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Darmkrebs Leitfaden Herausgeber: Saarländische Krebsliga e. V. Mainzer Straße 106 66121 Saarbrücken Telefon: 06 81-6 59 10 Medizinische Beiträge: Privatdozent Dr. med. S. Frick Chefarzt Caritasklinik St. Theresia. Saarbrücken Dr. med. F. Migeod Chefarzt Klinik St. Georg. Bad Aibling Ausgabe 01/2000 Redaktion: R. Detemple & 1. Schröder Bestell-Nr 3010

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DarmkrebsLeitfaden

Herausgeber:

Saarländische Krebsliga e. V.Mainzer Straße 10666121 Saarbrücken

Telefon: 06 81-6 59 10

Medizinische Beiträge:

Privatdozent Dr. med. S. FrickChefarzt

Caritasklinik St. Theresia. Saarbrücken

Dr. med. F. MigeodChefarzt

Klinik St. Georg. Bad Aibling

Ausgabe 01/2000Redaktion:R. Detemple & 1. Schröder

Bestell-Nr 3010

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Inhaltsverzeichnis

Seite

Vorwort 3

Aufbau und Funktion des Darms 5

Wodurch entsteht Darmkrebs? 8

Was ist Darmkrebs? Wie entsteht er? 12

Welche Warnzeichen müssen beachtet werden? 13

Welche Untersuchungsmethoden gibt es? 16

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? 23

Gedanken 44

Wie sieht die Nachsorge aus? 45

Statistische Bewertung 47

Erfahrungen von PatientenFrau I.Frau K.

4853

Gedanken 65

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VorwortDurch die Diagnose „KREBS` werden meist große Ängsteausgelöst. Denken Sie aber immer daran, dass Krebs eineKrankheit und kein Todesurteil ist. Sie verändert zwar dasLeben der Betroffenen und Angehörigen, ist aber keinGrund zu verzweifeln.

Sie halten vermutlich diese Broschüre in der Hand, weilentweder Sie selbst, ein Angehöriger oder Freund anDarmkrebs erkrankt ist. Es ist ein wichtiger Schritt, sich überdiese Krankheit zu informieren und sich damitauseinanderzusetzen. Dadurch sind Sie in der Lage, sichmit den Ärzten über den Verlauf der Krankheit und diemöglichen Therapieformen zu unterhalten.

Mit dieser Broschüre möchten wir Ihnen eineOrientierungshilfe liefern und Ihnen die wichtigsten Aspektedieser Erkrankung in verständlicher Weise darstellen. Derpersönliche Dialog zwischen Arzt und Patient kann und sollallerdings nicht ersetzt werden. Erfahrungsgemäß ist esjedoch schwierig, sich im einzelnen an alle Informationen,die Sie zu Ihrer Erkrankung bekommen, zu erinnern. Dannkann es hilfreich sein, diese Informationen in Ruhe zuHause nachzulesen und zu besprechen.

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Die Situation, sich mit einer Tumorerkrankungauseinandersetzen zu müssen, verursacht Ängste. Einbetroffener Patient wird einer Tumorbehandlung nie ganzangstfrei entgegensehen. Psychische Belastungen durchÄngste, die aus Unkenntnis erwachsen, gilt es zuverhindern. Wir wollen versuchen, Vertrauen zu schaffenund so mit Ihnen zusammen im gemeinsamen Kampf gegenden Krebs erfolgreich zu sein.

Versuchen Sie, offen mit dieser Krankheit umzugehen. Diesist wichtig für den Patienten und seine Mitmenschen. RedenSie darüber! Niemand sollte seine Ängste und Sorgenverschweigen.

Hadern Sie auch nicht mit Ihrem Schicksal. Durch einpositives Denken und den Willen, gesund zu werden,können Sie Ihre Selbstheilungskräfte beeinflussen.

Wir - die Saarländische Krebsliga e.V. - sind auch für Sie daund möchten Ihnen helfen. Rufen Sie uns einfach an.

IhreSaarländische Krebsliga e. V.

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Aufbau und Funktion desDarms

Der Darm ist das zentrale Organ unserer Verdauung.

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a) Aufbau

Er besteht aus mehreren Teilen.

- Zwölffingerdarm - Dünndarm

- Dickdarm - Mastdarm

Die Innenwand des Darms ist mit einer Schleimhautausgekleidet.

b) Funktion

Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, wird im Mundbeim Kauen zerkleinert. Durch den Speichel wird siehier angedaut. Über die Speiseröhre wird diese Massein den Magen befördert und dort weiter aufbereitet.Anschließend erfolgt der Transport durch denMagenpförtner in den Zwölffingerdarm. Diesen Teil biszum Übergang in den eigentlichen Dünndarmbezeichnet man als den oberen Magendarmtrakt.

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Hier werden Enzyme der Bauchspeicheldrüse undGallensaft beigemischt. Sie bauen den Speisebrei soweitab, dass im Dünndarm dann die Nährstoffe in den Körperaufgenommen werden können.

Danach wird der Speisebrei in den eigentlichen Dünndarmtransportiert (ca. 5 Meter lang), der alle wichtigenNachrungsbestandteile herausfiltert (Verdauung).

Der Rest der Nahrung, der unverdaulich ist (nichtresorbierbarer Teil), gelangt in den Dickdarm und wird hier„eingedickt'. Dem Darminhalt (Stuhlgang) wird dabei sovielWasser entzogen, dass die Masse um ca. 75 % verringertwird. Liegt eine Erkrankung des Dickdarms vor (z. B. beiDurchfallerkrankungen), kann dieser Wasserverlust überden Darm bedrohlich werden.

Einen großen Teil des Stuhles bildet die sich in 72 Stundenjeweils komplett erneuernde Darmschleimhaut.

Im Mastdarm (Rektum), der sich dem Dickdarm anschließt,wird noch eine gewisse Menge von Wasser resorbiert. ImVergleich zur Resorption im Dickdarm kann hier aber nurnoch verhältnismäßig wenig Wasser aufgenommen werden.

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Wodurch entsteht Darmkrebs?Eine eindeutige Erklärung für die Entstehung von Darmkrebskonnte bisher noch nicht erfolgen.

Es gibt jedoch bestimmte Faktoren, die das Risiko, an Darmkrebszu erkranken, erhöhen. Hierzu zählen:

1. Ungesunde ErnährungDarmkrebs wird auch als so genannter „Wohlstandskrebs"bezeichnet. Dieser Name weist schon auf die wesentlichen.nämlich die diätetischen Faktoren hin. Hierzu gehören:

schlackenarme Kost mit verlängerter Passagezeit (Durch dieverlängerte Verweildauer können evtl. krebserzeugendeSubstanzen länger einwirken.) Fettkonsum 1 ,

viel rohes Fleisch Chemikalien

Ein Mangel an Beta-Carotin sowie Vitamin E ist auch vonBedeutung.

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2. Fehler in der Erbinformation vonDarmschleimhautzellen

Es handelt sich hierbei nicht zwangsläufig um eine Vererbungdurch Vater oder Mutter. Die Falschinformationen könnenvielmehr im Laufe des eigenen Lebens entstehen.

Die Darmschleimhaut erneuert sich nämlich in der Regel alle fünfbis sieben Tage komplett. Durch Zellteilung vermehren sich diegewebebildenden Zellen sehr schnell. Jede Tochterzelle mussmit denselben Erbinformationen ausgestattet sein wie ihreUrsprungszelle, d. h.: bei jeder Zellteilung wird die Erbsubstanzidentisch kopiert.

Dieser Vorgang läuft nicht immer fehlerfrei ab. Im gesundenOrganismus werden solche .,Kopierfehler` jedoch bemerkt. Dannkommen die Reparaturwerkzeuge des menschlichen Körperszum Einsatz und übernehmen ihre Aufgabe.

Nach vielen Jahren zuverlässiger Arbeit versagen diese abermanchmal. Das passiert u. U., wenn des öfteren krebserregendeSubstanzen in höheren Konzentrationen in den Darm gelangenund dort auch noch lange verbleiben. Schadhafte Zellen derDarmschleimhaut werden dann nicht immer zerstört undbeseitigt. Sie können sich dann stufenweise zu Krebszellenentwickeln.

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3. Erblicher Darmkrebs

Bei einem Teil der Patienten ist das Risiko, an Darmkrebs zuerkranken, schon von Geburt an erhöht. Sie haben dieUnzulänglichkeit der Reparaturwerkzeuge von ihren Elterngeerbt. Schätzungen zufolge sind 10 bis 15 % der Darmkrebs-Erkrankungen auf vererbte Schäden zurückzuführen.

4. Morbus Crohn

Von dieser chronischen Entzündung sind meist die Endabschnittedes Dünndarms und der Dickdarm befallen. Sie kann sich aberauch über den gesamten Verdauungstrakt ausbreiten. Oft bildensich Fisteln in der Darmwand. Ein Krebs kann nach längererKrankheitsdauer entstehen.

5. Colitis ulcerosa

Hierbei handelt es sich um eine schwere und langwierigeEntzündung der Dickdarmschleimhaut, durch die ein erhöhtesRisiko, an Darmkrebs zu erkranken, besteht.

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6. Chronischer Alkoholkonsum

Alkohol - in hohen Mengen genossen - kann die Entwicklung vonDickdarmtumoren begünstigen. Wissenschaftlern ist bekannt,dass der Körper Alkohol in den Dickdarmzellen mit Hilfe von zweiverschiedenen Enzymen abbaut. Diese Enzyme haben zusätzlichdie Aufgabe, das Wachstumsvitamin A, auch Retinol genannt, inRetinsäure umzuwandeln. Diese Säure ist für die Bildung intakterZellen und für die Kontrolle des Wachstums der Darmzellenverantwortlich.

Der Abbau hoher Alkoholmengen verhindert somit, dassgenügend Retinsäure im Körper gebildet wird. Daher vermutenKrebsexperten, dass ein kontinuierlich hoher Alkoholspiegel eineverminderte Menge an Retinsäure in den Zellen zufolge hat undlangfristig das normale Zellwachstum negativ beeinflusst.

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Was ist Darmkrebs?Wie entsteht er?

In regelmäßigen Abständen erneuert sich die Schleimhaut desDickdarms. Deshalb ist es notwendig, dass sich deren Zellendurch Teilung immer wieder neu bilden. Da dieserTeilungsprozess sehr kompliziert ist, können dabei Fehlerauftreten. Das menschliche Immunsystem erkennt bis zu einemgewissen Grad diese beschädigten Zellen und tötet sie ab.

Funktioniert dieser Reparaturmechanismus nicht, wird diefehlerhafte Zelle nicht ausgeschaltet und vermehrt sichunkontrolliert immer weiter. Das führt zu einem entartetenZellwachstum und später zur Krebsentstehung.

Der Darmkrebs entsteht in der Regel aus so genanntenDarmpolypen. In der Fachsprache spricht man von Adenomen.Diese sind zuerst gutartige Wucherungen im Dickdarm undentarten zu einem späteren Zeitpunkt als „Krebs'. Alle Adenomeentarten, allerdings ist der individuelle Zeitfaktor unbekannt (biszu 30 Jahre). Ältere Menschen haben vermehrt Adenome.

Circa 90% der Darmkrebserkrankungen entstehen dadurch,dass diese Polypen entarten.

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Welche Warnzeichen müssenbeachtet werden?

Veränderung des Stuhlverhaltens häufigerer Stuhlgang Verstopfung Durchfall Verstopfung im Wechsel mit Durchfall Veränderung der Stuhlform (Bleistiftstühle)

Blutung durch den After

Blutauflagerung auf dem Stuhl

Krampfartige Bauchschmerzen können unter Umständen auf einen beginnenden

Darmverschluss hindeuten, der durch einenTumor verursacht werden kann

Blässe und Blutarmut können darauf hinweisen, dass der Darm

längere Zeit unbemerkt leicht geblutet hat (evtl.Verursachung durch Karzinom)

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Gewichtsverlust, Kraftlosigkeit undLeistungsminderung

ein wachsender Tumor raubt dem Körper Energie

Diese Anzeichen können natürlich auch bei einergutartigen Darmerkrankung auftreten und eineharmlose Ursache haben. Sie sollten aber in jedem FallIhren Arzt aufsuchen und die Ursache abklären lassen.

Abwarten ist falsch. In frühen Stadien kann eineDarmkrebserkrankung meist geheilt werden. Bei einemweiter fortgeschrittenen Tumorleiden können durchentsprechende Behandlung die Lebenserwartungerhöht und die Lebensqualität verbessert werden.

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Eine jüngst im Saarland durchgeführteErhebung an Patienten mitcolorektalem Karzinom ergab, dass40% der Patienten innerhalb derersten 14 Tag nach Auftreten dergenannten Beschwerden den erstenArztkontakt hatten, 10% benötigtenhierzu bis zu einem Monat, 20%zwischen 1 und 3 Monate und 25% 3und mehr Monate. ZwischenArztkontakt und Diagnosenstellungvergingen bei 2/3 der Patientennochmals bis zu 4 Wochen. JedeZeitverzögerung kann die Prognoseverschlechtern!

Diese Daten wurden der "Verdi-Studie"entnommen.

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Welche Untersuchungsmethodengibt es?Genaue Untersuchungen sind beim Verdacht aufDarmkrebs notwendig, um folgende Fragenabzuklären:

Handelt es sich wirklich um einen Tumor? Wenn ja, wo sitzt dieser? Um welche Art von Krebs handelt es sich? Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten?

Sind die Lymphknoten befallen? : Gibt es Metastasen?

Wie ist der Allgemeinzustand desPatienten?

Wenn diese Fragen durch die entsprechendenUntersuchungen beantwortet wurden, kannentschieden werden, welche Therapiemaßnahmenergriffen werden können.

Wir informieren Sie im folgenden Teil über diegängigsten Untersuchungsmethoden:

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1. Tastuntersuchung

Dabei wird Ihr Arzt vorsichtig durch den After denunteren Teil Ihres Mastdarmes abtasten, um möglicheVeränderungen feststellen zu können.

2. Hämocculttest

Hierbei wird eine Stuhlprobe auf das Vorhandenseinvon Blut untersucht. Aber auch - falls Blut im Stuhlfestgestellt wurde - muss es sich nicht zwangsläufigum eine bösartige Erkrankung handeln. Hämorrhoidenoder eine harmlose Verletzung der Afterschleimhautsind ebenfalls eine Blutungsquelle.

Diese beiden Untersuchungsformen werden imRahmen der Früherkennung durchgeführt.Werden dabei Abnormitäten festgestellt, werdenweitere Untersuchungen durchgeführt.

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3. KoloskopieKoloskopie ist in der Fachsprache der Begriff für eineDarmspiegelung. Der gesamte Darm wird von innenmit einem Endoskop untersucht. Dieses ist mit einerLichtquelle und einer kleinen optischen Vorrichtungausgestattet.

Durch diese Untersuchungsmethode wird der Darm aufdem Bildschirm sichtbar und Erkrankungen könnenentdeckt werden.

Bei der Koloskopie hat man weiterhin die Möglichkeit,bei verdächtigen Veränderungen sofort eineGewebeprobe zu entnehmen. Es kann auf diese Weisedirekt abgeklärt werden, ob es sich um eine bösartigeErkrankung handelt. Vorhandene Darmpolypen werdenmeist gleich mit einer kleinen Schlinge entfernt.

Die Untersuchung selbst kann gelegentlich etwasunangenehm sein. Sie können aber vorher einMedikament bekommen, das eine beruhigendeWirkung hat. Daher läuft die Untersuchung ohnestärkere Beschwerden ab.

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4. Sigmoidoskopie

Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Darmspiegelung. ImGegensatz zur Koloskopie werden aber nur die unteren 40 cmdes Dickdarms untersucht.

5. Prokto-Rektoskopie

Bei der Prokto-Rektoskopie wird ausschließlich der Mastdarmgespiegelt.

6. Sonografie

Die Sonografie ist bekannter unter dem Namen„Ultraschalluntersuchung'. Dabei wird überprüft, obmöglicherweise schon eine Ausbreitung des Krebses auf andereOrgane stattgefunden hat. Man spricht dann von einerMetastasierung. Bei Darmkrebs geht es vor allem um einenBefall der Lymphknoten und der Leber.

7. Endo-Sonografie

Diese Form wird nur bei Mastdarmkrebs eingesetzt. Es handeltsich ebenfalls um eine Ultraschalluntersuchung.Diese wird mit einer in den Mastdarm eingeführten Sondedurchgeführt. Der Arzt kann erkennen, ob und wie weitsich der Krebs in die Tiefe des Gewebes ausgebreitet hat.

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8. ComputertomografieDie Computertomografie ist eine Röntgenmethode. Der Körperwird hierbei - im Gegensatz zu herkömmlichen Röntgenverfahren- schichtweise durchleuchtet.

Dadurch kann man erkennen, wie tief die Tumoren Organ oderGewebe durchdringen. Desweiteren kann man eine Ausbreitungdes Krebses auf Nachbarorgane oder Lymphknoten feststellen.

9. KernspintomografieDer Körper wird bei dieser Untersuchung schichtweisedargestellt. Röntgenstrahlen kommen nicht zum Einsatz. DemPatienten wird vorher ein Kontrastmittel gespritzt, das sichüberwiegend im Krebsgewebe anreichert. Durch ein Magnetfeld,das außerhalb des Körpers erzeugt wird, und spezielleMessverfahren kann der untersuchte Darmteil auf demBildschirm dargestellt werden.

Die Kernspintomografie ist in speziellen Fällen geeignet, z. B. beiKrebsbefall von Darmabschnitten, die tief im Becken liegen. Eswerden dann nämlich auch Stellen sichtbar, die sonst auf demRöntgenbild durch die Beckenknochen verdeckt werden.

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10. SzintigrafieDurch die Szintigrafie kann eine Ausbreitung des Krebses auf dieKnochen beurteilt werden. Es handelt sich um eineRöntgenuntersuchung, bei der dem Patienten zu Beginn eineleicht radioaktive Substanz verabreicht wird. Auch dieseSubstanz wird besonders in den von Krebs befallenen Zellengespeichert. Die Strahlung des radioaktiven Stoffes ist aber sogering, dass sich für den Patienten keine Gefahr ergibt.

11. TumormarkerBei den Tumormarkern handelt es sich um Teile, die verstärktvon den Tumorzellen gebildet werden können. Der Nachweisdieser Stoffe sowie ihr erhöhtes Vorkommen im Blut kann aufeine bösartige Gewebeveränderung hinweisen.

Zur Erstdiagnose von Darmkrebs ist die Bestimmung derTumormarker jedoch nicht geeignet, denn ihr Vorhandenseinoder das vermehrte Vorkommen können auch andere Ursachenhaben. Auch Gesunde können geringe Mengen davon aufweisen.

In der Tumornachsorge geben sie u. U. einen Hinweis auf denVerlauf der Erkrankung bzw. auf das Ansprechen der Therapie.

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12. PET (Positronen-Emissions-Tomografie)

Mit der PET ist es möglich, den erhöhten Stoffwechsel vonKrebszellen (z. B. Zuckerstoffwechsel) ähnlich wie bei einerSzintigrafie sichtbar zu machen (Erprobungsphase).

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Welche Therapiemöglichkeitengibt es?

Oft erhalten Sie eine Vielzahl gut gemeinter Ratschläge, wennMenschen aus Ihrer Umgebung von Ihrer Erkrankung erfahren.Man wird Ihnen erzählen, welche neuen Behandlungsverfahrenes gibt und was bei diesem oder jenem Bekannten geholfen hatoder auch nicht.

In den Medien ist das Thema „ Krebs" ebenfalls reichlichvertreten.

Lassen Sie sich dadurch jedoch nicht verwirren. InformierenSie sich bei dem Arzt Ihres Vertrauens.

Klassifikation des Tumors

Bei der Wahl der für den Patienten am besten geeignetenBehandlungsmethode ist die TNM-Klassifikation ein wichtigesKriterium. Sie stellt dar, wie weit sich der Tumor ausgebreitethat.

Bedeutung

T TumorN regionale LymphknotenM Metastasen Tochtergeschwülste)

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Bei Darmkrebs werden folgendeZuordnungen gemacht:

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Zusätzlich wird histologisch beurteilt, ob Gefäße (V)oder Lymphgefäße (L) vom Tumor befallen sind.

Desweiteren beurteilt der Pathologe die„Bösartigkeit" des Tumors mit dem sog.Grading.

Ein G 1-Tumor entspricht noch weitgehend von seinemAufbau her der ursprünglichen Zelle, ein G 4-Tumorhat sämtliche ehemals vorhandenen Zelleigenschaftenverloren und ist komplett „mißgebildet`.

G 4-Tumoren haben eine sehr hoheInfiltrationsfähigkeit und große Wachstumstendenzund sprechen auf alle Behandlungsmöglichkeiten nursehr schlecht an.

Zusätzlich wird histologisch beurteilt, ob Gefäße (V)oder Lymphgefäße (L) vom Tumor befallen sind.

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Ein Patient, bei dem die Diagnose Darmkrebs gestelltwurde, sollte mit seinem Arzt ausführlich über seineErkrankung und die Behandlungsmöglichkeitensprechen.

Lassen Sie sich die vorgesehenen Schritte genauerklären. Informieren Sie sich aber auch über eventuellmögliche andere Therapieformen.

Ein informierter und aufgeklärter Patient versteht,was mit ihm geschieht. Er kann aktiv an seinerGenesung mitarbeiten.

Zu den konventionellen Behandlungs-methoden zählen:

1. Die Operation

Hat die Krebserkrankung des Darmes noch keine benachbartenOrgane (sog. organüberschreitendes Wachstum) befallen undnoch keine Fernmetastasen (Leber, Lunge, Gehirn) gesetzt, istdie Primärbehandlung in einer operativen Entfernung desbefallenen Darmabschnittes zu sehen.

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Bei der Operation wird „grosszügig" operiert, d. h., es werdenauch die dem eigentlich befallenen Darmabschnittbenachbarten Darmsegmente entfernt. Dies kann bis zursubtotalen Darmentfernung reichen.

Sorgfältig werden die Lymphknotenstationen bis ins Zentrumanatomiegerecht entfernt, wobei insbesondere Arterien undVenen als Leitstrukturen dienen und gegebenenfalls mitreseziert werden.

Dickdarmabschnitte kann man ohne Risiko entfernen, lediglichbeim Mastdarmkrebs bestimmt der Sitz des Tumors den Erhaltder normalen Schliessmuskulatur und damit des natürlichenDarmausganges. Bei ganz tief sitzenden Krebsen muss wegender vertikalen Lymphknotenausbreitung und natürlich bei einemdirekten Befall der Schliessmuskeln der After entfernt werden,so dass diese Operation standardmässig mit der Anlage eineskünstlichen Darmausganges (Anus praeter) einhergeht.Moderne Operationsverfahren erlauben es jedoch, dieseGrenze immer weiter nach unten afterwärts hin zu verschieben.Die momentan tiefste Anastomosierungsmöglichkeit(Anastomose = Verbindung von zwei Darmteilen) liegt bei 2-3cm vom After entfernt. Allerdings ist bei dieser Operationunbedingt darauf zu achten, dass unterhalb des Tumors einekrebsfreie Zone von minimal 1 - 2 cm verbleibt.

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Ist die Geschwulst örtlich ausgebrochen, werden (speziell in derDickdarmchirurgie) sog. multiviscerale Resektionen durchgeführt.Hierunter versteht man die Entfernung von den dem Darmbenachbarten Organen, die durch die Krebsgeschwulst inMitleidenschaft gezogen sind (z. B. Milz; Bauchwand, Niere;Magen; Gallenblase, grosse Gefässe). Solche Operationen sindmit einer guten Lebensqualität ohne weiteres vereinbar.

In besonders schwierigen Situationen bei tiefsitzendenMastdarmkrebsen kann auch die vorübergehende Anlage eineskünstlichen Darmausganges notwendig werden. Auch wenn derTumor örtlich ausgebrochen ist und zunächst nach der operativenEntfernung eine weitergehende (Strahlen-) Behandlungnotwendig ist, kann es sein, dass für einen Zeitraum von 3-12Monaten ein Anus praeter angelegt werden muss. Dieser kommtdann häufig im mittleren Oberbauch zu liegen, ein endgültigerDarmausgang wird meist im linken Mittel/Unterbauch angelegt.Die moderne Stomaversorgung (Anus praeter Pflege) ermöglichtjedoch ein beschwerdefreies, wenig qualitätsgemindertesLeben. Sehr hilfreich in solchen Fällen ist der Kontakt mitanderen Betroffenen, in besondere Weise vermittelt durch dieILCO (Selbsthilfegruppe für Stomaträger).

Hat der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereitsMetastasen in (häufiger) Leber oder (seltener) Lunge gesetzt, sosind auch hier resezierende Operationen durchaus durchführbarund mit einer guten Heilerfolgsrate versehen. Da sich die Leber -wenn sie gesund ist - gut regeneriert, können bis zu 60% desLebergewebes entfernt werden.

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Einzelne Lungenmetastasen können ebenfalls bis zur einseitigenLungenflügelentfernung operiert werden.

Insgesamt besteht für das colorektale Karzinom insofern einegünstigere Prognose, als - im Gegensatz zu anderen Krebsendes Eingeweide- und Verdauungstraktes - von vornherein einehöhere Operationquote gegeben ist (ca. 75%) und als auchNachoperationen durchaus nochmals in bis zu 50% der Fälle imFalle eines Wiederauftretens (Rezidiv) oder der Fernabsiedlung(Metastase) sinnvoll durchführbar sind und Heilung bringenkönnen.

Welche Probleme können nachDarmoperationen auftreten?

a) Verdauungsprobleme

Da eine Darmkrebsoperation ein massiver Eingriff in dasVerdauungssystem des Körpers ist, braucht dieser einige Zeit,um damit fertig zu werden. Es wird bei dieser Operation ein Stückdes Darms entfernt, wodurch sich die Stuhlgewohnheitenverändern können. Eine Umstellung derErnährungsgewohnheiten hilft manchmal schon.

b) Narbenbeschwerden

An der durch die Operation entstandene Narbe kannüberschießendes Gewebe entstehen. Dies ist lediglich einkosmetisches Problem.

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2. Chemotherapie

Die Chemotherapie ist eine medikamentöse Therapie. Dabeikommen sogenannte Zytostatika zum Einsatz, die Zellen abtötenoder am Wachstum hindern können, indem sie die Zellteilunghemmen. Da Tumorzellen sich praktisch ständig vermehren,werden diese eher geschädigt als normale Zellen.

Es gibt eine grosse Anzahl verschiedener Chemotherapie-Kombinationen, die sowohl in Wirkung als auch Verträglichkeitunterschiedlich sind. Der Arzt sucht die für den Patienten ambesten geeigneten Mittel aus. Die Behandlung dauert in derRegel zwischen einem halben und einem Jahr.

Die entsprechenden Substanzen werden meist in die Veneinjiziert und dann über den Blutstrom in alle Regionen desKörpers transportiert. Weil das gesamte „System Mensch"behandelt wird, spricht man auch von „systemischer Therapie'.

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Da Tumore an Dick- und Mastdarm vorwiegend von den Drüsender Darmschleimhaut ausgehen, sprechen sie schlechter aufZytostatika an. Dennoch sprechen Erfahrungswerte dafür, dassauch bei Darmkrebs die Ergebnisse der Operation durch derenzusätzlichen Einsatz verbessert werden können. Hat sich derKrebs bereits ausgebreitet, können ebenfalls gute Erfolge durchden Einsatz von Zytostatika erzielt werden. Beim Mastdarmkrebskann eine Kombination von Chemotherapie und Bestrahlungsinnvoll sein.

Chemotherapie wirkt im gesamten Organismus; dies giltallerdings auch für die Nebenwirkungen. Normales Gewebe, dassich relativ oft erneuert, wird in Mitleidenschaft gezogen. Hier istbesonders die Darmschleimhaut zu nennen. Stirbt diese ab,kommt es vermehrt zu Darmentzündungen und Durchfällen.Schäden an der Magenschleimhaut führen zu Übelkeit undErbrechen. Weiterhin wirkt sich diese Therapieform auf dieHaarwurzeln aus. Durch deren Zerstörung kommt es zuvorübergehendem Haarausfall. Alle Nebenwirkungenverschwinden aber wieder nach Beendigung der Therapie.

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3. Die Strahlentherapie

Die Strahlentherapie ist neben der Operation und derChemotherapie das dritte Standbein der Onkologie. Man sprichtauch von einer Radiotherapie oder Radiatio. Sie ist imGegensatz zu der bereits beschriebenen „SystemischenTherapie" eine rein lokale Massnahme.

Strahlung kann als eine „Wachstumsbremse" für lebendesGewebe bezeichnet werden. Sie bewirkt eine Hemmung derZellteilung. Da die meisten Zellen nur eine begrenzteLebensdauer haben, müssen sie fortlaufend ersetzt werden.Dies geschieht durch Teilung der Zellen. Auch das Wachstumeines Tumors wird über Zellteilung geregelt. Eine derHauptwirkungen von Strahlung besteht deshalb in der Störungoder sogar Vernichtung der Zellteilung.

Die schädigende Wirkung der Strahlung nimmt auf den Tumormehr Einfluss als auf die ihn umgebenden gesunden Organe, dadie Fähigkeit zur Reparatur dort wesentlich ausgeprägter ist.

Nach einer erfolgreichen Bestrahlung sterben Tumorzellen abund werden von körpereigenen Zellen (u. a. Fresszellen oderMakrophagen) zerlegt und abgeräumt.

Sie wirkt nur im Bereich des Bestrahlungsfeldes. Dies giltsowohl für die erwünschte tumorzerstörende Wirkung als auchfür die unerwünschten Nebenwirkungen.

Eine Strahlenbehandlung kommt in der Regel aber nurbeim Mastdarmkrebs zum Einsatz.

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4. Hyperthermie

Diese Wärme wird durch Hyperthermiemaschinen von aussenerzeugt.

Die Tatsache, dass Tumorzellen empfindlicher auf Wärmereagieren als gesunde Zellen, wird genutzt.

Schädigungsmechanismen am Tumor sind- Sauerstoffarmut- Übersäuerung- Energieverlust

Hinzu kommt eine deutlich verschlechterte Thermotoleranz desTumors, d. h., die Fähigkeit, überschüssige Wärme abzuleiten,sodass eine zusätzliche Schädigung des Tumors auf vielenEbenen resultiert, aber eine Stimulation des Immunsystemserfolgt.

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Hyperthermie bedeutet Über-wärmung. In der Krebsmedizin wirddieser Begriff für künstlicheTemperaturerhöhung´in bestimmtenKörperregionenoder auch im ganzen Körper zutherapeutischen Zweckengebraucht.

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Man unterscheidet im wesentlichen folgende Arten derHyperthermie, die entsprechend dem jeweiligen Krankheitsbilddes Patienten angewendet werden können:

a) Regionale Tiefenhyperthermie

Sie erzeugt in der Tiefe des menschlichen Körpers eineErwärmung von Krebsgeschwülsten auf Temperaturen von 42 -45°C. Der Vorteil dabei ist die hohe Selektivität und die geringeNebenwirkungsrate.

b) Ganzkörperhyperthermie

Wenn aus verschiedenen Gründen (Anatomie, grosse Tumorlast,diffuse Metastasierung) eine regionale Tiefenhyperthermie nichtmehr ausreichend ist. kann u. U. eine Ganzkörperhyperthermieeingesetzt werden. Der Körper wird bis maximal 42°C unterSedierung und Hyperglykämie-bedingter Tumorübersäuerungerwärmt.

c) Intrakavitäre Perfusionshyperthermie

Diese Art wird für die Behandlung von Metastasen inHohlräumen, wie z. B. dem Bauchraum oder der Blaseangewandt. Dabei wird der Bauchraum mit einer 45°C heissenFlüssigkeit, der Zytostatika beigegeben wird, durchspült.

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Die Hyperthermie kann sich in idealer Weise mit einerBestrahlung oder Chemotherapie ergänzen. Deren Wirkung kannenorm verstärkt werden, ohne dass die Nebenwirkungsrateansteigt. Das wiederum führt zu einer geringeren Toxizität vonBestrahlung und Chemotherapie und dazu. dass u. U. sonststrahlen- und chemotherapieresistente Tumorgeschwülste aufdiese Kombination ansprechen.

Die Hyperthermie stellt einen Bestandteil der ganzheitlichenOnkologie dar, da sie ein Bindeglied zwischen den toxischen,rasch wirksamen Methoden der klassischen Medizin (Chemo undBestrahlung) und der komplementären Onkologie ist.

Für wen die Hyperthermie sinnvoll ist, muss allerdings imEinzelfall entschieden werden.

Zur Zeit übernehmen die Krankenkassen nicht in allen Fällen dieKosten, da viele Hyperthermie-Studien noch nicht abgeschlossensind.

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5. Immuntherapie

Unter Immuntherapie oder Immunmodulation versteht mandie therapeutische Beeinflussung der Abwehrbereitschaftdes Organismus. Die Idee, die dieser Therapie zugrundeliegt, ist, die Aufmerksamkeit des Immunsystems gegenüberKrebszellen zu erhöhen und damit die Abwehrreaktion so zubeeinflussen, dass der Körper den Tumor selbst bekämpft.

Dem Körper werden dabei Substanzen verabreicht, die alsImmunmodulatoren bezeichnet werden. Diese sollen dieImmunantwort beeinflussen. Es handelt sich dabei zum Teilum dieselben Substanzen, mit denen sich die Abwehrzellenim Körper untereinander verständigen und aktivieren. Manspricht von Botenstoffen oder Zytokinen. Einige könnenbereits auf gentechnischem Wege hergestellt werden,andere müssen aus Zellkulturen oder aus dem Blutgewonnen werden. Die bekanntesten Möglichkeiten sind dieInterferone und Interleukine, die beim Darmkrebs abernormalerweise keine Anwendung finden.

Folgende Möglichkeiten der Immuntherapiekönnen beim Darmkrebs u. U. zum Einsatzkommen:

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a) Monoklonale Antikörper

Durch die monoklonalen Antikörper werden in deradjuvanten Tumortherapie Krebszellen markiert.

Unser Immunsystem produziert diese etwa Y-förmigaussehenden Eiweißmoleküle mit Hilfe spezialisierterBlutzellen. Die beiden kurzen Enden des Y passen genau aufeine bestimmte chemische Struktur, der lange „Stamm"wird aber vor allem von Fresszellen unseres Immunsystemserkannt.

Hat ein Antikörper mit den beiden kurzen Y-Armen(Antigenbindestellen) seine Strukturen gefunden, z. B. aufder Oberfläche einer Krebszelle, dann ist diese Zelle nunauch für Fresszellen erkennbar, weil die Y-Stammbindestelle als Markierung nach außen ragt. DieFresszellen können an dieser Markierung andocken, sich dieZelle einverleiben und verdauen.

Seit einigen Jahren lassen sich diese Antikörper auchaußerhalb des Organismus in Zellkulturen herstellen.

Kleinste Metastasen oder einzelne Krebszellen sindein ideales Ziel für die monoklonalen Antikörper.

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Medikamente mit diesen entsprechenden Antikörpernsind gegen große Tumoren aber machtlos, denn siehaben wenig Chancen, in den Tumorhineinzugelangen.

Gegenüber Zytostatika haben Antikörper den Vorteil, dasssie zur Vernichtung von Krebszellen beitragen, die geradenicht teilungsaktiv sind. Da solche „schlafendenKrebszellen" von Zytostatika naturgemäß nicht erfasstwerden, wird der Nutzen einer kombinierten zytostatischenund immuntherapeutischen Therapie untersucht.

Für die Behandlung zugelassen ist bisher nur ein einzigerAntikörper zur vorbeugenden Therapie in Fällen vonDickdarmkrebs mit Lymphknotenbefall nachvollständiger Tumorentfernung. Es besteht bei diesemBefund nämlich die Gefahr, dass sich schon einzelneTumorzellen auf den Weg in andere Körperregionengemacht haben, wo sie zu Metastasen heranwachsenkönnen. Mit der Antikörpertherapie versucht man dieseeinzelnen Tumorzellen auszuschalten und damit dieRückfallgefahr zu verringern.

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b) Tumorimpfung

Bei Tumorimpfungen spricht man auch von Vakzinetherapien. Eshandelt sich dabei um aktive Immuntherapien.

Man bietet dem Immunsystem - ähnlich wie bei einer Impfunggegen Viren oder Bakterien - ein oder mehrere tumorspezifischeMerkmale an. Damit will man gezielt eine spezifischeImmunreaktion gegen den Tumor auslösen.

Der Unterschied zu herkömmlichen Impfungen besteht darin,dass nicht die Verhütung der Erkrankung, sondern die Aktivierungdes Immunsystems zur besseren Bekämpfung einer bereitsbestehenden Erkrankung angestrebt wird.

1. Möglichkeit: Aktiv-Spezifische-Immuntherapie (ASI)

Die Impfung wird mit autologen (körpereigenen), inaktiviertenTumorzellen durchgeführt, die dem Patienten zuvor bei derOperation entnommen werden.

Krebszellen unterscheiden sich oft nur wenig von normalenZellen. Das Abwehrsystem erkennt sie daher nicht unbedingt alsgefährlich. Durch die Impfung soll den Abwehrzellen gezeigtwerden, wie eine Krebszelle aussieht.

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profitieren, deren Immunsystem noch intakt ist und aktiviertwerden kann. Das ist im Anfangsstadium meist der Fall. BeiPatienten, bei denen trotz guter Operation evtl. schon winzigeAbsiedlungen vorliegen könnten, käme eine Impfung zur Rezidiv-Prophylaxe u. U. in Frage. Je weniger Tumorzellen im Körpersind, desto wirksamer können abwehrstärkende Maßnahmensein.1-1

Voraussetzung, um den Impfstoff herstellen zu können, istallerdings, dass eine ausreichende Menge an Tumorzellengewonnen werden kann. Es werden ca. 5 - 10 GrammTumormasse benötigt.

So wird geimpft: Nachdem die Tumormenge von einemspeziellen Labor aufbereitet wurde, erhält der behandelnde Arztdie spritzfertigen Ampullen. Nach der Erstimpfung mit erhöhterDosis erfolgen Auffrischungsimpfungen.

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2. Möglichkeit:

In neueren Konzepten versucht man, nicht mehr ganze Zellenoder Zellbruchstücke zu verwenden, sondern spezielle chemischdefinierte Eiweißmoleküle, die von Tumorzellen produziertwerden. Sie werden vom Immunsystem als fremd erkannt.Bestimmte Zellen, die sich von Blutvorläuferzellen züchtenlassen, werden im Reagenzglas mit diesen Merkmalen beladen.So präsentieren Sie den Abwehrzellen die Tumormerkmalegezielt als etwas, was bekämpft werden muss.

Ein ähnlicher Effekt wird erzielt, wenn in Krebszellen das Geneines Lock- und Aktivierungsstoffes für Abwehrzelleneingeschleust wird. Diese werden dann anschließend ebenfallsdem Körper zurückgegeben.

Diese Verfahren sind jedoch noch in der Entwicklungund werden weiterhin untersucht.

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6. Ganzheitliche Krebsmedizin

Bei einem ganzheitlichen Therapiekonzept wirdberücksichtigt, dass die Krankheit Krebs ein Leidenist, das durch ein Zusammenspiel mehrererungünstiger Faktoren entsteht. Es ist dahererforderlich, neben den tumorzerstörendenMaßnahmen auch Behandlungsverfahren einzusetzen,die die möglichen Entstehungsfaktoren derErkrankung berücksichtigen und eine Kontrolle derTumorerkrankung durch natürliche körpereigeneAbwehrmechanismen ermöglichen.

Deshalb werden neben den notwendigenStandardverfahren der Krebsbehandlung (Operation,Chemotherapie, Bestrahlung usw.) die sinnvollenkomplementären Methoden einer ganzheitlichenKrebstherapie eingesetzt.

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Dies ist notwendig, um folgende Ziele zu erreichen:

Erhaltung des Therapieerfolges Nebenwirkungen der Standardtherapien so gering wie

möglich zu halten Verbesserung der Lebensqualität

Im Vordergrund dieser Therapiemaßnahmen stehen:

Aktivierung und Steigerung der Immunfunktion Förderung der Selbstheilungskräfte Verbesserung der Lebensqualität Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit Entgiftung

Bei Patienten, die an Krebs erkrankt sind, stellen sich Sorgen,Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit ein. Der Einklangzwischen Körper und Seele sowie eine positive Lebenseinstellungist für alle Patienten ein wichtiger Faktor für den erfolgreichenGenesungsprozess.

Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Entwicklung vonStrategien zum Abbau von Ängsten und zur aktivenLebensgestaltung. Hilfestellungen hierbei erhalten Patientendurch psychotherapeutische Betreuung. Die Betroffenen erhaltenindividuelle Hilfestellung zur Bewältigung der Krankheit.

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Gedanken

Ein Mann, der Tränen streng entwöhnt,Mag sich ein Held erscheinen;Doch wenn's im Innern sehnt und dröhnt,Geh ihm ein Gott zu weinen.

Johann Wolfgang von Goethe

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Wie sieht die Nachsorge aus?Eine Tumornachsorge ist notwendig, um das Wiederauftreten derKrebserkrankung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Die Nachsorgeuntersuchungen werden individuell auf deneinzelnen Patienten abgestimmt.

Folgende Untersuchungsmethoden könnendurchgeführt werden:

umfassende körperliche Untersuchung Blutuntersuchungen einschließlich der Bestimmung des

Tumormarkers Stuhluntersuchung auf Blut Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane Darmspiegelung (Koloskopie) Röntgenuntersuchungen Computertomografische Untersuchungen

Auch die Zeitintervalle, in denen diese Untersuchungendurchgeführt werden, müssen individuell an den jeweiligenPatienten angepasst werden. Anfangs werden dieUntersuchungen in kürzeren Abständen, später in längerenIntervallen terminiert.

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Angstgefühle bei anstehendenNachsorgeterminen

Bei jeder Untersuchung wird der Patient zwangsläufig an seineKrankheit erinnert. Dadurch werden oftmals Angst und Abwehrentwickelt und eine Nachsorge abgelehnt.

Falls auch Sie mit diesen Problemen kämpfen, raten wir Ihnen,trotzdem regelmäßig ihre Untersuchungstermine wahrzunehmen.Nur dann kann ein eventuell erneutes Tumorwachstumrechtzeitig erkannt und behandelt werden. Ihre Situation ist nichtaussichtslos, falls der Tumor wieder auftritt, sei es am operiertenDarm oder in Form von Metastasen. Lebermetastasen z. B.können vielfach durch eine Operation vollständig entfernt werden.

Ein weiterer Punkt, der Sie zur Nachsorge veranlassen sollte, ist,dass bei der Koloskopie festgestellte Darmpolypen ohneOperation entfernt werden können. Dadurch kann einwiederholtes Krebswachstum verhindert werden.

Bei der Nachsorge geht es neben den medizinischenUntersuchungen auch um die psychische Nachbetreuung derPatienten. Nehmen Sie die angebotene Hilfe in Anspruch, umdiese Phase der Krankheit zu verarbeiten.

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Statistische BewertungTrotz aller Anstrengungen und Verbesserungen in derFrühdiagnose des Darmkrebses nimmt dieser ineuropäischen Ländern weiterhin zu. Zwar sind dieTherapiemöglichkeiten, die neben der alleinigen operativenBehandlung auch die anschließende Chemotherapie mitoder ohne Strahlentherapie umfassen, deutlich verbessertworden, jedoch wird immer noch bei 80% der Patienten dieDiagnose erst gestellt, wenn Beschwerden vorhanden sind.Bei 10% der Patienten erfolgt die Diagnosestellung zufällig,bei weiteren 10% im Rahmen einer durchgeführtenFrüherkennungsmaßnahme.

Zwar ist das colorektale Karzinom überwiegend eineErkrankung des älteren Menschen (2/3 der Patienten sind60 Jahre und älter), aber 10% der Patienten sind unter 50Jahre alt.

Nach Brustkrebs bei Frauen und LungenbeziehungsweiseProstatakrebs bei Männern ist der Darmkrebs mittlerweileauf Platz 2 der häufigsten Tumorerkrankungen vorgerückt.

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Frau I. 42 Jahre

Bereits seit über zwei Jahren fühlte ich mich nicht wohl. Ein Arztschickte mich zum anderen. Es konnte jedoch nichts festgestelltwerden. Schließlich meinte man, ich solle einen Nervenarztkonsultieren. Vermutlich glaubten die Ärzte, ich bilde mir nur ein,krank zu sein.

Es war im Februar 1999, als man meine Krankheit endlicherkannte. Ich stellte Blut im Stuhlgang fest. Der Internist, den ichdaraufhin aufsuchte, veranlasste eine Darmspiegelung. Dabeisagte man mir gleich, dass da etwas nicht in Ordnung sei, aberkein Grund bestehe, mir Sorgen zu machen. Eventuell sei einkleiner Eingriff notwendig. Zuerst müsse aber das Ergebnis derGewebeprobe abgewartet werden.

Ich machte mir aber trotzdem Sorgen. Die Angst, an Krebserkrankt zu sein, hatte ich schon vor dieser Untersuchung. Nunhieß es warten, eine Woche lang. Dann kam der Anruf desArztes. Ich solle bitte in die Praxis kommen. Dort erklärte manmir, dass bei der Darmspiegelung ein bösartiger Tumorfestgestellt worden sei. Ein paar Tage später war ich bereits imKrankenhaus.

Dort wurde wieder eine Darmspiegelung gemacht. Per Ultraschallwurden die Nieren überprüft und das Herz geröntgt.

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Am nächsten Tag, es war der 05.03.1999, fand die Operationstatt. 25 cm des Darmes wurden entfernt. Später sagte man mir,dass es Millimeterarbeit gewesen sei, einen Anus praeter zuvermeiden. Der Heilungsprozess verlief anschließend ohneKomplikationen.

Mein seelischer Zustand war allerdings nicht so stabil. Ich hatteunendlich viel Angst vor der Zukunft.

Eine Woche nach der Operation teilte man mir mit: Der Befundder Leber, die während der Operation bereits auf Metastasenüberprüft worden sei, sei negativ. Die pathologischeGewebeuntersuchung hätte jedoch ergeben, dass die Lympheum den Tumor herum schon befallen seien. Daher sei eineNachbehandlung notwendig.

Wieder fiel ich in ein tiefes Loch.

Im April wurde dann mit der Chemotherapie begonnen. Ichkonnte diese Behandlung ambulant durchführen lassen. Siebestand aus 6 Zyklen und umfasste einen Zeitraum von knapp 4Monaten. Während den Ruhephasen der Chemotherapie wurdennoch 35 Bestrahlungen angesetzt.

Mir war es während der Zeit der Chemotherapie allerdings nieübel. Ich erhielt Begleitmedikamente in Tropfenform gegenmögliches Erbrechen. Der Arzt versicherte mir vor dieserBehandlung, dass ich meine Haare nicht verlieren würde.

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Auch die Bestrahlungen vertrug ich recht gut. Die einzigeNebenwirkung, an die ich mich erinnere, war eine anschließendeMüdigkeit. Unangenehm war auch, dass ich mich nicht waschendurfte, obwohl es Sommer und sehr heiß war.

Am 02.09.1999 folgte die Abschlussuntersuchung. Sowohl dieUltraschalluntersuchung der Leber als auch dieRöntgenaufnahme der Lunge zeigten keine Auffälligkeiten.Nachdem ich diese Ergebnisse mit Erleichterung aufgenommenhatte, sagte man mir, dass der Tumormarker jedoch zu hoch sei.Da man mich bereits über die Gefahr von Lebermetastasen nachDarmkrebs informiert hatte, befiel mich fürchterliche Angst. Ichhabe nur noch geweint.

Aufgrund dieses Befundes wurde eine Computertomographieveranlasst. Es war dabei jedoch kein Befall der Leber zuerkennen. Meine Hausärztin hat mich dann auch beruhigt. Sieerklärte mir, dass in dem Zustand, in dem sich mein Körperbefand, diese Werte doch noch im Normbereich lägen.

Im November 1999 fuhr ich dann für vier Wochen zur Kur nachUsedom. Ich war nach den nervlichen Strapazen fix und fertig.Dort habe ich mich aber wirklich gut erholt. Ich unternahm nebenmeinen Anwendungen täglich ausgedehnte Spaziergänge an dergesunden Ostseeluft. Ich lernte auch nette Leute kennen, diemich immer wieder aufbauten. wenn ich mich in einem Tiefbefand. Das war für mich eine wertvolle Zeit, an die ich nochgerne denke.

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An dieser Stelle möchte ich bei meiner Hausärztin, Frau Dr. JuttaBesch, dem Oberarzt Dr. Weissenbach, der Station Cl sowie derChirurgischen Ambulanz im Krankenhaus Neunkirchen für dievorbildliche Betreuung herzlich bedanken.

Ein weiterer Dank gilt meiner Familie und ganz besondersmeinem Mann, der während der Chemotherapie immer bei mirwar. Meine Familie war ständig für mich da und hat nie dieGeduld mit mir verloren. Ich denke, dass es besonders für meinebeiden Kinder eine ganz schlimme Zeit war.

Auch gab es sehr viele Menschen in meinem Umfeld, die sichnach mir erkundigt haben, die mich besuchten, mir Blumenbrachten, an mich dachten und für mich beteten.

Heute fühle ich mich wieder ganz gesund, aber ich leide noch desöfteren an Angstzuständen. So eine schwere Zeit kann man nichtvon heute auf morgen vergessen. Ich hoffe jedoch, dass mit jederweiteren Untersuchung; die für mich positiv ausfällt, auch meineAngstgefühle abnehmen.

Im Anschluss an eine Weiterbildungsmaßnahme bin ich nunwieder berufstätig. Ich denke, es ist wichtig für mich, wieder einesinnvolle Beschäftigung zu haben. Dadurch werde ich abgelenktund grübele nicht so viel. Ich gehe auch wieder öfter unter Leute'.

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Versuchen auch Sie Ihr durch dieKrankheit

verändertes Leben in die richtigenBahnen zu lenken.

Lassen Sie es nicht entgleisen.

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Frau K.54 Jahre

Ab Mitte 1996 ging es mir einfach nicht gut. Ich hatte mehrereErkältungen, die sich über einen längeren Zeitraum nichtbesserten. Ich fühlte mich matt und schlapp. Mehrmals suchte ichden Arzt auf. Bei einer Blutuntersuchung wurde von meinemHausarzt festgestellt, dass mein HB-Wert sehr niedrig sei. Erschließe die Möglichkeit nicht aus, dass es sich um eine innereBlutung handele. Daraufhin ging ich zum Gynäkologen. Dieserteilte mir mit, dass bei mir ein Endometrioseherd bestehe und derKnoten, den er bereits 1992 im Darm ertastete, immer noch dasei. Dass ich Blut im Stuhl hatte, beachtete er nicht weiter. Erunternahm nichts.

Meinen HB-Wert habe ich dann mit einem Eisenpräparat wiederhochgeschafft. Es ging mir aber einfach nicht besser.

Mittlerweile hatte ich 10 kg an Gewicht verloren, was jedoch auchmit meiner Trauer zusammenhängen konnte. Ich verlor 1994meinen Sohn und dessen Freundin durch einen Verkehrsunfall.Nach diesem schlimmen Schicksalsschlag versuchte ich, meinLeben zu leben. Ich lebte aber nicht richtig, ich funktionierteeinfach nur. Vermutlich lagen für die Ärzte die Gründe meinerBeschwerden in dieser Tatsache.

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Im Mai 1997 bekam ich dann einen Anruf von meiner Tochter, diezu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt war. Sie teilte mir mit, dass sievom Frauenarzt komme und Krebs habe. Sie hatte jedoch Glückim Unglück. Durch die Wachsamkeit ihres Gynäkologen wurdeihre Erkrankung so früh festgestellt, dass man durch einenKegelschnitt an der Gebärmutter den Krebs entfernen konnte.Die Ärzte waren der Auffassung, dass der Verlust ihres Brudersdiese Krankheit ausgelöst haben kann.

Während dem Klinikaufenthalt meiner Tochter hatte ich einenTermin zur Früherkennungsuntersuchung bei meinemGynäkologen. Während dieser Untersuchung lief mir das Blut ausdem Enddarm. Das war dann für den Gynäkologen der Anlass,den Enddarm zu untersuchen. Anschließend teilte er mit, dassder Verdacht auf einen Enddarmtumor naheliege. Für diekommende Woche wurde ich stationär in die Klinik bestellt.

Damit Sie meine weiteren Schilderungen richtig verstehen, mussich noch erwähnen, dass ich eine AngstPanik-Patientin bin.

Mein Frauenarzt hat mich jedoch aufgrund dieser Problematikwährend dem Klinikaufenthalt in Dudweiler enorm unterstützt. Erhat mich seelisch sowie menschlich begleitet.

Eine Darmspiegelung mit Gewebeentnahme wurde veranlasst.Als das Ergebnis vorlag, erklärte der Arzt meinem Mann und mir,dass er keine gute Nachricht für uns habe.

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„Sie haben Krebs!" Dieser Satz traf mich wie ein Schlag. Ichlief auf den Balkon und schrie laut das Wort: NEIN! Dann weinteich. Ich stellte dem Arzt die Frage, wie lange ich noch zu lebenhabe. „Wenn es dann sein muss, dann gehe ich eben zu meinemSohn."

Der Arzt beruhigte mich und erklärte mir, dass er in Homburg fürmich einen Termin für eine Endo-Sonografie vereinbaren werde.Man könne dabei feststellen, ob und wie weit sich der Tumor indie Tiefe des Gewebes ausgebreitet habe.

Zum vereinbarten Termin fuhr ich nach Homburg. Dort meldeteich mich an und wartete von morgens 8 Uhr bis nachmittags um14 Uhr. Dann bekam ich die Mitteilung, dass der entsprechendeArzt, der die Untersuchung machen sollte, gar nicht da sei. Ichkönne wieder nach Hause fahren.

Mein Gynäkologe vereinbarte einen neuen Termin, bei dem ichwiederum bis um 14 Uhr warten musste. Nachdem meine Nervendann ziemlich bloß lagen, kam ich endlich an die Reihe.

Nach der Untersuchung (5 Studenten und ein Assistent warenohne mein Einverständnis zugegen) teilte mir dieser Arzt ganzkalt (kurz und knapp) mit dem Rücken zu mir gewandt mit, dassmein Darmkrebs nicht mehr ausgangserhaltend operiert werdenkönne, da der Krebs schon zu weit fortgeschritten sei. Jeglichesmenschliche Gefühl fehlte. Auf wackeligen Beinen verließ ich denRaum. Ich war fertig mit der Welt. Von Homburg bis nach Hauseweinte ich bitterlich.

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Mit dem Ergebnis in der Hand ging ich einen Tag später zumeinem Gynäkologen. Ich fragte ihn, ob es im DudweilerKrankenhaus jemanden gebe, der mich operieren könne. Ichwurde dem Chirurgen vorgestellt, der mir erklärte, dass er micherst im Anschluss an eine Strahlenbehandlung operieren wolle,da der Tumor zu groß sei. Er schickte mich auf den Winterbergzu einem Strahlenfachmann. Dort wurde mir erklärt, wie dieseBehandlung funktioniere und dass nach Abschluss von dieserder Tumor operativ entfernt werden könne.

Mehrere Patienten warnten mich vor dieser Möglichkeit, denn dieWundheilung bei der sich anschließenden Operation sei meistsehr schlecht, besonders im Analbereich.

Ich ging nach Hause und überlegte mir die ganze Sache. Dabeikam ich zu dem Entschluss, mich nicht vorbestrahlen zu lassen.Mein Gedanke war, dass es doch einen Chirurgen geben müsse,der mir auch so helfen kann.

Als nächstes hörte ich von einem renommierten Chirurgen ineinem Neunkircher Krankenhaus und stellte mich dort mitmeinen Unterlagen vor. Dieser Arzt erklärte sich bereit, michauch ohne Vorbestrahlung zu operieren und ich erhielt einenTermin.

Die Aufnahmeformalitäten waren alle erledigt, dieVoruntersuchungen teilweise durchgeführt, und es warmittlerweile 13 Uhr. Mir wurde ein Zimmer im 8. Stockzugewiesen.

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Ich erklärte dem Arzt, dass ich - wie aus meinen Unterlagenersichtlich ist - eine Angst-Panik-Patientin sei. Man könne michnicht im 8. Stockwerk unterbringen, denn dort würde ichvermutlich aus dem Fenster springen. Nach der Prüfung diesesSachverhalts machte man mir den Vorschlag, zu einem späterenZeitpunkt wiederzukommen, wenn in der 3. Etage ein Bett freisei. Das Problem dabei sei nur, dass dann der mir empfohleneArzt in Urlaub sei und ich auf seine Rückkehr warten müsse.

Ich war also wieder zu Hause. Mein Mann und ich waren zudiesem Zeitpunkt wirklich mit den Nerven fertig. Mein Gedankewar: Ich gehe nirgends mehr hin, selbst wenn ich jetzt an meinemKrebs sterbe.

Etwas später habe ich das Telefon genommen und FrauDetemple von der Saarländischen Krebsliga angerufen, die michauch schon zweimal vorher besucht hatte. Ihr habe ich alleserzählt und schloss mit den Worten: „ Ich lasse mir nichts mehrmachen.' Frau Detemple sagte am Ende des Gesprächs zu mir:„Jetzt bleiben Sie mal ganz ruhig. Ich unternehme etwas und rufezurück."

Eine Stunde später läutete das Telefon. Es meldete sich ChefarztPrivatdozent Dr. med. S. Frick von der Caritasklinik Theresia. Ererklärte mir, dass er durch Frau Detemple von meinem Schicksalerfahren habe. Die Unterlagen lägen ihm ebenfalls vor. Ich könnemich am nächsten Morgen um 8 Uhr bei ihm vorstellen. MeineFrage war: Sind Sie der Meinung, dass wir den Weg gemeinsamgehen können? Die Antwort war: Ja, Frau K., wir können.

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Nach diesem Telefongespräch musste ich an die Worte meinesGynäkologen denken-„ Ihr Leben liegt jetzt in den Händen desChirurgen. Je besser dieser ist, desto größer ist ihre Chance."

Als ich Herrn Dr. Frick gegenüber stand, strömte dieser einesolche Ruhe auf mich aus, dass das Eis zwischen uns gebrochenwar. Er informierte mich über die mir bevorstehende Operationund die Stomaanlage. Obwohl ich ein unsagbares Vertrauen zudiesem Mann hatte, litt ich doch unter starker Angst. Ich lag inmeinem Bett und heulte vor mich hin.

Da wurde eine Patientin im Endstadium ihrer Krebserkrankung zumir ins Zimmer gebracht, die ihre letzte Hoffnung auf neueChemotherapie setzte. Diese Frau ist mit viel Kraftaufwand anmein Bett gekommen und sagte zu mir: „Kämpfen Sie. Siewerden es überleben. Ich kämpfe auch."

Am Operationstag wurde mir auf Anraten meiner Therapeutinwegen des Angst-Panik-Problems bereits eine höhere Menge anBeruhigungsmitteln verabreicht. Frau Detemple begleitete michbis zum Operationssaal, wie sie es mir versprochen hatte.

Wach geworden bin ich dann auf der Intensivstation, wo ich einesehr gute Betreuung erfahren habe. Das Pflegepersonal warmenschlich und liebenswert. Anfangs hatte ich zwar - wie allePatienten nach Operationen - Probleme.

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Doch mit jedem Schlauch, der entfernt wurde, und mit jedemTag, an dem ich wieder ein weiteres Stück Selbständigkeiterlangte, trat auch die Genesung ein.

Mein größtes Problem lag in dem Anus praeter. Ich deckte mirjedes Mal einen nassen Waschlappen auf die Augen, wenndieser versorgt wurde. Ich wollte ihn einfach nicht sehen. Ichfühlte mich verstümmelt und minderwertig. Als Frau bin ich mirunattraktiv vorgekommen.

So vergingen ein paar Tage. Dann setzte sich Herr Dr. Frick zumir ans Bett. Er nahm mich in den Arm, wobei er mir nicht dasGefühl gab, ein Halbgott in Weiß zu sein, sondern ein Arzt zumAnfassen. Er sagte zu mir: „ So, Frau K., wir sehen uns das jetztan. Sie müssen mit dem Anus praeter leben und sich damitauseinandersetzen. Die Schwester wird ihnen zeigen, wie dieserversorgt wird und ab heute probieren wir das.'

Von dieser Stunde an habe ich begonnen, den seitlichenAusgang zu akzeptieren und ihn zu versorgen.

Als ich später eine Broschüre in der Hand hielt, in der eineandere Frau ihre negative Einstellung bezüglich des Anuspraeters beschrieben hat, habe ich eine schöne Erfahrunggemacht: Diese Frau hat irgendwann diesem Teil einen Namengegeben. Eines Nachts wurde ich wach und auch mir fiel einName ein: „FRICK` . Das Eis zu dieser Stomaanlage war nunendlich gebrochen.

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Eine Woche nach der Operation teilte mir Herr Dr. Frick meinenpathologischen Befund mit einem Tumorstadium T3 mit. DieLymphknoten seien bereits von Metastasen befallen gewesen.Eine Chemotherapie sowie Bestrahlungen sollten direkt imAnschluss erfolgen. Am Entlassungstag sollte ich mich beimOnkologen vorstellen.

Der 12. Tag nach der Operation war für mich dann doch sehrereignisreich. Die letzte Drainage im Schließmuskelbereichwurde entfernt. Somit bestand für mich kein Grund mehr. in derKlinik zu bleiben. Ich wollte nach Hause. Herr Dr. Frickversuchte zwar, mich von meiner Meinung abzubringen. ImEndeffekt siegte ich aber. Meine Wundheilung war sehr gut undich durfte gehen. Den Termin in der Onkologie nahm ich gegenalle Überredungsversuche nicht wahr. Ich wollte nirgends mehrhin, nur noch nach Hause.

Und dort war ich nun, bereits 12 Tage nach dieser schwerenOperation. Es ging jeden Tag ein Stück weiter bergauf. Icherledigte schon wieder einen Teil meiner Hausarbeit, als ichzwei Wochen später zur Anschlussheilbehandlung nachWeiskirchen fuhr.

Dort angekommen, hatte ich aber mit einigen Problemen zukämpfen. Bei mir kamen schließlich auch 2 Komponentenzusammen: das Leben mit meiner Panik und die Bekämpfungdes Krebses.

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Ich wurde zwar auf eigenen Wunsch als Angst-PanikPatient imErdgeschoss untergebracht, jedoch ließ der pflegerischeBeistand bei Panikzuständen nachts sehr zu wünschen übrig. Ichwar mir allein überlassen. Das änderte sich jedoch, nachdem ichden Arzt hierüber informierte.

Ich stellte fest, dass sich in dem Beutel meines Anus praeter Blutbefand. Nachdem ich eine Stunde auf den Arzt gewartet hatte,teilte mir dieser mit, dass ich am nächsten Tag zu meinemChirurgen nach Saarbrücken fahren solle. Dieser müsse sich derSache annehmen. So lag ich eine Nacht in Panik und Angst imBett. Am nächsten Morgen holte mein Mann mich ab und fuhrmich in die Caritasklinik St. Theresia. Dort stellte man fest, dassein Gefäß aufgrund des zu harten Stuhls - bedingt durch falscheErnährung - gerissen war. Dieses wurde dann verschweißt. HerrDr. Frick telefonierte mit Weiskirchen und veranlasste eineErnährungsumstellung.

Der Anus praeter verursachte zu diesem Zeitpunkt - mit bedingtdurch die falsche Ernährung - teilweise starke Geräusche.Dadurch fing ich an, mich von anderen Menschen zu isolieren.Ein älterer Mann, der das beobachtete, fragte mich, warum ich soreagiere. Ich wollte es ihm eigentlich nicht sagen. Er erklärte miraber, dass alle Menschen hier krank wären, jeder auf eine andereArt. Dieser Mensch bekam mein Vertrauen. Er nahm micheinfach mit in die Runde und führte mich so wieder an dieMenschen heran. Sobald ich wieder Geräusche hörte undweggehen wollte, hielt er mich fest.

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Ich habe aber auch noch weitere positive Erfahrungen von dortmitgenommen. Therapeutische Gespräche. Ergotherapie und derBesuch des onkologischen Kreises haben mich auch ein Stückweitergebracht. Die Erholung nach der Operation hat mir gutgetan. Ich fand zunehmend mein inneres Gleichgewicht wieder.

Da man mir seitens der Weiskircher Ärzte immer wieder geratenhatte, eine Folgebehandlung machen zu lassen, stellte ich michdann doch nach meiner Rückkehr beim Strahlentherapeuten vor.Dort bekam ich folgendes zu hören:

Aufgrund der langen Wartezeit (seit der Operation mehr als 8Wochen) sei eine Chemotherapie nicht mehr sinnvoll. Von einerBestrahlung könne ich jedoch noch profitieren. Durch meineKlaustrophobie wäre ich aber nicht in der Lage gewesen, mich ineinem geschlossenen Raum aufzuhalten. Dies wäre für dieBehandlung aber in jedem Fall notwendig gewesen. Da zudiesem Zeitpunkt meine Chance. durch die alleinige Operationgeheilt zu werden, bei 30 - 40 % lag und mir auf Nachfragen hinmitgeteilt wurde, dass durch die Bestrahlungen maximal 60 %Heilungschancen erreicht werden könnten, entschied ich michdagegen.

Ich tue jedoch trotzdem etwas für meine Gesundheit .

1. Ernährungsumstellung

Ich ernähre mich ausgewogen und gesund.

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Zu meinen Nahrungsmitteln gehören Buttermilchprodukte,Ballaststoffe (keine Körner, nur in gemahlener Form), rohes undgekochtes Obst, Gemüse in jeder Form außer Sauerkraut undSpargel (zu faserreich). Desweiteren esse ich fettarm sowiemöglichst zuckerfrei und regelmäßig.

2. Zusätzliche Maßnahmen

hochdosiertes Vitamin Chochdosiertes Vitamin E (500 Milligramm/Tag)hochdosiertes Vitamin A (100 Milligramm/Tag)

Engistol (zur Stabilisierung desImmunsystems)

1 Flasche Yokult/Tag (Milchsäure- undJoghurtbakterien)

Ich gehe vierteljährlich zu den Nachsorgeuntersuchungen. Beieinem dieser Termine wurde 1999 ein isoliertes Lokalrezidivfestgestellt und operativ entfernt. Man geht davon aus, dassdieses erneute Krebswachstum evtl. durch die starke seelischeBelastung (mein Mann erlitt 1998 einen Hirninfarkt) hervorgerufenwurde. Da auch dieses Rezidiv operativ entfernt werden konnte,lehnte ich auch diesmal eine Strahlenbehandlung aus den bereitserwähnten Gründen ab.

Allen Betroffenen möchte ich noch ein paar Gedanken mit aufden Weg geben:

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Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Patienten durch einegroße Angst vor der Krankheit „ Krebs" nicht damit umgehenkönnen und sich fallen lassen. Ich habe während meinerErkrankung immer auf meine innere Stimme gehört und aus demBauch heraus gehandelt. Für mich stand fest, dass durch dieOperation mein Krebs entfernt wurde. Ich habe bis zum heutigenTag nicht bereut, zu weiteren Behandlungen „nein" gesagt zuhaben, denn seit der Diagnose meiner Krebserkrankung sind nundrei Jahre vergangen, in denen jeder Tag für mich lebenswertwar.

Seit meiner Erkrankung lebe ich die Stunde und den Tag, dasJetzt und das Hier. Ich denke wenig an die Zukunft und genießedas Heute.

Trotz der schweren Schicksalsschläge - tödlicher Verlust meinesSohnes und meines Bruders sowie die schlimme Erkrankungmeines Mannes - habe ich meine Devise:

Ich bin täglich auf der Suchenach etwas

Positivem undLebenswerten.

Ich gehe mit offenen Augendurch die Welt.

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Mögen in manchen Gewitterstürmen

einige Blätter und Äste

vom Lebensbaum abgefallen sein

der Stamm hat standgehalten

und je tiefer die Wurzeln noch reichen

je mehr die Krone dem Licht entgegen wächst

um so grünere Blätter

stärkere Aste werden nachreifen.

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