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L. Martin : Conservirmittel. 137 Conservirmittel far naturhistorisehe Gegenst~nde. Yon Leopold ~/artin. (Aus: ,,Illustrirtes Haus- uud Familien-Lexicon," 1861,Leipzig, F. A. Brockhaus.) Indem wir bez~iglich der chemischen Natur und Eigenschaften der im Folgendeu zu erwahnenden Stoffe auf die Einzelartikel verweisen, fassen wir hier nur die praktisehe Anwendung der- selben behufs der Erhaltung yon Naturalien ins ~uge. Wir bringen sie je nach tier Art ihrer Wh'kungen in versehiedene Abtheftungen. 1) Die einschliessenden Conservirmittel besitzen die Eigenschaft, in sie gelegte organisehe K~rper ohne Wasser- entziehung oder sonstige Veranderung vor dem Luftzutritt und somit vet der sonst eintretenden Faulniss zu bewahren, wobei natiirlich zu beaehten ist, dass das Einlegen sogleieh nach dem Tode gesehehen muss, bevor der Zersetzungsproeess seinen An- fang nimmt. Hierher geh0ren die meisten Harze, BaIsame und fetten Oele, vor allen aber das Glycerin in seinem farblosen Zustande. Fast alle niedern Th~ere und zarten l='flanzentheile yon geringer K~rpergrSsse und namenflich mikroskopische Objecte ksnnen darin mit vielem Vortheil auibewahrt werden. Die fliich- • tigen Oele, ~ie Benzin, Stein~l, Terpentin~l u. a., conser- viren zum Theft aueh sehr gut, hubert aber das Ueble an sieh, dass sie entweder alle Farben schnell bleiehen oder aber, wie alas Terpentin~l, sie im Gegentheil verdunkeln, weshalb ihre An- wendung zu widerrathen ist. Nachst dem Glycerin besitzt tier reine aufgel~ste Z u cke r ganz besonders empfehlenswerthe Eigen- schaften und ist mit vielem Vortheil bei Polypen, Quallen, Nackt- schnecken und weiehen Pflanzentheilen angewendet worden. Auch w~irde er an Ste]le des alles bleichenden Weingeistes bei hShern Thieren angewendet werden k~nnen, nachdem solehe einige Zeit in Weingeist oder Salz gelegen und dadurch einen Theil ihres natiirlichen Wassergehalts verloren haben. Da aber tier Zucker in seinem aufgel6sten Zustande der Zersetzung durch G~hrung selbst leicht unterworfen ist, so wird es nothwendig, ihn durch Beigabe yon etwas Koehsalz oder Alkohol vor dem Verderben zu schiitzen. Die Abkochung des Zuckers wird genau so ausge- fiihrt wie zum Einmachen yon Friichten, nur mit dem Unterschiede, dass das KI~ren mit besonderer Sorgfalt gesehehen und die L~- sung bereits erkaltet sein muss, bevor die Pr~parate in dieselbe verse~t werdea.

Conservirmittel für naturhistorische Gegenstände

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L. Martin : Conservirmittel. 137

C o n s e r v i r m i t t e l f a r n a t u r h i s t o r i s e h e Gegens t~nde . Yon L e o p o l d ~ /art in .

(Aus: ,,Illustrirtes Haus- uud Familien-Lexicon," 1861, Leipzig, F. A. Brockhaus.)

Indem wir bez~iglich der chemischen Natur und Eigenschaften der im Folgendeu zu erwahnenden Stoffe auf die Einzelartikel verweisen, fassen wir hier nur die praktisehe Anwendung der- selben behufs der Erhaltung yon Naturalien ins ~uge. Wir bringen sie je nach tier Art ihrer Wh'kungen in versehiedene Abtheftungen.

1) Die e i n s c h l i e s s e n d e n C o n s e r v i r m i t t e l besitzen die Eigenschaft, in sie gelegte organisehe K~rper ohne Wasser- entziehung oder sonstige Veranderung vor dem Luftzutritt und somit vet der sonst eintretenden Faulniss zu bewahren, wobei natiirlich zu beaehten ist, dass das Einlegen sogleieh nach dem Tode gesehehen muss, bevor der Zersetzungsproeess seinen An- fang nimmt. Hierher geh0ren die meisten Harze, BaIsame und fetten Oele, vor allen aber das G l y c e r i n in seinem farblosen Zustande. Fast alle niedern Th~ere und zarten l='flanzentheile yon geringer K~rpergrSsse und namenflich mikroskopische Objecte ksnnen darin mit vielem Vortheil auibewahrt werden. Die fliich-

• tigen Oele, ~ie B e n z i n , S t e i n ~ l , T e r p e n t i n ~ l u. a., conser- viren zum Theft aueh sehr gut, hubert aber das Ueble an sieh, dass sie entweder alle Farben schnell bleiehen oder aber, wie alas Terpentin~l, sie im Gegentheil verdunkeln, weshalb ihre An- wendung zu widerrathen ist. Nachst dem Glycerin besitzt tier reine aufgel~ste Z u cke r ganz besonders empfehlenswerthe Eigen- schaften und ist mit vielem Vortheil bei Polypen, Quallen, Nackt- schnecken und weiehen Pflanzentheilen angewendet worden. Auch w~irde er an Ste]le des alles bleichenden Weingeistes bei hShern Thieren angewendet werden k~nnen, nachdem solehe einige Zeit in Weingeist oder Salz gelegen und dadurch einen Theil ihres natiirlichen Wassergehalts verloren haben. Da aber tier Zucker in seinem aufgel6sten Zustande der Zersetzung durch G~hrung selbst leicht unterworfen ist, so wird es nothwendig, ihn durch Beigabe yon etwas Koehsalz oder Alkohol vor dem Verderben zu schiitzen. Die Abkochung des Zuckers wird genau so ausge- fiihrt wie zum Einmachen yon Friichten, nur mit dem Unterschiede, dass das KI~ren mit besonderer Sorgfalt gesehehen und die L~- sung bereits erkaltet sein muss, bevor die Pr~parate in dieselbe verse~t werdea.

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2) W a s s e r e n t z i e h e n d e C o n s e r v i r m i t t e l . Ihre Wirk- samkeit beruht darauf, dass sie in demsetben Grade, wie sie alle weichen organischen Gebilde durchdringen, deren Gewebe zu- sammenziehen und dureh diese Compression einen Theft des natiirliehen Wassergehaltes austreiben. Der Wirkungsgrad hi~ngt einerseits yon der Concentration des sehiitzenden Mediums and andererseits yon der Qaantiti~t und Qualifier des Objects ab. Setzt man z. B. in ein grosses mit Weingeist geftilltes Glasgefiiss ein kleines Thief, so wird man vollkommea sieher sein, dasselbe gut erhalten zu sehen, wean selbst der Weingeist ein schwaeher war. Dagegea wird das Verhliltniss ein anderes, sobald die K~rper- gr(isse des Pri~parats dem Raumverhiiltniss des Gefi~sses nigher rfiekt. Je mehr sich also der Raum fiir das Conservirmittel ver- ringert, desto gehaltreieher muss dasselbe an sieh werden, wenn es die ibm anvertraute KCirpermasse erhalten so]]. Deshalb ist es ganz und gar fehlerhaft, einen Normalgehalt des Weingeistes ftir alle Falle festzustellen. Indessen l~sst sieh doeh f'tir die Praxis eine gewisse Norm aufstellen, welehe einigen Anhalt bietet~ diese ist ftir Weingeist die Sti~rke des gewhhnliehen Brenn- spiritus, ftir die Salze die kalt ges~tttigte L(~sung unter der Be- dingung, dass das Volumen der Fliissigkeit dem des Objeetes min- destens gleidh ist. 1st das Aufbewahrungsgefi~ss grhsser als beide Votumina zusammen, so kann bei zarten Pri~paraten noeh etwa ein Viertel Wasser zugegossen werden, wogegen im andern Fal le wo das Gef~ss beide Volumina nieht ganz fassen sollte, das con- servireade Medium starker, als die bezeiehnete Norm ist~ ange- wendet werden muss.

Unter den wasserentziehenden Conservirmitteln sind die s p ir i- tuCisen F l f i s s i g k e i t e n die am meisten angewendeten. Alkohol oder Weiaguist, Spiritus, Sprit, Arak, Rum, oder wie er unter den verschiedenen Himmelsstriehen noeh benannt wird und aus welehen Stoffen er auch gemacht worden ist, kann zur Conservation verwendet werden, sobald er die gehhrige Sti~rke besitzt. Wo Spiritus yon der oben angegebenen Starke nicht zu besehaffen ist, muss man ihn coneentriren, was mit Vortheil naeh dem Bd. I, S. 264 besehriebenen S~mmering'sehen Verfahren geschieht; oder man setzt dem zu sehwachen Spiritus Kochsalz und Alaun bis zur S~ttigung zu. Wenn es sich darum handelt, den Thieren, wie Fisehen und Reptilien, ihre sch(inen Farben zu erhalten, so ist in der That kein besseres eonservirendes Medium zu finden als das

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zuletzt erwiihnte. Alle Thiere ohne Ausnahme behalten in solchem ihre Farben oft wunderbar sch6n, wi~hrend sie in blossem Spiritus sehr bald verbleichen, and ist dasselbe dieserhalb and auch seiner Billigkeit wegen sehr zu empfehlen. Dagegen kann eine solche Misehung zum Zwecke anatomischer Untersuchungen, namentlich in osteologischer Hinsicht, nicht empfohten werden, da sie 10send auf die Knochensalze wirkt und zuletzt nut eine Gallerte zurtick- l~sst. Der Schwefe l ' ~ the r wtirde sich, in ganz kleinen Por-

~tionen angewendet, auch sehr gut zur Conservation eignen, wenn er nicht durch seine allzu grosse Fliichtigkeit im hoehsten Grade unbequem wtirde; er eignet sich aber gut zum T(idten aller solehen Thiere, die sich mit einigen Tropfen yon ibm in gutschliessende Gefasse bringen lassen. Die Thiere sterben durch die Einwir- kung der Aetherdi~mpfe rasch and jedenfatls ganz schmerzlos. Ganz besonders ist er daher Entomotogen*) zu empfehlen, welche f'tir den Tag kaum mehr als drei Tropfea in das Sammelglas auf Papierschnitzel zu giessen brauchen, um ihre Kilter u. dgl. auf leiehte Weise zu tCidten; doch mttssen die Insekten mindestens einige Stunden in der ~asche sein, um nicht sparer an tier Luft wieder zu erwaehen.

3) G e r b e n d e ( a d s t r i n g i r e n d e ) S tof fe . Di~se haben mit den obenerwi~hnten Mitteln die Wasserentziehung gemein, besitzen aber ausserdem die Eigensehaft, den Eiweissstoff fest zu machen trod dadurch den Geweben eine bedeutende Zi~higkeit zu ertheflen (sie zu Leder umzuwandeln). Unter den vegetabilisehen Adstrin- gentien eignet sich am besten alas Tann in , welches entweder ftir sich allein oder in Verbindung mit Alaun und Salz iiberal] sehr zweekmi~ssig gebraucht werden kann, wogegen es mit Natron oder Kali nieht in Verbindung gebracht werden darfi Auch ist das- selbe zum Einspritzen yon Thieren, welche in Spiritus gelegt wer- den sollen, sehr zu empfehlen; 1 Unze Tannin in 4 Ffd. schwa- chem Spiritus aufgel0st, leistet bei dergleichen Einspritzungen ausserordentliche Dienste. Die Mineralsalze sind im hohen Grade adstringirend, stehen aber, da ihre Anwendung meistens eine ~ehlerhafte ist, in dem iibeln Rule, dass die mit ihnen behandel- ten Pri~parate leicht Feuchtigkeit anziehen. Diese Nachrede wird ~edoch zur Unwahrheit, sobald die entsprechenden Vorsichtsmass- regeln angewendet worden sind. Das K o c h s a t z (Steim oder

*) Ist flit diesea Gebrauch bereits durch das Gyancalium verdr~ngt worden.

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Seesalz, welches in so vielen technischen Beziehungen seine oft unersetzlichen Dienste verrichtet, wird datum auch hier zum Zwecke fiihren, wenn wir nur seine Kraft riehtig benutzen. Wah- rend der Alaun trod die iibrigen Thonerdeverbindungen zu schnell arbeiten und sich so selbst den Weg versperren, um ins Innere dringen zu k0nnen, geht das Salz Iangsam seinen Weg und durch- dringt zuletzt alles bis in die feinsten Gewebe. Diese Eigen- schaft macht es unersetzlich und zur alteinigen Sttitze einer nach allen Seiten ges[cherten Conservation. Es lasst sich fasst mit allen Stoffen verbinden, kann in Spiritus, Zucker, Alaun und Tannin in grosser ]~enge aufgel0st werden, wodurch deren Con- servationsfahigkeit ausserordentlieh erhoht wird, ~und endlich auch in manchen Fallen ganz flit sich zur Anwendung gebracht wer- den. Die mit ihm oder in seiner Verbindung mit Alaun behandel- ten Haute sind immer zuverlassig und geben die sch0nsten und dauerhaftesten Praparate. Es eigne~ sich daher ganz besonders gut in der Verbindnng mit Alaun zum Einp0keln yon Thierhauten (ohne Knochen und Schadel), welche unter der Vorsieht, dass yon beiden Salzen genug und im Ueberschuss genommen wird, jahre- ]ang in gu~em Zustande verbleiben und darin verschiekt werden kt~nnen. Der Alaun , die s c h w e f e l s a u r e und e s s i g s a u r e T h o n e r d e sind gleichfalls yon grosser Bedeutung, kOnnen aber niemals tiir sich allein mit Zuverlassigkei~ angewendet werden, da sic, wie oben gesagt, zu schnell angreifen und infolge dessert gerade ganze Partien faulig werden lassem Das richtige Ver- haltniss bei ihrer Anwendung wird daher immer 1 Theft Salz und 2--3 Thefle Alann bleiben. Zum Conserviren yon Hauten ist eine gesattigte Losung durchaus n0thig. Dies ist namentlich bei grossen Hauten und solchea, die lange darin aufbewahrt tiegen solten, zu beobaehten. Die Entfernung der Salze geschieht einfach durch mehrfaches Auswasehen, wobei man bei gut impragn[rten Hauten Wusser yon 20---25 ° R. anwenden kann, dem man sogleich eia m0glichst kaltes Wasser zur schnellen Zusammenziehung tier Poren folgen lasst.

4) E n t f e t t e n d e C o n s e r v i r m i t t e l . Nachst dem Insekten- frass ist es namenflich das Fett, an dem unsere naturhistorischen Sammlungen nach und nach zu Grunde gehen. Raubthiere, Wasser- vogel and Insekten leiden yon ihm am meisten. Eine Verseifung des vorhandenen Fettes in thierischen Praparaten dutch Kali, Natron oder gar dutch Kalk ist nach bisherigen Erfahrtmgen

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ungeniigend, denn erstens geschieht sie bei gew~hnlieher Tem- peratur nur sehr unvollst~ndig, und dann tritt mit der L~nge der Zeit immer wieder freie Fe~tsaure auf~ wetche nach und nach alles durchdringt, unseheinbar, br~ckelig and zerfallend macht. Dieselbe wird theilweise noch durch eine fehlerhafte, zu weiehe Arsenikseife vermehrt, start vermindert, und so werden gerade dutch sie oft die bestea Exemplare einer Sammlung unbrauehbar gemacht. Die beaten Mittel, diesem Uebelstande zu begegnen, liegen natiirlich nur in der Fr~tparation und gehen dahin, alles Fett naeh Kr~ften mechanisch zu beseitigen und das noeh iibrige dureh andere K~rper aufsaugen zu lassen. Zva- mechanisehen Be- seitigung dienen bei Hauten Fettkratzer (gezahnte, kriickenartige eiserne Instrumente), welche unter Aufstreuen heissen Sandes, heisser Sagespane oder heisser Asche das Werk ziemlich rasch vollenden helfen, wogegen mit Essig oder etwas Natronwasser angemaehter feiner weisser Then nach seinem Troekenwerden und unter hoher Temperatur die Aafsaug'ung des noch riiekstandigen Fettes am besten bewirkt. Soleher feiner Then fiir die innere Haut und heiss gemachter Sand fiir die Bedeekung (auch bei fett gewor- denen Insekten sehr zu empfeMen) sind die besten Entfettungs- mi~el. Unter Umstanden kOnnen auch reines TerpentinO1, Alkohol, Schwefet~ther und Benzin gute Dienste thun, sind aber immer aur mit Vorsicht und nur in selteaen Fallen anzuwenden, wahrend ihre Kostspieligkeit ihre Anwendung ohnehin sehr beschrankt.

5) Gifte. Aus der grossen Zahl der Pflanzengifte diirfte wohl kein einziges herauszufinden sein, das einen daaernden Schutz b6te, weshalb diese bier ganz ausser Beriieksiehtigung bleiben miissen, inch der so haufig angewendete Sablima~ ver- tiert mit tier Zeit seine Wirksamkeit, indem er wahrscheinlich unter dem Einflusse der organischen Gewebe zerfillt und sein Qaecksilber durch Verdunstung verliert; aus diesem Grunde und ganz besonders wegen der zerst~renden Einwirkung des frei wer- denden Chiefs ist der Sublimat aus der Reihe der Conservirmittel zu streichen. Der Arsen ik (arsenige Saure) hat sigh dagegen seinen Ruf bis auf den heutigen Tag zu erhalten gewusst, und schwerlieh diirfte irgend ein anderer Stoff seinem Ansehen Scha- den bringen, i l s Pulver und namentlieh ausserlich aufgestreut ist seine Wirkung ausserst gering und dabei iiberaus gefahrlich, weshalb jede Methode, die ihn als trockenes Pulver anzuwenden verlangt, ernstlieh zu widerrathen ist. Mechanisch ihn mit irgend

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einem Stoffe zu verbinden, wie viele thun, ist auch ziemlich er- folglos, indem seine L~slichkeit in solcher Form nur sehr gering ist. Die bisher fast noah fiberall angewendete Becour'sche Ar- senikseife enthi~lt ihn auch nur in sehr geringem Grade aufge- t0st, wogegen sie selbst ihres Fettgehalts wegen Nachtheile bringt. Seine gr6sste Wirksamkeit iibt tier Arsenik in seiner Verbindung mit Kall oder Natron. Man erhi~lt dieselbe, wenn man zu 3 Pfd. Soda etwa 6 Loth frisch gebrannten Kalk (bereits abgel~scht) bringt und so viel Wasser darauf giesst, bis die Soda aufgel(ist ist, worauf 3 Pfd. arsenige Saute dazu gethan werden. Entweder li~sst man das Ganze mehrere Tage unter hanfigem Umriihren in mi~ssiger Temperatur stehen und erh~tlt so eine sehr gif~ige Flfis- sigkeit, oder man kocht die Mischung (iber gelindem Feuer etwa eine Stunde lang in einem eiscrnen Gefi~ss. ~Ian kann jedoch auch ffir alle die F~tlle~ wo man gen(ithigt ist~ die L~isung i~usser- lich anzuwenden, den Kalk ganz weglassen, nur wird dadureh etwas weniger Arsenik darin aufgel(ist sein. Alle diese L0sun- gen ktinnen zum Vezgif'ten der Haute sowie zum Anfeuehten des Sandes, in welehem man Bi~lgc aufweicht, wodurch namentlich langes Gefieder bei V6geln dauernd vergiftet wird, mit bestem Erfolge angewcndet wcrden. Alsdann ist eine solche L6sung in verdtinntem Grade zum Vergiften yon Pflanzen jedenfalls den Sublimatvergiftungen vorzuziehen. Auch ftir Insektensammlungen diirfte diese Form des Giftes mit Vortheil zu benutzen sein. Beim Ausstopfen abet hat cine solche L0sung wegen ihrer fltissigen Form immer viel St~rendes, weshalb es bier zweckmi~ssiger ist, dieselbe mehr consistent zu haben. An Stelle der bisher tibliehen Arsenikseife, deren Fettgehalt eigentlich nur eine gewisse Ge- sehmeidigkeit der Hi,ate bewirken soll, was abet nur bei kleinen und ganz fettlosen Thieren erforderlich ist and iibrigens~ wie oben erwahnt~ sogar h6chst schadlich wirkt~ ist eine Verbindung yon arseniksaurem Natron mit Thon als das Beste zu empfehlen. Zu diesem Behufe ist in mSglichst concentrirtes arseniksaures Natron so viel trockener feiner weisser Thon zu schneiden, bis derselbe mit der L0sung einen diinnen Brei bildet, welcher in dieser Form auf das Innere der Hi~ute aufgetragen wird. Bei kleinen und ganz magern Thieren kann jedoch etwas Seifenbrei dazugertthrt wer- den. Dieser arseniksaure Thon verbindet mit grosser Billigkeit zugleich den Vortheil: dass er beim Trockenwerden die Fettig- keit der Hi~ute besser absorbirt, als die schon mit Fettstoff ge-

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schw~ngerte Arsenikseife es irgend vermag. Ausserdem kann er auch noch mit gepulvertem Arsenik vermischt und in soleher Con- sistenz hergestellt werden, dass er auf Reisen bequem zu transpor- tirea ist. Er l~sst sich sparer, in kleine Stiicke zerschnitten, ent- weder wieder mit neuer Giftlauge oder auch blos mit Wasser sehr leicht aufl~sen. A r s e n i k r a u c h e r u n g e n sind ihrer Gef~hrlich- keit wegen nicht zu empfehlen, doch giebt es Fatle, wie bei INestern, Insekten u. gl., wo sie fast alleia &nweadung finden kSnnen. Man benutzt dann gutscb]iessende Kasten oder Schranke, wetche mit einer Glasscheibe verschlossen werden k~nnen. In solche werden die zu ver~fteaden Gegenst~nde gebracht und auf den Boden ein Brettchen gestellt, auf welchcm ein mit Spiritus getr~nkter Wollenbausch sich befindet~ tiber wetchem auf einer Drahtgabel ein Stiickchen Arsenik liegt. Unmittelbar nach dem Anziinden des Spiritus wird dcr Kasten vcrschlossen und bleibt mehrere Stunden unge@'net stehem Die grosse Verd~Lmpfungs- f~thigkeit des erhitzten Arseniks macht eine nur geringe ~ienge Spiritus n0thig.

6) C o n s c r v i r m i t t e l y o n v o r i i b e r g e h e n d e m , z w e i f e l - h a f t e m o d e r gar s c h a d l i c h e m E i n f l u s s . Terpentin~l, Kam- pher, Cajeput~l und was alles schon angewendet worden ist, um Raubinsekten abzuh~Iten, haben nur insofern einige Wirkung, als sie eine Atmosphere vcrbreiten, in welcher yon aussen ankom- mende Rauber den Geruch ihrcr Beutc nicht gewahren und so den ihnen unbekannten Dunstkreis meiden, wogegen abcr bercits ange~'iffene Naturalien nut dana you ihren Zerst~rern befreit werden, wenn z. B. das Terpentin6l diese bertihrt, wodurch aber auch die Naturalien verdorben werden. Das Insektenpulver, das in der ~aushultung ganz entschieden g"ate Dienste thut, ist bei Naturalien fast ebenso er~blglos, denn auch dieses wirkt nur, wenn es bis an die Rauber selbst gelm~gen kana, was nur in sehr weni- gen Fallen m~glich ist, und ausserdem verlier~ es auch mit der Zeit soine Wirksamkeit g~nzlich. H o 1 z e s s ig und K r e o s o t machen d'asselbe aus jeder gaut, was der Rauch aus dem Fleische macht. Statt einer dehnbaren elastischen Haut wird alas Fasorgewebe in Pergament verwandelt, und solche Hiiute brechen, reissen und platzen nach Eerzenslust. Nach ahnlicher Methode durch gelinde Raucherung sind fast alle Paradiesv~gel und die meisten Biilge behandelt, die, durch ~Ialayen praparirt, yon den 5iolukken kom- men. K u p f e r - und E i s e n v i t r i o l wirken vie1 zu heftig und zer-

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st6ren die Hiiute mit der Zeit g~nzlieh, w~hrend sle zugleich der Farbe der Bedeekung sehaden und zuletzt alles brtichig machen wie es auch eine Hitze tiber 60 0 thut. Ihre vielgertihmte In- sektenfeindsehaft dtirfte sich in kurzer Zeit aueh als Irrthum her- ausstellen. Bei Anwendung des Ka lks ist grosse Vorsieht n0thig, denn der kleinste Uebersehuss in der Arsenikseife wirkt zer- st/~rend auf Haut und Bedeekung, weshalb dessen Anwendung giinzlich unterlassen und besser dureh Thon ersetzt wird. Die iiussern Einfltisse, wie Ki~ite, Wiirme, trockene oder feuehte Luft, sind auf die Erhaltung der Naturalien allerdings yon grossem Ein- fluss; da dies abet Einwirkungen sind, an deren riehtige Beurthei- lung wit yon Jugend an dutch Erfahrung gew~ihnt sind, so k/innen Er6rterungen dartiber fiiglich wegfallen; wo aber dennoeh solehe zu maehen sind, wird an den betreffenden Orten das Nothige er- wi~hnt werden.

K u r z e A n l e l t u n g zum Sammeln n a t u r h i s t o r i s e h e r , v o r z l i ~ l i c h z o o l o g i s e h e r Gegenstiinde~

in U e b e r e i n s t i m m u n g mi t It. P l o u c q u e t b e a r b e i t e t yon L. Mar t in , P r : , t pa ra to ren in S t u t t g a r t . 1863.

Der Zweek dieser ±nleitung ist, allen, denen es bisher an den n0thigen betreffenden Vorkenntnissen gefehlt hat, Wege zu zeigen, auf denen sie im Stande sind, in einfaeher Art die ver- schiedensten Naturk0rper in brauehbarer Weise za sammeln and zu bewahren; und erwarten es die Genannten, dass diese ihre auf jahrzehnte lange praktische Erfahrung gesttitzte Mittheilung, die Beaehtung aueh yon Seiten der Wissenschaft finden werde.

Es ist bekannt, dass ~eder organische K6rper kurze Zeit nach seinem Tode einer allgemeinen Entmischung der Stoffe ver- flallt, welehen Process wir mit dem Ausdruck Verwesung oder Fgulniss bezeichnen. Diese Vorgi~nge yon allen solehen Gegen- stimden, die wir ftir naturhistorisehe Zwecke vorbereiten wollen, abzuhalten, ist die erste Bedingung des Sammelns, der sieh in zweiter Reihe die Bewahrung gegen Ungezieferfrass und endlieh die gegen physische oder mechanische Einflfisse ansehliessen. Um nun dem Fimlnissprocess entgegen zu treten, so ist die Wasser- entziehung aus den zu priiparirenden K0rpern das einzige Mittel, sei es nun durch langsames Entziehen des Wassers vermittelst der KMte, oder dureh schnelles Trocknen in warmer troekner L u f t oder dureh Einlegen in adstringirende oder alkoholisehe