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396 Bericht: Atom- und Aequivalentgewichte der Elemente. IV[ a r i g n a c benutzten Materials fiberhaupt die Ursache der Abweichung gewesen ware, derselbe h~tte mindestens 1/~ 1/~ ~ betragen miissen, welche hienge man doch nicht h~itte iibersehen kSnnen. Ausserdem warde dureh den Einfluss eines etwaigen Bleigehaltes das Atomgewicht nieht zu niedrig, sondern zu hoch erscheinen. Er glaubt, dass die ¥or- riehtung, welche C 1a s s e n zur Ueberft~hrung des Wismuths in 0xyd ver- wandt hat, nicht gent~gende Sicherheit gegen Substanzverluste gew~hrt babe, und class deshalb die yon diesem Autor erhaltenen Werthe leicht etwas zu niedrig sein kSnnten. Classen*) hebt in seiner Entgegnung hervor, dass yon Schneider keinerlei experimentelle Nachweise for die Unrichtigkeit der yon ihm erhaltenen Werthe geft~hrt seien. Die yon Schneider seinerzeit befolgte Reinigungsmethode sei eine derart unvollkommene, dass ein reines hietall gar nicht erhalten worden sein k~nne. Classen nimmt an, dass darin Procente fremder Metalle, namentlich auch Eisen und Kupfer, gewesen seien, so dass die Schneider'schen Bestimmungen gar nicht riehtig sein kSnnten. Gegen die hi a rig n a e'sche Bestimmung, die auf der Ueberfiihrung des Wismuthsulfats in 0xyd durch Erhitzen beruht, wendet der Ver- fasser ein, dass, wie er iibereinstimmend mit Bailey**)gefunden hat, die Temperatur, bei welcher die freie Schwefels~ure vSllig weggeht und die, bei der die Zersetzung des neutralen Sulfats beginn L sehr nahe zusammen liegen. Das Atomgewicht des lgagnesiums ist yon W. hi. Burton und L. D. Vorce***) neu bestimmt worden. Die Untersuchungen aber dieses Atomgewicht, welche bis jetzt vorliegen, sind mit dem Sulfat, dem Oxalat, dem Carbonat und dem Chlorid ausgefOhrt worden, und liegen die dabei gefundenen Zahlen zwisehen 22,89--25,20.t) Die guten Resultate, welche H. N. M o r s e und W. hi. B u r t o n j-~-) bei der Reindarstellung des Zinks und dessen Atomgewichtsbestimmung erhielten, veranlassten die ¥erfasser das gleiehe Princip aueh auf die Darstellung des Magnesiums und dessen Atomgewichtsbestimmung an- zuwenden. *) Journ. f. prakt. Chemie [N. F.] 43, 133; VOlUVerfasser eingesandt. **) Vergl. diese Zeitschrift 29, 1'20. ***) Chem. News 62, 267. t) N~heres dartiber ~ndet sich diese Zeitschrift 28, 133. tt) American chemical Journal 10, 311; diese Zeitschrift 98, 651.

Das Atomgewicht des Magnesiums

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396 Bericht: Atom- und Aequivalentgewichte der Elemente.

IV[ a r i g n a c benutzten Materials fiberhaupt die Ursache der Abweichung gewesen ware, derselbe h~tte mindestens 1/~ 1/~ ~ betragen miissen, welche hienge man doch nicht h~itte iibersehen kSnnen. Ausserdem warde dureh den Einfluss eines etwaigen Bleigehaltes das Atomgewicht nieht zu niedrig, sondern zu hoch erscheinen. Er glaubt, dass die ¥or- riehtung, welche C 1 a s s e n zur Ueberft~hrung des Wismuths in 0xyd ver- wandt hat, nicht gent~gende Sicherheit gegen Substanzverluste gew~hrt babe, und class deshalb die yon diesem Autor erhaltenen Werthe leicht etwas zu niedrig sein kSnnten.

Classen*) hebt in seiner Entgegnung hervor, dass yon S c h n e i d e r keinerlei experimentelle Nachweise for die Unrichtigkeit der yon ihm erhaltenen Werthe geft~hrt seien. Die yon S c h n e i d e r seinerzeit befolgte Reinigungsmethode sei eine derart unvollkommene, dass ein reines hietall gar nicht erhalten worden sein k~nne. C l a s s e n nimmt an, dass darin Procente fremder Metalle, namentlich auch Eisen und Kupfer, gewesen seien, so dass die Schne ide r ' s chen Bestimmungen gar nicht riehtig sein kSnnten.

Gegen die hi a r i g n a e'sche Bestimmung, die auf der Ueberfiihrung des Wismuthsulfats in 0xyd durch Erhitzen beruht, wendet der Ver- fasser ein, dass, wie er iibereinstimmend mit Ba i l ey** )ge funden hat, die Temperatur, bei welcher die freie Schwefels~ure vSllig weggeht und die, bei der die Zersetzung des neutralen Sulfats beginn L sehr nahe zusammen liegen.

Das Atomgewicht des lgagnesiums ist yon W. hi. B u r t o n und L. D. Vorce***) neu bestimmt worden. Die Untersuchungen aber dieses Atomgewicht, welche bis jetzt vorliegen, sind mit dem Sulfat, dem Oxalat, dem Carbonat und dem Chlorid ausgefOhrt worden, und liegen die dabei gefundenen Zahlen zwisehen 22 ,89- -25 ,20 . t )

Die guten Resultate, welche H. N. M o r s e und W. hi. B u r t o n j-~-) bei der Reindarstellung des Zinks und dessen Atomgewichtsbestimmung erhielten, veranlassten die ¥erfasser das gleiehe Princip aueh auf die Darstellung des Magnesiums und dessen Atomgewichtsbestimmung an- zuwenden.

*) Journ. f. prakt. Chemie [N. F.] 43, 133; VOlU Verfasser eingesandt. **) Vergl. diese Zeitschrift 29, 1'20.

***) Chem. News 62, 267. t) N~heres dartiber ~ndet sich diese Zeitschrift 28, 133.

t t) American chemical Journal 10, 311; diese Zeitschrift 98, 651.

Bericht: Atom- und AequiwlentgewL'hte der Elemente. 3 9 7

Die Yerfasser wghlten zu ihren Versuchen Magnesiumnitrat, welches sie aus im luftleeren Raum destillirtem, reinem Magnesium herstellten and durch Erhitzen in 0xyd fiberffihrten.

D a r s t e l l u n g des r e i n e n M a g n e s i u m s . Durch Yorversuche hatte sich gezeigt, dass, wenn man Magnesium in GlasrShren erhitzte, letztere sehr stark angegriffen wurden und sich hierbei Siliciummagne- sium MgeSi bildete, welches auch bei mehrfacher Wiederholung der Destillation nicht entfernt:werden konnte. Die Verfasser versuchten des- halb auf Grund der Thatsache, dass Magnesium mit Eisen keine Legi- rung bildet, die Anwendung eines eisernen Rohres.

In eine am einen Ende zugeschmolzene RShre aus schwer schmelz- bsorem Glase wurde eine EisenrShre, deren L~nge nur ein Drittel yon der des Glasrohrs betrug, eingesehoben und mit Magnesiumspgnen be- schiekt. Das Glasrohr wurde nfit einer Sp renge l ' s chen Luftpumpe verbunden und luftleer gemacht. Hier~uf wurde es in einem Verbrennungs- ofcn seiner ganzen Lgnge nach und zwar in der Mitte massig, ~m Aus- gangsende nur relativ schwach erhitzt. Am hintersten Ende, an der Stelle, wo die eiserne RShre mit den Magnesiumsp~nen lag, wurde die Temperatur his zur Rothgluth gesteigert und diese Hitze ungef'~hr eine Stunde lang erhalten. Sobald das Eisen glfihend geworden, sublimirte das M~gnesium.

Die ersten Antheile desselben bildeten einen an den Glaswandungen lest anhaftenden schwarzen Spiegel, auf welchen sich die spgter fiber- destillirenden Portionen in ganz reinen, yon Silicium vSllig freien Krystallen ansetzten.

Die in dem Eisenrohre zurackbleibenden und die an dem kgltesten Ausgangsende des Glasrohres sigh verdichtenden Theile des Magnesiums wurden hight weiter benutzt, sondern nur die in der Mitte condensirte Menge weiter ver~rbeitet. Zun~chst wurde genau in derselben Weise die Destillation noeh dreimal wiederholt. Aus der beim vierten Male erhaltenen mittleren Partie wurde dann das ~itrat hergestellt.

Die Salpetersgure wurde nach tier sehon bei der Atomgewichtsbe- stimmung des Zinks*) beschriebenen Methode dargestellt.

D~ sie in verdanntem Zustande angewandt werden sollte, so wurde sie mit sorgf~ltig fiber Kaliumpermang~nat und zuletzt ~us einer Platin- retorte destillirtem Wasser versetzt.

*) Vergl. diese Zeitschrift 28, 652. 2G*

398 Berieht: Atom- und Aequivalentgewiebte der Elemente.

Die Ueberftihrung in das Nitrat geschah in einem PorzellantiegeI mit Deckel, welcher seinerseits wieder in einem grSsseren stand. Eine genau abgewogene Menge yon Magnesium wurde in dem kleinen Tiegel mit tiberschtissiger verdiinnter Salpetersiiure behandelt und sodann der Ueberschuss an letzterer dureh allm~hliches schwaches Erhitzen im Sandbade entfernt. Schliesslich wurden beide Tiegel in einen Muffel- ofen gebraeht und zwei Stundeu lang bei Weissgltihhitze erhalten. Naeh dem Erkalten und Witgen wurden sie nochmals kurze Zeit in den 0fen gebracht und hierauf wieder gewogen, wobei in den meisten Fiillen coa- stantes Gewieht beobaehtet wurde. Nur manehmal war eine dritte Er- hitzung nSthig. Die gewogene Magnesia wurde in verdtinnter Schwefel- s~ture gel6st und mit Sulfanilsiture und salzsaurem Naphtylamin auf salpetrige S~ure geprtift, jedoeh mit vSllig negativem Resultat.

Die Wi~gungen wurden auf einer sehr empfindliehen Wage ausge- fiihrt, deren Scala mit Htilfe einer entfernt angebrachten Gaslampe und eines Spiegels beleuehtet war,

Das W~tgen wurde m6glichst genau und raseh vollzogen und zwar zur Nachtstunde, wenn niemand mehr im Laboratorium arbeitete und die umliegenden Strassen ruhig geworden waren. Hinsichtlich aller tibrigelx Operationen sei auf die bereits erw~hnte Atomgewichtsbestimmung des, Zinks verwiesen.

In der naehstehenden Tabelle sind die Resultate yon 10 aufeinander folgenden Yersuchen zusammengestellt.

Angewandtes Erhaltenes Atomgewicht Magnesium Magnesiumoxyd des Magnesiums

g g () = 16 0 -~ 15,95 1, 0,33009 0,54766 24,278 24,202 2. 0,34512 0,57252 24,283 24,207 3. 0,26058 0,43221 24,292 24,216 4. 0,28600 0,47432 24,299 24,223 5. 0i30917 0,51273 24,301 24,225 6 . 0,27636 0,45853 24,271 24,195 7. 0,36457 0,60475 24,286 24,210 8. 0,32411 0,53746 24,304 24,228 9. 0,32108 0,53263 24,284 24,208

10. 0,28323 0,46988 24,279 24,203

Mittel 24,287 24,211 Maximum . . 24,304 24,228 Minimum 24,271 24,195 Differenz 0,033 0,033

Bericht: Atom- and Aequivalentgewichte der Elemente. 399

Wenn man das Atomgewieht des Magnesiums aus der Summe der gewonnenen Mengen yon Magnesium und yon Magnesiumoxyd berechnet, wie es L o t h a r M e y e r und K. S e u b e r t empfahlen, so ergibt sich:

Angewandtes Erhaltenes Atomgewicht Magnesium Magnesiumoxyd des Magnesiums

9' 9' b : 16 () = 15,95 3,10031 5,142 69 24,287 24,211

Yon alien ~tltereu Bestimmungen stimmt mit dieser Zabl die yon M a r i g n a c , welche 24,38 ftir O ~ 16 ergab, am nitchsten iiberein.

Das Aequivalentgewieht des Fluors hat H e n r i M o i s s a n * ) yon neuem bestimmt. In der Einleitung seiner Publication erw~ihnt der Ver- fasser die itlteren Arbeiten yon B e r z e l i u s , L o u y e t , F r e m y und D u m a s , dagegen scheint ihm die neueste Bestimmung yon Chr i s tensen**) nnbekannt geblieben zu sein.

L o u y e t benutzte zu seiner Bestimmung Fluoride der Alkalimetalle and ¥erbindungen des Fluors mit den Metallen der alkalischen Erden. Er fund die Zahl 18,99, welche fast identisch ist mit der yon D u m a s im Jahre 1859 gefundenen 19.

Fr e m y benutzte Fluorverbindungen der Metalle und fund hiermit 18,85. B e r z e l i u s und Dumas dagegen untersuchten mSglichst reinen nattir-

lichen Flussspath, welcher jedoch, wie B e r z e l i u s und L o u y e t nachgewiesen haben, gew6hnlich eine kleine Quantitttt yon Silicium oder Phosphor enthtilt.

Der Yerfasser bediente sich zu seinen Versuchen ktinstlich darge- stellter krystallisirter Yerbindungen des Fluors mit 5[atrium, Calcium und Baryum. Er zersetzte dieselben mit tiberschtissiger Schwefels~iure, dampfte ein und wog den Rtickstand. Um einen Yerlust durch ¥erspritzen zu ~ermeiden, wurde die Operation in einer Platinretorte vorgenommen.

Zur Darstellung yon ganz reinem, speciell yon Fluorkalium ganz freiem Fluornatrium wusch M o i s s a n 2 kg gewShnliches Kochsalz mit kaltem destillirtem Wasser auf einem Trichter mehrfach aus, 16ste das zurtickbleibende in Wasser, dampfte die LSsung auf 1/1 o ein und krystallisirte in dieser Weise 10real urn.

Es blieben bei diesem ¥erfahren zuletzt noch etwa 500g des Salzes zuriick, welches wiederum in kaltem mit Ammoniak ges~tttigtem Wasser gel6st wurde. In diese LSsung wurde dann Kohlensiture geleitet. Hier- bei wurde doppeltkohlensaures Natron erhalten, welches mit kaltem destillirtem Wasser gewaschen wurde. Die LSsung dieses Salzes wurde dann durch Kochen zersetzt und das Carbonat auskrystallisiren gelassen.

*) Compt. rend. 111, 570. **) ¥ergl. diese Zeitschrift 27, 129.