CONTENTMANAGEMENTSYSTEME FÜR LEHREN · PDF fileAutorenwerkzeuge (AWZ) dienen der Erstellung des Content und versuchen mit Hilfe einer graphischen Benutzeroberfläche, dem Autor komplexe

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  • CONTENTMANAGEMENTSYSTEME FR LEHREN UND LERNEN ENTWICKLUNGEN UND PROBLEME

    Dipl.-Ing. Gunter Paul, Dipl.-Wirtsch.-Inf. Robert Hossenfelder Media Design Center, TU Dresden, 01062 Dresden

    Kurzfassung

    Autoren von multimedialen Lehr- und Lernmaterialien bedienen sich verschiedenster Autorenwerkzeuge, um z. T. sehr umfangreiche Anwendungen (z. B. Online-Kurse) zu erstellen. Dabei erschweren wachsende Datenmengen das Wiederauffinden und Wiederverwenden von bereits vorhandenen Medienobjekten. In einem arbeitsteiligen Content-Entwicklungsprozess entstehenden daraus Probleme. Eine Verbesserung dieser Situation versprechen Contentmanagement-Systeme. Gengen diese Systeme aber schon den Anforderungen des E-Learning? Es besteht ein Spannungsfeld zwischen der Wiederverwendung von Content und didaktischer Kreativitt. Es sollen mgliche Varianten zur Gestaltung des Zusammenspiels von Autorenwerkzeugen, Contentmanagement-Systemen und Lernmanagement-Systemen (AWZ-CMS-LMS) betrachtet werden.

    Problematik

    Im Bereich des multimedialen Lehrens und Lernens werden zurzeit sehr viele Inhalte in digitaler Form erzeugt, was zu stndig wachsenden und damit unbersichtlichen Datenmengen fhrt. Autoren verlangen deshalb dringend Funktionen zur Beschreibung, zum Wiederauffinden und zur Wiederverwendung von Inhalten. Hinzu kommt, dass sich das bisherige Erstellen dieser Inhalte mit verbreiteten Autorenwerkzeugen wie Flash, Director, Authorware oder Toolbook sehr zeitaufwendig und damit kostenintensiv gestaltet, da hufig eine lange Einarbeitungsphase in diese Werkzeuge notwendig ist, bevor erste Inhalte entstehen knnen. Des Weiteren werden die Autoren aufgrund technischer Barrieren in diesen Werkzeugen an ihrer Kreativitt gehindert, sich auf das eigentlich Didaktische zu konzentrieren. Die Herangehensweise der Autoren in diesem Bereich ist sehr heterogen, d. h. es gibt Autoren die nur mit Word arbeiten bis hin zu Autoren die aufwendige Simulationen und Animationen erzeugen und versuchen, smtliche Materialien in XML-Strukturen abzubilden, um die Wiederverwendbarkeit auf verschiedenen

    Zielmedien zu ermglichen. Aus dem Aspekt der Wiederverwendung von Teilkomponenten (bspw. Assets) wurden Spezifikationen entwickelt, welche zurzeit als Quasi-Standards fr das E-Learning gelten (z. B. SCORM oder AICC) und dabei helfen sollen, die Rekombinierbarkeit der mit erheblichem Aufwand erstellten Inhalte auf unterschiedlichen Systemen zu gewhrleisten. Das erfordert die Beschreibung der Assets etc. bis hin zum Kurs mit didaktisch sinnvollen Metadaten (MD). Der zustzliche Aufwand fr die Autoren ist dabei nicht zu unterschtzen. Beim Zusammensetzen des Kurses aus vorgefertigten Teilen besteht die Gefahr, didaktisch ungeeignete Kombinationen zu whlen. Um das zu vermeiden, kommt der Metadatenvergabe besondere Bedeutung zu. Zudem muss eine Nachbearbeitungsmglichkeit fr Inhalt und MD im Autorenwerkzeug gegeben sein. Hier trifft man auf eine Reihe heute ungelster Probleme. Umgebungen zum Abspielen des Content wie Lernmanagement-Systeme (LMS) bieten eine immer besser werdende Untersttzung fr diese Standards. In Autorenwerkzeugen ist die Standarduntersttzung aber nur so umgesetzt, dass der Aspekt der

  • Wiederverwendung von Teilkomponenten so gut wie nicht bercksichtigt wird, die entwickelten Materialien sind nur als Ganzes wiederverwendbar. Herkmmliche Autorenwerkzeuge bieten an dieser Stelle ebenfalls auch keine Mglichkeiten zur geordneten Ablage fr Inhalte. Aus dieser Situation hat sich ein Bedarf an einer Infrastruktur ergeben, welche als zentrale Komponente ein spezielles Contentmanagement-System (CMS) fr das Lehren und Lernen enthalten sollte, an das sich aber gleichzeitig einfach bedienbare Autorenwerkzeuge mit Standarduntersttzung sowie standardkonforme Lernmanagement-Systeme anbinden lassen.

    Begriffe

    Zum besseren Verstndnis folgen zunchst kurze Erluterungen zu den hier verwendeten Begriffen. Content bezeichnet Informationspakete, welche in einer durch ein Medium nutzbaren und austauschbaren Form vorliegen [1]. Content wird im Allgemeinen aufgeteilt in Inhalt, Struktur und Layout, um eine breite Wiederverwendbarkeit von Einzelkomponenten zu gewhrleisten. Diese Sichtweise ist in Bezug auf E-Learning-Content zu ungenau, da der Einsatzzweck das Lernen selber nur aus dem richtigen Zusammenspiel dieser Komponenten optimal untersttzt werden kann. Asset bezeichnet die kleinste nicht weiter sinnvoll zerteilbare Einheit des Content. Als Contentmanagement (CM) wird die Handhabung digitaler Informationen in allen Prozessen/-schritten von der Entstehung bis zur Distribution und Verwendung bezeichnet [1]. Ein Contentmanagement-System (CMS) ist ein IT-basiertes System, das die Prozesse zur Organisation, Verwaltung und Durchfhrung des CM untersttzt [1].

    Als Contentlifecycle wird der Lebenszyklus des Content von der Generierung, Organisation, Aufbereitung ber die Nutzung bis zur Archivierung und Wiederverwendung bezeichnet. Eine Umgebung fr den Contentlifecycle, in diesem Fall eine sog. E-Learning-Infrastruktur, besteht nicht nur aus einem CMS, sondern auch aus geeigneten Autorenwerkzeugen und Lernmanagement-Systemen, welche sich an das CMS anbinden lassen. Autorenwerkzeuge (AWZ) dienen der Erstellung des Content und versuchen mit Hilfe einer graphischen Benutzeroberflche, dem Autor komplexe Details der Umsetzung zu verbergen [2]. In einem Lernmanagement-System (LMS) wird erstellter Content abgelegt und den Lernenden zur Verfgung gestellt. Dabei kann der Lernprozess mitverfolgt und protokolliert werden und Lernende und Lehrende knnen ber synchrone und asynchrone Kommunikationstools miteinander diskutieren [2]. In dieser Infrastruktur sind, bezogen auf den Contentlifecycle, drei Rollen von Bedeutung: der Autor, der Tutor und der Lerner. Der Autor verwendet dabei das AWZ in Zusammenhang mit dem CMS zur Erstellung der Inhalte (Assets und Kurse), Tutor und Lerner dagegen nutzen die Inhalte ber das LMS (Abb. 1).

    Eignung der Systeme

    LMS sind fr ihr Einsatzgebiet besonders gut spezialisiert. Sie zielen ausschlielich auf den Bereich E-Learning ab. AWZ werden zurzeit zu einem groen Teil im E-Learning-Bereich verwendet, sie weisen aber auch fr andere Bereiche Optimierungen auf, wie bspw. fr die Erstellung von Werbung. Die geringste Beziehung zum E-Learning besteht bisher im CMS-Bereich. Hier liegt aktuell der Fokus auf Web-Contentmanagement-Systemen (WCMS), welche zwar durch die Web-Ausrichtung auf den ersten Blick eine gute Voraussetzung fr E-Learning-

  • Contentmanagement bilden, aber den Anforderungen an ein E-Learning-CMS nicht gengen. WCMS mit integriertem Redaktionssystem sind auf die direkte Auslieferung der Inhalte ber einen Web-Server ausgerichtet, wohingegen das Haupteinsatzgebiet von E-Learning-CMS darin bestehen sollte, Inhalte zu rekombinieren und in standardkonformen Paketen abzulegen (Packaging), die spter durch Import in den unterschiedlichen LMS genutzt werden knnen. Dabei wird ein Redaktionssystem im herkmmlichen Sinne nicht mehr bentigt, da diese Funktionalitt fr relevante Aufgaben bezglich E-Learning bereits im LMS vorhanden ist. LMS-Hersteller haben sich dazu entschlossen, die Content-Verwaltung in ihren Systemen in diese Richtung zu verbessern und damit werbewirksam den Begriff Learning-Contentmanagement-System (LCMS) einzufhren. Diese LCMS verfgen zumeist ber vom Hersteller gekaufte und anschlieend an das jeweilige LCMS angepasste Autorenwerkzeuge, wobei der darin erstellte Content meist nur auf dem eigenen System voll funktionsfhig ablaufen kann.

    Architekturen

    Es lassen sich insgesamt vier denkbare Systemarchitekturen/-konfigurationen fr eine Komponentenbeziehung zwischen LMS, CMS und AWZ aufstellen. Diese sollen im Folgenden kurz beschrieben und betrachtet werden. Die erste Variante besteht aus der LMS-CMS-Integration zu einem LCMS, wobei das AWZ extern ausgelagert ist (Abb. 2). Durch Content-Lagerung sowie -Nutzung in demselben System, kann das Einstellen von Content beschleunigt werden. Das Auftreten von Schnittstellenproblemen lsst sich eingrenzen. Es besteht hier aber die Gefahr, dass die Interoperabilitt des Content durch zu enge Beziehungen zwischen AWZ und LCMS, bspw. durch

    Verwendung proprietrer Schnittstellen, nicht gewhrleistet werden kann. Die zweite Variante besteht in einer vollstndigen Integration von LMS, CMS und AWZ (Abb. 3). Der Hauptvorteil liegt hier darin, dass durch diese Konstellation keine Schnittstellenprobleme auftreten sollten. Testmglichkeiten und Adhoc-nderungen am Content sind hier i. d. R. leicht mglich und es ist eine sehr gute Verknpfung des Content mit den Kommunikationsfunktionen der Plattform realisierbar. Von Nachteil ist die volle Abhngigkeit vom System und die Frage der Content-Interoperabilitt mit anderen LMS. Variante drei wre eine vollstndige Trennung von LMS, CMS und AWZ. Hierbei ist besonders nachteilig, dass es sehr viele Schnittstellen und damit ein komplexes Gesamtsystem (Wartung und Lizenzen) gibt (Abb. 4). Die Interoperabilitt zwischen den Systemen ist heute kaum gegeben und fr die Autoren ist ein besonders hoher Aufwand im Erstellungs- und Nutzungsprozess zu erwarten (z. B. Einarbeitung in drei verschiedene Systeme). Von Vorteil ist hierbei nur die scheinbare Unabhngigkeit bei der Systemauswahl entsprechend der geforderten Funktionalitten. In der Praxis zeigt sich aber, dass LMS, CMS und AWZ ber wenige, oft ungeeignete Schnittstellen verfgen, was die freie Auswahl an Systemen drastisch einschrnkt, oder einen erheblichen Anpassungsaufwand hervorruft. Die vierte Variante besteht aus einem einzelnen LMS und einer Integration aus CMS und AWZ (Abb. 5). Von Vorteil fr den Autor ist hierbei, dass er alle Ttigkeiten in einem System vornehmen und unabhngig vom LMS entwickeln kann. Schnittstellenprobleme knnen nur noch auf Kursebene entstehen. Nachteilig ist, dass die unterschiedliche