76
S S S S S S S S S S S S S S S S Sa a a a a a a a a a a a a a an n n n n n n n n n n n n nd d d d d d d d d d d di i i i i i i i i i i i in n n n n n n n n n ni i i i i i i i i i i i i A A A A A A A A A A A A A A Ar r r r r r r r r r r rc c c c c c c c c c c ch h h h h h h h h h h h h h h h h h h hi i i i i i i i i i i i i i iv v v v v v v v v v v v v v v Sooderhelt 10 . DM 6.- / öS 50. -/ sir 7.- / 1fr 1 00

Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

  • Upload
    mlespaul

  • View
    1.081

  • Download
    15

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnddddddddddddiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrcccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvv Sooderhelt 10 . DM 6.- / öS 50.- / sir 7.- / 1fr 100

Page 2: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

Sannddddddiiiiini

Arcccchhhhh

iiv

Page 3: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnndiinnnnnnniiiiiiiiiiii

AAAAArrrrrrrrrccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiivvvvvv

Page 4: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnniiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvv

Der Tod .des Prinzen louis von Preußen am 10. Oktober 1806 in der Schlacht bei Saalfeld; kolorierter Stich von T.l. Rugendas

Die Entwicklung der Artillerie

Von Vorderladern und V-WaRen

218

Napoleon zog noch mit Geschützen in den Krieg, die von vorn geladen werden mußten. Erst 1861 führte die preußische Armee Hinterlader ein.

Seit der Industrialisierung verlief die Vervollkommnung der Artilleriewaffen stürmisch. Der Zweite Weltkrieg brachte

mit dem Dora-Geschütz bei der herkömmlichen Artillerie die Entwicklung zum Höchststand, leitete aber zugleich mit der

Einführung der Flugkörper und Raketen-Walfen deren Ende ein.

Page 5: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrccccchhhhhhhh

iiiiiiivvvvvvv

Heinz Trantow

Beim ersten großen Artillerie-Einsatz der Franzosen in der Schlacht bei Crecy Anno 1346 waren nur Donner

und Rauch beeindruckend. Bei der Belagerung von Calais im Jahre 1347 wurden "dank dem Herrn und der Mutter Gottes weder Mann, Weib noch Kind von den Kanonen verletzt", wie eine Chronik vermeldet. Die Feuerwirkung der Artillerie steigerte sich nur allmählich: Als die Engländer 1428 Orleans mit 5 000 Steinkugeln be­schossen, töteten oder verwundeten sie dabei 50 Personen. beschädigten wenige Häuser und schafften es nicht, d ie Stadt­mauern zu zertrümmern. Kaiser Maximilian ( 1493- 151 Y) , d er " Va­ter der Landsknechte " ~ konzentrie rte se ine Geschütze bereits wirkungsvoll in der vor­dersten Linie der Fe ldschlach t und zog in .,Büchsenmeister -Schulen" Fü hrernach­wuchs für seine Artillerie heran. Die Büchsenmeister wurden zu unent­beh rlichen Fachleuten sowohl fü r das Her­stellen von Rohren und Geschossen als auch ftir die Bedienung der Geschütze im Gefecht Sie organisierten sich in Zünften und galten als Handwerker. Erst im 18. Jahrhundert schwand die zunflmäßige Gliederu ng. Büchsen meister und Feuer­werker wurden zu Unteroffizieren, Offi­ziere übernahmen die taktische Führung. Die Bedeu tung der Artillerie wuchs: Bei der Schlacht von Mo llwitz 1741 verfügte die preußische Armee über je ein Geschü tz auf 11100 Mann Kampf truppen, 1760 bei Torgau kamen bereits 6 Geschütze auf 1000 Mann. Friedrich der Große schu f sich eine auSgezeichncte " Reitende Artillerie':. weil er den Zusammenhang zwischen Feu­erkraft und Beweglichkeit erkannt hatte. Doch erst die Französische Revolu tion des Jahres 1789 brach te mit den Massenhee- ' ren die klare Gliederu"ng in Divisibhcn mit ständiger Auss tattung an Artillerie. Die Feldartillerie gliederte sich in großkali­brige Geschü tze zum Niederkämpfen der feindlichen Artillerie und in leichte re Ka­nonen zur Bekämpfung von I nfanterie lind Kavallerie. Beide Geschütztypen ha tten eine Schußweite von I 500 m und e ine Feuergeschwindigkeit von e inem Schuß pro Minute. Mit der industrie llen Revolution und dem Einsatz maschine ller Werkzeuge begann die Serienproduktion von Kriegsgerät: Krupp in Essen lieferte 1859 die ersten 300 r;e~chlitze mit gezogenen Rohren aus Gußstah l an die preußische Armee, dic dann den Ausgang der Schlacht von Kö­nigsgrätz beeinflußten.

Im Deutsch-Fran zös ischen Krieg 187017 1 feu erten die preußischen Geschütze dop­pelt so schne ll und 1 000 m weiter - bis zu 3500 m -als die französ ischen. Der Muni­tionsbedarf stieg und damit die Stärke der Nachschubtruppen. Die Gefechtsordnun­gen lockerten sich auf, de r überbl ick über pie Schlacht ging verloren; Kriegsgerät wurde teurer, damit wuchsen die Steuerla­sten. Das so ll te sich im Ersten Weltkrieg noch viel stärke r ze igen - 19 14 bis 191 8 wurde das Kriegsbild von der Artillerie geprägt. Zählte man 1870 auf 350 Soldaten e in Ge­schürz,sowardas Verhältnis 19141 : 200, und während der Mate ri alschlachten in Frankreich von 1916 bis 19 18 kam ein Ge­schütz auf je 60 Mann - die Minenwerfer nicht mitgerechne t. Die 36 Geschütze ei­nes Feldartillerie-Regiments konnten theore ti sch innerhalb von dre i Monaten ebenso vie le Granaten verschießen wie die gesamte d eutsche Artil lerie 187017 1, näm­lich 670000 Schuß. Geschütze und Ma­schinengewehre nagelten die Soldaten fes t an den Boden, e in Bewegungskrieg war unmöglich geworden, vo r all em deshalb, weil d ie Artillerie nicht mehr imstande war, bei e inem in Gang ko mmenden Vor­marsch durch das \Ion ih r zerschossene Ge­lände der Infanterie zufolgen. Anderer­se it s vermochte die I nfante rie ohne e ine ihr voranro llende Feuerwalze der Artillerie­unterstützung ke inen Rau m im Sturman­griff zu gewinnen. Der Versailler Vertrag schränkte die Artil­leri e der Reichswehr ganz entschei\lend ein: Das Standardgeschütz war die 7,7.­cm-Feld kanone. Insgesamt bes tand die Artillerie aus 24 Abtcilu ngen. Beim allge­meinen Heeresau tbau ab 1934 vermehrte sie sich unglaublich rasch: Die Zahl" der Regimentss täbe verdre ifachte, die der Ab­teilungen vervierfachte sich, der Anteil an schwere r Artillerie stieg auf e in Drittel. Aus bescheidenen 288 Feldgeschü tzen mit dem Höchstkalibe r von 10,5 cm entwik­kelte sich in unglaublich kurzer Zeit eine moderne, schlagkräftige A rtilleri e mit ho­hem Ausbildungss.tand . Zu Beginn des Zweite n Weltkrieges waren 12,8 Prozent der Soldaten des Heeres Artilleristen : 483 378 Offiziere , Un te roffiz iere und Mannschaften. Die Hauptlast des Kampfes trug die Divi­sionsart ille rie mit der Batterie al s Grund­e inheit. Die ,.Balle rie le FH 18 (besp)" (le ichte Feldhaubitze 18, bespannt) hatte 194 1 eine Soll slärke von 4 Offizieren, 30 Unter­offizieren, 137 Mannschaften und 153 Pferden. Gegliedert war sie in: Batterie­trupp (Führung, Beobachtungs- , Vennes­sungs- und Rechenkräfte sowie 3 berittene

Fernmelde trupps) , Nachrichtenstaffel mil Beobachtungs- und leichtem Fernmelde­wagcn, Geschützstaffel mit vier leichten Feldhaubitzen 18 (Kaliber 10,5 cm) und MGs zur Luftsicherung. zwei Munitions­staffeln mit je. 4 Munitionswagen. dazu die Trosse der Batterie. Die " Batterie le FH 18 (mot)" e iner Infan­ter ie-Division (mot) oder einer Panzer­Division war 4 Offizie re, 22 Unteroffizie re und 96 Mannschaften stark . Statt der Pfe rde besaß sie 26 Kraftfahrzeuge und 5 Kräder. Die " Batteri e le FH 18 (mot) " e ine r Pan­zer-Division besaß I Offizier, I Unteroffi­zier, 4 Mannschaften und I Pkw mehr. Sehr ähnlich waren die Batterien schwerer Fe ldhau bitzen, besaßen aber zusätzl ich 1 Funktrupp und 4 schwere Feldhau bi tzen 18 (Kaliber 15 cm). Drei Batterien bildeten e ine Abte ilung, aus 3 bis 4 Abteilungen formierte sich das Artillerie-Regiment . Das übliche Artillerie- Regiment einer In­fanteri e- Divisio n gliederte sich zu Kriegs­beginn in drei le ichte Abte ilungen mit zu­sammen 36 1e FH 18 und eine schwere Ab­te ilung mit 12 s FH 18. Mi t der Regi­ments-Stabsbatterie hatte das Regiment eine Stärke von 48 Geschü tzen, 3 172 Sol­daten , 2 208 Pferden und 457 bespannten bzw. mo torisier ten Fahrze ugen. Diese Gliederungen ändern sich im Laufe des Krieges auf vielfältige und unüber­sichtliche Art . So wird be i den Infante­rie-Divisionen der 21. Welle statt der schweren Abte ilung eine SturmgeschUtz­Abte ilung ins Artillerie- R egiment über­nommen. D ie " Panzer- Division 44" erhie lt e in Pan­zer-Artillerie-Regim ent , bestehend aus: einer Panzer-Haubitz-Abteilung (~it 2 Batte rien "Wespe", e iner Batterie " Hummel" ). einer leichten Panzer-Artil ­lerie-Abtei lung (mit 2 Batterien zu je 6 le FH 18 mit Z ugmaschinen) und einer schweren Panzer-A rti ll erie-Abtei lung (mit 2 Ba tte rien s FH 18 und e iner Batterie lO-cm-Kano nen - alle mit Zugmaschi­nen). Außerdem gehörten zu diesem Divi­sionstyp - wie auch zur Panzergrenadie r­Divisio n 44 · - e ine Panzer-Sturmge­schütz-Abte ilung mit 2 Batterien zu je 14 Sturmgeschützen und e ine mo torisierte Heeres- Flak-Artillerie-Abteilung mit zwei 8,S -cm-Batterien und e ine r Batterie mit 2-cm-Vierlings- und 3,7-cm-Flak, schließ­lich noch eine Panzer-Beobnchtungs-Bat­terie, die dem Panzer-Artillerie- R egiment zur Verfügung stand. Um ko nzentrier te r-euerkraft einsetzen zu können, wurde über den Regimenlsrah­men hinaus gegri ffe n : 1943 wurde die 18. Artillerie-Division aufgestellt und - nach

219

Page 6: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSaaaaannddddiiiinnniii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrcchhh

iiiivvv

o

220

Page 7: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAArrrrrrccccchhhhhh

iiiiivvvvvv

<D Im modernen Bewegungskrieg mußte auch die Artillerie mithalten können. Sturmgeschütze als voI/­gepanzerte Begleitartillerie und Geschütze auf Selbstfahrlafetten erfüllten diese Forderung. Hier eine 15-cm-Panzer-Haubitze auf dem Fahrgestell des Panzers IV (Hummel) ~ Mit den Raketenwerfern begann auf deutscher wie auf sowjetischer Seite eine vö/Ug neue Entwicklung. An diesem deutschen 21-cm-Nebelwerfer sind die Austrittsdüsen der Treibgase erkennbar: Sie waren schräg versetzt und gaben dem Geschoß den notwendigen Dral/ zur Stabilisierung. Die Schußweite des Werfers betrug 7850 Meter @ Eine V 1 nach dem Start. Diese deutsche Geheimwaffe, ein unbemann­ter Flugkörper. hatte eine Reichweite bis zu 370 Kilometer ® Eine V 2 (A 4) hebt ab. Die Entwick­lung der Flüssigkeitsrakete in Deutschland ist beispiel/os in der Kriegsgeschichte. Die Reichweite der

. V 2 von 400 Kilometern war damals eine Sensation. Inzwischen haben ihre Nachfolger den Weltraum erobert

mißglücktem Einsatz 1944 wieder aufge­löst. Es entstanden 6 Heeresartillerie-Bri­gaden, die mit 36 schweren Geschützcn e i­nem Heeresartillerie- Regiment entsp ra­chen, und 13 Volksarti ll er ie- Ko rps. Auch diese "Korps" waren all enfall s e iner Divi­sion vergleichbar - sie hallen 72, in ande­rer Glicderung 87 Geschütze von leichten bis zu schweren Kalibe rn. Außerdem gab es Heeres- Flak-Artill crie- , Heeres-Stur­rnartillerie- und Werferbr igaden. die mit geschlossener Feuerkraft zur Verstärku ng in Angriffs- oder Abwehrschwerpunkten eingesetzt wurdcn. Diese Anil l~rie-Großve rbände unterstan­den direkt den Heeres-Gruppcn oder Ar­meen, die außerdcm jcwei ls mehrere A b­teilungen schwerster Artiller ie erhie lten. Schwere Arli lleric-Abte ilungen gehörten als Verstärkungst ruppe n zu den A rmee-' Korps. Im Rahmen der Korps und Armeen wurde außerdem die Nebcltruppe, später Werfertruppe, eingesetzt. Sie war die mo­derne Raketenart ill erie. Der Höhepu nkt artilleristischer El1Iwick lung brachten d ie revolutionären Fernrakelen. Die Heeres-Flak wurde - angefangen von der Batterie - als durchsch lagende Ab­wehr- Waffe gegen Panzer e ingesetz t. 1945 bestanden 68 Heeres-Flak-Abte ilu ngen. Wei l die Mar ine-Artille rie die Tausende

Kriegsende aus ei ner Vic lzah l von Typen, darunter Ncuentwicklu ngen wie auch be­he lfsmäßigen Lösungen lind Improvisat io­nen, so z. B. ß eutegeschii tze auf deu t­schen Fahrgestellen als Selbstfahrl afetten und umgekehrt. Z ur Standardau'srüstu ng gehörte d ie le FI-I 18 L/28 mi t Spreizlafette und später e ine r Mündu ngsbremse, die ihre Schußweite auf 13 km e rhöhte. Ihr Kalibe r betrug 10,5 cm, das Geschoßgewicht 15 kg. Die s FH 18 (schwere Feld haubi tze 18) hatte ein Kal ibe r von 15 cm und schoß 43,5 kg schwere Grana ten bis zu 16,3 km weit. Zum Fern ka mpf der motorisierten A rt ille­rie- Regimenter wurde die schwere 10-cm- Kanone 18 verwende t: Sie schoß biszu 19 km weit. Typische Kriegsentwick lu ngen waren d ie Arti lle ri e-Selbst fah rlafetten : auf Panzer­fahrgestelle mon tierte Haubitzen. Stan­dardwaffe der leichten Panzer-Artille ­rie-Abteilung war d ie" Wespe" mit e ine r le FH 18, entsprechend die " Hummel" mit der s FH 18 auf Panzerfahrgestell. Bereits 1936 waren Stllrmgcschülze a ls " Begle itartillerie unte r Panzer fü r Infa nte­rie und Panzerabwehr" gefo rdert worden. Die erstell 4 SlUfmgesch ti tz- Batte rien be­währten sich im Frankreichfcldzug. D ic Sturm art illerie wurde bald zum Ramm-

\'on Kilometern besetzte r Küsten nicht a l- bock der Infan te rie und vern ichte te bis lein sichern ko nn te. wurde ab 1'J40 d ie zum Frühjahr 1944 über 20000 Feind-Heeres-Küsten-A rtil lerie aufgeste ll t, die über 4 000 Geschi il ze, meist all s ß eutebe­ständen, besaß. Der Geschü tzpark de r A rtillerie - an rangs klar und übe rsicht lich - bestand gegen

panzer. Legendär wurde das Stu rmgeschütz 111 mit der 7,5·cm-Sturmkanonc L/ 24 oder U48 mit und ohne Mündungsbremse. Ei n D ri t­tel der SllI rmgeschülzc wurde mit der

I O:5 -cm-Sturmhaubitzc U28 ~usgestattet. I-l auptwaffcn der Gebirgs~ Divisionen,

aber auch de r J äger- und einiger leichte r Divisio nen waren d ie 7,5-cm~Gebirgska­none M 36 und die 10 ,5-cm-Gebirgshau­bitze M 40. Sie ko nn tcn in der oberen Winkelgruppe Steil fe uer schießcn und wa­ren in mehrere Lasten zerlegbar. Die Fa ll schirm-Artill erie besaß riickstoß­freie Leichtgeschütze, gle ichfa lls zerl egbar und in mchrercn Lasten am Fall schirm ab~ zuwerfen. Das hauptsächlich verwendete LG 40 LI 13 wog 388 kg, ha tt e das Kaliber 105 . mm, e ine Schußweite von 8 km, eine Rundum feucr-Lafette lind eine Feuerge­schwindigkeit von 8 Schuß je Minute. Das Rückgrat der schweren Heeres-Artil ­lerie der Armee-Korps bilde ie die 17-cm-Kanone 18 in Mörserlafette. Ih r Ge­wicht : 17 ,5 I , d ie Schußwei te: 29,6 km, die Schuß folge: 40 Schuß pro Stunde. E ine vö llig dominierende Stellung inner· ha lb der Heeresartille rie nahm d er 2 1-cm-Mörser von Krupp e in. Er war in zwei Lasten ve rte ilt motorisiert und schoß 16,7 km weit. Z ur schwersten Artillerie zäh Ite d er 60-ern- Mörser " Kari" auf Selbstfahrlafeue mit e ine r Schußwei te von 6,8 km. Seine Geschosse durchsch lu gen 25 !TI dicke Be­to nv.'ände und 45 CIll Panze rstahl. Die We hrmacht besaß 6 Stück. Die Eiscnbahngeschü (ze - sie gehörten zum schwersten Flachfeller - wurden nur in kle inen Stückzahlen hergeste llt. So gab es 13 " Bruno" -Kanonen (28 CI11) in den Vari an ten " kurz", " lang" und "schwer". Sie wirkten 29,5 bis 46,6 km weit und wur­den 1942 von der 28-cm-Kano ne K 5 (E) abgelöst, von der 25 Stück gebau t wurden. D ie Schußweite: 62 km, mi t Normalge. schoß plus R ake tenzusa tz 86,5 km u~d mit e inem un terka li br igen Geschoß 160 km. Direkt dem Oberkommando des Heeres unte rstel lt war die 80·cm-" Dora· '-Kanone (E) L/ 36 - d as schwerste Geschütz im Zweiten Weltkr ieg. Die Schußweite lag zwischcn 28 und 47 km, ihre Granaten konnten I 111 Stahl , 8111 Eisenbc LOtl oder 32 m gewachsenen Boden durchdringen. Der T ranspo rt er folg te auf dre i Eisenbahnzü­gen, das InsteIlunggehen dauerte 4 bis 6 \Vochen, für Bed ienung, Schutz, Wart ung und Ausbau der Feuerste llung wurden 4 000 bis 5000 Mann benö tigt. Abte i­lungs-Kommandeur hierfür war e in O berst. Esgab drei Geschütze dieses Typs.

o 221

Page 8: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSaaaannnnddddiiinnniii

AAAAArrrrcccchhhh

iiiiiivvv

Artillerie an der Invasionsfront

Feuer auf die eigene Stellung •••

Nach Generalfeldmarschall Rommels Vorstellung sollte bei der Invasion "der Strand die Hauptkampflinie"

sein. Vor Beginn der Landung hatten sich die Artilleristen in ihren Stellungen gegen Fallschirmjäger

zu verteidigen. Wenige Tage nach der Landung tobte der Kampf bereits im Hinterland, während viele eingeschlossenen Batterien noch Widerstand leisteten.

Horst Günter l olmein

Nacht über Frankreich. RegellwoJ~ ken über der Nonnandie: 5. Juni 1944.23 Uhr. An der üSlküste der

Halbinsel COlentin über dem St rand ost­wärts des Städtchens S1. Marcouf warfen alfiiene Flugzeuge innerhalb von 35 Minu­ten eine Bombenlast von 6QO Tonnen ab. Die Bomben zerwühlte n den Strand, zer­schlugen die sechs Fla-Kanonen der Batte­rie Marcouf. durchdrangen aber nicht die vier Meter dicken ßClOnmauern der bei­den Bunker mit den zwei eingebauten 21-ern-Langrohrgeschützen. Die schwere Ma­rine-Batterie Marcouf blieb feuerbereit. Sie galt als einer der Eckpfeiler des Atlan­tikwalls - freilich war sie noch nicht fe rtig­gesteIlt. Einige Bunker standen als Roh­bauten da, ei nige Geschütze fe hlten noch, die Munitionsbestände waren nicht vo ll aufgefüllt, die ßunkeröffnungen besaßen keine Stahlblenden. und die schwere Stahlpanzenlllg der Scharten blenden war zwar vorn Nachschublager in Bad Segeberg abgeschickt worden, jedoch nicht ange­kommen ; auf irgendeinem zerbombten Bahnhof mußte sie liegengeb lieben sein . Gleich schlimm : Die Feuerleitan lage war nicht gel iefe rt worden, ebenso fehlte e in Funkmeß ( Radar)-Gerät. Oberleutnant Ohmsen war Chef der See­zieI-Batlt:ric Marcouf, die über eine Per­son alstärke von 400 Mann verfügte. ' Durchweg waren es Mar inearti ll eristen von 38 Jahren und ä lter~ zusammengewür-

222

fe it aus zahlreichen Einheite n, doch bere its gehärtet in zahllosen Bombenangr iffen. In den ersten Minuten des neuen Tages, des 6. Juni , erh ielt der Batteriechef O hm­sen die Meldung, daß e ine der Ortsunter­künfte se iner Batte rie durch Bombenvoll­treffer vernichtet worden sei. Ein ausge­.. andter Berge trupp kehrte zurück: Er war unterwegs von amerikanischen Fallschirm­i äge rn beschossen worden. Eine Fall schi rmj ägerlandung - das konnte der Beginn der Invasio n se in. Oberleut­nan t Ohmsen schickte einen Stoßtrupp los, der mit 20 Gefangenen zu rückkc;hrte. Über dem Nachbarstützpunkt Azeville -vier Kilomete r landeinwäns - waren eben­falls Fall schirmjäger abgesp rungen und di­rekt in die Feuerste llung der 9. Batte rie des Küsien-Artille rie-Regiments 945 des Heeres gefallen. Oberl eutnant Kattnig, dem Stützpunktfüh rer, sank ein amerika­nischer Offizier so direkt vor die Füße, daß Katt nig ihm auf die Fall schirmleinen trat und ihn gefangennahm . Kattnigs Artilleri­sten wehrten die Am erikaner ab . Kurz da­nach kam Oberleutnanf Hansjörg Habel von der Nachbarbatterie mit ein paar Sol­daten in den Stützpunkt - den letzten sei­ner Batterie. Amerikaner waren mitten im Zeltlager se iner Kanoniere niedergegan­gen und hatten die meisten erschossen. Die seit langem erwartete Invasion hatte begonnen, und die Feuerstellu ngen der Arti ll erie waren die el'sten Z ie le des Fein­des. Bomben und Fall schirmjäger sollte'1 die Geschütze ausschalten, denn die deut­sche Artiller ie war die entscheidende

Waffe in der Invasionsabwehr. Von ihr · hing das Schicksa l der Westfront ab. Auf die viel zu schwachen Kräfte derdeutschen Luftwaffe und Marine war nicht zu hoffen. Die Art ill erie jedoch sollte nach den Wor­ten des Generalfe ld marscha1ls Erwin Rammel " den Landestrand zur Haupt­kampflinie machen" . sie sollte den Feind in der für ihn gefährlichsten Phase der An­landung zersch lagen. denn da war er am schwächsten. Die höchste Kunst des Artil ­leristen ist es, mit indirekt gerichtetem Feuer den Feind zu ve rnichten , ohne daß

·die eigenen Kampf truppen überhaupt der unmitte lbaren Wirkung des fe indlichen Feuers ausgese tzt werden müssen. Die Stunde der Artillerie stand bevor . Die Bat­terien Marcou f und Azevi lle rückten in den Mittelpunkt der Schlacht. Sie waren dafür nur ungenügend gerüstet, doch vie le an­dere Batterien standen weit schlechter da: D ie Artillerie der meisten Infante rie- Divi­sionen an der Invasio nsfront war ortsfes t und nu r zum Teil bespannt . Ihr Geschütz­park galt als das Artille riemuseum Euro­pas. Ab Ende 1942 war die Neuentwick­lung von Geschü tzen eingestel lt worden und zugunsten des Panzerbaus keine Mas­senproduktion von Artll1eriewaffen e r­folgt. Die äußerst schweren Geschützver­luste von Stalingrad und Tunis wurden nicht erse tzt. H itler hatle die bisherigen Erfo lge der Arti llerie als e ine Selbstve r­ständlichkeit hingenommen, jedoch ve r­gessen, daß sie spätestens sei t dem Ersten Weltkrieg e ine un verzichtbare , schlacht­entscheidende Waffe war. So kam es, daß an der Invasionsfront mehr belgisehe. engl ische, französische, italieni­sche, jugoslawische, niederländische, no r­wegische, poln ische. russ ische und tsche­chos lowakische Beutegeschü tze standen al s Kanonen deutscher Konstruktion. Bei den 86 Batterien des an der be lgischen Kü­ste e ingesetzten LXXXIX. Armee- Korp:-, war die 8.S -F1ak der ei nzige deutsche Ge­schütztyp . Die Bewährung d ieser zusammengewür­felte n d eutschen Artillerie begann um 5 Uhr mo rgens am 6. Juni 1944. Oberleut­nant Ohmsen griff zum Telefon und mel­de te dem Seekommandanten in C her­bourg sachlich: " In der Seine-Bucht meh­rere hundert Schiffe. Frage: Eigene Fahr­zeuge in See?" Konteradmiral Hennecke, der Seekommandant. antwortete: " Ne in , ke ine eigenen Fahrzeuge in See. Wenn Fahrzeuge ausgemacht , dann Gegner. Schi eßerlaubnis. Munition sparen. Ende." Pau l Carell schreibt in se inem Buch uSie komm en··: "Man mul3tc - wie in alten Zei­ten der Artillerie - mit der Grabenschere schießen . das heißt mi t einem auseinan­derklappbaren Fernrohr mit Grade inte i-

Page 9: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

21-cm-Eisenbahngeschütz K 12 (EI. Die " Paris-Kanone" des Ersten Welt­krieges stand bei diesem Ferngeschütz Pate. Seine größte Schußweite betrug 115 Kilometer. Von der Konstruktion und Ballistik her ein modernes Geschütz, aber seiner Aufgabe. den Feind im Hinterland zu beunruhigen, wurden die Luftwaffe und die V-Waffen erfolgreicher gerecht

Page 10: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSaaannndddiinnniii

AAAAAAAAAAAAAAAAArrrccchhh

iiiivvv

lung. Eine selbstge bastelte EA-Mcßuhr, eine Entfernungsuhr mit Aufschlagmes­sung, war der große Luxus der Batterie. So ausgerüstet stand Marcouf der größten 1n­vasionsflotte der Geschichte gegenüber. " Oberleutnant Ohmsen gab seinen drei Ge­schützen - zwei fest in Bunkern eingebaut, eins in offener Stellung, alle 2 1-cm-Lang­rohr - das Feu er frei. Drei Geschütze mit primit ive r Feuerleit­einrichtung nahmen es mit einer am erika­nischen Flotte, dem Schlachtschiff "Neva­da" und einern Dutzend Kreuzern und Zerstörern auf. Die US-Kriegsschiffe hat­ten mit genau errechneten Werten und aufgefaßtem Z iel darauf gewartet, bis die Batterie Marcouf sie entdeckt haben wür­de. Kaum hatte Ohmsens Batteriesalve die Rohre verlassen, blitz te es bei den Am eri ­kanern auf. Schon ihre erste Salve lag dek­kend auf dem Batteriegelände von Mar­cour. Doch mit der zweiten Salve hatten sich auch d ie deutschen Marinekanoniere ein­geschossen: Vo ll treffer zwischen Schorn­stein und Brücke des Zerstö rers "Corry". Das Schiff begann zu qualmen, stoppte, Heck und Bug hoben sich empor, dann brach es auseinander (nach amerikani­schen Angaben so ll es nach dem Artillerie­treffer auf eine deutsche Mine gelaufen sein) . Kurz nach 8 Uhr fiel das Geschütz T der Seeziel-Batterie Marcou f durch einen schweren Treffer vor den Bunker aus. Oberleutnant Ohmsen schoß mit zwei Ge­schützen weiter. Ein anderer Zerstörer lief auf das Wrack der "Corry" zu und geriet dabei in das Schußfeld der 4. Batterie des Küsten-Artilleri e-Regiments des Heeres 126 '1 bei Q uineville. Die Heeresartilleri­sten trafen ihn mehrmals, eine Granate se tzte offenbar d ie Ruderanlage außer Be­trieb, das Schiff lief im Kreise, blieb liegen, neigte sich, das Achterdeck geriet unter Wasser, sinken konnte es in dem fl achen Wasser nicht. Um 9 Uhr' traf ein 35,6-cm-Geschütz des Schlachtschiffes " Neva­da" die Schießsch arte des Geschützes [l

der Batterie Marcou f mit fürchterlicher Wirkung. Während die Batterie Marcouf mit den US-Kriegsschiffen im Feuerkampf stand , hatte längst die Landung der Am erikaner in der Seine-Bucht begonnen. Fast gleich­zeitig hatten die Beobachtungs(B)-5tcll en der Artillerie die alliierte Lanclungsno ttc entdeckt: Major Pluskat, Kommandeur der I. Abteilung des Artilleri e- Regiments 352, meldeteseiner Division, in der ganzen Seine-Bucht lägen "zehntausend Schiffe" . Ocr Ic (Feindlage-Offizier) hegte Zweifel: "So viele Schiffe besitzen die Am erik aner und Engländer zusamm en nicht." Auch

224

Page 11: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAArrrccccchhhhh

iiiivvvv

auf die B-Stellen und Feuerstellungen von Pluskats Abtei lung hagelten schwere Bomben. Doch wunderbarerweise wurde keines seiner zwanzig Geschütze zerstört, die Kanoniere erlitten keine Verluste, selbst die F~rnsprechleitungen blieben heil. Die deutschen Marine-Arti lleristen von Port en Bess in erkannten zur gleichen Zeit die Landungsflotte und schossen Leucht­kugeln als Erkennun gszeichen - d ie Schiffe antworteten nicht lind gaben sich dadurch als Feind zu erk ennen. Im Widerstandsnest WN 62 in den Dünen vor Colleville überstanden die 20 Infante­risten und alle Artilleristen der B-Stelle der 1. Batterie von Plusk ats Abteilung ebenfalls unversehrt den ihnen zugedach­ten Bombenangriff. Oberl eutnant Frer­king, Chef der I. Batter ie, gab über Feld­fernsprecher von WN 62 in die Feuerstel­lung durch: " Zielpunkt Oora, zwote La­dung, Aufsch lagzünder, ganze Batterie von Grundrichtung 20 mehr , achtundviel'­zighundert und fünfzig - Feuerbereitschaft melden! " Weiter hinten, in der Feuerstel­lung von Houtteville, glitten die Granaten in die Rohre de r vier IO,S-crn- Haubitzen. Frerkin g beobachtete die Landungsschiffe, olivgrün uniformierte amerikanische Sol­daten sprangen von dort ins Wasser, schwammen einige Meter, fühlten Grund, wateten dem Strand zu. Die Schiffsarti lle­rie dcr Landungsfloue schoß eine schüt­zende Feuerglocke vor ihre an Land ge­henden Sturm truppen, doch das Feuer lag zu kurz. A ls die heranwate nden Amerika­ner knietiefes Wasser erreicht hatte, gab Frerking se iner Batterie den Feu erbefehl. Zur selben Zeit setzte der Abwehrkampf der Infanterie mit Maschinengew~hren

und G ranatwerfern ein. Am Landestrand " Orn aha", Unterabschn itt " Fox green ", rannten zwei US-Slurmkompanien in ihr Verderben. Nur wenige Soldaten gelang­ten an den trockenen Strand und nahmen Deckung hinter den Loren einer Feldei­senbahn . Genau dorthin lenkte Frerking das Feuer se iner Batterie. Ebenso vernichtend wi rkte das deutsche Feuer in. den anderen Unterabschnitten von " Omaha" , besonders in " Easy red" und " Dog green". Chaos auf Omaha: Es herrschte Ebbe, und Tote und Verwundete lagen im flachen Wasser. Die von 'den Landungsschiffen a usgesetzten Schwimm­panzer waren der rau hen See nicht ge· wachsen Lind gingen unter, nur zwei er­reichten den Strand. Dort wurden sie von Pluskats Haubitzen abgeschossen. D ie amerikanischen Sturmtruppen schmolzen . zu kleinen, demoralisierten Grüppchen zu­sammen. Vier Stunden nach Landungsbe­ginn lagen auf den 6 Kilometern des Oma-

225

Page 12: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSaannnnndddddddiiiinnniiii

AAAAAAAAAAAAAArrrccchhhhhhhhh

iiivvv

ha-Strandes übe r 3 000 Tote und Schwer­verwundete. D as V. US- Korps meldete um 8,30 U hr (de utsche Sommerze it): " Sturm­e inh eiten in Auflösung. Schwe rste Verlu­ste. Fe indfe uer ver hi nde rt Sprung übe r die Str andlinie . . ...

Die deu lsc~e Artill erie hielt sich a n de n von G e neral feldmarschall E rwin Rommel fü r den Invasionsfall geprägten G rundsatz: " D er Strand is t die H aupt kampfJinie!" Sie kämpfte gegen d ie stärkste n Landungs­kräfte der Kriegsgeschichte a n, d ie von der mächtigsten Schiffsansam mlun g aller Zei­ten ge tragen und unterstützt wurden: 5 Sch lachtschiffe, 23 Kreuze r, 69 Zerstörer, 56 Fregatten und Korve tten , 247 M ine n­sucher, 5 Mo nitore und Kano nenboote, 256 kleinere Schiffe und 4 126 Landungs­schiffe . Mit den T ransporte rn waren es ins­gesamt 6 000 Schiffe. Die de r Übermacht entgegen tre tende Tapferkeit kon nte die fe hlende n eigenen Luftwaffen- und Marinekräfte nicht aus­gleichen. Am "Utah-ßeach" , de m anderen amerikanischen La ndestrand , ging der von Infante risten und Artilleri sten besetzte Stützpunkt W 5 unter : Auch W 5 hatte un­ter einem Bombenteppich ge legen, de r die 7,5-cm-Pak zerschlug, die 8,8-Flak be­schäd igte und zwei Munitionsbunker in d ie Luft tliegen ließ. Nach den Bombern ka­men d ic j agdbomber und lösten ihre Rake­ten aus: Die beiden Eckbunke r mit de n 5-clll- Kanonen e rhielten Vol ltreffer. Die Bedienungen waren tot oder scll\ve r ver­wu ndet. die Kanone n Schrott. De nnoch kämpfte W 5 weiter. Die Feld kanone 16 des Stützpun kts eröffn ete das Fe uer auf e i­nen heranjagende n Zerstörer, der se iner­seits Salvcn feuerte. Die dritte Salve lag genau.irn Z iel: d ie G eschü tzbedie nu ng to t, die FK 16 e in Klumpen ze rspe lltes Metall. Doch noch immer war d ie 8,8-Flak da . Aber je tzt setzte das Fe uer der US-Schi ffs­artill er ie e in. Geschosse schwerster Kali­ber zerschlugen die Stache ldrahtverhaue, ebne te n die Gräben ein, ließen die Mine n­fe lder hochgehen, trafe n de n Flammen­wer ferstan d. zenrürnmen cn die Stein ba­racke, zerstörten die Fe rnmclde verbin­dungeil. A ls der Fe uersturm e!1de te , e r­blickten die Übe rlebende n die ausboo te n­den Landungstruppen. Leutnant J ahnke, der Stützpunktkommanelanl, schick te e i­nen Melder mit dem Fa hrrad zur 3 km wei­ter hi nten liegenden 12,2-cll1-Batterie des Artil lerie-Regim ents 126 1 mit eier Bitte um Sperrfeuer auf den Landestrand . Die Männe r von W 5 warte ten vergebens a uf das Sperr feucr- e in Jagdbombe r hatte den Melde r abgeschossen. W 5 wehrte sich de nnoch: Maschinenge­wehr e lind Granatwerfer gegen d ie ameri­kanischen Sturmtruppcn, denen

226

28-cm-Eisenbahngeschütz K 5 IB,uno). 1120 m {sek Anfangsgeschwindig­

seine 225 kg schwere Granate Kilometer weit

Page 13: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAArrrrrrcccchhhh

iiiivvvv

Schwimmpanzer folgten. Da geschah das schier Unglaubliche: Die von Bomben und Artilleriefeuer beschädigte 8,8-Flak be­gann zu schießen, verstummte aber bald­das Geschütz war endgültig kaputt. Dann fiel das letzte MG aus, und die Panzer schoben sich heran. Doch W 5 besaß noch einen letzten Trumpf: ferngelenkte Go­liath-Kleinpanzer, gefüllt mit 91 kg Sprengstoff. Die Goliaths fuhren den Feindpanzern entgegen. Die empfindli­chen Relais der Fernsteuerung waren je­doch durch die Erschütterungen von Bom­ben- und Granatdetonationen beschädigt : Kein Goliath gelangte ans Ziel. Gegen Mittag brachen die Amerikaner in W 5 ein und nahmen die wenigen Überlebenden als Gefangene mit an den Strand, zum Ab­transport nach England. Die 10. Batterie des Heeres-Küsten-Artil­lerie-Regiments 1261 hatte inzwischen aus 16 km Entfernung mit ihren 17-cm-Ge­schützen das Feuer auf " Utah " eröffnet. Es laggenau in den Fahrzeugpulks, Panzeran­sammlungen und Truppen - auch in den deutschen Kriegsgefangenen von W 5. Die Anlandungen gerieten ins Stocken. Die Masse der deutschen Geschü tze schoß weiter und brachte die alliierten Lan­dungstruppen in eine kritische Lage. Die Verluste der Sturmtruppen sti egen ste il an. Nicht nur auf Omaha und Utah, auch in den britisch-kanadischen Landeköpfen .. Sword", ,.Juno ;; und " Gold " im Raume von Caen detonierten die deutschen Gra­naten. Der lnvasions-Zeitplan geriet emp­findlich durcheinander. Generalleu tnant Ornar Bradley, Oberbefehlshaber der l. US-Armee, sp ielte zei tweise mit dem Ge­danken , den Angriff abzubrechen. Sein V. Korps funk·te einen Lagebericht: " Die Landungsboote wimmeln wie eine in Panik geratene Rinderherde vor der Küste und wagen sich nicht an Land. Was aber an . Fahrzeugen und Panzern an die Küste ge­langt, kommt nicht vorwärts, solange die deutsche Artillerie intakt ist. Sie muß nie­dergekämpft werden. Um jeden Preis. Sonst verlieren wir das Rennen.;; Das deutsche LXXXIV. Armee-Korps aber meldete über Omaha: " Landung bei Vier­ville so gut wie abgeschlagen!; ' Generalleutnant Bradley befahl das Nie­derkämpfen der deu tschen Artille rie-Feu­erstellungen mit gezieltem Feuer der Schiffsartillerie, das von Artil ler iefl iegern geleitet wurde. 38- und 40 ,6-cm-Schiffs­granaten deckten darautl1in Widerstands­nester und GeschützsteIlungen zu. In der Mittagszeit des 6. Juni ging die Stunde der deutschen Artillerie zu Ende. Geschü tz um Geschütz war zum Schwei­gen gebracht worden, diejenigen Kanonen aber, die noch intakt waren, besaßen kaum

noch Munition: Kurz vor Beginn der Inva­sion hatte General der Artillerie Erich Marcks, Kommandierender General des LXXXIV. Armee-Korps, befohlen, Teile des Munitionsvorrats weiter rückwärts in Sicherheit zu bringen. De~ Feuerorkan war aber so stark , daß kein Munitionsfahrzeug ihn mehr durchdringen konnte. Der Muni­tionsbestand der Beute-Geschütze reichte ohnehin nicht weit. Die in den Feuerstel­lungen verbliebene Munition aber war entweder verschossen oder durch den Be­schuß der Schiffsgeschütze zerstört. Immer mehr Widerstandsnester wurden nun von Panzern überroUt, imm er mehr Feuerstellungen vernichtet. Doch unent­wegt blitzen die Abschüsse in den Batte­rien von Marcouf und Azeville auf. Die Batterie Marcouf war am Morgen des 6. Juni plötzlich von amerikanischer Infante­rie angegriffen worden, die von der Land­seite her den Ort Marcouf besetzt hatte. Oberleutnant Ohmsen hatte eines seiner Fla-Geschütze instand se tzen lassen lind wehrte damit den Angriff ab. Die Ameri­kaner aber schlossen die Batteri e ein. Die bejahrten Marir.e-Artilleristen verteidig­ten sich infanteristisch und mußten sich schließlich in ihre Bunker zurückziehen, al s der Feind ins Batteriegelände eindrang. Alle Offiziere und Unteroffiziere der Bat­terie waren verwundet, der Arzt war gefa l­len . Die Amerikaner gingen daran , die Scharten des Führungsbunkers zu spren­gen. Da funkte Oberleutnant Ohmsen an die Batterie Azevil1e: " Erbitte Artillerie­feuer auf meine eigene Stellung - Ohm­sen." Die Batteri e Azevil1e hatte zwar das 3. Ge­schütz durch Volltreffe r verloren und war ebenfall s vom Feind eingeschlossen, doch sie schoß auf Ohmsens Batte rie . Der Er­folg war verblüffend: Die Am erikaner zo­gen sich fluchtartig zurück, vermutlich glaubten sie, ins Feuer ihrer e igenen Schiffsaitilleri e geraten zu se in . Sie ließen sogar Waffen und Gerät liegen - damit rü­steten sich nun die Marinekanoniere aus. Dann erschien auf einmal die 6. Kompanie des Infanterie-Regiments 919, die sich zur Batterie Ohmse n durchgeschlagen hatte und nun die Kampfkraft vergrößerte. Infanteristen und Kanoniere st ießen ge­meinsam den Amerikanern nach und brachten 90 Gefangene ein. Marcouf hielt auch den folgenden Tag. Die Kanoniere hatten wieder ein 21-cm-Ge­schütz instand gesetzt und warteten auf den Gegenstoß deutscher Panzer, der fre ilich nicht kam. Die oberste deutsche Führung hatte die Reserven zu spät freigegeben, die fe indliche Luftherrschaft sie blockiert. Ei n Gegenangriff am Vormittag des 6. J uni , als die deutsche Artillerie noch die Lande-

strände mit Feuer beherrscht.e, hätte Er­folge bringen können. Je tzt war es zu spät, den gelandeten Feind ins Meer zurückzu­werfen. Die Männer der Batteri e Marcouf kannten die große Lage nicht, sahen aber ihren eigenen Sieg und waren zuversicht­lich. Sie hielten unter ständigen Jabo-An­griffen durch. Auch am 8. Juni ve rsperrten die Batterien Marcouf und Azeville noch immer den Weg nach Norden. Beide Batterien waren eingeschlossen. Oberleutnant Kattnig, un­terstützt von den Resten der Batteri e Ha­bel,. hielt mit der Batteri e Azeville das 12. US-rnfanterie-Regiment auf. Gegen Mit­tag half er wieder der Batterie Marcouf aus der Klemme: Marcouf hatte unter einem Feuerschlag der US-Artillerie ge legen und war dann von amerikanischen Infanteri­sten angegriffen worden, die schließlich in den Batteriestü tzpunkt eindrangen . . S~e hatten gest reckte Ladungen bei sich, mit denen sie die Bunk er zu sprengen began­nen. Die Besatzungen wehrten sich im Nahkampf. Wie schon zwei Tage zuvor forderte Oberleutnant Ohmsen von der Batterie Azeville Feuer auf die eigene Stei­lung an. Oberl eutnant Kattnig se tzte se ine einzige noch intakte Kanon"e gegen die Batterie Marcouf ein - wieder mit dem gleichen Ergebnis: Die Am erikaner zogen sich zurück, d ie Kanoniere und Infanteri­sten von Marcouf tra ten prompt zum Ge­genangriff an. Nach am erikanischen Berichten, hatte das gegen Marcouf angesetzte US-Sturmba­!aillun über 50 Prozent Verluste. Erst am 9 . Jun i konnten die Amerikaner die Batte ri e Azeville nehmen. nachdem sie ihre Munition verbrauchl hatte. Die ßatterie M arcou f hiell bis zum 11. Juni aus. Die letzten 78 Mann schlugen s'ich in der Nacht zum 12. Juni zu den eigenen li­nien durch. Die Artillerie der Invasionsfront hatte ihre entscheidende Rolle endgültig verloren. Die oberste deutsche Führung blieb den­noch zuve rsicht lich. Ein e ganz neue, bis­lang unbekannte Artilleri e der Zukunft sollte die Entscheidung bringen: I n fie­berhafter Eile wurde der Einsa tz der Ver­geltungs (V) -Waffen vorbereitet. Adolf Hitler hatte se inem Kabine tt ver­sprochen: .,Die V-Waffen-Angriffe wer­den zeitlich auf die alliierte Invasion in Fran kreich abgestimmt. ' · Nach Hi tlers Planung sollte Lo ndon täglich mit 800 V I- Flugbombc n und 100 V 2-Fcrnrake­ten beschossen werden. Doch die V I war nicht einsatzbere it. Das Flak-Regimen t 155( W) des Oberst. Max Wachtel sollte die Flugbo mben star­ten, doch die chaotische Transport situa­tion in Frankreich - ze rbombte Straßen

227

Page 14: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSaaannnndddddiiinnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAArrrccchhhh

iiiivvvv

und ßahnstrecke n. alliierte Jagdbomber am Himmel - zögerte die Befo lgung des Befehls ,.Rumpelkammer" zum Bombar­dieren der englische n Südküste wei te r hinaus. In Sflieux lag der Regimentsge­fccl llsstand 18 Meter unter der Erde, ein ganzer ß erg war mit Stollen und Schäch­tcn unterhöhlt worden. Transporteinhcilen brachten d ie Ge­schosse .von den Entladebahnhöfen bei Nacht in die Feuerstellungen, wo sie ZlI­

saml11cnrnonticrt wurden. Am 12. Juni 1944 versam me lten sich Kriegsberichtcr und Vertre te r de r Erprobungsstc lle Pee­ncmündc wie des Reichsluftfa hrtministc­riullls im Regime ntsgefeclitsstand: Am Abcnd sollte der crste V-Waffen-Schlag begin nen. doch a lle vier Abteilungen des Regiments meldete n. daß d ie überprü­fung der Flugbomben noch nicht beendet se i. Erst um 4 Uhr morge ns des folgenden Ta­ges begann der Flugbombenstart in den )) Feuerste llunge n - aber nur 10 V I hobe n ab. 4 davon stürzten beim Abschuß ab. Dcnnoch ware n dic Engländer bcunru­lügt: Kurz nach Mitternacht des 13. Juni hatte zum ersten - und zum letzten - Mal eine schwere deutsche Batterie von Frankreich aus eine englische Stadt. näm­lich Maidstone. die mehrere lc ilc l1 hinte r der Küste lag, beschossen. dazu noch die Küslcnsladt Folkes tone.und andere Orte.

228

Um 4 Uhr hö rte das Artillerie feuer auf, doch 18 Minuten spä ter röhrte etwas Un­heiml iches durch die Lufl- d ie erste deut­sche Flugbombe. Sie detonie n e bei Gra­vesend . 30 km vor Londons Stad tmitte, in Cuckfie ld ze rplatzte mit gewaltigem Knall d ie zweite. die dri tte ze rstörte eine Eisen­bahnbrücke in Londo n und tö te te sechs Menschen. die vierte schlu g in Sevenoaks ein . oh ne Verluste zu vcrursachj:: ll , zwei V I st ürzten beim Anflug in den Ärme l­kanal. Am 16. Juni se tzten die V I-Angriffe mit größerer Wucht. jedoch nicht so heftig. wie "-l iller angenommen halte, gegen London ein . Oberst Wachte l hatte befoh­len: "Mit alle n Geschützen schieße n auf Ziel NT. 42, Feuerschlag. Ve rgleichsc nt­fernllng 200 km. Vergleichszeit 23. 18 Uhr (Einschlag 23.40 Uhr). A nschließe nd Dauerfeue r bis 4.50 Uhr!" Am frühe n Morgen funkte e in Aufklärer über " Ziel NT. 42" - Londo n - : "Starken Feuerschei n. wie bisher bei Angriffen . .. noch nicht gesehe n." I n den ersten zwei Wochen der Flugbombe noffensive fl ogen 2 000 V I die briti sche Hauptstad t an. beschäd igten täglich rund 20000 Häuser und ließe n ein Sechste l der Kriegsproduktion von London ausfalle n. Am schl immsten waren d ie A uswirkun­gen auf d ie Kampfmoral der alliierten Solda ten an der Invasionsfront. die Nacht

fü r Nacht das e igenartige Orge ln der V I-M otoren über sich hörten und wuß­te n, daß bri ti schen Süic!ten die Vernich­tung drohte. Am 18. Juni - das Flak -Regiment 155 (W) hatte die 500. V I gesUl rte l - stürzte eine Flu gbombe auf die Wache der We ll ing­ton-K aserne, nahe des Londoner Buk­kingham-Pa laslcs. lind tötete 123 Perso­nen, darunter 63 Soldaten. Es wäre sinnvoll gewesen. die V I gegen d ie E in- und Ausschiffungshäfen der In­vas ionsfront zu richten. doch Hitle r baute auf die Demoralis ierung de r Londoner und verboI bei einem Kurzbesuch in NordErankre ich am J7. Juni , andere Ziele auch nur in Erwägu ng zu ziehe n. Tatsächlich wurden die Flugbombe n-An ­griffe für Londo n zu einer ze rmü rbendcn Qual. Es nutzte wen ig. den Londonern zu erk läre n. 'daß d ie C hance. von ei ne r V I ge töte t zu werden, stat istisch nur 1 : 53 000 stünde. We r immer konnte , ver­ließ die Hauptstadt , Plünde rungen getrof­fe ner Häuscr ware n ein alltäglicher Vor­gang. Die Alliierten mußten starke Kräfte nach London ve rlegen: Flakverbände, zu ­siitzliche Radargerä te, Sperrballons. Jagdstaffe ln. Es gelang der Flak. zahlrei­che Flugbomben abzuschieße n. zum al s ie m iL dem neue n amerikan ische n Ab­standszlinder schoß, doch die Deutschen schossen gle ichzeitig V I in Schwärmen

Page 15: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiii

AAAAAAArrrcccchhhh

iiiiiivvvvvvv

Am Morgen nach der Landung : ein umgepflügter Küstens treifen, zers törte Stellungen. zersch ossen e Landungs­boote und Berge, von leeren Geschoß­körben (links im Bi ld)

ab, die in Massen den Flaksperrgünel durchd rangen. Die Tragflächen der Flug­bomben wa ren messerscharf und zer­schnitlen die Sperrba llonse ile; die Ge­schwindigkeit de r Flugbomben war so hoch , daß die Jäger Mühe hatte n, sie zu erreichen. Derwei len versuchten die Alliierten die V I-Absehußste lien in Frankreich zu fin­den . Schlechte Wette rl agen und das rie ­sige Areal der mögliche n Startgebie te verh inderten die Aufk lärung. Den noch waren zeitweilig bis zu 40 Proze nt a ll er al­liierten. von Großbritannien aus gefloge­nen Bombere i ns~itze vermeintl ichen Flugbomben-Feuerst e llu ngcn zugedacht. Die Deutschen wiederum zogen starke Fl akartille rieverb~inde zum Schu tz der V I-Stellungen zusam men. Einen we nn auch ge ringen Erfo lg hatten Irreführungsmaßnahmcn des britischen Geheimdienstes MI 5 : Er spielte dem Agentennetz der deutschen Abwehr fa l­sche Trefferpunkte zu und veranlaßte die Deu tschen zu korrigiere nden Einstel lun­gen am V I -Zielger~it , wodurch die Flug­bomben etwas südlicher als geplant deto­nierten. Am 2. August erre ich te d ie V I-Offens ive ihren Höhepunkt: Das Flak- Regiment 155 (W) schoß 316 Flugbo mbe n auf Lo ndon. 107 erreichten das Zielgebiet, eine traf sogar die Tower- ßrigde, die als theoreti­scher Zielpunkt bestimmt worden war. Winston Churchill , de r britische Pre­mierminister. began n. sich m it folge n­~chwere n Konsequenzen zu beschäftigen. Am 4. August ließ er sich über die Mög­lichkeit von Giftgasangriffen auf das' Deutsche Reich unterri chtcn: ' 32 000 Tonnen Scnfgas und Phosgengas lagen bereit, die ,.mehr al s die Ge bicte von Ber­!in. Hamburg, Köln , Essen, Frankfurlund Kassel zusamlllcngcnommen wirksam verseuchen" konnten. Der Gedanke an e ine Vergeltung mit Giftgas war schon zu Beginn der V I-An­griffe aufge taucht. Doch die Ame rikaner waren strik t dagegen. Eisenhower schrieb: .. \Vie ich scho n erklärt habe , bin ich gegen Vergeltungsmaßnahmen ....• Die Westa lliiert cn drangen in Frankre ich inzwischen so weit vor, daß die V I-Feuer­stellungen aufgegeben werden mußten. Am I. September detonierte in England die letzte in Frankreich ges tarte te Flug­hornhc.

Fast zur gleiche n Zcit bezogcn die I. und 2. Batterie der Artillerie-Abteilung (mot) 485 Feuerste llungen im Raulll der nieder­ländische n Hauptstadt Den Haag. Die er­sten Arti ll erie-Fernrake te n der Kriegsge­schichte wurden abschußbcreit gemacht. Es hande lte sich dabe i uni das .,Aggregat 4" (A 4) , das bald den Propaga ndanamen " V 2" tragen so ll tc. Die ersten beiden Raketen hatte n e inen Fehlstart. Jedoch am 8. September 1944, um 18.43 U hr englischer Zeit , hörten die Londo ner zum ersten Mal den charakter istischen Do p­pelknall eines Scha llmauerdurchbruchs. Es war wie der plötzliche Do nner ein es Sommergewitters. Es blitztc in C hiswick: Eine A 4 schlug e in, töte te drei Menschen und verletzte 17 andere schwer. 16 Se­kunden später krachte eine weitere A 4 bei Epping in fre ies Gelände. Sekunden danach erst war das Geräusch durch die Luft heranrasender Flugkörper zu hö ren ­der Schall hink te dem Einschlag nach. Abwehrmaßnahme n waren wirkungs los. Versuche, die heranrasende A 4 mit Ra­dar an zumessen und mit der Flak Sperr­fe uer zu schießen. wurden gar nicht un­terno mmen, als Ka lku lationen ergaben. daß 320000 Granaten vc rschosse n wc.r-· den müßten, um eine einzige A 4 treffe n zu können. Sinnvo ller waren Aufk lä­rungsflügc über den ve rmuteten Ab­schußgebie ten in Holland. In zwölf Tagen wurden 56 Rake ten abgeschossen, dann mußte n sich Rake ten- A rtiller isten wege n Zurück ve rlegung der Front nach Z wollc bzw. De utschland abse tzen. Die geringe Feuergeschwind igkeit hattc ihre Gründe in der ma ngelhaften Versorgung und in technische n Schwierigkeite n; die Zahl der Versager war hoch. Hinzu tra ten große Produkt ionsschwie rigkeiten. Die V 2 war ihrer Z eit weit voraus, sie war der erste Schritt auf dem Weg zllr 25 Jahre spä ter erfolgten Landung auf dem Mo nd - als

. Kriegswcnde versagte sie in diesem Sta­dium. Ln E ngland schlugcn 11 5 V 2 e in lind töte te n 2 724 Mensche n. Hätte man mit der V 2 Lo ndo n so wirkungsvoll bom­bardie ren wollen wie die All ii e rten Ber lin - nämlich mit 50 000 To nnen Sprengstoff - . dann hätte n 66 000 V 2 Lo ndon treffe n müssen (jede V 2 war mit 750 bis 1 000 kg Spre ngstoff gefü llt) . A lbcrt Speer. damals Rüstllngsminister , bekannte in se ine n " Erin neru ngen", daß es se in schwerwie­gendster Fehler gewesen se i, der Ent­sche idung Hitlers ZU Ill Bau ei e r A 4 zuge­stimmt zu haben: ,.Unser aufwendigstes Projekt war zugleich unser sinnlosestes. " Die le tzte Wunderwaffe, die V 3. gab an der I nvasionsfro nt keine n Schuß ab. Es hande lte sich um das Pro jekt ,. Hoch­dru ckpumpe" . e in Riesengeschütz, das in

eine n Berg bei M imoyccques, B km von der Kana lküste en tfernt. e ingebau t wor­de n war. über 5 000 Fclcharbeiter und 430 Bergleute hatte n mit ungeheurem Materialaufwa nd ri es ige unte ri rdische Anlagen gesc~affen. 25 Rohre, jedes 130 Me ter lang. sollten alle 12 Sek unden ein Geschoß ins 160 kill entfern te London feuern. Die Hochdruckpumpe besaß eine Spe­zialmunitio n. die durch tiber die ganze Rohrlänge in Sei te nka111ll1ern verteilte Tre ibladungcn imme r schne ller zur Mün­dung hin ,.gepu mpt " wurde. Die Munition ging bereits in die Massenprod uktio n, er­wies sich jedoch ballistisch als nicht stabil : Bei Geschwindigkeite n über 1 100 m/sec überschlugen sich die 30 cm langen Ge­schosse. die em Kalibe r von I 15 111111 ha t­ten. Ende August 1944 wurde die noch nicht e insatzbereite Hochd ruckpumpen­ste Il ung von alli ierten Truppen kampflos e ingenommen. Dennoch karn d ie Hochdruckpulllpe sp~i­te r zum Einsa tz: Ein Geschütz auf einer Eisenbahnlafette beschoß Antwerpcn im Dezember 1944 aus 60 km Entfern ung. Ein zweites Gcschü tz- an den Hang eines Hüge ls bei Herm cske il gcstlitzt. schoß während der A rdennenoffensive nach Luxemburg. Die Wundc rartill erie hatte ke ine Wunder vo ll bracht. auch sie ko nnte die Invas ion nicht auf1\a lte l1 . Die Flugbombe V I ( Deckname .,Kirschke rn". Werk bezeich­nung : Fiese ier Fi 103) hätte be i ve rnünfti­ger Zielzuweisung die Invasio n in eine Krise ll sit uat io n br ingen können. Diescr Meinung war jedenfa ll s de r alli ie rte ober­ste Befehlshaber. General Dwight D. E.i­senhowcr. Er sagte spä tcr : .. Wenn e~ den Deu tschen ge lungcn wäre , d iese neucn Waffen sechs Mo na te früh er zu vo llenden und e inzuse tzen. dann wiire die Invasion auf dem Kont inent übe raus schwierig und vie lle icht unmöglich gewese ll .. . " Nach e iner ve rhinderte n oder abgeschla­genen Invasionlüittcn d ie wes tlichen Alli ­ierten wahrscheinlich zwe i Jah re benötigt , um sie noch einmal zu wagen. Die Welt sähe he ute anders aus. siche rlich nicht freund liche r. Ent wcde r wäre n die russ i­sche n Armcen in dieser Zeit a lle in nach Deutschland - und da rüber hi naus bis an den At lantik - vorgestoßen. oder die deu tsche Ostfront hälle gehalte n. Dann hälle die erste A tombo mbe ihren Feuer­p ilz nicht Clm Himmel über Hiroshima. sondern am Himmel übe r ß e rlin auf­f1amm c n lassen.

o 229

Page 16: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

" Sturmgeschütze f~rtigmBchen r .

Page 17: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSaaaannnnnnndddddddiiinnnniiiii

AAAAArrcchhhhhhhh

iiiiiiivvvvvv

Sturmartillerie

" rz ••• Sturmgeschütze gaben der angreifenden Infanterie Schwung und Selbstvertrauen,

bereinigten Krisensituationen und waren die gepanzerten "Mädchen für alles". Sturmartilleristen haben in den Jahren 1940 bis 1945

beispiellose Leistungen vollbracht.

Ferdinand Schlager

Das Leben eines Sturm artilleristen ist kurz, aber gewaltig!" Stolze Worte, wahre Worte! Der

Oberleutnant Rupert Re isenhöfer von der Panzer-Grenadier-Di vision " Groß­deutschland" jedenfalls lebte und starb nach diesem Leitwort. Er fiel im Frühjahr 1944, gerade 25 J a hre alt, an irge ndeiner gottverlassenen russ ischen Rollbahn ; und daß sein Soldatenleben " gewaltig" gewe­sen sein muß, steht außer Zweifel: Reisenhöfer war nämlich e in ka ltblütiger, geachteter und außerordent lich tapferer Offizier einer Elite-Truppe, deren Einhei­ten als "die Feuerwehr d er We hrmacht" , als "Felsen in der Brandung" , als " die Kor­settstangen der Ostfront" galten und so in die Kriegsgeschichte e ingegange n sind. Die Rede ist hier von der de utschen Sturmartillerie und ihren Männern , den Sturmartilleristen ~ den Panzerknackern· der Wehrmacht: Nach vorsichtigen Schät­zungen haben sie weit über 30 000 feind li­che Kampfpanzer abgeschossen! Sie haben aber auch - und das ist wohl nur Fachleu­ten bekannt - pro Rohr mehr Abschüsse erzielt als d ie Panzerwaffe . Die kleinste Ze lle der Sturmartillerie wa­ren das Sturmgeschü tz und seine vierköp­fige Besatzung: Das Sturmgeschütz I II wog zwische n 20 und 24 Tonnen und war mit einer kurze n 7,5-cm-Kanone (L/24) , e iner langen 7,5-ern-Kanone (Ll48 oder L170) oder einer IO,5-cm-Haubitze armiert. Standardwaffe war die Kanone L 48, die auch de n Panzer IV und das Gros der "gezogenen" deut­schen Panze rjäger bestückte . Für einen Laien galt das Sturrngeschütz

e infach als Panzer o hne Turm: Auf de m bewährten Fahrgeste ll des Panzers III war die Kanone unte r Panzerschutz gelagert. Die Vorte il e dieser sogenannten Kasemat­ten -Lösung: Das Sturmgeschü tz wurde niedriger, wies e ine bessere, sprich: ge­schoß abweisendere Silhoue tte auf und war billiger als der mittle re Kampfpanzer. Der Hauptnach te il lag in der Anordnung der Kanone: Sie konnte nur etwa 12 Grade nach jeder Seite geschwe nkt , ihre Höhe um e twa 30 Grad verändert werden. Im Klartex t: D er Richtschütze mußte, im G e­gensatz ZUIll Panzer mit seinem um 360 Grad schwenkbare n Turm, mit dem gan­zen Fahrzeug zielen - fast wie e in J agd fl i ~­

ger. Die Besatzung bestand aus dem Geschütz­führer. de m Richtkano nie r, dem Fahre r und dem Ladekanonie r, der auch die Fun­kere i besorgte. I n ihre m entweder brütend­heißen oder aber arktisch kalten Kampf­raum hockte n sie zwischen und auf 100 bis

· 120 Granate n; de nn die für die normale Ausstaltung von 42 bis 44 Granaten vorge­sehene n H alte runge n waren aus fast all en Sturmgeschützen scho n nach de n e rsten Einsätzen herausgeflogen. Die Uniform der Sturmartille ri ste n ent­sprach der Zwitterrolle ihrer Kampffahr­zeuge: Sie war geschnitten wie d ie Panze r­uniform, jedoch nicht im tiefe n Schwarz der " richtigen" Panzere i gehalten, sondern in schlichte m Landsergrau. Dazu kam die rote Paspelierung der Artillerie- denn ~­ti lle ris ten sind die gepanzerte n Stunnari­Män ner geblieben, von ihrer Geburt im Herbst 1937 bis zu ihrem Unte rgang im Mai 1945. Warum? D ie kürzeste und stichhaltigste Begründung gibt der ehemalige Oberst A l­fred Müller, Eichenlaubträger und le tzte r

Kommande ur de r Sturmarti llerie -Schule in Burg be i Magdeburg: .. Die Sturmartille­ri e blie b, nach lange n Kämpfen , bei der Artillerie , weil die Panzerwaffe nicht ge­nüge nd Personalnachschub ste lle n konnte. Das ist d as ganze Geheimnis! " In A uslegung, Konst ruktion ltnd Einsatz­plan ung war das Sturmgeschiitz 111 eine ty­pisch deutsche Waffe. Be i den Amerika­nern und Engländern war " dieser Cocktail aus Infanterie-Begleitgeschütz und J agd­panzer" (Guderi an) jedenfalls nicht zu fin­de n. Lediglich d ie Russen se tzten zahlrei­che Sturmgeschü tze ein, die allerdings über überschwere Waffc n der Kalibe r 12 und 15 cm verfügten und fast nur der direkten Un­terstützung de r stürmende n Infanter ie d ie nte il. Die deutsche n Sturmarti!!e riste n dagegeil , diese "gepanze rten Mädchen für alles", wurdcn im Laufe des Krieges aus Not meh r in e ine Panzerjäge r-Rolle hi ne indrängt. An der O stfront waren sie gegen den ge­fürchteten T-34 mit sc ine r 7,6-cm- und 8,S -cm-Kanone so erfo lgreich , daß ein Standardbefehl de n russischen Panzerbe ­satzungen e inhämmerte, Duelle n mit de ut­sche n Sturmgeschützen nach Möglichke it aus de m Weg zu gehen. " Wir schossen einfach besser a ls dic Rus­sen und habe n im G efecht meistens als er­ste ge troffc n", begründet Alfred Müller (Spitzname " Rake te n-Müller" ) das Ge­he imnis der Erfolge se ine r " Pa nzer-Spri t­zen" . D ie Sturmari schoß eben immer nach art il­leristischen Gesichtspunkte n und be nutzte arti lle ris tische Schießvcrfahren: Das Ziel wurde eingegabe lt, und spätes te ns der drittc Schuß mußte e in Voll treffer se in! · Davon le rnten im Laufe des Kri eges auch die Pa nzerbesatzunge n, die sich anfänglich

231

Page 18: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

Eine Sturmgeschütz~ Batterie auf dem Marsch. Die Fahrzeuge sind mit der 7,5~cm~Kampfwagen­

Kanone L/48 bestückt

Page 19: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnndddddddddddiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvv

immer an das Ziel " herangeschossen" hat-o ten. was meh r Zei t und viel mehr Munition

gekostet hatte. Mit den Panzern jedenfalls - ihren größe­ren , technisch viel kompliz ierteren, teure­ren und schwereren Konkurrenten - konn­ten die Sturmgeschütze nicht nur in der Schußpräzision, sondern auch in de r Schnelligkeit. in der Durchschlagskraft und im Angriffsgeist durchaus mithalten . Hier einige Beispie le: Bei ihren Stürmen zu r Memel und auf Cho lm im Sommer 194 1 operierte die Sturmgeschütz-Batteric 666 unter dem damaligen Oberleutnant Alfred Müller fast wie ein Panzerverband . Sie kämpfte zusammen mit deutschen Vorausabte ilun­gen, oft aber noch weit vor der Spitze der Infanterieverbände, überrollte (ohnc In­fanterieschu tz!) feuernde sowjetische Bat­terien , stürmte über Flüsse hinweg vor: wärts, schoß Pak-Riegel zusammen, erle­digte Nachschubkolonnen des Gegners und sperrte feindliche Rückzugsstraßen. Das waren eigen tlich Panzer-Raids in die T iefe des fcindlichen Aufmarschgebietes. Als ein tödlich sicherer Panzerknacker und hervorragender Takt iker erwiesen sich an­dererseits Männer wie der Unteroffizier Bernd Naumann, ein 2 1jähriger Ber liner der Abteilun g 184, de r am I. Januar 1943 bei Sofronkowo im russ ischen Trommel­feuer einen schweren Panzerangriff allein stoppte- und zwar mit ei nem Kurzrohrge­schütz, das dem T- 34 in a llem so gut wie unte rlegen war. Naumann erledigte in einer Serie von Du­ellen, die auf Entfernun gen zwischen 40 und 200 Meter ausgetragen wurden, sechs Sowjet-Panzer. Einige mußte er mit seiner.l Hohlladungsgeschossen mehrfach treffen. bevor sie " hochgingen", Für se ine insge­samt 21 Panzerabschüsse erhiel t Naumann als erster Unteroffizier der Sturmari das Ritterkreuz. Ebenso gut geschossen hatte am 15, Sep­tember 1942 der Wachtmeiste r Hugo Pr i­mozic von der Sturmgeschürz-Abteilung 667, ein Mann , der buchstäbl ich eine Seh lacht entschied: Er warf sich mit se inem Z ug ei ner russischen Panzer-Brigade ent­gegen, sehoß reihenweise d ie T- 34 ab, ver­klemmte ein em 52-Tonnen-Giganten, von dem die deu tschen Granaten wie Spiel-

CD Sturmgeschütze und Infanterie hingen voneinander ab: Im offenen Gelände stützten Sturmgeschütze den Angriff der Infanterie - im Wald- und Ortskampf mußten die Grenadiere die Sturmgeschütze sichern

@Ein Sturmgeschütz 111 mit der kurzen 7,5-cm-Kanone (L/24) in voller Fahrt.

233

Page 20: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

Page 21: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiii

AAAAAArrrrrccccchhhhhhh

iiiiiivvvvvv

Sturmgeschütz vor der Akropolis. Das Bild stammt aus der Besatzungszeit in Griechenland; im Balkanfeldzug gab es diesen Geschütztyp noch nicht

zeuggeschosse abgeprallt waren, mit einem Präzisionschuß auf 200 m Entfernung d en Turm, behark te die feindliche Sturminfan­terie mit Sprenggranaten, kurvte haken­schlagend durch das Feu er der roten Pan­zerrudel , überstand zwei Volltreffer auf das eigene Geschütz und beende te den blutigen Tag mit 24 Abschüssen. Primozic erhie lt zehn Tage später das Rit­terkreuz, und ein Divisionskommandeur der Infanterie erk lär te: " Die Sturm ge­schütze der Abte ilung 667 haben die In­fanterie gerettet und bei Rshew die Pat.l­zerfrage gelöst! " In einer schier ausweglosen Duellsituation befand sich auch der Major Peter Frantz, Kommandeur der Sturmgeschütz-Abtei­lung der Panzer-Grenadier- Division "Großdeutschland" während des " Unter­nehmensZitadelle" Anfangj uli 1943: Als sich die Division am vierten Angr iffstag zum Sturm auf die Höhe 230, 1 bereitste ll ­te. stießen Dutzende sowjet ischer Panzer­rude!- jedes in Stärke von 20 bis 40 T -34-plötzlich in den deutschen Aufmarsch hin­ein, Frantz warf sich mit seinen knapp 30 Geschützen dem Gegner entgegcn. Wie immer kämpfte der " Meistertak tiker" (\'on Manste in) in der ersten Lin ie. Der Kampf auf dem mit Leichen, brennenden Tanks und' schreienden Verwundeten übersäten Schlachtfeld war gnaden los. Oie Russen zogen schwere Pak nach vorn . . um die gefürch teten . deutschen Sturmge- . schütze auszuschalten. Mit Handgranaten und geballten Ladungen, mit Maschinenpi-' stolen und Spaten stürzten sich d araufllin die Besatzungen abgeschossener Ge­schütze der " Großdeutschland " auf die feindlichen Pak-S tellungen. Frantz und seine Männer blieben Sieger­wie und warum wußten sie nachher selbst nicht zu sagen. Am Nachmittag rollten die Sturmgeschütze mit dem silbernen To ten­kopf in Begleitung aufgesessener Infante­rie über die Höhe 230, I - hinter ihnen la­gen auf dem Schlachtfeld 35 rote T-34 und 18 zusammengeschossene Pakgeschütze des Kalibers 8,5 cm. Das Schicksal sogar einer ganzen Heeres­gruppe hing am 2 1. Dezember 1944 von den Männer einer Sturmgeschütz- Brigade ab, als die Sowjets in der dritten Kurland­Schlacht versuchten, die deutsche Heeres-

gruppe Kurland aufzuspalte n u nd zu ver­nichten. An jenem Tag warf sich der Hauptmann l oser Brandner, ein Österrei­cher, mit der Brigade 9 12 im Trommeln der " Stalinorgeln" der sowjetischen Pan­zersp itze en tgegen: SturllJgeschü tz IU ge­gen T- 34 und " Josef Stalin" ! Brandner raste " mit eingezogenem Ge­nick" durch das feindliche Sperrfeuer, riß die bereits aus ihren Stel lun gen zurückllu­tende deutsche Infan terie mit nach vo rn , nahm die verlorenen eigenen Stellungen wieder ein , hielt im Hagel der russischen I2,2-cm-Wurfgranaten stoisch in vorder­ster Linie aus und brach dan~ schließl ich­um das tödliche Feindfeuer zu unterlaufen -:- nach vorn aus und in die feindliche Hauptkamptlinie hinein . Die russische Panze rspitze war vern ichtet der Angriffs­plan der Russen geschei tert. Brandner, der knapp vier Monate spä ter als Eichenlaubträger in jahrelange Gefan­genschaft gehen sollte , war an diesem Tag einem fatalen Geschick jedoch nur knapp entgangen: A ls er in die FeindsteIlung e in­brach, warf ein Russe aus nächster Nähe eine Handgran ate. die auf dem Heck des SllIrmgeschü tzes deton ierte. Eine Sekunde vorher hatte Brandner ausnahmsweise ein mal se inen Kopf in den Turm und damit unter Panzerschutz gezogen - e r kam ohne e inen e inzigen Kratzer davon. Der ve rzweifelte Vorstoß Brandners mit­ten in die Russen hinein und sc in ansch lie­ßender Parforce- R itt durch Hunderte flüchtende russische Infanteristen hatte eine ausgesprochen to ll kühne Herausfor­derung des Sch icksals dargestel lt. Sturm­geschütze waren immer aufs höchstc ge­fährdet, wenn sie mit feind licher Infanterie in den Nahkampf gerieten. Sie verfügten nämlich über keine Maschinengewehre im Kampfraum. Zwar wurde häufig auf der Kasematte e in MG mi tgeführt, aber dessen Bedienung ste llte unter Beschuß ein

. " Himm elfahrtskommando" dar. Sturmge-schütze muß ten also - vor allem in Wald ­und Ortskämpfcn sowie bei Operationen in unübersicht lichem lind dich t bewachse­

. nem Gelände - von eigener Infanterie be­gleitet und gegen feindliche Nahkämpfer abgeschirmt werden. Waren sie in solchcn Situationen jedoch allein, dann forderten Panzerbüchsen. Mine nladungen und Mo­lotow·Cocktails schwere Verluste. Als den gefährlichsten Gegner des Sturm­geschützes, zumindest im Osten , sehcn er­fahrene Sturmartilleristen allerdings nicht den Nahkämpfer , die Pak oder das Flug- ' zeug, ja, nicht einmal den feindlichen Pan­zer an, sondern - die Mine! " Die Mine war schi irn mer a ls Pak und Pan­ze r". meint beispielsweise A1fred Müller. " Pak und Panzer konnte man erkennen,

spätestens am Mündungsfeuer. Die Mine dagegen nicht. Wie vie le e igene Angriffe sind in Minenfeldern zusammengebro­ehen .. . " In den schwer umkämpften Wald ai- Höhe n fuhr Müller a.n einem Nachmittag dre im al auf Minen, und als er Anfang Dezember 1943 mit seiner Brigade 191 (der " Büf­fe l"- Brigade) , nur von rumänischer Infan­terie begleitet , den schwer befestigten so· wjetischen Brückenkopf Ehigen auf de r Krim zersch lug, waren ausschließlich Mi­nen für die Verl uste verantwortl ich. Die .schne lle Vernichtung des russ ischcn Brückenkopfes mit verhältnismäßig schwachen eigenen Kräften und bei ge rin ­gen Verlus ten führt Mülle r übrigens in e r­,ster Linie auf seine Takti k zurück: " Drei bis vier Geschütze schossen aus gün ­st igen Feuerhalten heraus jewei ls konzen­tri ert au f einen Stiitzpunkt. War dies~r

ausgescha ltet, dann kam der nächste dran ... " Überraschung, Feuerkonzel1lralion , eine "gute Nase" und - natür lich! ~ eine Rie­senportion Glück galten bei allen Sturmar­tilleristen als die entscheidenden Voraus­se lzu ngen, um das "gewaltigc, aber kurze Leben" ih rer Spezies erfolgreich zu ve r­längern. Dazu rnußte allerdings, um bei der Tak tik zu ble iben, noch et\Vas ganz Wichti ­ges hinzukommen: das Verständnis der In­fanterie-Kommandeure für die Möglich­keiten und Grenzen der Sturm artillerie! Und da haperte es häufig ganz gewaltig. Infanterieoffizie re, deren Männern der "Panze.rschreck" im Genick saß, wollten­verständ licherweise! - jeden Zug und jede Kompanie am liebsten durch ei n, zwei Swrmgeschützc sichern lassen. Aber (ü r Sturmgeschütze galt das e ntschei~ende

und immer \\Iieder Guder ian ZLIgeschrie­bene Wort: "Klotzen - nich t kleckern!" Sturmgeschütze soll ten eigent lich nur ab­tei lungs\Veise e in gesetzt werden, a llenfall s noch als gesch lossene Batterien. De·nn die - häufig erzwungene - Aufspliue rul')g in Züge oder ga r einzelne Geschütze hatte fa­tale Folgen . .,Man durfte den Wünschen der Infanterie einfach nicht nachgeben, sondern muß te sich rnit se inen e igenen Vorschlägen durchsetzen", erinnert sich e1l1 a lter Sturmartille rist. " Für e inen jungen Ober­leutnant war das natürlich sehr schwier ig, wcnn er es mit e inem Obers ten oder gar ei­nern General zu llln haue. Als Füh rer einer Sturmgeschützeinheit mußte man sich da­her möglichst schnell e inen guten Namen machen und Erfolge vorweisen könncn. Dann ließen sich die e igenen Einsarzvor- . s~e llungen an den Mann bringen. Am leichtesten war das natürlich, wenn man das Ritterkreuz am Hals hatte ... "

235

Page 22: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSaaaaaaannnnnddddiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAArrrrcchh

iiivvv

Das traf jedenfa lls (un ter anderem) auf den Abteilu ngskommandeur Alfred Mül ­ler zu. als er während der Ku ban-Schlacht mit dem Oberbefehlshaber de r 17. A rmee, General Jaenecke. zusam menstieß. Die Sowjets hatten damals einen Einbruch in die deutsche HK L erzie lt und eine wichtige Höhe erobert. Auf einer Nachbarhöhe entwickelte J aenecke se inen Plan für einen sofortigen Gegenstoß . Aber da kam der General, wie Zeugen berich ten, bei dem jungen Sturm arti lleristcn an d ie fa lsche Adresse: "Herr General". bellte Müller, " ich lehne die Angriffsweise und d ie Angriffsrichtung ab. So geht meine Truppe mit Sicherheit kaputt !" Jaeneckc fuhr erst hoch: " Wollen Sie mei­nen Befehl nicht ausführen?--Dann beugte sich jedoch der erfahrene Armeeführer dem Sturmgeschütz-Exper­ten: .,Es ist gur ', sagte der General, "wir ma­chen es so, wie Sie es vorschlagen, Müller. Aber wehe Ihnen. wenn der qegenangriff in d ie Hose geht. . .'· Der Gegenangr iff der deu tschep Stunnge­schütze und Infan teristen schlug vo ll du rch. die Hö he wurde genommen - und zwar un ter ganz geringen Verlusten. " Da­nach hatten wir in der 17 . Armee carte blanche!" lächelt " Raketen-Mü ller" in der Erinnerung. In einem Entwurf einer Vorschrift .,Füh­rung und Kampf der Stunn artill erie" aus deni Frühjahr 1945 (wiedergegebe n in dem Buch "Sturm-A rtille ri e - Fels in der Brandung" von G. Tornau und F. Kurows­ki. Maximi lian-Ve rl ag, Herfo rd und Bo nn, 1965) ist übe r Wesen, Aufgaben lind Ein­satzgru ndsätze der Sturmartilleri e fo lgen­des zu erfahren: • .. Die Sturmgeschütze haben d ie Auf­gabe. die Infant eri e in a llen Lagen llll ll1it­telbar zu unterstützen. indem sie, in vor­derster Linie kiimpfcnd, ,lurch ihr Feiler den Feind und sc ine schwcrcli \Vaffen nie­derkämpfen oder niederhalten ... • Die Sturmgeschütze sind nach art illeri­stischen Gesichtspunk ten einzusetzen. Sie sind d ie Arti ll eri e de r vo rdersten Linie . .. Das Bekämpfen feind licher Panzer­kampfwagen ist bei jeder Kampl11andlung ohn e Rücksicht auf den bestehenden Auf­trag d ie wicht igs tc Aufgabe. Dies darf je­doch nicht dazu fü hren, Sturmgeschütze nur als Panzerjäger einzuse tzen ... • Zu cinem selbständigen Durchfü hren von Kampfaufträgen nach A rt von Panzer­verbänden sind Sturmgeschütze nich t ge­eignet. Ihr Einsa tz ist lIur lI illl n zweckmä­ßig und sinn voll . wenn sie ens mit Grena­dieren. Panzer-Grenad ieren und Panzern zusammen wirken ... ··

236

Männer der Sturmartillerie: <D Major Günter Schoenborn, der erste Eichenlaubträger der Artillerie

@ Hauptmann Peter Frantz - kurz vor der Verleihung des Eichenlaubs zum Ritterkreuz

@ Major Alfred Müller, Eichenlaub­träger, Kommandeur der Sturm­geschütz-Brigade 191

@) Oberwachtmeister Hugo Primozic, der als erster Unteroffizier des Heeres mit dem Eichenlaub ausgezeichnet wurde ® Unteroffizier Horst Naumann, der erste Unteroffizier der Sturm artillerie mit dem Ritterkreuz

Page 23: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAArrrrrcccchhhhhh

iiiiivvvvvv

Und schließlich ist da zu lesen: ,,In unermüdlichem Einsatz he lfen die Siurmgeschütze der Infanterie in all en La­gen zum Sieg. Ihr höchster Lohn ist die Ach tung und das Vertrauen der lnfante-rie:' Ober 100 Sturmgeschütz-Abte ilungen bzw. -Brigaden sowie 15 se lbständige Bat­terien haben im Zweiten Weltkrieg an al­len Fronten die deu tschen Grenadiere un­terstützt und ·gewiß mehr als nur d ie Ach­tung und das Vertr auen der Landser e r­rungen. "Die Sturmgeschütze - sie waren für die Infanterie Hoffnungss trahl und Lebensret­ter in einem", hat e inmal Generalfeldmar­schall von Manste in gesagt. Mans te in selbst ist der Mann gewesen, de r die Idee eines "gepanzerten Intanferiebegleitge­schützes" in den dreißigerJahren entwik­kelt und gegen den harten Widerstand des Panzer-Führers Guderi an und anfängl ich sogar der Inspek tion der Artille rie durc~­

gesetzt hane. Schon A nfang 1937 wurde auf dem später so berüh mt gewordenen Schießplatz Kummersdo rf der e rste Proto­typ des neuen Sturmgeschü tzes vorgestellt, der dem späteren Serien-Kurzrohrge­schütz bereits wie ein Bruder glich. Die Er­probung klappte hervorragend - dennoch wurden im Frankreich-Feldzug 1940 nur ganze vier Batteri en der neuen Walle (zu sechs Geschützen je Batterie) eingesetzt. Der Grund: Die Sturmgeschü tze hatten wegen eines Konstruk tionsfehl ers - ge­nauer: wegen eines schadhaften Bolzens an einer Zusatzpanzerplcltte - gesperrt wer­den müssen! .,Wir waren voll ausgerüstet und voll aus­gebildet, und daher waren die psychologi­schen Folgen katastrophal. als ich meinen angetretenen Männern sagen muß te : Männer, der Krieg find et für uns nicht Stall !'· erinnert sich Alfred Mülle r. .,Die . Wut war grenzen los! Wir dachten wirklich , wir hätten den Krieg ve rsäumt." . Die Stunde der Sturm artillerie schlug so erst an jenem verhängnisvollen 22. J un i 1941. 3.15 Uhr, als Hitler das Unterneh­men ,. Barbarossa" losließ: 152 deutsche Divisionen, gleich 3 050 000 Soldaten, gleich 75 Prozen t des deutschen Feldhee­res, griffen zwischen der Ostsee und den Karpaten die Sowjetu nion an. Die Batterien und Abte ilun gen der SlUrmartillerie, e ine r se lbständigen Hee­restruppe, die- zumindest bis Ende 1943-ausschließlich aus Freiwi lligen bestand. waren dabe i als Angriffsspitzen den I nfan­terie-Divisionen de r ersten Welle zuge­tcilt. Später, als der Kampf illLll1t:r h ärl~r wurde und die Wehrmacht imm er mehr in die Defensive gedrängt wurde. taufte man die Sturmgeschütz-Abte ilungen, die im

a llgemeinen über 3 1 Geschütze und 436 Mann Personal verfügten, verstärkt zwar in "Sturmgeschütz- Brigaden· ' um - d ie Handlu ng eines Haben ichts, der wohl über große Begriffe, aber über immer weniger Geschütze und gut ausgebi ldete Soldaten verfügte! Von den vorzüglich gegliederten und aus­gerüsteten neuen " Sturmartilleri.e-B riga­den", die übet< Begleitgrenad iere, Ge­schütze mit der überlangen 7,5-cm-Ka­non e U70 und insgesamt 45 Sturmge­schü tze ve rfügten , kamen 1944/ 45 jeden­fa ll s nur noch wenige zum Einsatz. In den Rückzugskämpfen des Zweiten Weltkrieges kämpften d ie deutschen Sturmartilleristen a ls die " Letzten d er Letz ten": V~lIe r Hingabe, oft auf ve rlo re­nem Posten stehend, deck ten sie zahllose Rückzüge der ausmanövr ierten, demo rali­sierten, weit unterlegenen d eutschen Truppen: D ie Brigade 667 verblute te bei Posen, im Raum Aachen und am Rhein. Die Abte ilung 189 ging an der Beres ina unte r, dem Schicksa lsfluß Napoleons. Die Brigade 202, d ie " Marder" -B rigade, e ine de r besten Einheiten der deu tschen Sturmari , mußte im Kurlandkessel nach der Kapitulation Deutschlands die Waffen niederlegen und den Weg in e ine schmach­volle und bittere Gefangenschaft antreten. D ie Brigade 243 erei lte das Gesch ick im Kesse l von Sta lingrad. D ie berühmte Brigade 244 (zehn Ritter­kreuzt räger!) löste sich im Ruhrkessel auf, nachdem sie in Stalingrad und bei Bobruisk here it s ze rschlagen. jedesmal abe r neu c r­standen war. Die ßrigade 278 schmo lz im Toben der ro­ten Winteroffensive vom Januar 1945 da­hin, die 279 marschierte am 9 . Mai 1945 geschlossen und disz iplinie rt in russ ische Gefangenschaft. . D ie Sturmgeschü tz- Lehrbrigade 920 starb im Kampf' um Berl in , der Lehrbrigade I I I stel lt en d ie Sowje ts be i der Kapitu la tion eine Falle, in der fast d ie gesamte Einheit hingemetzelt wurde. Dies sind nur e inige we nige Beispie le, die den tragischen Weg und den unvermeidli­chen Unte rgang der deutschen Slurmge­schütz- Verbände illustrieren. Mit dem U n­tergang der Wehrmacht aber starb auch die Stunnartillc rie. In der Bundeswehr gi bt es ke ine Sturmge­schü tze mehr: Der Kampfpanzer mit se i­nen größeren Fähigkeiten und in seine r ve rbesserten Form , aber auch der breite Fiicher de r modernen Panzerbe kämp­rungswaffen ist über d ieses Waffensystem des Zwei ten Weltk rieges hinweggegangen. Immerhin bauten die Deutschen für die Panze rabwehrverbände der Bundeswehr

einen Kano llcnj agdpanzer, der in eine r Kasematte e in 90-mm-Geschütz fuhrt. Er äh nelt in vie lem dem ehemal igen Sturmge­schütz 111 d e r Wehrmacht, ist aber vie l schwächer gepanzert. Gerade einige füh­rende ehemalige Sturm artill eristen, an der Spitze Alfred Mülle r, der als Oberst und Brigadegeneral lange die Panzer-Lehr br i­gade und die Kampftruppenschule 1111 11 der Bundeswehr fü hrte, ha tten sich jedoch von Anfang an mit alle r Kraft gegen die Einführu ng d ieses Kanoll cnjagdpanze rs gestemmt - ohne Erfolg. Heute gilt d ieser Panzerjäger, von dem H underte in unseren Verbänden stehen, als völl ig überholt : Sei ne Panzeru ng ist le ­bensgefährl ich dünn , die Ka no nen in Reichwei te und Durchschlagskraft den Waffen und der Panzerung der sowje ti­schen Kampfwagen in ke iner We ise mehr gewachsen. Sturmgeschützc würden auf dem Schlacht­feld von heu te oder morgen wie Saurie r wirke n: Sie hätten keine Überlebens­chance - nicht einmal mehr eine Aufgabe! Denn d ie Infanterie de r modernen Zeit verläßt sich im Kam pf auf die enge Zu­sammenarbe it mit den Panzern. denen sie übe rall hin in ihren schnellen Schütze ilpan­zern fo lgen kann. Den für sie tödlichen feindlichen Kampfpanzer aber überläßt sie den e igenen Kampfwagen. den Panzerab­wehrhubschraubern, den Jagdbombern. Oder sie geht ihn mi t Panzerabwehr-Lellk­raketen modernsten Typs - wie " M il an··, ,.Ho c· oder ,.Tow·; - an, deren Reichweiten die d~ r Panzerkano nen um das Doppelte ockr gar das Dreifache übertreffen. Nein, d as Sturmgeschütz, dieses so unend­lich wertvo lle KampffahrLeug des Zweiten We ltkri eges. die bi lligste lind zugleich durchschlagskräftigste Bcgieitwaffe der Infante ri e, der erfo lgreichste Panzerknak­ker der J ahre 194 1 bis IY45 , ist von de r Z eit lind d er 'vVaffenentwicklung längst überholt worden. Es starb am Panze r. Morgen, übermorgen aber wi rd der Dreh­turm-Panze r, dessen schlimmster Gegner das Kasematten-Geschü tz vor nur 30 J ah­ren gewesen ist, wohl schall das Schicksal des Sturmgeschützes te ilen. Der Panzer wird an der Rake te ste rben.

o 237

Page 24: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvv

Artillerie von A-Z

Abpraller - manipuliertes Abprallen von rung (0. V.) und mit Verzögerung (m. V.) Granaten mit auf "Verzögerung" gestell~ zur Durchschlags-, Minen- und Ab-tem Zünder vom Erdboden zur Luft- prallerwirkung, Bodenzünder o. und Detonation nach Ablauf der Zündung m. V. mit großer Split terwirkung (bei Auftreff- Ausbläser - versagende Granate ohne winkel bis 20') Zerlegung in Splitter Abteilung -entsprechend Bataillon,die Ballistik - Lehre vom Schießen, "baill-Kampf- und Feuereinheit der Artillerie stische Leistung": Gesamtleistung eines durch Feuerleilung, Ziel anweisung oder Geschützes; Luftdichte, Wind, Tempe-Gefechlsauflräge ralur sind Werte der "Ballist ischen Wet-Anfangsgeschwindigkeit - Geschwin- termeldung" (BWE), berechnet vom digkeit des Geschosses in mfsec beim Rechentrupp der Batterie, AVT der Ab-Verlassen des Rohres (V') bei ange- teilung und Wetterzug des Regiments nommenem unveränderten Gerade- Batterie - Führungs- und Personalein-ausfliegen heit mit 4-6 Geschützen, fachlich gelei-Arbeitsgeschütz - Einzelgeschütze tet vom Batterietrupp, Feuerauslösung außerhalbder Feuerstellung der Batterie durch die Geschütz-StaHel und Füh-zu deren Tarnung gegen Aufklärung rung des Batterieoffiziers beim Einschießen, Störungsaufträgen Beobachtung - durch Haupt-Beobach-und Erschießen der ballistischen Wet- tungsstelle mit Batteriechef und Batte-termeldung riet ru pp und Vorgeschobene Beobach-Artillerie - ursprünglich alle Kriegs- ter (VB) für nichte in gesehene Räume maschinen, dann Feuerwaffen, dann oder gefährdete Abschnitte Geschütze, heute benannt nach takti- Blenden - taktischer Begriff tür Aus-scher und örtlicher Verwendung, nach schalten feindlicher Beobachter durch Flugbahn, nach Kaliber, Beweglichkeit Nebel und besonderen Aufgaben Blindgänger - nicht detonierte abge~ Artillerie·Kommandeur - Truppen~ schosse ne Artillerie~Granate führer der Korpsartillerie und fachlicher Doppelzünder - zusätzlich zum Auf~ Berater des Kommandierenden Gene- schlagzünder eingebauter Uhrwerk~

rals des Armeekorps in Verantwortung oder Brennzünder zur Detonation der für die gesamte Führung der Artillerie, Granate vor dem Ende der Flugbahn höherer Art Kdr. entsprechend bei Drall - Rechtsdrall zur Stabilisierung Armee des Geschosses im Flug zwecks ver~ ArtilJerie·Spähtrupp - Vorbereitung besserter Treffgenauigkeit, bei Grana~ und Erkundung des Einsatzes st*kerer ten durch Züge und Führungsringe, bei Verbände in der Hand der höheren Füh~ Wurf körpern durch Düsen (ung, Durchschlag - bei Sprengstücken ab~ Artillerie-Verbindungskommando - hängig von Geschwindigkeit, Größe, Unterrichtungs- und Meldeorgan unter Form, bei Granaten vom Auftreffwinkel , Führung eines Offiziers bei zugeordne- von Form und Widerstandskraft der tem Kampfverband zur Koppelung von Granate, Zielbeschaffenheit, Verzöge-Feuer und Bewegung ohne Schießauf- rungsdauer des Zünders trag, in Sonderfällen auch einzelner Einschießen - Ermittlung der Entfer-Offizier (AVO) nung und Seite zum Ziel durch Augen-Artillerie-Vermessungstrupp - Organ J beobachtung oder Aufklärungsmittel der Abteilung zur Vermessung der mit enger oder grober Gabel sowie Feuerstellungen, Sicherung genauer Reihe, meist durch 1 Geschütz, auch Schießgrundlagen, Einmessung wich- auf EinschieB- und Vergleichsziele tiger Punkte im Feindgelände mit eige- Einzelgeschütz - zum Einschießen ner AuswertesielJe (AVT) einer Batterie oder Abteilung, auch vor-AUfklärung - wichtigste Voraussetzung gezogen in Notfällen zur Punktziel-Be-artilleristischer Wirkung und ihrer takti- kämpfung im direkten Richten gegen sehen Führung von systematischer Bunker, Kampfstände, Panzer Augenbeobachtung über Beobach- Erhöhung - laut Feuerkommando des tungs-Einheiten mit Licht- und Schall- Batterieoffiziers vom Richtkanonier an meß-Systemen bis zu Aufklärungsmit- der Aufsatztrommel in Meter, Grad oder tein Ballon, Flieger, V·Mann Strich einzustellen entsprechend Aufschtagzünder (AZ) - empfindli- Schußentfernung che AZ mit Detonation bei erster Boden- Fehlzerspringer - fehlerhafte Zerle-berührung, Kopfzünder ohne Verzöge- gung der Granate (schwacher Knall ,

-===" 238

Vertärbung der Rauchwolke), im Rohr als ROhrzerspringer lebensgefährlich, vorzeitig in der Luft als Frühzerspringer sehr gefährlich Festtegung - nah durch Festlegestrei­fen mit Stricheinteilung, weit durch Fest­legelatten in Richtung auf Festlege­punkte oder Festpunkte zur Kontrolle der seitlichen Grundrichtung, nachts beleuchtet Feuerarten - geschützweise, Gruppe, Salve, Lage und Feuerüberfall mit Streu­en nach Länge und Seite Feuerauttrag - taktischer Befehl zur Feuereröffnung auf lohnende Ziele Feuerbefehl - Auslösen des Feuers Feuerbegriffe - für Schieß- und Ge­fechtsaufträge: Niederhalten, Nieder­kämpfen, Blenden Feuerbereitschaft - Wirkungsbereit­schaft stets zu möglichst frühem Zeit­punkt in Erwartung eines Fe!Jerkom­man dos oder, falls befohlen, Meldung nach erteiltem Feuerkommando Feuerformen - für Feueranforderung und Befehlserteilung als Störung'sfeuer. Zerstörungsfeuer, Not- oder Sperrfeuer Feuergeschwindigkeit - auch Schuß· folge oder Kadenz mit Schußzahl je Ge­schütz pro Minute oder Stunde, abhän· gig von eingespielter Bedienung und ihrem Engagement, Ladevorgang und Art der Abfeuerung, je Geschützart ver­schieden von leFH bis Mörser 6-1/min Feuerkommando - in festem Wortlaut mit Ladung, Geschoßarl, Einzeige­schütz oder ganze Batterie, Seite von Grundrichtung, Entfernung, Munitions­einsatz, Art der Ausführung Feuerleitung - durch räumlich und zeitl ich scharf zusammengefaßtes Feuer unter Beobachtung im Abt.- oder Rgt.-Verband zur Erringung der Feuer­überlegenheit nach Beobachtungsstrei­fen oder Zielpunkten Feuerplan - Ergebnis der Vereinbarun­gen zwischen Truppenführern und Artil­lerie für Feuereröffnung, Zusammen· wirken, Unterstützung, Dauer, Pausen, Feuergeschwindigkeit, Feuerverteilung und Feuerverlegung Feuerschlag - auch Feuerzusammen­fassung als schlagartig zeitlich und räumlich konzentriertes Feuer mehrerer Batterien oder Abteilungen auf einen Zielraum Feuerstellung - Stellungsraum der Geschütze mit Sicnerung, Deckung, Nahverteilung und Unterkünften der Bedienungen Feuerwalze - dem Angriff der Infanterie und dem Gelände angepaßtes, automa­tisch voranlaufendes Vorbereitungs­feuer nach Plan (Schieß pläne, Zeit­tabellen), im I. Weltkrieg von Bruch­müller entwickelt Gefechtsstand - ab Abteilung aufwärts zur Feuerleitung des Verbandes mit mögliChstem Einblick in den Wirkungs­streifen

Page 25: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaannnnnnnnnnndddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvv

Geschoßgewicht - beeinflußt Lade­vorgang und Schußweite sowie Trans~ port und Nachschub, Anteil der Spreng­stoff-Füllung entscheidend für die Wir­kung Grundrichtung - allgemeine Schuß­richtung der Batterie in der Mitte des befohlenen Wirkungsbereiches, meist nach Festpunkt oder Gitter-Nord der Karte, zur Messung der jeweiligen Sei­tenrichtung mit ~mehrK oder .weniger~. Immer bezogen auf das Grundgeschütz (2. oder 3.) in der Mitte der Feuerstel­lung, zugleich Nullpunkt der Vermes­sungs- und Kommando-Unterlagen Haubitze - leichte 10,5 cm, schwere 15 cm mit biegsamerer Flugbahn als die Kanone Heeresartillerie - motorisierte ArtiUe­rieverbände verschiedener Kaliber zur Verslärkung, Schwerpunktbildung, Artil­leriebekämpfung, $onderaufgaben oder Ersatz; ab Herbst 1944 vielfach in Brigaden zusammengefaßt InsteIlunggehen - zwischen Marsch und Feuerbereitschaft, Hineinführen der Geschütze in erkundeten, möglichst vermessenen und vorbereiteten Siel ­lungsraum Kaliber - eigentlich Angabe des Ge­schoßgewichles, später Durchmesser der Rohrmündung, oft Angabe der Rohr­länge in Kalibern z. B. L/45 (Kaliber­EInlleiten) Kanone - Standardname für Geschütz, speziell weittragendes Geschütz mit langem Rohr, hoher Anfangsgeschwin­digkei!, gestreckter Flugbahn, großer Durchschlagskraft, z. B. leichte Feld­kanone 7,5 cm, sFK 15 cm, schwere Kanonen zwischen 1 7 cm und 24 cm, Eisenbahn-Kanonen als schweres Flachfeuer Kartusche c Metall - oder Papp hülse mit den Treibladungen für das Geschoß, . angesetzt im Bodenstück des Rohres Ladung - gekennzeichnete Teile der Treibladung in de'r Kartusche, deren Wahl die Schußweite, die Krümmung der Rugbahn wie den Abschußknall be-stimmt ' . lafette - gesamter Unterbau des Ge­schützes als Ober- und Unterlafette, konstruiert bei Feldgeschützen als Kasten-, Spreiz- oder Kreuzlafette, orts­fest als Pivot-Lafette Lähmen - im Kriege verwendeter, im Frieden nicht offizieller taktischer Be­grilf Leichtgeschütz - rückstoßfreie Son­derentwicklung 7,5 cm und 10,5 cm für normale Granaten ; eingesetzt bei der Fallschirmtruppe und in unwegsamem Gelande Ubelle - am Richtaufsatz zur Ausschal­tung des Geländewinkels, der Grund­stufe und der Staffelung sowie zum An­heben der Flugbahn üchtmeß - Anschneiden des Mün­dungsfeuers feindlicher Geschütze

durch Meßstelien zur Standort best im­mung, ergänzt durch Schallmessung Mörser - Steilfeuergeschütz, wirksam gegen Deckungen und Befestigungen, Kaliber 21 cm, 30,5 cm, 35,5 cm, 42 cm und60cm Mündungsbremse - 1942 zur Verbes-

. serung der Schußweiten bei leichten Kalibern eingeführt Munitionsstaffel - in der Batterie, als Kolonne bei der Division PIanschießen - gegen nicht beobacht­bare Ziele, für die eine Einschießhilfe nicht möglich ist, aber die Überraschung gewahrt werden muß, an hand von sicheren Schießgrundlagen ProtzensteIlung - Platz der Protzen­Zugmittel, abgesetzt von der Feuer­stellung der Geschützstaffel, unter Füh­rung des HauptwaChtmeisters Rechentrupp - durch Batterieführer auf der RechensteIle eingesetzt zur Arbeit am Schießplan und Feuerleitung sowie zum Errechnen der BWE mit Rechen­zettel oder Artillerie-Rechenschieber Richtkanonier - als K 1 wichtigster Mann der Geschützbedienung zum Ein­richten in Entfernung und Seite, dazu stellvertretender Geschützführer Richtkreis ~ Fernrohr mit Gestell auf einem Horizontal-Meßkreis mit 6400 Strich und Magnetnadel zum Einrichten der Batterie, als R I für die B-Stelle, als R 11 für die Feuerstellung wichtige Unter­off izie r s -Fu nkt jo nen Richtmittel - für direktes und indirektes Richten Rundblickfernrohr, Richtglas als Behelf, Richtkreis, Scherenfernrohr Richtverfahren - bei gut sichtbarem Ziel direkt, sonst indirekt mit Gleichlauf­verfahren, Richtpunktverfahren, Nadel- , verfahren zur Übertragung der Seiten­richtung auf die Geschütze Rohr - beim Geschütz aus Mantel- und Seelen-Rohr mit Zügen und Feldern, Bodenstück mit Verschluß, früher ge­gossen und geschmiedet, heute ge­zogen und gebohrt, gelagert in der Rohrwiege, gesichert von Rohrbremse, Rücklaufbremse und Vorholer; von un­t~rschiedlicher Lebensdauer je nach Schußbelastung, bei großem Gewicht auf gesondertem Rohrwagen Rufbatterie - der Abteilungs-Beobach­tungs-Stelle oder Abteilungs-Gefechts­stand nächstgelegene Batterie für rasche Feuerverlegung Salzvorlage ~ zur Dämpfung des Mün­dungsfeuers bei Nacht. eingelegt in die Kartusche Schießgrundlagen - je nach Karte und Vermessung sicher oder unsicher, in Notfällen selbst erschossen als Eigen­vermessung, in der Regel 1:100000, heute 1:50000 Schußtafel - Sammlung aller techni­schen Angaben für eine bestimmte Ge­schützart Selbstfahrlafette - Übergang vom Kraftzug zum Gleisketten-Fahrgestell

ab 1942, mit doppelter Anfälligkeit ver­bunden Splitterwirkung - möglichst kleine Zerlegung der Granate, weit nach bei­den Seilen, nach vorn, nicht nach hinten Sprengpunkt - durch Anheben der Flugbahn (Libelle) oderVerschieben der Brenndauer des Zünders auf der Flug­bahn (Doppelzünder) als Einschießen, zum Auftinden der Detonation und in Sonderfällen als WirkungsschieBen Stellungswechsel - Schwächemo­men! der Artillerie, nur in geplante, be­fohlene, erkundete, möglichst vorbe­reitete und vermessene Feuerstellun­gen Streuen - absichtliche Feuerverlegung nach Entfernung und Seite zur Ziel­Deckung im Gegensatz zur Trefferge­nauigkeit des Geschützes, abhängig vom Geländewinkel und Rohrverschleiß Sturmgeschütz - auch als Sturmhau-· bitze, ab 1940/41 als gepanzerte Infan­terie-Begleitartillerie entwickelt, oft vor­gezogene Einzelgeschütze fälschl ich so bezeichnet Tornister-Funkgerät - bader d fü r VB oder ats überlagernde Nachrichtenver­bindung mit Trockenbatterien und Naß­Sammler, auch bei starkem Frost, in Sende- u. Empfangskasten und Zube­hör-Kasten auf dem Rücken getragen Vermessung - durch Truppen-Vermes­sungs-Einheiten oder Vermessungs­truppen : Vermessungs-Batterie der Beobachtungs-Abteilung und Vermes­sungs-Abteilung der Armee VerschluB - Abschluß des Ladungs­raumes des Geschützes durch Schraub-, Gleit- oder Schubkurbel-Verschluß mit Hand. halb- oder vollautomatisch (nur bei Patronen-Munition) Vorgeschobener Beobachter - meist VB genannt, junger Offizier oder erfahre­ner Wachtmeister als begleitender Schießender bei der Infanterie, Panzern. Aufklärungs-Abteilung oder Voraus­Abteilung zu früher Artillerie-Unterstüt­zung der Angriffstruppe Wanderbatterie - zur Täuschung über eigene Kräfte und Abwehr feindlicher Aufklärung WechselsteIlung - stets mit vorzu­sehen als Ausweich-Feuerstellung wie auch zur Täuschung Werfer - meist Raketenwerfer, ab 1940 vorhanden, ab 1941 im breiten Front­einsatz, überschwere Granatwerfer ab 12 cm nicht entwickelt, sondern von den Russen übernommen Winkelgruppe - Kanonen und Haubit­zen in der unteren (bis 45°), Mörser auch in der oberen (über 45°) WirkungsschieBen - gegen Punktziele fortgesetztes Reiheschießen, sonst Flächenschießen auf wirkSAme Ent ­fernungen Ziele - nur "lohnende" und Sonder­Ziele, in Zielpunktkarte mit Zifferngrup­pen der Führungsebenen eingetragen

239

Page 26: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvv

.. . ...

Page 27: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

Page 28: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSaaaannnnddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiii

AAArrrcccchhhh

iiivvv

Jqachim Engelmann

Ein Blick auf die Karte genügt, um die überragende strategische Bedeutung der 200 Kilometer weit vorn südrus­

sischen Festland fast zur Mitte des Schwar­zen Meeres hervortretenden Halbinsel Krim im Schnittpunkt zwischen Batunl und Kronstadt, Istanbul und Rostow zu begre i­fen . Dreimal innerhalb von 89 Jahren wer­den H afen, Stadt und Festun g auf Tod und Leben umkämpft: d as erste Mal 347 Tage im Krirnkrieg 1854/5 5, nachdem die Tür­kei, Frankreich und England e in starkes Expeditionskorps gelande t halten ; das zwei te Mal 39 Tage im Zweiten Weltkrieg 1942, nachdem deutsche Truppen über die Landenge von Perekop vorges toße n wa­ren; das dritte Mal 20 Tage im Jahre 1944, als Reste der deutschen 17 . Armee verbis­sen Sewastopol zu halten versuchen. Der deutsche Vorstoß über den unteren Dnj epr Zll m unte ren Don von Milte A u­gust bis zur zweiten November-Hälfte 1941 erzwi ngt e ine Besetzung der Krim um so mehr, als für Sommer 1942 Angriffe gegen Wolga und Kaukasus geplant sind. Hitler war mit der geopolitischen Bedeu­tung der Krim für d ie Seeherrschaft im Schwarzen Meer, für d ie Neutralität der Türkei, für den Schutz der rumän ischen Erdölgebie te und den Nachschub in den Kaukasus durchaus vertTaut, während Ge­neral von Manstein ohne jede Frage den Hintergrund de r histo rischen Z usammen­hänge und die prak tischen Folgen e iner mi­litärischen Eroberung de r Halbinsel ei n­schl ießlich Sewastopols noch weitaus grü nd licher studie rt hatte. Zwei Tage bevor sich d er R ing um die im Raum Kiew stehenden sowjet ischen Ar­meen sch ließt lind zwei Wochen vor der Kapitulatio n des Kessels stößt die erst am 5. Oktober 1940 neu gebilde te 11. A r­mee, die den Rußland-Feldzug im Rahm en der Armeegruppe Antonescu aus der Mol- · dau gegen den Djepr angetreten ha t, am 12. September '194 1 mit dem XXX. und XXXX IX. Arm eekorps an der Nordk üste des Asowschen Meeres ent lang auf Ro­stow und nur mit dem LlV . A rm eekorps des Generals Hansen gegen d ie Landenge von Perekop vor, lIm die Krim schne ll zu erobern . Der Handstreich der Voraus-Ab­teilungen der 22. und 73 . infant erie- Divi­sion und der verstärkten Aufklärungs-Ab­teilung der " Leibstandarte" auf die Land­enge von nur 6--8 Kilo meter Breite miß­lingt. Als am 17 . September General von Manstein für den tödlich verunglückten Generaloberst Ritter v. Schobert die Füh­rung der 11. Armee übernimmt, wird so­fort das XXXXIX. Gebirgs-Armee- Korps zusätzlich zum Kampf lIm die Krim heran-

242

gezogen - unter Zurückste llun g der Ein­nahme von Rostow. Auffällig ist die Mas­sie ru ng schwerer und z. T. sogar schwer­ste r Batteri en. Die Gesamtfü hrung e in­schließlich der Arti lleriebekämpfung liegt be im Artille rie- Kommandeur 20, d er die stark gespe rrte und befestigte Enge von Perekop autbrechen he lfen so ll, gegen e i­nen Gegner, der den Befehl hat , " ke inen Fußbre it Boden pre iszugeben" . In glühen­der Sonne kämpft sich d as Korps in drei Tagen über die deckungslose Ebene durch Sperren und Panzergräben bis ~um Tata­rengraben durch , imm er wieder in den wechselvollen Kämpfen m ass iv von der Arti llerie un terstützt, d ie Maßarbe it le i­ste t, bis am Nachmittag des 27. September mit der Eroberung von Armjansk fre ier Rau m zum Durchstoß gewonnen ist, so daß der Sieg greifbar ist. Während d er Ablösung des XXXX IX . Gebirgs-Armee-Ko rps am O stflügel d er 11 . Armee und des beginn enden Großan­griffes des LI V. Arm eekorps nach Süden in die Krim , brechen aber in der Nogai­e r Steppe frische Kräfte der sowje ti ­schen 9. und 18. Arm ee be i den R umänen durch. Diesen Stoß muß je tzt von der 22. , · 170. Infanterie- Division und Leibstan­darte Adolf Hitler aufgefangen werden, wenn nicht die ganze 11 . Armee zwischen Dnjepr und Schwarzem Meer eingeschlos­sen werden soll. Drei Wochen lang hängt das Schicksal der Arm ee am se idenen Fa­den, bis am 10. Oktober 1941 die Kessel­schlacht am Asowschen Meer vernichtend

I 1. Armee ausschließlich gegen die Krim. gegen Rostow dafü r die Panzer-Gruppe I angese tzt. Drei wertvo ll e Wochen hatte i deutsche Führung verloren , die d ie Sow; "15:1 zur Verte id igung d er Krim nutzen konn­ten . Je tzt geht die 11 . Armee statt in überraschenden Handstreich in e ine blutige Schlacht. Inzwischen hat (Op'np,",,1 Hansen mit se inem LIV. trotz sowjetischer Lufüberlegenhe it in le tzten Septembertagen Schritt für' 'cl";,,,1 seine Front nach Süden in die Krim bis in die Engen von Assis und vorgeschoben, immer von mass iver lerie- und Stuka-Vorbere itung "nle"<';;lz,1I Am 4. Oktober kehrt d ie 22. Inb""', ;eJI Divisio n zurück; dan ach schließt 50. Infanter ie- Division am rechten auf. Fü r d en Durchstoß werden die NeheJ .,1 werfer-Abteilung 4, die Abteilung 190 lind das Flak-Batai llon 61 zugesagt sowie von de r Armee das Annee-Korps angekündigt, zlimal die russische Küsten-Arm ee Mitte ber von Odessa in die Krim ve rlegt Am 17 . Oktober 1941 beende t das Armee-Korps seine Bereitste llung. Es i ka lt und regnerisch. Die deutschen te risten graben sich e in in dem flachen lände, das d ie sowje ti sche Arti ll e rie, kaum zu e rfassen, völlig beherrscht. E insatz der deutschen Artill eri e \V iii Artil ler ie- Komm andeur 20, !lant Johannes Zuckertort,

Page 29: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrcccccchhhhhh

iiiiiiivvvvvv

I Ein Abteilungs-Kommandeur und Ritterkreuzträger am Rundblick­Fernrohr - für die Propaganda-Zeit­schrift Signal fotog rafiert

Unter General ~ngcr, Artill erie-Kom­mandeur 110. mit der ßeobHchtungs-Ab­teilung 29. wird eine Korps-Artill erie­Gruppe gebi ldet: I I schwere Batter ien von IU-ern- und 15-cm-Kanonen über 15-cm­und N-em- Haubitzen bis zu 30,S -em- und 35-cm-Mörsern. Sie sollen die beherrschen­den Stellungen des Verteidigers zerschla­gen und seine Artiller ie bekämpfen. Die 11. Armee hat ih re A rtille rie-Kräfte trotz des äußerst beengten Ste llungsr au­mes und ungünstiger ß eobachtungsver­hältnisse nach Süde n zusammengezogen. Als zweites Treffen steht das X.?<X . Ar­mee-Korps mit der 72 .. 170. und 50. I nfan­te rie-Division hinter de n Angriffst ruppen, \\ährend das XXXX II . Armee- Korps mit 132. und 24. Infante rie-Division erst hcr­anrollt. Um 5 Uhr zerreißt das Trommel­feuer der deutsc hen Artille rie schlagartig die kalte, feucht-nebl ige Nacht zum 18. Oktober, untermalt V0 111 Fauche n de r Nebelwerfer. Krachende Licht blitze und Erdfontänen liegen auf dem russische n Stellungssyste m be iderseits Ishun , von bei­zendem Qualm umhüllt . 30 Minuten spä­ter rerlegt die Artillerie ihr Feuer zu rück ­jelZttrilldie Infanterie zum Sturm an! Tat­kräftig unterstützt vo n dcn vo rgeschobe­nen Beobachtern der Arti ll erie und den Slurmgcschützen. kämpft sich d ie Infant e­rie ~Ieter um Meter gegen das russ ische Feuer durch die kilomete rti ef raffin ie rt ausgebau te Verteidigu ngsfront , d ie von Jen Hünengeäbe rn von Assis beherrscht wird. Achtmal 24 Stunde n dauert das Ringen : 19.10. Einnahme . vo n Ishun , 20. 10. Brückenkopf der 50. Infante rie-Division übcrden Tschatyrlyk, 23, 10. Erweite rung ' des Brückenkopfes. 24. 10. Wegnahme \-on Tschigir; 25. 10. zei tweise Krisen lagen durch zähesten Widerstand ; 26. 10. Z u­~ammenbruch der Front a n der Straße nach Simferopol (vor oSlwärt igem Angriff aus dem Brückenko pf) ; 27. 10. Rückzug der 5!. russischen Armee a uf Kensch, der Küstenarmee auf ScwaslOpol. d icht gefo lgt ron Voraus-A bteilungZiegler; 28. 10. a ll ­gl'meinc Ver fo lgu ng mit massiver Untcr­qützung der un terlegenen Luftwaffe. l:i 622 Gefangene we rde n e inge bracht. Jcllt stürmen die abgekämpfte n Infante­rie-Verbände in we ite m Fäc her du rch die hügelige Steppe auf Sewastopol, Feodosia und Kensch zu. übe rrenne n Artillerieste I­lungen. schneiden Verbände ab. sammeln Überläufer. Am 3 1. Oktober s teht d ie

Voraus-Abtei lung Zieglcr vor der Festung. ohne ihre Z ufah rten sperren zu können. Am I. November fä llt Simferopol , drei Tage später schon Feo dos ia. D ie Aus­gangss tellung ZUIll A ngriff ist a b 8. No­ve mber in deutscher H and, ein schne lle r Zugriff auf Sewastopol noch denkbar. Kcnsch, Sprungbrett zum Kaukasus, wird am 16. November erobert. Im offe ne n G e­lände ist der G egner ve rnichte t ; vo r Sewa­stopol aber verste ift sich se in W iderstand. Für den An,b'fiff von Land ist damit ein planvoller E insa tz de r Arti lle rie das aus­schlaggebende Problem. Trotz a ll er 100000 Gefange ne n und ausgescha lte te n 700 G eschütze und 160 Pa nzer ste ht der letzte E rfolg aus. Während die Infante rie noch in Gewail­märschen und unter unglaublichen Strapa­zen in Schla mm, dann in Eis und Schnee ih­ren Angriffszie le n zuhastet, beg innt schon die erst seit drei Tagen der 132. Infante­rie-Divisio n zur Aufklärung russischer Kü­ste n- Batterie n zugeführte le ich te Beob­achtungs-Abtei lung' 556 auf Anweisung von Gene ral Zuckertort ab 7. 11. im Jai­la-Gebirge nördlich der Festung trotz gro­ßer Schwierigke ite n durch die ti efen und schm ale n Schluchten Schall- und Licht­meßstellen zu e rku nde n und zu ve rmessen sowie d ie wichtigsten A ngriffs-Ziele auf­zuk lären. Hier wird sie bald durch d ie le ichte Beobachtungs-Abte ilung 331 un­te rstützt. Ununterbroche n wird das Vor­feld der Festung beobachte t, e rku nde t, vermessen, jeder Kampfstand, jede e r.! kannte Beobachtu ngs-Stelle des G egners. jedes fe indliche Geschütz gcnau eingetrar gen und bis zu de n Arkos gemeldet, die Lagekarten mit den laufe nden Verände­run gen führe n und danach ihre Befehlsha­ber für die ge plante Kampfführllng berate n und ihren Verbände n d ie e ntsp rechenden Z ie le zuweisen. Wochenlang sind alle Be­obachter und Artillerie-S täbe fieberhaft m it d iesen Vorarbeiten beschäftigt, de nn die A rmee will noch vor Weihnachte n Se­was to poi nehmen, um möglichst früh fü r den A ngriff über die Halbinse l Kertsch zum Kauk asus frei .zu werden. Um genü­gend Kräfte für de n e ntscheidende n An· griff auf die Festung zu ve rsammeln, muß Mans te in abe r die Ha lbi nse l Kertsch bis a uf die 46. I nfanterie- D ivision e ntblö ßcn­e in gefährl iches Risiko: 250 Ki lo meter KU· stenfront sind kaum gesiche rt . Bere its ilm 13. ovcmbe r 1941 ergeht die Weisung Mansteins a n die G enerale Han­sen und Fretter-Pico. an das LIV. und XXX. Armee- Korps, für de n Angriff auf die Festung: De r Schwerpunkt liegt im Norden, weil nur hie r die schwere Artill e­rie wi rken und Nachschub gesiche rt wer­den kann . G elände- und Wegcverhältnis-

se, Wetter und Nachschub verzögern aber das H eran ko mmen der schwere n A nill e­rie. so d aß der Te rmin öfter verschoben werden m uß. Bis Mitte Dezember wi rd dil' Besatzung der Festu ng über See um 34000 Mann. auf 90000 verstärkt. denen 6 deutsche Divisionen mit je 4 000 Mann A ngr iffss tärke gegenübe rste hen, oh ne Wime rbe kle idung und in mangelhafte n Stellu ngen. D er erste A ngri ff bricht <:I m 17. Dezember 194 1 nach 15 Minu ten hef­tige r Art ill erie-Vorbe reitung um 6. 10 Uhr auf 20 Kilo me ter Breite los : beim L1 V. Armee-Korps im Norde n mit de r 22. , 132 ., 24. lind 50. Infante rie- Divisio n. im Süden beim XXX. Arm ee- Korps mit der 72. In­fante rie· D ivision lind de r I. runüinische n Gebirgs- Brigade, un te rstützt im Norde n von Artill erie- Ko mm ande ur Zuckenort mit 33 leichte n und 37 schweren Ba tt erie n. im Süde n von Artille rie-Kommandeur Ange r mit 19 leichte n li nd 5 schwe re n. Dem XXX. Armee-Korps wird d ie 170. Infanterie-Divi sion zugeflihn. De r Nord­gruppe ge lingt es, am 23. Dezem ber den äußeren Bcfestigungsr ingzlI durchbreche n und die Nord-Süd-Straßc zu e rreiche n. Am 28. Dezembe r treten die 22. und 24. Infanterie-Divisio n gegen deli Kern der Festung an; das Infan terie-Regimcnt 16 liegt a m Abend am Fort "Stalin", das Ha­fen und Bucht sichert. 4 Kilome ter tief im Hau ptk ampffe ld . D ie schwierigen Beob­achlungsverhält nisse im verstrüppten Berggelände nö tigen die A rtille rie, ihre Feucru nterstülzung we itge he nd auf die fei ndliche Artillerie zu verlagern, mit Er­folg. Andererseits tro m meln immer wieder d ie schwe ren Mörse r- Batte rie n von 21 cm und 30,5 CI11 absch nittsweise auf die ge;;­bunkerten Zwische nzie le und le iste n JTOtz Schnceschauer ganze Arbe it , auch gegen Panze rkuppeln. Mi tte n in de n le tzten Stoß gegen die Nordfront der Festung landen am 26. Dezember Soldaten der 5 I. russ i­sche n Armee beidersei ts Kertsch lind Ol m

29. Dezem ber de r 44. Armee bei Feodo­sia . Graf Sponcck we icht mit dem XXXX II. Armee-Korps auf Fcodosia aus; Manste in ste ht angesichts des Mange ls an Kräfte n, vor alle m motOrisic rlen, lind des festgezogenen Angri ffes vor einer schick­salhaften Entsche idung: Obwohl de utsche Truppe n e rfo lgreich in Fort "Stalin" e in­brechen und e inzelne Stoßtrupps bis in die Näh e des Hafe ns vordringen. muß flm

3 1. Dczember der de utsche Angriff einge­ste ll t werden. Gegen das Übergewich t der russ ische n Festungs- , Kli sten- lind Schiffs­arti lle rie schwer Cl' und schwerster Kaliber, gegt:1I tlie ::' Iarke n Ersatzkrüfte - von d en Russen rücksic htslos in d ie Waagschale geworfc n - sind die Angriffskräfle der De utsche n zu schwach und erschöpft. Die

243

Page 30: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSaaaaaannnndddiinnnnniiiiiiiiiiiiiii

AAAArrcccchhh

iiiivvv

Korps gehen auf die Ausgangsstellung vom 4. November zurück und zur Belagerung über. Zeitweise erwägt die Armee sogar die Räumung der Halbinsel, fa lls der ent­scheidungssuchende russ ische Angriff Raum gewinnen sollte . Zuerst muß diese Gefahr abgewendet werden. Zwei von Sewastopol abgezogenen Divi­sionen gelingt zunächst im Gegenangriff vom 15. - 19. Januar 1942 die Wiederein­nahme von Feodosia und die Abschnürung der Halbinsel Kertsch hart westl ich der Parpatsch-Stc! lung.. Vier sowje tische Großangriffe versuchen vergebens, d iesen Riegel aufzubrechen, ehe mit der Zer­schlagung der russischen Kertschfront -Stichwort: .. Trappenjagd" - vom 8. bis 15. Mai 1942 die Voraussetzung fü r den endgü ltigen Großangri ff auf Sewastopol geschaffen wird. An dem Erfolg mit 169 198 Gefangenen, 284 Panzern und I 397 Geschützen sind die Sturmge­schütz-Abtei lungen 190 und 249 wie der Komm andeur der Nebeltruppe I) Oberst Niemann, mit 3 schweren und 4 mittleren Werferabteilungen bete iligt. Die erstma­lige Zusamm enfassung dieser Werfer-Ab­teilungen unter e inheitlichem waffentakti­schen Komm ando im Schwerpunkt einer Armee hat den Durchbruch gesichert. Nachdem das OKW am 5 . März und Hitler am 5. Apdl mit " Führer-Weisung 41 ' ; als nächste Au fgabe den Fall von Sewastopol festge legt haben, taucht die Luftwaffe e r­neut auf, und in wachsendem Umfange werden Abteilungen und Batterien schwe­rer und schwerster Flach- li nd Steilfeuer­geschütze zugefüh rt und sys tematisch so um die Festung gruppiert , daß sie die wich­tigs ten Ziele e rreichen und bald durch die BeobaChtungs-Abteilungen vermessen und eingeschossen werden können. Gleichzeitig werden verbesserte Angr iffs­karten .auf die ' Festun g durch planmäßige Aufklärung der feindlichen Batter ien durch Licht und Schal1 wie der Fahrtrou ten russischer Schiffe, aus denen' die unvermin­ten Gewässer zu ersehen sind, geschaffen. Die Umgliederung des Artillerie- Kom­mandeur-Stabes 20 in Höherer Artille­rie-Kommandeur 306 bei m Armee­Ober- Kommando 1I unter Generalleu t­nant Johannes Zuckertort am 26 . Dezem­ber 1941 bringt e ine e inhei tliche Artille­rieführung; sie wird noch ve rstärkt durch den Höheren Artillerie-Kommandeur zbV) Generalmajor Robert Martinek, e i­nen der fähigsten Artiller iefiihrer, der ab 4. Mai 1942 zum XXX. Armee- Korps ge­hön. Nur e in fast perfekt vorbereiteter Angriff mir massivster Anillerie- und Luftwaffen-Unterstützung hat Aussicht auf Erfolg. Denn die Festu ng, an de r Land­front von drei Verteid igungsringen im Ab-

244

stand von 40 Kilo metern vom Stadtkern mit rund 350 Kilom etern Schützengräben, tiefen Draht- und Minen-Hindernissen , breiten Bunkergürteln, Hunderten beto­nierter und gepanzerte r Werke, starken Panzerbatteri en und in den Felsen gehaue­nen Kampfständen für Granat- und Rake­tenwerfer abgeschirmt, wird von 8 Divisio­nen, 7 Brigaden, 2 Marine- Infanterie-Re­gimenten, mehreren Panzer-BattaiJlonen und selbständigen Regimentern mit insge­samt 101 238 Mann zäh verteidigt. Mi t se inen 10 Artillerie-Regimentern, 1 Pak­Regiment , 2 Granatwerfer-Abteilungen und 45 schwersten Geschützen (zusammen 600 Geschützen und 2000 Granatwer­fern) in mindestens 12 schwersten Befesti­gungsw~rken ist der Verteidiger wenig­stens gleichstark wie der Angreifer) wenn nicht überlegen, soweit man von dem schwierigen Gelände und seinem gewalti­gen Ausbau absieh t. Hiergegen setzt die 11 . Armee die stärkste Artillerie-Massierung auf deutscher Seite während des ganzen Zweiten Weltkrieges an: 66 leichte Batteri"en Divisions-Arti lle­rie, 8 J schwere und schwerste Batterien Heeres-Artillerie, 24 Werfer- Batterien, davon die Hälfte 28/32 cm, 9 Sturrttge­schütz- Batterien, dazu 22 leichte und 6 schwere Batterien der Rumänen, insge­sam t 208 Batterien - ohne die 17 Flak­Batterien de r 9. Flak-Division im Erdein­satz. Damit sind mehr als 600 Geschütze, zu­sammen mit den Werfern insgesamt 1 300 Rohre, auf 35 Kilometer Breite feuerbe­reit, je Kilometer knapp 5 Batterien, die die Angr iffsbreite lückenlos decken. Mehr als die Hälfte sind Batterien der Kaliber 19,4 cm, 21 cm, 24 cm, 28 cm, 3Q,5 cm so­wie die Riesen " G amma" mit 42 cm, "Thor" LInd " Odin " mit 60 C111 und " Dora" mit 80 cm! Dazu kommen noch 3 Beob­ach tungs-Abteilungen und d ie Panzer-Ab· teih.ing 300 mit ferngelenkte n Ladungsträ­gern " Goliath" (90 kg Sprengstoff) , unter­stützt vom Vlll. Fliegerkorps v. Rich tho­fens mit 3 Stuka- , 7 Kampf- und 4 Jagd­gruppen. Die.schweren Mörser von 30 bis 60 cm mit einer Erhöhung bis 70 Grad , ei­nem Geschoßgewicht zwischen fast 600 kg und 2 200 kg, Schußweiten von 6,8 bis 20,8 Kilometer sind gerade im ze rklüfte ten Gebirgsgelände gegen die Festungswerke äußerst wirksame und präzise Waffen. Ihre 5 bis 10 Meter langen Rohre lassen sie wie Ungetüm e erscheinen, d ie all e 5-8 Minu­ten Feuer speien. Lüttich und Brest·Li­towsk haben sie schon kennengelernt. Der .,GammaH- Mörser hat all ein 235 Mann Bed ienung; "Thor" und "Odin" ze rschla:­gen 45 cm Panzerstahl und 2,5 Meter Be­ton! Die nellen schweren Wer fer - z. ß.

II ./Werfer-Lehr- Regiment I - lösen mit ihren Spreng- und Flammöl-Granaten schwere Druckwellen aus, die Schrecken und Panik verbreiten. Das schwere Wer­fer-Regiment verschießt in 15 Sekunden schlagartig 324 derartig nerven zerfetzende Geschoß-Ungeheuer von 80 KlIogramm. Schließlich ist noch ab 25 . April in Bacht­schissaraj das größte Geschütz der Welt. die 80-cm-Kano ne CE) , mit Durchschlags­kraft von 1 Meter Stah l, 8 Meter Eisenbe· ton und rund 32 Mete r gewachsenen Bo· den eingesetzt, von 250 Mann bedient,

. Reichweite 47 Kilometer. D a der Schwer· punkt des bevorstehenden Angriffes " Störfang" der 11. Armee im Norden beim LJV. Armee-Korps mit 4 Infante­rie-Divisio nen liegt, ve rfügt Generalleut­nant Zuckertort, Höherer Artillerie­Kommandeur 306, über e twa 7110 der aufm arschierten Artillerie , \vähren.d Ge­neralmajor Martinek, dem Höheren Artil­lerie- Ko mmandeur zbV, beim XXX. Ar­mee- Korps im Süden mit 3 Infanterie- Di­visionen 3/ 10 der Batte rien, darunter 25 schwere und schwerste , unterstehen . Die schwer zugängliche Ostfront der Festung wird vom rumänischen Gebirgskorps mit der 4. , 18. und 1. Gebirgs~Division zur Fes· selung des Feindes gedeckt. Am 27. Mai und I. Juni klären Komman­deur-Besprechungen bei den Korps die letzten Einzelheiten : Die Nordgruppe tritt am 7. Juni , d ie Südgruppe erst vier Tage später an, um einen Höchst-Einsatz an Ar­tillerie und Luftwaffe zu erreichen. Voraus geht dem Angriff e in 120 stündiges gewal­tiges, pausenloses Vorbereitungsfeuer der Artillerie als mörder isches Vorspiel, ver­bunden mi t täglich 1 000 bis 2 000 ~insät­zen der Luftwaffe, aber bewußt kein "Tromm elfeuer" wie im Ersten.Weltkrieg, das im Gebirgs- und Festungsgelände kei­nen durchsch lagenden Erfo lg erbracht hät­te. Sechs volle Munitionsausstattungen* - mehr als im Dezember - stehen zur Ver­fügung: 1/2 zur Vorbereitung, 1 1/2 für den Angriff bis zur Sewernaja Bucht, 1 112 für das Übersetzen zum Stadtkern und Tschornaja, 2 1/ 2 für Sewastopol und Chersone.s. Das Feuer wird ste ts ab­schnittsweise auf Punktziele konzentrien. Am I. Juni sind alle Batterien feuerbereit. Ablauf und Ausm aß aller Vorbereitungen der Nordgruppe lassen die Artillerie-Be­fehle des Hö heren Artill erie-Komman­deurs 306 erahnen. NT. I vom 19 . Mai: Zuweisung von Feuer­ste llungsräumen, Meldungen des geplan-

· Mit Munitionsaussta ttlmg wird der gesamte Muni· tionsbcstand bezcichnct, der bei den Batterien . Abtei· lunge n. Regimentern und der Di vision mitgeführt wird.

Page 31: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnndddddddddddddddiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvv

I~ Vorbereitungsfeuer Walter Winkler nahm als Gefreiter in der

50. Infanterie-Division am Kampf um Sewastopol teil. In seinem Buch "Inferno Sewastopol"

schildert er den Feuerschlag der Artillerie am ersten Angriffstag:

Ais Ganske nun wieder auf die Uhr sah, erkannte er mit einem Male das Zifferblatt und bemerk­

te zu seinem Entsetzen, daß es bereits kurz vor drei war. Der Nachl wurde mil ungeheurem Auf­wand Gewalt angetan. Mit massierter Wucht entlud eine unsichtbare Maschi~ nerie ihre für diesen Augenblick ange~ staute ungeheuerliche Energie. Hun­derte von Geschützen zerbrüllten die Stille und dröhnten wie anhaltender Paukenwirbel. Dazwischen spuckten Nebelwerfer ihre lodernden Granaten, die als fauchende Ungetüme wie flie­gende Teufel mit feurigen Schwänzen über das Kamischlytal huschten. Ihr Geheul und das anschließende ganz nahe Zerbersten verursachten das Getöse eines tödlichen Feuerwerks. leichte und schwere Flak mischte sich mit hellem und dröhnendem Gebelfer ein. Zahllose Maschinengewehre häm~ merten los. Es war, als überkäme das Tal aus den Rohren der Kanonen und der Werfer Blitz und Donner und als wür~ dedas Feuer der leichten und schweren Maschinengewehre zum rauschenden Regen, in den sich die sausenden Split~ ter der detonierenden Granaten wie Hagelschlag mischten. Unter diesem Dom aus Feuer und Ver­nichtung, . dessen Kuppel durch die Schale der Geschosse gebildet wurde, lag im langgestreckten Talgrunde die hellwach gewordene und auf ihre Se­kunde wartende Angriffstruppe. Mit Grauen qeobachtete jeder einzelne die Wirkung des sich steigerndeh ' Feuer­sturms und zuckte zusammen, wenn einer der schweren Brocken beim Fein­de zerkrachte. Wie ein Mann hatten Kollers Leute bei den ersten Paukenschlägen dieses infernalischen Konzerts ihre Köpfe ein­gezogen und die Leiber dicht an den steinigen Hang gepreßt. Oie mit einem Schlage dem Feinde offenbarte An­griffsabsichI, die unwiderruflich mit eherner Stimme hörbar war, kam jeder­mann erschreckend zum Bewußtsein. Während alles, was bisher an die Män­ner herangekommen war, an der Peri­pherie ihres noch halb ungläubigen oder sich widersetzenden Seins halt­gemacht hatte, traf dieser unbändige gegen den Feind geführte Schlag zu·

gleich auch mitten in den Kern ihrer eigenen seelischen Kraft. Hier zeigte sich die ganze Spanne menschlicher Verschiedenheit. Ohne daß er seinen Zustand selbst gewahr wurde, verharrte Kersten zunächst mit heftig zusammengebissenen Zähnen und drückte sein Gesicht mit geschlos­senen Augen so hart an die Erde, daß er mit seinen Atemstößen ihren Staub be­wegte und ihn in seine Lungen sog. Seine Rechte um krampfte den kalten Lauf des Karabiners. während die linke Hand das galoppierende Herz zu halten suchte. Plate, der beim Verstellen des Leder­zeuges überrascht worden war, hielt mit beiden Händen den eilig auf seinen ein­gezogenen Kopf gestülplen Stahlhelm fest, als dürfe dem Kopf jetzt der Schutz nicht versagt werden, und der Drogist lag, ähnlich wie sein Nachbar Binder, zusammengeringelt da, als mindere sich die Gefahr für ihn dadurch, daß er sich so klein wie möglich machte. Geliert und Stein hatten ihre Gesichter in die Hände vergraben, als wollten sie damit das Kostbarste, was sie an sich auch im übertragenen Sinne zu wahren . hatten, besonders beschützen, indes Max Kahle, seinen Bauch mit beiden Armen pressend, mit diesem seine größ­te Sorge zu haben schien. Zu schweren Klumpen erstarrt, lagen auch Ganske und Prill e mit gespreizten Beinen dicht nebeneinander, als nähme ein Koloß hinter dem anderen Deckung, und auch Kiehl streckte sich, seine Ver­antwortlichkeit gegenüber dem MG ver­gessend, in eine für ihn günstige Boden­falte. Doch das Großartige am Menschen ist, daß er, anders als ein Stück bloßer Ma­terie, unter dem Anprall solcher Gewal~ ten nicht zerspringt, sondern sich anzu­passen weiB. Ehe der Körper in der Über­schwemmung unerträglicher Eindrücke untergeht und ertrinkt, macht er seine inneren Schotten dicht und schafft sich einen Zustand der Gewöhnung, in dem er dann wieder ein Stückle in weiter­sehen kann. Als der Feuerzauber eine Weile ange­dauert hatte, kehrte in die drei Gruppen des Kollersehen Zuges allmählich wie­der Leben ein. Den Anfang damit mach­te der Truppenführer der Pioniere, der

ungeachtet der allgemeinen Erslarrung zu seinen verstreut liegenden Männern kroch, um deren Gerätschaften zu kon­trollieren. Dieses selbstverständliche und notwendige Handeln wirkte er­weckend auf die anderen, und Leutnant Koller, der etwas oberhalb des Zuges in der Nähe von Prille und dem Anschluß­mann der ersten Gruppe zum Sturm be­reitlag, stieß nach rechts, nach links und auch zur etwas weiter hinten liegenden dritten Gruppe den Befehl zum Fertig­machen durchsagen. Damit wurde die taube Verkrampfung der Männer endlich wieder in drängende Spannung umgewandelt, und jeder hatte das Gefühl, mit irgendeiner Tätig­keit, und sei es durch Aufspringen und blindes Vorwärtslaufen, die Beklem­mung beenden zu müssen. Kersten hob seinen Kopf aus dem Dreck, löste seine schmerzenden Finger vom Gewehr und rückte die Handgrana­ten hinter dem Koppel zurecht. Plate nestelte an seinem Helm weiter, der Drogist nahm heimlich einen Schluck aus seiner schlanken Flasche und gab den Rest versöhnlich an Ben weiter, der dafür ausnahmsweise: nDanke, Kum­peW sagte, und Ganske sah wieder auf die Uhr und stellte fesl : . "Donnerwetter. schon zehn Minuten!e "Das reinste Donnerwetter, er hat recht", bekräftigte der Packer, indem er sich das Gewehr um den Hals hängte und die Munitionskästen in seine schweren Hände nahm. "Oie hauen ja mächtig auf die Pauke." "Noch fünf Minuten, Herrschaften!" ver~ kündete Ganske mit Gruppenführer­würde, und sarkastisch werdend fügte er hinzu; "Bei Geliert können noch Testa­mentserklärungen abgegeben wer­den." Oie Kanonade war zu Ende; ganz jäh trat Stille ein, die genauso unfaßbar über die Soldaten herfiel wie zuvor der furcht­bare Feuerschlag. Als sei ein Slück Zeit übersprungen, wollten die beißenden Rauchschwaden und der über dem hell gewordenen Tal schleimig gegen die Hänge ziehende Pulverqualm durchaus nicht zu der abrupten Stille passen. Und in der Tat schien das Schweigen sich selbst allzu unheimlich zu sein, denn nach wenigen Sekunden begann es erneut, von der deutschen Seite zu blit­zen und zu donnern, nur daß der Feuer­arm des Todes jetzt die Bergnase vor Kollers Zug verschonte und zuckend allein noch nach der Trapezhöhe griff. Damit war Leulnant Kollers Augenblick gekommen. Die Maschinenpistole in die Luft stoßend. schrie er sein: MAuf! Marsch, marsehr wie es der Zug vom Exerzier­dienst her gewohnt war. und begann. soweit es der Anstieg zul ieß, bergan zu springen. o KUlt Vowinckel Verlag, Neck!l!gemund

245

Page 32: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSaaaaannnnndddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAArrrrrrrrccccccchhhhhh

iiiiiivvvvvvv

ten Einsa tzes und Ausbau der Stellungen der Korps-Artill erie ; Nr. 2 vom 21. Mai: Zuweisung der Haupt -Beobachtungss tellen und Zuord­nung d er Korps-Artillerie-Gruppe 781 zu den rechten Divisionen, der Korps-Artille­rie-Gruppe 787 zum linken Flügel ; Nr. 3 vom 22. Mai: Ausbau der Feuerste l­lungen und Beobachtungss te llen, Unter­bringung und Unterstellung der e intre f­fende n Heeresartillerie, Zusammenarbeit der Beobachtungs-Abtei lungen und Ver­lauf der Licht - und Schallmeßsysteme, so­wie die Bildung von Zugmaschinen-Staf­feln zur zentralen Beweglichmachung; Nr. 4 vorn 25. Mai: Regelung der Artille­rietätigkeit am A-5 bis A-I -Tag (A-Tag gleich Angriffstag). Ohne die Giganten " Gamma" . " Kari" und ., Dora" stehen für die 41 5 Geschütze, 44 Werfer, 237 Infanterie-Geschütze und schweren Granatwerfer insgesamt 344040 Schuß zur Verfügung. 7 1 Batterien, davon 42 schwere und schwerste, wirken am A-Tag gegen 2.30 Uhr au f 6 Unterkünfte feindlicher Reser­ven mi t allein I 640 Schuß. Eine Stunde später feuern 41 Batte rien, davon 29 schwere, 865 Granaten auf Versorgungs­einrichtungen, während "Dora" die Ka­sernen westlich des Bahnhofs Mekensiewy niederhält. Das Zerstörungsfeuer unter Einsa tz a ller Kaliber gegen Gräben, Bun­ker, Befehlsste lle n. MG-Stände, Pak­Stände. Granatwerferstellungen und In­fanteri e-Geschü tzstcl lu ngen. emgegra­bene Panzer und Sperren schwillt während der fünf Tage an und ab, je nach der Reak­tion des Gegners. Betonbauten werden zu­erst, Erdbunker zule tz t ze rs tört. Wegen der Bele uchtung nützen die rech ten Flü­gel-Divisio nen den Mo rgen und Nachmit­tag; d ie beiden mittle ren Divisionen legen d ie Hö hepunkte des Zerstörungsfeuers auf den A-5 bis A-3 Tag, die übrigen beson­ders auf d ie beiden letzten. Kurze Feuer­überfälle der Nachbardivisioncn sollen den Gegn er täuschen, damit die Ei nbruchsteI­len den gegenerischen Flank ieru ngen mög­lichst unerkannt bleiben. Bedeutende Geländeteile oder Kampfan­lagen sind jeder Division in ihrem An­griffsstreifen zur zusätzlichen Bekämpfu ng zugewiesen. Die 14 Sonderziele der schwersten Arti lleri e zwischen 24 cm und 80 cm, darunter das Werk ., Maxim Gor­ki" . die Forts " Stalin" und " Molotow". Munitionslager " Weiße Klippe" und das Dorf Belbek werden am letzten Tag mit 68 1 Schuß, dabei allein 38 1 zwischen 30.5 undaSO em, bekämpft. WährclIllller fünf­tägigen Vorbereitung wi rd jede ins Feuer tretende fe indliche Batte rie bei "gen au er" Aufklärung mit e iner ganzen Abteilung,

246

fa ll s nur " unsicher erkan nt" mit einer schweren Batte rie niedergekämpft oder vernichtet. Kurze Feuerüberfälle folgen, um einen Ste llungswechsel zu verh indern. Wichtige Küstenbatterien werden zusätz­lich von 35 ,5 -cm-Mörsern M I und der 80-cm-Kanone " Dora" zerschlagen. Ohne die 18. rumänische Division, Korps- und Heeresart illerie, ohne Sondermunition wie Panzer- , Nebel- und Betonmunit io n aller Kaliber sind hier 19 944 Schuß fürdas Zer­störungsschießen und die Artillerie-Be­kämpfung eingese tzt. Die Gesamtausstat­tung des LIV. Armee-Korps für den An­griff umfaß t bei der Artillerie 246 640, bei den Infanterie-Geschü tzen und Granat­werfern 97 400 Schuß . Als am Morgen des 2. J uni 1942 die deut­sche Belagerungsan ille rie aufbrüllt und zugleich schon am ersten T ag 570 000 Ki­logramm Bombenlast auf Sewastopol fal ­len, ist die Wirkung ve rheerend. Manste in verfo lgt Tag für Tag von seinem in Felsen gesprengten Gefechtsstand bei Tscherkes Kerm en die Wirkung se iner Artillerie auf die Festung. Am 6. J un i beziehen die Korps-Stäbe im Norden und Süden ihre vorgeschobenen Gefechtsstände für die Führung des Großangriffes und geben letzte Anweisungen an ihre Divisionen. Die Russen rechnen mit dem Hauptangriff im Süden, obwohl dort nur 24 leichte und 25 schwere und schwerste Bauerien unter dem Arti llerie- Ko mmandeur 110, dazu Beobachtungs- Abteilung 29 und Sturm­Geschütz-Abteilung 249 versammelt sind. Am 7. Juni um 3.00 Uhr beginnt die Artil­le rie ihr kurzes Vorbereitungsfeuer schwcrpunktmäßig auf die Einbruchsste i­len. Zwischen 3.:15 Uhr und 3.50 Uhr er­hebcn sich die Soldaten des LlV. Armee­Korps aus der Kamyschly- und Melze r­schlucht zum Angriff auf die Festung in R ichtung Sewernaja-Bucht. Der Angriff sol lte 27 Tage dauern . Eine Pause im Feu­erst llrm , a temlose Stille und die Vorverle­gung der Feuerwand in die Tiefe des Hauptkampffeldes br ingen die Sturm­Kompanien in den ersten russ ische n Gra­ben . Zeitlich ges taffelte Feuerzusammenfas­sungen -zum Beispiel vor der 132. und 50. I nfan tcrie-Division - schießen die Infante­risten, die von Sturmgeschützen begleitet werden, immer wieder vo rwärts. Notfalls wird das zehnminülige Zerstörungsfeuer wiederholt. Anschließend ist die Divisions­und Ko rps-Arti llerie frei, um d ie Tiefen­zone des Angriffszie ls zu durchkämpfen und unter beobachte tem Schießen die Flanken lIt f' Angriffstruppen abzuschir­men, bis das nächste Zerstörungsschießen begin nt. . Ohne Schema voll zieht sich im Zusam-

menwirken von Artilleriefeuer und infan­terist ischer Stoßkraft ein ständ iger Wech­sel. Dies ist nur durch eine wendige, der jewei ligen Lage angepaßten Artiller iefüh­rung des gesamten Abschni tts möglich. Von 46 .aufgeklärten Feindbatterien wer­den 38 bekämpft. Im Süden verblutet sich die übereilt einge­setzte 28. le ichte Division in schweren Vorfeldkämpfen, ohne daß d ie Artillerie in dem zerk lüfte ten Gelände und de r engen Frontverzahnung wirksam helfe n kann. Die Regimenter der 50. Infanterie-Divi­

. sio l1 fressen sich langsam durch die russi-schen Ste llungen in unübersichtlichem Ge­lände, treu begleitet von den Vorgescho­benen Beobachtern der Arti llerie, die mit ihren Funktrupps- je Gerät 60 Ki logramm - aus vorderster Linie das Feuer ihrer Bat­terien lind Abteilungen lei ten. Oft stell en sie die einzige takt ische Verbi ndung zur Division dar. Der Tag bringt Temperatu­ren bis 50 Grad Celsius. Oft genug muß die Infanterie neue Beob­achtungs-Ste llen für die Artillerie erst er­obern . Manstein ist über die ste igenden Verluste besorgt und überlegt , wie er der schwer ringenden Sturm truppe noch stär­kere Artille rieunterstützung geben kann . Trotz heftiger feindlicher Gegenangriffe am 9. Juni und sich abzeichn enden Muni­tionsmangcls für alle Kaliber über 21 cm beginnt die Widerstandskraft der Verteidi­ger langsam nachzulassen. Am 11 . Juni wird dcr Angri'ff der 73. Infanterie-Divi­sion hinte r eine r Feuerwalze der Artillerie schr ittweise vorgetragen. Beim XXX. Ar­mee-Korps im Süden setzt nach schwer­punktmäßiger. gestaffelter Artill erievor­bereitung um 0.30 Uhr im Raum Kamar)' der Entlaslllngsangriff für d ie Nprdgruppe e in. Der 13. Juni bringt dem Infante rie­Regiment 16 mit der Eroberung des von schwerer und schwerster Arti lle rie weitge­hend ze rstörten. dennoch erbittert vertei­digten Fort " Stalin" e inen cntscheidenden Erfo lg. Zugleich gelingt im Süden der 72 . Infante ri e-Division in Ausnutzung der Feuervorbereitung durch Art illerie und Luftwaffe d ie Wegnahme des beherr­schenden Stü tzpunktsystems vor den wich­tigen Sapun-Höhen südostwärts von Sewa­stopol. Vom 14. bis 16. Juni gliedern die Armce-Korps zum Großangriff um, der für den 17. lind 18. vorgesehen ist. Ihre Batterien werden vorgezogen.

(j) Übersichtskarte: Nordküste Schwarzes M eer

@ Karte zum Kampfverlauf Unter­nehmen .,Störfang " (Kampf um

Se w Bstopol vom 7. 6. - 4. 7. 1942)

Page 33: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrcccchhhhhh

iiivvvv

Schwor z es Meer

"" I'

'00

.... " Devrch • s er 6nschließungsri"" om 7. 6. 1942 A . .".

~} :~:,::::::,::,:2 ' 1943 == + Fe\lu~werke

Komyschewoja-Bucht

Kosotschoio-Bucht

km

MeI,IOpol •

• Slmferopol

O~'pen~o

Asowsches Meer

Fedosio

Schwor z es M eer

Tlchorezk

• Krosnodo'

1'210

o

30 AI(

247

Page 34: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSaaaannnnnddddddiiiiiinnnnnniiiii

AAAArrrrrcccccchhhhhhh

iiiiiiivvvvvvvvvv

Am 17. Juni um 2.00 Uhr brü llen d ie schweren Waffen für zehn Minuten an der Nordfront los. Dann läuft das Feuer vor dem um 2.30 U hr losbrechenden General­angriff her. Diesmal so llen trotz stark ge­schwächter Gefechtsstärken die feuerspe i­enden Forts fallen. Pausenlos arbe iten die Kanoniere, um ihren todbringenden Auf­trag zu erfüllen, dessen Wirkung gegen die Felsen-Bunker li nd Stollen der Russen be­grenzt bleibl. ln dem unvorstell bar zerklüf­teten Gelände deton ieren d ie Granaten wegen ihres flachen Auftreffwinkels meist vor oder wei t hinter den Gräben de r feind­lichen Stellungen. 1m Belbek-Tal werden zwei Mörser 35 ,5 cm der schweren Hee­res-Art illerie-Abte ilun g 64 1 in vielstündi­ger Mühe in Stellung gebracht, um end lich "Maxim Gorki" mit se inen 30,S-cm-Ka­nonen auszuschalten. Als se lbst Betongra­naten auf der Kuppel wirkungslos bleiben, se tzt der Batterie-Chef Oberl eutnant von Chadim " Röchling"-Granaten mit 1 000 kg Gewicht und einer Länge von 3,60 Me­tel' ein. Nach drei Schuß schweigt das Fort, se ine Geschütze sind zerschl agen. Die dreistöckigc Festung wird von der ei­genen Besatzung gesprengt. Am gleichen Tag nehm en die 24. Infante­rie-Division die Forts "G PU", " Molotow" und " Tscheka", die 22. Infan terie-Divi­sion "Sibirien", " Wolga" und " Ural". Damit sind im Norden die Eckpfeiler für den Durchstoß zur Sewernaja-Bucht in Mansteins Hand. Am folgenden Tag er­reicht die 22. Infanter ie- Division auf 1,5 km das Nordufer der Bucht ; der Hafen ist damit gesperrt. Von glühender Sonne ge­blendet, durstig, in Pulverdampf und Stau~ , von Durchfall gequält, kämpft sich gJe ic~ zeilig die 50. I nfanterie-Division mit der 4. rumänischen Gebirgs- Division unter hohen Verlusten von Nordosten her durch buschbewac.hsenes Felscngelände bis zum Ost rand der Sewern aja-Bucht durch. Ge­genangriffe der Sowjets laufen in schlagar­tig ausgelöstes Sperrfeuer 'von 36 leichten und 9 schweren Feldhaubitzen, 9 schweren Feldhaubitzen tschechischer Herkunft, 4 30,S-cm-Ka non en und 6 2J-cm-Geschüt­zen. Wassermangel und die Versorgung der Verwundeten führt zu schweren Bela­stungen. Am 22. Juni ist das Nordufer de r Sewernana-B ucht auf vol ler Breite in deut­scher I-land. Hi tler wird wegen seines geplanten Vor­stoßes in den Kauk asus ungeduld ig. Am 19. Juni schick t er Generaloberst Jodl zu Maflstein, der ihn nach Süden zum XXX. Armee-Korps weiterleitet, we il es dort mcht vorangeht. Gener<1 1 der Artillerie Fretter- Pico plant aber dort nach Um­gruppierung und Säuberung einiger Ab­schnitte schon sei t dem 18. Jun i, zunächst

248

Ein 21-cm-Mörser zum Steilfeuer in der oberen Winke/gruppe, feuerbereit . gegen Hinterhangziele

Page 35: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrcccchhhhhhh

iiiiiiiivvvvvvvv

nach Norden vorzustoßen, um die Fed ju­kiny-Höhen zu nehmen. Vo n dort soll dann der Angriff überraschend nach We­sten auf die beherrschenden Sapun- Höh en gefUhrt werden. Sie sind der Schlüssel für das gesamte südliche Vorgelände der Fe­stung und ermöglichen bessere Ste llungen rur die eigene Artill eri e. Hierzu werden dem Höheren Artill erie- Ko mm andeur zbV, Generalmajor Martinek, und dem Artillerie-Komm andeur 110, Oberst Usinger, zusätzlich die Mörser-Abte ilung 857. zwei wei tere Abteilungen mit s FH, die 1. Abteilu ng des ru mänischen A rti ll e­rie-Regiments 7 und das volle Werfer- Re­giment 70 außer Flak-Kräften zugeführt. Mit Tagesanbruch nimmt die Luftwaffe ihre Zermürbungsangriffe auf den inneren Feswngsring auf, e rgänzt und gefo lgt von schwerer und schwerster deutscher Artil le­rie. über der Stad t liegt bei he llem Som­mert ag eine riesige Qualmwolke. Die rus­sische Artillerie schweigt. Am Westflügel der Nordgruppe wird am 21. Jun i d ie Bat­terie 652 mit l1 beto nierten Geschütz­ständen genommen; im Süden erkämpft die 170. Infanterie- Divisio n bis 16.00 Uhr den ß10ck der Fedjukiny- Hö hen. An­schließend beginnt die Artillerie mit dem Zerstöru ngsschießen der feindlichen An­lagen im Einbruchsraum und täuscht einen weiteren Angriff längs de r Straße Kama­ry-Scwa<;topol vor. Tatsächlich gepl ant ist ~ i n liefgegliederter Angri ff am Hang der Sapun-Höhen, deren fl ankierende Berg­nasen dann durch d ie Artillerie so einge­deckt werden, daß jede Sicht unmöglich ist. Generalmajor Martinek ist un ermüdlich: Als Major Bauer vom Artille ri e-Regiment lSmit einer se iner Gebirgs-Batterien einer reindlichen S.tellung im Tal nich t beiko m­men kann, taucht Martinek in der Beob­<lchlungsstelle auf. " Bekommst gleich was Besseres;" sagt er lä9helnd, telefoniert und druckt Bauer den Telefon hörer in die Hand .. ,Da hast Du einen 30,S -ern- Mörser · und IS Schuß." Bei der Besprechung Mansteins am 24. Juni mit den Generalen der Nord­gruppe über den geplanten gemeinsamen Angriff mit der Südgruppe auf den inneren Festungsri ng (" Fackeltanz") sucht man nach einer Lösung, wie man d ie Schwäche der ausgebluteten Infanterie durch ver­mehrten Arti lleri e- und Luftwaffeneinsatz ausgleichen kan n. Auch der Russe ist er­';Chöpft. Hit ler drängt weiterhin auf den Abschluß der Kämpfe. Z wei Divisionen \\erden über d ie Scwernaja-Bucht hinweg bei lnkcrman angreifen, die Eroberu ng der Sapun- Höhen d ie Entscheidung bringen.

I

Die nächsten Tage vergehen mit begrenz­ten Angriffen zur Stellungsverbesserung, Säuberung und Ste llungswechsel der Artil-

Sewastopol in Zahlen

Deutsche Verluste: 4337 Gefallene, 1 591 Vermißte, 18 183 Verwundete.

. Sowjetische Verluste: 20000 Gefallene, 97000 Gefangene. Von den 200000 Einwohnern Sewastopols waren nach der Einnahme der Stadt noch 36000 übrig. Beule: 26 Panzer, 63 1 Geschütze, 758 Granatwerfer, 155 Panzerabwehr* und Fla-Kanonen. Die Deutsche Luftwaffe flog täglich zwi­schen 1000 und 2000 Einsätze. Am ersten Angriffstag warf sie 570000 Kilogramm .Bomben. Die deutsche Artil­lerie verfeuerte beim Unternehmen "Störfang" über 700000 Granaten. Allein das Artilierie·Regiment 22 hatte einen Munitionsverbrauch von rund 100000 Granaten. Das Flak-Regiment 18 verschoß aus der vordersten Linie 181 787 8,8-cm-Granaten auf Scharten­stände. Der Munitionsverbrauch dieses einen Flak-Regiments entspricht dem Transportraum von 181 Eisenbahn­Waggons.

lerie und dem Aufschließen der 50. In fan­Icrie-Di vision mit den Rumänen. Am 26. und 27. Juni werden A ngr iffsplan und -termin für den 29. J uni festge legt : 1.00 Uhr A ngriff 22. und 24. Infanterie-. Divisio n über die Serwenaja-Buch t, 1.30 Uhr Ant reten der 132. und 50. Infante­rie-Divisio n bei fnkerman. Beides o hne Artill erie-U nterstützung. 2.00 Uhr An: griff der Südgruppe des XXX. Armee­Ko rps aufd ie Sapun-Hö hen. 2.30 U hr A ll­Ire ten der rumänischen I. Gebirgs- Divi­sion auf Nowo Schuli/ Tschornaja. Noch <Im 28 . Juni nimm t d ie 50 . Infanterie-Divi­sio n d ie feindl ichen Schlüsselstellungen Gaj tan i und Inkerman, so daß die Nord­und Südgruppe jetzt unmi ttelbare Tuch­fühlung haben. Den Soldaten drängt sich das überwältigende Bild des Inkermanfel­sen als mächtige Natu rfestung am Rande der ß ergfestung Sewastopo l am offenen Meer auf. Ih r gilt der letzte Großangriff. Am Nordu fe r der Bucht lauert die deut­sche A rtillerie feuerbereit. Der überraschende Sprung mi t 60 Sturm­booten über die fast 1 000 Meter breite Bucht ist bis 5.00 Uhr geglückt , das Süd­ufer bis zu m Stadtkern geno mmen. Auf d ie Ste llungen bei lnkerman und dem alten Fort vor der 50 . Infa nterie-Divisio n trommelt die Arti lle ri e und schießen die Werferverbände. Feuerte.ppiche. Daß Ge­neral Z uckerto rt je tzt mit seiner Arti ll erie der Nordgruppe bis in den Rücken der Sa­pun-Hö hen, das Angriffsziel der Südgrup-

pe, wirken kann, bessert di~ Lage ent­scheidend. Mit bis dahin ungekann ter Wucht se tzt dort das Vo rbereitungsfeuer der Artill erie um 1.30 U hr ein . Es riegc lt die 5 Kilo mete r: breite Einbruchsste lle auf den Sapun- Höhen glockenfö rmig ab, von Flak, Werfer·n und schweren Infan terie­waffen unterstü tzt. Wenige Stunden später schalten Stukas und Schlach tflieger die so­wjetische Artillerie weitgehend aus. In ei­nem A nsturm gelingt der Durchbruch bis in 3 Ki lo meter T iefe . Marti nek begleite t dabei selbst einen Pan­zerangr iff, um frühzeitig Beobachtungs­ste llen fü r den wei teren A ngri ff zu erktln­den. Mit der vollen Einnahme der Sa­pun- Höhen am 30. Juni ist der letzte Ver­teidigungsring aufgebrochen. Beim An­gr iff der 50. Infanterie-Divisio n auf den beherrschenden Ln kerm an-Felsen wird d ieses Festungswerk von den Sowjets mit Tausenden Z ivilisten, Frauen und Kindern auf 300 Meter Breite in d ie Luft gesprengt. Die 22. und 24. Infanterie-Division errei­chen den Stadtrand. General Hansens Nordgruppe wird die Stadt nehmen, wäh­rend die 28 . leichte Divisio n am rechten Flügel der Südgruppe deren Südrand ab­riegelt. Fretter-Picos XXX . Armee-Korps hat noch d ie Eroberung der ganzen Halb­insel C hersones vor sich. Das soll noch bis zum 4. Juli dauern. Um Blut zu sparen, wi rd d ie Ar tillerie noch einmal um 4. 30 gegen den Ostteil und um 9.00 U hr gegen den Südosten der Stad t zu­sammengefaßt. Stoßtrupps der 24., 22 ., 50. und ·' 32. Infanterie- Division und der 4. rum änischen G ebirgs-Divisio n erreichen m ittags d ie Innenstadt. Am Nachmiltag steht Manstein auf dem Lcnin- Platz. Während schon die Heeres- und Korps­Artill erie herausge löst wird , drängt d ie Südgruppe die .Reste der russischen Kü­stenann ce über Kap Fiolent auf der Halb­insel C hersones zusammen. Dies ge­schieht, begleite t von vo rgezogenen Batte­rien, im Nahk ampf. Am Mo rgen des 4. Juli häm mern auf " Maxim Gork i no; noch einm al schwerste Z usammenfassungen deutschen Artille ri efeu ers. Damit ist d ie Kr im, abgesehen von le tzten Säuberungen, d ie noch bis zum 11 . Jul i dauern, fes t in deutscher Hand. Die J 1. Armee Mansteins (inzwischen Generalfeldm arschall) wäre zum Einsatz gegen den Kaukasus frei. Doch der Führer hat inzwischen anders entschieden - die 11. Armee geht nach Le­ningrad .

o Quellenangabe: Wl lnelm I l e ~ e: ,Kampl um die Krim', Selbslverlag Joachim Engelmann: .Deulsche Artillerie', CA Starke Ver lag. limburg Pau! Cruell: ,Unternehmen Barbarossa'. Ullsleln Veilag, Berhn Rudoll BerdachlEfich Delhleflsen: .General deI Arllltelie ROberl Martinek' , Vowlnckel Ver1ag. Neckrugemund

249

Page 36: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSaaaaaannnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAArrrrcccchhhh

iiiivv

250

Artilleristen

"Hier B-Stelle!" ·­"Hier Feuerstellung I"~

Page 37: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaannnnnndddddiiiinnnnniiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrccccchhhhhhh

iiiiivvvv

Es bedarf "einer gewissen Kraft des Körpers und der Seele", um im Krieg nicht zugrunde gerichtet zu werden,

sagte Claosewitz. In hohem Maße gilt dies bestimmt für die vielfältigen Anforderungen, die der Krieg an

Artilleristen stellt.

Horst Günter l olmein

Grauschwarze Wolken türmen sich über der deutschen Hauptkampfli­nie: Der Fe uerschlag der russ i­

schen Artillerie bereite t den Hauptangriff der Schlacht von OrcJ vor. An d iesem I~ . Juli 1943 speien über tausend Ge­schütze in zehn Minuten hundcrtausend Granaten auf ein schmales Gebiet beben­der Erde. Don krallen sich die Grenadiere in ihre Deckung. Don in der brodelnden Hölle liegen auch zwei rumän ische Fah­nenjunker als Vorgeschobene Beobachter des dCUlschen verstärkten Artillerie-Re­giments (mot) 36. Sie sollten vor Angriffs­beginn abgelöst werden, weigerten sich aber. verblieben auf ihrem Posten und wurden von den russ ischen Granaten ge tö­tct wie viele der Infanteristen in der HKL. Dcr Vorgeschobene Beobachter (VB) der 11. Abteilung aber lebt: Leutnant Pe te r Schmitz hat zusamm en mit seinem Funker den Feuersturm überstanden. Sein Dek­kungsloch liegt millen in de r Durchbruchs­~ telle. Die beiden Arti ll eri sten blieben dort, auch als sich die wenigen überleben­den Grenadiere in Sprüngen zuri.ickarbei­telen. Jetz t lassen sich Schmitz und se in Funker von den heranschwankenden russ i­'lChen Panzergeschwadern überrollen. Da­hinter rücken regimentsweise in dichten ~ l llSSC Il die rU;!is ischen Infanteristen an. Dort hinein lenkt Le utnant Schmitz das Feuer. Der Kommandeur des Artillerie­Re~ments 36 befiehlt über Funk : " A n alle. Feuerzusammenfassung, Z ielpunkt P 7, Schmitz beobachte t, in zwei Minu­ten ... jetzt!!!" Alle Geschütze des Regim ents - auch die unterstellte Abteilung mit 2l-cm-Mörsern 18-schießen " Abpraller": Die Granaten ~hlagen in flach em Winkel auf den Boden und federn wieder hoch - jetzt erst de to­nieren sie, und ihre Splitter töten im Um­kreis von 60 Metern jedes Lebewesen,

Feuerstellung einer 2 1-cm -Mörser­Batterie. Die großen Kartuschkörbe geben einen Eindruck. welch schwere körperliche Arbeit die Kanoniere zu leisten hatten

Stundenlang schießt das Regiment - die R ussen kön nen weder vor noch zurück. Wohin immer sie durchzubrechen versu­chen - das deu tsche Arti lleriefeuer ble ibt ihnen auf d en Fersen. Den ß eobachtungen und Ko rrekturen des Leutnants Schmitz fo lgen neue Feuerzusammenfassunge n auf rückwärtige Bereitste llungen frisch er rus­sischer Truppen, auf Panzeransammlun­gen, Zusammenballungen von Bataillonen und entstehende Angriffsschwerpunkte, dann wieder auf russ ische Geschützs teI­lungen. Stukas greifen e in und Panzerjäger - de r russische Großangriff bricht zusam­men. Um 16.30 Uhr meldet der Regi­mentsfunker: " Leutnant Schmitz antwor-tet nicht meh r." . Am anderen Morgen wurde er gefund en: Aus seinem Deckungsloch ragte noch die Funkantenne, doch d er Funker war tot. Dem Leutnant Schmitz war die Brust von einer Panze rgranate durchschossen wor­den. Tausendfält ige Leiden haben Soldaten im Krieg zu erdulden, doch ihre Mi.i hsal ist nach Waffengattungen verschieden, sogar noch innerhalb ihrer Truppe. Der Kano­nier in d er Feuerste llung schl epp t schwere Granaten. Er schleppt sie unter der Sonne Afrikas und im eisigen Win ter Ruß lands. Es war am IImensee, nachts um ein U hr d reißig, als e ine schwere Haubitzbatte rie alarm ie rt wurde. Die Bedienungen stürz­ten aus ihren Bunkern mitten in e inen heu­lenden Eiss turm hine in. Vorn ist de r Teufel los : In d rei Stützpu nkte sind sowJetische Truppen mit starken • Kräften e ingebrochen, der Schneesturm half ihnen dabei. Er weht den deutschen G renad ieren mitten in die Gesichter, er jault auch durch die Feuerstellungen . Die Kano niere reißen die Tarnnetze von den Geschützen. Der Richtkanonier nucht, die Strichtro mmel läßt sich nicht drehen, e r kann das Rundblickfe rnrohr nicht in den Aufsatz stecken: Das Fell ist zu Eis gefro­ren. Er hängt eine Blechbüchse, gefü llt mit glühenden !-Io lzstücken aus dem Bunker­ofen, unter die Z icle inr ichlllng und laut sie auf. Die Strichtrom mcl dreht sich wieder. Doch der Kanonier zwei, der Ladekano­nie!" , brüllt in uen St urm: " Verschluß geht nicht auf! " A uch hie r hi lh d ie Glut aus der Blechbüchse. Sie wird gle ich danach wie­der gebraucht: D ie Höhenrichtmaschine

is[ eingefroren. E ndlich : " Ba tterie mit dre i Geschützen feuerbereit!" Die Batterie schießt zwei Gruppen, doch be im dritten Geschütz ist die Abzugsleine gerissen, es wird nur mi t de r Bremsle ine abgezogen . Beim Öffnen d es Verschlusses schlägt dem Abzugskanonier e ine St ichflamme ins Ge­sicht: e in Nachbrenn er. Das Geschütz feu­e rt wieder, bis der Richtkanonie r schre it: .,Richtlampe versagt!" Ein Mann renn t zur Richtla tte : Das Wasser in de r Karbidlampe ist gefro ren. Ein glühendes Holzscheit wird auf die Richtlatte gesteckt. Es geht wieder: "Batterie- Feuer!" Die Gesichter de r Ka­noniere sind Eismasken, ih re Stiefel glas­hart gefroren. Einem ble ibt die !-l aut de r rech ten Hand an der Granate kleben, Aber die Batterie feuert weiter : Grenadiere vo rn kämpfen um Leben lind Tod, lind wenn den Russen de r Durchbruch ge li ngt, stehen sie bald vo r den Feuerstellungen. Die Bere itschaftsmunition ist längst ver­braucht. Jetzt müssen die Geschosse aus dem 200 m weiler hinten liegenden Mun i'­tionsbunker herangeschleppt werden . Während vie r Mann jeder Bedienung wc i­terschießen, mühen sich die anderen vie r mit den Granaten durch mete rhohe Schneewehen den !-:lang hinalif zum Ge­schütz . Jede Grana te wiegt fast e inen Zentner. Manche Kano niere stolpern, kip­pen um, wüh len sich und das Geschoß mit klammen Händen aus dem Schnee, wuch­ten es sich wieder auf die Schulte r und schwanken zu r Feuerste llung - stunden­lang, Noch immer tobt de r Schneesturm. Die Handschuhe halten die Kälte nicht mehr ab. Mehrere Kanonie re haben be­reits d ie Füße e rfroren. Als d er Morgen dämmert, melde t die In­fanterie , daß d er Stü tzpunkt zwei zurück­erobert worden ist. Die Batt e rie schießt weiter ihre Salven, die Kanoniere schinden sich mit ih ren Granaten vom Bunker in die Feuerste llung. Um zehn U hr vormittags ist der Stützpunkt e ins wieder in d eutscher Hand . Die Batterie feuert weiter, doch könncn nun e inze lne Kano niere abwech­se lnd in ih re Bunker Will Aufwärmen ge­hen. Nachmittags um fünfzehn Uhr tre ten die zu Tode ermüdeten und halb erfrore­nen Grenadiere zu m Gegenstoß auf d en noch von Russen besetz ten Stützpunkt drei an. Noch e inmal legt die Ba tterie konzen­tr iertes Feuer auf die Russen - d ann gehört der Stü tzpu nkt drei wieder zur deutschen HKL. Der Kampf hat vie rzehn Stund en gedauert , Alltag ei ner Batterie, Mehr a ls hunderl Jahre zuvor hatte der preußische Generalmajo r earl von CI au­sewj[z niedergeschrieben: " Der Kricg ist d~ Gebie t körperl icher Anstrengungen und Leiden ; um dadurch nich t zugrunde gerichte t zu werden, bed arf es e iner gewis-

251

Page 38: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSaaannndddiiinnniiiiiiiiiiiiiii

AAArrrccchhh

iivvv

Page 39: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAArrrrccccchhhhhhh

iiiiiiivvvvvvv

RiHerkreuz für einen Funker

Der Obergefreite Franz Schmitzer, 22 Jahre alt, stammt aus dem Sudetenland und ist Funker beim Vorgeschobenen Beobachter seiner Haubitzbatterie des Artillerie-Regiments 6. Er gilt als alter Hase, ruhig, intelligent und zuverlässig. Bei den harten Kämpfen um Rshew be­fand er sich mit seinem Batteriechef -der selbst als Vorgeschobener Beob­achter nach vorn gegangen war - in Nähe eines Stadtgutes am Rande von Rshew. Tag für Tag rannten dort die sowjetischen Truppen mit starken Pan­zer- und Infanteriekräften gegen das Gut an. Der VB und sein Funker unter­stützten dabei mit gut gelenktem Feuer die abgekämpfte Infanterie. An einem Tag waren schon zwei russi­sche Angriffe abgeschlagen worden. Die Erregung des Kampfes war tiefer Erschöpfung gewichen, als am späten Nachmittag der dritte Angriff mit einem Feuerschlag der russischen Artillerieauf die dünne Hauptkampflinie einsetzte. Dann stürmten die Russen erneut. Wäh­rend die erste Angriffswelle verebbte, erlitt der Vorgeschobene Beobachter eine schwere Verwundung. Doch schon lannte die zweite Welle der russischen Infanteristen gegen das Stadt gut an. De/ Funker Schmitzer hatte nicht viel Zelt. Er brüllte den Grenadieren zu, in seiner Nähe ein MG in SteUung zu brin­gen. Zwei Mann rannten geduckt zu ihm hin, brachten ihr MG in Stellung Lind schossen Feuerstöße auf die mit "Urräh"

@Eine Kolonne"Gebirgs-Artilleristen im karelischen Wald schleppt Munition in die Feu~rstellung

2 Trotz seiner Verwundung leitet der Wachtmeistef als Vorgeschobener Beobachter das Feuer seiner Batterie

Jl Störungssucher einer Artillerie­Abteilung an der Ostfront

®Mit vereinten Kräften setzen die Kanoniere eine schwere M örser­granate an

stürmenden Russen. Unter diesem Feuerschutz stellt der Obergefreite Schmitzer Funkverbindung zu seiner Batterie her. Ruhig und sachlich gibt er einen Lagebericht an den Batterieoffi­zier inder Feuerstellung und übernimmt dann die Feuerleitung. Lange genug ist er VB-Funker und hat den Vorgeschobenen Beobachtern da­bei ihr Handwerk abgeguckt. Klar und bestimmt sind seine Kommandos und Korrekturen. Die Russen stürmen in Massen, Welle auf Welle. Oie Einschläge derGeschütze seiner Batterie liegen gut, Gruppe um Gruppe. Aber dies ist ein Großangriff. Die Haubitzbatterie reicht nicht aus, sei­ner Herr zu werden. Schmitzer fordert entschlossen das Feuer der ganzen Abtei lung an und leitet es wie ein ge­übter Könner. Bald wächst er über sich selbst hinaus: Als die Russen Welle um Welle heranwalzen, wird ihm per Funk die Feuerleitung von drei Abteilungen -eines ganzen Artillerie-Regiments -übergeben. Drei Stunden lang leitet Schmitzer Feu­erzusammenfassungen auf wechseln­de Ziele. Gedeckt von der Infanterie, die ihrerseits durch Artilleriefeuer entlastet wird, liegt de( Obergefreite Schmitzer hinter dem Funkgerät und am Scheren­fernrohr und läßt einen russischen Groß­angriff zusammenbrechen. Für diese Tat erhielt er das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen.

sen Kraft des Körpers und der Seele, d ie, angeboren oder eingeübt, gleichgültig da­gegen mache<; Wird man auch gleichgült ig gegen die

. A ngst? Selbstverständliche H eldentaten vo llbrachten die Nachrichtenleute immer wieder: Sie taten nichts anderes, als einen lumpigen, zerfetzten Lei tungsdraht zu flik­ken. Aber sie taten es im feindlichen Gra­natfeuer , wenn alles in den D eckungen lag. Sie se tzten sich den Infanteriewaffen aus und riskierten ihr Leben, damit eine Fern­sprechverbindung wieder funktionierte. D as während des Krieges er schienene Buch " Arti ller ie im OSlen" erzählt die All­tagsgeschich te der Nachrichtenstaffel einer niedersächsischen Batteri e. D er Feind war in den Bachgrund eingedrungen, und da­mit lag die einzige Straße, d ie die Feuer­stellung mit der Beobachtungsstelle ver­band, unter russischem Feuer. Tatsächl ich waren bald d ie bei den Feldfernsprechlei­tungen längs dieser Straße zerstört.

Der Führer der Nachrichtenstaffel - ein Unteroffizier - machte sich mit zwei Nach­rich tensoldaten auf den Weg. Die ersten paar hundert Meter waren die Störungssucher du rch H äuser gedeckt. D ann rannten sie los, in langen Sprüngen, dabei immer die Leitung im Auge behal­tend: Wo ist sie zerstört? Von links erh iel­ten sie Infanteriefeuer : Dicht über ihnen zischte es, sie hörten d ie Geschoßknalle. Sie schafften es bis zu einer kleinen Brücke im B achgrund, wo ihnen eine niedrige Mauer so viel Deckung bot, daß sie ZlIm Prüfen der Leitun g ihre Apparate an­schließen konnten. Ganz in der Nähe fan­den sie auch die erste Leitungsstörung: Das K abel war durchschossen. Sie lagen flach auf dem Boden, um sie herum spr itzte der Schnee hoch: russisches Gewehrfeuer. Sie flickten die Leitung, schlossen ihren Feld­fernsprecher an, drehten die Kurbel, und schon meldeten sich beide Gegenstellen: " H ier Feuerstellung! " - " Hier B-Stelle!" Immer noch im Feindfeuer prüften sie die' zwei te Leitung, doch nur die Feuerstellung meldete sich. Also weiter, immer an der zweiten Leitung entl ang. Sie passierten ein ige H äuserrui­nen - willkommene D eckung {md Gele­genheit für ei ne Verschnaufpause. Dann kam ein f reies Feld, und keine Möglichkeit gab es, schn ell zu laufen: D er Pulverschnee lag gut einen M eter hoch. Sie wate ten hin­durch, bis zum Bauch im Schnee, und nun erhielten sie M G - und Gewehrfeuer \ion rechts und von links. Die feindliche Artille­r ie begann das Gelände abzllstreuen. Keu­chend arbeiteten sie sich vor , ständig unter Beschuß. Vor ihnen ein G ranattrichter -beide Leitun gen waren durchgeschlagen .. Sie drehten die zer bröselten Enden wiej:ler sorgfältig zusam men, Isolierband her.um. Kontrollanrufe. Die ß-Stelle meldete sich, die Feuerstellung nich t. Beide Leitungen waren hinter ihnen schon wieder zerschos:' sen worden. Also kehrten sie um, wieder durch den Schnee, wieder durchs Feuer. In der Nähe der Brücke - ausgerechnet an ei­ner Stelle, die keinerlei Schutz bot, waren die Leitungen zerfe tzt, aber nicht zwei , sondern vier, fünf K abelenden ringelten sich im Schnee. D as Fl icken dauerte endlos lange. Das Zirpen der J nfanteriegeschosse war für sie bereits eine normale Erschei­nung. D er Unteroffizier suchte noch ein K abelende im Schnee, einer der beiden Nachr ichtenieule kroch zu ihm hin. D er andere sackte plötzlich zusamm en - seine beiden Kameraden robbten zu ihm hin und riefen se inen Namen . Er antwortete nicht. A u:s einer kleinen \ \funde an der Stirn tröpfelte Blut in den Schnee. Sie arbeiteten wei'ter, bis der U nteroff izier den Kontroll­apparat anschließen kon nte und meldete:

253

,

Page 40: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSaaaannnndddddiinnii

AAAArrrrrcccccchhhhhh

iiiivvvv

" Verbindung auf beiden Leitungen herge­stellt. Gefre iter Friedrich bei der Störungs­suche gefallen!" Sie schleiften die Leiche ihres Kameraden aus der Feuerzone, und als sie an die Häu­ser gelangten, nahmen sie sie auf und tru­gen sie bis zur Feuerstellung zurück. Dort wurden sie mit dem Ruf empfangen: "Lei­tung zerstört. Störungssucher 'raus!" Den Funkern ka nn ke ine Leitung zer­schossen werden, ihre Mühsal ist von ande­rer Art. Der Unteroffizier Schulz war als Funker seinem Leutnant zugeteilt. Zu­samm en mit dem Fahrer und einem zwei­ten Funker bildeten sie d ie Vorgeschobene B-Stel le ihrer Batterie vorn in der HKL bei einer Grenadierkompanie. Nach harten Kampf tagen legte die russische Art illerie einen Feuerschlag auf die HKL, danach rannten die Sowjets in Massen den deut­schen Stützpunkten entgegen: Großan­griff. Der Vorgeschobene Beobachter versuchte se iner Batterie die Ziele durchzugeben. doch die Funkverbindung brach ab und ließ sich trotz aller Versuche nicht wieder herstellen. Die Russen drangen in die Stei­lungen ein, Grenadiere und Arti lleristen wehrten sie in einem verzweife lten Nah­kampf ab. Unteroffizier Schulz verspürte einen stechenden Schmerz in der Schulter. der ihn zunächst nicht behinderte: Ein In­fanteriegeschoß hatte ihn verwundet. Er und der Rest der Kampfgruppe wurden überwältigt und gefangengenommen. Sie m'ußten sich bis aufs Hemd ausziehen und wurden nach hinten in einen Wald getrie­ben. Die Russen griffen wahllos einige Ge­fangene heraus und erschossen sie. Die drei Anilleristen - der Fahrer war gefallen - bes&lossen, gleichzeitig nach ve rschie­denen Richtungen fortzulaufen. Es ging blitzschnell. Nach einer Schrecksekunde begannen die 'Russen auf die durch den Wald Fliehenden zu schießen. Die Artille­risten rannten - jeder für sich - um ihr Le­ben. Vor Unteroffizier Schuli. tauchte hin­ter einem Baum ein Russe auf und feuerte aus drei Schritt Entfernung sein Gewehr gegen ihn ab. Die Kugel traf Schulz mitten in die Brust. Der harte Schlag ließ ihn tau­meln, doch er stolperte weiter. Eine neue Schmerzwelle durchzuckte ihn: Ein Ge­schoß durchschlug seinen rechten Arm . Aber Schulz rannte noch immer weiter, bis ihn ein Kopfschuß zusammenbrechen ließ. Als er wieder zu Bewußtsein kam. versuch­te er aufzustehen und weiterzu laufe n, doch die Schmerzen wühlten in seinem Körper. daß er laut schreien wollte. Aber er biß sich auf die Lippen : Die Russen hielten ihn wahrscheinlich für tot. So blieb er liegen ­mitten in einem Kornfe ld , das er noch er­reicht hatte. Schmerz, Verzweiflung und

254

Todesangst überfielen ihn. Jede Bewegung weckte Qualen, seine Wunden bluteten noch immer. Er besaß nichts außer seinem Hemd und konnte sich nicht verb inden. Gegen den Hunger und Durst kaute er Gras und Kornähren. Noch einmal bran­dete Gefechtslärm auf, dann ebbte er ab. Der Abend brach herein, die Nacht kam. Frostschauer schüttelten Unteroffizier Schulz. Seine Wunden hörten auf zu blu­ten, doch bei jeder Bewegung brachen sie wieder auf. Siebenundzwanzig Stunden lag der Unter­offiz ier hilflos im Kornfe ld . Dann fanden ihn durch Z ufall deutsche Panzertruppen während ihres Gegenangriffs. Schulz über­lebte und erfuh r, daß die mit ihm geflohe­nen K~m eraden - der Vorgeschobene Be­obachter und der andere Funker - unver­sehn die deutschen Linien erreicht hatten. Viele Strapazen - oft besiegelt durch Ver­wundung, Tod oder Gefangenschaft -durchlitten die Fahrer der bespannten Ar­ti llerie. Die Masse der Divisionsartillerie war den ganzen Krieg über pferdebe­spannt. Bereits im Jahre 1941 gingen 180 000 Artilleriepferde zugrunde, über die Hälfte davon an Hunger. Die Fahrer waren Reiter, Pferdepfleger und Pferde­halter in einem. Jede Feldhaubitze wurde sechsspännig vom Sattel aus gefahren - je­der Fahrer vom Sattel hatte somit zwei Pfe rde zu versorgen. Die schwerfälligen Gespanne waren au f dem Marsch nahezu hilflos Tieffliegerangriffen und Artille­rieüberfälJen ausgeliefert. So starben Fah­rer und Pferde zu Du tzenden. Märsche im Winter oder in den Schlammperioden des Ostens mi t unterernährten Pferden, die bis zu den Bäuchen in Schnee oder Modder versanken, d ie umschichtig ausgespannt und hilfsweise vor andere, steckengeblie­bene Geschütze geschirrt werden mußten, waren der Normalfall. Wenn die Bremsen eingefroren waren, stemmten sich alle Ka­non'iere gegen die wegru tschenden Fahr­zeuge, oder zehn bis zwanzig Mann bilde­ten Bremsketten an abschüssigen Stelle n. Der Fahrer tägliche Last war das Besorgen von Futter, Füttern , Tränken, Satteln, Schirren, Anspannen - oft genug bei Nacht, Kälte und Unwetter, unter Zeit­druck und unter dem Feuer des Feindes. Au f dem Rückzug, bei Parti sanenüberfäl­len und feindlichen Durchbrüchen wurden aus den Artilleristen - gleich ob Fahrer von bespannten oder motorisierten Fahrzeu­gen, ob Trosse mit Beschlagsschmieden, Schirrmeistern, I nstandsetzungsd iensten, Feldwerkstätten, Waffenmeistern und Stellmachern - un terSChiedslos Infanteri­sten. Dann galt der Befehl: " Rundumver:­teidigun g" . er galt genauso für Feuer­stellungen von Batterien, die überraschend

vom Feind eingeschlossen worden waren. Selten kam es vor, daß eine Panik aus­brach, daß Arti llerietrosse ihre Batterien im Stich ließen und in regeUoser Flucht da­vonfuhren. Das geschah in den ersten Stunden der Invasion des 6. Juni 1944: In der Nähe des Städtchens Ste. Mere Egl ise war in den ersten Morgenstunden das 505. US- Fallschirmjägerregiment abgesprun­gen. Etwa 30 Mann davon landeten mitten in der Ortschaft , zumeist auf dem Markt­platz. Dort aber befand sich gerade ein deutscher FIaktroß. Dessen Führer, ein

. Oberleutnant , glaubte an eine gewaltige amer ikanische Übermacht und räumte den wegen seiner Verkehrsverbindung strate­gisch wichtigen Ort. Dadurch ve rloren die in der Nähe eingesetzten Fla-Kanonen ihre Zugmaschinen, waren bewegungslos und mußten schl ießlich von ihren Bedienungen gesprengt werden. Zahllos sind hingegen die Berichte über eingeschlossene Feuerstellungen li nd Trosse, die sich mi tun ter tagelang gegen feindliche Übermacht infanteristisch ver­teidigten, bis sie entweder durch e.inen Ge­genstoß der Infanterie wieder befreit wer· den konnten oder aber u'ltergingen und oft genug im Nahkampf bis auf den letzten Mann niedergemacht wurden. Bei ihrem Durchbruch zwischen Witebsk und Bobruisk vernichteten die Russen in der Zeit vom 22. Juni bis zum 7. August 1944 nahezu die ganze Artillerie von 28 deutschen Divi· sionen, teils durch Fliegerangriffe, teils durch Trommelfeuer auf die Stellungen der Batterien. Was immer an Artiller isten übrigblieb, verteidigte sich in 1ge1stellun­gen bis zum bitteren Ende. Bekannt dagegen ist die Geschichte von zwei Munitionsfahrern , die am ersten Tag der Invasion zu ihrer von Munitionsmangel und Einschließung bedrohten 1. Batterie des Artillerie-Regiments 352 fuhren. Ihr Lastwagen steckte vo ller Munition , im Hinte rland schossen alliierte Jagdbomber auf alles, was sich auf der Erde bewegte. Der Munitionslaster entging dem Feuer der Jabo-Bordwaffen und den Bomben. Von der einen Hölle rasten sie in die näch­ste: Rund um die Feuerstellung ihrer Bat­terie wüte ten die Einschläge von 38- und 40,6-cm-Granaten einer von amerikani­schen Schiffsgeschützen geschossenen Feuerglocke. Die Kanoniere fuhren ihren Lkw unbeirrt durch diesen Wald von Oe­tonationspilzen. Als sie schon dicht vor der Feuerstellung waren, traf die Granate ei­nesSchiffsgeschü tzes: In einem turmhohen Feuerblitz detonierte d ie Munition. Zwei Soldaten, deren Namen niemand weiß, fanden den Tod.

o

Page 41: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnniiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrccccccccccccccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

CD Nächtlicher Feuerüberfall einer leichten Feldhaubitz-Batterie auf eine feindliche Batterie. PK-Zeichnung aus der Propaganda-Zeitschrift Signal.

@ Rostow 1942. Eine leichte Feld­haubitze (10.5 cm). Im Hintergrund ein sowjetischer Panzerkampfwagen vom TypKWl

255

Page 42: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnniiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvv

Flak im Erdkampf

"Panzera Die Flak-Artillerie, zum Schutze der Heimat und der kämpfenden Truppe gegen Luftangriffe bestimmt,

zeigte im Zweiten Weltkrieg bald ihre vernichtende Wirkung gegen Erdziele. Ihre B,B-cm-Kanone wurde

zum populärsten Geschütz des Krieges.

Page 43: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

u : I I I" •

Page 44: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSaannnnnnnnddddddddiiiiinnnniiii

AAAAAAAAAArrrccchhhhhhhhhh

iiiiivvvv

Helmut Treffner

F lugzeugabwchr war Aufgabe der Flakartiller ie der Luftwaffe , 1935 vom H eer abgegeben. I hr Eingreifen

in den Erdkampf so ll te auf Ausnahmefälle und Notlagen beschränk t bleiben. Doch schon zu Beginn des Zweiten We lt­krieges feuerte die deutsche Flak ihre er­sten Granaten gegen Erdziele ab. Die pol­nische Luftwaffe war bereits in den ersten Stunden des Polenfeldzugs <Im Boden zer­schlagen worden. In der Nacht vom S, zum 9. September 1939 kam es im Ra um Ra­dom zu einer Kr ise: Starke polnische Kräfte warfen die Front der 3. leichten Di­vision zurück. Die 2. und 3. Batte rie des Flak-Regiments 22 hatten zunächst e inen poln ischen Angriff abgeschlagen, wu rden aber in der Nacht von po lnischer Infanter ie überrannt. Die Kanoniere ve rte idigten ihre 8,S-Flak im Nahkampf mit aufgc­pfl anztem Bajonett. Der Abteilungskom­mandeur, der Chef der 3. Batterie und zahlre iche Soldaten fielen. Vier deutsche Panzer kämpften sch ließ lich die Flak fre i, die sich a ls äußerst wide rstandsfähige Truppe erwies. Schon Tage zuvor hatten Flak -Bat terien an der Bzura Erdziele bekämpft, und kurze Zeit später standen sie mit ih ren Spreng­und Panzergranaten vo r den Verteidigern Warschaus. Am Frankreichfeldzug nahmen 32 Fl ak­Abtei lungen - in zwei Flak-Korps zusal11-mengefaßt - teil. Die Flak ze igte hier erst­mals ihre Vielseit igkeit : Sie schü tzte den Luftraum über den marschierenden und kämpfenden Heeresve rbünden, richte te Punktfeuer gegen Bunkerscharten, kämpfte Feindbatterien nieder lind ver­nichtete Panzer. Eine Flak-Batterie hatte wesentl ichen . Anteil am Gelingen des Maas-überganges bei Sedan. Flak kämpfte in vorderster Linie beim über­schreiten des Albert- Kanll ls. Eine Flak­Abteilung schalte te sechs Werke in der Fe­stun g Maubeuge aus. wirkte in Slraßen­kiill1pfen mi t und scho ß 35 Pnn zer ab. Das I. Flak-Korps melde te am Ende des Frankreichfeldzugs fo lgende Ergebn isse: 372 Flugzeuge in d er Luft. 252 Flugzeuge <Im ß oden vernichtet. auße rdem 47 Pan­ze r, 30 Bunker, 1 Kriegsschiff. Nied erge­kämpft wurden zah lre iche Fe ldste llungcn. Beobachtungsstellen. Maschi nenge­wehr-Nester, Batte rien und marschierende Kolo nnen. Auf 12 Kr iegsschi ffen, 8 Trans­ponsch iffen li nd e inem Frachter wurden Treffer erLielt.

ach solchen Erfo lgen der Luftwaffen­Flak befah l im Herbs. 1940 das Ober­kommando des Heere~ d ie Aufste llung e i-

258

gener Flak-Abteilungen aus der Art iller ie des Heeres. Die Flak des Heeres wurde entweder als Heeres- und Divisions­Truppe unterste llt oder (ab 11.)42) a ls IV. Abtei lun g in die Panzer-Arti llerie- Regi­menter oder in die Arti lle rie-Regimenter (mo t) e ingegliedert : Eine solche Heeres­Flak-Abteilung bestand nus e iner le ichten und zwei schweren Batte rien. Die leichte Flugabwehr ha tte bereits im Heer durchaus Tradition: In den MG-Ba­ta illonen ge hörten ab 1938 zu jeder Kom­panie 12 2-cm-Geschützc. Die le ichte Heeres- Flak-Batterie verfügte dann über 2-cm-Vierli nge . später auch über 3,7-ern-Geschütze. zumeist auf Selbstfahrla­fetten oder auf Z ugmaschinen. Die schweren Balle rien waren mit 8,8-cm­uder rO,5-cm- Flak ausgestatte L Ab März IlJ44 wurde de r Flakpanzer " Ostwind " mit 3.7 -cm-Flak 43 an die Tru ppe ge liefen ; vom 3-cm-Zwilling-Flakpanzcr .. Kugel­blitz" existi erten 1945 erst fün f Stück. Die Abschaffu ng der Fcldkanone bei der Umbewaffnung der Arti lle rie [935 erwies sich a ls e in Fehler. Im Balkan-Fe ldzug hatte e in 8 ,8-Flak-Z ug großen An te il am Durchbruch durch die gri echische Metaxas- Linie: Er setzte drei­ßig Bunker, acht Panzerkuppeln und zwöl f Verte idigu ngsstel lungen außer Gefecht. In den Kämpfen um Nordafrika spie lte vor allem d ie 8.S- Flak eine entscheidend e, oft re ttende Ro lle. Sie war der Tru mpf in der Panzerschlacht von Sollum . Der Gefreite Hübner. Richtkanonier e iner 8,8. schoß neun Panzer ab. in e inem wei teren Gefecht in wen igen Minuten noch einmal acht. Die Siege des Generalfe ldm arschall s Rommel sind nicht zu le tzt von den 8,S-Geschi.itzen erfochten worden. Ihre Geschosse durch­drangen die schwere Panzerung der br it i­schen ,.Mark- II - Panzer". Die 8.8- Kano­nen fe uerten am Halfnya- Paß und bildeten e inen Sperriegel bei Agedabia. Bei Bi r Ha­cheim schossen sie 153 Feindpanzer ab. Im Raum EI Adem relte te n diese Geschü tze das Afrika-Korps. als es überraschend in der Flanke angegriffen wurde: Der Flan­kenschu tz wurde ze rschlagen, br iti sche Panzer brachen du rch und e rschienen im Rücken des Korps. dessen Trosse sich tluchtaniJ?, abzuse tzen begannen. In kürze­~tcr Frist wurde e ine dre i Kilometer bre ite Flakfront au fgebaut. an der der bri tische Panzerangri ff zersche ll te. Flakeinheilen hatten ih ren Ante il an der Erstiirmung von Tobruk. Dic Flak ve reite lte e in Unter­nehmen britischer Kommnndo truppcn ge­gen Tobruk lind ve rsenkte zwei bri tische Zerstö re r. die das Landungsuntcrnchmen unterstützt halten. Fl;;lk un terstützte de li le tzten Kampf in Tunesicn und mußte aul'­gebell . wei l der Mun itio nsnachschub aus­blieb.

Page 45: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrcccchhhhhh

iiiiivvvvvv

I ln den Kämpfen im Osten standen die Flak-E inheiten von der ersten Stunde an

I im Erdeinsatz. Im September 1941 erhielt cine8.8-Flak-ßatteric den Befehl. vor Le­ningrad die Newa zu sperren. Sie vernich­\ete vier sowje tische Kanonenboote und einen Fr<lchter und beschädigte mehrere andere Schiffe. Als im Herbst \1)41 die ersten T-34- Pan­ur auftauchten. hatte die 8,~- Flak Hoch­konjunktur - nur sie war imstande. elie T-34-Panzerung aufzubrechen. Sie konnte den Fellerkarnpf bere its ab 2000 111 e rfolg­r~ich aufnehmen, die wirksamste Reich­weite gegen den T-34 aber lag zwischen WO und ISP9 111.

Es stellte sich bald heraus. daß fUr den Erdkampf im Osten der .. Flak-Kampf­truP))" als taktische Einheit zweck mäßig war. Er setzte sich meist aus zwei 8,8~cm~

Geschü tzen und mehreren 2~cm~Geschüt~

I zen zusammen. Die Acht~Aeht~Kan()n en bewährten sich dabei im Schießen in dirck~ tcm Richten gegen gepanzerte und befe~ stigtc Ziele au f größere Entfernung mit ';/,:hnellcr Schuß folge und hoher Durch~

I,Chlag'::ikrafL Die leichten Flak~Waffen -aufSclbstfah rl afctten und mit Schutzschil~ J~n -ergänzten den Ei nsatz der schweren Kanonen mit Sprenggcsch()ssen gegen l e ~

~nde Ziele lind zum Nahsch utz der Ach t-Acht. Bei überraschenden Feindeinbrüche n hlieb oft die Flak ohne infanteristi schen Schutz in ihren Ste llungen und vertL'idigtl..' ,ie bis zum Ei ntreffen des Entsatzes. Die Flak-Stützpunkte waren an a ll en Fro nten Eckpfe iler der Verteidigung. die der I nfan~ !,'rie Rückhalt bo ten. Die Russe n ve r t11ie~

~en l'S möglichst. FlaksteIlungen anzugr ei~

fen. sondern .umgingen sie und überließen rs ihrer Artillerie. damit fertig zu werc!el.l . Bei Massenangr iffen der Ro ten Armee \\urdcn in e inigen. Fä llen geschlosscne Flak-Abtei lungen als Panze rsperriegt'l eingesetzt. Die 8.8~cm~Kanon e n. dazu geschaffen, hoch· und schne llfl il.:.'ge nde Flugzeugpulks I'om Hi mmel zu holen. kämpften auch ge~

Das Kampfabzeichen der Flak·Artillerie wurde anfangs auch für drei Kampftag e im Erdeinsatz verliehen. Ab 10. J anuar 42 gab es bei den glei chen Voraus~ setzungen das Erdkampfabzeichen der Luftwaffe. Das Heeres~Flak­Abzeichen wurde ausschließlich für die erfolg reich e Bekämpfung von Luftzielen vergeben. Für "drei ver~ schiedene Kampfhandlungen an verschiedenen Tagen im Erdeinsatz" bekamen die Soldaten der Heeres~Flak das Allgemeine Sturmabzeichen verliehen

gt:n massige, weit unte r die Erd~ rei eh~nde Fest ungswcrk c. Die Flak funktionierte selbst in lkn hart~Jl Ruß landwintl'rt1 . we nngleich unte r un emi· Iicher Mühsal (kr Bedien ungen: Di e Kd~ tenbälllkr der schweren Z ugm aschi nen mahlten halt los über l'isglatten Boden. J I..'~

tks Geschütz mußte mit zWl:i vorgespann­t'l: n Zugmaschinen in Stellung gebracht werden. dazu s(,:hoben und zogen an langen Tauen noch vier Geschützbedienungen mit. Oft mußte nlit bloßen Händen gear~ bcitetlVcrdcn. LInd die Finger froren sofort <Im Metal l fes t. Beim ge ringsten Atern­hauch beschlugen die Einblickgläser des E [l t fern u n gsm essers. Äm 22. November 1942 wurde d ie 9 . Flak~Division der Luftwaffe zusammen mit der 6. Armee in Stalingrad eingcsehlos~ sen. Von diescm T ag bis zum 19 . Januar 1943 meldete die Flak 174 Panzerab­schüsse im Kessel von Sta lingrad. Gegen Ende der Stalingradschlachl standen noch 30 zusammengeschmolzene Batteri en l11it geringen Munitio nsbeständen ohne Tre ib~

stofr und Zugmaschinen in e inem verzwei­felten Kampf und wu rden dabei vernichtet. Im Sommer 1944 gingen 28 deutsche Di vi~

sionen der Heeresgruppe Mitte unte r. als die Ru'Ssen zwischen Witebsk und ßobru~ isk durchbrachen und bis Ost preußen mar~

schie rt en. ln diesem C haos konnte auch d ie Flak nichts re tten. Noch immer fehlen Be~

richte über ihr Ende . Am 12. Januar 1945 stürmten die ru ss i~

sehen Armeen aus dem Weichsel boge n heraus und ze rschlugen die deutsche Ost~

front. Erst in Ostpreußen und in Schlesien entstanden neue AblVehrstellungen. lIi r Rückgrat waren die Batterien der H eeres~

und Luftwaffen~Fl ak . Bei Rybnik in Obcr­sch les ien hie lt d ie Fl ak~ Abte illin g 1/ 33-den Feind so lange auf. bis die aus Ungarn he r~

ancilcnde 8. Panzer~Divi s i o n und die I. Ski~ J äger~Division die Front zu s tabilis i e~

·re!) vermochten. In Freystadt improvis iertcn Flakkanon iere aus in e iner Fabrik gerundenen Teilen sechs Zugmaschin en mit je e inem 2-cm~ Fl ak~Dri l l i ng. I n zwei Zügen zusam1l1 enge~ faßt gehörten sie zur Frontfeuerwe hr des 40. Panzer~Korps.

Im eingeschlossenen Brcslau verstärkten die schwere Fl ak~Abtei lung 570, die Fl ak~Ersatz~ und Ausbildungs~AbtciJu ng 137, das ortsfeste Flak-Regiment 150, die schwere Fl ak~Abteilung lV/ 47 und e inige schwere Flak~Batte['ien des Reich sarbeits~

dienstes die Artillerie de r Festung. Die Flak improvisie rte auch beun Kampf um die Oderfront bei Kii strin und später um Berlin: 30 ortsfeste Flak~Battcricn

wurden behelfsmüßig beweglich gemach t: Ho lzgas~ Lastwagen , M ilcll\vage n, Möbe l ~

wagen und Fe ucrwehrfahrzcuge zogen die Acht~Acht in die Stellungen. Flak im Erdeinsatz an a ll en Fronten: Sie ve rzögerte den Vormarsch der a llii e rten Lande truppe n auf Siz ilien und sicherte das Ühersctzen der deutschen Truppen auf das italienische Festland mit der nahezu lln~

durchdr inglichen "Flakglocke von Me.ss i ~

na" . Flak verh inderte d en Durchbruch der bei An zio und Nettuno ge landeten All ii e r ~

ten nach Rom: Die 8,g~cm~ ßatte ri c n bil~

dtten südl ich von Rom einen scll\ver zu durchstoßenden Sperriegel. Z u Beginn de r Invasio n in Nordfrankreich am 6. Juni 1944 ze igte die Flak ihre Vie l ~

sc itigkei t: Sie schoß abwechselnd auf Lllft~, See~ und Erdzicle. Zusammen mit de r Werfe r~ßrigade 7 stoppte das Fl a k~

Sturm~ Regiment 2 mit 78 8.R~em~ K ano~

ncn mehrere Durchbruehsvcrsll ehe dreier britisch~kanadischer Divisionen. Acht~Aeht~Fl ak im Erdzie lbeschuß ver:.. hinde rte maßgebend das Gelingen der alli~

ierten L.uftlandung be i Arnheim und N in~­

wegen. Im Erdeinsatz e rrang die Flak Sieg urn Sieg, sic war e rfolgre ich in der Verte idi~

gllng, sie brachte Re ttung in höchster Not. Die Fehlen tscheidungen der obersten FUh ~

rung waren mit der gest reckten Flugbahn der Ach t~Aeht. der Wucht ihrer Munition und dem Mut lkr Kanoniere nicht zu kor~ rigieren. Was blieb. war der Nimbus der deutschen Flak im Erde insatz. de r sich schon während des Krieges be i den Gegnern stärker aus~ prägte' als im eigenen Land . Die Flak war gefü rchtet - und die deutschen Soldaten hallen mitunter se lbst ihre schreckliche Wi rkun g zu verspüren : VOI11 Gegner er­beutete Flak wurde 01'1 so fort gegen die Deu tschen e ingesetzt. D ie Rote Armee benutzte sie. Am I ltn en~ see hezwangen deutsche Truppen e ine ru s~ sische g,H~cJl1~Fl ak~ Batte rie: Die Ge~

s('hützc - Baujahr I t).+ I - waren nicht etwa im Kampf e rbeutet, sonde rn noch kurz vor Au~bruch des Rußlandkrieges vorn Deu t­schen Reieh offizie ll an die SOlVjetunion ge liefe rt worden. Das US War Department gab <Im 29. Juni IY43 ein ,.Tcc.hnical Manual " ( technisches Handbuch) über die Hand habun g der X,X~em~Flak heraus li nd ließ es an die Kampf truppen ve rte il en. Britische Kano­niere schossen mit Vorliebe mi t deutscher ße Llte~ Fl ak Huf Erdzie lc . Beispie lsweise war die 172. Battery 5H th LAA~Regim('n t.

Royal Artillcry. vo ll süindig mit de r S.8~ Flak I X ausgerüstet.

o 259

Page 46: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvv

Die Nebeltruppe

Flächen'euer Aus den Kraftfahr-Abteilungen der Reichswehr war

neben der modernen Panzemuppe eine völlig neuartige Artillerie entstanden: die Nebeltruppe. Die verhält­

nismäßig geringe Reichweite ihrer Nebelwerfer bedingte einen frontnahen Einsatz. Die Rauchspur ihrer

Raketen lenkte fast immer das Feindfeuer konzentrisch auf ihre Feuerstellungen.

Horst Schmidt menden Verbrennungsgase des Raketen­treibsatzes versetzten den Raketenkörper in Drehungen um die Längsachse und sta­bi lisierten somit seinen Flug, ohne daß

Der Versail ler Vertrag - nach dem dazu Flügel nötig waren. Bis 1937 c ntwik­Ersten Weltkrieg 'der deutschen kelten der Hauptmann Dr.- Ing. Walter Reichsregierung zur Unterschrift . , Dornberger und sein Mitarbe iter Wernher

präsentiert - enthielt einschneidende Ver- von Braun den Standard-Nebelwerfer bote: Das deutsche Reichsheer wurde auf 15 cm NbWf 41 - der nach seinem Kon-100000 Mann begrenzt, durfte ke ine Pan- strukteur Dornberger " Do-Werfer" ge­zer. keine schwere Artillerie und keine nannt wurde. Weitere Entwicklungen auf Flugzeuge besitzen und keinerle i chcmi- dem Raketengebiet folgten bis hin zur sche Kampfstoffe. Nicht verboten war die Fernrakete V I - Deutsch land hatte in der Anwendung von künstlichem Nebel, nicht Raketentechnik gegenüber allen anderen erwähnt die Entwicklung von Raketen: Sie Staaten bis zum Ende des Zweiten Welt­waren in Vergessenheit geraten. krieges einen Vorsprung von 6 bis 10 Jah­Konsequent begannen sich ab 1929 d ie ren gewonnen. deutsche Heeresleitung und das Heeres- Parallel dazu verlief der Aufbau einer Ne­Waffenamt für Raketen zu interessie ren - beltruppe. Die 2. Eskadron der Reichs­sie hOlen die Möglichkeit, die schwere Ar- wehr-Fahr-Abtei lung 4 in Dresden \-vurde tillerie zu ersetzen. 193 1 wurden "Dralldü- 1929 voll motorisiert und erprobte fortan sen" erfolgreich erprobt: Die durch Nebelbüchsen, -kerzen lind -zerstäuber, schräggebohrte Austrittsöffnun en strö- Al le d iese Geräte waren von der jeweiligen

260

Die Werferbedienung beim Einführen der Werfergranaten in den 15-cm­Nebelwerfer

Windrichtung abhängig. Der Gedanke lag nahe. Nebel auch unmitte lbar vor den Feind zu schießen, um ihm die Sicht zu nehmen. Nach langen Experimenten wurde die bis 194 1 zur Artillerie gehörende Versuchs­truppe im Sommer 1933 nach Königsbrück verlegt. personell vergrößert und in .,Artil­lerieäbteilung Königsbriick" umbenannt. Chef der 2. Batterie wurde der Hauptmann Dr. Dornberger. Zunächst erhielten die Nebel-Kanoniere einen Minenwerfer -ähnlich den im Ersten Weltkrieg verwen· deten Werfern -. den IU-cm-Nebel- Wer· fer 35. später den 10 CI11 NbWf 4ü .a ls Hin­terlader. Doch des Hauptmanll Dornber­gers 2. Batterie entwickelte das ,.Rauch­spurgerär" - den Vorläufer des Raketen­werfers - mit dem II-cm-Pulverraketen bis zu 4500 m weit ve rschossen werden konnten. Nebe l und Rakete waren zu­sammengekommen. Im Herbst wurden die Königsbrückcr Artilleristen in .,Nebclab­te il ung" umbenannt und erhielten eine ei­gene Waffenfarbe - Bordeauxrot. Eine kleine. weithin unbekannte Waffengattung war entstanden. deren Aufgabe nicht nur darin bestand, die eigenen KampfITuppen durch das Legen künstlicher Nebelwolken der Feindsicht zu entziehen sowie den Feind durch Nebel zu blenden. sondern auch Gasabwchr zu betreiben - Truppen und Gerät im Gaskrieg zu entgiften - und gleichzeitig Brisanz-Munition in den Feind zu trag<n. 1937 bezog die .. r-;ebel-Lehr­und Versuchs- Abteilung" neugebaute Ka­se rnen in Celle, wo auch die .,Heeres-Gas­schutz-Schu lc" lag. Denn mit der Entwick lung des Oo-Wer­fers erhielt die Nebeltruppe e ine Waffe von bisher unerreichter Flächenfeuerwirkung. keine andere Armee besaß vergleichbare Raketengeschütze. Der erste in die Truppe e ingeführte ,.15 Clll Nb Wf 41" besaß sechs gebündelte Rohre und schoß bis zu 6900 m weit. Eine Abteilung konnte in 10 Sekun­den 108 Geschosse abfeuern, die Werfer· bedienung bestand aus fünf Mann. Außer Nebel wurden mit Sprengstoff oder später auch Flammöl gefü llte Wurß:.örper ent­wicke lt - der Ausdruck "Nebeltruppc"" wurde zu e ine.r bloßen Tarnbezeichnung. die ne ue Waffengattung hatte ihre neue Bestimmung gefunden: e ine entschei­dende Schwerpunkt-Waffe für Angriff uml Verteid igung zu sein. Die Do-Werfer verschossen Raketensal· ven. waren dabei rückstoßfrei und deshalb

Page 47: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrrccccccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvv

nur ein Viertel bis ein Zchntel SO sclnver spritzte das Öl und setzte e ine große Ge-wie entsprechende Artilleriegeschütze. Sie ländefläche in Brand. Die übrigen Wurf-hatten eine geringe Feuerhöhe, waren körper v./llrCn dünnwandig, doch mit über-leicht zu tarnen und wegen ihres geringen durchschnittlich viel Sprengstoff" gefüllt -Gewichts äußerst geländegängig und auch die 30-cm-Rakete mit 100 kg. Bei den im Mannschaftszug zu bewegen. Die Waffe schnell aufcinanderfolgenden Oetonatio-war robust. einfach in der Bedienung. die nell einer Werfersalve im Zielgebiel ent-~atlen Rohre unterlagen kaum einem stand eine rasch wechselnde Folge von Verschleiß. Außerdem waren die Werfer sta rkem ühcr- und Unterdruck. die sofor-mit 1500 bis 5000 Reichsmark Herstel- ligen Tod durch das Zerreißen und Zer-lungskosten weil billiger als normale Ge- platzen innerer Organe herbeiführte. Da-schütze. entsprechend wen iger Arbeitszeit durch entstand die Legende von den war zur Produktion nötig. ..Preßluftgranaten". Weil die mehrere Die Nachteile der Do-Werfer konnten in hundert Meter bmgen schwarzen Rauch-Kauf genommen werden: nur etwa die fahnen. die alle Raketen nachzogen, dem halbe Schußweite der vergleichbaren kon- Feind die Feuerstellung verrieten, wurde \'entionellen Geschütze, kein Einsatz als 194U ein neuer Treibsatz eingeführt, der Einzclwaffe. sondern in der Batterie, bes- nur schwache Abschußspuren in den sernoch in der Abteilung; kein Wirken ge- Himmel zeichnete. gen Punktziele, geringe Zerstörungskraft Ein Kuriosum: Die Waffen-SS baute die gegen Stellungen und Bauten, kein Sperr- 1941 eingesetzte russische Konkurrenz-feuer dicht vor die eigenen Linien, kein waffe - die "Katjuscha", Landserjargon Verweilen in einer Feuerstellung. .,Stalinorgel"" - nach. Aus Fertigungsgrün­Im Laufe des Krieges wurden drei Haupt- den wurde die deutsche Kopie der Stalin­typen verwendet: orgel nicht produziert. Doch Weiterent­• der mittlere Werfer 41 mit sechs ge- wicklungen der Do-Werfer waren in der bündelten Rohren vom Kaliber 15 cm, auf Erprobung, darunter ein 50-cm-Werfer Spreizlafettc und mit einem Gewicht von auf einem Tiger-Fahrgestell mit einer 5~Okg(Gewichtder 15-cm-Feldhaubitze: Schußweite von 210 km und ein 85-cm-iiOO kg). Schußweite 6900 m; Werfer. • der schwere 2 I-ern-Werfer 42 mit fünf Personell hat sich die Nebeltruppe - die Rohren und einer Reichweite von 7850 m; 1943 in "Werfertruppe'· umbenannt • der schwere 30-cm-Werfer 42/56 mit wurde- verfünfzigfacht: 1939 bestand sie sechs Rohren und einer Höchstschußweite aus 100 Offizieren, 332 Unteroffizieren nm 4550 m. lind 1612 Mannschaften. 1945 waren es Außerdem gab es den Panzerwerfer 42 (15 5257 Offiziere, 18 150 Unteroffiziere und cm) mit 10 Rohren auf der Selbstfahrla- 889 14 Mannschaften zusammen felle .,Maultier" sowie den lO-cm-Werfer 112321 Soldaten. fiirdie Gebirgs-Werfcr-Abteilungen. Alle Im Polen- und im Frankreichfeldzug schoß Werfer benötigen nic.ht mehr als 4 bis 6 die Nebeltruppe tatsächlich Nebel und be­Mann Bedienung. Die Werfersalven wur- nUlzte dazu noch den Vorderlader 10 cm den durch ele'kn'ische Zündung aus einem NbWf 40. Erst im Rußlandfeldzug began-mindestens 10 m vom Werfer entfernteil nen dic Nebelkanoniere - nun vollständig Deckungsloch heraus abgefeuert. Als mit Oo-Werfern ausgerüstet - ihren ent­Zugmittel für die Werfer genügte eine 3- scheidenden Part in den großen Schlachten Tonnen-Zugmaschine. zu spielen~ Ihre Aufgabe war es, schlagartig };och genialer vereinfacht als die Do-Wer- mit· überraschendem Massenfeuer auf Plä-fer waren dic "schweren Wurfgeräte chenziele vernichtend zu wirken. Eine 40 f~!· · , die sogar aus ihren Transportki- Werfer-Abteilung verwandelte mit ei ner stcn heraus abgefeuert wurden, zu mehre~ ein zigen Salve in zehn Sekunden mit 108 ren eingegraben, vermessen und elektrisch Raketen eine Fläche von 2000 mal 100 m gezündeL Im Soldatenjargon hießen diese in eine tlammende Todeszone. Raketen ,.Stukas zu Fuß". Ähnlich einfach Die Nebelwerfertruppe war im hohen in seiner Konstruktion war der nachfol- Norden ebenso eingesetzt wie an der gendc ,.28/32 cm NbWf 41": Eisenrohrge- Nord-, Mittel-und Süd front Rußlands, vor 51cllcaufzwei Gummirädern mit mehrfach Leningrad, Moskau und tief in der Ukrai-übereinandergelagertcn Abschußbehäl- neo an der Westfrollt und in Afrika. lern. aus denen wahlweise 2R-cm- oder Schwere Verluste blieben nicht aus: Bei 32-cm-Raketen verschossen wurden. Weliki Luki ging die 111. Abteilung des Ne­Die Wirkung der schweren Wurfkörper bel-Lehr-Regiments unter. lIar fürchterlich: Jede der infernalisch In Stalingrad hielten die Werfer-Regimen-durch die Luft heulenden 32-cm-Raketen tel' 51, 53 und das schwere Werfer-Regi-

heiten aus, bis sich die letzten Truppen vom Fcind gelöst hatten. Als die Krim aufgegeben werden mußte, hlicb ein Kommando zurück, daß mit Ne­belzerstäubern eine schü tzende Nebel­wand zwischen nachdrängendem Feind und zurückgehender deutscher Truppe legte. Das Nebelkommando selbst geriet in russische Gefangenschaft. Im Jahre 1943 erhielt das Artillerie-Regi­ment "Großdeutschland" Oo-Werfer, und auch die Waffen-SS stellte Wcrfer-Abtei­lungen auf. Oo-Werfer kämpften nun auch in Nordafrik3. Bei den Rückzugskämpfen wurden die Werfer-Kanoniere stets an den Brenn­punkten eingesetzt und waren oft für d ie bedrängte I nfanterie die einzige Rettung in bedrohlichcn Situationen. Witebsk, die Rollbahn von Smolensk. Orscha. Tscher­kassy, an der Italienfront Monte Cassino­hier bewährten sich die Männer mit der bourdeauxroten Waffenfarbe. Zur Abwehr der I nvasion kämpften drei Werfer-Brigaden in der Schlacht um die Normandie. Allein die Werferbrigade 7 verschoß im Raum Caen 8000 Tonnen Munition. Die Brigade harte entscheiden­den Anteil an der Verhinderung eines bri­tischen Durchbruchs zu Beginn der Caen-Kämpfe. Den Höhepunkt ihrer Einsätze erreichte die Werfertruppe in der am. 16. Dezember 1944 beginnenden Ardennen-Offensive. Noch nie hatte sie bisher derart massiert wirken können. Zu Angriffsbeginn stan­den acht Werfer-Brigaden mit 957 Wer­fern. darunter 369 schweren, zum Feuer­schlag bereit. Das waren 5499 Rohre -

- erstmals mehr als die 1003 Rohre der leichten und 659 der schweren Geschütze der konventionellen Artillerie. Aus den vicr Werfer-Regimcntern. die zu Beginn des Rußlandfeldzllges bestanden, waren bis 1945 20 Werfer-Brigaden mit insgesamt 40 Regimentern geworden. Be­dingt durch die geringe Reichweite der 00-Werfer wurden sie alle weit vorn ein­gesetzt, und entsprechend hoch waren ihre Verluste. Sie kämpf"len in Ostpreußen. Schlesien und Pommern. wurden dezi­miert. eingekesselt, zusammengeschossen. Das Werfer-R'egiment 70 fand sein Ende in Kurland. Zum Schluß wurden aus den Ullleroffi­ziers-. Fahnenjllnker- und Offizierslehr­gängen der Werfertruppc in Celle Kampf­gruppen zusammengestellt, die das ihnen vert raute Gelände verteidigten.

enthielt 50 Liter Flammöl- ein fliegender ment 2 bis zum bitteren Ende aus. 0 Flammenwerfer. Beim A:.;;u;;fSC;;;h,;la;ig:;;;;;zc;:r:;-;:::;~A~u~c;;h;::;;b~e,~· ;;K~e~rt;,;s;;ch~h;,;ie;;l;,;te;;n;,d~ie;,w~eii:r:::ifeii:r~-E:in~-==========:.-= -===,,=':::::=::!J

261

Page 48: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvv

Aufklärende Artillerie

Heinz T rontow

Am 16. Dezember 1942 nahm die (lIssische Artillerietätigkeit im Raume südostwärts Rshew zu. So­

wohl die Schall- als auch die Lichtmeß­Batterie der Beobachtungs-Abteilung 6 erkannten ständig neu auftretende Feind­batterien beim Einschießen. Zwei Tage später ergaben die ins Kartenbild einge­zeichneten russischen Feuerstellungen klare Hinweise auf einen örtlich begrenz­ten, aber stark massierten Artillerieauf­marsch - es braute sich etwas zusammen. Tags darauf stieg die Temperatur, und ein undurchdringlicher Nebel breitete sich über das Gelände aus. Da begannen die russischen Gcschützmassierungen mit ge­waltigen Feuerschlägen auf die deutsche Hauptkamptlinie einzutrommein. Der dichte Nebel nahm den B-Stellen der Artillerie. der LichtmeB-Batterie und der Luftwaffe jegliche Beobachtungsmöglich­keIl. Für die 2. Batterie der Bcobach­lung.<;-Abtei lung 6 aber herrschte Schall­meßwetter. Sie leitete das Einschießen der eigenen Batterien mit Salvenfeuer, dann wurden die Feindziele mit Wirkungsfeuer bekämpft. Bald schoß der größte Teil der deutschen Artillerie auf Schallziele. Der großangelegte sowjetische Angriff schei­terte an der Aufklärung und am sofortigen Ausschalten der feindlichen Artillerie. Zu Beginn der KesselschJach.t von Wjasma klärte die Beobachtungs-Abteilung 9 am 2. Oktober 1941 16 russische Batterien auf und leitete das eigene Wirkullgsfeucr so gu t. daß im Abschnitt der 129. Infante­rie-Division kein feindliches Geschütz mehr schoß. Eine einzige Beobachtungs-Abteilung stellte vor Leningrad 2 353 feindliche Feu­erstellungen fest, von denen ein Viertel wirksam bekämpft werden konnte, In den ersten Jahren des Rußland feldzugs lokaliSierten die an der Ostfront eingesetz­ten Beobachtungs-Abteilungen über 65000 nIssische Feuerstellungen. Die Hauptaufgabe de-r .,Aufk lärenden Ar­tillerie" - gegliedert in Beobachtungs-Ab­teilungen, von denen in der Regel in der

262

Division eine bestand - war das Orten der verdeckten und getarnten feindlichen schweren Waffen und das Einschießen der eigenen Geschütze auf diese Ziele. Bei ungenauen oder fehlenden Karten führte die Vermessungs-Batterie die Ein­messung der sich ergänzenden Aufk lä­rungs-Systeme durcll. Weiter wurden im meist drcistündigen Rhythmus die Wetterverhältnisse - Wind­richtung und -geschwindigkeit, Luftge­wi<.:ht und Luftdruck - gemessen und als ,.Barbara-Meldu ng" an die schießende Artillerie lind die schweren InfantericwHf­fen gefunkt. Die Schallmeß-Batterie erhielt bl.'sondcre .. SchallwC'ttermeldungen". Zusatzaufgaben der aufklärenden Artille­risten waren das Auswerten von Luftbil­dern. kleine Kartenberichtigungen, das Bestimmen von auffallenden Punkten im Feindgelände, lagericht ige Angabe von Leuchtzeichen - etwa in der Hauptkampf­linie - und die Vorbereitung von Feuer­schlägen auf alle gewünschten Punkte in­nerhalb der Reichweite der Geschütze. Jede Beobachtungs-Abteilung besaß eine Stabs-Batterie. die in Nachrichtenzug (Funk- und Fernsprechtrupps), Wetterzug, Druckerei trupp (Herstellen von Karten , Plänen und Koordinatenverzeichnissen im Lichlpausverfahren) , Kraftfahrzeug-lll-standsctzungs-S taffel. I nstandsetzungs-trupp für Waffen. Heeresgerät und Fern­meld.egerät und den VerpllegungslroH ge­gliedert war. pie Vermessungs-Batte.rie (später Ver­messungszug) bestimmte exakt die Stand­punkte der weit im Gelände ver teilten Meß- und Beobachtungsstellen und Feuer­ste llungen der eigenen Artillerie sowie sichtbare Festpunkte beim Feind. So en t­stand ein "Festpunktnetz" als Schieß­grundlage der eigenen Artillerie. Die Schallmeß- Batterie unterhie lt meh­rere mit Mikrophonen ausgestattete Schalhneßstellen auf einer Breite von 8 bis 12 Kilometern. In der Zentrale stand ein Schwingungsschreiber (Oszillograph), der die von den Mikrophonen aufgenomme­nen und dureh Funk oder Draht weiterge­gebenen Schallwellen von Mündungs-, ' Geschoß- oder Einschlagsknallen auf ei-

nem Film untereinander aufzeichnete. Der Film rollte mit einer konstanten Ge­schwindigkei t von 70 mm/sec ab. Er mußte natürlich bereits laufen, bevor der Schall bei den einzelnen Meßstellen eintraf. Des­halb befanden sich .,Vorwarner" minde­stens zW'ei Kilometer feindwärts der Meß­stellen. die einige Schallsekunden zuvor das Stichwort .,Schuß" durchfunkten und so das rechtzeitige Einschalten des Auf­nahmegeräts ermöglichten. Aus den .,Knallbildern" des Films wurden Zeitun­terschiede aminelt und die Witterungs­einflü sse hinzugerechnet. Auf diese Weise

. konnten die Koordinaten feindlicher Ge­schütze erstaunlich genau festgestellt wer­den. Die Russen wandten dagegen Tarn- lind Täuschungsverfahren an: Die Geschütze einer Batterie schossen in verschiedene Richtungen. oder es feuerte nur .e in Ge­schütz, dazu noch drei ,. Knallgeräte'''. Die SchallaufkUirung war bis zu einer Tiefe von 30 km möglich. Die Lichtmeß-Batteric hatte ebenfall s bis zu fünf Meßstellen au f Divisions-, manch­mal auf Korpsbreite ve rteilt. Sie meldeten die genaue Richtung von Miindungsrauch. Mündungsfeuer oder Feuerschein einer Feindbatterie nach Teilstrichen. Drei Schnitte auf dem Auswerteplan ergaben die feindlichen Feuerstellungen. Das Bc­kämpfen von Raketenwerfern (Stalin­orgeln) war besonders schwierig. weil sie nach jeder Salve die Stellung wechselten. Dazu leitete die Lichtmeß-Batte ri e das Feuer einer .,Überwachungs-Batterie" (ständig feuerbereite Geschütze), die so­fort das Wirkungsschießen aufnahm, so­bald die Mcßstellen die Lage des noch feu· ernden Werfers angeschnitten hatten. Die Ballon- Batterie besaß zwei Fesselbal­lone von je I 500 cbm Inhalt. Ocr Ballon konnte zwei Beobachter tragen und bis 2000 rn aufstcigen. Den Schutz vor feind­lichcn Flugzeugen übernahm die zur Batte­rie gehörende 2-cm-Flak. Ab 1942 wurde ein kleinerer Ballon (Beobachtungshöhe: 500 111) mit kleinerer Motorwinde einge­führt. der im Hoehmarsch bewegt wer­den konnte, Aus der Ballon-Batterie wurde später ein Zug. Die Beobachter hal­ten besondere Ballonfunkgeräte und lie­ferten ausgezeichnete Aufklärungsergeb­nisse. Tagese insätze wurden allerdin gs durch feind liche Luftüberlegenheit immer schwieriger; deshalb konnten die Ballone gegen Ende des Krieges nur nachts aufgc· lassen werden. Zu dieser Zei t klärten die B-Abteilungen zwar lohnende Ziele auf, doch immer häu­figer kam es vor, daß entweder keine Bat­terien frei oder nich t genügend Munition vorhanden waren, sie zu bekämpfen.

Page 49: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

Meßstelle einer Beobachtungs­Batterie. licht- und Schallmeßtrupps saßen auf ihren BeobachtungssteIlen oft weit nach vorn abgesetzt vor den eigenen Sicherungen. Von ihrer Tüchtigkeit hing die Wirkung der eigenen Artillerie ab

263

Page 50: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSaaaaannnnnnnddddddiiiiinnnnniiiii

AAArrrccchhh

iiivvv

8,8 cm Aak 36 : Kaliber: 8,8 cm; Rohrlänge: 493,0 cm; Schwenkbe­reich: 360 Grad; Erhöhung: -3 bis +85 Grad; Feuergeschwindigkeitl min,: 15-20; Gewicht: Fahrstel lung 7,2 t, Feuerstellung 5,0 t; Schußwei­te: 14,86 km ; Schußhöhe: 10,6 km; Anfangsgeschwindigkeitlsec.: 795-820; Geschoßgewicht: 9,5 kg.

B,BrmFLAH Die 1937 eingeftihrte 8,8 cm A ak 36 galt im Grunde nur als die verbesserte Version der bereits in Spanien sehr bewährten 8,8 cm Aak 18, die noch eine Entwick­lung der Reichswehr seit 1928 war. Bisauf die Zünderstellmaschine, die Ladeschale und die VerscWeiß-Empfindlichkeit.der Rohre brachte dieses erste. vollautoma-

ti sche Geschütz mit zentraler Feuerlei­tung ftir die ganze Batterie einen durch­schlagenden technischen Fortschritt. Ge­wicht, Schwenkbereich, Durchschlags­leistung und Munition ergaben bis zum Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges her­vorragende, später allerdings nicht mehr befriedigende Leistungen.

IiO rm mÖRSER Der Mörser "Kari" mit seinen 60 cm und später auch 54 cm Kaliber ursp rüng­lich als Gerät ,,040" und ,,041 " bezeichnet, erftillte eine alte Forderung des OKH von 1937 zur Zerstörung starker Festungs­werke. 1939 zur Truppenerprobung frei­gegeben, kamen die Mörser erst 1941 vor Brest-Litowsk und bei Sewastopol zum Fronteinsatz. Ballisti sch hervorragend

konstruiert, ist ihre moralische wie waf­fenmäßige Wirkung unglaublich, wenn auch die Schußweite und die Beweglich­keit zu wünschen übrig ließen. Der Transport erfolgte in 4 Lasten aufSchwer­last-Fahrzeugen mit Vollkettenantrieb, der Aufbau wie die Munitionierung mit Spezial kränen von 2,5 t, 7 t und 35 1..

Page 51: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaannnnnnnnndddddddiiiiinnnniiii

AAAAAAArrrrccccchhhhh

iiivvvv

60 cm Mörser (040) : · Kaliber: 60 cm; Rohrlänge: 506,8 cm; Schwenkbereich: 5 Grad; Erhöhung: 70 Grad; Feuergeschwindigkeitlh : 6-12; Gewicht: Fahrstellung 120 t, Feuerstellung 68 t; Schußweite: 6,8 km; DUrchschlagsleistung: Be­ton 250 cm, Panzerstahl 45 cm; Anfangsgeschwindigkeitlsec.: 220; Geschoßgewicht: 2,2 t; Feuerbe­reitschaftImin.: 8-9.

Page 52: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSaaaannnnddddiiiiinnnniiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrcccchhhh

iiiiivvv

Das Ende in Berlin

"Am Ku-Damm schoß • p " ein anzer •••

266

Page 53: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnndddddddiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiii

AAAAAArrrrrrcccchhhh

iiiivvvv

Diesen Bericht schrieb Arno Pentzien nach seinem Tagebuch. über die letzten

Tage Berlins gibt es nur wenige Aufzeichnungen, die die Atmosphäre des

Untergangs so packend und eindringlich wiedergeben.

Fern il)l Osten grumm elte es mächtig. manchm al polterte es auch schon in unserer Niihc. Russische Schlacht­

flieger donnerten am 16. April 1945 im licfnug übe r die mklrkische Heid e: Der Russe war Zlll11 Großallgri fr angetreten und hatte bereits an mehreren Stellen die Oua überschritten. Man mußte kein St ra­tegt' sein. um sein Angr iffsziel zu crke n­n~n: Bcrl in. die H auptstadt des Großde ut­o;chl'n Reiches. Die Ietzlt Schlacht hatte begonnen. li nd \\ir wurden ab 17. in sie hineingezogen. In der Miirkischen Schweiz. zwischen Ihlow und Buckow. hallen wi r unsere D eck ungs­löchl'r gebrrabcn. lind nun hockten wi r darin und schmierten dicke Stullen. Unsere Chancen standen gar nicht gut. Drei Möglichke ite n sahen wir: russische Gl!fangcnschaft. Clmcrikanische G efangen­schaft ntler U ntergang und Tod. Ke ine Fragl': Die G efangenschaft be i d en Am is I{hi~n uns als cinzige e rs trebe nswcrt . \\'t'nn d ie sich beei lte n. so hoffte n wir. kön nten sie noch vo r de n Iwans hier sein. Wir wlIß ten nicht. d aß unser Schicksal liin~t entschieden war: Die Amerikaner \\arcn nich t rechtze itig über die E ibe ge­kom men. So leicht sie den Rhein geschafft

hatten. an der E ibe wurden sie abge­schmie rt - ausgl.:rcchnet von der Artille rie. Sie schoß präzise be i Magdeburg e ine im Bau be findliche Po nto nbrücke zusammen. A m 13. Apr il 1')45 zogen amerika nisch!...' Pionie r!...' e in d ickes Stah lse il über den Fluß. und 3m nächste n Mo rgen setzte die ers te F.ällf!...' über. Da rauschte e ine e inzige de ut­sch!...' Granate he ra n und traf - der re ine Zufa ll - a usge rechne t das Stahlseil. Diese G ranate beeinrIußtc die Geschichte c be nso wie e ine H andvoll Fahnenjunkc r und drei Panlher- Kampfpanzer. die de n e inzigen US- Brückc nkopf bei Barby e in­drückte n. Die Amerikaner be kame n Be­fe hl. an de r E ibe s tehe nzubleiben. G e neral Eisenhowe r hie lt s ich <I n d ie Abmachung und fürch te te die .. A lpe nfestung". d ie es nicht gab. Luftbrücke . Berlin-Kri scn. Mau erbau und V i e rlll ~ichteabkornm cn -vielleicht hä tt e es a ll es nicht gegeben. wenn die d eu tsche Artill erie nicht so getroffen hätte. d<ll1li:lls be i Magde burg. Vor dc m großen Unheil des Vaterlandes traf mich großes pe rsönl iches Glück: A ls ich mich ge rade aus mein em Deckungsloch be i ßuch:ow he rauss temmte. orgelte e ine russ ische Granate hundert Meter vor uns in die Büsche. Ich erh ielt einen Schlag gegen mein rechtes Schulte rblatt und nog ins Loch zurück: Ein großer Splitter war -gOll lu b nur flach - an meine Schulter ge­prallt. Es blie b e in blauer Fleck. Am Abe nd kamen von vorn d ie ers te n Grüppchen zurückgehende r Infan terie -das wo ll te uns gar nicht gefall en. In der N acht ging es auch bei uns los: ,.2 . Batte ri e fcrtigll1uchell zum Ste llungswechse l!>; Wir. zoge n ab: vie r leichte Feldhaubitzen 18. tci ls von Ha lbkett e nzugmaschine n. tei ls von -L5-Tonnen- Lkw .. Maultier" gezogen; Jit' ganze Batterie in vo ll er Kriegsstärke. Mit ZO Man n waren wir aus de m Kesse l von He iligenbe il herausgekommen und vor vier Woche n an der OderfTont bei Eberswaldc aufgeste llt worden. Unsere 18. Panzc rgrenadie r-Division - mi t 22000 Mann kampfslfirkste r Verband vor ß e rlin - so llte de n Groß angriff abfangen. Der Er­satz all s zwei Alarm- Divisionen wa r bunt gemischt: Luftwaffe . Marine . G enesende. Heimat-U rlauber. Wir hatten erst Ausbi l­(hlllg be treibe n müssen: Die wenigsten wa­ren mit dem H andwerk der Artill eri e ve r­trau t. Am 19. April griff der Iwan an, und wie! D ie Infanterie wurde zurückgeworfe n und unsere 3. Batterie mi t ihren 8.8-cm-Pak vö llig zusam mengehaue n. Hurra. da e r­schie nen e rstm alig deutsche Jagdbomber a m H immel. raste n <ilLf uns zu und schmis­sen ihre Bombe n nebe n unserc Feuerstel­lung. D ic Infanter ie flute te in Scharen zu­rück. Da rauschte es und heulte marker-

schütternd: Die Stalino rgeln se tzten ihre Salven mitte n in unsere Grenadiere. A lles rannte los. Panik , ha ltlose Flucht. Major 10chims von den 51. Grenadie ren und Hauptmann Bürge r, unser Abte i­lungsführer. hie lte n ihre Maschi ne npisto­len im Anschlag und versuchten die Land­se r aufzuhalten. Doch sie schosse n nicht. Major Jochims wollte unsere " Wespe" nicht weglassen - eine Fe ldhaubitze auf Selbstfahrlafe tte , die der Führer der 2. Batt erie. Leu tna nt Ho rnig, gefunden ha t­te; sie stand herren los an der St raße nach Strausberg. Wi r hatte n Be fe hl zum Ste l­lungs\vechse l, doch der Major ri ef m ir zu; .. lch erschieße Sie, wenn Sic wegfah ren! '" Abe r auch e r fo lgte se ine m flie henden Ba­taillon .. ,Marsch!'· sagte ich. lind d ie .. Wespe" don nerte ab. Es war der 20. April 1945 , Führers G e­burtstag. lind eine Paro le ging um. Ir­gendwo se i ein Funkspruch de r 9. A rmee verlesen worden. der laute te: "Soldaten. ha lte t noch 48 Stunden aus, dann ist alles geschafft !·· Unse re Landser sagte n sich be i dem beginnenden Gege nangri ff der Divi­sion. daß sie diesen Erfo lg unbedingt e rle­be n wollte n - a lso. liegenbleiben. wenn's gefährlich wird! Was wir nicht wußte n: Die Russen waren geste rn nach e rbitt e rt en Kämpfe n bei den Seelower Hö he n durchgebrochen lind hat­ten unser Korps im Norden und Süden UIll­

faßt. D ie unserem Art ill erie-Regiment 18 a ls 11 1. Abtei lung e ingegliede rt e Heeres­FIakabte il ung hatte vor zwei Tagen die vo ll ständige Katastrophe durch ihre Selbstaufopferung abgewe nde t. Sie protzte zwische n dem Hci mersdorfer Sec und der Straße Seelow - Müncheberg ab. ve rn ichte te me hr a ls 100 Russc npanzer und wurde dann rege lrecht von Panze r­und Infal1tericmassen übe rflut e t, hatte un­gefähr 240 Tote und ex istierte nicht mehr. Für unsere Batterie lief noch a ll es gut: Stel­lungswechsel nach Strausbc rg. Ich wurde als Vorkommando mi t d em Krad vo raus­geschickt. Durcheinander auf den Straße n. Landser. Fahrzeuge, Flüchtlinge. Doch un­se re Ba tte ri e folgte zügig nac h. Auf de r al ­ten Rennba hn in Strausberg gingen unsere Geschü tze in Stellung. W ir s te llte n Pos te n a uf und richte te n uns in den Re nnba hn­Büros zur Nacht ein. Russische Bomber stö rten ge legentlich den Schlaf, und früh um 7 Uhr waren wir ohn edies he llwach: In­fan ter iefe uer unwei t unse re r Fe uerste l­lung! Das ha tt en wir nicht gern . Ich ging mit einigen Ma nn als Siche rung durch den die Rennbahn nach O sten abschirmende n niedr igen Wald - plö tzlich wurden wi r an­geschosse n und zogen uns zurück. Gle ich­ze ilig lag unsere Feuerste llung unter Artil­leriebeschuß . Der Obergefre ite Schlie-

267

Page 54: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSaaaaaannnnnnnnddddddddiiiiiinnnnnniiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrcccccccchhhhhhhh

iiiiivvvvvv

mann wurdc verwundet. hei lloses Durch­einander und erneu t Stel lungswechsel. Hauptmann Bürger und Leutnant Ptlaum wurden als Verwundete vorbeigc tragen. wir aber bezogen t.::i ne Feuers tellung in Pe­tershagen und die n ~ichstc in Fredersdorf ­zu m Schuß kamen wir nicht. Kaum hatten wir uns t·inge richtct. waren die Russen "chon d<l . Unsere Offiziere en twickelten eine neue Aufk läru ll gsllle thode : Sie te lefonierten von irgencJe iner Vi ll a aus in den Nachba­rort. erfuhren so. ob d ie Russen scho n im Dorf waren oder nicht. und ko nnten uns so der Einkreisung en tziehen. Das Wetter - bisher sonnig und warm -ging in Regen über. Wir zigeunerten wei­ter: neue Feuerstel lung in Biesdorf. Ein t' Stundt, warte ten wir feuerbe rei t in einem Ohstgartcn und fanden dabe i in einem ve r­lassenen Ge höft eine nage lneue Feldkü­che. Das war ein G lücksfall ; ges tern war u n~ere l11 Küchenbullen die Feldküche gt:­klaut worden. Er war in ein Haus gegan­gen: als er wieder herauskam. fehlte unsere Gulaschkanone. Nun hatten wir wieder I!inc lind h~in gte n sie an e inen Lkw. Auch f,lIlde ll wi r ein Regal mit Eingemachtem und deckten uns ein. Ich nahm ein Koffe r­granlTllopho n mi t. weil ich das Bedürfni s \'~ rspü rt e. Musik zu hören. Dazu Platten mit den Schlagern der Saison: .,Lilli Mar­len'· ... Kauf mir einen bunten Luftballon". .. In der Nacht ist der Mensch nicht gern al ­leine ... ,. Warum sollte ich es dem Iwan übe rlassen -cr hattc dafür mein Akkorde­on. das in O stpreußen mitsamt unserem Trofl in se ine Hände gefallen war. Und wieder: Stellunswechsel! Über Karl s­horst, Ober- und Niederschöneweide mar­schierte gie Batteri e über die Sprce zum Flugplatz JohannisthaI. Do rt . in den gro­ßen Flugzeugze lten. brachten wir unsere Haub itzen in St~ llllng . Eine unserer Z ug­maschinen kam <In e inem Verpflegu ngsla­ger vorüber, und die Kanonie re luden Al­koholika und Süßigkeiten auf: Wir tranken also e inen. und dann legte ich m ich in eine Baubude. neben Werkzeuge und Zemen t­säcke. lind schlief todmüde ein. Am Morgen des 22. April wurde ich als Vorgeschobener Beobachter zum Gren<l­dier- Regiment 30 nach Niederschö ne­weide befoh len. Als ich mich beim Regi­mentsgefechtsstand in einer Mietwo hnung melde te. wi nkte der Kommandeur ab. Er wollte wegen der vielen Zivi listen ke ine Artill eri e ei nse tzen. Das fand ich sehr ve r­nünftig - wir hatten bisher noch keinen Schuß abgefeuert. a llerdings we il d ie Rus­sen uns nicht zllm Halten und Inslellun g­gehen kommen ließen. Ich wartete also auf eine Feueranforde­run g. von de r ich ahnte. daß sie kaum

268

kommen würde. Melde r berichten: immer neuer Feind, weitere Geländeverluste. Gegen Mittag krachte und hallte es plö tz­lich hlrchtb<lr: Der Iwan haute eine Stalin­orgel -Salve zwischen die Häuser. Um 13 Uhr setzten sich die Grenadiere <lb - ich ko nnte zur Batterie zurück. Die lag noch immer <luf dem Flugplatz. Hunderte von abmontierten Jagdflugzeugen standen heru m. Schirrmeister Wolzenburg und der Spieß Fricke hatten neue Persone nwagen o rganisiert. Am Abend fu hr ich wieder als Vorkommando nach Bucko\\' in den Süd­osten von Berl in . eingezwängt in endlose Fahrzeugkolonnen. Die Armee verl angte unseren Vo rstoß auf Königs Wusterhau­sen. Hitler die Vertcid igung der Stadt. In einer Siedlung erkundete ich eine Feu­erste llung und Unte rkünfte. Als Abtei­lungsgcfechtss tand wäh lte ich ein schö nes Haus. Wei l es abgeschlossen war, st iegen wir durchs Fenster e in . Als die Besi tze rin. e ine reizende alte Dame. erschien. ent­schuldigte ich mich. und sie war uns nicht böse. Als um Mitternacht d ie Batterie kam. konnte ich mal wieder e twas schlafen. Am Morgen richtete ich im Dachboden ei­nes Hauses in der Hauptstraße meine B­Ste lle t.:: in - scho n wich die Infanterie nach Norden aus. Also baute ich e ine neue B­Ste lle im Haus der alten D<lm e von geste rn auf und schick tc a lles überflüssige Personal in die Feuerstellung. Obergefrei ter Sto tz wollte noch schnell eine Frau besuchen. ge­ri et in e ine n Granatwerfer-überfa ll und war sofort toL Dem von Splittern durch­siebten Toten hefte ten wir e in en Z ettel an mit Namen, Heimatanschr ift und der,Bitte um Beise tzung - wir muß ten wieder wei­ter: Die Russen tauchten je tzt von Süden her auf. Schlachtflieger darüber. Kehrt­wendung Richtung Tcmpelhof niit Sllm­den langer Fahrt durch ze rschossene Stra­ßen. vorüber an brennenden Häuse rn . Wir waren jetzt ganz in Berlin. ich zu m zweiten M<lIe: Am 24. Apri l bezogen wir auf einem Sportplatz in Neukölln unsere neue Feuer­ste llu ng. Die russ ische Artillerie streute plan los zwischen d ie Häuser. a lle größeren Plätze wie Ticrgarten. Lü tzowplatz. Lust­garten und die Stad t-Bahnhöfe belegte sie systemat isch mit starkem Stö rungsfeuer: Nur dort konnte dcutsche A rt illerie in Stei­lung stehen. In der Nähe hausten Zivilis ten in einem großen Keller. Dorthin nahm ich mein Koffergrammophon mit und spielte den Lcuten vor: .. lch weiß. es wird ein mal ein Wuntler gescht.! hen . .... Ein bißchcn lebten sic wieder auf. Eine Flasche Wein wurd t: geöffnet. e i n~ Frau sagte den Spruch. der damals in a ller Munde war: .. Kinder. ge­nießt den Krieg - der Friede wird rürcht~ r­

lich!"

Als ich wieder auf d ie Straße trat. heulte es in der Luft. ich warf mich hin. eine Grana1l' schlug ins Pilaster. Ein Splitter riß ei ncm Unteroffizier die linke Hand ab. In einem Treppenhaus verbanden wi r ihn no tdür f­tig. Kau1!l wit'dcr bei der Batterie. muß te ich mit dem Opel los: Feuerste llung im Volkspark Hasenheide hinterlll Tempel­hofer Feld erkunden. Dort Sl'tz te ich cilH.'n U nteroffizier als Einweiser ab und suchte mir eine B-Sle llc. wunk abe r angehalten. um einen Schwerverwundeten ins nahe Lazarett zu bri ngen. Hinte r m ir stoppte ein r iger- Panzer. dl' r ander~ V crwu ndete au f­laden wolltc. Kaum war ich angdahren. detonierte eine G ranate auf dcm Panzer. Am Bahnhof Hcrl11 annstraßc am OSlrand Flughafen fand ich deshalb keine 13-5 tc lle. we il d ie Russen Trnmmdkuer in die Ge­gend schossen. Ich kurvtc aus dem Feuer­bereich heraus. um erSI unser Gren;tdier­Regim ent 30 aufzuspüren. Eine S.8-Flak stand einsanl auf de r Straße. und ich fragte einen Gefreiten. wie denn d ie Lage·sei. Er ze igte mit dem Daumen: .. Drüben kommen die Russe n. wir hau en ab:' Schon preschte eine Zugma'ichi ne heran - in Re­kordzeit waren Geschü tz und Leute ve r­schwunden. Da fragte ich einen alten Mann in einem Hauseingang. ob er Infan­teristen gesehen habe. doch der s'lgte nur: .. Mensch. hau bloß ab. sonst schicß t uns der Russe alle Häuser kaputt. .. Da fuhr ich zur Ballcrie zurück. karriolte um Straßen­sperren herum. an Solda ten vorbei. die <l ls Deserteure an Laternenl11 as ten aufgehängt waren, stieß zurück. wenn eingestürz te Fassaden d ie St raße versper rten. und paßte auf, daß sich der Wagen nicht in den herun­terllängenden Siromdrähten der Stqtßcn­bahn ve rhedderte. Bei der Batterie zurück. e rfuhr ich. daß un­sere Haubitzen in zwischen zum ersten M<l1 geschossen hätten: übc rfa llartig auf eine Panzeransammlung bei T reptow. Das gut ­sitzende Feuer hätte die Panzer ause inan­derge trieben. e in T- 34 se i in Flammen auf­gegangen. Am 25. Apri l ste llte sich unsere Batteri e im Zoo zum Angri ff der Division im Südwe­sten der Stadt berei t. Zwischen Tierhäu­sern buddel ten wir uns Deckungs löcher und duckten uns vor russ ischen Bo mben­angriffen. Eine Bombe fie l ins nahe Pel i­kan-Bass in. Wir bekaml!n e ine Wasserdu­sehe. und dann regne te es tote Vögel. Ein Braunbär in se inem zerschlagenen Käfig blu te te stark aus der Schu lter und brüllte vor Schmerzen. Wir aber rasten aus dem Zoo heraus, und ich ri ef einem Wärter. der in e inem Spi tlbunker huckte. zu: " Oer Braunbär ist ve rwunde t!" Die Batterie stand jetzt südlich der Avus im Gruncwald an der Krummcn Lanke.

Page 55: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrccccccccccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

Page 56: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSaaaaannnndddddiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrccchhhh

iiiiivvvv

und ich mußte mich beim Il. Batai llon der Dreißiger melden . Wir kutschten durch den Grunewald und fahndeten nach den Grenadieren. Da sah ich im Dämmerlicht 50 Meter voraus an die 20 braune Gestal ­ten. " W l..' nden!" brüllte ich dem Fahrer zu; schon pfiffen uns die Kugeln um d ie Oh­ren. und ich schoß ein Magazin meiner MPi auf d ie Russen leer - dann waren wir in ei­ner Seitenstraße verschwunden. Die Grc· n"adiere fanden wir um 2 Uhr nachts in Wilmersdorf am Hohcnzollerndamm. Um T Uhr wollten sie Dah lem angreifen, im· merhin besaßen sie sechs "T iger" und 15 Schützenpanzer. Wir sti eßen bis zum Jagd· schloß Grunewald - dort lagen die Russen k.nüppeldick . Wir entdeckten e in Verpfle· g~ngslager , jeder aß auf der Ste lle ein Pfund Wurst ohne Brot das wir schon se it Tagen vermißten. Mehrere Tage kämpften wir uns auf die Linie Reichssportfeld·A vusschleife-Ha­lensee·Schmargcndorf zurück. Stets das gl:eiche: Stellungswechse l. aber kaum Möglichkeit zum Schießen. Einzel·Ge· sc;hütze der Batteri e feuerten im direkten Richten auf Panzer. Am 28. Apri l kam ich atn eafe Wien am Kurfürstendamrn vor· über: Ein Landser saß dar in am Flügel und spielte Schlager. Soldaten tanzten mit Krankenschwestern und Nach richtenhel· ferinnen. Ich trank ein Glas Bier, das gabes utnsonst. Die Paare sangen die Texte mil. Auf der Straße knallte es unentwegt. Auf d~m Kurfü rstendamrn schlich ich an den Häuserwänden entlang. Auf den Dächern hockten russische MPi·Schützen. Ein am Ku· Damm eingegrabener Panzer schoß in Richtung Haiensee. Die Batteri e stand unweit nördl ich bei der Technisc.hen Hochschule. konnte nicht schießen, hatte aber starke Ausfäll e. Un· teroffizier Rohwer kriegte e ine Beinschuß ab, kam in ein .Lazarett. das eine Stunde später vom Russen besetzt wurde. Wir ver­suchten im Kohlenkeller der TH auf Koks zu schlafen. doch immer wieder schreck ten wir hoch: schwere Einschläge ringsum . Abends: Stellungswechsel nach Westen in den Park am Lietzensee - unser Bewe­gungsraul11 wurde immer enger. Nach

270

CD 15jährige Hitlerjungen am Maschinengew ehr in Trümmern

der Reichshauptstadt

(il lhre Gegen er : kriegserfahrene Soldaten der Roten Armee mit

schweren Waffen

@ Die Durchhalte·Parolen an den Hausruinen wirkten auf die abge­

kämpfte Truppe wie blanker Hohn

Page 57: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAArrrrrrcccchhhh

iiiivvvvvvv

Stunden erreichten wi r das Z ie l: sche uß-. lieh. durch die bren nende n St raßen zu fah­ren. d ie Waffe schußbe re it, Fe uer von schweren Waffen zu e rha lte n und von den ~hon auf manchen Däche rn sitzende n Rotarmisten mit MPis beschossen zu wer­den. Vor uns an de n S-Bahn Witzleben lag e in schwaches Volkss turm-Batai llon. Russen arheiteten sich zu uns vor - wir schossen mit Gewehren a uf sie . Da donnerte eine Russen- Pi:lk los: Unglaublich - sie s tand im dritten Stock ei nes uns gegenüberliegen­den Hauses. russ ische G ranatwerfer flopp­len dazwischen. Hauptwachtmeiste r Frik­k unser Spieß. lag mi t e ine m Brustschuß im Treppe nhaus. W ir brachten ihn in e in Lazarett . das ganz in der Nähe lag. G egen 14 Uhr schlug-e ine Granate in e inen kle i­ni;'n Hinterhof. in d em unsere Kano nie re' geT<ldc ihr G eschütz reinigte n. Zwei ju nge Frauen hatt cn Splitter abbekommen . W ir \crbanden sie. Dem Kanonier Linius- Va­ler von fünf Kindern - war nicht mehr zu hclfen: Er lag zerrissen neben dc .il Ge­schütz. se in link es Be in blieb un auffindbar. Vier andere Kanon ierc waren schwer ve r­wundet. zwei lage n im Sterbe n. In der Kü­che war Unteroffiz ie r C lemens Schmidt. dessen Humor uns immer wieder aufge­richtet hatte . m it e ine m Splitte r im Kopf tot 7usamn"",,'e l",rnd,e n Ich nahm de n To te n die Wertgege nstände und Papiere ab, die \on Linius waren naß vom Blut. W ir be­statteten sie im Park . Am I. Mai gi ng das Gerücht um. der Füh­rer sei im Straßenkampf gefalle n. Groß­admiral Dönitz se in Nachfo lger. Für alle bedeu tett! U<l3: Durchbruch nach Weste n zu den Amerikanern. Wir holte n unseren Spieß Fricke aus de m Lazare tt , luden ihn in unseren Sanka und marschierte n nach

Spand au , wie a lle Soldate n in ß erl ill . Die Stadt war a ufgespa lten, e ine we itere Fü h­rung un möglich. Erst am Morgen gegen 9 Uhr s ta nden wi r in Spandau. Von de n d rei BTÜcke n über d ie Have l - vorsorglich vom KOlllmandeu r der 18. Panzergrenadier­Division vorbe re ite t und verstärkt - war die linke - die Heerstraßenbrücke - ge­sprengt, die mitt lere in deutscher H and. und auf der rechten saßen berei ts d ie Rus­sen. Für sie war es e in Schützenfest , a uf a l­les zu schießen, was sich übe r die mi ttlere Brücke bewegte - über sie m ußte n wir hinweg. E inzeln jagte n d ie Fahreuge hin­über - ein Tiger-Panzer gab Fe uerschu tz. Vor de r Brücke stau ten sich die Fahrzeuge, und d ie Russen schossen Fc uerübe rfii lle auf a ll e AnmarschsIraßen und Wartepl ~itze

Auf den Diichern suchten Scharfschüt~en

ihre Opfer aus, jagten Tiel'f1iege r übe r d ie Brücke , ihre Bo rdkano nen sprü hten Feu­

·er. Übera ll bre nne nde Fahrzeuge. hinter uns loderten Flamme n aus e ine m Lkw. E in Panzer versuchte den Wagen beise ite zu schiebe n - da de to nie rte n aufge lade ne Benzinfässer. Augenbl icklich stand der Panze r in Flammen und flog mit furchtba­rem Kna ll in die Luft. Tausende von Fahr­zeugen hatten sich gestaut, Zehntausende von Me nsche n warte te n bebend auf den Moment, übe r die Brücke zu ge langen oder a uf ihr zu sterben. Don nernd ging mitten auf de r Brücke e in Mun itionsfahr­zeug hoch. Hinte r uns zäh lte ich 7 bren­nende Lkw und e inen Pkw. Beim Zählen erblickte ich ne be n mir im Rinnste in e ine zarte , kl e ine !-land. E in Netzhandschuh war darübe rges treift , e twas angekohlt - es muß te wo hl d ie Ha nd cincr fe inen. alte n D ame sein. Den ganzen Tag warteten wi r im Stau und schobe n uns me terwe ise auf d ie Brücke zu ,

den ganzen Tag dac hten wir an die bevor­stehende Todesfahrt und an die Gefahr. scho n vorher zugrunde zu gehen. Wir war­te te n von früh bis abends zwölf geschla­gende Stunde n. Dann waren wir d ran. Auf de m Dachgepück trüge r unseres Ope ls lag e in !-litle ."junge mit e inem MG. der ir· gendwann zu uns ges to ßen war. Der Ober­gefre ite Ad ler saß Huf d em rechten vorde· re n Kot Ilüge i, die MPi schußbere it. De r T iger- Panze r schoß ge rade wieder. da jag­ten wir los. Wi r fe uert e n während der Fahrt aus de n Fenste rn , de r Hi tlerjunge vom Dach ,. Wir ho lpe rten über Leichen. dabe i fie l der Obergefre ite Ad le r vom Kotflüge l und hUlllpe ltc uns nach. W ir kame n hei l hinübe r. doch unser Fahrer war so fert ig. daß er danach gegen eine Hausecke pra llte. ß e nomme n und blute nd s tiegen wir aus und nahme n nur die Waffen mit. Am nächst~n Tag fande n wir in Staake'n die Reste unse rer Ba tt erie: Oc r verwu n­de te Spieß hatte noch einen Fußdu reh­schuß erha lten, zwei Geschützc, zwei Pkw' und de r Sanka. rund 2U Mann warcn wir noch. und d er Russe griff scho n wieder an. Um 6 Uhr begann ein wildcr Angriff aller hie r versamllle it en Soldatcn. um den Durchbruch Ric htu ng E ibe zu ~ rzwin gcn. Ich hat te noch e in Geschütz gefu nde n. Un­ser U nteroffiz ie r Bieler macht de n Ge­schützfü hrer. Ad le r de n Lauekanon ie r li nd ich de n Richtkano nier. Wir hatten wieder unse re Waffc- jetzt kam ich se lbst e rs tma­lig in Bc rl in ZUIll Schuß. Waren wir deshalb hic rhc rgcko mlllen. ha tte n wir deshalb die vielen Ve rluste erlitte n, um jetzt dc n rege l­losen A usbruch zu unterstützen? Was hat­tc n wir Arti ll cri ste n in Berli n zu Sti chen ge­hab t? A n Großstiidte n wai- der ganze Ruß-. landfe ldzug gesche ite rt: an Le ningtad. Mosk au und Stal ingrad. In einer Großstadt ging der Krieg zu E nde - in Berl in. Unter­offiz ier Biele r gab d ie Fe uerkol11l11alldos. ich zog a b. Mündungsfeuer. Ro hrrück lauf. Verschluß auf. Kart usche raus - wir schos­sen zu m letz te n Mal. wi r schossen auf einc n Wald. und unter unsc rem Feuerschutz stürzte n T aust.! lltic nach Weste n. wälzten sich Panze r und Fah rzeuge in Klumpe n über Fe lder. die vo ll lage n von schreienden Vcrwundc[e n und übersät waren VO ll To­tell. Die Sonne ging übe r de m Inferno au f. die ge panzerte Spitze halle es geschafft. der Durchbruch war gesche ite rt. Am 3. Mai. gegen Abend, kame n die Rus­sen von all en Se ite n - Maschine npisto le n il11 Anschlag - vorsicht ig auf uns zu. W ir ho be n die Hände hoch.

o 27 1

Page 58: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSaaaaaannnnddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAArrrrrcccchhhh

iiiivvvv

-.-. -.. .-. . • . ,

. -Gemein~ :i~~~i~~70~~<r~~" ;' ~eini' ,~ -, bei der Erprobung

. geht zur -~"~-..i#"''':'

Mehrfach-Raketenwerfer (!ARS SF 710)

272

Arti/lerierakete .. Sergeant"

Raketenwerfer "Honest John "

Page 59: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAArrrcccchhhh

iiiivvvv

Christian Uehr

Die Leistungen der deutschen A rtil· lerie im Zweiten Weltkrieg sind un­bestritten - aber es sind die wacke­

ren Leistungen eines armen Mannes. Die in fünf Jahren durchgepeitschte Erweite­rung der jungen Wehrmacht haue ihr zwar zu Kriegsbcginn eine für die Gegner über­raschend moderne und gu tausgebildete Artillerie-Truppe bescher t, mi t der Aus­uferung des Krieges und den zunehmen­den Rüstungsengpässen mußte aber immer häufiger Improvisation so lide Planung e r­seilen. Die Notwendigkeit, Beutegeschütze der eigenen Kampfführung nutzbar zu ma­chen, vermehrte die ohnehin schon zu große Typenvie lfah noch weite r. So schoß die deutsche Artillerie in den letzten Kriegsjahren mit 95 verschiedenen Gc­schütztypen und 71 verschiedenen Kali­bern. . Starres Denken in Waffengattungen ve r­hinderte die Integration der Nebelttuppe, eines wesent lichen Trägers des arti ll er isti­schen Feuerkampfes. Auf der anderen Seite wurden die Sturmgeschütze- obwohl fast aussch ließlich zur Panzerabwehr e in­gesetzt - nicht in die Panzerjägertruppe eingegliedert. Trotzdem sollte nicht über­sehen werden, daß die SturmgeschülZe als eine erste Antwort der Artillerie auf e in immer noch oder wieder brennend aktuel­les Problem zu verstehen sind: d ie Be­kämpfung fei ndlicher Panzerverbände durch die Artillerie. Das Fehlen o rganisch zugehöriger Artille ri e oberhalb der Divi­sionsebene in Verbindung mit der letztl ich gescheiterten .Aufstellung art illeristischer Großve rbände zur Schwerpunktbildung wirk te sich verhängnisvoll aus. Die Bundeswehr hat ·aus d iesen Erfahru n­gen ihre Konsequenzen gezogen: • Bessere Standardisierung durch Be­

, schränkung au f vier Kaliber und fuhf Ge­schütztypen. • Höhere Beweglichkeit; mehr al s Drci­I'iertel alle r Geschütze sind Selbstfah rl afet­ten. • Integration der den Nebelwerfern ent­sprechenden Mehrfachraketenwerfe r in die Artillerie. • Die den früheren Sturmgeschützen frappierend ähne lnden Kanon enjagdpan­zer der Bundeswehr gehö ren zur Ausrü­stu ng der Panzerjäger, e iner eigenen Truppengattung. • Jede der drei Führungsebcnen des Hee­res- Brigade, Division und Korps - verfügt über organisch eingegliederte Artillerie­verbände. Das Konzept der Arti ll erie wird heute

durch ihre Fähigkeit zum atomarcn Feuer und dieNotwendigkcit e ines entschcidenden Bcitrages im Kampf mi t und gegcn gepan­zerte Verbände best im mt. Dic Frage nach arti lleristischen G roßverbänden wird im Zeitalter möglicher nuklearer Kriege nach wes tlicher A uffassung durch die Eingliede­rung atomarer Trägermitte l in die Artille­rieverbände beantwortet. Im atomaren G cfecht geben dic in ausreichender Zah l auf jeder Führungsebene vorhandenen atomaren Waffensystems dcr Rohr- und Raketenart illerie dem Truppenfüh rer e in weitaus gravierenderes Mittel für die Schwerpunk tb ildung an die Hand, a ls es die Massierung konventionclle r Artillerie je se in konnte. Nur der Warschauer Pakt unte rhält noch artil leristische Großver­bände. Die heutigc sowjetische Artille­ri e- Division ist abe r nicht mehr zum ge­schlossenen Einsatz vorgesehen, sondern wird aufgeteilt und a ls Verstärkungsartille­ri e den Armeen im Schwerpunkt zugewie­sen. Neben Unterschieden zwischen NATO und Warschauer Pakt gibt es glei­che En twick lungen, z. B. die Beschrän­ku ngder Kaliber, die Standardisie rungder Munition für verschiedene Geschütze und ähnliche A uffassungen über d ie Rolle ge­panzerterSelbstfahrlafetten und gezogener Artill eri e. In de r sogenannten Panzerabwehrdebatte nach dem Yom-K ippur-Krieg. d ie im We­sten weitgchend öffent lich, im O sten ge­nauso heftig, aber hinte r ve rschlossenen Türen geführt wurde. spielte die Artillerie eine wichtige Roll c. Mittc November 1974 ve rsammclte n sich mehr als 200 Marschäl ... le, Genera le und andere hochqual ifizierte Militärwissenschaftler de r sowj et ischen Landstr eitkräfte an der Malinowski - P~U1-

zcr- Akademie zu einer Geheimtagung, um die Rolle des Panzers und der Panzerab­wehr zu d isk utieren. Der Sieger d iese r De­batten in OSl und West war nicht c twa der Panzer oJ"e r die Abwehrrakete, sondern übe rraschcnderweise die Artillerie - so­wohl bei de r NATO wie im Warschauer Pakt -, wenn auch jeweils l11it anderem Vorzeichen. Die sowje tische Lösung. die inzwischen durch Einführung von 1 22-ml11- und 1 52-l11m- Panzer-H aubitzen realisiert ist, heißt Niederhalten der Pan­zerabwehr durch wei t vorn eingegliedertc Artillerie auf Selbstfahrlafe tten im di rek­ten Schuß. Beide Geschü tze tragen diesem Einsatz durch entsprechende Zieleinrich­tungen besonders Rechnung, ohne ihren C harakter als echte Haubitzen zu verlie­ren . Die NATO wiederum setzt auf neue Arlilieri t: lT1unilion, die im Flächenfeuer oder mi t "indirek tem Präzisionsschuß" angre ifende Panzerverbände und die sie unte rstützende Panzerart iller ie nicht nur

hemmen oder niederhalten kann, sondern zerschlägt. Besonders für die NATO hat in diesem Konzept die schne lle und präzise Z ielaulldäru ng und mögl ichs t verzugs lose Zielbekärnpfun g deutlich an Bedeutung gewonnen. Die Artillerie der Bundeswehr genügt mit ih rer Gliederu ng und Aussta t­tung schon jetzt wei tgehend diesen Anfor­de ru ngen. Im Gegensatz zur Wehrmach t, in der erst die Divisio n das Gefecht dc r verbundenen Waffen führen ko nnte, ist heute schon d ie Brigade dazu befähigt. Alle Panzer- und Panzergrenadierbr igaden vcrfügen über ein Panzcrarti lle riebataillon mit 18 Pan­zer- Hau bitzen 155 rn m SF M 109G (Schußweite bis 18 km) , die auch atomar e ingcse tzt we rden können. Damit hat sich be i den Verbänden der Artille rie, d ie un­mitte lbar zur Unterstützung der Kampf­truppen bestimmt sind, die Panzcrartil leiic mit ihrer hohen Bewcglichkeit und ih rem Panzerschu tz endgültig durchgesetzt. Das Divisionsartilleri e- Regiment besteht in der Regel aus • 1 Arti ll erie-Aufklärungsbataillon ; • I Feldarti llerie- Bataillon: 2 Batterien mit je 6 Kanon en 175 mlll (SF M 107) und [ Batter ie mit 6 Haubitzen 2C)) mm (SF M 110), die atomar einsatzfähig sind; • I. Raketen-Artilleri e- Bataillo n: [ Be­glei tbatterie zu m Schutz des Transports atomarer Sprcngköpfc, 1 Bauerie mit 4 Rak e tenwer fern " Honest lohn " lind 2 Batterien mit je 8 le ichten Mehrfach- Ra­ke tenwerfern LARS SF 110 mm zu 36 Rohren auf Selbstfahrlafetten. Die Eigenschaften des le ichten Mchr­fach- Rake tenwerfe rs machen ihn beson­ders zum B ekämpfen von Flächenzic len geeigne t. Inne rh alb von 18 Sekunden feuert e r seine 36 Rak e ten bis zu 15 km wcit. Zur Muni­tionsausstattung gehören Nebel-, Minen­und Spli lterraketen. Im Kopf der Splitter­rakete sind 6000 Kugeln eingegossen. Die 36 Schuß e ines Werfe rs ergeben im Ziel­gebiet (300 x 300 rn) e ine Garbe von 2 19 000 wirksamen Sprengsliickcn, das ist fünfzigmal mehr, a ls e in Bata illon mi t 18 pzH 155 mm mit eincm Schuß pro Rohr zu leisten vermag. Dic Minenrakete streut beim Zerlegen 5 Panzerminen aus, das sind 180 Minen pro Werfer. Eine Batteriese ri e von [440 Panzerminen, in ein angreifendes Panzer- Bataillo n geschossen, nagelt den Verband auf der Stelle fes t und läßt e inen Großte il ausfall en. Die en tscheidende Voraussetzung für den erfolgreichen Feuerkampf der Artille ri e liegt bei ei er schne llen und prazlsen Z ielaufklärung. Neben dcn Me'ldungen d er Luftwaffe, I-I eeresflie­ger, Panzeraufkläre r und d er Vorgescho-

273

Page 60: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSaaaaaaaannnnndddddiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiii

AAArrrcccchhhh

iiiivvv

o ,

274,

benen ßcobadltcr lidert das Artil1cr ic­Aufk läru ngs-Bataillo n des Regiments die wich tigsten und ge natlstcn Z ie lu nterlagen . Die "Drohn e". ein unbemannter Aufklä­rungsflugkörp er, dringt tief ins Fe indgebiet ein und .macht Luftbildaufnahm cn von Z ie len in vorher ausgewählten Geländeab­schnitte n. Mündungsblitz und Abschuß­knall de r Fe indartill eri e werde n durch Licht- und Schallmeßsystc1l1C aufgenom­men und die Feuerstellunge n geortet. Auf­klärungsradars fassen vorrückende Ver­bände auf weite Entfernung auf. Spezielle Arti lleri eradars wie "Green Archer" ver­messen d ie Flugbahn feindlicher Ar till cric~ und Mörse rgranaten und errechnen die Feuerste llungen. Se lbstverständlich wer­den d iese Syste me auch beim Einsch ießen ve rwendet, indem die Flugbahn der eige­nen Geschosse angemessen und die Auf­schlagpunkte auch ohne Augenbco.bach­lung errechnet werden können. Eine vielversprechende Neuentwick lung auf dem Gebiet der Feuerle it- Radargeräte heißt "Conar". Ein Z ielve rfolgungsradar zur Flugbahnvermessung sowie de r Digi­talrechner mit Omenspeicher .,Cora H" bilde n das System. Aus den Flugbahndaten des Meßgeschosses ermittelt de r Rechner nicht nur eine eventuelle Ablage vom pro­grammierten Z iel, sondern d ie neuen Schußwerte. wie Erhöhung und Rich­tungswinkel, werden d rahtlos d irekt an d ie angesch lossenen Geschütze oder Werfer übermittelt. Die Rechnerkapazität ist so ausgelegt, das auße r der Berechnung des Fe uerkommandos unter Berücksichtigung der Wettereinflüsse und Pulvertemperatur gleichze itig die Vermessung der Stellung erfo lgen kann. Der entscheidende yorteil d ieses Systems liegt aber darin. ~l aß Meß­geschosse verwendet werden können. die sich nach zwei Dritteln der Flugbahn ze rl e­ge n. Damit wird d ie Ortung durch gegneri­sche Radargeräte sehr erschwert lind das Wirkungsschießen überraschend. schnell lind mi t verbesserter Treffsicherheit durchgeführt. Das übliche Einschießen entfällt ganz. Erst die modernen Ortungs­und Feuerleitsystemc der Au!k lärenden Arti lleri e lassen die hohe Feuerkraft einer Bundeswehr-Division mit 72 Geschü tzen. 16 Mehrfach-Rak etenwerfern (576 Roh­re) und 4 schweren Artilleri e- Raketen voll zur Wirku ng ko mm en.

rJJ Panzerhaubitzen 155 mm (M 109) irr Feuerstellung

® Panzerhaubitze 203 mm SF (M 110)

@ 175-mm-Kanone auf Selbstfahr- . lafette

(Q Artillerierakete " Lance"

Page 61: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAArrrrrccchhhh

iiiiiivvvv

Der nächsthöheren Führungsebene. dem Korps. untersteh t e in Korps-Art ill er ie­kommando mit einem Regimcntss tab zbV und vier unabhängigen Bat<l illoncn . Den Kern bil det ein (schweres) Rake ten-A rtil­lerie-Bataillon mit zur Zei t sechs Waffen­systemen de r Artill eri erakete ,.Sergean t", Seine Reichweite liegt be i 130 km. E ine Umrüstung auf das moderne Waffensy­stcm Lanee. das später a uch de n Ra ke­tenwerfe r .. Honest lohn" ablösen soll. hat gerade begonnen. Die Lanee-Arti lleri e­rakete wird über e in T räghe il sle nksystc m in Flugrichtung und Geschw indigkeit ge­steuert ; es ist dahe r durch elektron ische Gegenmaßnahmen nicht störbar. Die Steuerungselek tronik kompensiert wäh­rend des Fluges Seitenwin d und andere meteoro logische Ei nflüsse, die deshalb vor dem Start nicht me hr berücksichtigt wer­den müssen. Direk t vor dem Z ie l wird das ~ I arschtriebwcrk abgeschalte t und e ine kurze Freiflugphase e inge le itet. die mit dem Zünden des G efechtskopfes, je nach Zielart , als Luft- oder Bodende tonation endet. Die hohe Treffwahrsche in lichkeit dieses 'Waffensys le rns übertri fft all e vef­~cichbarcn A rtiller ieraketen bei weitem. Als Start- und Transportfahrzeug werde n z\\ci schwimmfähige modifizie rte Versio­nendes bewähn en Schützenpanze rs M 113 \'crwclllleL Ein Lc ich tgewichtswcrfer und Transportsatz ermöglichen den Lufttrans­port mit Hubschraubern. Ei ne Reichwe ite bis über 100 km, große Beweglichkeit . schne lle' Fe uerbereitschaft verbunde n mit Ilohcr Treffauss ic ht ze igen e in besonders Icistungsfäh iges A rti Ileri e- Ra ketens ys te m.

I Neben der Raketen-A rtillerie ergänzen drei Feldartille ri e- Bataillone , davon eines mit der alten (US) Feldhaubitze 155 mm ausgestatt eL und zwei Batai llone mit der 105-mm-Fe ldhaubitze die Korpsart ille ri e im Kriege. Drei technische Neuenlwick lungen wer­den d ie Kampfk raft der deutschen Artill e-rie noch wesentlich s te igern: . ' die l5S-mm-Feidhaubitze 70 (FH 70) ; ' die 155-Il1 I11- Panzerhaubitze 70 (pzl-! 711) ;

der mitt le re Me hrfach-Rak e te nwerfe r .. Mars", Während der Werfer "Mars" lind die Pan­zerhaubitze 70 sich noch in der E ntwick­lung befinden, steht die FI-I 70 nach Ab­sch luß der Erprobung vor der Produk­tionsphase. Diese Fe ldhaub itze zeichnet sich durch e ine ungewöhnliche Le istungs­fähigkei t aus: • Große Schußwei te mi t NATO-Stan­dardmunilioll bi~ 24 km. die auf über 30 km. möglicherweise auf 45 km durch Spe­zialmunition geste ige rt werden kann ; • Vielseitige Munitionsauss tattung, d ie

sogar e inen Geschoßtyp e inschließ t. der be i Detonation sechs Panzerm inen a us­streut. • A ngemessene Beweglic hkeit ohne Z ug­fahrzeug durch I-l ilfsan tri c b mi t etwa 20 km /h. • Hohe Feuergeschwind igke it von 3 Schuß innerhalb von 10 Sekunden mitte ls Anse tzlade hilfe . die durch Rohrrück lauf betätigt wird. D ie Panze rhaubi tze 70 verschieß t die glei­che Munition . erreich t die gleiche n Le i­stungen. ver wende t aber e in anderes Ge­schü tz. Der Me hrf(lch- \\ferfer .• Mars" so ll. soweit veröffent lich t. im Ka libe r über 150 111111 . aber unte r 250 111 111 liege n und e ine Reichweite von 30 bis SO km habe n. Während die Pa ll ze rh aub itze 70 späte r die Pa nzerhaubitze M I09G a blösen wird und e in Rake tc nartil lc ri e-Bataillo n .,Mars· ' nur für d ie Ko rpsebcnc vorgesehen ist. verändert die Einführung der FI-l 70 die Ani lle rieaussta ttung der Divisio ne n und Ko rps. Die Feldart ille ri e-Batai llone de r Divisio ns-Artil lerie- Regime nter geben ihre 203-mm-Feldha ubitzen und ihre 175-11l111- Fe ldkano nc n an d ie Korps ab li nd e rhalten dafür 18 G esch ütze der Fe ld­hau bitze 70. Die Rohrarti lle rie der Briga­den und Divisio nen verschießen da mit nur noch e in Kali ber ( 155 111m). Auf Korps­ebene wird die vera ltete (US) FH 155 mm durch die wei ta us modernere n FH 203 mm und FK 175 111111 aus den Divisiollsbataillo ­nen e rsetzt we rden. Die I-I eimatschutz­ko mmandos e rhalte n die le istungsgestei­gerte FH 10 5 111 m. In G liederung und Aus­rüstung erscheint die deutsche Artille ri e damit ihrem Auftrag, d ie Kampf truppe n in jeder Lage effekti v zu unte rs tützen, gut gewachse n. Die schwere n Artillcrie rake­te n des Korps lind der D ivision reiche n fas t 100 km ti ef ins Fe indgebie tund vernichte n fei ndl ic he Reserved ivisionen schon wei t vor E rreij: he n der Kampfzone ato mar. schalten wichtige Führungszcntrcn mit ko nventione lle n Gefechtsköpfe n aus. So­ba ld Reserven, Rakete nste llunge n, Ge­fechtsstände, Feuerste llungen der Art ille­rie lind Versorgungseinrich tu ngen vorn angre ife nde r Di visionen durch Luft- und Artille rieaufklärung georte t sind , werden sie bis zu ei ne r Tie fe von 30 km vo ll V0111

Feuer der mittleren Rake te nwerfer " Mars", de r 175 mm FK und der 155 mm FH 70 gefaßL Ein Feindangriff kan n da­durch bereits im Ansatz vo ll ge troffen oder zumi ndest SO e ntscheide nd geschwächt werden, daß er schon weit vor den e igenen Stellungen zusamme nbricht. In e ine r 10-km-Zone vor den e igenen Kampf truppen verd ichtet sich das Feuer all er Arti lleri e­waffen zu höchster Wirksamkei t. Während vo r Angriffsbeginn de r Schwerpunk t auf

de r Bekämpfung der Feindariillerie liegt, ko nzentri ert sich das Fcuer später auf die

. .. . I Angnlfsspuzen. Das ml\ schne ll wechseln-dem Schwerpunkt geführte Feuer der Rohrartil lerie zerschlägt ungepanze rte Verbände in de r Annäherung. zwingt an­greifende Pa nzere inh e ite n, früh ze itig d ie Luke n zu schließen und Gefechtsordnung e inzune hme n, was die A ngriffsgeschwi n­digkei t stark herabsetzt. Brisanz- und Nj!­belfeucr tre nnt abgesessene Infa nterie von den Panzern und blendet diese. Ist der Schwerpunkt des Angri ffs e rkannt. werden Zie le wie ungepanzerte Fahrzeuge. Artil­lerie ohne Pa nzerschu tz und d ie Infa nterie durch das schwe re Fläche nfe uer der Rake­tenwerfer mit Splitterraketen zerschlage n, Panzerverbiinde im Wirkungsbere ich ei­gene r Panzerabwehrwaffen durch Mine n­raketen gefesse lt . Einbrüche können s.o­wohl durch Sperrfe uer wie durch Minen­raketen schnell abgeriegelt we rden, um Zeit für Gegenmaßnah men zu gewinne i'. Die Fähigke it der Art illerie, die Kampf­tru ppen auch im Kampf gegen Panzer zu unterstü tze n, haben betr ächtlich zug~­nornrnen. Das Verhältnis von Kampftrup­pen lind Arti lle ri e erscheint in.den Groß­verbänden der Bundeswehr optimal auS­gewogen. Falls die Artillerie der Divisio­nen und Armeen des Wa rschauer Pakts nicht weiter verstärkt wurde, konnte z~ ­rnindest in diesem Be re ich ihre frühere zahlcnmäßige Überlegenheit voll ausge­gliche n werden . Die Z uku nft wird we itere Veränderungen in Tak tik und Ausrüstung bringen: • Erhöhung der Schußweiten durch zu­ne hmende Verwendu ng von nachbe­schleunigten G eschosse n mitte ls Zusatzra­ke te nantrie b ; • Wachsend e Präzision in der Bekämp­fung von Pun ktz ielen mit ind ire ktem Feuer durch zielsl1che nde G eschosse, die vom Arti lleriebeobachter mitte ls Laser-S traJl l ins Z iel gelenk t werden ; • Verbesserung der Munitionswirkung durch Ausnu tzung von gasförmigen, ver­flü ss igten Zwei komponentenspre ngstof­fen, dere n im Zielgebiet detonierende Gaswo lken d ie fiinffac he Spre ngkraft VQIl

TNT haben; • Z une hmende E inführung von Daten­verarbe itungsanlage n werden die Reak­tionszeit vo rn Z ielauffassen bis zum Be­käm pfe n drastisch verkürzen. Auch in Zukunft wird nur d ie Artilleri e das Pulver wert sein . mit de m sie schießt, d ie sich vorurte il slos und flex ibe l moderne n Entwicklu ngen anzupassen vermag.

D 275

Page 62: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSaaaaaannnnnndddddddiiiiiiinnnnniiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrcccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvv

" Europäische Freiwillige an der Ostfront

-Divis·

Page 63: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

f

Im Kaukasus, in Charkow und im Kessel von Tscherkassy wurde von der 55-Division "Wiking" das Höchste an Einsatz und Opferbereitschaft gefordert.

Unter schweren Verlu~ten wurden nur nOGh .Erfolge, aber keine Siege mehr errungen. Auch die glänzenden Waffentaten bei Kowel, Warschau und in Ungarn

konnten die endgültige Niederlage nicht abwenden. , ,

r

Page 64: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSaaaaaaannnnnnddddddiiiiinnnnniiiiiiiiiiiii

AAAAArrrrccchhhh

iiiiiivvvvv

Rudol! Borchert

M ~n muß es sich e inm al vorste llen: Über 1100 km lang, 110 bis 160 km brei t lind bis zu 5633 m hoch

ist der Kaukasus. Eine gigant ische FeIsbar­riere von der Länge Hamburg-Wien, d er Brei te Hamburg-Hannover lind mit Hö­henun terschieden, die vom Taunus bis zu den höchsten Gipfeln der A lpen und etli­ches höher reichen . A lles, was nö rdlich der Mai nlinie die Bundesrepublik repräsen­l ien , entsprichldem Gcsamturnfang. Doch während es hier von Verkehrsmitteln und -wegen wimmelt. kreuzen das europä­isch-asia tische Grenzgebirge alle in zwei uralte Heerstraßen. Sogar d ie Eisenbahn umkreist nur ringbahnförmig das respekt­gebietende Massiv. Heute so wie im Zwei­ten Weltk rieg. Selbst Laien leuchte t ein , wie schwierig es ist, in solchem Gebie t Krieg zu führen, und wie unmöglich gera­dezu , hier einen Angriff vorzutragen, wenn die Angreifer nur über zwei Gebirgs-Divi­sionen verfügen und dem Verte id iger un­vergleichbar mehr T ruppen und Material zu r Verfügung stehen . Das aber war Ende September 1942 die Lage. Während die Strategen im Führerhaupt­quarti e r den Blick starr auf die Ölquellen lIms Kaspische Meer gerichtet hielten, mußte ihnen entgangen sein , d aß der d a­zwischen liegende Kaukasus eine Barriere d?rstel lt. d ie mit der A lpenkette vergleich­bar ist; der Alpenke tteohne die bequemen Pässe. Und so vollbrachten wohl deu tsche Ver­bände im August die alpinistische Glanz­leistung, auf dem Elbrus die Reichskriegs­flagge t u setzen. krebsten im übrigen aber seit Wochen nur im nördl ichen Vorkauka­sus herum, dem sogenannten Terek-Ge­biet. Der Terek ist ein Fluß, der aus dem Hochgebirge nach orden strö mt und im Vorgebirge nach O sten zl;lm Kaspischen Meer e inschwenkt. Hier, bei m Ort Mos­dok, gab es einen he iß umkämp ften Brük­kenkopf. Als die Divisio n Wiking e intraf, ga lt es, den Brückenkopf nach Osten wie nach Süden zu erweite rn . Es soll te sowohl Raum in Richtung G rossny a ls auch die G rusin ische Heerstraße in R ichtung O rd­shonikidse gewonnen werden. Fast einen Monat lang hatten d as bereits zwei Heeres-Divisionen vergebens ver­sucht - sie wurden zu Regimentern dezi­miert . Jetzt spornte O berbefehlshaber vo o Kleis t Wiking-Kommandeur Steiner per­sönl ich an: " Die ganze Armee sieht auf Ihre Division!" Die Wikinger indes sahen auf terrassenförmig ansteigende, kah le Höhenrücken, mit dem in der Mitte her­ausragenden On Malgobek. E ine weiße

278

Festung, umringt von Schlu chten und künstl ichen G räben, geha lten von e iner fe indlichen Division, deren Reserve süd­lich, in Ssagopschin , hinte r e inem bewalde­ten Höhenriegel, in Brigadestärke lag. Vom mili tiirischen Standpunkt he r war das e ine schlechte A uss icht. Zahllose russische Bo mber und Jäger amerikanischen Typs machten sie noch schlech te r. In der Morgendämmerung d es 28. Sep­tembers 1942 beginnt de r Angriff. Voran die Panzer. Sie ha lten die fe indliche Infan­teri e nieder, Regiment Wes tland fo lgt. Der erste Graben wird genommen. Doch nun se tzt der Gegner se lber Panzer e in und schießt mit Sta linorgeln . Pausenlos. West­land erleide t ho he Verlus te, außergewöhn­lich viele O ffiziere werden verwunde t oder fallen. Ihr Opfer scheint umsonst gewesen zu sein , de r Angriff droht zusammenzubre­chen. Da entschließt man sich, die Panzer auf Ssagopschin anrollen zu lassen. Tat­sächlich, sie ko mmen hier gut vo ran, schie­ben sich bis in den Rücken des Dorfes. Aber in de r Nacht muß die Positio n ge­räumt werden, Westl and und Nordland können russischer Gegenangri ffe wegen nicht nachrücken. Und die Russen führen Verstä rkung heran: e ine Panzer-Brigade. in den nächsten be iden Tagen kommt es zum Kampf Panzer gegen Panzer - ganz allmählich gewinnt Wiking die O berhand. D as Generalkommando gibt sich mit dem Erreichten jedoch nicht zufr ieden. Malgo­bek soll fa llen. " Womit?" zweife lt Ste iner. Antwort : " Mit Ihrem Regiment G erm a­nia. d as morgen eintrifft. " Zwei T age ble iben zur Bereitstellung, am 5. Oktober 42 wird 's Ernst. Sogar Stukas sind endlich mal wieder am Himmel. Nach zehn Stunden fällt der westlich ~ Teil der Bastio n, nach d rei Tagen ganz Malgobek . Germania zählt 33 Tote und nahezu 200 Verwundete. Das Genera lkommando ist nac.h wie vor unzu frieden, ve rlangt auch die Einn ahme der Hö he 7 11 östlich von Malgobek, obscho n die Sowjets dort im­mer weitere Kräfte versamm eln . " Wo mit?" laute t erneut die Frage der ab­gekämpften Wikinger. Antwort : "Sie ha­ben das Finnen-Bataillon." Richtig. Doch wie sieht das aus? Beiden Kämpfen am Te­rek und im Vorkaukasll s hatten die Ko m­panien en tsetzlichen Blutzo ll ge leiste t. D ie 9. zum Beispiel zählt keine zwanzig Mann mehr. d ie 10. und 11 . sind scho n zusam­mengelegt nur vie rz ig Mann stark . Als sich am Vo rabend des 16. O ktober 4 2, dem Tag des Angri ffs, der Ko mmandeur, Stubaf. eollani , am Fuß der Höhe 7 11, d icht unter den Stellungen der Russen, in den Bun ke r d er 10. und 11. Kompanie zwängt, fragt e r: " Wie gcht 's?" Die finn'i­sehen Fre iwill igen sind sei t 24 SllInden

ohne Nahrung, Essen kommt nich t he ran. Der Durst muß mit wenigen Schluck Ro t­wein ge löscht werden . " Vv'ie geht's?" Ei ner murm elt lako nisch : " Wir werden mo rgen angreifen. " Jemand lacht. Dann grinsen all e. Une! die plö tzlich laut ve rkündete Er­kenntnis, wie gut es eigentlich se i, daß in so einem kleinen Bunker nu n Pla tz für zwei Kompanien ist, löst gar Gelächter aus. Es ist Galgenhumo r. Jeder weiß, wenn d as Unte rnehmen mißlänge. bedeute tedics für fast jeden das Ende. Klappte es, würde manchcr vie ll e icht überleben.

. Kurz vo r dem Schlaf summt e in Finne d as Te ufe lslied . In das " Ha, ha, haah!" fa ll cn sie gemeinsam e in . Donnernd , brüllend : " Ha, ha. haah!" Es klingt bis zu den Rus­sen he rau f. Dann kommt der Mo rgen. D ie Hö he 71 1 ist in Nebel gehüllt, d ie Finnen tre ten an. Sie sind im Nu an den fei ndl ichen Ste llungen, der Gegner ist überrasc.ht. die Russen in den e rsten Löchern werden überrumpelt . Aber nun he ißt es, den Hang hochkle tte rn , es kracht jetzt aus a ll en Roh­ren. Au f dem Höhenkamm schl agen deut­sche G ranaten e in , hi nter den Finnen tü rmt sich d ie \Vand des sowje tischen Sperrfeu­e rs, dazwischen drö hnen die Abschüsse der Panzer, hämmern MGs.· Die Gruppe Pyyhtiäs e rh ält e inen Volltref­fe r, Gefre iter Kesti fliegt in d ie Lu ft. Un­te roffizier Metz will e ine Handgranateauf­fangen und zurückwerfen, beko mmt e inen Armschuß, die Handgranate ro llt ihm über den Rücken zwischen d ie Bei ne - explo­d ie rt . U nteroffizie r Mie tt inen richtet sich auf, um zu springen, da tr ifft ihn e in ß auch­schuß . Noch im Fallen jagt er ei n Magazin se iner MPi in e in russ isches Schü tzen loch. Ocr Res t ras t we ite r, haste t in wild.en S~it­zen auf den Hö henkamm, e ri ed \gt im Lau­fen drei fe ind liche Pak, sieht e igene Panzer neben sich vorro llen, fängt Munit ion auf. läd t nach, schießt , stürm t und erobert tat­sächlich d ie Höhe 7 11. Der Pre is: Von den vierzig Männern der 10. und 11. Ko mpanie leben noch zwölf. Au f die Frage, wozu d ie Hö he überhaup t geno mm en word en is t, we iß d as General­komm ando: "Zur Fortsetzung der Opera­tio n auf Grossny." Die Russen wissen es besser. Grossny kann nie mehr e rreicht werden, denn unterdes­sen ist die ganze Terek-Front zum Zerrei ­ßen gespannt , und wieder ist Wik ing au fge­rufen, d ie dünnste Nahtste lle im Südwe­sten, zwischen Fiagdon lind Alag ir, zu stop­fen. In Eilm ärschen begann Mitte Ok tober d ie Verlegung. Die sowjetische Gegenoffen­sive hatte aus den deutsch~n Angn..:ift:fIl

weiter auf Seite 282

Page 65: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrccchhhh

iiiivvv

<D " Wikinger" bei den Kämpfen um Charkow 1943

@ Die 12. Kompanie des Panzer­Grenadier-Regiments Germania tritt bei Kowel zu einem Gegenstoß an

@ Soldat einer 55-Flak-Einheit am Meßgerät

279

Page 66: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv

Page 67: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrrrrrrrrrrrrcccccccccccccchhhhhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiivvvvvvvvvvvvvvv

A ( •

Page 68: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSaaannnddddiiinnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAArrrrrccccchhhhh

iiiivvv

der Heeresgruppe A längst Verteidiger gemacht. Und ihre Linien mußten nich t nur verkürzt werden, um Vorteile des Ge­ländes besser ausnützen zu können. son­dern auch um der H eeresgruppe B, dem zweiten Teil der gesamten Südgruppe, bei Stalingrad zu Hilfe zu eilen. Daß dort das Drama ohnehin nicht mehr aufzu halten war, mochte noch niemand glauben. Je­denfall s bis Weihnachten 1942 - dann überstürzten sich die Ereignisse. Wiking wurde aus der Kaukasusfront ab­gelöst. Heil igabend ro ll te die Division be­reits. Ihre Grenadie reinheiten waren wäh­rend der ver lustreichen Herbstkämpfe zu­sammengeschmolzen, und vor allem der Panzerbesland halle gelitten. Ein zig die Haltung de r Truppe schien unerschütter­lich ; das war bei den entmutigenden Zu­kunftsaussichten auch nötig. Das neue Marschziel für Wik ing sollte eigentlich Sta­lingrad sein. Auf halbem Weg jedoch, bei Simowniki, geriet die Division schon in die Flut der zurückgedrängten Entlastungsar­meen'. Das Schicksal Stalingrads hatte sich bereits entschieden. Wiking verblieb nur mehr die Aufgabe, direkt aus dem Bahn­transpo rt heraus den wirren Rückzug der in diesem Abschnitt eingesetzten Rumä­nen aufzufangen . Minus 30 Grad zeigte das Thermometer in der Silvesternacht 42/43 an , zum Feiern gab's keinen Grund. Täg­lich dreim al stürmten die Russen mit In­fa nteri e, Panzern und A rtilleri e vor. Noch ha lten die Wikinger sie in Schach. Doch stete beiderseitige überOügelung veraillaßt die höhere Führung, Simowniki zu räum en. Am 18 . Januar verteidigt die Division Proletarskaja, das zähe Ringen um jeden Ort gerät zum Wettlauf zur Enge von Ro~tow. W.ürde cs den Sowjets näm­lich gelingen, die Stadt zu nehmen, bevo r alle deutschen Truppen vom Kaukasus hier durchgesc!lleust worden wären, müßte mit ihrer Vernich tung ä la Stalingrad ge­rechnet werden. Die Absctzbcwegungcn der Wikinger vo llziehen sich zugweise . Man versucht zu retten, was zu retten ist. Verwundete werden geborgen. schweres Gerät tcilweise gesprengt: Es fehlt an Sprit. Hinter der HKL herrscht Chaos. Sämtliche Straßen und Wege in Richtung Rostow sind verstopft. Die Sprit-Fahrer stehen vor der un lösbaren Aufgabe, gegen diesen Strom anzusteuern , um die Kampf­truppen zu versorgen. Wiking jagt einen Kommandotrupp nach hinten und lotst die ß enzin- Lkws zu r Division. Man betankt allc Kraftfahrzeuge und erreich t am Vor­mittag des 5 . Febru ar Rostow. Die neuen Befehle lauten: .. Marsch auf Stalino/ Kon­stantinowka." Arnwrosiewka wi rd am 8. Febru ar passiert, die Division geht in Stellung, erhofft sich

282

Ruhe. Da schreckt ein dringender Funk­spruch vom 10. Februar die Männer auf: " Starker Feind, Panzergruppe PopalT, bei lsjum über Donez im Vorgehen nach Sü­den auf Krasnoannajskoj e. Division Wi­king sofort abdrehen nach Westen. Angr iff auf Krasnoarmajskoje. Auftrag: Festhal­ten der Panzergruppe Popoff! " Also links schwenkt - marsch. Und im Eil­tempo vorwärts. An flu chtartig zurückge­hendcn Italienern vo rbei, prescht die Vor­hut auf die Höhe 180 zu, nimmt sie, beob­achtet eine feindliche Panzergruppe und zwingt sie durch einen Feuerüberfall in Deckung. Gelegenhei t für lU/ Nordland, sicb vorzuarbeiten. Die anderen Bataillone fol gen. Und blitzschnell formieren sich alle übrigen Wiking-Einh eiten zu einem Ring um die sowjetische Panzergruppe Popoft. Nordlands linken Flügel ve rstärkt das Pio­nier-Bataillon 5, von Osten her drängt Westland, von Norden Germania , im We­sten steht die Aufklärungs-Abte ilung 5. Brigadeführer Herbert Gille, der im Mai die Führung der Division übernehmen so ll (da Stei ner ZU 111 KomJ.l1 cmdierellden Gene­ral des Lil . Panzer-KoqJs berufen wird) , verteilt se ine Artiller ie auf drei Schwer­punkte: nö rd lich, westlich und südlich. Dann wird das Feuer eröffnet: 24 Stunden lang aus allen Richtungen . Der Gegner meint, mehreren Artillerie-Regimentern gegenüberzuliegen. Sein Funkspruch an seine Heeresgruppe am 14. 2. hat den Wortlaut: " Werde von fünf SS-Panzer-Di­visionen angegriffen, kann mich nur müh­sam behaupten. Hilfe dringend erforder­lich ." ' Doch es ist allein d ie 5. SS-Panzer-Grena­dier-Division Wiking, die Popoff um­klammert, und zu helfen vermag ihm kei­ner mehr. Als sich noch Heeresverbände in den Ring einfügen, fäl lt Krasnoarm ajsko­je, und die Panzergruppe popor!" ist zer­schl agen. Der Kampf geht weiter. Wiking marschiert nach Norden, bringt die sowj e­tische Offensive im Suchoj-Torez-Ab­~chnitt zum Stehen und erreicht Anfang März das Südufer des Donez westlich der Donezschleife von Isjum. Hier geht man zur Verteidigung über. Ein großer operativer Erfolg war erru ngen. der Zusamm enhang der: Süd front am 00-nez-Mius wiederhergestellt worden. Aber die Division bezahlte dafür mit höchsten Ausfällen an Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften. Mitte April ging es zur Auffrischung in den rückwärtigen Reser­"eraum hin ter der Front. Aus der Heim at traf Ersatz ein. Für das scheidende finn i­sche Bataillon rück te das es tnische Freiwil­ligen-Bataillon Narw<I n,ach, doch das Re­giment Nordland schi ed gänzlich von der Division , um den Kader für ein neues Pan-

zer-Korps zu bilden. Schließlich übernahm Gille von Stein er d ie Division. Im Ju li war ' es mit der Ruhe vorbei. Russen wie Deutsche suchlen die Ent­scheidung. Während die Russen sie logi­scherweise einzig in der Offensive erblik ­ken konnten und sich sowohl personell als materie ll dafli r hervorragend gerüstet ze ig­ten, stand die deutsche Seite vor der Wahl , mit den stark abgenutzten Kräften in der Defensive zu verharren, um dem Feind durch einen Zermürbungskrieg zu begeg­nen, oder, wie frühe r, im überraschenden Angriff Entscheidungen zu erzwingen. Die

. Chancen einer denfensiven Kampffiihrung schätzten fast alle Troupiers höher ein , vom Fiihrerhauptquartier wurde das Ri­siko gewählt: Am 5. Juli begann das Un­ternehm en "Zitadelle", die Sch lacht um Kursk. Zehn Tage später schon geriet sie ins Stocken. Die Sowjet~ traten .zur Ge­genoffensive an. Und ab sofort dik tierten sie das Gese tz des HandeIns. Der Anfang vom Ende zeichnete sich ab. Noch am 13. Juli forderte Generalfeldm ar­schall von Manstein den Einsatz der 50 km westl ich von Charkow versammelten Divi­sion Wiking in die schon verlo rene Schlacht. Doch bereits am 16. Jul i mußte sie kehrtmachen und wieder nach Süden auf Isju m abdrehen, wo der Gegner eben­falls offensiv wurde. Und nach zwei Tagen Eilmarsch ging es aus der Bewegung her­aus ins Gefecht. Für sorgsame Erkundun­gen war keine Zeit, der Russe stand schon diesseits des Donez, sollte geworfen wer­den . E r wurde geworfen. Aber die Spitze der Wikinger mußte ins Blaue hinein operieren - die eben frisch aufgefli llte Truppe verlor Hunderte von Männern. Am meisten das neue Bataillon Narwa. Die 'estn ischen Freiwilligen gerieten in die blu tigs te Feuer­taufe. Ihr Kommandeur, SS-Hstuf. Eber­hardt, fiel im Nahkampf, die Mehrzahl der estnischen Offiziere. Unteroffiziere und Mannschaften fo lgten ihm in den Tod. Niemand war von se inem Platz gewichen , jeder hatte seinen Stützpunkt zäh bis zum letzten Atemzug verteidigt. Der Wille der Esten, die Front zu halten, war stärker ge­wesen als die mörderische Kraft von .1 00 sowjetischen Panzern . Und auch die zweite Phase der Schlacht am Donez erwies sich als verlustreich. Als die Division am 4. Au­gust die Sowjets über den Floß zurückzu­drängen versuchte, baute sich vor ihren Panzern e ine Feuerwand auf. w"ie sie bisher im ganzen O stfe ldzug kaum registriert worden war. 1m Nu wurde über die H älfte de r Panzer zusammengeschossen. die auf­gesessenen Grenadiere verbluteten. ' Der Feind schien nicht mehr entscheidend zu schlagen zu sein.

Page 69: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAArrrcccchhhh

iiiivvv

Dann folgte die nächste Alarmm eldung aus dem. Raum nordwestlich von Charkow: Dort brannte es lich terloh. Wiking tra f al11 12. August ein , nah lil den Russen sogleich den Höhenzug bei Sinkowsky vor der Nase weg, scheiterte abe r dabei, das vor der Fro nt liegende DOIJ Klenowoje zu gewin­nen. Der sowjetische G roßangrifr begann von dort aus vier Tage später. Mit Trom­melfeuer. 130 Panzern und Massen von In­fantcrie. Innerhalb einer Stunde ist der Feind auf dcm Höhenzug, brich t die deutsche Linie auf, als Wikings Panzerabteilung 5 zum Gegenstoß ansetzt. Und vom Korps wird zusä tzl ich eine Ti­ger- Kompanie ins Gefecht geworfen. In breiter Front prallen die Giganten aufein­ander. schießen, bersten, brennen. Der Kam pf tobt bis zum Abend, danach wer­den die Wunden gezählt. Die Stellung an der Höhe 209, 5 ist verlo ren - abe r verlo ­ren hat auch der Russe: 84 Panzer. Tak­tisch gewinnt er tro tzdem. Charkow muß aufgegeben werden. Die Division Wiking ist genöt igt , die Verteidigungslinie zurück­zu neh men, der Gegner folgt mit allcn Waf­fenga nungen, se lbst nachts setzt er Bom­bcrverbällde ein. Deutsche Flugzeuge sind kau m am Himmel zu sehen. Der Krieg im O sten gerät zum Duell Da­vids gegen Goliath . Doch während jener noch durch List zu siegen wußte. hi lft den ausgelaugten De utschen nurmehr blanker Tro tz. Das frühere Oberlegenheitsgefiihl ist so verlorengegangen wie die Hoffnung auf eine We nde . Die cinst unaufh altsamen Sturmsolda ten stehen mit dem Rücken zur Wand. niemand erwartet Pardon. Denn die hundertfachen Greueltatc ll an gefan­genen Kamer·aden strafen alle gegentci li­gen Vcrsprechungen Lügcn. Man st irbt lieber, als sich zu crgeben. Ende August strcben d ie Sowjets an Char­kow vorbei in Richtung Po ltawa. Ent lang der Bah nlinie, beim " Grab G ruschki". ei­nem hühnengrabähnl ichcn Gebüschge­lände, vern ichten Wikinger d ie feindl iche Keilspi tze : Sie fe uern bis zur letzten Gra­nate. 15 Russenpanzer bleiben liegen. Rasch wird abgebaut und A nschluß beim Gros gesuch t. Was ehedem die Vorhuten schafften - den Feind zu ve rwirren -. be­sorgen jetzt Nachhuten. Z u großcn Ge­fechten mit der gesamten Division kommt er erst wieder a l11 19. Seplember. Wik ing ist im Begriff, sich über Irk lejew an den Dnj epr abzuse tzen. Drei Tage dauert der Kampf gegen ei n Massenaufgebot an In­fanter ie und schweren Waffcn. an Panzern lind Schlachtflugzcugen. Die Division pa­riert. Man ha t zur beweglichen Verteid i­gung gefunden wie vormals zur bewatlne­ten Aufk lärung. A m Tag wird geschossen,

nachts muß marschiert werden. E ine Mütze vo ll Schlaf nur wünscht sich jeder, d ie Anspannung zehrt an Köq)er und Ner­ven ; doch d ieser Wunsch ist seltcn erfü ll­bar. Die Devise heißt: ,.Vorwärts ~ wir müssen zurück! " Am 27. Septembcr 43 überqu ert Wik ing bei Tscherkassy den Dnjepr. Aber gen au wie 22 Monate zuvor im Winter 41 / 42 am Mius erl ebt cs d ie Truppc erneut: Nir­gendwo sind AuffangsteIlungen gebaut , se lbst Brücken fehlen. Und schlimmer ~ russ ische FallschirmFigcr springen bloß 50 km cntfernt , bei Kanew, hi ntcr die ncuen Lin ien, so daß sie crst freige kämpft werden müssen. Res te der Springer entgchcn je­doch de r Vern ichtung, verschwinden im unwcgsamen Waldgebiet südwestlich Tschcrkassys' und bildcn die Keimze lle ei­ner ständig wachsenden Panisancngru ppe. Genau vie r Monate später ve rei nigt sie sich mit den ukrainischen Armeen des Generals Konew, um die Schlacht VOll Tscherkassy zu schlagen. Denn die Dnjeprfro nl hält nicht. Unauf­hö rl ich se tzt dcr Feind nach und bi ldet Brückenköpfe diesseits des Stromes. Seine Übcrlcgenheit an Menschen li nd Material ist so groß , daß alle Gegenstöße scheitern . Die Deutschen sind zermürbt , ihre Kampfkraft geschwächt, ihre Opfer grau­enhaft. Am Abend des 2. Oktober, nach dem vergebl ichcn VerslIch, dem Gegner eincn ß rückenkopf zu en treißen. betd igt die Gefechtsstärke von I1Germ ania noch elf Mann ! Daß der Di vision kurz darauf d ie neuClufgeste ll te Sturmbrigade Wallonien zugeführt WIrd . bleibt der einzige Trost. Die 2000 bclgischen Freiwi ll igen setzen sich zu zwei Dritteln aus Arbeiter- lind Handwcrkersöh nen. zu einem Drittel .aus Söhnen von ßlirgcrn , Beamten, Industriel­len und des Adels zusammen. Sogar Schü­ler der Jesuitenschulen sind darunter. Ih r Komm andeur ist der belgische Berufsoffi ­zier und SS-Ostubaf. Lucien Lippert. Sein Credo lautet: ., RuhnlVoll unser Volk in­mitten der zwanzig Völkerschaften zu ver­treten, die zum Kamp f herbeigeströmt sind ; unsere Pflicht dadurch zu erfülle n, daß wir fü r Europa kämpfen; für unser Va­terland einen ehrenvollen Platz in der G c­meinschaft des Kontincnts, die aus dem Krieg hervorgehen muß. zu erringen und. schl ießlich, Kampf truppen zu schaffen, de­ren Gewicht für die Schaffung sozialer Ge­rechtigkeit bürgt , wcnn wir nach dem Ende de r Feindseligkeiten endgültig in unser Land zurückkeh rcn werden." Bei so viel Anspruch nimmt es nicht Wun­der, daß L1i L: Brigade vortrefflich gerüstet ist. Und sie ve rfügt über 340 Fahrzeuge al­ler A n . Daß d ie schon in wenigcn Wochen zum Teufel gehen und mit ihnen Hunderte

der idea listi schen Wallone n" ahnt noch keiner. Aber die im November 43 verkün­dete UI'!1gruppierung von Wik ing zur 5. SS-Panzcr-Division entfäll t bereit.;; man­gels Ruhe und Waffen. Im November öffn cn die Sowjets ihre Zangc zum Kessel bei Tscherkassy. Die deutsche 8. Armee. zu der auch Wiking zäh lt , wird ebenso langsam wie sicher um­zingelt. Von O sten. Norden lind Süden schiebt sich der Feind heran . Nu rmchr der Weg nach Westen ist offen; ihn zu benut­zen. ve rbietet das OK H abe r. Ab dem 27. Januar 44 riege ln die Russen auch ihn ab, das Drama begin nt. 28. I.: Der Ring schließt sich enger. Im Sü­den gre ifen Feindpanzer die Nachschub­d ienste an. Im Ostcn droh t Aufsplitterung, de r rechte Flügel weicht aus. im Westen wird der Kessel eingedrückt. 29. 1.: Die Absicht des Feindes, von Westen her den Kessel zu halbicren , kann vereitclt werden. Schwere Kämpfe im Norden und Nordwe­sten zwingen zur Riicknahmederzu langen Frontl inie. Wikili'g bemüht sich, im Süden eine neue Linie aufzu bauen. Am I. 2., lJach fün f Tagen, ist die anfangs 140 km lange und bis zu 100 km breite Luftblase für d ie sieben eingeschlossene,; deutschcn Divisionen auf 80 mal 80 km gesch rumpft lind hat den Grundriß des afrikan ischen Kontinents. Aber das ßi ld ändert sich fort­laufend . G leich einer gepiesackten Qualle, zucken die Grenzen zusammen, werden kürzer, einschnürender. Und das Wetter ve rschlechtert sich, alle Wege vcrschlam­men. Der einzige Flugplatz im Kessel, bei Korßun , den die Russen vorzeitig zu ge­winnen trachten, kann zwar gehalten wer­den, dennoch ist die Lage trostlos. O berbe­fehl shabe r General Stcmmerm ann ve rJügt weder über einen Stab noch über ausrei­chcnde Nachr ichtenorgane. Indes hält er den kategorischen Befehl , die Stc llung zu halten, obschon die V0 111 OKI-I angekün­d igten Entsatztrup pen den Ring nicht zu sprengen vermögen. Lediglich einer ge­panzerte n Gruppe in Bataillo llss tärkc ge­lingt der Durchbruch; doch hinter ih r schließt sich die Umk lammerung wieder. 3. 2.: Trotz nicht nachlassender Angr iffe setzt der Feind nun auch die Propaganda als Waffe ein . Das " Natio l1<llkomitee Freies Deutschland" erscheint an der Front li nd fordert per Lautsprecher li nd Abwurf von Flu gblättern d ie dcu tschen Soldate n zum Überlaufen auf. Wiking­Kommandeur Gille wird sogar mittels Flugzcug e in persönliches Schreiben des Komi tecs zugestellt . Er gib t keine A nt­won. Der Weltöffcntlichkeit aber melden di~ Russen bercits die sichere Vernichtung des Kesscis, sie reden vom zweiten Stalin­grad . Soweit ist es jedoch noch lange nicht.

283

Page 70: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSaanndddiiinnniii

AAArrrcchhh

iiivvv

Vielmehr e rh alten die Eingeschlossenen am 7. 2. d ie Order: " EnlsatzvorslOß des III. Panzer- Kprps auf Morenzy. Gruppe Stemmerm ann verkl einert d ie Front linien und bewegt sich mit dem Kessel in Rich­tung auf Sehanderowka, um zu gegebener Z eit auf d ie zum Entsatz angreifenden Kräfte ausbrechen zu können." Und das bedeute t Hand lungsfreiheit, bedeutet, die im Westen verlo ren gegangenen Orte müh­sam wiederzugewinnen, bedeute t: Hoff­nung. Um jeden Fußbreit Boden wird jetzt verbissen gerun gen. Der Kessel wandert nach Westen. Längst ist der Troß aufgelöst, jeder Soldat als Kämpfer e ingese tzt. Das am 8. 2. von einem sowjetischen Parla­mentär übermitte lte Ultimatum, bis zum 9. 2. , um 11 Uhr, den Widerstand e inzuste l­len, wird abgelehnt. Im Gegente il , SS-Ustuf. ScilUmacher ve r­d ien t sich gerade das Ritt erkreuz: Bei Nowo- Buda hält er mit zwei Panzern fünf­zehn T- 34 auf, schießt zeh n ab. Am Tag darauf, dem 14.2., vern ichtet er e lf weitere Feindpanzer. Lmm er mehr schrumpft der Kessel. Der Entsatzangriff des Ill . Panzer-Korps liegt fest. R und 20 km trennen die Befreier von den Umzingelten, die sich nun entschei­den , mit letzte r Kraft von innen her den Ri ng zu sprengen. Der Feldflughafen Kor­ßun wird geräul11 t. H linderte von Lkws ge­hen in Flammen auf, a lles, was hinderlich ist, wird zerstö rt. Man wi ll , man muß be­weglich se in . Und in dem tausendfach zer­mahlenen Schlamm sind höchstens Infan­terie und Kettenfahrzeuge beweglich. Die restlichen Wagen, von russischen J abos wie von Wespen verfo lgt, rumpeln auf schwankenden Bohlen einer Eisenbahn­str ecke-westwärts . 15.2.: Etwa 13 km beträgt die Entfernung zwischen Entsatztruppen und den Einge­schlossenen noch, deren Hexenkessel nur

- mehr knapp 16 mal '10 km mißt. Der Feind verstärkt sein e Angriffe, er glaubt die Be­satzu ng am Ende ihrer Krähe. Doch die Eingeschlossenen mobi lisie ren sämtlich e Reserven, entledigen sich al len schweren Geräts und beschließen, am 16. 2. 44, um 23 Uhr, endlich den Ausbruch zu wagen. Generalfeldmarschal l von Manstein funkt : " Parole Freiheit. Ziel Lißj anka." Der le tzte Akt hebt an . Rette sich, wer kann! SS-Oscha. Fiebelkorn, verwundeter Pan­zerkom mandan t ohne Panzer, schlägt sich zum Truppenarzt durch. Der Verbands­platz ist abcr schon dicht, jede Einheit ge­halten , ihre Verwundeten selbst aus dem Kessel zu führen . Fiebelkorn klettert auf einen 18- t-Zgkw. Die Maschine ro llt an, e rh ält Paktreffer. die Verwundeten wer­den wieder verwundet. Mi t Panj ewagcn geht der Marsch bis zum Wald südöstl ich

284

Page 71: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAArrrcchhh

iiiivvv

Unter ihrem Befehl kämpfte die 5$-Division " Wiking ": <D Felix 5teiner, Obergruppenführer und General der Waffen-55, 5chwerter­träger; Divisionskommandeur von

. Mai 40 bis Oktober 42 @Herbert Otto Gi/le, Obergruppen­führer und Gen era/.der Waffen-55. Brillantenträger; Divisionskomman­deur von Oktober 42 bis August 44 @Johannes Mühlenkamp, 5tandarten­führer, Eichenlaubträger; Divisions­führer von August bis Oktober 44 @Kar! Ulrich, Obergruppenführer, Eichenlaubträger; Divisionskomman­deur Oktober 44 bis M ai 45 ® Die Namenlosen der Division " Wiking", die mit ihren Leistungen den Ruf ihres Verbandes schufen

Dshurshenzy, als 14 T -34 eintreffen. Deut­sche Panzer wehren ab. Fiebelkorn liegt in Deckung. Ein Fahrzeug mi t vier Pferden tauch t auf, nimmt ihn noch cinen Kilo me­ter weit mit , dann ve rsucht der Ku tscher' das heftige Abweh rfeuer alle in zu durch­brechen. Fiebclko rn ruh um Hi lfe. Ein SS-Stubaf. hebt ihn vom Wagen, Sekunden danach bekomm t das Gespcllll1 einen Voll­treffer. Fiebelkorn kriecht in ein Loch, bleibt li egen. Fast einen Tag lang ist er oh ne Hilfe. Mit Ein bruch der Dunkelheit arbeitet er sich selber vor, tr ifft zwei Ver­wu ndete, schleppt auch sie mil. Am Mor­gen des 18.2. bemerken die drei. daß sie sich im Schneetreiben in fe indliche Stei­lungen verirrt haben: Sie graben sich in den Schnee ein, warten erneut auf die Nacht. Kurz vorm Aufbruch stirbt der erste. wenig später der zweite Kamerad. Fiebelkorn i s~

wieder alle in . Auf allen vie ren kriecht er weiter, Stunden um Stunden, erreicht e ine deutsche Vorpostcnkctte, ruft sie an, ver- · liert das Bcwußtsei n li nd erlangt es erst zu­rück , als er allS cinem Transportflugzeug. weit hinter der Front. in den Sanka umge­laden wird. SS.-Oscha. Fiebclkorn gehörte zu den 34000 deutschen Soldaten, die dem Kes­sel entrinnen ko nnten, wenn gleich er sich auch zu seinen Verletzungen noch beide Füße. beide Hände und das rechte Knie er· fror - für 20000 ande rc Männer wurde Tscherkassy zum Massengrab oder zum Tor in die Gefangenschaft. Tscherkassy als e inen mil itärischen Sieg der deutschen Seite auszuwcisen - wäre absurd. Dcnn die Absicht des Führer­hauptquartiers, den Kessel zu öffnen und den Feind gleichzeitig operativ zu sch la­gen, um das ganze Dnjepr-Ufer zurück zu­gewinnen, mißlang vö llig. Doch die Ret­tung von 34000 dem Untergang preisge­gebcnen Menschen war meh r. Anno 1944 hatten große deutsche militärische Siege

längst Seltenheitswert. Man begnügte sich mit Erfo lgen. Die Divisio n Wiking, nur mit dem nackten Leben davongekom men, prä'ientierte sogle ich den nächs ten. Mußte es tun : in und um Kowel, einer we itabge­schiedenen wolynischen Kleinstadt der westlichen Ukraine, Bah nknotenpunkt im langen Viereck Kiew (430 km öst!.). Lu· b1in ( 160 km west l.) , Brest Lilowsk ( 120 km nördl.). Rowno (125 km südösl l.), am Rande der Pripje t-Sümpfe. ,. In Urlaub fahren nur ge rmanische Freiwillige und Verwu nde te", hieß es auf einmal, unter­wegs befindliche Wik inger wurden in Schlesien ges toppt und nach Lllb lin Zll ­rück beordert. Hier, im Raum zwischen Lublin und C ho lm , so ll te unverzüglich d ie Nell Clufste l­lung der Division erfo lgen. Ein Befehl aus dem Führerhauptquartier bes timm te nun Kowe l als nell en Garn isonsort. Die Stadt, belegt von n llld 4000 Landesschii tzen, SS-Kavalleristen, SS-Polizisten. Pionieren, Art illeristcn und Eisenbahnern, die ur­sprüngl ich der Partisanenbekämpfu ng d ienten, zählte zur jüngsten Vefleidi­gungslinie, ohne den Feind bisher gesichte t zu haben. In weniger als drei Tagen än­de rte sich hier die Si tu ation schlagartig. Am 16. März morgens erfo lgte d ie Eise n­bahn-Verladung der Rcgimcnter West­land und Germ ania, mittags flog Ko m­mandeur Gille mit einem "Fiese ier Storch" nach Kowe l voraus. Landete und hörte: " Wir sind schr froh . Verstärkung durch eine Pan zer- Division zu bekommen." Daß es sich in Wi rklichkei t nur um einige tau­send Mann mi t unzurcichender Bewaff- , nung handelte. begriff kaum jemand. Dic Koweler Besatzung halle genug mi t dem Begreifen der Tatsache zu tun. plö tzlich von übe rmächtigen sowjc tischen Verban­den attackie rt zu werden. Man war scho n bis an den östlichen Stad trand ausgewi­chen. Hi lfe tat not. Gi lles Ordonnanzoffi-

. zier ·e ilte zum Bahnhof, German ia und Westland pünkt lich laut Fahrp lan zu emp­fangen. Doch der Fahrp lan ist überholt. Die Rus­sen greifen bereits d ie Züge an, Germa­nia-Kommandeur Dorr meldet per Bahn-Telefon : ,.Wir müssen uns unserer I-laut wehren!" An ein Durchkom men ist allein mit MGs li nd Gewehren nicht zu denken . Letzte Gewißheit verschaffen die Nachrichten vom nächstcn Tag: Vier feindliche Divisionen kesse ln KoweJ ein. Die Stadt. 2 km lang) 3 km breit. aber rund­um von Sümpfen geschützt. durch die bloß wenige feste Straßen und Eisenbahn­lin ien führen , wird augenbl ick lich zur " Fe­stung" erhobcn. Wiking-Ko mm andcur Gi lle überni mmt das Kommando, se ine Wikinger außerh alb erhaltcn d ie A ufgabe,

ihn wieder herauszuhauen. w~ihrend ein Kampfgeschwader der Luftwaffe den Nachschubdienst fü r d ie Besatzung per Fallschirmabwü rfen besorgt-zum Landen ist ke in Platz. Zweifel am Gelingen des Vorhabens sinq durchaus berechtigt. Gi lle steht e inem Himmclfahrtsunterneh­men vo r. Er läß t zwar umgehend die .. Fe­stung" verminen, Bo llwerke errichten so­wie die Eingeschlossencn im Panzern ah­kampf unterrichten. aber die ständ igen Angr iffe auf allen Fronten zchren rasch an der Kampfkraft. Nur notdürftig versorgt, wimm.elt es in den Ke llern von Kowcl schOll VO ll Verwundeten. Gilles gesp ielter Opt imismus baut einzig auf das Vcr trauen in seine Division. Insbesondere auf das Panzer- Regiment. dessen erste wiedcrauf­gerüstcte 8. Kompan ie mit 16 nage lneueI! .,Panthern '· Ende Miirz eintri fft und den Marsch nach vo rn wagt. Kompanieführer ist SS-Ostuf. Nicoluss i­Leck. Am 29. März 44, um 14.30 Uhr, durchbr ich t er den äußeren Ring, drei· Stunden später no tiert er 300 Gefangene. 7 Pak lind 4 erbeutete Geschütze. Acht ei­gene Kampfwagen sind noch einsatzbereit, dre i durch Beschuß ausgefa llcn, fü nf stek­ken im Sumpf, e iner kann hera"usgezogen werdcn. Schneetreiben und Dunkelheit machen die Fortsetzung des Angriffs je­doch unmöglich. Um 3.00 Uhr früh aber hält Nicoluss i- Lcck nichts mehr: Ohne ausdrücklichen Befchl zum weiteren Vor­gehen nu tzt er seine überraschend gute Ausgangslage, um das H usarenstüek zu vo llenden. Der Bahndamm dicn t als Ro ll­bahn : Sturmangri ff in Reihe. Zwei Feind­panzer werden vernichtet, zwei eigene fa l­len durch Minen aus. Noch 2 km bis zu r ,.Festung'·. Jctzt erreicht ihn ein FlIrk­spruch: " Sofort haHen!" Er kommt vom Befehlshaber der Entsatzt ruppen. Nicolus­si-Leck, in heftigen Fellerkampf mit so­wjetischer Artill e rie ve rwickelt und das Ziel Kowel bereits in Sicht. schert sich nicht drum. Er hat d ie schwächs te Nah t­ste lle des Gcgners entdeckt , er jagt weiter . Um 8 .1 5 Uhr melden sich die sieben Pan­ther beim Divisions- Kommandeur. Gi lle strah lt. Verstärku ng bedeutete das, Befreiung war es noch nicht. Die Russcn ricgelten so­gle ich wieder ab. Alle übrigen deutschen Enrsatzk räfte wurdcn in tagelange schwere Gefechte verstrickt. Erst am 5. April 44 ge­lang es der Wiking-Panzerkampfgru ppe unter SS-Ostubaf. Müh lenkamp im Vere in mit Heeres-Verbänden. die Klammer um Kowel aufzubrechen. Drci Wochen da­nach war d ie " r estun g" ganz fre i. SS­Gruppenführ er Gille wu rden als erstem General der Waffen-SS die Brillanten zum Ritterkreuz verli chen. Dic Division Wi-

285

Page 72: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSaaaannndddiinnii

AAArrrccchhhh

iiiiivvvv

king durfte sich auf de m Truppenübungs­pla tz He ide lage r in Po len a uffrischen. ihr Panze r-Regime nt. ve rs tä rkt d urch !lI / G e rm anin. mußte als Ei ngre ifreserve westlich Kowcl zur Ve rfü gung b leibe n. Bis zum 6. Juli herrschte Ruhe. d ann kam es zur Panzerschlacht VOll Mac iejo w. Die deubche Öffe ntlichkei t e rfuhr da von durch de n We hrmachtsbe ri cht vo m 11. Juli 44: .. Im Raum von Kowc l haben T ruppen des Heeres und de r Waffe n-SS in vie nägi­gen harte n Abwe hrkä lllpfe ll de n Ansturm VOll 10 sowje tische n Schiitzendi visione n. I Panzer-Ko rps und 2 Panzer-l3rigaden ab­geschlagen und dem Gegne r dabe i erhebli ­che Verluste an Me nsche n und Mate rial be igebracht. Be i diesen Kiimpfe n wurden im Z usamme nwirke n a ll er Wa rfe n vor der Front lind im Hinte rge liindc 2~5 fe indliche Panzer ve rnichte t. Die 3~2. Infante rie -D i­visio n un te r Führung' von G e ne ra lmajor Nicke l. d ie 26. Infanterie-Divis io n unte r Führung VOll Obers t Frommbe rge r und ei ne Ka mpfgruppe der ) . SS-Panzer-Divi­sio n Wiking unter Führung von SS-Staf. i\ilüh lenk amp habe n sich durch beisp iel ­hafte S\andfesti gke it ausgezeichne t.·· Johannes Müh lenkamp be kam das Ei ­chenlaub zum Ritte rkreuz. Knapp vi e r Woche n späte r wurde er mit der Führung der Divisio n Wiking be traut. G e neral G ille mit der d es IV. SS-Panzer- Korps . Es W<l­

ren vier bitt c re Karnpfwoch e n gewese n. Die Umrüstung de r Di vis ion mußte heen­det we rdcn. Im Raum 13i alys to k. im ös tli­chen Po le n. und südl ich davon. im Les­na- Abschnitt um das russische Stüdtchcll Kamieniec-Lite\Vski. drohte höchs te Ge ­fahr. Das AOK schloß de n Di visionsauf­trag mit dem verzwe ifelte n H inweis ah: .. Halten Sie den G egne r au f! Im Weste n steht ni chts mchr! Der Weg ins Reich ist fre i!· · Wiking versperrte ihn nach Kriiften. Die Panze r griffen aus a ll en Himmelsric h­tungen an. löste n s ich vom Fe ind. fiel en ihm in de n Rücke n oder in die Flanke. ka­rn e n in Ortc. die d er Russe eben ve rlassen hatl e . sahe n stunde nl ang ke inen russische n So ld ate n lind wurde n im n ~iehs ten Augen­blick von ve rheerende m MG-Fe uer einge­deckt. Fe indliche J a bns machte n J agd auf e inze lne Kraftfahrze uge. Aufzuhalte n war der Gegner hi er UIll ke inen Pre is. Wiking wich nclch Weste n a us. Ab dem 10. Augus t wurde de r Versuch unte rno mme n. UIll Warschau e ine neue H KL aufzubaue n. Oie Wik inge r übe rnahmen den nörd liche n Absc hnitt bei Radzymin. Die e rs te Abwehrsch laeht wüte te VOIll 18. bis zum 30. August. D ie zwe ite vom 31. S. bis 9. 10 . 1944. In dieser Z eit lII i:1cht L·[[ auch die Po le n den Aufstand in Wa rscha\l. ohne d aß ih ne n di e Russen Hilfe ge währ­te n, 24 Stunde n vor Beginn der d ritt en

286

Schlacht wechsehe in mi tten des vo rbe rei­tende n Fe uers die Ko mll1andohihrung der Division Wiki ng zum vie rt en und le tz te n Mal: SS-S taL Kar! U llr ich. bislang Regi­mentskollunanclc ur in der SS- Div ision .. T o­te nkopf" . lös te J o hapncs Mi.ihknkamp ab. de r zum I n~pe kt e ur der Panzertrup pe n der "Vaffen-SS be förd ert wurde. Was tat d ie T ru ppe? In der erste n und zweite n Abwehrsch lacht um Warschau ko nnte n die Wikinger genau wie ihre N;tehhar-Division ell d en Durch­bruch des Fei ndes vc rhindern. obwoh l in ihrcn Re ihe n me hr und me hr Sold,ne n der Luftwaffe und Marine stande n. die keiner­le i Erdkampl"erfahrung besaße n. Nach de r d ri tte n schie n es so g"r e rlaubt. von e ine m Erro l ~ zu sp reche n. De nn während vol le r zwe i iVlonatc hatt e n über 21 fe indl iche D i­visio ne n nur ve rmoc ht. die deutsche HK L um e inige Kilome ter e inzudrücken . Daß der Erfolg unte r schwe rste n Ve rluste n er­kauft wurde. steh t au f e ine m andere n Blat t. Wo gah es noch e inen Wikinge r de r erste n Stunde. ei er oh ne Ve rwundung wa r? We r kannte noch a lle Name n der zahllosen G efallene n? Und scho n das E nde dcs Kri eges vor Au­ge n. zeigte s ich trotzd em ke in Ende der Kiimpfe. He iliga be nd erhi e lt \Viking in der Ruheste ll ung he i Modlin de r Befe hl: .. Dorpmlille rn zur .lu lischka!·· .. Wann ?·· fragte de r Ers te Ordonnanzoffi­zie r. Ko qJs-Kolllll1andc ur G ill e antworte­te : .. So l"o rt. ·· .. Dorpmüllern ·· hi eß nach Ve rke hrsm inis te r Dorp l11 üll er Eisenbahn­fahren. J uli schka h ieß Ungarn : ge nauer Budapesl. das die Russe n seit Woche n e in­zukesseln ve rsuch te n. Der Transpo rt geh t hi s Raah. A m 1. J a­nuar 1 Y~5 gege n 9.0(1 Uhr begin ~l t d ie E nt­ladung. um I R.()O U hr der A ngriff: ii berha­ste t und mit vie l zu schwache n Kräften. wegen de r strengen Nachrichtenspe rre aber zu min dest überraschend . Und das er­s te ' Zie l. I\gosti an. ~chaffl Wiking auch schne ll. doch weite r. in südös tliche r Rich­tung auf l3udapest zu. ve rsickert der St urm lauf im hüge lige n. unübe rsicht liche n Gelände. das die Sowjets zude m mit s t~irk­ste ll Pak-R icgeln zu sperren ve rste hen. Am X. Ja nuar kommt e r gänzlich zum Stehen­auf dt:m Friedhof von Bicske. Der zwe ite Entsatzve rsuch ve rl äuft besse r. Vie l bes­se r. Wik ing verl egt in de n Raum Gran. greift <Im 10. J alllwr an ulld e rle bt. daß der Feind zurückgeht. Es ist be inahe wie frü­her. Eine Welle VOll Zuversicht e rfaßt die Männc r. es gilt . Budapes t mit de n Z e hn­tausenden eingesc hlosse ner de u tsche r und ungarische r Kam eradc ll. d aruntc r zwe i­tausend We hrmach tshel fe r inne n. zu befrei­e n. Die Wik inger wo ll e n siege n. U ,ld komme n voral1 .

Am 12 . J anu ar nillt Ph ilisszentkereszt. Bu­dapes l ist nur mehr 2 1 km e ntfe rn t. Trotz Fe ue r und Rauch sind die Ki reh tü rme der Mill io ne ns tadt zu e rke nne n. und die Rus­sen gehe n noch immer zu rück . Kein Z wei­fe l. die!j lll al gelingt es. Da geschie ht das Unfaßbare: Gegen 20.00 U hr ergeht der Be fe hl. de n A ngri ff zu stoppe n. A lle An­ru fe G e ne r<ll G illes nut zen nichts. d ie I-Iee­resgruppe beste ht darauf. der Himmel weiß , W'I HII11 . Die Division e rnihrt es nie . Statt dessen muß s ie in de n Raum Ve­sprem. nördlich des Platte nsees. von wo aus ~1 1ll 1 H. J anuar 4S auf höchs te \Vei sung die .. Südlösung··. de r dr itt e E ntsatzversuch l3udapes ts. beginnt. Ve rgebe ns. Nach el f Tagen wird ßudapes t au fgegehe n. Wiking in di e Verte id igung gcdriin gt. Die Divisio n ver fü gt noch i.iber 14 e insatzbe re ite Pan­xer. Die Entsche idu ng ist gefa lle n. m'Jn muß zu rück. Z urück auf Stuhl weiße nburg. Es ist Mitte Februa r. Auf den Äckern und in d~n G räbe n liegt schmutziger Schnee. auf de n Wegen blinke n Pfü tzen. d er H immel ist ni edrig und wo lk enverhange n . .. Stuhl­\\'e ißenburg unte r all en Umstä nden hal ­te n!·· befiehlt das Füh rerha uptqu artier be­schwörend - doch wo m it' und wozu? Ange­s ichts der Masse des un ausgese tzt nach Westen s tröme nde n Gegners wäre die Er­füllun g dieses Auftrages Selbstmo rd . Im Morgengr ~lu e n des 22 . Miii·z be fie h lt daher de r Divis io ns- Kommandeur U ll rich de n A usbruch aus de m ve rbl iebe ne n 15 km lange n und 3 bis S km bre it en Schlauch von Stuh lwe ißenburg. E r gel ingt. In zwei Ka mpfgrup pe n a ufgeteilt . gewinnt Wik ing nach Südwesten Bode n. all e gepanze rte n Fahrzeuge gehe n jedoch e ndgültig ve rl o­re ll . Das E nde is t d a. Aus de n Pa nze r-G re nadieren de r ruhm­reiche n Wiking we rde n e rne ut In fa nteri­s te n. Sie kämpfe n in Ro tt e n. e inze ln . und s ie sterbe n noch imme r. Re ihe nwe ise. In Vasvar an de r R:tah. im osts teie rischen Fiirstenfcld übe rm Fe istr itztal. in Wal­kcrsdorf bei Graz. in Graz und in Bruck an

der Mur ... Der alle rl e tz te Schritt in de r Nacht zum 8. Mai IY45 : Was vo n de r Di visio n iibr igge­blie be n is t. versucht sich hinte r die ameri­kanische De m ark a tio nslini e zu re ll en -übe r 200 km nach No rdweste n. In den frü­hen Morge nstunde n pass iert die Spitze der Ko lonne die Spe rr e des ersehnte n Teil s. D ie Sonne s tieg hin te r de n Bergen e mpor.

o

Paul Hausser: Zwischen Befehl und Gewissen Seite 350

Page 73: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAArrrcchhhhh

iiiiivvvv

Die deutsche Artillerie

Wie gut war. die deutsche Artilleri e im Zweiten Welt­krieg? " Olme d ie glänzenden Leistungen unserer Ar­ti ller ie wäre die Ostfront scho n Ende 1943 nicht mehr

zu halten gewesen; d enn unsere Infan terie war viel zu schwach!" Das sagte im Juli 1944 der große Krisen-Stratege Walter Model , damals Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte. Auch d ie zweite Antwort ist aufschlußreich: Anfang 1944 übernahm d ie britische Artillerie die erfolgreichen Sch ießverfahren der deutschen Artillerie . . ,ln der Beweglichkeit und Präzisio n des Schießens sowie in der Feuermassieru ng sind uns die Deutschen immer noch überle­gen" , hieß es in einer Studie des britischen General stabs vom Oktober 1943. . Tatsächlich haben zah lre iche französische und US-Expenen die Flexibilität und Z ielgenauigkeit als die " Haupttugenden" der deutschen Artillerie herausgestrichen. Dazu kamen: • gute Vorplanung und Vorberei tung artilleristischer Einsätze; • hervorragende V8s und Funker, d ie in; äußersten Fall sogar das Feuer ihrer Batter ie auf die eigene Stellung lenkten ; • erstklass ige Leistungen der ,.Aufk lärenden Artillerie". wo­mit die Schall- und Lichtrneßtrupps e inschließlich ihrer Vermes­ser lind die Artillerieflieger lind Ballons gemeint sind. Wie stand es um das Geschützmaterial? Die deutsche Art illerie verfügte mit den Feldhaubitzen 10,5 cm und 15 cm. mit der 17-cm-Kanone und mit dem 21-cm-Mörser über leiswngsstarke Standardgeschütze , aber sie litt unter stän­diger Überforderung in Frieden und Krieg und lInter der Viel­zahl der Geschütztypen, Sie war zurn größten Te il bespannt , weil die d eutsche Führung Pferde fUr .beweglicher lind in der Versorgung unabh ängiger hielt. Der Kriegsverlauf so llte jedoch die große Überlegenheit der rnot-Ari über die ho t-Ar i beweisen, . Natürlich war auch der chronische Material- und Tre ibstoffmangel mitverantwonlich, daß d ie deutsche Art illeri e zu zwei Dritteln eine " Pferde-Artille­rie" blieb. die ~ be ispie lsweise - allein im Jahr 194 1 an der Ost­front ru nd 180000 Pferde verlor, davon über die Hälfte durch Futtermangel, Immer ve rheerender wirk te sich im Laufe desKrieges der Mun i­lionsmangel allS . Der deutschen Munitionsproduktion fehlte es (gen au wie irn Ersten Weltkrieg) an Sprengstoff. Hauptllrsache war die ständige Stickstoff- Lücke , 'd'ie von den deutschen Blitz­kriegs-Strategen bewußt in Kau f genommen worden war. Völ lig ungen ügend war die Geschützproduktion, die zugunsten der Panzerherste llung mehrfach gedrosse lt worden war: In ih­rern besten Jahr (1944) st ieß die deutsche Rüslungsindustri e rund 40 000 Geschütze aus, D ie Russen alle in aber brachten es im gleichen Jah r auf über 120000 Geschütze. Vom Oktober 1941 bis Oktober 1943 verschossen die Deut­schen 125 Millionen Granaten, während die Russen mit ru nd 200 Millionen schweren Geschossen die .,dicken Brummer" der Deutschen bekämpften. Bei der Eröffnung der gewalt igen sowjetischen Winter-Offen­sive zwischen der Ostsec und den Karpaten am 13, Januar 1945 bet rug die fe indl iche Überlegenheit bei der Artillerie 7: I, be i de r Infanterie 8: I. und bei den Panzern 5: I - von der ungeheu­ren Luft- und Munilionsüberlegenheit de r Russen ganz zu schweigen.

Die erste Gesamtdarstellung des Afrika-Feldzuges

Diese dokumentarische Reportage gibt im doppelten Sinn ein vollständiges Bild: erstmalig kommen beide Seiten zu Wort, die deutsche und die englische. Und: das Geschehen wird eingeordnet in die poli­tischen und strategischen Zusammen­hänge des Zweiten Weltkrieges. D ieses Buch liest sich wie ein großer spannender Roman.

WolfHeckmann Rommels Krieg in Afrika "WüstenfUchse gegen Wüstenratten" 464 Seiten, 67 Abbildungen, 12 Karten, Leinen, DM 39,80

flabbe Bei Ihrem ßuchhiindler

Gustav Lübbe Verlag 5060 Bergisch G lad bach 2

Page 74: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddddiiiiinnnnnnnnnnnniiiiiiiiiiiiiiiii

AAAAAAAAAAAAArrrrrrcccccchhhhhhh

iiiiiiivvvvv

Das große Programm packender Einzeldarstellungen

Price Flugzeuge Jagen Uboote Die Entwicklung der Uboot­abwehr-Flugzeuge 1912 bis heute 3765.,95 Abb ., DM 36.­

Euler Als Deutschlands Dämme brachen Die Wahrheit über die Bombardierung der Möhne­Eder-Sorpe-Staudämme 1943 224 S., 116 Abb., DM 28.-

Girbig Abgeschossen, Gefallen, Verschollen .. . Geklärte und ungeklärte Schicksale deutsche r Flug­zeugführer 1944/45 150 S., 31 Abb. , DM 25.­

Jusl Slukaoberst Hans Ulrich Rudel -Bilder und Dokumente Bildband 280 Sq 544 Abb., DM 38.-

Briilting Das waren" die deutschen Stuka-Asse Eine objektive Dokumen­tation 286 S .. 105 Abb" DM 26.­

Möhlenbeck!leihse Ferne Nachllagd Aufzeichnungeh aus den Jahren 1940-45 224 S. , 135 Abb., DM 26.­

Munson Weltk rieg 11-F:Jugzeuge · Alle Flugzeuge der krieg­führenden Mächte Sonderausgabe 480 S., 350 Abb. , DM 19.80

Toliver! Constable Holt HaMmann vom I1lmmel Die Geschichte des erfolg­reichsten Jagdfliegers der Wel t 344 5 " 74 Abb. , DM 25.-

Toliver! Constable Das waren die deutschen Jagdllleger-Asse 1939-1945 Eine objektive Dokumentation 416 5. , 60 Abb., DM 32.-

Ziegler Raketenjäger Me 163 Ein Tatsachenbericht von einem, de r überl ebte 220 5 ., 30 Abb., DM 25.­Eine brillante Dokumentations rei he "Bildreport - Weltkrieg 11 " Piekalkiewicz Die Ju 52 im Zweiten Weltkrieg 1945.,242 Abb., DM 28.­Piekalkiewicz Die 8,8-Flak Im Erdkampf­Einsatz 1925., 225 Abb., DM 28.­Piekalkiewicz Der VW-Kübelwagen Typ 82 im Zweiten Weltkrieg 190 5 " 214 Abb., DM 28.­Piekalk iewi cz Die BMW-Kräder R 12/R 75 Im Zweiten Weltkrieg 190 S. , 243 Abb., DM 28.­Hunt!Hartman Signal-Fotos Weltkrieg 11 in Farbe Ein Bildband über die Kriegsschauplätze im Zweiten Weltkrieg 160 S. , 145 Farb-Abb., DM 28.-

Oswald Kraftfahrzeuge und Panzer der Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr Katalog aller Typen und Modelle 456 S., 850 Abb., DM 48.-

Kühn Mit Rommel In der Wüste Kampf und Untergang des deutschen Afrika-Korps 1941-1943 . 2245., 190 Abb. , DM 38.-

Kleine/Kuhn Tiger Die Geschichte einer legendären Waffe 1942-1945 3265 ., 520 Abb .• DM 48.­

Foss Die Artillerie der Streitkräfte aus aller Welt Eine umfassende Dokumentation 2865.,218 Abb" DM 28.-

Taylo r! Taylor Die Raketenwaffen und Flugkörper der Welt 240 S., 200 Abb .• DM 28.­Davis Die Uniformen und Abzeichen des deutschen Heeres 1939-1945 Ei ne umfassende Zusammenstellung 240 S., 375 Abb., DM 44.­von Ah lfen Der Kampf um Schlesien Ein g roß angelegter Dokumenta rbericht 248 5., 42 Abb., DM 29.80 von Ahlfen!Niehoff So kämpfte Breslau Verteidigung und Unter­gang von Sch lesiens Hauptstadt 136 S., 23 Abb., DM 24.­Dieckert!Großmann Der Kampl um Ostpreußen De r umfassende Dokumen­tarbericht über das Kri egs­geschehen in Ostpreußen 232 5 ., 48 Abb ., DM 26.­lasch So fiel Kön[gsberg Ein authent ische r Bericht von Kampf und Untergang der Festung Königsberg 144 5 ., 27 Fotos, DM 22.­Dickens BrennpunktErzhafen Narvlk Kampf deutsche r und britischer Zerstö rer um schwedisches Erz in den Fjorden Norwegens 324 5. , 50 Abb., DM 28.­Mallmann!Showel l Uboote gegen England Kamp( und Untergang der deutschen Uboot-Waffe 1939-1945 200 5 ., 228 Abb ., DM 36.­Porten Die deutsche Kriegsmarine Im Zweiten Weltkrieg E'ine präzise Dokumen tation 256 5., 40 Abb. , DM 28.80 Schofield Wagnis, Triumph und Tragödie : Der Untergang der Blsmarck 174 5., 40 Abb., DM 24.-

Diese Bücher sind überall im Buchhandel erhältlich.

II~I Postfach 1370 . 7000 Slullgarl 1

Das ist nur ein Que rsehnitt durch unser Programm. Wir können Ihnen hier nicht alle Titel vor­ste llen, fordern Sie deshalb bitte we itere Information en an.

Derw Einband

fUr eHe

Heft 7: KRETA

Diese repräsentativen Einbanddecken geben Ihren Heften die Geschlos· senheit wertvoller Bü.cher. Je 6 Hefte ergeben einen

Band. DM 12,60 Sollten Sie diese Hefte bei Ihrem Händler nicht mehr bekommen, bestellen Sie

Heft B: KAUKASUS

sie bitte mit neben' st'i'hender Bestell·

karte direkt beim Vertag.

Heft 9: PIONIERE

Page 75: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSSSSSSSSSSaaaaaaaaaaannnnnnnnnnnnnnnndddddddddddddddddddddddiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiii

AAAAArrrcchhhhhhhhhhhhh

iiiiiiiiiiiivvvvvvvvvv

Page 76: Das III Reich Son Der Heft 10 - Die Deutsche Artillerie Von 1939-1945+

SSaaannnnnndddddiiiiinnnnnni

AAArrcchhhhhhhh

iiiiiiiiivvvvvvvvvvvv