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19. FEBRUAR 1927 Nur in 2 der in ]3etracht kommenden (6) Fdlle ist der Zwlckel in die Erweichung der nach DURET yon dem 3. Aste der A. cerebr, post. versorgten Rindenpartie miteinbezogen. In den 4 anderen 2Yillen bleibt der Cuneus vollsti~ndig /rei! In solchen F~llen kann die Erweichung ~uBerlich scharf Halt machen an der Fiss. calcarina -- diese selbst allerdings in mehr oder weniger groBer Ausdehnung in den Erkrankungs- herd miteinbeziehend. Diese Beobachtung spricht ffir die Existenz einer schon yon MONAKOW angenommenen, der Er- nXhrung des Zwickels dienendell, besonderen A. cunei. Auf zwei Punkte sei noch besonders hingewiesen: Nur in einem Falle bricht die im Bereich des Versorgungsgebietes KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 6. JAHRGANG. Nr. 8 353 in scharJer Knickung, oft in rechtem Winkel -- abgehen, ver- mag :wohl in Analogie zu ~thnlichen Befunden an anderer Stelle des Gehirnes der M6glichkeit yon Zirkulationsst6rungen gerade dieses Gebietes Vorschub zu leisten. Indessen wagen wir diese Frage damit nicht als endgfiltig erledigt zu betrachten. Literatur: 1) Gehirnpathologie 19o 5 . -- 2) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatrie 26. 1914. -- ~) Arch. de physiol. 1874; FEnd@hale 191o. -- a) Die Arterie der Aphasie. YVien. reed. Wochenschr. 1926, Nr. 23. Abb, e, der A. cerebr, post. bzw. ihrer Aste aufgetretene Blutung in den Ventrikel dutch -- und auch hier nut an einer Stelle. Der Erweiehztngsprozefl macht in ]edem _Falle Halt vor der Wand des VentrilceIhohlraumes. Diese wird in allen Fi~llen yon einer p apierdi'tnnen Lamelle repr~sentiert, welche hier so- zusagen die Basis des Gehirnes bildet. Man wird diesen Still- stand des krankhaften Vorganges unmittelbar vor dem u trikelhohlraum um so mehr als eine lebensrettende Einrich- tung bewundern dfirfen, Ms Hirnblutungen yon dieser Aus- dehnung oft einen erheblichen, sich ja auch klinisch zu erkennen gebenden Hirndruck zur Folge haben k6nnen. Der sekund/ire Durchbruch ether Hirnblutung in den Ven- trikel scheint nach unseren Beobachtungen im Versorgungs- gebiet der hinteren Hirnarterie verh~tltnism~f3ig selten vor- zukommen. Tats~chlich erfolgt er nach MONAKOW auch meist aus Blutherden, die der lentikulo-optischen und der lentikulo- stri~ren Arterie -- also dem Versorgungsbereich der A. cerebr. reed, -- entstammen. Endlich w~tre IlOCh der Frage nachzugehen, aus welchen Gri~nden bier eine PrOzlilektlonsstelle /i~r sehwere Zirkulations- stSrungen des Gehirns vorzuliegen scheint. Diese Frage dtirfte wohl aber nur im Zusammenhang mit der weiteren zu 16sen sein, aus welchen Grtinden fiberhaupt an gewissen Stellell des Gehirnes -- insbesondere der Rinde -- mit Vorliebe Bhtungen und Erweichungen auftreten. Am ehesten wird man wohl an meehanische Momente denken dfirfen. Die Tat- sache, dab die Arteriae cerebri post. als relativ enge GeJafle yon dee mehr als doppelt so weiten A. basilaris -- und noch dazu DAS H•MOGRAMM DES NEUGEBORENEN. Won Dr. GIERTHMOHLEN, chem. Assistent der Kinderklinik dcr MedJzin. Akademie in Dtisseldorf(Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. A. SCHLOSSMANN), Facharzt ffir Kinderkrankheiten am St~dt. Krankenhaus zu Harburg a. E. und Dr. JEss, ehemaI. A~sistent der Frauenklinik der Medizin.Akademie in Dfisseldorf (Direktor: Prof, Dr. O. PANKOW), Leiter einer PrivatfrauenMinikin Dortmund. Die yon ARNI~TH beschriebene ,,Linksverschiebung" des weil3en Blutbildes des Erwachsenen bet infekti6sen Prozessen hat sich trotz ihrer Ablehnung durch ~qA:EGELI U. a. als wert- voll erwiesen zur Diagnose- und Prognosestellung am Kranken- bett. Seit V. SCHILLING durch sein H~mogrammverfahren die Arnethsche Methode wesenflich einfacher und tibersicht- licher gestaltet hat und durch Tausende yon Untersuchungen ein Normalh~mogralnm des Erwachsenen festgestellt wurde, geh6rt das Aufstellen eines Hgmogramms wohl in jedem klinischen Betrieb zum Status. Ill die Bgdiatrie hat die qualitative Blutuntersuchung erst relativ spgt Eingang gefunden. Als Ursache wird voi1 den Unter- suchern meist sowohl die auBerordelltliche Schwankungsbreite im kindlichell Normalblutbilde augefahrt, als aueh eine aul3erordent- liche Empfindlichkeit des kindlichen Blutes kleinsten Infekten gegenflber. Ffir das sp~tere Kindesalter ist durch Untersuchungen voll GUNDOEIN, CARSTANJEN, ~ARNITZKI, I~ABINO\VITSCH und SCHLOSS etwa eine t)bereinstimmung fiber das Normalblutbild in den einzelnell Lebellsjahren gefunden. BENJAMIN ver6ffentlicbt dariiber eine Tabelle fin ersten Band des Pfaundler-SchloBmanll- schen Handbuches. Mit dem Normalblutbild bzw. Normalh~mo- gramm des Siiugling8 jen,~eits des Neugeborenenalters haben sich NASSAU und SOHOHL, 0CKEL, SCHUSSLER, BRAG, FRANKENSTEIN und STECIIEE, SCttMID, t~OMINGER, HOFMANN und WELKERS befaSt. Durch diese Arbeiten ist beim iilteren SXugling im wesentlichen eine LTbereinstimmung fiber das Normalh~mogramm erzielt. Anders liegen die VerhMtnisse beim Neugeborenen und Frfihgeborenen. Hier stehen sich die Ergebnisse der eillzelnen Untersucher zum Tell schroff gegenfiber. ARNETI-I und NIENKEMPER untersuchtell nach der Arnethschen Methode das Neugeborenenblut bet I I F~llen und fanden eine L.V., am stgrksten 2~/.z Stunden nach der Geburt. All den ersten beiden Lebenstagen fanden sie aueh zahlreiche Myelocyten. Die L.V. ging nach ihren Angaben in den ersten Lebenstagen zurtick, am dritten bis vierten Tage fanden sic jedoch erneut eine hochgradige L.V. DUPERIs ulld CADISSON fanden bet Neugeborenen in den ersten Stunden llaeh der Geburt eine schwache L.V., die nach 24 Stunden starker wurde. FRANK fand bet Neugeborenen eine L.V. am stXrksten am ersten Lebenstage, dann allmahlich abnehmend, wieder ansteigend am Tage vor dem "vViederanstieg des zweiten qualltitativen Leukocyten- gipfels. FRANKENSTEIN und STECHER, die naeh SCHILLING ulltersuchten, fanden bet Neugeborenen in den ersten Lebensstunden eine be- deutende L.V,, die in den ersten Lebellstagen an StXrke noeh zu- nimmt, nm dann allm~hlich abzufallen nnd am Ende der ersten Lebenswoehe fast ganz zu verschwinden. Im Gegensatz zu diesen Untersuchungen land SOPmE PRAa bet ihren Untersuchungen des Blutes Neugeborener in 90% keine L.V. Auch I-II~YMANN stellt eine L.V. im Blute des Neugeborenen in Abrede. FABRIS fand ebenfalls keine L.V. bet Neugeborellen, beschreibt im Gegenteil eine mit dem Alter des Kindes zunehmende ,,Rechts- verschiebung" des Blutbitdes. Klinische Wochenschrift 6 Jahrg. 2 3

Das Hämogramm des Neugeborenen

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Page 1: Das Hämogramm des Neugeborenen

19. FEBRUAR 1927

N u r in 2 der in ]3etracht k o m m e n d e n (6) Fdlle ist der Zwlckel in die Erweichung der nach DURET yon dem 3. Aste der A. cerebr, post . ve r so rg ten R i n d e n p a r t i e miteinbezogen. In den 4 anderen 2Yillen ble ib t der Cuneus vollsti~ndig /rei! In solchen F~llen kann die E rwe ichung ~uBerlich schar f Ha l t m achen an der Fiss. ca lcar ina - - diese selbst a l lerdings in m e h r oder weniger groBer A u s d e h n u n g in den E r k r a n k u n g s - he rd mi te inbez iehend . Diese B e o b a c h t u n g sp r i ch t ffir die Existenz einer schon yon MONAKOW angenommen en , der Er- nXhrung des Zwickels dienendell , besonderen A . cunei.

Auf zwei P u n k t e sei noch besonders h ingewiesen : N u r in einem Falle bricht die im Bereich des Versorgungsgebie tes

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr . 8 353

in scharJer Knickung, of t in r e c h t e m Winkel - - abgehen, ver- mag :wohl in Analogie zu ~thnlichen Befunden an ande re r Stelle des Gehirnes der M6glichkeit yon Zi rku la t ionss t6rungen gerade dieses Gebietes Vorschub zu leisten. Indessen wagen wir diese Frage d a m i t n ich t als endgfi l t ig er ledigt zu be t r ach ten .

L i t e r a t u r : 1) Gehirnpathologie 19o 5 . -- 2) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatrie 26. 1914. -- ~) Arch. de physiol. 1874; FEnd@hale 191o. -- a) Die Arterie der Aphasie. YVien. reed. Wochenschr. 1926, Nr. 23.

Abb, e,

der A. cerebr, post . bzw. ihrer A s t e aufge t re tene Blutung in den Ventrikel d u t c h - - und auch hier n u t an einer Stelle. Der Erweiehztngsprozefl macht in ]edem _Falle Hal t vor der Wand des VentrilceIhohlraumes. Diese wird in allen Fi~llen yon einer p apierdi'tnnen Lamelle repr~sent ie r t , welche hier so- zusagen die Basis des Gehirnes bildet . Man wird diesen Still- s t a n d des k r a n k h a f t e n Vorganges u n m i t t e l b a r vor d e m u t r i ke lhoh l r aum um so m e h r als eine l ebens re t t ende Einr ich- t u n g b e w u n d e r n dfirfen, Ms H i r n b l u t u n g e n yon dieser Aus- d e h n u n g oft e inen erheblichen, sich ja auch klinisch zu e rkennen gebenden Hirndruck zur Folge h a b e n k6nnen.

Der sekund/ ire D u r c h b r u c h ether H i r n b l u t u n g in den Ven- tr ikel sche in t nach unseren B e o b a c h t u n g e n im Versorgungs- gebie t de r h in t e r en Hi rna r t e r i e verh~tltnism~f3ig sel ten vor- zukommen . Tats~chl ich erfolgt er nach MONAKOW auch meis t aus Blu the rden , die der l en t iku lo-op t i schen und der lent ikulo- s t r i~ren Ar ter ie - - also dem Versorgungsbere ich der A. cerebr. reed, - - e n t s t a m m e n .

End l i ch w~tre IlOCh der F rage nachzugehen , aus welchen Gri~nden bier eine PrOzlilektlonsstelle /i~r sehwere Zirkulations- stSrungen des Gehirns vorzul iegen scheint . Diese Frage dt i rf te wohl aber nur im Z u s a m m e n h a n g mi t der wei te ren zu 16sen sein, aus welchen Grt inden f ibe rhaup t an gewissen Stellell des Gehirnes - - insbesondere der R i n d e - - mi t Vorl iebe B h t u n g e n und E rwe ichungen auf t re ten . A m ehes ten wird m a n wohl an meehanische Momente denken dfirfen. Die Tat- sache, dab die Arteriae cerebri post. als relativ enge GeJafle yon dee mehr als doppelt so weiten A . basilaris - - und noch dazu

DAS H•MOGRAMM DES NEUGEBORENEN. Won

Dr . GIERTHMOHLEN, chem. Assistent der Kinderklinik dcr MedJzin. Akademie in Dtisseldorf (Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. A. SCHLOSSMANN), Facharzt ffir Kinderkrankheiten am

St~dt. Krankenhaus zu Harburg a. E.

und

Dr. J E s s , ehemaI. A~sistent der Frauenklinik der Medizin. Akademie in Dfisseldorf (Direktor:

Prof, Dr. O. PANKOW), Leiter einer PrivatfrauenMinik in Dortmund.

Die yon ARNI~TH beschr iebene , ,L inksve r sch iebung" des weil3en Blutb i ldes des E r w a c h s e n e n bet infekt i6sen Prozessen ha t sich t ro tz ihrer Ab lehnung durch ~qA:EGELI U. a. als wer t - voll erwiesen zur Diagnose- und Prognoses te l lung am Kranken - bet t . Seit V. SCHILLING durch sein H ~ m o g r a m m v e r f a h r e n die Arne thsche Methode wesenf l ich e infacher und t ibersicht- l icher ges ta l t e t h a t und durch Tausende yon U n t e r s u c h u n g e n ein N o rma l h ~mo g ra l n m des E r w a c h s e n e n fes tges te l l t wurde, geh6r t das Aufs te l len eines H g m o g r a m m s wohl in j edem kl inischen Bet r ieb zum Sta tus .

Ill die Bgdiatrie hat die qualitative Blutuntersuchung erst relativ spgt Eingang gefunden. Als Ursache wird voi1 den Unter- suchern meist sowohl die auBerordelltliche Schwankungsbreite im kindlichell Normalblutbilde augefahrt, als aueh eine aul3erordent- liche Empfindlichkeit des kindlichen Blutes kleinsten Infekten gegenflber. Ffir das sp~tere Kindesalter ist durch Untersuchungen voll GUNDOEIN, CARSTANJEN, ~ARNITZKI, I~ABINO\VITSCH und SCHLOSS etwa eine t)bereinstimmung fiber das Normalblutbild in den einzelnell Lebellsjahren gefunden. BENJAMIN ver6ffentlicbt dariiber eine Tabelle fin ersten Band des Pfaundler-SchloBmanll- schen Handbuches. Mit dem Normalblutbild bzw. Normalh~mo- gramm des Siiugling8 jen,~eits des Neugeborenenalters haben sich NASSAU und SOHOHL, 0CKEL, SCHUSSLER, BRAG, FRANKENSTEIN und STECIIEE, SCttMID, t~OMINGER, HOFMANN und WELKERS befaSt. Durch diese Arbeiten ist beim iilteren SXugling im wesentlichen eine LTbereinstimmung fiber das Normalh~mogramm erzielt. Anders liegen die VerhMtnisse beim Neugeborenen und Frfihgeborenen. Hier stehen sich die Ergebnisse der eillzelnen Untersucher zum Tell schroff gegenfiber.

ARNETI-I und NIENKEMPER untersuchtell nach der Arnethschen Methode das Neugeborenenblut bet I I F~llen und fanden eine L.V., am stgrksten 2~/.z Stunden nach der Geburt. All den ersten beiden Lebenstagen fanden sie aueh zahlreiche Myelocyten. Die L.V. ging nach ihren Angaben in den ersten Lebenstagen zurtick, am dritten bis vierten Tage fanden sic jedoch erneut eine hochgradige L.V.

DUPERIs ulld CADISSON fanden bet Neugeborenen in den ersten Stunden llaeh der Geburt eine schwache L.V., die nach 24 Stunden starker wurde.

FRANK fand bet Neugeborenen eine L.V. am stXrksten am ersten Lebenstage, dann allmahlich abnehmend, wieder ansteigend am Tage vor dem "vViederanstieg des zweiten qualltitativen Leukocyten- gipfels.

FRANKENSTEIN und STECHER, die naeh SCHILLING ulltersuchten, fanden bet Neugeborenen in den ersten Lebensstunden eine be- deutende L.V,, die in den ersten Lebellstagen an StXrke noeh zu- nimmt, nm dann allm~hlich abzufallen nnd am Ende der ersten Lebenswoehe fast ganz zu verschwinden.

Im Gegensatz zu diesen Untersuchungen land SOPmE PRAa bet ihren Untersuchungen des Blutes Neugeborener in 90% keine L.V. Auch I-II~YMANN stellt eine L.V. im Blute des Neugeborenen in Abrede.

FABRIS fand ebenfalls keine L.V. bet Neugeborellen, beschreibt im Gegenteil eine mit dem Alter des Kindes zunehmende ,,Rechts- verschiebung" des Blutbitdes.

Klinische Wochenschrift 6 Jahrg. 2 3

Page 2: Das Hämogramm des Neugeborenen

354 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

POLLITZER beobachtete nnr bei starkem Gewichtsturz in den ersten 2 Lebenstagen eine L.V., am 4. und 5. Tage iedoch bei der Mehrzahl seiner F~lle.

Auch beziiglich des Fr~hgeborenenhgmogramms herrscht bei den Untersuchern keine Ubereinstimmung.

DuPERIs and CADISSON fanden das t31utbild bei zwei an der Brust ern~hrten Friihgeborenen analog dem beim reifen Brustkinde, d. h. nach ihren Untersuchungen leicht nach links versehoben, bei ktinstlich ernf~hrten Frfihgeborenen fanden sie die L.V. starker aus- gepr~gt.

SCttMID land bei 3 Friihgeburten 4,5% bis 7% Stabkernige, also keine L.V.

FRANKXNSTEIN und STeeliER fanden bei ihren Untersuchungen des Frfihgeborenenblutes eine fast vSllig fehlende L.V., die sie gerade- zu als , ,Frtihgeborenenstigma" bezeiehnen, im sehroffen Gegensatz zu Sor t IE PRAG. Sie fand bei Friihgeborenen jenseits des IO. Lebens- rages eine deutliche L. V., die sie nun wiederum als ,,Frtihgeborenen- stigma" ansieht. Auch POLt.ITZE~ land bei Friihgeborenen bereits am ersten Tage eine deutliche L.V.

t~OMINGER beobachtete bei gesunden Frfhgeborenen jenseits der Neugeborenenperiode keine Abweichung yore BIutbild reifer Kinder.

U m diese Widerspr i iche in bezug auf das H ~ m o g r a m m des Neugeborenen zu kl~ren, h a b e n wi t in der Zeit v o m Oktober 1925 his F e b r u a r 1926 das Blur yon 35 Neugeborenen nach der Schi l l ingschen H ~ m o g r a m m e t h o d e un te r such t . Nach Ab- schlug unserer Arbe i t e rschien die A b h a n d l u n g yon SCH~AL, SCHMII)T n n d S~REm~IJSt~I, die sich ebenfal ls mi t d e m HXmo- g r a m m nach SCI~ILLIXG der Fr f ihgeborenen und Neugeborenen befal3t. Sie f anden bei F r f ihgeborenen sowie bei Neugeborenen eine s ta rke L.V. gleich nach der Geburt . Dieselbe war bei F r t i hgebur t en u m so s tarker , je geringer das Gewieht war, so dab sie aus der S tgrke der L.V. einen Sehlul3 ant das Al ter der F r f ihgebur t z iehen zu k6nnen glauben.

Unsere U n t e r s u c h u n g e n wurden v o r g e n o m m e n an v611ig gesunden Neugeborenen der Neugeborenens t a t i on an der Dfisseldorfer Akademischen Frauenkl in ik . Sie wurden s~mt- lich mi t F r auenmi l ch ern~hr t . E r l i t t ein Neugeborenes w~hrend der Beobach tungsze i t auch n u t den ger ings ten Infekt , so schied es aus der Reihe der u n t e r s u c h t e n Kinde r aus. Hier- bei k o n n t e n wir uns fiberzeugen, dab aueh lcleinste In fek te eine bedeutende VerSnderung des Blutbi ldes bei Neugeborenen he rvorzu ru fen i m s t a n d e sind, sowohl in q u a n t i t a t i v e r als auch in qua l i t a t ive r Hins icht .

Da wit nur systematische, t~glich vorgenommene Reihenunter- auehungen als beweisend ansahen, stellten wir das erste H~mogramm 4 Stunden post paxtum her, dann wurde t~glich nm die gleiche Zeit 4 Uhr nachmittags, kurz vor der 5-Uhr-Mahlzeit t31ut ausgestriehen, so dab yon jedem Neugeborenen i i HAmogramme w~hrend der ersten IO Lebenstage hergestellt wurden. Auf Vermeiden einer Sehreilymphocytose wurde geachtet, auch wurde den Kindern stets in gleicher liegender K6rperlage das Blut abgenommen, t3e- zfiglich der Technik der Blutentnahme hielten wir uns streng an die Schillingschen Vorschriften. GefArbt wurde nach PAPI'~NHEI~: Vorf~rben mit May-GrflnwaldlOsung, Nachfgrben mit Giemsa- 16sung. Ausgez~hlt wurde nach der Vierfeld-Maeandermethode. Wir begniigten uns mit der Ausz~hlung yon 20o Leukocyten, da wir uns flberzeugen konnten/dal3 dabei eine ertrXgliche Fehlergrenze erreicht wnrde. Wir haben gleichzeitig jedesmal die Leukocyten quanti tat iv gez~hlt, und zwar zogen wit es vor sie rait der Z~hl- kammer m6glichst genau festzustellen, obwohl wir nns auch fiber- zeugen konnten, dab eine hinreichend genaue SchXtzung als normal, unternormal, hypernormat ohne weiteres auch im Ausstrich gelingt.

Die Neugeborenenper iode sahen wir mi t der Mehrzahl der U n t e r s u c h e r mi t dem io. Tage als b e e n d e t an. Ube r diesen Ze i t punk t h inaus war es uns auch aus ~ul3eren Gri inden n ich t m6glich wei te re U n t e r s u c h u n g e n anzustel len, da die W6ch- ne r innen im al lgemeinen am io. Tage die Kl inik verlie/3en.

Was die Zahl der Leu~oevten anlangt, so fanden wit einen Gip/el am zweiten Lebenstage. Danach ein kontinuierliches Abfallen der Werte bis zum io. Tage. Einen wiederkehrenden leichten zweiten Gipfel konnten wir mit FRANK feststellen. Er f~llt auf den 4. Tag. Die Werte sowie ihre Schwankungsbreite erhellen am besten aus der nachfolgenden Tabelle.

Die Werte fflr die tgosinophilen waren auBerordentlich sehwan- kend. Sie betrugen zwischen o~ und 12,5~ . Im Mittel traten sie in 3,x% auf. Es war auffallend, dab diejenigen Kinder, die einmal hohe Eosinophilenwerte in ihrem H~mogralnm aufwiesen, diese

R I F T . 6. J A H R G A N G . N r . 8 19. FEBRUAR 192

Quantitative Leukoeytenwerte fi~r die ersten zehn Lebenstage.

Zeit Dtlrchschnitt Schwankung

4 Stunden P-P, �9 �9 I. Tag . . . . . . 2. Tag . . . . . . 3. Tag . . . . . . 4. Tag . . . . . . 5. Tag . . . . . . 6. Tag . . . . . . 7. Tag . . . . . . 8. Tag . . . . . . 9. Tag . . . . . .

io. Tag . . . . . .

lO971 16648 12381 9305 965 ~ 9371 887 ~ 9042 9113 8930 900o

99oo--3o ooo 86oo--35 ooo 8000--19 200

52oo--16 500 48oo--13 800 49oo--13 200 6ooo--12 ooo 6ooo--14 8oo 68oo--15 ooo 62oo--13 ooo 61oo--15 ooo

fal3t dauernd zeigten und umgekehrt. Selbstverst~ndlich wurde streng auf irgendwelche u geaehtet, die fur die Eosino- philie als auslSsende Ursaehe in Betracht gekommen w':~ren. Es fand sieh jedoch in den beschriebeuen FXllen keinerlei Ursache daffir. Ein Schwan ken der Eosinophilen in den einzelnen Lebenstagen wurde nicht festgestellt, so dab ihre Durchsehnittskurve gleichm~gig ver- l~uft. Das Gleiche gilt ffir die Basophilen nnd Monocyten.

Die Basophilen schwauken zwisehen o% und 2,5%. Der Mittel- wert betrug o,2 %, Die Monoeyten sehwankten zwischen o % (selten !) und 12~ im Mittel waren sie in 2,9% vertreten.

Myeloeyten sahen wir kein einziges Mal. Plasmazellen waren bei 17 yon unseren 35 F~llen flberhaupt

nicht vorhanden. In den flbrigen FXllen Ianden sie sich gelegentlich einmal ohne Konstanz bis zu 10/0 im Blutbild.

Im Gegensatz zu diesen w~hrend der Neugeburtsperiode in gleichbleibender Kurve verlaufenden Zellarten weisen die Segmen- tierten einen typischen Absturz, die Lymphocyten einen typischen Anstieg auf.

Kurve der Segmentierten, Lymphoeyten und Stabkranzi6rmigen in der Neugeburtsperiode.

Was die Segmentierten anlangt, so war ihr Durchschnittswert am h6chsten 4 Stunden post partum, sank dann kontinuierlieh bis zum 8. Tage, um yon da ab sich auf gleicher HShe zu halten. Der

~. 7. 2. a q. s. a z 3. ~. ~a~g 70

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Kurve i . Segmentierte, Lymphocyten und StabkranzfOrmige in der Neugeburtsperiode.

Segmentierte ~ • 2 1 5 Linksverschiebung . . . . . Lymphocyten J linke Abszisse (Stabkr~inze) J rechte Abszisse

relative Lymphocytenwert, der 4 Stunden post par tum wenig mehr als die H~tlfte des Segmentiertenwertes betrug, beginnt vom ersten Tage an zu steigen, um auch am 8. Tage die H6he zu erreichen, auf der er sich dann bis zum Ende der Neugeburtsperiode h~lt. Bei Errechnung des absoluten Lymphocytenwertes zeigt sich jedoch ein fast v611iges Gleichbleiben der Werte, so dab der starke Sturz der Leukocytenkurve w~hrend der Neugeburtsperiode, der oben beschrieben wurde, wie bereits FRANK erw~hnt, in der Hauptsache auf das Schwinden der Segmentierten zurtickzufflhren ist.

Die nachfolgende Tabelle enth~lt Durchsehnittswerte far Seg- mentierte und Lymphocyten an den einzelnen Tagen, sowie ihre Schwankungsbreite.

Page 3: Das Hämogramm des Neugeborenen

19. FEBRUAR 1927 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Tabelle der Segmentierten und Lymphocyten.

Zeit Segmentierte Lymphocyten

4 Stunden p. p.

i. Tag . . . .

2. Tag . . . .

3. Tag . . . .

4. Tag . . . .

5. Tag . . . .

6. Tag . . . .

7. Tag . . . .

8. Tag . . . .

9. Tag . . . .

In. Tag . . . .

52,8% (30% -68%)

47% (32% --73%)

44,4% (34% --67%)

39,5% (26% --54,5%)

33,8% (20,5% --49%)

30,9% (18,5% --53,5%)

29,3% (17% -55%)

28,5% (14,5% --43%)

28,2% (17,5% --69%)

28,7% (11,5% --43%)

26% (14% --32,5%)

31,8% (17% --47%)

38,3% (w,5%-55%)

41,2% (22,5% --60%)

5o,1% (27% --76%)

49,8% (31,5% -68%)

57,7% (30% -68,5%)

60,4% (43,5% --76%)

61,5% (46% --80,5%)

61,2% (40% --77%)

60,7% ( 2 3 % - - 7 I % )

63,4% (51% --75,5%)

Unser Hauptaugenmerk r ichteten wir ant die Frage der L.V. im Neugeborenenblut , die ja, wie oben dargelegt, yon den einzelnen Untersuchern noch versehieden beantwor te t wird.

\u fanden nun durchweg eine starke L.V., am starksten 4 Stunden post par tum, dann sich ziemlich rasch im Verlauf der ersten Tage der Neugeburtsperiode zurfickbildend, um im Durch- schni t t bereits am 3. Tage verschwunden zu sein. Veto 9. Lebens- rage an sind auch die Maximalwerte in der Norm. Die Zahlen f/ir Jugendformen und Stabkr/~nze sind aus der nachfolgenden Tabelle zu ersehen, in der auch Maximal- und Minimalwert ffir jeden Tag verzeichnet ist.

Tabelle der Jugend]ormen und Stabkrgnze.

Zeit Jugendformen Stabkr~nze.

4 Stunden p. p.

1. Tag . . . .

2. Tag . . . .

3. Tag . . . .

4. Tag . . . .

5. Tag . . . .

6. Tag . . . .

7. Tag . . . .

8. Tag . . . .

9. Tag . . . .

Io. Tag . . . .

0,4% (0% -3,5%)

O~2% (0% -3%)

0,3% (0% -1,5%)

O, 1 ~/o (O%--1%)

0,3% (o%-I%)

0,2% (0% --1%)

o,3% (o%-2%)

0,2 % (o%-1,5%)

0,3% (o%-1,5%)

0,20/o (0% --I%)

0,4% (o%-I,5%~

lO,9% (3% -20,5%)

6,9% (~%-22,5%)

6,3% (1% -24,50)

4,9% (o-21,5%)

4,5% (o%-~4%)

4,2% (0% --12%)

3,6% (0% --13% )

3,4% (o%-13,5%)

3,4% (0% -8%)

3,2% (o% -4%)

3,3% (0,5%5,5%)

U m uns e inen E i n b l i c k in die F rage des Frf ihge- b o r e n e n h ~ m o g r a m m s zu verschaf fen , u n t e r s u c h t e n w i t a n 7 F r t i h g e b u r t e n m i t 77 t t g m o g r a m m e n das B l u t b i l d in den e r s t en Io L e b e n s t a g e n in genau de r gle ichen Weise wie bei den Neugeborenen . W i r f a n d e n eine L.V. a m st~trksten 4 S t u n d e n pos t p a r t u m genau in de r g le ichen Weise ab ia l l end , wie bei re i fen Neugeborenen . A n S t~rke f ibe r rag te sie die L.V. b e i m Neu- gebo renen im D u r c h s c h n i t t n i ch t . Auf fa l l end war de r yon A n f a n g a n h o h e W e f t de r L y m p h o c y t e n u n d ganz besonde r s die h o h e Zah l de r k e r n h a l t i g e n R o t e n . V on diesen s a h e n wi t in e inem Fal le bei e iner F r f i h g e b u r t a m i . L e b e n s t a g e 58 au I 2oo WeiBe. K e r n h a l t i g e R o t e f a n d e n s ich b e i m a u s g e t r a g e n e n N e u g e b o r e n e n h 6 c h s t e n s 2 au l 2oo WeiBe.

In gleicher Weise wie ZANGEI~IEISTER und MEISSEL (zitiert nach ARNETH und NIENI~MPER) stell ten wit bei 3 ~ Fallen Parallel-

R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr . 8 355

untersuchu~gen zwisehen mi~tterliehem und ~indliehem Blute vier Stunden post p a r t u m an.

Was die H6he der Leukocytose anlangt, so stellte sich in der Hal i te der Falle eine ziemliche Anngherung der mfitterlichen und kindlichen quan t i t a t iven Leukocytenwerte heraus, in der anderen Hali te der Falle divergierten mtitterliche und kindliche Leuko- cytenwerte, zum Teil sogar sehr stark, ohne irgendwelche Gesetz- maBigkeit. Manchmal lagen die \Verte ftir Leukoeyten im kind- lichen Blute wesentlich hOher als im mfltterlichen, manchmal umgekehrt . Die Gr6Be der L.V. im mfltterlichen Blute war im allgemeinen betr~chtl icher als die im kindlichen. Es fanden sich im mfltterlichen Hamogramm bis zu 33% Stabkernige. Im Mittel betrug der Wer t ffir Starkkernige im mfltteriichen Blur 15,1~ gegen lO,9% im kindlichen Blut. Nur in 8 yon 3 ~ FXllen waren die mfitterlichen W'erte ffir Stabkernige niedriger als die kindlichens Qual i ta t iv bes teht ferner im mfitterlichen Blute 4 Stunden post pa r tum eine ausgesprochene Neutrophilie. Leukocytose, L.V. und Neutrophilie der Mutter haben sich bei normalen Wochenbet ts- verlauf am IO. Tage post pa r tum wieder v6Ilig zurtickgebildet.

Diese l e t z t e ren U n t e r s u c h u n g e n l e i t e t en uns zu l Jbe r - l egungen fiber die Atiologie der L.V. b e i m N e u g e b o r e n e n u n d der M u t t e r b in . Gerade in H i n s i c h t auf die g le ichen Ver- g n d e r u n g e n im B l u t e yon M u t t e r u n d K i n d g l a u b e n wir uns zu der A n s i c h t FRANKS b e k e n n e n zu mtissen, der synka inogene - t i sche M o m e n t e als aus t6sende Ursache ans ieh t . U n t e r Syn- ka inoges is i s t n a c h A. K o H x die O b e r i f i h r u n g v o n Stof fen aus d e m mf i t t e r l i chen B l u t e d u r c h die P l a c e n t a in den fe ta len O r g a n i s m u s zu ve r s t ehen , u n d zwar in de r Grav id i tg t . I m mf i t t e r l i chen B l u t e mfissen also S to f fwechse lp roduk te kreisen, die i rgendwie die h a m a t o g e n e t i s c h e n Z e n t r e n erregen, d u t c h die P l a c e n t a auf den F e t u s f ibe r t r agen werden , bei d iesem ebenfal ls d u r c h Re i zung der b l u t b i l d e n d e n Organe die ge- s ch i lde r t en E r s c h e i n u n g e n i m N e u g e b o r e n e n b l u t he rvo r - rufen. Mi t de r A u s s c h e i d u n g dieser P r o d u k t e aus d e m k ind- l ichen bzw. mf i t t e r l i chen Stoffwechsel s te l l t s ich d a n n das !dndl iche bzw. mf i t t e r l i che B l u r au{ se inen N o r m a l s t a t u s ein. W i t g lauben , d a b diese S to f fwechse lp roduk te h o r m o n e l l e r N a t u r s in&

BONGELER ver t r a t auf der Tagung der Deutschen GeselIschaft ftir Kinderheilkunde I926 in Dtisseldorf auf Grund gemeinsamer Untersuchungen mit SCHWARZ die Ansicht, dab nut bei intra- kraniellen Blutungen bzw. deren Resorption eine L.V. im Neu- geborenenhgmogramm auftri t t . Es wurde ibm sowohl yon OCKEL als auch yon GIERTHMOI-ILEN entgegengehalten, dab die L.V. im Neugeborenenblut eine normale Erscheinung sei, also nach BONGE- LERS Ansicht intrakraniel le Blutungen bei der Mehrzahl der Kinder vorkommen mtiBten. Obwohl anerkann t wurde, dab nach den Untersuchungen yon SCHWARZ, ASCHOFF und anderen den intra- kraniellen, dutch das Gebur ts t rauma hervorgerufenen Blutungen mehr Bedeutung und Beachtung als bisher beigemessen werden m~Bte, so war, n ten doch sowohl VON JASCnK~ als auch SELLHEII~I flbereinsfimmend nor einer Ubert re ibung dieses Standpunktes. Auch die L.V. im mfltterlichen Blute glauben BONGELXR und SCHWARZ auI Blutresorption aus den dureh den Par tus ents tandenen btutenden Uterusflachen zu erklaren. Nach ihrer Ansicht zeigt das Nabelschnurblut keine L.V., was sie als ]3eweis ihrer obigen Hypothese ansehen. Wie jedoch bereits WORZBORGER betont, t r i t t eine L.V. zugleich mit einer Leukocytose im mfltterlichen Blur nicht erst post par tum, sondern bereits in den letzten Schwan- gerschaftsmonaten ein. Ob tats/~chlich im Nabelschnurblut keine L,V. besteht, wie BONGELER behauptet , sollen nnsere weiteren bereits eingeleiteten Untersuchungen klaren.

ZusammenJassend w/~re also zu sagen : I. B e i m N e u g e b o r e n e n b e s t e h t u n m i t t e l b a r n a c h der

O e b u r t n e b e n e iner sich im Ver laufe de r e r s t en L e b e n s t a g e zu r t i ckb i ldenden Leukocy tose eine s t a rke L V . , die sich ohne 2. Gipfet z iemlich rasch, e twa bis z u m 3. Lebens tage , zurfick- b i lde t .

2. Das F r t i h g e b o r e n e n h ~ m o g r a m m u n t e r s c h e i d e t s ich v o n d e m des a u s g e t r a g e n e n N e u g e b o r e n e n ledigl ich d u t c h hohe L y m p h o c y t e n w e r t e u n d das gehguf t e A u f t r e t e n k e r n h a l t i g e r Rote r . I m Grade der L.V. sowie i h r e m kurvenmXBigen Ab- s inken b e s t e h t ke in U n t e r s c h i e d gegenfiber d e m re i fen Neu- geborenen , so d a b das F r f ihgeborene a m E n d e der N e u g e b u r t s - pe r iode ke ine L.V. m e h r aufweis t .

3. Die L.V. i m mf i t t e r l i chen B l u t e u n m i t t e l b a r pos t p a r t u m is t im D u r c h s c h n i t t hochgrad iger , als die des k ind- l ichen Blutes .

23*

Page 4: Das Hämogramm des Neugeborenen

35 6 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr . 8 19. I;EBRUAR 1927

4-. At iologisch k o m m e n S tof fwechse lprodukte -- vielleicht hormonel le r Ar t - - in Be t rach t , die p l acen ta r auf das Kind i iber t ragen, auf dessen Blu tb i ldung zen t ren in b e s t i m m t e m Sinne einwirken. (Sykaindgenese.) Nach ih rem Ausseheiden er re icht das kindl iche Blur einen Normals t a tus .

L i t e r a t u r : ARNETH U. 2{IENKEMPER, Zeitschr. f. Kinder- heilk. 34. - - CARSTANJEN, Jahrb. f. Kinderheilk. 5 ~. -- FABRIS, Zentralbl. f. Kinderheilk. I6. -- MAx FRAI;K, Zeitschr. I. Kinder- heilk. 3I. -- FRANKENSTEIN, Jahresber. f. Kinderheilk. 7. -- FRA~KE~SrEI~ und S~ECHER, Zeitschr. f. Kinderheilk. 37. -- H~JMANN, Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gyn~kol. 69. -- N~ssAu und SCHOaL, Monatsschr. f. Kinderheilk. 24. -- OCKEL, Arch. f. Kinder- heilk. 74 u. 76. -- POLLITZE~, Zentralbl. f. Kinderheilk. 19. -- PRAY, Monatsschr. f. Kinderheilk. 29. -- R O M I ~ R , Jahrb. f. Kinderheilk. 31. -- SCroLLInG Das Blutbild nnd seine Minische Verwertung 1925. -- SCI~MAL, SCm'~IDT, SEREBRILSKI, Zeitschr. I. Kinderheilk 4 L -- S c ~ I D , Monatsschr. t. Kinderheilk. 1925. -- SCH~2SSELE~, Jahrb. f. Kinderheilk. xo 4. -- STRAXSKI, Zeitschr, f. Kinderheilk. 4z. -- WORZBURO~I~, Zentralbl. f. GynXkol. 49, Nr. 20. -- ZELE~SI~I, Wien. kliu. Woehenschr. Nr. 40.

U B E R EINE NEUE OXYDATIONSREAKTION DES LIQUOR CEREBROSPINALIS.

Von

Prof . Dr . LADISLAUS BENEDEK

u n d A s s i s t e n t e n Dr. EUGEN V. TI~URZ6. Aus der Klinik fiir Nervenheilkunde und Psychiatric der kgl. ungar. Stefan Tisza-

Unlversit~t ill Debreczen (Vorstand: Prof. Dr. LADISLAUS BENEDEK).

In der L iquord iagnos t ik gesehieht die B e s t i m m u n g der p a t h o g n o m i s c h e n E igenschaf t en bet den meis ten Un te r - s u c h u n g s m e t h o d e n dureh die q u a n t i t a t i v e und qua l i ta t ive Pr t i fung der Liquoreiweige. Die ve rsch iedenen phys ika l i schen und chemischen Me thoden zur U n t e r s u c h u n g der Pro te ine gewannen auch in der L iquord iagnos t ik eine A n w e n d u n g zur Pr t i fung der LiquoreiweiBe. Auf Grund der F~l lbarkei t lgl3t sich der E iwe iggeha l t des Liquors g rav imet r i sch oder mi t Hilfe eines empir i sch b e s t i m m t e n , g rav imet r i sch kont ro l l ie r ten Ska lensys tems bes t immen . Solche Methoden sind die Sicard- Cantalouiosc)%e, die .Nisslsehe und die d iaphanomet r i sche . Auf das versch iedene Verha l t en der e inzelnen Liquoreiwei[3- f r ak t ionen den eiweiBf~llenden Subs tanzen gegeni iber b e ru h en die sog. Gtobul inreakt ionen. Bet den Kol lo idreak t ionen wird das Verha l t en der e inzelnen Eiweil3fraktionen ki ins t l ichen Kol lo id l6sungen gegentiber un te r such t . Diese Un te r suchungs - m e t h o d e n erf reuen sich in der a l lgemeinen kl inischen Prax is einer groBen Verbre i tung . Das Verha l t en der Liquoreiweif3e h ins icht l ich der Dialysat ion, E lek t rophorese , Ref rak tomet r i e , Osmose und K a t a p h o r e s e b i lde t vorlXufig noch Gegens tand theore t i sche r Un te r suchungen .

Die beschleunigende Wirlcung der" Liquoreiweifle und im allgemeinen der Pvoteine au] die Real~tionszeit der einzelnen chemisehen Realctionen wurde bisher noch nicht untersucht. In der q u a n f i t a t i v e n chemischen Analyse f inder bekann t l i ch die 0xa l s~ure als ein Redukt ions- , das K a l i u m h y p e r m a n g a n a t als ein energisches 0 x y d a t i o u s m i t t e l Anwendung .

In unserem Laboratorium haben wir das Verhalten der Liquor- eiweiBkolloide mit einer Mischung, bestehend aus der Suspension feinverteilter Kohle (Carcolid, E. M~RCK) und ether Farbl5sung nntersucht, in verschiedenen salzigen und sauren EIektrolyt- medien. Wir hat ten nun die t3eobachtung gemacht, dab die Kohlensuspension die chemische Reaktion zwischen den i proz. L6sungen yon Oxals~ture und Kaliumhypermanganat hochgradig beschleunigt, indem die Permanganatl6sung sich viel schneller entf~rbt als ohne Kohlensuspension. Der ehemisehe ProzeB spielt sich nach folgenden Formeln ab:

2 I~MnO 4 -t- H~C204 = K~C~Or q- 2 HMnO,~ I. 2 HMnO~ = HeO + Mn~O~ II. Mn~O v = 2 MnO + 5 0 III.

Die der dritten Formel gem~f3 aus dem Ka l iumpermangana t freiwerdenden 5 Atome Oxygen reagieren mit der eventuell noch vorhandenen Oxalsgure :

5 H ~ % % + O ~ = 5 H ~ O + I o C % Wie ersichtlich, wird die Oxals&nre, wenn man sie mit Kalium-

permanganat zusammenbringt, yon diesem zu Wasser und Kohlen-

dioxyd oxydiert und das Permanganat enttarbL slch. Das Manga.u- oxyd f~llt sich nicht aus, sondern wird dutch die flbersehikssige Oxalsaure in Manganoxalat fibergef~hrt und die Meine Menge von Manganoxalat bleibt in L6sung. Die vollkommen entfiirbte Fliissigkeit reagiert stark saner, die Oxals~ure wurde also nur zum Tell oxydiert.

Der beschriebene ProzeB spielt sich in Gegenwart yon Carcolid- suspension viel schneller ab. Die Kohlensuspension bewirkt das Frei- werden des Sauerstoffs, beschleunigt die Reaktion, wirkt also katalytisch. AuI Grund theoretischer Oberlegungen haben wir die Versuehe in der Richtung fortgesetzt, ob die Liquorkolloide nicht ebenfalls eine katalytische Wirkung auf den in Rede stebenden chemischen ProzeB ausfiben wtirden. Unsere Untersuehungen zeigten, dab nor~nale und pathologische Liquoren in dieser Hinsicht sich di]]erent verhalten. I ccm iproz. OxalsXure + o,o 5 celn Kal. permanganat werden binnen 3 ~ Min. wasserklar. Normale Liquore beschleunigen den Prozel3 nur im geringen, pathologische abet im hohen Grade.

Auf Grund dieses differenten Verhaltens haben wir nach langen Versuchen eine aneh diagnostisch brauchbare Methode zur Liquor- untersuchung ausgearbeitet. In dieser vor l~f igen Mitteilung wollen wit nut das Wesen der Methode und ihre theoretische Erkl~rung belenchten.

Zu der Reaktion werden benStigt: 1. I proz. KaliumpermanganatlSsung. 2. i proz. Oxals~urelSsnng. 3. Aqua bidestillata. 4- Hundertgeteilte I-ccm-Pipetten.

Zur L6sung des Permanganats ist die Anwendung yon bi- destilliertem, yon allerlei organischen oder anderen Verun- reinigungen freiem Wasser ratsam, das Permanganat oxydiert n~mlich oxydable Substanzen sehr schnell und schl~Lgt sich redu- ziert als brauner Niederschlag an der Gtaswand nieder. Auch die OxalsaurelSsung soil auf gleiche Weise hergestellt werden, damit keine Verunreinigung die rein eingestellte Reaktion st6re.

Die Reaktion wird in peinlich sauberen, kleinen, sterilen R6hr- chen (Wassermann-RShrchen) angestellt. Zu o,25 ccm Liquor geben wir zuerst i ccm Oxals~ureI6sung und nach sanftem ldm- schfitteln sofort. %o 5 ccm, d. h. ein Tropfen Kalium permanganat- L6sung. Die R6hrchen werden nochmals sanft nmgeschfittelt. Es empfiehlt slch auch, einen sicher negativen Liquor zu unter- suchen und ein KontrollrShrehen einzustellen. In das Kontroll- r6hrchen wird start des Liquors die gleiche Menge bidest. Wassers gegeben. Der negative Liquor und das Konta-ollr6hrchen zeigen hei der Ablesnng keine Ver~nderung. Die Reaktion mug genan uach 8 Minuten abgelesen werden. In diesem Zeitpunkt sind n~mlich die Verschiedenheiten zwischen normalen und patholo- gischen Liquoren am prfignantesten. Untersucht man aul einmal mehrere Liquore, so werden freilich alle Reaktionen auf einmal aufgestellt und abgelesen.

Die negativen Liquore zeigen dem Kontrollr6hrchen ~hnlich die unveranderte oder etwas verblal3te rot-violette Farbe der Kalium permanganat-L6sung. Den Qbergang in den braunroten Farbenton bezeichnen wir mit ~ , rotgelb mit + , gelb mit + + und das ganz blasse Gelb mit + + + . Die einzelnen Reaktions- grade lassen sich infolge der lebhaiten Farbunterschiede leicht ermitteln. Die milderen Resultate i und + geben sich dureh geringere Tonunterschiede zu erkennen, aber nach kurzer 19bung bedeutet auch das keine Schwierigkeiten.

Steht gent]gender Liquor zur Verffigung, so kann man die Reaktion in Ffinfer-Serien anstellen. In das erste RShrchen kommen o,25, in das zweite 0,2o, in das drit te o, I5, in das vierte o,io, in das ft~nfte o,o 5 ecm Liquor, d. h. 5, 4, 3, 2 und i Tropfen; vom zweiten RShrchen angefangen werden sie dann mit I bis 4 Tropfen Aqua bidest, zu gleichen Volumina ergXn~,c. Das sechste R6hrchen dient zur Kontrolle, daher pipettieren wir 0,25 ccm Aqu. bidest. In der weiteren Folge setzen wir I ccm OxMs~ure und I Tropfen Gal. permang, iedem RShrchen zu, auf die oben beschriebene Weise. Das Resultat wird ebenfalls nach 8 Minuten abgelesen und an einem Koordinatensystem dargestellt. Die Reaktionsgrade werden der Ordinate, die abnehmenden Liquor- verdflnnungen der Abszisse aufgetragen.

Mit der beschr iebenen e infachen Methode hubert wir bisher 46 Liquore u n t e r s u c h t bet ve rsch iedenen Psychosen und Nerven le iden (io Dem. para ly t ica , i Tabopara lyse , 2 Tubes dorsalis, I Lues cerebrospinal is , 3 Lues la tens seroposi t iva, 3 Epilepsie, I Pa rk inson i smus , i Hemiplegie , I Epi leps ie nach Pneumoencepha l i e , 3 Neuras then ie , 9 Schizophrenic , 7 manisch-depress ives Irresein, 4 andere keine Liquorl~sion zeigende Krankhe i t en ) . In j edem Falle h a t t e n wi t auger der , ,Vie re r reak t ion" auch die Goldsol- und bikolor ier te Mast ix-