Text of Das autosegmentelle-metrische Modell der Intonation Jonathan Harrington
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Das autosegmentelle-metrische Modell der Intonation Jonathan
Harrington
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ltere Einflsse Amerikanische Schule Britische Schule
Hollndische Schule Ton-Stufen nicht Konturen Unabhngigkeit von
Betonung und Intonation Intonation besteht aus einer phonologischen
Kombinatorik (im A-M Modell zwischen H und L Tnen) Teilweise eine
Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Intonation Empirie:
akustische Analyse und Perzeption Nicht alle Teile der f0-Kontur
sind fr Intonation relevant (Interpolation) Sprachsynthese;
Anwendbarkeit auf mehrere Sprachen Was im
autosegmentellen-metrischen (A-M) bernommen wird:
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Neuere Einflsse/Innovation Zwei-Ton Modell Pierrehumbert
(1980): Intonation besteht aus H (hoch) und L (tief) Ton-Stufen.
Pierrehumbert, J. (1980) The phonology and phonetics of English
intonation. PhD thesis, MIT. Distributed 1988, Indiana University
Linguistics Club. Diese knnen unterschiedlich skaliert sein: z.B.
H-Tne zu Beginn der Phrase sind wegen der Deklination grundstzlich
hher skaliert als spter in der Phrase. Ein L- Ton zu Beginn einer
Phrase kann daher hher sein als ein davor kommender H (in der
vorigen Phrase) H H H L f0 Dauer
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Neuere Einflsse: autosegmentell Die A-M Theorie der Intonation
bernimmt die Idee, dass H und L Tnen mit Segmenten (und anderen
prosodischen Einheiten) autonom (autosegmentell) assoziiert werden
Die ursprngliche Anwendung von autosegmentell ist in der Analyse
lexikalischer Tne in afrikanischen Tonsprachen (Goldsmith, 1976;
Leben, 1975). Segmente aber nicht unbedingt deren Tne knnen getilgt
werden - daher mssen Tne und Segmente voneinander unabhngig (=
autosegmentell) sein, zB: r i HL c e d e HL a r i HL c e d e HL +
+Suffix Ton-Ebene Segment-Ebene Assoziation Ton-Darstellung in
Margi
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Neuere Einflsse: metrisch Ab er glau b e swsw Silbe Die
ursprngliche Anwendung von 'metrisch' war in der Analyse der
Wortbetonung 1 2 (Liberman & Prince, 1977; Selkirk, 1980) Fs Fw
Fu Wort Rhythmus in der metrischen Phonologie entsteht aus einer
hierarchischen Gruppierung von starken (s) und schwachen (w)
Einheiten: Wrter bestehen aus (dominieren) prosodische Fen die aus
starken und schwachen Silben bestehen: Die A-M Theorie bernimmt die
Idee, dass Prosodie hierarchisch ist - und dass H und L Tne mit
unterschiedlichen Ebenen der Hierarchie assoziiert werden knnen. 1.
Liberman & Prince (1977), Linguistic Inquiry, 8, 249-336 2.
Selkirk (1980), Linguistic Inquiry, 11, 563-605
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Weitere Innovationen: TOBI-Annotationssystem TOBI = Tones and
Break-Indices: entwickelt aufgrund von mehreren Workshops in den
90er Jahren 1 1. Untermauert durch die A-M Theorie 4. Anpassung von
TOBI an viele Sprachen auer englisch: Kantonesisch, Deutsch
Griechisch, Japanisch, Koreanisch, Mandarin, Maltesisch...
KantonesischDeutschGriechischJapanischKoreanisch MandarinMaltesisch
2. Entwickelt aufgrund interdisziplinrer Beteiligung
(Sprachtechnologie, Psycholinguistik, Phonetik) 3. Eine sorgfltige
Auswertung der Transkribierer-Zuverlssigkeit Erfolgsgrnde fr TOBI
1. Siehe Beckman, Hirschberg, Shattuck-Hufnagel (2005) fr einen
berblick (beckman05.pdf in /vdata/Seminare/Prosody/lit) Tones =
Tne. Break-Indices = prosodische Grenzen
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uerung Intonationsphrase(n) Intonationsphrase
Intermedirphrase(n) Intermedirphrase mindestens ein akzentuiertes
Wort Akzentuiertes Wort mindestens eine Silbe 1. Der hierarchische
Teil des A-M Modells und Phrasengrenzen besteht aus mindestens
einem/r Prosodische Phrasen {
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Hierarchische Struktur im A-M Modell [(nur hier und dort) ]
[(kann man noch ahnen) (wie schn sie war) ] ip IP uerung
Intonationsphrase Intermedirphrase IP-Grenzeip-Grenze IP-Grenze
Unakzentuiert, akzentuiert Nuklear-akzentuiert: das letzte
akzentuierte Wort der ip Eine ip besteht aus mindestens einem
nuklear-akzentuierten Wort
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Prosodische Grenzen sind teilweise physiologisch bedingt: ein
Sprecher hat nicht unendlich viel Atem sind manchmal mssen jedoch
keineswegs mit syntaktischen Grenzen bereinstimmen. Merkmale von
prosodischen (IP oder ip) Grenzen [(Nein) (die ist bei mir)] [(45
Grad)] [(rechts oben vom Dom)] ip-GrenzeIP-Grenze verursachen
auditiv eine 'melodische' Diskontinuitt zwischen Wrtern
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An (ip) Intermedirgrenzen ist die prosodische Unterbrechung
schwcher als an (IP) Intonationsgrenzen Phrasenfinale Lngung, keine
Pause Phrasenfinale Lngung, eine Pause kann vorkommen Unterschiede
zwischen IP und ip-Grenzen [(thats right)] [(at the traffic
light)][(thats right) (at the traffic light)] ip IP
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Beispiel der phrasenfinalen Lngung (ip Grenze) jetzt kommen
meine blhenden Blumen] Keine Pause Verlngerung ip-grenze
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2. Autosegmentell und Tne Im AM-Modell gibt es 3 Sorten von
Tnen, die mit unterschiedlichen Ebenen der prosodischen Hierarchie
assoziiert werden (Assoziation = Autosegmentelles Verhltnis)
Intonationsphrase= Grenzton Intermedirphrase= Phrasenton primr
betonte Silbe eines akzentuierten Wortes = Tonakzent
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[(nur hier und dort) ] [(kann man noch ahnen) (wie schn sie
war) ] ip IP uerung G% Ein Grenzton, G%, wird mit jedem ]
assoziiert P- Ein Phrasenton, P-, mit jedem ) T* Ein Tonakzent,T*,
mit der primr bet. Silbe des akz. Wortes Grenztne, Phrasentne,
Tonakzente G% = H% oder L% P- = H- oder L- T* = H*, L* und bitonale
Mglichkeiten Zwei-Ton Modell
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TOBI-Etikettierung Tone: alle Tne (Tonakzente, Phrasentne,
Grenztne) Break: die Trennung zwischen Wrtern 1 = keine prosodische
Trennung 0: keine klare Wortgrenzen (z.B. kann man = /kaman/) 3 =
ip-Grenzen. 4 = IP-Grenzen. 2: prosodische Trennung aber keine
ip-Grenze (sehr selten...)
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Tonakzent (H*, L*, L+H*, usw): Beeinflusst f0 in der Nhe der
primr-betonten Silbe des akzentuierten Wortes Grenzton (H%, L%) :
beeinflusst f0 am meisten in ca. der letzten Silbe Phrasenton (H-,
L-) : beeinflusst f0 in dem Bereich nach dem letzten Tonakzent bis
ca. zur vorletzten Silbe. [(Melanie)]L-H%[(Melanie nominieren)]L-H%
H* Beziehung zwischen Tnen und Grundfrequenz
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Die getrennten Einflsse des Phrasen- und Grenztones auf f0
kommen jedoch kaum zum Vorschein, wenn Phrasen- und Grenztne
dieselben Werte haben. [(Melanie)] L-L%[(Melanie nominieren]H-H% H*
L* [(Melanie)]L-H% H* Beziehung zwischen Tnen und
Grundfrequenz
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Tonakzent-Inventar: monotonal und bitonal MonotonalBitonal L*,
H*Trailing tone:L*+H, H*+L Leading tone:L+H*, H+L* N.B: die
Einfhrung von L+H* vs L*+H ist konsistent mit der IPO- Beobachtung
(vorige Woche), dass die zeitliche Synchronisierung von f0 mit
Vokalen perzeptiv sehr salient ist Ramona L-L% H*L+H* Ramona L-L%
L*+HH+L* Assoziation und Beziehung zur f0 Der gesternte Ton
(starred tone) wird mit der primr betonten Silbe des akzentuierten
Wortes assoziiert. Trailing/Leading Tne beeinflussen die f0-Kontur
nach (trailing) oder vor (leading) dem gesternten Ton.
[(Melanie ist nach Berlin gefahren)]L-L% H* [(Melanie ist nach
Berlin gefahren)L-]H% H* [(Melanie)L-]H%[( ist nach Berlin
gefahren)]L-L% H* [(Melanie ist nach Berlin gefahren)]H-H% H*L*
[(Melanie ist nach Berlin gefahren)]H-H% L* Immer 4 Mglichkeiten an
IP-Grenzen: L-L%, L-H%, H-L%, H-H%