10
Das Erlebnis Jagd ist dann dahin (Zugabe Erfahrung eines Jagdpächters bei der Errichtung von Windkraftanlagen im Wald zuunterst) Ich habe mir erlaubt, meine durchaus kritischen Gedanken zu diesem sicher sehr komplexen Thema aus jagdlicher Sicht und persönlicher Betroffenheit als Revierpächter zusammen zu fassen und stelle Sie auch Ihnen hiermit zur Verfügung. Ich beziehe mich dabei auf die Erstellung von Windkraftanlagen im Wald. Ich möchte an dieser Stelle jedoch keine grundlegende Diskussion zu Sinn und Unsinn einer solchen Planung führen. Vielmehr möchte ich meine Argumente auf meine persönliche Sicht der Dinge reduzieren und mich auf die möglichen Folgen für die Jagdausübung in unserem Revier konzentrieren. Ich muss aber trotzdem eingestehen, dass ich dieser doch sehr beschleunigten Entwicklung eher skeptisch bis ablehnend gegenüber stehe, zu sehr scheint mir derzeit die Diskrepanz zwischen energiewirtschaftlichem Erfolgsdenken und ökologischer Verträglichkeit zu sein. Wir sind mit unserem unterfränkischen, landschaftlich sehr reizvoll gelegenem Revier, dass sich seit über 75 Jahren in ununterbrochener Pacht im Familienbesitz befindet, von einer solchen Windkraft- Maßnahme betroffen. Bedingt durch die Ausweisung eines großen, zusammenhängenden Waldgebietes für einen Windpark mit etlichen Anlagen, der sich derzeit in der fortgeschrittenen Planung befindet, sind wir als angrenzendes und flächenmäßig auch betroffenes Revier seit einiger Zeit mit dieser Problematik konfrontiert. Obwohl die Hauptlast der Maßnahme auf der anderen Seite der Reviergrenze liegen wird, werden wir als direkte Anlieger und wohl auch mit einer geplanten Waldfläche, sozusagen im Herzen unseres Revieres, mit den Folgen belastet. Die Konsequenzen aus dieser Planung sind für mich und meine jagdlichen Partner derzeit kaum abzusehen. Lediglich und einigermaßen hilflos können wir Szenarien des "Was-Wird-Wenn" entwickeln, um uns schier "hellseherisch" auf die Zeit nach Errichtung des Windparks vorzubereiten. Die Informationspolitik der Verantwortlichen lässt in dieser Hinsicht bislang doch zu wünschen übrig. Wir gehen daher von einem "Worst-Case"-Szenario aus, das uns in nächster Zukunft jagdlich treffen wird, da wir glauben, daß die Windkraftnutzung im Wald einen sehr großen Eingriff in den Naturhaushalt darstellt und nicht ohne Folgen bleiben wird. Ein zusammenhängendes Waldgebiet, wie das in unserem Falle verplante, bietet grundsätzlich Lebensraum, Ruhezonen, Deckung und Äsung für viele Tierarten. Besonders in der deckungsarmen Zeit ist der Wald als Rückzugsgebiet für Wildtiere ausgesprochen wertvoll. Er dient als "grüne Lunge" auch der Erholung des Menschen, bietet Ruhe und Entspannung ebenso für den Jäger. Es ist aus meiner Sicht ein großer Irrtum, zu glauben, der Jäger gehe ausschließlich in den Wald um Beute zu machen, die Umgebung spiele dazu nur eine eher untergeordnete Rolle. Jeder Jäger, der wie wir mit erheblichen finanziellen Mitteln und Zeitaufwand Revierpflege, Hege und damit aktiven Naturschutz betreibt, steht demzufolge der Natur sehr nahe und erhebt, wie jeder Bürger, auch für sich den Anspruch, den Wald zu Erholungszwecken zu nutzen, eine noch weitgehend ungestörte Natur zu genießen, aber eben auch dort zu jagen. Neben viel Arbeit und Mühe begreife ich Jagen auch als intensives Naturerlebnis, schöpfe daraus

Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

  • Upload
    parain

  • View
    59

  • Download
    1

Embed Size (px)

DESCRIPTION

UPDATE als Zugabe: "Erfahrung eines Jagdpächters bei der Errichtung von Windkraftanlagen im Wald" --Verschiedene Leserbriefe der (Deutschen) Jägerschaft zu Windparks im Wald aus dem Internetz zusammengetragen:Ein einfühlsamer Leserbrief/Artikel des Bayrischen Waidmannes Joachim Drescher aus Würzburg, der sehr klare und weitreichende Einsichten sowie Prognosen mit uns teilen möchte - bis Seite 5 und danach einige weitere, Aufschlussreiche, Nette…

Citation preview

Page 1: Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

Das Erlebnis Jagd ist dann dahin

(Zugabe Erfahrung eines Jagdpächters bei der Errichtung von Windkraftanlagen im Wald zuunterst)

Ich habe mir erlaubt, meine durchaus kritischen Gedanken zu diesem sicher sehr komplexen Thema aus jagdlicher Sicht und persönlicher Betroffenheit als Revierpächter zusammen zu fassen und stelle Sie auch Ihnen hiermit zur Verfügung.

Ich beziehe mich dabei auf die Erstellung von Windkraftanlagen im Wald.

Ich möchte an dieser Stelle jedoch keine grundlegende Diskussion zu Sinn und Unsinn einer solchenPlanung führen.

Vielmehr möchte ich meine Argumente auf meine persönliche Sicht der Dinge reduzieren und mich auf die möglichen Folgen für die Jagdausübung in unserem Revier konzentrieren.

Ich muss aber trotzdem eingestehen, dass ich dieser doch sehr beschleunigten Entwicklung eher skeptisch bis ablehnend gegenüber stehe, zu sehr scheint mir derzeit die Diskrepanz zwischen energiewirtschaftlichem Erfolgsdenken und ökologischer Verträglichkeit zu sein.

Wir sind mit unserem unterfränkischen, landschaftlich sehr reizvoll gelegenem Revier, dass sich seit über 75 Jahren in ununterbrochener Pacht im Familienbesitz befindet, von einer solchen Windkraft-Maßnahme betroffen.

Bedingt durch die Ausweisung eines großen, zusammenhängenden Waldgebietes für einen Windparkmit etlichen Anlagen, der sich derzeit in der fortgeschrittenen Planung befindet, sind wir als angrenzendes und flächenmäßig auch betroffenes Revier seit einiger Zeit mit dieser Problematik konfrontiert.

Obwohl die Hauptlast der Maßnahme auf der anderen Seite der Reviergrenze liegen wird, werden wir als direkte Anlieger und wohl auch mit einer geplanten Waldfläche, sozusagen im Herzen unseres Revieres, mit den Folgen belastet.

Die Konsequenzen aus dieser Planung sind für mich und meine jagdlichen Partner derzeit kaum abzusehen.

Lediglich und einigermaßen hilflos können wir Szenarien des "Was-Wird-Wenn" entwickeln, um unsschier "hellseherisch" auf die Zeit nach Errichtung des Windparks vorzubereiten.

Die Informationspolitik der Verantwortlichen lässt in dieser Hinsicht bislang doch zu wünschen übrig.

Wir gehen daher von einem "Worst-Case"-Szenario aus, das uns in nächster Zukunft jagdlich treffen wird, da wir glauben, daß die Windkraftnutzung im Wald einen sehr großen Eingriff in den Naturhaushalt darstellt und nicht ohne Folgen bleiben wird.

Ein zusammenhängendes Waldgebiet, wie das in unserem Falle verplante, bietet grundsätzlich Lebensraum, Ruhezonen, Deckung und Äsung für viele Tierarten.

Besonders in der deckungsarmen Zeit ist der Wald als Rückzugsgebiet für Wildtiere ausgesprochen wertvoll.

Er dient als "grüne Lunge" auch der Erholung des Menschen, bietet Ruhe und Entspannung ebenso für den Jäger. Es ist aus meiner Sicht ein großer Irrtum, zu glauben, der Jäger gehe ausschließlich in den Wald um Beute zu machen, die Umgebung spiele dazu nur eine eher untergeordnete Rolle.

Jeder Jäger, der wie wir mit erheblichen finanziellen Mitteln und Zeitaufwand Revierpflege, Hege und damit aktiven Naturschutz betreibt, steht demzufolge der Natur sehr nahe und erhebt, wie jeder Bürger, auch für sich den Anspruch, den Wald zu Erholungszwecken zu nutzen, eine noch weitgehend ungestörte Natur zu genießen, aber eben auch dort zu jagen.

Neben viel Arbeit und Mühe begreife ich Jagen auch als intensives Naturerlebnis, schöpfe daraus

Page 2: Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

neue Kraft und Erholung.

Man sollte nicht unterschätzen, daß auch genau unter diesem Aspekt Reviere gepachtet werden.

Schon allein dieser Nutzwert wird durch die Errichtung von stark eingeschränkt.

Eine deutliche Verschlechterung des Ist-Zustandes unseres Jagdreviers durch die Windmühlen im

Wald sehe ich daher als sehr wahrscheinlich an und die Jagdausübung ist dann in der ursprünglichen Intention für mich so nicht mehr erlebbar.

Während der Bauphase ist mit massivsten Störungen und Beunruhigungen auch über Reviergrenzen hinweg zu rechnen, bedingt durch die infrastrukturelle Erschließung des Waldgebietes mit Rodungen, Wegebau, -zig-tonnenweise Ab- und Anfuhr von Aushub und Zement mit entsprechend dimensioniertem Baustellenverkehr, sowie bei Ausschachtungen und Fundamentbau, Kranaufstellungen und Errichtung der WKA.

Das Landschaftsbild und der Reviercharakter ist dann nach erfolgter Aufstellung der WKA nachhaltig verändert. Selbst von außerhalb der "Kernzone" werden die Anlagen weithin sichtbar seinund damit jeden Ansitz begleiten. Mit "Genuß-Ansitzen" in landschaftlichreizvoller Gegend ist wohldann nicht mehr zu rechnen.

Ebenso ist von erheblicher Geräuschentwicklung durch Rotorenumdrehung auszugehen.

Bei der praktischen Jagdausübung, besonders während des Ansitzes ist dann ein Jagen mit allen Sinnen im Umkreis der WKA nicht mehr möglich.

Natürliche Geräusche des Waldes werden durch die Rotorengeräusche permanent überlagert.

Selbst wenn Windkraftbefürworter einwenden, die Laubgeräusche der Bäume überdecken im Wind die Rotorengeräusche, so bedenken sie doch nicht, daß spätestens im Herbst dieser Zustand ein Endehaben wird.

Heranwechselndes Wild ist daher akustisch nur erschwert wahrzunehmen, die Vorbereitungszeit auf einen eventuell abzugebenden Schuss wird somit verkürzt und negativ beeinflußt.

Hinzu kommt störender Schattenwurf.

Der erforderliche Abschuß im Umfeld der WKA kann aus meiner Sicht nur erschwert eingebracht werden, im schlimmsten Fall gar nicht.

Eine unausgewogene Bejagbarkeit auf der Gesamt-Jagdfläche ist die Folge, der Jagddruck steigt.

Oder besser gesagt: der Jagdstress!

Die eigentliche Jagdrichtung wird ferner nicht nur von der im Allgemeinen für die Jagdausübung zu beachtenden Windrichtung bestimmt, sondern zukünftig auch vom Standort der WKA als zusätzlich zu beachtender Faktor.

Man kann aus Sicherheitsgründen nur weg von der WKA jagen, dadurch ist jede Form der Bejagung in betroffenen Revieren grundsätzlich in der Bewegungsrichtung eingeschränkt.

Dies gilt in besonderem Maße für Drückjagden.

Das Jagdrevier wird über die eingeschränkte Bejagungsmöglichkeit somit künstlich verkleinert.

Ebenso ist an die Gefahr des Eiswurfes im Winter zu denken, der erst einmal grundsätzlich eine

Gefährdung darstellt, obwohl hier technische Lösungen denkbar sind.

Eine folgerichtige Gegenmaßnahme des Jagdpächters in Form von Umstellung der Ansitzeinrichtungen an andere Örtlichkeiten stellt hierbei eine doch recht große zeitliche und auch finanzielle Belastung dar, zumal Ausweichplätze innerhalb des Ausstrahlungsbereiches der Anlagen gar nicht so ohne weiteres möglich sind, wenn diese relativ dicht beieinander stehen (Windpark).

Page 3: Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

Es sei denn, man nimmt die Störungen billigend in Kauf und/oder stellt die Ansitzeinrichtung wenigstens in Gegenrichtung zum Sichtbereich auf.

Ob das jagdtechnisch bei mehreren Windrädern noch praktikabel bleibt, sei vorerst dahingestellt.

Das Platzieren von Ansitzeinrichtungen unter rauschenden Windrädern ist zumindest für meine angestrebte Qualität des Ansitzes sinnlos.

Etliche betroffene Jäger aus anderen Revieren bestätigen die dauernde Geräuschbegleitung, es sei denn es herrscht Windstille.

Ob ich mich daran gewöhnen kann, weiß ich noch nicht - eine Einschränkung bleibt es in jedem Falle.

Ich würde es im Extremfall beinahe schon als unzumutbar empfinden, sollte man windradbedingt auf Ansitzmöglichkeiten verzichten und sich als klassischer Ansitzjäger zur Erfüllung des Abschusses zwangsweise zum "Drückjäger" wandeln müssen.

Zur Rehwildbejagung jedenfalls lehne ich dieses Vorgehen seit jeher strikt ab.

Nachdem laut Aussage der Planer das Areal um jede WKA in unserem Revier eingezäunt werden soll, geht auch diese Fläche für die Bejagung verloren, sie ist damit als befriedeter Bezirk anzusehen,eine mögliche Barriere-Wirkung für das Wild ist ebenfalls nicht auszuschließen.

Es werden neue Wildwechsel entstehen, Einstände werden sich verschieben und möglicherweise wird das Wild zumindest bis zum Eintreten einer gewissen Gewöhnung durch Vergrämung im Felde zu Schaden gehen.

Dann würde auch die Feldzone, in der sich kein Windrad befindet, zusätzlich belastet und wir Jagdpächter über die Wildschadensregelung auch noch zur Kasse gebeten.

Auch in Bezug auf Schattenwurf ist ein Ausstrahlen zu befürchten, da die Sonne im Westen, in unserem Fall dann hinter den WKA untergeht. Das heißt, der Ansitz vor Eintritt des Sonnenunterganges dürfte aus diesem Aspekt deutlich gestört sein, mit Ausnahme eventueller Abschaltzeiten.

Windkraft-im-Wald-Befürworter vertreten gelegentlich die Meinung, dass man die Randstreifen und Böschungen der neuen Strassenanlagen, die zur Erschließung des Areals angelegt werden, jagdlich nutzen kann, weil sich dort - wenn begrünt würde - ein recht gutes Äsungsangebot einstellt.

Das ist in Teilen wohl richtig.

Vergessen darf man aber nicht, daß durch neue Zugangswege auch Revierteile erschlossen werden, die vorher außer vom Jagdausübungsberechtigten, dem Wild und vielleicht noch von Pilzesammlern vom restlichen Publikumsverkehr frei waren.

Durch "Windkraft-Tourismus" entstehen durch diese neu entstandene leichtere Zugänglichkeit weitere Beunruhigungen, die wiederum eine ohnehin schon eingeschränkte Bejagung zusätzlich erschweren können.

Die Reaktionen des Wildes werden nach meiner bisherigen Erfahrung durchaus kontrovers diskutiert.

Das Problem liegt offensichtlich auch darin, dass zum Verhalten des Wildes unter Windkraftanlagen im Wald derzeit noch keine verläßlichen Ergebnisse oder gar ausreichend wissenschaftliche Studien vorliegen.

Auch das von Ihnen und auch sonst wohl recht häufig zitierte Gutachten der Tierärztlichen Hochschule Hannover ist nicht gänzlich frei von Kritik geblieben.

Ich versuche deshalb seit einiger Zeit, mich bei jeder passenden Gelegenheit im Kollegenkreis umzuhören oder mir entsprechende Erfahrungen "anzulesen".

Page 4: Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

Jedenfalls berichten manche meiner Jagdkollegen aus Gebieten mit WKA (allerdings im Felde), durchaus von negativen Ausstrahlungen der Anlagen.

Das von den Rotoren vertriebene Wild, würde eher in rotorfreie Gemarkungen ausweichen, dort folglich konzentriert auftreten.

Die Geräusche der Anlagen, die Lichteffekte oder der so genannte Schattenschlag, jeweils unterschiedlicher Intensität je nach Windstärke würden die Tiere erheblich beunruhigen und stören.

Schattenschlag wird dabei als störender empfunden, als die reine Geräuschentwicklung.

Aber auch ein gewisser Gewöhnungseffekt des Wildes ist zu beobachten.

So würde Rehwild teilweise die Nähe zu WKA für ein bis zwei Jahre meiden, die nachfolgende Generation aber die Situation als "gegeben" hinnehmen und sich nichts mehr daraus machen.

Andere Aussagen beinhalten einen schnelleren Anpassungsprozess innerhalb einiger Monate nach Beendigung der Bauarbeiten, aber mit einem durchschnittlichen und konstanten Abstand des Wildes von ca. 200 m um die Anlagen.

Schwarzwild hingegen würde dauerhaft einen Abstand von ca. 500 Metern zu den Anlagen einhalten, andere Sauen würden aber wie selbstverständlich darunter brechen, wieder andere sich vermehrt im Felde aufhalten und dort Wildschäden verursachen.

Nur am Rande sei hier auf die tödliche Gefahr für Vögel durch Rotorenschlag aufmerksam gemacht,besonders in Bezug auf Horstbrüter in Wipfelregionen (Greifvögel), das Durchschneiden von Flugrouten (Störche) und Unfälle von Nachtjägern (Eulen), sowie die hinreichend bekannte Fledermausproblematik.

Durch verunfalltes Flugwild dürften dann Füchse und anderes Raubwild ein zusätzliches Nahrungsangebot erhalten, was eine ebenfalls zusätzliche, vielleicht aber durch diese Form der "Fütterung" auch erleichterte Bejagung nach sich ziehen würde, was manche Jäger auch als erfreulichen Nebeneffekt der ganzen Angelegenheit interpretieren könnten.

Für uns ist dieser Aspekt unerheblich, weil ja die vorgesehenen WKA eingezäunt werden sollen.

Aus gleichem Grunde ist auch nicht davon auszugehen, daß sich - wie im Felde - die Hasen im Unterwuchs unter den WKA aufhalten.

Eine notgedrungene Nutzungsmöglichkeit der WKA als Biotopgrundlage entfällt dann ebenfalls.

Auch sind kleinklimatische Veränderungen und Austrocknungserscheinungen im Windschatten von Windparks beobachtet worden.

Diese könnten wohl auch in den vormals durchgängig bewachsenen und nach Errichtung der WKA entstandenen Freiflächen im Walde auftreten.

Weitere Flächenverluste an Deckung und Äsung wären dann zu befürchten.

Möglicherweise bessert sich aber auch die Grundlage durch den größeren Lichteinfall und dadurch bedingtes stärkeres Aufkommen an Unterwuchs.

Eindeutige Prognosen sind also mangels verläßlicher Erkenntnisse für uns nicht möglich.

Was passieren wird, wissen wir dann erst, wenn es soweit ist.

Wenn man in unserer Situation vom Standort der WKA als Kernbereich ausgeht und die möglichen Ausstrahlungswirkungen der Anlagen hinzurechnet, so überdecken sie nahezu drei Viertel unseres Reviers und fast die gesamte Waldfläche, obwohl sie größtenteils auf nachbarschaftlichem Grund liegen werden.

Entscheidend dürfte daher in jedem Falle die Intensität und Dauer der Störung sein, die für den betroffenen Revierteil und die angrenzenden Bereiche je nach Beeinträchtigungsgrad grundsätzlich eine spürbare Verschlechterung darstellt.

Page 5: Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

Wir rechnen mindestens mit einer einjährigen Bauzeit und mit einer mindestens drei-jährigen Konsolidierungsphase.

Was das bei der Erstellung eines Windparks im Wald bedeutet, kann sich wohl jeder vorstellen.

Störungen und Beunruhigungen sind daher nicht nur über einen längeren Zeitraum, doch lediglich einmalig während der Bauphase, sondern periodisch wiederkehrend auch während der Wartungsphasen zu erwarten.

Auch wenn Ausgleichsflächen geschaffen werden, ist doch sehr fraglich, ob diese dann genau dem Revier zugute kommen, das Beeinträchtigungen durch WKA hinnehmen muss.

Das dies eben nicht der Fall ist, bleibt auch in unserem Falle zu befürchten.

Die Revierstruktur wird dadurch nachhaltig verändert.

Wildschäden in den Fluren sind zumindest in der Bauphase durch Vergrämung des Wildes aus der Waldfläche wohl als sicher anzunehmen.

Diese Schäden sind je nach Vertragsgestaltung unterschiedlich, in unserem Falle aber noch von uns als Pächter zu begleichen.

Daraus resultiert - wenigstens vor Eintreten eines Gewöhnungseffektes - eine zusätzliche finanzielle und möglicherweise unkalkulierbare Belastung für uns Revierinhaber.

Deshalb sehe ich durch die Errichtung, den Betrieb und die Wartung von WKA, verursacht von externer Seite, auch einen als dauerhaft anzusehenden Eingriff in die Grundlagen bestehender Vertragsverhältnisse zwischen Jagdgenossenschaft und Jagdpächter - mit weitreichenden Konsequenzen.

Jagdreviere - auch das unsere - werden aus meiner Sicht wenigstens auf längere Zeit, wenn nicht gar dauerhaft wertgemindert.

Und wir (Privat-)Jäger sind einmal mehr gefordert, die Suppe auszulöffeln, die uns andere einbrocken.

Energiewende hin oder her, wir sind hierbei - wie so oft - das schwächste Glied in der Kette, aber in letzter Konsequenz auch diejenigen, die jagdlich gesehen die Folgen tragen müssen.

Ein offenes Auf-Einander-Zugehen aller Beteiligten wäre durchaus wünschenswert.

Vielleicht sehe ich zu schwarz. Ich hoffe es eigentlich auch.

Waidmannsheil

Joachim Drescher, Würzburg

Erfahrungen aus Schweinfurt Bei mir steht seit einigen Jahren ein Windrad, folgende Erfahrung habe ich gemacht:

Vor dem Betrieb dieser Anlage hatte ich im Revier sechs große Ketten Rebhühner.

Nach der Inbetriebnahme waren alle Rebhühner spurlos verschwunden und es hat etwa drei Jahre gedauert, bis ich zwei Ketten Hühner wieder zählen konnte.

Offensichtlich hat mit dem Windschlag auch die Nachtigall ein Problem, denn sie hört sofort mit dem Gesang auf, wenn die Rotorblätter zu laut sind.

Page 6: Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

Das Rehwild und die Hasen haben kaum reagiert, nur wenn sich der Wind dreht und die Rotorblätter schwenken um, erschreckt das Reh wie der Hase und diese sind dann auch an diesem Tag nicht mehr sichtbar, ähnlich verhält sich auch das Schwarzwild.

Ich bin jedes Mal erzürnt wenn ich durch unser schönes Frankenland fahre und diese Windräder sehe, die das Landschaftsbild nachteilig verändern.

Dieser Wildwuchs wird ja gefördert um die Umwelt zu schonen.

Bis heute habe ich noch von keinem Verantwortlichen gehört, wenn in circa 20 Jahren diese Windräder abgebaut werden, wie dieser Schrott beseitigt wird und wer muß dafür zahlen ?

Max H. Endres

Jagdschutzverein Schweinfurt

Stellvertretender Vorsitzender

Windräder – Licht und Schatten

Alles im Leben hat seinen Preis, so auch die Windkraftanlagen. Gefahren sind Dauergeräusche durchRotorblätter, diese Geräusche können auf Dauer krank machen.

Licht- und Schattenwurf über weite Distanzen können jede Ecke des Lebensraumes erreichen und machen nachweislich krank.

Optische Umweltverschmutzung:

Ein elementares Verlangen des Menschen ist ein Blick in den Himmel, in die Ferne,Windräder machen dies zunichte,

Der Wert von Immobilien fällt durch die Einschränkung der Wohn- und Lebensqualität. Urlaubsgäste bleiben weg.

Josef Haslinger , Wangen i.Allgäu

Windräder passen nicht in unsere Landschaft

Erfahrungen mit Windkraftanlagen habe ich noch keine gemacht. Ich möchte aber

trotzdem auf einen Aspekt hinweisen, der in Ihrem JIB-Artikel so gut wie keine Rolle

spielte, die Frage nämlich, ob und wie Windkraftanlagen in unsere Landschaften

passen. Genauso wie ich den Ausstieg aus der Atomenergie für richtig und

unumkehrbar halte, kann die Nutzung der Windenergie, in der jetzigen Form, das hoffe ich jedenfalls, nur als ein Intermezzo gesehen werden.

Ein Urlaub zwischen Hamburg, Husum und den nordfriesischen Inseln hat mich ins

Page 7: Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

Grübeln gebracht, wobei ich jedem Zweifler eine Fahrt auf der A 1 von Hamburg

nordwärts empfehle.

Was dort jetzt schon - und das soll ja erst der Anfang sein - an Windkraftanlagen zu bewundern ist, verschandelt die Landschaft in einer für mich bereits unerträglichen Weise.

Für mich ist jedenfalls Ihre grundsätzliche Zustimmung zum Ausbau der Windenergie gelinde ausgedrückt inkonsequent und Ihr spitzfindiger Anhang "aber nicht an jedem Ort" ist einfach nur lächerlich.

Wo, um alles in der Welt, gibt es in Bayern ein erhöhtes Hinterland, in dem man 200 Meter hohe Konstruktionen in den nötigen Stückzahlen so verstecken kann, daß nicht ganze Landstriche dadurch verschandelt werden?

Sie hätten die Fahrt auf der A1 vor Abgabe ihrer Stellungnahme machen müssen.

Noch ein Wort zu unserem Flugwild.

Wenn ein Jäger, der selbst Windkraftanlagen betreibt, die Probleme schön redet, kann ich das nicht mehr ernst nehmen.

Nach meinem Urlaub ist jetzt schon offensichtlich, daß eine weitere Zunahme der Windkraftanlagen dazu führt, das es bald kaum noch einen freien Luftraum gibt, in dem sich unser Flugwild bewegen kann.

Dies ist kaum übertrieben, denn die Mehrzahl der Anlagen steht genau dort, wo sich auch das meiste Wild aufhält, im Hinterland auf den Feldern.

Übersehen sollte man in diesem Zusammenhang auch nicht, daß die Spitzen der Rotorblätter Geschwindigkeiten von bis zu 400 Stundenkilometer erreichen können. Unserem Flugwild bleibt angesichts dieser Fakten nichts anderes übrig, als sich das Fliegen abzugewöhnen.

An Sie als Ausschuß appelliere ich daher, Ihre Empfehlung noch einmal ernsthaft zu überdenken.

Es darf einfach nicht sein, daß wir nachfolgenden Generationen Landschaften hinterlassen,die anzuschauen alles andere als eine Freude sind.

Sonnenenergie und Erdwärme haben sicherlich ein noch größeres Energiepotential als es die Windenergie.

Und mit etwas Erfindergeist und gutem Willen könnte man diese Energien auch nutzbar machen, ohne diese prognostizierten negativen Nebenerscheinungen.

Heinz Ring

Wenn ich abends auf der Jagd 74 Windräder in einer Entfernung von drei bis 30 Kilometer - soweit verschandeln dieser Monster unsere Landschaft - blinken sehe, sehne ich mich nach der Zeit zurück wo den Menschen Begriffe wie Landschaftsgenuss, Heimat und Naturschutz noch etwas galten.

Wer die Jagd nur als Schießsport sieht und seine Leidenschaft im Töten von Tieren erfüllt findet, mag, gar wenn er noch die entsprechenden Einnahmen aus der Windkraft zieht, nichts gegen den Windwahn und seine Folgen einzuwenden haben oder sie sogar befürworten.

Wer die Jagd aber mit allen Sinnen genießen, Natur und Landschaft erleben und auch nichtjagdbare

Page 8: Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

Tiere schützen möchte, wird gegen diesen Wahnsinn Empörung äußern.

Was für ein Sturm der Entrüstung ging zurecht durch die Medien, weil ein Jäger unverantwortlich einen seltenen Greif abgeschossen hat, heute werden Seeadler, Rotmilane, Uhus und so weiter zu Hunderten durch die Rotoren der Windkraftanlagen umgebracht, unkommentiert selbst vom Bund Naturschutz und Naturschutzbund Deutschland.

Es interessiert niemanden, wenn ein Rotmilian mit einem Loch in der Brust und einem Loch im Rücken unter einem Reisighaufen gefunden wird, wo er doch sonst die Planung einer Windanlage gestört hätte.

Und dies alles nicht, weil die Windkraft uns Kernkraftwerke ersparen könnte, sondern nur weil sich Banken, einzelne Unternehmer und Investoren einen entsprechenden Raibach auf Kosten der Steuerzahler erwarten.

Ich weiß nicht, ob es in Zukunft noch möglich sein wird, ein Revier zu pachten, in dem man nicht durch Geräusche der Windräder und das Blinken und Rotieren der Räder in seinem Jagderleben extrem gestört wird, vielleicht werde ich auch aus diesem Grund auf die seit meinem Kindesalter geliebte Jagd verzichten oder mich in ein anderes Land verabschieden. Mit Waidwerk, wie wir wirklichen Jäger sie so lieben, hat eine Jagd unter dieser Landschaftsschändung jedenfalls nichts mehr gemein.

Ludwig Saule

Jägervereinigung Augsburg

und, Zugabe:

Erfahrung eines Jagdpächters bei der Errichtung von Windkraftanlagen im Wald1. Zuerst wird die Gegend, das Gelände und der Bewuchs von der Betreiberfirma ausgiebig untersucht.

Dabei laufen allerhand Menschen zu allen Uhrzeiten durch den Wald.

2. Dann werden alle 50 Meter (!) Probebohrungen gemacht, um die Untergrundbeschaffenheit zu ergründen.

Diese Bohrungen finden nicht nur an der geplanten Errichtungsstelle, sondern auch entlang des gesamten Zulieferweges statt und sind sehr geräuschintensiv. Spätestens jetzt verschwinden alle Wildtiere aus dem betroffenen Gebiet.

3. Als nächstes werden die Standorte und Wege mit Pfosten markiert.

Spätestens hier erkennt jeder Naturfreund die wahre Dimension dieser Projekte:

Der Platz für Fundament plus dem Platz für den Aufstellkran ist riesig!

Am schlimmsten sind aber die Zulieferwege: da werden (entgegen aller Behauptungen) kerzengerade und ca. 10m breite Wege, so wie sie auf dem Papier geplant wurden, markiert, die einfach quer durch den Wald führen, ganz egal, was dort wächst, welche Bäume (alte Eichen…) dortstehen.

Page 9: Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

Bereits vorhandene Wege spielen nahezu keine Rolle, zumal sie sowieso nicht breit genug und belastbar genug sind.

In diesem Stadium wollte ich damals immer noch nicht (gegen jede Logik) glauben, dass tatsächlich alles, was so markiert wurde, abgeholzt werden soll.

4. Nun geht es mit der eigentlichen Naturzerstörung los: große Baumaschinen rücken an.

Es werden riesige Fundamente ausgehoben.

Auch wird auf den geplanten Zufahrtswegen alles abgeholzt, was dort mal stand.

Kerzengerade, 10m breite Schneisen der Verwüstung quer durch den Wald sind die Folge.

Die abgeholzten Bäume bleiben einfach in der Gegend liegen.

Nur ein kleiner Teil wird überhaupt forstwirtschaftlich verwertet.

Kleinere Sträucher und Gebüsch wird einfach von Planierraupen an die Seite geschoben (und bleibt da liegen).

Das ganze dauert ca. ein halbes Jahr.

Wildtiere gibt es schon lange nicht mehr dort…

5. In der nächsten Phase werden Stahlträger tief in die Erde gerammt.

Extrem laut.

Und die neuen Wege planiert, befestigt und geschottert.

6. Betonanlieferung: ich hätte nicht mal ansatzweise geglaubt, wieviel Beton da angeliefert wird: esdauerte 3-4 Wochen, wobei ohne Pause Betonfahrzeuge anlieferten.

Auch nachts.

Die Fahrzeuge bildeten z.T. eine Schlange von 10 - 15 Fahrzeugen.

7. Anlieferung und Aufbau: Jetzt sieht man, warum die Zulieferwege so breit und kerzengerade gemacht wurden: die Transporter sind riesengroß und können natürlich am Standort nicht drehen.

Also mußte der Zulieferweg nicht nur zum Windrad hin, sondern auch geradeaus weiter, vom Windrad weg gebaut werden.

Die Anlieferungen der riesigen Teile geschieht meist nachts, da die LKWs nur nachts auf den Autobahnen fahren dürfen.

Das ganze dauert 6 - 9 Monate.

Selbst Hartgesottene halten es im Wald nun nicht mehr aus: Das ist kein Wald mehr, sondern eine Großbaustelle!

Erinnert eher an die Baustelle eines Hochhauses als an Natur.

8. Wenn dann alles steht, wundert man sich, daß rund um die neuen Windräder die große Fläche mitten im Wald, wo der Aufbaukran stand, immer noch geschottert bleibt.

Page 10: Das Erlebnis Jagd Ist Dann Dahin - Leserbriefe

Um das zu renaturieren ist aber leider kein Geld mehr vorhanden, bzw. es war nie vereinbart, daß dort wieder Grünfläche geschaffen wird!

9. Es sieht nun dauerhaft so aus, daß rund um jedes Windrad eine große Schotterfläche zurückbleibt.

Die Wege, die ja nun nicht mehr in dieser Dimension benötigt werden, bleiben natürlich auch.

Über diese Wege kommen nun jede Menge "Schaulustige" in den Wald, was der Natur nicht zuträglich ist.

Die Geräusche der WKA’s sind für jeden Naturliebhaber störend.

Der Schatten der Rotoren auch.

Das Wild meidet den Bereich.

10. Ich habe dieses Jagdrevier aufgegeben und nicht mehr weitergepachtet, da zum einen kaum noch Wild mehr zu sehen war (auch kein Anblick von anderen, nicht jagdbaren Tieren) und durch die Geräusche einem das Ansitzen in der Natur verleidet wurde.

11. Ein Jahr später konnte ich sehen, daß die Entscheidung richtig war: es wurden auf die schnelle beschlossen, noch weitere 5 Windräder dort aufzustellen.

Merke: wo erst mal eine WKA steht, kommen immer noch weitere hinzu!!

http://butzbach.gegenwind-im-taunus.de/?page_id=385