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Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem Gauß-Krüger (GK)
Mittelmeridiane 3° 6° 9° 12° ö.L. …
(= Berührkreise)
Äquator y = 0 m
x = 500000 m
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem Gauß-Krüger
Es handelt sich um ein kartesisches Koordinatensystem, d.h.
die Achsen stehen senkrecht aufeinander (orthogonal)
die Skalierung ist konstant und auf allen Achsen gleich
Die Längeneinheit ist Meter, für Deutschland wurde früher das Ellipsoid
von Bessel (1841) verwendet.
Kleine Aufgabe: Wie lang (in km) ist die Strecke, die einem Grad im
Gradnetz der Erde entspricht?
Rechnung: Erdumfang ≈ 40000 km / 360° ≈ 111 km
Gilt dies überall auf der Erde?
Nur entlang des Äquators sowie entlang von Längenkreisen (also in
Nord-Süd-Richtung)!
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem Gauß-Krüger
y = 0 m
x = 3500000 m
9° ö.L.
Da die Ost-West-Erstreckung einer Zone maximal
333 km betragen kann (am Äquator), verhindert
die Additionskonstante 500000 m für den
Mittelmeridian negative x-Werte.
Um weltweit eindeutige Koordinaten zu
bekommen, wird dem x-Wert eine Kennzahl
vorangestellt, die sich aus der geogr. Länge des
Mittelmeridians berechnet:
Kennzahl (Zone) = östl. Länge Mittelmeridian / 3
Der y-Wert gibt die Entfernung vom Äquator an.
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem Gauß-Krüger
Kleine Aufgabe: Beschreiben Sie die Lage eines Punktes im Gradnetz
der Erde, der folgende Gauß-Krüger-Koordinaten hat:
x = 3467000 m, y = 5828000 m
x-Wert: Kennzahl (= Zone) ist 3 ==> Mittelmeridian 9° östlicher Länge
467000 < 500000 ==> der Punkt liegt 33 km westlich von 9° ö.L.
y-Wert: Erdumfang ca. 40000 km ==> 90° entspricht ca. 10000 km
==> der Punkt liegt auf ca. 52.5° nördlicher Breite
Bitte merken: Für Deutschland sind Gauß-Krüger-Koordinaten in
beiden Komponenten (x und y) 7-stellig. Die erste Stelle des x-
Wertes ist die Kennziffer oder Zone.
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem Gauß-Krüger
Einiges zur Terminologie:
Zur Vereinfachung wurde auf den vorigen Folien von „x“ und „y“ im
mathematischen Sinn gesprochen. Tatsächlich heißen die
Komponenten bei Gauß-Krüger „Rechtswerte“ und „Hochwerte“.
In der Geodäsie ist es üblich, dass die x-Achse nach Norden, die y-
Achse nach Osten weist. Daher ist Sorgfalt geboten, wenn man
Koordinaten unbekannter Herkunft verwenden möchte, deren
Komponenten ohne weitere Erklärung mit „x“ und „y“ bezeichnet
sind!
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem Gauß-Krüger
Eine weitere Falle:
Berechnen Sie die Distanz zwischen folgenden beiden Punkten:
x1 = 2551000 y1 = 5833000 und x2 = 3436000 y2 = 5798000
Der gute alte Pythagoras liefert 885.69 km, nur ist das leider
FALSCH! Wieso?
Die Punkte liegen in verschiedenen Zonen (2 bzw. 3). Um die Distanz
zu berechnen, muss man einen Umweg gehen, der uns später auch
noch bei anderen Problemen helfen wird. Vorschläge?
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem Gauß-Krüger
Eine Möglichkeit wäre folgende: Wir transformieren beide Punkte
zunächst in geographische Koordinaten [Dezimalgrad]:
x1 = 6.75329 y1 = 52.62900 x2 = 8.06143 y2 = 52.31310
Diese transformieren wir dann zurück nach Gauß-Krüger, jedoch
beide in die selbe Zone. Als Beispiel könnten wir Punkt 1 entgegen
der Regel nach Zone 3 transformieren und erhalten dann
x1 = 3347901.60 y1 = 5835104.40
Jetzt können wir Pythagoras anwenden und berechnen die korrekte
Distanz zu 95.59 km.
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
? ? ?
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Auflösung der vorigen Folie:
Oben rechts: Zugrunde liegt ein Datensatz, der die Koordinaten als
geographische Koordinaten (Länge, Breite) in Dezimalgrad enthält.
Dieser wurde „einfach so“ grafisch umgesetzt. Das Grafikprogramm geht
dabei von kartesischen Koordinaten aus, wobei es sich in Wirklichkeit
aber um nicht-kartesische Polarkoordinaten handelt.
Unten: Der Datensatz wurde mit den üblichen Formeln nach Gauß-Krüger
transformiert. Man sieht die 4 Zonen. Problem: Die Kennziffer der x-Werte
hat mit den eigentlichen Koordinaten nichts zu tun, wird aber vom
Grafikprogramm so gewertet.
Oben links: Der Datensatz wurde komplett nach GK Zone 3 transformiert
(also entgegen der GK-Konvention).
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Winkel / Gradangaben
Bevor wir zum zweiten wichtigen Koordinatensystem (UTM)
kommen, wollen wir uns kurz noch mit Gradangaben befassen.
Es gibt viele Einheiten: Grad (Vollkreis = 360°), Gon (Vollkreis =
400g), Bogenmaß (Vollkreis = 2π), Artillerie-Strich (Vollkreis =
6400─) und andere.
Bei Gradangaben gibt es die Formen Grad/Minute/Sekunde,
Dezimalgrad sowie mitunter Grad/Dezimalminuten. Aus nahe
liegenden Gründen werden Dezimalgrad-Werte bevorzugt.
Umrechnung:
Dezimalgrad = Grad + Minuten/60 + Sekunden/3600
Beispiel: 7° 20‘ 34‘‘ ≈ 7.342778°
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem UTM
… ist eine Weiterentwicklung des GK-Systems und wurde ab ca.
1942/43 vom deutschen sowie ab 1947 vom US-amerikanischen
Militär verwendet. UTM steht für Universale Transversale Mercator-
projektion – es handelt sich also wieder um eine Zylinderprojektion
(„Mercator“), wobei ebenso wie bei Gauß dieser um 90 Grad
gedreht wird („transversal“). Die Unterschiede zum GK-System:
Schnitt- statt Berührzylinder: Der Radius wird mit dem Faktor
0.9996 multipliziert
Je Zone zwei Schnittkreise statt einem Berührkreis
Zonenbreite 6 Grad statt 3 Grad
Ellipsoid früher z.B. Hayford (1924), heute WGS84
Andere Zonenkennung
Verwendet zwischen 80° südlicher und 84° nördlicher Breite; die
Polregionen werden per Azimutalprojektion ergänzt.
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem UTM
Quelle:
http://www.lgn.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=11056&article_id=51596&_psmand=35
Berührzylinder
(Gauß-Krüger)
Schnittzylinder
(UTM)
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem UTM
[Abb. aus Wikipedia]
Die Bezeichnung der Gitterquadrate
(100x100 km) dient u.a. militärischen
Zwecken („Meldegitter“) und ist für
uns ohne Bedeutung.
Analog zum GK-System gibt es eine
Kennzahl (= Zone), für Deutschland
32 oder 33.
Achtung Falle: Diese kann (muss
aber nicht!) den x-Werten
vorangestellt werden.
Terminologie:
x-Werte „East“, y-Werte „North“
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Das Koordinatensystem UTM
Bitte merken: Für Deutschland sind UTM-Koordinaten in der
x-Komponente 6- oder 8-stellig (ohne bzw. mit Kennzahl), in der y-
Komponente 7-stellig.
Obwohl ähnlich definiert und ähnlich aussehend, sind die GK- bzw.
UTM-Koordinaten desselben Punktes unterschiedlich und dürfen
nicht verwechselt werden!
Wie schon beim GK-System bemerkt, beachte man die Orientierung
der Koordinatenachsen (Falle: Geodätische Koordinaten!).
Y-Werte auf der Südhalbkugel sind entweder negativ oder es
werden konstant 10000 km addiert. Ebenfalls eine Falle...
Leider verbergen sich bei Koordinaten noch manche Fallen. Eine
wichtige wollen wir im folgenden am Beispiel der Umrechnung von
GK nach UTM darstellen.
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Ein Beispiel für Koordinatentransformationen
Wie wir weiter vorne schon gesehen haben, kann man natürlich
Koordinaten von einem System in ein anderes umrechnen. Wir taten
dies bereits zwischen GK und geographischen Koordinaten. Sehen
wir uns nun folgenden Fall an: Wir haben Koordinaten im System
GK, Zone 3, und wollen / müssen diese umrechnen nach UTM,
Zone 32. Das ist eigentlich ganz einfach, nämlich:
GK 3 Geographisch (Länge / Breite) UTM 32
Wenn wir das genau so machen, sind die Ergebnisse leider ziemlich
daneben. Also nicht „richtig falsch“, aber doch recht ungenau.
Wieso? Nun, wir müssen „unterwegs“ leider noch das Ellipsoid
wechseln („Datumswechsel“), hier im Beispiel von Bessel (für GK
Geogr.) nach Hayford oder WGS84 (Geogr. UTM).
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Was ein „falsches“ Ellipsoid bewirkt, hier einmal als Beispiel:
Umrechnung des Punktes 7° ö.L. / 52° n.B. nach GK Zone 3
Fazit: Wenn wir uns Koordinatenangaben beschaffen oder
übernehmen, sind folgende Fragen zu klären:
Koordinatensystem (GK oder UTM)
Achsanordnung (mathematisch oder geodätisch)
x-Werte mit oder ohne Zonenkennung (UTM)
Verwendetes Ellipsoid
Ellipsoid Rechtswert Hochwert
Bessel 2568668.78 5763222.91
WGS84 2568649.70 5761510.32
Differenz 19.08 1712.59
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Nun fiel ja bereits der Begriff WGS84. Was verbirgt sich dahinter?
Wir hatten bemerkt, dass es kein „optimales“ Ellipsoid für die ganze
Erde gibt und daher im Laufe der Zeit unterschiedliche Ellipsoide für
unterschiedliche Regionen entwickelt wurden. Das war eine gute
Sache in Zeiten nationaler Kartographie! Aber im Zuge der
Globalisierung (hier z.B. weltweite Navigationssysteme) brachte das
zu viele Probleme. Deshalb verabschiedete man sich von den
genaueren regionalen Lösungen und entwickelte denn doch eine
einigermaßen optimale Lösung für die gesamte Erde, das WGS84
(World Geodetic System):
Zugrunde liegendes Geoid EGM96 (Earth Gravitation Model)
Ellipsoid-Halbachsen 6378137.000 m / 6356752.314 m
Als Koordinatensystem wird UTM verwendet
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Die dritte Dimension – woher kommen die Höhenangaben?
Wir erinnern uns: Die Erdgestalt kann mit Hilfe eines Geoids
beschrieben werden. Die Geoidoberfläche stimmt auf den Ozeanen
mit dem mittleren Wasserspiegel überein. Für Zwecke der
Kartographie bzw. allgemein der Geodäsie wird die Erdgestalt durch
ein Ellipsoid angenähert. Die Höhe bezieht sich aber auf das Geoid
bzw. die Höhenbezugsfläche:
Höhenbezugsfläche
(Normalhöhennull,
NHN)
[Abb. aus Wikipedia]
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Die Höhenbezugsfläche muss „irgendwie“ / „irgendwo“ festgelegt
werden. Dies geschieht über Pegel, an denen der langjährige
Mittelwert des Meeresspiegels beobachtet und statistisch ermittelt
wurde. Für Deutschland bzw. Nordeuropa ist dies der Pegel von
Amsterdam.
[Abb. aus Wikipedia]
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Die Schweiz bezieht ihre Höhen auf den Pegel von Marseille, der Höhenunter-
schied zu Amsterdam beträgt im Raum Laufenburg ca. 27 cm. Durch einen
Vorzeichenfehler bei der Planung der Brücke wuchs die Differenz auf 54 cm …
Hochrheinbrücke
bei Laufenburg,
fertiggestellt 2004
[Karte: OpenStreetMap]
Deutschland
Schweiz
Einführung Geoinformatik Wilfried Linder
Noch ein wenig zur Terminologie:
Koordinaten, die einen eindeutigen Bezug zur Erdoberfläche haben,
werden auch als Weltkoordinaten bezeichnet (z.B. GK, UTM). Ist dies
nicht der Fall, spricht man von Nicht-Weltkoordinaten oder besser von
lokalen Koordinaten. Diese können bei Bedarf in Weltkoordinaten
transformiert werden.
Gut illustriert und leicht verständlich:
http://www.bezreg-
koeln.nrw.de/brk_internet/publikationen/abteilung07/pub_geobasis_landkarten.pdf
http://www.bezreg-
koeln.nrw.de/brk_internet/publikationen/abteilung07/pub_geobasis_etrs89.pdf