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TAPETEN WECHSEL Das Ausmalbuch copyrighted material

copyrighted material 1 TAPETEN WECHSEL... · Redaktion: Frank Gallaugher, Rachel Silverlight Art Director: Julie Weir Design: Kate Haynes Produktion: Katherine Hockley

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TAPETENWECHSELDas Ausmalbuch

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»Wie auch immer Sie Ihre Räume einrichten: Denken Sie zuerst über die Wände nach, denn sie machen ein Zuhause aus. Wer am falschen Ende spart, wird sich fühlen wie in einer behelfsmäßigen Unterkunft.«

WILLIAM MORRIS

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Herausgegeben von Natalia Price-Cabrera

Mit Illustrationen von Gemma Latimer & Jessica Stokes

Aus dem Englischen übertragen von Wiebke Krabbe

Deutsche Verlags-Anstalt

TAPETENWECHSELDas Ausmalbuch

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4Aus dem Englischen übertragen von Wiebke Krabbe

1. Auflage

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2016

Deutsche Verlags-Anstalt, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Titel der englischen Originalausgabe:

The Wallpaper Colouring Book

2015 erstmals erschienen bei ILEX

in der Octopus Publishing Group Ltd

Octopus Publishing Group

Carmelite House

50 Victoria Embankment

London, EC4Y ODZ

www.octopusbooks.co.uk

An Hachette UK Company

www.hachette.co.uk

Copyright © Octopus Publishing Group 2015

Text © Natalia Price-Cabrera

Fotos lt. Bildnachweis S. 96

Buchkonzept: Zara Larcombe

Alle Rechte vorbehalten

Verleger: Roly Allen

Verantwortliche Redakteurin: Zara Larcombe

Projektleitung: Natalia Price-Cabrera

Redaktion: Frank Gallaugher, Rachel Silverlight

Art Director: Julie Weir

Design: Kate Haynes

Produktion: Katherine Hockley

Produktion der deutschen Ausgabe: Monika Pitterle / DVA

Satz der deutschen Ausgabe: Boer Verlagsservice, Grafrath

ISBN 978-3-421-04032-9

www.dva.de

Printed in China

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1730 1750 1780 1830 1851

1877 1890 1910 1920 1930

1946 1951 1956 1968 1970

1980 1999 2004 2006 2014

INHALT

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6Tapeten waren nicht immer so angesagt wie heute. Es gab im Lauf

der Geschichte auch Zeiten, in denen sie alles andere als »fashio-

nable« waren, ja sogar als gewöhnlich galten. Zurzeit erlebt die

Tapete eine Renaissance, und mit diesem Buch möchten wir ihre

Geschichte würdigen und vom Zeitgeist verschiedener Epochen er-

zählen.

Die Geschichte der »Wanddekoration« reicht etwa 40 800 Jahre

zurück – bis zu den frühen Höhlenmalereien, den Vorläufern heu-

tiger Wandgemälde und Graffiti. Später verwendete man Leder und

Stoff als isolierende Verkleidung für Wände und Öffnungen. Wand-

teppiche, die begüterte Adlige zwischen dem 5. und 15. Jahrhundert

in ihren befestigten Burgen aufhängten, dienten demselben Zweck.

In der Spätrenaissance ließ der Adel Schlösser bauen und verwandte

große Sorgfalt auf die Raumgestaltung und Möblierung. Viele Histo-

riker vertreten die Ansicht, dass Tapeten ursprünglich als preiswerter

Ersatz für Wandteppiche eingeführt wurden. Sie nehmen an, dass

Angehörige des ärmeren Adels und der entstehenden Kaufmanns-

schicht Wandteppiche nicht kaufen konnten, weil sie zu teuer wa-

ren oder weil Kriege den internationalen Handel behinderten. Da-

rum dekorierten sie ihre Wände mit Tapeten. Vermutlich ist es ein

menschliches Urbedürfnis, unsere Lebensumgebung zu schmü-

cken und zu individualisieren.

Die Geschichte der Tapete, wie wir sie heute kennen, ist untrennbar

mit der Entstehung und Entwicklung der Papierherstellung sowie der

Drucktechniken verbunden. Vom 15. Jahrhundert an waren Papier-

herstellung und Druck vor allem für die Verbreitung von Schriftgut

von großer Bedeutung. Die ersten dekorativen Tapeten wurden auf

den Rückseiten verbotener Schriften gedruckt. Die ältesten Berichte

über Tapeten in der westlichen Welt beziehen sich auf einen Auftrag,

den der französische König Louis XI. im Jahr 1481 erteilte. Die älteste

bis heute erhaltene Tapete stammt etwa aus dem Jahr 1509, wurde

aber erst 1911 an der Decke von Räumlichkeiten im Christ’s College

in Cambridge zu Tage gefördert. Charlotte Abrahams1 zufolge zeigt

sie »ein stilisiertes Granatapfelmotiv, angelehnt an italienischen Da-

mast«. Das Dekor war – vermutlich von dem Drucker Hugo Goes

aus York – mit Holzstempeln auf die Rückseite einer Proklamation

gedruckt worden, die Heinrich VIII. herausgegeben hatte.

Bei den ersten Tapeten handelte es sich um Einzelbögen von »Alt-

papier«, auf die mit Holz-Druckplatten Ornamente gedruckt wur-

den. Meist waren es geometrische Muster, die mit einem einzelnen

Holzstempel gedruckt wurden. Gelegentlich gab es auch komplexere

1 Tapete von Hugo Goes (ca. 1509) © Victoria

and Albert Museum, London

2 Tapete von A.W.N. Pugin (1848) © Victoria

and Albert Museum, London

3 The Day Lily von Walter Crane (1897–1898)

© Victoria and Albert Museum, London

4 Acanthus © www.william-morris.co.uk

5 Strawberry Thief

© www.william-morris.co.uk

EINFÜHRUNG

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7Muster, für die mehrere Stempel zum Einsatz kamen. Die Muster

wurden in Schwarz auf weißem Papier gedruckt und anschließend

mithilfe von Schablonen koloriert. Diese Einzelbögen trugen die Be-

zeichnung »Dominos«. Um mit solchen Einzelbögen ganze Wände

bedecken zu können, mussten sie zusammengesetzt werden. Im

17. Jahrhundert kamen die ersten Tapeten als Rollenware auf den

Markt. Sie bestanden aus zwölf Einzelbögen, die nach dem Druck

zusammengeleimt wurden, und hatten eine Länge von etwa 10 Me-

tern – bis heute die Standardlänge von Tapetenrollen.

Es dauerte fast ein ganzes Jahrhundert, bis die Technik fortge-

schritten genug war, um Rollen erst nach dem Zusammenleimen

der Papierbögen zu bedrucken. Ein Meilenstein in der Geschichte

der Tapete, denn nun konnten wesentlich größere Muster als auf den

Einzelbögen produziert werden. Eines der wenigen bis heute erhal-

tenen großen Dekore aus dieser Zeit wurde in den 1980er-Jahren bei

einem Abrissunternehmen in der englischen Stadt Epsom gerettet.

»TAPETE … IST WEDER NEUTRAL NOCH SICHER ODER HARMLOS.«

Ausstellung Walls are Talking: Wallpaper Art and Culture, Manchester, 2010

Mit dieser Entwicklung erlebte die Beliebtheit von Tapeten eine

interessante Wende. Während frühere Dekore meist den Oberflä-

chentexturen von Holz, Marmor oder Stoff nachempfunden waren,

kamen nun völlig neue Designs auf den Markt – und diese waren bei

den Wohlhabenden, die bislang Tapeten geschmäht hatten, überaus

begehrt. Die britische Tapetenindustrie erlebte in dieser Zeit einen

derartigen Aufschwung, dass Königin Anne im Jahr 1712 Tapeten

zum Luxusgut erklären ließ und eine Steuer einführte für »bemal-

tes, bedrucktes oder gefärbtes Papier als Wandverkleidung. Um der

Steuer zu entgehen, kolorierten die Leute die Tapeten nach dem An-

kleben.«2

Großbritannien besaß kein Monopol für die Tapetenherstellung.

Es gab einen schwungvollen Handel mit »China-Papieren« aus dem

Fernen Osten und Amerika. Auch Frankreich, wo von überaus ta-

lentierten Künstlern raffinierte Dekore für die Reichen produziert

wurden, profitierte von Englands Steuerregelung. Gegen Ende des

17. Jahrhunderts wurde jedoch deutlich, dass die Industrie nur wei-

ter expandieren konnte, wenn man Methoden zum Bedrucken fort-

6 Verdure (2012) © www.zoffany.com

7 Palace Flock, Albany Performance, mit frdl.

Genehmigung: www.wallpaperdirect.com

8 Tortuga, Safran (2010) © Manuel Canovas

für Colefax and Fowler,

www.manuelcanovas.com

9 Bengale, Paprika (2004) © Manuel Canovas

für Colefax and Fowler,

www.manuelcanovas.com

10 Mobiles (2011) © www.sanderson-uk.com

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8laufender Rollen entwickelte, um preiswertere Tapeten für die breite

Bevölkerung anzubieten. 1785 erfand der Franzose Christophe-Phil-

ippe Oberkampf die erste Tapeten-Druckmaschine. 1839 entwickelte

Charles Harold Potter in England eine Vierfarb-Druckmaschine,

mit der 400 Rollen Tapete am Tag produziert werden konnten. »Für

jede Farbe war eine separate Walze erforderlich. Gedruckt wurde mit

synthetischen Pigmenten wie Ultramarinblau und Chromgelb auf

langen Rollen. Weil das Papier nicht aus Leinen- und Baumwollfa-

sern bestand, sondern aus Holzpulpe, konnten die Kosten deutlich

reduziert werden.«3 Um 1850 war bereits achtfarbiger Druck möglich,

und 1874 konnte mit 20 Farben gedruckt werden. Die Industrialisie-

rung war in vollem Gange, technische Neuerungen ermöglichten

eine nennenswerte Erhöhung der Produktion – und die Preise san-

ken. Tapeten waren nun eine preiswerte und effektive Möglichkeit,

die engen und düsteren Räume aufzufrischen, die typisch für viele

Wohnungen des Viktorianischen Zeitalters waren. »In Frankreich er-

freuten sich Papiere größter Beliebtheit, die mit Trompe-Œuil-Dra-

perien kostbarer Stoffe bedruckt waren. Britische Hersteller brillierten

dank der Mechanisierung mit fast fotorealistischen Blumendrucken.

In Frankreich und Deutschland wurde der Prägedruck im großen Stil

für die Tapetenherstellung eingesetzt, und es entstanden beindru-

ckende farbig gedruckte Stickerei- und Lederimitationen«4, erläutert

Charlotte Abrahams.

Die Tapeten des Viktorianischen Zeitalters mögen prächtig ge-

wesen sein, doch ihre Hochblüte waren die 1920er-Jahre. Im frü-

hen 20. Jahrhundert wurde die Kleistermaschine erfunden, in den

1920er-Jahren die erste mechanische Siebdruckmaschine. Span-

nend ist zudem, dass die Designer dieser Zeit nicht nur historische

Muster aufgriffen, sondern auch künstlerische Strömungen ihrer

Zeit. So entstanden innovative Tapeten mit kubistischen oder futu-

ristischen Anklängen.

Seit den 1930er-Jahren hat sich das Tapetendesign rasant ent-

wickelt. Künstler und Designer wie Dorothy Draper, Mary Quant,

Charles Rennie Mackintosh, Lucienne Day, Peter Hall, Laura Ashley,

Sir Terence Conran, Andy Warhol, Celia Birtwell, Vivienne Westwood

oder Barbara Hulanicki – um nur einige zu nennen – haben ihre

Markenzeichen auf den Wänden des 20. Jahrhunderts hinterlassen.

Die Texte auf den folgenden Seiten gehen darauf näher ein. Ende

der 1990er-Jahre wandten sich Designer wie Timorous Beasties,

Deborah Bowness, Tracy Kendall und Sharon Elphick der neuen Di-

11 The Dresser (2014), Emma Bridgewater

© www.sanderson-uk.com

12 Burlesque (2009) © www.dupenny.com

13 Sugar Skull (2015) © www.dupenny.com

14 Genuine Fake Bookshelf (2005)

© www.deborahbowness.com

15 Wallpaper Frocks (1999)

© www.deborahbowness.com, Foto mit frdl.

Genehmigung von Claire Richardson

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9gitaltechnik zu und eröffneten damit eine neue Epoche in der Ge-

schichte der Tapete.

Heute gibt es neben konventionellen Tapeten aus Papier eine Viel-

zahl anderer »Wandbespannungen« aus den verschiedensten Mate-

rialien in allen Preislagen.

In den letzten Jahren kamen einige interessante Neuerungen aus

dem Hightech-Segment hinzu, beispielsweise Tapeten, die im Inter-

esse der Privatsphäre bestimmte Mobiltelefon- und WiFi-Signale ab-

»MEINE TAPETE UND ICH KÄMPFEN EIN TÖDLICHES DUELL. ENTWEDER SIE MUSS GEHEN – ODER ICH.« Die letzten Worte von Oscar Wilde

1 Charlotte Abrahams, Tapete: Trends, Dessins und Wohnideen (2009). 2 Historic Wallpaper: If walls could talk/http://chezchazz.hubpages.com. 3 Historic Wallpaper: If walls could talk/http://chezchazz.hubpages.com. 4 Charlotte Abrahams, Tapete: Trends, Dessins und Wohnideen (2009), S. 8. 5 www.ft.com.

16 Prism (2013) © www.prestigious.co.uk

17 Lustre Tile (2012) © www.zoffany.com

18 Grand Blotch Damask (2013)

© www.timorousbeasties.com

19 Bloody Hell (2007)

© www.timorousbeasties.com

20 Glasgow Toile (2004)

© www.timorousbeasties.com

blocken. »Diese Tapeten verhindern nicht nur, dass der Nachbar auf

Ihrem WLan surft. Sie schützen auch Bankdaten und andere sicher-

heitsempfindliche Daten vor potenziellen Dieben.«5 Das spanische

Unternehmen Think Big Factory hat sogar eine Tapete mit Bewe-

gungsmeldern, Projektoren und Webcams entwickelt, die als Com-

puterschnittstelle dient. Und 2012 berichteten Wissenschaftler über

die Entwicklung einer Tapete, die so stabil und flexibel sei, dass sie

im Fall eines Erdbebens das Einstürzen der Mauer verhindern könne.

Nachdem Sie nun mit den historischen Fakten vertraut sind, wen-

den wir uns nun dem kreativen Teil zu. Dieses Buch lädt zu einem

Streifzug durch 20 Epochen der facettenreichen Geschichte der

Tapete ein. Anhand der typischen Stilelemente der einzelnen Epo-

chen haben wir ganz neue Dekore entworfen – als Hommage an die

vergangenen Zeiten. Die Farbgebung jedoch bestimmen Sie selbst.

Wer sich beim Ausmalen an den authentischen Farben der Epochen

orientieren will, findet am Ende hilfreiche Farbbeispiele. Außerdem

zeigen wir in originellen Collagen die Tapeten im Raumkontext mit

charakteristischen Möbeln der jeweiligen Epoche. Viel Spaß beim

Ausmalen!

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10 1730In den 1730er-Jahren kamen Tapeten mit einer Beflockung aus pul-verisierter Wolle auf den Markt, die als Abfallprodukt der Wollverar-beitung entstand. Das Papier wurde mit Leim bestrichen und dann mit zerkleinerten, gefärbten Wollfasern bestreut. Sie hafteten an dem Leim und ergaben so ein reliefartiges Oberflächenmuster. Die Tech-nik wurde erfunden, um Aussehen und Haptik von Damast, gescho-renem Samt und anderen textilen Wandbespannungen zu imitieren. Weil diese Flocktapeten außerordentlich durabel waren, scheint es keine nennenswerte Rolle gespielt zu haben, dass der Preis wegen des arbeitsintensiven Herstellungsverfahrens hoch war. Zudem hat-ten sie einen nützlichen Nebeneffekt: Der Leim enthielt Terpen-tin, ein wirksames Mittel, um Motten zu vertreiben. Das Design der Flocktapeten wandelte sich im Lauf der Jahrhunderte, weil es Trends in Textil- und Modedesign folgte. Im Viktorianischen Zeit alter ka-men Flocktapeten aus der Mode, allerdings werden noch heute schöne Designs für Restaurierungsvorhaben und Wohnraumge-staltung produziert. In der zweiten Hälfte der 1730er-Jahre entstan-den Muster, die hauptsächlich für große, formelle Räume konzipiert waren und Musterrapporte von bis zu 2,1 m Höhe besaßen. Als Ge-genbewegung zum eher strengen Stil des Barock waren zierliche, feminine Rokoko-Ornamente sehr beliebt, beispielsweise Blumen, Vasen, Schnörkel, asymmetrische und fernöstliche Designs sowie Motive aus der Natur.

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Natalia Price-Cabrera

Das Ausmalbuch: TAPETENWECHSEL

Gebundenes BuchBRSU, 96 Seiten, 24,8 x 24,8 cm20 farbige AbbildungenISBN: 978-3-421-04032-9

DVA Architektur

Erscheinungstermin: März 2016

Das überraschend andere Ausmalbuch Entdecken Sie 20 Tapeten aus verschiedenen Epochen vom 18. Jahrhundert bis heute. JedesDesign bietet die Möglichkeit, verschiedene Farbkombinationen auszuprobieren und eineoriginelle Collage mit Möbeln der jeweiligen Epoche zu kolorieren. Immer wieder überraschendund einfach schön: Das neue Lieblingsbuch für Wohn-Begeisterte und Trendsetter!