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Bahnhof?
ein Fotoprojekt
BahnhofKommen und gehen, ankommen, weggehen, Anfangspunkte, End-
punkte - was bleibt ? Das „Was bleibt“ war der Auslöser für dieses Foto-projekt, das einen Vorläufer in München hat. „München von drei bisdrei“ 1993 festgehalten in Bild und Text von einer kleinen Gruppebayrischer Studenten, unter ihnen Alphons Fakler. Wir wollten das nichtidentisch für Zürich wiederholen, schliesslich ist Zürich nicht Mün-chen. Aber wieso kamen wir jetzt eigentlich auf Bahnhof ?
Bahnhöfe sind öffentlicher Raum. Wir partizipieren an diesem,wir sind Bestandteil, über das Bauliche hinaus - und so ist es in diesenBilder offensichtlich auch immer gemeint - schaffen wir diesen öffentli-chen Raum. Er gehört denen, die sich in ihm aufhalten, wenn auch nurfür diesen Zeitraum. Zeitraum, was für ein Wort: Man versuche ihndoch einmal auszuloten ! Standortbestimmung: Wie bestimmen wirunseren Standort ? Bahnhöfe sind Navigationspunkte im individuellenund kollektiven Erleben. Spiegelungen des Transienten. Ist es nicht über-raschend, wie oft in diesen Bildern, unabhängig voneinander, durch diezehn Bildschaffenden, Spiegelungen festgehalten wurden ? Wir begeg-nen uns als Reisende in diesen Bahnhofshallen selbst. Als Bewohnerdieser Stadt, Kunden des öffentlichen Verkehrs, Benutzer, Besucher desHauptbahnhofs. Als Reisende vor allem.
Nochmals: warum haben wir für Zürich gerade den Hauptbahn-hof ausgewählt ? Antworten auf diese Frage geben die Bilder selbst: eineAhnung der biographischen Schnittstellen, Weichen, Prellböcke. Men-schen in Bewegung; die begrenzte und dadurch fassbare Grösse des Rau-mes. Der beständige Wechsel des Immergleichen. Der Zusammenhangvon Zeit und Raum ist hier deutlicher spürbar als irgendwo sonst: DieOmnipräsenz der Uhren, das beständige Vorrücken der Zeiger, zugleichdie monotone Wiederholung der Zugansagen, Streckenschilder, dasVorhersagbare, Verlässliche. Der Hauptbahnhof als Metapher für dieBeständigkeit der Welt, die schriftliche Zusicherung, dass es ein Baselgibt, das von Zürich aus in 58 Minuten erreichbar ist. Der Zauber desAnfangs wohnt hier: Der Beginn einer grossen Reise könnte mit dem
kleinen Schritt vom Perron in den Nachtzug nach Rom beginnen, odernach Budapest, oder nach Paris (oder München !). Ankommen - Abrei-sen. Kaum ein öffentlicher Raum, der die Zahl möglicher Handlungenso stark minimiert.
Für einen Moment jedenfalls: die Ankommenden, die Fort- unddie Weiterreisenden, die Zurückbleibenden und die Wartenden auf eineLinie bringt. Eine kleine Illusion, allein schon deshalb so reizvoll, weilsie zwischen zwei Zugansagen von keinem wahrgenommen wird. Gleichwird sich diese Egalité wieder auflösen in Erst- und Zweitklass-Reisen-de, S-Bahn-, Mit- und Schwarzfahrer. Bahnhof als Mikrokosmos: Men-schen mit und ohne Anschlussbillet, Gruppen, Einzelreisende, Pärchen,das Reisen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, der eilige Reisen-de, der den wichtigen Zug eben noch erwischt. Oder gerade nicht mehrund sich mit der Endgültigkeit abfinden muss, diesen abgefahrenen Zugbestimmt nie mehr erreichen zu können. Überhaupt Schlusslichter: Derrote Faden der Ariadne wird wieder aufgerollt. Die gesetzesmässige Stren-ge des Fahrplanes, der metallifizierte schienengewordenen Ausdruck vonZielstrebigkeit kontrastiert mit dem allgegenwärtigen Chaos, der Le-bendigkeit des Ausserfahrplanmässigen.
Was bleibt ?
Alphons
talk.
rush.
dream.
relax.
Bea
Caspar
Fibonaccis Perspektive
Abend, Gleis 11
Auf & ab
zu spät...
Daniel
Bitte umsteigen
Zentralperspektive
Kopfbahnhof
Zürich HB
Katja
Magi
liegenbleiben
Erleuchtung?Durchleuchtung!
Anonymität
Spiegelungen
Marion
16.28 Uhr
17.21 Uhr
18.56 Uhr
20.07 Uhr
Markus
SCHWEISS IM HB
HIN UND HER
RAUF‘N RUNTER
CYBER STATION
Matthias
Aktuell!
Zürichs schönste Treppe ist blau, nicht spanisch!
Zeitwandler
Himmelwärts wird‘s auch im ShopVille licht
Thomas
Totale
Warten
Kunst von unten
Plädoyer für den öffentlichen Verkehr
Technische Daten
Alphons Fakler Kamera: Nikon F 801 SObjektiv: Nikon AF 85mm, Sigma 24mmFilm: Kodak T-Max, 100 ASA
Beatrice Zanella Kamera: Canon F 70Objektiv: Canon FD 50mmFilm: Ilford Delta, 400 ASA
Caspar Demuth Kamera: Minolta X-500Objektiv: Sigma 21-35mm, Minolta 50mmFilm: Kodak Ektachrome, 200 ASA
Daniel Freiner-Bass Kamera: MinoxObjektiv: Minolta 35mmFilm: Kodak Farbnegativ, 200 ASA
Katja Lemske Kamera: Nikon FG 20, Lomo Lubitel 166Objektiv: Nikon 50mm, Lomo T22 75mmFilm: Kodak T-Max, 3200 ASA; IlfordFP4, 125 ASA
Magi Rupp Kamera: Nikon F 50Objektiv: Nikon 35-80mmFilm: Ilford Delta, 400 ASA
Marion Nitsch Kamera: Minolta X-500Objektiv: Tokina 28mm, Sigma 35-70mmFilm: Kodak T-Max, 3200 ASA; IlfordDelta, 400 ASA
Markus Rothmaier Kamera: Nikon F 90 XObjektiv: Nikon 24-70mmFilm: Kodak Ektachrom, 50 ASA
Matthias Honal Kamera: Canon EOS 500Objektiv: Tamron 28-200 ZoomFilm: Ilford HP5 Plus, AGFA Color, 400 ASA
Thomas Roth Kamera: Rollei 35 SObjektiv: eingebautes 40 mmFilm: Ilford FP 4, 125 ASA
Impressum© 1998 Alphons Fakler, Beatrice Zanella, Caspar Demuth, Daniel Freiner-Bass, Katja Lemske,Magi Rupp, Marion Nitsch, Markus Rothmaier, Matthias Honal und Thomas RothIdee: Alphons FaklerLayout: Thomas Roth