24
J a h r durch das u S K n t Mit

das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Jahr durch das

u SK n tMit

Kunstbuch_Innen.indd 1 19.03.2010 9:33:05 Uhr

Page 2: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

durch das

Kunstbuch_Innen.indd 2 19.03.2010 9:33:05 Uhr

Page 3: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Jahr durch das

u SK n tMit

Christine Paxmann

PRESTELMünchen ∙ Berlin ∙ London ∙ New York

Kunstbuch_Innen.indd 3 19.03.2010 9:33:06 Uhr

Page 4: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Das ist drin in diesem Buch!

Vorwort 7

JanuarBruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr Muse-umsdirektor! 16 ∙ Titanweiß 17 ∙ Frida Kahlo 18 ∙ Quatsch keine Opern! 20 ∙ Fragen und Rätsel 20 ∙ Museumsinsel Berlin 21

FebruarPicassos Mädchen mit der Taube 24 ∙ Durch-sichtig und unberechenbar - das Aquarell 26 ∙ Typisch Biedermeier 28 ∙ Ist Küssenkönnen ein Beruf? 30 ∙ Neidfarbe Gelb 31 ∙ Edward Hopper 32 ∙ Alles eine Frage der Seele 34 ∙ Fragen und Rätsel 34 ∙ Die Pinakotheken in München 35

MärzRousseaus Traumreise in den Dschungel 38 ∙ Gabs im Mittelalter schon Kopiergeräte? 40 ∙ Historismus – Monster, Mythen, schöne Frauen 42 ∙ Kann man Kunst lernen? 44 ∙ Blutrot? 45 ∙ Maria Sibylla Merian 46 ∙ Darf ich mal fühlen? 48 ∙ Fragen und Rätsel 48 ∙ Der Louvre in Paris 49

AprilWarhols Marilyn-Bilder 52 ∙ Ritzeratze mit dem Stichel 54 ∙ Die Renaissance 56 ∙ Gibt es Kran-kenhäuser für Bilder? 58 ∙ Teures Vergnügen 59 ∙ Leonardo da Vinci 60 ∙ Krasse Verpackung 62 ∙ Fragen und Rätsel 62 ∙ Guggenheim Museum Bilbao 63

MaiWie kommt der Monat Mai in ein Gebetbuch? 66 ∙ Kann man mit Pommes-frites-Öl malen? 68 ∙ Von wegen finsteres Mittelalter 70 ∙ Was haben Galeristen mit Geruch zu tun? 72 ∙ Königsblau 73 ∙ Hieronymus Bosch 74 ∙ Kunst stinkt … 76 ∙ Fragen und Rätsel 76 ∙ Tate Modern in London 77

JuniKlimts Forsthaus am Attersee 80 ∙ Tusche mit Feder: Was macht der Oktopus im Malkasten? 82 ∙ Jugendstil – schickes Handwerk 84 ∙ Der Auktionator mit dem Hammer 86 ∙ Ocker vom Acker 87 ∙ Ich, Hokusai 88 ∙ Gehört das je-mandem? 90 ∙ Fragen und Rätsel 90 ∙ Wiener Museen 91

Kunstbuch_Innen.indd 4 25.03.2010 16:10:45 Uhr

Page 5: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

An

ha

ngDe

ze

mb

er

No

ve

mb

er

Ok

tob

er

Se

pte

mb

er

Au

gu

stJu

liJ

un

iM

ai

Ap

ril

rz

Juli Herr Sommer, Arcimboldos Gurkenkönig 94 ∙ Acryl, schnelle Alleskönnerin 96 ∙ Bauhaus: Or-dentliche Kunst für alle 98 ∙ Mäzen – von Kunst allein kann man nicht leben 100 ∙ Pissfarben 101 ∙ Auguste Renoir 102 ∙ Und das soll Kunst sein? 104 ∙ Fragen und Rätsel 104 ∙ MoMA und Guggenheim Museum in New York 105

August Monets Garten in Vétheuil 108 ∙ Wie kommt der Quark an die Wand? 110 ∙ Muschelstil Rokoko 112 ∙ Bester Schüler = Meisterschüler 114 ∙ Ferkel- oder Prinzessinnenpink? 115 ∙ Vincent van Gogh 116 ∙ Kostet ja die Welt! 118 ∙ Fragen und Rätsel 118 ∙ Die Eremitage in St. Peters-burg 119

SeptemberMackes Tunisreise 122 ∙ Lichtflut in der Gotik 124 ∙ Romantik mit Gefühl 126 ∙ Bild-Agentin oo7 128 ∙ Grüne Minna 129 ∙ Franz Marc 130 ∙ Jäger und Sammler 132 ∙ Fragen und Rätsel 132 ∙ Die Uffizien in Florenz 133

OktoberC.D. Friedrichs einsamer Wanderer 136 ∙ Kann man Farbe sieben? 138 ∙ Expressionismus: Lass es raus! 140 ∙ Der Kurator weiß es! 142∙ Kack-braun 143 ∙ Mary Cassatt 144 ∙ Skandale und Preise 146 ∙ Fragen und Rätsel 146 ∙ Rijksmuse-um in Amsterdam 147

NovemberDie berühmteste Perle der Welt! 150 ∙ Mit Stei-nen malen 152 ∙ Im Barock ist dick sehr schick 154 ∙ Schau mal, wer da sammelt! 156 ∙ Sind Elefanten schwarz? 157 ∙ Tizian 158 ∙ Kann man von Kunst leben? 160 ∙ Fragen und Rätsel 160 ∙ Städel Museum Frankfurt 161

DezemberGestatten: Werbeengel seit 500 Jahren 164 ∙ Kann man im Glashaus malen? 166 ∙ Antiken-look im Klassizismus 168 ∙ Von Beruf Kunst-nörgler 170 ∙ Gold im Darm 171 ∙ Niki de Saint Phalle 172 ∙ Kenn ich – von wem ist das? 174 ∙ Fragen und Rätsel 174 ∙ Museum Ludwig Köln 175

AnhangBrausepinsels Galerie 178Menschen in diesem Buch 180Die Themen in diesem Buch 182Künstlerregister 183Die Kunstwerke in diesem Buch 187Die Lösungen der Rätsel 191

Fe

bru

ar

Ja

nu

ar

Kunstbuch_Innen.indd 5 19.03.2010 11:14:51 Uhr

Page 6: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Kunstbuch_Innen.indd 6 19.03.2010 9:33:17 Uhr

Page 7: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

merken, was in den Büchern steht. Ganz schön clever unsere Vorfahren, was? Wie clever, geni-al, exorbitant begabt, einfallsreich, durchge-knallt oder nachdenklich Menschen waren oder sind, die sich mit Kunst beschäftigen, wirst du in diesem Buch nachlesen können. Einem Herren wirst du dabei immer wieder be-gegnen: Professor Doktor Brausepinsel. Er ist unser Vorzeigemuseumsdirektor, und dass sein Leben manchmal dem eines Zirkusdirektors gleicht, wirst du auch feststellen.

Ach übrigens, alle Monate sind gleich auf-gebaut. Und mehr als zwei Seiten pro The-

ma musst du nicht lesen – möchtest du mehr wissen, soll dich das von der Lektüre weiterer Bücher nicht abhalten. Deine Eltern werden begeistert sein und dir sofort ein Kunstlexi-kon schenken. Wundere dich bitte nicht, dass das ein klein wenig langweiliger abgefasst ist als dieses Buch, aber die meisten Menschen haben, wenn es um Kunst geht, wenig Humor. Wir haben das hier mal ein bisschen anders gemacht und sind gespannt, wie es dir gefällt. Unter [email protected] könntest du ja mal einen kurzen Kommentar schicken … Jetzt mach aber mal, dass du auf die richtigen Seiten kommst – du kannst übrigens anfangen wie du meinst, mit deinem Geburtsmonat, dei-nem Lieblingsmonat oder dem Monat, in dem du das Buch bekommen hast. Auf die Plätze, Pinsel, los! Sonst geht das Jahr vorüber und du hast immer noch keine Ahnung von der komischen, köstlichen, kuriosen, kriti-schen und klirrend bunten Welt der Kunst.Lies dich klug und lach dich krumm.

Deine Christine Paxmann

Vorwort

Vorwörter sind ja wohl das Langweiligste auf der Welt. Wie recht du hast! Wozu und

warum braucht man sie? Ich will es dir sagen: Vorwörter sind die Gebrauchsanleitung der Bü-cher. Ach, du findest Gebrauchsanleitungen auch langweilig? Da hast du noch keinen au-tomatisch aus dem Chinesischen übersetzten Waschzettel für ein batteriebetriebenes Waf-feleisen gesehen. Ein großer Spaß. Und ein großer Spaß soll auch dieses Buch für dich werden. Und vielleicht auch für deine El-tern, die dir zwar zunächst sagen, dass sie das schon alles wissen, was hier drin steht, aber dann mächtig einknicken werden, wenn du sie mit dem Frageteil im letzten Kapitel auf die Probe stellst. Oder du lässt mal ganz beiläufig beim Abendessen ein paar Kostproben fallen, die dir beim Durchblättern besonders gut ge-fallen haben.

Und lass dir Zeit mit dem Buch – um es ehr-lich zu sagen, mindestens ein Jahr. Denn

wenn schon Jahrbuch draufsteht, hat es sicher eine Bedeutung. Hat es auch. Die Kunst ist nämlich ein so buntes, weites Feld – da könnte man auch ein 1000-Jahrebuch draus machen. Macht natürlich keiner, viel zu teuer, außerdem würdest du mir und dem Verlag den Vogel zei-gen, weil das Buch dann einen Zentner wiegt. Also haben wir uns zu einer anderen, einer gu-ten alten Form des Büchermachens entschlos-sen, dem der Jahrbücher. Die gibt es schon seit ein paar Jahrhunderten. Als sich der Le-bensrhythmus der Menschen noch viel stärker an dem Lauf der Jahreszeiten orientiert hat, hat man auch Bücher für ein Jahr gemacht. Gar nicht blöd, denn damit hat man übersicht-liche Portionen und kann sich eventuell auch

Vo

rwo

rt

Kunstbuch_Innen.indd 7 19.03.2010 9:33:18 Uhr

Page 8: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

3 4 5

10

16

22

11

17

23

1 2

7

13

19

8 9

14 15

2120

28 2925 2726

1909: Unter dem Vorsitz von Wassily Kandinsky gründen mehrere Maler die ›Neue Künstlerverei-nigung München‹.

1759: Das Britische Museum in London wird eröffnet.

1618: Bartolomé Esteban Murillo wird in Sevilla geboren.

1887: August Macke wird in Meschede geboren.

1625: Jan Bruegel d. Ä. stirbt in Antwerpen.

1506: Der Bauer Felice de Fredi entdeckt in sei-nen Weinbergen auf dem Esquilin in Rom die um Christi Geburt entstan-dene marmorne Laokoon-Figurengruppe.

1632: Rembrandt van Rijn ist bei einer Vor-lesung des Mediziners Nicolaes Tulp anwesend, danach entsteht das Ge-mälde Die Anatomie des Dr. Tulp.

1839: Paul Cézanne wird in Aix-en-Provence geboren.

1912: Der Dripping-Art-Künstler Jackson Pollock wird in Cody, Wyoming, geboren.

1990: Der Schiefe Turm von Pisa wird aus Sicher-heitsgründen für Besu-cher gesperrt, da sich der Turm extrem geneigt hat.

1911: Wassily Kandinsky besucht ein Konzert Schönbergs in München. Unter diesem Eindruck entsteht 1911 das Ge-mälde Impression 3.

1880: Anselm Feuerbach stirbt in Venedig an einem Herzschlag – vermutlich als Folge einer Infektion.

1968: Ein verwirrter Mann ritzt mit einem Messer im Pariser Louvre das Gemälde Die Jungfrau mit den Engeln von Peter Paul Rubens durch.

1590: Simon Vouet wird, vermutlich in Paris, geboren.

1929: Erstmals werden die Comicfiguren Tim und Struppi des bel-gischen Zeichners Hergé der Öffentlichkeit vorge-stellt.

1980: Die Chinesische Mauer wird unter Denk-malschutz gestellt.

1790: Wolfgang Ama-deus Mozarts Oper Cosi fan tutte wird im Wiener Burgtheater uraufgeführt.

1900: Jean Piaubert, Maler der Abstrakten Kunst, wird in Bordeaux geboren.

Kunstbuch_Innen.indd 8 19.03.2010 9:33:19 Uhr

Page 9: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

4 5 6

10

16

22

11 12

17 18

2423

28 3029

1998: Unbekannte sägen dem Wahrzeichen Kopen-hagens, der Skulptur Kleine Meerjungfrau, ein zweites Mal den Kopf ab.

1832: Édouard Manet wird in Paris geboren.

1652: Georges de la Tour, französischer Barock-maler, stirbt in Lunéville.

31

1977: In Paris wird das

Museum Centre Natio-

nal d’Art et de Culture

Georges Pompidou

eröffnet.

1933: Beginn der Bau-arbeiten an der Golden Gate Bridge über die Bucht von San Francisco unter Leitung des Chefingenieurs Joseph B. Strauss.

1597: François Duques-noy wird geboren. Sein Vater Jérôme d. Ä. schuf 1619 die berühmte Brun-nenfigur Manneken Pis in Brüssel.

1963: Der Künstler Ro-bert Filliou proklamiert erstmalig den Art’s Birth-day als jährlich stattfin-dende Hommage an die Kunst.

2000: Margarete Schütte- Lihotzky, die erste Frau, die in Österreich ein Architekturstudium ab-geschlossen hat, stirbt in Wien.

2006: Der Künstler Günther Uecker wird mit dem Berliner Bär, dem B.Z.-Kulturpreis, in der Kategorie ›Bildende Kunst‹ ausgezeichnet.

1899: Der impressio-nistische Maler Alfred Arthur Sisley stirbt in Moret-sur-Loing.

Kuns

tbun

ter

Janu

ar

1494: Domenico Ghirlan- d aio, florentinischer Ma-ler der Renaissance, stirbt in Florenz.

Ja

nu

ar

Kunstbuch_Innen.indd 9 19.03.2010 9:33:20 Uhr

Page 10: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Gril

len im

Winter!

JanuarBruegels Eiskalte Jäger oder Wintersport vor 500 Jahren

Diese Jäger im Schnee sind mit 117 x 162 Zentimetern doch tatsächlich das erste

große Winterbild der Kunstgeschichte. Gemalt wurde es von Pieter Bruegel dem Älteren (ca. 1525–1569), auch Brueghel oder Breugel ge-schrieben, und der sorgte ganz schön für Ver-wirrung. Nicht nur, dass man seinen Nachna-men auf unterschiedliche Arten schreiben kann (im 16. Jahrhundert gab es dafür keine stren-gen Regeln), sondern er hat auch noch den Beinamen ›Bauernbruegel‹ – warum das denn? Bruegel lebte in der Blüte der Renaissance, einer Zeit, in der Künstler und Wissenschaft-ler den Menschen in die Mitte ihres Schaffens stellten. Plötzlich gab es nicht nur ›religiöse Themen‹ in der Kunst, sondern die Menschen des Alltags, ihre Tätigkeiten und ihre Gefühle wurden in Bildern festgehalten. Man nennt das »Genremalerei«. Dieser Bruegel d. Ä. kam aus Flandern, heute Belgien. Er machte bei einem bedeutenden Künstler eine Lehre und arbeite-te dann in einer Kupferwerkstatt – das waren die Zeitungen von damals. Dort wurden viele berühmte Gemälde in Kupferstiche umgesetzt und reproduziert – damals die einzige Möglich-keit der Vervielfältigung.

Bruegel d. Ä. hat also ordent-lich sein Handwerk gelernt,

bevor er zu einer dreijährigen Italienreise aufbrach. Dort fas-zinierte ihn nicht nur die Land-schaftsmalerei, sondern auch die Renaissance. Menschen im Alltag wurden zu Bruegels Lieb - lingsmotiven. Zurück in Flan- dern hat er das abgebildet, was Flandern zu bieten hatte: Bau-ern, Handwerker und die Natur im Lauf der Jahreszeiten. Das Bild Die Heimkehr der Jäger (1565) im Schnee passte da gut dazu. Es gehört zu einer Reihe von sechs Jahreszeitenbildern. Interessant ist, dass Bruegel hier verschiedene Eindrücke seiner Italienreise verwurstelt hat, denn hohe Berge gibt es in Flandern nicht. Das viele Grau und Weiß und die Erdfar-ben stehen für die Kargheit des Winters. Dies sieht man auch an den Jägern, die eine mick-rige Beute gemacht haben. Links daneben bereiten Bauern ein Schwein zu, im Hintergrund bewegen sich Menschen auf dem zugefrorenen See. Brue-gel liebte es, jede Menge Dinge und Menschen auf seinen Bil-dern unterzubringen, fast wie in Wimmelbilderbüchern. Sol-che Üppigkeit wird in der Kunst auch »Manierismus« genannt.

Spaß auf dem Eis gab es also auch schon vor 500 Jahren – ob Bruegel selbst eislief, wissen wir nicht, aber er hat viele dabei beobachtet.

Bil

d d

es M

on

ats

Mag

ere

Beu

te, nur ein Fuchs!

10

Kunstbuch_Innen.indd 10 19.03.2010 11:14:53 Uhr

Page 11: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Gril

len im

Winter!

Januar Tatsächlich hat alles bei Bruegel eine Bedeu-tung, er macht in jedem Detail Anspielungen, mal versteckt er gemalte Sprichwörter und dann wieder Symbole. Vieles dreht sich bei ihm

um das Landleben – und schon haben wir die Erklärung für ›Bauernbruegel‹! Eigentlich war Bruegel ein supergenauer Bildreporter, was wüssten wir ohne ihn über die damalige Zeit? Sehr viel weniger. Wer genau hinschaut, kann wirklich auf jedem Quadratzentimeter Bild et-was entdecken!

Mal doch auch mal deinen Al l tag!

Mag

ere

Beu

te, nur ein Fuchs!

Ja

nu

ar

Kunstbuch_Innen.indd 11 19.03.2010 11:14:56 Uhr

Page 12: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Vincent van Gogh hat gern in der freien Natur gem

alt, oft mit K

ohle

Kohle, Kreide, Rötel – al les Biofarbe oder was?

Coo

le M

alte

chn

iken

pulvrigen Stückchen ließen sich ausgezeichnet Wildpferde, Bisons und Gazellen auf die Höh-lenmauern malen, was ihr auch eifrig gemacht habt. Was für ein Glück, dass es in derselben Gegend das Tongestein auch in einem hübschen Weiß gab, so konntet ihr dreifarbig malen: mit verkohlten Hölzern, roten Tonstückchen und weißen Steinen.

Ca. 17 000 Jahre später, du merkst wir machen eine kleine Zeitreise, sitzt du mit deinem

Großvater Plinius vor seinem Haus in Pompeji. Das ist bei Neapel, und im Hintergrund köchelt der Vulkan Vesuv. Noch nichts deutet darauf hin, dass er 79 nach Chr. so gewaltig ausbre-chen wird, dass ganz Pompeji, die Häuser, die Menschen und alle Kunst verschüttet wurden. Luftdicht abgeschlossen. Was für ein Unglück! Und was für ein Glück zugleich! Denn so wurde eine Momentaufnahme des römischen Lebens bis in unsere Zeit erhalten. Darunter auch eine Zeichnung von dir. Aus Mangel an Papier hast du deine Zimmerwände verschönert. Mit einem roten Stift, »rubrica« nannte dein Großvater Plinius ihn, mit verkohlten Hölzern und einer weißen Tonkreide. Also mit denselben Natur-materialien, die auch deine Vorfahren im süd-französischen Lascaux zu Künstlern gemacht haben.

Seit damals bis heute zeichnen viele be-rühmte Künstler gerne mit Kohle, Kreide

und Rötel. Man muss aber kein Meister sein, um mit Rötel zu malen, du kannst es heute so gut wie deine Kumpel aus der Steinzeit oder im alten Rom.

Als letztes Weihnachten die Spitze des festlich geschmückten Tannenbäumchens

abbrannte, das Tante Elisabeth mitgebracht hatte, hat es in der Wohnung nicht nur herz-haft gestunken, sondern mit den verkohlten Ästchen ließen sich auch vorzüglich Strich-männchen auf Muttis beste Brokattischdecke zeichnen. Verwischen ließ sich das schwarze Pulver auch, und die Karikatur von Tante Eli-sabeth ist dir damit ganz wunderbar gelungen. Den Kreisch anfall deiner Mutter konntest du nicht ganz nachvollziehen, bei so viel künst-lerischer Entfaltung. Eine ähnlich zufällige Er-fahrung hättest du vielleicht gemacht, wenn du vor ca. 19 000 Jahren in einem südfranzö-sischen Tal gesessen wärst. Nicht allein natür-lich, sondern zusammen mit deiner Sippe, die wie du Spaß daran hatte, in der rötlichen Erde zu wühlen. Was ihr nicht wusstet, war, dass es sich um durch Eisenoxid verfärbte Tonerde handelte. Im feuchten Zustand konnte man daraus Gefäße formen und sie im Feuer bren-nen. Trockene Tonerde konnte man aber auch in Höhlen von der Wand kratzen. Mit den kleinen

12

Kunstbuch_Innen.indd 12 19.03.2010 9:33:29 Uhr

Page 13: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

SchiffslackMit Pferdefuhrwerken wurde der Rötel der Oberthaler Rötelkrämer aus dem Saarland in alle Häfen Europas geschickt. Aus geglühtem Rötel und Öl wurde nämlich ein Anstrich für Schiffe gemacht, der dem Salzwasser wider-stand. Künstler verwendeten Rötel- und Koh-lestückchen zum Vorzeichnen, besonders seit die Ölfarbe modern wurde. Vorteil der beiden Naturprodukte ist nämlich, dass man sie wie-der wegwischen – also korrigieren – kann. Rubens und Rembrandt, zum Beispiel, haben ihre Bilder mit Kohle auf grundierte Leinwände vorgezeichnet, dann diese Zeichnungen in den Untergrund eingeritzt. Kohle und Rötel konnte danach wieder weggeblasen werden, das war auch gut so, sonst hätten sich die schwarzen und roten Partikel mit der Ölfarbe vermischt. Im 19. Jahrhundert schließlich setzte ein wah-rer Rötelboom ein. Van Gogh verwendete das leichte Material bei vielen seiner Skizzen, die er unter freiem Himmel schuf.

Auch Höhlenwohnungen kann man verschönern – diese Rinderherde tobt seit Jahrtausenden durch die Höhle von Lascaux. Wenn du wie Rubens bei seinem Söhnchen (rechts) Rötel verwendest, dann leg ein Lösch papier über die ge malten Stellen, sonst verwischt deine schöne Zeichnung, bevor du sie jemandem zeigen kannst.

Ja

nu

ar

Kunstbuch_Innen.indd 13 19.03.2010 9:33:33 Uhr

Page 14: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Ku

nst

mit

Sti

l –

die

Ep

och

en

Ob das Wort ›Dada‹ von einem gleichna-migen Haarshampoo stammt oder weil Hugo Ball mit dem Messer in ein französisches Wörterbuch stieß und dabei das Wort Dada = Steckenpferd traf, ist bis heute ein Geheimnis. Der Dadaist Kurt Schwitters (1887–1948) hat einen ganz eigenen Dada begründet, den Merz, das Wort hat er aus der Überschrift

›Commerzbank‹ in einer Zeitung herausge-schnitten. Eine Freundin von Schwitters, die Künstlerin Hannah Höch (1889–1978), hat 20 Jahre nach dem offiziellen Ende des Dada, 1945, das Bilderbuch Unzufriedel gebastelt, ge-malt und rund um ihre Figuren Rennquicke, Döfchen, Schnifti und Meyer 1 eine absurd komische Geschichte geschrieben.

14

Kunstbuch_Innen.indd 14 19.03.2010 9:33:38 Uhr

Page 15: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Dada ist nicht gaga

v e r - r ü c k t na c h A b s u rd i s t a n

Ku ns t r e v o l u t i o n

V i e l L ä r m

jolifanto bambla o falli bambla

großiga m‘pfa habla horem

egiga goramen

higo bloiko russula huju

hollaka hollala

anlogo bung

blago bung blago bung

bosso fataka

ü üü ü

schampa wulla wussa olobo

hej tatta gorem

eschige zunbada

wulubu ssubudu uluwu ssubudu

tumba ba-umf

kusa gauma

ba - umf

Hugo Ball

merz

Dada macht Spaß – probier es aus und klebe ein Bild aus der Tageszeitung von gestern! Dazu erfin-dest du ein Gedicht, das sich auf ›stumpf‹ reimt.

Dri Chinisin mit dim Kintribis, stindin if dir Strißi ind irzihltin sich wis … na, erkannt?

Das ist das Prinzip Dada. Dada mag sich an kein Gesetz halten, auch an keine Grammatik. Dada vereint alle Kunstarten. Dada liebt den Unsinn, um der Vernunft eins auf die Mütze zu geben. Wenn zwanzig Menschen gleichzeitig Gedichte brabbeln, dabei kostümiert wie Spiralwürmer sind und auf einer Collage Purzelbäume schla-gen, ist das höchste Dada-Anti-Kunst. Was, das schlägt doch dem Fass die Krone ins Gesicht? Da geht es dir genauso wie den Zuschauern im Jahr 1916, als Dada aufkam. Der Dada ist keine Person – schade, dass es natürliche Grenzen für verrückte Ideen gibt, wer weiß, was Hugo Ball, Tristan Tzara und ihren Kumpels noch al-les eingefallen wäre, als sie 1916 in Zürich die Dada-Bewegung lostraten. Um zu kapieren wa-rum, muss man ein bisschen Geschichte büf-feln. Viele Künstler waren im Ersten Weltkrieg (1914–1918) in die Schweiz geflohen, weil sie entsetzt waren über die militärische und au - toritäre Geisteshaltung. Die Gesellschaft war zerrissen. Auf der einen Seite waren die kai-

sertreuen Bürger, die schrecklich altmodisch dachten, auf der anderen Seite wurde die Welt immer fortschrittlicher. Gerade Künstler such- ten da nach regelfreien Ausdrucksformen, vor allem gegen das Bürgerliche, gegen den Gehor-sam und gegen den Krieg. Auch du träumst si-cher manchmal von antiautoritärer Erziehung, aber deine Eltern werden dir den Gefallen nicht tun, weil dann alles aus dem Ruder läuft. Dem Dada ging es nicht anders. Nachdem Zürich, Paris und vor allem Berlin Zentren der Kulturre-volution wurden, haben sich die Künstler heil-los zerstritten – schließlich wollte jeder noch unangepasster als der andere sein. Manchmal sind Regeln eben gar nicht verkehrt, auch in einer Kunstrichtung ohne Regeln. Oh, hoppla, Dada soll ja, wenn es nach den Erfindern von Dada geht, gar keine Kunst sein, trotzdem hat Dada viele künstlerische Ausdrucksformen des 20. Jahrhunderts beeinflusst.

Ja

nu

ar

Kunstbuch_Innen.indd 15 19.03.2010 9:33:40 Uhr

Page 16: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Ein

Mus

eumsd

irektor – hier Herr von Bode – nimmt nicht jedes B

ild in die Hand

Herr Museumsdirektor, die Bi lder s ind nicht brav!

Als Direktor Prof. Dr. Brausepinsel den Hin-tereingang zu seinem Landes-Museum öff-

net, fällt ihm sofort der unangenehme Geruch auf – Lösungsmittel! Die Techniker haben wie-der zugeschlagen. Im ersten Stock soll eine Installation mit überdimensionalen Würfeln aufgebaut werden, und die Künstlerin besteht auf einem besonders scheußlichen Kleber. Brausepinsel spurtet die Treppe hoch, wird aber von Frau Dr. Sünderlein-Brotman fest-gehalten. Sie ist Spezialistin für spätantike Gürtelschnallen und möchte unbedingt mehr Geld für ihre Forschungsarbeiten. Brausepinsel ist unkonzentriert, weil er gleichzeitig einer Putztruppe ausweichen muss, die den ganzen Laden wieder auf Vordermann bringt. Gestern war Sonntag und ein Andrang wie am Jahr-markt, denn die Ausstellung ›Schweine in der Kunst‹ lockt Alt wie Jung ins Haus. Apropos Schwein! Brausepinsel hat Hunger, aber die Cafeteria hat am Montag geschlossen wie das ganze Museum – das ist bei vielen Museen auf der Welt so. Eine gute Sache, da kann man sich drauf verlassen. Brausepinsel hingegen kann sich auf nichts verlassen. Jetzt steht eine Truppe Sponsoren vor ihm, die ebenfalls durch den Hintereingang gekommen ist: Sie wollen nicht mehr so viel Geld spenden, seit der Sa-che mit dem Erben. Brausepinsel setzt sein

süßestes Lächeln auf und erklärt, warum der Erbe des Gemäldes Eine Frau geht rückwärts das Bild unbedingt wiederhaben möchte. Das Wort »unersetzbarer Verlust« überhört Brausepinsel, denn er hat noch immer Hunger und schiebt die Sponsoren zur Hintertür wieder hinaus. Schließlich muss er noch einen Wirtschafts-plan fertig schreiben, damit das Museum auch im nächsten Jahr wieder mit staatlicher Unter-stützung rechnen kann.

Bei dem Wort ›Wirtschaft‹ muss Brausepin-sel wieder an Schweine und Braten denken

und nutzt die Gelegenheit, mit dem berühmten baskischen Maler Salvador Baxau, der gerade den Abbau seiner Ausstellung überwacht, in die Kneipe gegenüber des Museums zu gehen. Dabei bemerkt er, dass die Plakate zur Schweineaus-stellung blass und blasser werden. Er wird den Drucker anrufen müssen, Schlamperei das Gan-ze. Brausepinsel fragt sich, warum er sechs Jahre lang Kunstgeschichte studiert und einen Doktor geschrieben hat – eine Ausbildung zum Zirkusdirektor wäre hilfreicher gewesen bei all den Aufgaben, die ein Museumsdirektor hat!

Ku

nst

ber

ufe

& t

oll

e Fa

rben

Als Museumsdirektor muss man sich um Mitarbei-ter, Gelder, Künstler, Ausstellungsabläufe, Bilder-versicherungen, Kataloge, den Bürgermeister und die Besucher kümmern. Denn Museumsdirektoren sollen nicht nur Kunst vermitteln, sie müssen auch dafür sorgen, dass ein Museum genug Geld verdient, in der Welt einen guten Ruf hat und viele Touristen in die Stadt lockt.

16

Kunstbuch_Innen.indd 16 19.03.2010 9:33:43 Uhr

Page 17: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Ist Titan-weiß riesig?Wenn du jetzt an einen Berg weißer Farbe denkst, muss ich dich enttäuschen. Aber groß ist Titanweiß schon: Es hat nämlich die beste Deckkraft aller künst-lichen Weißtöne. Das liegt an der Verbindung mit dem Metall Titan: Das kennst du vielleicht von deiner Oma, die daraus ein neues Hüftgelenk bekommen hat und jetzt wieder Marathon läuft. Als die Maler früher selber noch Farben mischten, haben sie im-mer nach dem perfekten Weiß gesucht. Viele Verbindungen wirkten aber wie falsch gewa-schen. Dieses Titanweiß hat al-les in den Schatten gestellt und gedeckt wie der Teufel. Mit dem hatte Weiß in der Farbgeschich-te aber so gar nichts zu tun, das war dem düsteren Schwarz vor-behalten. Weiß hingegen war alles, was rein war, Englein, Gott, Jungfrauen und Kinder. In den verschiedenen Malepochen wurde Weiß ganz unterschied-lich eingesetzt. Im Barock nur sparsam, in der Moderne ist es cool. Es gibt sogar eine unaus-sprechliche Maltechnik, die ganz auf weiße Elemente setzt – Gu-aschmalerei (wird auch Gouache-malerei geschrieben). Da wird Wasserfarbe mit zähen weißen Pasten gebunden, was ein sattes Leuchten ergibt, das vor allem Buchmaler im Mittelalter liebten (weil sich dann das Pergament nicht so gewellt hat).

Ja

nu

ar

Kunstbuch_Innen.indd 17 19.03.2010 9:33:48 Uhr

Page 18: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Wie ein Papagei im Korsett – Fr ida Kahlo

nst

leri

nn

en &

nst

ler

Die Launen kann man bei mir, Frida Kahlo (1907–1954), immer ganz genau an mei-

nen buschigen Augenbrauen erkennen. Wie ein gemalter dicker Strich zerteilten sie mein angeblich schönes exotisches Gesicht. Und vielleicht ist z e r t e i l e n auch das richtige Wort für mein ganze Leben! Ich war 18, als ein schrecklicher Verkehrsunfall mein Leben zer-teilt hat: Mein Freund und ich, wir hatte den Bus verpasst, und wir haben auf den nächsten gewartet. Was für ein Verhängnis. Denn der ist mit einer Trambahn zusammengestoßen, und eine Eisenstange hat meinen Rücken zerteilt.

Vor dem Unfall wollte ich Ärztin werden und in Amerika studieren, nach dem Unfall habe ich ein Leben lang viele Ärzte gebraucht, um die Schmerzen zu ertragen.

Monatelang musste ich mit einem Gipskor-sett im Bett liegen, nur die Arme durfte

ich bewegen. Welch ein Glück, dass ich bereits vor dem Unfall Malunterricht genommen hat-te! Meine Mutter hat dann über meinem Bett einen Spiegel befestigt, sodass ich zumindest mich selbst malen konnte. Endlich durfte ich so meine Gefühle zum Ausdruck bringen.

Durch das Malen habe ich endlich meine in-nere und die äußere Welt vereinen können

und dazu noch all die wilden Farben und Trach-ten meiner mexikanischen Heimat und die Bil-der meiner Seele, die in meinem kaputten Kör-per gefangen saß. Das hat mich stark gemacht, so stark, dass ich mit meiner Persönlichkeit und meinen farbenprächtigen Bildern einem Mann ganz besonders aufgefallen bin: Diego Rivera. Zwanzig Jahre älter als ich war er und ein berühmter Künstler, Freiheitskämpfer und Weiberheld. Er hat mich gefördert, aber er hat mich auch sehr geärgert. Trotzdem hab ich ihn sehr geliebt. Auf einem Bild, das ich von uns gemalt habe, sieht man einen großen dicken Mann und eine kleine Frau in mexikanischer Tracht. Die trage ich wirklich gern, es bezeich-net die Verbundenheit zu meinem Land, die mich nie losließ. Auch Reisen nach Europa und New York haben daran nichts geändert. Da war ich schon eine berühmte Malerin. Meine Bilder hingen in Ausstellungen zusammen mit Wer-ken von Picasso, und ich war als Autodidak-

18

Kunstbuch_Innen.indd 18 25.03.2010 16:10:48 Uhr

Page 19: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Das Selbst-porträt ist ein Markenzeichen von mir. Ich habe die Natur nur ganz leicht verändert, als ich meinen Mann Diego Rivera und mich gemalt habe. Er war ebenso besessen vom Malen wie ich, aber leider war er auch von anderen Frauen besessen und vom Freiheits-kampf. Unsere beiden Ehen (!) waren auch ein ewiger Kampf – gut, dass ich meine Malerei hatte!

Ja

nu

ar

tin, also nicht gelernte Malerin, und Frau eine Sensation. Als »Surrealismus« bezeichnet man den Stil, in dem ich meine Leiden, mein Land und meine Leidenschaft ausgedrückt habe. Die Zeit, in der ich im Bett liegend nur mich selbst malen konnte, hat mich geprägt. Heute gelte ich als eine der großen Malerinnen der Welt.

Kunstbuch_Innen.indd 19 25.03.2010 16:10:50 Uhr

Page 20: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Quatsch keine Opern !

Der Museumsaufseher im Pergamonmuseum, Olle Klumke, verliert jetzt gleich die Geduld! Eine

Schulklasse hat vor der Nofretete haltgemacht. »Ey, krasse Nase, die Alte!« Der Klassenkasper fuchtelt mit dem Zeigefinger vor Nofretetes Gesicht herum, das man wohlweislich mit einem gepanzerten Glashäuschen ge-schützt hat. Die Mädchen kichern, weil Nofris Styling so abgefahren ist. »Quatscht mal keine Opern!«, fährt da Olle Klumke dazwischen, ein Museum ist schließlich kein Pausenhof. Ja, wieso eigentlich nicht? Vielleicht ist dir schon mal aufgefallen, dass viele Menschen, wenn sie ein Museum betreten, flüstern. Macht das die Stille in den Ausstellungsräumen? Die Ausstellungs-stücke? Oder die Ehrfurcht vor der Kunst? Na, vielleicht aus allem ein bisschen. Als Anfang des 19. Jahrhun-derts die große Museumswelle einsetzte, kam das Bür-gertum zum ersten Mal in den Genuss verschiedener Kunstwerke. Ganz klar, da war schon ein bisschen Be-nimm angesagt, wenn die Landesfürsten für das Volk schöne Museen hinstellten. Kostet ja schließlich alles Geld, und der Respekt vor Kunst war groß damals. Heu-te gehört Kunst zu unserem Alltag, und die Grenzen sind fließend. Viele Leute gehen auch deshalb ins Mu-seum, weil sie hier ihre Ruhe vom Alltag haben und sich mit allen Sinnen den Kunstwerken widmen wollen. Wenn dann da Trara herrscht wie auf dem Jahrmarkt, stört das. Auf der anderen Seite fällt kein Bild von der Wand, wenn man sich ganz normal unterhält. Ist eben wie immer eine Sache des richtigen Maßes. Und Olle Klumke muss lächeln, weil der Klassenkasper nun auf Zehenspitzen durch den Saal streift und allen mit seinem »pssst« auf die Nerven geht.

R e s p e k t v o r de m A l t e r

E m p f i nd l i c he Ku ns t ?

KunstRätsel im Januar

20

Wie heißt die größte mexikanische Künstlerin?

.............................................................

Engel, Gott, Jungfrauen und Kinder wurden gerne mit dieser Farbe gemalt:

.............................................................

Wahr oder unwahr? Blago bung blago bung ist eine Blume

Weißt du es? Pieter Bruegel d. Ä. malte … a) Leute beim Langlaufenb) Snowboarderc) Schlittschuhfahrer

(Die Lösungen findest du auf Seite 191.)

Kunstbuch_Innen.indd 20 19.03.2010 9:33:53 Uhr

Page 21: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

Deine Kunst im Januar

Das Jahr ist noch jung, draußen ist schlechtes Wetter, beste Museumszeit – welches ist dein Lieblingsmuseum?

................................................................................

................................................................................

Warst du schon einmal in Berlin? Nein? Auch nicht schlimm, dann schneide einfach Berlin-Bilder aus Zeitungen aus und klebe sie hier ein.

Auf der Museumsinsel in Berlin kann man zwar keine Palmen finden, aber einen Spaziergang durch 6000 Jahre Geschichte machen. Auf der Spreeinsel mitten in Berlin stehen nämlich gleich fünf berühmte Mu-seen – sensationell! Die Inselschönste ist mit weitem Abstand Nofretete, die trotz ihrer 3300 Jahre bei jedem Casting gewinnen würde.

Ja

nu

ar

Kunstbuch_Innen.indd 21 19.03.2010 9:33:58 Uhr

Page 22: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

3 4 5

10

16

22

11

17

23

1 2

7

13

19

8 9

14 15

2120

28 2925 2726

1932: Der berühmteste zeitgenössische Maler Deutschlands, Gerhard Richter, erblickt in Dres-den das Licht der Welt.

1980: Der expressio-nistische Maler Oskar Kokoschka stirbt in Montreux.

1959: Auf das Gemälde Der Höllensturz der Verdammten von Peter Paul Rubens in der Alten Pinakothek in München wird ein Säure-attentat verübt.

1440: In Frankfurt am Main wird Friedrich IV., der spätere Kaiser Fried-rich III., zum römisch-deutschen König gewählt.

1564: Galileo Galilei, ita-lienischer Mathematiker, Physiker und Astronom, wird geboren.

2000: Der österreichische Ausnahmekünstler Frie-densreich Hundertwasser stirbt.

1872: Das Metropolitan Museum of Art wird in New York City eröffnet.

1974: Im New Yorker Museum of Modern Art wird Pablo Picassos berühmtes Werk Guernica mit einem Text besprüht.

1841: Der Impressionist Pierre-Auguste Renoir wird in Limoges geboren.

1497: Der Dominikaner-mönch Girolamo Savo-narola hält eine flam-mende Predigt, worauf der Renaissance-Maler Sandro Botticelli einige seiner Bilder verbrennt.

1880: Franz Marc, der später Mitglied der expressionistischen Künstlergruppe ›Der Blaue Reiter‹ ist, wird in München geboren.

1944: Der Bauhauskünst-ler Piet Mondrian stirbt in New York.

1690: In der britischen Massachusetts Bay Colony kommt das erste Papiergeld in Amerika in Umlauf.

1881: Fernand Léger, französischer Maler, Grafiker und Keramiker, wird geboren.

1985: In Dresden wird die neu aufgebaute Sem-peroper eingeweiht. Sie entstand 1878 nach dem Entwurf des Baumeisters Gottfried Semper (1803-1879) und war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

1923: Das über 3000 Jah-re alte Grab des Pharaos Tutanchamun, das 1922 von dem britischen Ar-chäologen Howard Car-ter bei Luxor entdeckt wurde, wird geöffnet.

1871: Paul Cassirer, Kunsthistoriker, Verleger und Galerist, der den Impressionismus und die Berliner Sezession för-derte, wird geboren.

1928: Der Bildhauer und Maler Alfred Hrdlicka wird in Wien geboren.

Kunstbuch_Innen.indd 22 19.03.2010 9:33:59 Uhr

Page 23: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

4 5 6

10

16

22

11 12

17 18

2423

28 29

1994: Diebe entwenden eine rot-orange Version des Bildes Der Schrei von Edvard Munch aus der norwegischen National-galerie.

1852: In der Eremitage in Sankt Petersburg wird die Gemäldesammlung der Öffentlichkeit als Museum zugänglich.

1564: Der große Renaissance-Maler und Bildhauer Michelangelo Buonarroti stirbt in Rom.

1918: Gustav Klimt, der Jugendstil-Malerfürst, stirbt in Wien nach einem Gehirnschlag.

1878: Kasimir Seweri-nowitsch Malewitsch, Künstler der russischen Avantgarde, kommt in Kiew zur Welt.

1808: Der große Maler des Biedermeier, Franz Carl Spitzweg, wird im bayerischen Unterpfaf-fenhofen geboren.

1968: Der Madison Square Garden in New York wird eröffnet. Es ist die damals größte Halle der Welt mit Platz für knapp 20 000 Zuschauer.

1975: Hans Bellmer, Fo-tograf, Bildhauer, Maler und Autor, stirbt in Paris.

2004: Bei der Oscarver-leihung ist Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs, der in allen elf nominierten Kategorien auch ausgezeichnet wird, der erfolgreichste Film. Ku

nstb

unte

rFe

brua

rF

eb

rua

r

Kunstbuch_Innen.indd 23 19.03.2010 9:34:01 Uhr

Page 24: das durch J ah r - bilder.buecher.de · Das ist drin in diesem Buch! Vorwort 7 Januar Bruegels Eiskalte Jäger 10 ∙ Kohle, Kreide, Rötel 12 ∙ Dada ist nicht gaga 14 ∙ Herr

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Christine Paxmann

Mit Kunst durch das Jahr

Gebundenes Buch, Pappband, 192 Seiten, 21x25300 farbige AbbildungenISBN: 978-3-7913-7021-7

Prestel

Erscheinungstermin: April 2010

Der Jahresbegleiter für die ganze Familie Wer repariert kaputte Bilder? Was sucht der Tinten fisch im Farbkasten? Dieses Buchbeantwortet Fragen, die Kinder stellen, wenn sie Kunst gegen überstehen. Monat für Monatwerden immer wieder neue Kunstwerke, Maltechniken, Künstler, Stile und berühmte Museenvorgestellt – quer durch die Epochen und Gattungen. Spielerisch und voller Abwechslung führtes an die facettenreiche Welt der Kunst heran: Lesevergnügen und Inspiration für die ganzeFamilie.