5
Das grammatische geschlecht und seine sprachliche bedeutung by J. H. Oswald Review by: Johannes Schmidt Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen, 18. Bd., 2. H. (1869), pp. 150-153 Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40845093 . Accessed: 23/05/2014 15:28 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.74 on Fri, 23 May 2014 15:28:30 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Das grammatische geschlecht und seine sprachliche bedeutungby J. H. Oswald

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Das grammatische geschlecht und seine sprachliche bedeutungby J. H. Oswald

Das grammatische geschlecht und seine sprachliche bedeutung by J. H. OswaldReview by: Johannes SchmidtZeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischenund Lateinischen, 18. Bd., 2. H. (1869), pp. 150-153Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40845093 .

Accessed: 23/05/2014 15:28

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extendaccess to Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen undLateinischen.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 195.78.108.74 on Fri, 23 May 2014 15:28:30 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 2: Das grammatische geschlecht und seine sprachliche bedeutungby J. H. Oswald

150 Schmidt

Das grammatische geschlecht und seine sprachliche bedeutung. Eine uka- demiache gelegenheitsschrift von J. H. Oswald. Paderborn 1866.

Die vorliegende abhandlnng könnte unbeschadet ihres Inhaltes zwei drittel ihres umfanges entbehren. Der ver- fasser, nicht Sprachforscher von fach (kath. theologe), trägt seine, nicht immer genügende grammatische durchbildung verrathenden ansichten mit wenig rücksicht auf die zeit des lesers vor. Mancherlei, oft weit abführende, excurse unterbrechen die darstellung. Wenn man eine sprachliche erscheinung untersucht, so bandelt es sich vor allem darum festzustellen, worin sie besteht, in unserem falle ist also die schwierige frage zu beantworten: wie, d. h. durch welche lautlichen inittel, bezeichnet die spräche das genus. Der verf. indefs „rechnet dies nicht zu seiner aufgäbe" (s. 71 und 58 anm.), sondern setzt die thatsache, dafs die indogermanische spräche das genus bezeichnet, einfach vor- aus. Dafs die Untersuchung dadurch an klarheit nicht ge- winnt, ist natürlich. Eröffnet wird die abhandlung mit der that8ächlich unrichtigen behauptung, „dafs nur die sprachen auf der höchsten stufe der organisation den unterschied des grammatischen geschlechtes aufzeigen a. Die congo- caffrÍ8chen sprachen, welche gewifs nicht zu den höchst-

organisierten sprachen zählen, unterscheiden sogar mehr als drei unseren genera entsprechende categorien. Von den sprachen, welche das genus nicht bezeichnen, wird das magyarische als beispiel herangezogen und sehr aus- führlich erörtert. Ganz unberechtigt ist aber folgender schlufs: „Da nun die anderen constitutivelemente der decli- nation, die abwandlung durch casus und numerus, mit der motion des genus auf gleichem fufse stehen, so fallen auch casus und numeri als wahrhaft grammatische formen aus, und jede wahre, d. i. flexivische declination ist unmöglich tf

(s. 15). Wäre dies richtig, gäbe es keine „wahre" decli- nation ohne geschlechtsunterscheidung, so wäre die decli- nation unserer indogermanischen personalpronomina auch nicht „wahr", und da sie von der declination der geschlech- tigen pronomim« und der nominalen declination zwar ab-

This content downloaded from 195.78.108.74 on Fri, 23 May 2014 15:28:30 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 3: Das grammatische geschlecht und seine sprachliche bedeutungby J. H. Oswald

anzeigen. 151

weicht, aber doch nicht principiell verschieden ist, so folgte, dais auch die nominaldeclination, trotzdem dafs in ihr der genusunterschied hervortritt, nicht „wahr" wäre, d. h. dafs es im indogermanischen überhaupt keine „ wahre" declina- tion gäbe. Der verf. erklärt dann auch (s. 17), dafs die magyar, casussuffixe -nak, -at u. s. w. „ nicht entfernt un- seren flexi vischen casibus entsprechen, sondern nur in rea- listischer iiachahmung die casuellen beziehungen auszu- drücken suchen". „Am beweisendsten für die unflexivische natur dieser casus ist der umstand, dafs lediglich das sub- stantiv, nicht die voraufgehenden attribute das casuszeichen bekommen: a' jó ember = der gute mann, a' jó em- ber nek dem guten manne. Wäre das flexion, so muíste es heifsen aznak jónak embernek wie rœ ¿yadtà àv- *Ï()uj7Z(ûu. Dies ist nicht richtig. Das magyarische fafst offenbar a' jó ember u. a. als ein ganzes und setzt daher die ihm zukommenden beziehungselemente auch nur etrnnal an den schlufs des ganzen. Freilich bekundet dies ein im vergleiche zum indogermanischen unausgebildetes gefühl für worteinheit, welches man aber nicht auf den mangeln- den genusunterschied zurückführen darf*). Die magyari- schen suffixe sollen nur „realistische bedeutungslaute" und damit toto coelo von den Suffixen des indogermanischen verschieden sein, welchen man doch auch weder realismus noch bedeutung absprechen darf. „ Mit einem worte, es fehlt überall das formbildende prineip und damit der höhere sprachgeist. Es verhält sich die ungrische spräche zu einer indogermanischen wie ein überaus künstlich angefertigter automat zum belebten Organismus des menschlichen leibes". Wer hat denn den a uto m aten gemacht? Es folgt dann noch eine lange Verherrlichung des indogermanischen, veibunden mit ungerechtfertigter herabsetzung des magyarischen, welche um so unbegreiflicher sind, als der verf. den allein wesent- lichen unterschied zwischen den flectierenden und aggluti- nierenden sprachen, nämlich die Veränderlichkeit der wur-

*) Auch unsere sprachen bewahren noch eine den obigen magyarischen bildungen entsprechende form im gen. sg. der a-stamme. wie ich an einem anderen orte /eigen werde.

This content downloaded from 195.78.108.74 on Fri, 23 May 2014 15:28:30 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 4: Das grammatische geschlecht und seine sprachliche bedeutungby J. H. Oswald

152 Schmidt

zelvocale zum zwecke des beziehungsausdruckes in ersteren als „äufserliche phonetische erscheinungen a faist (&. den den excurs 8.32), der nach des Verfassers naeinuug unge- heure abstand zwischen beiden also gar keinen thatsächli- chen anhält (NB. nur für den verf.) haben kann.

Der folgende abschnitt bespricht die verschiedene be-

handlung des grammatischen geschlechtes im indogermani- schen und semitischen. Das im indogermanischen neben den beiden natürlichen geschlechtern auftretende neutrum wird erklärt als das kindliche noch nach keiner von beiden Seiten hin entwickelte, woraus sich dann die Vorstellungen des kleinen, zarten, niedlichen und in ungünstiger beziehung des unreif rohen, ungeheuerlichen entfalten. Da das neu- trum beide geschlechter implicite in- sich enthält, so be- zeichnet es ferner das beiden geschlechtern gemeinsame, allgemeine, abstráete (s. 36 f.). In Wirklichkeit ist ja aber das femininum wenigstens ebenso oft zur bezeichnung des abstracten gebraucht wie das neutrum, ich erinnere an ab- stracta auf skr. -ti, lat. -tia, -tion-, gr. -cúvij, deutsch

-ung, -nifs u. a. Ueberhaupt kann man sich nicht verheh-

len, daf8 es um eine scharfe begriffliche Scheidung der drei

grammatischen genera sehr mifslich steht. Entsprächen der

bezeichnung der geschlechter wirklich so stark verschiedene

Vorstellungen wie die des männlichen, weiblichen und noch

ungeschlechtigen in der natur, so wären die zahllosen Über- tritte von worten aus einem genus in das andere ohne merkbare modification des begriffes sowie der umstand, dafs manche worte zwei geschlechtern angehören, ganz unerklärlich. Recht gut entwickelt der verf. die inneren

gründe, weshalb Indogermanen und Semiten am pron. l.p. sg. das ge8chlecht nicht bezeichnen (s. 48 ff.). Der redende als solcher ist nur geistige person, also über den geschlechts- unterschied erhaben. Lesenswerth ist auch die bespreebung der pronomina der beiden anderen personen, ganz verun-

glückt aber der versuch (s. 51 ff.) die declination der indog. geschlechtslosen pronomina als derivation zu erweisen, wel-

cher, abgesehen von vielen einzelnen Unrichtigkeiten, zeigt,

This content downloaded from 195.78.108.74 on Fri, 23 May 2014 15:28:30 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 5: Das grammatische geschlecht und seine sprachliche bedeutungby J. H. Oswald

anzeigen. 153

dafs dem verf. der unterschied zwischen Wortbildung und stainmbildung nicht klar geworden ist.

Aus der ausdehnung des genus auf das verbum im semitischen schliefst der ver£, dafs in dieser spräche über- haupt die Unterscheidung zwischen nomen und verbum noch nicht so scharf und vollständig vollzogen ist wie in der sprachlichen Schwesterfamilie. Der schlufssatz ist rich- tig, folgt aber nicht aus den prämissen des Verfassers. (Vgl. Schleicher die Unterscheidung von nomen und verbura in der lautlichen form).

Ich schliefse hiermit das referai, welches sich auf die wiedergäbe des ged ankenganges im ganzen und grofsen beschränkt, eine menge einzelner Unrichtigkeiten aber, welche der fachgenosse sofort als solche erkennen wird, ganz unerwähnt gelassen hat. Mehr eingehen auf das thatsächlich gegebene und weniger philosopheme wären zu wünschen gewesen. Im ganzen mifst der verf. der bezeich- nung des grammatischen geschlechtes (wie sie geschieht, wird leider gar nicht untersucht) eine viel zu hohe Wich- tigkeit für die morphologie der spräche und des denkens bei. Eine störende zugäbe sind die druckfehler, welche die ganze arbeit durchziehen.

Johannes Schmidt.

Zur kenntnifs der ältesten runen. In zwei artikeln der kopenhagner zeitschr. für philol.

und pädagog., bd. VII, s. 211-252 und 312 - 363, die auch besonders gedruckt sind, hat Sophus Bugge in Christiania eine anzahl (12) der „ ältesten * run eninsch riñen behandelt. Die resultate seiner entzifferung sind für das verständnifs dieser inschriften wie die kenntnifs der in ihnen angewandten spräche und schrift wichtig genug, als dafs wir den leser der Zeitschrift nicht durch eine besondre hin- weisung sowohl auf diese selbst, als auch die mit ihnen

This content downloaded from 195.78.108.74 on Fri, 23 May 2014 15:28:30 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions