44
36 Inklusives Leben Das Projekt „Wohnen im Pott“ 34 Mitmän-Post Die LVR- Kinderseite 28 Minderjährige Flüchtlinge Eine vorläufige Zwischenbilanz 10 Frühe Demenz Plötzlich alt Das LVR- Magazin 1 | 2016

Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

36

Inklusives Leben

Das Projekt „Wohnen im Pott“ 34

Mitmän-Post

Die LVR- Kinderseite 28

Minderjährige Flüchtlinge

Eine vorläufige Zwischen bilanz

10Frühe Demenz

Plötzlich alt

Das LVR-Magazin1 | 2016

Page 2: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

22

Inhalt

Foto

: Hei

ke F

isch

er/L

VR

Foto

: Hei

ke F

isch

er/L

VR

Foto

: Tho

mas

Hax

-Sch

oppe

nhor

st/L

VR

04 EDITORIAL von Chefredakteurin Christine Bayer

05 KURZ VORGESTELLT Unser neues LVR-Magazin auf

einen Blick

06 LEICHT GESAGT Infos zum Heft in Leichter Sprache

08 WAS MACHT DER LVR? Im Interview: Ulrike Lubek und

Prof. Dr. Jürgen Wilhelm

JUNG & ALT10 MIT 48 – DIAGNOSE ALZHEIMER Ein Vater erzählt von seinen ganz

persönlichen Erfahrungen

13 FRÜHE DEMENZ Ein Interview mit Dr. Peter Häussermann

14 WIE RIECHT ALTSEIN? In der neuen Ausstellung des LVR-

Freilichtmuseums Kommern dreht sich alles um „Alt und Jung“

16 FORENSIK Alt werden im Maßregelvollzug

18 DEMOGRAFISCHER WANDEL LVR-Personaldezernent

Reiner Limbach im Gespräch

19 NACHGEFRAGT LVR-Expertinnen und -Experten

stehen Rede und Antwort

20 TOUR DER BEGEGNUNG Auf die Plätze, fertig, los! Beim dies-

jährigen Event war für alle etwas dabei

23 POLITIK IM FOKUS Beiträge der Fraktionen und der

Gruppe der Landschaftsversammlung Rheinland

10PLÖTZLICH ALT DEMENZ IM MITTLEREN ALTER

16FORENSIK LEBENSABEND IM MASSREGELVOLLZUG

8IM GESPRÄCH ÜBER DAS NEUE MAGAZIN UND DIE ARBEIT DES LVR

Page 3: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

RHEINLANDweit 1 | 2016

28 FLÜCHTLINGE So kümmert sich der

LVR um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – eine Zwischenbilanz

31 WAS MACHT EIGENTLICH? LVR-Mitarbeitende stellen sich vor.

Diesmal: Helmut Neugebauer, Sicherheitsfachkraft in der forensischen Psychiatrie der LVR-Klinik Köln

32 WECHSEL IM LVR-INTEGRATIONSAMT Karin Fankhaenel, die ehemalige

Leiterin, und ihr Nachfolger Christoph Beyer schauen zurück und nach vorn

34 MITMÄN-POST Zwei Seiten voller Infos, Rätsel

und Basteltipps für die jüngeren Leserinnen und Leser

36 INKLUSIVES LEBEN In Oberhausen hilft ein Team

Menschen mit Behinderung oder Krankheit beim Einzug in die erste eigene Wohnung

38 WELTWEIT Nachrichten aus der LVR-Welt

39 ABONNEMENT RHEINLANDweit ganz bequem

nach Hause bekommen: online oder gedruckt

40 KULTUR ERLEBEN Veranstaltungstipps aus der Region

42 IMPRESSUM

43 DE SCHNÜSS JESCHWAAD Dr. Georg Cornelissen erklärt rheinische

Wörter und Bräuche

RHEINLANDweit Das neue LVR-Magazin. Alles dazu auf Seite 5 und Seite 39!

Foto

: Uw

e W

eise

r/LV

R

Foto

: Chr

isto

ph G

ötte

rt/L

VR

Foto

Tite

l: Ll

uís

Rea

l/av

enue

imag

es

Foto

: LVR

-Ind

ustr

iem

useu

m

3

36INKLUSIVES LEBEN WOHNEN IM POTT

20TOUR DER BEGEGNUNG MIT MITMÄN UNTER-WEGS IM RHEINLAND

40KULTUR ERLEBEN DIE BESTEN TIPPS AUS DER REGION!

Page 4: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

EDITORIAL

4

Der Dichter Johann Nepomuk Nestroy hat treffend den Widerspruch unserer heutigen Gesellschaft auf den Punkt gebracht: Ein langes Leben, um sich selbst möglichst viele Wünsche und Träume zu erfüllen, wollen wir fast alle. Die lästigen Begleiterscheinun-gen jedoch wollen nur wenige in Kauf nehmen. Da kann man noch so gesund leben, Sport machen und sich ausgewogen ernähren: Die berühmten „Zipperlein“ – eine sich verändernde Sinneswahrnehmung, schwere Knochen oder auch Gedächtnislücken –machen sich bei allen Menschen früher oder später bemerkbar.

Was jedoch, wenn dieser natürliche Alterungsprozess statt im späten Lebensab-schnitt plötzlich viel früher einsetzt? Wenn Sie mit gerade mal 30 oder 40 Jahren merken, wie Sie die Lebensenergie verlässt? In unserer ersten Ausgabe von RHEINLANDweit widmen wir uns dem Thema „Frühe Demenz“. Das Magazin steht unter dem Schwerpunkt „Jung & Alt“ und stellt besonders Facetten des Älterwerdens in den Fokus, die bislang nur wenig Beachtung gefunden haben.

Dazu zählt die frühe Demenz, an der nach Angaben des Bundesfamilienministeriums rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland leiden – Tendenz steigend. Dennoch gibt es bislang wenige Hilfen für Betroffene und Angehörige. Gemeinsam mit der Stadt Köln haben die Gerontopsychiatrischen Beratungsstellen der LVR-Klinik Köln in Mülheim und Chorweiler ein Beratungsangebot ins Leben gerufen.

Wer wissen will, wie es sich anfühlt, alt zu sein, sollte die Ausstellung „Alt und Jung“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern besuchen. Mithilfe eines Simulationsanzuges wird nicht zuletzt das Treppensteigen zu einer echten Herausforderung.

Ob jung oder alt – entscheidend ist, ob man gesund und zufrieden ist. Wir hoffen, Sie sind mit unserer ersten Ausgabe im neuen Gewand zufrieden, und bleiben Sie gesund!

Christine Bayer

Chefredakteurin

Leiterin des LVR-Fachbereichs Kommunikation

„Lang leben will halt alles, aber alt werden will kein Mensch.“

Ihre Meinung zählt!Wie gefällt Ihnen die erste Ausgabe von RHEINLANDweit? Was können wir besser machen? Wünschen Sie sich spezielle Themen, die wir aufgreifen sollen?Wir freuen uns über Ihr Feedback:[email protected] RheinlandFachbereich KommunikationKennedy-Ufer 2, 50679 Köln

Foto

: Uw

e W

eise

r/LV

R

Page 5: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

2 RHEINLANDweit 1 | 2016 2

Inhalt 28 FLÜCHTLINGE So kümmert sich der LVR um

unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – eine Zwischenbilanz

31 WAS MACHT EIGENTLICH? LVR-Mitarbeitende stellen sich vor.

Diesmal: Helmut Neugebauer, Sicherheitsfachkraft in der forensischen Psychiatrie der LVR-KlinikKöln

32 WECHSEL IM LVR-INTEGRATIONSAMT Karin Fankhaenel, die ehemalige Leiterin,

und ihr Nachfolger Christoph Beyer schauen zurück und nach vorn

34 MITMÄN-POST Zwei Seiten voller Infos, Rätsel und Bastel-

tipps für die jüngeren Leserinnen und Leser 36 INKLUSIVES LEBEN In Oberhausen hilft ein Team Menschen

mit Behinderung oder Krankheit beim Einzug in die erste eigene Wohnung

38 WELTWEIT Nachrichten aus der LVR-Welt 39 ABONNEMENT RHEINLANDweit ganz bequem nach Hause

bekommen: online oder gedruckt 40 KULTUR ERLEBEN Veranstaltungstipps aus der Region

42 IMPRESSUM

43 DE SCHNÜSS JESCHWAAD Dr. Georg Cornelissen erklärt

rheinische Wörter und Bräuche

RHEINLANDweit Das neue LVR-Magazin. Alles dazu aufSeite 5 und Seite 39!

Foto

: Hei

ke F

isch

er/L

VR

Foto

: Uw

e W

eise

r/LV

R

Foto

: Hei

ke F

isch

er/L

VR

Foto

: Tho

mas

Hax

-Sch

oppe

nhor

st/L

VR

Foto

: Chr

isto

ph G

ötte

rt/L

VR

Foto

Tite

l: Ll

uís

Rea

l/av

enue

imag

es

Foto

: LVR

-Ind

ustr

iem

useu

m

04 EDITORIAL von Chefredakteurin Christine Bayer

05 KURZ VORGESTELLT Unser neues LVR-Magazin auf einen Blick

06 LEICHT GESAGT Infos zum Heft in Leichter Sprache

08 WAS MACHT DER LVR? Im Interview: Ulrike Lubek und

Prof. Dr. Jürgen Wilhelm

JUNG & ALT 10 MIT 48 – DIAGNOSE ALZHEIMER Ein Vater erzählt von seinen ganz

persönlichen Erfahrungen

13 FRÜHE DEMENZ Ein Interview mit Dr. Peter Häussermann

14 WIE RIECHT ALTSEIN? In der neuen Ausstellung des LVR-

Freilichtmuseums Kommern dreht sich alles um „Alt und Jung“

16 FORENSIK Alt werden im Maßregelvollzug

18 DEMOGRAFISCHER WANDEL LVR-Personaldezernent

Reiner Limbach im Gespräch 19 NACHGEFRAGT LVR-Expertinnen und -Experten stehen

Rede und Antwort 20 TOUR DER BEGEGNUNG Auf die Plätze, fertig, los! Beim dies-

jährigen Event war für alle etwas dabei 23 POLITIK IM FOKUS Beiträge der Fraktionen und der Gruppe

der Landschaftsversammlung Rheinland

3

10 PLÖTZLICH ALTDEMENZ IM MITTLEREN ALTER

36 INKLUSIVES LEBENWOHNEN IM POTT

16 FORENSIKLEBENSABEND IM MASSREGELVOLLZUG

20 TOUR DER BEGEGNUNGMIT MITMÄN UNTER-WEGS IM RHEINLAND

40 KULTUR ERLEBENDIE BESTEN TIPPS AUS DER REGION!

8 IM GESPRÄCHÜBER DAS NEUE MAGAZIN UND DIE ARBEIT DES LVR

Leicht gesagt Hier erklären wir die Themen des aktuellen Hefts in Leichter Sprache.

Jede Ausgabe steht zusätzlich unter einem Schwerpunktthema : Diese Ausgabe widmet sich dem Thema „Jung & Alt“.

Nachgefragt Sie stellen uns Fragen und unsere Expertinnen und Experten finden die passenden Antworten.

Kultur erleben Wohin am Wochenende? Werfen Sie einen Blick in unseren Veranstaltungs-kalender. Hier präsentieren wir aktuelle Ausstellungen der LVR-Museen.

Was macht eigentlich? An dieser Stelle lernen Sie einen Mitarbeitenden des LVR im Arbeitsalltag kennen. Von der Schulleiterin über den Kranken-pfleger bis hin zum Dezernenten.

Inklusives Leben Wie kann man als Frau oder Mann mit Behinde-rung ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben führen? Diesen Fragen gehen wir in dieser Rubrik nach.

De Schnüss Jeschwaad Sprach-wissenschaftler Dr. Georg Cornelis-sen erklärt die vielfältigen Phäno-mene und Besonderheiten rund um die rheinische Kommunikation.

Mitmän-Post Der fröhliche Inklusionsbotschafter des LVR hat spannende Rätsel und Geschich-ten für Kinder im Gepäck.

Herausgekommen ist das Magazin RHEINLANDweit. In jeder Ausgabe erwarten Sie unsere festen Rubriken :

331 Ausgaben – so lange gab es den LVR-Report. Das Magazin im Zeitungsformat informierte über Veranstaltungen, Leistungen sowie Personalien des LVR. Die Themen waren vor allem für Menschen interessant, die bereits Kontakt mit dem LVR hatten.Wie erfahren möglichst viele Menschen, was der LVR für sie tun kann?Diese Frage stand im Fokus des Relaunchs. Wir wollten ein Magazin schaffen, das auch Menschen

erreicht, die vom LVR noch nie etwas gehört haben. Wir wollen die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise durch das ganze Rheinland nehmen und dabei Menschen vorstel-len, die für den LVR arbeiten oder seine Leistungen in Anspruch nehmen.

Vom LVR-Report zu RHEINLANDweit

KURZ VORGESTELLT

RHEINLANDweit 1 | 2016 5

Page 6: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

6

RHEINLANDweit ist ein neues Heft. Es soll nun 2 Mal im Jahr erscheinen. Das Heft ist vom LVR. LVR ist eine Abkürzung für Landschafts-Verband Rheinland.

Die Angebote vom LVR sind für alle Menschen im Rheinland. Für Menschen mit Behinderung und für Menschen ohne Behinderung.

Das Heft RHEINLANDweit will Sie über die Themen vom LVR informieren. Und das Heft will Ihnen Neues berichten. Im Heft stehen Themen, die Menschen im Rheinland interessieren.

In dieser Ausgabe von RHEINLANDweit steht viel über das Thema Alt-Sein und Älter werden. An jedem Geburtstag wird man ein Jahr älter. Alte Menschen hatten schon viele Geburtstage. Sie haben schon viel erlebt in ihrem Leben. Viele alte Menschen fühlen sich nicht mehr fit. Manche Menschen bekommen die Krankheit Demenz. Das ist eine Krankheit, bei der man vergesslich wird.

In diesem Heft steht zum Beispiel:• Es gibt Hilfen für Menschen, die Demenz haben.

Zum Beispiel an der LVR-Klinik in Köln. • Es gibt eine interessante Ausstellung.

Die Ausstellung heißt „Alt und Jung“. Sie ist gerade im LVR-Freilichtmuseum in Kommern zu erleben.

Infos zum Heft in Leichter Sprache

Illus

trat

ione

n: P

ikto

gram

m o

ben:

Que

lle: „

Men

sch

zuer

st –

Net

zwer

k P

eopl

e Fi

rst D

euts

chla

nd“.

Pik

togr

amm

: © In

clus

ion

Euro

pe; ü

brig

e: R

einh

ild K

assi

ng

Page 7: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

7RHEINLANDweit 1 | 2016

Im Heft stehen aber auch Berichte zu vielen anderen Themen:• Berichte über einzelne Menschen• Berichte über Politik• Kurznachrichten• Es gibt eine extra Kinder-Seite• Tipps zu Veranstaltungen

Der LVR erledigt viele unterschiedliche Aufgaben für die Menschen im Rheinland. Er unterstützt die Städte und Land-Kreise bei ihren Aufgaben. Er übernimmt besondere Aufgaben. Diese macht man besser gemeinsam:

• Menschen mit Behinderung unterstützen.• Für Kinder und Jugendliche sorgen.• Schüler und Schülerinnen mit

Behinderung unterstützen.• Krankenhäuser anbieten.• Kultur-Angebote machen.• Und vieles mehr

Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: www.leichtesprache.lvr.de

Unter dem Wort Service stehen Begriffe. Dort finden Sie zum Beispiel:• Was es vom LVR noch in Leichter Sprache gibt.• Wie man eine E-Mail an den LVR schreiben kann.• Wie man beim LVR anrufen kann.

Das ist die Telefon-Nummer von der LVR-Zentrale in Köln:

0221 809-0

LEICHT GESAGT

Page 8: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

Menschen in den Mittelpunkt stellenWas macht eigentlich der Landschaftsverband Rheinland (LVR)? Prof. Dr. Jürgen Wilhelm (Vorsitzender der Landschaftsver-sammlung) und LVR-Direktorin Ulrike Lubek berichten im Interview mit dem Kölner Journalisten Prof. Dr. Frank Überall über die Arbeit des Kommunalverbands sowie über die Idee des neuen LVR-Magazins RHEINLANDweit. Von Prof. Dr. Frank Überall

8

Page 9: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

9RHEINLANDweit 1 | 2016

WAS MACHT DER LVR

9RHEINLANDweit 1 | 2016

Prof. Dr. Frank Überall: Manche flüchten mit ihren Pu-blikationen aus Kostengründen komplett ins Internet. Der Landschaftsverband Rheinland setzt mit einem Relaunch weiter auf Print – warum?Ulrike Lubek: Wir setzen auf Print und Online gleich-zeitig, weil wir unsere Leistungen möglichst vielen Menschen präsentieren wollen. Prof. Dr. Jürgen Wilhelm: Wir veröffentlichen auch Fachartikel, die viele lieber gedruckt als in digitalen Medien lesen. Wir wollen künftig bei der Darstellung von Sachverhalten auch einzelne Menschen in den Mit-telpunkt stellen. Das kann ein Interview mit einem Pa-tienten oder mit einem jugendlichen Asylbewerber sein. Auf dem sozialpolitischen Gebiet kümmern wir uns ja um Lebenssituationen, mit denen die große Mehrheit der Bevölkerung nicht konfrontiert ist. Dafür wollen wir Interesse wecken.

Sie werden finanziert durch Umlagen, die die Kom-munen im Rheinland bezahlen. Da wird immer wieder gefordert, zu sparen. Können Sie sich denn ein Print-magazin noch leisten?Wilhelm: Der Landschaftsverband hat einen Haushalt von vier Milliarden Euro im Jahr. Das Magazin kostet einen geringen Bruchteil davon. Wir machen auch mit dem Relaunch nichts außergewöhnlich Teures. Es wird eher neuer Wein in neue Schläuche gegossen.Lubek: Dieses Unternehmen LVR gehört den Men-schen im Rheinland. Wir wollen denjenigen, denen diese öffentliche Struktur gehört, die Entscheidungs-findung bei uns im Verband sichtbar machen. Uns geht es um die qualitative Versorgung von Menschen, die sich in den meisten Lebenssituationen nicht mehr selbst helfen können. Das sind im Rheinland viele Zehntausend.

An der HMKW Hochschule in Köln erkläre ich jungen Menschen Kommunalpolitik. Helfen Sie mir: Wie soll ich die Arbeit des LVR erläutern?Wilhelm: Gewisse Aufgaben müssen über Stadt und Landkreis hinaus gelöst werden. Das machen bei uns in NRW nicht Ministerien, sondern kommunale Verbände. Durch die politische Mitwirkung in der Landschaftsver-sammlung – einer Art Parlament – ist das etwas mehr Demokratie als in anderen Bundesländern.Lubek: In der kommunalen Selbstverwaltung ist es nicht sinnvoll, dass jeder alles selbst macht. Kompe-tenz und Geld müssen bestmöglich eingesetzt werden. Der Landschaftsverband koordiniert diese Aufgaben für das Rheinland.

Aus welchen Säulen besteht der LVR?Lubek: Als großer Dienstleister, vor allem für Men-schen mit verschiedenen Beeinträchtigungen und Be-hinderungen, kümmern wir uns von der „Wiege bis zur Bahre“, also von der Frühförderung sinnesbeeinträch-

tigter Kinder bis zur Hospizförderung. Und um Kultur, zum Beispiel als Träger von Museen.Wilhelm: Von der historischen Struktur her hat das Land NRW kein eigenes Opernhaus oder Theater. Mit Ausnahme der Kunstsammlung K 20 hat es auch kein eigenes Museum. Auch deshalb gibt es die gemeinsa-men Angebote der Landschaftsverbände.

Sie verstehen sich auch als Lobby für die Menschen, denen Sie helfen. Wie beurteilen Sie den Entwurf für das neue Bundesteilhabegesetz?Lubek: Da gibt es schon Verbesserungen zum bisher sehr fürsorgelastigen System. Bei der Anrechnung von Einkommen und Vermögen sind Verbesserungen vorge-schlagen. Aber der Anspruch, Teilhabe zu ermöglichen, wird nicht wirklich erfüllt. Gerade bei der Hilfe zur Pfle-ge muss nachgebessert werden. Jetzt müssen Interes-sen zum Ausgleich gebracht und die Finanzierung aus-gehandelt werden. Das sind manchmal Zielkonflikte.

Ein weiteres wichtiges Thema für den LVR ist die In-klusion.Wilhelm: Wir wissen, dass das eine Generationenaufgabe ist: kostenmäßig, von den Strukturen her, die verändert werden müssen, und auch von der Akzeptanz her, die das bei Bevölkerung und Mitarbeitern finden muss. Wir sind da schon sehr aktiv und wollen weiter Vorreiter sein. Inklusi-on ist deshalb auch erklärtes Leitziel der Politik des LVR.

Von Sozialverbänden hört man das Wort der Sozial-konkurrenz. Besteht die Gefahr, dass Interessen von Flüchtlingen, Obdachlosen und Behinderten gegenei-nander ausgespielt werden?Wilhelm: Da wird viel mit Ängsten gearbeitet. Das wird na türlich eine große finanziel-le Herausforderung – vor al-lem für die Kommunen, die die Sozialversorgung bezahlen müssen. Wir kämpfen dafür, dass aus dem Gefühl der Sozi-alkonkurrenz keine Wirklich-keit wird.

Was ist die größte Herausfor-derung für den LVR?Lubek: Private Unternehmen haben als primäres Ziel Ge-winnmaximierung. Unser pri-märes Ziel als kommunaler Dienstleister ist es, die Bedürf-nisse von Menschen zu befrie-digen. Dafür gibt man uns Steuergelder, mit denen wir natürlich auch effizient arbei-ten müssen.

Interviewer Prof. Dr. Frank Überall • Freier Text-, Radio- und Fern-

sehjournalist für unter anderem WDR, taz, Welt am Sonntag und die Süddeutsche Zeitung.

• Seit Oktober 2012 Professor an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln.

• Seit November 2015 Bundes-vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV). Fo

tos:

Hei

ke F

isch

er/L

VR

Page 10: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

Wenn die gelebten Jahre fehlenErinnerungslücken, Vergesslichkeit und Orientierungslosigkeit im mittleren Alter? Alzheimer und Demenz trifft längst nicht nur alte Menschen. Ein Erfahrungsbericht. Von Katharina Landorff

Florian W.* hatte sich gerade selbstständig gemacht, als seine Ehefrau bemerkte, dass ihm immer wieder Fehler bei den kleinen Dingen des Alltags unterliefen. Auch bei selbstverständlichen Abläufen. Mal war es der Rückruf eines Klienten, der ausblieb, obwohl er versprochen war. Mal war es eine Zahlungsaufforde-rung, die nicht zeitgerecht beglichen wurde, bis zur zweiten Mahnung. Die Häufung von „Unachtsamkei-ten“, wie Florian W. die Vorfälle abschwächend erklär-te, machte die aufmerksame Ehefrau stutzig. Aber das verwirrende Verhalten hörte nicht auf und brachte die 44-jährige Ehefrau immer mehr ins Grübeln. Später, in der Beratungsstelle der LVR-Klinik Köln im rechtsrhei-nischen Mülheim, teilte die Mutter einer siebenjähri-gen Tochter ihre Gefühle und Gedanken mit: „Man will es nicht wahrhaben, was da passiert. Unter den eige-nen Augen verändert sich der Mann und wird zu einem Unbekannten. Das verstört und macht Angst“, so die Angehörige eines Mannes mit früher Demenz.

Klärung durch Gedächtnissprechstunde

Alzheimer oder Demenz sind Krankheiten, die norma-lerweise mit betagten Menschen in Verbindung ge-bracht werden. Mit 90, 85, mit 80 Jahren, aber mit 50 Jahren? Wie kann das sein, dass diese Alterser-krankungen Menschen trifft, die noch mitten im Be-rufs- und Familienleben stehen?

Die Mediziner unterscheiden im Wesentlichen zwi-schen zwei Formen der Demenz im frühen Lebensal-ter: Alzheimer in jungen Lebensjahren und die soge-nannte fronto-temporale Demenz, früher als Morbus Pick bezeichnet.

Auf Drängen der Ehefrau besuchte das Paar W. zu-nächst zusammen die Hausärztin im Süden von Köln. Die Medizinerin hörte aufmerksam zu, ließ beide Rat-suchenden zu Wort kommen und schickte Florian W. schließlich in die Gedächtnissprechstunde der Kölner

Uniklinik. Während der Wartezeit auf einen Termin ver-schlechterte sich die Gedächtnisleistung des 48-Jähri-gen zusehends. Der gelernte Speditionskaufmann konnte bereits auf eine lange, meistens erfolgreiche Berufskarriere zurückblicken, ehe er sich selbststän-dig machte. Nun, in der Selbstständigkeit angekom-men, trug er neben der Freiheit, Entscheidungen allein zu verantworten, auch das finanzielle Risiko, den Le-bensunterhalt seiner Familie zu erwirtschaften. Dies gelang immer schlechter. Der Termin in der Gedächt-nissprechstunde brachte der Familie endlich Klarheit über den Gesundheitszustand. Die Diagnose lautete: Alzheimer.

Diagnose: Frühes Vergessen

Erst im Nachhinein wurde dem Ehepaar klar, dass sich bereits Jahre vor der Diagnose erste Zeichen der Er-krankung gezeigt hatten. In erster Linie ging es um Ge-dächtnisprobleme: Der Schlüssel wurde verlegt, das Portemonnaie oder der Geburtstag vergessen, der Ter-min „verschludert“, die Verpflichtung „verdrängt“. Mit einfachen Gedächtnistests wie dem sogenannten „Uh-rentest“ können die Schwächen des Gehirns im ersten Schritt schon in der Hausarztpraxis erfasst werden. Florian W. war nicht mehr in der Lage, eine vorgegebe-ne Uhrzeit in eine Uhr einzuzeichnen. Weitere Untersu-chungen und zum Schluss eine Analyse von entnom-menem Nervenwasser bestätigten den schockierenden Verdacht: Alzheimer in einem frühen Stadium, im Alter von 48 Jahren! Statistisch verbleibende Lebenserwar-tung: etwa acht bis zwölf Jahre.

Während der Ehemann mit seinem Gesundheitszu-stand beschäftigt war, rückte für die Ehefrau und Mut-ter schnell die existenzielle Seite der Erkrankung in den Mittelpunkt. Der Haupternährer fiel von heute auf mor-gen aus, die Kredite konnten nicht abgezahlt werden, die Zukunft der Familie war ungewiss, denn die Berufs-

10

MIT 48 – DIAGNOSE ALZHEIMER

Page 11: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

Plötzlich ist nichts mehr

so, wie es war. Frühe Demenz

beschäftigt neben den

Betroffenen vor allem

auch ihre An-gehörigen.

Foto

: Hei

ke F

isch

er/L

VR

11RHEINLANDweit 1 | 2016

Page 12: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

12

tätigkeit der Frau reichte nicht aus für die Finanzierung der gesamten Familie. In absehbarer Zeit würde der Ehemann auch nicht mehr allein bleiben können, son-dern bräuchte eine Betreuung, genau wie die sieben-jährige Tochter, wenn die Berufstätigkeit der Frau stundenweise aufgestockt würde. Gleichzeitig würde die Ehefrau den Partner verlieren und die Tochter den Vater.

Wie gehe ich mit der Diagnose um?

Erschlagen von diesen Perspektiven und der Angst um den Ehemann, suchte die Ehefrau die Spezialberatung der LVR-Klinik Köln im Stadtteil Mülheim auf. Dort hörte die Diplom-Sozialarbeiterin Sigrid Steimel erst einmal aufmerksam zu. „Ein offenes, neutrales Gehör für den ‚Problemberg‘ zu finden, ist für viele Angehörige oder auch Zugehörige als Freundinnen und Freunde von Al-leinstehenden eine große Entlastung“, weiß Steimel aus der Beratungserfahrung. Gerade weil eine Erkrankung wie Demenz oder Alzheimer in jungen Jahren noch stig-matisierender als im fortgeschrittenem Alter erlebt wird, binden Betroffene den Familienkreis, Bekannte und Freunde erst zu einem späten Zeitpunkt ein, oft erst nach einigen Terminen in der Spezialberatung „Frühe Demenz“ des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Dies ist eine der wenigen Fachberatungen für die Grup-pe der Früherkrankten im Rheinland und in Nordrhein-Westfalen (NRW).

Dabei sind die Probleme für Menschen, die mitten im Leben stehen, ganz andere als im hohen Lebensal-ter. Zusammen mit den Betroffenen hilft die Diplom-Sozialarbeiterin der LVR-Klinik Köln in der Depen-dance in Mülheim, Struktur in die Fülle von Problemen zu bringen: Wie geht es mit der Berufstätigkeit weiter? Wie kann der Familienunterhalt finanziert werden? Ist die Pflegestufe beantragt worden? Wie oft soll der Facharzt den jungen Dementen sehen? Im Fragen-dschungel des Krankheitsfalls braucht es eine Lotsin oder einen Lotsen, die oder der den Weitblick behält. Seit Herbst letzten Jahres finanziert die Stadt Köln die halbe Stelle der Sozialarbeiterin der LVR-Klinik Köln in der Beratungsstelle „Frühe Demenz“. Dass es ein Spe-

zialangebot für eine kleine Gruppe von Patientinnen und Patienten ist, kann nicht über die Dramatik der Di-agnose hinwegtäuschen. Im Kölner Stadtgebiet sind allein etwa 500 bis 700 Familien betroffen: Ehefrauen, minderjährige Kinder, Arbeitgeber, Freunde und Be-kannte. Die junge Demenz, die Menschen aus dem Fluss des Lebens reißt, trifft das Leben der Betroffe-nen und deren Angehörigen mit einer ganz anderen Wucht, als wenn die Krankheit erst im Rentenalter auf-tritt und das Leben in ruhigeren Bahnen verläuft.

Alzheimer ist nicht gleich Alzheimer

Während die Diagnose Alzheimer das bekannte Gesicht des allmählichen Gedächtnisverlustes bedient, zeigt die fronto-temporale Demenz ein ganz anderes, sehr ver-stecktes Gesicht. Durch den Abbau von Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich (Frontal- bzw. Temporal-Lappen) des Gehirns, finden zunächst Veränderungen im Bereich der Emotionen, der Sprache und des Sozi-alverhaltens statt. Die Kontrolle schwindet. Friedliche Menschen streiten sich plötzlich, beschimpfen Freunde und Kolleginnen, werden anzüglich und weinerlich. Die Gefühlswelt fährt Achterbahn. Die Umwelt reagiert zu-nächst verstört, später empört oder ebenfalls aggressiv, bevor Sanktionen wie Abmahnungen und Kündigungen am Arbeitsplatz bis hin zu Anzeigen wegen Beleidigun-gen folgen. Für die Familie bleibt das Verhalten unerklär-lich. Erst wenn der große Bruch zu der früheren Persön-lichkeit nicht mehr zu kitten ist und die Existenz auf dem Spiel steht, werden oftmals Fachleute zu Rate gezogen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung nach Diag-nose liegt bei cirka sieben Jahren. Während dieser Zeit verändert sich die Persönlichkeit der Patientinnen und Patienten zunehmend, oft zerfällt die Sprache und die Körperfunktionen können immer schlechter kontrol-liert werden.

Fronto-temporale DemenzFronto-temporale Demenzen treten normalerweise früher als die Alzheimer-Krankheit auf, meistens schon zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr oder noch früher. Die Spanne liegt zwischen 30 und 85 Jahren. Bei der Erkrankung ist das Sozialver-halten und/oder die Sprache zuerst betroffen.

12

* Name geändert

Weitere Informationen zum Angebot der LVR-Klinik Köln:www.klinik-koeln.lvr.de unter › Behandlungsangebote & Fachge-biete › Gerontopsychiatrie

Workshop zur Frühen Demenz Das LVR-Klinikum Düsseldorf bietet im Herbst in Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft Münster e.V. einen Work-shop für Menschen mit Demenz im frühen Krankheitsstadium an. www.alzheimer-muenster.de/fruehlink

Page 13: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

13RHEINLANDweit 1 | 2016

Wie erkenne ich eine fronto-temporale Demenz? Dr. Peter Häussermann: Bei der fronto-temporalen De-menz spielt die Umgebung eine sehr große Rolle, das heißt, das, was die Angehörigen und die Umgebung be-merken und feststellen. In der Sprache zeigen sich Auf-fälligkeiten, genauso wie im sozialen Leben. Man nennt

Können Sie beschreiben, was eine Gedächtnissprech-stunde ist? Gedächtnissprechstunden sind in der Regel speziali-sierte Sprechstunden an Kliniken, in der Regel an psychiatrischen oder neurologischen Kliniken, oft in Kooperation. Dort können sich Menschen vorstellen, die subjektiv das Gefühl haben, dass das Gedächtnis nachgelassen hat. Auch Angehörige von Menschen, die das Gefühl haben, bei ihrer Ehefrau/ihrem Ehe-mann, bei ihrem Vater oder bei ihrer Mutter hat das Gedächtnis nachgelassen und sie würden gerne gucken wollen, woran das liegt, sind herzlich will-kommen. Es gibt dann einen mehrstufigen Prozess mit zwei Vorstellungsterminen. Beim ersten Termin befragt und untersucht man die Patientin oder den Patienten, psychiatrisch, neurologisch und auch all-gemeinmedizinisch. Man macht breite Laboruntersu-chungen mit entsprechenden Laborparametern wie Leber-, Nieren- und Schilddrüsenwerte, manchmal auch Borrelien (Anmerkung der Redaktion: Bakteri-en, bekannt von Zeckenbissen). Danach macht man einfache Gedächtnistests. Das sind neuro-psychologi-sche Untersuchungen, in denen festgestellt wird, in welchen Bereichen des Gehirns es eigentlich Proble-me gibt. Zum Beispiel muss sich jemand drei Wörter merken, wie Auto, Blume, Kerze. Nach drei Minuten frage ich diese drei Begriffe ab. Wenn sich derjenige nicht mehr an diese erinnern kann, geht es weiter mit neuro-psychologischen Testverfahren. Und zum Schluss kann eine Computertomografie oder eine Kernspintomografie (feineres Verfahren zur Sichtbar-machung von anatomischen Strukturen im Gehirn) gemacht werden.

Wie würde es dann weitergehen? Eine Demenz ist eine nicht heilbare Erkrankung des Ge-hirns, die in unterschiedlicher Geschwindigkeit voran-schreitet und letztlich geht es um eine Form von thera-peutisch-medizinischer Begleitung des Patienten, aber auch der Familie. Außerdem geht es um die Frage: Gibt es begleitend genug sozialdienstliche Beratung in Be-zug auf das Einrichten einer Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung oder im Bereich des Testaments. Es ist gut, wenn man frühzeitig eine Diagnose hat, damit man diese Dinge auch bewusst besprechen und ent-scheiden kann. Das klingt jetzt vielleicht schlimm. Aber es ist wichtig, dass man bewusst und auch im Wunsch des Patienten regeln und handeln kann. Denn später wird es vielleicht nicht mehr möglich sein, das ist ein Zeichen der Erkrankung. Die Fragen stellte Katharina Landorff.

FRÜHE DEMENZ

Diagnose Frühe Demenz, was nun?Interview mit PD Dr. Peter Häussermann, Chefarzt Gerontopsychiatrie der LVR-Klinik Köln und ärztlicher Leiter einer Fachbera-tungsstelle für Menschen mit Demenz oder Alzheimer in frühem Lebensalter.

Foto

: LVR

-Klin

ik K

öln

PD Dr. Peter Häussermann• Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und

Neurologie.• Seit 1. Juli 2010 arbeitet er an der LVR-Klinik Köln.

das soziale Reziprozität. In der Interaktion mache ich Dinge und erkenne beim anderen ein bestimmtes Gefühl als Reaktion auf mich. Dabei ist es wichtig, dass ich ange-messen darauf reagiere. Das ist eine normale Reaktion. Bei dieser Form der Demenz geht dies nicht mehr. Die Veränderung des Menschen kann meistens nur der nahe Angehörige und Zugehörige gut erfassen. Also jemand, der die Patientin oder den Patienten sehr gut kennt.

Wenn sich Verhalten und Sprache ändern, können dies auch andere Erkrankungen sein. Welche Möglichkei-ten gibt es, die Demenz abzugrenzen und über wen?Der erste Ansprechpartner ist sehr oft der Hausarzt. Wir sehen viele Hausärzte, die uns Patientinnen und Patienten in die Gedächtnissprechstunde überweisen. Wir leben im Internetzeitalter, die Angehörigen schau-en im Netz nach, welche Möglichkeiten es wo gibt. Und wenn sie sehen, dass wir als LVR-Klinik Köln eine Ge-dächtnissprechstunde mit Bildgebung anbieten, kom-men sie zu uns. Das ist zunehmend der Fall, auch bei der Generation der 50- bis 60-Jährigen.

Page 14: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

14

Weggefährten eines Lebens: vom Dreirad bis zum Rollator.

Wie riecht Altsein?LVR-Freilichtmu seum Kommern zeigt viele Aspekte von „Alt und Jung“. Von Birgit Ströter

WIE RIECHT ALTSEIN?

Page 15: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

15

Foto

s: L

udge

r St

röte

r/LV

R

Alt und JungVom Älter werden in Geschichte und Zukunft, bis 6. November 2016 im LVR-Freilichtmu seum Kommernwww.kommern.lvr.de

Jeder Mensch will es werden, aber keiner sein: alt. Zu dumm, dass beides miteinander verbunden ist. Und wohl kaum ein Thema verbindet und beschäftigt die Menschen gleichsam, wenn auch unterschiedlich in-tensiv in nahezu allen Lebensbereichen.

Das LVR-Freilichtmuseum Kommern präsentiert in seiner Ausstellung „Alt und Jung“ einige der Facetten informativ, spielerisch und für alle Sinne. 400 kleine Fi-guren begrüßen die Gäste und machen mit der Alters-pyramide die Verschiebung der Altersverteilung von 1910 bis 2060 sichtbar – und somit auch das Problem der Rentenversorgung. Wohnformen, die Menschen jeglichen Alters zusammenführen, werden mit dem Mehrgenerationenhaus oder einer Wohngemeinschaft für Großeltern und Enkel vorgestellt.

Neue Wohnformen führen Menschen zusammen

Wie riecht alt, wie riecht jung? Die Antwort gibt es an der Riechstation. Die (Pharma-)Industrie und Werbung haben nicht nur die bis 65-Jährigen im Blick. Längst gibt es vielfältige Produkte, die das Leben einfacher machen. Einige davon werden gezeigt und machen deutlich, dass sie auch angenehm für Jüngere sind – wie der Messbecher, der nach oben bequem und ohne Anheben deutlich anzeigt, wie viel Gramm oder Millili-ter im Behälter sind.

Der Alterssimulationsanzug, den das LVR-Dezer-nat Schulen und Integration zur Verfügung gestellt hat, zeigt eindrücklich, wie sich das Leben mit Altersbe-einträchtigungen gestaltet. Der Overall simuliert ein eingeengtes Sichtfeld, verminderte Hörfähigkeit, ver-steifte Gelenke, eingeschränkten Tastsinn und verlang-samte Bewegungen. Die Erfahrung: Alles ist mühsam, unsicher und ungelenk der Gang. Alltägliches wie Geld abzählen dauert quälend lange. Plötzlich erscheint die Szene vom letzten Einkauf: Das alte Mütterchen an der

Kasse zählt umständlich und endlos lange die Centstü-cke zusammen – die Schlange hinter ihr wird immer ungeduldiger. Stress pur für die ältere Dame. Das Ab-legen des Anzuges wirkt wie eine Befreiung. Fühlt sich so Altwerden an? Und ist das erstrebenswert?

Denkanstöße, die nachwirken

Viele andere Themen wie „Demenz“ haben ihren Platz genauso wie „Sex im Alter“. Mit dem Film „Meine Oma und ihre Männer“ greift die Ausstellung ein immer noch tabuisiertes Thema sehr offen auf, ohne dass es peinlich oder voyeuristisch wirkt.

„Alt und Jung“ gibt Denkanstöße – und entlässt seine Gäste nachdenklich. Jung wie Alt.

Museums- KulturbeutelFür Großeltern, Enkelinnen und Enkel. Die Tasche bietet Infos zu Stationen im Muse-umsgelände und Mitmach-aktionen. Erhältlich an der Museumskasse.

Mit dem Simulations-

anzug wird von einem auf

den anderen Moment alles beschwerlich,

anstrengend und mühsam.

RHEINLANDweit 1 | 2016

www.facebook.com/ freilichtmuseumkommern

„Im Alter bereut man vor allem die Dinge, die man nicht getan hat.“

William Somerset Maugham

Page 16: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

16

Alt werden im Maßregelvollzug Die Station 3 der forensischen Psychiatrie der LVR-Klinik Düren.

Von Thomas Hax-Schoppenhorst

Foto

: Tho

mas

Hax

-Sch

oppe

nhor

st/L

VR

Page 17: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

17RHEINLANDweit 1 | 2016

Herbert S., 67 Jahre alt, ist seit zwölf Jahren in der forensischen Psychiatrie der LVR-Klinik Düren unter-gebracht. Seine erste Zeit als forensischer Patient war schwierig, da er sein Fehlverhalten nicht einsehen und so weiterleben wollte wie bisher. Aber er änderte im Lauf der Zeit seine Haltung und nahm die therapeu-tischen Angebote wahr. Seine behandelnden Pflege-rinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte sowie The-rapeutinnen und Therapeuten waren sich einig: Herr S. macht Fortschritte! Trotzdem blieb er bis heute im Maßregelvollzug – seine damals begangene Tat war so schwer, dass es bis heute erforderlich ist, ihn gesi-chert unterzubringen.

Als Herbert S. das sechste Lebensjahrzehnt voll-endet hatte, häuften sich bei ihm körperliche Prob-leme: „Das Gehen fällt mir zunehmend schwer, der Blutdruck spielt verrückt. Indem ich mich regelmä-ßig bewege und der Arzt alles im Blick hält, kann ich zumindest dafür sorgen, dass die Beschwerden nicht schlimmer werden. Diese belasten mich schon ge-nug. Hart wird es für mich, wenn ich aus den Tiefs, die ich zwischendurch habe, nicht so recht herauskom-me. Ich bin nicht mehr der Jüngste, habe im Leben so manches falsch gemacht und glaube gerade dann, wenn ich so niedergeschlagen bin, nicht mehr daran, dass ich noch eine Zukunft habe.“ In solchen Lagen ist es für das therapeutische und pflegerische Personal schwer, ihn so zu motivieren, dass er dennoch Per-spektiven entwickelt oder sich in das Stationsleben aktiv einbringt.

Immer mehr ältere Menschen im Maßregelvollzug

„Stimmungsschwankungen dieser Art“, sagt Stations-arzt Dr. Georgi Bairaktarski, „kennen alle älteren Men-schen: die Herausforderung, mit der Vergänglichkeit der körperlichen Leistungsfähigkeit zu leben. Ältere Patientinnen und Patienten des Maßregelvollzugs trifft das gleich in doppelter Hinsicht: Sie sind bereits psy-chisch krank und müssen jetzt noch ihren körperlichen Abbau akzeptieren und damit umgehen lernen. Zudem müssen sie sich damit abfinden, sozusagen als gesell-schaftliche Problemfälle zu gelten, als Menschen, de-nen man nur noch bedingt traut.“

Alles in allem ist Herbert S. aber vital – vor allem im Vergleich zu seinen dementen Mitpatienten auf der Station 3 der forensischen Psychiatrie der LVR-Klinik Düren. Vor zehn Jahren wurde diese Spezialstation für 16 alte und stark pflegebedürftige Patienten eingerich-tet, da in Düren, wie überall in Deutschland, die Zahl älterer Menschen im Maßregelvollzug gestiegen ist.

Die „Seniorenstation“ ist auf die Bedürfnisse alter und kranker Menschen zugeschnitten. Die Zimmer sind mit Betten ausgestattet, die eine umfassende körperliche Pflege auch bei anhaltender Bettlägerigkeit ermögli-chen. Demente Patienten, die oft unruhig stundenlang auf und ab gehen, können hier ihren Bewegungs-drang ausleben. Erkrankt ein Patient körperlich derart schwer, dass es keine Aussicht auf Heilung gibt, steht die gute Versorgung im Vordergrund. Ziel ist es, dem Kranken Schmerzen zu nehmen, beziehungsweise die-se zu lindern und den Rahmen so zu gestalten, dass Betroffene in Würde sterben können.

Gute Chancen für Herbert S.

„Die Eröffnung dieser Station stellte auch uns als erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor neue Herausforderungen – und das nicht nur in der inten-siveren körperlichen Pflege der Patientinnen und Pa-tienten und bei der Sterbebegleitung.“ Stationsleiter Siegfried Grundmanns weiß als erfahrene Pflegekraft in der forensischen Psychiatrie, wovon er redet. „Der durch die körperlichen Einschränkungen zusätzlich eingeengte Lebensraum der Patientinnen und Pati-enten muss gestaltet werden. Außerdem müssen wir sie immer wieder dahingehend ermutigen, dass auch ihr Leben einen Sinn hat, dass es richtig ist, Ziele in Angriff zu nehmen – so klein sie auch unter Umstän-den sein mögen.“ Zeitlich begrenzte Ausgänge der Patientinnen und Patienten in das Klinikgelände und begleitete Freizeitaktivitäten wie gemeinsame Aus-flüge gehören zu den Maßnahmen auf der Station, die als willkommene Abwechslung wahrgenommen werden.

Zur Freude des multiprofessionellen Teams der Station 3 gelingt es immer wieder, Patientinnen und Patienten so weit zu therapieren und zu stabilisieren, dass sie in eine weiterbetreuende Einrichtung entlas-sen werden können.

Für Herbert S. stehen die Chancen nicht schlecht: „Wenn ich weiterhin mitmache, gelingt es mir vielleicht doch, meine letzten Lebensjahre nicht im Maßregel-vollzug verbringen zu müssen. Die Aussicht, dass ich in zwei bis drei Jahren vielleicht doch noch ganz woan-ders leben könnte, verschafft mir Auftrieb. Dann glau-be ich auch wieder mehr an mich.“

Weitere Informationenzur forensischen Psychiatrie unter www.klinik-dueren.lvr.de › Behandlungs-angebote & Fachgebiete › Forensische Psychiatrie

FORENSIK

Page 18: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

18

1. Für viele Unternehmen ist der demografische Wandel ein Schreckgespenst. Wie stellt sich

die Situation für den LVR als Arbeitgeber von rund 18.000 Menschen dar?Reiner Limbach: Der LVR hat sich dieser Frage schon vor einigen Jahren angenommen. Sie ist kein Schreck-gespenst. Allerdings nehmen wir die Entwicklung sehr ernst. Unserer aktuellen Altersstrukturanalyse zufol-ge werden bis zum Jahr 2022 rund 17 Prozent der Be-schäftigten des LVR aus Altersgründen ausscheiden. Um die qualifizierte Aufgabenerfüllung für die Zukunft weiterhin sicherstellen zu können, haben wir mit per-sonalpolitischen Maßnahmen sowohl auf die Weiter-entwicklung der vorhandenen Mitarbeitenden als auch auf die Gewinnung von Nachwuchskräften und die An-werbung geeigneten Personals reagiert. Zudem haben wir einen strukturierten Wissenstransfer entwickelt, damit das Wissen und die Erfahrungen unserer Mitar-beitenden nicht verloren gehen.

2. Der LVR konkurriert mit einer Vielzahl von Fir-men, Verbänden und Organisationen um gute

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Was tut der Verband in Sachen Personalgewinnung und -entwicklung?

„Wir stellen uns der Herausforderung“

Hier will ich auf verschiedene Aspekte eingehen: zunächst die interne Fort- und Weiterbildung. Wir haben ein bedarfsgerecht zugeschnittenes Angebot in diesem Bereich durch unser Institut für Training, Beratung und Entwicklung zusammengestellt. Da-mit tragen wir zur stetigen Verbesserung unserer hohen Qualitätsstandards bei. Daneben bietet der LVR seinen Mitarbeitenden viele Informations- und Unterstützungsmöglichkeiten rund um die Themen „Beruf und Familie“ und „Work-Life-Balance“ an. Flankierend hierzu haben wir vor einigen Jahren ein Trainee-Programm für geistes-, sozial-, wirtschafts- beziehungsweise rechtswissenschaftliche Hoch-schulabsolventinnen und -absolventen eingerichtet, das einen Quereinstieg in den LVR ermöglicht. Hier-mit erreichen wir, dass auch Blickrichtungen aus anderen Professionen die Qualität unserer Arbeit be-reichern. Weiterhin haben wir vielfältige Maßnahmen ergriffen, um junge Menschen für eine Ausbildung beim LVR zu gewinnen. Nennen will ich den Tag der Ausbildung, Schulkooperationen, die Berufsfelder-kundung, Teilnahme an Ausbildungsbörsen, Ange-bote von Praktika sowie die gezielte Anwerbung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

3. Bietet der demografische Wandel auch Chancen?Die Arbeitswelt verändert sich stetig, auch bei

uns im LVR. Viele Prozesse werden automatisiert und optimiert. Mit der Einbeziehung von Trainees aus ver-schiedenen Hochschulstudiengängen sowie mit neuen Mitarbeitenden, die einen Migrationshintergrund aufweisen, verändern sich unsere Blickrichtungen auf die Dinge, die wir tagtäglich tun. Wir verändern unsere Arbeitsweise und stellen den Servicegedan-ken im Hinblick auf unsere Kundschaft ganz oben an. Wir wollen stetig besser werden und stellen uns der Herausforderung des demografischen Wandels. Die Fragen stellte Till Döring.

Weitere InformationenSie interessieren sich für eine Karriere beim LVR? Dann schauen Sie mal unter www.lvr.de › Karriere.

Drei Fragen an Reiner Limbach, Erster Landesrat und LVR-Dezernent Personal und Organisation.

Foto

: Jul

ia R

esch

ucha

/LVR

DEMOGRAFISCHER WANDEL

Page 19: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

19RHEINLANDweit 1 | 2016 19

Mein Sohn Anton kommt bald in die fünfte Klasse. Wir haben bereits ein Gymnasi um gefunden, das ihn auch gerne aufnehmen würde. Anton sitzt jedoch im Roll-stuhl, er hat einen festge stellten Unterstützungs bedarf im Bereich Körperliche und mo torische Entwicklung. Die Schule verfügt weder über ausreichend Rampen noch hat sie eine behindertenge-rechte Toilette. Muss ich meinen Sohn nun auf eine Förderschule schicken?

Monika A. aus Düsseldorf

Selbstverständlich nicht! Sie haben sich, wie es Ihnen auch rechtlich zu-steht, für das Gemeinsame Lernen entschieden. Um die Zugänglichkeit der Schule für Anton herzustellen, müssen Sie sich an den Schulträ-ger des Gymnasiums wenden. Die-ser kann beim LVR eine finanzielle Unterstützung für die notwendigen Maßnahmen beantragen. Seit 2010 bietet der LVR freiwillig die so-genannte LVR-Inklusionspauschale für Schulträger im Rheinland, die die Voraussetzungen für den inklu-siven Unterricht schaffen möchten.

Die LVR-Inklusionspauschale ist eine einzelfallbezogene Förderung, die sich als Anreizfinanzierung ver-steht. Sie ergänzt die Förderung der schulischen Inklusion durch das Land NRW und richtet sich an Schulträger, die unter anderem Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung in ih-ren Schulen aufnehmen möchten. Somit ist für Anton eine Beantra-gung der Förderung grundsätzlich möglich. Wichtig ist jedoch, dass der Schulträger (nicht Sie) nun zeit-nah, in jedem Fall vor der offiziel-len Aufnahmezusage, einen Antrag

beim LVR stellt. Aus den Mitteln der LVR-Inklusionspauschale könn-te dann beispielsweise der Einbau einer Rampe, die Anschaffung ei-ner Treppensteighilfe oder auch der Umbau der Sanitäranlagen bezu-schusst werden. Bis zu 10.000 Euro kann der LVR in diesem Fall beisteu-ern. Bei der Frage, welche Ausstat-tung Ihr Sohn tatsächlich benötigt, können die sonderpädagogischen Fachkräfte der LVR-Förderschulen zu Rate gezogen werden.

Gerne beraten wir Ihren Schul-träger bei der Beantragung der LVR-Förderung.

Wie klappt Gemeinsames Lernen?In „Nachgefragt“ antworten Expertinnen und Experten des

LVR auf Ihre Fragen rund um das Thema Inklusion. Inga Puschmann arbeitet im LVR-Fachbereich Schulen und Serviceleistungen und

ist unter anderem Expertin für die LVR-Inklusionspauschale.

Foto

s: D

omin

ik S

chm

itz/L

VR; O

ben:

LVR

NACHGEFRAGT

Ihre AnsprechpartnerinInga PuschmannTel. 0221 809-6925Fax 0221 [email protected]

Weitere Informationenfinden Sie unter www.inklusionspauschale.lvr.de Sie haben auch eine Frage?Schreiben Sie uns eine E-Mail an [email protected]

Page 20: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

Auf die Plätze, fertig, los! Von Kristina Wild

20

Page 21: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

21RHEINLANDweit 1 | 2016

„Du schaffst das!“ steht auf seinem Rücken. In einem grünen T-Shirt rauscht er heran, nimmt kurz vor dem drohenden Zusammenprall mit einem anderen Kind die Kurve und verschwindet innerhalb von Sekunden in der Masse. Simon ist 13 Jahre alt und verrät, er habe schon etliche Tricks mit dem „Schlitten“ – so nennt er seinen Rollstuhl – drauf. Mit einem Ruck hängen die Vorderräder seines Rollstuhls in der Luft, und Simon balanciert auf den Hinterrädern hin und her. In dem Moment eilt Ozan heran und schaltet sich in das Ge-spräch ein: „Simon ist manchmal kaum einzuholen. Selbst ich habe manchmal Mühe, ihn zu kriegen. Und ich bin schon schnell, obwohl ich krank bin. Das sieht man mir nicht an.“ Der 14-jährige Ozan zeigt eine 20 Zentimeter lange Narbe auf seinem Brustkorb und erklärt: „Das kommt von einer Herzoperation, als ich noch ein Baby war.“

Ozan und Simon sind zwei von 500 Kindern, die an die-sem Tag auf dem Schulhof der LVR-Förderschule Lin-nich herumtoben. Knapp ein Drittel der 500 Kinder sind Schülerinnen und Schüler mit einer Behinderung, die zusammen mit Kindern aus insgesamt acht Schulen (darunter Grund-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen) und einem Kindergarten aus Linnich und Umgebung die „Tour der Begegnung“ feiern. Die Schule ließ sich für den Projekttag viele Aktionen einfallen. Simon schloss sich einer der beiden Laufgruppen an, Ozan entschied sich für die Mitmachmusik. Darüber hinaus tobten die Kinder und Jugendlichen sich bei einem inklusiven Fußballturnier, einem Rolliparcours, beim Backen, einer Hüpfburg, Tanz, Kunst und Schwimmaktionen aus. Das Tourfest an der LVR-Förderschule

„Bei dem Lauf durch Linnich waren wir

ein großes Team, das zusammen funktioniert

hat. So wie im Schul alltag auch.“

Simon (13 Jahre), Förderschüler der LVR-Förderschule Linnich

Inklusionsbotschafter Mitmän hinterließ überall seine Spuren.

Foto

: Gez

a A

scho

ff/L

VR

Foto

: Chr

isto

ph G

ötte

rt/L

VR

Foto

: Chr

isto

ph G

ötte

rt/L

VR

Oben: Laufstart beim Bergfest der „Tour der Begegnung“ im Kölner Rhein-auhafen.

Unten: LVR-Inklusions-botschafter Mitmän war bei allen Tour-festen dabei, wie hier beim Startfest am Landtag NRW in Düsseldorf.

Was ist der Goldene Mitmän? Der Goldene Mitmän ist eine Trophäe, die als Zeichen der Inklusion oder als Anerkennung für die Organisation der Tour-etappe überreicht wird. Sie er setzt die Staffel stabübergabe und ist Highlight jeder Touretappe.

Foto

: Kri

stin

a W

ild/L

VR

TOUR DER BEGEGNUNG

Page 22: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

Das neue KonzeptVor elf Jahren hat der LVR erstmals die „Tour der Begegnung – Inklusion läuft!“ (bis 2012 unter dem Titel „IntegraTour“) ausgerichtet. Im Jahr 2016 geht es mit einem neuen Konzept und einer noch inklu-siveren Ausrichtung an den Start. Die neue Tour soll insbesondere mehr allgemeine Schulen an der Aktion beteiligen. Außerdem soll die Veranstaltung noch stärker in die Öffentlichkeit getragen werden.

Linnich zeigt, wie eine Veranstaltung mit dem neuen Konzept aussehen kann. Eine alternative Herange-hensweise, ein Tourfest auszurichten, entwickelten die LVR-Louis-Braille-Schule Düren und die LVR-Dona-tus-Schule Pulheim. Sie machten aus ihrem Tourfest eine sportliche Herausforderung. Gemeinsam mit der Gesamtschule Niederzier/Merzenich fuhren Dürener Schülerinnen und Schüler in inklusiven Tandems (Be-setzung: je eine Förderschülerin bzw. ein Förderschü-ler und eine Teilnehmerin bzw. ein Teilnehmer der Gesamtschule) eine Strecke von 50 Kilometern zur LVR-Donatus-Schule nach Pulheim-Brauweiler. In Aachen wiederum wurde eine buntes Fest auf dem Katschhof gefeiert – mit Gebärdenchor und zahlreichen Aktions-ständen zum Mitmachen. Und in Euskirchen jonglierten

Kinder der LVR-Irena-Sendler Schule und Schülerinnen und Schüler der Veybachschule mit Keulen, Ringen und Kiwidos, drehten gemeinsame Runden auf dem Einrad und machten Kunststücke mit ihren Diabolos. Jedes Fest war einzigartig und dadurch auch besonders schön. Dauergast auf allen Veranstaltungen war Mitmän, der überall sehnsüchtig erwartet wurde. Der Inklusions-botschafter des LVR konnte sich vor Ort kaum vor um-armenden und knutschenden Kindern retten. Wie das ging, obwohl er sich in Fußballspiele einmischte, die Choreografie der Tanzgruppe auf den Kopf stellte und Selfies von Kindergruppen torpedierte, indem er ins Bild sprang? Ganz einfach: Spaß stand nicht nur für Mitmän, sondern auch für alle Beteiligten der Tour an erster Stelle, und der Spaß war ihnen anzusehen – überall!

„Vor zwei Jahren konnten wir bei der ’Tour der Begegnung‘

nur laufen. Jetzt darf ich wählen – egal, ob Mitmachmusik,

Hüpfburg oder Backen. Das ist viel besser.“

Ozan (14 Jahre), Förderschüler der LVR-Förderschule Linnich

18Etappenfeste mit insgesamt

4.500 Schü-lerinnen und

Schülern.

30

Alle

Mitmän

LVR-Förder-schulen und

20 allgemeine Schulen

machen mit.

Der LVR-Inklu-sionsbotschaf-ter ist bei allen Veranstaltun-

gen dabei.

Veranstal-tungen sind

erstmals inklusiv, das

heißt, an allen Etappen wirken

allgemeine Schulen mit.

Foto

: Gez

a A

scho

ff/L

VR

Das Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung steht bei allen Tourfesten an erster Stelle.

Weitere InformationenVideos und Bilder zu allen Tourfesten unter www.tour-der-begegnung.lvr.de

TOUR DER BEGEGNUNG

Page 23: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

23

Foto

: Mar

ion

Koe

ll/LV

R

Die Mitverwaltung der Bürgerinnen und Bürger des Rheinlandes vollzieht sich in der Landschaftsversamm-lung und ihren Ausschüssen. Die Landschaftsversamm-lung beschließt unter anderem über Grundsatzangele-genheiten, verabschiedet den Haushalt und wählt die LVR-Direktorin oder den LVR-Direktor sowie die Lan-desrätinnen und Landesräte (Dezernatsleitungen).

Aus jeder kreisfreien Stadt und jedem Kreis zieht je 100.000 Einwohner eine Vertreterin bzw. ein Vertre-ter in die Landschaftsversammlung, den „Rheinischen

Rat“, ein – das entspricht 98 Direktmandaten. Darüber hinaus werden den Parteien und Wählergruppen wei-tere Sitze über den Verhältnisausgleich zugeteilt. Die Mitglieder der Landschaftsversammlung werden von den Kreistagen der Kreise und den Räten der kreisfrei-en Städte gewählt. Die Landschaftsversammlung Rheinland (14. Wahlpe-riode) besteht aus sechs Fraktionen und einer Gruppe. Auf den folgenden Seiten finden Sie Beiträge der Frak-tionen und der Gruppe zu aktuellen Themen.

Die Landschaftsversammlung Rheinland

Politik im Fokus14. Landschaftsversammlung Rheinland

RHEINLANDweit 1 | 2016

Page 24: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

2424

Solide Politik der Koalition – für die Menschen, für das Rheinland!

Seit 2014 werden die politischen Entscheidungen in der Landschaftsversammlung Rheinland getragen durch die Große Koalition von CDU und SPD.Der Koalitionsvertrag der beiden Fraktionen hat neben vielen Absprachen zu den einzelnen Aufgabenfeldern des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) im Wesentlichen zwei zentrale Schwerpunkte. Zum einen liegt der Schwerpunkt der Arbeit darin, die Inklusion im Rheinland zügig und zielorientiert voranzu-bringen. Ziel ist es, die durch die UN-Behindertenrechts-konvention festgelegten und definierten Lebensbedin-gungen schnellstmöglich zu schaffen, indem der aus dieser Konvention abgeleitete LVR-Aktionsplan schritt-weise konsequent umgesetzt wird. Dieser Aktionsplan wurde in der letzten Wahlperiode von der LVR-Verwal-tung gemeinsam mit den Fraktionen entwickelt.Hierzu ist nicht nur ein Inklusionsausschuss gebildet worden, der darauf achtet, dass alle Tätigkeitsfelder des LVR in ihrem Handeln immer auch an den Zielen der UN-Behindertenrechtskonvention ausgerichtet sind. Viel-mehr haben wir auch einen Beirat gegründet, in dem Menschen mit Behinderungen selbstvertretend und gleichberechtigt mitwirken. Unser Ziel ist es nach wie vor, dass Menschen mit Behinderung gleichberechtigt im Inklusionsausschuss mitwirken können. Die dafür notwendige Gesetzesänderung ist durch die Koalition initiiert.Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Initiierung und Umsetzung inklusiver Wohnprojekte. Zu diesem Zweck werden wir die LVR-eigene Wohnungsbaugesellschaft umwandeln hin zu einem Unternehmen, das inklusive Wohnprojekte plant, realisiert und fördert. Darüber hin-aus werden wir den Mitgliedskörperschaften anbieten, sie bei der Errichtung inklusiver Wohnprojekte zu bera-ten und zu unterstützen. Durch die Wahl eines neuen Bau- und Umweltdezernenten, der zugleich in die Ge-schäftsführung der umstrukturierten Gesellschaft ein-gebunden sein wird, werden die neuen Aufgaben in dieser Wahlperiode angepackt werden.Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit wird es sein, durch eine solide, konsequente und nachhaltige Konsoli-dierung des Haushaltes den Kämmerinnen und Kämme-rern des Rheinlandes Planungssicherheit zu geben durch stabile finanzielle Rahmenbedingungen. Hierzu haben wir bereits den Doppelhaushalt für die Jahre 2015 und 2016 beschlossen. Dies werden wir auch für die Jah-re 2017 und 2018 tun und dabei unter Beweis stellen, dass die vorgegebene und beschlossene Finanzplanung eingehalten wird.

Prof. Dr. Jürgen Rolle, Vorsitzen-der der SPD- Fraktion in der Landschaftsver-sammlung Rheinland

Dies ist Ziel von CDU und SPD, trotz steigender Fallzahlen in der Eingliederungshilfe und ständig wachsender Aufga-ben in den einzelnen Tätigkeitsfeldern des LVR.Wir sind uns der Verantwortung gegenüber unseren Mit-gliedskörperschaften sehr bewusst und richten unser Handeln danach aus.So unterstützen wir aktuell unsere Mitgliedskörperschaf-ten im Rahmen der Flüchtlingshilfe aktiv im Schulwesen, durch spezielle Angebote unserer Kliniken sowie durch Zurverfügungstellung von Immobilien zur bedarfsgerech-ten Unterbringung von geflüchteten Menschen.Intern haben wir die Verwaltung beauftragt, Arbeitspro-zesse und Betriebskosten des LVR zu überprüfen.Hierzu gehört es auch, die Einnahmemöglichkeiten des LVR konsequent auszuschöpfen. So haben wir etwa durch die Realisierung der Kindpauschale im Kita-Bereich dafür Sorge getragen, dass, wie bei unserem Schwesternver-band in Westfalen-Lippe (LWL), die Finanzierung der The-rapeutenleistungen in den Kitas nicht mehr durch die kommunale Familie, sondern vom zuständigen Kostenträ-ger, den Krankenkassen, übernommen wird. Im Kulturbereich muss es unsere Aufgabe sein, insbeson-dere unsere vorhandenen „kulturellen Netzwerke“, die alle in Partnerschaft mit einzelnen Kommunen entstan-den sind, zu stabilisieren. Dies insbesondere in Zeiten wegbrechender Zinseinnahmen und knapper werdender kommunaler Haushalte.Konkrete Maßnahmen im Bereich der Förderschulen wer-den wir umsetzen, wenn die für den Herbst erwartete Schulentwicklungsplanung vorliegt. Daher soll hier nicht verschwiegen werden, dass mit dem Thema Inklusion ein „dickes Brett“ zu bohren ist, insbesondere dann, wenn die von allen Fachleuten für erforderlich gehaltenen Unter-stützungsleistungen des Landes (finanziell, personell, ge-setzgebend) nicht ausreichen, um das anvisierte Ziel, „Alle Schulen für alle Schüler“ ohne Qualitätsverluste er-reichen zu können. Darüber hinaus ist zum Beispiel im Bereich der LVR-Klini-ken zu prüfen, inwieweit in Fortschreibung der bisherigen Reformen die Kliniken in ihrer eigenverantwortlichen und wirtschaftlichen Betriebsführung noch weiter gestärkt werden können.Dabei sind wir uns der Verantwortung für die Menschen im Rheinland bewusst. „Qualität für Menschen“ gemäß dem Motto des LVR – unter Berücksichtigung der Leis-tungsfähigkeit der Kommunen des Rheinlandes – dafür steht diese Koalition!Wir sind uns sicher, dass wir gemeinsam noch viel bewe-gen können. Für die Menschen! Für das Rheinland!

Rolf Einmahl,Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Landschafts-versammlung Rheinland

FRAKTIONEN

Page 25: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

25RHEINLANDweit 1 | 2016RHEINLANDweit 1 | 2016 25

Viele Städte und Kreise im Rheinland sind nach wie vor fi-nanziell schwer angeschlagen, besonders die Kommunen im „Stärkungspakt“. Ohne eine stärkere Unterstützung durch Bund und Land werden sie nicht aus ihrer Finanzmi-sere herauskommen. Aber auch innerhalb der kommuna-len Familie ist Solidarität gefragt, auch hier müssen die Starken den Schwächeren unter die Arme greifen.Aufgrund unerwarteter Mehreinnahmen von 94 Millionen Euro und seit 2013 jährlich erwirtschafteter Überschüsse wollten wir Grüne, dass der LVR bereits 2016 durch eine Umlagesenkung die finanzschwachen Kommunen entlas-tet. Zwar gibt es auch Risiken für den LVR, aber ein Teil der Mehreinnahmen hätte zur Entlastung der Kommunen ver-wendet werden können. Die politische Mehrheit hat dies abgelehnt und den Kommunen die Unterstützung verwei-gert. Weitere Informationen dazu unter www.gruene.lvr.deIm Jahresabschluss 2015 wird der LVR wiederum einen Überschuss von 39 Millionen Euro ausweisen, sodass unse-re Ausgleichsrücklage wieder deutlich über 100 Millionen Euro beträgt. Das treibt den meisten Kommunen im Rhein-land sicher Tränen in die Augen. Bei den Beratungen zum Doppelhaushalt 2017/2018 werden wir deshalb erneut vom LVR einen deutlichen Solidaritätsbeitrag einfordern.

Lebensdauerkosten bei Bauten berücksichtigen

Kommunen brauchen Solidarität!Noch wichtiger als die Rücksichtnahme beim Umlagesatz ist aber eine Lösung bei den Rückstellungen für ambulante Inte-grationshilfen. Die Auseinandersetzung um deren Zuständig-keit hat dazu geführt, dass der LVR hohe Rücklagen gebildet hat. So wurden im Jahresabschluss 2014 94 Millionen sowie für die Haushalte 2015 und 2016 noch einmal jeweils 55 Milli-onen Euro dafür eingestellt.Die Kommunen zahlen doppelt: Sie tragen bis zu einer Ge-richtsentscheidung die Kosten für Integrationshilfen vor Ort, und sie zahlen über die Umlage den Aufwand des LVR für die Rückstellungen. Bisher wurden den Kommunen dadurch etwa 200 Millionen Euro an Liquidität entzogen, wofür sie größten-teils Kassenkredite aufnehmen mussten. Ein Irrsinn. Zwischen Land, Landschaftsverbänden und Kommunen muss endlich eine kommunalfreundliche Lösung für diese Problematik er-arbeitet werden. Und der LVR muss sich überlegen, wie er die bisher eingesammelten 200 Millionen Euro an die Städte und Kreise wieder auskehrt. Da sollten sich die Kommunen an Maggie Thatcher erinnern: „We want our money back“. Wir Grüne, die Kommunen im Rheinland, aber vor allem die Bürgerinnen und Bürger, die auf die Leistungen ihrer Städte und Kreise angewiesen sind, erwarten zu Recht ein starkes Signal der Solidarität.

Stephan Haupt, stellvertretender Fraktionsvorsit-zender und baupolitischer Sprecher der Freien Demo-kraten in der Landschaftsver-sammlung Rheinland

Geplante Immobilienvorhaben – und besonders die der öf-fentlichen Hand – werden von der Politik und der Öffent-lichkeit tendenziell nach ihren geplanten und voraussicht-lich entstehenden Baukosten beurteilt. Viel entscheidender sollten aber die sogenannten Lebensdauerkosten der ge-planten Immobilie sein: das heißt diejenigen Kosten, die die Immobilie während ihrer gesamten Existenz verur-sacht. Hierzu gehören neben den Bau- und Planungs-kosten, die sich in Form der Abschreibungskosten im Haushalt wiederfinden, insbesondere die Energie-, Reini-gungs- und Unterhaltungskosten.Auch in der Vergangenheit haben die Freien Demokraten diese Aspekte punktuell in die Diskussion anstehender Bauinvestitionen eingebracht, so zum Beispiel bei der Frage, welche Konsequenzen bei Tageskliniken gerundete oder spitz zulaufende Zimmerwände und -ecken für den Reinigungsaufwand haben.Die Lebensdauerkosten einer Immobilie werden bereits zu etwa 80 Prozent in der Planungsphase bestimmt. Aber schon früh in der Planungsphase sinkt die Einflussmög-lichkeit auf die weitere Kostenentwicklung. Nur wer die Strukturen und Zusammenhänge in der Planung, beim Bau und während des Betriebs von Gebäuden in ihrer Ge-

samtheit betrachtet, kann sich wirkungsvoll vor hohen Folgekosten schützen. Wirtschaftsgebäude werden meist für einen Nutzungs-zeitraum von circa 30 bis 50 Jahren errichtet. Von den zu 100 Prozent angesetzten Gesamtkosten für Planung, Bau und dauerhafte Nutzung eines Gebäudes entfallen nur circa zehn Prozent auf dessen Planung und Bau. Also ent-stehen 90 Prozent der Gesamtkosten während der Nut-zungsphase.Das Ziel muss daher sein, eine nachhaltige Betriebskos-tenreduzierung der Immobilie und damit einhergehend eine stetige Entlastung des Haushaltes zu erreichen. Um dieses Ziel erreichen zu können, ist es hilfreich und not-wendig, die geschätzten Lebensdauerkosten von geplan-ten Immobilien bereits bei der politischen Beratung zu kennen. Die FDP-Fraktion in der Landschaftsversammlung wird daher mit diesem Ziel in den Ausschüssen initiativ werden.

Corinna Beck,Vorsitzende der Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion in der Land-schaftsversamm-lung Rheinland

FRAKTIONEN

Page 26: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

2626

Das Wort Inklusion ist seit mehreren Jahren in aller Mun-de. Jeder Sozial-, Jugend- oder Schulpolitiker gleich auf welcher politischen Ebene, der etwas auf sich hält, führt es im Munde – vornehmlich in Sonntagsreden bei Jubilä-en, Einweihungen und sonstigen Festakten. Die theoreti-sche Betrachtung des Themas, die Erstellung von Papieren und Hochglanzbroschüren funktioniert auf Bundes- und Landesebene oskarverdächtig.Differenzierter sieht die Welt dann in der Praxis aus, nä-hert man sich den Niederungen der kommunalen Familie: Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) finanziert bereits heute aus seinem Haushalt inklusive Maßnahmen in Höhe von über einer halben Milliarde Euro. Das heißt, dass Men-schen, die in Einrichtungen des LVR untergebracht sind, an Maßnahmen und Projekten des LVR teilnehmen, auf Schu-len des LVR gehen, wirkliche Inklusion erleben.Ganz anders stellt sich Inklusion dann auf der Ebene der Städte und Gemeinden dar: Die meisten Städte und Ge-meinden in NRW sind pleite oder stehen kurz davor; Über-schuldung, Stärkungspakte, Nothaushalte, Haushaltssi-cherungskonzepte sind das tägliche Brot der Kämmerer nahezu allerorten. Dazu kommt dann noch die Betrach-tungsweise vieler Kommunalaufsichten, die Inklusion als

Inklusion – eine Mehr-Klassen-Gesellschaft oder „Ohne Moos nix los“

Psychiatriefinanzierung – jetzt eine wirkliche Wende einleitenDie massiven Proteste von Fachverbänden, Nichtregierungs-organisationen und Gewerkschaften gegen das ab 2009 ent-wickelte pauschalierende Entgeltsystem Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) haben Wirkung gezeigt. Das Bundes-gesundheitsministerium ist im Februar zurückgerudert und legte „Eckpunkte zur Weiterentwicklung des Psych-Entgelt-systems“ vor. Auf einer gemeinsamen Konferenz der Frakti-onen der Linken in den Landschaftsverbänden am 23.04.2016 in Essen haben wir gemeinsam mit Beschäftigten und Fach-leuten darüber diskutiert, welche Kriterien bei einer neuen Finanzierung der Psychiatrie für eine bedarfsgerechte, hu-manitäre Behandlung und Versorgung unserer Meinung nach unbedingt erfüllt werden müssen. Unsere Forderungen haben wir in einer Resolution deutlich gemacht.Der Entwurf eines Gesetzes zur Weiterentwicklung der Ver-sorgung und der Vergütung für psychiatrische und psycho-somatische Leistungen (PsychVVG) vom 23.05.2016 erfüllt unsere Erwartungen jedoch nur sehr bedingt und birgt ein hohes Risiko für Fehlentwicklungen. Das Budgetprinzip ist begrüßenswert, doch an einem bundeseinheitlich kalkulier-ten Entgeltkatalog wird nach wie vor festgehalten. Der vor-gesehene Krankenhausvergleich gefährdet außerdem die Budgets, denn er ermöglicht, dass die Vergütungen automa-

freiwillige Aufgabe ansehen. Damit haben diese Kommu-nen zusätzlich zum kaum oder nicht vorhandenen finanzi-ellen Spielraum auch noch ein Problem bei der Genehmi-gung ihrer Haushalte, stellen sie Mittel für Inklusion ein.Ein Witz, wäre das Thema nicht so traurig. Der Landtag beschließt im Oktober 2013 das 9. Schulrechtsänderungs-gesetz, auch Inklusionsgesetz oder Erstes Gesetz zur Um-setzung der UN-Behindertenrechtskonvention genannt, macht Inklusion damit zur Pflichtaufgabe, „vergisst“ aber, die notwendigen Mittel zur Umsetzung den Kommunen zur Verfügung zu stellen.Die Landschaftsversammlung beschließt zum Doppelhaus-halt 2015/2016 auf Antrag der Großen Koalition aus CDU und SPD zusätzlich zu den o.a. Mitteln einen „Notfalltopf Inklusion“ in Höhe von zwei Millionen Euro. Dieser ist, wie sich jetzt herausstellt, allerdings nur für LVR-interne Maß-nahmen verwendbar, also nicht einsetzbar für Maßnahmen der kommunalen Familie im Rheinland insgesamt.Auf Anfrage der Fraktion Freie Wähler/Piraten musste die Verwaltung mitteilen, dass, Stand 09.03.2016, exakt 0 Euro aus dem Notfalltopf abgerufen wurden. Vielleicht wäre es sinnvoll, einen solchen Topf in der gesamten kommunalen Familie dort einzusetzen, wo die Not am größten ist!

tisch abgesenkt werden. Positiv ist, dass die ambulante und aufsuchende Behandlung als gleichwertige Möglichkeiten abgebildet werden sollen und die Krankenhäuser erneut für die ambulante Versorgung geöffnet werden. Negativ ist je-doch, dass der ambulante Sektor nicht berücksichtigt wird. Die Resolution bleibt aktuell, denn wir fordern:• Ein Entgeltsystem, das

− Therapieverläufe bürokratiearm dokumentierbar macht, damit der Aufwand nicht zulasten des Personals geht. − Vergütung nicht an Verweildauer koppelt.

• Die Ermittlung von bedarfsgerechten Tagesentgelten − für die vollstationäre und teilstationäre Krankenhausbe-handlung medizinisch unterscheidbarer Patientengruppen. − bei Abkehr von der Intention, alle Leistungen zu „mes-sen“, um einheitliche Durchschnittswerte für alle Kalku-lationsschritte zu bilden.

Die vorgegebene Entwicklung von verbindlichen Mindest-vorgaben für die Personalausstattung klingt vielverspre-chend, doch ob sich der geplante Entgeltkatalog und eine sinnvolle Personalausstattung vereinbaren lassen, er-scheint sehr zweifelhaft. Der Gesamttext der Resolution ist abrufbar im Internet unter www.linksfraktion-lvr.de

Gudrun Hamm,Gesundheits-politische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Landschaftsver-sammlung Rheinland

Henning Rehse, Vorsitzender der Fraktion Freie Wähler/Piraten in der Land-schaftsver-sammlung Rheinland

FRAKTIONEN

Page 27: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

Vorsitzender der 14. Landschaftsversammlung: Prof. Dr. Jürgen Wilhelm (SPD)1. stellvertretende Vorsitzende der 14. Landschaftsver-sammlung: Anne Henk-Hollstein (CDU)2. stellvertretende Vorsitzende der 14. Landschaftsver-sammlung: Karin Schmitt-Promny M.A. (Grüne)3. stellvertretende Vorsitzende der 14. Landschaftsver-sammlung: Gertrud Servos (SPD)

Eine Debatte ist unerwünschtSeit ihrem Einzug in die Landschaftsversammlung Rhein-land nach den Kommunalwahlen im Mai 2014 wird die Al-ternative für Deutschland von den etablierten Parteien im LVR, allen voran von SPD, Grünen, FDP und Linkspartei, ausgegrenzt. Durch interfraktionelle Absprachen wurde im Herbst 2014 die Wahl von AfDlern in die Ausschüsse der Landschaftsversammlung verhindert, weswegen die Gruppe nun in zweiter Instanz gegen die Landschaftsver-sammlung Rheinland klagt. Darüber hinaus gestehen die Altparteien den Mandatsträgern der AfD, entgegen den üblichen Gepflogenheiten, auch kein Grundmandat in ei-nem einzelnen LVR-Ausschuss zu. Man scheut offensicht-lich die Debatte mit der, laut aktuellen Umfragen, mittler-weile drittstärksten politischen Kraft in NRW.

Als im Januar dieses Jahres der Geschäftsführer unserer Gruppe, Thomas Traeder, von zwei Mitgliedern der soge-nannten Antifa angegriffen, beraubt und mit der Faust ins Gesicht geschlagen wurde, sodass er sich anschließend in die Notaufnahme eines Krankenhauses begeben musste, blieb eine Reaktion auf diesen Gewaltangriff auf einen LVR-Kollegen seitens der Politik und seitens der Verwal-tung im LVR aus. Schließlich fördern die etablierten Par-teien seit Jahren Projekte und Institutionen der extremen, gewaltbereiten Linken mit Steuergeldern und stellen ih-nen sogar Immobilien für Autonome Zentren zur Verfü-gung. Die AfD lehnt politische Gewalt konsequent ab. Wir wollen die Debatte. Was wollen die Etablierten?

Thomas Trae der, Geschäftsführer der AfD in der Landschaftsver-sammlung Rheinland

Die Landschaftsversammlung hat 124 Sitze und setzt sich aktuell wie folgt zusammen:

Die 14. Landschaftsversammlung (2014–2020)

GRUPPE

Weitere Informationenzur Landschaftsversammlung Rheinland unter www.politik.lvr.de

FDP-Fraktion

Fraktion Die Linke

Fraktion Freie Wähler/Piraten

Gruppe AfD

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

3

47 CDU-Fraktion

5

17

8

6

38

SPD-Fraktion

27RHEINLANDweit 1 | 2016

Page 28: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

28

Zwischenbilanz der VerteilungSeit November 2015 kümmert sich der LVR um die Verteilung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in NRW. Von Till Döring

Page 29: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

29RHEINLANDweit 1 | 2016

FLÜCHTLINGE

Seit dem 1. November 2015 werden minderjährige Flüchtlinge, die unbegleitet nach Deutschland einrei-sen, gleichmäßig auf Bundesländer und Kommunen verteilt. In Nordrhein-Westfalen organisiert dies die Landesstelle für die Verteilung unbegleiteter auslän-discher Minderjähriger in NRW. Der LVR, bei dem die Stelle angesiedelt ist, hat nun im Rahmen einer Zwi-schenbilanz Zahlen zur Verteilung vorgestellt.

Aktuell (Stand 15.04.2016) leben rund 67.500 junge Flüchtlinge in Deutschland, die ohne Eltern oder Sor-geberechtigte eingereist sind. 13.100 von ihnen sind in NRW untergebracht. Das Bundesland erfüllt damit

rund 92 Prozent der nach Königsteiner Schlüssel fest-gelegten Aufnahmequote und gehört zu den Ländern, die weiter aufnehmen. Die Schließung der Balkanroute macht sich jedoch auch in NRW bemerkbar. Während im November 2015 noch rund 2.400 junge Menschen untergebracht werden mussten, waren es im März 2016 nur noch rund 600.

Ziel: Gleichmäßige Verteilung

Grundlage für die Verteilung auf die Jugendämter der Kommunen ist ein tagesaktuell ermittelter Schlüs-sel. Zurzeit nehmen Kommunen einen unbegleiteten minderjährigen Flüchtling pro 1.320 Einwohner auf. „Ohne die NRW-weite gleichmäßige Verteilung auf alle Kommunen hätten die betroffenen Jugendämter keine Chance gehabt, die Versorgung und Unterbringung in zumutbarer Art und Weise zu organisieren“, so LVR-Jugenddezernent Lorenz Bahr.

Zu Beginn stellte die Aufnahme insbesondere für kleinere Jugendämter eine anspruchsvolle Aufgabe dar. Es mussten nicht nur Sprachbarrieren überwun-den werden. Auch der Umgang mit traumatisierten Jugendlichen, das Schaffen von Plätzen in Jugend-hilfeeinrichtungen und Pflegefamilien sowie der Auf-bau von interkulturellen Kompetenzen standen im Fokus. Das LVR-Landesjugendamt hat Jugendämter mit Fachveranstaltungen, Beratungen, Richtlinien und Fortbildungsangeboten zum Thema unterstützt.

Weitere InformationenÜbersicht zu den Aufnahmezahlen aller Jugendämter in NRW unter www.lvr.de › Jugend › Jugendämter › Landesstelle NRW

Ankommen nach einer langen Reise: ein junger Flüchtling im Solinger LVR-Jugendheim Halfeshof.

Foto

s: M

ario

n K

oell/

LVR

23 %

37 %

18 %

9 %

4 % 4 %

3 %2 %

2007–2015 (186) 2005–2006 (159) 2003–2004 (316) 2002 (327) 2001 (683) 2000 (1.427) 1999 (2.917) 1998 (1.821)

Alter Geburtsjahrgänge der seit November 2015 in NRW eingereisten unbegleiteten minder-jährigen Füchtlinge

Page 30: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

30

Foto

: Hei

ke F

isch

er/L

VR

„Struktur ins Chaos bringen“Drei Fragen an Antje Steinbüchel, Leiterin der Landesstelle NRW

1. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an die Anfänge der Verteilung denken?

Die Situation war ganz schön unübersichtlich. Es kam vor, dass bei Jugendämtern eine Gruppe junger Flüchtlinge vor der Tür stand und es keine Plätze gab. Das neue Verfahren musste von Jugendämtern, Trä-gern und uns erst noch geübt werden.

Nach etwa zwei Monaten hatten wir endlich etwas Struktur in das Chaos gebracht. Es wurden mittler-weile von den Trägern viele Plätze geschaffen, die uns von Jugendämtern auch aktiv angeboten werden. Die-se Informationen sind sehr hilfreich für uns. Wenn wir wissen, dass es in einer Einrichtung Mitarbeiter gibt, die Farsi sprechen, können wir afghanische Jugendli-che gezielt dort unterbringen und ihnen so den Start erleichtern.

2. Worauf achten Sie noch bei der Zuweisung der Jugendlichen?

Wichtig ist: Die Jugendlichen reisen zwar ohne Eltern oder Sorgeberechtigte ein, aber meist trotzdem nicht allein. Sie kommen in Gruppen mit anderen Jugendli-chen, Erwachsenen oder Verwandten. Diese familiären Bindungen oder Fluchtgemeinschaften versuchen wir bei der Zuweisung zu berücksichtigen. Weitere As-pekte sind Alter, Herkunft und Sprache. Zum Beispiel schicken wir gleichaltrige syrische Jugendliche an ei-nen Ort.

3. Wo werden die Jugendlichen von den örtlichen Jugendämtern untergebracht?

Zum Glück sind die Zeiten der Unterbringung in Hotels oder großen Erstaufnahmeeinrichtungen vorbei. Viele Jugendliche leben nun in Wohngruppen der stationä-ren Jugendhilfe. Ein anderes Modell sind Pflegefami-lien. Das kann eine gute Lösung sein. In einem Fall haben wir aus Dankbarkeit sogar ein Foto mit dem Ti-tel „Omar und Ali im Glück“ geschickt bekommen, das zwei Brüder zeigt, die zusammen von einer Pflegefa-milie aufgenommen wurden.

Gleichzeitig sind Jugendämter gefordert, im Ein-zelfall zu entscheiden, was sinnvoll ist, und Pflegefa-milien professionell zu begleiten.

Die Fragen stellte Till Döring.

Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen

129 %

105 %

360 %

126 %

136 %

111 %

86 %

92 %

74 %

82 %

74 % 68 %

71 %55 %

74 %

121%

BremenSoll: 646Ist: 2.326

BayernSoll: 10.470Ist: 14.209

HamburgSoll: 1.707

Ist: 2.200

SaarlandSoll: 824

Ist: 996

Schleswig-HolsteinSoll: 2.296Ist: 2.404

Nordrhein-Westfalen

Soll: 14.309Ist: 13.143

NiedersachsenSoll: 6.288

Ist: 5.421

Baden-WürttembergSoll: 8.679

Ist: 7.084

ThüringenSoll: 1.838Ist: 1.366

Mecklenburg-VorpommernSoll: 1.369Ist: 1.014

Rheinland-PfalzSoll: 3.263

Ist: 2.406

BerlinSoll: 3.406Ist: 3.780

rgBrandenbuSoll: 2.065Ist: 1.463

Sachsen-Anhalt

Soll: 1.910Ist: 1.052Hessen

Soll: 4.965Ist: 6.273 Sachsen

Soll: 3.430Ist: 2.327

Quotenerfüllung der Bundesländer im Vergleich (Stand: 15.4.2016) Soll: Aufnahmepflicht Ist: Bereits aufgenommen

FLÜCHTLINGE

Page 31: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

31RHEINLANDweit 1 | 2016

WAS MACHT EIGENTLICH?

Helmut Neugebauer

Foto

: Lis

a Sc

hmer

er/L

VR

Für den LVR arbeiten rund 18.000 Menschen. Helmut Neugebauer ist einer von ihnen. Er arbeitet als Sicherheitsfachkraft in der forensischen Psychiatrie der LVR-Klinik Köln. Von Karin Knöbelspies

Sicherheitsfachkraft in der foren-sischen Psychiatrie – das weckt Assoziationen an einen schrank-ähnlichen Mitarbeiter mit furchtein-flößendem Auftreten und Aussehen. Tatsächlich aber ist Helmut Neuge-bauer ein schlanker Mann mit ein-nehmendem Wesen.

„Lebenslanges Lernen“ – der 45-jährige Helmut Neugebauer lebte diese aktuelle Forderung an Arbeitnehmer schon immer. Seine schlechten Augen machten ihm ei-nen Strich durch die Rechnung, als er nach der Schule Polizist werden wollte. Seine Ausbildung zum Kran-kenpfleger im Heilig-Geist-Kran-kenhaus in Köln-Longerich stellte sich aber als Glücksgriff heraus: „Ich war der Hahn im Korb unter den Schwesterschülerinnen“.

Ein weiterer Glücksgriff war das Psychiatriepraktikum in der LVR-Klinik Köln im Rahmen seiner Ausbildung. „In der Somatik geht es oft um Schema F, in der Psychiatrie um den Menschen, der individuell gepflegt wird“, begeistert sich Hel-mut Neugebauer auch heute noch für die Psychiatrische Pflege. Nach

seinem Wehrdienst fing er daher vor 22 Jahren beim LVR an – zunächst auf einer geschlossenen Akutstati-on für Männer. Sein Wissenshunger war damit noch nicht gestillt. In den rund zehn Jahren, die er auf die-ser Station tätig war, holte er am Köln-Kolleg sein Abitur nach und ab solvierte die Weiter bildung zum Fachkrankenpfleger Allgemeinpsy-chia trie und Foren-sik – und wurde dank dieser Qualifikation umgehend Mitglied der neu gegründeten Projektgruppe, die den Bau des Foren-sikstandortes Köln-Porz vorbereitete.

Damit waren die Weichen für seine weitere Tätigkeit beim LVR gestellt: 2006 wurde er Sicher-heitsfachkraft im Maßregelvollzug in Köln-Merheim, drei Jahre später weitete sich sein Einsatzgebiet auf den neuen Standort in Köln-Porz aus. In dieser gesetzlich festge-schriebenen Funktion unterstützt und berät er den Klinikvorstand in allen sicherheitsrelevanten Fragen.

Heute ist Helmut Neugebauer im-mer noch Sicherheitsfachkraft im Maßregelvollzug. Daneben leitet er mit einer halben Stelle die Organi-sationseinheit Wach- und Pforten-dienst in der Porzer LVR-Klinik, die dort anders als in anderen Kliniken der Pflegedirektion unterstellt ist. Besserung und Sicherung der Pa-tientinnen und Patientinnen – so

lauten die Kernaufgaben des Maß-regelvollzugs. Helmut Neugebauer vereint sie beide in seiner Person: „Als Sicherheitsfachkraft im Maßre-gelvollzugs schöpfe ich aus meiner Erfahrung als Krankenpfleger, denn ich kenne dadurch auch alle thera-peutischen und organisatorischen Abläufe und natürlich auch das Per-sonal aller Berufsgruppen und die Patienten.“

„Als Sicherheitsfachkraft und als Leiter des Wach- und Pforten-

dienstes kommt mir mein technisches Interesse zugute“

Page 32: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

32

Menschen mit Behinderung haben viel zu bieten

Foto

: Hei

ke F

isch

er/L

VR

32

Christoph Beyer• Ist seit 1998 beim LVR.• Leitete zuletzt die

Abteilung Seminare, Öffentlichkeitsarbeit und Forschungsvorhaben im LVR-Integrationsamt.

Karin Fankhaenel• Bekleidete in ihrer

über 40-jährigen Dienstzeit verschiede-ne Führungspositio-nen beim LVR.

• Zuletzt leitete sie das LVR-Integrationsamt und den Fachbereich Soziales Entschädi-gungsrecht.

Page 33: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

33RHEINLANDweit 1 | 2016

LVR-INTEGRATIONSAMT

Was war die größte Veränderung in der Arbeit des Integrationsamts in den letzten Jahren? Fankhaenel: Unsere Arbeit hat sich gegen Ende der 1990er-Jahre massiv gewandelt, weil viele Nischen-arbeitsplätze wegrationalisiert wurden. Dadurch sind viele Arbeitsplätze für schwerbehinderte Menschen weggefallen. Bis dahin galt es hauptsächlich, mehr so-zialversicherungspflichtige einzelne Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Ein weite-res, großes Augenmerk war die Vermeidung von Kün-digungen.

Das heißt, die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt haben auch Ihre Tätigkeit verändert?Beyer: Unsere Arbeit ist vielfältiger und individueller ge-worden. Es geht heute darum, proaktiv auf die Unterneh-men zuzugehen. Dort werben wir dafür, Menschen mit Behinderung endlich als vollwertige Arbeitskräfte zu se-hen. Denn ihre Potenziale werden gebraucht, sie haben für Arbeitgeber viel zu bieten. Nicht zuletzt treibt die UN-Behindertenrechtskonvention uns und die Gesellschaft an, damit die Arbeitswelt wirklich inklusiv wird.

Gibt es neue Bereiche, in denen sich die Integrations-ämter engagieren?Fankhaenel: Vor allem das Thema „Ausbildung“ ist in den letzten Jahren zu einem Schwerpunkt geworden. Denn beim Übergang von der Schule zum Beruf wer-den die Weichen für berufliche Inklusion gestellt. Für schwerbehinderte Schülerinnen und Schüler wird es immer schwieriger, einen betrieblichen Ausbildungs-platz zu finden, obwohl sie häufig dafür geeignet sind. Gleichzeitig hören wir häufig von Arbeitgebern: „Wir finden niemanden für unsere Ausbildungsplätze.“ An der Stelle haben wir angesetzt.

Wie funktioniert das konkret? Beyer: Zunächst arbeiten unsere Integrationsfach-dienste intensiv mit den Jugendlichen zusammen, um mit ihnen ihre Stärken und Interessen herauszufin-den. Dann suchen die Integrationsfachdienste in un-serem Auftrag den passenden Arbeitgeber oder den passenden Arbeitsplatz für den Jugendlichen. Und dann werden die beiden über ein Praktikum zusam-mengeführt.

Was passiert, wenn beide Seiten sich für eine Beschäftigung entscheiden?Fankhaenel: Dann schauen alle Beteiligten gemein-sam, was gebraucht wird. Das kann ein Ausgleich für Leistungsschwächen oder zum Beispiel ein Jobcoa-ching sein. Unser Technischer Beratungsdienst macht bei Bedarf eine Komplettberatung im Betrieb, gemein-sam mit dem Integrationsfachdienst. Das Ziel ist es, ein Rundum-Sorglos-Paket für die Arbeitgeber und die Menschen mit Schwerbehinderung zu schnüren. Und das gilt sowohl für die Jugendlichen als auch für er-wachsene Menschen mit Schwerbehinderung im Job.

Was sind die Herausforderungen der Zukunft? Beyer: Neben dem Thema „Ausbildung“ wird es für uns eine große Rolle spielen, die Betriebe weiterhin beim Ausbau der Prävention zu unterstützen. Außerdem nehmen die Behinderungen durch seelische Erkran-kungen noch immer zu, auch hier wollen wir weiterhin eine gute Unterstützungsstruktur anbieten. Außerdem arbeiten wir daran, dass sich die einzelnen Akteure im Bereich Behinderung und Beruf immer weiter vernet-zen. Ziel ist es, unnötige Bürokratie abzubauen und den Unternehmen die Beschäftigung von Menschen mit Be-hinderung wirklich schmackhaft zu machen. Die Fragen stellte Simone Zimmer.

Weitere InformationenMehr zum LVR-Inte gra tionsamt unter www.integrationsamt.lvr.de

Karin Fankhaenel arbeitete über 40 Jahre für den LVR. Seit 2013 leitete die 60-jährige Verwaltungsfachfrau das LVR-Integrationsamt. Christoph Beyer hat zum 1. April 2016 ihre Nachfolge als Leiter des neu zugeschnittenen LVR-Inte-grationsamts angetreten. Der 47-jährige Jurist ist seit 1998 beim LVR und seit 2005 im LVR-Integrationsamt tätig. Gemeinsam werfen sie einen Blick auf die vergangenen Jahrzehnte und die künftigen Herausforderungen ihrer Arbeit.

Das LVR-Integrationsamt • Unterstützt Arbeitgeber und Menschen mit

Behinderung im Beruf als Partner.• Fördert diese finanziell und berät in allen

Fragen des Arbeitslebens.• Erhält die Ausgleichsabgabe und finanziert

daraus seine Leistungen.

33

Rehacare 2016Das LVR-Integrationsamt ist auf der Rehacare 2016 vom 28. September bis zum 1. Oktober vertreten. www.rehacare.de

Page 34: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

Ihr haltet die erste Ausgabe der neuen LVR-Kinderseite in den Händen. Sie heißt Mitmän-Post und wird ab sofort etwa alle sechs Monate den Weg zu euch finden. Wo ihr das Heft

findet bzw. bestellen könnt, erfahrt ihr auf Seite 39.

Liebe Leserinnen und Leser!

Die Mitmän-Post berichtet über spannende, wichtige, lustige, ak-tuelle und interessante Themen. Es wird einen Mitmän-Comic ge-

ben, ein Gewinnspiel, einen Bas-tel- oder Rezepttipp und etwas zum Rätseln oder Lachen. Herz-

stück meiner Seite wird jedoch eine Reportage* sein. Jetzt wollt ihr si-

cher wissen, warum ich Reportagen schreiben kann, oder? Das ist nämlich so: Ich bin das Mas-kottchen vom Landschaftsverband Rheinland. Damit ihr euch die Zunge nicht verknotet bei diesem langen Namen, sagt einfach kurz: LVR!

Was ist der LVR?

Das ist ein großer Verband, der viele Mitglieder hat – genau wie zum Bei-spiel euer Sportverein. Die Mitglieder sind aber nicht einzelne Menschen, sondern Städte und Kreise im Rheinland. Du wohnst in Düssel-dorf? Deine Heimatstadt ist natür-lich Mitglied beim LVR! Oder lebst du vielleicht im Kreis Viersen? Der gehört selbstverständlich auch dazu. Alle diese Mitglieder müssen, wie im Sportverein

auch, Mitgliedsbeiträge zahlen. Beim LVR heißt das Umlage.

Mit diesem Geld unterstützt der LVR Menschen mit Be-hinderung und bezahlt alles Mögliche, was ihr als Bür-gerinnen und Bürger nutzen könnt: Museen und Na-turstationen, Förderschulen, Archäologische Parks, Krankenhäuser und vieles mehr. Überall dort gibt es großartige Abenteuer zu erleben und Dinge zu entdecken. Wart ihr schon mal nachts im Museum? Oder wollt ihr da-bei sein, wie ein römisches Schiff nachgebaut wird? Könnt ihr euch vorstellen, wie Ausgrabungen funktionieren? Wisst ihr, wie Wasser untersucht wird? Nein? Ich finde all das für euch heraus und nehme euch ab der nächsten Ausgabe mit in die LVR-Welt. Ich freue mich drauf!

1. In der Wolferei des LVR-Industriemuseums Tuchfabrik Müller könnt ihr erleben, wie früher Textilien hergestellt wurden.

2. Wie Menschen früher gelebt haben, können wir rechts und links der Römerstraßen im Rheinland ergründen.

3. Welche Tiere sich in Flüssen und Seen tummeln – das erfahrt ihr in den 19 biologischen Stationen des LVR.

1.

Rätsel, Spannung, Reportagen

3.

Weitere Infos!Falls ihr Wünsche habt, worüber ich unbedingt schreiben muss, oder mir sonst irgendetwas sagen möchtet, dann schickt mir eine Mail: [email protected]

MITMÄN-POST

Euer Mitmän

*ReportageIn Reportagen schreiben Menschen über Themen, die sie selbst erforscht und unter die Lupe genommen haben. Sie berichten aus nächster Nähe und so lebendig, dass ihr beim Lesen das Gefühl habt, ihr wäret dabei gewesen.

34

Foto

: Nic

ole

Schä

fer/

LVR

-Ind

ustr

iem

useu

m

Foto

: ww

w.e

rleb

nisr

aum

_roe

mer

stra

sse.

de

Foto

: Dan

iela

von

Bre

men

/Bio

logi

sche

Sta

tione

n Rh

einl

and2.

Wenn ihr bis zur nächsten Ausgabe ein bisschen mehr über mich erfahren möch-tet, lest auf meiner Internetseite nach: www.mitmän.lvr.deHier könnt ihr auch die Mitmän-Post als E-Paper abonnieren. Auf www.facebook.com/tagderbegegnung berichte ich, was ich in letzter Zeit so alles erlebt habe. Die Mitmän-Post erscheint etwa alle sechs Monate.

Page 35: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

1. Bemale die Leinwand mit blauer Farbe oder bespanne sie mit Stoff. Auf der Rückseite befestigst du den Stoff mit Nägeln im Holzrahmen.

2. Bespanne die Pinnwand stramm mit Kordel oder Wolle und binde sie auf der Rückseite fest. Wenn du magst, kannst du auch ein Mitmän-Gesicht aufmalen.

3. Nun kannst du die Vorderseite noch mit zusätzlichen Nägeln und Haken schmücken. Oder du lässt sie einfach, wie sie ist! Hübsch ge-worden, oder?

Tipps & TricksOrganisier‘ dich mit der Mitmän-Memowand!Kennst du das? Der Schreibtisch liegt so voll mit Kram, dass du die wichti-gen Dinge nicht wiederfindest? Die Mitmän-Memowand ist die Lösung!Du brauchst: Leinwand, Farbe oder Stoff in Mitmän-Blau, einen kleinen Hammer, Nägel, Kordel oder bunte Wolle, Wäscheklammern.

RätselEs ist grün und war lange im Boden verborgen,

es ist keine Pflanze und auch sonst kein Lebewe sen.

Es ist uralt und kalt, und wir hoffen, morgen

sagen uns Forscher, in wessen Besitz es gewesen.

Es war einmal scharf und wurde im Feuer geboren.

Wer es besaß, war sicher vor Angriffen,

denn wen es traf, hat sein Leben verloren.

Ich bin sicher, du hast das Rätsel begriffen!

Zur Auflösung: www.mitmän.lvr.de/entdeckerwelt

Foto

: Jür

gen

Voge

l/LV

R-L

ande

sMus

eum

Bon

n

Zuerst mussten neue Zeichnungen her.

In der Werkstatt wurde mein Kopf zusammengesetzt.

Auf zur Anprobe! Die Farben sind noch nicht ganz ideal, oder?

Fertig! Das bin ich! Wie ihr mich kennt oder bald kennen-lernen werdet! In voller Pracht.

So ist mein Kostüm entstandenAls der LVR vor vier Jahren merkte, dass die Leute mich mochten, hatten sie die Idee, mich auch „in echt“ als lebensgroßes Maskottchen herumlaufen zu lassen. So ist das Kostüm entstanden:

Foto

s: A

lchi

mia

Gm

bH/L

VR (3

)

Foto

s: B

irgi

t Els

ner/

LVR

(2)

Foto

: Mat

thia

s Ju

ng/L

VR

RHEINLANDweit 1 | 2016 35

Richtig oder falsch?

Das Wappen unseres Bundeslandes Nordrhein-Westfalen bil det rechts ein Pferd für die Region Westfalen ab. Links ist der Fluss Wupper als Symbol für das Rheinland dargestellt.

Mitmachen und gewinnen!Ihr wisst, ob das stimmt oder ob diese Aussage Unsinn ist? Dann schreibt an [email protected] und gewinnt!

Page 36: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

3636

Stefan Wöhner lebt selbst mit einer Roll-stuhlfahrerin zusammen. Er hilft beim Einrichten der ersten eigenen Wohnung.Die erste eigene

Wohnung

Für Stephanie Franken ist eins klar: „Jeder Mensch hat das Recht, frei und selbstbestimmt zu wohnen“, sagt sie. Was für die meisten selbstverständlich klingt, ist für einige ein riesengroßer Schritt. Vor allem für Men-schen, die aufgrund von Behinderung oder Krankheit eingeschränkt sind. „Manchmal ist es aber auch ein-fach nur Angst vor der ersten eigenen Wohnung“, sagt Franken. Zusammen mit einem engagierten Team, in dem auch Menschen mit Behinderung arbeiten, hilft sie diesen Menschen. „Wohnen im Pott“ nennt sich das bundesweit bisher einmalige Projekt, das jüngst sogar mit dem Inklusionspreis NRW ausgezeichnet wurde.

In den Räumlichkeiten in Oberhausen berät das Team Ratsuchende im Tandem-Prinzip. Konkret heißt das: Je ein behinderter und ein nicht eingeschränk-ter Mitarbeiter kümmern sich um die Klienten. Am Anfang steht immer eine Frage: Wie möchte jemand leben? Wie stellt er sich die Zukunft vor? „Wir versu-chen dann gemeinsam, Ideen zu entwickeln“, erklärt

Ein engagiertes Team hilft Ober-hausenern mit Behinderung oder Krankheit, in die erste eigene Wohnung zu ziehen. Mit der Zeit ist so ein breites Unterstützer-netzwerk herangewachsen.

Von Nicolas Golsch

Page 37: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

RHEINLANDweit 1 | 2016 37

INKLUSIVES LEBEN

Foto

s: U

we

Wei

ser/

LVR

die Projektleiterin. Dabei kann sich das Team auf viele Kooperationspartner stützen. Beispielsweise auf örtli-che Handwerker, auf den LVR und auf Evelin Huth vom Immobilienunternehmen Immeo, das seine Geschäfts-stelle direkt neben den Räumen des Inklusionsprojek-tes hat. Mit der Zeit ist so ein Konzept der kurzen Wege entstanden. Mit Huths Hilfe zum Beispiel ist es dem Team von „Wohnen im Pott“ mittlerweile gelungen, 14 Wohnungen für insgesamt 25 Personen zu finden. Sogar eine barrierefreie Musterwohnung hat das Team so einrichten können.

Dort wird fleißig an der Zukunft geschraubt – in ei-nem Kurs, der sich zweimal im Monat trifft. „Wer in sei-ne erste eigene Wohnung zieht, muss das Leben allein oft erst lernen“, sagt Franken. Sei es das Putzen des Treppenhauses oder das Aufbauen eines einfachen Re-gals. Mitarbeiterin Monika Jansen hat das alles bereits hinter sich. Sie ist mittlerweile von einem Wohnheim in ihre eigene Wohnung gezogen. Sie kann jetzt ihre Erfah-rungen weitergeben und den Ratsuchenden in der Mus-terwohnung das Wohnen erklären. Genau das mache das Inklusionsprojekt aus, sagt Franken. „Hier können Menschen ihre Erfahrungen weitergeben.“

Mieter-Führerschein erklärt das Wohnen

Stefan Wöhner treibt das an. Der 32-Jährige hat selbst eine Behinderung und lebt mit einer Rollstuhlfahrerin zusammen. „Ich sehe Wohnungen mit anderen Augen“, sagt er. Oft seien es kleine Details, die Behinderten das Leben schwer machten – wie beispielsweise ein Dru-cker, der einfach zu hoch aufgestellt ist.

Ganz neu ist jetzt ein Mieter-Führerschein. Darin wird in Leichter Sprache erklärt, wie das Wohnen funk-tioniert. Zum Beispiel, dass man für Strom monatlich Geld zahlen muss und was es mit der GEZ-Gebühr auf sich hat.

Finanziert wird das inklusive Projekt zu 80 Prozent von der Aktion Mensch und zu 20 Prozent von der Le-benshilfe Oberhausen. Ideelle Unterstützung bietet Jürgen Langenbucher vom LVR. Er schaut regelmäßig in Oberhausen vorbei – und hat das Projekt mit der Zeit schätzen gelernt. „Bei jedem Treffen erlebe ich die Menschen hier ein Stück selbstbewusster“, sagt Langenbucher. Eine eigene Wohnung fördere immer auch die Selbstständigkeit des Einzelnen. Aber nicht nur für die sei das ganze Projekt eine Bereicherung. „Auch die Handwerker, die mit im Boot sind, bekom-men plötzlich einen ganz anderen Blick auf Menschen mit Behinderung.“

Unten: Stephanie

Franken und Leonardo

Pyta-Greca koordinieren

die Arbeit des Projektes.

Evelin Huth unterstützt das Team bei der Suche nach geeigneten Wohnungen.

Page 38: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

38

In abbruchreifen Baracken ohne angemessene Versor-gung: So lebten vor 15 Jahren über 100 Frauen mit Be-hinderungen in einer Einrichtung in Malko Scharkovo in Bulgarien. Aufmerksam geworden durch einen Beitrag der ARD, regte der damalige LVR-Direktor Ferdinand Esser dazu an, die Einrichtung zu sanieren.

Um eine dauerhafte Hilfe zu gewährleisten, grün-deten die Mitglieder der Landschaftsversammlung Rheinland gemeinsam mit Mitarbeitenden des LVR den Verein zur Förderung von Einrichtungen für Behinder-te im Ausland e. V. In den vergangenen Jahren konn-te mithilfe der Unterstützung des LVR die Sanierung abgeschlossen werden und das bis dahin ungeschulte Personal qualifiziert werden. Bis heute unterstützt der Verein die Einrichtung. Für die Zukunft ist zum Beispiel geplant, weitere Außenwohngruppen zu errichten. „Stillstand ist Rückschritt, arbeiten wir bitte alle dar-an, dass wir in den kommenden fünf Jahren wirklich weitere Fortschritte feststellen und dann auch wieder

LVR unterstützt Einrichtung in Bulgarien

Große Ehre für das Zentrum für verfolgte Künste in So-lingen: Die englische Zeitung „The Guardian“ hat das Museum zu den „Zehn besten neuen Museen“ weltweit gewählt. Das am 8. Dezember 2015 eröffnete Zentrum ist Europas erste Institution, die ihre Arbeit ausschließ-lich verfolgten Künstlerinnen und Künstlern und ihren verbotenen Werken widmet. Zu den weiteren besten zehn Museen zählen unter anderem das Cairo Airport Museum und das Whitney Museum of American Art in New York.

Der LVR hat 2009 beschlossen, das Zentrum für verfolg-te Künste mit zu gründen und jährlich mit 290.000 Euro zu fördern. Es ist das jüngste Mitglied im LVR-Netzwerk Kulturelles Erbe im Rheinland. Mit diesem unterstützt der LVR ausgewählte Museen und Kultureinrichtungen, um die kulturelle Vielfalt der Region zu stärken. JW

Auszeichnung für New York, Kairo und Solingen

Anlässlich seiner Eröffnung prä-

sentiert das Zen-trum für ver-

folgte Künste die ständigen Samm-

lungen der Bür-gerstiftung für

verfolgte Künste und zwei Sonder-

ausstellungen.

Weitere Informationenwww.verfolgte-kuenste.de

Foto

: Ste

fan

Bau

mga

rth/

LVR

Fo

to: J

ohan

nes

Liet

z/LV

R

WELTWEIT

feiern können“, so Paul Heidrich, Vorsitzender des Ver-eins und ehemaliger Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Landschaftsversammlung Rheinland. JW

Abo online unter

www.

rheinlandweit.

lvr.de

kostenlos

Page 39: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

RHEINLANDweit im Abo!

ABONNEMENT

Coupon bitte vollständig ausfüllen und an folgende Adresse schicken: Landschaftsverband Rheinland, Fachbereich Kommunikation, Kennedy-Ufer 2, 50679 Köln

MEINE PERSÖNLICHEN ANGABEN: ICH BESTELLE

RHEINLANDweit als Onlinemagazin.Ich kann das Abonnement jederzeit kündigen.

RHEINLANDweit als Printmagazin. Ich kann das Abonnement jederzeit kündigen.

Mit meiner Unterschrift erkläre ich mich einverstanden, das Magazin RHEINLANDweit zu erhalten. Ihre Daten werden von uns nur zu un-ternehmensinternen Zwecken und gemäß den gesetzlichen Bestim-mungen des BDSG gespeichert und nicht an Dritte weitergegeben. Sie haben das Recht, die Einwilligung zur Speicherung Ihrer Daten jederzeit schriftlich (per Post oder E-Mail) zu widerrufen.

Name Vorname

Straße/Hausnummer

Postleitzahl Wohnort

E-Mail-Adresse

Datum, Unterschrift

Zweimal im Jahr Geschichten und Menschen aus dem Rheinland. Kostenlos und bequem nach Hause, oder auf Ihren PC.

Abo online unter

www.

rheinlandweit.

lvr.de

39

kostenlos

Foto

: shu

tter

stoc

k

Page 40: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

4040

201

6/201

7

Eva‘s Beauty Case09.06.2016-22.01. 2017

LVR-LandesMuseum Bonn

Foto

: LVR

-Ind

ustr

iem

useu

m

Page 41: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

41RHEINLANDweit 1 | 2016

Foto

: Gas

ull F

otog

rafia

@P

lens

a St

udio

, Bar

celo

na

bis 27.11.2016Aufgeladen!

bis 30.10.2016

Glanz und Grauen

Foto

: LVR

-Ind

ustr

iem

useu

mFo

to: L

VR-I

ndus

trie

mus

eum

KULTUR ERLEBEN

bis 15.01.2017Jaume Plensa

Juli 09.06.2016-22.01.2017Eva’s Beauty CaseSchmuck und Styling im Spiegel der Zeiten, www.landesmuseum-bonn.lvr.de

19.06.2016-29.01.2017Die Welt in 1000 TeilenZur Geschichte des Puzzle spiels an ausgewählten Beispielen,LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach, Bergisch Gladbach, www.industriemuseum.lvr.de 30.06.-28.08.2016 Ole FischerMalerei, Szene Rheinland, www.landesmuseum-bonn.lvr.de

20.07.2016-16.10.2016Hermann Schaaffhausen (1816–1893) zum 200. GeburtstagWissenschaftlicher Erstbe-schreiber des Urmenschen- Fundes aus dem Neandertal, www.landesmuseum-bonn.lvr.de

August25.08.-18.12.2016ArbeitskämpfeFotografien von Michael Kerst-gens, LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen, www.industriemuseum.lvr.de

20.08.-04.12.2016 Freie Fahrt im Bergischen Land?Das Massenphänomen Auto seit den 1970er Jahren, Heiligenhoven, www.freilichtmuseum-lindlar.lvr.de

bis 23.08.2016Ist das möglich? Experimentier-Ausstellung für Kinder, Jugendliche und Familien, LVR-Industrie museum Gesenk-schmiede Hendrichs, Solin gen, www.industriemuseum.lvr.de

bis 28.08.2016KinderTräumeNeues aus der Spielzeugsammlung des Rheinischen Landesmuseums für Volkskunde, LVR-Freilichtmuse-um Kommern, www.kommern.lvr.de

September04.09.2016-15.01.2017Jaume Plensa Die innere Sicht, Bildhauerei des katalanischen Künstlers, www.maxernstmuseum.lvr.de

09.09.2016-22.01.2017bilderstromDer Rhein und die Fotografie 2016–1853, www.landesmuseum-bonn.lvr.de

Oktoberab 30.09.2016Technische BaukästenDie Welt im Kleinen, LVR-Indus trie museum Gesenkschmiede Hendrichs, Solingen, www.industriemuseum.lvr.de

bis 02.10.2016MalocheArbeiten auf der Gutehoffnungs-hütte, LVR-Industriemuseum St. Antony-Hütte, Oberhausen, www.industriemuseum.lvr.de

Juli

Page 42: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

BLINDTEXT

42

bis 18.12.2016Stadt, Land, Garten

Foto

: iSt

ockbis 06.11.2016

Alt und Jung

bis 30.10.2016Die Macht der ModeZwischen Kaiserreich, Weltkrieg und Republik, LVR-Industriemuse-um Textilfabrik Cromford, Ratin-gen, www.industriemuseum.lvr.de

bis 30.10.2016Glanz und GrauenMode im „Dritten Reich“, LVR- Industriemuseum Kraftwerk Ermen & Engels, Engelskirchen, www.industriemuseum.lvr.de

bis 30.10.2016Neues LandHans Berben: Fotografien 1946–1951, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, www.gedenk-dus.de

bis 30.10.2016Wasser für Roms Städte Vom Römerkanal zum Aquädukt-marmor, verblüffende Einblicke in die Welt der römischen Technik, LVR-RömerMuseum Xanten, www.apx.lvr.de

Novemberbis 06.11.2016Alt und JungSonderausstellung vom Älter-werden in Geschichte und Zukunft, LVR-Freilichtmuseum Kommern, Mechernich, www.kommern.lvr.de

ab 13.11.2016Wir WirtschaftsWunderKinder Spielen und Spielzeug in den 1950er- und 1960er-Jahren, LVR-Freilichtmuseum Kommern, www.kommern.lvr.de

26.11.2016-26.03.2017ZERO ist gut für Dich. Mack, Piene, Uecker in Bonn 1966/2016, www.landesmuseum-bonn.lvr.de

bis 27.11.2016Aufgeladen! Elektromobilität zwischen Wunsch und Wirklichkeit, LVR-Industrie-museum Zinkfabrik Altenberg, www.industriemuseum.lvr.de

bis 28.08.2016 Ole Fischer

Dezember

Dezemberbis 18.12.2016Stadt, Land, GartenZur Kulturgeschichte des Nutz-gartens, LVR-Industrie museum Tuchfabrik Müller, Euskirchen, www.industriemuseum.lvr.de

Foto

: Ole

Fis

cher

Inve

ntar

ImpressumLandschaftsverband Rheinland LVR-Fachbereich Kommunikation Kennedy-Ufer 2, 50679 Köln Tel. 0221 809-2781, Fax 0221 809-2889 E-Mail [email protected]: Evelyn Butz, Georg Corne lis-sen, Till Döring, Birgit Elsner, Nicolas Golsch, Thomas Hax-Schoppenhorst, Karin Knöbelspies, Katharina Landorff, Kristina Meyer, Inga Puschmann, Birgit Ströter, Michael Sturmberg, Prof. Dr. Frank Überall, Jill Wagner (JW) (CvD), Kristina Wild, Simone Zimmer, V.i.S.d.P.: Christine BayerLayout und Produktion: muehlhausmoers corporate communications gmbh, KölnDruck: Joh. Heider Verlag GmbH, Bergisch GladbachDie Beiträge der Fraktionen sowie der politischen Mandatsträgerinnen und -träger liegen allein in deren jeweiliger Verantwortung.

KULTUR ERLEBEN

Foto

: Han

s-Th

eo G

erha

rds/

LVR

Page 43: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

43RHEINLANDweit 1 | 2016

flabbeschüssere

blötschepöhlen Fuppes

Die Dokumentation und Erfor-schung dieser äußerst facetten-reichen Sprachwirklichkeit, zu der auch die regionalen Orts- und Familiennamen gehören, sind die Aufgaben der Abteilung Sprache im LVR-Institut für Landeskun-de und Regionalgeschichte. LVR-Sprachforscher Dr. Georg Corne-lissen hört hin, wenn Menschen im Rheinland miteinander sprechen. In dieser Rubrik erklärt er die viel-fältigen Phänomene und Beson-derheiten rund um die rheinische Kommunikation.

Als die Jungs und die jungen Männer im 19. Jahrhundert anfin-gen, Fußball zu spielen, hatten sie noch keine Bezeichnung für das neue Spiel. Doch das Problem war bald gelöst. In Mönchengladbach nahmen sie das Dialektwort „pen-ge“, in Krefeld „kimme“, anderswo hieß es „flabbe“, „schüssere“ oder „blötsche“: (Fast) alle sprachen noch Platt (Dialekt). Das Ruhrgebiet entwickelte ein Faible für „pöhlen“.

Heute ist der Dialekt für die meisten Jugendlichen eine Art

Fremdsprache – aber sie spielen immer noch Fußball, jetzt auch die Mädchen. Dabei verwenden sie ei-nige der Begriffe der älteren Leute, aber sie haben auch ihre eigenen. Ein neues Wort, das bei jungen Leu-ten im Augenblick zu hören ist, lau-tet: „zocken“ – also nicht im Sinne von „am Glücksspiel teilnehmen“ oder „am Computer spielen“. Nein, wenn Jugendliche heutzutage zo-cken, dann kann auch bolzen oder pöhlen gemeint sein. In Dinslaken zum Beispiel ist „Fuppes spielen“ oder „Fuppes zocken“ zu hören.

Nun muss man beim Fußball fein unterscheiden: im Verein oder auf dem Bolzplatz? Gekonnt oder nur mit Karacho? „Bolzen“ zum Bei-spiel kann Verschiedenes meinen – aber nicht: „im Vereinsrahmen schönen Fußball spielen“ (dafür gibt es ja überhaupt keinen Ausdruck)! „Kicken“ (aus dem Englischen) gehört zu den gemeinsamen Vokabeln von Jung und Alt, wenn es ums „Bol-zen“ oder „Zocken“ geht. Ein aktuelles DFB-Trikot

zeigt, umgekehrt getragen, den Aufdruck „BOLZEN KICKEN PÖH-LEN“. Für die Kids außerhalb des Ruhrgebiets müsste der letzte Teil aber erst noch übersetzt werden.

Sprache, wie sie nicht im Duden steht: Ortsdialekte, Regiolekte wie das Ruhrdeutsche oder die Reste alter Geheimsprachen haben viel mehr mit der sprachlichen Identität einer Region zu tun als das in den Nach-richten gesprochene Deutsch.

Dr. Georg Cornelissen • Ist Sprachforscher und

arbeitet beim LVR-Institut für Regionalgeschichte und Landeskunde.

• Er hat zahlreiche Publikatio-nen zu den Themen Dialekte,

Regiolekte, regiona-le Namenwelt und

Sprachgeschichte des Raumes verfasst.

Bolzen, kicken, zocken

DE SCHNÜSS JESCHWAAD

Foto

s: A

ndre

a K

ülke

ns; i

Stoc

k

Page 44: Das LVR- Magazinpubli.lvr.de/publi/PDF/773-LVR_Magazin_erste-Ausgabe.pdf• Und vieles mehr Viele weitere Infos vom LVR finden Sie im Internet: Unter dem Wort Service stehen Begriffe

Für die Menschen im Rheinland

70 Jahre NRW: Anlässlich dieses besonderen Jubiläums präsentiert sich auch der Landschafts-verband Rheinland gemeinsam mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe beim NRW-Tag. Zum LVR gehören Schulen, Museen und Kultureinrichtungen, Kliniken, Jugendhilfeeinrichtungen und das Landesjugendamt. Sei mit dabei und #LassDichdrücken! www.lvr.de

Land

scha

ftsv

erba

nd

Rhe

inla

nd

NRW-Tag vom

26.–28. August:

Spannende Aktionen

am gemeinsamen

Stand vom LVR und LWL

www.duesseldorf.de/

nrwtag

N R W 7 0 D