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Das Magazin der TU Hamburg MAI 2016 ISSN: 1611-6003 Welcome! Studierende der TU Hamburg an US-Spitzenuni Berkeley Auf der Suche nach Sicherheitslücken in IT-Systemen Alles freiwillig! Engagement für Flüchtlinge TUHamburgIntegrativ Mit Übersetzungen in und

Das Magazin der TU Hamburg - tore.tuhh.de · Robotik unterrichtet. „Heute werden zunehmend öfter Chips verbaut, um Vorgänge zu automatisieren", sagt die Ingenieurin, die vor wenigen

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Das Magazin der TU Hamburg

MAI 2016 ISSN:1611-6003

Welcome! Studierende der TU Hamburg an US-Spitzenuni Berkeley

Auf der Suche nach Sicherheitslückenin IT-Systemen

Alles freiwillig!Engagement für Flüchtlinge TUHamburgIntegrativ

MitÜbersetzungen

in

und

Um weiterhin erfolgreich mit exzellenten Produkten zu wachsen, suchen wir:

Gute Nachwuchskräfte undPersönlichkeiten mit technischem BackgroundWenn Sie die Arbeit an Hightech-Produkten und Prozessen in zu kunfts-träch tigen Märkten reizt und Sie mit hohem Engagement und Initiative Ihre eigenen Vorstellungen voranbringen wollen, dann sind Sie bei uns richtig.

Suchen Sie den Einstieg bei uns auch über

PraktikaBachelor-/ MasterarbeitenÜbernehmen Sie mit viel Engagement Projekte und bringen Sie diese voran!Wir bieten vielseitige Aufgabenfelder z.B. aus den Bereichen Verfahrens- und Pro-duktionstechnik und ideale Entwicklungsmöglichkeiten in einem kreativen Team.

Haben Sie Interesse? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbungsunterlagen! Senden Sie diese bitte an unsere Personalabteilung z. Hd. Frau Wallenstein ([email protected]).

Informieren Sie sich auf unserer Homepage oder rufen Sie uns gerne an!

Verstärken Sie unser Team!

Mankiewicz – Lackierideen der Zukunft

Mankiewicz ist ein global operierender Lack-hersteller, gegründet 1895 in Hamburg. Heute beliefert die Mankiewicz-Gruppe unterschied-liche Märkte mit Hightech-Beschichtungssys-temen für die industrielle Serienfertigung. Dazu gehören anspruchsvolle Märkte wie Maschi-nenbau, Automobil, Luftfahrt, Bahn, Land- und Baumaschinen, Medizintechnik, Yacht und Windkraft.

Heute sorgen mehr als 1.200 Mitarbeiter da-für, Lackierideen der Zukunft weltweit um zu-set zen, um langfristig die Wer ter hal tung von Gebrauchs- und Investitionsgütern si cher zu-stellen. Un sere Produkte zeichnen sich durch höchste Qualität, kontinuierliche Nähe zum Markt und des sen Anforderungen aus.

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Mankiewicz Gebr. & Co. (GmbH & Co. KG) · Georg-Wilhelm-Str. 189 · 21107 Hamburg, [email protected] · www.mankiewicz.com

Wachstum hat, wie jede Medaille, zwei Seiten. Ich freue mich täglichüber den Studierendenzuwachs an der TUHH. Immer mehr Studen-tinnen und Studenten wählen die einzige Technische Universität imNorden der Republik für ein ingenieurwissenschaftliches Studiumaus. Und wir möchten ihnen nicht nur in der Lehre und Forschungdas Bestmögliche bieten, sondern möchten auch, dass sie sich aufdem Campus, in ihrem Studierendenleben wohl fühlen. So sehe ich auch täglich, dass die TUHH eine begrenzte, physische Platz-kapazität hat. Von der Mensa bis zu den Lernräumen benötigen wirmehr Platz. Wachstum bedeutet also nicht nur Freude, er stellt unsauch vor Herausforderungen, die wir angehen. In vielen Gesprächenmit Politik und Wirtschaft diskutieren wir über Wachstum und Finanzierung und wollen dabei allen Beteiligten gerecht werden. Unter dem Wachstum darf die Qualität in Forschung und Lehre nichtleiden. Mit unserem Leitgedanken „Technik für Menschen“, habenwir uns selbst das Wort gegeben, stets mit der Zeit zu gehen und ihrsogar voraus zu sein. Aktuelle gesellschaftliche Trends im Technolo-giebereich werden von uns nicht nur begleitet, sondern aktiv erkanntund mit gestaltet: Die Digitalisierung drängt sich gegenwärtig in alleunsere Lebensbereiche, sei es Arbeit, Kommunikation, Energie, Verkehr, Medizin, Produktion oder Sozialleben. Sie ist ebenso wie die Materialforschung als integrierte Querschnitts-technologie in unsere drei Kompetenzfelder „Green Technologies“,„Life Science Technologies“ und „Aviation & Maritime Systems“ eingebettet. In diesen Gebieten werden wir vorne mit dabei sein! Wirwollen diese Themenfelder strategisch ausbauen und stärken, unddas gelingt nur mit Wachstum.Die Technische Universität Hamburg ist in der glücklichen Lage, über ihre wissenschaftlichen Partner hinaus Unterstützung für diesesAnsinnen zu finden. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg – unddabei werden wir auch über die dringend nötige Ergänzung unsererräumlichen Infrastruktur vom Labor über Lernräume bis zur Mensa nachdenken.

Professor Garabed AntranikianPräsident der TU Hamburg

Die TUHH soll weiter wachsen –warum?

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ImpressumHerausgeber: Präsident der Technischen

Universität HamburgKonzeption:

Jutta Katharina Werner (JKW)Redaktion: JKW (Ltg.), Volker Kühn,

Dr. Martin Tschechne.Redaktionsassistent: Las Jacobsen.

Übersetzung: Ali Moghadasi, Muthana Al-Temimi, Ali Hammoud, Wissam Alkhalil,

Fakhrbakhsh Mobarhan Afzaneh. Mitarbeit: Katja Biewendt, Felix Bölle, Henrik Bey,

Dr. Gernod Deckelmann, Wibke Derboven, Dr. Axel Friedewald, Dr. Thomas Hägele,

Ana Lena Herrling, Jutta Janzen, Susanne Küster, Thorsten Kiehl, Jan Lê, Gesine Liese, Ramina Maschal,

Dr. Andreas Moschallski, Aleksej Oboskalov, Joachim Scheunert, Eugen Solowjow,

Dr. Martin Tschechne, Dr. Markus Venzke, Alexander Weber, Ulrike Wittke; Professoren Ralf God,

Heinz Herwig, Martin Kaltschmitt, Christian Kautz, Stefan Krüger.

Fotos: Johannes Arlt, Christian Bittcher, Fotolia, Lina Nguyen, Sydney Airport Multimedia Gallery, TUHH.

Illustration: Julia Fischer. Grafik: Sander.

Druck: I & P Druck & Verlag GmbH.

Mit ihrem Roboter begeistert SarahLatus technikinteressierte Schülerin-nen, die sie an der TU Hamburg in Robotik unterrichtet. „Heute werdenzunehmend öfter Chips verbaut, umVorgänge zu automatisieren", sagt dieIngenieurin, die vor wenigen Wochenihr Studium in Elektrotechnik an derTU Hamburg abgeschlossen hat undnun auf dem Gebiet der Medizin-technik forscht. Das Thema ihrer Promotion als wissenschaftliche Mitar-beiterin am Institut für Medizintechni-sche Systeme ist die intravaskuläreBildgebung am Herzen. Dabei gewon-nene Daten müssen für den behan-delnden Arzt automatisiert undausgewertet werden. Es ist Technik fürden Menschen – Gründungsmotto derTUHH seit 1978 – im Zeitalter der Digitalisierung, dem Schwerpunkt-thema der Maiausgabe 2016. Das Titelfoto hat Johannes Arlt ge-macht–  wie viele weitere Aufnahmendieser spektrum-Ausgabe.

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3 Die TUHH soll weiter wachsen – warum?

6 Musik, zwei drei vier . . .

8 Lufttransport: Bessere Vernetzung der realen und virtuellen Welt

10 TUHH 4.0 – Eine Umfrage auf dem Campus

12 Das Porträt einer Datensicherheitsexpertin

15 Aus der Forschung in aller Kürze

16 TUHH-Experte kommentiert spektrum-Beitrag über Datensicherheit

18 Forschung für den smartPORT Hamburg

20 Schneller bewerben mit Campusmanagement

21 Fünf Fragen an Professor Knutzen zur Hamburg Open Online University

22 Colibri oder wie virtuelle Technik die Lehre erweitert

24 Hamburg-Berkeley und zurück: Ein Austauschprogramm für Studierende

26 Publikationen

27 Aus der Forschung in aller Kürze

28 From Camp to Campus: Das Studien- und Weiterbildungsangebot für Flüchtlinge an der TUHH Bericht auch in Arabisch und Farsi

33 Was sonst noch war

34 Wenn Kunst Türen öffnet

36 Übel wie schlecht, Acker wie Feld: Nachnamen, die man sich merkt

38 Alles freiwillig! TUHamburgIntegrativ engagiert sich für Flüchtlinge – Bericht auch in Arabisch und Farsi

43 Und wer putzt für Sie? – Reinigungskräfte im Porträt

46 Buchtipps

Seite 12Seite 43

Seite 34

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Seite 8

Seite 28

Seite 38

www.hchagemann.de / karriereGRUNDINSTANDSETZUNG ALTER ELBTUNNEL

AM LIEBSTEN MÖGEN WIR ES KOMPLIZIERT

er Musik hört, genießt

und denkt eher selten an

Technik. Dabei ist es die

Technik, die die Musik erst

möglich macht. Viel Wissen

und technisches Können ist

zur Herstellung von Blech-

Blas, Saiten- und Tastenin-

strumenten nötig. Bestimmte

Techniken sind Grundlage

jeden virtuosen Spiels. Noch

seltener ist, dass Musiker die

Technik in ihrem Namen tra-

gen wie die 2012 gegründete

neue Big Band der TU Ham-

burg: „Fach Bereich Für Ana-

loge Frequenztechnik“, kurz

FBFAFT. Was bloß haben

sich die 20 Bandmitglieder –

Studierende, Mitarbeiter und

Alumni – auf dem Foto in der

Versuchshalle der Schiffbau-

ingenieure in Gebäude C –

dabei gedacht? Der Name

sperrig und lang. Das Kürzel

unaussprechlich. Beides das

glatte Gegenteil von ihrer

Musik: Swing, Soul, Latin,

Funk. Auch wenn viel Blech

im Einsatz ist, blechern

kommt FBFAFT nie daher.

Zur Erklärung muss man

etwas aushohlen: In FB für

Fachbereiche – heute Institut

– war früher einmal die TUHH

gegliedert und so mancher

sehnt vielleicht diese Zeiten

zurück. A wie analog ist jede

Musik, alles andere klänge

bestenfalls noch wie Katzen-

musik. Und mit F wie Fre-

quenzen haben es sowohl

Musiker als auch Ingenieure

zu tun. JKW

Hörprobe gefällig? :

http://joom.ag/rncpwww.gero-weiland.de

W

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Forschung 19

Mehr über die Musiker und die Big Band unter: http://joom.ag/rncp

Gute Laune bringt Gero Weiland immer mit. Wenn derHamburger Musiker, Dirigent und Komponist die Bühne

im großen Hörsaal der TUHH betritt, ist Unterhaltung garan-tiert. Vielleicht ist sein Temperament das Geheimnis seines Er-folgs. Er vermag, andere zu begeistern. Weiland gründete2002 gemeinsam mit Studierenden und Mitarbeitern derTUHH die Big Band SwingING. Auch wenn die Musiker längstkeine Studierenden, Alumni und Mitarbeiter der TUHH mehrsind, sondern Berufsmusiker, erfreuen sich deren Konzertelängst größter Beliebtheit. SwingING hat sich einen festenPlatz in der Stadt erobert. Als ihre kleine Schwester giltFBFAFT. In dieser 2012 gegründeten Big Band musizieren nunauch wieder Studierende, Mitarbeiter und Alumni. Der Proben-aufwand ist mit ihren sonstigen Aufgaben vereinbar. Die Pro-ben sind immer mittwochs ab 19 Uhr im Audimax I und neueMusiker herzlich willkommenDer „Fachbereich Für Analoge Frequenztechnik“ ist nicht dieeinzige Band, die auf dem Campus probt und spielt. Mehrfachim Jahr tritt das TUHH-Orchester SymphonING mit klassischerMusik auf. Zu Klassik-Konzerten laden zudem unter dem Titel„TUHH goes music“ Absolventen der Hochschule für Musik inden Hörsaaal ein. Zum musikalischen Angebot zählt auch SingING, der TUHH-eigene Chor. JKW

www.gero-weiland.de

Musik, zwei, drei, vier . . . Die Mitglieder der Big Band FBFAFT: 1: Lars Radtke (Bass, Doktorand TUHH, Maschinenbau),2: Philipp Burgwald (Klavier, Student TUHH, Mechatronik),3: Robert Glöckner (Akkordeon, Ukulele, Mitarbeiter TUHH),4: Johanna Peters (Baritonsaxophon, Alumni, Maschinenbau),5: Roland Gosda (Trompete, Student TUHH, Theoretischer Maschinenbau),6: Irmela Räger (Trompete, Student HCU, Geomatik),7: Antje Fleischhauer (Altsaxophon, Alumni, Schiffbau),8: Daniela Vorwerk (Altsaxophon, Student TUHH, Energie- undUmwelttechnik),9: Ralph Jeske (Trompete, Alumni),10: Vincent Eisenberg (Posaune, Student HCU, Geomatik),11: Jan N. Wieczorek (Schlagzeug, Student TUHH, Schiffbau- undMeerestechnik),12: Max Thur (Tenorsaxophon, Student HAW, Elektrotechnik),13: Frank Dainat (Trompete, Student TUHH, Lehramt Elektrotechnik-Informationstechnik),14: Lars Heinrich (Altsaxophon, Student TUHH, Energietechnik),15: Gero Weiland (Bandleiter, Diplom-Musiklehrer),16: Tobias Conradi (Altsaxophon, Alumni, Informatik-Ingenieurwesen),17: David Gramatzki (Tenorsaxophon, Student TUHH, Maschinenbau),18: Kai Steltner (Gitarre, Student TUHH, Maschinenbau)

Weitere Bandmitglieder:Severin Arlt (Posaune, Student TUHH, Logistik und Mobilität), Claudia Kar-duck (Gesang, Mitarbeiter TUHH), Lukas Nover (Altsaxophon, Alumni, Me -diziningenieurwesen), Anne Rynek (Tenorsaxophon, Student TUHH,Bauingenieurwesen), Nikolaus Schlegel (Tenorsaxophon, Student TUHH,Energie- und Umwelttechnik), Banu Sengül (Gesang, Student TUHH, Ener-gie- und Umwelttechnik), Moritz Vieth (Gesang, Student TUHH, Schiffbau-und Meerestechnik).

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tolia

Noch fehlen Werkzeuge und Methoden zur besseren Vernetzung der realen und virtuellen Welt

I n der Luftfahrt rechnet man mit einem weiteren Wachstum beiPassagierzahlen und Fracht. Die räumlichen Erweiterungsmög-

lichkeiten der Systeminfrastruktur sind sehr begrenzt, so dassdie Nutzung von Informationstechnik sich den Weg durch diesenFlaschenhals bahnen muss. Professor Ralf God, Ulrike Wittkeund Thorsten Kiehl vom Airbus-Stiftungsinstitut für Flugzeug-Kabinensysteme erläutern, warum speziell im Lufttransportsys-tem die Einbettung von informationstechnischen und physischenProzessen ein naheliegender nächster Schritt ist.Ein Weg durch den „Flaschenhals“ bietet die tiefgreifende Ver-zahnung der realen mit der virtuellen Welt. Im produzierendenGewerbe, zum Beispiel beim Flugzeughersteller, wird dieservierte Schritt der Industrialisierung mit dem Begriff „Industrie 4.0“verbunden. Wir sprechen von einem cyber-physischen System,wenn ein real-virtuell-immersives System außer der Produktionauch Dienstleistungsprozesse – bei einer Fluggesellschaft zumBeispiel den Transport von Passagieren und Fracht oder War-tungsprozesse – beinhaltet. Dazu können auch Aktivitäten undAngebote anderer daran beteiligter Systeme – beispielweise desöffentlichen Nahverkehrs, des Flughafens oder von Mietwagen-und Hotelanbietern – gehören. Bezogen auf das Lufttransport-system der Zukunft verwenden wir den englischen Begriff„Cyber-physical Aviation“.Es ist aufgrund einer weitgehend losen Kopplung der vielen Sys-temelemente, welche alle ihre eigenen Lebenszyklen haben, einkomplexes System. Entwickler, Hersteller, Betreiber und Nutzerkommunizieren jederzeit und kontinuierlich miteinander und in-teragieren mit den vielen technischen Systemen über deren ge-samte Lebenszyklen hinweg – weltweit. Während zum Beispielbei den Passagierprozessen am Flughafen eine Transformationzu dieser nächsten Stufe schon voll im Gange ist, gibt es an an-deren Stellen, zum Beispiel an der Nahtstelle vom Flughafen zumFlugzeug, noch viel Verbesserungspotenzial. Auch die Anlagen,Geräte und Bauteile im Lufttransportsystem besitzen künftig ei-gene Intelligenz und Kommunikationsfähigkeiten, so dass Ob-jekte und Menschen in digital-diskreten und in zeitkontinu-ierlich-realen Prozessverläufen über drahtlose und berührbareSchnittstellen miteinander im Austausch stehen. Eine zukünftigjederzeit mögliche Information und Kommunikation würde dannEngpässe im Gesamtsystem mit einer lokal verfügbaren guten

Informationslage durch Entscheidung, Abstimmung oder Reor-ganisation lösen können.Technologien cyber-physischer Systeme (Datennetzwerke, Da-tenfunk, Bild- und Mustererkennung, elektronische Identitäten fürdie Automatisierung, Nahfeldkommunikation zum bargeldlosenBezahlen, Radio-Frequenzidentifikation als Auto-ID-Verfahren fürGegenstände) werden bereits vielfach eingesetzt und kontinuier-lich weiterentwickelt. Auf dem Weg zu einem cyber-physischenLufttransportsystem besteht daher heute weniger ein Mangel aneinsetzbarer und nutzbarer Technologie, als an Werkzeugen undMethoden für einen harmonisierten Ablauf, bei dem die vielenSystemelemente zusammenwirken müssen. Denn kennzeich-nend für cyber-physische Systeme ist deren Vernetzung! Einegroße Herausforderung besteht darin, dass bei einer Segmentie-rung und weltweiten Verteilung des Gesamtsystems viele wirt-schaftliche Einheiten und wissenschaftliche Disziplinenzusammenarbeiten und sich austauschen und abstimmen müs-sen. Als weitere Schwierigkeit erfährt der bislang ausreichend gutbeherrschte Bereich der physischen Sicherheit plötzlich neuar-tige Bedrohungen aus dem Cyberspace, wo Angriffspfade fürviele Hersteller, Betreiber und Nutzer häufig nicht mehr leicht er-kennbar und begreifbar sind. Dennoch ist der Druck auf die Luft-fahrtbranche, sich mit der Transformation hin zu einemcyber-physischen Lufttransportsystem zu befassen, sehr stark,weil dieses Prinzip auch in vielen anderen Bereichen vorange-bracht wird und weil das zu erwartende Nutzenpotenzial in na-hezu allen Branchen als extrem hoch eingeschätzt wird.

Lufttransport

Forschung in Hamburg zu Cyber-physical Aviation(www.cyber-physical-aviation.org): Zu Beginn des Jahres2016 eröffnete das TechCenter des Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung. Im ZAL kooperierendie Hamburger Hochschulen mit Unternehmen der Luft-fahrtindustrie. Einen Fokus bilden dort Arbeiten zuCyber-physical Aviation innerhalb folgender hochschul-übergreifender Themenbereiche: Luftfahrttechnik, Logistik und Mobilität, Cyber Security, ID- und Auto-ID-Verfahren, System of Systems Engineering, System Security Engineering, Entwurf und Integration von CPS,Technologien von CPS.

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Sie verändert die Welt.Schleichend. Aber tiefgreifend.

Die Digitalisierung und Computer lösen einen Wandel aus. Die

dritte industrielle Revolutionist smart, (was so viel heißt wie intelligent,

salopp, hübsch, elegant, clever oder eine Mischung aus allem).Und wie immer bei Revolutionen umfasst sie

fast alle Lebensbereiche. Und wie jede Technik hat auch sie

zwei Seiten – mindestens.Berichte aus Forschung und Lehre

sowie Statements zu

TUHH 4.0

TUHH. 4.0 – Was fällt Ihnen dazu spontan ein?

Der Schiffbau fertigt komplexeUnikate, für die es oft kaum Vor-erfahrungen gibt.Von daher hatman im Schiffbau schon lange

erkannt, dass die Informationstechnik d i e zen-trale Technologie ist. Praktisch kein Forschungs-vorhaben oder keine industrielle Entwicklungkommt heute ohne massiven Einsatz von Infor-mationstechnik aus. Von daher wäre TU 4.0 fürmich insofern konsequent, wenn wir diese bishererfolgreiche Entwicklung fortschreiben können.Ich sehe aber durchaus die Gefahr, dass wir le-diglich eine neue Schublade kreieren, in die wirdann mühsam bereits erfolgreich gelebte Ent-wicklungen pressen müssen. Das wäre wie-derum ein massives Entwicklungshemmnis.

Stefan KrügerLeiter des Instituts für das Entwerfen von Schiffen

und Schiffssicherheit

Die Digitalisierung erleichtert schon heute unsereBildungsarbeit im MINT-Bereich mit Kindern. MitHilfe von Programmen wie Dropbox gelingt das

Lernen mit Schülergruppen und Lehrern, die unser außerschuli-sches Angebot in ihren Unterricht integrieren. Dabei entsteht, andas Niveau der jeweiligen Lerngruppe angepasst, individuelles Un-terrichtsmaterial. Außer auf unserer Homepage informieren wirauch auf Facebook mit einer eigenen Seite über unsere Aktivitäten.Man kann uns liken! Aktuell arbeitet sich das Team in neue interak-tive Programme ein, um in der Hamburg Open Online University(www.hoou.de) noch mehr Menschen in der ganzen Welt erreichenzu können. Wir werden zeigen, wie man mit Kindern experimentiertund naturwissenschaftliche Vorgänge plausibler erklären kann. Da-rüber hoffen wir auch, generell das Interesse für die Forschung,speziell an der TUHH, stärken zu können. www.kinderforscher.de

Gesine LieseProjektleiterin Kinderforscher an der TUHH

Das ist ein neues Schlagwort auf dem Campus: TUHH 4.0 – ist es Modeoder Methode? Als Forscher mit dem Schwerpunkt des digitalen Pro-duktionsmanagements denkt man an Industrie 4.0 und genau auf diesemTerrain arbeiten wir mit kleinen und mittelständischen Unternehmen zumBeispiel an Entwicklungen des Einsatzes von virtueller und erweiterterRealität. Die Forschungsergebnisse sind auch Inhalt von Vorlesungen undÜbungen. TUHH 4.0 bedeutet eine intensive Digitalisierung und Vernet-zung, und das lässt doch einen großen Fortschritt allein des sogenanntenWorkflow-Management erwarten. Erste Schritte können zum Beispiel einevollständig digitale Bearbeitung von Bestellungen mit Signaturfunktionsein, ein zeitgemäßer elektronischer Kalender mit Anbindung an andereOfficefunktionen sowie der Versand vertraulicher Unterlagen mit geeigne-ter Verschlüsselung. Also vor allem weg mit Papier und Stempel, auch fürdie Unterstützung der Nachhaltigkeitsbemühungen der TUHH.

In wenigen Sätzen beantworten Ingenieur-wissenschaftler, Studierendeund Mitarbeiter die Frage,die – in Anlehnung an die bekannte Wortschöpfung Industrie 4.0 – für die Digitalisierung von Forschung und Lehre und Informatisierung unserer Universität steht.

Axel FriedewaldOberingenieur, Institut für Produktions-

management und -technik

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Der Begriff Industrie 4.0 soll dievierte industrielle Revolutionzum Ausdruck bringen. Gemäßeinem bei Wikipedia entnom-menen Zitat, ist die Basis dieser

Revolution die Verfügbarkeit aller relevanten In-formationen in Echtzeit durch Vernetzung alleran der Wertschöpfung beteiligten Instanzensowie die Fähigkeit, aus den Daten den zujedem Zeitpunkt optimalen Wertschöpfungs-fluss abzuleiten. Fragestellungen oder sogarForschungsarbeiten dazu haben in meiner bis-herigen Tätigkeit an der TUHH keine Rolle ge-spielt. Wird der daraus abgeleitet Begriff TUHH4.0 als eine weitergehende Informatisierung undder Einsatz von Robotern an den Universitätenverstanden, kann ich ähnlich wie im Industrie-bereich keine wirkliche Revolution, sonderneine Weiterentwicklung bereits vorhandener Ansätze und Möglichkeiten erkennen. In diesenBereichen sehe ich die TUHH aktuell gut aufge-stellt. Die mit diesen Weiterentwicklungen ver-bundenen Konsequenzen sollten allerdingsgerade im Bereich der Lehre nicht dazu führen,dass die persönliche Betreuung beziehungs-weise der Kontakt zwischen Lehrenden undStudierenden reduziert wird oder sogar entfällt.

Gernod DeckelmannOberingenieur am Institut für Baustoffe,

Bauphysik und Bauchemie

Projekte wie TUNE, welche eine Generalüberholungder IT-Infrastruktur versprechen, halte ich grundsätz-lich für notwendig. Studierende können mit schnelle-ren Zeugnisausgaben sowie einer optimierten

Organisation der Nichttechnischen Wahlpflichtfächer rechnen undwerden profitieren. Leider wird die Fertigstellung aller Teilprojekte vonTUNE noch ein paar Jahre in Anspruch nehmen. Eine Parallele zu In-dustrie 4.0 würde ich aber an dieser Stelle nicht ziehen. Hierfür be-darf es autonomer Agenten und Maschinen, die miteinanderkommunizieren und auf Basis der gesammelten Daten Entscheidun-gen treffen. Bei den meisten Vorgängen an der Uni handelt es sich je-doch um Dienstleistungen. Auch wenn Computer im Spiel sind –Entscheidungen fällen schlussendlich die Menschen.

Morgens im Bett liegen bleiben und einfach die Da-tenbrille aufsetzen, um an der Vorlesung teilzuneh-

men? Mir gefällt diese Vorstellung! TUHH 4.0 ermöglicht eine neueArt des Wissensaustauschs und eine bessere Vernetzung innerhalbdes Campus und zu anderen Universitäten. Wir nutzen bereits dieaktuellen Angebote wie Stud IP, Dropbox und Google Scholar. Damitwir Studierenden die Entwicklungen aktiv mitgestalten und die Ver-netzung nicht nur noch virtuell stattfindet, halte ich die Gründungeiner TUHH 4.0-AG für nötig und sinnvoll.

Mit 4.0 verbinden sich Veränderungen unserer Ar-beitswelt. Was können wir uns unter Universitätsver-waltung 4.0 vorstellen? Ich glaube, dass das Bild

vom Internet der Dinge bei der Antwort hilft. Wir werden sehen, dassVerwaltungssysteme der Bereiche Finanzen, Organisation, Personaletc. automatisch miteinander zu kommunizieren lernen. MenschlicheArbeit wird der Konzeption, der Überwachung und der Qualitätssi-cherung dieser Kommunikation dienen. Die Arbeit wird anderenCharakter bekommen, sie wird anspruchsvoller und herausfordern-der werden. Seien Sie gespannt darauf!

Joachim ScheunertKanzler der TUHH

Ramina Maschal Logistik, Infrastruktur und Mobilität (MSc)

Wir Informatiker sind ja diejeni-gen, die die Digitalisierung erstermöglichen und insofern er-warten unsere Absolventen

beste berufliche Perspektiven. Was mich alsWissenschaftler betrifft, so habe ich bereits seit2003 meine Vorlesungen aufgezeichnet, damitsich Studierende unabhängig von Zeit und Raummit den Inhalten auseinandersetzen können. Inder Forschung könnte ich mir vorstellen, dassdie Wissenschaftler rund um den Erdball engervernetzt zusammenarbeiten zum Beispiel durchden weltweiten Austausch von Messdaten.

Markus VenzkeOberingenieur am Institut für Telematik

Alexander WeberComputer Science, Vertiefung Intelligence

Engineering (MSc)

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„Ich denke immer wie einAngreifer“, sagt die

Juniorprofessorin an derTUHH – und legt damit die Sicherheitslücken in

IT-Systemen offen.

Die wichtige Antwort zum Alltag einer Sicherheitsexpertin vor-weg: Ja, Christina Brzuska benutzt eine Kreditkarte. Und ja,

sie vertraut dem Serviceangebot ihrer Bank, die kleinen Routinendes Geldgeschäfts online zu erledigen. Bei einer Mathematikerinmit dem Forschungsgebiet Kryptografie wird man danach fragendürfen. Schon aus eigenem Interesse: Ja, unsere Verschlüsse-lungssysteme sind sicher.

Nun ja, was das Wort „sicher“ ebenso hergibt – die Juniorpro-fessorin für IT-Sicherheitsanalyse stellt sich mit einer Offenheitals Zweiflerin vor, als handele es sich dabei um einen zweitenVornamen. Gestatten: Brzuska, Zweiflerin. Sie weiß, dass auch

ihre Bank um die Grenzen der eigenen Systeme weiß. Jedes Ri-siko, sagt sie, bleibe nun mal eine Frage der Abwägung. Undwenn sie mit Kollegen aus anverwandten Instituten darüberspricht, was sie als spannendes Vergnügen empfindet, dannkann ihr schon mal so ein Ausruf entfahren: Oh, da sehe ich abereinen Angriffsvektor! Oder: Oh, da vertrauen Sie aber dem Her-steller!

Der konstruktive Einspruch ist Teil ihrer Arbeitsplatzbeschrei-bung, ob es um die Software-Systemtechnik geht, um eingebet-tete Systeme oder um scheinbar fernere Fachbereiche wie denFlugzeugbau. Erstens, weil es im Wesen einer Sicherheitsanalyse

Gestatten: Brzuska,

Zweiflerin

Ein Bericht von Martin Tschechne

liegt, Lücken und Widersprüche in einem funktionierenden Ablaufausfindig zu machen. Und zweitens, weil die Umsetzung ihrer zu-nächst mathematischen Berechnungen Teil der Kooperation mitdem auf Sicherheitslösungen spezialisierten Unternehmen NXPist, mit dem die Universität 2014 ein gemeinsames Exzellenzkol-leg gegründet hat: Brzuska ist die Person, bei der Theorie undPraxis dieses Joint Ventures zwischen Wissenschaft und Wirt-schaft in Hamburg zusammenfließen.

„Kryptografie ist die Mathematik hinter der Verschlüsselungs-technologie“, definiert die Expertin und berichtet von der älterenVersion eines weltweit verbreiteten Betriebssystems, in dem einPasswort aus 16 Zeichen den Zugang sicherte. „Nicht schlecht“,meint Brzuska zunächst und lobt auch, dass die Daten schon inschwer zu knackenden Hashwerten gespeichert waren – also inmathematisch definierten Schließfächern. „Dummerweise habensie die Verschlüsselung behandelt, als wären es zwei achtstelligePasswörter.“ Achtstellig ist zu knacken, zweimal achtstellig dau-ert einfach nur doppelt so lange. Sechzehnstellig übersteigt jedeRechnerkapazität.

Und genau hier, erläutert sie, liege die Relativität des Begriffs Si-cherheit: „Sicher ist nur ein Computer, den sie gar nicht erst ansNetz anschließen.“ Punkt. Alles andere ist in Bewegung: dieTechnologie, die Kenntnis ihrer Nutzer, sogar die Mathematikselbst. Ein Beispiel? „Wir wissen, wie man zwei große Primzahlenmiteinander multipliziert“, erläutert sie. „Das haben wir in derSchule gelernt. Wenn jetzt aber einer verlangt, das Produkt auszwei großen Primzahlen wieder auseinander zu nehmen, sie alsozu faktorisieren – da müssen wir passen.“ Bis zu einer Lösung,fügt die Forscherin noch hinzu, könne es gut und gerne hundertJahre dauern. So lange beruhe darauf unsere Verschlüsselungs-technologie.

Deshalb auch spricht sie von Vektoren, wenn sie die Räume ihrerErkundungen umreißt, also Klassen von möglichen Attacken, dieständig neu zu definieren sind und neben Berechnung und Be-weis auch einen Sinn für Psychologie verlangen: Einfühlungsver-mögen, Taktik, ein Gespür für Ängste, Trägheit, Drohung und dieFreude daran, immer noch eine und noch eine Möglichkeit durch-zuspielen. „Ich habe mir angewöhnt“, sagt Brzuska mit einembuchstäblich entwaffnenden Lächeln, „stets wie ein Angreifer zudenken.“

Es war Liebe auf den ersten Blick. Ein Mathematikstudium, In-formatik als Nebenfach, eine Vorlesung zu Kryptografie – undPeng! „Ich hätte auch Eintritt dafür bezahlt“, erinnert sie sich.„Das Einzige, was zu einem perfekten Thriller fehlte, war einEimer mit Popcorn.“ Der Dozent, Marc Fischlin an der TU Darm-stadt, betreute später ihre Doktorarbeit; es folgten Studienauf-enthalte in Israel und den USA, zuletzt ein Jahr bei Microsoft inEngland. Sie kennt sich aus. Sie weiß, wie ein Unternehmen tickt.Mit NXP – die übrigens auch die Sicherheitskonzepte für Kredit-karten entwickeln – spielt sie Strategien durch, definiert Angriffs-vektoren und sucht, sie mit den Mitteln der Mathematik zuerfassen. Jedes Mal ein Fest, wenn so ein Beweis gelingt.

Und doch ist sie bei der Wissenschaft geblieben. Mit ihren Stu-denten liest sie die Zeitung und diskutiert etwa, ob Vorratsdatenüberhaupt gespeichert werden sollen, und wenn ja, welche, wieviele, wie lange, warum und wofür, oder wie Apple und das FBIsich im Streit um einen Sicherheitscode auf eine salvatorischeFormel einigten. „Es ist einfach schön“, erläutert die junge Pro-fessorin, „sich mit Dingen zu beschäftigen, die ich nicht verstehe,die wir nicht verstehen, die niemand versteht – und da zu versu-chen, noch einen Schritt weiter zu gehen. Und dann in einer Po-sition zu sein, andere mit meiner Begeisterung anzustecken.“

„Das Einzige, was zu einem perfekten Thriller fehlte, war ein

Eimer mit Popcorn“.

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Bisher ist es reine Grundlagenforschung. Doch die Chancen stehen gut, dassin Deutschland eines Tages ein neuer Werkstoff zum Einsatz kommt, der widersprüchliche Eigenschaften vereint: Er istsowohl hart, elastisch als auch fest. Hamburger Forscher mit TUHH-Professor Gerold Schneider an der Spitze habenein Nanokompositmaterial entwickelt, das das Potenzial hat, bisher nicht verknüpfbare Eigenschaften zu vereinen. DasForscherteam besteht aus Wissenschaftlern der TU Hamburg, der Universität Hamburg, des Helmholtz-Zentrums Geest-hacht und von DESY. Weitere Informationen: www.tuhh.de/sfb986/startseite.html und http://dx.doi.org/10.1038/nmat4553

Die Forschung für eine neuartige Dämmung ist aus den Kinderschuhen längst heraus,jetzt steht die Ausarbeitung der Produktion der zukunftsweisenden Dämmplatte auf Basis eines Polyurethan-Aerogelsim Vordergrund. Dafür hat das Unternehmen BASF in Niedersachsen eine Pilotanlage, die weltweit erste ihrer Art, inBetrieb genommen. Mit dem Ziel, neuartige Aerogel-Materialien und deren Herstellungsprozesse zu entwickeln, setzendie deutsche Aerogel-Expertin Professor Irina Smirnova vom Institut für Thermische Verfahrenstechnik und das Unter-nehmen ihre erfolgreiche Forschung fort. Bei dem kürzlich gestarteten EU-Projekt, in dem europäische Forscher ausWissenschaft und Wirtschaft bis 2019 weitere Anwendungsgebiete der hochporösen Aerogele etablieren wollen, ist dieBASF leitender Industriepartner und die TUHH mit Professorin Smirnova hat die Koordination des 3,9 Millionen Euroumfassenden Projekts übertragen bekommen. www.nanohybrids.eu und https://www.basf.com/de/company/news-and-media/news-releases/2015/06/p-15-265.html

Was es noch nicht gibt

Neuer Dämmstoff

Noch ist die Wirksamkeit von Chemotherapeutika in der Krebsthera-pie nicht immer erfolgreich. Ingenieure und Ärzte des Forschungszentrums Medizintechnik Hamburg arbeiten gemeinsamdaran, die Wirksamkeit verschiedener Zytostatika zu erhöhen. Zentrale Bedeutung könnte ein von TUHH-ProfessorWolfgang Krautschneider am Institut für Nano- und Medizinelektronik und Professor Udo Schumacher am Institut fürAnatomie und Experimentelle Morphologie des Universitätsklinikums Eppendorf und ihren Teams entwickeltes elektro-nisches Implantat erhalten, nur wenige Millimeter lang und so dünn wie eine Nadel. Es kann die Aktivität des Tumorsmessen und diese Daten drahtlos nach außen übertragen. So lässt sich sehr schnell erkennen, ob die Chemotherapieanschlägt. Im Bedarfsfall lässt sich dann zu einem anderen Zytostatikum übergehen. So soll Zeit gewonnen und Leiden erspart werden. www.tuhh.de/nanoelektronik und www.uke.de/kliniken-institute/institute/anatomie-und-experimentelle-morphologie/team/detailseite-udo-schumacher.html

Klein, kleiner am kleinsten

Der Konsumgüter-Markt hat eine neue Zielgruppe im Blick: die Baby-Boomer im Rentenein-trittsalter (sogenannte Silver Ager). Sie ist so groß und finanzstark wie keine Seniorengenerationen zuvor. Malte Marwede,einer der mehr als 300 Doktoranden an der TUHH, untersucht in seiner Dissertation „Produktentwicklung für entfernteZielgruppen“, ob junge Produktentwickler in der Industrie ausreichendes Wissen haben, um nicht am Kunden vorbei zuentwickeln und was es braucht, um passgenaue Produkte auf den Markt für Silver Ager bringen zu können.https://www.tuhh.de/tim/team/marwede_en.html

Baby-Boomer

Wenn der Wasserverbrauch sinkt und die Energiekosten steigen, sind Energiespar-maßnahmen ein Weg, um den Wasserpreis stabil halten zu können. Gemeinsam mit Deutschlands größten kommunalenWasserversorgern aus Hamburg und Berlin prüft ein Forscherteam um Professor Mathias Ernst Energieeinsparpotenzialein der Wassergewinnung. Dabei wird von einer möglichen Energieeinsparung von bis zu 20 Prozent ausgegangen, inEinzelfällen werden sogar Einsparungen von bis zu 36 Prozent erwartet. Mit hocheffizienter Pumpentechnologie in Trink-wasserbrunnen, der Reduzierung von Druckverlusten in Rohrleitungen und innovativer Betriebsführung werden die inder Praxis erzielbaren Potenziale überprüft. www.tuhh.de/wwv/enerwag

Weniger ist mehr

Das Datenzentrum der NSA im amerikanischen Bluffdale

bei Salt Lake City zum Beispiel hat eine Speicherkapazität,

die jedes Vorstellungsvermögen übersteigt. Um Yottabyte

und Exabyte streiten sich die fachkundigen Beobachter.

Die Fläche, die der Riesenspeicher im US-Bundesstaat

Utah einnimmt, lässt sich mit leichter überschaubaren

Zahlen umschreiben: Sie ist so groß wie 50 Fußballfelder.

Und schon arbeitet die NSA an einer neuen Geheimwaffe,

an einem Quantencomputer, der nun wirklich jeden Code

im Netz knacken können soll – und seinem Betreiber

damit Zugang zu praktisch jeder Information, zu allem

Wissen der Welt verschaffte: Eine solche Wunderwaffe

böte freien Einblick in die Kommandozentralen des Mili-

tärs, die Entwicklungsabteilungen der Industrie, in die Pla-

nungszentren der Politik.

Aber was hatte der Berliner Brandstifter mit alldem zu tun?

Was der Berliner Polizei bei der Suche nach dem Täter hel-

fen sollte, war die Tatsache, dass jedes empfangsbereite

Mobiltelefon sehr verlässlich und präzise seinen Standort

meldet. Diese Daten werden gespeichert. Geschützt nur

durch Gesetze. Was aber, wenn die öffentliche Sicherheit

bedroht ist? Oder zumindest: wenn sie bedroht scheint?

Millionen von Kommunikationsverbindungen, so legte der

Whistleblower Edward Snowden offen, leite der Bundes-

nachrichtendienst an die NSA weiter, und auch Internet-

konzerne wie Google, Microsoft, Facebook und Skype

lieferten gewaltige Mengen von Daten ihrer Nutzer an den

Secret Service. Wo immer also in Berlin ein Auto in Flam-

men aufging, ließen sich alle Handys in der Umgebung un-

bemerkt registrieren – die Ermittlungsbehörden hofften

darauf, am Ende nur noch ein einziges Telefon auf der Liste

zu haben, das an allen Tatorten zum kritischen Zeitpunkt

seine Signale ausgesandt hatte: das Telefon des Täters.

Es ist die Methode, die Nadel im Heuhaufen zu suchen,

Sommer 2011 in Berlin. Am Ende war es nur ein armer

Hund, 27 Jahre alt, der seinen Job verloren hatte.

Nachts schlich er sich in die Gegenden, wo ein Audi, Mer-

cedes oder BMW vor der Tür stand; mehr als hundert

Autos setzte er in Brand. Was die Fahnder schließlich auf

den Täter aufmerksam machte, war dessen auffälliges

Verhalten in der U-Bahn, wenn er die Tatorte hastig wieder

verließ.

Für Markus Beckedahl aber lag der Skandal auf einer ganz

anderen Ebene. Seit 2002 beobachtet der Aktivist, Firmen-

gründer und Sicherheitsberater den Wandel des Internet.

Im Fall des Brandstifters von Berlin erinnerte sich der Kri-

tiker und Mahner vor allem an die digitalen Fahndungs-

methoden: flächendeckende Maßnahmen, nach denen

zunächst jeder als verdächtig angesehen wird. Beckedahl

erkannte darin eine schleichende Perversion fundamen-

taler Regeln des Rechtsstaats. Seine Bedenken stellte Be-

ckedahl in dem Buch „Überwachtes Netz“ zur Diskussion.

Gabriella Coleman von der McGill University sah im Sicher-

heitskonzept der Datensammler eine Gefährdung der Ge-

sellschaft. Casper Bowden, der konvertierte Daten-

schutzbeauftragte des Software-Riesen Microsoft, verwies

auf unheilvolle Parallelen zwischen immer umfassenderen

Verlockungen für Verbraucher und immer umfassenderen

Möglichkeiten ihrer Überwachung – und alle bestätigten:

Ihre Sorglosigkeit beim Surfen sei längst Vergangenheit.

Das Netz war einmal die Chance für Offenheit und Demo-

kratie, für Teilhabe und Gemeinschaft. Doch der Optimis-

mus der Aufbruchszeit ist einer verbreiteten

Beklommenheit gewichen. Allzu deutlich treten die wahren

Absichten der großen Player im Internet zutage. Informa-

tion ist das umkämpfte Terrain: Daten, Fotos, Audio- und

Videoaufzeichnungen, Bewegungsprotokolle. Und die Waf-

fen sind gigantische Server-Parks und Super-Computer.

Quantencomputerwürden nicht jede Artvon Verschlüsselungbrechen. Es gibt sym-metrische und asym-metrischeVerschlüsselung. Sym-metrische Verschlüsse-lung kann man sichwie ein Schloss vorstel-len: der gleicheSchlüssel ist zum Ver-sperren und Entsper-ren nötig. Um sich vorQuantencomputernzu schützen müssteman die Schlüssel-länge verdoppeln undwäre so sicher wiezuvor. AsymmetrischeVerschlüsselung kannman sich wie ein Post-fach vorstellen. DasPostfach ist mit einerkryptischen Zahlen-folge gekennzeichnet(öffentlicher Schlüs-sel), jeder kann Briefeeinwerfen, nur der Be-sitzer des zugehörigenSchlüssels (privaterSchlüssel) kann dasPostfach öffnen undBriefe herausnehmen.Zwischen öffentlichemund privatem Schlüs-sel besteht ein mathe-matischerZusammenhang, derso geartet ist, dassman es mit den heuti-gen Computern undVerfahren nicht schafft, zueinem gegebenenPostfach aus der Ken-nung (öffentlicherSchlüssel) einen pas-senden (privaten)Schlüssel zu schnei-den; mit Quanten-computern wäre dasbei den heute ge-bräuchlichen Ver-schlüsselungsverfahrenaber möglich.

Das Bild vom Surfen hat sich erledigtVorsicht! Die Überwachung durch Datensammler wie Google und

Facebook, NSA und GCHQ verschiebt nicht nur die Machtverhältnisse.

Sie verändert auch unser Bild vom Menschen – und manchmal

verkehrt sie die Logik unseres Denken.

TUHH-Datensicherheitsexperte Professor Dieter Gollmann kommentiert den

Bericht des Journalisten Martin Tschechne.

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Der Artikel glaubtdem Versprechen vonBig Data, aus großenDatenmengen gezieltwertvolle Informa-tion herausziehen zukönnen; ich habe daerhebliche Zweifel,besonders was die Si-cherheit betrifft. DieAlgorithmen findennicht die Nadel imHeuhaufen, sie fin-den Dinge, die Na-deln in gewisser Weiseähnlich sind. Dannist es oft nicht nach-vollziehbar, warumdie künstliche Intelli-genz jemanden füreine Nadel hält. Mitder künstlichen In-telligenz kann mansich so hinter Compu-tern verstecken undEntscheidungen alsgleichsam gottgege-ben hinstellen. Daswäre ein weitererSchritt in Richtungeines Verwaltungs-staats, in dem sichdie Verwaltung derKontrolle durch dasVolk entzieht.

Welche Werbung mir gezeigt wird,ist mir ziemlich egal; wenn michgezielte Werbung ärgert kann ichdie Cookies auf meinem Rechnerlöschen und bin wieder ein relativunbeschriebenes Blatt. Wenn miraufgrund einer nicht nachvoll-ziehbaren Schufa-Auskunft Kreditverweigert wird, kann das viel un-angenehmere Folgen haben, aberein deutsches Gericht hat in jünge-rer Zeit der Schufa bestätigt, dassihr Klassifizierungsverfahren einBetriebsgeheimnis ist und mankein „Recht auf Begründung hat“.Profilierungsmethoden bei Stellen-bewerbungen sind ein ähnlich ge-artetes Thema.

Professor Dieter Gollmannstudierte Technische Mathematik an der Johannes Kepler UniversitätLinz, promovierte dort über ein Thema aus der Kryptographie.Habilitation für Informatik an der Universität Karlsruhe, erster CourseDirector des MSc in Information Security in Royal Holloway, Universität London; ab 1998 bei Microsoft Research Cambridge; seit2003 Leiter des Instituts für "Sicherheit in verteilten Systemen".

Fazit: Das öffentliche Interesse an diesen Themen

ist gering. Weder Journalisten noch Akademikerhatten bisher nennenswerten Erfolg, die

öffentliche Einstellung in dieser Beziehung zu ändern.

indem man einfach den ganzen Heuhaufen in seine na-delfeinen Details zerlegt. Es ist die Methode der Big Data,der gewaltigen Datenmengen, die keine Vermutung, kei-nen Anfangsverdacht brauchen, um schließlich doch dasentscheidende Detail preiszugeben.

Schlau programmierte Algorithmen entscheiden, welcheDaten für eine vorgegebene Frage von Bedeutung sind.Sie stellen Vermutungen auf und überprüfen sie. Berech-nen beispielsweise welche Musik uns betören oder wel-cher Kriminalroman uns fesseln könnte, wenn wir nurvorher durch ein paar Klicks auf dem Computer oder durchein paar Einkäufe im Internet unsere Vorlieben angedeutethaben. „Cookies“ heißen die Dateien, in denen solche In-formationen gespeichert werden. Mit Cookies hinterlegtder Nutzer in seinem eigenen Computer ein detailliertesProtokoll seiner Bewegungen im Internet. Ohne selbstetwas davon zu bemerken. Algorithmen werden auch herausfinden, wer als eine Be-drohung angesehen und verfolgt werden muss, wenn ervorher verdächtige Kontakte geknüpft, verdächtige Bot-schaften übermittelt oder auch nur sich mit seinem Mo-biltelefon an verdächtigen Orten aufgehalten hat. Imgünstigen Fall lassen sich so Verbrechen aufklären, imsehr günstigen sogar: Angriffe auf die westliche Wertege-meinschaft verhindern.

Constanze Kurz jedoch, Sprecherin des Chaos ComputerClubs, traut auch den Beteuerungen der Netzbetreiber undihrer Überwacher nicht. Das Argument der Sicherheit seivorgeschoben, sagt sie und hängt die rhetorische Fragean, wer denn wohl wen vor welcher Art von Terrorismusschütze, wenn die NSA das Mobiltelefon von Angela Mer-kel oder Gerhard Schröder abhöre. Im Fall des BerlinerBrandstifters waren es dann eher Menschenkenntnis undgute Beobachtungsgabe, ganz althergebracht, die zur Auf-klärung der Serie von Anschlägen führten. Die Daten derAnwohner oder Passanten bleiben dennoch gespeichert.Vorratsdaten. Und jeder ist und bleibt interessant als Lie-ferant von Daten. Also sind persönliche Daten ein wichti-

ges und wertvolles Gut. Und also tun viele Leute im Inter-net vieles, um solche Daten einzusammeln: Sie bietenMusik oder Filme zum Download an – oft sogar gratis. Sieliefern Lebenshilfe, ebenfalls gratis: rasche Erlösung beiKopfschmerz, ein schneller Blick in die Jobbörse. Mit herz-lichem Dank übrigens für die erstklassigen, lebensechtenDaten zu Person, Lebensumständen, Sehnsüchten, Grup-penzugehörigkeit und Schuhgröße. Wo in all dem Kom-merz und der Unterhaltung ist der Optimismus derergeblieben, die in der technologischen Revolution vor allemeine Chance gesehen haben – die Chance auf mehr De-mokratie, auf schlankere und offenere Abläufe in der Ver-waltung, auf Erleichterung bei der Arbeit und aufschnellere, fairere Verbreitung von Information?

Anke Domscheit-Berg hat als Bürgerin der DDR 1989 er-lebt, dass eine Bewegung aus dem Volk tatsächlich Mau-ern einreißen kann; auch die Datensammelwut der Stasikonnte es nicht verhindern. Inzwischen hat die heute 48-jährige Brandenburgerin eine Karriere als Unternehmens-beraterin bei McKinsey und bei Microsoft hinter sich, warpolitisch aktiv für die Grünen und die Piratenpartei und en-gagiert sich für die Idee des Open Government.Open Government, also: offene Verwaltung, ist ein strate-gisches Prinzip. Offenheit, Transparenz und Zusammen-arbeit als erklärtes Gegenmodell zu den Strategien derGeheimdienste und der globalen Internetkonzerne. Parti-zipation, Teilhabe, ist eine Säule der offenen Verwaltung.Sie setzt dreierlei voraus. Erstens: ein Gefühl für denCharme einer Gemeinschaft, deren Mitglieder einandertatsächlich auf Augenhöhe begegnen. Zweitens: die Be-reitschaft, sich selbst in den Diskurs einer solchen Bür-ger-Gemeinschaft einzuschalten, Interessen abzugleichenund Interessen zu respektieren. Und drittens: Vertrautheitim Umgang mit dem elektronischen Medium. Wer skep-tisch ist gegenüber denen, die das Internet als Lausch-posten und Machtinstrument missbrauchen, der darf sichnicht der Technik verweigern. Im Gegenteil: Der sollte siebeherrschen.

Den ausführlichen Bericht finden Sie unter:http://joom.ag/rncp

18 Forschung

Vorsicht! Die Überwachung durch Datensammler wie Google und Facebook,NSA und GCHQ verschiebt nicht nur die Machtverhältnisse. Sie verändert auch unser Bild vom Menschen – und manchmal verkehrt sie die Logik unseres Denkens.

Das Bild vom Surfen hat sich erledigt

Der Fall liegt gerade einmal fünf Jahre zurück; ganze zwei Jahre derStreit um den Umgang mit persön-

lichen Daten, der sich an ihm entzündete.Und doch scheint die Rede von einer fer-nen Vergangenheit zu sein – einer Zeit, inder nicht Angst vor Terrorismus und Über-fremdung Europa vor sich her trieb, in derdie Anschläge vom Januar und dem No-vember 2015 in Paris und die Gewalttatender Silvesternacht auf der Kölner Dom-platte noch keine Panik unter den Bürgernausgelöst hatte und Widerstand gegen dieKontrollmacht des Staates noch eine Op-tion war.

Sommer 2011 in Berlin. Am Ende war esnur ein armer Hund, ein Maler und Lackie-rer, 27 Jahre alt, der seinen Job verlorenhatte, noch daheim bei seiner Mutterwohnte und sich an denen rächen wollte,die besaßen, was er nie erreichen würde.Nachts schlich er sich in die Gegenden, woein Audi, Mercedes oder BMW vor der Türstand; mehr als hundert Autos setzte er inBrand. Die Presse spekulierte über organi-siertes Verbrechen und terroristischen Hin-tergrund; Sondereinheiten der Bundes-polizei begleiteten die Berliner Beamten aufihren Patrouillen; wochenlang war die Stadtin Aufregung. Was die Fahnder schließlichauf den Täter aufmerksam machte, wardessen auffälliges Verhalten in der U-Bahn,wenn er die Tatorte hastig wieder verließ.

Für Markus Beckedahl aber lag der Skan-dal auf einer ganz anderen Ebene.

Seit 2002 beobachtet der Aktivist, Firmen-

gründer und Sicherheitsberater den Wan-del des Internet und kommentiert in seinemBlog „netzpolitik.org“, was aus der großenHoffnung einer Generation auf Transparenzund Bürgerbeteiligung geworden ist: einentschieden abgeschirmtes Terrain, aufdem Geheimdienste und großes Geld ihregefräßigen Maschinen in Stellung bringen,um alles einzusammeln, was Menschen anInformation über sich und ihre Umgebungpreisgeben. Im vergangenen Sommerstellte der Blogger Pläne des Verfassungs-schutzes zur Überwachung sozialer Netz-werke online; der Generalbundesanwalteröffnete ein Ermittlungsverfahren wegenLandesverrats. Bürger und Politiker gingenfür die Verteidigung der Pressefreiheit aufdie Straße, Gewerkschaften und Verbändeprotestierten. Am Ende wurde das Verfah-ren eingestellt – doch deutlich wurde: Be-ckedahl und seine Mitstreiter waren demSystem unangenehm nahe gekommen.

Im Fall des Brandstifters von Berlin erin-nerte sich der Kritiker und Mahner vor alleman die digitalen Fahndungsmethoden: flä-chendeckende Maßnahmen, nach denenzunächst jeder als verdächtig angesehenwird, als potenzieller Verbrecher, als Terro-rist, als möglicher Feuerteufel. Bis zum Be-weis seiner Unschuld. Beckedahl erkanntedarin eine Umkehrung des Bildes vom auf-geklärten Menschen, eine schleichendePerversion fundamentaler Regeln desRechtsstaats: Die Unschuldsvermutung istfestgeschrieben im Grundgesetz der Bun-desrepublik Deutschland und in der Men-schenrechtserklärung der Vereinten Natio-nen. Bis zum Beweis der Schuld in einem

rechtsstaatlichen Verfahren, so heißt esdort, hat jede beschuldigte Person als un-schuldig zu gelten. Und auch so behandeltzu werden.

Seine Bedenken stellte Beckedahl in demBuch „Überwachtes Netz“ zur Diskussion.Co-Autoren wie der frühere Datenschutz-beauftragte des Bundestags, Peter Schaar,oder der Verfassungsrechtler Dirk Heck-mann, Vertreter der Gewerkschaft ver.di,von Transparency International und vomChaos Computer Club registrierten darinmit Sorge, welche Interessen sich im Netzdurchzusetzen drohten und welches Aus-maß der Kampf um die Herrschaft dort an-genommen hatte – nicht erst seit denEnthüllungen der Whistleblower EdwardSnowden, Bradley Manning oder Julian As-sange, nicht erst seit Affären wie Wikileaks,Tempora, PRISM, Belgacom oder denSkandalen um die Geheimdienste der USAund Großbritanniens, um NSA und GCHQ.

Gabriella Coleman von der McGill Univer-sity sah im Sicherheitskonzept der Daten-sammler eine Gefährdung der Gesellschaft,der Göttinger Politikwissenschaftler An-dreas Busch forderte eine entschiedeneKontrolle der Kontrolleure. Casper Bowden,der konvertierte Datenschutzbeauftragtedes Software-Riesen Microsoft, verwies aufunheilvolle Parallelen zwischen immer um-fassenderen Verlockungen für Verbraucherund immer umfassenderen Möglichkeitenihrer Überwachung – und alle bestätigten:Ihre Sorglosigkeit beim Surfen sei längstVergangenheit; ja, die Metapher selbst, dasBild vom scheinbar schwerelosen Dahin-

Ein Bericht von Martin Tschechne

Forschung 19

gleiten über rollende Wellen, habe sich erledigt. Stattdessen gestanden sie, ihre Mails undTelefonbotschaften zu verschlüsseln undräumten ein, sich selbst hinter solchenkryptografischen Schutzmauern nicht mehrsicher zu fühlen. Hatte nicht sogar Con-stanze Kurz vom Chaos Computer Club,eine promovierte Informatikerin, gebeichtet,dass sie die Kameralinse ihres Laptops kur-zerhand mit einem Stück Klebestreifen ver-deckt habe – und damit einen irgendwierührenden Einblick in private Ängste gebo-ten? Aber was an dem kleinen Geständnisauch zu erkennen war: Nicht einmal dieSprecherin der Hacker und Freaks, vordenen kein Netz auf der Welt sicher schien,traute noch dem Frieden hinter dem eige-nen Bildschirm.

Das Netz war einmal die Chance auf Offen-heit und Demokratie, auf Teilhabe und Ge-meinschaft. Doch der Optimismus derAufbruchszeit ist einer verbreiteten Be-klommenheit gewichen. Allzu deutlichhaben sich die Bedingungen verschoben,und allzu deutlich treten die wahren Absichten der großen Player im Internet zu-tage: Es geht um Vorbeugung und Abstim-mung, ja, aber auch um Macht undVorherrschaft. Als habe das Wettrüsten desKalten Krieges neu begonnen. Informationist das umkämpfte Terrain: Daten, Fotos,Audio- und Videoaufzeichnungen, Bewe-gungsprotokolle. Alles, was zu kriegen ist.Und die Waffen sind gigantische Server-Parks und Supercomputer.

Das Datenzentrum der NSA im amerikani-

schen Bluffdale bei Salt Lake City bei-spielsweise 2013 in Betrieb genommen, hateine Speicherkapazität, die jedes Vorstel-lungsvermögen übersteigt. Um Yottabyteund Exabyte streiten sich die fachkundigenBeobachter und hauen einander die Zeh-nerpotenzen um die Ohren: eine eins mit 24Nullen? Oder nur mit 18? Sämtliche Wörter,die jemals auf dieser Erde gesprochen wur-den? Oder nur sämtliche Telefongesprächevon einer Milliarde Menschen? Das Netz istvoll von solchen Deutungsversuchen undSpekulationen. Sie haben ihre Funktion,sollen, je nach Quelle, aufwiegeln, wachrütteln oder verharmlosen. Und die NSAschweigt dazu, natürlich. Ein Geheimdienstist nun mal keine PR-Agentur.

Immerhin, die Fläche, die der Riesen-Spei-cher im US-Bundesstaat Utah einnimmt,lässt sich mit leichter überschaubaren Zah-len umschreiben: Sie ist so groß wie 50Fußballfelder. Der Stromverbrauch ent-spricht dem einer mittleren Großstadt. Wersich also die Abmessungen eines handels-üblichen Laptops vor Augen führt und sichdazu vergegenwärtigt, welche Leistungschon so ein Winzling vollbringt, der kannsich ein Bild zumindest davon machen,dass Bluffdale alle Dimensionen sprengt.Auch alle Dimensionen der Vernunft. Keinerbaut Maschinen, um sie nicht zu nutzen.

Und schon arbeitet die NSA an einer neuenGeheimwaffe, einem Quantencomputer,der nun wirklich jeden Code im Netz kna-cken können soll – und seinem Betreiberdamit Zugang zu praktisch jeder Informa-tion, zu allem Wissen der Welt verschaffte:

Eine solche Wunderwaffe böte freien Ein-blick in die Kommandozentralen des Mili-tärs, die Entwicklungsabteilungen derIndustrie, in die Planungszentren der Poli-tik. Es wäre der Schlüssel zu einer Welt-herrschaft, die sich George Orwell, AldousHuxley und der Behaviorist Burrhus F. Skin-ner nicht ausmalen konnten.

Aber was hatte der Berliner Brandstifter mitalledem zu tun? Was sagte ein vergleichs-weise provinzieller Fall von Sozialneid undZerstörungswut aus über den globalenMachtkampf im und um das Internet?

Was der Berliner Polizei bei der Suche nachdem Täter helfen sollte, war die Tatsache,dass jedes empfangsbereite Mobiltelefonständigen Kontakt zum nächstgelegenenSendemast halten muss, also sehr verläss-lich und präzise seinen Standort meldet.Diese Daten werden gespeichert. Es sindVerbindungsdaten, so genannte Meta-Daten, nicht verschlüsselt, und geschütztnur durch Konvention und Vertrauen. DurchGesetze. Was aber, wenn die öffentliche Si-cherheit bedroht ist? Oder zumindest:Wenn sie bedroht scheint? Wer definierteine solche Bedrohung? Wer sagt, wie vielVergewaltigung und Trickdiebstahl vor demKölner Dom einen nationalen Notstand be-deuten? Und wer entscheidet, wann Bür-gerrechte verletzt werden dürfen, um dieAllgemeinheit zu schützen? Immerhin lässtsich jedes Verbrechen, jeder Akt von Terro-rismus oder Vandalismus im Rückblickganz leicht analysieren: Wenn wir nur die-ses winzige Detail rechtzeitig erfahren underkannt hätten…

Verbindungsdaten sind kompakt. Sie las-sen sich weitergeben ohne allzu großenAufwand. Millionen von Kommunikations-verbindungen, so legte der WhistleblowerEdward Snowden offen, leite der Bundes-nachrichtendienst an die NSA weiter, undauch Internetkonzerne wie Google, Micro-soft, Facebook und Skype lieferten gewal-tige Mengen von Daten ihrer Nutzer an densecret service. Und während der damaligeGeheimdienstkoordinator Ronald Pofallavon ganzen zwei Datensätzen zu berichtenwusste, sprachen Kenner der Szene baldvon Totalüberwachung.Wer telefoniert mit wem, wann und wielange? Wer schickt wem eine Kurznach-richt oder eine Mail? Zur Qualität solcherDaten und zu ihrer Aussagekraft gebenConstanze Kurz und ihr Kollege Frank Rie-ger in ihrem Buch „Die Datenfresser“ einanschauliches Beispiel. Wählt etwa ein An-rufer die Telefonnummer eines Restaurantsund schickt anschließend eine SMS an dreiandere Personen, und lassen sich derenMobiltelefone zwei Stunden später in derFunkzelle desselben Restaurants orten,dann ist auch der Inhalt der Mitteilungen ei-nigermaßen klar: Lasst uns gemeinsamessen gehen! Harmlos. Aber es brauchtnicht viel Phantasie, um sich andere Kon-stellationen auszumalen. Brisantere. Wasetwa, wenn Politiker sich zum Gesprächtreffen, ohne gleich dem Protokoll und demFraktionszwang unterliegen zu wollen?Was, wenn Erfinder die Möglichkeiten einerKooperation ausloten? Sollten sie nicht vorgeheimer Beobachtung durch Dritte ge-schützt sein? Oder was, wenn ein Journa-list sich mit einem Whistleblower trifft? DieOrgane der herrschenden Macht wärensehr rasch zur Stelle.

Wo immer also in Berlin ein Auto in Flam-men aufging, ließen sich alle Handys in derUmgebung unbemerkt registrieren, ob sienun Anwohnern, Besuchern oder zufälligenPassanten gehörten – die Ermittlungsbe-hörden hofften darauf, am Ende nur nochein einziges Telefon auf der Liste zu haben,das an allen Tatorten zum kritischen Zeit-punkt seine Signale ausgesandt hatte: dasTelefon des Täters.

Es ist die Methode, die Nadel im Heuhau-fen zu suchen, indem man einfach denganzen Heuhaufen in seine nadelfeinen De-tails zerlegt. Nicht sehr originell vielleicht,nicht sehr elegant, aber sehr effektiv. Undtechnisch überhaupt kein Problem.

Es ist die Methode der Big Data, der gewal-tigen Datenmengen, die keine Vermutung,keinen Anfangsverdacht brauchen, umschließlich doch das entscheidende Detailpreiszugeben. Vorausgesetzt, es wird wirk-lich der ganze Heuhaufen in die Analyseeinbezogen. Bis auf den letzten Halm. Undvorausgesetzt, die riesige Rechenanlage istdarauf programmiert, wichtige Informationverlässlich von störenden Nebensächlich-keiten zu unterscheiden. Die Nadel vomStachel einer Distel, den Brandstifter vomzufälligen Passanten und den Terroristenvon einem, der nur mal auf die Regierungschimpft. Oder über die Überwachungsme-thoden des Staates.

Zur Suche nach der Nadel dienen Algorith-men. Das sind mathematisch ausgeklü-gelte, hoch entwickelte Programme, dieDaten sinnvoll kombinieren, Häufigkeitenanalysieren und Wahrscheinlichkeiten ab-gleichen – bis sich aus alledem ein Bild er-

gibt, das so scharf ist wie durch ein Mikro-skop betrachtet und so unverwechselbarwie ein Fingerabdruck. Algorithmen sind soetwas wie die Roboter des Informations-zeitalters. Menschenähnlich vielleicht nichtin ihrem Aussehen, das gibt es nur im Sci-ence-Fiction-Film – aber menschenähnlichin ihrem Vorgehen: Sie sammeln Informa-tion und integrieren sie, Detail für Detail, inein immer komplexer werdendes Bild. Sielernen. Sie differenzieren sich aus. Wie einGehirn. Aber sie vergessen nie.

Schlau programmierte Algorithmen ent-scheiden, welche Daten für eine vorgege-bene Frage von Bedeutung sind. Sie stellenVermutungen auf und überprüfen sie. Be-rechnen etwa, welche Musik uns betörenoder welcher Kriminalroman uns fesselnkönnte, wenn wir nur vorher durch ein paarKlicks auf dem Computer oder durch einpaar Einkäufe im Internet unsere Vorliebenangedeutet haben. Und mit jedem Schritt,mit jedem Mausklick wird das Bild präziserund verlässlicher. Selbst wer glaubt, nichtszu haben und nichts zu sein, was sich zuverbergen lohnt, liefert Muster, die sich zueinem Bild von biometrischer Unverwech-selbarkeit fügen. Wer einmal auf die Seiteeines Pop Stars oder einer politischenGruppierung klickt, der ist vielleicht nurneugierig. Wer es fünfmal tut, der denktsich etwas dabei. Und wer es zehnmal tut,der gibt damit schon sehr präzise Auskunftüber sein Innenleben.

„Cookies“ heißen die Dateien, in denen sol-che Information gespeichert wird, also„Kekse“, als wären sie harmlos und selbst-verständlich wie Weihnachtsplätzchen. MitCookies hinterlegt der Nutzer in seinem ei-

genen Computer ein detailliertes Protokollseiner Bewegungen im Internet und gibtsich einem anonymen Gegenüber zu er-kennen. Ohne selbst etwas davon zu be-merken. Nur die Werbebotschaften, die wiezufällig auf dem Bildschirm auftauchen, oftin ganz anderem Zusammenhang, kommenin immer bedrängenderem Stakkato. Undnehmen dabei einen ganz eigenen Charak-ter an, herrisch, mahnend, wie einer, derdarauf pochen kann, eine flüchtig einge-standene Neigung nun endlich umzuset-zen: Die Botschaften sind nicht mehrAngebot oder Verlockung durch einenHändler, sondern sie scheinen unseren Be-dürfnissen selbst zu entspringen. Sieahnen, wonach uns der Sinn steht.

Algorithmen finden auch heraus, wer alseine Bedrohung angesehen und verfolgtwerden muss, wenn er vorher verdächtigeKontakte geknüpft, verdächtige Botschaf-ten übermittelt oder auch nur sich mit sei-nem Mobiltelefon an verdächtigen Ortenaufgehalten hat. Im günstigen Fall lassensich so Verbrechen aufklären, im sehrgünstigen sogar: Angriffe auf die westlicheWertegemeinschaft verhindern.

So weit, so theoretisch. Constanze Kurz je-doch, die als Sprecherin des Chaos Com-puter Clubs das elektronische Auge überihrem Bildschirm verklebt hat, traut auchden Beteuerungen der Netzbetreiber undihrer Überwacher nicht. Das Argument derSicherheit sei vorgeschoben, sagt sie undhängt die rhetorische Frage an, wer dennwohl wen vor welcher Art von Terrorismusschütze, wenn die NSA das Mobiltelefonvon Angela Merkel oder Gerhard Schröderabhöre.

Im Fall des Berliner Brandstifters waren esdann eher Menschenkenntnis und gute Be-obachtungsgabe, ganz althergebracht, diezur Aufklärung der Serie von Anschlägenführten, und nicht die Analyse großer Men-gen von Daten unbeteiligter und ahnungs-loser Menschen aus der Nachbarschaft.

Markus Beckedahl meinte sogar, der Täterhabe nicht mal ein Handy bei sich gehabt.

Die Daten der Anwohner oder Passantenbleiben dennoch gespeichert. Vorratsda-ten. Selbst die 2014 ernannte Bundes-Da-tenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff teiltdie Ansicht: Man weiß nie, wofür sie einmalnützlich sein können. Das ist das Prinzipder Sammler. Denn jeder ist und bleibt ver-dächtig – wessen, das könnte sich ja viel-leicht noch zeigen.

Und jeder ist und bleibt interessant als Lie-ferant von Daten. Wo sonst, wenn nicht anihrem Computer, geben Menschen so ehr-lich, ungefiltert und großzügig Einblick inihre Wünsche, Überzeugungen und Befind-lichkeiten? Wo sonst ist es möglich, jedenEinzelnen zu vermessen und auszuhorchen– in den Dingen, die er wirklich schätzt, mitdenen er wirklich Zeit verbringt, für die erwirklich Geld ausgibt? Und sich dabei ganzfrei und unbeobachtet glaubt.

In solchen Momenten der Zweisamkeit mitdem Bildschirm ist die virtuelle Welt ge-nauso real wie die reale. Also sind persön-liche Daten ein wichtiges und wertvollesGut. Und also tun viele Leute im Internetvieles, um solche Daten einzusammeln: Siebieten Musik oder Filme zum Download an– oft sogar gratis. Sie liefern Lebenshilfe,

ebenfalls gratis: rasche Erlösung bei Kopf-schmerz, ein schneller Blick in die Job-börse. Es schaut ja niemand zu. Wo findeich einen Anwalt für Arbeitsrecht? Wo einenmaßgeschneiderten Lebenspartner? Oderwo Beratung bei Burnout und Depression?Wer einsam vor seinem Bildschirm sitzt,denkt selten mal an die neugierigen Lau-scher, die sich dahinter verbergen können.Und bei jedem Mausklick bieten Verlockerund Verführer die phantastische Illusion, aufeinem riesigen Markt schöner, praktischer,begehrenswerter oder nutzloser Dinge freieAuswahl zu haben. Von A wie Amazon bisZ wie Zalando: einfach anmelden, einlog-gen und drauflos shoppen. Mit herzlichemDank übrigens für die erstklassigen, le-bensechten Daten zu Person, Lebensum-ständen, Sehnsüchten, Gruppenzugehörig-keit und Schuhgröße.

Aber was ist aus der Idee der Bürgerbetei-ligung geworden? Wo in all dem Kommerzund der Unterhaltung ist der Optimismusderer geblieben, die in der technologischenRevolution vor allem eine Chance gesehenhaben – die Chance auf mehr Demokratie,auf schlankere und offenere Abläufe in derVerwaltung, auf Erleichterung bei der Arbeitund auf schnellere, fairere Verbreitung vonInformation? „Wir wollen die Welt offenerund vernetzter machen“, hat Mark Zucker-berg versprochen, als er 2004 das Internet-Forum Facebook eröffnete. Heute speisendort mehr als 1,5 Milliarden Menschenemsig die Musterbögen ihrer Existenz insNetz ein. Und Eric Schmidt, langjährigerChef von Google, nannte die Erfindung In-ternet „das größte Anarchismus-Experi-ment aller Zeiten“ – aber er tat es mit denleuchtenden Augen dessen, der schon

ahnte, zu welchen Resultaten der globaleGroßversuch kommen würde. Und der si-cher war, dass nicht er zu den Versuchska-ninchen zählen wollte. Was ist nur aus allden guten Absichten geworden?

Anke Domscheit-Berg hat als Bürgerin derDDR 1989 erlebt, dass eine Bewegung ausdem Volk tatsächlich Mauern einreißenkann; auch die Datensammelwut der Stasikonnte es nicht verhindern. Inzwischen hatdie heute 48-jährige Brandenburgerin eineKarriere als Unternehmensberaterin beiMcKinsey und bei Microsoft hinter sich,war politisch aktiv für die Grünen und diePiratenpartei und engagiert sich für die Ideedes Open Government. Ihr Buch „Mauerneinreißen!“ mag ein bisschen viel Emphasemitbekommen haben. Aber das ist Alltagim öffentlichen Leben, vielleicht Stolz einererfolgreichen Frau, vielleicht auch Aus-druck einer standardisierten Vertraulichkeit,die man im Netz eben so einübt.

Open Government, also: Offene Verwal-tung, ist ein strategisches Prinzip, das dieNetzaktivistin immer wieder als Antwort aufdie heimliche Datensammelei und die un-heimliche Agglomeration von Macht im In-ternet formuliert: Offenheit, Transparenzund Zusammenarbeit als erklärtes Gegen-modell zu den Strategien der Geheim-dienste und der globalen Internet-Konzerne. Open Government ist, bildlichgesprochen, die hellere Seite einer techni-schen Revolution, deren soziales, ökono-misches und ökologisches Potenzial zurzeiteher im Schatten von Big Data und BigBusiness vor sich hinzukümmern scheint.

Warum habe ich als Bürgerin keinen Ein-blick in die Entstehung von Gesetzen? fragtDomscheit-Berg etwa und prangert denEinfluss von Lobbyisten und Verbänden an,die ihre Interessen bis in die Formulierun-gen von Gesetzestexten durchsetzten.Warum habe ich keinen Zugang zu Daten,Dokumenten und Protokollen, die von deröffentlichen Hand mit meinen Steuern er-stellt worden sind? Überhaupt: Wohingehen meine Steuergelder? Warum erfahreich nicht online, sofort und im Originalton,was etwa der Aufsichtsrat des Hauptstadt-flughafens BER in seiner letzten Sitzungbesprochen hat? Bezahle ich denn nicht fürdiesen Flughafen? Warum finde ich zwarauf der Homepage von Amazon Kunden-bewertungen von Büchern und CDs undbei TripAdvisor von Hotels, aber nirgendsetwas Vergleichbares für Schulen oder Kin-dergärten?

Partizipation, Teilhabe, ist eine Säule der of-fenen Verwaltung. Sie setzt dreierlei voraus.Erstens: ein Bedürfnis. Ein Gefühl für denCharme einer Gemeinschaft, deren Mitglie-der einander tatsächlich auf Augenhöhebegegnen. Zweitens: die Bereitschaft, sichselbst in den Diskurs einer solchen Bürger-Gemeinschaft einzuschalten. Mitzuma-chen: mitzureden und zuzuhören,Interessen abzugleichen und Interessen zurespektieren. Und drittens: Vertrautheit imUmgang mit dem elektronischen Medium.Wer skeptisch ist gegenüber denen, diedas Internet als Lauschposten und Macht-instrument missbrauchen, der darf sichnicht der Technik verweigern. Im Gegenteil:Er sollte sie beherrschen.

Ich sehe die Welt im Prinzip auch so, wieHerr Tschechne, und habe nur eine Korrek-tur und drei persönliche Kommentare. Die Korrektur: Quantencomputer würdennicht jede Art von Verschlüsselung bre-chen. Es gibt symmetrische und asymme-trische Verschlüsselung. SymmetrischeVerschlüsselung kann man sich wie einSchloss vorstellen: der gleiche Schlüssel istzum Versperren und Entsperren nötig. Umsich vor Quantencomputern zu schützenmüsste man die Schlüssellänge verdoppelnund wäre so sicher wie zuvor. Eine kleineVerschwörergruppe von Staatsfeinden jeg-licher Couleur könnte außerhalb des Inter-nets einen geheimen Schlüssel festlegenund weiterhin kommunizieren, ohne dassihre Nachrichten gelesen werden können.

Asymmetrische Verschlüsselung kann mansich wie ein Postfach vorstellen. Das Post-fach ist mit einer kryptischen Zahlenfolgegekennzeichnet (die Kryptographen sagenöffentlicher Schlüssel dazu), jeder kannBriefe einwerfen, nur der Besitzer des zu-gehörigen Schlüssels (die Kryptographensagen privater Schlüssel dazu) kann dasPostfach öffnen und Briefe herausnehmen.Zwischen öffentlichem und privatemSchlüssel besteht ein mathematischer Zu-sammenhang, der so geartet ist, dass manes mit den heutigen Computern und Ver-fahren nicht schafft, zu einem gegebenenPostfach aus der Kennung (öffentlicherSchlüssel) einen passenden (privaten)Schlüssel zu schneiden; mit Quantencom-putern wäre das bei den heute gebräuch -lichen Verschlüsselungsverfahren abermöglich.

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Wenn Christian Renner sich mal einen Blick in die Zukunfterlaubt, nur zum Spaß und ohne wissenschaftliche Absicht

– dann sieht er einen Hamburger Hafen voll dienstbarer Roboter,klein wie Fische und fast ebenso beweglich. Sie tauchen ein insWasser und prüfen den Zustand der Kaimauern. Sie untersuchenSchiffsrümpfe auf Beschädigung und erkennen Verschmutzungetwa durch austretendes Öl. Sie entfernen Bewuchs und lotendie Tiefe der Fahrrinne aus. Vielleicht baggern sie eines Tagessogar selber Sand und Schlick aus, ganz routiniert und selbstän-dig, ohne auf einen koordinierenden Befehl warten zu müssen.Smarte Maschinen eben. Renner sieht sie vor Badesträndenkreuzen, wo sie mit speziellen Sensoren die Wasserqualität kon-trollieren; er sieht sie hinter der Staumauer von Talsperren, diesie auf Risse absuchen, auf See als Wachen vor den Fundamen-ten eines Windparks oder auf Patrouille im natürlichen Habitatgeschützter Tiere und Pflanzen.

„Zukunftsmusik“, sagt der frisch gebackene Juniorprofessor undlacht. „Aber die Forschung ist auf gutem Weg.“ Nach seiner Pro-motion 2013 bei Volker Turau am Institut für Telematik der TUHHwar er nach Lübeck gegangen, wo am Institut für Technische In-formatik das autonome Unterwasserfahrzeug „Monsun“ entwi-ckelt wurde. Renner beteiligte sich am Projekt mit seinen Studienzu den Möglichkeiten der Kommunikation zwischen den hecht-großen, giftgelben Maschinen. Und wenn auch nach der Rück-kehr nach Hamburg sein Labor noch auf die passenden Gerätewartet und das Büro noch auf den letzten Schliff: Die deutlichkleineren Unterwasser-Roboter „HippoCampus“ der KollegenAxel Hackbarth und Eugen Solowjow vom Institut für Mechanikund Meerestechnik (spektrum Oktober 2015) haben seine Begeis-terung geweckt: „Sie sind flink und äußerst wendig, dazu preis-wert genug, um wirklich in Schwärmen eingesetzt zu werden.

Mit Ultraschall durch die FahrrinneEin Bericht von Martin Tschechne

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Solche Verbände können die Arbeit im Hafen kolossal erleich-tern.“

Wenn nur das Medium Wasser nicht wäre! Was oben an der Luftreibungslos den Transport großer Mengen von Daten über an-sehnliche Entfernungen zulässt, versagt schon ein paar Zentime-ter unter der Oberfläche: „Elektromagnetische Funkwellenkommen da einfach nicht weit“, sagt Renner. „Mit WLAN schaf-fen sie unter Wasser vielleicht einen Meter.“ Was bleibt, ist dieakustische Übermittlung von Daten, obwohl die für den gelerntenInformatiker geradezu quälend langsam funktioniert. Ein Kilobitpro Sekunde schafft das kleine Modem, das er selbst entwickelthat – für den PC im trockenen Arbeitszimmer sind 100 MegabitStandard, und Gigabit stehen längst auf der Agenda.

Schwimmende Roboter

Wieder ist es das Bild vom Schwarm, in dem der Forscher denAnsatz zur Lösung erkennt: Aufgaben lassen sich teilen. Eineraus dem Schwarm kann an der Oberfläche verweilen, kann Datensammeln, sie mit einer Mobilfunkverbindung an einen Leitstandübermitteln, von dort neue Instruktionen aufnehmen und sie aufkurzem Weg an seine Kollegen in der Tiefe weiterleiten. Beimnächsten Tauchgang wären die Kaimauer oder der Abschnitt derFahrrinne bereits kartografisch dargestellt, andere Roboter könn-ten die Arbeit nahtlos übernehmen. Nicht der einzelne Roboteralso lernt, sondern das System tut es. Aber jede Maschine weiß,wann es Zeit wird, eine Energiequelle aufzusuchen, sich anzudo-cken und neu aufzuladen. Mit „Energy harvesting“, also der Ver-sorgung auf der Basis regenerativer Energiequellen wieSolarzellen oder Windrädern, hat Renner sich in seiner Disserta-tion befasst.

Doch die akustische Kommunikation im fremden Medium stecktvoller Tücken. Ganze Frequenzbereiche gehen verloren, Störge-räusche überlagern das Signal, und die Wasseroberfläche wirft

ein Echo, so dass oft kaum etwas zu verstehen ist. Mit Wehmuterinnert sich der Informatiker an die Stille des Ratzeburger Seesim Winter, als er seine elektronischen Bauteile erstmals ver-senkte. Aber auch im Grollen und Dröhnen des Hamburger Ha-fens sendet und empfängt sein Hydrophon bei rund 75 Kilohertz.Die Frequenz ist Resultat umfangreicher Versuchsreihen, in dienicht nur Überlegungen zur maximalen Signalstärke bei minima-lem Energieaufwand eingegangen sind, sondern auch das Be-dürfnis, Rücksicht auf die Bewohner des Wassers zu nehmen.Die Roboterschwärme könnten ja auch im Naturschutzgebiet ihreArbeit tun.

Zukunftsmusik. Der Hafen steht im Fokus. Renners Juniorpro-fessur ist ein Kooperationsprojekt mit der Hamburg Port AuthorityHPA; Ziel der konzertierten Anstrengungen ist der smart PORT –ein Hafen, dessen Arbeitsabläufe digital koordiniert sind, unddessen Energieversorgung sich an den Forderungen von Nach-haltigkeit und Umweltverträglichkeit orientiert. Eigentlich genaudas, womit Renner sich seit seiner Promotion befasst. Nun könn-ten die gemeinsam entwickelten Ideen Form annehmen: als einSchwarm von Robotern, die sich miteinander vernetzen, sich ab-stimmen und lernen, die ein Gelände kartografisch darstellen,sich selbst mit Energie versorgen und eine Aufgabe in ständigerRückkoppelung mit einem Leitstand erledigen. Der Gedanke istwirklich smart!

Christian Renner ist dreieinhalb Jahre an der Universität Lübeck am Institut fürTechnische Information tätig gewesen, bevor er 2016 als Juniorprofessor an seine AlmaMater zurückkehrte. Er hat an der TUHH Informatik-Ingenieurwesen studiert und überdrahtlose Sensorik promoviert.

An der TU studieren mehr als 7300 junge Menschen in 43 Studiengängen. Mehr als 7000 Frauen und Männerbewerben sich jedes Jahr um einen Studienplatz in den Ingenieurwissenschaften und den Wirtschaftswissen-schaften. Die entstehende Menge an Daten, Dokumenten und Vorgängen ist riesig. Tendenz steigend. Umden wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, vor allem aber um die Verwaltungs-Prozesse zügiger abwickeln zu können, wird die TU Hamburg unter dem Projektnamen TUNE ihre alte VerwaltungssoftwareHIS-GX durch die neue HISinOne ersetzen. Welche Veränderungen erwarten Studierende und Mitarbeiter derTUHH? Las Jacobsen, Masterstudent in Logistik, hat als spektrum-Mitarbeiter die drei Module des noch bestehenden und des ab 2017 schrittweise eingeführten neuen Systems unter die Lupe genommen.

ZULBewerbungen für ein TUHH-Studium werden auf unter-schiedlichen Onlineplattformen abgegeben. Die Bewerbe-rinnen und Bewerber geben erst ihre Daten ein und ladendanach ihre Dokumente auf den Server. Das ZUL-Modulführt dann alle Daten zusammen und erstellt Ranglisten fürdie Zulassungsverfahren. Nach der Auswahl der künftigenStudierenden werden in ZUL die Zulassungs- bzw. Ableh-nungsbescheide für die Bewerberinnen und Bewerber er-stellt.

SOSSOS übernimmt alle notwendigen Daten der zugelassenenStudierenden aus ZUL. Über das Modul können die Studie-renden ihre Daten verwalten und die Selbstbedienungs-funktionen wie z.B. den Ausdruck von Bescheinigungenund Adressänderungen nutzen. Auch die Bearbeitung derRückmeldungen und Beurlaubungen erfolgt hier. Zusätzlichwerden über SOS Gebühren und Beiträge der Studierendenverarbeitet.

POSIn POS werden die Prüfungsordnungen der Studiengängeabgebildet. Das Modul erfasst die An- und Abmeldungender Studierenden für Prüfungen und speichert die erreich-ten Noten. Außerdem können Notenbescheinigungen ge-druckt und die Erstellung der Abschlusszeugnissevorbereitet werden. Die Anmeldung zu Kursen erfolgt aufStudIP, das Intranet-Portal bietet die Funktionalität zur indi-viduellen Stundenplanerstellung.

APPDer heute noch auf mehreren Onlineplattformen verteilte Inhalt wird in Zukunft auf nur einer Internetseite mit demModul APP präsentiert. Dort ist der Upload der Dokumenteintuitiv mit der Dateneingabe verbunden. So wird der Pro-zess für die Bewerberinnen und Bewerber transparent. Einlaufender Bewerbungsvorgang einschließlich der bereitshochgeladenen Dokumente kann künftig abgespeichert undspäter wieder aufgerufen werden. Die Erstellung der Be-scheide läuft weiter automatisch.

STUZusätzlich zu den bisherigen SOS-Funktionen werden dieStudierenden in Zukunft die Möglichkeit zur Online-Immatri-kulation haben. Hierdurch reduziert sich der Aufwand deut-lich, da nur noch die Dokumente einzureichen sind, die inbeglaubigter Form vorliegen müssen.

EXAEXA verbindet die Funktionalitäten der Stundenplanerstel-lung und Kursanmeldung auf einer Plattform. Hierdurch ent-fällt die bisherige zweimalige Kurssuche. Die E-Learning-Plattform StudIP dient dann nur noch ihrem eigentlichenZweck - dem digitalen Lernen. Zusätzlich automatisiert dasModul die Anfertigung von Transcripts und Zeugnissen undspart dadurch Zeit und erheblichen Verwaltungsaufwand.

Schneller bewerben mit Campusmanagement!

Prüfungsverwaltung

Studierendenverwaltung

Bewerbung und Zulassung

Heute noch üblich Ab 2019 Realität

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Das Lehren und Lernen soll in Hamburg mit Hilfe digitaler Infrastruktur ergänzt werden.Unter Regie von Professor Sönke Knutzenwerden die sechs staatlichen Hochschulen mitStudierenden und Lehrenden sowie anderenInteressierten ein Netzwerk aufbauen, um Bil-dung transparent und in der Hamburg OpenOnline University (HOOU) einer breiten Interes-sensgruppe zugänglich zu machen. spektrum-Mitarbeiter Martin Tschechne sprachmit dem Vizepräsidenten für die Lehre unddem Leiter des Instituts für Technische Bildungund Hochschuldidaktik über die Ziele, Methoden und ersten Erfahrungen einer offenen Lehre am Bildschirm.

Herr Professor Knutzen, Sie kehren zurück von einerAsienreise – ist das im vergangenen Jahr gestartete Kon-zept der Hamburg Open Online University HOOU bereitsexportreif? Die Hamburg Open Online University hat in den zurückliegen-den Monaten viel erreicht. An der TUHH arbeiten wir intensivdaran, einzelne Projekte in diesem Jahr der Öffentlichkeit zu-

gänglich zu machen. Und da das Internet keine Grenzen kennt,könnte man fast sagen, dass die HOOU bereits in diesem JahrProjekte exportieren könnte. Wir können in diesem Prozessaber auch viel noch von anderen Hochschulen lernen. Wirhaben mit einer Gruppe deutscher Hochschulvertreter Universi-täten wie Singapur oder Hongkong besucht, um uns über denStand der Lehre in diesen Ländern zu informieren. Was wir dortgesehen haben, hat uns schon sehr beeindruckt.

Gibt es bei uns nicht eine Bildungstradition, die auch inter-national Respekt genießt?Die Anforderungen haben sich grundlegend geändert. Wer imglobalen Diskurs der Wissenschaften mithalten will, der brauchtneben den Fakten auch die Fähigkeit, sein Wissen anzuwen-den, außerdem soziale Kompetenzen und Selbstständigkeit beider Auswahl einer Strategie. Das sind hohe Ansprüche. Ich er-innere mich da an einen amerikanischen Kollegen, der sagte:„Wir sind hier in Stanford. Wir bilden keine Ingenieure aus, son-dern die Chefs der Ingenieure.“ Das ist der Maßstab.

Jede Suchmaschine bietet Fakten online, aber gibt esnicht längst auch Modelle, das Lernprogramm einer Uni-versität auf diesem Weg zu vermitteln? Es gibt Versuche in den USA, den Lehrstoff in offenen Pro-grammen anzubieten, so genannte massive open online cour-ses, kurz xMOOCs. Das erscheint zunächst sehr effizient, istaber leider auch sehr schwierig, denn die Lernenden sind ganzauf sich allein angewiesen. Deshalb liegt die Quote der Abbre-cher bei rund 95 Prozent. An der HOOU arbeiten wir nun daran,die Studierenden über Projekte zusammenzubringen. Sie ler-nen also miteinander – und zwar in einer Sequenz, die vomProblem ausgeht und damit den üblichen Lernweg von derGrundlage zur Anwendung genau umkehrt. Wir sprechen des-halb auch vom flipped classroom.

Wenn das Problem den Weg des Lernens definiert, was be-deutet das für den Stoff? Er wird realistischer. Damit auch attraktiver. Der Zugang istoffen. Und es fließen Erkenntnisse aus den unterschiedlichstenDisziplinen zusammen. Wir könnten zum Beispiel über dasProblem der Bodenerosion in Afrika reden oder über die Elbver-tiefung – mit allem, was dazugehört: von der Mikrobiologie biszu den politischen Implikationen.

Schafft die Universität sich mit solchen Programmen nichtselber ab?Im Gegenteil! Wir sichern die Qualität und festigen unsere Posi-tion im Wettbewerb. Aber wir akzentuieren damit auch die hoheBedeutung der Ausbildung. Das ist es, wenn Sie so wollen, waswir in Asien erlebt haben: Dort genießt die akademische Lehreeinen ganz besonderen, hervorragenden Stellenwert.

Fünf Fragen anSönke Knutzen

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Herr Timm-Giel, internetbasierte Lehrformatesind schon seit einigen Jahren in aller Munde.Was ist das Neue am Erasmus und Colibri-Programm, an dem sich die TUHH beteiligt?Öffentlich bekannt sind vor allem Massive OpenOnline Courses, sogenannte MOOCs. Dabei wer-den Kursinhalte online aufbereitet und großenGruppen von Nutzern zur Verfügung gestellt,manchmal praktisch der ganzen Welt. Daran betei-ligen sich renommierte Universitäten in verschie-densten Ländern und viele dieser Kurse sindgroßartig gemacht. Bei „Colibri“ gehen wir abereinen anderen Weg.

Wie sieht dieser Weg bei „Colibri“ aus?Wir setzen ganz bewusst auf sehr kleine Gruppen.Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungenvon Universitäten in ganz Europa bearbeiten ge-meinsam ein Problem, ohne dabei im selben Raumzu sitzen. Dabei sind Fähigkeiten wie Teamwork,Organisationstalent und Zeitmanagement gefragt.Aus Hamburg sind dieses Jahr sieben Teilnehmerdabei.

Wie läuft das Programm konkret?Die erste Phase ähnelt noch den MOOCs. Die Teil-nehmer wählen aus einem Angebot von Online-Modulen diejenigen aus, die sie besondersinteressieren und vertiefen ihr Wissen darin. Siesehen Vorlesungsvideos, bearbeiten Online-Frage-bögen und erstellen in kleinen, international zusam-mengesetzten Teams Präsentationen.

Mit welchen Themen befassen Sie sich dabei?Der Kursus heißt „Future Internet Opportunities“und umfasst sowohl technische Module zur Zu-kunft des Internets als auch wirtschaftswissen-

ALENA DAMKOVA freut sich vor allem aufdie Arbeit an den Pro-jekten, die Unternehmenbei „Colibri“ einbringen.„Dadurch bekommenwir Kontakte in die Wirt-schaft und eine Vorstel-lung davon, wie wirunser Wissen später ein-mal anwenden können“,sagt die Slowakin. Gutsei zudem, dass die indem Programm erbrach-ten Leistungen auf ihrStudium an der TUHHangerechnet würden.

ALEXANDER SYRING hat sich für „Colibri“beworben, weil ernoch keine längerenAuslandserfahrungengemacht hatte undhier die Möglichkeitbekommt, intensiv mitStudenten aus ande-ren Ländern zusam-menzuarbeiten. DasFazit des Hamburgersnach den ersten Wo-chen ist positiv: DieSoftware der Online-Kurse läuft meist sau-ber, mit demselbstorganisiertenStudium kommt er gut klar.

Virtuelle Technik erweitert die Lehre

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Im Projekt „Colibri“ erproben Universitäten aus ganz Europa ein innovatives Lehrformat. Wie Online- und Präsenzkurse, das Beste zweier Welten, dabei verknüpft werden, erklärt Andreas Timm-Giel, Vizepräsident Forschung der TUHH, im Interview mit Volker Kühn. 

Forschung 19

schaftliche Aspekte. Das Institut für Kommunikati-onsnetze der TU Hamburg steuert zwei technischeModule bei, andere Angebote kommen von denPartneruniversitäten.

Und in Phase zwei?… treffen sich die Teilnehmer erstmals vor Ort fürfünf Tage an der Technischen Universität Byd-goszcz in Polen, um ihre Ergebnisse vorzustellen.

Die nächste Phase ist dann noch praxisorientierter:Die Studierenden müssen ihr Wissen konkret inechten Projekten anwenden, die sie von Unterneh-men zugeteilt bekommen, die sich an dem Pro-gramm beteiligen.

Wie viel Zeit haben sie dafür?Das Programm hat Mitte Februar begonnen. DasTreffen in Polen fand im April statt, Mitte Juli gibtes dann ein weiteres Treffen über fünf Tage in Bar-celona. Dort präsentieren die Teilnehmer ihre Re-sultate und nehmen an der Abschlussprüfung teil.

Worum geht es bei „Colibri“ in erster Linie – umdie Kursusinhalte oder um die Art, wie die Kurseabgehalten werden?Um beides. Für die Teilnehmer sind vor allem dieInhalte relevant. Für uns ist es spannend, neueLehrformate zu testen. Die ersten Ergebnisse sindsehr ermutigend.Von Volker Kühn

ANKIT GHOSH aus Kalkutta studiertInformation and Com-munication Systems.Bei „Colibri“ arbeitet ervor allem mit drei Stu-denten aus Polen,Lettland und Spanienzusammen, etwa überSkype oder Facebook.„Eigentlich bevorzugeich den persönlichenKontakt. Aber an „Colibri“ gefällt mir,dass auf meine Fragenin Chatrooms nicht nurDozenten, sondernauch Studenten ant-worten.“

ANDREI MASLOV mag Online-Kurse,weil sie überall auf derWelt Kontakt zu denbesten Dozenten über-haupt ermöglichen.Darin sieht der gebür-tige Russe eine großeBereicherung des An-gebots an der eigenenUni. An „Colibri“nimmt er auch deshalbteil, weil Kursinhalteangeboten werden, dieer in dieser Form nichtim Curriculum derTUHH gefunden hat.

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COLIBRI… steht für „Collaboration and Innovation forBetter Personalized and IT-supported Tea-ching“. Die Idee dahinter ist, in einem „LivingLab“ Lehrmethoden zu erproben, die mit Hilfeunterschiedlicher IT-Lösungen eine Zusam-menarbeit von Studenten über Länder- undFachgrenzen hinweg ermöglicht. An dem Pro-gramm nehmen zehn Partneruniversitäten vonNorwegen bis Griechenland, von Lettland bisSpanien teil. Jede Hochschule entsendetkleine Gruppen studentischer Teilnehmer undstellt Kursinnhalte zur Verfügung, die sich mitdem Thema „Future Internet Opportunities“befassen. Ein großer Teil der Kurse läuft on-line, zweimal kommen die Teilnehmer aberauch persönlich für je fünf Tage zusammen,zunächst in Polen, später in der Spanien. Füreinen Praxisbezug sorgen Aufgabenstellungenaus Wirtschaftsunternehmen, die im Verlaufdes Programms bearbeitet werden.

Keine Frage, es ist eine große Ehre, als einer der ausgewählten Studenten an der University ofWaterloo studieren zu dürfen. Ich werde, wenn ich Anfang nächsten Jahres dort sein werde,Kurse belegen, die es an der TUHH nicht gibt, und hoffe so, möglichst viel aus dem mich interes-

sierenden Gebiet der Regelungstechnik und Automation mitnehmen zu können. Waterloo wird mich fachlichweiterbringen. Besonders die praxisorientierten Angebote wie Autonomous Mobile Robotics interessieren michsehr. Außerdem möchte ich während des Auslandsaufenthaltes meine Englischkenntnisse weiter ausbauenund die kanadische Kultur kennenlernen.

Jan Lê, Theoretischer Maschinenbau, geht nach Waterloo.

In Berkeley sitzt man mit Blick auf die Golden Gate Bridge im vierten Stock des Maschinenbau-Trakts und sorgt dafür, dass virtuelle Rennautos auf dem Bildschirm vor einem die Ideallinie über dieRennstrecke finden. Oder man programmiert einen Pacman-Agenten, der jeden menschlichenSpieler in die Tasche steckt, und bekommt von der Koryphäe für künstliche Intelligenz, Stuart Russel, als Belohnung Kekse in Geister-Form. Und wenn man ganz fleißig war und alle Hausaufga-ben, Projekte und Online-Tests abgeschickt hat, darf man raus in die Sonne und ein paar Stundenin der Bay segeln oder ein 1$-Bier im Pappy’s genießen. Aber wehe, wenn es auf die Prüfungen zu-geht, die „midterms“ oder „finals“ anstehen, dann sitzt man besser wie alle anderen bis tief in dieNacht an den massiven Holztischen in der Bibliothek.Zumindest bis zum nächsten Heimspiel derFootball-Mannschaft, denn dann dreht die ganze Stadt durch, färbt sich blau-gold und brüllt: denSchlachtruf der University of California: Go Bears!

Henrik Bey, Theoretischer Maschinenbau, war in Berkeley.

Berkeley genießt als beste öffentliche US-Univer-sität einen hervorragenden internationalen Ruf

und so hoffe ich, mich dort fachlich weiterbilden zu können. Ausden Gesprächen mit Kommilitonen, die bereits in Berkeleywaren, habe ich erfahren, dass man teilweise mit den bestenProfessoren zusammenarbeitet und durch den täglichen Kon-takt von Lehrenden und Studierenden sehr vieles direkt von denProfessoren lernen kann.

Aleksej Oboskalov,Theoretischer Maschinenbau und TechnologyManagement am NIT, geht nach Berkeley.

Die Studienzeit in Waterloo wareine einzigartige Erfahrung und es

wird bestimmt nicht mein letzter Besuch dortund in Kanada gewesen sein. Die herzliche undoffene Art der kanadischen Professoren undStudenten haben es mir leicht gemacht, michdort schnell heimisch zu fühlen. Abgesehendavon, dass ich fachlich Einblicke in neue The-menbereiche erlangte, konnte ich auch primameine Englischkenntnisse verbessern und neueKontakte zu international renommierten Profes-soren und engagierten Doktoranden aus allerWelt knüpfen.

Ana Lena Herrling,Bioverfahrenstechnik, war inWaterloo.

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Wer dort war, kommt mit einer Menge Selbst-bewusstsein wieder zurück. Wen wundert

es? Man hat es schließlich selbst erlebt, dass manals Studierender der TU Hamburg auf dem sehrhohen Niveau von Spitzenuniversitäten mithaltenkann. Doch das ist längst nicht alles, was den Auf-enthalt an der berühmten University of California atBerkeley sowie der gleichfalls weit oben in denRankings stehenden University of Waterloo für denexklusiven Kreis ausgewählter TUHH-Studierenderzum biografischen Hit macht.

Eugen Solowjow war 2009/2010 als Austauschstu-dent in Berkeley. Seit 2013 ist der Nachwuchswis-senschaftler am Institut für Mechanik undMeerestechnik zugleich auch Koordinator für dieAustauschprogramme und beantwortet in seinemBeitrag Fragen der spektrum-Redaktion. WelchenEindruck hat er von den rückkehrenden Studieren-den? Sie haben ein anderes Ausbildungssystemkennengelernt und sehen das Studium und dasLeben in Deutschland aus einem anderen, globa-leren Blickwinkel. Sie reifen.

Nicht nur räumlich liegen zwischen den beiden Uni-versitäten Welten! Berkeley und Waterloo rangierenin allen Rankings deutlich vor der TUHH. Dasmacht vor allem den Austausch von nordamerika-nischen Studierenden nach Deutschland sehrschwierig. Diese Gegenrichtung ist aber absolutnotwendig, damit diese Programme weiterhin be-stehen können. Trotz aller Schwierigkeiten – in die-sem Sommer werden wieder drei Berkeley- undvier Waterloo-Studierende an der TUHH und in um-gekehrter Richtung acht angehende Ingenieure undIngenieurinnen der TUHH für jeweils vier Monatedort studieren, darunter Aleksej Oboskalov und Jan Lê. Die meisten studieren Maschinenbau ge-folgt von Verfahrenstechnik.

Fakt ist auch, dass die TUHH-Austauschstudieren-den sowohl in Berkeley als auch in Waterloo sehrbeliebt sind. Sie bringen ein für nordamerikanischeVerhältnisse weitaus größeres Maß an selbststän-digem Lernen und Arbeiten mit und zudem auchdas fachliche Rüstzeug, um mithalten zu können.Genau darauf wird beim Auswahlverfahren geach-tet. Im diesem Gremium vertreten sind von Anfangan die Professoren Oskar Mahrenholtz, Frerich Keil,Edwin Kreuzer und seit 2015 Robert Seifried sowieMargret Andrlik, Beritt Ilmann und Eugen Solowjow.

Seit Gründung des Berkeley-Programms von Pro-fessor Edwin Kreuzer vor 20 Jahren haben 65 Ham-burger Ingenieurstudierende das strengeAuswahlverfahren erfolgreich durchlaufen. 120waren in Waterloo seit der Gründung dieses Pro-gramms 1991 durch Professor Oskar Mahrenholtz.Mehr geht nicht? Oh doch!

Einer, der Austauschstudierenden in Berkeley, istdort heute Doktorand: der MaschinenbauingenieurAndreas Hansen forscht seit 2013 an der US-Uni-versität. Er ist dort auch Ansprechpartner für dieHamburger TU Austauschstudierenden, über derenderen Qualifikation er sagt: „Es ist ihre Balance zwi-schen akademischer Leistungsbereitschaft und dergleichzeitigen Integrations- und Kommunikations-freudigkeit, die sie auf dem Campus in Berkeley be-liebt macht.“

Bei allen Unterschieden – TUHH-Austauschstudierendegenießen an Spitzenuniversitäten in den USA und Kanada einen hervorragenden Ruf

Für mich persönlich war es definitiv das bisher beste Semester meinesStudiums. Das Positivste ist die unglaublich motivierende Umgebung.Man hat immer das Gefühl, ganz nah an aktuellen Entwicklungen dabei

zu sein. Nicht nur, dass alle Studenten, Mitarbeiter und Professoren immer versuchen,ihre Forschungsgebiete voranzutreiben. Sie sind auch alle bereit, ihr Wissen und ihreInteressen zu teilen. Es macht einfach riesig Spaß, den Leuten dabei zuzuhören. Selbstmit Professoren kann man sich leicht persönlich unterhalten. Woher sie sich die Zeitdafür nehmen, weiß ich bis heute nicht. Es sind in Berkeley vor allem die internationa-len Studenten, die diesen Ort so außergewöhnlich inspirierend machen. Es ist superleicht, Freundschaften zu schließen und sich mit den Leuten auch nach dem Aus-tausch wieder zu treffen. Einige Studenten, die ich kennengelernt habe, waren überfor-dert mit zu viel Arbeit. Man kommt schnell in die Situation, dass man anfängt, sich mitanderen Studenten zu vergleichen und ohne Grund seine eigene Arbeit in den Schat-ten stellt. Man muss wissen, dass das Studium in Berkeley viel Zeit beansprucht.

Felix Bölle,Verfahrenstechnik, war in Berkeley.

1868: University of California,Berkeley (37 581 Studierende)  1978: Technische UniversitätHamburg: (6 989)1957: University of Waterloo:(35 900)

Ausführliche Berichte der Austauschstudierenden unter: http://joom.ag/rncp

Wer dort war, kommt mit einer Menge Selbstbewusstseinwieder zurück. Wen wundert es? Man hat es schließlich

selbst erlebt, dass man als Studierender der TU Hamburg aufdem sehr hohen Niveau von Spitzenuniversitäten mithalten kann.Doch das ist längst nicht alles, was den Aufenthalt an der be-rühmten University of California at Berkeley sowie der gleichfallsweit oben in den Rankings stehenden University of Waterloo fürden exklusiven Kreis ausgewählter TUHH-Studierender zum bio-grafischen Hit macht.

Eugen Solowjow war 2009/2010 selbst als Aus-tauschstudent in Berkeley. Seit 2013 ist der Nach-wuchswissenschaftler am Institut für Mechanik undMeerestechnik zugleich auch Koordinator für dieAustauschprogramme und beantwortet in seinem

Beitrag Fragen der spektrum-Redaktion. Welchen Eindruck hat ervon den rückkehrenden Studierenden? Sie haben ein anderesAusbildungssystem kennengelernt und sehen das Studium unddas Leben in Deutschland aus einem anderen, globaleren Blick-winkel. Sie reifen.

Nicht nur räumlich liegen zwischen den beiden Universitäten Wel-ten! Berkeley und Waterloo rangieren in allen Rankings deutlichvor der TUHH. Das macht vor allem den Austausch von nord-amerikanischen Studierenden nach Deutschland sehr schwierig.Diese Gegenrichtung ist aber absolut notwendig, damit dieseProgramme weiterhin bestehen können. Trotz aller Schwierigkei-ten – in diesem Sommer werden wieder drei Berkeley- und vierWaterloo-Studierende an der TUHH und in umgekehrter Richtungacht angehende Ingenieure und Ingenieurinnen der TUHH für je-weils vier Monate dort studieren, darunter Aleksej Oboskalov undJan Lê. Wie sie studieren Die meisten studieren Maschinenbaugefolgt gefolgt von Verfahrenstechnik.

Fakt ist auch, dass die TUHH-Austauschstudierenden sowohl in

Berkeley als auch in Waterloo sehr beliebt sind. Sie bringen einfür nordamerikanische Verhältnisse weitaus größeres Maß anselbstständigem Lernen und Arbeiten mit und zudem auch dasfachliche Rüstzeug, um mithalten zu können. Genau darauf wirdbeim Auswahlverfahren geachtet. Im diesem Gremium vertretensind von Anfang an die Professoren Oskar Mahrenholtz, FrerichKeil, Edwin Kreuzer und seit 2015 Robert Seifried sowie MargretAndrlik, Beritt Ilmann und Eugen Solowjow.

Seit Gründung des Berkeley-Programms von Professor EdwinKreuzer vor 20 Jahren haben 65 Hamburger Ingenieurstudie-rende das strenge Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen. 120waren in Waterloo seit der Gründung dieses Programms 1991durch Professor Oskar Mahrenholtz. Mehr geht nicht? Oh doch!

Einer, der Austauschstudierenden in Berkeley, ist dort heute Dok-torand: der Maschinenbauingenieur Andreas Hansen forscht seit2013 an der US-Universität. Er ist dort auch Ansprechpartner fürdie Hamburger TU Austauschstudierenden, über deren Qualifi-kation er sagt: „Es ist ihre Balance zwischen akademischer Leis-tungsbereitschaft und der gleichzeitigen Integrations- undKommunikationsfreudigkeit, die sie auf dem Campus in Berkeleybeliebt macht.“

Die Austauschprogramme mit der University of California at Ber-keley und der University of Waterloo, übrigens die einzigen Pro-gramme der TUHH mit Nordamerika, sind für das Institut fürMechanik und Meerestechnik mit einem sehr hohen Zeitaufwandverbunden. Da sich die Rahmenbedingungen ständig ändern, istpermanentes Improvisieren und Umdenken notwendig. Manmuss einen Überblick über das komplexe und fragile Gerüst be-halten, den solch eine transatlantische Partnerschaft darstellt.Denn im Gegensatz zu dem EU-Austauschprogramm „Erasmus“ist nichts zwischen dem deutschen und den nordamerikanischenAusbildungssystemen abgestimmt.

Bei allen Unterschieden – TUHH-Austauschstudierendegenießen an Spitzenuniversitäten in den USA und Kanada einen hervorragenden Ruf

1868: UC Berkeley (37 581 Studierende) 1978: Technische Universität Hamburg: (6 989) 1957: University of Waterloo: (35 900)

Für mich persönlich war es das bisher beste Semester meines Studiums. Das Positivste ist die unglaublich motivierende Umgebung.Man hat immer das Gefühl, ganz nah an aktuellen Entwicklungen dabei zu sein. Nicht nur, dass alle Studenten, Mitarbeiter und Pro-fessoren immer versuchen, ihre Forschungsgebiete voranzutreiben. Sie sind auch alle bereit, ihr Wissen und ihre Interessen zu teilen.Macht einfach riesig Spaß, den Leuten dabei zuzuhören. Selbst mit Professoren kann man sich leicht persönlich unterhalten. Wohersie sich die Zeit dafür nehmen, weiß ich bis heute nicht. Es sind vor allem die internationalen Studenten in Berkeley, die diesen Ort soaußergewöhnlich inspirierend machen. Es ist super leicht, Freundschaften zu schließen und sich mit den Leuten nach dem Austauschwieder zu treffen. Last but not least, die Sonne scheint hier fast jeden Tag und die Umgebung der UC Berkeley hat neben der Univer-sität und dem besten Sportangebot, das ich je erlebt habe, viel zu bieten. Vom Surfen in der Sonne im Oktober bis hin zum Ausge-hen: In San Francisco kann man die Freizeit wohl kaum besser gestalten. Soviel Motivation und Inspiration hat seine Schattenseiten.Einige Studenten, die ich hier kennengelernt habe, waren überfordert mit zu viel Arbeit. Man kommt schnell in die Situation, dass mananfängt, sich mit anderen Studenten zu vergleichen und dadurch seine eigene Arbeit in den Schatten stellt. Man sollte sich auf jedenFall auf einen Austausch einstellen, bei dem das Studium viel Zeit einnimmt.

Felix Bölle, Verfahrenstechnik, war in Berkeley.

Keine Frage, es ist eine große Ehre als einer der ausgewählten Studenten an der University of Waterloo studieren zu dürfen. Ichwerde, wenn ich Anfang nächsten Jahres dorthin gehe, Kurse belegen, die es an der TUHH nicht gibt, und hoffe so, möglichst vielaus dem mich interessierenden Gebiet der Regelungstechnik und Automation mitnehmen zu können. Waterloo wird mich fachlich wei-terbringen. Besonders die praxisorientierten Angebote wie Autonomous Mobile Robotics interessieren mich sehr. Außerdem möchteich während des Auslandsaufenthaltes meine Englischkenntnisse weiter ausbauen und die kanadische Kultur kennenlernen. Da ichparallel zum Studium an der TUHH als Tutor in der Lehre tätig bin, interessiert mich auch das kanadische Hochschulsystem. Im An-schluss an das Auslandssemester werde ich durch Kanada reisen, um noch weitere Eindrücke zu bekommen. Man sagt ja, die Kanadier gehörten zu den freundlichsten Menschen der Welt.

Jan Lê, Theoretischer Maschinenbau, geht nach Waterloo.

Berkeley genießt als beste öffentliche Universität Amerikas einen hervorragenden internationalen Ruf und so hoffe ich, mich dort fach-lich weiterbilden zu können. Aus den Gesprächen mit Kommilitonen, die bereits in Berkeley waren, habe ich erfahren, dass man teil-weise mit den besten Professoren zusammenarbeitet und durch den täglichen Kontakt von Lehrenden und Studierenden sehr vielesdirekt von den Professoren lernen kann. Ich möchte außerdem meine Englischkenntnisse vertiefen. Auf der Internetpräsenz der UCBhabe ich gesehen, dass dort eine Professorin im Bereich der Produktentwicklung tätig ist und unter anderem an der Entwicklungeines revolutionären Roboters für die Weltraumerforschung forscht. Während meiner Bachelorabschlussarbeit habe ich mich mit Ro-botik befasst, und vielleicht besteht die Möglichkeit, bei ihr eine Abschlussarbeit oder Projektarbeit zu schreiben. Dann würde ich mei-nen Aufenthalt verlängern. Es ist mein erstes Auslandssemester. Mich eigenständig in einer vollkommen unbekannten Umgebungzurechtzufinden, wird eine Herausforderung sein. Das wird mich sicher auch auf persönlicher Ebene weiterbringen.

Aleksej Oboskalov, Theoretischer Maschinenbau und Technology Management am NIT geht nach Berkeley.

Die Studienzeit in Waterloo war eine einzigartige Erfahrung und es wird bestimmt nicht mein letzter Besuch in Kanada an der Univer-sity of Waterloo gewesen sein. Die herzliche und offene Art der kanadischen Professoren und Studenten haben es mir leicht gemacht,mich dort schnell heimisch zu fühlen. Dank der unkomplizierten Finanzierung durch den DAAD hatte ich keine finanziellen Sorgen undkonnte mich ganz auf die neuen Eindrücke konzentrieren. Abgesehen davon, dass ich fachlich Einblicke in neue Themenbereiche er-langte, konnte ich auch prima meine Englischkenntnisse verbessern und neue Kontakte zu international renommierten Professorenund engagierten Doktoranden aus aller Welt knüpfen. Mein Blickwinkel hat sich erweitert, gerade auch was mein Studienfach betrifft.Die Änderung der Kursus-Wahl vor Ort war allerdings komplizierter als erwartet und benötigt etwas Geduld und organisatorischesGeschick. Vier Monate waren zu wenig, um auch noch die zahlreichen Freizeitangebote nutzen und die Umgebung erkunden zu kön-nen.Kommilitonen, die bereits in Berkeley waren, habe ich erfahren, dass man teilweise mit den besten Professoren zusammenarbei-tet und durch den täglichen Kontakt von Lehrenden und Studierenden sehr vieles direkt von den Professoren lernen kann.

Ana Lena Herrling, Bioverfahrenstechnik, war in Waterloo.

In Berkeley sitzt man mit Blick auf die Golden Gate Bridge im vierten Stock des Maschinenbau-Trakts und sorgt dafür, dass virtuelleRennautos auf dem Bildschirm vor einem die Ideallinie über die Rennstrecke finden. Oder man programmiert einen Pacman-Agenten,der jeden menschlichen Spieler in die Tasche steckt, und bekommt von der Koryphäe für künstliche Intelligenz, Stuart Russel, als Be-lohnung Kekse in Geister-Form. Und wenn man ganz fleißig war und alle Hausaufgaben, Projekte und Online-Tests abgeschickt hat,darf man raus in die Sonne und ein paar Stunden in der Bay segeln oder ein 1$-Bier im "Pappy’s" genießen.Aber wehe, wenn es aufdie Prüfungen zugeht, die „midterms“ oder „finals“ anstehen, dann sitzt man besser wie alle anderen bis tief in die Nacht an den mas-siven Holztischen in der Bibliothek.Zumindest bis zum nächsten Heimspiel der Football-Mannschaft, denn dann dreht die ganze Stadtdurch, färbt sich blau-gold und brüllt den Schlachtruf der Universität of California: „Go Bears!“ Für mich war es das beste Semestermeines Lebens. Ein Auslandssemester ist wahrscheinlich immer eine ganz besondere Erfahrung, speziell für Berkeley sprechen aber:Das Wetter. Gerade für Hamburger ist es frustrierend zu erfahren, dass es tatsächlich Orte auf der Welt gibt, an denen jeden Tag dieSonne scheint. Die Bay. Der Blick vom Campus über die Bucht nach San Francisco mit der Golden Gate Bridge hat sich für immereingebrannt. Nebenbei auch ein großartiges Segelrevier. Und vor allem die Leute. Wer ins International-House einzieht, hat 500 unter-nehmenslustige internationale Nachbarn, mit denen es praktisch unmöglich ist, keinen Spaß zu haben.

Henrik Bey, Theoretischer Maschinenbau, war in Berkeley.

Bücher und Forschung gehören zusammen. spektrum stellt Publikationen aus dem Wissenschaftsbetrieb

der TU Hamburg vor.

Interkulturelles Training

Technische Thermodynamik

„Interkulturelles Training“ ist der Titel des in diesem Jahr in dritter Auflage erschienenen Handbuches„zur Förderung interkultureller Kompetenzen in der Arbeit“. Denn diese hat zunehmend in Arbeitszu-sammenhängen, aber auch in anderen Lebensbereichen eine hohe Bedeutung. Wibke Derboven,seit 2003 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe „Arbeit-Gender-Technik“, hat mit der Osnabrücker Wirtschaftspsychologin Christel Kumbruck ein theoriegeleitetes Training erarbeitet. Ursprünglich für international arbeitende Luftfahrtingenieure entwickelt, wird das Training heute inden verschiedensten Bereichen durchgeführt. Lehrtheoretisch ist das Training an das Konzept des„Experiential Learning“ (Kolb 1984) angelehnt. Zentrale didaktische Bausteine sind: Theorie als struk-turierende Unterscheidungen, Erfahrungsbezug, Selbstreflexion und Simulationsspiele. Entlang der Begriffe Kultur, interkulturelle Regeln, Kommunikation, Kooperation in Organisationen und inter-kulturelle Handlungsfähigkeit wird das Phänomen der interkulturellen Zusammenarbeit theoretisch erschlossen und daran anknüpfend das modulare Training zum Erwerb interkultureller Kompetenzenvorgestellt.

„Thermodynamik – Nein Danke!“ – als Aufkleber im Stil der „Atomkraft-Nein Danke!“-Sonne war kürz-lich an vielen Stellen der TU zu sehen – und offensichtlich Ausdruck davon, dass sich das Fach Ther-modynamik nicht uneingeschränkter Beliebtheit erfreut. Warum ist das so? – und: Kann/sollte manetwas dagegen tun? Der Grund für die Unbeliebtheit des Faches liegt wohl in „seinem Wesen“: abs-trakt, komplex und anspruchsvoll. Aber: Immer wieder können einzelne Studenten dafür begeistertwerden, und in Zeiten der Energiewende werden sie auch dringend gebraucht! Das Lehrbuch „Technische Thermodynamik“ von Heinz Herwig, Christian Kautz und Andreas Moschallskigeht neue Wege, um ihre Anzahl vielleicht noch zu erhöhen: Neben dem klar strukturierten Aufbaugibt es zu jedem Kapitel eine ausführliche Diskussion unter dem Motto „Stimmt es, dass …?“ Ein eigener Teil gilt dem Lösen von Aufgaben mit einer ausführlichen Anleitung, genannt SMART (Systematisch/Methodisches/Aufgaben/Rechen/Tool). Vielleicht sehen wir ja demnächst vereinzelteAufkleber „Thermodynamik – Ja bitte!“

Technische Thermodynamik

Heinz HerwigChristian KautzAndreas Moschallski

Grundlagen und Anleitung zum Lösen von Aufgaben

2. Auflage

Interkulturelles Training

Christel KumbruckWibke Derboven

Trainingsmanual zur Förderung interkultureller Kompetenzen in der Arbeit

3. Auflage

Energie aus Biomasse„Energie aus Biomasse“ ist im deutschen Sprachraum das umfassendste Lehr- und Sachbuch überdiese Form der Energiegewinnung und wendet sich an Studierende, Anlagenbetreiber, Berater, Wis-senschaftler und interessierte Laien. Herausgeber des Standardwerks unter Mitarbeit einer Vielzahlvon Fachleuten ist unter anderem Martin Kaltschmitt, Professor am Institut für Umweltschutztech-nik und Energiegewinnung. Das Buch dokumentiert den aktuellen Wissensstand über die biologi-schen, physikalischen, chemischen und technischen Grundlagen dieser Energiegewinnung sowieden Stand der Technik des global am meisten genutzten regenerativen Energieträgers. Es beschreibtdie verfügbaren Biomasseressourcen sowie eine Systematisierung möglicher Bereitstellungskettenund -techniken zur Verfügbarmachung der Biomassen an der jeweiligen Konversionsanlage. Außer-dem enthält das Buch eine Darstellung der thermochemischen, der physikalisch-chemischen sowieder biochemischen Umwandlungsmöglichkeiten in Bioenergieträger (Holzkohle, Biodiesel, Biogas)beziehungsweise Bioenergie (Wärme, Strom). Die dritte vollständig überarbeitete Auflage enthältzudem neue Kapitel über die Bereitstellung von Algenbiomasse, hydrothermale Biomassewandlungs-verfahren, innovative Optionen zur Pflanzenölhydrierung, Butanolerzeugung, Synthesegasfermenta-tion, Verfahren zur Biogasweiterverarbeitung.

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Eine energieeffiziente Technologie geht ins Finale: Nach vier Jahren For-schungsarbeit erfolgt nun für ein innovatives Verfahren zur Meerwasserentsalzung an Bord der „MSC Texas" die Probeaufs Exempel. Dabei wird unter Nutzung der Abwärme der Schiffsmotoren aus Meerwasser in einem thermischen Ver-fahren – bestehend aus einer Kombination aus Destillation und Membranen – Frischwasser gewonnen. Entwickelt wurdedie Technik, für die zwei Patentanmeldungen vorliegen, von Professor Georg Fieg, Leiter des Instituts für Prozess- undAnlagentechnik, in enger Zusammenarbeit mit der Mahle Industriefiltration GmbH und der Fraunhofer-Gesellschaft fürSolare Energiesysteme. www.tuhh.de/vt3/startseite.html

Meerwasserentsalzung

Schwarz wie die Nacht ist das Material, das als der Hoffnungsträger Num-mer eins für neuartige Technologien gilt: Graphen – ein hexagonales Gitter aus Kohlenstoffatomen und darauf basieren-den Materialien. Sie weisen eine enorme Festigkeit und hohe elektrische Leitfähigkeit auf. Diese Eigenschaften von deratomaren in die makroskopische Ebene zu übertragen, ist Aufgabe der an diesem größten von der EU finanzierten For-schungsprojekt beteiligten Wissenschaftler, darunter auch Professor Bodo Fiedler vom Institut für Kunststoffe und Ver-bundwerkstoffe. In diesem Rahmen wird auch das „Aerographit“ – ein hochporöser, jedoch dreidimensionalzusammenhängender Graphitschaum für Anwendungen in der Batterietechnologie, in der Optik sowie zum elektrischenHeizen von Polymeren weiterentwickelt. www.graphene-flagship.eu/ und www.tuhh.de/kvweb/institut/einfuehrung.html

Fest, leicht und leitfähig

Was passiert, wenn Öl und Gas in riesigen Mengen ins Meer gelangen – wie 2010 bei der Explo-sion der Plattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko? Um mehr Wissen darüber zu generieren, baut das Institutfür Produktentwicklung und Konstruktionstechnik ein Hochdruck-Testzentrum. In diesem zylindrischen Labor könnenUmweltbedingungen erzeugt werden, wie sie in 5500 Meter Wassertiefe vorherrschen mit einem Druck von 550 bar und4 Grad Celsius. In Tests werden zum Beispiel gezielt erzeugte Rohölaustritte mit hochauflösenden Kameras beobachtetund ausgewertet. Das Wissenschaftlerteam um die Professoren Dieter Krause, Michael Schlüter, Rudolf Müller und An-dreas Liese hat dafür Geld für weitere drei Jahre Forschungsarbeit im Projektverbund „Center for the Integrated Modelingand Analysis of Gulf Ecosystem“ von der „Gulf of Mexico Research Initiative“ erhalten. www.marine.usf.edu/c-image/research/gomri-theme-2/task-2-high-pressure-experiments und www.gulfresearchinitiative.org/

Öl im Meer

Die Erkundung der Lage in einem Katastrophenszenario isteine sehr wichtige, zugleich aber schwierige und oftmals gefährliche Aufgabe. In Zukunft könnte diese Aufgabe voneinem Team von Drohnen übernommen werden, die selbstständig in der Gruppe interagieren. So kann es ihre Fähigkeitzur Zusammenarbeit beispielsweise ermöglichen, aus den Messwerten der einzelnen Drohnen Erkenntnisse über eineSchadstoffwolke zu gewinnen und sich damit auf die Suche nach deren Quelle zu machen. Um das Verhalten der Droh-nen in einem solchen Szenario auch in Experimenten erforschen zu können, soll ein Schwarm von Miniatur-Quadrokop-tern zum Einsatz kommen. Mit diesen gerade einmal handtellergroßen Drohnen werden am Institut für Regelungstechnikunter Leitung von Professor Herbert Werner Schwarmflug-Szenarien im Labor nachgestellt und untersucht.www.tuhh.de/rts

Im Schwarm auf Suchmission

Man spart Wasser und Strom – und gewinnt wertvollen Hu-musboden (Terra Preta). Trotzdem war bislang mit dem wasserfreien Toilettensystem hierzulande kaum ein Geschäft zumachen. Mit der Zunahme an Flüchtlingscamps in Deutschland und weltweit hat sich die Situation jedoch schlagartigverändert. Die von Professor Ralf Otterpohl und einer Sanitärfirma entwickelte wasserfreie Toilette ist eine Antwort aufeine bis dato auf jenem Gebiet ungelöste Frage der Globalisierung. Ihre Toilettenschüssel kann kulturübergreifend genutztwerden, denn sie berücksichtigt auch die Steh-und Sitz-Gepflogenheiten aller Kulturen, ganz abgesehen davon, dasssie so gut wie kein Wasser verbraucht oder verschmutzt. http://media.tu-harburg.de/aww/TPS/videos/TerraPretaToilet_low.mp4

www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/die-multikulti-toilette-ein-klo-das-jeder-benutzen-kann-14043644.html

Die Welt trifft sich auf dem WC

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ist für jene Flüchtlinge, die über guteDeutschkenntnisse (Niveau C1) verfügen und deren ausländi-scher Schulabschluss der deutschen Hochschulzugangsberech-tigung gleichwertig ist. Sie können sich ab sofort um einenStudienplatz zum Wintersemester 2016/17 in den Ingenieurwis-senschaften bewerben. Wer eine Zulassung erhält – ab August –und sein Studium im Oktober startet, kann dann parallel dazuauch seine Deutschkenntnisse in Sprachkursen weiter verbes-sern. Zudem können Interessierte in einem Sprachtandem miteinem deutschen Kommilitonen das Erlernte verfestigen undquasi nebenbei auch die andere Kultur – vor allem auch die aka-demische – verstehen lernen. Wer möchte, kann sein Studiumvon vorneherein um zwei Semester verlängern („my track“).

Informationen zum Studium: [email protected], montags und mittwochs von 9.00 bis 12.30 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 13.00 bis 16.00 Uhr,Tel.: 040/428 78-2232, Gebäude E,Am Schwarzenberg-Campus 3, Raum 0.022.Informationen zur Bewerbung: Katja Biewendt, montags und dienstags von 9 bis 12.30 Uhr und donnerstagsvvon 13 bis 15 Uhr, Tel.: 040-42878-4188, Gebäude E, Am Schwarzenberg-Campus 3, Raum 0.009.

ist für Studierwillige, die den ers-ten noch nicht gleich gehen können. Er ist für studierwilligeFlüchtlinge der Ingenieurwissenschaften mit einer ausländischenHochschulzugangsberechtigung und befriedigenden Deutsch-kenntnissen (Niveau B1/B2). Bewerber erhalten eine umfassendeErstberatung. Ab Juni finden diese Gespräche statt. Terminedafür können ab sofort telefonisch vereinbart werden. Bestehtnach diesem Erstgespräch Aussicht, ein universitäres Studiumder Ingenieurwissenschaften aufnehmen zu können, beginnt fürdie so ausgewählten Kandidaten zum Wintersemester 2016/17ein das Studium vorbereitendes ein-bis zweisemestriges Pro-gramm. Auf dem Stundenplan stehen vor allem Mathematik, Phy-

sik und akademisches Lernen. Zugang zu den PC-Pools sowieeine Beratung zur Finanzierung des Studiums gehören ebensodazu wie die Angebote ein Sprachtandem zu bilden und einenDeutschkurs zu besuchen.

Informationen zur Beratung und Bewerbung: Dr. Lothar Kreft, ehrenamtlicher Projektkoordinator „From Camp to Campus“, Tel.: 040-42878-3480 dienstags und donnerstags 13 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung, Gebäude E,Am Schwarzenberg-Campus 3, Raum 1.060.

ist für geflüchtete Ingenieure undIngenieurinnen mit guten Deutschkenntnissen (Niveau B1/B2).Um ihnen einen schnellen und zu ihrer Ausbildung passendenEinstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zu ermöglichen, entwi-ckelte unter Leitung von Professor Martin Kaltschmitt das Institutfür Umwelttechnik und Energiewirtschaft das Weiterbildungs-Programm "TUIntegral". Mit einem individuellen, auf die Wün-sche potentieller Arbeitgeber zugeschnittenen Lehrplan solldieses Ziel erreicht werden. Dazu gehören deutschsprachige Ver-anstaltungen schwerpunktmäßig auf den Gebieten Umwelt, Ener-gie, Wasser. Zum Programm gehören auch eine fachsprachlicheWeiterbildung sowie vor allem Arbeitgeberkontakte zum Beispieldurch den Besuch von Messen und Exkursionen in Betriebe. Au-ßerdem stehen Veranstaltungen zu interkultureller Kompetenzund Arbeitskultur auf dem Lehrplan. Das bis zu dreisemestrigeProgramm wird mit einem Zertifikat abgeschlossen. Aus 17 Be-werbern wurden acht ausgesucht. Sie haben zum Sommerse-mester 2016/2017 ihre in Deutschland einzigartige Weiterbildungaufgenommen. Die nächste Bewerbungsphase startet im August.

Informationen zum Weiterbildungs-Programm: Sebastian Timmerberg, Programmkoordinator, Institut fürUmwelttechnik und Energiewirtschaft, mittwochs von 15 bis 17 Uhr, Tel.: 040-42878-2597, Gebäude N, Eißendorfer Straße 40, Raum 1.035.

From Camp to Campus – unter diesem Motto steht dasDamit möglichst vielen Flüchtlingen dieser Weg aus dem

Lager an die Universität gelingt, gibt es für die Neuankömmlinge, die in Hamburg Ingenieur-wissenschaften studieren wollen, drei Wege: Der erste richtet sich an Flüchtlinge, die sofort einStudium aufnehmen können. Der zweite an studierwillige Neuankömmlinge. Und der dritte an geflüchtete Ingenieure und Ingenieurinnen, die sich weiterbilden möchten.

Vom Camp auf den Campus

Der erste Weg

Bildungs-und Weiterbildungsprogrammfür Flüchtlinge an der TU Hamburg.

Der dritte Weg

Der zweite Weg

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: Sebastian Timmerberg ) Institut für

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)Gebäude N, Eißendorfer Straße 40, Raum 1.035 ( .

Vom Camp auf den Campus

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Vom Camp auf den Campus

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1315 �� ����� �� � ��� � � ����� ������ ��� �E �Am Schwarzenberg-Campus 3 � �� �1.043.

Eine Industriegebiet, das immer mehr zur Industriebrache geworden war, hoffnungslos, traurig: An die Bilder von Ed-

ward Hopper fühlte man sich erinnert, wenn man Harburgs Ha-fengebiet in den 80er-Jahren besuchte. Heute heißt das TerrainBinnenhafen und ist auch dank des unermüdlichen Engage-ments eines dort ansässigen Bauunternehmers aus dem Dorn-

röschenschlaf erwacht und zum neuen, modernen Harburgavanciert. Die Gründungsväter der TUHH hatten genau das1978 schon im Blick. Wo noch heute die Keimzelle der TUHHsteht, in der Harburger Schloßstraße 20, sollten in den folgen-den Jahrzehnten Ausgründungen junger Ingenieure und For-schungseinrichtungen ihren Platz finden. Diese Entwicklungvom desolaten Gewerbeort zum Standort für Wissenschaft undTechnik hat gedauert und in diesem Jahr gleich zwei wichtigeImpulse erhalten – mit dem InnovationCampus Green Techno-logies (ICGT), einem Zentrum für Existenzgründerinnen undExistenzgründer, sowie dem Fraunhofer Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML). Um dem ICGT Platz zumachen – der geplante Neubau wurde gestrichen – zieht dieTuTech Innovation GmbH, die von der TUHH und der Behördefür Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung getragen wird,wenige hundert Meter weiter in den „Goldfisch“. In diesem Ge-bäude residieren bereits das Deutsche Zentrum für Luft- undRaumfahrt und das TUHH-Institut für Luftfahrttransportsys-teme. Damit wird im Binnenhafen ein weiteres Haus von derWissenschaft und dem Technologietransfer genutzt. Imposantwie andere von der im Binnenhafen ansässigen Firma H.C. Ha-gemann errichtete Gebäude, birgt der „Goldfisch“ zudem eineReihe bautechnischer Innovationen (Solarzellen, LED-Leuchten,Brennwertheizung). Unternehmenschef Arne Weber steht nichtnur für den Wandel im Binnenhafen, sondern auch für die Ver-knüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft. Dass er Botschaf-ter der TUHH wurde, ist die logische Konsequenz seinesbeispielgebenden Engagements für die TU der HansestadtHamburg in Harburg.

Technologietransfer im „Goldfisch“

Es war einer der seltenen Fälle, in denen die Stadt Hamburgvon ihrem Evokationsrecht Gebrauch gemacht hat. Sie ließgegen den Willen des südlichsten ihrer sieben Bezirke die TU –statt auf der grünen Wiese – in einem Wohngebiet bauen. Ver-söhnungsgeschenke folgten, eines davon hatte sieben Buch-staben: H a r b u r g an vierter Stelle im Namenszug der TUHH.38 Jahre später ist die TU eine feste Größe im Stadtteil, ganzso wie es sich die Gründungsväter wünschten. Für Ortsunkun-dige aber, weniger mit lokalen und sublokalen GegebenheitenVertraute, hat „Harburg“ oft zu Missverständnissen geführt. TUHarburg? TU Hamburg? Auswärtige jedenfalls, die als Wissen-schaftler oder Studenten aus Osaka, Kuala Lumpur, Dortmund,München, Berkeley, Waterloo, Leipzig oder sonst woher, denWeg auf den Campus suchten, hat Harburg, der Name einesHamburger Stadtteils, in diesem Zusammenhang mehr irritiertals interessiert. Dies ist ein wesentlicher Grund für die vom Prä-sidium im März beschlossene Neuerung. Die TUHH ist in allerKürze und Eindeutigkeit die Technische Universität Hamburg.So wie die UHH, die ältere Uni-Schwester, die Universität Ham-burg ist. Besucher aus dem In- und Ausland werden diesesprachliche Vereinfachung zu schätzen wissen, die Politik hatVerständnis und auch hochschulintern ist die Akzeptanz desPräsidiumsvorschlags hoch, wenngleich es auch andere Stim-men gibt. Nach 37 Jahren trennt man sich ungern – auch vonNamen, die einem vielleicht sogar Heimat geworden sind.

Die TU Hamburg in Harburg

Kaum einer wird diesen Treppenaufgang kennen –oder doch? Mehr sei nicht verraten. Nur so viel: Be-züge zur TUHH gibt es selbstverständlich durchaus.Antworten bitte an [email protected]

Der „Goldfisch“ im Binnenhafen ist der neue Sitz für den Technologietransfer in Hamburg durch die TUTech Innovation GmbH.

Wo war das noch mal?

m Hauptgebäude der TU Hamburg

werden – organisiert von der Kunstini-

tiative an der TUHH – immer wieder

Kunstwerke gezeigt: Je nach Künstler

und Thema hängen mal abstrakte,

mal konkrete, mal fröhlich, mal nach-

denklich stimmende Bilder über drei

Etagen der 2011 eröffneten Räume.

Noch bis 30. Juni sind Gemälde und

Collagen von Brigitte Nolden zu

sehen. „Mythos Technik“ ist ihr

Thema. Ihre Faszination für Technik

und Begeisterung für Mythologie

spiegeln sich in ihren farbenintensiven

Werken wie „Metamorphose“ (links)

und „Maschinenfrau“ (rechts) wieder.

Mit ihrer Affinität für Technik ist diese

Künstlerin wie keine andere der Aus-

stellenden zuvor den Fachgebieten

der Ingenieure nahegerückt. Insofern

ist es noch nicht einmal Zufall, dass

zeitgleich zur Ausstellung die Ring-

vorlesung „Offshore Windstromerzeu-

gung“: Energiewende XXL“ auf dem

Campus angeboten wird. Allein vier

ihrer ausgestellten Werke hat die

Künstlerin diesem Gebiet gewidmet

und mit dem „Energieberg Georgs-

werder“ greift sie ein Thema auf, das

seit Jahrzehnten ein wichtiges For-

schungsgebiet an der TUHH ist.

Künstler und Ingenieure – gemeinsam

ist ihnen bei allen Unterschieden in

der Herangehensweise ihre kreative

Suche. Sie wollen Türen öffnen ganz

im Sinn von Peter Weibel, Direktor

des Zentrums für Kunst und Medien-

technologie in Karlsruhe, der die Auf-

gabe der Kunst darin sieht: „Türen zu

öffnen, wo sie keiner sieht.“ JKW

I

34

Forschung 19

18 Forschung

Von A wie Abdel-Maksoudbis Z wie Zurawski – im

Namensregister des TUHH-Vorlesungsverzeichnissesfinden sich außer Meyer,Möller, Müller, Schmitt,

Schröder und Schulze auchNachnamen, die einen stut-

zen lassen. Zum BeispielSteinmeier – ein Verwandter

unseres Außenministers?Schiller! Schindler! Springer!Wieviel Herzog, Boss, Königsteckt im Stammbaum der

Träger dieser Namen? Dazwischen abwechselnd

arabische, asiatische, chine-sische, indische, spanischeNamen – und ausgefallene.

Wie lebt es sich damit? spektrum befragte Träger

ungewöhnlicher Nachnamen.

Namen, die man sich

merkt

Manche Nachnamen bedürfen offenbar derErklärung. Zum Beispiel Übelacker. „Übelwie schlecht und Acker wie Feld“, so hatder gleichnamige studierte Wirtschaftsma-thematiker schon in jungen Jahren seinenamentliche Vorstellung ergänzt und hatdamit außer irritierten Blicken auch fal-schen Schreibweisen vorgebeugt. In seinerGeburtsstadt Delmenhorst oft angespro-chen, ob er verwandt mit dem Wasserturm-wärter sei, was richtig ist, fragte man ihnspäter in Hamburg nach der Verwandt-schaft mit dem ehemaligen Direktor derSternwarte, die er verneinen musste. „Dasist doch eines der Privilegien seltenerNachnamen, in einer Masse von Müllernnicht anonym unterzugehen“, meint er.Sven Übelacker arbeitete einige Jahre imBereich der Computersicherheit in ver-schiedenen wissenschaftlichen Rechen-zentren. Durch seine derzeitige Forschungfür seine Dissertation über „Human Factorsin Information Security" scheint das hinzu-gefügte „h" mitten in seinem Nachnamenfür seine Onlineprofile perfekt zu passen:„Uebelhacker“ wurde so zu seinem Pseu-donym. Als er während seines Studiums inUlm einen Kommilitonen namens Schönfel-der kennenlernte, scherzte er gern, wenn er

Welche Bilder löst dieser Name aus? Urba-nek-Urbach! Murmeln. Ein Bach, Wasser-geplätscher über Steine? An das Urmel ausdem Eis, aus dem gleichnamigen Kinder-buch? Welche Assoziationen auch immerdieser Doppelname hervorruft, Zeit brauchtman, bis aus der vokalreichen Buchstaben-abfolge ein Gesamtbild entstanden ist. FürBärbel Urbanek stand früh fest, dass siesich im Fall einer Heirat mit Dieter Urbachfür einen Doppelnamen entscheidenwürde. Nicht nur des Klanges, sondernauch einer spezifischen Seltenheit wegen:Es gibt wohl kaum Doppelnamen-Träger,bei denen jeweils vier der ersten Buchsta-ben die gleichen sind? Die Mitarbeiterin imReferat für Personalentwicklung, seit 1993verheiratet, sieht bis heute darin auch „eingutes Omen“, wie sie sagt“.

36

RosenblattRosenblattRosenblatt

Forschung 19

Illus

trat

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er

Viele glaubennicht, dass siewirklich so heißt:Backofen. Man-che wähnen sichveräppelt, dabeiist dieser Name inDeutschland gar

nicht so selten. Gesa Backofen, Studentinder Verfahrenstechnik, kennt – vom er-staunten Blick bis zu lautem Gelächter – soziemlich alle Reaktionen, hat sich aberdaran gewöhnt. Auch im Supermarkt, wenndie Kassiererin auf ihrer EC-Karte denNamen liest und es nicht bei einem Lächelnbelässt, sondern Gesprächsbedarf entwi-ckelt. Ihr Nachname hat zweifelsfrei hohenUnterhaltungswert und darüber wiederumkann die Namensträgerin nur herzlich la-chen. Das Selbstbewusstsein hat ihr derVater, ein Steuerberater, mitgegeben, der,stolz auf diesen Familiennamen, stets auchden Vorteil betonte: Diesen Namen merkensich die Leute!

Die meisten Rosenblätter leben lautwww.verwandt.de. in Hamburg, Berlinund dem Rhein-Erft-Kreis Ein Rosenblattarbeitet an der TU Hamburg. Weil sich vieleoffenbar nur die erste Hälfte des sich auszwei Hauptwörtern zusammengesetztenNachnamens merken können, wird NadineRosenblatt besonders in Telefonaten oft mitanderen Nachnamen verabschiedet: Ro-senstil oder Rosenblüte oder Rosenbuschoder Rosenbaum oder Rosenkranz oder…Oder lädt das „Rosenblatt“ zum Assoziie-ren ein? Für Nadine Rosenblatt, seit 2013unter anderem für die Abrechnungen desTUHH-Hochschulmagazins spektrum imPräsidialbereich zuständig, ist das alleskein Grund, ihren Nachnamen nicht gegeneinen anderen einzutauschen. Obwohl vielemeinen, dass man so einen schönen Nach-namen auch im Fall einer möglichen Ehe-schließung nicht abgeben sollte. JKW

www.verwandt.de

Die meisten denken an Frankreich, wenndie Mitarbeiterin im Servicebereich Stu-dium und Lehre sich vorstellt: MadeleineSnoussi. Frankreich, Französisch, das trifftwohl auf den Vornamen zu, nicht jedochauf den Nachnamen. Frau Snoussi stammtaus Sachsen-Anhalt und trägt aufgrundihrer Heirat einen tunesischen Nachnamen.Korrekt wird Snoussi mit einem harten „s“ausgesprochen, die meisten aber ziehendie Vokale lang oder verstehen ihn nichtrichtig und dann wird aus Snoussi auchschon mal „Knuffi“.

Freundinnen meinen, dass ihr Name wie füreine Schriftstellerkarriere geschaffen sei:Eva Morgenroth. Aus dem Schreiben vonBüchern wurde nichts, aber mit ihrem Stu-dium der Kulturwissenschaften hat sie sichden schönen Künsten immerhin genähert.

Um sich heute als Mitarbeiterin im Teamdes Startup Dock in einer etwas anderenWelt, der der Wirtschaft, zu behaupten. EvaMorgenroth koordiniert die Weiterbildungs-angebote und Startup Talks des Zentrumsfür Innovation und Entrepreneurship.

Wer Bologna hört,denkt zumindest in derakademischen Welt zu-erst an die europaweiteReform der Studienab-schlüsse und erst dannan die bekannte traditi-onsreiche Stadt im Nor-

den Italiens mit der ältesten UniversitätEuropas. Wer in Hochschulen Bolognaheißt, löst genau diese Assoziation aus.Was aber, wenn alles gar nicht so ist? WennAnna Lena Bologna nicht aus Bologna,sondern aus einem niedersächsischen Dorfkommt. Und wenn der Namensgeber, ihrVater, aus dem Südosten Italiens stammt –aus der nicht weniger bekannten Stadt Ca-nosa. Immerhin aber wird Anna-Lena Bo-logna ihr Masterstudium in Verfahrens-technik – Regenerative Energien – miteinem Titel abschließen, dessen Anfänge in der Stadt liegen, die den gleichen Namenträgt.

sagte, dass er im Fall einer Heirat mit des-sen Schwester für einen Doppelnamenwäre, um seinem Nachnamen eine etwaspositivere Konnotation verleihen zu kön-nen: Übelacker-Schönfelder. Bald darf erden Doktortitel vor den Übelacker stellen.Und bestimmt fällt ihm auch zu dieserneuen Kombination etwas Originelles ein.Denn eines steht fest: Der Mann hat bewie-sen, dass er etwas hat, was vielen fehlt,und worum ihn manche beneiden dürften:Humor.

Da, wo er herkommt, aus dem LandkreisGifhorn, heißen viele so wie er: Böse. „Bösewie lieb“, fügt der gleichnamige Wirt-schaftsingenieur in der Regel hinzu. In derAhnentafel kann die Familie bis ins Jahr1878 ihren Nachnamen zurückverfolgen,der im Norden viel stärker als im Süden ver-breitet ist und in Berlin eine Hochburg hat.Nomen est Omen? Dr. Böse ist Oberinge-nieur am Institut für Maritime Logistik undalles andere, als sein Nachname vorgibt:„Lieb und dabei ein hilfsbereiter und wohl-wollender Mensch", sagen er und alle, dieihn kennen.

Alles

Freiwillige!

18 Forschung

Ich sehe es als meine Aufgabe, die Gesellschaft zu unterstützen, denFlüchtlingen bei der Integration undbeim Deutschlernen zu helfen. Ohnedie Ehrenamtlichen könnte Deutsch-land dies nicht schaffen. Ich selbstziehe aus dieser Arbeit auch einen

großen Nutzen. Ich habe unglaublichnette und sehr dankbare junge

Menschen mit einem schwierigen Schicksal kennengelernt, mit denen

es viel Spaß bringt, Zeit zu verbringenund die mich immer wieder lehren,dass es nicht selbstverständlich ist,

in einem Land frei und ohne Angst zu leben.Katja Biewendt

Es ist keine Frage vonAufgabe oder Pflicht, sondernselbstverständlich und unsere

innere Haltung.Dr. Henning Klaffke

Es ist eine schöne Art,junge Menschen

willkommen zu heißen.Dr. Joseph Pangalos

As a volunteer I assist in unitingpeople from di-

verse back-grounds to work

toward a commongoals. Howevercommunity ser-vice and volun-teerism are an

investment in ourcommunity andthe people who

live in itBudoor Al-Taan

Mein Sprachbuddy ausHoms hat schier Unfass-bares erlebt. Er ist hoch-

motiviert Deutsch zulernen. Ihn dabei mit einpaar Tipps zu unterstüt-zen, macht mir einfach

Spaß! Es ist schön zu er-leben, dass bereits kleineDinge, wie ein reger Aus-tausch per Whatsapp oderein gemeinsames Mittag-

essen pro Woche, ihmhelfen und etwas

bewirken.Simon Pautmeier

Es bringt Freude, sich für andere Menschen einzuset-

zen. Denen zu helfen, sich weiterzu bilden, ihnen Perspektivenaufzuzeigen, damit sie sich

beruflich weiter entwickeln kön-nen, ist das Ziel meiner Arbeit.Es geht auch um ein respekt-volles Zusammenleben  in derGesellschaft. Sprache sowieKenntnisse der Kultur spielen da eine sehr wichtige Rolle.

Aman Ullah Khan

Als Gitarrenlehrer für Flüchtlinge ergibt sich für mich die Möglichkeit, mein etwas insStocken geratenes Hobby wieder aufleben zu

lassen und meine Begeisterung für Musik weiterzugeben!

Felix Tim Bölle

Wenn es darum geht, Ehrenamtliche zu charakterisieren,fehlt es nicht an hämischen Wortenund abwertenden Kommentaren –

vom „Gutmenschen“ bis zum„nützlichen Idioten“ der

Gesellschaft. Warum eigentlich?Und warum engagieren sich

trotzdem immer wieder Menschen?spektrum hat Ehrenamtliche zu ihren Motivationsgründen

gefragt.

Nützliche Idioten oder leistungsstarke

Typen?

Die Freiwilligenarbeit im Schwarzenberg- Camp gibt mir die Möglich-keit, eine Projektarbeit zu gestalten. Ich habe Spaß dabei Aktionen

zu organisieren, auf verschiedenen Sprachen zu kommunizieren undam Ende gemeinsam mit den Bewohnern eine angenehme erste

Bleibe mit ein wenig Willkommensgefühl zu schaffen.Lennard Haskamp

Auf meinen Reisen durchdie Welt bin ich immer

freundlich aufgenommenworden. Jetzt ist eine gute

Gelegenheit, etwas zu-rückzugeben.Axel Dürkop

Wenn ich mich von der Arbeitabends müde zum Deutschkursusaufmache, frage ich mich manch-

mal, warum ich das eigentlichmache. Nach dem Kursus weiß ich

meist wieder warum: Es machteinfach Spaß und beflügelt!

Clara Schmale

Ich engagiere mich in einem Deutschkursus,um die Flüchtlinge kennenzulernen und somitdie Distanz abzubauen. Außerdem möchte ichhelfen, und es ist schön zu sehen, wenn die

Teilnehmer Fortschritte machen. Man bekommtsofort Feedback über kleine Lernerfolge und die

Dankbarkeit der Teilnehmer ist groß.Lisa Andresen

Damit bereitet die TU Hamburgauch ihren Nachwuchs auf die mit

der Integration der Flüchtlinge verbun-dene große gesellschaftliche Aufgabevor. Mit einem breit gefächerten undauf einander abgestimmten Angebotnehmen die Freiwilligen – mit Unter-stützung des Präsidiums sowie einzel-ner Institute, dem Rechenzentrum undder Bibliothek – ihre gesellschaftlicheVerantwortung für die Integration vonFlüchtlingen in der Hansestadt wahr.Sie engagieren sich in einer von mehrals zwölf Projektgruppen (Kasten ne-benstehend) von TUHamburgIntegra-tiv. Diese Initiative, vertreten durchJutta Katharina Werner (Verwaltung),Julia Ehrenmüller (wissenschaftlicheMitarbeiter) und Gabriele Grütter (Stu-dierende), kooperiert auf dem Campusauch mit dem Bildungs-und Weiterbil-dungsangebot der TU Hamburg „FromCamp to Campus“ (Seite 28). Im Mittelpunkt der Integrationsarbeitvon TUHamburgIntegrativ stehen dieNeuankömmlinge im Camp gegenüberdem Campus: der Zentralen Erstauf-nahme Einrichtung (ZEA) Schwarzen-berg. Doch unter den Projektteil-nehmern sind auch immer mehr Be-

wohner anderer ZEA in Campusnähe,wo in verschiedenen Unterkünftenmehrere tausend Flüchtlinge leben. Als Deutschlehrer, Sprachbuddys, In-tegrations-Scouts, Dolmetscher, Lauf-bahnberater, Netzwerker für Einzelfälle,mit Nachhilfe und Kinderbetreuungleisten die Ehrenamtlichen wertvolle In-tegrationsarbeit ebenso wie jene, diegemeinsam ihre Freizeit beim Sport,Musizieren, Tanzen, Kochen und mitder Außengestaltung der Camps ver-bringen oder auf dem Campus Einla-dungen zu Konzerten und Kunstaus-stellungen organisieren. Täglich entstehen dabei vielfache Kon-takte und damit Zugänge zur Sprache,zur Bildung, zur Kultur und zum Ar-beitsmarkt. So werden Brücken derVerständigung für andere Kulturen ge-baut und Wege zur Integration in diedemokratische Gesellschaft geebnet.Dass dies kein einseitiger Weg ist, zei-gen die Statements der Ehrenamtli-chen, die bestätigen, dass man dabeimehr kennenlernt als nur andere Spra-chen und Kulturen.

Weitere Informationen: [email protected]

• Deutschkurse • Sprachbuddys• Nachhilfe in Deutsch• Integrations-Scouts• Einzelfallhilfe• Dolmetscher• Laufbahnberatung• MusikIntegrativ• Konzerte und Führungen• Freizeit mit Kindern• Sport• Tanzen• Außengestaltung eines Camps• Kochen

Alle Projektgruppen freuen sich auf neue Ehren-amtliche. Kontakt: [email protected]

Ausführlichere Darstellung der Projektgruppen:http://joom.ag/rncp

Ab Juni ist TUHamburgIntegrativ online mit einereigenen Homepage.Sponsoren: Verein der Alumni und Förderer derTUHH sowie Stiftung zur Förderung der TUHH,Rotary Club Hamburg-Harburg, Privatspender,Freie Hansestadt Hamburg.

Unter dem Dach von TUHamburgIntegrativ engagieren sich mehr als 150 Nachwuchswis-senschaftler, Studierende, Professoren und Mitarbeiter der Verwaltung in der Flüchtlingshilfe.

Alles freiwillig!

Die Arbeit mit Flüchtlingen ist mein Beitrag zur Integration. Ichmöchte meine Erfahrungen einbringen, und das ist auch der

Grund, warum ich mich für ein Jahr von der TUHH zur ZentralenErstaufnahme Harburg habe abordnen lassen.

Jutta Peier

Kontakte mit Flüchtlingen zu knüpfen, ist für mich eine große Horizonterweiterung. Ein Stück weit bedeutet es für mich, Verant-

wortung zu tragen und diese wahrzuneh-men für die gesellschaftliche Entwicklung

der nächsten Jahre. Die gemeinsameFreude an der Musik – so unterschiedlichsie sein mag – zu teilen, ist ein guter Weg,

einander zuzuhören, kennenzulernen und sich gegenseitig für das bisher

Unbekannte zu begeistern.Lydia Heilmann

Ein Team mit Herz für die Kinder im

Camp! Mit Ihnen zuspielen, zu malen und

zu tanzen, das ist anregend und auf-regend und bringt

Freude!Uschi Ziegler

Ich möchte einfach helfen und Wissen weitergeben.

Jan Meichsner

Projektgruppen von Ehrenamtlichen

Weitere Statements finden Sie online:http://joom.ag/rncp http://joom.ag/rncp

Wer hat noch nicht? Wer will, kann jetzt noch sein Statement abgeben:http://joom.ag/rncp http://joom.ag/rncp

18 Forschung

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150

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Unsere Teilnehmer kommen mit viel Freude und Wissensdurst zu uns, um ihreKenntisse in der deutschen Sprache zu

verbessern. Für mich ist es eine Bereicherung fürs Leben, sie hierbei zu unterstützen und dabei viel über

andere Kulturen zu lernen. Anonym

Wir leben in einem der reichsten und sichersten Länder dieser

Erde, und zumindest ein Teil dieserPrivilegien ist eng verknüpft mit

Armut und Unsicherheit in anderenTeilen der Welt. Zusätzlich zum

simplen Gebot der Menschlichkeitfinde ich daher, dass es eine

moralische Selbstverständlichkeitsein sollte, sich zu engagieren.

Und der Austausch, der sich dabei ergibt, ist auch noch

interessant – und macht Spaß.Dr. Philine Gaffron MLA BSc

Ich engagiere mich imSprachbuddy-Programm.

Ich tue dies, um den Menschen zu helfen, diein Deutschland ankom-

men, damit sie sich besser zurechtfinden. Des Weiteren lerne ich

eine neue Kultur kennen,es bringt sehr viel Spaßund gleichzeitig findet

man neue Freunde.Alexandra Gauß

Für eine bessere Gesellschaft, in der ich leben will, helfen wir als Integrati-

ons-Scouts den Flüchtlingen, sich in diedeutsche Kultur zu integrieren. Ich

möchte immer in der Lage sein, etwasin der Welt zum Besseren zu verändern.

Ahmed Sahab

Alle fordern Integrationswillig-keit von den Flüchtlingen.

Es müssen beide Seiten dazubeitragen, damit Integration

funktioniert!Antonio Pagel

Menschen, die anderen helfen! Was zeichnetdiese aus? Wer sich beispielsweise bei TU-

HamburgIntegrativ für Flüchtlinge engagiert, er-wirbt Wissen über andere Länder, Kulturen undSprachen – und viel mehr. Man übt sich in Empathie, was zum Beispiel fürden Erfolg in der Teamarbeit ausschlaggebendist. Ehrenamtliche stehen oft vor Herausforderun-gen, für deren Bewältigung unternehmerischesDenken und Handeln gebraucht wird. So sindLeistungsbereitschaft und Verantwortungsbe-wusstsein integraler Bestandteil erfolgreich aus-geübter Freiwilligenarbeit. SelbstbestimmtesArbeiten ist ein weiteres Kennzeichen von Ehren-amt. Man sollte auch organisieren können, dennselbst kleinste Projekte brauchen ein bisschenManagement. Grundsätzlich gut dran ist, wer Resilenz mit-bringt, denn solche Menschen haut so schnellnichts um. Das Schöne ist, dass man Erfolge er-leben kann und stets in Kontakt mit den Men-schen ist, für die man sich entschieden hat, sichzu engagieren und denen man als Partner aufZeit zur Seite stehen möchte. So entstehen beiTUHHIntegrativ auch neue soziale Beziehungen:zwischen Ehrenamtlichen und Flüchtlingen sowieuntereinander zwischen den Ehrenamtlichen.TUHamburgIntegrativ hat sich daher auch zueinem Netzwerk auf dem Campus entwickelt. Es ist davon auszugehen, dass die Doktorandenund Studierenden von heute als Ingenieure undIngenieurinnen von morgen an ihren Arbeitsplät-zen mit dem Thema „Flüchtlinge“ konfrontiertwerden. Ihre im Studium in der Freiwilligenarbeiterworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertig-keiten sind vor diesem Hintergrund auch als be-rufsqualifizierend zu bewerten. TUHamburg-Integrativ stellt daher Ehrenamtlichen aufWunsch Zertifikate aus. Und voraussichtlich abWintersemester 2016/17 wird es dafür auf Anre-gung der Initiative TUHamburgIntegrativ für Stu-dierende auch Leistungspunkte im Nicht-technischen Wahlpflichtbereich geben.

Ich mache das, weil ich anderen Menschen helfen und ihnen Freude

bereiten möchte. Solch‘ ein Ehrenamtmacht mich glücklich.

Ayman Nagi

Ich bin Sprachbuddy für einen jugendlichen Syrer, der

seine Familie in einer IS-besetz-ten Stadt zurückgelassen hat. Das tue ich, weil Integration

die Aufgabe von uns allen ist,nicht nur die der Politiker - und

weil uns der gleiche Alters-unterschied trennt wie mich zu

meinem kleinen Bruder. In einer anderen Welt hätte

er es sein können.Fred Woebs

An Problemen sind sie nicht interessiert,sondern an Lösungen

Integrations-Scouts: Eine zentrale Rolle spielen internationaleStudierende und Migranten, die die Sprachen der FlüchtlingeArabisch und Farsi sprechen und deren Kultur kennen. Einmalin der Woche treffen sich die Scouts, um sowohl über ihre Er-fahrungen im Umgang mit einem auch für sie zunächst frem-den Rechts- und Wertesystem, andere Sitten und Gebräuchezu berichten und darüber mit den Neuankömmlingen ins Ge-spräch kommen.

Einzelfallhilfe: Immer wieder gibt es Härtefälle und Problemeim Zusammenleben im Camp. Darum kümmern sich Freiwilligemeist in Zusammenarbeit mit Dolmetschern.

Dolmetscher: Internationale Studierende sowie Studierendemit Migrationshintergrund bieten im Camp und auf dem Cam-pus ihre Dienste als Dolmetscher an. Vertreten sind außer Eng-lisch, Französisch, Spanisch, die Sprachen Arabisch, Dari,Farsi, Kurdisch, Russisch.

Laufbahnberatung: Abgelehnte Bewerber von TUHH-Pro-grammen für Flüchtlinge sowie Ratsuchende aus dem Teilneh-

Projektgruppen von Ehrenamtlichen

Deutschkurse: In Kursen zu je 180 Minuten erlernen Flücht-linge zwei Mal pro Woche die deutsche Sprache. Die Lehren-den – Professoren, Doktoranden, Studierende und Mitarbeiter– wurden in Abendkursen auf ihre Aufgabe durch eine Fachkraft für Deutsch als Fremdsprache vorbereitet. Sie stehtweiterhin beratend zur Verfügung. Zertifikate werden nichtausgestellt.

Sprachbuddys: In individueller Absprache trifft sich jedes Duoaus Studierendem und Flüchtling etwa einmal in der Woche fürmindestens eine Stunde zum Gespräch und für gemeinsameUnternehmungen. Das Angebot dient der Verfestigung des imDeutschkursus Gelernten.

Nachhilfe in Deutsch: Manchmal stehen gerade bei jungenMenschen belastende Lebenserfahrungen und ungelöste Pro-bleme dem Erlernen einer neuen Sprache im Wege. In solchenFällen wie auch bei sehr lernwilligen Flüchtlingen, die schnellvorankommen wollen, wird Einzelunterricht von Studierendengeleistet.

Sprachbuddys Konzerte und Führungen

Musikintegrativ Sport

merkreis der Projektgruppen werden hinsichtlich ihrer weiterenLaufbahn von Mitarbeitern und in enger Zusammenarbeit mitder Arbeitsagentur Hamburg beraten.

MusikIntegrativ: Einmal in der Woche mittwochs ab 19 Uhrtreffen sich Studierende zum gemeinsamen Musizieren mitFlüchtlingen. Sie erteilen Instrumentalunterricht für Klavier undGitarre.

Sport: Sport hat zweifelsfrei eine große Bedeutung für eine er-folgreiche Integration. Studierende der TU Hamburg betreibenvor diesem Hintergrund mit jungen Flüchtlingen Ballspiele, vor-rangig Fuß- und Volleyball. Dieses Angebot erfolgt in Zusam-menarbeit mit den örtlichen Sportvereinen.

Konzerte und Führungen: Kulturelle Veranstaltungen, zu derdie TU Hamburg regelmäßig die Öffentlichkeit einlädt, stehenauch Flüchtlingen offen. Dies gilt für die Konzerte sowie Aus-stellungen. Es finden mehrmals im Jahr Führungen im Foyerdes Hauptgebäudes statt mit anschließenden Gesprächen. Freizeit mit Kindern: Studierende und externe Freiwillige treffen

sich abwechselnd im Camp gegenüber dem Campus zur Frei-zeitgestaltung der dort lebenden Kinder.

Freizeit mit Kindern und Jugendlichen: Studierende und ex-terne Freiwillige treffen sich abwechselnd im Camp gegenüberdem Campus zur Freizeitgestaltung der dort lebenden Kinder.Im Mittelpunkt steht das Tanzen.

Außengestaltung eines Camps: Die Hilfe zur Selbsthilfe zurSelbsthilfe steht im Vordergrund dieses Projekts:Einmal in derWoche treffen sich Studierende und unterstützen Bewohnerbeim Organisieren und Durchführen von Verschönerungsmaß-nahmen ihres Camps (Tische bauen, Zäune bemalen etc).

Kochgruppe: Zweimal in der Woche kochen abwechselndStudierende und Mitarbeiter mit jeweils bis zu acht Teilneh-mern der TUHH-Deutschkurse außerhalb des Campus.

Jede Gruppe freut sich über neue Freiwillige:[email protected]

TUHamburgIntegrativ

: 12 180 .

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(Sprachbuddy): .

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...undwerputzt für Sie?

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hat Heimweh. Im Norden Thailands steht ein Haus, das auf sie wartet und in dem ihre kranke Mutter allein lebt.Finanziell wird sie von der Tochter unterstützt, die als Reini-gungskraft im Gebäude A arbeitet, und manchmal bekommtauch der in Thailand lebende erwachsene Sohn aus erster

Ehe einen kleinen Zuschuss zum Lebensunterhalt. Seit dem„6.06. 2006“ ist Sukim wieder verheiratet mit einem Schlos-ser aus Hamburg. Beide haben sich in einem Restaurant inThailand kennengelernt und werden als Rentner zurückkeh-

ren, um dann umgeben von Reisfeldern in dem Haus zu wohnen, das dort auf sie wartet.

Sukin Koch kam mit 21 Jahren nach Deutschland. Der Ghanaer,

evangelisch getauft, hat bis zum Alter von 14 Jahren eineSchule im Osten des Landes besucht, wo heute noch sein

Vater sowie seine zweite Frau und seine beiden Töchterleben. Sie alle bekommen regelmäßig Geld überwiesen, das

er beim Putzen verdient. Er arbeitet im Gebäude O. Fast wöchentlich telefoniert er mit seiner Familie, die ihm fehlt. Inseiner Hamburger Kirchengemeinde, beim Frisör, in afrikani-schen Läden aber trifft er seine Freunde und Bekannte aus

Afrika – für ihn ein wichtiges Stück Heimat, nach der er sich sehnt und die er zuletzt 2014 besuchte.

Peter-Owusu Gonah

Morgens um 5 Uhr beginnt an der TU Hamburg die erste Schicht. 70 Reinigungskräfte haben dann drei Stunden Zeit, um Büros, Flure, Küchen und Sanitäreinrichtungen zu putzen.

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: Joh

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Forschung 19

gehörte als Hindu im Nordosten Indiens der von den Sikhs verfolgten religiösen Minderheit an. 1994 bat er

mit 22 Jahren in Deutschland um politisches Asyl und arbeitete meist als Aushilfskraft in Restaurants. Seit der

Trennung von seiner deutschen Frau 2007 ist er alleinerzie-hender Vater von zwei Töchtern, die inzwischen 15 und

16 Jahre alt sind. Im Reinigungsgewerbe hat es Kumar biszum Vorarbeiter geschafft und in dieser Funktion ist er imGebäude A tätig. Sein Verdienst trägt mit zum Lebens-unterhalt bei und manchmal auch noch zu dem seiner

verwitweten Mutter im Punjab.

Rakesh Kumar aus Tunesien lebt seit 1992 in Deutschland. Seit fünf Jahren

putzt die 52-Jährige im Gebäude O. Sie hat zwei Söhnesowie eine Tochter, die noch die Schule besucht. Auch wenn

in der Heimat die Luft wärmer und das Essen besserschmeckt, Arbeit findet sie dort keine und auch deshalbkommt eine Rückkehr nicht in Frage: Weder für sie noch

ihren tunesischen Ehemann, der inzwischen Rentner, mehrals 40 Jahre in Hamburg gearbeitet hat.

Zohra Sebouai

Weitere Informationen finden Sie unter:http://joom.ag/rncp

Sukin Koch Peter-Owusu Gonah

Rakesh Kumar Zohra Sebouai

Morgens um 5 Uhr beginnt an der TU Hamburg die ersteSchicht. 70 Reinigungskräfte haben dann vier Stunden

Zeit, um Büros, Flure, Küchen, Vorlesungsräume, Sanitäreinrich-tungen zu putzen. Der Standard ist vorgegeben und wird im Ab-stand von drei Monaten von der Städtischen Gebäudeeigen-reinigung GmbH kontrolliert. Die staatlichen Qualitätsprüfer kom-men unangemeldet und benoten. Guter Durchschnitt wird mit 80bis 86 Prozent bewertet. Reinigungskräfte sind auch an der TUHH meist weiblich. Nur sie-ben der 70 Putzfrauen und -männern haben deutsche Wurzeln.Sie sind als Migranten nach Hamburg gekommen und einst ausBulgarien, Kroatien, Mazedonien, Polen, Portugal, Ghana, Indien,Thailand und Russland nach Deutschland immigriert.

Als Reinigungskräfte wurden sie angelernt und durchlaufen re-gelmäßig Schulungen. Was an Hausputz erinnern mag, ist bis auf

die Minute geplant. In 120 Sekunden muss ein Schreibtisch sau-ber sein. Geputzt wird mit System und das auch in Hamburg bisin die Farben der Putzlappen: blaue für Tische und Türgriffe,grüne für die Küche, gelbe für Waschbecken und Fliesen und rotefür die WC.

Drei Firmen teilen sich die Reinigung der TUHH inklusive ihrerDependancen in Harburg. Für die Gebäude A, M, N, O und dieMensa-Spülküche, ist mit 17 Mitarbeitern die Firma Bogdol zu-ständig. Vier von ihnen stellen wir in dieser spektrum-Ausgabevor. In den Gebäuden C und D arbeiten fünf Reinigungskräfte derMarling Gebäudeservice GmbH & Co. KG. Weitere 48 Frauen undMänner reinigen im Auftrag der Firma Gless die Gebäude H, E,K, L, I, J, G, Q, das Northern Institute of Technology, sowie dieTUHH-Dependancen Harburger Schloßstraße 20, 28, 36.JKW

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Susanne Küster ist Sachbearbeiterin im Organisationsrefe-rat. Seit 1985 an der TUHH, hat die heute51-jährige Hamburgerin zunächst in ver-schiedenen Abteilungen gearbeitet. Seit2009 gehört auch die Verwaltung derstaatlich finanzierten Stellen – vom Profes-sor bis zum Pförtner – zu ihrem Aufgaben-bereich. In ihrer Freizeit radelt sie, enga-giert sich ehrenamtlich und liest kurz-weilige, historische Geschichten wie die„Wassermusik“ von T.C. Boyle, ihr Lieb-lingsbuch.

Die Geschichte basiert auf der Biographiedes Entdeckungsreisenden Mungo Park.Der Schotte ist besessen von der Idee,den Niger zu erforschen, ein gefährlichesUnterfangen. Denn außer Tropenkrankhei-ten lauern am drittgrößten Fluss Afrikasnoch andere Gefahren: kriegerische Stäm-me, die Eindringlingen aus Europa feind-lich gegenüberstehen. Boyle lässt MungoPark nicht alleine auf seine Reise entlangdes Nigers gehen. Unter seinen Begleiternbefindet sich auch der Afrikaner Johnson,der ein bewegtes Leben vorzuweisen hat.Eines Tages kreuzen sich die Wege Parks

und Johnsons mit de-nen von Red Nise, derals Mitglied der UpperClass Englands im Mit-telpunkt eines zweitenErzählstrangs steht, undam Ende der „Wasser-musik“ der einzige derdrei ist, der überlebt.

Dr. Thomas Hägele, 49 Jahre, ist Studienkoordinator und Do-zent für die berufliche Fachrichtung Elek-trotechnik-Informationstechnik. Derpromovierte Pädagoge arbeitet als Aka-demischer Oberrat am Institut für Techni-sche Bildung und Hochschuldidaktik.Lesen ist für den Vater dreier erwachse-ner Kinder Horizonterweiterung und Entspannung. Besonders gern liest dergebürtige Norddeutsche Bücher über denchristlichen Glauben, in seinem Buchtippaber geht es um die „Die andere Bildung:Was man von den Naturwissenschaftenwissen sollte“ von Ernst Peter Fischer.

Was ist Bildung in unserer heutigen Zeit?Diese Frage wird nicht nur bei der Ent-wicklung von Bildungsplänen gestellt,sondern betrifft jeden mündigen Bürger indemokratischen Gesellschaften. DerAutor widmet sich in besonderer Weisedem Verhältnis von Naturwissenschaftenund Bildung. Er zeigt in kritischer Ausein -andersetzung mit dem historischen Bil-dungsbegriff und den Naturwissenschaf-ten, dass eine ganze Reihe von Alltags-fragen sich nicht ohne naturwissenschaft-

liche Kenntnisseverantwortungsvoll ent-scheiden lassen. DerTitel „Die andere Bildung“ verdeutlicht,dass Fischer einen Bildungsbegriff vertritt,der gängigen Klischeesnicht folgt.

Jutta Janzen arbeitet im International Office. Aus-tauschstudierende aus aller Welt von denTUHH-Partneruniversitäten haben in derdiplomierten Verwaltungswirtin eine kom-petente Ansprechpartnerin bei allen Fra-gen rund um das Studium und manchmalauch darüber hinaus. Die Hamburgerinliest gern und viel. Zur Lektüre gehörenZeitungen und Zeitschriften, bei Büchernfolgt sie gern den Empfehlungen der Öffentlichen Bücherhalle ihres Wohnortes, in der sie auch den Tipp für „Erzähl esniemandem“ von Randi Crott erhielt.

Erst als Erwachsene erfährt die Autorin,dass sie jüdische Wurzeln hat. Genau wieihre Mutter soll sie aber darüber mit nie-mandem sprechen. Das musste sie ihrenEltern versprechen. Nach dem Tode ihresVaters aber beginnt die Journalistin ge-meinsam mit ihrer Mutter die verborgeneFamiliengeschichte zu recherchieren undaufzuschreiben. Mit großer Leidenschaftrekonstruiert Crott die Liebes- und Lebensgeschichte ihrer Eltern: der jungenNorwegerin Lilian und des deutschen Be-satzungssoldaten Helmut. Hinter dem jun-

gen Soldaten verbirgtsich ein Mann jüdi-scher Herkunft. Dochdas darf niemand wis-sen. Eine ungewöhnli-che Liebesgeschichteund zugleich ein zeitgeschichtlichesDokument.

Und was lesen Sie?

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innovatorBecker Marine Systems is well-known worldwide for innovative manoeuvring and energy-saving solutions. As the technology

leader, Becker has become the standard for manoeuvring products like the Becker Flap Rudder and energy-saving devices like

the Becker Mewis Duct®. The company’s LNG Hybrid department constantly launches innovative concepts. The LNG Hybrid

Barge works as a fl oating power plant and supplies external and low-emission power to cruise ships. Becker’s containerised

LNG PowerPac® has been granted funding by the German government and will supply clean energy to container ships in port.

W W W. B E C K E R - M A R I N E - SYS T E M S .C O M

Nahe der Nordsee und nur knapp eine Autostunde von Hamburg entfernt, produzieren wir als eine der modernsten Raffinerien Deutschlands über-wiegend Mitteldestillate und zahlreiche petro- chemische Produkte für den gesamten norddeut-schen Raum.

Durch unsere mittelständische Orientierung ar-beiten wir eng mit unseren Kunden zusammen, sind nah an den Marktbedürfnissen und agieren stets flexibel und vorausschauend im Hinblick auf erforderliche Anpassungen.

Ob in den technischen Bereichen wie Anlagentech-nik, HSSEQ, Produktion, Projekte und Verfahrens-

technik oder in den kaufmännischen Abteilungen wie Economics & Scheduling, Einkauf, Finanzen, IT, Personal, Supply & Distribution und Unter- nehmenskommunikation, die Raffinerie Heide bie-tet eine Vielzahl an Möglichkeiten.

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Hinter jedem Erfolgsteht ein engagiertes Team

Voller Energie für den Norden