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Das politische Buch im Gespräch Erstes Halbjahr 2019

Das politische Buch im Gespräch · Stipendium der Akademie der Künste (2005) und das Aufenthaltssti-pendium im Writers House Ventspils, Lettland (2012/13). Freitag, 11. Januar 2019,

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Daspolitische Buchim Gespräch

Erstes Halbjahr 2019

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Im Rahmen des aktuellen Programms unserer langjährigen Reihe „Das politische Buch im Gespräch“ präsentieren wir im 1. Halb-jahr 43 Neuerscheinungen auf dem politischen Buchmarkt in ins-gesamt 50 Veranstaltungen in allen Regionen Thüringens. Das breite Themenspektrum und die verschiedenen Anlässe, auf die wir uns beziehen, widerspiegeln unseren weit gefassten Begriff von politscher Bildung. Gemäß dem Selbstverständnis der Landeszentrale für politische Bildung repräsentieren die von uns eingeladenen Autorinnen und Autoren unterschied-liche politische Positionen. Mit unserer Lesereihe wollen wir Neuerscheinungen und Autorinnen sowie Autoren vorstellen und zum Dialog bzw. kontroversen Gespräch einladen.

Ansprechpartner:Leiter:Franz-Josef Schlichting, 57 32 11 [email protected] 1, stellvertretender Leiter:Peter Reif-Spirek, 57 32 11 710 [email protected] 2:Antonio Peter, 57 32 11 720 [email protected] 3:Ursula Nirsberger, 57 32 11 730 [email protected] 4:Wieland Koch, 57 32 11 740 [email protected]

Landeszentrale für politische Bildung ThüringenRegierungsstraße 73, 99084 ErfurtTelefon 0361-57 32 11 701Fax 0361-57 32 11 702www.lzt-thueringen.de

fb.me/LandeszentraleThueringen

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Landleben zwischen Lethargie und Lebenslust. Mimi und Oliver sind Nachbarskinder und Angelfreunde in einer kleinen Stadt an der Havel. Sie spielen Fußball miteinander, leisten den Pionierschwur und berauschen sich auf Familienfesten heimlich mit den Schnapskirschen der Eltern. Mit dem Mauerfall zerbricht auch ihre Freundschaft. Mimi sieht sich als der letzte Pionier – Timur ohne Trupp. Oliver wird unter dem Kampfna-men Hitler zu einem der Anführer marodierender Jugendbanden. In Windeseile bringen seine Leute Straßen und Plätze unter ihre Kon-trolle. Dann eskaliert die Situation vollends …Manja Präkels erzählt in ihrem Debütroman vom Verschwinden der DDR in einem brandenburgischen Kleinstadtidyll, dem Auftauchen ver-loren geglaubter Gespenster, von Freundschaft und Wut.Die Autorin wurde für dieses Buch mit dem Kranichsteiner Jugendlite-ratur-Stipendium 2018 und dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 ausgezeichnet. Sie erhielt zudem den Anna-Seghers-Preis 2018.

Manja Präkels, 1974 in Zehdenick/Mark geboren, ist Sängerin der Band »Der singende Tresen« und Autorin des Lyrikbandes »Tresenlie-der«. Sie ist Mitherausgeberin der erzählerischen Anthologie »Kaltland – Eine Sammlung«, eines Klassikers der Nachwende-Literatur.Manja Präkels stellte mit Markus Liske das Erich-Mühsam-Lesebuch »Das seid ihr Hunde wert!« (2014) sowie den Band »Vorsicht Volk! Oder: Bewegungen im Wahn?« (2015) zusammen. Präkels erhielt für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste (2005) und das Aufenthaltssti-pendium im Writers House Ventspils, Lettland (2012/13).

Freitag, 11. Januar 2019, 18:00 UhrGera, Gedenkstätte Amthordurchgang e.V.

Weitere Informationen gibt Referat 4.

Manja Präkels

Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß

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Christian Bommarius

1949 – Das lange deutsche Jahr

1949 ist das Jahr der doppelten Staatsgründung und des Beginns der zweiten Demokratie auf deut-schem Boden. Die ersten Bun-destagswahlen bringen Konrad Adenauer ins Kanzleramt, Theodor Heuss wird Bundespräsident, Bonn Hauptstadt der Bundesrepublik. In der DDR wird Wilhelm Pieck Präsi-dent, Ministerpräsident Otto Grote-wohl. Christian Bommarius erzählt so kundig wie kurzweilig die Ge-schichte des langen Jahres 1949, das bereits 1948 einsetzt, als mit Währungsreform und Auftrag zur Verfassungsbildung die Weichen in Richtung Bundesrepublik gestellt wurden. Und 1948 blockiert auch die Sowjetunion den Zugang zu West-Berlin, eine Blockade, die fast ein Jahr andauert, die abgeschnittene Stadt kann nur durch die Luftbrücke der Alliierten mit dem Lebensnotwendigen versorgt werden.Bommarius schildert zentrale und marginale Episoden aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Alltagsleben. Sein Buch ist ein buntes Panop-tikum der frühen Bundesrepublik – und birgt eine höchst aktuelle Botschaft: Demokratisches Denken und Handeln muss immer wieder gegen Widerstände gelebt werden, damals wie heute.„Christian Bommarius‘ großes Panorama der Nachkriegsjahre verstört und ist zugleich ein stilistischer Genuss, von dem man nicht mehr los-kommt. Nie ist so klug, komisch und kompromisslos über diese Zeit geschrieben worden.“ (Prof. Dr. Karina Urbach, Institute for Advanced Study, Princeton)

Christian Bommarius, Jahrgang 1958, studierte Germanistik und Rechtswissenschaft. Nach journalistischen Stationen, etwa als Korres-pondent beim Bundesverfassungsgericht, war er von 1998 bis 2017 Redakteur der Berliner Zeitung. Seit 2018 ist er Kolumnist der Süd-deutschen Zeitung. Für sein publizistisches Werk wurde Bommarius der Heinrich-Mann-Preis verliehen.

Mittwoch, 16. Januar 2019, 18:30 UhrGeisa, Haus auf der Grenze, Platz der deutschen Einheit 1

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

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Joachim Käppner

1918. Aufstand für die Freiheit. Die Revolution der Besonnenen

Die Revolution der Arbeiter und Sol-daten von 1918 – eine historische Chance für ein demokratisches Deutschland, die nicht genutzt wur-de. Ziel der Revolutionäre war nicht, nach russischem Vorbild ein bol-schewistisches Regime zu errichten, sondern den Krieg zu beenden und die Freiheit zu erringen. Das Aufbe-gehren in Deutschland blieb verhält-nismäßig friedlich, bis die von der SPD geführte Übergangsregierung, der „Rat der Volksbeauftragten“, mit der alten Heeresführung ein Bünd-nis schloss, statt sie umgehend ab-zusetzen. Die Radikalisierung des Protestes bis zu den „Weihnachts-kämpfen“ 1918 war eine Folge. Am Ende mobilisierte eine sozialdemo-kratische Regierung ihre früheren Todfeinde aus dem Militär gegen die Revolutionäre. Doch die Geister, die sie rief, wurde sie nie wieder los – zum bleibenden Schaden für die junge Demokratie.In der Geschichtswissenschaft galt lange das Diktum, die SPD habe keine andere Wahl gehabt, als sich gegen die linksradikalen und für die reaktionären Kräfte zu entscheiden. Joachim Käppner wertet Quel-len und neueste Forschungsergebnisse aus und zeichnet ein gerech-teres Bild der Arbeiter und Matrosen, die eine Welt aus den Angeln hoben und den Weg in die Weimarer Demokratie öffneten.

Joachim Käppner, promovierter Historiker, ist Redakteur und Autor bei der Süddeutschen Zeitung. Zuletzt erschien von ihm im Berlin Verlag „Die Familie der Generäle. Eine deutsche Geschichte“ (2007) und „Berthold Beitz. Die Biographie“ (2010).

Donnerstag, 17. Januar 2019, 19:00 Uhr Gotha, Historischer Saal des Tivoli, Am Tivoli 3

Weitere Informationen gibt Referat 1.

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Uli Schöler (Hg.)

Weltkrieg, Spaltung, Revolution. Sozialdemokratie 1916–1922

2019 jährt sich zum 100. Mal die Gründung der Weimarer Republik, die sich der Novemberrevolution der Arbeiterbewegung verdankt. Ebenfalls vor 100 Jahren wurde Rosa Luxemburg ermordet – in den Gewaltexzessen der sogenannten Januarkämpfe 1919, die den Beginn der ersten deutschen Demokratie prägten und deren politische Kultur dauerhaft belasteten.Die Geschichte der Arbeiterbewe-gung von 1916 bis 1922 wird oft als Zweiteilung in Mehrheitssozialde-mokratie und Unabhängige Sozial-demokratie einerseits sowie die sich gründende Kommunistische Partei andererseits beschrieben. Doch diese allzu schlichte Darstellung wird den tatsächlichen politischen Ausein andersetzungen zwischen und in diesen Gruppen nicht gerecht. Der Vortrag zum Sammelband wird vor allem Rosa Luxemburg, die Novemberrevolution und die Weimarer Linke in den Blick nehmen. Uli Schöler rekonstruiert die Spaltungsgeschichte der Arbeiterbewegung und Rosa Luxemburgs Rolle in diesen Auseinandersetzungen. Er stellt die kontroversen Debatten in der Novemberrevolution um Fragen der politischen Verfassung und der Gestaltung der Wirtschaftsordnung (Nationalversammlung oder Räteverfassung) dar, die in gewalttätigen Auseinandersetzungen und Umsturzversuchen eskalierten. Die Ja-nuarkämpfe und die gegensätzlichen Einschätzungen der russischen Entwicklung vertieften die Spaltungen der Arbeiterbewegung in der Demokratiefrage. Schließlich untersucht der Vortrag den Umgang mit dem theoretischen Erbe Rosa Luxemburgs in den unterschiedlichen Strömungen der Weimarer Linken.

Prof. Dr. Uli Schöler lehrt am Otto-Suhr-Institut der Freien Universi-tät Berlin. Hauptberuflich ist er stellvertretender Direktor und Abtei-lungsleiter beim Deutschen Bundestag, ehrenamtlich leitet er die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung. Zuletzt gab er mit Thilo Scholle den Sammelband „Weltkrieg, Spaltung, Revolution. Sozialdemokratie 1916–1922“ heraus.

Mittwoch, 23. Januar 2019, 19:00 Uhr Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7

Weitere Informationen gibt Referat 1.

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Der Versailler Vertrag hat die Welt geprägt bis heute – alte Reiche ver-sanken, moderne Nationalstaaten erwachten, es entflammten aber auch neue Konflikte, ob auf dem Balkan oder im Nahen Osten. Dabei waren 1919 die Hoffnungen der ganzen Welt darauf gerichtet, dass nach dem Großen Krieg eine stabile Ordnung ge-schaffen und dauerhafter Friede herr-schen würde. Doch wie Eckart Conze in seinem glänzend geschriebenen und minutiös recherchierten Buch zeigt, erwiesen sich alle Hoffnungen als gewaltige Illusion. Denn weder die alliierten Sieger noch das geschlage-ne Deutschland und die anderen Ver-lierer waren bereit, wirklich Frieden zu machen. Auf allen Seiten ging auch nach dem Waffenstillstand der Krieg in den Köpfen weiter, mit verhee-renden Folgen. Versailles - das war der Frieden, den keiner wollte.

Eckart Conze, geboren 1963, ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Marburg. Von ihm zuletzt erschie-nen: „Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik von 1949 bis in die Gegenwart“ (2009) und „Das Amt und die Vergan-genheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepu-blik“ (mit N. Frei, P. Hayes und M. Zimmermann, 2010).

Mittwoch, 30. Januar 2019, 18:15 UhrJena, Historisches Institut, Friedrich-Schiller-Universität, Zwätzengasse 3

Doppellesung mit Markus M. Payk: Frieden durch Recht? Der Aufstieg des modernen Völkerrechts und der Friedensschluss nach dem Er-sten Weltkrieg

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

Eckart Conze

Die Grosse Illusion. Versailles 1919 und die Neuordnung der Welt

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„Versailles“ und die Verrechtlichung der internationalen Politik. Bei kei-nem anderen Frieden der neuzeit-lichen Geschichte spielte die Be-rufung auf Recht und Gerechtigkeit eine so prominente Rolle wie nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Im Gegensatz zu bisherigen Dar-stellungen, die sich vornehmlich auf eine Demütigung Deutschlands durch das „Versailler Diktat“ kon-zentrieren, bietet diese breit ange-legte Neuinterpretation der gesam-ten Pariser Friedenskonferenz von 1919/20 ein differenziertes Bild. Marcus Payk kann anhand zahlrei-cher Beispiele nachweisen, welche politische Kraft, aber auch welche unkontrollierbare Eigenlogik völkerrechtlichen Argumenten und Akteu-ren während der Friedensverhandlungen zukam. Erst durch die Berück-sichtigung der normativen Erwartungen der Vorkriegs- und Kriegszeit werden die Friedensabkommen mit Deutschland, Österreich, Ungarn, Bulgarien und dem Osmanischen Reich verständlich. Die Untersu-chung ordnet den Friedensschluss damit in längerfristige Tendenzen einer Verrechtlichung der internationalen Politik ein und fordert zu-gleich dazu auf, über die Möglichkeiten und Grenzen des Völkerrechts nachzudenken.

Markus M. Payk, Professor für Neuere Geschichte unter Berücksichti-gung der westeuropäischen Geschichte an der Helmut-Schmidt-Uni-versität / Universität der Bundeswehr, Hamburg

Mittwoch, 30. Januar 2019, 18:15 UhrJena, Historisches Institut, Friedrich-Schiller-Universität, Zwätzengasse 3

Doppellesung mit Eckart Conze: Die Grosse Illusion. Versailles 1919 und die Neuordnung der Welt

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

Marcus M. Payk

Frieden durch Recht? Der Aufstieg des moder-nen Völkerrechts und der Friedensschluss nach dem Ersten Weltkrieg – Ein Autorengespräch

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In ihrem Debütroman erzählt Anja Baumheier eine packende Familienge-schichte über das geteilte Deutschland. Die Groen-Schwestern wachsen im Ost-Berlin der sechziger Jahre heran. Unter-schiedlicher könnten die beiden Mäd-chen nicht sein: Charlotte, die ältere, brennt ebenso für den Sozialismus wie ihr Vater Johannes, der am Ministerium für Staatssicherheit Karriere macht. Die künstlerisch begabte Marlene hingegen eckt überall an und verliebt sich Hals über Kopf in Wieland, einen Pfarrers-sohn, der die DDR kritisch hinterfragt. Mit jedem Tag wächst die Sehnsucht nach einem Leben in Freiheit. Als das junge Paar beschließt, in den Westen zu fliehen, trifft Marlenes Vater eine Entscheidung – mit fatalen Folgen, die noch Jahrzehnte später spürbar sind … „Kranichland“ erzählt anhand des bewegenden Schicksals der Familie Groen fast achtzig Jahre deutsche Zeitgeschichte: von Bom-bennächten und Vertreibung, Wiederaufbau und Gründung der DDR, über das geteilte Deutschland und die Wende bis heute.

Anja Baumheier wurde 1979 in Dresden geboren und hat ihre Kindheit in der DDR verbracht. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet als Lehrerin für Französisch und Spanisch an einer Berliner Schule. 2018 erschien mit „Kranichland“ ihr erster Roman.

Mittwoch, 6. Februar 2019, 19:00 UhrMühlhausen, Stadtbibliothek, Sankt Jacobi 1

Weitere Informationen gibt Referat 4.

Anja Baumheier

Kranichland

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Die Geheime Staatspolizei (Gestapo), das am meisten gefürchtete Instrument des NS-Regimes, verfügte lediglich über eine sehr dünne Personaldecke. Dennoch ge-lang es ihr, in fast alle Gruppen und Netz-werke des organisierten Widerstandes einzudringen und sie zu zerschlagen. Wie dies möglich war, zeigt Hans Schafranek in seiner hochinteressanten Studie über die Unterwanderung von Widerstands-gruppen durch die Wiener Gestapo. Da-bei arbeitet er in seinem Buch nicht nur regionale Besonderheiten heraus, son-dern schildert auch allgemeine Aspekte der verdeckten Ermittlungsarbeit der Gestapo sowie deren strukturellen Auf-bau und Tätigkeitsfelder. Im Vordergrund stehen die persönlichen Geschichten über Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Spitzel für das NS-Regime wurden. Man-che drängten sich beinahe als Verräter auf, andere wiederum wurden un-freiwillig und unter Druck zu Kollaborateuren. Sie alle arbeiteten als Zuträ-ger, die regelmäßig und gegen Geld Informationen über Einzelpersonen, aber auch Gruppen weitergaben. In dieser Funktion traten sie zum Teil auch als aktive Werber und augenscheinliche Initiatoren des Widerstan-des auf und lieferten die Beteiligten später an die Gestapo aus. Nur ein ge-ringer Teil der Spitzel wurde nach Kriegsende wegen ihrer Taten angeklagt. Auf der Grundlage langjähriger Recherchen in österreichischen, deut-schen und russischen Archiven dokumentiert und analysiert Hans Schafranek die immense und lange Zeit unterschätzte Bedeutung von V-Leuten. Entstanden ist ein bahnbrechendes Werk über einen bislang weitgehend unerforschten Teil der NS-Geschichte. Das Buch wirft nicht nur einen Blick auf dieses tödliche Netzwerk, sondern zeigt auch, wie in der Zeit des Nationalsozialismus Widerstand und Verrat unauflöslich miteinander verknüpft waren.

Dr. Hans Schafranek ist Historiker und freier Mitarbeiter am Dokumen-tationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Außerdem ist er Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zu den Themenschwerpunkten ver-gleichende Diktaturforschung, österreichische Zeitgeschichte bis 1945, Emigration in die UdSSR und Nachrichtendienste im Zweiten Weltkrieg.

Mittwoch, 6. Februar 2019, 19:00 UhrErfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7

Weitere Informationen gibt Referat 1.

Hans Schafranek

Widerstand und Verrat. Gestapospitzel im antifaschistischen Untergrund 1938–1945

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Der Roman „Nackt unter Wölfen“, 1958 in der DDR erschienen, wurde innerhalb kurzer Zeit ein Welterfolg, der bald in 30 Sprachen übersetzt wurde. Sein Autor, der Kommunist Bruno Apitz (1900–1979), war selbst Häftling in Buchenwald gewesen und hatte fast acht Jahre Lager überlebt. Nachdem die Buchenwalder Kom-munisten in der frühen DDR ins po-litische Abseits geraten waren, woll-te Apitz den Überlebenskampf der Kommunisten im KZ schildern und die politisch-moralischen Konflikte des Widerstands zum Thema ma-chen. Die Idee zum Roman entstand bald nach der Befreiung, doch erst ab 1954 wagte sich Apitz an den Stoff. Drei Jahre lang arbeitete er in-tensiv an dem Manuskript: Figuren und Szenen fielen der Selbstzensur und konkurrierenden politischen Lesarten zum Opfer. Auf der Basis des von ihr vollständig erschlossenen Romanmanu-skripts zeichnet Susanne Hantke den Schreib- und Entstehungspro-zess des antifaschistischen Bestsellers nach und erhellt darin vielfach unbekannte biografische und politische Hintergründe. Zum 60. Jahres-tag des Romans „Nackt unter Wölfen“ ist Susanne Hantkes Arbeit ein elementarer Beitrag zur Entmythologisierung des Buchenwaldgedächt-nisses.

Susanne Hantke, Historikerin und Germanistin, lebt in Berlin. Sie hat gemeinsam mit Angela Drescher die textkritisch erweiterte Neuausga-be von „Nackt unter Wölfen“ (2012) herausgegeben und das Nachwort zum Buch verfasst. Für die filmische Neuinterpretation des Romans (2015) hat sie die Dreharbeiten als Beraterin begleitet.

Donnerstag, 7. Februar 2019, 19:00 Uhr Weimar, Eckermann-Buchhandlung, Marktstraße 2

Weitere Informationen gibt Referat 1.

Susanne Hantke

Schreiben und Tilgen. Bruno Apitz und die Entstehung des Buchenwald-Romans „Nackt unter Wölfen“

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Manchmal passiert es, dass man nicht fertig wird mit einem Roman. Erst recht, wenn er anspruchsvoll ist und der Autor ein Stück seiner Lebensgeschichte in einen größeren Rahmen stellen möch-te. So ging es Andreas B. Bengsch, geboren im Aufstand-Jahr 1953, ge-storben schon früh, 2017. Zurück blieb sein Romanmanuskript „Taucher in der Wüste“. Eine echte Herausforderung. Kann man so ein Buch überhaupt be-enden? Udo Scheer ist das Wagnis ein-gegangen. Auch weil ihn sichtlich eine lange Freundschaft mit dem einstigen Mit-Dissidenten verbindet. Beide sind mit dem vormundschaftlichen Staat in der DDR aneinandergeraten. Bengsch hat für seine Widerständigkeit mit mehreren Haftstrafen gebüßt. Wenn er also seine fragmentarische Geschichte über den heimatlos gewor-denen Weltenbummler Carl Graff mit bedrückenden Szenen aus dem Knast beginnen lässt, dann steckt dahinter reale Erfahrung.Dann darf man sich an Erich Loests beeindruckende Schilderungen zu Bautzen erinnert fühlen. Dann wird hier jener Teil der hingeschwunde-nen DDR sichtbar, in dem sie versuchte, den Menschen mit Drohungen, Wegsperren und Lebensentzug die Widerständigkeit auszutreiben.

Andreas Bertolt Bengsch (1953–2017) wuchs in der DDR auf. Journali-stische Ausbildung beim Deutschen Fernsehfunk, später Redakteur für Rundfunk, Fernsehen und Tageszeitungen. Berufsverbot nach öffent-licher Kritik an der Biermann-Ausbürgerung, danach vier Haftstrafen, nach Freikauf Gastdozent, Journalist und Autor.

Udo Scheer, geb. 1951 in München, 1960 Übersiedlung in die DDR, die Veröffentlichung seiner literarischen Arbeiten wurde in der DDR bis 1989 weitgehend verhindert. Seit 1993 ist er freiberuflicher Publizist und Schriftsteller. Er lebt in Stadtroda/Thüringen.

Donnerstag, 7. Februar 2019, 19:00 Uhr Stadtroda, Stadtbibliothek, Sonnenscheinweg 11

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

Andreas B. Bengsch, Udo Scheer

Taucher in der Wüste. Die Nächte und Tage des Carl Graff

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Mit dem Jahr 1989 beginnt für die Ost-deutschen nicht nur ein neues Leben, sondern gleichsam eine neue histori-sche Epoche. In der sogenannten Nach-wendezeit lagen Glück und Unglück dicht beieinander: Freiheit und Massen-arbeitslosigkeit, Demokratie und ein ra-dikaler Wertewandel, der eine immense Anpassungsleistung verlangte. „Wer seid ihr?“ wurden die Ostdeutschen in der Vergangenheit vor allem dann gefragt, wenn negative gesellschaftspolitische Ereignisse Anlass dazu gegeben haben: Stasi, Rostock-Lichtenhagen, NSU, Pe-gida. Die ostdeutsche Gesellschaft ist schon lange keine Terra incognita mehr. Knapp dreißig Jahre Beschäftigung mit den gesellschaftlichen Phänomenen Ostdeutschlands liegen hinter uns. Die Journalistin Jana Hensel und der Soziologe Wolfgang Engler stellen sich die Frage nach der ostdeutschen Erfahrung, die, so ihre These, „vielleicht am besten mit Heimatlosigkeit zu beschreiben ist, mit einem Unbehaustsein, das viele Facetten kennt. Das sich nicht jeden Tag übergroß vor einem aufstellt, aber das spürbar ist, nie weggeht.“Jana Hensel wurde 2002 mit ihrem Porträt einer jungen ostdeutschen Generation „Zonenkinder“ schlagartig bekannt. 2010 gewann sie den Theodor-Wolff-Preis, 2017 erschien ihr Roman „Keinland“ und sorgte für große Resonanz. Hensel arbeitet als Autorin für Zeit Online und Die Zeit im Osten.

Wolfgang Engler, Soziologe, Dozent an der Schauspielhochschule „Ernst Busch“ in Berlin, von 2005 bis 2017 dort Rektor. Langjähriger Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen. Veröffentlichungen u.a.: „Unerhörte Freiheit. Arbeit und Bildung in Zukunft“, „Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus“, „Die Ostdeutschen. Kunde von einem verlorenen Land“, „Die Ostdeutschen als Avantgarde“ und „Bürger, ohne Arbeit. Für eine radikale Neugestaltung der Gesellschaft“.

Donnerstag, 7. Februar 2019, 19:30 Uhr Ranis, Literatur- und Kunstburg Ranis, Burg Ranis

Freitag, 8. Februar 2019, 19:30 UhrJena, Villa Rosenthal, Mälzerstraße 11

Weitere Informationen gibt Referat 1.

Wolfgang Engler, Jana Hensel

WER WIR SIND. Die Erfahrung ostdeutsch zu sein

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Der September 1918 sollte end-lich den Sieg bringen. Mit der letzten großen Offensive des deutschen Heeres setzt Andreas Platthaus’ packende Darstellung ein, in der er die Zeit vom Herbst 1918 bis zum Sommer 1919 als einen einzigen großen Gewalt-zusammenhang erzählt. Denn mit dem Waffenstillstand war der Krieg keineswegs beendet. Die Zeitgenossen erlebten, wie eine Welt umgestürzt wurde, und sie stritten mit allen Mitteln um die Frage, was nun kommen sollte: Eine kommunistische Volksherr-schaft? Eine gemäßigte Republik? Und wie sollte die Nachkriegsord-nung aussehen? Die Hoffnungen auf einen Großen Frieden nach dem Großen Krieg zerschlugen sich, am Ende stand der diktierte Frieden von Versailles. 2018/19 jährt sich der eigentliche Beginn des «kurzen» 20. Jahrhunderts zum hun-dertsten Mal. Mit den Jahrestagen von Waffenstillstand, November-revolution, Republikgründung, Münchner Räterepublik und Versailles schildert Andreas Platthaus den Krieg nach dem Krieg und den Anfang einer schrecklichen Moderne. Die packende Analyse jenes histori-schen Moments, in dem für einen Augenblick alles möglich schien – bevor auf verhängnisvolle Weise die Weichen für die Zukunft gestellt wurden.

Andreas Platthaus, geboren 1966 in Aachen, hat Philosophie, Rheto-rik und Geschichte studiert. Er leitet das Ressort «Literatur und litera-risches Leben» der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», für die er seit 1992 schreibt. 2006 erschien die vielbeachtete Biographie «Alfred Herrhausen – Eine deutsche Karriere». Seine große Darstellung der Völkerschlacht bei Leipzig, «1813», stand lange auf der «Spiegel»-Bestsellerliste und erhielt begeisterte Presse. Andreas Platthaus lebt in Leipzig und Frankfurt am Main.

Montag, 18. Februar 2019, 19:00 UhrHermsdorf, Stadtbibliothek, Am Alten Versuchsfeld 1

Weitere Informationen gibt Referat 4.

Andreas Platthaus

18/19 – Der Krieg nach dem Krieg. Deutschland zwischen Revolution und Versailles

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Jürgen Fuchs, 1950 in Reichenbach im Vogtland geboren, gestorben am 9. Mai 1999 in Berlin, war ein Schriftsteller und Bürgerrechtler, der polarisierte wie nur wenige. Sein Anspruch: „Sagen, was ist“ führte 1975 zur politischen Zwangsexmat-rikulation von der Jenaer Universität. Nach der Biermann-Ausbürgerung 1976 kam er in die Stasi-U-Haft Berlin-Hohenschönhausen. Starke internationale Proteste führten nach neun Monaten zu seiner Ausbürge-rung. In der Bundesrepublik wurde er ein viel beachteter Schriftsteller. Gleichzeitig sah die SED-Führung wegen seiner wirkungsvollen Unter-stützung der Bürgerrechtsbewegung in Osteuropa und der DDR in ihm ei-nen „Staatsfeind Nr. 1“. Der Schriftsteller und Publizist Udo Scheer lässt mit diesem Porträt zugleich ein spannungsreiches Stück Zeitgeschichte lebendig werden.

Udo Scheer wurde 1951 in München geboren und kam 1960 in die DDR. Er studierte bis 1974 Technologie für den wissenschaftlichen Gerätebau an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er arbeitete in der DDR als Konstrukteur und schrieb, ohne die Möglichkeit zu haben, seine Werke veröffentlichen zu können. Das MfS „bearbeitete“ ihn in zwei operativen Vorgängen. Nach der friedlichen Revolution in der DDR engagierte er sich u. a. ab 1995 als Vorsitzender der Geschichtswerk-statt Jena e.V.; seit 1993 ist Scheer freiberuflicher Schriftsteller und Publizist.

Dienstag, 19. Februar 2019, 18:00 UhrErfurt, Thüringer Landtag, Jürgen-Fuchs-Straße 1

Mittwoch, 8. Mai 2019,19:00 UhrGera, Gedenkstätte Amthordurchgang e.V., Amthordurchgang 9

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

Udo Scheer

Jürgen Fuchs. Schriftsteller, Bürgerrechtler, Sozialpsychologe. Ein Porträt

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In der 40-jährigen Geschichte der DDR wurden knapp 100 ka-tholische Priester als inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit registriert. Wie kam es dazu? In welchem Umfang haben die Geist-lichen mit dem Geheimdienst kol-laboriert? Was hat sie dazu moti-viert? Auf der Basis ausführlicher Aktenrecherchen und Zeitzeugen-interviews gibt das vorliegende Buch Einblicke in dieses brisante Kapitel der jüngeren Kirchenge-schichte. Es beleuchtet den his-torischen Kontext, befasst sich aber auch mit den schwierigen ethischen Fragen und Dilemmata einer inoffiziellen Stasi-Mitarbeit. Von der Bewertung konkreter Ein-zelfälle wird dabei abgesehen. Ziel der Studie ist vielmehr, das moralische Feld, auf dem sich die inoffiziellen Mitarbeiter bewegt haben, umfassend auszumessen und Kriterien zur Bewertung von Einzelfällen zu erarbeiten. Es wird gezeigt, dass katholische Priester in einigen Gesichtspunkten aus der Schar der inoffiziellen Mitarbeiter herauszuheben sind. Vielfach jedoch sind bei ihnen dieselben Zwänge, Antriebe und Unvorsichtigkeiten am Werk, die auch andere DDR-Bürgerinnen und -Bürger in die Hände der Stasi getrieben haben. Insofern ist das Buch nicht nur ein Beitrag zur Aufarbeitung der ostdeutschen Kirchengeschichte, sondern zur DDR-Geschichte insgesamt.

Gregor Buß, geb. 1979, Studium der katholischen Theologie in Müns-ter, Jerusalem und Erfurt, Promotion an der Karlsuniversität in Prag. Derzeit Post-Doktorand an der Hebräischen Universität Jerusalem.

Dienstag, 19. Februar 2019, 19:30 Uhr Mühlhausen, Liborius-Wagner-Haus, Kleine Waidstraße 3Dienstag, 26. Februar 2019, 19:30 Uhr Nordhausen, Kapitelhaus, Domstraße 17/18Mittwoch, 27. Februar 2019, 19:00 UhrSömmerda, Gemeindehaus der Pfarrei St. Franziskus, Weißenseer Straße 44

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

Gregor Buß

Katholische Priester und Staatssicherheit. Historischer Hintergrund und ethische Reflexion

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Deutschland steckt in einem Dilem-ma. Allenthalben wird erwartet, dass es politische Führung übernimmt. Doch wenn es dies tut, ist der Vorwurf der deutschen Dominanz vorprogram-miert. Der renommierte Historiker An-dreas Rödder erzählt die Geschichte, die dahintersteht: die Geschichte der »deutschen Stärke« in Europa, die alle Katastrophen des 20. Jahrhun-derts überlebt hat, die Geschichte deutscher Selbstbilder als Kulturna-tion und die Geschichte der vielen zwiespältigen Gefühle der Nachbarn gegenüber Deutschland – die bis heute immer wieder präsent sind. Wie kann Deutschland mit diesen Ambi-valenzen umgehen? Wie lassen sich deutsche Stärke und europäisches Gemeinwohl vereinbaren? Und wie kann Deutschland zu einem starken Europa beitragen? Mit seinem brillanten Blick in die Geschichte erklärt Andreas Rödder überzeugend auch das aktuelle Dilemma Deutsch-lands in Europa – und entwickelt Vorschläge, wie das Problem zu lösen ist. Ein großer politischer Essay, ein gewichtiger Beitrag zu einer höchst kontroversen Debatte.

Andreas Rödder, geboren 1967, zählt zu den bedeutendsten deut-schen Historikern. Auf brillante Weise macht er Geschichte für ein Ver-ständnis unserer unmittelbaren Gegenwart fruchtbar. Seine Beiträge finden umfassende nationale wie internationale Resonanz. Seit 2005 ist er Professor für Neueste Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zuletzt erschien »21.0 – Eine kurze Geschichte der Gegenwart«, das mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stand.

Donnerstag, 21. Februar 2019, 19:00 UhrEttersburg, Schloss Ettersburg

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

Andreas Rödder

Wer hat Angst vor Deutschland? Geschichte eines europäischen Problems

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In seiner Autobiografie berichtet der letzte Regierungsbeauftragte der DDR für Mikroelektronik Karl Nendel über die Erfolge sowie die Irrungen und Wir-rungen beim Aufbau der sogenannten Schlüsseltechnologien.Der imposante und umstrittene Macht-mensch und Macher — unter sei-nen Mitstreitern als „Revolver-Karl“ bekannt, beschreibt lebhaft, wie er gemeinsam mit Devisenbeschaffer Schalk-Golodkowski den Embargo-handel organisierte und dafür nach der Wende vor Gericht kam. Offen und packend gewährt Nendel einen tiefen Einblick in die Wirtschaftspolitik der SED und den Aufstieg des Schlosser-sohns und gelernten Elektrikers zum Staatssekretär und Regierungsbeauf-tragten sowie den Beginn einer neuen Karriere nach der Wende. Die Autobiografie beruht auf lebensgeschichtlichen Interviews mit dem Protagonisten. In ergänzenden Interviews kommen an der politischen, ökonomischen sowie technischen Entwicklung beteiligte Spezialisten zu Wort. Die Interviews wurden aufgeschrieben und bearbeitet von Ralf Pasch. Die Idee zum Buch entstand im Zusammenhang mit Wirtschafts-Erzählsalons mit ehemaligen DDR-Kombinatsdirektoren, veranstaltet vom Verein zur Förderung lebensgeschichtlichen Erinnerns und biogra-fischen Erzählens e. V. in Kooperation mit Rohnstock Biografien.

Katrin Rohnstock, Geschäftsführende Inhaberin und Gründerin von Rohnstock Biografien wird die Autobiografie Karl Nendels vorstellen. Im Germanistikstudium beschäftigte sie sich mit autobiografischem Schreiben. Ihre Neugier auf das alltägliche Schreiben setzte sie als Herausgeberin der sechsbändigen Buchreihe Ost-Westlicher Diwan um. 1998 kommt eine geniale Idee auf sie zu: Die Lebenserinnerungen von Menschen wie „du und ich“ aufzuschreiben und auf diese Weise Familien- und Zeitgeschichte zu bewahren. Sie entwickelte eine spe-zielle Methode der Interviewführung und des lebensgeschichtlichen Schreibens.

März 2019Neuhaus und Sömmerda(Die genauen Veranstaltungsorte und Termine werden noch bekanntgegeben.)

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Karl Nendel

General der Mikroelektronik. Autobiografie

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1913 gab es Kaiserreiche und Mo-narchien, die Frauen trugen lange Kleider und arbeiteten zumeist im Haus, Bildung und Selbstständig-keit waren alles andere als selbst-verständlich. Doch die angestamm-ten Verhältnisse standen Kopf, als 1914 der Krieg ausbrach und Frauen vielerorts die Verantwortung übernahmen - in Fabriken, Lazaret-ten, Betrieben und in der Landwirt-schaft. Als 1918 der Krieg dann zu Ende war, gab es kein Kaiser- und kein Zarenreich mehr, die Kleider wurden kürzer, das Selbstbewusst-sein der Frauen war gestiegen. Jetzt setzten unsere Groß- und Urgroßmütter in Deutschland und Österreich das Wahlrecht durch.Antonia Meiners führt anhand von Porträts bekannter und unbekann-ter Frauen und vielen privaten Dokumenten durch eine Zeit, an deren Ende die Welt – gerade für Frauen – eine andere war.

Antonia Meiners, geboren im Bamberg, aufgewachsen in München und Berlin. Nach ihrem Studium der Kulturwissenschaft an der Hum-boldt-Universität und später der Germanistik an der Freien Universität Berlin begann sie ihre freiberufliche Tätigkeit als Lektorin, Herausgebe-rin und Autorin. Dabei widmet sie sich hauptsächlich historischen und kulturpolitischen Themen.

Montag, 4. März 2019, 19:00 UhrSuhl, Stadtbücherei, Bahnhofstraße 10

Dienstag, 5. März 2019, 17:00 UhrEisenach, Nachbarschaftszentrum, Goethestraße 10

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Antonia Meiners

Die Stunde der Frauen 1913–1919. Zwischen Monarchie, Weltkrieg und Wahlrecht

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Ihr Banner hing am Brandenburger Tor. Ihre Fahnen wehten bei Besetzun-gen und auf Messen. Ihr schwarz-gel-bes Logo, der griechische Buchstabe Lambda, prangt auf Internetseiten. In den vergangenen Jahren hat sich die Identitäre Bewegung (IB) fest in der politischen Landschaft verankert. Sie besteht zwar nur aus etwa 500 Akti-visten, wird jedoch von einer großen Anhängerschaft über Crowdfunding finanziell unterstützt. Der Bewegung gelingt es, über soziale Netzwerke Themen zu setzen und Debatten zu befeuern. Zentrales Thema: die „Is-lamisierung des Abendlandes“. Die Initialzündung der Bewegung kam 2012 aus Frankreich und griff auf Österreich und Deutschland über. Die gesamte Neue Rechte begrüßte die intelligenten Jugendlichen, die mit Aktionsformen der 68er Bewegung auf sich aufmerksam ma-chen. In vielfältiger Weise sind sie mit dem Netzwerk der radikalen Rechten verbunden. 15 Autoren, die seit Jahren die Entwicklung in der rechten Szene kri-tisch begleiten, legen einen gut verständlichen Übersichtsband vor, der die Entwicklung der Bewegung darstellt, ihre Ideologie analysiert, die Aktionen beschreibt und die Netzwerke offenlegt.

Andreas Speit, freier Journalist und Publizist, Kolumnist der taz; re-gelmäßige Beiträge auch in anderen Medien. Autor und Herausgeber diverser Bücher zum Thema Rechtsextremismus, zuletzt erschien von ihm im Ch. Links Verlag: „Reichsbürger –Die unterschätzte Gefahr“ (2017).

Dienstag, 5. März 2019, 19:00 UhrWeimar, Eckermann-Buchhandlung, Marktstraße 2

Mittwoch, 6. März 2019, 19:00 UhrNordhausen, Bürgersaal im Bürgerhaus, Nikolaiplatz 1

Donnerstag, 7. März 2019, 19:00 UhrGotha, Rathaus, Bürgersaal, Hauptmarkt 1

Weitere Informationen gibt Referat 1.

Andreas Speit

Das Netzwerk der Identitären. Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten

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Die Thüringer Arbeiterbewegung war anders. Ihre Geschichte zu ver-nachlässigen würde bedeuten, die Vielfalt in der deutschen Arbeiter-bewegung zu unterschlagen. Die LZT-Publikation zeichnet ihren Weg nach: von einem zersplitterten Ver-einsnetzwerk über den Aufstieg zur Massenbewegung und Staatsgrün-dungspartei bis zur letzten Bastion der Demokratie. Dabei rücken drei Wesensmerkmale immer wieder in den Vordergrund der Betrachtung – ihr Charakter als politische Vereins-bewegung, der Mythos der Einheit und der Versuch, das neu gegrün-dete Land Thüringen zu einem bes-seren Ort des Zusammenlebens zu machen, zu einem Ort der sozialen Demokratie mitten in Deutschland.

Karsten Rudolph, Dr. phil. ist apl. Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Seine Schwerpunkte in der Lehrtätigkeit betreffen die Geschichte der Arbeiterbewegung, den Aufstieg des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik sowie die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und des Kalten Krieges. Veröffentlichungen u.a.: „Die sächsische Sozialdemokratie vom Kai-serreich zur Republik (1871 – 1923)“, „Wirtschaftsdiplomatie im Kal-ten Krieg. Die Ostpolitik der westdeutschen Industrie“ (2004).

Donnerstag, 14. März 2019, 19:00 Uhr Jena, Stadtmuseum, Markt 7

Weitere Informationen gibt Referat 1.

Karsten Rudolph

Die Thüringer Arbeiterbewegung vom Kaiser-reich bis zum Ende der Weimarer Republik

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Willy Blum war sechzehn Jahre alt, als er in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde, nur weil er als Sinto geboren worden war. Über Willy Blum und seine Familie wusste man bisher nichts. Sein Name stand auf einer Transportliste nach Ausschwitz. Getippt worden war die Liste in der Häftlingsschreibstube des KZ Buchenwald: zwei Seiten mit den Namen von 200 Kindern und Ju-gendlichen. Der letzte Name, „Zweig, St.“ ist durchgestrichen. An seine Stelle wurde „Blum, Willy“ hinzugeschrieben. Der dreijährige Stefan Jerzy Zweig ver-blieb im KZ Buchenwald und überlebte. Seine Geschichte bildete später die Vorlage für den Erfolgsroman von Bruno Apitz „Nackt unter Wölfen“. Zwar löste die Liste mit den ausgetauschten Na-men kontroverse Debatten aus, doch über Willy Blum und seine Familie wusste man bislang nichts.Willy Blum wurde 1928 als das siebte Kind von Aloys und Toni Blum in Rübeland im Harz geboren. Er wuchs auf in einer Sinti-Familie, die mit einer Marionettenbühne durch das Land zog und in Gasthöfen und Gemeindesälen ihre Vorstellungen präsentierte. Das Buch erzählt von dieser mittlerweile versunkenen Welt der Wandermarionettentheater, sie handelt von Diskriminierung und Ausgrenzung, mit denen die Ange-hörigen der Minderheit seit Jahrhunderten gewohnt waren umzugehen. Bis schließlich der mörderische Rassismus der Nationalsozialisten ihre Existenz aufs äußerste bedrohte. Annette Leo erzählt die Geschichte der Familie Blum und zugleich auch die Geschichte des Verschweigens einer Opfergruppe in der Nachkriegszeit: die der Sinti und Roma.Dr. Annette Leo, Historikerin und Publizistin, lebt in Berlin. Veröffentli-chungen u.a.: „Vielstimmiges Schweigen. Neue Studien zum DDR-Anti-faschismus“ (Hg. mit Peter Reif-Spirek, 2001), „Leben als Balance-Akt. Wolfgang Steinitz – Wissenschaftler, Jude, Kommunist“ (2005), „Erwin Strittmatter. Die Biographie“ (2012).

Dienstag, 19. März 2019, 19:00 UhrWeimar, Deutsches Nationaltheater, Theaterplatz 2Mittwoch, 20. März 2019, 19:30 UhrGera, Stadt- und Regionalbibliothek, Puschkinplatz 7Donnerstag, 21. März 2019, 19:30 UhrRudolstadt, Schillerhaus, Schillerstraße 25

Weitere Informationen gibt Referat 1.

Annette Leo

Das Kind auf der Liste. Die Geschichte von Willy Blum und seiner Familie

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Zum 100. Jahrestag der Bauhaus-Gründung in Weimar enthüllt Bernd Polster in einer neue Forschungen berücksichtigenden, umfassenden Biografie über Walter Gropius die wahre Geschichte der Architekten-Legende. Gropius wird heute zwei-fellos zu den Großen der modernen Architektur gezählt. Was aber hat Walter Gropius wirklich gebaut? Nicht viel. Und das ist nicht erstaun-lich, denn nach zwei Jahren Studium war klar, dass ihm jedes Talent zum Architekten fehlte. Doch er gründete ein Architekturbüro, wo andere jene Bauten entwarfen, die heute als Iko-nen der Moderne gelten. In seinem Netzwerk tauchen alle Namen auf, die in der Geschichte der Architektur und des Designs im 20. Jahrhundert eine Rolle spielen. Wer wollte da an seiner Bedeutung zweifeln? Bernd Polster hat Gropius’ Leben akribisch erforscht – man wird es in Zukunft nicht mehr als Heldengeschichte, sondern als Schelmenroman erzählen.

Die Buchvorstellung ist ein Kooperationsbeitrag der Landeszentrale zu den Weimarer Lesarten 2019.

Bernd Polster, Jahrgang 1952, lebt als Publizist und Künstler in Bonn. Regelmäßige Beiträge für Rundfunk und Fernsehen, zahlreiche Buchver-öffentlichungen, u.a.: bauhaus design (2009, mit Volker Fischer und Kat-ja Simon), Autodesign international (2010, mit Phil Patton), Und kann man darauf auch sitzen? Wie Design funktioniert (2011). Weitere Infor-mationen: www.berndpolster.de

Montag, 25. März 2019, 19:00 UhrWeimar, Oberlichtsaal, Bauhaus Universität

Weitere Informationen gibt Referat 4.

Bernd Polster

Walter Gropius. Der Architekt seines Ruhms

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Fast vierzig Jahre nach dem bahn-brechenden Interview-Buch »Gu-ten Morgen, du Schöne« von Maxie Wander befragten die Autorinnen Monika Stenzel und Ulrike Jackwerth ostdeutsche Großmütter, Töchter und Enkelinnen, wie sie heute ihr Leben meistern, was sie glücklich macht, was Heimat für sie bedeutet.Wie haben sie die umwälzenden ge-sellschaftlichen Veränderungen nach 1989 erlebt, wie sich in der »westli-chen Realität« zurechtgefunden? Und was bedeuten die gesellschaftlichen und biografischen Umbrüche für die nachfolgende Generation?In spannenden, unterhaltsamen und oftmals berührenden Porträts werden die Frauen und ihre Geschichten vorgestellt, kann man Anteil nehmen an ihren Erfahrungen und Erleb-nissen.

Monika Stenzel, geboren in Halle (Saale). Abschluss an der Hochschu-le für Schauspielkunst »Ernst Busch«. 1981 stellte sie einen Antrag auf Ausreise und verließ 1984 mit ihrer Familie die DDR. Seitdem lebt sie in Berlin und arbeitete als freie Schauspielerin an verschiedenen Thea-tern der Republik. 2012 begann sie zu schreiben. »He, du Glückliche!« ist ihre erste Veröffentlichung.Ulrike Jackwerth, geboren in Wiener Neustadt/Österreich. Schauspiel-studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst »Mozar-teum« in Salzburg. Seit 1984 lebt sie in Berlin, arbeitet als Schauspie-lerin und Regisseurin an zahlreichen Theatern im deutschsprachigen Raum und seit 2014 auch als Dozentin und Coach für Schauspiel.1987 begegneten sich Ulrike Jackwerth und Monika Stenzel bei einer gemeinsamen Produktion und arbeiteten seitdem mehrfach erfolg-reich zusammen.

Dienstag, 26. März 2019, 19:00 UhrGotha, Stadtbibliothek Heinrich Heine, Friedrichstraße 2-4Mittwoch, 27. März 2019, 18:00 UhrErfurt, Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4Donnerstag, 28. März 2019, 19:00 UhrWeimar, Begegnungsstätte „LebensART am Palais“ des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda e.V., Marktstraße 22

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Monika Stenzel, Ulrike Jackwerth

He, du Glückliche! 29 Lebensgeschichten

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Lutz Lindemann gehört zu den bekann-testen Fußballstars der DDR, er spielte für die Nationalmannschaft und für den FC Carl Zeiss Jena im Europapokal. Als Juniorennationalspieler verscherzt er es sich durch Sturheit und jugendlichen Leichtsinn mit den Genossen und schält während des Militärdienstes in der Ka-serne Kartoffeln – und schafft doch das scheinbar Unmögliche: die Rückkehr in die DDR-Oberliga und in den internatio-nalen Fußball. Was Lindemann aus sech-zig Jahren Fußballleben zu berichten hat, gewährt seltene Einblicke in die Seele dieses Sports und seiner Protagonisten: der Besessenen und der Besonnenen, der Geldgeber und der Geldausgeber. Von ihnen und von der großen Liebe zum Fußball erzählt Lindemann uneitel und mit trockenem Humor, aufge-schrieben von Frank Willmann.

Frank Willmann, geboren 1963 in Weimar. 1984 Ausreise nach West-berlin. Schriftsteller, Publizist. Coach der Autorennationalmannschaft. Zuletzt erschienen: „Mauerkrieger“ (2013) und „Kassiber aus der Gummizelle – Geschichten vom Fußball“ (2015). Herausgeber der Rei-he „Fußballfibel – Bibliothek des Deutschen Fußballs“. Frank Willmann lebt in Berlin.

Dienstag, 2. April 2019, 19:30 UhrGera, Stadt- und Regionalbibliothek, Puschkinplatz 7

Mittwoch, 3. April 2019, 19:00 UhrGreiz, Stadt- und Kreisbibliothek, Kirchplatz 4

Mittwoch, 10. April 2019, 19:30 UhrWeimar, Stadtbibliothek Gewölbekeller

Donnerstag, 11. April 2019, 19:00 UhrHermsdorf, Stadtbibliothek, Am Alten Versuchsfeld 1

Weitere Informationen gibt Referat 4.

Lutz Lindemann, Frank Willmann

Optimist aus Leidenschaft. Mein Leben

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In der universalen Geschichte des Drogengebrauchs erleben wir eine grundsätzliche Wende: Der exzessi-ve Rausch wird im 21. Jahrhundert durch Optimierungssubstanzen ab-gelöst, etwa durch Crystal Meth, die den Benutzer wacher, konzentrierter und leistungsbereiter machen. Der Autor blickt zurück auf die Geschich-te der synthetischen Drogen, er beschreibt die gescheiterte Prohibi-tion, die Legalisierungswelle der Ge-genwart, er spricht mit Dealern, Kon-sumenten, Polizisten, Ärzten. Und er zeichnet das Bild einer möglichen Drogenzukunft, die sich schon heute abzeichnet: die Verbindung von Op-timierungssubstanzen mit Mensch/Maschinen-Schnittstellen und künst-licher Intelligenz. In Kristall stehen Beschreibung und Skepsis neben-einander. Denn das Thema ist zu komplex für einfache Formeln.

Alexander Wendt arbeitet seit 1989 als Journalist und Autor unter an-derem für den Stern, die Wirtschaftswoche, den Tagesspiegel und den Focus. Als Galerist kuratierte er zwischen 2005 und 2010 zahlreiche Ausstellungen. Er verfasste mehrere Sachbücher und literarische Tex-te. Er lebt in München und Berlin.

Dienstag, 2. April 2019, 19:00 UhrSonneberg, Stadtbibliothek, Bahnhofsplatz 1

Mittwoch, 3. April 2019, 18:00 UhrNordhausen, Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“, Nikolaiplatz 1

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Alexander Wendt

Kristall. Eine Reise in die Drogenwelt des 21. Jahrhunderts

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Wie war das möglich? Mehr als hun-derttausend hektografierte Seiten, die in der DDR verbreitet wurden, ohne dass die Stasi wusste wie. Die illegalen „radix-blätter“ waren ein radikales Debattenforum der pro-gressiven politischen Kräfte in Ost-deutschland. Von 1986 bis 1990 wurden hier sonst nicht diskutierte Themen angepackt. Erstmals konn-te der Autor Einblicke in private Ar-chive der Beteiligten nehmen und so die spannenden Hintergrund-geschichte der „radix-Blätter“ und ihrer Macher beschreiben.

Peter Wensierski, geb. 1954. Stu-dium der Politik, Geschichte und Publizistik. Ab 1979 Berichte und Reportagen aus der DDR für den SPIEGEL und andere Zeitungen, u.a. über die Oppositionsbewegung in der Jugend, den Kirchen, Künstler- und Intellektuellenkreisen. Ab 1986 Fernsehjournalist der ARD, 1993 Wechsel zum SPIEGEL. Wensierski ist Autor zahlreicher Bücher, Radio-sendungen und Dokumentarfilme.

Mittwoch, 3. April 2019, 19:00 UhrErfurt, Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

Peter Wensierski

Fenster zur Freiheit. Die radix-blätter – Untergrundverlag und Druckerei der DDR-Opposition

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Opfer oder Hilfsempfänger? Men-schen mit Behinderung wird oft ver-einfachend entweder das eine oder das andere zugeschrieben. Wie unterschiedlich und wie selbstbe-stimmt jedoch viele von ihnen leb(t)en, stellt dieses Buch in zwanzig Kurzbiografien vor. Sie porträtieren, vom Mittelalter bis in die Gegen-wart, berühmte Frauen und Männer mit körperlichen, geistigen oder psychischen Einschränkungen. Ihre widerspenstige, eigensinnige Kraft findet, so scheint es, ihren Ursprung nicht zuletzt in den Wid-rigkeiten ihrer Lebensumstände. So entstehen Bilder quer zu Klischees, die das Problem der Ausgrenzung nicht verneinen, aber ebenso kri-tisch die Bequemlichkeit der Opferrolle in den Blick nehmen. Dieses Spannungsfeld bezieht der Autor auch auf Leistung und Arbeit, Sexua-lität, Dankbarkeit, Kunst und Wahn. Damit stellt er ohne Beschönigung das Potenzial behinderter Menschen heraus, mit Würde und Selbstbe-wusstsein zu leben - und dabei manchmal Unvergessliches zu leisten.

Udo Sierck, geb. 1956, Dipl.-Bibliothekar, freier Autor, langjähriges Redaktionsmitglied der „Krüppelzeitung“, Lehraufträge an der Uni Hamburg (Disability Studies) und der Evangelischen Hochschule Darm-stadt.

Donnerstag, 4. April 2019, 16:00 UhrArnstadt, Rathaus, Rathaussaal, Markt 1

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Udo Sierck

Widerspenstig, eigensinnig, unbequem: Die unbekannte Geschichte behinderter Menschen

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Im Jahr 2019: Statt 70 Jahre Frieden, Wohlstand und Sicherheit zu feiern, befindet sich die Bundesrepublik im Ausnahmezustand. Die Ankunft geflüchteter Migranten hat die deut-sche Gesellschaft und Politik an-scheinend unversöhnbar gespalten. Gültige Übereinkünfte stehen infra-ge, es regieren Gefühle, Stimmungen und neuartige Erlösungsverspre-chen. Instinktpolitiker und Ideologen bedienen Hysterie und Hypermoral, Deutschland zwischen Panik, Grö-ßenwahn und Selbstverzwergung. Mit dem Blick des politischen Philo-sophen durchdringt Christian Schüle die typisch deutschen Muster, die der neuen Erregungsspirale zugrunde liegen und klärt auf, wie und warum es so weit kommen konnte. »In der Kampfzone« ist kein Bocksgesang, sondern ein provozierend-anregender Aufruf zu Vernunft, Einigkeit und Recht und Freiheit. Höchste Zeit für engagierten Widerspruch.

Christian Schüle, Jahrgang 1970, geboren in Friedrichshafen am Bo-densee, Studium der Philosophie, Soziologie und Politischen Wissen-schaft in München und Wien, war fünf Jahre Redakteur und Autor im Dossier der Wochenzeitung Die Zeit und kündigte mit Mitte 30 aus frei-en Stücken, um mehr Eigenzeit zu haben und den Alltag nach seinen Bedürfnissen zu strukturieren. Der Härte des freien Marktes trotzend, arbeitet er bis heute erfolgreich als Schriftsteller und Essayist sowie als Publizist für Zeitungen, Magazine und den ARD-Hörfunk. Seine Texte wurden mehrfach ausgezeichnet, und seine Bücher befassen sich mit Deutschland, dem Gesellschaftsvertrag der Republik, der Kultur von Menschen- und Todeswürde und der Suche nach Gerechtigkeit. Seit April 2015 lehrt er im Fachbereich Kulturwissenschaft an der Universi-tät der Künste in Berlin.

Donnerstag, 11. April 2019, 19:00 UhrIlmenau, Universitätsbibliothek Ilmenau, Langewiesener Straße 37

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Christian Schüle

In der Kampfzone. Deutschland zwischen Panik, Größenwahn und Selbstverzwergung

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Wohin man auch hört, immer wieder erklingt das Hohelied auf die ostdeut-schen Frauen. Sie seien berufsmobiler, risikobereiter und aufstiegsorientierter als die Männer. Ostfrauen sind häufiger berufstätig als Westfrauen und kehren nach der Geburt eines Kindes früher auf Vollzeitstellen zurück. Die Ostfrauen ha-ben dem vereinten Deutschland ihren Stempel aufgedrückt. Aber warum ist das so?Tanja Brandes und Markus Decker be-trachten vor allem die letzten drei Jahr-zehnte, werfen aber auch einen Blick zurück in die Zeit vor 1989 – auf die Chancen, die Frauen bekamen, ebenso wie auf den Zwang, am Erwerbsleben teilzunehmen, und die Doppelbela-stung. Portraitiert werden Politikerinnen und Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen und Journalistinnen, eine ehemalige Leistungs-sportlerin. Dabei arbeiten Brandes und Decker heraus, worin das posi-tive Erbe der DDR besteht, ohne das System zu idealisieren. Und liefern überraschende neue Erkenntnisse. Unter den Portraitierten sind Katrin Göring-Eckardt, Sandra Hüller, Katja Kipping, Manuela Schwesig, An-gela Merkel, Katarina Witt, Sabine Rennefanz u.v.a.

Tanja Brandes, Redakteurin im Ressort News. Wieder-Berlinerin nach Stationen bei der Haaretz in Tel Aviv, beim Kölner Stadt-Anzeiger und beim Bonner General-Anzeiger. Schreibt über Flüchtlingspolitik, Um-welt, Soziales, KulturellesMarkus Decker, Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Ro-manistik in Münster und Marburg, ab 1994 Redakteur in der Luther-stadt Wittenberg und Halle, seit 2001 Berliner Parlamentskorrespon-dent für die Mitteldeutsche Zeitung und den Kölner Stadtanzeiger, ab 2012 auch für die Berliner Zeitung und die Frankfurter Rundschau, seit 2018 beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). 2006 erhielt Mar-kus Decker den Journalistenpreis Münsterland für einen autobiografi-schen Text über seine Heimatstadt.

Donnerstag, 11. April 2019, 19:30 UhrErfurt, Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4Donnerstag, 9. Mai 2019, 19:30 UhrRudolstadt, Stadtbibliothek, Schulplatz 13

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Tanja Brandes, Markus Decker

Ostfrauen verändern die Republik

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Im Juli und August 1945 besprachen die „Großen Drei“, der britische Premier Win-ston Churchill, der US-Präsident Harry S. Truman und der sowjetische Staatschef Jo-sef Stalin, die zukünftigen Grenzen in Eu-ropa, die Reparationsleistungen und die Verwaltung der Besatzungszonen im be-siegten Deutschland. Wesentliche Punkte, insbesondere die Frage der zukünftigen deutschen Staatlichkeit blieben auf der Potsdamer Konferenz ungelöst. Die drei Westzonen und die Ostzone ent-wickelten sich immer weiter auseinander. Im Westen wurden demokratische Institu-tionen und die Marktwirtschaft etabliert, das Zusammenwachsen der drei Zonen in die Wege geleitet; im Osten wurden Einparteienherrschaft, Planwirtschaft und Kollektivierung ein-geführt. Der Gegensatz der Machtblöcke verschärfte sich, Höhepunkte waren die Währungsreform 1948 in den Westzonen und die folgende Blockade Berlins durch die UdSSR. Im Herbst 1949 wurden zwei deut-sche Staaten, BRD und DDR, gegründet.

Wolfgang Benz, Jahrgang 1941, war von 1990 bis 2011 Professor für Zeitgeschichte an der TU Berlin und Direktor des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung. Er ist ein gefragter Redner und Gesprächs-partner zu zeithistorischen Themen, Autor und Herausgeber zahlrei-cher Bücher, darunter vieler Standardwerke, u. a. „Geschichte des Drit-ten Reiches“, „Enzyklopädie des Nationalsozialismus“, „Geschichte der Bundesrepublik“.

Samstag, 13. April 2019, 9:30 UhrErfurt, Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, Andreasstraße 37aVortrag im Rahmen des wissenschaftlichen Tagesseminar: „Die doppelte Staatsgründung 1949: Akteure und ihre Zielvorstellungen“.

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

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Wolfgang Benz

Wie es zu Deutschlands Teilung kam.Vom Zusammenbruch zur Gründung der beiden deutschen Staaten

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Das Buch lässt Frauen aus Thüringen zu Wort kommen, die ihre Sicht auf den gesellschaftlichen Umbruch schildern, auf ihre Rolle und ihr Gewordensein. Die Mehrzahl der Interviewten hat sich bereits in den 1980er-Jahren in zumeist nichtkonfessionellen Frauen-gruppen unter dem Dach der Kirche zu-sammengefunden, um über ihr Selbst-verständnis aus feministischer Sicht, über unterschiedliche Problemlagen wie das Rollenverständnis in der Ehe, die Verteilung der häuslichen Arbeit, Friedensprojekte und Ökologie mitein-ander zu reden.

Doris Weilandt, Dipl. phil. (*1957): Studium der Kunstgeschichte, der Klassischen Archäologie und der Alten Geschichte in Jena und Halle. Nach 1990 Galeristin, Projektleiterin und Kulturmanagerin u.a. beim Kuratorium Schloss Ettersburg. Arbeitet als freie Kunsthistorikerin, Autorin und Journalistin für Museen, Galerien, Printmedien und das Fernsehen.

Sonntag, 14. April 2019, 11:00 Uhr Auerstedt, Resort Schloss Auerstedt, Schlosshof

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Christiane KloweitDoris Weilandt

ISBN: 978-3-943588-92-7

Auf-BruchDie Thüringer Frauenbewegung in der Friedlichen Revolution 1989

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1989Das Buch lässt Frauen aus Thüringen zu Wort kommen,

die ihre Sicht auf den gesellschaftlichen Umbruch schil-dern, auf ihre Rolle und ihr Gewordensein. Die Mehrzahl der Interviewten hat sich bereits in den 1980er-Jahren in zumeist nichtkonfessionellen Frauengruppen unter dem Dach der Kirche zusammengefunden, um über ihr Selbstverständnis aus feministischer Sicht, über unter-schiedliche Problemlagen wie das Rollenverständnis in der Ehe, die Verteilung der häuslichen Arbeit, Frie-densprojekte und Ökologie miteinander zu reden.

Christiane Kloweit, Doris Weilandt

Auf-Bruch. Die Thüringer Frauenbewegung in der Friedlichen Revolution 1989

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Jena 1800: Mit den Ideen der Franzö-sischen Revolution geraten nicht nur die politischen Verhältnisse in Europa ins Wanken. Eine ganze Generation von jungen Dichtern und Philosophen beschließt, die Welt neu zu denken. Die führenden Köpfe – darunter die Brüder Schlegel mit ihren Frauen, der Philosoph Schelling und der Dichter Novalis – treffen sich in der thüringi-schen Universitätsstadt an der Saale, um eine „Republik der freien Geister“ zu errichten. Sie stellen nicht nur ge-sellschaftliche Traditionen in Frage, sie revolutionieren mit ihrem Blick auf das Individuum und die Natur zugleich auch unser Verständnis von Freiheit und Wirklichkeit – bis heute. Farbig und leidenschaftlich erzählt Peter Neu-mann von dieser ungewöhnlichen Denkerkommune, die nicht weniger vorbereitete als den geistigen Aufbruch in die Moderne.

Peter Neumann, geboren 1987, lebt als freier Schriftsteller in Weimar und lehrt Philosophie mit Schwerpunkt Deutscher Idealismus an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Dienstag, 23. April 2019, 19:00 UhrSondershausen, Bürgerzentrum Cruciskirche

Weitere Informationen gibt Referat 4.

Peter Neumann

Jena 1800. Die Republik der freien Geister

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30 Jahre nach Mauerfall und Wieder-vereinigung – 30 Gesprächspartner. 30 verschiedene Geschichten. 30 alte und neue Lebensentwürfe. Uta Heyer ist es gelungen, 30 Männer und Frauen mit ganz unterschied-lichen Lebensgeschichten dazu zu bringen, sehr persönlich zu berich-ten, wie sie die persönliche Wende und die drei Jahrzehnte danach er-lebten. Die Protagonisten haben un-gefähr die gleiche Zeit in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland gelebt und sie kommen aus Thürin-gen, Sachsen und Sachsen-Anhalt und sind hier wieder oder immer noch zu Hause. Die Friedliche Revolution und die Wiedervereinigung veränderten in kürzester Zeit das Lebensumfeld dieser Menschen. Das System, in dem sich viele eingerichtet hatten, andere „angeeckt“ waren, brach zusammen und es galt neue Lebensgrundlagen zu schaffen, seinen Platz (wieder) zu finden. Das neue System war so grundlegend anders, dass das Koordinatensystem der eigenen Wertvorstellungen und Le-bensentwürfe nicht mehr passte. Jeder Einzelne musste neu beginnen zu leben, zu arbeiten, Pläne zu schmieden, um in einem „fremden“ Land unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen weiterzumachen. Die Lebensgeschichten sind fesselnd, sie reichen vom Aufstieg zur Ministerpräsidentin eines Bundeslandes über den erfolgreichen Un-ternehmer bis zum Abstieg in die Obdachlosigkeit. Es sind Menschen wie du und ich – ein breites Spektrum unterschiedlicher Berufe, politi-scher Engagements, bunter Lebensentwürfe, steiler und gescheiterter Karrieren.

Uta Heyder, geb. 1957 in Thüringen, Dipl. Lehrerin, ab 1990 Arbeit als Redakteurin und freie Autorin.

Mai 2019Erfurt, Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 4

Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

Dreißig Jahre sind ein halbes Leben …

Herausgegeben von

Uta Heyder

Dreißig Gespräche über Dreißig Jahre Leben vor und nach der

Wiedervereinigung

Verlag Bussert & Stadeler

Uta Heyder (Hrsg.)

„30 Jahre sind ein halbes Leben“. Biografien Ostdeutscher nach Gesprächsprotokollen

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Gerhard Gundermann war Bag-gerfahrer und Liedermacher, Genosse und Rebell, Offiziers-schüler und Befehlsverweigerer, Spitzel und Bespitzelter. Ein Welt-verbesserer, der es nicht besser wusste. Ein Zerrissener. Er dräng-te immer nach vorn und eckte immer an. Menschen wie ihn gibt es selten, aber überall. Das Buch enthält viele bisher unveröffent-lichte Texte und Fotos, Briefe und Erinnerungen, Dokumente und In-terviews. Zugleich gibt es Einblick in die Entstehungsgeschichte des großen Kinofilms GUNDERMANN, der noch einmal neu auf ein ver-schwundenes Land blickt. Es ist nicht zu spät dafür. Es ist an der Zeit.

Andreas Leusink, Jahrgang 1958, nach Abitur und Armeedienst Vo-lontär im Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, 1981–86 Studium der Germanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin, ab 1986 tätig bei henschel SCHAUSPIEL, seit 1990 als Geschäftsführer, neben der dramaturgischen Arbeit im Filmbereich betreut Leusink eine Reihe von Drehbuchautoren (u. a. Wolfgang Kohlhaase, Stefan Kolditz, Laila Stieler) und Filmregisseuren (u. a. Jo Baier, Andreas Dresen, Urs Egger, Thomas Heise) auch als Agent.

Dienstag, 7. Mai 2019, 19:00 UhrRudolstadt, Stadtbibliothek, Schulplatz 13

Weitere Informationen gibt Referat 4.

Andreas Leusink (Hrsg.)

Gundermann. Von jedem Tag will ich was haben, was ich nicht vergesse ... Briefe, Doku-mente, Interviews, Erinnerungen

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Als Victoria 1837 im Alter von acht-zehn Jahren den Thron bestieg, hätte niemand ihr zugetraut, eine erfolgrei-che Königin zu werden – geschweige denn, ein ganzes Zeitalter zu prägen. Die Historikerin Karina Urbach erzählt in dieser glänzend geschriebenen Biografie, wie Victoria in ihrer 63-jäh-rigen Regierungszeit allen politischen Stürmen und persönlichen Widrigkei-ten standhielt und zur mächtigsten Frau des 19. Jahrhunderts wurde. Diese Biografie zeichnet ein frisches, lebendiges Bild der großen Königin, die durch Heiraten ihrer Kinder zur „Großmutter Europas“ wurde und so auch die Geschichte des ganzen Kon-tinents prägte.

Karina Urbach ist habilitierte Historikerin und eine der besten deut-schen Expertinnen für die englische Monarchie seit dem 19. Jahrhun-dert. Sie unterrichtete an verschiedenen deutschen und britischen Universitäten und forscht seit 2015 am Institute for Advanced Study in Princeton. Als Fachberaterin war sie an zahlreichen historischen Doku-mentationen der BBC und des ZDF beteiligt.

Mittwoch, 8. Mai 2019, 18:00 UhrErfurt, Europäisches Informations-Zentrum in der Thüringer Staatskanzlei, Regierungsstr. 72

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Karina Urbach

Queen Victoria.Die unbeugsame Königin

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Die Todesmärsche aus den Konzent-rationslagern kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren das letzte nationalsozialistische Gesellschafts-verbrechen. Martin Clemens Winter stellt die Rolle der deutschen Bevöl-kerung bei den Räumungstransporten in den Mittelpunkt seiner Studie, die sich auf zahlreiche neu erschlossene Quellen aus internationalen Archiven stützt. Dabei untersucht er nicht nur den ländlichen Raum, die maßgebli-chen Akteure und typischen Situatio-nen während der Todesmärsche, son-dern auch die Nachgeschichte dieser Massenverbrechen vor der Haustür: die juristische Ahndung durch alliierte und deutsche Behörden, die Suche nach den Opfern sowie Formen der Erinnerung in der DDR und in der Bundesrepublik.

Martin Clemens Winter wurde nach dem Studium der Geschichte, So-ziologie sowie Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Uni-versität Leipzig mit der vorliegenden Arbeit promoviert. Parallel dazu arbeitete er an Projekten verschiedener Gedenkstätten und Initiativen im Bereich historisch-politischer Bildung mit. Seit 2017 ist er Referent im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters der Stadt Leipzig mit dem Schwerpunkt Erinnerungskultur und Gedenkveranstaltungen.

Donnerstag, 9. Mai 2019, 19:00 Uhr Nordhausen, Bürgersaal im Bürgerhaus, Nikolaiplatz 1

Weitere Informationen gibt Referat 1.

Martin Clemens Winter

Gewalt und Erinnerung im ländlichen Raum. Die deutsche Bevölkerung und die Todesmärsche

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Mit ihrer Analyse der Bildreportagen in NS-Zeitungen richtet Harriet Scharn-berg den Fokus auf eine Dimension an-tisemitischer Politik, die bisher nicht systematisch untersucht wurde.Der Fotojournalismus befand sich in seiner ersten Blütezeit, als die Natio-nalsozialisten in Deutschland an die Macht gelangten. Bilder eroberten die Tages- und Wochenzeitungen. Die Illustrierten, die wichtigsten Medien des fotojournalistischen Diskurses, erreichten ein Millionenpublikum. Die Nationalsozialisten richteten eine Bild-presselenkungsstelle ein und nutzten die Fotografien für eine gezielte Bild-politik.

Auf breiter Quellenbasis analysiert Harriet Scharnberg die nationalso-zialistische Bildpolitik zur sogenannten „Judenfrage“. Im Fokus steht der Zeitraum zwischen dem Novemberpogrom 1938, als die illustrierte Presse erstmals zu einer antisemitischen Propagandakampagne ver-pflichtet wurde, und dem Beginn der Shoah 1942/43. Um „hinter“ die Bilder blicken zu können, präsentiert die Studie zahlreiche kontextua-lisierende Quellenfunde, so etwa das bislang unbekannte fotojourna-listische Rohmaterial etlicher Reportagen oder wichtige verloren ge-glaubte Dokumente aus dem Presselenkungsapparat.

Dr. Harriet Scharnberg ist Expertin für historische Fotografien. Mit ih-ren Aufsätzen über die Bildpublizistik im Nationalsozialismus sorgte sie international für Aufsehen. Neben ihrer Tätigkeit im Bild- und Ar-chiv-Management einer Unternehmensberatung forscht sie weiterhin zum Fotojournalismus im 20. Jahrhundert – insbesondere zum Natio-nalsozialismus, zum Zweiten Weltkrieg und zur Visual History.

Donnerstag, 23. Mai 2019, 19:00 UhrErfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7

Weitere Informationen gibt Referat 1.

Harriet Scharnberg

Die „Judenfrage“ im Bild. Der Antisemitismus in nationalsozialistischen Fotoreportagen

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Phrasen regieren uns. Sie täuschen etwas vor, was nicht da ist: einen klugen Gedan-ken, eine tiefe Einsicht, eine hohe Moral. Sie sind Behauptungen, denen nicht auf den Grund gegangen werden soll, rhetori-sches Lametta fast ohne Substanz. Alexan-der Kissler, bekannt scharfzüngiger Autor im politischen Berlin, greift zum Rasier-messer der Logik und seziert die Begriffe hinter den Worten, die Mechanik hinter der Rhetorik, den Sinn jenseits des Unsinns. Humorvoll, pointiert und elegant stößt er das allgegenwärtige große Blabla vom Thron. Achtzehn exemplarisch ausgewähl-ten Sätzen verweigert er die Gefolgschaft.

Alexander Kissler, Dr. phil., geboren 1969, ist Kulturjournalist und Sachbuchautor. Seit Januar 2013 hat Alexander Kissler die Leitung des Kulturressorts, „Salon“ geheißen, beim Cicero, dem Magazin für politische Kultur, inne. 2015 erschien sein erfolgreiches Buch „Keine Toleranz den Intoleranten“.

Moderiertes Gespräch mit Harald Martenstein.

Sonntag, 26. Mai 2019, 16:00 UhrEttersburg, Schloss Ettersburg

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

Alexander Kissler

Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss

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Die DDR verstand sich als antifaschisti-scher Staat. Damit galt auch der Antise-mitismus als Element faschistischer Ideo-logie als überwunden. Dagegen gehörte der politisch instrumentalisierte Antizio-nismus, der Israel als „Agressorstaat“ de-finierte, jahrzehntelang zur Staatsdoktrin. Bereits Anfang der 50er Jahre machte die Sowjetunion das junge Israel als neuen „imperialistischen“ Feind aus. Stalins Politik bestimmte den gesamten sowjetischen Machtbereich. In Prag fand Ende November 1952 der sogenannte Slánský-Prozess statt, in dem den Ange-klagten „Agententätigkeit für den Zionis-mus“ vorgeworfen wurde und Todesurteile gegen Rudolf Slánský und zehn weitere hohe kommunistische Funktio-näre verhängt wurden. Er und die meisten anderen Angeklagten waren Juden. In diesem Kontext erreichten auch in der DDR die Repressionen gegen Überlebende des Holocaust mit Hausdurchsuchungen bei jüdi-schen Gemeinden und der Verhaftung jüdischer Kommunisten Anfang 1953 ihren Höhepunkt.

Erst 1988, als der 50. Jahrestag der Novemberpogrome erstmals in Ost-Berlin aufwändig begangen wurde, kam es zu einer taktischen Annähe-rung an Israel. Vor dem Hintergrund einer neu auflebenden Fremden-feindlichkeit und zunehmenden Antisemitismus wird der Vortrag auch die Traditionen und Wirkungen judenfeindlicher Ressentiments und des negativen Israelbildes in der DDR bis heute in den Blick nehmen.

Wolfgang Benz, Prof. Dr., war von 1990 bis 2011 Leiter des renom-mierten Zentrums für Antisemitismusforschung (TU Berlin). Zahlreiche Veröffentlichungen zu den Themen Nationalsozialismus, Antisemitis-mus und vergleichender Vorurteilsforschung, u. a. „Was ist Antisemi-tismus?“ (2005); „Die Feinde aus dem Morgenland. Wie die Angst vor Muslimen unsere Demokratie gefährdet“ (2013); „Nach dem Unter-gang. Die ersten Zeugnisse der Shoah in Polen 1944–1947“ (2014).

Montag, 3. Juni 2019, 19:00 UhrErfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7

Dienstag, 4. Juni 2019, 20:00 UhrWeimar, Deutsches Nationaltheater (Foyer), Theaterplatz 2

Weitere Informationen gibt Referat 1.

Wolfgang Benz (Hg.)

Antisemitismus in der DDR. Manifestationen und Folgen des Feindbildes Israel

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Als das Staatliche Bauhaus 1919 von Walter Gropius in Weimar ge-gründet wurde, geschah dies mit dem Ziel, Handwerk und Kunst zu verbinden. Die künstlerischen Ar-beiten von ungewöhnlichen Frauen wurden lange nicht beachtet oder waren im Laufe der Jahrzehnte völ-lig in Vergessenheit geraten. „Ihr Eindringen in andere Bereiche setz-te ein großes Selbstbewusstsein voraus, zudem mussten sie in ihrer Arbeit besser sein als ihre männli-chen Kollegen“, so beschreibt Ulri-ke Müller eine Situation, die Frauen auch heute noch alltäglich erleben. Das Buch würdigt erstmals die Leis-tung der Frauen am Bauhaus in allen gestalterischen Bereichen und stellt in einfühlsamen Porträts Leben und Schaffen vor.

Ulrike Müller, Dr., studierte Kirchenmusik, Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaft in Hamburg und promovierte 1989 über Else Lasker-Schüler. Seit 1992 lebt sie in Weimar und ist dort als Reiseleite-rin, Museumspädagogin, freie Referentin und Autorin tätig. Außerdem tritt sie mit musikalisch-literarischen Salonprogrammen auf.

Donnerstag, 6. Juni 2018, 14:00 UhrArnstadt, Volkshochschule Arnstadt-Ilmenau, Seniorenakademie, Am Bahnhof 6

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Ulrike Müller

Bauhaus-Frauen. Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design

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1999 sorgte Térezia Mora mit ihrem literarischen Debüt, dem Erzählungs-band „Seltsame Materie“, für Furore. Für diese Erzählungen wurde sie mit dem Open-Mike-Literaturpreis, dem Ingeborg-Bachmann-Preis (1999) und dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (2000) ausgezeichnet. 2004 erschien der Roman „Alle Tage“, für den sie den Mara-Cassens-Preis für das beste Roman-Debüt des Jahres, den Kunst-preis Berlin, den LiteraTour-Nord-Preis und den Preis der Leipziger Buchmes-se erhielt. 2009 erschien der Roman „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ und im Herbst 2013 „Das Ungeheuer“. Für diesen Roman erhielt Terézia Mora den Deutschen Buchpreis. 2015 folgte unter dem Titel „Nicht sterben“ ein Band mit Moras Frankfurter Poe-tik-Vorlesungen. 2016 erschien schließlich der Erzählungsband „Die Liebe unter Aliens“, der Menschen vorstellt, die sich verlieren, aber nicht aufgeben, die verloren sind, aber weiter hoffen. Zum Auftakt der 22. Thüringer Literatur- und Autorentage soll das Gesamtwerk Térezia Moras gewürdigt werden, für das sie 2018 den Georg-Büchner-Preis erhielt.

Terézia Mora wurde 1971 in Sopron, Ungarn, geboren und lebt seit 1990 in Berlin. Für ihren Roman „Das Ungeheuer“ erhielt sie 2013 den Deutschen Buchpreis. Ihr literarisches Debüt, der Erzählungsband „Seltsame Materie“, wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausge-zeichnet. Für ihr Gesamtwerk wurde ihr 2018 der Georg-Büchner-Preis zugesprochen. Terézia Mora zählt außerdem zu den renommiertesten Übersetzern aus dem Ungarischen.

Donnerstag, 6. Juni 2019, 19:00 UhrRanis, Literatur- und Kunstburg

Weitere Informationen gibt Referat 4.

Terézia Mora

Die Liebe unter Aliens. Ein Blick in das Werk der Büchnerpreisträgerin 2018

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Im Herbst 1989 verlor die Sozialisti-sche Einheitspartei Deutschlands, die Staatspartei der DDR, nicht nur ihre Macht. Mit den gleichzeitig einsetzenden Massenaustritten vollzog sich auch ihr innerer Zerfall. Jene, die jahrzehntelang an ihren Arbeitsstätten und in ihrer Nach-barschaft im Namen der SED wirk-ten, verließen nun in Scharen die Partei oder schlossen sich sogar den Demonstrationen an.Sabine Pannen untersucht erst-mals systematisch das Innenle-ben der SED-Basis von den späten 1970er-Jahren bis zu ihrem Zerfall im Dezember 1989, indem sie die Parteimitglieder im Stahlwerk in Brandenburg an der Havel in den Fokus rückt. Der Loyalitätsverlust im Herbst 1989 war nicht allein die zwangsläufige Reaktion einer über-wiegend opportunistischen Mitgliedschaft, sondern Endpunkt einer langen Geschichte des inneren Rückzugs, die in den 1970er-Jahren eingesetzt und sich im Laufe der 1980er-Jahre zugespitzt hatte. „Das Verdienst des Buches besteht insbesondere darin, ein gängiges Verständnis der Parteiherrschaft hinterfragt zu haben, in dem die SED gewissermaßen wie eine Herrschaftsglocke isoliert über der Gesell-schaft agierte.“ (Andreas Malyche, H-Soz-Kult)

Sabine Pannen, Jahrgang 1980, Magisterstudium der Neueren und Neuesten Geschichte und Kunstwissenschaft in Berlin und Kapstadt, 2008–2009 Mitarbeiterin beim SPD-Parteivorstand, danach assoziier-te Doktorandin am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam, 2017 Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Freitag, 7. Juni 2019, 18:00 Uhr, Erfurt, Gedenk- und Bildungsstraße Andreasstraße, Andreasstraße 37a

Weitere Informationen gibt das Leitungsreferat.

Sabine Pannen

Wo ein Genosse ist, da ist die Partei!Der innere Zerfall der SED-Parteibasis 1979–1989

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Was hat Thüringen mit dem DEFA-Filmerbe zu tun? In den drei zwischen 1952 und 1990 existierenden Thürin-ger Bezirken gab es außer einer kleinen Filiale des DEFA-Studios für Synchroni-sation in Weimar keine nennenswerte Produktionsstätte. Dennoch sind in Thüringen viele und wichtige DEFA-Spielfilme entstanden. Von den ca. 4.500 DEFA-Filmen aller Gattungen ha-ben ca. 900 einen Bezug zu Thüringen. Die Publikation „DEFA-Film, gedreht in Thüringen“ widmet sich dem DEFA-Film-erbe in Thüringen in vielen Facetten. Neben allgemeinen Informationen zur DEFA lässt der Autor Filmschaffende, die aus Thüringen stammen, zu Wort kommen. Exemplarisch untersucht er außerdem in Thüringen entstandene DEFA-Filme hinsichtlich ihrer speziellen Bezüge zur Entstehungsregion und fragt danach, was sie als Filmkunstwerke heute noch Menschen in Thüringen und darüber hinaus zu sagen haben. Der in der Schriftenreihe der Landeszen trale für politische Bildung Thüringen erschienene Band wird vom Autor vor-gestellt, das Thema anschließend mit der Präsentation eines Film und anschließendem Filmgespräch vertieft.

Klaus-Dieter Felsmann, Studium der Germanistik und Geschichte. Film-publizist (u.a. „tv-diskurs“, „Filmdienst“ sowie zahlreiche Buchbeiträ-ge) und Autor (zuletzt: „Klang der Zeiten – Musik im DEFA-Spielfilm“ ), 1997 bis 2013 Leiter der „Buckower Mediengespräche“ und Heraus-geber der damit verbundenen Publikationsreihe, 2010–2016 Mitglied der BKM Jury für die Förderung des Kinderfilms, Kurator diverser Film-festivalreihen, Moderator und Referent bei Filmveranstaltungen und im pädagogischen Fortbildungsbereich, Prüfer bei der FSF (Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e.V.) und Hauptausschussvorsitzender bei der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle Filmwirtschaft).

11.–14. Juni 2018, 19:00 UhrSaalfeld, Mühlhausen, Ilmenau, Jena

Weitere Informationen gibt Referat 4.

Klaus-Dieter Felsmann

DEFA-Film, gedreht in Thüringen

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Ein ungewöhnlicher Blick auf die deutsche Geschichte: Wovon wir träumten, was wir fürchteten – Zu-kunftsprognosen von 1945 bis heute.Bald werden uns kleine Reaktoren im Garten mit Energie versorgen. Das Waldsterben lässt sich nicht mehr aufhalten. Der Sozialismus macht ein Ende mit der sozialen Ungerechtigkeit. Wirklich? Joachim Radkau hat erforscht, wie sich die Deutschen seit 1945 ihre Zukunft ausgemalt haben. Hoffnungen und Ängste, Prognosen und Visionen, fatale Irrtümer und unerwartete Wendungen: Im Rückblick staunt man, wie sicher wir zu wissen glau-ben, was auf uns zukommt. Dabei sind diese Vorstellungen oft Grund-lage weitreichender Entscheidungen, ob es nun um die Umwelt geht, um die Rente oder die Bildung. Ein ungewöhnlicher Blick auf die deut-sche Geschichte von einem der originellsten Historiker unserer Tage.

Joachim Radkau, Jahrgang 1943, lehrte als Professor bis 2009 Neu-ere Geschichte an der Universität Bielefeld. Bei Hanser sind erschie-nen: Das Zeitalter der Nervosität (Deutschland zwischen Bismarck und Hitler, 1998), Max Weber (Die Leidenschaft des Denkens, 2005) und Theodor Heuss (2013). Joachim Radkau lebt in Bielefeld. 2015 erhielt er den Einhard-Preis.

Freitag, 19. Juni 2019, 19:30 UhrRudolstadt, Schiller-Haus, Schillerstraße 25

Weitere Informationen gibt Referat 4.

Joachim Radkau

Geschichte der Zukunft.Prognosen, Visionen, Irrungen in Deutschland von 1945 bis heute

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Unbestritten sind anti-jüdische Ein-stellungen unter Muslimen weit ver-breitet. Aber warum? Die gängigen Definitionen und Erkenntnismuster, erklärt David Ranan, reichen nicht mehr aus, um den Antisemitismus vieler Muslime zu beschreiben. Hat das Ganze nur mit dem Nahostkon-flikt zu tun oder ist Judenhass ein integraler Teil des Islam? Oder ist er eine Erscheinungsform des Islamis-mus?Um eine Antwort zu finden, hat Ranan zahlreiche Interviews mit jungen muslimischen Studierenden und Aka-demikern vor allem in Deutschland geführt. Im Zentrum standen ihre Haltungen und Gefühle zu Juden, Ju-dentum, dem Holocaust und Israel und schließlich die Frage, wie sie sich zu Deutschland stellen, seiner Israelpolitik und seiner Geschichts-kultur.Mit den Ergebnissen der Gespräche, die er in die historischen Bezie-hungen zwischen Juden und Muslimen und den ungelösten Nahost-konflikt einbettet, zeigt Ranan, dass dieses brisante, heftig umkämpfte Feld neu angegangen werden muss.

David Ranan, PhD, Kultur- und Politikwissenschaftler, wuchs in Israel und in den Niederlanden auf. Er lebt und arbeitet in London und Berlin. Seine Bücher über junge Israelis in der Armee und das Leben junger Juden in Deutschland fanden jüngst große Beachtung.

Mittwoch, 26. Juni 2019, 19:00 UhrErfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7

Weitere Informationen gibt Referat 1.

David Ranan

Muslimischer Antisemitismus. Eine Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden in Deutschland?

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»Ich weiß, Lotta ist bereit für die Welt. Ich weiß nur nicht, ob die Welt auch be-reit ist für Lotta.«Lotta freut sich schon sehr auf die Schule. Doch während Lottas Kita ihren Eltern täglich zeigt, wie gut das Zusam-mensein von Kindern mit und ohne Be-hinderung gelingen kann, stößt Sandra Roth bei der Schulsuche für ihre Tochter auf Ablehnung. »Ich mag Lotta, doch ich hätte Angst, sie bei mir im Klassenzim-mer zu haben«, sagt eine befreundete Lehrerin und steht mit dieser Meinung nicht alleine da. Zu volle Klassenzim-mer, nicht genügend Sonderpädago-gen, fehlende Mittel – Sandra Roth trifft auf Rektoren, die beim Tag der offenen Tür die Arme verschränken.Nicht nur bei der Schulsuche, auch in vielen Alltagssituationen merken Lottas Eltern, wie viel noch fehlt zu einer wirklich inklusiven Gesell-schaft. Wie müsste eine Welt aussehen, die Lotta mehr sein lässt als nur behindert? Die sie sehen könnte, wie sie ist – schön, unbeküm-mert, behindert, fröhlich und charmant? Nach ihrem Bestseller »Lotta Wundertüte« erzählt Sandra Roth in »Lot-ta Schultüte« erneut zutiefst berührend und humorvoll von dem Leben mit ihrer schwer mehrfachbehinderten Tochter – und leistet einen wichtigen Beitrag zu der aufgeheizten Debatte um die Inklusion.

Sandra Roth, geboren 1977, studierte Politikwissenschaften und Medienberatung in Bonn, Berlin und den USA. Nach ihrem Diplom absolvierte sie die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg und arbeitet seitdem als freie Autorin, u.a. für Die Zeit, die Frankfurter All-gemeine Sonntagszeitung und Brigitte. 2013 erschien ihr erstes Buch »Lotta Wundertüte« bei Kiepenheuer & Witsch. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Köln.

Donnerstag, 27. Juni 2019, 19:00 UhrWeimar, Begegnungsstätte „LebensART am Palais“ des Lebenshilfe-Werks Weimar/Apolda e.V., Marktstraße 22

Weitere Informationen gibt Referat 3.

Sandra Roth

Lotta Schultüte.Mit dem Rollstuhl ins Klassenzimmer

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