44
Die Welt der Pfeifen Zu Gast bei Peter G. Schuhknecht Faszination Drehorgelbau: Hans R. Schmid SFMM J ournal Ausgabe Nr. 131 • April 201 8 echanischer usik chweizer reunde

chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

■ Die Welt der Pfeifen ■ Zu Gast bei Peter G. Schuhknecht■ Faszination Drehorgelbau: Hans R. Schmid

SFMMJournalAusgabe Nr. 131 • April 2018

echanischer usik

chweizer reunde

Schrift: Bernhard Modern Std, Roman

Überarbeitete Variante, eingemittet4. Juli 2011

Page 2: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

PostadresseAndré GinestaSeestrasse 356, 8708 MännedorfTel. +41 (0)44 920 38 57

RedaktionUrsula BürgisserIm Junkholz 42, 4303 KaiseraugstTel. +41 (0)61 813 15 30E-Mail : [email protected]

Redaktions- und Anzeigenschluss28.2.; 30.6.; 30.10.

DruckGutenberg Druck AG Sagenriet 78853 Lachen SZTel. +41 (0)55 451 28 11 E-Mail : [email protected]

WebmasterPeter X. BürgisserE-Mail: [email protected]

InseratePrivatinserate für Mitglieder : gratis

Geschäftsinserate : Rückseite: CHF 250.00(ganzes Jahr = 3 Ausgaben CHF 700.00)1 Seite : CHF 180.001/2 Seite : CHF 100.001/4 Seite : CHF 60.00 Beilagen : CHF 180.00

Jährliche MitgliederbeiträgeEinzelmitglieder CHF 70.00Doppelmitglieder CHF 90.00

IMPRESSUM

PräsidentAndré GinestaSeestrasse 356, 8708 MännedorfTel. +41 (0)44 920 38 57E-Mail : [email protected]

VizepräsidentMax GautschiErlenweg 1, 5503 SchafisheimTel. +41 (0)62 891 96 07E-Mail : [email protected]

AktuarPeter BothSteinmaurstrasse 15, 8173 NeerachTel. +41 (0) 44 850 30 90E-Mail: [email protected]

KassiererinBarbara BürglerZehntenstrasse 31, 8800 ThalwilTel. +41 (0)44 720 78 09E-Mail : [email protected]

Adressverwaltung/ReisenMarkus BürglerZehntenstrasse 31, 8800 ThalwilTel. +41 (0)44 720 78 09Natel : +41 (0)79 297 01 33E-Mail : [email protected]

Internationale Kontakte / JournalRaphael LüthiHauptstrasse 10 D-79183 Waldkirch-KollnauTel. +49 (0)7681 493 70 27E-Mail : [email protected]

VORSTAND

www.sfmm.ch E-Mail : [email protected]

echanischer usik

chweizer reunde

Schrift: Bernhard Modern Std, Roman

Überarbeitete Variante, eingemittet4. Juli 2011

BANK-VERBINDUNG

Schweizer Freunde Mechanischer Musik 8708 MännedorfPostcheckkonto: 85-667192-3IBAN : CH28 0900 0000 8566 7192 3BIC : POFICHBEXXX

Titelbild: Offenes Glockenspiel. Blick in das Werk einer Schwarzwälder Glockenspieluhr (ohne Schild), um 1800. Als Erbauer kommen die Uhrmacher Wehrle, Hummel oder Scherzinger in Frage (siehe Artikel auf Seite 6)

Page 3: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

Inhaltsverzeichnis

Vorstandsliste mit Impressum 2

Editorial 4

Worte des Präsidenten 5

Besuch im Forellenhof 6

Faszination Drehorgelbau: Hans R. Schmid 8

Die Top-Six in der Hitparade der Drehorgelwagen 11

Die Welt der Pfeifen 12

«Wahnsinn oder Leidenschaft und Faszination» 22

Eine Kostbarkeit: österreichische Portaluhr mit Spielwerk und «lebendem Bild» 27

Jahrmarktorgel Modell 109 der Firma Gebrüder Bruder, Waldkirch 28

Zu Gast bei Peter G. Schuhknecht 32

Termine 2018 und wiederkehrende Anlässe 42

Arrangieren und Herstellen von Notenrollen für Drehorgeln:

20er Tonstufen 26er Tonstufen 28er Tonstufen 31er Tonstufen 33er Tonstufen 35er Tonstufen

Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt. Gerne erfülle ich Ihnen auch Ihre Wunschmelodie. Bitte fordern Sie unverbindlich meine Noten- rollenverzeichnisse an oder rufen Sie diese im Internet ab.

Zur platzsparenden Aufbewahrung werden die Notenrollen in einer runden Kunststoffdose verpackt. Die Notenrollen können auf Spulen mit Innensechskant, Aussensechskant, durchgehendem Loch oder auch ohne Spule geliefert werden.

Linzgaustr. 8, D-88630 Pfullendorf, Tel. 07552/5343, Fax 07552/4788 E-Mail: [email protected] www.drehorgel-edihofmann.com

JournalSFMM Nr. 131

Page 4: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

4

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser

Das neue Jahr ist schon in vollem Gange. Trotzdem dürfen wir Sie mit der vorliegen-den Nummer nochmals kurz in die Weih-nachtszeit zurückführen – und zwar in die Weihnachtsausstellung im Forellenhof. Das Titelbild stammt aus besagter Ausstel-lung und gibt einen Vorgeschmack auf die «Delikatessen», die Sie im Artikel von Jo-hanna und Roland Suter entdecken wer-den. Eine Augenweide!

Jacqueline und Peter Both berichten in einer weiteren Episode von den Freuden und Leiden im Sammlerleben. Es gesche-hen eben nicht immer nur erfreuliche Dinge: Pleiten, Pech und Pannen gehören auch dazu – aber lesen Sie selbst.

A propos Sammler: Ich möchte Ihnen das Studium des beiligenden Flyers zum ersten Open-House-Anlass des SFMM wärmstens empfehlen – und sich dann auch anzumel-den! Es verspricht ein spannender Tag zu werden!

Raphael Lüthi stellt uns eine besondere Chilbi-Orgel vor. Es ist faszinierend mitzu-verfolgen, wie sich die Hülle des Instru-ments ständig verändert hat. Eine kleine Zeitreise!

Der Fachartikel von Edi Niederberger widmet sich einem wichtigen Bestandteil zahlreicher mechanischer Musikinstru-mente: der Pfeife. Mir war nicht bewusst,

wie viele unterschiedliche Pfeifen es über-haupt gibt. Ein lesenswerter Artikel für alle Fachleute und jene, die es noch wer-den wollen.

Sie sehen, die Bandbreite der Artikel ist wieder sehr gross. Das Redaktionsteam freut sich, dass wir Ihnen eine abwechs-lungsreiche Nummer präsentieren können. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre des neuen Journals.

Ursula BürgisserRedaktorin

Im Blick auf das bevorstehende Jubi-läum des SFMM DRINGEND gesucht:Unterlagen, Informationen und Bilder zur Gründung des Vereins und zu den ersten Treffen in Lichtensteig, Arosa, Bern und Thun.Wer für die Dokumentation etwas aus-leihen könnte, wende sich bitte an:Ueli Temperli, Schürrain 101, 5637 Geltwil, Tel. 079 501 46 76, E-Mail: [email protected]

Zum Voraus ganz herzlichen Dank!

Wir suchen

Page 5: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

5

Worte des Präsidenten

Wieder einmal hatten wir einen Winter, der seinen Namen verdiente! Für uns Sammler und Orgelspieler war es die Gelegenheit, unsere Instrumente zu pflegen, zu reparie­ren und zu reinigen.

Aber wir konnten die langen Abendstun­den auch nutzen, um mehr zu erfahren über die mechanische Musik, sei dies über die doch sehr reichhaltige Fachliteratur oder bei Gesprächen mit Kollegen.Auch dürften wir die Zeit genutzt haben, vermehrt unsere Instrumente zu spielen.

Eine gute Gelegenheit, viel mechanische Musik zu hören, bietet die kommende Ge­neralversammlung, zu der ich alle herzlich

einladen möchte. Wer noch nicht in Dürn­ten war, wird staunen über das grosse An­gebot an Instrumenten, die hier zu hören sind.

Der Vorstand und ich freuen sich, viele Mitglieder begrüssen zu dürfen und ge­meinsam einen harmonischen, musikali­schen Tag zu erleben!

Euer PräsidentAndré Ginesta

WIL

LK

OM

ME

N I

M

KL

AN

G–

MA

SC

HIN

EN

M

US

EU

M I

N D

ÜR

NT

EN Das Klang– Maschinen Museum in Dürnten

beeindruckt durch seine umfassende Sammlung von mechanischen Musikinstrumenten.

Schauen Sie rein und lassen Sie sich verzaubern…

[email protected]: Katrin Liscioch 055 260 17 17

ÖFFNUNGSZEITEN:

Mittwoch 13:30 – 17:00 Uhr

Sa | So 11:00 – 17:00 Uhr

FÜHRUNGEN:

Mittwoch 14:00 | 15:30 Uhr

Sa | So 12:00 | 14:00 | 15:30

Uhr

Im Gedenken

Wir verabschieden uns von:

Marianne BruderTochter von Gustav Bruder, des Arrangeurs und Musikzeichners aus der Bruder Dynastie. (Gebrüder Bruder). Geboren am 28. Januar 1929, gestorben am 9. Februar 2018.

Walter WürglerLangjähriges Vereinsmitglied und Vertreter von Deleika in der SchweizGeboren 12. September 1938, gestorben am 16. Februar 2018.

Page 6: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

6

Schwarzwald-Forellen – fein, feiner, am FINEsten

Ein weihnachtliches Erlebnis – im Waldhotel Forellenhof in Baden-Baden, zusammen mit der Firma Fine ART Restorations in Waldkirch

�� Text und Bilder: Johanna Suter-Egli und Roland Suter

Die meisten Feinschmecker mögen sie, die Forellen aus dem – oder noch lieber – im Schwarzwald. Wunderbar zubereitet und liebevoll serviert werden sie im Wald­

hotel Forellenhof in Baden­Baden (Orts­teil Gaisbach) – mmh fein!

Bereits zum zweiten Mal können sie auf noch feinere ART genossen werden. Als Weihnachtsausstellung präsentiert Ra­phael Lüthi während einiger Wochen seine «Leckerbissen» – mechanische Musik­instrumente vom finesten, in den Räumen des Hotels. Eine reich geschmückte Weih­nachtswelt mit grosser Krippe sorgt für festliche Stimmung.

Die Hotelanlage, die als Drehort der SWR­Fernsehserie «Forellenhof» schon in den Sechzigerjahren bekannt geworden war, ist der ideale Rahmen für die akus­tischen und optischen Delikatessen. Sie

Eine grosse Ouverturen-Musikdose verlangt nach andächtig-geduldigen Zuhörern !

Am Eingang erwartet die kleine 111er die Besucher

Page 7: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

7

passen hervorragend in das sorgfältig re­novierte Haus. Es wurde 2015 neu eröffnet und wird von einer jungen Familie betrie­ben. Es bietet alles, drinnen und draussen, was das Herz begehrt.

Nicht nur die befristet ausgestellten Mu­sikdosen, Plattenspieler und Drehorgeln

erfreuen Augen und Ohren, auch eine an­sehnliche Sammlung von Schwarzwälder Spiel­ und Flötenuhren ist im Haus verteilt zu bewundern. Alles ist beschriftet und dokumentiert und der Hotelier führt seine Schätze mit Begeisterung vor. Unsere Reise nach Baden­Baden hat sich in jeder Beziehung gelohnt. Zuerst haben wir uns mit feinem Essen gestärkt, uns dann Musik der finesten ART von Raphael spielen lassen, und uns zum Schluss mit frischen – bestimmt feineren als anderswo – Kuchen verwöhnen lassen.

Herzlichen Dank für den schönen Tag und die Gastfreundschaft an Raphael Lüthi und ans Hotel­Team. Wir kommen wieder!

Kling, Glöckchen, klingelingeling …

Vorführeffekt oder Tropfen Öl verklemmt? Die «Mira Grand» hatte kurzzeitig ihren Dienst quittiert …

Glückliche Gesichter: Hotelier Oliver Vetter mit Raphael Lüthi

Page 8: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

8

Faszination Drehorgelbau

�� Text: Ursula und Peter X. Bürgisser�� Bilder: Edi Niederberger

Sein gewinnendes Lächeln ist sein Mar­kenzeichen. Seine Herzlichkeit und seine zugängliche Art machen aus ihm einen gerne gesehenen Gast an zahlrei­chen Drehorgeltreffen, wo er ab und zu mit seiner 45er Eigenbau aufspielt. Die

Rede ist von Hans Rudolf Schmid, also Hans und nicht Hans­Ruedi, wie er oft genannt wird. Um herauszufinden, wie er dazu gekommen ist, selbst eine Drehor­gel zu bauen, besuchen Ursula und Peter X. Bürgisser mit Edi Niederberger Hans in seiner Schreinerei in Villmergen. Dort werden wir bereits mit offenen Armen er­

wartet. Seine Frau Rosmarie hat frische Gipfeli besorgt und bewirtet uns mit köst­lich duftendem Kaffee. Man merkt sofort, hier ist ein eingespieltes Team am Werk. Ihre zwei Kinder, Stephan und Sibylle, sind schon lange erwachsen und die zwei Enkel, Ramona und Andrin, sind auch bereits 13 und 15. Die Schreinerei wird heute von Sohn Stephan geführt. Sieben Personen arbeiten im Betrieb, der dank der hohen fachlichen Kompetenz der An­gestellten auch sehr individuelle Kunden­wünsche erfüllen kann. Hans ist zwar pen­sioniert, hat sich aber im Untergeschoss eine Ecke eingerichtet, wo er fast jeden Tag anzutreffen ist. Um zu verstehen, wie Hans zur Drehorgel gekommen ist, müssen wir etwas in seine berufliche Geschichte eintauchen. Geboren am 5. April 1947 in Gipf Oberfrick beginnt er in den 60er­Jahren eine Lehre als Schrei­ner in Aarau, bildet sich dann in Bern an der Fachschule weiter, wo er mit verschie­denen anderen Berufen und Künstlern in Kontakt kommt, und wird schliesslich Schreinermeister. Als er die Schreinerei in Villmergen übernehmen kann, werden dort noch vorwiegend Klavierstühle herge­stellt, welche in die grossen Musikhäuser wie Jecklin und Musik Hug geliefert wer­den. Bei einer solchen Auslieferung sieht Hans eine Drehorgel von Theo Heiniger und sagt sich: «So etwas möchte ich auch einmal bauen!»

Zeit dafür findet er allerdings erst viel später. Seine Orgel entsteht in den Jahren 1998–2003.

Aufwendig, aber sehr effizient: Stechersystem

Präzise Arbeit bringt höchste Qualität.

Der 45er Eigenbau – ein Meisterstück.

Hans Rudolf Schmid, auf Anhieb sympathisch!

Page 9: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

9

Entstanden ist eine Notenband­Drehorgel mit 45 Tonstufen, mit 8 Registern, davon 5 schaltbar, und 106 Pfeifen.

Hans hat selbst Trompete gespielt, nicht etwa Orgel, wie man meinen könnte. Alles, was er über Drehorgelbau weiss, hat er sich selbst erarbeitet. Aber er betont, dass man als Laie unbedingt Hilfe benötigt. Beispiel: Ein Labium fräsen, das ist eine heikle An­

gelegenheit. Und natürlich braucht man die entsprechenden Einrichtungen. Aber wie immer gilt: Aus Erfahrung wird man klug!

«In meiner Orgel stecken viele Stunden Freundschaft!» Die Pläne für die Orgel von Hans stammen von Hans Burkhard. Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht. Alle sonstigen Metallteile hat Otto Gloor hergestellt. Das Intonieren der Pfeifen hat Hans zusammen mit Thomas Welti besorgt. Das Gehäuse besteht aus Sperrholz mit Nussbaumfurnier von einem Baum, der in Villmergen gestanden hat. Die Front ist aus Ahorn massiv mit Nussbaum­furnier. Leider verzieht sich die Rückwand leicht, das würde er heute anders lösen. Enttäuscht ist er deswegen nicht und meint lachend: «Das Holz gewinnt immer. Holz arbeitet Tag und Nacht, der Schreiner nur am Tag …!»

Becherlänge und konischer Winkel beeinflussen den Klang.

Loch in der Notenrolle auf Loch im Gleitblock lässt das Rundbälgchen schrumpfen. So strömt Wind zum Keilbalg, der mit dem Stecher das Kanzellenventil öffnet.

Disposition:

Melodie3 Register: Cello, Violine, Piccolo, einzeln schaltbar1 Register: Zauberflöte, schaltbar

Gegenmelodie1 Register: Trompete, schaltbar1 Register: Bourdon

Begleitung1 Register: Gedackte, schaltbar1 Register: Gedackte Oktave,

BassGedackte mit Oktave C, D, G

Page 10: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

10

Die grosse Orgel ist super vom klanglichen Aspekt her, aber schwierig zu stimmen und vom Gewicht her nicht zu unterschätzen. Bevor man eine Drehorgel baut, muss man sich also gut damit befassen, was man am Schluss eigentlich haben möchte: Grösse? Einsatz? Mittel? Zudem muss man sich darauf einstellen, dass man SEHR viel Geduld und Zeit mit SEHR vielen klei­nen Teilen benötigen wird. Es braucht viel Fleiss und Hingabe.

Hans hat bisher nur eine Drehorgel gebaut, ist jetzt aber daran, eine zweite zu kon­struieren. Zudem repariert er Orgeln und leitet die Vertretung von Deleika in der Schweiz. Hans freut es, dass es eigentlich keine schlechten Drehorgeln mehr gibt. Aber viele Spieler wissen nicht viel über ihr Instrument. Deshalb engagiert er sich auch im Schweizer Drehorgelclub: Dieses Jahr findet ein Workshop in seiner Schrei­nerei zum Thema «Bau und Intonation einer Pfeife» statt.

Bei der Führung durch die Schreinerei wird klar, wie sehr Hans den Werkstoff Holz liebt und schätzt – es ist seine Berufung. Seine kleine Arbeitsecke zeigt, wie viel System und Ordnung es beim Orgelbau braucht. In zahlreichen kleinen Kistchen lagern die unzähligen Teilchen, die er für die Reparaturen an Drehorgeln benötigt.

Was fasziniert Hans am Drehorgelbau? Das Handwerkliche, feine, präzise Arbei­ten. Am Abend sitzt er oft in der Werkstatt und werkelt vor sich hin: «Ich kann nicht gut fernsehen. Ich muss etwas machen mit meinen Händen. Die Arbeit an den feinen Teilen hat für mich etwas Meditatives.

Man muss sich wirklich hingeben und in die Aufgabe versenken.»

Das Redaktionsteam bedankt sich bei Hans für den schönen Tag und wünscht ihm gutes Gelingen für die neue Orgel.

Als Generalvertretung hat Hans Rudolf Schmid besondere Tarife.

Da hat ein Bastler die Ventile mit Hochdruck gereinigt!

Die eigene Schreinerei als optimale Basis

Page 11: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

11

Die Seite des Hum-or-glers

Die Top-Six in der Hitparade der DrehorgelwagenDie Saison steht vor der Tür! Ist der Service gemacht? Sind die flügelmuttrige Scheibenbremse bzw. die fusspedalte Speichenbremse oder der altbewährte Doppelkeil überprüft? Sollte jemand auf den Fotos seinen eigenen Wagen schön, den Kommentar dazu aber völlig daneben finden, bitte ich um interaktive Toleranz. Die Fotos hat mir der Promi­Photo­graph Eduard K. Niederberger zur Verfügung gestellt – Danke!

Der Sekuritäre: Dieser robuste Markenwagen mit selbstfettenden Achsen verfügt über binär verstellbare Sicherheitsgurten und ist als einziger mit dem spritzwasserfesten Air­Bag auf der Fahrerseite ausgerüstet. Die vor­stehenden Frontfedern auf der Konventionalachse sind unfallopferabwei­send und kurvenfreundlicher Aufprallschutz. Verdeckte Blinker erleich­tern spontanes Abbiegen, ebenso die substantivische Neigetechnik. Das Modell ist auch in zimtblau erhältlich.

Der Patriotische: Im Waldkircher Mehrzweck­Wagen findet auch ein Drehorgel­Baby inkl. Gebrauchtwindelpaketen bequem Platz. Eine au­tomatische Heckklappe (hier nicht sichtbar) sorgt für sorgenfreie Ent­sorgung. Die ledergefasste Federbefestigung erübrigt den Einsatz der Wasserwaage. Mit höhenverstellbarer Lenkstange! Die fragil wirkenden vollgummibereiften Sommerräder laufen einheitlich spurtreu. Die abge­bildete Ölabscheiderschale ist im Lieferumfang enthalten.

Der Kletterer: Der überweite Achsenabstand macht zweistufiges Trep­pensteigen zum Vergnügen. Die leicht geschwungene Vorderradaufhän­gung verhindert ein ergozentriertes Ausscheren bei Glatteis. Dank intel­ligenter Splintensicherung benötigt ein Radwechsel nur Sekunden. Die antikgebürstete Platte mit den stossgedämpften Endnocken ruht auf form­gestalteten Knopf­Eichenleisten. Eine hirschtalggefettete Walzenschub­lade ist im Basismodell nicht inbegriffen.

Der Sprinter: Die verstellbare Aufhängung in chromatischem Büffel­leder optimiert mit angenehmer Schaukelbewegung den Neigewinkel auch in eckigen Kurven. Mit schwerer Orgel erreicht der windschlüpfrige Wagen bergab bis 70 km/h, innerhalb der europäischen Abgasnorm. Der abschraubbare Lenker garantiert eine steuerfreie Tempofahrt. Elegant wirken die geometrisch verklügelten Speichen. Die weite Abstellöffnung führt zum stereoartigen Musikgenuss der Bodenpfeifen.

Der Verkehrspotente: Dieses Modell für professionellen Einsatz be­sticht durch seine simplifizierende Einfachheit: Selbst Kleinstunterfüh­rungen können mit minimalisiertem Reifendruck passiert werden. Die ferrariroten Räder mit der starren Senkrechtbefestigung machen ihn zu einem echten Renner unter den Hybridantrieben mit wasserabweisendem Tempomat. Das rostfreie Rohr rechts leitet Münzspenden diebstahlsicher direkt ins Wageninnere. Die Gurte ist auf Länge klebbar.

Der Ganzjährige: Vorne aufgummierte Sommerreifen und hinten pro­filneurotische Winterräder ermöglichen durch ihre technisch raffinierte Überlappung ein stufenfreies Rückwärtsfahren. Die sensoranimierte Spi­ralfederung motiviert dank integrierter Heizung auch im Herbst einmali­gen Fahrspass auf Kopfsteinpflaster. Der zweistufige Oberbau ist auch in zertifiziertem Tropenholz subskribierbar. Die Ablagefläche oben erlaubt das knitterfreie Archivieren wichtiger Unterlagen.

Euer Hum­or­gler (Name der Redaktion bekannt)

Page 12: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

12

�� Text und Fotos: Edi Niederberger�� Zeichnungen: Dr. H. Jüttemann

Was ist ein Gavioli­Bart? Warum pfeift eine oben verschlossene Pfeife eine Oktav tiefer? Was ist eine Zauberflöte? Oder eine Zungenpfeife? Solche Fachausdrücke kommen in den Artikeln des SFMM­Jour­nals immer wieder vor, werden aber kaum erklärt. Deshalb soll hier dieser Missstand ein Stück weit behoben werden.

Von der Chilbi­Orgel bis zur Serinette, vom mächtigen Orchestrion bis zur Ku­ckucksuhr aus dem Schwarzwald, von der Drehorgel bis zur winzigen Singvogeldose – überall pfeifen Pfeifen.

Die folgende Übersicht gibt einen Einblick in die mannigfaltige Welt der tönenden Vierkant­ und Rund­Rohre, der vibrieren­den Zungen und verstärkenden Becher, also in die Vielfalt der Register. Als Regis-ter bezeichnet man eine Pfeifenreihe un­terschiedlicher Tonstufen / Tonhöhen mit einer durchgehend gleichen Klangfarbe. Diese Pfeifenreihen lassen sich bei grösse­ren Instrumenten einzeln oder im Verbund (z.B. über einen als «Registerschleife» be­zeichneten Schieber) dazu­ oder wegschal­ten. Mit der Auswahl und der Menge der eingeschalteten Register kann man so die Klangfarbe und auch die Lautstärke an den grösseren Orgeln variieren.

Die Klangfarbe eines Registers entsteht durch die Konstruktion der einzelnen Pfei­fen, durch die sog. «Mensuration» und schliesslich auch durch die «Intonation». Das sind völlig unabhängige Arbeits­

schritte während der Planung, dem Bau und der klanglichen Bearbeitung einer Orgel, die genauestens aufeinander abge­stimmt sein müssen und im Optimalfall zu einem perfekten Ergebnis (nach den Wün­schen des Orgelbauers) führen.

Physikalisch betrachtet besteht der «Pfei­fenklang» nicht nur aus einem Ton je Pfeife (d.h. 1 Frequenz) sondern aus einer ganzen Reihe von Teiltönen unterschied­licher Frequenz, nämlich dem Grundton (meist der Lauteste von allen) und der har­monischen Obertonreihe, bestehend aus Oktaven, Quinten, Terzen, Septimen usw. Diese Obertöne nehmen wir als solche meist gar nicht wahr. Je nach deren Stärke und Ausprägung empfinden wir jedoch den Klang einer Pfeife als eher scharf, spitz, angenehm, stumpf oder gar hohl. Kurz: Der Obertongehalt jedes Pfeifentones ist also entscheidend für dessen Klangfarbe.

Die Fußzahl ( ‚ ) hinter der Registerbe­zeichnung (z.B. Gedeckt 8’) zeigt dem (Dreh­) Organisten, in welcher Tonhöhe er gerade musiziert. Im Gegensatz zum Klavier ist es auf einer Orgel in der Regel möglich, auf einer Taste (oder Tonstufe) unterschiedliche Tonhöhen erklingen zu lassen. Sogar gleichzeitig!

Der Kammerton a’ wird heute mit einer Frequenz von etwa 440 Hz angegeben (Die Zahl der Schwingungen pro Minute wird mit Hertz = Hz bezeichnet.). Dies entspricht der Tonhöhe, welche durch ein Klavier wiedergegeben wird und auch in der Orgel der «Grundreihe», dem soge­nannten 8-Fuss-Register (8’).

Da die Orgelbauer in ihrer Denkweise stets Jahrhunderte hinterherhinken, handelt es sich hierbei um ein Mass aus einer Zeit, als Längen noch in Fuss und Zoll gemessen wurden. Es bezieht sich auf die klingende Pfeifenlänge der offenen Lippenpfeife auf der Taste «C». Das grosse «C» einer offe­nen Pfeifenreihe (z. B. Violine 8’) ist dem­nach etwa 8 Fuss, also ca. 240 cm lang. Die Sifflöte 1’ auf der gleichen Taste / Tonstufe

Pfeifen machen «Kuckuck»!

Pfeife des Singvogels in der Dose

Pfeife, Pfeife, Pfeife, Pfeife, Pfeife, Pfeife

Page 13: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

13

«C» ist hingegen nur etwa 30 cm lang und klingt entsprechend viel höher, nämlich genau um 3 Oktaven.

In unseren Instrumenten finden wir Regis­ter mit den unterschiedlichsten Bezeich­nungen. Hier einige Beispiele und zum besseren Verständnis deren absolute Fre­quenz auf der Taste / Tonstufe a’:

Contrabass 16’ a’ = 220 HzGedeckt 8’ a’ = 440 HzPiccolo 4’ a’ = 880 HzQuinte 2 2/3’ a’ = 1318 Hz*Superoktave 2’ a’ = 1760 HzTerz 1 3/5’ a’ = 2217 Hz*Sifflöte 1’ a’ = 3520 Hz.(* entspricht temperierter Stimmung, Näherungswert!)

Kurz: Die Grundreihe wird 8’ genannt, ein 4’­Register klingt eine Oktave höher und ein 16’ eine Oktave tiefer.

Den 8’ in Bass und Begleitung bezeichnet man als Bordun (= Bourdon), manchmal auch das ganze 8’­Register. Die Melodie-töne, vor allem als höhere Lage, vergleich­bar mit dem Sopran, sind der Diskant. Oft werden die Bässe mit einer zusätzlichen Oktav­Pfeife unterstützt.

Dass vielleicht die eine oder andere Infor­mation fehlt (u.a. die Spreizung, das Innen­labium und der Kernstich, die vox humana), etwas zu knapp oder zu wenig wissenschaft­lich ist (ich verzichte z.B. auf die physik­gerechte Darstellung der Tonerzeugung), möge man verzeihen. Man könnte dicke Bücher schreiben über dieses Thema!

Die beiden Hauptkategorien sind die Lip-penpfeifen (= Labialpfeifen) und die Zungenpfeifen (= Lingualpfeifen).

LippenpfeifenDer durch die Kernspalte gebündelte Or­gelwind (das Windblatt) streicht über die Kante der Oberlippe (= Oberlabium) und kommt in eine Schwingung, die den Ton hervorbringt. Das System ist das gleiche, wie wenn man schräg über eine offene Fla­schenmündung bläst.

Die Masse einer Pfeife werden durch die Mensur festgelegt, eine tabellenartige

(nicht proportional verlaufende!) Kurve mit den Fixpunkten für jede Tonstufe.

Pfeifen mit kreisrundem Querschnitt sind meist aus einer Zinn­Bleilegierung (aus­genommen die Zauberflöte, s.u.). Für Holzpfeifen, mit rechteckigem oder quad­ratischem Querschnitt, verwendet man ast­reines Tannenholz. Der Kern und bei klei­neren Pfeifen der Deckel sind meist aus Obstbaumholz, ebenfalls der Vorschlag, der mit einer Papiereinlage aufgeleimt wird, damit man ihn bei Bedarf wieder ab­lösen kann.

Die Holzpfeife soll innen ausgeleimt sein, was die Dichtigkeit garantiert und den Klang verbessert. Dazu füllt man die ganze Pfeife mit dünnflüssigem Leim und lässt diesen dann ausfliessen. Schliesslich er­scheinen die Wände wie glasiert.

Man unterscheidet zwischen der offenen Lippenpfeife und der oben verschlosse­nen, der gedeckten Lippenpfeife.

Die offene LippenpfeifeDiese Pfeifenart ist in fast jeder Orgel zu finden. Je nach Mensur und weiteren Va­riablen der Pfeife ergibt sich ein anderer Klang.

Querschnitt durch die offene Lippenpfeife, mit Stimmblech

Querschnitt durch die Gedeckte

Seltene Violinopan35(!) Claves, 1892Cocchi, Bacig. & Graff.,1979 von G. Baciga-lupo überholt,2017 von Raphael Lüthi revidiert und intoniert,Geweke-Walze.Preis verhandelbar.

Edi NiederbergerTel. 061 921 48 64E-Mail: [email protected]

ZU VERKAUFEN

Page 14: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

14

Der PrinzipalDer Prinzipal ist eine Pfeife mittlerer Mensur. Bei den Kirchenorgeln ist es das Hauptregister und steht oft vorne im Orgel­prospekt. Die sog. Mixtur (eine Kombination von 8’­, 4’­ und 2’­Registern pro Ton) besteht immer aus Prinzipalen.

Die FlöteDiese Pfeife ist mit weiterer Mensur ge­baut. Je grösser der Querschnitt ist, umso kräftiger wird der Klang.

Die überblasende FlöteBei der überblasenden Flöte fällt der Grundton weg und an dessen Stelle tritt die Oktave. Ein Überblasloch kurz vor der Pfeifenmitte erleichtert das Überbla­sen.

Die SpitzflöteBei dieser Pfeife ist die Obertonreihe sehr ausgeprägt. Sie wirkt deshalb hell, aber nicht schrill. Die Pfeife ist nicht, wie die anderen Lippenpfeifen, zylindrisch, son­dern verjüngt sich nach oben. Sie wird meist überblasen.

Die QuinteWie der Name besagt, tönt diese Pfeife eine Quinte höher als der Tonwert an­gibt. Das ergibt, als Mixtur zusammen mit einem 8’­, 4’­ und 2’­Register, einen rei­chen etwas nasalen Klang und schafft ein schönes Forte­Spiel. Bei modernen Orgeln findet man sie sogar als zuschaltbares Re­gister in Zungenorgeln (Orgel mit durch-schlagenden Zungen, also ohne Pfeifen).

Die Streicherstimme (Violine oder Cello)Die Violin­Pfeife erzeugt als 8’ oder 4’ einen streicherartigen Klang, der mehr oder weniger einer Geige ähnelt. Sie ist sehr schlank, mit dicker Wandung, hat

Prinzipal im Prospekt eines Welte Cottage II

Die Flöte als Melodieregister

Die konische Spitzflöte

Das Quintregister für die Mixtur

Page 15: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

15

meist einen quadratischen Querschnitt und klingt sehr obertönig, bisweilen recht scharf. Bei grösseren Pfeifen spricht man von Cello.

Vor allem bei Orchestrien ist der Klang kaum mehr von echten Streichern zu unter­scheiden. Typisch ist der sog. Gavioli-Bart (= Streichbart). Dieses aussen an der Pfeife aufgeschraubte schräge Messing­plättchen hat seine Unterkante nahe an der Kernspalte und verhindert ein Überblasen. Der Name stammt von Anselmo Gavioli, der das System um 1875 patentieren liess. Die Cello­Pfeifen haben manchmal auch Rollbärte, kleine Walzen vor dem Auf-schnitt.

Im Berliner Orgelbau wird die Violine kombiniert mit der Zauberflöte (s.u.). Diese Orgel bezeichnet man mit Violino-pan. In grösseren Instrumenten steht häu­fig die Violin­Pfeife mehrfach besetzt und erklingt zusammen mit anderen Registern.

Die gedeckte Lippenpfeife (= Gedeckte)Die Gedeckte ist oben mit einem ver­schiebbaren Spund verschlossen. Deshalb stösst die Tonsäule am Spund an und kehrt zurück zum Ausgangspunkt. Eine doppelt lange Tonsäule ergibt immer die Oktave in der Tonhöhe. Die Position des Spun­des lässt sich auch während des Spielens durch Steuerung verändern, wie man es bei Singvogeldosen und ­käfigen findet. In

Orchest rien ergibt dies als sog. Lotosflöte einen ganz besonderen Effekt, indem der Ton zum nächsten kurz «schleift».

Die ZwillingspfeifeZwei Gedeckte stehen auf demselben Pfei-fenfuss und haben meist eine gemeinsame Rückwand, sind aber ab Kern je eine ganze Pfeife. Die Zwillingspfeife trifft man oft im Prospekt (d.h. vorne in der 1. Reihe) von modernen Drehorgeln, denn so lässt sich sehr einfach die heute beliebte Schwebung (s. im Kapitel «Stimmen») er­zielen.

Violinpfeife mit Gavioli-Bart

Gedeckte auf einer Flötenuhr

Zwillingspfeifen im Prospekt

Violinopan-Orgel

Page 16: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

16

Die Doppellabiumpfeife (= Okarina)Im Gegensatz zur Zwillingspfeife hat sie nur 1 Pfeifenkörper. Dieser wird aber auf beiden gegenüberliegenden Seiten auf­geschnitten und hat auch beidseitig eine Kernspalte und einen Vorschlag. Sie tritt erst nach 1920 auf und klingt ähnlich der aus Italien kommenden Okarina. Diese ist ein birnenförmiges meist tönernes Gefäss mit Löchern und gleicht mit ihrem wei­chen Klang einer Blockflöte.

Die ZauberflöteDie Zauberflöte wird, wie eine Panflöte, schräg angeblasen. Sie hat einen sehr mar­kanten Klang, dies auch dank der Obertö­nigkeit in der Quinte, und erinnert an eine Lokomotivpfeife. Zudem liegt ihre Tonhöhe in dem für das menschliche Ohr empfind­lichen Bereich von 2000 bis 4000 Hz.

Im Block (im Querschnitt dreieckig) ist das zylindrische Pfeifenrohr eingelassen. Unten am Block liegen vorne das Labi-umplättchen und hinten der Keil, der zu­sammen mit dem Vorschlag, hier auch als Frosch bezeichnet, den Winkel des Anbla­sens festlegt. Die Kernspalte wird in den Frosch gefeilt.

Die Rohre sind aus Bambus oder aus Mes­sing, hin und wieder aus durchbohrter Buche u.a. Der Spund ist ganz im Innern des Rohres, das durch die sog. Eichel oben dekorativ verschlossen wird.

Diese Pfeife steht immer vorne im Orgel-prospekt, sei es als Melodieregister über die ganze Orgelbreite (die Panflöte), sei es im Mittelfeld (mit kleineren Pfeifen, sog. Piccolos) als Verzierung der Melodie. Ist es das Melodieregister, wird die Orgel als Harmonipan bezeichnet.

ZungenpfeifenDer Wind bringt im Stiefel ein dünnes Me­tallplättchen (die aufschlagende Zunge) ins Schwingen, das auf der seitlich offe­nen Kehle aufliegt. Der Ton der Vibration

Okarina

Die schräg angeblasene Zauberflöte

Querschnitt durch die Zauberflöte

Harmonipan-Orgel

Page 17: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

17

wird durch die Nuss in den Schallbecher geleitet, der ihn verstärkt. Kehle und Zunge sind mit einem Keil in der Nuss fixiert. Mit der verschiebbaren Stimmkrücke be­stimmt man die Tonhöhe (s. Bild S. 19).

Die TrompeteDie Trompete ist das häufigste Zungen­register in der mechanischen Musik. Sie spielt die Melodie, aber auch oft eine Ge-genmelodie.

Diese Pfeife hat charakteristischerweise einen konischen Becher, mit rechteckigem oder quadratischem Querschnitt, und der Stiefel ist meist mit Leder abgedeckt. Der Schallbecher ist nach unten gerichtet, bei modernen Drehorgeln aber oft nach oben (Eine schräge Platte neben der Öffnung soll dann das Gehör des Spielers schützen!).

Die KlarinetteDie Klarinette hat einen zylindrischen Be-cher, der kürzer ist als bei der Trompete. Sie wird mit Absicht oder manchmal aus Platzgründen der Trompete vorgezogen, entwickelt aber einen anderen Klang. Be­sonders in der hohen Lage ist die Klari­nette oft durch Labiale verstärkt.

Das CornettDas Aussehen von Cornettino­Drehorgeln oder ­Karussellorgeln ist aussergewöhnlich reizvoll: Die nach vorn gebogenen und an der Mündung breit werdenden Messing-becher sehen fantastisch aus. Der Stiefel steht direkt auf der Windlade (das Brett mit den Ventilen drin). Trotzdem haben sie sich nicht recht durchsetzen können, sind sie doch sehr temperaturempfindlich und der scharfe Ton mag nicht recht überzeu­gen. Cornettino­Orgeln sind deshalb selten zu finden und äusserst begehrte Sammler­stücke.

Innenleben der Zungenpfeife

Trompeten-Orgel

Messing-Klarinetten

Attraktive Cornettino

Page 18: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

18

Die TromboneDie Becher sind länger als bei der Trom­pete (bis 4 m), und auf den Kehlen, dort wo die Zunge aufschlägt, liegt ein dünnes Leder. Der Klang ist sehr grundtönig und trägt bei den Chilbi­Orgeln zu einem schö­nen Tutti bei. Die Trombone wird auch als Posaune, als Tuba oder als Bombardon bezeichnet.

Intonieren«Intonieren» wird in der Musizierpraxis oft mit «Stimmen» gleichgesetzt. Für ein Pfeifenwerk hat «Intonation» jedoch eine ganz andere Bedeutung. Durch die Into­nation wird die Klangfarbe (u.a. der An­teil an Obertönen), die Lautstärke und die Ansprache (= wie schnell entwickelt die Pfeife den Ton) einer Pfeife bestimmt, nicht aber die Tonhöhe. Die Intonation ist das Wichtigste für ein schön klingendes Instrument und erfordert viel Geduld und Ausdauer! Hier sei ausnahmsweise Ignaz Blasius Bruder wörtlich zitiert (S. 37): «Dass Jntonieren ist die Haubtsache allem anderen: Wenn die ganze orgel in der Mög­lich Besten Arbeit geferdiget sein würde, und die sprache den Pfeifen würde nicht aufs Beste sein, so würde auch die ganze orgel für nichts gehalten werden.»Folgende Komponenten haben bei den Lippenpfeifen einen Einfluss:

• die Mensur: Wird der Querschnitt ver­grössert, hört man weniger Obertöne. Der Klang nähert sich einer Blockflöte und wirkt voluminös. Mensurtabellen werden oft als Firmengeheimnis ge­hütet, sind sie doch durch aufwändiges

Pröbeln und immer wieder genauestes Hinhören stetig verbessert worden. Die Unterschiede zwischen einzelnen Fir­men sind deshalb oft gross.

• der Winddruck: Der Winddruck ist je nach Instrument sehr verschieden. Bei einer Flötenuhr kann es nur 15 mm Wassersäule (= WS) sein, während bis zu 250 mm WS bei einer Chilbi­Orgel vorkommen. Zum Vergleich: Eine Kir­chenorgel arbeitet mit 50–90 mm WS.

• die Windmenge: Der Innendurchmes­ser des Fussloches lässt eine bestimmte Menge Wind durch. Das optimale Ver­hältnis zwischen dem Einstromloch und der Kernspaltenweite ist wichtig.

• die Kernspalte: Kernspalten sind bei Drehorgeln in der mittleren Tonlage etwa 0,8 mm weit. Eine enge Kernspalte braucht nicht nur weniger Wind, sondern ergibt auch ein stabileres Windblatt. Sie reagiert aber empfindlicher auf Schwan­kungen der Luftfeuchtigkeit. Die Weite der Spalte bestimmt die Lautstärke. Die Kante muss auf Kern­ und Vorschlags­seite scharf sein (Ignaz Bruder schleift sie am Vorschlag sogar mit Bimsstein.).

• der Aufschnitt: Er soll möglichst niedrig sein, wenn die Obertöne deut­lich hörbar sein sollen. Schneidet man den Aufschnitt höher, wird die Pfeife grundtöniger und weicher (bis sie nicht mehr anspricht).

• das Oberlabium: Je breiter das Labium ist, umso kräftiger wird der Ton. Wird das Oberlabium leicht nach oben rund ausgeschnitten, so spricht die Pfeife sanfter an.

• die Stellung des Vorschlags: Durch die Höhe des Vorschlags gegenüber dem Kern wird das Ansprechen der Pfeife reguliert.

• Mit Seitenbärten wird die Pfeife schneller und flötiger, eine Gedeckte wird dunkler. Die Ansprache wird ver­bessert und die Lautstärke erhöht.

• Das Ausleimen der Pfeife: Je besser die Pfeife ausgeleimt ist, umso glockiger wird der Klang. Die Oberfläche sollte möglichst glatt sein. Natürlich muss die Pfeife 100­prozentig dicht sein.

• die Stellung der Pfeife: Wenn die Fre­quenzdifferenz zur Nachbarpfeife zu klein ist, spricht die Pfeife schlechter an, da die Nachbarpfeife Schallenergie abzieht.

Die Trombone

Harmonipan von Frati & Co.33 Claves, Walze mit 8 Stücken, um 1885ohne Wagen. Die Orgel wurde restauriert. Restaurierungsbericht liegt vor.VP: Fr. 6500.–

Verkäufer:Peter X. BürgisserKaiseraugstTel. 079 320 55 31E-Mail: info@ drehorgel-schweiz.ch

ZU VERKAUFEN

Page 19: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

19

Bei den Zungenpfeifen sind neben Wind­druck und Windmenge massgebend:• die Zunge: Die Eigenfrequenz der

Zunge lässt nur einen kleinen Stimm­bereich zu (höchstens 2 Ganztöne). Sie soll vorne etwa eine Spielkarten­dicke aufstehen (= Aufwurf). Steht sie zu hoch auf, spricht die Pfeife spät an, ist sie zu niedrig, so klingt die Pfeife schlecht. Als Material wird gehämmer­tes Messing oder Phosphorbronze emp­fohlen.

• der Querschnitt, die Länge und die Form der Kehle und die Grösse der Öffnung.

• die Grösse und Abdeckung des Stiefels: Eine Ledermembran als Abschluss ver­bessert die Ansprache.

• die Form des Bechers: Während man beim zylindrischen Becher nur die Obertöne 3,5,7 usw. hört, sind beim ko­nischen alle Obertöne vorhanden.

• die Becherlänge: Wird der Becher leicht verkürzt, wird der Ton heller und kräftiger.

Sowohl gedeckte Pfeifen wie auch die ko­nischen Schallbecher von Zungenpfeifen lassen sich problemlos mehrmals um 90° kröpfen, d.h. «knicken». Offene Pfeifen kröpft man mit Vorteil mit mehrmaligem 45°­Winkel. Das Kröpfen geschieht immer aus Platzgründen. So sind längere Bass­pfeifen unten an der Drehorgel möglich, als das Instrument breit ist.

StimmenDie meisten Pfeifen haben eine Stimm­vorrichtung, was das Stimmen eigentlich erleichtern würde. Trotzdem hört man oft Pfeifen, die dringend gestimmt werden

müssten. Vor allem Zungenpfeifen oder Pfeifen, die direkter Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind, neigen zum verstimmt sein. Wärme ist ein wichtiger Faktor. Bei 1° Erwärmung einer Lippenpfeife (indem man sie z.B. mit dem Mund anbläst) klingt sie bereits 0,8 Hz höher.

Die Präzision der Stimmung hängt aber nicht nur von der momentanen Raumtem­peratur ab, sondern wird auch durch den Winddruck stark beeinflusst. Der Maga­zinbalg dient nicht nur dazu, den Druck zu bestimmen, sondern auch die durch das Arbeiten der Schöpfbälge entstehende Stössigkeit des Windes zu mindern. Trotz­dem entstehen ständig kleine Differenzen im Druck (Kirchenorgeln haben einen sehr konstanten Winddruck, was das Stimmen erleichtert). Vor allem bei kleineren Dreh­orgeln ist das ein Problem. Hat man die kleinste Pfeife bei prall gefülltem Maga­zinbalg gestimmt, kann sich die Tonhöhe massiv ändern, sobald später im selben Moment ganz viele Pfeifen ebenfalls Wind benötigen. Je tiefer der Winddruck ist, umso tiefer tönt die Pfeife.

Was oft zu wenig beachtet wird, ist der Einfluss des geschlossenen Orgeldeckels, eines tuchbespannten Fensters vor den Pfeifen oder einer Bodenplatte. Präzis Stimmen heisst deshalb Einbezug dieser Faktoren.

Bei den Offenen Labialpfeifen legt man die Tonhöhe fest, indem man den Win­kel des Stimmblechs verändert und so die Pfeife etwas «zudeckt». Je mehr sie «zugedeckt» wird, umso tiefer tönt sie.

Im Innern des Stiefels

Auf der Unterseite des Werkes einer reich dekorierten Singvogel-dose ist dieses Label.Wer kann mir Informa-tionen darüber geben? Danke!

Peter RohrerTel. 078 683 48 95E-Mail: [email protected]

WER KENNT DAS ?

Page 20: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

20

Schwierig wird es, wenn die Pfeife auf Tonhöhe geschnitten ist. Da hilft nur etwas Kürzen (oft genügt schon das nach innen Abschrägen auf einer Pfeifenseite) oder zum tiefer Stimmen das Aufkleben eines Lederdreiecks.

Die Gedeckten sind sehr problemlos zu stimmen. Indem man den Spund ver­schiebt, ändert die Tonlänge und damit die Tonhöhe.

Die Zungenpfeifen stimmt man durch Schieben der Stimmkrücke. Je weiter die Stimmkrücke die Zunge niederdrückt, d.h. je kürzer der frei schwingende Teil der Zunge ist, umso schneller schwingt sie und tönt deshalb umso höher. Sie schlägt dann plötzlich in die obere Oktave um.

Bei Orgeln mit wenigen Tönen kann man die Intervalle rein stimmen. Deshalb klin­gen kleine Instrumente oft fantastisch schön. Sobald mehrere Tonarten möglich sind, muss man auf temperierte oder mit­teltönige Stimmungen ausweichen, wobei es auch hier eine Unzahl von Varianten gibt.

Das erste Register wird gerne mit Hilfe eines Stimmgeräts gestimmt. Bei alten Drehorgeln wird die ganze Orgel nach der Tonhöhe der grössten Basspfeife ge­stimmt. Diese ist manchmal sogar fest ver­schlossen. Was der Tonwert auf der Kla­viatur angibt, ist dabei völlig unwichtig, während die Intervalle nach oben natürlich

eingehalten werden müssen. Weitere Pfei­fen auf der gleichen Tonhöhe stimmt man am besten nach Gehör. Dabei kann man einige Cents abweichen und erhält damit die sog. Schwebung, wofür sich vor allem zwei gleichartige Pfeifenreihen eignen. Man hört dabei sehr gut das Tempo der Wellen und wird die tieferen Töne etwas langsamer und die höheren leicht schneller schweben lassen.

SchlussbemerkungenIch hoffe, dass ich einiges an Wissenswer­tem vermitteln konnte. Ergänzungen oder Korrekturen nehme ich jederzeit gern ent­gegen (E­Mail: info@drehorgel­werkstatt.ch).

Ich danke Herrn Raphael Lüthi für die sehr tatkräftige und hilfreiche fachliche Unter­stützung und Herrn Dr. H. Jüttemann dafür, dass er dem SFMM­Journal seine hervor­ragenden Zeichnungen der verschiedenen Pfeifen zur Verfügung gestellt hat.

LiteraturhinweiseBormann, Karl: Heimorgelbau, Verlag Merseburger, Berlin 1972

Bormann, Karl: Orgel­ und Spieluhrenbau, kommentierte Aufzeichnungen des Ignaz Bruder (1829), Sanssouci Verlag, Zürich 1968

Bruder, Ignaz Blasius: Handbuch der Or­gelbaukunst, aus der Urhandschrift über­tragen von Hermann Brommer, Verlag Waldkircher Orgelstiftung 2006

Dom Bedos: Die Kunst des Orgelbauers, dt. Übersetzung von Chr. Glatter, Hrsg.: R. Rensch, Orgelbau­Fachverlag Iso In­formation, D­7128 Laufen am Neckar 1977

Goebel, Joseph: Theorie und Praxis des Orgelpfeifenklanges, Verlag Das Musik­instrument, Frankfurt am Main 1967

Jarofke, Dr. Dietmar (Hrsg.): Der Leier­kasten, ein Wahrzeichen Berlins, Verlag Wort­ & Bild­Specials, Berlin 1991

Jüttemann, Dr. Herbert: Waldkircher Dreh­ und Jahrmarktorgeln, Waldkircher Verlag 1993

Gekröpfte Bodenpfeifen (u.a. 3 Bässe mit Oktave)

Page 21: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

21Orgelbau Raffin GmbH AbigstrAsse 9 | D-88662 Überlingen

tel: +49 (0) 75 51 - 95 29 0 | FAx: +49 (0) 75 51 - 952929 | home: www.rAFFin.De | mAil: [email protected]

Standing Ovations für brillante Konzerte

Raffin-Anzeige2016-standing-Ovations-dt.pdf 1 21.03.17 16:18

Page 22: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

22

«Wahnsinn oder Leidenschaft und Faszination» Episode Sechs:

�� Jacqueline und Peter Both�� Fotos: Jacqueline Both

«Nicht nur sammeln, sondern auch aus-stellen …»: Ein «Sammlerleben» besteht nicht nur darin, möglichst viele Instru­mente zu sammeln. Immer wieder steht man vor der Frage: Wie soll man seine Schätze klug aufbewahren und wie will man sie präsentieren? Diese Problematik beschäftigt viele Sammler, deshalb ist für uns die Kontaktpflege mit Gleichgesinnten im In­ und Ausland ein grosses Anliegen. Und so verbringen wir einmal im Jahr einen Teil unserer Ferien am internatio­

nalen Meeting der «Musical Box Society International» (MBSI) in den USA. Als langjährige Teilnehmer dieser Meetings möchten wir allen, die davon keine Kennt­nis haben, einen kleinen Einblick ermög­lichen, denn es ist immer wieder spannend zu lesen und zu sehen, was andere Vereine auf der Welt ihren Mitgliedern bieten.

Vorweg eine kurze Information zur MBSI:Die MBSI hat 11 Chapters verteilt auf das ganze Land und ein Chapter in Japan. Diese Chapters planen und organisieren unabhängig übers Jahr Anlässe und Zu­sammenkünfte für ihre Mitglieder. Einmal pro Jahr wird ein «Annual Meeting» durch­geführt, immer in einem anderen Staat und einer anderen Stadt, organisiert durch das jeweilige dort ansässige Chapter. Diese «Annual Meetings» sind in erster Linie ein gesellschaftlicher Anlass, dienen aber auch dazu, dass sich die Vorstandsmitglieder der verschiedenen Chapters zusammenfinden,

Haus von Arnold Chase

Ausstellungsraum

Jacqueline und Peter Both mit Ueli Temperli vor Fredys Hupfeld Helios

Page 23: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

23

um zu informieren und gemeinsam zu dis­kutieren. Doch es bleibt bei weitem nicht bei dieser «trockenen Materie». Es werden immer einige interessante Besuche für die

Mitglieder angeboten, bei denen man die Exponate sehen und hören kann und auch Eindrücke erhält, wie die Instrumente aus­gestellt werden.

Ausstellungsraum mit Spielautomaten

American Treasure Tour / Ein Sammelsurium:

Eingang

Ein Teil der Ausstellungsräume A-T Tour

Man findet ein buntes Sammelsurium

Page 24: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

24

Das letzte Hauptmeeting, also das 68. An­nual Meeting der MBSI, fand vom 29.8.– 3.9.2017 in Whippany, New Jersey (USA), statt. Organisiert wurde es durch das East Coast Chapter.

Auf dem Programm standen Besuche bei Arnold Chase (Chase Collection), Ameri­can Treasure Tour / Neilson Collection / MBSI Collection, The Stickley Museum at Craftmans Farms und dem Morris Museum (Guinness Collection). Die Fahrten zu den jeweiligen Orten wurden mit Bussen or­ganisiert. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele unglaubliche Instrumente und sons­tige Objekte es zu sehen gab – und die Art und Weise, wie sie ausgestellt werden, ist sehr beeindruckend. Das gesellschaft­liche Leben kam auch nicht zu kurz, da die Abendessen zur freien Verfügung standen. Jedes Jahr werden verschiedene Work­shops angeboten, die von Mitgliedern des MBSI präsentiert werden – natürlich alles in Zusammenhang mit unserem Hobby. Es gibt einen «Awards Lunch», ein gemeinsa­mes Mittagessen, an dem Menschen, wel­che sich in irgendeiner Weise für die me­chanische Musik verdient gemacht haben, geehrt werden und eine Auszeichnung er­halten.

Der Samstag ist der «Haupttag» der gan­zen Woche. Nach dem gemeinsamen Früh­stück findet das eigentliche «Annual Mee­ting» (GV) statt. Hier werden, so wie bei uns auch, die Geschäfte des vergangenen und die Ziele des neuen Jahres dargelegt, diskutiert und abgestimmt, sowie Wahlen durchgeführt. Am Nachmittag findet je­weils ein Markt statt, an dem Mitglieder Instrumente, Platten, Bücher und vieles mehr verkaufen können. Der Samstag­abend, also der letzte gemeinsame Abend, findet dann in stilvollem Rahmen statt, an dem auch immer für Unterhaltung gesorgt wird. Am Sonntag gibt es die Möglich­keit, «Open Houses» zu besuchen. Hier bieten Mitglieder der MBSI Interessierten die Möglichkeit, ihre privaten Sammlun­gen zu besichtigen, zu bestaunen und zu hören. Wie jedes Jahr waren es spannende und interessante Tage, an denen auch ge­nügend Zeit blieb, um sich mit Freunden zusammenzusetzen, sich zu unterhalten und Spass zu haben.

Dabei kann man so allerhand erleben, und davon handelt die Geschichte unserer Per­roquette.

Am Samstagnachmittag fand auch im 2017 der obligate MBSI Markt statt. Da ent­deckte Ueli Temperli, der die Sommer­ferien mit uns verbrachte, bei einem Ver­käufer eine französische Perroquette. Peter und ich beschlossen, dieses gut erhaltene Instrument zu kaufen. Unsere Ferienreise war nach dem Meeting zwar noch nicht zu Ende, weil wir noch einige Freunde be­suchten, aber im Auto liess sich die Perro­quette problemlos transportieren. Am Tag der Rückreise stellte sich dann die Frage, ob wir die Perroquette als Handgepäck mitnehmen oder aufgeben wollten. Wir beschlossen, sie als Handgepäck zu trans­portieren. Gesagt, getan: Gepäck aus dem Auto raus – und schon gab es einen Knall: Die Perroquette, in eine Tasche gepackt, fiel mitsamt dem Koffer, auf den sie ge­stellt worden war, zu Boden. Und ja, sie hat Schaden erlitten. Soweit wir sehen konn­ten, nichts Dramatisches, aber eben, sie war teilweise beschädigt. Zum Glück hatten weder Ueli noch ich die Verantwortung für den Perroquette – Transport übernommen, aber Peter, der sich dementsprechend är­gerte … Doch das war noch nicht das Ende

Neilson Collection / MBSI Collection, The Stickley Museum at Craftmans Farms und dem Morris Museum (Guinness Collection)

Mr. Guinness

Page 25: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

25

der Geschichte. Nachdem wir die Koffer aufgegeben hatten, begaben wir uns zum Sicherheitscheck. Jetzt sollte das Drama erst richtig losgehen: Die Perroquette wurde nicht als Handgepäck zugelassen. Begründung: Mit den Walzen könnte man jemanden verletzen, bedrohen oder sonst was tun … Die Beamtin hat sich selbst damit gekratzt … (Die Gedanken sind hier frei …). Ebenso wurde ein Drogentest an den Walzen durchgeführt... (Auch hier sind die Gedanken frei...) Langer Rede kurzer Sinn: Peter wurde zurückgebracht in die Abflughalle und musste dort einen zusätzlichen Koffer kaufen, um die Perro­quette aufgeben zu können. Am Schalter musste die Beamtin sich ein Lachen ver­kneifen und der Beamte am Sicherheits­check konnte sich eine humorige Bemer­kung gegenüber Peter nicht verkneifen und fragte ihn: «Sie gehen wohl gerne mehr­mals durch die Sicherheitskontrolle!» Nach dieser etwas länger dauernden Kon­trolle mussten wir zuerst unsere Nerven beruhigen und unseren «Frust» bei einem guten, kühlen Glas Weisswein loswerden. Was für eine Geschichte! Zum Glück kam

es zu keinen weiteren «Zwischenfällen» mehr auf der Rückreise und wir konnten, nach einem ruhigen Flug, unser Gepäck inklusive Perroquette in Zürich entgegen nehmen.

«Zum Schluss»: Die unglaublichen Dimensionen von pri­vaten Ausstellungen, die wir schon mehr­mals in den USA erlebt haben, beein­druckt immer wieder – nicht allein durch die Grösse, sondern auch die Art der Prä­sentation. Auch wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir unsere Instrumente am besten ausstellen können. Eine Heraus­forderung, denn der Raum, in dem unsere meisten Instrumente ausgestellt sind, liegt im zweiten Stock, und das grosse, aus­ladende Dach, das an der Seite gerade 50 cm über dem Fussboden endet, lässt nur wenig Raum für handelsübliche Gestelle. Doch unser Freund und findiger Tüftler mit eigenem Geschäft, Stutz – Holzbau, Winkel, hat uns aus dieser kniffligen Si­tuation geholfen. Entstanden sind Möbel, auf denen auf zwei ausziehbaren Etagen die Musikdosen ausgestellt und in der

Zur französische Perroquette Die Perroquette in typischer Mirecourtbauweise ist eine einfache mechanische Handdrehorgel, eine grö­ssere Serinette. Sie hat drei Register mit je 10 Tönen, die schaltbar sind: 30 Pfeifen, so ergibt sich ein volles Klangbild mit Forte und Piano. Unsere Perroquette hat 3 Walzen mit insgesamt 24 Musikstücken. Eine der Walzen hat 4 längere Musikstücke. Mit einer Hand­kurbel wird die Walze in Bewegung gebracht und auch der Blasbalg betätigt. Die ersten Perroquetten wurden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut. Ein Zentrum für den Bau solcher Handdrehorgeln (Perro­

quetten, Serinetten etc.) war Mirecourt auf der lothrin­gischen Seite der Vogesen, südlich von Nancy.

Ursprünglich wurden diese Handdrehorgeln dazu ge­braucht, in Käfigen gehaltenen Singvögeln Melodien beizubringen. Im 19. Jahrhundert wurden dann die Handdrehorgeln, unabhängig von ihrem ursprüng­lichen Zweck, häufig in bürgerlichen Salons als Un­terhaltungsinstrumente oder als Kinderspielzeug an­getroffen. Sie verloren an Bedeutung, als die ersten Phonographen aufkamen.

Walzenund von obenPerroquette von vorne

Page 26: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

26

darunterliegenden Schublade Metallplat­ten oder Bücher verstaut werden können. Jedes einzelne Möbel ist zudem mit Rollen versehen, so dass das Verschieben jederzeit möglich und leicht zu handhaben ist.

Auch die grösseren und grossen Instru­mente, welche keinen eigenen Unterbau haben, stehen auf solchen Möbeln, die mit Schubladen und Rollen versehen sind. So lässt sich der Raum je nach Wunsch ohne Probleme umgestalten und unsere Gäste und wir haben genügend Platz, die In­strumente auch zu sehen und nicht nur zu hören.

Es grüssen, Jacqueline und Peter Both

Restauration an der Perroquette: Raphael Lüthi

Möbel mit zwei Auszügen

Schubladen

Möbel auch für Instrumente,

die keinen Unterbau haben

Erster AuszugMöbel in Dachschräge Zweiter Auszug

Page 27: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

27

�� Text und Bilder: Raphael Lüthi

Österreichische Portaluhr mit bemalten Säulen und Perlmutt­Applikationen. Di­orama mit floralen Motiven und Teich in der Bekrönung. 8­Tage Uhr mit Schlag auf zwei Tonfedern und Auslösung von Spiel­werk und Automat. Bewegtes Bild (Oel auf Blech) mit animiertem Flusslauf, Was­serrad, Feuer, Schmied und Jäger. 2­Me­lodien­Spielwerk der Firma «Slawik & Preisz ler in Prag» mit 82 Tonzungen.

Kaufvertrag im Instrument eingeschrieben, datiert «...verkauft den 6t. Juli (1)839. Pri­vatsammlung.

Eine Kostbarkeit: österreichische Portaluhr mit Spielwerk und «lebendem Bild»

Page 28: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

28

Das besondere Instrument

Jahrmarktorgel Modell 109 der Firma Gebrüder Bruder, Waldkirch

�� Text und Bilder: Raphael Lüthi

Allgemeines zu Gebr. Bruder und den «Airophon-Notenrollenorgeln»Die 1864 gegründete Waldkircher Orgel­fabrik Gebrüder Bruder OHG war in den 1920er­Jahren eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Herstellung von grossen Schausteller­ und Jahrmarkt­orgeln. Als eine der ersten europäischen Fabriken der Branche entwickelte Gebr. Bruder um 1923 mit dem kombinierten Saug­ und Druckwindsteuerungs­System «Airophon» eine eigene Notenrollensteu­erung für grosse Jahrmarktorgeln.

Die Hauptvorteile der Rollen gegenüber den Kartonnoten liegen insbesondere im kleineren Platzbedarf, dem geringeren Gewicht, geringeren Notenpreis und dem einfachen Handling. Wohl aufgrund der schwierigen klimatischen Situation auf den Chilbiplätzen (trocken­ feucht­ kalt­ warm), der unzureichenden Papierquali­tät und den rauhen Einsatzbedingungen im Alltagsbetrieb auf der Chilbi hatte man davor den unverwüstlich­robusten Faltkar­ton als Steuerungsmedium dem fragilen Papier für die Steuerung der dort verwen­deten Orgeln vorgezogen.

Nach 1923 wurden durch Gebr. Bruder nicht nur zahlreiche Instrumente mit No­tenrollen­Steuerung neu gebaut; das sehr zuverlässige und bedienungsfreundliche «Airophon­System» wurde in den späten

Der typische Notenrollen-Spielapparat «Airophon» der Orgelfabrik Gebr. Bruder / Waldkirch. Foto: Stefan Fleck

Die Rückseite des Orgelkastens: Gut sichtbar der zusätzliche Vakuumbalg für die Steuerung (unter dem Orgeldach hängend), darunter das Pfeifenwerk der sog. «dreifachen Mixtur». Foto: Stefan Fleck

Page 29: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

29

1920er und ‚30er Jahren auch in viele ältere Orgeln nachträglich eingebaut (auch Wal­zenorgeln!). Ebenfalls liess die Kundschaft Instrumente anderer Fabrikate durch Gebrü­der Bruder auf Notenrollen umbauen. Dies bescherte der Firma auch in der schlechten Zeit nach 1929 (als Verstärkeranlage und Lautsprecher bereits weite Verbreitung fan­den) noch ein erhebliches Auftragsvolumen. Unter den Auftraggebern in dieser späten Zeit finden sich auffallend viele Schweizer Kunden, die ihre Instrumente entweder um­bauen oder neu mit Notenrollensteuerung anfertigen liessen.

Viele Rolleninstrumente des Modells No. 107 (52 Tonstufen) und des 1927 entwi­ckelten kleinen Universalmodells No.111 (38–43 Tonstufen), auf das besonders

Disposition und Tonumfang

Bassbereich, E / F / G / A / H / c° / d°, 7 TöneGedeckt 8’Cello 4’Bombardon 8’ c° + d° als 16’ (C + D) / Zuschaltbar durch Register «Forte»

Begleitungsbereich, e° – chrom. – d’ , 11 TöneGedeckt 8’Cello 8’Mixtur 3f. 4’ + 2 2/3’ + 2 Zuschaltbar durch Register «Forte»

Melodiebereich, d#’ – chrom. – d³ / e³ / f³, 26 TöneGedeckt 8’Violine 2f. 8’Mixtur 3f. 4’ + 2 2/3’ + 2’ Zuschaltbar durch Register «Forte»Trompete 8’ 9 Töne d#’ – h’ (Weiterführung Nebenwerk), zuschaltbar

Nebenwerk, f° – chrom. – d’, 10 TöneTrompete 8’

Schaltungen, selbsthaltend, 4 Spuren (weitere Spuren sind bei dieser Orgel ohne Funktion)– Forte (Mixturen & Bombardon an)– Hohe Trompete (d#’ – h’) an– Piano (Auslöser / Alle automatischen Register ab)– Zurück (automatischer Rollenrücklauf)

Schlagzeug, 3 Spuren (Weitere Spuren sind bei dieser Orgel ohne Funktion)Grosse Trommel und BeckenTriangelKleine Trommel mit Repetiersteuerung

61 Spuren / Claves in Funktion, 251 Holzpfeifen (225 Labiale, 26 Zungenstimmen)Die Skala versteht sich klingend

Ein Blick ins Pfeifenwerk bei abgenommener Fassade. Foto: Stefan Fleck

Page 30: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

30

häufig auch ältere Instrumente umgebaut wurden, fanden so den Weg auf die Schwei­zer Chilbiplätze. Weitaus seltener kam das grössere Modell 109 dort vor. Mindestens drei dieser Instrumente waren jedoch nach­weislich in der Westschweiz unterwegs.

Das Modell 109 der Waldkircher Orgelfabrik Gebr. BruderIm Jahre 1925 wurde das Modell 109 von Gebr. Bruder als erste eigentliche Notenrollen­Orgel neu entwickelt. Die grossen Rollen mit einer Papierbreite von 305 mm steuern insgesamt 66 mögliche Tonstufen und Schaltfunktionen. Wieviele Instrumente insgesamt vom Modell 109 zwischen 1925 und 1937 gebaut, oder auf diese Skala umgebaut worden sind, lässt sich wohl nicht mehr ermitteln. Heute sind dem Verfasser acht Instrumente be­kannt, die auf der Skala Gebr Bruder No. 109 spielen, davon fünf Originalorgeln und drei von Fa. Gebr. Bruder später um­

gebaute Instrumente. Während die Skala eine Vielzahl von möglichen Register­schaltungen, Schlagzeug und anderen Ef­fekten (u.a. Glockenspiel, Piccolo­Flöte, Paukenwirbel, Castagnetten, Triangel, Schwellwerk) vorsieht, ist bislang kein einziges Exemplar mit «Vollausstattung» bekannt.

Das hier näher betrachtete Instrument mit der Fabrikationsnummer 5352 wurde vermutlich 1926 in Waldkirch hergestellt und mit einer rund drei Meter langen, ge­schmackvollen olympischen Tempelfas­sade nach einem Entwurf des Bildhauers Joseph Dopp ausgestattet. Den aktiven Teil ihres Daseins verbrachte die Orgel im Osten Deutschlands, wo sie für einen Schausteller mit Namen Meyer in Halle an der Saale ihren Dienst verrichtet haben soll. Leider wurde offenbar sehr früh das oberste Teil der Fassade zurechtgestutzt, damit die Orgel in den Transportwagen ohne Hebedach passte, wodurch die Front

Hör mein Lied, Elisabeth

Welches Wunschlied soll´s denn sein?

DrehorgelliederstanzereiWinfried KleinSti ft sring 13 · 84424 IsenTel.: +49 8083 32 23 099Fax: +49 8083 32 24 292Mobil: 0172 - 85 54 315E-Mail: [email protected]

www.drehorgellieder.de

Mit Drehorgelei von A-Zbefassen sich Winfried und Elisabeth.

Arrangieren und auch Stanzen besorgen wir im Ganzen.

Wir orgeln und werkeln für Alte und Kinder,ob ohne oder mit Zylinder.

«Olympische Tempelfront» nach einem Entwurf von Josef Dopp, 1926. Werksfoto der Firma Gebrüder Bruder. Archivbild: Paul Fleck Söhne Orgelbau.

Die Orgel mit «angepasster Fassade» um 1955 in Ostdeutschland. Bildquelle: Ueli Temperli

Page 31: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

31

ihrer ursprünglich ausgewogenen Propor­tion beraubt wurde. In den 1950er­Jahren wurde die Fassade mit einer Beleuchtung ausgestattet und das Notenrollen­Reper­toire der Orgel wurde mit damals aktuel­len Schlagern erweitert, welche von Gio­vanni Bacigalupo und Louis Reusch aus Ost­Berlin extra arrangiert und gezeichnet wurden. 1970 gelangte das Instrument in den Besitz des Hamburger Spediteurs und Drehorgelfabrikanten Curt Baum, der es gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Jens Eskebjerg revidierte (nach den damaligen Gesichtspunkten). Auf der bereits sehr entstellten Front brachte Baum weitere 6 Engel an. Nach dieser Instandsetzung spielte das Instrument wieder wirklich gut, sodass es auch für Schallplattenaufnahmen zur damals von Curt Baum produzierten, zwanzigteiligen Serie «Drehorgel­Souve­nirs» herangezogen wurde. Zu hören ist die Orgel dort als «65er Gebr. Bruder» auf den Folgen 7, 9 und 17. Für diese Schall­plattenaufnahmen liess Curt Baum durch den hochbetagten Giovanni (Hannes) Ba­cigalupo im Jahre 1971 nochmals zwei Rol­len für die Orgel anfertigen. Diese enthal­ten – nebst aktuellen Schlagern der frühen 70er Jahre – auch einige Eigenkompositio­nen von G. Bacigalupo, z.B. den «Olym­pia­Marsch» oder «Gruß an Hamburg». Nach dem Tode von Curt Baum 1984 blieb die Orgel noch viele Jahre in Familien­besitz und wurde dann in den 90er Jahren vom Drehorgelsammler Siegfried Bruhns aus Grünenplan erworben. Siegfried hü­tete dieses schöne Instrument wie einen Schatz und nur wenige Auserwählte beka­men die Gelegenheit, seine «grosse Bru­der» anzuschauen, oder gar zu hören. Die Orgel blieb weitestgehend im Verborgenen und es wurden kaum öffentliche Auftritte damit absolviert. Es ist ein grosser Ver­dienst der Familie Bruhns, dass die Orgel dadurch im Zustand von 1970 über weitere zwei Jahrzehnte bestehen konnte und von wertmindernden Veränderungen verschont geblieben ist. Im Dezember 2017 erfolgte nun ein erneuter Eigentumswechsel. Der neue Besitzer möchte das Instrument in den kommenden Monaten wieder in sei­nen optischen Ursprungszustand versetzen lassen und am Orgelwerk werden im Mo­ment notwendige Restaurierungsarbeiten ausgeführt, sodass die Orgel auch musi­kalisch wieder hohen Ansprüchen gerecht

werden kann. Das Notenrepertoire wird, vorwiegend durch Originalbearbeitungen des Waldkircher Musikzeichners Gustav Bruder, erweitert. Eine offizielle Vorstel­lung der im alten Glanz wiedererstehenden «109er» ist bei der diesjährigen Herbst­veranstaltung «Waldkircher Tage der Jahr­marktorgel» vom 19. bis 21. Oktober 2018 (s. Terminkalender) geplant.

Die Orgelfassade im aktuellen Zustand, vor der Rekonstruktion fehlender Teile. Bild: Fine ART Restorations-Raphael Lüthi

Zustand der Fassade ab 1970 bei Curt Baum, mit Engeln und farbiger Beleuchtung.

Page 32: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

32

Zu Gast bei Peter G. Schuhknecht

«Und dann merkt man, die Stimmung hat sich plötzlich verändert.»

�� Text: Ueli Temperli�� Bilder: Edi Niederberger

Peter, ich behaupte, du hast schon sehr viel gesehen und erlebt!Ja, vor allem mit der Sammelleidenschaft.

Wie bist du zur mechanischen Musik ge-kommen?Ich hatte einen Freund, dessen Grossmutter ein Symphonion besass – heute weiss ich, was das ist – und damit haben wir oft ge­spielt. Es war immer dieselbe Polka, die ich heute noch im Ohr habe, weil sie bekannt ist: «Unsre Oma hat kein Geld, unser Opa hat kein Geld, hat kein Geld …» Dann lief lange nichts in Sachen mechanischer Musik. Erst viel später fand diese Geschichte dann eine Fortsetzung. Zwischenzeitlich wuchs ich heran und wurde Fernsehmeister. Als ich eines Tages auf der Suche nach einem Trich­ter­Grammophon war, stellte ich mir die ent­scheidende Frage: Vor dem Grammophon gab es den Phonographen, aber davor muss es noch etwas gegeben haben, nur was? Ein Antiquitäten­Händler bot mir einen «Pho­nographen mit Blechplatten in Holzkiste mit Blechplatten» an, was es definitiv nicht gibt. Wir stritten uns deshalb, aber schliess­lich bin ich dann Besitzer dieser Spieluhr geworden. Und da erinnerte ich mich plötz­lich an die Spieluhr meines Freundes. Sollte es noch mehr dieser Instrumente geben? Um das herauszufinden, annoncierte ich in der Zeitung unter Angabe meiner privaten Telefonnummer – das war in den 70er­Jah­ren – und wurde überrascht vom grossen Echo. Meine Frau meinte, dass ich das nicht mehr machen dürfe, so viele Leute meldeten sich! Da bot mir beispielsweise jemand eine grosse Standuhr an für nur 1000 Mark und ich sagte zu ihm: «Sie sind verrückt!», und habe ihm den Hörer aufgelegt. Ich habe erst später begriffen, dass ich der Verrückte war! Zuerst habe ich also nur gekauft, was bil­lig war, und reparierte es, oft mehr schlecht als recht. Später habe ich jemanden gefun­den, der mir alles richtig repariert hat. Bald

schon kamen Freunde und fragten: «Hast du auch Drehorgeln?», und so ging es mit der Drehorgel los. Dieser Bazillus hat mich dann ganz «gefressen».

Wie alt warst du zu der Zeit?25 oder 26 vielleicht. Ich hörte immer wie­der, im Schwarzwald soll es Drehorgeln geben. So machten wir Urlaub im Schwarz­wald und zogen von Antiquitäten­Händler zu Antiquitäten­Händler. Ich hatte ja noch keine Ahnung von der Materie. Sobald ich sagte, ich suche eine Drehorgel, wurde ge­mauert. Ich merkte, die wissen etwas, woll­ten aber nichts sagen. So musste ich mir eine andere Taktik zulegen und fuhr zu einem An­tiquitäten­Händler nach Freiburg. Dort gab ich vor, bereits eine Drehorgel zu besitzen und fragte, ob er auch eine habe und wenn ja, was er mir anbieten könne. Er meinte, er hätte keine, es gebe aber in der Gegend einen Sammler, den Vanselow. Puff, so hatte ich einen Namen! In der nächsten Telefon­zelle suchte ich Vanselow in Waldkirch und rief ihn an: Ich war herzlich willkommen! Er zeigte mir alle möglichen Drehorgeln, aber vor allem wollte er mir seine eigenen verkaufen. Er hatte eine Bacigalupo und er meinte, das sei ein älterer Herr, von dem könne ich bestimmt keine bekommen. 4 Wochen später machten wir einen Be­triebsausflug in den Harz und da stand an

Schloss Maierhofen, sein Wohnsitz 2003 –2018

Peter G. Schuhknecht, fröhlich und humorvoll

Page 33: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

33

der Kegelbahn eine Drehorgel. Ich konnte es fast nicht fassen, aber es war eine Baci­galupo. Genau die, die man angeblich nicht bekommen konnte! Umgehend wandte ich mich an den Besitzer der Kegelbahn, stellte mich vor und sagte: «Ich habe die selbe Drehorgel und würde mich freuen, wenn ich Ihre einmal spielen dürfte!» Nach dem Spielen schaute ich in die Orgel hinein und fand ein Etikett: Curt Baum, Hamburg. Das konnte ja kein Zufall sein. Gleich am nächsten Tag rief ich Curt Baum an. Er meinte freundlich: «Kommen Sie vorbei, ich habe hier eine Orgel, die der Werner von Braun gekauft, aber noch nicht abge­holt hat. Die können Sie sich anhören.» Die Orgel hat Werner von Braun schliesslich nicht bekommen. Es wurde meine! Das war ein wichtiger Kauf, denn über diese Orgel lernte ich Werner von Braun kennen, der mich in der Zeit von Apollo 13 sogar nach Miami eingeladen hatte! Es war eine schöne Zeit. Curt Baum hatte wundervolle Orgeln, u.a. eine 38er Ruth, ein 80er Bruder und kleinere Orgeln. Ich

war oft bei ihm. So wuchs eine herzliche Freundschaft. Über Curt kam ich auch mit Hannes Bacigalupo zusammen. Damals stand noch die Mauer, es herrschte kalter Krieg. Um ihn zu besuchen, flog ich je­weils nach West­Berlin und fuhr mit einem Mietwagen durch die Schikane der Grenz­kontrolle hinüber in den Osten zur Schön­hauser­Allee. Wenn wir zusammen arbei­teten, zeigte er mir, wie man was machen muss. Wir führten intensive Gespräche und er gab mir viele historische Kataloge. Lei­der starb Hannes nur einige Zeit später. Ich war mit Jens Carlson, Ursula Blohmeier, Latschen Paule und der Familie am Grabe. So haben wir ihn beerdigt.Ich habe dann Orgelbauer animiert, Dreh­orgeln zu bauen. Es entstanden die Kon­takte zu Raffin, Tiedemann, Hofbauer und Eickhoff in Hannover. Das war eine wun­dervolle, fruchtbare Zeit. Ich konnte mich im Arrangieren austoben und Hofbauer baute die Orgeln, die dazu passten. So zog das immer weitere Kreise. In der Folge gründete ich auch einige Vereine.

Gewerbekanal 3 · 79183 Waldkirch · Tel. 07681 3927 · Fax 07681 [email protected] · www.waldkircher-orgelbau.de · www.jaegerbrommer.de

Jäger & BrommerMeisterwerkstatt für Orgelbau

Orgeln für Gott & die Welt

Gewerbekanal 1 · 79183 Waldkirch · Telefon 0 76 81 / 93 96

Waldkircher OrgelstiftungWaldkircher OrgelstiftungBesuchen Sie den Orgelbauersaal der

...hier dreht sich was!

www.waldkircher-orgelstiftung.de

Anz-WOS_JB-148,5x105-4c-0214_Finish 19.02.14 11:46 Seite 1

Page 34: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

34

Welche hast du gegründet?Die Musikhistorische Gesellschaft für selbstspielende Instrumente in Deutsch­land, dann war ich Gründungsmitglied der GSM und des Gavioli Clubs in Holland. In den meistens Clubs bin ich noch, jedoch nur noch zahlendes Mitglied.

Du bist auch der Urvater aller Drehorgel-treffen! Hannover zum Beispiel, wann hat das begonnen, 1976 oder 1977?

Berlin war zuerst. Im Prinzip hatte Berlin jetzt sein 40. Jubiläum. Mit Unterstützung des Axel Springer Verlages, dem Zirkus Busch Roland und eigentlich von allen Zeitungen wurde die Drehorgel ins Be­wusstsein der Öffentlichkeit zurückgeholt und gefeiert. Die Berliner Zeitung schrieb damals «Der Kénig der Drehorgel ist in Berlin», und damit prägte sie eine Be­zeichnung, die mir lange anhaften sollte. (lachend) Ich erhielt oft Briefe mit der An­rede «an unseren König».

Du bist einmal ganz spontan mit ein paar Orgelspielern nach Berlin gefahren. Da müssen sich sehr emotionale Szenen ab-gespielt haben. Du hast ja ein Kulturgut zurückgebracht, das vergessen war.Über den Drehorgelspieler rümpfte man immer etwas die Nase. Das gilt auch für die Kirmesorgel. Man sagte, dass die Kirchenorgel sich ekle vor dem «Stras­senmädchen». Wir aber liebten die Dreh­orgel und wollten sie wieder zurück auf die Strasse bringen. So buchten wir einen Flug. British Airways hatte uns erlaubt, die Maschine selbst zu beladen. So durften wir unsere Drehorgeln eigenhändig verstauen. Das wäre heute nicht mehr denkbar. Wir stiegen hinten ein und die Stewardessen waren ganz erschrocken, dass da plötzlich 7 verkleidete Männer vor ihnen standen. In Berlin erwartete uns Herr Dehmerich, auch Orgelbesitzer. Er hatte einen LKW

1985 trifft Peter G. Schuhknecht den bekannten Drehorgelspieler «Latschen-Paule» aus Ostberlin.

1978: Er war der 1. Vorsitzende der musik-historischen Gesellschaft für selbstspielende Instrumente in Deutschland e.V.

Zusammen mit Carl Frei in Waldkirch vor der soeben fertiggestellten 89er Gavioli-Orgel (1979).

Page 35: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

35

mit Hub­Ladefläche besorgt. So transpor­tierten wir die Orgeln zum Wasserklops an der Gedächtnis­Kirche. Da angekommen erwartete uns ein Blitzlichtgewitter von

der Presse. Die prügelten sich beinahe um die besten Plätze! Wir spielten vorwiegend vor dem Café Kranzler, 7 Orgeln im Halb­kreis. Die Menschen tanzten und sangen.

René SpinnlerMechanische Musikinstrumente

Ich biete an: ❏ Neue Aristons einchörig und doppelchörig ❏ Neue Ariston- und Herophon-Noten grosse Auswahl ❏ Neue Noten für Manopan, Kalliston, 30er Piano-Melodico, Intona, Ariosa, Phönix möglich! ❏ Alte Organetten vieler Fabrikate restauriert oder unrestauriert

Kontakt:René Spinnler | Mattenweg 7 | 4455 ZunzgenTel. +41 61 971 53 41 | [email protected]

❏ Ersatzteile vor allem für Leipziger Organetten ❏ Ersatzteile auch für Spezialitäten wie Ariston-Exzelsior, Ariston für lange und runde Noten 24er und 36er, sowie Empire ❏ Drehorgelecken in echt Messingguss mit Bödeli 19 und 10,5 cm lang

Der Jäger …Fast hätte es Peter G. Schuhknecht erwischt!

Page 36: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

36

Ein unvergessliches, wunderbares Erleb­nis! Abends legten wir das Geld aus unse­ren Klingelbeuteln zusammen und sagten: «Wenn es heute schlecht gelaufen ist, dann schlafen wir in der Jugendherberge.» Aber wir konnten immer im Kempinski über­nachten! Damals gab es noch einen Portier an der Türe. Er öffnete uns die Türe und wir fuhren mit unseren Orgeln ins Kempinski. Unglaublich! Aus diesem Ausflug mit Freunden entwickelte sich nach und nach das heutige Treffen in Berlin. An einem ge­wissen Punkt bat ich dann Richard Wolf, die Organisation zu übernehmen, da er ja von Berlin und vor Ort war.

Du hast aber dann das legendäre Treffen in Hannover organisiert!

Ich habe damals ganz bewusst das Tref­fen mit dem Schützhausfest zusammen­gelegt. So hatten wir immer ein Rahmen­programm. Rund 100 Spieler nahmen teil: Sie präsentierten grosse Kirmesorgeln und kleine Drehorgeln. Wir genossen grosses Wohlwollen bei der Kaufmannschaft. Das bedeutete aber auch wahnsinnig viel Ar­beit im Vorfeld, und wer jemals ein Treffen organisiert hat, weiss, dass es im Grunde ein undankbarer Job ist. Ich bezog immer auch die Presse und das Fernsehen ein. So bekamen wir genügend Aufmerksamkeit.Bei mir war das Sammeln der Drehorgeln nie im Vordergrund, obwohl ich ja sehr viele hatte, sondern ich wollte den Dreh­orgelspielern helfen. Darunter hatte es viele Bedürftige. Diesen wollte ich eine Lobby geben. Als bedürftiger Strassenmu­sikant wurde man überall weggejagt. Man musste sich immer zuerst beim Ordnungs­amt melden und den Gewerbeschein stem­peln lassen, dann bekam man ganz unsym­pathische Auflagen und wusste am Ende gar nicht mehr, wo man eigentlich spielen sollte. Durch unsere Gesellschaft konnten wir den Spielern helfen. Wir sammelten oft für soziale Zwecke. Das kam immer gut an.

Das muss ja eine unglaubliche Zeit ge-wesen sein. Du hast viele Menschen, die mit Drehorgeln zu tun hatten und sich nicht kannten, zusammengebracht – und alle mit historischen Instrumenten! Da

… und der Philosoph

Ueli Temperli führt das Interview, begleitet von Sina Hildebrand, Gotthard Arnold und Peter Rohrer.

Page 37: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

37

sind bestimmt Freundschaften entstan-den, die bis heute Bestand haben.Jawohl. Zudem gab es auch etliche inter­nationale Gruppen. Wir hatten aus Amerika bis zu 80 Gästen, die am Festival teilnah­men. Umgekehrt war auch ich eingeladen. Durch mein Hobby habe ich die ganze Welt bereist: Indien, Myanmar, Thailand und China, selbst Südafrika, Amerika und Me­xico, wo es noch viele Drehorgelspieler gibt. Es war wunderschön. Aber es ist auch heute noch eine spannende Zeit. Man hatte damals damit angefangen, dass vermehrt neue Or­geln gebaut wurden, weil es wieder gefragt war: Raffin, Curt Baum und Hofbauer etc.

War das eine gute Entwicklung?Ganz klar. Es war ja so, dass die alten Or­geln unerschwinglich teuer waren. Mit den neuen Orgeln konnte sich auch der einfa­che Mann ein Instrument leisten.

Da wir auch jüngere Mitglieder haben, könntest du uns erzählen, was eine alte Orgel damals gekostet hat.

Eine seltene Drehorgel mit Perlmutter-Intarsien

Page 38: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

38

Ich habe immer Verbindungen aufgebaut zu den Schaustellern und Strassenmusi­kanten. In Hamburg waren die Siefkes und Gluschkes bekannt. Gluschke hatte einen Affen, den Amigo. Den habe ich jetzt ausgestopft hier im Haus. Alfons Gluschke hatte grosse Probleme mit den Behörden. Der Affe war so dressiert, dass er von hinten den Damen auf den Rücken sprang und an den Busen fasste. Da johlte das Publikum natürlich. Auch kletterte er flink die Wasserrinne hoch und holte sich das Geld. Für Alfons war der Amigo alles. Auf jeden Fall lud mich Alfons eines Tages zu sich ein: «Komm doch bei mir vorbei und dann gehen wir ins Schlafzimmer.» – «Auweia!», dachte ich, «Jetzt ist das auch noch so einer …» Aber die Orgeln reizten mich und ich ging ihn besuchen. Alfons und seine Frau Betti standen am Fenster und erwarteten mich schon voll Vorfreude. Zuerst gab es Hühnersuppe, danach gingen wir ins Schlafzimmer. Wo andere Leute einen Schrank haben, hatte Alfons eine Wand voll nur mit Drehorgeln, schätzungsweise 15 Stück. Unter anderem auch die 45er Bacigalupo Notenorgel, die wir dann mit Hofbauer nachgebaut haben. Die wollte ich unbedingt kaufen. Darauf meinte Alfons entschieden: «Nein, das ist mein Kind!» So bin ich einige Male nach Hamburg gepilgert, um mit Alfons zu ver­handeln. Das Problem war nicht das Geld, sondern seine Entschiedenheit: Er wollte sie einfach nicht hergeben. Schliesslich schlug Betti ihm mit der Faust ins Genick, dass er in die Piccolo­Pfeifen knallte, weil er die Orgel für so viel Geld nicht hergeben wollte. Danach meinte er: «Jetzt kannst du sie haben!» So konnte ich die 45er end­lich kaufen, hatte aber nicht damit gerech­net, dass es an diesen Tag klappen würde. Deshalb hatte ich kein Geld dabei. Ich of­ferierte einen Check, was die beiden auf gar keinen Fall wollten. Ich musste ihnen erklären, wie man einen Check einlöst. Je­denfalls dauerte das Annehmen des Checks länger als der Kauf der Orgel. Danach lud ich die Orgel in den Kofferraum und fuhr glücklich nach Hause. Daheim wollte ich die Orgel gleich spielen, aber plötzlich blockierte sie. Ich schaute hinein und sah, dass in der Rolle 1000­Mark­Scheine auf­gerollt waren. Alfons hatte sie so vor seiner Frau Betti versteckt, das aber schlichtweg vergessen. Die ganzen Rollen waren voll

mit 1000­Mark­Scheinen! Ich hätte ihm das Geld auch wiedergebracht, musste ich aber nicht. Am nächsten Morgen erblickte ich im Eingang meiner Firma eine Frau und fragte erstaunt: «Betti, was machst du denn hier?» – «Ich komme den Check ein­lösen.» Das war Betti! Ich sagte ihr: «Du hast Glück, ich kann dir auch gleich noch das Geld geben, das ich in der Orgel ge­funden habe!» Alfons war nachher sauer, dass ich ihr das Geld gegeben hatte. So­viel zum Kauf meiner 45er Notenband­Or­gel (Anmerkung von Ueli Temperli: Den Kaufpreis hat Peter Schuhknecht sich nicht entlocken lassen!)

Du hast einige Fachbücher geschrieben.Ganz stolz bin ich auf mein Singvo­gel­Buch für mechanische Vögel. Ich hatte für Guido Reuge die Singvogelautoma­ten­Fabrik Eschle in Triberg im Schwarz­wald gekauft. Guido veredelte diese Werke, vor allem die Vögelchen, die waren recht einfach. So kam diese Fabrik zu Reuge

Früher stand er quicklebendig auf der Orgel!

Mechanische Musik in allen Bereichen

Page 39: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

39

nach Sainte­Croix. Das war für mich der Beginn der nächsten Leidenschaft. Guido und ich haben uns fantastisch verstanden. Ich schrieb für seine Spieluhren viele Ar­rangements, meist für die grossen. Wenn ich in die Fabrik kam und fragte, wie viele Stifte die Walze habe, fragte Guido immer zurück: «Ihr oder unser Arrangement?» Bei mir waren es immer 30% mehr.

Wenn du heute zurückschaust, ist alles weniger geworden. Es gibt noch einige Sammler, Enthusiasten, aber die jungen Menschen sind nicht mehr so zu begeis-tern. Hast du ein Rezept, wie man das än-dern könnte?Ja, die Alten sollten die Jungen mitneh­men. Das habe ich so mit meinen Kindern gemacht, die durften immer mitspielen. Das ist der erste Punkt. Zweitens sollten die etablierten, wohlhabenden Sammler ruhig einmal eine Orgel oder Spieluhr ver­schenken und sagen: «Wenn es dir gefällt, nehme ich dich gerne mit an eine Versamm­

lung oder ein Festival.» Oder man kann auch einmal das Hotel bezahlen, damit ein junger Mensch keine Kosten hat. Dann gibt es noch einen Weg, um überhaupt andere Menschen an dieses wunderschöne Hobby heranzuführen: Ich besuchte ein von Herrn Klein organisiertes Treffen. Da waren alles neue Orgeln, aber alle Teilnehmer enthu­siastisch. So springt der Funke über!

Bist du negativ eingestellt gegenüber den elektronischen Orgeln?Ich bin nie negativ eingestellt gewesen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Man kann ein viel grösseres Repertoire spielen. Was mich bei der Elektronik auch heute noch zurückhaltend stimmt, ist die Tat­sache, dass ich weiss, dass die Elektronik nicht zuverlässig ist. Ein Orgelspieler, der draussen spielt, und dessen elektronische Orgel nicht geht, aus welchen Grund auch immer, der liegt wie eine Schildkröte auf dem Rücken und kann nichts machen. Bei der herkömmlichen Orgel brauchst du ein wenig Klebeband und eine Schere und die Orgel spielt wieder. Bei der Elektro­nik, musst du mit deinem Problem zum Orgelbauer. Bei der rein mechanischen Drehorgel kannst du im Notfall eine Pfeife zustopfen, aber sie spielt immer noch. Die Elektronik fasziniert mich nach wie vor, aber für die Drehorgel muss sie immer zu­verlässig und spielbereit sein. Das ist mein Hauptproblem.

Ein Polyphon mit Doppelkamm und Prunkgehäuse

Gleich wird der Kopf weggezaubert.

Page 40: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

40

Du hast gesagt, dass du arrangiert hast. Hast du auch sonst Beziehungen zur Musik gehabt?Ich stamme aus armen Verhältnissen, war Flüchtlingskind und habe in Berlin gelebt. Mein Vater ist im Krieg geblieben und meine Mutter mit meinem zweiten Vater aus der Ost­Zone geflüchtet. Ich spielte aber Akkordeon. Das Deutsche Rote Kreuz organisierte jeweils Fahrten ins Blaue und da durfte ich mit, um am Abend

zu spielen. 50 Mark bekam ich für einen Abend. Das war viel Geld. Ich bekam als Lehrling für den ganzen Monat 30 Mark und nun 50 Mark für einen Abend. Das war unvorstellbar! Für 4 Wochenenden gab das 200 Mark. Ich hatte immer Geld! Zudem halfen mir die musikalischen Er­fahrungen später beim Arrangieren. Ich fing mit ganz einfachen Liedern an, wie zum Beispiel «Was denkste denn, du Ber­liner Pflanze» etc. Anfänglich waren die Taktmasse falsch, Grunewald wurde als Foxtrott gespielt. Aber das lernt man alles mit der Zeit!

Du hattest eine atemberaubende Samm-lung, unter anderem eine 35er A.Ruth & Sohn Kirmesorgel und weitere sehr seltene Instrumente. Du hast alles nach Japan ver-kauft. Vermisst du deine Sammlung nicht?Ich habe wieder eine neue Sammlung auf­gebaut. Und wenn man gute Sammler­freunde hat, tauscht man auch ab und zu etwas aus. Von der Sammlung, die ich hatte, kannte ich jedes Musikstück. Ich wusste genau, welches Musikstück dem anderen folgt. Ich konnte es schon vor­her singen. Wenn die Sammlung weg ist und man eine neue aufbaut, muss man sie erst wieder neu entdecken. Das ist doch auch etwas Schönes! Dieses Jagen nach Leidenschaften von Peter

G. Schuhknecht

Reichbefrachtete Seminar-Unterlagen

Musikalischer Empfang im Seminarraum

Page 41: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

41

Instrumenten ist schon faszinierend. Gut, es gibt Leute, die sind masslos, aber andere sind moderat, und so freut man sich, nach In strumenten zu jagen! Mir hat es in den letzten 10 Jahren beson­ders Spass gemacht, auch neue Orgelbauer zu unterstützen. Die alten Orgeln habe ich alle gehabt und finde sie nach wie vor wun­derbar. Aber diese Orgeln sind Geschichte. Neue Orgelbauer hingegen sind die Zu­kunft, auch wenn sie die Geschichte und das Wissen um die alte Technik bewah­ren. Wenn sie anfangen, haben sie ja meist keine Kunden oder suchen nach Kunden. Vergebe ich dann einen Auftrag, weiss ich, dass ich ihnen helfen kann, weiter zu machen. Das macht mir viel mehr Spass heute.

Jetzt stehst du einmal mehr vor einem kompletten Umbruch in deinem Leben. Wenn du einen Schritt zurücktrittst und zurückschaust, was ist für dich die Quint-essenz des Erlebten?Ich habe durch dieses Hobby wunder­volle Menschen kennengelernt, hoch­karätige Menschen, hoch kompetente Menschen, liebevolle Menschen, erlebte Freundschaften, die ich nicht vermissen möchte, ich denke dabei an Guinness, Fa­milie Schack, Orgelbauer wie Carl Frei oder Bacigalupo, Perlee in Amsterdam – schöne Erinnerungen! Leider habe ich auch zahlreiche Schurken kennengelernt. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Einige traurige Erlebnisse haben mich sehr verletzt. Ich habe das wegstecken können, da ich ein positiver Mensch bin und immer vorwärts schreite! Wenn ich Bilanz ziehe, überwiegen die positiven Erlebnisse und ich durfte ein schönes harmonisches Leben führen. Das ist doch wunderbar. Wenn man einmal down ist, setzt man sich ans Klavier und spielt eine halbe Stunde traurige Lieder. Auf einmal werden die Lieder fröhlicher und dann merkt man, die Stimmung hat sich plötz­lich verändert. Und zum Schluss muss ich sagen, mit meiner Drehorgel war ich immer beliebt, egal wohin ich gekommen bin. Ich habe immer sehr viel Spass ge­habt.

Ich bedanke mich für die Gastfreund-schaft und das tolle Gespräch. Alles Gute!

Sonntag, 27. Mai 2018

In vielen Partnervereinigungen sind «Open Houses» ein fester Be­standteil des Vereinsjahres. Der Vorstand des SFMM möchte sei­nen Mitgliedern auch einen solchen Tag anbieten. Was ist ein «Open­House­Tag»? Sammler zeigen am Sonntag, 27. Mai 2018 um 10.30 Uhr und 14.00 Uhr interessierten Mitgliedern und Besuchern ihre privaten Schätze oder Reparaturwerkstätten. Sie als Besucher sind herzlich eingeladen, sich bei den entspre­chenden Sammlern anzumelden. Wir sind davon überzeugt, dass ein Open­House­Anlass die Vielfalt der mechanischen Musik auf­zeigt. Interessierte werden schöne Sammlungen zu sehen und zu hören bekommen. Wer weiss, vielleicht findet unser Hobby so neue Freunde und unser Verein sogar neue Mitglieder. Das entsprechende Informationsblatt inklusive Anmeldemöglich­keit liegt bei, es ist aber auch an der GV 2018 verfügbar und na­türlich auf unserer Homepage. Die Teilnehmerzahl bestimmt der Sammler je nach Platzangebot. Wir würden uns über reges Inter­esse sehr freuen. Peter Both, Aktuar, SFMM

Zum Abschied spielt uns das Multitalent eine Eigenkomposition.

«Open-House»

Page 42: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

42

Termine 2018Wer einen Anlass für mechanische Musik organisiert, ist dringend gebeten, Datum und Ort umgehend der Redaktion mitzu-teilen. Nur mit Ihrer Mithilfe können so Terminkollisionen vermieden werden. Danke!

22. April 39. Generalversammlung des SFMM im Klang-Maschinen MuseumEdikerstrasse 16, 8635 Dürnten, Tel. +41 (0)55 253 30 50www.klangmaschinenmuseum.ch

27. u. 28. April Tag der offenen Tür bei Orgelbau Raffin in Überlingen, jeweils von 9 bis 18 UhrSie erwartet ein buntes Unterhaltungsprogramm, sowie ganztätiger Bewirtung durch unser erfahrenes Team. Anmeldung erbeten unter: [email protected]

19. Mai Tag der offenen Tür bei Orgelbau Fuchs GmbH zum 10-jährigen Firmenjubiläum 9 bis 18 UhrWerkstattbesichtigung, gemütliches Zusammensein mit Speis und Trank und viel MusikSpeerweg 3, 8618 Oetwil am Seewww.orgelbaufuchs.ch

27. Mai 1. Open-House-Anlass des SFMMOrganisation SFMM, 10–16 UhrInfo und Durchführung: Peter BothSteinmaurstrasse 15, 8173 NeerachTel. +41 (0)44 850 30 90, E­Mail: [email protected]

6.–8. JuliFreitag–Sonntag

38. Internationales Drehorgelfest in BerlinOrganisation: Internationales Drehorgelfreunde e.V.Info: Christa Hohnhäuser, Mühlenfeldstrasse 35 in D­13467 BerlinTel. +49 30 40 53 68 84, E­Mail: info@jubel­jette.de

20.–22. Juli Grosses internationales Festival in Les Gets (F)Motto: La Musique Mécanique et le TempsInfo: [email protected]

2. September Drehorgelmatinée anlässlich der Lachener ChilbiInfo: www.lachner­maerkte.ch

7.–9. September 6. Internationales Drehorgelfest in Keszthely am Balaton/UngarnInfo: Hansjörg Surber, Hunyadi köz 28, HU­8315 Gyenesdiás – Ungarn –Tel. +36 (0)30 602 68 68E­Mail: info@musikautomaten­ungarn.eu, Internet: www.musikautomaten­ungarn.eu

16. September Drehorgel-Konzert in der ref. Kirche OberentfeldenBeginn: Sonntag 17.00 UhrInfo: Ernst Suter Wolfgrubenstrasse 9, 5742 Kölliken, Tel. +41 (0)62 723 31 53E­Mail: [email protected]

14.–16. September SFMM – Vereinsreise nach UngarnRegion Plattensee (Balaton) und Besichtigung Budapest

30. September 36. Drehorgeltreffen in Lichtensteig mit historischen und Eigenbau-OrgelnInfo: Ueli Temperli, Schürrain 101, 5637 GeltwilTel. +41 (0)79 501 46 76E­Mail: [email protected]

19.–21. Oktober Waldkircher Tage der JahrmarktorgelHerbstveranstaltung mit mechanischen Musikinstrumenten: Konzerte, Führungen, Museumsnacht, Gemütlich­keit, offene Werkstätten und Privatsammlungen. Weitere Infos folgen.Organisation: Paul Fleck Söhne Orgelbau und Fine ART Restorations­Raphael Lüthi, in Zusammenarbeit mit der Stadt Waldkirch.

Page 43: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

11. November 2. SFMM-Museumstag im Museum für Musikautomaten Seewen SO10.45 bis ca. 16 UhrMuseum für Musikautomaten, Bollhübel 1, 4206 Seewen SOInfo: Peter Both, [email protected], Tel. +41 (0)44 850 30 90

25. November 13. SFMM-Sammlerbörse für mechanische Musikinstrumente, erstmals nicht mehr bei Kakteen Gautschi, sondern im Klang-Maschinen MuseumEdikerstrasse 16, 8635 Dürnten,Tel. +41 (0)55 253 30 50, www.klangmaschinenmuseum.ch, Weitere Infos beiliegend

Wiederkehrende Anlässe

letzter Sonntag im Monat 17 Uhr

Leichte Klassik am Sonntagnachmittag im Haus der Musik – Osthaus Wichterheer, Oberhofen, bei Kurt und Ursula Matter – Freier Eintritt, Kollekte

jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.45 Uhr

Hogg (Stammtisch) der Basler Drehorgel-Freunde im Restaurant zum RebhausRiehentorstrasse 11, in Basel, Basler Drehorgel­Freunde, Postfach 64, CH­4005 Basel

Alle Angaben ohne Gewähr!

Im Handumdrehen viel FreudeDELEIKA® Drehorgelbau

Wir freuen uns, Ihnen unsere Leidenschaft für Drehorgeln aus der guten alten Zeit zu zeigen und mit Ihnen zu teilen.

Wir bieten Ihnen verschiedenste Drehorgelmodelle und -Ausführungen an. Wählen Sie zwischen zahlreichen Melodien auf Notenbändern und Memory. Oder lassen Sie sich Ihren ganz persönlichen Musikwunsch kostengünstig erfüllen.

Schreiben Sie uns oder rufen Sie einfach an. Ich berate Sie gerne.

Hans R. SchmidIhre Deleika®-Vertretung in der Schweiz, Sternenweg 2, 5612 Villmergen Telefon 056 622 24 03, Mobil 079 403 71 26www.drehorgel-schmid.ch, [email protected]

Page 44: chweizer reunde Journal SFMM35er Tonstufen Die Notenrollen werden von Hand gezeichnet und manuell auf Spezialfolie gestanzt.werde Gerne ... Thomas Welti hat die Messingpfeifen gemacht

Herren-Taschenuhr mit Walzenspielwerk

und Automat, um 1975Schätzpreis: 2.000 – 3.000 €

Libellion Spieluhr mit Kartonnoten, um 1910

Schätzpreis: 7.000 – 8.000 €

Buddha-Grammophon – mit Papiermaché Figur, um 1925

Schätzpreis: 3.500 – 4.500 €

Symphonion »Non Plus Ultra« Musikautomat mit selbstständig

wechselnden Platten, um 1900– Riesen-Rarität! –

Schätzpreis: 55.000 – 80.000 €

Bauhaus Koffer-Grammophon von Carl Lindström, um 1930

Schätzpreis: 700 – 1.000 €

Seltene Doppel-Walzen Spieluhr von E. Flonck, um 1898

Schätzpreis: 11.000 – 13.000 €

Kombination aus Uhr und Grammophon mit

Weckfunktion, um 1920Schätzpreis: 1.000 – 1.500 €

Buddha-Grammophon – mit Buddha-Grammophon – mit Buddha-Grammophon – mit Papiermaché Figur, um 1925Papiermaché Figur, um 1925

»Mechanische Musik-Instrumente & -Automaten«

25. + 26. Mai 2018

146. Spezial-Auktion

Emile Berliner-Stil Grammophon Modell 2

Schätzpreis: 2.000 – 3.000 €

Symphonion Plattenspielwerk mit Stereobetrachter, um 1895

– Riesen-Rarität! –Schätzpreis: 10.000 – 15.000 €

Stollwerck Grammophon für Schokoladenplatten, um 1903

Schätzpreis: 2.000 – 3.000 €

Die Spezialisten für »Technische Antiquitäten«Postfach 50 11 19, 50971 Köln * Tel.: +49-2236-38 43 40 * Fax: +49-2236-38 43 430

Otto-Hahn-Str. 10, 50997 Köln (Godorf) * e-mail: [email protected] * Geschäftszeiten: Di – Fr 9 – 17 Uhr

UNSERE INTERNATIONALEN REPRÄSENTANTENU.S.A.: Andrew Truman, Tel. (207) 485 8343 * [email protected]

Australien & Neuseeland: P. Bardenheier, (NZ), Tel./Fax (+64) (0)9 817 72 68 * [email protected]: Murakami Taizou, Tel./Fax (06) 68 45 86 28 * [email protected] · China: Jiang Feng, Tel. 138 620 620 75 * [email protected]

Hongkong, Taiwan, Singapur: Alex Shih-Chieh Lin, (HK), Tel. (+852) 94 90 41 13 * [email protected]: Tel. (0)777 963 7317 * [email protected] · Frankreich: Pierre J. Bickart, Tel. (01) 43 33 86 71 * [email protected]

Russland: Polyguide Ltd. Moscow, Tel. (925) 740 66 03, Tel./Fax (985) 999 93 55 * [email protected]

Tel. 138 620 620 75 * [email protected]

Otto-Hahn-Str. 10, 50997 Köln (Godorf) * e-mail: [email protected] * Geschäftszeiten: Di – Fr 9 – 17 Uhr

Japan:Japan: Murakami Taizou,

Weitere Informationen finden Sie ab Mitte April auf: www.Breker.com / New Highlights, sowie youtube.com/auctionteambreker

Voll-illustrierter 2-sprachiger (deutsch/englisch) FARB-Katalog: € 28,– Lieferung nur gegen Vorauskasse (Scheck, Bar oder Kreditkarten mit Sicherheitsnummer

„CVV“ und Verfalldatum: Mastercard / Visa / AmEx)

☛ Einlieferungen jederzeit nach Vereinbarung! ☛

… und vieles mehr!

26.05.2018_Musik_A4_d.indd 1 09.03.18 16:03