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www.darmstadt.de - Kultur in Darmstadt, Darmstädter Stadtgeschichte 11. - 16. Jahrhundert Darmstadts Anfänge vom 11. bis zum 16. Jahrhundert Am Anfang der Geschichte Darmstadts stand eine kleine dörfliche Siedlung, die erstmals Ende des 11. Jahrhunderts in einer Handschrift als "darmundestat" namentlich erwähnt wurde (Abbildung links). Die Bedeutung des Ortsnamens ist nicht sicher. "Wohnstätte des Darimund" liegt aufgrund der allgemeinen Entstehung der Ortsnamen in Süddeutschland nahe. Der Ort entwickelte sich aus zwei Siedlungskernen, einem älteren östlich des Darmbachs und einem jüngeren um Marktplatz und Stadtkirche herum. "Graf Sigeboto schenkt 5 Schilling zu Darmstadt" Im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts errichteten die Grafen von Katzenelnbogen auf der Grundlage eines älteren befestigten Wohnsitzes eine Wasserburg, die den nördlichen Teil der als Verkehrsweg viel genutzten Bergstraße zwischen Frankfurt und Heidelberg kontrollierte. 1330: Darmstadt erhält das Stadtrecht Kaiser Ludwig IV., der Bayer (1314-47), verlieh Graf Wilhelm I. von Katzenelnbogen zum Dank für treue Dienste am 23. Juli 1330 das Stadtrecht für Darmstadt. Dies bedeutete vor allem das Recht, eine Mauer zu errichten und Märkte abhalten zu dürfen. Die in den folgenden Jahrzehnten entstandene Stadtmauer bestand aus einer inneren und einer äußeren Mauer. Die innere Mauer war 1 m dick und bis zu 8 m hoch, während die äußere nur etwa halb so dick und niedriger war. Davor befand sich ein Graben mit Palisaden und Wall. Beide Mauern waren zur Verstärkung durch Türme gesichert. Diese massive Schutzeinrichtung, von der Reste erhalten sind, kennzeichnete den Umfang der Stadt bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Innerhalb der Mauern lebten zu dieser Zeit kaum mehr als 1000 bis 1500 Einwohner. Die Stadtmauer heute Obwohl Darmstadt als Handelsplatz von nun an eine Mittelpunktfunktion erfüllte, bewahrte es den Charakter einer Ackerbürgerstadt, deren Bewohner von der Landwirtschaft und vom Weinbau lebten. Darmstadt als Nebenresidenz Ein wenig von dem "glanzvollen" Leben der Grafen von Katzenelnbogen, die meist auf Burg Rheinfels bei St. Goar residierten, strahlte auch auf ihre Nebenresidenz Darmstadt aus. So im Jahr 1385, als Gräfin Else von Katzenelnbogen ihren Witwensitz in der Wasserburg nahm und erstmals eine fürstliche Hofhaltung in Darmstadt begründete. 1422 wurde mit großem Prunk die Hochzeit Graf Philipps von Katzenelnbogen mit der ebenso reichen Anna von Württemberg in Darmstadt gefeiert. Die wohlhabende Braut brachte wertvolle Gegenstände, wie Schmuck, Kleidung, Teppiche und Tafelsilber in die Ehe und erschien mit einem sechsspännigen Reisewagen. Ab 1449 erfolgte ein groß angelegter Umbau des Schlosses, als Graf Philipp, seit 1444 regierender Graf auf Burg Rheinfels, seinem Sohn Philipp dem Jüngeren und dessen Gattin Ottilie Darmstadt als Wohnsitz und als Mittelpunkt einer eigenen kleinen Herrschaft zuwies. Der sich daraus ergebende Aufschwung für die kleine Residenzstadt endete bereits 1453 mit dem Tod Philipps des Jüngeren. Bild: Nordwand des Palas (Wohngebäude) der Darmstädter Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert (Aufnahme vom Ende des 19. Jahrhunderts) Darmstadt unter den Landgrafen von Hessen-Darmstadt von 1479 bis 1567 http://www.darmstadt.de/kultur/geschichte/02650/ (1 von 3) [6.11.2009 12:16:45]

Darmstaedter Stadtgeschichte 11 16

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Stadtgeschichte 11. bis 16. Jahrhundert

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www.darmstadt.de - Kultur in Darmstadt, Darmstädter Stadtgeschichte 11. - 16. Jahrhundert

Darmstadts Anfänge vom 11. bis zum 16. Jahrhundert

Am Anfang der Geschichte Darmstadts stand eine kleine dörfliche Siedlung, die erstmals Ende des 11. Jahrhunderts in einer Handschrift als "darmundestat" namentlich erwähnt wurde (Abbildung links). Die Bedeutung des Ortsnamens ist nicht sicher. "Wohnstätte des Darimund" liegt aufgrund der allgemeinen Entstehung der Ortsnamen in Süddeutschland nahe. Der Ort entwickelte sich aus zwei Siedlungskernen, einem älteren östlich des Darmbachs und einem jüngeren um Marktplatz und Stadtkirche herum.

"Graf Sigeboto schenkt 5 Schilling zu Darmstadt"

Im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts errichteten die Grafen von Katzenelnbogen auf der Grundlage eines älteren befestigten Wohnsitzes eine Wasserburg, die den nördlichen Teil der als Verkehrsweg viel genutzten Bergstraße zwischen Frankfurt und Heidelberg kontrollierte.

1330: Darmstadt erhält das Stadtrecht

Kaiser Ludwig IV., der Bayer (1314-47), verlieh Graf Wilhelm I. von Katzenelnbogen zum Dank für treue Dienste am 23. Juli 1330 das Stadtrecht für Darmstadt. Dies bedeutete vor allem das Recht, eine Mauer zu errichten und Märkte abhalten zu dürfen. Die in den folgenden Jahrzehnten entstandene Stadtmauer bestand aus einer inneren und einer äußeren Mauer. Die innere Mauer war 1 m dick und bis zu 8 m hoch, während die äußere nur etwa halb so dick und niedriger war. Davor befand sich ein Graben mit Palisaden und Wall. Beide Mauern waren zur Verstärkung durch Türme gesichert. Diese massive Schutzeinrichtung, von der Reste erhalten sind, kennzeichnete den Umfang der Stadt bis zum Ende des 16. Jahrhunderts.

Innerhalb der Mauern lebten zu dieser Zeit kaum mehr als 1000 bis 1500 Einwohner. Die Stadtmauer heute

Obwohl Darmstadt als Handelsplatz von nun an eine Mittelpunktfunktion erfüllte, bewahrte es den Charakter einer Ackerbürgerstadt, deren Bewohner von der Landwirtschaft und vom Weinbau lebten.

Darmstadt als Nebenresidenz Ein wenig von dem "glanzvollen" Leben der Grafen von Katzenelnbogen, die meist auf Burg Rheinfels bei St. Goar residierten, strahlte auch auf ihre Nebenresidenz Darmstadt aus. So im Jahr 1385, als Gräfin Else von Katzenelnbogen ihren Witwensitz in der Wasserburg nahm und erstmals eine fürstliche Hofhaltung in Darmstadt begründete. 1422 wurde mit großem Prunk die Hochzeit Graf Philipps von Katzenelnbogen mit der ebenso reichen Anna von Württemberg in Darmstadt gefeiert. Die wohlhabende Braut brachte wertvolle Gegenstände, wie Schmuck, Kleidung, Teppiche und Tafelsilber in die Ehe und erschien mit einem sechsspännigen Reisewagen. Ab 1449 erfolgte ein groß angelegter Umbau des Schlosses, als Graf Philipp, seit 1444 regierender Graf auf Burg Rheinfels, seinem Sohn Philipp dem Jüngeren und dessen Gattin Ottilie Darmstadt als Wohnsitz und als Mittelpunkt einer eigenen kleinen Herrschaft zuwies. Der sich daraus ergebende Aufschwung für die kleine Residenzstadt endete bereits 1453 mit dem Tod Philipps des Jüngeren.

Bild: Nordwand des Palas (Wohngebäude) der Darmstädter Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert (Aufnahme vom Ende des 19. Jahrhunderts) Darmstadt unter den Landgrafen von Hessen-Darmstadt von 1479 bis 1567

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Mit dem Tode Philipps des Älteren von Katzenelnbogen 1479 starben die Grafen von Katzenelnbogen in männlicher Linie aus. Damit fiel die Grafschaft an Heinrich III. von Hessen, der Philipps einzige Tochter geheiratet hatte und in Marburg residierte. Erst durch diesen Erbfall wurde Darmstadt hessisch. Der Ort geriet ganz an den Rand des hessischen Territoriums und verlor daher an Bedeutung. Zu den wenigen bemerkenswerten Ereignissen dieser Zeit gehören die Einführung der Reformation im Jahre 1527 sowie die beiden Belagerungen 1518 durch Franz von Sickingen und 1546 durch kaiserliche Truppen im Schmalkaldischen Krieg, die Darmstadt schwere Schäden brachten.

Unter Landgraf Ludwig IV. von Hessen begann 1560-1567 der allmähliche Wiederaufbau des zerstörten Schlosses und der Stadt.

Älteste Ansicht von Darmstadt 1591; Federzeichnung von Wilhelm Dilich (Ausschnitt)

Bild links: In späteren Hausbauten als Wand integrierte Stadtmauer hinter dem Hallenbad vor der Zerstörung; heute zum Teil vom Gebäude des ehemaligen "Kuckucksnestes" überbaut (Aufnahme um 1936)

Großes Bild unten: Stadtrechtsurkunde Kaiser Ludwigs des Bayern vom 23. Juli 1330

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