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Weiterbildung alter.bfh.ch DAS Lebensweltorientierung in der Altersarbeit Befähigen im verletzlichen Alter November 2018 bis November 2020

DAS Lebensweltorientierung in der Altersarbeit - … · Lebensweltorientierte Assessmentverfahren (5 Tage) Wie kann die Lebenswelt eines betagten Menschen erfasst werden, bei dem

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Weiterbildung alter.bfh.ch

DAS Lebensweltorientierung in der Altersarbeit Befähigen im verletzlichen Alter

November 2018 bis November 2020

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Beschreibung und Konzeption

Von Geburt an begegnen wir auf unserem Lebensweg Zeiten der Verletzlichkeit. So auch im fragilen Alter, in welchem die Unterstützungsbedürftigkeit zunimmt. Jeder Lebensabschnitt bietet jedoch Freiheiten und Chancen, zu wählen und zu handeln. Im Fokus dieses Studienganges stehen daher folgende Fragen:

Welches Potenzial an physischen und psychosozialen Lebensfähigkeiten besitzt ein alter, zunehmend verletzlicher Mensch?

Welche Unterstützungsfähigkeiten haben seine Bezugspersonen – seien dies Angehörige oder Mitarbeitende einer Institution?

Wie lassen sich wechselseitig befähigende Begegnungen gestalten? Der im Studiengang angewandte Fähigkeitsansatz richtet sich einerseits auf die Freiheiten und Chancen im Alltagshandeln und –erleben von betagten, vulnerablen Menschen und anderseits auf die Freiheiten und Chancen im Unterstützungshandeln und –erleben ihrer Bezugspersonen. Die lebensweltorientierte Altersarbeit ermöglicht Absolventinnen und Absolventen einen professionellen, ganzheitlichen Befähigungsrahmen zu gestalten, der die Handlungskompetenzen aller Beteiligten weiterentwickelt.

«In den Schulungen konnten Angehörige und Freiwillige ihre ursprüngliche Hilfe Schritt für Schritt durch gezielte, befähigende Unterstützung ersetzen und die älteren Menschen lernten so ihren eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Dies führte zu einer neuen, gelassenen Vertrauensbasis im gesamten Unterstützungssystem.» Esther Zürcher, Master in Gerontologie mit Schwerpunkt Bewegungsbasierte Altersarbeit, leitete im Rahmen eines Forschungsprojektes 12-teilige Kurse «Daheim statt Heim – befähigen statt helfen» gemäss dem Modell der Lebensweltorientierung.

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Zielpublikum

Der Studiengang richtet sich an Personen im Sozial-, Gesundheits-, Bildungs- und Beratungswesen sowie an Personen in der Freiwilligenarbeit, die mit unterstützungs-/pflegebedürftigen betagten Menschen und ihren Bezugspersonen (insb. Angehörigen) im ambulanten oder stationären Bereich arbeiten oder zukünftig arbeiten möchten. Der Studiengang richtet sich zudem an pflegende Angehörige, die sich fundiert mit der Thematik auseinandersetzen und in diesem Arbeitsbereich engagieren möchten.

Studienziele

Sie können die Lebenswelten Ihrer Zielgruppe anhand des Modells der Lebensweltorientierung analysieren und daraus Massnahmen resp. Interventionen für eine ganzheitliche Altersarbeit entwickeln.

Sie sind sich der ethischen Herausforderungen in Ihrer Arbeit mit verletzlichen alten Menschen und ihren Bezugspersonen bewusst. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, können Sie Rahmenbedingungen für eine Sorgekultur schaffen, welche es ermöglicht, Fähigkeiten und Freiheiten zu entwickeln und Demütigung zu vermeiden.

Sie sind hellhörig für die verschiedenen Quellen der Trauer im Alter und können das Gefühl der Dankbarkeit und der Würde als psychologische Faktoren für Wohlbefinden und Lebensqualität im verletzlichen Alter fördern. In diesem Zusammenhang können Sie auch ganz persönliche Bedeutungsaspekte im Leben der betroffenen Person und die Frage des selbstbestimmten Sterbens ansprechen.

Sie können anhand von qualitativen Interviews, Fragebogen, Videoanalysen, teilnehmender Beobachtungen sowie Fotodokumentationen mit Ihrer Zielgruppe Befähigungs-Assessments in den Bereichen Alltagsbewegung, psychosoziale Bedürfnislage und Lebensraumgestaltung durchführen. Von besonderer Bedeutung sind Aspekte von Vertrauen und Interaktionsgestaltung zwischen der unterstützenden und der unterstützten Person.

Sie können mit Ihrer Zielgruppe mit kurzen, an der Eigensprache orientierten Gesprächen eine Vertrauensbasis schaffen. Ihre Gesprächspartner finden so Zugang zu sich selbst, zu ihren Ressourcen, ganz persönlichen Erkenntnissen und Lösungen.

Sie können mit Ihrer Zielgruppe ein auf Alltagsaktivitäten ausgerichtetes Bewegungslernen gestalten. Dies ermöglicht ihnen, mit mehr Vertrauen und Selbstkontrolle eigene Bewegungslösungen für schwierige Aktivitäten zu finden.

Auf der Grundlage der Assessments sind Sie in der Lage, zielgruppengerechte, lebensweltorientierte Befähigungsangebote zu konzipieren, zu organisieren, durchzuführen und zu evaluieren. Dabei orientieren sich diese Befähigungsinterventionen an den gegenwärtigen Alltags- und/oder Lebensthemen der Betroffenen und Sie passen diese situativ an.

Sie sind in der Lage, ein Netzwerk mit Vertrauenspersonen aufzubauen, welches Ihrer Zielgruppe als Türöffner den Zugang zu lebensweltorientierten Befähigungsangeboten ermöglicht.

Zulassungsvoraussetzungen

Beachten Sie unsere allgemeinen Zulassungsbedingungen alter.bfh.ch/zulassung

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Inhalte

Das Modell der Lebensweltorientierung (2.5 Tage)

Das Modell der Lebensweltorientierung ist Ausgangspunkt und integrativer Rahmen dieser Weiterbildung. Dieser ganzheitliche Ansatz schaut einerseits auf die Lebensspanne des Menschen und anderseits auf seine gegenwärtige und vorstellbare Lebenswelt. Lebensspanne und Lebenswelt werden als individuell einzigartige und komplexe Wechselwirkungsprozesse verstanden. Wie bei einem Mobile beeinflussen sich körperliche, geistig-psychische, soziokulturelle und ökologische Lebensbereiche fortlaufend. Inwiefern kann dieses komplexe Wechselspiel in belastenden Lebenssituationen vereinfacht werden, so dass der Betroffene im Alltagsgeschehen über mehr Handlungs- und Erlebensmöglichkeiten verfügt? Und was braucht es, damit sich ein betagter, unterstützungsabhängiger Mensch wohl fühlt, sei es daheim in den eigenen vier Wänden oder im Heim? Zur Beantwortung dieser Fragen hebt das Modell der Lebensweltorientierung zwei Aspekte als massgebliche Faktoren für Befähigung, Wohlbefinden und Lebensqualität besonders hervor. Zum einen Vertrauen im Sinne eines Zutrauens zu eigenen Fähigkeiten und zu denjenigen des Gegenübers, zum anderen die Qualität der Interaktion zwischen den jeweils Beteiligten. (Bernhard Müller)

Psychische Verletzlichkeit – ein lebenslanges Thema (0.5 Tage)

Neben der Definition von Verletzlichkeit wird auf speziell vulnerable Phasen im Lebenslauf eingegangen, namentlich auf die frühe Kindheit, auf kritische Lebensereignisse sowie auf das hohe Alter. Dabei interessieren folgende Fragen: Was sind die spezifischen Herausforderungen? Und wie lassen sich die grossen individuellen Unterscheide bei deren Bewältigung erklären? (Prof. em. Dr. Pasqualina Perrig-Chiello)

Menschenbilder, Altersbilder, ethische Herausforderungen (1 Tag)

Von welchen Alters- und Menschenbildern lassen wir uns im Austausch mit älteren Menschen leiten, gerade wenn sich bei ihnen ein höheres Mass an Verletzlichkeit zeigt? Welches sind ethisch bedeutsame Herausforderungen, die sich für die Arbeit mit diesen Menschen und ihren Angehörigen stellen? Inwiefern können wir Fähigkeiten schaffen und Demütigung vermeiden? Welche Bedeutung hat die Sinnfrage in Lebensphasen höherer Verletzlichkeit und wie können wir diese gezielt ansprechen? Wenn wir mit einem ganzheitlichen Anspruch mit älteren, verletzlichen Menschen arbeiten wollen, dann sind wir bei jedem dieser Menschen wieder neu herausgefordert, Antworten auf diese Fragen zu finden. (Prof. Dr. Andreas Kruse)

Verletzlichkeit in der letzten Lebensphase und Faktoren der Lebensqualität (1 Tag)

Der Prozess des Alterns ist für viele Menschen mit körperlichen Einschränkungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden. Das Altern konfrontiert sie mit dem eigenen Tod und dem Tod von geliebten Menschen. Menschen jedoch sind belastbar und können dazu befähigt werden, ein bedeutungsvolles und selbstbestimmtes Leben bis hin zum Sterben und zum Tod zu führen. Für Wohlbefinden und Lebensqualität im hohen Alter sind Würde, Dankbarkeit und ein bedeutsames Leben wichtige Faktoren. Sie können helfen, die Herausforderungen zu bewältigen, denen sich verletzliche Menschen im Alter gegenüberstehen. Und sie können dazu beitragen, die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen zu mobilisieren, um autonom zu bleiben und sich sozial verbunden zu fühlen. (Dr. Sofia Zambrano)

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«Ich habe gelernt, wie viel möglich ist, wenn man sich Zeit nimmt, Zeit lässt, Zutrauen schenkt und ermutigt. Ich habe weniger Angst etwas falsch zu machen und bin offener für Neues. Oft braucht es nur eine kleine Veränderung, um ein Problem – z.B. das Aufstehen nach einem Sturz – ganz leicht zu lösen. Der Kurs öffnete mir in vielen Dingen die Augen, nicht nur für die Begleitung meiner Eltern, sondern auch für mein alltägliches Familienleben. Er war Balsam für Körper, Geist und Seele.» Marianne Wittwer hat zusammen mit ihren Eltern Peter und Rosmarie Willen den 12-teiligen Kurs «Daheim statt Heim – befähigen statt helfen» besucht. Rosmarie Willen ist an Parkinson und Demenz erkrankt und stark sturzgefährdet.

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Die Lebenswelt pflegender Angehöriger (1 Tag)

Pflegende Angehörige unterstützen Menschen, die wegen Krankheit, Behinderung oder Desorientierung relevante Aktivitäten ihres täglichen Lebens nicht mehr selbständig bewältigen können. Diese Unterstützung ermöglicht den pflegebedürftigen Menschen oft, im gewohnten Wohnumfeld zu bleiben. Pflegende Angehörige sind dabei mit vielerlei Fragen des Pflegealltags konfrontiert und leisten oft einen Spagat zwischen den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Person und den Anforderungen, die das eigene Leben stellt. Massgeblich mitbeeinflusst wird die Situation von der körperlichen und geistig-seelischen Disposition der pflegenden Person, ebenso sehr aber auch von der sozialen Einbindung sowie vom lebensräumlichen Umfeld. Die pflegenden Angehörigen innerhalb ihrer Lebenswelt zu sehen und zu verstehen, bildet die Grundlage für einen Support, der nicht nur ihnen selber, sondern auch der verletzlichen, betreuungsbedürftigen Person zugutekommt. (Elsmarie Stricker)

Die Kunst der Sorge als interaktiver Prozess (1 Tag)

Auf Grund diverser Dynamiken werden Beziehungen zu und Interaktionen mit Patientinnen, Klienten, Bewohnenden und Gästen im Feld der Versorgung in betriebswirtschaftlichen Kategorien beschrieben. Eine pflegebedürftige oder sterbende Frau mutiert so schnell zur "Kundin". Menschen im hohen, verletzlichen Alter sind aber selten in der Situation "als Kunde König zu sein", nicht einmal haben sie die entsprechenden Freiheiten auszuwählen. Ihr Leben ist oft überschattet von Angst, geprägt und eingeschränkt durch Hilflosigkeit, Verletzlichkeit und Angewiesen sein auf Andere. Kranksein, Alter, Leiden und Sterben sind spezifische, aber eben auch erwartbare Lebenssituationen menschlicher Existenz. Hier wird Sorge/Caring besonders herausgefordert, Menschen nicht zu demütigen, sie nicht zum Objekt von Behandlung und Versorgung, zum Mittel der Ertragsteigerung zu machen. Es braucht gemeinsam entwickelte, geschützte Formen kollektiver Selbstreflexion. Konzepte aus der Philosophie (Martha Nussbaum, Avishai Margalit), der Care-Ethik und Organisationsethik dienen dazu, diese Reflexion und Selbstreflexion anzuregen. (Prof. Dr. Andreas Heller)

Überbrückungen zwischen lebensweltlichen und fachlich organisierten Netzwerken in der Gemeinde (1 Tag)

Die Lebenswelten vieler älterer Menschen sind vom Infrastruktursystem der Altersarbeit weitgehend entkoppelt. Zwischen ihren lebensweltlichen Beziehungskreisen und den professionellen Diensten und Einrichtungen klafft ein „strukturelles Loch“. Deshalb können in diese Milieus hinein kaum Impulse gegeben werden, um die Autonomie und Eigenverantwortlichkeit im Alter zu stärken. Allerdings haben diese älteren Menschen natürliche Kontaktpunkte im Wohnquartier, die als Brücke für den Austausch von Informationen und Leistungen gewonnen werden können. Solche vertrauensvollen, alltäglichen Kontaktpersonen reichen vom Hausarzt bzw. der Hausärztin, von Schlüsselpersonen in der Kirchengemeinde, in lokalen Vereinen, in Läden, Apotheke oder Drogerien, bis hin zur Fusspflegerin oder dem Coiffeur. Es geht also um die Frage, wie solche Vermittlerinnen und Vermittler über eine Netzwerkstrategie mit der Altersarbeit verbunden werden können, um damit Zugänge zu den Lebenswelten älterer Menschen zu eröffnen (Prof. Dr. Herbert Schubert)

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Eigensprache – Alltagssprache (11 Tage)

Jeder Mensch drückt sich in seiner einzigartigen Sprache aus – Idiolekt oder Eigensprache genannt. Wenn er seine Welt oder eine ganz konkrete Situation beschreibt, findet dieses Erleben in seiner Eigensprache einen eigenen, individuellen Ausdruck. Die von A. D. Jonas entwickelte Gesprächsmethode Idiolektik beinhaltet eine Fragekunst, welche auf die Eigensprache des Gegenübers eingeht, ohne diese mit eigenen Vorannahmen, Fremdbegrifflichkeiten und Zielsetzungen zu lenken oder zu irritieren. Mit dem konsequenten Eingehen auf die Eigensprache gelingt es, rasch in Kontakt zu kommen und allfällige Widerstände abzubauen. Gerade bei Menschen, bei denen man Vertrauen schaffen will und an ihren authentischen Informationen interessiert ist, ist der Einsatz von Idiolektik hilfreich. Die betroffene Person findet so Zugang zu ihren eigensprachlich verankerten Ressourcen, gelangt zu Erkenntnissen oder Antworten auf persönliche Fragen, kann belastende Situationen oder Zustände und damit sich selbst besser annehmen. (Andreas Cincera, Dr. med. Hans Hermann Ehrat, Marianne Kleiner, Prof. em. Dr. Christa Olbrich, Dr. Tilman Rentel, Gerda Fiacco)

Eigenbewegung – Alltagsbewegung (18 Tage)

Jeder Mensch hat seine einzigartigen Bewegungsmuster. Diese Muster entscheiden darüber, wie er eine Aktivität gestaltet oder ein Bewegungsproblem löst. Bei Einschränkungen und bei risikobehafteten Alltagsaktivitäten haben zudem Gefühle (z. B. Angst) einen massgeblichen Einfluss auf die Nutzung vorhandener Bewegungsfähigkeiten. Die von Frank Hatch und Lenny Maietta entwickelte Bewegungslehre Kinaesthetics orientiert sich am Potential der Bewegungsfähigkeiten des Menschen. Durch systematisches Bewegungslernen finden die Betroffenen den Zugang zu diesen vorhandenen, jedoch zum grossen Teil ungenutzten Bewegungsfähigkeiten. Sie erweitern eingeschliffene Bewegungsmuster und ermöglichen neue, kraftsparende und selbstkontrollierte Lösungen alltäglicher Bewegungsprobleme. Der Begriff Kinaesthetics bezieht sich auf das sensorische System, das Sinnesreize in Muskelspannungen und in Gelenken unterscheidet. Bewegungslernen senkt die Körperspannung und öffnet den Zugang zu und die Nutzung von Bewegungsfähigkeiten bei herausfordernden Alltagsaktivitäten. (Bernhard Müller, Esther Zürcher)

Lebensweltorientierte Assessmentverfahren (5 Tage)

Wie kann die Lebenswelt eines betagten Menschen erfasst werden, bei dem sich ein zunehmendes Mass an Verletzlichkeit zeigt? Und wie kann die Lebenswelt seiner Bezugspersonen erfasst werden –seien es Angehörige oder Mitarbeitende? Um die Wirkung lebensweltorientierter Altersarbeit zu evaluieren, braucht es spezifische Erhebungs- und Auswertungsverfahren. Dazu gehören Fragebogen, qualitative Interviews, Aktivitätsanalysen, teilnehmende Beobachtung und Fotoprotokolle (Bernhard Müller, Andreas Cincera, Esther Zürcher).

Lebensweltorientierte Schulungsangebote (6 Tage)

Lebensweltorientierte Altersarbeit beinhaltet die sinnstiftende Alltagsbefähigung im verletzlichen Alter. Diese Befähigungsschulung kann sowohl zuhause als auch in Institutionen in unterschiedlichen Settings stattfinden. Verankert sind sie jedoch immer im konkreten Alltag der Betroffenen. Es werden Curricula und situativ passende Kursprogramme entwickelt. Ausgehend von den Ergebnissen der Assessments wird bei den Schulungen gezielt mit den beiden Fähigkeitspotenzialen Eigenbewegung und Eigensprache gearbeitet (Bernhard Müller, Andreas Cincera, Esther Zürcher).

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Lern- und Arbeitsformen

Das Studium besteht aus 300 h Kontaktstudium und ca. 600 h angeleitetes Selbststudium.

Im Kontaktstudium finden vorwiegend zwei Arbeitsformen statt. Bei der einen Form steht die konzentrierte Darstellung der Inhalte durch Referate mit Diskussionssequenzen im Vordergrund, bei der andern die Vermittlung der Theorie immer in Verbindung mit umfangreichen Anwendungen mit dem Ziel fundierter Methodenkompetenz.

Jeweils zwei bis drei Wochen vor den Kurseinheiten erhalten Sie praxisorientierte, explorative Vorausaufgaben. In den Kurstagen verbinden Sie den jeweiligen Kursinhalt mit Ihren Fragen und Erkenntnissen aus den Vorausaufgaben. Aus dieser Verbindung von Praxiskriterien, Theorie und Methoden folgen gezielte Anwendungsaufgaben in Ihrem Praxisfeld.

Das angeleitete Selbststudium besteht aus 3 Arbeitsformen:

1. Anwendungen und Reflexionen der Methoden im Ihrem Praxisfeld. Insbesondere führen Sie bei ausgewählten Zielgruppen lebensweltorientierte Assessments und Schulungsangebote durch.

2. Begleitete, selbstorganisierte Übungsgruppen in den Themenbereichen Idiolektik und Kinaesthetics im Umfang von je 10 über die 2 Jahre dauernde Studienzeit verteilte 3stündigen Einheiten.

3. Im Verlaufe des Studiums werden zu jedem Studieninhalt Kompetenznachweise erbracht, die am Schluss in eine Diplomarbeit einfliessen.

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Dozierende

– Cincera Andreas, Dozent, Hochschule der Künste, Berner Fachhochschule sowie Gesellschaft für Idiolektik und Gesprächsführung (GIG), Würzburg

– Ehrat Hans Hermann, Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Kurzpsychotherapeut grad. IG, Gründungs- und Ehrenvorstandsmitglied der Gesellschaft für Idiolektik und Gesprächsführung (GIG), Würzburg seit 1986. Supervisor und Ausbilder in Idiolektik seit 1986

– Fiacco Gerda, Gerontologin HF, Stiftung Alterswohnen in Albisrieden SAWIA – Heller, Andreas, Prof. Dr., Lehrstuhl für Palliative Care und Organisationsethik an der Karl-

Franzens-Universität Graz – Kleiner Marianne, Lehrerin, Schulleiterin, Beraterin grad. IG, Vorstandsmitglied der GIG.

Ausbilderin in Idiolektik seit 1998 – Kruse Andreas, Prof. Dr. Dr. h. c. phil. Dipl. Psych., Institut für Gerontologie, Universität

Heidelberg – Müller Bernhard, Dozent, Institut Alter, Berner Fachhochschule – Olbrich Christa, Prof. em. Dr., emeritierte Professorin Kath. Fachhochschule Mainz – Perrig-Chiello, Pasqualina, Prof. em. Dr., emeritierte Honorarprofessorin Universität Bern – Rentel Tilman, Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie.

Kurzpsychotherapeut grad. IG. Ausbilder in Idiolektik seit 2002. – Schubert Herbert, Prof. Dr. phil. Dr. rer. hort. habil., Büro für Forschung und Beratung,

Hannover – Stricker Elsmarie, Dozentin, Institut Alter, Berner Fachhochschule – Zambrano Sofia, Ph.D, Master in Trauer- und Palliative Care Beratung. Universitäres Zentrum

für Palliative Care, Inselspital Bern – Zürcher Esther, Gerontologin MAS der Berner Fachhochschule mit Schwerpunkt in

Bewegungsbasierte Altersarbeit

Änderungen vorbehalten.

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Kompetenznachweise

Vollständige Studienpräsenz

Die anwendungsorientierte Auseinandersetzung mit den Studieninhalten in einem sozial-interaktiven Rahmen ist ein Kernelement des Bildungs- und Qualifizierungsprozesses. Für die Entwicklung der erforderlichen inhaltlichen und methodischen Kompetenzen bilden die Kurstage die notwendigen Grundlagen. Die im Studiengang erworbenen ECTS-Credits sind daher auf der Basis einer vollständigen Studienpräsenz berechnet.

Übungsgruppen

Eine an der Eigensprache des Gegenübers orientierte Gesprächsführung anhand der Methode von A. D. Jonas kann nur durch regelmässige Praxis erworben werden. Dasselbe gilt für die Gestaltung von Bewegungslernen und Bewegungskompetenzanalysen anhand der Bewegungslehre Maietta-Hatch Kinaesthetics. Ein Teil dieser Praxis findet in begleiteten Übungsgruppen statt. Sie umfassen für Idiolektik und Kinaesthetics je 10 Übungseinheiten à 3 Stunden, selbstorganisiert und verteilt über die 2jährige Studiendauer.

Schriftliche Kompetenznachweise während dem Studiengang

Jeden Studieninhalt bearbeiten Sie anhand definierter Anwendungs- und Reflexionsanleitungen in Ihrem Praxisfeld. Der Evidenzfokus lebensweltorientierter Altersarbeit richtet sich auf Wirkungen, die sich im Alltagshandeln und –erleben der Zielgruppe manifestieren. Die Verbindung einer methodisch kompetenten Anwendung der verschiedenen Arbeitsmethoden mit einer differenzierten theoretischen Reflexion ist gerade auch deshalb wichtig, weil in dieser Arbeit mit verletzlichen Menschen letztlich Sie als Mensch das wirkungsentscheidende Angebot sind.

Abschlussseminar

Im Rahmen eines 2tägigen Abschlussseminars präsentieren und diskutieren Sie eine spezifische Fragestellung aus Ihrer lebensweltorientierten Altersarbeit, die Sie besonders interessiert. Die Eingrenzung der Fragestellung und der Bearbeitungsumfang erfolgen in Beratungsgesprächen mit dem Studienleiter.

Diplomarbeit

Die Essenzen Ihrer während dem Studiengang geleisteten Kompetenznachweise sowie des Abschlussseminars fassen Sie in einer schriftlichen Diplomarbeit im Umfang von max. 30 Seiten zusammen. Bei der Erstellung der Diplomarbeit können Sie Beratungsgespräche mit der Studienleitung in Anspruch nehmen.

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Abschluss und Anerkennung

Diploma of Advanced Studies (DAS) der Berner Fachhochschule in Lebensweltorientierung in der Altersarbeit (30 ECTS-Credits). Nach Erwerb des DAS kann ein Master of Advanced Studies (MAS) in Gerontologie mit Vertiefung in Lebensweltorientierte Altersarbeit angestrebt werden.

Durchführung

Daten

50 Studientage, November 2018 bis November 2020 Die Daten der nächsten geplanten Durchführung finden Sie unter alter.bfh.ch.

Studienort

Berner Fachhochschule, Weiterbildung, Schwarztorstrasse 48, 3007 Bern alter.bfh.ch/lageplan

Studiengebühren

CHF 14‘000.-, in Ratenzahlung Änderungen vorbehalten

Rechtliche Hinweise

Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Änderungen bleiben vorbehalten. Im Zweifelsfall ist der Wortlaut der gesetzlichen Bestimmungen und Reglemente massgebend. Weitere Informationen unter alter.bfh.ch/agb

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Ihre Ansprechpersonen

Studienleitung

Bernhard Müller, Studienleiter, Institut Alter [email protected] Telefon +41 31 848 36 72

Studienorganisation

Barbara Leuenberger [email protected] Telefon +41 31 848 36 58

Anmeldung

Haben wir Interesse geweckt? Geben Sie unter alter.bfh.ch im Suchfeld den Web-Code D-A-1 ein, so gelangen Sie direkt zum Angebot. Anmeldeschluss: 1. Oktober 2018

Februar 2018 / Änderungen vorbehalten

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Berner Fachhochschule Weiterbildung Schwarztorstrasse 48 CH-3007 Bern Telefon +41 31 848 36 50 [email protected] bfh.ch/weiterbildung alter.bfh.ch/weiterbildung