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Controlling & IT – Hype oder nachhaltige Entwicklung? Wie werden IT-Trends das Controlling bis zum Jahr 2017 verändern? Self-Service- Auswertung, Mobilität und Big Data versprechen mehr Effizienz und Effektivität. Allerdings bleiben Zweifel, ob sie nicht vielmehr einen kurzfristigen Hype als eine nachhaltige Verbesserung darstellen. Torben Tretbar, Leona Wiegmann und Erik Strauß zeigen mögliche Veränderungen des Controllings. Torben Tretbar/Leona Wiegmann/Erik Strauß 12 Controlling & Management Review Sonderheft 2 | 2013 Neue Wege | Artikel

Controlling & IT — Hype oder nachhaltige Entwicklung?

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Page 1: Controlling & IT — Hype oder nachhaltige Entwicklung?

Controlling & IT – Hype oder nachhaltige Entwicklung? Wie werden IT-Trends das Controlling bis zum Jahr 2017 verändern? Self-Service-Auswertung, Mobilität und Big Data versprechen mehr Effizienz und Effektivität. Allerdings bleiben Zweifel, ob sie nicht vielmehr einen kurzfristigen Hype als eine nachhaltige Verbesserung darstellen. Torben Tretbar, Leona Wiegmann und Erik Strauß zeigen mögliche Veränderungen des Controllings.

Torben Tretbar/Leona Wiegmann/Erik Strauß

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Carsten B., Vorstand des Ressorts Nutzfahrzeuge, ist unterwegs in Sao Paolo und bespricht mit dem dortigen Landeschef Möglichkeiten zur Profitabili-tätssteigerung in Lateinamerika. Sie diskutieren auch die Errichtung eines weiteren Lkw-Werkes. Über seinen Tablet-PC ruft Carsten B. spontan die südamerikanische Umsatzentwicklung der letzten Jahre ab. Skeptisch durch die zuletzt rückläufigen Zahlen analysiert er über die Drill-down-Funktion die Umsätze einzelner Länder und bemerkt einen Verkaufseinbruch in Ar-gentinien. Die ebenfalls hinterlegten volkswirtschaftlichen Informationen zeigen, dass die dortige Wirtschaft stark unter Verstaatlichungen und einer hohen Inflation zu leiden hatte. Zurück in Deutschland bittet Carsten B. die Controlling-Abteilung zu prüfen, ob die wirtschaftlichen und politischen Probleme auf den Rest des Kontinents übergreifen könnten. Mit einer Muster-erkennungssoftware und den volkswirtschaftlichen Daten der letzten 50 Jahre prognostizieren die Controller auch in den Nachbarländern einen um zwei

Jahre verzögerten Wirtschaftsabschwung. Eine Szenarioanalyse zeigt, dass sich das neue Werk nur in einem positiven Ausnahmefall rechnen würde. Daher beauftragt Carsten B. die Controller, Pläne zur Steigerung der Profi-tabilität über Kosteneinsparungen auszuarbeiten. Der direkte und orts-unabhängige Zugriff auf aktuelles und visuell aufbereitetes Datenmaterial, ausgezeichnete Analyseprogramme und ein direkter Austausch mit der Controlling-Abteilung haben diese rasche Entscheidung möglich gemacht. Gleichzeitig kann er durch die datenbasierte, transparente Entscheidungs-findung auch den brasilianischen Landeschef für die neue Strategie ge-winnen.

Das gezeichnete Szenario bietet einen Ausblick, wie die aktuellen IT-Trends Self-Service-Auswertung, Mobilität und Big Data das Controlling nachhaltig verändern können (vgl. auch Weber/Strauß/Spittler 2011). Zum einen ist die Berichterstattung an der Schnittstelle zwischen Managern und Controllern betroffen. Self-Service-Anwendungen, Verfügbarkeit von Echtzeitdaten sowie mobile Endgeräte erlauben Managern weltweit an jedem Ort einen eigenständigen Zugriff auf aktuellste Informationen. Controller werden da-mit teilweise von ihrer Aufgabe der Berichterstattung befreit – einer Tätigkeit, die immerhin gut ein Fünftel (21 %) ihrer Arbeitszeit in Anspruch nimmt (vgl. Schäffer/Weber/Mahlendorf 2012, S. 14). Zum anderen verändert sich auch für die Controller selbst die verfügbare Datenbasis gravierend. Durch „Big Data“ wird sie zukünftig noch umfangreicher, viel fäl tiger und schneller verfügbar sein und Controller noch stärker als bisher in die Lage versetzen,

Leona Wiegmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Management und Controlling der WHU – Otto Beisheim School of Ma-nagement, Burgplatz 2, 56179 Vallendar, E-Mail: [email protected]

Dr. Erik Strauß ist Juniorprofessor am Institut für Management und Controlling der WHU – Otto Beisheim School of Ma nagement, Burgplatz 2, 56179 Vallendar, E-Mail: [email protected]

Torben Tretbar ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Management und Controlling der WHU – Otto Beisheim School of Ma-nagement, Burgplatz 2, 56179 Vallendar, E-Mail: [email protected]

„Auch für die Controller verändert sich die verfügbare Datenbasis gravierend. Durch Big Data wird sie zukünftig noch umfangreicher, vielfältiger und schneller verfügbar sein.“

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zu einer verbesserten Entscheidungsqualität im Unternehmen beizutragen.

Wie einst die Einführung der ERP-Systeme, scheinen diese Entwicklungen einen erheblichen positiven Einfluss auf die Tätigkeit der Controller zu haben. Jedoch wirft unser Beispiel auch Zweifel am nachhaltigen Erfolg der Trends auf: Wollen Manager Informationen wirklich selbst auswerten, besonders im Rahmen einer spontanen Diskussion? Und wenn ja, ist das Unternehmen dann einer Gefahr des Aktionismus ausgesetzt, weil Manager auf kurzfristige Trends überreagieren? Treffen sie möglicherweise eine Entscheidung, ohne, wie im Beispiel, den Controller noch einmal zurate zu ziehen? Be nötigen Con-

troller überhaupt eine verbesserte Datenbasis? Verschiebt sich der Fokus bei Analysen ungewollt vom betriebswirtschaftlich Sinnvollen auf das technisch Mögliche? Hätte unser Bei-spiel-Controller nicht über ein aufmerksames Verfolgen der Tagespresse zum selben oder gar einem differenzierteren Bild gelangen können?

In einer Studie des WHU-Controllerpanels haben wir un-tersucht, wie die Trends bereits heute in der Praxis umgesetzt sind und wie ihr Implementierungsstatus im Jahr 2017 aus-sehen wird. Deutlich wird, dass sich eine Vielzahl von Unter-nehmen intensiv mit dem Thema auseinandersetzt und einen verstärkten Einsatz der neuen Technologien plant. Wie sich die Schnittstelle zum Management verändern und welche Auswirkung Big Data auf die Datenbasis der Controller haben wird, soll im Folgenden beleuchtet werden.

Die Schnittstelle zwischen Management und Controller Mehr Information im Self ServiceSchon heute hat eine Vielzahl der befragten Unternehmen die Möglichkeiten erkannt, die Self-Service-Auswertungen in der Berichterstattung bieten (vgl. Abbildung 1). Die größte Grup-pe unserer Respondenten (39 %) setzt auf eine standardi sierte Informationsbasis, in welcher der Manager aus einer Reihe von Vorlagen den für sich passenden Bericht auswählen und z. B. als PDF-Datei herunterladen kann. Eine ebenfalls nicht unbeträchtliche Gruppe (26 %) setzt auf eine eingeschränkte Auswahl an Informationen, in der der Manager bestimmte Kennzahlen selbstständig betrachten und bei Bedarf bis zu

Zusammenfassung

•Eine Studie des WHU-Controllerpanels zeigt, dass die Controller-Community die aktuellen IT-Trends Self-Service-Auswertung, Mobilität und Big Data als nachhaltige Entwicklungen einstuft.

•Die Mehrheit der Respondenten geht davon aus, im Jahr 2017 umfangreiche Möglichkeiten zur Self- Service-Auswertung bereitstellen und einen großen Teil der Unternehmensdaten für komplexe Ana lysen nutzen zu können.

•Durch die Umsetzung der Trends werden Control-ler noch stärker in einen inhaltlichen Dialog auf Augenhöhe mit dem Management treten können.

Quelle: WHU-Controllerpanel 2012

Abb. 1 Informationsumfang der Self-Service-Anwendung

17 %

5 %

39 %

18 %

26 %

30 %

18 %

47 %

Kein Self Service Standardisierte Informationsbasis

Eingeschränkte Informationsauswahl Vollständige Informationsauswahl

2012

2017

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einem festgelegten Aggregationslevel analysieren kann. In unserem Beispiel kann er in der Self-Service-Anwendung mit Leichtigkeit einen Drill-down durchführen und feststellen, welche Landesgesellschaft für den Umsatzrückgang verant-wortlich ist. Die drittgrößte Gruppe (18 %) geht noch einen Schritt weiter und bietet ihren Managern eine vollständig freie Informationsauswahl, das heißt, es können Eigenanalysen auch auf Detailebene durchgeführt werden. Beispielsweise könnte der Manager sogar sehen, ob die Umsätze eines bestimmten Kunden ausgeblieben sind. Nur die kleinste Gruppe (17 %) nutzt noch keine Self-Service-Auswertung.

Bis 2017 ist zu erwarten, dass Self-Service-Auswertungen noch erheblich stärker genutzt werden. Fast die Hälfte (47 %) unserer Respondenten möchte bis dahin eine vollständige Informationsauswahl zum Einsatz bringen. Die übrigen Respondenten planen überwiegend den Einsatz einer ein-geschränkten Informationsauswahl (30 %), gefolgt von einer standardisierten Informationsbasis (18 %). Nur eine kleine Gruppe (5 %) unserer Studienteilnehmer möchte im Jahr 2017 noch keine Self-Service-Anwendung nutzen.

Offenbar sieht die Mehrheit der Unternehmen also ein Interesse ihrer Manager, auch auf Detailebene auf Informa-tionen zugreifen zu können. Das Risiko, dass Manager sich in operativen Details verzetteln und als Konsequenz die Orga-nisation durch Aktionismus in Unruhe versetzen könnten, wird als vernachlässigbar eingeschätzt. Sollten sich die Ent-wicklungen, die unsere Studie prognostiziert, bestätigen, können Controller im Jahr 2017 mit einer erheblichen Zeit-ersparnis bei der Berichterstattung rechnen. Darauf sollten sie sich schon heute vorbereiten und für die zukünftig primär inhaltliche Diskussion mit Managern wappnen.

Mobilität führt zu einer intensiveren InformationsnutzungVerstärkend auf diesen Trend zur Self-Service-Auswertung wirkt auch die zunehmende Mobilität. 2012 stellte nur knapp ein Viertel (24 %) der Unternehmen seine Self-Service-Anwen-dung mobil zur Verfügung, machte damit aber bereits sehr gute Erfahrungen. Die überwiegende Mehrzahl dieser Pioniere beobachtet eine stärkere Informationsnutzung durch Manager.

Der Grund für die stärkere Nutzung ist primär die flexible-re Verfügbarkeit der Daten. Manager haben durch mobilen Self Service die Möglichkeit, sich überall ohne Verzögerung und ohne Hilfe der Controller mit Unternehmenszahlen aus-einanderzusetzen. In unserem Eingangsbeispiel konnten die beiden Manager durch den mobilen Self Service aktuelle

Umsatzentwicklungen in ihrer Diskussion berücksichtigen, ohne warten zu müssen, bis ein Controller diese Informatio-nen bereitstellt. Neben der flexibleren Verfügbarkeit spielt aber auch die Bedienbarkeit der Systeme in Form der Benut-zeroberfläche eine Rolle. Um Informationen auf Smart phones und Tablet-PCs anzuzeigen, müssen Software-Entwickler diese für die benutzerfreundliche Handhabung der mobilen Endgeräte aufbereiten. Außerdem ist hier eine leichtgängige Visualisierung der Informationen üblich. Der spielerische Umgang mit Informationen macht es für Manager noch attraktiver, eigenständig auf diese zuzugreifen.

Drei Viertel (75 %) unserer Respondenten planen bis 2017, ihre Self-Service-Anwendung auch mobil verfügbar zu ma-chen. Es ist zu erwarten, dass Manager sich dadurch stärker mit den Unternehmensdaten beschäftigen. In der Folge wird von Controllern weniger als heute gefragt sein, die eigent-lichen Zahlen zu vermitteln. Vielmehr können sie ihren Kon-takt mit dem Management nutzen, um Zahlen inhaltlich zu diskutieren, Zusammenhänge herzustellen und die Rolle des strategischen Business Partners einzunehmen.

Echtzeitdaten erhöhen die Attraktivität der Self-Service-AnwendungDoch nicht nur die mobile Verfügbarkeit steigert die Attrak-tivität von Self Service, sondern auch die Verfügbarkeit von Echtzeitdaten in dieser überzeugt. Manager können sich da-durch jederzeit über die aktuellsten Zahlen des Unterneh-mens informieren und entsprechend schnell reagieren. Aller-dings birgt das auch die Gefahr, dass manch eine Führungs-kraft in Aktionismus verfällt. Während heute der Controller

Kernthesen

•In Zukunft werden Manager umfangreiche Möglich-keiten zur Self-Service-Auswertung aktueller Unter-nehmensinformationen haben.

•Der Abruf von Daten für die Entscheidungsfindung wird zunehmend über mobile Endgeräte stattfinden.

•Controller werden mit einer verbesserten Daten-basis und somit einer besseren Möglichkeit zur Entscheidungsunterstützung ausgestattet.

•Wenn sie richtig eingesetzt werden, unterstützen die Trends Controller bei der Entwicklung hin zum Business Partner.

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sicherstellt, dass ein Trend auch wirklich von nachhaltiger Be-deutung ist, muss der Manager zukünftig selbst über das Hintergrundwissen verfügen, um ihn richtig zu interpretie-ren. Nichtsdestotrotz setzt die überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer unserer Studie auf Echtzeitdaten im Self Service: Während 2012 nur ein kleiner Teil (29 %) der Unternehmen ihre Self-Service-Anwendung mit Echtzeitdaten bestückten, planen knapp zwei Drittel (64 %) der Respondenten, dies bis 2017 umzusetzen. Die Konsequenzen dieser Entwicklung können mit Spannung erwartet werden.

Pioniere hinterfragen ihre Self-Service-Anwendung kritisch Bisher scheint es, dass wir an der Schnittstelle von Manager und Controller künftig bei fast allen Unternehmen eine Self- Service-Anwendung mit umfangreichem Informationsangebot, mobi-ler Verfügbarkeit und Echtzeitdaten vorfinden werden. Die zu Beginn angesprochenen Zweifel, ob in der langfristigen Per-spektive die Nachteile der Self-Service-Anwendungen nicht überwiegen werden, bestätigen unsere Respondenten nicht. Allerdings sollte diese Beurteilung vor dem Hintergrund inter-pretiert werden, dass die wenigsten der Respondenten die neuen Technologien heute schon selbst nutzen.

Beschränkt man die Betrachtung auf jene Respondenten, die bereits intensive Erfahrungen gesammelt haben, zeigt sich – insbesondere im Hinblick auf den Umfang der zur Ver-fügung stehenden Informationen – ein kritischeres Bild. Ein Drittel (33 %) der Unternehmen, die ihren Managern 2012 den vollständigen Zugriff auf alle Informationen bis auf Detailebene ermöglichten, möchten den Informationsumfang bis 2017 wieder reduzieren. Manager können dann zwar

immer noch Analysen bis zu einem festgelegten Informa-tionslevel durchführen oder standardisierte Berichte herunter-laden, allerdings können sie keine Daten mehr bis auf Detail-ebene analysieren. Scheinbar ist ein Mehr an Information auch für Manager nicht immer von Vorteil.

Vor diesem Hintergrund lässt sich vermuten, dass diese Unternehmen nicht ausschließlich positive Erfahrungen mit dem Detailzugriff gemacht haben. Obwohl über die Gründe nur spekuliert werden kann, liegen zwei Erklärungen nahe: Zum einen könnte es sein, dass das Kosten-Nutzen-Verhält-nis eine Datenbereitstellung in diesem Umfang nicht recht-fertigt, da die Informationen in dem Umfang nicht von Managern genutzt werden. Zum anderen ist es möglich, dass Manager zwar auf die Informationen zugreifen, ohne adäqua-te Aufbereitung und Kommentierung jedoch nicht entspre-chend interpretieren können. In diesem Fall bergen Detail-informationen die Gefahr, dass mehrere Manager die gleichen Zahlen unterschiedlich beurteilen und damit auf gleiche Fragen verschiedene Antworten finden. Auch hier scheint es für die Betroffenen die bessere Alternative zu sein, hoch aggregierte Daten standardmäßig zur Verfügung gestellt zu bekommen und detaillierten Informationsbedarf mit ge-zielten Sonderanalysen seitens des Controllings abzudecken.

Im Hinblick auf „Mobilität“ und „Echtzeitdaten“ im Self Ser-vice konnten wir jedoch keinen solchen Trend feststellen. Hier möchten alle Unternehmen, die die jeweilige Option im Jahr 2012 anboten, diese auch bis zum Jahr 2017 beibehalten. Bei der mobilen Verfügbarkeit der Daten liegen die Vorteile ohne-hin auf der Hand. Aus der hohen Akzeptanz von Echtzeit daten schließen wir, dass die Praxis unsere Sorge im Hinblick auf die Gefahr eines zunehmenden Aktionismus (noch) nicht teilt.

Datenbasis für AnalysenNeue Technologien bringen neue Analysemöglich-keiten mit sichWelche Veränderungen dürfen Controller bis 2017 in der Menge, Vielfalt und Zugriffszeit ihrer Datenbasis erwarten? Kundendaten werden beispielsweise immer granularer erfasst und teilweise mit Informationen aus sozialen Netzwerken kombiniert. Es wird zukünftig möglich sein, für Analysen direkt auf operative Systeme zuzugreifen – mit dem Vorteil, dass Daten sofort verfügbar sind und nicht erst in das Data Warehouse eingelesen werden müssen. Controller können deshalb auf eine größere Datenmenge zurückgreifen, was für verschiedene Analysearten von Vorteil ist. Es lassen sich Hypothesen über bestimmte Zusammenhänge testen und

Handlungsempfehlungen

•Entlasten Sie Ihre Controlling-Abteilung durch die Bereitstellung von Self-Service-Anwendungen.

•Bereiten Sie Ihre Controlling-Abteilung darauf vor, das Management zukünftig weniger als Bericht-erstatter und mehr als strategischer Diskussions-partner zu unterstützen.

•Wägen Sie sorgfältig ab, welche Informationen Sie in welcher Detailtiefe zur Verfügung stellen.

•Nutzen Sie Big Data, um die Entscheidungsqualität und den Mehrwert des Controllings zu steigern.

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damit Vermutungen bestätigen oder widerlegen. Wie in unse-rem Beispiel können, abgesehen von der reinen Hypothesen-prüfung, die Daten auch mithilfe statistischer Verfahren auf Muster und Zusammenhänge durchsucht werden („Data Mining“). Objektive Kriterien helfen dann in der Findung von Entscheidungen, die heute nach Bauchgefühl getroffen werden.

Anwendungsbeispiele im Controlling sind heute noch eine SeltenheitAnwendungsbeispiele für Big Data lassen sich insbesondere im Bereich des Massenkundengeschäfts finden. Online-Händler nutzen beispielsweise schon seit Langem Verhaltensmuster ihrer Kunden, um Kaufempfehlungen zu geben. Die Finanz-branche hat die Mustererkennung ebenfalls für sich entdeckt und setzt mit „Algorithmic Trading“ automatisierte Systeme zum Wertpapierhandel ein. Dabei werden auf Basis vergange-ner Trends am Aktienmarkt neue Handelsstrategien entwickelt.

Auch für das Controlling bietet Big Data großes Potenzial: Fundierte Analysen lösen, zumindest bei einigen Ent schei-dungen, das Bauchgefühl der Manager ab (vgl. McAfee/ Brynjolfsson 2012). Das führt nicht nur zu einer besseren Ent-scheidungsfindung, sondern kann auch die Entscheidungskom-munikation erleichtern. Schließlich sind Außenstehende von transparent getroffenen Entscheidungen leichter zu überzeugen.

Darüber hinaus ergeben sich neue Möglichkeiten durch die Verbindung finanzieller Zielgrößen mit nicht-finanziellen Erfolgsfaktoren. Beispielsweise kann die Umsatzerwartung eines neuen Produktes an seine Resonanz in sozialen Netz-werken wie Facebook geknüpft werden. Auf ähnliche Weise

können auch externe Stakeholder wie Lieferanten und Kun-den in die eigene Planung einbezogen werden. So können beispielsweise Logistikdienstleister die Auftragslage von Ver-sandhäusern berücksichtigen.

Controller erwarten intensivere Nutzung großer DatenmengenNach Einschätzung unserer Respondenten nutzt das Controlling diese Möglichkeiten heute nur eingeschränkt, ist aber im Hinblick auf die Entwicklung bis 2017 diesbezüglich optimistisch (vgl. Abbildung 2). Während 2012 nur knapp die Hälfte (41 %) der Unternehmensdaten für komplexe Analysen verwendet wurden, sollen es bis 2017 fast zwei Drittel (59 %) sein. Analog dazu soll der Anteil der Unternehmensdaten, auf den das Controlling ohne Verzögerung zugreifen kann, von gut der Hälfte (58 %) in 2012 auf drei Viertel der Unternehmensdaten (75 %) in 2017 wachsen. Damit zeichnet sich auch hier ein deutlicher Anstieg ab.

Quelle: WHU-Controllerpanel 2012

Abb. 2 Nutzung von Big Data

58 % 41 %

75 % 59 %

2012 2012

Anteil der Unternehmensdaten, die dem Con-trolling ohne Verzögerung zur Verfügung stehen

Anteil der Unternehmensdaten, die für komplexe Analysen und Mustererkennung verwendet werden

2017 2017

+ 29 % + 44 %

Ergänzende Studientipps

•Weber, J./Gschmack, S./Tretbar, T./Wiegmann. L.: IT-Trends und ihre Auswirkung auf Management und Controlling, Schriftenreihe Advanced Control-ling, Band 87, Weinheim 2013.

•Interview mit Dr. Lothar Burow, Bayer AG, und Wolfgang Zellerhoff, Bayer Material Science AG, in diesem Heft.

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FazitDie aktuellen IT-Trends Self-Service-Auswertung, Mobilität und Big Data sind für das Controlling mehr als nur ein kurz-fristiger Hype. Die Controller-Community ist vielmehr davon überzeugt, dass diese Trends bis 2017 nachhaltigen Einsatz finden werden. Offenbar haben Manager ein Interesse daran, eigenständig Informationen zu analysieren. Ebenso wird die

mobile Bereitstellung von aktuellen Echtzeitdaten im Self Service zunehmen, um die entsprechende Anwendung noch attraktiver zu gestalten. Ergänzend dazu verbessert Big Data die Möglichkeiten, bei wichtigen Entscheidungen zu unter-stützen. Controller dürfen also einen deutlichen Effizienz-gewinn in der Berichterstattung und einen Effektivitäts-gewinn in der Entscheidungsunterstützung erwarten.

Ob sie die resultierenden Vorteile tatsächlich nutzen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Fraglich ist beispiels-weise, welche Rolle die IT-Abteilung künftig spielt. Durch die Bereitstellung von Self-Service-Anwendungen wird sie näher an das Management rücken und dort möglicherweise einen höheren Stellenwert als heute einnehmen. Ebenso werden Controller gezwungenermaßen die Informationshoheit ab-geben und nur unter Umständen die Deutungshoheit über Zusammenhänge behalten. Wenn ihnen dies jedoch gelingt, stellen die Trends eine echte Chance für Controller dar, einen weiteren Schritt in Richtung Business Partner zu gehen.

LiteraturMcAfee, A./Brynjolfsson, E.: Besser entscheiden mit Big Data, in: Harvard Business Manager, 34. Jg. (2012), Heft 11, S. 23 – 30.

Schäffer, U./Weber, J./Mahlendorf, M.: Controlling in Zahlen, Vallendar 2012.

*a Weber, J./Strauß, E./Spittler, S.: Controlling & IT: Wie Trends und Herausforderungen der IT die Controllingfunktion verändern, in: Zeitschrift für Controlling & Management, 56. Jg. (2011), Heft 2, S. 105 – 109. (ID: 3226970)

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a Zusätzlicher Verlagsservice für Abonnenten von „Springer für Professionals | Finance & Controlling“

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Sprache

☐ Deutsch (20) ☐ Englisch (485)

Von der Verlagsredaktion empfohlenvan Til, P.: Business Intelligence: The Structured Part, in: Baan, P. (Hrsg.): Enterprise Information Management, New York 2013, S. 149 – 173, www.springerprofessional.de/3661726

Methodik

Im Rahmen einer Umfrage unter 1.054 Mitgliedern des WHU-Controllerpanels im Jahr 2012 haben ins-gesamt 400 Respondenten zum Thema Controlling & IT Stellung bezogen. Die Respondenten üben über-wiegend eine Führungsfunktion im Finanzbereich (z. B. Controlling-Leiter) aus. Die Mehrheit (56 %) ist in mittelständischen Unternehmen mit 51 bis 1.000 Millionen Euro Umsatz beschäftigt, immerhin knapp ein Fünftel (18 %) kommt aus großen Unternehmen mit über 1.000 Millionen Euro Umsatz, und noch ein-mal ein Viertel (26 %) repräsentiert Kleinunterneh-men mit maximal 50 Millionen Euro Umsatz. Unsere Respondenten wurden gefragt, inwiefern sie die jewei-ligen Trends im Jahr 2012 nutzten und im Jahr 2017 zu nutzen planen. Ergänzend haben wir in Experten-interviews Erkenntnisse zu den konkreten Möglich-keiten der Trends gewonnen.

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