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DAS GROSSE GANZE NUTZEN UND GRENZEN EINES VERHALTENSKODEXES FÜR RESTRUKTURIERUNG

Das Grosse Ganze - Oliver Wyman · Quelle: Oliver Wyman Restrukturierungsstudie 2016 ERSTE KODIZES SIND ERFOLGREICH … In der Vergangenheit hat es bereits diverse Versuche gegeben,

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DAS GROSSE GANZE

NUTZEN UND GRENZEN EINES VERHALTENSKODEXES FÜR RESTRUKTURIERUNG

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INFORMATIONEN ZUR STUDIE

Quelle: Oliver Wyman Restrukturierungsstudie 2016

STRUKTUR DER STUDIENTEILNEHMER IN %

Die Studie basiert auf einer Befragung von etwa 150 Experten für Restrukturierung aus

verschiedenen Stakeholdergruppen.

Dabei ist ungefähr die Hälfte der Befragten bei Banken oder anderen Fremdkapitalgebern

tätig, hier vor allem in der Betreuung von krisenbehafteten Krediten und Engagements.

Die Gruppe der Unternehmensvertreter umfasst Mitglieder der Unternehmensleitung

sowie der entsprechenden Aufsichtsgremien. Außerdem finden sich in dieser Kategorie

Eigenkapital-Investoren und Gesellschafter.

Weitere 20 Prozent der Befragten sind Berater sowie Interim-Manager (CRO), die im

Rahmen einer Restrukturierung zum Einsatz kommen.

Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen einer Online-Befragung im Zeitraum September 2015

bis Februar 2016. Die Ergebnisse wurden anschließend in einzelnen Experteninterviews

sowie im Rahmen des Oliver Wyman Roundtables für Restrukturierung diskutiert und

entsprechende Schlussfolgerungen abgeleitet.

20%

29%

51%

Unternehmen (Management und Eigenkapitalgeber)

Aufsichtsräte,CROs, Anwälte und

andere Berater

Banken und Fremdkapitalgeber

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Liebe Leserinnen und Leser,

es gibt vier wesentliche Faktoren, die sich für eine erfolgreiche Restrukturierung

herauskristallisiert haben: Zum einen gilt es, den Handlungsbedarf früh zu erkennen

und die richtigen Maßnahmen einzuleiten. Zum anderen sollten sich alle Beteiligten

über die Ziele und das Vorgehen einig sein. Des Weiteren gilt es, sämtliche

Stakeholder einzubinden und schließlich die Restrukturierung stringent umzusetzen.

Zu diesem Ergebnis kam die letztjährige Restrukturierungsstudie “Führung in der Krise”

von Oliver Wyman. Bei der Bewertung der genannten Erfolgsfaktoren konnten wir eine

große Übereinstimmung seitens der befragten Experten feststellen.

In der Praxis aber scheitern viele Restrukturierungen am Verhalten Einzelner.

Dieses mag aus der individuellen Sicht zwar gerechtfertigt erscheinen, schadet

jedoch dem Gesamtinteresse aller Stakeholder – und das zum Teil massiv.

Was aber sind die Auslöser für dieses Fehlverhalten? Wie unterscheiden sich dabei die

Handlungsmuster der verschiedenen Stakeholder? Welche Verhaltensregeln dienen

dem übergeordneten Interesse aller Beteiligten?

Mit diesen Fragen haben wir uns in der diesjährigen Restrukturierungsstudie

beschäftigt. Sie basiert auf der Befragung von rund 150 Fachleuten aus

verschiedenen Stakeholdergruppen einer Restrukturierung. Zudem haben wir die

Ergebnisse mit einer Reihe von Experten in Einzelgesprächen sowie im Rahmen

unseres jährlichen Roundtables für nachhaltige Restrukturierung diskutiert.

Die Ergebnisse finden Sie in dieser Broschüre.

Unser Anspruch ist es nicht, einen verbindlichen Verhaltenskodex aufzustellen.

Vielmehr beschäftigen wir uns mit den Fragen, ob ein solcher Kodex überhaupt

notwendig ist, welche Lehren aus bestehenden Kodizes wie den „London Rules“

oder „INSOL Principles“ gezogen werden können und welche Voraussetzungen für

einen praktikablen und damit erfolgreichen Kodex gegeben sein müssen.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.

Ihr Lutz Jäde

Dr. Lutz Jäde

Leiter Restrukturierung

EDITORIAL

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INHALT

MANAGEMENT SUMMARY6 EIN KODEX LEBT VOM MITMACHEN

Verhaltensregeln können in einer Restrukturierung dem Gesamtinteresse

aller Beteiligten dienen – sie dürfen jedoch die unsichtbare Hand des

Marktes nicht außer Kraft setzen.

STUDIE9 IM ZWEIFEL OPTIMIERT SICH JEDER SELBST

Dynamische Situationen und ethische Graubereiche benötigen Richtlinien

für das Handeln. Deren Verwendbarkeit hat jedoch Grenzen.

13 NICHT DAS SYSTEM IST DAS PROBLEM

Restrukturierungen scheitern vor allem am Fehlverhalten

einzelner Personen – nicht an fehlenden Gesetzen oder

falschen Rahmenbedingungen.

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17 RICHTLINIEN FORMULIEREN, HANDLUNGSSPIELRAUM ERHALTEN

Praktikable Verhaltensregeln müssen umfassend formuliert sein

und die berechtigten wirtschaftlichen Interessen der einzelnen

Akteure respektieren.

FAZIT21 DER FAKTOR MENSCH ENTSCHEIDET

Ein Verhaltenskodex ist sinnvoll, um positive Verhaltensweisen zu

dokumentieren und an unerfahrene Akteure weiter zu geben. Er kann

aber keine Regeln durchsetzen, die nicht allgemein akzeptiert sind.

IHRE ANSPRECHPARTNER22 RESTRUKTURIERUNG MIT OLIVER WYMAN

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WAS IST RICHTIG, WAS IST FALSCH?

Das Umfeld einer Restrukturierung ist extrem dynamisch. Typischerweise sind heterogene

Interessenlagen vorhanden, die Abläufe sind kaum planbar und die handelnden Parteien

folgen teilweise unterschiedlichen ethischen Idealen. Einfach gesagt: Es ist nicht immer und

allen klar, was in der gegebenen Situation „objektiv richtig“ oder „objektiv falsch“ ist. Dies

kann dazu führen, dass eine Restrukturierung am Verhalten einzelner Stakeholder scheitert.

So richtig ihnen ihr Handeln aus ihrer Sicht auch erscheint, so falsch kann es bezogen auf

das Gesamtinteresse aller Stakeholder sein und diesem massiv schaden.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, wurden in der Vergangenheit verschiedene

Verhaltenskodizes aufgestellt. Dazu gehören die „London Rules“, die „Bayerische Initiative“,

die „INSOL Principles“ und die daraus abgeleiteten „Grundsätze für Restrukturierung

in Österreich“. Doch diese Kodizes decken primär nur die Zusammenarbeit von Fremd-

kapitalgebern im Rahmen einer Finanzierung ab. Die übrigen Stakeholdergruppen und

Phasen einer Restrukturierung werden nicht oder nur peripher adressiert.

Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Studie damit, ob es die bestehenden

Kodizes zu erweitern gilt und welche Voraussetzungen für eine Anwendung in der Praxis

erfüllt sein müssen.

MANAGEMENT SUMMARY

EIN KODEX LEBT VOM MITMACHEN

RESTRUKTURIERUNGEN SCHEITERN AN INDIVIDUELLEM FEHLVERHALTEN

Zu Beginn der Untersuchung wurde analysiert, was zu einem Fehlverhalten einzelner Stake-

holder führt, das nachfolgend Restrukturierungen scheitern lässt. Das Ergebnis ist eindeutig:

Externe Rahmenbedingungen wie fehlende Gesetze spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Vielmehr sind die wichtigsten Auslöser für ein Fehlverhalten auf der persönlichen Ebene zu

finden. Dazu zählen:

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Page 7: Das Grosse Ganze - Oliver Wyman · Quelle: Oliver Wyman Restrukturierungsstudie 2016 ERSTE KODIZES SIND ERFOLGREICH … In der Vergangenheit hat es bereits diverse Versuche gegeben,

• Mangelnde Erfahrung in Krisensituationen. Dies betrifft vor allem Eigentümer und

Unternehmenslenker, die nicht regelmäßig in Restrukturierungsprozesse involviert sind.

• Überzogener Ehrgeiz und Behauptungswille, aber auch Ignoranz, Fatalismus und

Frust. Ursächlich dafür ist, dass eine erfolgreiche beziehungsweise gescheiterte

Restrukturierung einen hohen Einfluss auf die persönliche Karriere der Beteiligten

haben kann.

• Unzureichender Handlungsspielraum. Gründe hierfür sind Risikolimits aufseiten

der Finanzierer oder fehlende Liquidität aufseiten des in Schieflage geratenen

Unternehmens. Das daraus resultierende Verhalten erscheint oft unberechenbar, da

die individuellen Restriktionen nicht für alle Beteiligten transparent sind.

• Erschwerte Zusammenarbeit aufgrund von Antipathie, Vorurteilen oder schlechten

Erfahrungen in der Vergangenheit. Im Restrukturierungsumfeld stehen sich immer

wieder die gleichen Mitwirkenden in unterschiedlichen Konstellationen gegenüber.

Fühlt sich einer der Beteiligten übervorteilt, wird er möglicherweise versuchen, dies im

nächsten Fall auszugleichen.

MEHR ORIENTIERUNG ERMÖGLICHEN

Um ein solches Fehlverhalten zu vermeiden, sind aus Sicht der im Rahmen der Studie

befragten Experten einheitliche und praktikable Leitlinien für alle Beteiligten erforderlich.

Angesichts der Dynamik einer Restrukturierung wäre es aber nicht sinnvoll, diese in Form

von bindenden Normen oder Gesetzen aufzustellen. Ein erfolgreicher Verhaltenskodex sollte

vielmehr als ein Leitbild verstanden werden, das den handelnden Parteien in zweifelhaften

oder zwiespältigen Situationen eine Orientierung gibt.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass ein solcher Kodex die Kräfte des Marktes aufrechterhält.

Daher sind alle Regeln problematisch, die einzelne Beteiligte zu wirtschaftlichen

Handlungen zwingen, nur weil auch andere Parteien zu diesen bereit sind.

MIT GUTEM BEISPIEL VORANGEHEN

Aus der Studie und diversen Expertengesprächen haben sich eine Reihe von Verhaltensregeln

ergeben, die den oben genannten Kriterien genügen (vgl. Seite 19). Diese Regeln sind

eine vorläufige Ideensammlung. Damit daraus ein vollständiges, echtes Leitbild wird, ist

es unverzichtbar, alle relevanten Stakeholder einzubinden. Zudem müssen sich die Leitlinien

nachweislich in die Praxis umsetzen lassen, um die nötige Akzeptanz zu finden.

Ob dies gelingt, hängt maßgeblich davon ab, wie sehr sich die Beteiligten den Leitlinien

verpflichtet fühlen. Hier heißt es, mit gutem Beispiel voranzugehen.

MANAGEMENT SUMMARY

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IM ZWEIFEL OPTIMIERT SICH JEDER SELBST

GRAUZONEN FÖRDERN FEHLVERHALTEN

Unethisches Verhalten ist in vielen Bereichen des Wirtschaftslebens zu beobachten.

Nicht immer liegt diesem aber die Absicht zugrunde, dem Interesse der Allgemeinheit

bewusst zu schaden. Vielmehr zeigt sich ein solches Verhalten meist in Grauzonen, in

denen klare Vorgaben für ein ethisch und rechtlich einwandfreies Handeln fehlen und

nicht erkennbar ist, wo die Grenze zu einem eindeutig falschen Verhalten überschritten

ist. Zudem wird Fehlverhalten oft stillschweigend toleriert oder zumindest nicht explizit

unterbunden. Skandale wie die Manipulation von Abgastests, systematische Bestechung

oder illegale Marktmachenschaften wie die Manipulation des Leitzinssatzes Libor sind

Belege dafür, dass Grauzonen illegales Verhalten fördern.

Auch Restrukturierungssituationen sind oftmals Grauzonen. Sie sind extrem dynamisch und

kaum planbar. Darüber hinaus sind Beteiligte mit heterogenen Interessen und ethischen

Idealen involviert. Entsprechend schwer ist es, im Rahmen einer Restrukturierung eindeutig

richtiges beziehungsweise falsches Verhalten zu definieren. In einem solchen Umfeld

können Verhaltensregeln helfen, allen Beteiligten eine bessere Orientierung für das

Handeln im Sinne des Gesamtinteresses zu geben und falsches Verhalten zu vermeiden

(siehe Abbildung 1).

SINN UND ZWECK VON VERHALTENSREGELN

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Abbildung 1: Verschiedene Restrukturierungssituationen

als „Frühwarnsystem“

“A SLIPPERY SLOPE”

WEISS• Dynamische Situationen

• Unterschiedliches Verständnis hinsichtlich ethisch richtigen Verhaltens

• Einzelner handelt im Zweifelsfall im eigenen Interesse

• Eindeutig illegales und unethisches Verhalten

• Handeln ist allein im Interesse Einzelner und schadet in jedem Fall dem Gesamtinteresse

GRAU

?SCHWARZ

• Alltägliche Situationen

• Ethische Normen sind klar und allgemein anerkannt

BESONDERER BEDARF FÜR VERHALTENSGRUNDSÄTZE

als „Orientierungshilfe“ als „rote Linie“

Quelle: Oliver Wyman Restrukturierungsstudie 2016

ERSTE KODIZES SIND ERFOLGREICH …

In der Vergangenheit hat es bereits diverse Versuche gegeben, einen Verhaltenskodex

für Restrukturierungen aufzustellen (siehe Abbildung 2). Am bekanntesten sind die

„London Rules“ der Bank of England. Sie beschreiben, wie ein Restrukturierungsprozess

aufseiten der Fremdkapitalgeber idealerweise organisiert sein sollte, damit dieser dem

Gesamtinteresse der Beteiligten optimal dienlich ist. Dabei wurden diese Regeln

nie formalisiert, sondern lediglich in Form von diversen Vorträgen oder Aufsätzen

dokumentiert. Dennoch sind viele von ihnen als De-facto-Standard auch in Deutschland

übernommen worden. Das beste Beispiel dafür ist der Grundsatz, zu Beginn einer

Restrukturierung einen „Standstill“ anzustreben und einen Lenkungsausschuss unter der

Leitung einer „Lead Bank“ zu bilden.

Zum Teil in Anlehnung an die „London Rules“ wurden weitere Kodizes verfasst. So ist in

Deutschland in den späten 1990er-Jahren unter der Schirmherrschaft der Bayerischen

Staatsregierung die „Bayerische Initiative“ angestoßen worden. Diese hatte zum Ziel,

Leitlinien für die an einer Unternehmenskrise beteiligten Finanzierer aufzustellen, mit denen

sie Sanierungssituationen leichter bewältigen können. In vielen Fällen führte dies zum

Erfolg. Die Gewerkschaften zeichneten Staatsminister Otto Wiesheu als Schirmherrn

dafür sogar mit der Hans-Böckler-Medaille aus.

SINN UND ZWECK VON VERHALTENSREGELN

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Abbildung 2: Bestehende Verhaltenskodizes

LONDON RULES

Sammlung von Ansätzen, wie Workouts bankenseitig organisiert und koordiniert werden sollen

FOKUS: Fremdkapitalgeber

BAYERISCHE INITIATIVE

Initiative der bayerischen Regierung (Minister Wiesheu) zur Formulierung von „Leitlinien für die Finanzierer in der Unternehmenskrise“

FOKUS: Fremdkapitalgeber

INSOL PRINCIPLES

Leitlinien für die Zusammenarbeit und Koordination von Fremdkapitalgebern und Unternehmern im Sanierungsfall

FOKUS: Fremdkapitalgeber

GRUNDSÄTZE FÜR RESTRUK-TURIERUNG IN ÖSTERREICH

Ergänzung der INSOL Principles unter Einbeziehung anderer Gläubiger (insbesondere Warenkreditversicherer und Leasinggesellschaften)

FOKUS: Fremdkapitalgeber

INITIATIVEN MIT MEDIATORENROLLE

Verschiedene nationale Initiativen, um bei Verhandlungen Komitees zur Mediation zwischen verschiedenen Gläubigern einzusetzen

FOKUS: Fremdkapitalgeber

BDU-GRUNDLAGEN

Beschreibung der empfohlenen Arbeits- schritte, Methodik und notwendigen Kompetenzen zur Sicherung der Qualität von Beratungsdienstleistungen

FOKUS: Berater

Quelle: Oliver Wyman Restrukturierungsstudie 2016

... ABER NICHT UNUMSTRITTEN

Dennoch gibt es Kritik an den genannten Kodizes. Zum einen adressieren sie meist nur einen

Teil der an einer Restrukturierung mitwirkenden Interessengruppen und können daher

nicht als Kodex im Sinne des Gesamtinteresses aller Beteiligten gelten. Zum anderen ist

zu beobachten, dass diejenigen Kodizes abgelehnt werden, die sehr konkrete Vorgaben

machen oder gar Fehlverhalten sanktionieren. Dies muss als Indiz dafür gewertet werden,

dass die Restrukturierungsgemeinschaft kein Interesse daran hat, neben geltenden

Gesetzen und Normen wie der Insolvenzordnung (InsO) oder den Mindestanforderungen

an das Risikomanagement (MaRisk) weitere formale Regelwerke aufzustellen. Nach

Aussage der im Rahmen der Studie befragten Experten würde dies die Flexibilität der

Beteiligten einschränken, zusätzliche administrative Prozesse induzieren und den Zeit-

und Kostenaufwand einer Restrukturierung erhöhen.

Vor diesem Hintergrund sollte ein erfolgreicher Verhaltenskodex als Leitlinie und nicht

als bindende Norm verfasst sein. Zusätzlich scheint es Beteiligte und Situationen im

Rahmen einer Restrukturierung zu geben, denen die bestehenden Kodizes nicht vollständig

gerecht werden. Tatsache ist: Um eine breitere Akzeptanz zu finden, müssen existierende

Verhaltensregeln ergänzt und Maßgaben möglicherweise neu formuliert werden.

SINN UND ZWECK VON VERHALTENSREGELN

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FEHLVERHALTEN UND SEINE URSACHEN

NICHT DAS SYSTEM IST DAS PROBLEM

SCHLÜSSELFAKTOREN FÜR ERFOLGREICHES FÜHREN IN DER KRISE

Die letztjährige Restrukturierungsstudie von Oliver Wyman hat zutage gebracht, dass

erfolgreiches Führen in der Krise von bestimmten Schlüsselfaktoren abhängt. Im Einzelnen

sind dies:

1. Rechtzeitiges Handeln

2. Einigkeit über Ziele und Vorgehen bei allen Beteiligten

3. Zusammenarbeit und Einbindung der Stakeholder

4. Stringente Umsetzung der definierten Maßnahmen

In der diesjährigen Studie haben wir untersucht, wie individuelles Fehlverhalten der

an einer Restrukturierung Beteiligten den Erfolg dieser Maßnahmen beeinträchtigt.

Dabei wurde bewusst zwischen den einzelnen Stakeholdergruppen unterschieden, um

verschiedene Handlungsmuster herausarbeiten zu können.

FALSCHES HANDELN KANN JEDEM PASSIEREN

Die Befragung im Rahmen der Studie hat ergeben, dass für alle, die an einer Restrukturierung

mitwirken, die Gefahr besteht, sich falsch zu verhalten. Deshalb sollten bestehende

Verhaltenskodizes, die sich derzeit in erster Linie auf Fremdkapitalgeber beziehen,

auch auf andere Stakeholdergruppen ausgeweitet werden. Allerdings zeigen sich teilweise

deutliche Unterschiede bei den typischen Verhaltensweisen (siehe Abbildung 3). So

werden den Vertretern des in der Krise befindlichen Unternehmens insbesondere Defizite in

puncto Transparenz, Handlungsbereitschaft und Konsequenz in der Umsetzung attestiert.

Hinzu kommen aber auch Uneinigkeit im Vorgehen und fehlende Kommunikation, was

wiederum das Vertrauensverhältnis zu den übrigen Beteiligten stört.

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Abbildung 3: Einfluss einzelner Stakeholder auf das Scheitern einer Restrukturierung

FehlendeTransparenz,

„Schockstarre“

EIGENKAPITALGEBER UND MANAGEMENT

FREMDKAPITAL-GEBER

CRO ANWÄLTE UND BERATER

Zu spätes Handeln

Uneinigkeit

Fehlende Zusammen-arbeit

Keine stringente Umsetzung

Sehrhoch

Hoch

Spür-bar

Gering

MangelndeKonsequenz

Fehlendes Vertrauen,unzureichende

Kommunikation

UnterschiedlicheAu�assungen zu

Zielen und Prioritäten

UnterschiedlicheAu�assungen zu

Zielen und Prioritäten

Optimierung vonEinzelinteressen

Erzeugen hoherVerfahrenskosten

Kreieren unnötigenAufwands

Aktionismus

Quelle: Oliver Wyman Restrukturierungsstudie 2016

Bei Fremdkapitalgebern ist das typische Fehlverhalten nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher

Zielsetzungen vor allem in der Optimierung von Einzelinteressen zu sehen. Auch wird den

Finanzierern vorgeworfen, zu hohe Verfahrenskosten zu erzeugen. Dem Chief Restructuring

Officer (CRO) und den Beratern wiederum wird angelastet, den Restrukturierungsprozess

durch Aktionismus und unnötigen Aufwand zu behindern.

PERSÖNLICHE EBENE IST DER KRITISCHE PUNKT

Was aber sind die Gründe für dieses Verhalten? Durch die Befragung konnten verschiedene

Auslöser identifiziert werden (siehe Abbildung 4).

Als erstes ist mangelnde Erfahrung in Krisensituation zu nennen. Dies betrifft vor allem

Eigentümer und Unternehmenslenker, die nicht regelmäßig in Restrukturierungsprozesse

involviert sind.

Weitere Faktoren sind zudem überzogener Ehrgeiz und Behauptungswille, aber auch

Ignoranz, Fatalismus und Frust. Ursächlich dafür ist, dass eine erfolgreiche beziehungsweise

gescheiterte Restrukturierung einen hohen Einfluss auf die persönliche Karriere der

Beteiligten haben kann.

Außerdem ist unzureichender Handlungsspielraum zu erwähnen. Gründe hierfür sind

zum Beispiel Risikolimits aufseiten der Finanzierer oder fehlende Liquidität aufseiten des

in Schieflage geratenen Unternehmens. Das daraus resultierende Verhalten erscheint oft

unberechenbar, da die individuellen Restriktionen nicht für alle Beteiligten transparent sind.

FEHLVERHALTEN UND SEINE URSACHEN

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Letztlich können auch Antipathie, Vorurteile oder schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit

die Zusammenarbeit erschweren. Im Restrukturierungsumfeld stehen sich immer wieder

die gleichen Mitwirkenden in unterschiedlichen Konstellationen gegenüber. Fühlt sich

einer der Beteiligten übervorteilt, wird er möglicherweise versuchen, dies im nächsten

Fall auszugleichen.

Abbildung 4: Gründe für das Fehlverhalten

TOP-GRÜNDE

RELATIVE HÄUFIGKEIT DER ANGABEN IN % DER STUDIENTEILNEHMER

64Mangelnde Erfahrung in Krisensituationen

Überzogener Ehrgeiz und Behauptungswille 40

Antipathie, Vorurteile, schlechte Erfahrung 35

Ignoranz, Fatalismus, Frust 33

Mangelnde Risikobereitschaft 25

Falsche Incentivesysteme 21

Druck von außen 13

Rechtliche Sachzwänge 12

Fehlender Handlungsspielraum 36

Quelle: Oliver Wyman Restrukturierungsstudie 2016

LEITLINIEN STATT BINDENDER VORGABEN

Die wichtigsten Auslöser für ein Fehlverhalten finden sich damit auf der persönlichen Ebene.

Nur eine untergeordnete Rolle spielen hingegen externe Rahmenbedingungen wie fehlende

Gesetze. Dies geht einher mit der allgemein zu beobachtenden Auffassung, dass eine zu

starke „Verrechtlichung“ der Restrukturierung die Flexibilität aller Beteiligten einschränkt

und die Kosten des Prozesses erhöht. Ein verbindlicher und funktionierender Rechtsrahmen,

der insbesondere im vorinsolvenzlichen Bereich der Lösungsfindung dient, ist ohne Frage

notwendig. Allerdings scheint sich ein persönliches Fehlverhalten besser mit einem Kodex

adressieren zu lassen, der auf Leitlinien und nicht auf bindenden Vorgaben basiert. So wird

Orientierung ohne zusätzlichen administrativen Aufwand erreicht.

FEHLVERHALTEN UND SEINE URSACHEN

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MÖGLICHE INHALTE FÜR EINEN VERHALTENSKODEX

RICHTLINIEN FORMULIEREN, HANDLUNGSSPIELRAUM ERHALTEN

DIE RICHTIGEN INHALTE FINDEN

Ein Verhaltenskodex für Restrukturierung sollte umfassend formuliert sein und sämtliche

Stakeholdergruppen und Phasen einer Restrukturierung abdecken. Für die Untersuchung

von in Betracht kommenden Inhalten haben wir ein dreistufiges Vorgehen gewählt.

Zunächst erstellten wir einen Katalog von Verhaltensregeln, die möglicherweise Eingang

in einen Verhaltenskodex finden könnten. Dieser Katalog setzt sich zusammen aus Regeln

bestehender Kodizes, beispielsweise den „London Rules“ oder den „INSOL Principles“, aus

bereits gelebten, aber noch nicht formalisierten Best Practices und aus Verhaltensregeln,

die sich direkt aus beobachtbarem Fehlverhalten ableiten lassen.

Nachfolgend wurde auf Basis dieses Katalogs mithilfe unserer Befragung für jede

Stakeholdergruppe eine Reihe von Verhaltensregeln ermittelt, die die Studienteilnehmer

als besonders wichtig einstuften. Diese wurden dann im Rahmen des jährlichen Restrukturie-

rungs-Roundtables von Oliver Wyman mit rund 50 Top-Experten der verschiedenen

Stakeholdergruppen diskutiert, um die zentralen Regeln herauszufiltern und zu erarbeiten,

was die Voraussetzungen für ihre Anwendbarkeit sind.

MARKTDYNAMIK MUSS ERHALTEN BLEIBEN

Dabei trat eine Erkenntnis klar zutage: Ein Verhaltenskodex darf die Kräfte des Marktes nicht

außer Kraft setzen! Um sicherzustellen, dass eine Sanierungslösung das ökonomische

Gesamtinteresse erfüllt, muss ein Kodex die wirtschaftliche Autonomie aller Mitwirkenden

unbedingt erhalten. Entsprechend problematisch sind Regeln, die einzelne Beteiligte zu

wirtschaftlichen Handlungen zwingen, nur weil auch andere Parteien zu diesen bereit

sind. Beispiele sind das Bereitstellen von Kapital oder Liquidität sowie das Anstreben

von außergerichtlichen Lösungen als Maxime. Gerade solche Regeln führen dazu,

dass bestehende Kodizes mit teilweise klaren Vorgaben für die anvisierte Lösung nicht

akzeptiert werden. Eine wirtschaftliche Partei, die legal und im Rahmen der Vorgaben

ihrer Shareholder handelt, darf auf keinen Fall durch einen Kodex sanktioniert werden.

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BÜROKRATISIERUNG VERMEIDEN

Bestätigt hat unsere Expertenrunde zudem, dass ein Kodex Richtlinien formulieren, aber

keine bindenden Vorgaben machen sollte. Nur so kann er eine klare Orientierung geben,

wie sich die Beteiligten in kritischen Situationen verhalten sollen und verfügt zugleich über

ausreichend Flexibilität, um auch in dynamischen Fallsituationen anwendbar zu sein. Damit

erübrigt sich eine Instanz zur Kontrolle der Einhaltung. Vermieden werden sollte darüber

hinaus eine zu starke Bürokratisierung in Form einer Zertifizierung oder einer formellen

Selbstverpflichtung, sich an den Kodex zu halten.

15 PRAKTIKABLE VERHALTENSREGELN

Aus unserer Befragung und den anschließenden Expertengesprächen sind 15 Regeln

entstanden, die den handelnden Parteien eine klare Orientierung geben, ohne aber deren

wirtschaftliche Autonomie und Flexiblität zu stark einzuschränken (siehe Abbildung

rechts). Diese Verhaltensregeln decken zudem alle wichtigen Stakeholdergruppen einer

Restrukturierung ab. Danach haben sich die Unternehmensvertreter als Treiber des

Lösungsprozesses zu verstehen, während der CRO hohe Ansprüche an seine eigene

Qualifikation und Eignung stellen sollte. Die Berater sind höchster Objektivität verpflichtet

und die Fremdkapitalgeber sollten untereinander offen und verbindlich kommunizieren.

Die meisten dieser Regeln erscheinen auf den ersten Blick als Selbstverständlichkeit.

Gleichwohl ist zu beobachten, dass sie in der Praxis oft nicht erfüllt werden und

Restrukturierungen deswegen scheitern. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn

einzelne Akteure nicht über die notwendige Erfahrung verfügen oder unterschiedliche

Auffassungen über ethische Standards vorherrschen. Daher sind wir der Meinung, dass

eine Formalisierung dieser Richtlinien sinnvoll sein kann, um allen Stakeholdern eine

klare Orientierung zu geben, welche Verhaltensweisen im Sinne des Gesamtinteresses

wichtig sind.

MÖGLICHE INHALTE FÜR EINEN VERHALTENSKODEX

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Quelle: Oliver Wyman Restrukturierungsstudie 2016

HYPOTHESEN ALS GRUNDLAGE ZUR DISKUSSION

MÖGLICHE VERHALTENSREGELN

EIGENKAPITAL-GEBER UND MANAGEMENT

CRO

ANWÄLTE UND BERATER

FREMDKAPITAL- GEBER

• In einer Krisensituation sollten die Unternehmensleitung und insbesondere die Gesellschafter den Anspruch

haben, Treiber des Sanierungsprozesses zu sein.

• Die Unternehmensvertreter sollten mit den Fremdkapitalgebern proaktiv, umfassend und

lösungsorientiert kommunizieren.

• Die Unternehmensvertreter sollten in einer Restrukturierung gemeinsam mit den Fremdkapitalgebern einen

geregelten Prozess zur laufenden Information und Entscheidungsfindung aufsetzen und aktiv unterstützen.

• Falls die Fremdkapitalgeber zu einem „Standstill“ bereit sind, sollten die Eigenkapitalgeber ihre Positionen

ebenfalls unverändert lassen, bis sich beide Seiten auf das Vorgehen zur Lösung der Krise geeinigt haben.

1.

2.

3.

4.

• Ein CRO sollte an sich selbst den Anspruch stellen, Mandate nur bei ausreichender Qualifikation und Erfahrung

zu übernehmen.

• Ein CRO sollte alle Stakeholder gleichermaßen und objektiv über die Unternehmenssituation und die zur

Sanierung notwendigen Maßnahmen informieren.

• Für den CRO sollte stets die Sanierung und die nachhaltig positive Entwicklung des Unternehmens im

Vordergrund stehen, nicht die Interessen einer einzelnen Partei.

• Ist ein CRO aufgrund des Widerstands einzelner Parteien nicht mehr handlungsfähig, sollte er den Mut und die

Möglichkeit haben, sein Mandat niederzulegen.

5.

6.

7.

8.

• Eine beratende Funktion erfolgt strikt getrennt von der Tätigkeit als Treuhänder, Sachwalter oder

Insolvenzverwalter – in einem gegebenen Fall wird immer nur eine Rolle ausgefüllt.

• Falls direkte wirtschaftliche Verflechtungen zwischen den an einem Fall beteiligten Anwälten und Beratern

sowie den involvierten Eigen- und Fremdkapitalgebern existieren, sollten diese offengelegt und transparent

gemacht werden.

• Anwälte und andere Berater sollten keine Provisionen oder „Kickbacks“ an andere am Fall beteiligte

Stakeholder zahlen.

9.

10.

11.

• Zu Beginn des Prozesses sollte ein „Standstill“ mit möglichst allen Gläubigern (Banken, Anleihegläubiger,

Kreditversicherer etc.) angestrebt werden.

• Die „Standstill“-Parteien sollten kritische Themen, Handlungsoptionen und potenzielle Interessenkonflikte offen

diskutieren, die Entscheidungsfreiheit jeder einzelnen Partei bleibt aber unbenommen.

• Im Rahmen einer finanziellen Restrukturierung sollte eine Gleichverteilung von Lasten und Chancen

angestrebt werden.

• Gibt eine der „Standstill“-Parteien ihre Forderungen an einen Dritten weiter, sollte der Verkäufer dafür sorgen,

dass der Käufer die Rechte und Pflichten gegenüber den anderen „Standstill“-Parteien mit übernimmt.

12.

13.

14.

15.

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DER FAKTOR MENSCH ENTSCHEIDET

Viele Restrukturierungen scheitern in der Praxis am persönlichen Fehlverhalten von einzelnen

Beteiligten, weniger an einem ungenügenden Rechtsrahmen oder anderen systemischen

Problemen. Daher können Verhaltensregeln ein Handeln im Sinne des Gesamtinteresses

stärker fördern.

Sinnvoll ist ein Verhaltenskodex, der allen Mitwirkenden Leitlinien für das Handeln in

dynamischen Situationen bietet, ohne dabei bindende Normen aufzustellen. Das belegen

Erfolg und Misserfolg von bestehenden Kodizes. Diese sind heutzutage im Wesentlichen

auf die Gruppe der Fremdkapitalgeber ausgerichtet. Unsere Studie zeigt jedoch, dass ein

Fehlverhalten bei allen Stakeholdergruppen auftritt. Somit sollte ein Verhaltenskodex für

Restrukturierungen entsprechend umfassend gestaltet sein.

Ein zentraler Aspekt dabei ist, dass ein Verhaltenskodex die wirtschaftliche Autonomie

des einzelnen Beteiligten nicht einschränkt, sondern ihm Handlungsfreiheit im Hinblick

auf ökonomische Entscheidungen lässt. Im Umkehrschluss heißt das: Ein Kodex darf den

Einzelnen nicht zwingen, gegen seine wirtschaftlichen Interessen zu handeln, nur weil andere

Mitwirkende dazu bereit sind. Dies würde die lenkende Hand des Marktes außer Kraft setzen.

Unsere Studie identifiziert 15 Verhaltensregeln, die den oben genannten Kriterien entsprechen

und die die von uns befragten Experten als sinnvoll und umsetzbar erachten. Tatsache ist,

dass viele dieser Richtlinien bei den in Deutschland tätigen Restrukturierern bereits gelebte

Praxis sind. Zudem ist festzustellen, dass zwischen den wichtigsten handelnden Personen

im Allgemeinen eine gute Vertrauensbasis besteht und etablierte Kommunikationswege

existieren. Gleichwohl sollten neu hinzukommende Finanzierer, Unternehmensvertreter oder

Berater auf eben diese Best Practices hingewiesen werden. Insbesondere dann, wenn sie

unerfahren sind und die typischen Spielregeln einer Restrukturierung nicht kennen.

Zusammengefasst scheint es also durchaus sinnvoll zu sein, Verhaltensweisen zu

dokumentieren und zugleich zu kommunizieren, welche im Rahmen einer Restrukturierung

zur Wahrung des Gesamtinteresses beitragen. Um die erforderliche breite Akzeptanz

sicherzustellen, müssen diese aber einfach formuliert sein und die notwendige Flexibilität

der einzelnen Stakeholder erhalten. Das erhöht die Chance auf eine erfolgreiche Sanierung,

ohne dabei die berechtigten Interessen der jeweiligen Beteiligten zu stark einzuschränken.

FAZIT

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RESTRUKTURIERUNG MIT OLIVER WYMAN

Das Selbstverständnis von Oliver Wyman als Managementberatung ist es, Unternehmen bei

der Wertsteigerung zu unterstützen. Die Kombination aus tief gehender Branchenexpertise,

langjähriger Erfahrung bei Krisenbewältigung und Vermeidung und einem umfassenden

Verständnis der Interessenlage beziehungsweise Restriktionen verschiedener Kapitalgeber

verschafft Oliver Wyman nicht nur einen spezifischen Zugang zu Unternehmen, sondern

erlaubt auch die Entwicklung nachhaltiger Restrukturierungskonzepte, die das  Markt- und

Wettbewerbsumfeld und die spezifischen Erfolgsfaktoren der Industrie berücksichtigen.

Zudem versteht sich Oliver Wyman als Moderator des Restrukturierungsprozesses, das

heißt als objektiver Experte und neutrale Instanz im Spannungsfeld zwischen Management,

Shareholdern, Kreditgebern und weiteren Stakeholdern.

DIFFERENZIERUNG VON OLIVER WYMAN IN DER RESTRUKTURIERUNG

Restrukturierung mit hoher Industriekompetenz

Kombination von tiefer Industrieexpertise und umfangreicher Restrukturierungserfahrung in einem Team

Globales Netzwerk

Wissen über Markttrends und Erfolgsfaktoren in den globalen Märkten durch international aufgestellte Industrie Practices

Komplettes Serviceportfolio

Methodenwissen auch über Restrukturierung hinaus (Strategie, Operations, M&A, HR-Themen über Schwesterfirma Mercer)

Verständnis der Kapitalgeber

Netzwerk bei Banken und Finanzinvestoren durch die Practices „Financial Services“ und „Corporate Finance“

Brand als Experten für Wertsteigerung

Reputation bei Industrieunternehmen als Industrieexperten und Fachleute für nachhaltige Wertsteigerung

WERTBEITRAG IN RESTRUKTURIERUNGSPROJEKTEN

• Business Plan Reviews

• Ausarbeitung von Restrukturierungskonzepten

• Erstellung von qualifizierten Sanierungsgutachten (IDW/BGH)

• Methodische und fachliche Begleitung in der Umsetzung

• Programmmanagement und Reporting an Kapitalgeber

Quelle: Oliver Wyman

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Dr. Tobias Eichner

Partner

München

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Dr. Lutz Jäde

Partner, Leiter Restrukturierung

München

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Thomas Kautzsch

Partner

München

+49 89 939 49 460

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Dr. Romed Kelp

Partner

München

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Dr. Joachim Krotz

Partner

München

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Martin Rauchenwald

Partner

Zürich

+41 44 553 35 26

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Dr. Markus Mentz

Partner

München

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Henning Tielker

Engagement Manager

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Dr. Daniel Kronenwett

Principal

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ÜBER OLIVER WYMAN

Oliver Wyman ist eine international führende Managementberatung mit weltweit 4.000 Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in 26 Ländern. Das Unternehmen verbindet ausgeprägte Branchenspezialisierung mit hoher Methodenkompetenz bei Strategieentwicklung, Prozessdesign, Risikomanagement, Restrukturierung und Organisationsberatung. Gemeinsam mit Kunden entwirft und realisiert Oliver Wyman nachhaltige Wachstumsstrategien. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse, IT, Risikostrukturen und Organisationen zu verbessern, Abläufe zu beschleunigen und Marktchancen optimal zu nutzen. Oliver Wyman ist eine hundertprozentige Tochter von Marsh & McLennan Companies (NYSE: MMC). Weitere Informationen finden Sie unter www.oliverwyman.de. Folgen Sie Oliver Wyman auf Twitter @OliverWyman.

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