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Arbeitsplatzbeleuchtung SHOPPING MYSTERY Das Auge arbeitet mit Licht ist für den Menschen fast so wichtig wie Luft und Wasser. Bei der Arbeit ist gutes Licht eine Voraussetzung für Wohlbefinden und Produktivität – und natürlich, um Sehaufgaben überhaupt verrichten zu können. Doch was bedeutet „gutes Licht“ und wie stellt man es her? FACTSMAG 2/2019 22

Das Auge arbeitet mit - factsverlag.de · Zwar ist der Energiebedarf für Beleuchtung in Deutschland leicht rückläufig, doch wurden hier laut Statista 2017 insgesamt 254 Peta-joule

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Das Auge arbeitet mitLicht ist für den Menschen fast so wichtig wie Luft und Wasser. Bei der Arbeit ist gutes Licht eine Voraussetzung für Wohlbefinden und Produktivität – und natürlich, um Sehaufgaben überhaupt verrichten zu können. Doch was bedeutet „gutes Licht“ und wie stellt man es her?

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Eine gute Beleuchtung ist ein wesent-licher ergonomischer Bestandteil für

den Arbeitsplatz, denn schlechtes Licht wirkt ermüdend, kann Fehlhaltungen hervorrufen oder Kopfschmerzen und Augenprobleme ver-ursachen. In kleinen Büroräumen ist es noch recht einfach, gute Lichtverhältnisse zu schaf-fen. Flächenbüros stellen demgegenüber grö-ßere Herausforderungen dar: Das Tageslicht kommt dem einen mehr zugute als dem ande-ren; manch einer hat gern eine helle Umge-bung, ein anderer sitzt lieber im Halbdunkeln und richtet die Beleuchtung gezielt auf sei-nen Lesebereich aus. Hinzu kommt, dass mit

dem Alter der Lichtbedarf steigt. Zudem wer-den im Open Office tendenziell Zonen einge-richtet, die unterschiedliche Tätigkeiten zu-lassen. Wenn ein Loungebereich sowohl der lebhaften Kommunikation als auch dem Aus-ruhen dient, soll man hier Einfluss auf die Beleuchtung nehmen können.

Generell ist es wichtig, dass ein Compu-terabeitsplatz gleichmäßig ausgeleuchtet und blendfrei ist und keine störenden Schat-ten wirft; dazu gehört auch, dass sich die Fenster abdunkeln lassen. Es sollte ein Kon-trast zwischen Monitor und der Umgebung gegeben sein, damit man gut sehen kann.

Die beste Qualität bietet zweifellos das Tageslicht. Doch weil dieses wetter-, tages-zeit- oder saisonbedingt nicht immer aus-reicht, wird die Beleuchtung am Arbeitsplatz durch künstliches Licht ergänzt – zumeist ist es eine Mischung aus beidem. Die DIN EN 12464-1 legt Kriterien für eine Beleuchtung fest, die der Erfüllung von Sehaufgaben und dem Wohlbefinden des Menschen dienlich ist, und zwar direkt am Arbeitsplatz wie auch in seiner Umgebung. Auf welche Weise die Beleuchtung realisiert wird, lässt die Norm offen – schließlich hängt das von ei- nigen Variablen ab wie Art und Dauer der

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Tätigkeiten, Raumgröße und -höhe, Ta-geslichteinfall und vielem mehr.

Für Lesen und Schreiben legt die Norm 500 Lux als Mindestanforderung fest. In der Pra-xis unterscheidet man bei der Beleuchtung ei-nes Schreibtischarbeitsplatzes drei Bereiche, die unterschiedlich hell sein sollen: Der Lesebereich bezieht sich auf den Bildschirm einschließlich Tastatur und Dokumentenablage. Hier werden 750 Lux und mehr angesetzt. Der Gesamtarbeits-platz umfasst auch Schreibtisch, Stuhl und die Bewegungsfläche, für die mindestens 500 Lux richtig sind. In der Umgebung reichen 300 Lux, ebenfalls besser mehr als weniger.

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Tatsächlich ist der Stromverbrauch ins-besondere in Haushalten seit 2012 massiv zurückgegangen. Bis heute sind LEDs so weiterentwickelt worden, dass sie sich zum Leuchtmittel der Wahl erhoben haben. Sie bieten eine gute Farbwiedergabe und unter-schiedliche Lichtfarben, sie lassen sich dim-men, sind langlebig und benötigen rund 70 Pro- zent weniger Energie als eine Glühlampe.

Statt in Watt wird ihre Leistung in Lumen angegeben. Das ist allerdings nicht dasselbe. Während Lumen den ausgesendeten Licht-strom angibt, steht bei der Glühlampen-Watt-Angabe die Lichtmenge zudem in di-rekter Verbindung mit dem Energieverbrauch. Ein Beispiel: Eine LED mit 470 Lumen produ-ziert Licht wie eine 40-Watt-„Birne“, ver-braucht jedoch nur 7 Watt. Das Verhältnis Lumen zu Watt wird als Lichtausbeute be-zeichnet; bei Glühlampen ist das Verhältnis nahezu 1:1, bei LEDs deutlich günstiger.

Die Umweltbilanz von LEDs wird aller-dings dadurch beeinträchtigt, dass sie elek-tronische Bauteile enthalten, die schwer zu recyceln sind – und überhaupt nur, wenn die Lichtquelle nach ihrem Ableben bei einer Sammelstelle und nicht im Abfall landet.

Es wird noch ein bisschen komplizierter mit der Leistungsangabe bei LEDs, denn Lu-men sagt etwas über den Lichtstrom aus, nicht aber über die Helligkeit. Die Beleuch-tungsstärke, die der Lichtstrom auf einer Fläche hat, wird in Lux angegeben. Die wis-senschaftliche Definition lautet: „Ein Lux ist die Helligkeit, welche dem Lichtstrom von einem Lumen auf einem Quadratmeter Flä-che entspricht.“ Lux ist die relevante Größe, wenn es darum geht, wie hell ein Ort ausge-leuchtet werden soll.

Die Weiterentwicklung von LED heißt OLED. Basiert Erstere auf Leuchtdioden, handelt es sich bei Zweiterem um organi-sche Leuchtdioden. In Bildschirmen kom-men sie längst zum Einsatz mit dem Vorteil, stärkeren Kontrast und authentischere Far-ben zu erzeugen, da sie ohne Hintergrund-beleuchtung auskommen. Noch ist die Le-

Eine angenehme Grundbeleuchtung von Arbeitsräumen erreicht man durch die Kom-bination von direktem mit indirektem Licht, wenn also ein Teil des Lichts an die Decke oder eine Wand strahlt und von dort in den Raum reflektiert. So wird das Licht recht gleichmäßig verteilt. Indirektes Licht wirkt weich und verursacht keine Schatten. Wo kei-ne Nischen für indirekte Beleuchtung vorhan-den oder möglich sind, können Hängeleuchten oder Stehleuchten sie schaffen, indem sie Licht auch nach oben abgeben. Schreib-tischlampen ergänzen die Grundbeleuchtung in dem Bereich, in dem es am hellsten sein soll. Zum Lesen ist ein direkter Lichtstrahl besser geeignet. Mit der Gleichmäßigkeit soll-te man es allerdings auch nicht übertreiben, da sie Monotonie hervorrufen kann.

Konferenzräume auszuleuchten ist ähnlich anspruchsvoll wie ein Flächenbüro, denn das Licht muss flexibel steuerbar sein für lebhaf-te Diskussionen im Hellen oder Präsentatio-nen bei gedämpftem Licht. Eine gedimmte Akzentbeleuchtung an den Wänden kann da-zu beitragen, dass die Teilnehmer nicht müde werden – außerdem gibt sie auch im abge-dunkelten Raum ein bisschen Licht, das zum Mitschreiben benötigt wird.

LEUCHTMITTEL DER WAHL

Als vor zehn Jahren das Verbot der Glüh-lampe angekündigt wurde, hagelte es Kritik. Zwar ist ihre Lichtausbeute schlecht und

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Zwar ist der Energiebedarf für Beleuchtung in Deutschland leicht rückläufig, doch wurden hier laut Statista 2017 insgesamt 254 Peta-joule verbraucht – das sind weit über 70,5 Mil-liarden Kilowattstunden. Lichtmanagement bietet Potenzial zu Einsparungssprüngen, wie es zuletzt die Quasi-Abschaffung der Glüh-lampe geschafft hat. Es gibt Bürohäuser, in denen das Licht auf den Fluren, in Treppen-häusern, im Parkhaus und auf den Toiletten rund um die Uhr eingeschaltet ist. In vielen Gebäuden bleibt es zumindest den ganzen Tag über an, bis der Letzte es ausmacht. Das ist Energieverschwendung pur, die nicht sein muss. Bewegungsmelder sind eine Anschaf-fung, die das Energiesparen effizient unter-stützt, weil die Sensoren das Licht nach Bedarf regeln. Nur wenn jemand einen Bereich betritt, geht das Licht an. Das lässt sich auch in Büro-räumen einrichten, sodass diese zu Pausenzei-ten oder bei Abwesenheit aufgrund einer mehrstündigen Konferenz automatisch nicht beleuchtet werden. Ebenso ist es möglich, die Beleuchtung mithilfe von „intelligenten“ Sen-soren am Tageslicht auszurichten und sie bei strahlendem Sonnenschein entsprechend zu dimmen oder im Fensterbereich ganz auszu-schalten. Lichtexperten sagen bei solchen Konzepten eine Einsparung von 35 bis 50 Pro-zent Energie(kosten) voraus.

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bensdauer von OLEDs zu gering, als dass sie LEDs bei der Beleuchtung ersetzen können. Doch gibt es erste Leuchten, die extrem dünn und anpassbar sind, sodass sie auf einer Oberfläche aufgebracht werden können – beispielsweise auf einer Fensterscheibe, wobei sie das Tageslicht durchlassen und abends selbst zu leuchten beginnen. Da sie nicht punktförmiges, sondern flächiges Licht abgeben, ist die Beleuchtung sehr gleichmäßig.

BIOLOGISCH WIRKSAMES LICHT

Gerade weil der Mensch durch künstli-ches Licht unabhängig von der Natur auch nachts arbeiten kann, sollte die Beleuchtung so gestaltet sein, dass sie ihm nicht schadet. Ein starker Trend ist die Nachbildung von Tageslicht. Man spricht hier von biologisch wirksamer Beleuchtung oder Human Centric Lighting und stellt die Wirkung der wech-selnden Tageslichtverhältnisse auf den Menschen in den Mittelpunkt. Die Forschung ist noch jung, doch liegt es nahe, dass es ei-nen Zusammenhang zwischen dem Bio-rhythmus des Menschen und der Verände-rung von Helligkeit und Lichtfarbe gibt. Die Chronobiologie spricht von der circadianen Rhythmik, die sich auf eine Periode von 24 Stunden bezieht und sich am Tagesver-lauf orientiert. Umgangssprachlich sind da-für die Begriffe „innere Uhr“ und „Schlaf-Wach-Rhythmus“ gebräuchlich.

Bei Beleuchtung, die den Tagesverlauf nachempfindet, spielen viele Aspekte eine Rolle: die Stärke der Beleuchtung, die Ver-teilung des Lichts, die Richtung, die es nimmt, seine Dynamik und ganz besonders seine Farbe.

Während die Lichtstärke die Helligkeit beschreibt, beeinflusst die Lichtfarbe die Atmosphäre im Raum. Sie wird durch die Farbtemperatur beschrieben. Dabei gilt in-teressanterweise: Die Farbe ist umso weißer und kühler, je höher ihre Temperatur ist. Das lässt sich erklären. Auch die Glut wird mit zunehmender Hitze immer heller, ebenso verhält es sich mit dem Drähtchen (Wolf-ramfaden) in einer Glühlampe, das beim Ein-schalten erst rot, dann gelb und bei der Ziel-temperatur und -helligkeit weiß wird.

Tageslicht hat einen hohen (also kalten) Blauanteil und misst selbst bei bedecktem Himmel mehr als 6.000 Kelvin. LEDs bieten Farbtemperaturen zwischen 6.000 und

8.000 Kelvin, um aktivierend zu wirken. Die macht sich das biologisch wirksame Licht-konzept am Morgen zunutze. Im Laufe des Tages wird das Licht neutraler und weniger hell. Gegen Abend schließlich verändert sich das Tageslicht stärker, die Farbe wird wär-mer, der Blauanteil nimmt ab. So wie abends vom Kaffeetrinken abgeraten wird, raten Lichtexperten von heller Beleuchtung zu später Stunde ab, stattdessen empfehlen sie warme Lichtfarben mit höchstens 3.000 Kel-vin, die dem kühlen Licht des Monitors ent-gegenwirken, damit die Nachtruhe nicht beeinträchtigt wird.

Ebenso variiert die Lichtstärke im Tages-verlauf zwischen 500 und 1.500 Lux. Die Lichtdynamik wird den Tag über sehr sanft gesteuert und ist gar nicht unbedingt be-wusst wahrnehmbar.

DER LETZTE MACHT DAS LICHT AUS?

Ebenfalls modern und in stetiger Weiter-entwicklung ist das Lichtmanagement. Zu den Kernaufgaben der digitalen Steuerung gehört es, Energieverschwendung zu ver-meiden und Komfort zu bieten. Beim Einsatz von dynamischem Licht kommt hinzu, dafür zu sorgen, dass die Lichtverhältnisse zu je-der Zeit „gut“ sind.

g Die DIN EN 12464-1 legt Anforderungen an die Beleuchtung von Arbeits-stätten in Innenräumen fest, die dem Sehkomfort und der Sehleistung für Menschen mit normalem Sehvermögen gerecht werden. Dazu gehören:

g Angenehme Lichtumgebung

g Harmonische Leuchtdichteverteilung

g Ausreichende Beleuchtungsstärke

g Gute Gleichmäßigkeit

g Begrenzung von Direkt- und Reflexblendung sowie von Schleierreflexionen

g Richtige Lichtrichtung und Einstellmöglichkeiten der Leuchten

g Passende Lichtfarbe und Farbwiedergabe

g Vermeiden von Flimmern und stroboskopischen Effekten

g Qualitäten des Tageslichts

g Veränderlichkeit von Licht

Licht und Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeits-stätten – Teil 1: Arbeitsstätten in Innenräumen (Quelle: DIN EN 12464-1)

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Schon die Tatsache, dass nicht jemand nach Feierabend herumlaufen muss, um zu prüfen, ob nirgendwo mehr Licht brennt, be-deutet einen gewissen Komfort. Gemeint sind mit Komfortfunktionen jedoch vor al-lem die Programmierung von Lichtszenarien, die auf Knopfdruck abgerufen werden kön-nen. Im Meetingraum beispielsweise werden bei „Konferenz“, „Schulung“ oder „Präsentati-on“ die entsprechend gewünschten Lichtver-hältnisse aufgerufen, die unter Umständen das Schließen der Jalousien mit einbeziehen. Komfort wird in Flächenbüros auch mit der Schwarmfunktion erreicht. Diese lässt Leuchten miteinander kommunizieren. Wenn

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in einem großen Raum nur eine Person an-wesend ist, schalten die Leuchten in der Um-gebung ebenfalls eine Grundbeleuchtung an. Das ist nicht die ganz sparsame Art, führt jedoch dazu, dass sich die eine Person siche-rer fühlt als auf einer „Lichtinsel“ inmitten eines finsteren Raums.

Das rechte Licht ist sein Geld wert. Es schafft eine angenehme Atmosphäre, fördert die Konzentration und beugt vielen Beschwer-den vor. Künstliche Beleuchtung kann Tages-licht niemals voll kompensieren. Doch gute künstliche Beleuchtung kann dem Tageslicht recht nahekommen.

Anja Knies g

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FACTS wollte es wissen: Wie kreativ gehen Fachhändler mit einer vagen Anfrage nach einer Beleuchtungslösung um? In einem Mystery Shopping verschickten die Redak-teure Anfragen an einige Anbieter, die gemeinsam ein breites Spektrum an Leuchtenherstellern abdecken.Die Ausgangslage (siehe Skizze unten): Es geht um einen 44 Quadratmeter großen Raum mit sechs Arbeitsplätzen, in dem je zwei Schreibtische eine „Gruppe“ bilden. Es sind Pendelleuchten vorhanden, die den Raum ausleuchten, zusätzlich gibt es Tageslicht durch drei große Fenster nach Osten.

Die Aufgabenstellung: Erfahrungsgemäß schalten manche der Mitarbeiter auch tagsüber das Deckenlicht ein, wenn es saisonal oder wetterbedingt morgens und abends oder zwischendurch zu dunkel ist. Dieses Licht ist nicht bei allen beliebt – künftig werden sie sich jedoch den 44 Quadratmeter großen Raum teilen müssen. Gewünscht war eine Empfehlung mit Angebot per E-Mail (!), wie die

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Arbeitsplätze angemessen beleuchtet werden können. Dabei sollten individuelle Einstellmöglichkeiten vorhanden sein. Art und Anzahl der Leuchten sowie das Budget blieben offen. Erschwerend kam hinzu, dass der neue Büroraum erst im Sommer bezogen werde, eine Besichtigung sei daher nicht möglich, auch könnten keine genaueren Angaben ermittelt werden.

Von insgesamt zehn Anfragen blieben zwei unbeantwortet, zwei Händler erteilten rundheraus eine Absage, weil ihnen die Angaben nicht reichten. Ein weiterer bat um einen Besichtigungs- und Beratungstermin – und verzichtete auf ein Angebot, da die Besichtigung nicht möglich war. Fünf wunschgemäße Rückmeldungen gingen innerhalb von einer Woche ein, wobei ein Anbieter vorab telefonisch Rücksprache hielt und sich nach der Raum- und der Fens-terhöhe erkundigte. Alle fünf Lösungen mit teilweise mehreren Vorschlägen haben FACTS gefallen, weil sie jemandem, der keine Idee von der Beleuchtung hat, wich-

DAS MACHT EINDRUCK: Mit einer Lichtberechnung sowie einer Falschfarbendarstellung, die die Ausleuchtung des Raums anzeigt, werteten zwei Fachändler ihr Angebot auf ...

MAGERE ANGABEN: Neben einer Situationsbeschrei-bung auch zu den Lichtempfindlichkeiten der Mitar-beiter erhielten die Anbieter eine Skizze des Raums.

ANBIETER 2: Beispiel aus dem AngebotVORGABE FACTS: Planskizze des Raums

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Die Angebote im Überblick

Anbieter 2 (Tobias Grau) Anbieter 4 (Midgard)Anbieter (Hersteller der angebotenen Leuchten)

tige Anregungen geben, außerdem boten sie eine gute Basis für einen Vergleich. Zwei der „Blindangebote“ haben durchaus überrascht, denn die Anbieter haben anhand der mageren Angaben sowie der beigefügten Raumskizze auf Verdacht eine Lichtberechnung zu Beleuchtungsdichte und -stärke erstellt und sie anhand von Falschfarbengrafiken veran-schaulicht. Mit Falschfarben ist gemeint, dass die Helligkeits-stufen, die durch die Leuchten erzeugt werden, farblich dargestellt sind, wie man es auch mit Temperaturen aus dem Wetterbericht kennt.

... der eine von ihnen lieferte sogar noch ein 3D-Rendering mit. Auch wenn die Darstellungen für Laien kaum verständlich sind, traut man diesen Anbietern gleich eine bessere Beratung zu.

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ANBIETER 1: Beispiel aus dem Angebot

Die drei anderen Beleuchter boten lediglich Produkte mit ein paar wenigen Erläuterungen zu ihren Besonderheiten an, doch auch diese entsprachen der offenen Anfrage. Einer von ihnen stellte in Aussicht, dass eine Stehleuchte vielleicht nicht sechsfach benötigt werde: „Sie können testen, ob je Tischkombination eine Stehleuchte ausreicht.“

Die vorgeschlagenen Lösungen waren durchaus unterschied-lich, wie es die Tabelle auf der nächsten Seite zeigt. Insgesamt beziehen sich die Vorschläge auf Steh- oder Hänge- >>>>

Vorschläge nach telefonischer Nachfrage

3 Produktvorschläge: Stehleuchte Belviso S CDP LED9400nw ETD 03, Stehleuchte Tago S CDP 6300-840 ETDS 03 EU, Tischleuchte Bicult Act T COM TGCS 5500 ETDI 03 EU (alle von Trilux, ohne Preisangabe)

5.114,10 Euro 2.145,60 Euro 8.379,60 Euro (von FACTS geschätzt nach Listenpreis)

Anbieter 5 (Trilux)

Blindangebot

6 Tischleuchten Midgard 551 (Midgard) für jeden Tisch (je 517,76 Euro) 3 Hängeleuchten K831 (Midgard) für jede Tischgruppe (je 419,93 Euro)

4.366,35 Euro

Blindangebot

2 Beleuchtungsvorschläge: 6 Tischleuchten LED Smart (Hansa) für jeden Tisch (je 199,– Euro) oder 3 Stehleuchten LED Saphir (Hansa) (je 782 Euro)

1.194,– Euro 2.346,– Euro

Anbieter 3 (Hansa)

Vorschläge nach telefonischer Nachfrage

3 Beleuchtungsvorschläge: jeweils 1 Wandleuchte (XT-A Wall LED) für den unge-nutzten Bereich, dazu für jede Tischgruppe wahlweise 2 Stehleuchten: XT-A Floor Plus 90 C-Base, XT-S One Floor oder Tisch-leuchte XT-A Single Table IN (alle von Tobias Grau, ohne Preisangabe)

4.670,– Euro 3.386,– Euro 5.051,– Euro(von FACTS geschätzt nach Listenpreis)

Rückmeldung

Angebot

Gesamtpreis (netto)

Beurteilungen

Blindangebot

Stehleuchten LINEA-F (Glamox) für jede Tischgruppe (je 989 Euro) Pendelleuchte C95-P600x600 5/95 (Glamox) für Türbereich (349 Euro)

3.316,– Euro

Anbieter 1 (Glamox)

++

++

Anschauliches Angebot

Mit Preisen und 20-seiti-ger Produktbroschüre

Lichtberechnung auf Grundlage der mitge-schickten knappen Angaben: Beleuchtungs-stärke für einzelne Bereiche

+

++

3 ausführliche Vorschläge

Lichtberechnung auf Grundlage der mitge-schickten knappen Anga-ben: Beleuchtungsstärke für einzelne Bereiche

Keine Preisangaben–

2 knappe Angebote zur Wahl

Mit Preisen

Mit Produktflyern

+ –

++

Ordentliches Angebot

Mit Preisen

Mit Produktbildern

+ –

++

Vorschläge statt Angebot

„Die Listenpreise finden Sie auf unserer Internetseite.“

Keine Empfehlung zur Anzahl oder Verteilung der Leuchten

+ –

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leuchten, die jeweils einer Tisch-gruppe zugeordnet werden, nur drei statten jeden Tisch mit einer Leuchte aus. Bei zweien kommt ergänzend eine Leuchtlösung für die Ecke hinzu, der in der Skizze keine erkennbare Nutzung zugewiesen ist. Die großen Preisunterschiede, die in der Tabelle zu sehen sind, haben ihre Berechtigung: Ob man Leuchten einfach nur ein- und ausschalten kann, ob sich die Lichtintensität dimmen lässt, ob die Farbtemperatur wählbar ist, ist natürlich eine Frage des Geldes – und damit des Anspruchs, den ein Unternehmen an seine Arbeitsplätze stellt. Da das Budget in der Anfrage vollkommen offengehalten war, sieht FACTS die Höhe der Kosten eines Angebots nicht als Bewertungs-kriterium an. Ansprüche mögen unterschiedlich sein, Budgets sind es in jedem Fall. Bemerkens-wert ist allerdings, dass manche Angebote biologisch wirksame Leuchten enthielten – jedoch ohne dies zu benennen und ohne einen Hinweis auf ihre Vorzüge zu geben. Jemand, der nie davon gehört hat, wird die Leuchten einfach als sehr teuer ansehen. Gut daran haben es manche Anbieter getan, unterschiedlich teure Varianten zur Wahl zu stellen. Leider haben zwei Anbieter ihre Einreichung so sehr als Vorschläge angesehen, dass sie die Kosten verschwiegen haben – diese waren allerdings als Listenpreise den Hersteller-Websites zu entnehmen.

Es lässt sich festhalten: Ein fachkundiger Beleuchter ist in der Lage, eine sinnvolle Lösung anzubieten, selbst wenn er die Umgebung nicht „geatmet“ hat. Die eine richtige Lösung gibt es jedoch nicht, man muss ansehen und auspro-bieren, womit man sich am wohlsten fühlt – es sei denn, der Preis entscheidet.

Tischleuchten

Modell

Spezifikationen

Farbtemperatur

Preis (netto in Euro)

Stehleuchten

Modell

Spezifikationen

Farbtemperatur

Preis (netto in Euro)

Hängeleuchten

Modell

Spezifikationen

Farbtemperatur

Preis (netto in Euro)

Wandleuchten

Modell

Spezifikationen

Farbtemperatur

Preis (netto in Euro)

Hersteller

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LINEA-F

Effiziente Reflektoren, Diffusor für asymmetrische Lichtverteilung, Mikroprismen-Diffusor für Blend-schutz, dimmbar, Lichtverteilung direkt/indirekt

Einstellbar

989,– Euro

C95-P600x600 5/95

(vorgesehen für „neutralen“ Bereich) Lichtverteilung direkt/indirekt

3.000/4.000 K

349,– Euro

XT-A Single Table IN

Raster für überdurchschnittliche Entblendung; Anpassung an Umgebungshelligkeit; integrierter Bewegungsmelder. Optional Schwarmfunktion

3.500 K

898,– Euro

XT-A Floor Plus 90 C-Base

Raster für überdurchschnittliche Ent-blendung; hohe Farbwiedergabe und neutralweiße Lichtfarbe; direkt/indi-rekte Lichtverteilung zur effizienten Raumausleuchtung; automatische Anpassung an Umgebungshelligkeit, dazu manuelle Anpassung per Fern-bedienung; integrierter Bewegungs-sensor. Optional Schwarmfunktion

3.500 K

1.578,– Euro

XT-A Wall

(vorgesehen für „neutralen“ Bereich) Raster für überdurchschnittliche Ent-blendung, dimmbar

3.500 K

691,60 Euro

Glamox Tobias Grau (1)

Arb

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Übersicht über die angebotenen Leuchten

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XT-S One Floor

Gute Entblendung und Licht- verteilung, sechs Lichtfarben einstellbar, Bewegungssensor. Optional Schwarmfunktion

2.700–6.000 K

1.453,78 Euro

LED Smart

Lichtstärke und Farbtemperatur stu-fenlos einstellbar, Bewegungssensor, integrierte Induktionsladefläche

2.900 – 6.000 K

199,– Euro

LED Saphir

Gleiche indirekte und direkte Aus-leuchtung, mikroprismatischer Diffusor für homogene Licht- verteilung und Entblendung, automatische Anpassung an Umgebungslicht, Touchdimmer, Bewegungssensor

4.000 K

782,– Euro

Midgard 551

Drehbarer Schirm, Drehschalter für direkte/indirekte Beleuchtung

k. A.

517,76 Euro

Midgard K831

(vorgesehen für jede Arbeits- platzgruppe) schwenkbarer Schirm

2.700 K

419,93 Euro

Tobias Grau (2) Hansa Trilux (1)Midgard Trilux (2)

Bicult

Tages- und jahreszeitliche Steuerung der Lichtfarbe, auch manuell einstell-bar und separat dimmbar; direkter Lichtanteil für Arbeitsplatz (asymmet-risch-breit strahlende Lichtstärkever-teilung mit einstellbarer Abstrahlrich-tung zur Lichtfokussierung), indirekter Lichtanteil für allgemeine Raumaus-leuchtung (blendungsreduziert, sym-metrisch strahlend mit begrenztem Ausstrahlwinkel)

2.700 – 6.000 K

1.396,60 Euro

Tago S CDP 6300-840 ETDS 03 EU

Direkt/indirekte Lichtverteilung zur effizienten Raumausleuchtung, dimmbar, Entblendung, automatische Anpassung an Umgebungshelligkeit, Bewegungssensor

4.000 K

715,20 Euro

Belviso S CDP LED9400nw ETD 03

Mikroprismatische Abdeckung für Direktanteil, separater schwenk-barer Indirektstrahler, Lichtfarbe Neutralweiß

4.000 K

1.704,70 Euro

Übersicht über die angebotenen Leuchten