3
H. W. Siemens-Leiden: Darstellung yon Hautkrankheiten in ~tialerei und Skuliatur. lV[it 8 Textabbildungen. Das StudimrL derHautkrank- heiten, wie sie auf Gemglden, Zeichnungen und Skutpturen, also yon Laien ]iir Laien dar- gestellt werden, kann uns in pathologiseher, psyehologiseher und kulturhistorischer Hinsieht manehe wertvolle Anregung ge- ben. Diese Gesiehtspunkte las- sen sieh gut erl/~utern an Dar- stellungen des Rhinophyms auf Gemalden und Kupferstiehen, sowie an. der I)arstellung des ffir die I~ECKLINGHAUSENSChE KranSheit eharakteristisehen F ibroma pendulum. Besonders geeignet ffir so]ehe Betraehtungen sind die Alters- veranderungen der Haul, vor allem die Atrophia senilis und die Cutis laza. Merkw~rdig ist dabei die ~uf~erliehe Verwandt- sehaft der bei s Lenten am Bauehe anzutreffenden saek- artigen Hautfalte~ der ,,Cutis 2 laxa abdominalis saccata", mit der geheimnisvollen griechisehen ,,Bedcenlinie", was sieh an zahlreichen Gems und Sta- tuen st~dieren l/~Bt. Der Pruritus, oder viehnehr die ihn begleitende, eharakteri- stische Geb/~rde, das Kratzen, Abb. i. Pruritus, naturalistisch (Reklame Knoll Ludwigshafen, f~ir Soventol) Abb. 2. Pruritus, expressionistiseh (l~eklame Siegfried Zofingen, ffir C~.lmitoI) Abb. 3. Pruritus, extrem expressiorgstiseh (Reklame Geigy Basel, O'ir Eurax) 1

Darstellung von Hautkrankheiten in Malerei und Skulptur

Embed Size (px)

Citation preview

H. W. Siemens-Leiden: Darstellung yon Hautkrankheiten in ~tialerei und Skuliatur. lV[it 8 Textabbildungen.

Das StudimrL derHautkrank- heiten, wie sie auf Gemglden, Zeichnungen und Skutpturen, also yon Laien ]iir Laien dar- gestellt werden, kann uns in pathologiseher, psyehologiseher und kulturhistorischer Hinsieht manehe wertvolle Anregung ge- ben. Diese Gesiehtspunkte las- sen sieh gut erl/~utern an Dar- stellungen des Rhinophyms auf Gemalden und Kupferstiehen, sowie an. der I)arstellung des ffir die I~ECKLINGHAUSENSChE KranSheit eharakteristisehen F ibroma pendulum.

Besonders geeignet ffir so]ehe Betraehtungen sind die Alters- veranderungen der Haul, vor allem die Atrophia senilis und die Cutis laza. Merkw~rdig ist dabei die ~uf~erliehe Verwandt- sehaft der bei s Lenten am Bauehe anzutreffenden saek- artigen Hautfalte~ der ,,Cutis 2 laxa abdominalis saccata", mit der geheimnisvollen griechisehen ,,Bedcenlinie", was sieh an zahlreichen Gems und Sta- tuen st~dieren l/~Bt.

Der Pruritus, oder viehnehr die ihn begleitende, eharakteri- stische Geb/~rde, das Kratzen,

Abb. i. Pruritus, naturalistisch (Reklame Knoll Ludwigshafen, f~ir Soventol)

Abb. 2. Pruritus, expressionistiseh (l~eklame Siegfried Zofingen, ffir C~.lmitoI)

Abb. 3. Pruritus, extrem expressiorgstiseh (Reklame Geigy Basel, O'ir Eurax)

1

16 H.W. SIEMENS:

ist in der ernsthaften Kunst so gut wie nirgends aufzufinden, merk- w~rdigerweise auch nicht bei den holl~ndischen MMern des ,,goldenen Zeitalters", trotzdem diese die Darstellung grobnaturMisgiseher IV[o-

Abb. 4. Lentigo (Hans Fries Abb. 5. Absonderlieh lokalisierte Abb. 6. Vgl. Abb. 5 (Fatien- 1465 bis 1518, Basel) Len~igo (Gonzales Coques 1614 tin der Leidener Klinik)

bis 1664, Dfisse]dorf)

t i re doch durchaus nicht scheuten. Dagegen kann man die kfinst- ierische Wiedergabe dieses Bewegungsmo~ivs reichlieh in der moder- hen Reklamekunst antreffen. Dabei 1/~13t sich zeigen, wie die Kfinst-

Abb. 7. Lentigo permagna (BernardiI~o Abb, 8. Lentigo pi]osa (hlarx Beichlich Ll~tni 1475 his 1531, Wien) 1460 bis 1520, Niinchen)

ler, die den Pruritus in einer f~r den Besch~uer eindrucksvollen Weise vorffihren wollen, mehr und mehr die nutura.listische }Viedergabe ver- lassen und sich expressionistisehenDarstellungsweisen zuwenden (Abb. I

Darstellung yon tIautkrankheiten in ~'Ialerei und Skulptur 17

bis 3). An der Bildreklame fiir die Behandlung des Pruritus lgBt sich datum geradezu die Entwieklung des Expressionismus in seinen verschie- denen ~ormen studieren.

Eine groBe I~olle spielt in der Kunst die Darstellung der Lentigo ]aciei (Naevus cellularis, Verruca mollis). Die Beispiele hierfiir in der Kunst sind zahllos. Dabei findet man nicht nut die wahrheitsgetreue Wieder- gabe gew6hnlicher Lentigines, sondern auch die von besonderen Formen, z. B. yon fibergroBen und behaarten Lentigines, wobei die Haare manch- real mit besonderer Sorgfalt behandelt sind, z. B. dureh die Wahl einer weiBen Mfitze als ttintergrund, so dab die Haare deutlieher siehtbar werden (Abb. ~ his 8). In dem konventionellen Vorkommen dieser Gebilde bei Itenkern, IIexen und Teufeln offenbart sieh die konstitutionspatholo- giseh irrige Volksmeinung, dab die Lentigines bei bSsen Mensehen h~ufiger anzutreffen seien wie bei den anderen.

Auch fiir die Darstellung des Hautcarcinoms kennt man Beispiele auf Gem/~lden. Darunter finder sich ein Gemglde yon J~x vA~ Eu das zum Gegenstand lebhafter Diskussionen wurde, well die Museumsdirektion in Briigge das mit miniaturistischer Sorgfalt gemMte Lippencarcinom dutch einen Restaurator einfach entfernen lieB.

Arch, klin. exp. Derm., Bd. 211 (KongreBbericht) 2