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x82 ANALYTICA CHIMICA ACTA VOL. 8 (1953) EIN VOHSCJ-ILAG Die coulometrischc ‘l’itratiorl, tine Umkehrung der eigcntlichen Coulombmctrie, fand besonclcrs in den lctztcn Jahren tine breite Anwendung und zwar immer mehr ftir verschiedenc mikroanalytischc quantitative 13cstimmungen - Reduk- tionen und Oxydationcn an den Elcktrodcn, bzw. sekund:lre chcmische Umsct- zungcn, die an den Elcktrodcn nachtr%glich ausgelijst werden. Unter der Bedin- gung, dass sich dicse Yrozcsse cluantitativ nach beknnnten stijchiometrischen Verh%ltnissen abspielen, kijnncn durch sehr genauc Messungen dcr bcniitigten Strommengen, die heutzutage kicht und zuverlsssig ausftihrbnr sind, die rca- gierenden Substanzmcngen mit ausserordcntlich grosser Genauigkeit festgestellt werdcn. Auf diese Wcise kiinncn der zu untersuchcndcn Liisung die gcwtinschten Matcrien durch die Elektroden als Vermittlcr allmYhlich zugcgeben oder die chcmischen odcr clcktrochcmischcn Reaktionen hervorgerufcn, und ihrc Menge aus der Menge der durchgegangencn Coulombs crmittelt wcrden. W!ihrend bei den volumctrischen Titrationen den untersuchtcn Lijsungen gcnau abgemessene Volumina bestimmter Liisungcn hekannter Konzentration zugegeben werden, urn aus dem gemessencn zugegebcnen Volumen auf die Mcngc der zu bestimmenden Substanz zu schliesscn, gibt man nach dieser Methodc den zu analysierenden Lasungen nicht vorher vorbcrci tete L8sungen bekannter Konzentration zu, such hat man nicht ihre Volumina zu mcsscn, sondem es wcrden mit grosser Feinhcit die Coulombs dosicrt, die niitig sind urn eine bcstimmte Xlektrooxydation oder Reduktion an den Elektrodcn zu bewerkstelligen-, oder die niitige Menge dcr geeigneten Substanz in Freihcit zu setzen, die dann sckundar cluantitativ rea- gicren soil. Dabci ist die Mijglichkcit eincr sehr feinen I)osierung von Rcagenzicn, bzw. Coulombs, wie sie sonst durch tine Uiirctte, oder sonstige Einrichtung schwer _oder gar unmiiglich auszufiihren ware, gerade durch diese coulometrische Arbeits- weise gegeben. Fiir Milcrobestimmungen kijnnen heute coulometrisch Mengen von 10-l~ &uivalenten des Titrationsmittels zugegeben werden, ja es erscheinen sogar such Zugaben von IO- 1’ b;quivalenten als wohl mtiglichl, wobei eine Ver- feinerung der Zugabe durch immer fcincre Strommessung zwar miiglich, abcr Literalzrr S. r83.

Coulometrische titereinstellung und bereitung volumetrischer standardlösungen: Ein Vorschlag

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Page 1: Coulometrische titereinstellung und bereitung volumetrischer standardlösungen: Ein Vorschlag

x82 ANALYTICA CHIMICA ACTA VOL. 8 (1953)

EIN VOHSCJ-ILAG

Die coulometrischc ‘l’itratiorl, tine Umkehrung der eigcntlichen Coulombmctrie, fand besonclcrs in den lctztcn Jahren tine breite Anwendung und zwar immer mehr ftir verschiedenc mikroanalytischc quantitative 13cstimmungen - Reduk- tionen und Oxydationcn an den Elcktrodcn, bzw. sekund:lre chcmische Umsct- zungcn, die an den Elcktrodcn nachtr%glich ausgelijst werden. Unter der Bedin- gung, dass sich dicse Yrozcsse cluantitativ nach beknnnten stijchiometrischen Verh%ltnissen abspielen, kijnncn durch sehr genauc Messungen dcr bcniitigten Strommengen, die heutzutage kicht und zuverlsssig ausftihrbnr sind, die rca- gierenden Substanzmcngen mit ausserordcntlich grosser Genauigkeit festgestellt werdcn. Auf diese Wcise kiinncn der zu untersuchcndcn Liisung die gcwtinschten Matcrien durch die Elektroden als Vermittlcr allmYhlich zugcgeben oder die chcmischen odcr clcktrochcmischcn Reaktionen hervorgerufcn, und ihrc Menge aus der Menge der durchgegangencn Coulombs crmittelt wcrden. W!ihrend bei den volumctrischen Titrationen den untersuchtcn Lijsungen gcnau abgemessene Volumina bestimmter Liisungcn hekannter Konzentration zugegeben werden, urn aus dem gemessencn zugegebcnen Volumen auf die Mcngc der zu bestimmenden Substanz zu schliesscn, gibt man nach dieser Methodc den zu analysierenden Lasungen nicht vorher vorbcrci tete L8sungen bekannter Konzentration zu, such hat man nicht ihre Volumina zu mcsscn, sondem es wcrden mit grosser Feinhcit die Coulombs dosicrt, die niitig sind urn eine bcstimmte Xlektrooxydation oder Reduktion an den Elektrodcn zu bewerkstelligen-, oder die niitige Menge dcr geeigneten Substanz in Freihcit zu setzen, die dann sckundar cluantitativ rea- gicren soil. Dabci ist die Mijglichkcit eincr sehr feinen I)osierung von Rcagenzicn, bzw. Coulombs, wie sie sonst durch tine Uiirctte, oder sonstige Einrichtung schwer

_oder gar unmiiglich auszufiihren ware, gerade durch diese coulometrische Arbeits- weise gegeben. Fiir Milcrobestimmungen kijnnen heute coulometrisch Mengen von 10-l~ &uivalenten des Titrationsmittels zugegeben werden, ja es erscheinen sogar such Zugaben von IO- 1’ b;quivalenten als wohl mtiglichl, wobei eine Ver- feinerung der Zugabe durch immer fcincre Strommessung zwar miiglich, abcr

Literalzrr S. r83.

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such in der Ausfiihrung clurch nicht geniigende Ernpfindlichkeit der Endpunkt- bestimmung nach den heute iiblichen Methoden bcschrtikt ist.

Die heutigen coulometrischcn Titrationen wcisen gegeniibcr den volumctrischen Titrationen Vorteilc auf, woven tin wcsentlicher darin bestcht, dass sich keine Problcme der Bereitung, ‘I’itercinstellung und Aufbe~ll)~ng dcr Standardld-

I sungen als n6tig crweiscn. Ausscrdc~n kijnncn coulomctrischc Titrationen, ‘Titer- einstellungen und Bereitungen von (;rundlosungcn mit scllr cinfachcn Mittcln schnell und mit grosser Genauigk~it ausgefuhrt werdcn. Zu ;&n diescn Vor- teilcn gcsellt sich such die fast vollstlmcligc r~utomiltisicrung, die es ernltjglicllt, fiir besondere Zwecke, jeden sul>jckti\xn f<influs. < clvs Arl>cltendeu auf die End- ergcbnisse auszuschalten.

Alle diese Vortcile, die die cuulomctrische .Qbeitsweisr: bictct, und clic his- herigen Erfahrungen auf diescnt C;ebictZ*a in Bctracftt ziehend, schcint uns der Vorschlag berechtigt, durch cino intern;ttiom\lc Kommission Vorlagen auszu;kr- bcitcn, auf Grund dercn in Zukunft die Titcruinstellung und 13crcitung volume- trischer Titrierlijsungen nicht mchr mi t Ljsungen, die durctt Rhwtigen van chemischcr Matcrie bercitct wurdcn, sondern cntwcder nur, o&r \*orliiufig such, coulomctrisch erfalgen ~011. hTit xnclcren M’orten ginge dcr Vorschlag clnhin, an Stelle irgendeincr chctnischen Substanx das C,oulomb als L%suhstnnz in die gesammte Volumetric2 cinzufiihrcn.

Unserer Mcinung nnch ist dafiir hcute rlica coulomctrischc Arbeitswcise die zuver&sigste und ermijglicht zweifellos Einheitlichkcit, Genauigkeit und Sichcr- keit, wodurch eine weitgchendc Verfcincrung untl Vcrcinfachung derGrundl&ung- bereitung und Eichung erreicht werden kiinntc.

Genau so wie das Coulomb auf Grund der Fnradxyscltcn Cesetze ais die Grund- lagc fiir die Festlegung und Bestimmung von int. Atnpcreschonseit Jahrzehnten dient, sollte es such durch internationa~e Vereinbarung in die Volumetrie und in die analytische Chemie tiberhaupt, als dns genaucste Crundmass fiir die ge- naueste Abmessung von chemischer Materie eingefiihrt werden.

ZUSAMMENFASSUNG Es wird der Vorschlag gemacht, das Coulomb als Ursubhtanz an Stelle irgenrl-

welcher chemischcn Substanz in die gesammte Volumetrle cinzuftihren.

SUMMARY

It is P r0

chemxa rc erence substance, for all volumetric operations. B used to intrduce the cOuhnlb ah a Standard, instezld Of one Or CJthCr

L’auteur propose cl’introduirc Ic coulomb comme rLCf&ence, au lieu de n’importe qu’elle substance chimique, pour toutes Its op&ation~ titrimftriques.

LITERATUR

1 W. 33. COOKE, C. N. fizztx.LEY UND l\i, W. FURMAN, .~I?ral. Chew, 23 (1957) 1662.

a p. S. TUTUND&, A7Zd. C~JZm n&J, 8 ( f 953) 168. * P. S. TUTUND~ UND S. MLAUENOVIC, A w/I. C’/JJ’HJ. ACM, 8 (1953) I 84.

Ringcgangen den 22. September ‘I 952