind wirksvolle Textstellen. Aus derSicht säkularer Historiker brachte der eherbarmherzige Kyros eine völlig neue Denk wei -se in die Welt. So stellt R. Ghirshman in sei-nem maßgebenden Werk Ancient Iran (dt.:Das alte Persien) fest: „Es wehte ein völliganderer Wind durch die Welt, der die Schreieder dem Tod geweihten Opfer davontrug, dieFeuer gebrandschatzter Städte zum Erlöschenbrachte und die Völker vom Joch der Skla ve -rei befreite“ (S. 133). Auch der bedachtsamurteilende Historiker Marc Van De Mieroopvon der Yale University bestätigt die Einzig -artigkeit Kyros‘: „Das persische Weltreich [...]war das erste, das zuzugestehen vermoch te,dass seine Bewohner eine breit gefächerteKultur besaßen, sich in unterschiedlichenSprachen verständigten und politisch aufvielfältige Weise organisiert waren. [...] DiePerser waren sich der unterschiedlichen poli-tischen Traditionen der unterworfenen Völkerbewusst, respektierten sie und adaptiertensie, um auf diese Weise ihre absolute Herr -schaft leichter zu festigen“ (A History of theAncient Near East [dt.: Geschichte des AltenOrients], S. 274-276).All das war überaus bedeutsam hinsichtlichdes Verlaufs der biblischen Geschichte. Vorder Zeit Kyros‘ hatten die zahlreichen Völkerunter ihrer Herrschaft vereinigenden, tyranni-schen Babylonier das jüdische Volk nach Ba -

Im Buch Daniel, Jesaja, Esther und Sacharja wird er oft genannt

Auf den SpurenKyros‘ des Großen

Neil Earle

Page 23: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 10-12.2013 23

EIN GROSSER NAME

by lon in Gefangenschaft gebracht. Unter Ne -bukadnezar vertraute man auf totalitäreHerrschaft und Einschüchterungsmaßnahmen(Hab 1, 6 – 11). Kyros und die Perser hinge-gen vertraten eine Politik der sinnvollen De -zentralisierung. Sie wussten, dass eingedenkder Größe des Weltreichs die Kooperationmit dem Volk leichter zu bewerkstelligen war,wenn man es besser behandelte. Diese Ein -sicht macht Kyros gleichsam zum geistigenVorreiter, weshalb der Alttestamentler Wal terBrueggemann ihn auch als den „nicht-jü di -schen Messias“ tituliert (Jesaja 40-66, S. 72).Die Worte „zu seinem Gesalbten“, mit denensich der Gott Israels, wie es bei Jesaja 45,1heißt, äußert, können genau in diesem Sinneinterpretiert werden. Jesaja 40-66 ist wohlzu Zeiten des Persischen Reiches verfasstworden und betont einmal mehr, wie Gottunter den Persern erstaunlich viel Neues er -wirkt (Jes 43, 19).Der Historiker F.F. Bruce traf mit seiner Fest -stellung den Nagel auf den Kopf: „Kyros‘ Vor -stellung von einem Weltreich unterschied sichgrundlegend von der der Assyrer. Diese zwan -gen ihren Untertanen die Verehrung ihrerHauptgottheiten auf (s. Jes 36, 18 – 20).Kyros hingegen hegte nicht die Absicht, dieseinigen mit einem solchen Vorgehen vorden Kopf zu stoßen. [...] Als kluger Sach ver -walter seines Reiches wusste er, dass diesesleichter mit zufriedenen als unzufriedenen Un -tertanen zu führen war“ (Israel and the Na -tions [dt.: Israel und die Nationen], S. 100).Kyros beeinflusste die Geschichte wie späterauch die Archäologie maßgeblich.

Der Kyros-ZylinderKyros‘ Werdegang war von militärstrategi-schem Können und Barmherzigkeit gekenn-zeichnet. Sein eigener eifersüchtiger Vater,der König der Meder, wollte ihn töten las-sen, aber Kyros konnte vor diesem Schicksalbewahrt werden. Durch eine Allianz mit Ba -bylon wurde er zugleich Herrscher der Mederund Perser. Sein Stützpunkt im altpersischenKernland nordöstlich des Persischen Golfsstellte ihm eine unerschütterliche Kavalleriebereit. In kluger Voraussicht brachte er je dochdie besiegten Meder in einflussreiche admi-nistrative Positionen, als er mediterrane See -häfen wie Tyros und Ephesos mit erfolgreichenAngriffen in die Knie zwang. Mit der Unter -werfung der Afghanen im Osten hatte er fürden Erhalt eines sich etwa über 5.000 Kilo -meter erstreckenden Königreichs zu sorgen.Der 12. Oktober 539 v. Chr. wurde zu seinemSchicksalsdatum. An jenem Tag eroberte er

strategisch abgeklärt Babylon. Er ließ, wieJesaja es in seinen Schriften festhielt, die inder Stadt gefangen gehaltenen Exilanten ein -schließlich der Juden frei. Im Kampf an denOstgrenzen seines Reiches kam er etwa 530v. Chr. ums Leben – ein Mann, der nur untereiner Handvoll Erde begraben sein wollte, des -sen Grabstätte jedoch bis heute erhalten blieb.In den Augen des Propheten Jesaja war KyrosGottes Werkzeug, durch das die jüdischenGe fangenen aus Babylon in ihre Heimat zu -rückgeführt werden sollten. „So spricht derHerr, dein Erlöser, der dich von Mutterleibebereitet hat [...]; der zu Jerusalem spricht:Werde bewohnt!, und zu den Städten Judas:Werdet wieder aufgebaut!, [...] der zu Kyrussagt: Mein Hirte! Er soll all meinen Willenvollenden und sagen zu Jerusalem: Werdewieder gebaut!, und zum Tempel: Werde ge -gründet!“ (Jes 44, 24 – 28).Dieser Erlass des Kyros, Jerusalem wiederaufzubauen, hat noch heute als eine der ein-drucksvollsten Verifizierungen der Bibel Be -stand. Er wurde 1879 in den Ruinen Babylonsvom assyro-babylonischen Archäologen Hor -muzd Rassam aufgefunden, der im Auftragdes Britischen Museums tätig war, in dessenBesitz sich das Edikt noch immer befindet. Eshandelt sich dabei um ein etwa 23 cm langes,zylinderförmiges, tönernes Objekt. Kyros hat -te den Erlass etwa zu der Zeit seiner Ein nah -me Babylons in der Phase aufkommender re -li giöser Toleranz abgefasst. Darin heißt es:„Des Weiteren setzte ich auf Weisung Mar -duks, des großen Gebieters, alle Götter vonSumer und Akkad, die Nabonid zum Zornedes Herrn der Götter nach Babylon gebrachthatte, wieder rechtmäßig ein. [...] Mögenalle Gottheiten, denen ich an ihren heiligenStätten wieder den ihnen gemäßen Platz zu -kommen ließ, Bel und Nabu anrufen, auf dassmir ein langes Leben beschieden sei, undmö gen sie mich Marduk, meinem Herrn, an -empfehlen“ (Pritchard, Nearer Eastern Texts[dt.: Texte des Nahen Osten], S. 230).Im ersten Kapitel des Buches Esra wird die-ser Erlass in derart ähnlichem Wortlaut wie-dergegeben, dass einige gar meinten, derPriester habe ihn direkt vor Augen gehabt –mit einer Ausnahme: Es werden die heidni-schen Gottheiten zugunsten Jahwes ausge-blendet: „Im ersten Jahr des Kyrus [...] er -weckte der Herr [...] den Geist des Kyrus, desKönigs von Persien, dass er in seinem gan-zen Königreich mündlich und auch schriftlichverkünden ließ: So spricht Kyrus, der Königvon Persien: Der Herr, der Gott des Himmels,hat mir alle Königreiche der Erde gegeben,

und er hat mir befohlen, ihm ein Haus zuJerusalem in Juda zu bauen“ (Esra 1, 1 – 2).Kyros mag gespürt haben, dass ihm einegleichsam höhere Macht wohlgesonnen warund ihm in so kurzer Zeit ein derart großesWeltreich zu Füßen legte. Und dennoch bringtJesaja in aller Deutlichkeit zum Ausdruck,dass er den Gott Israels nicht anzuerkennenbrauchte, um seinem Wirken Kraft zu verlei-hen. Der Prophet schrieb: „Um Jakobs, mei-nes Knechts, und um Israels, meines Aus er -wählten, willen rief ich dich bei deinem Na -men und gab dir Ehrennamen, obgleich dumich nicht kanntest“ (Jes 45, 4).Diese Textabschnitte lassen uns eine weite-re wichtige Lektion in unserer Betrachtungdes Kyros in den Blick nehmen: die theologi-sche Bedeutung.

„Ein verborgener Gott“So bestärkend es auch sein mag, dass diebiblische Geschichte und die Archäologie sosehr im Einklang mit dem tatsächlichen Wer -degang Kyros‘ des Großen stehen, ist dochdie seinen Schriften innewohnende theologi-sche Fruchtbarkeit noch umso bedeutsamer.„Die atemberaubende Zusicherung verheißt,dass Israel von Nicht-Juden gerettet werdenwird“, sagt Brueggemann. „Das heißt, dassjene, die Gottes Pläne auf Erden in die Tatumsetzen, oft nicht wissentlich auf JahwesAnstoß hin reagieren, sondern möglicherwei-se aus anderen Beweggründen handeln.“Christen wird auffallen, dass sich ebenjenesPrinzip auch im Leben ihres Messias, Jesusvon Nazareth, widerspiegelt. Jesus, einFremdling ohne jegliche weltliche Autorität,der aus einem völlig unbekannten Ort na -mens Nazareth in Galiläa stammte, war dereine, auf den das Volk gewartet hatte. Gottneigt dazu, sich inmitten seiner mächtigenTaten zu verbergen (Jes 45, 15). In den 50erJahren des sechsten vorchristlichen Jahr hun - derts „[...] ist Jahwe im Kommen Kyros‘ ver-borgen, was sich der Welt jedoch nicht er -schließt. [...] (in vergleichbarer Weise) ist Got -tes Macht in der Schwäche und Ver letz lich -keit verborgen, wie sie sich im Kreuz ma ni fes -tiert. Er wirkt und waltet in einer Weise aufErden, die nur dem Gläubigen offenbar wird“,so die Worte Brueggemanns (S. 81-82).So ist der verborgene Gott, von dem Jesajaschreibt, letzten Endes der unsichtbare Len -ker der Geschichte. Und das macht die Ge -schichte von Kyros für jene von uns, die ineiner oft unsicheren Welt leben, zu einer be -stärkenden Botschaft. �

Ein Präzedenzfall hinsichtlich der geschichtlichen Wahrhaftigkeit der Bibel

Page 24: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. NachfolgeStille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund,

Gedankenanstöße

Jesus ist der Schlüssel der Weltgeschichte.

Die alte schloß er zu. Die neue schloß er auf.Richard Rothe

Freude ist die Emotion,

die Menschen miteinander verbindet.Unbekannt

Advent und Weihnachten ist

wie ein Schlüsselloch, durch das auf unsrem dunklen Erdenweg

ein Schein aus der Heimat fällt.Friedrich von Bodelschwingh

Wir feiern Weihnachten,

auf dass diese Geburt auch in uns Menschen geschieht.

Wenn sie aber nicht in mir geschieht, was hilft sie mir dann?

Gerade, dass sie auch in mir geschehe, darin liegt alles.Meister Eckhart

Ich glaube, dass die Bibel allein

die Antwort auf alle unsere Fragen ist,

und dass wir nur anhaltend und demütig zu fragen brauchen,

um die Antwort von ihr zu bekommen.Dietrich Bonhoeffer

Mögen deine Augen vor Freundlichkeit leuchten,

wie Wegeslichter in der Nacht,

möge dein Herz erwärmen jedes kalte Gemüt,

deine Hände, denen reichen die zu fallen drohen,

so komme Segen über dich und die deinen.Irischer Segenswunsch