4
I456 KLINISCHE WOCHENSCH yon Anfang~ an neben dem Dijod- auch das Dibromtyrosin gaben. Vielmehr erwies es sich ntitzlich, die mit Schilddrfise vergifteten Tiere zuerst mit Dijodtyrosin zu behandeln und nach einer gewissen ]3esserung des Zustandes die Dijod- tyrosinmenge herabzusetzen and gleichzeitig mit der Zufuhr des Dibromtyrosins (5O--lOO mg pro die) zu beginnen. Die Tiere blieben dabei wochenlang bei gutem Befinden, der Gaswechsel schnellte nicht wieder herauf, sondern bewegte sich lXngere Zeit hindurch auf einer ziemlich konstanten H6he. Durch zweckentsprechende Ernghrung [vgl. diese Wschr. Io, 22Ol (I931)] konnten wit gew6hnlich auch diesen Rest der Grundumsatzerh6hung gr6Btenteils beseitigen. Wir glauben s0mit neben der Beziehung zwischen dem Thyroxin und dem Dijodtyrosin auch eine solche zwischen dem Dibrom- und dem Dijodtyrosin bzw. dem Thyroxin annehmen zu dfirfen. Die alte Streitfrage nach der An- oder Abwesenheit des Br in der Thyreoidea konnte neuerdings durch L. PIN- CUSSEN und seine Mitarbeiter im posifiven Sinne entschieden werden, und wir betrachten diese Feststellung als einen wichtigen Fortschritt in der Chemie der Thyreoidea. Die Bindungsart des Br in der Schilddrtise ist noch nicht bekannt. Die leichte Brolnierbarkeit vieler phenolartiger Verbin- dungen erlaubt abet, das Vorkommen yon Dibromtyrosin in der Thyreoidea zu vermuten. -- Wir m6chten ferner noch daranI hinweisen, dab unseren bisherigen Erfahrungen nach das Dibromtyrosin kaum als irgendwie sch~dlich be- zeichnet werden kann. DAS PROBLEM DER DYSBAKTERIE DES DICK- DARMS UND IHRER BEHANDLUNG. Von Prof. A. NISZLE. Aus dem Untersuchungsamt fiir ansteckende Krankheiten Freiburg i. Br. Unter Dysbakterie des I)ickdarms verstehe ich, wie ich bereits vor 3 J ahrenl auseinandersetzte und karz darauf an anderer Stetle ffir den Faehbakteriologen noch eingehender begrfindete 2, jede deutlich erkennbare Abweiehung der Flora dieses Darmabschnitts vonder Norm; das t3eweismaterial lieferten zahlreiche systematisch durchgeffihrte vergleiehende Stuhluntersuchungen, die seitdem noch wesentlieh vermehrt wurden. I. Der Nachweis der Dysbakterie. Als NAhrb6den wurden wie frfiher der Endo-, der Malachit- grfinagar und in einem Teil der FAIle, namentlich bei Colitiden (Ruhrverdacht!), aul3erdem noch das Jodkaliumgalleverfahren (NlSZLE 3) benutzt, das sich hier besonders far den Typhus- und Ruhrbacillennachweis gut bewAhrt hat (bisweilen werden auch bei FAllen yon Dyspepsie unerwartet Infektioaserreger gefunden!). Der EndonAhrboden soil nut etwa 2/a der vorgeschriebene~ 2Fuehsin- menge enthaltea; die Platten sollen nach etwa l g sti~ndiger Bebri2tung untersucht nnd nur in den wenigen FAllen, in denen die R6tung der Colikolonien infolge weiten Abstands dana noch zu gering ist, nochmals ffir 2--3 Stunden in den ]3rutsehrank gestellt werden. ]3ei Einhaltung dieser Technik gelingt es n~tmlich erst verschiedene Kolonietypen yon SXnrebildnern der Coli- gruppe mit gr6Berer Sicherheit zu unterscheiden, und zwar I. die normalen, deutlich ger6teten, durchscheinenden, 2. auffallend schwach ger6tete, fast durchsichtige, 3. normal ger6tete, aber nicht durchscheinende, sondern trfibe Formen (diese letztere Eigenschaft tritt indes nur bei isolierter stehen- den Kolonien hervor, bei dichtem Stand gleieht das Aus- sehen mehr den normalen), 4. die grogen dunkelroten, gXnz- lich undurchsichtigen Kolonien yon Keimen, die sich in ihren Eigenschaften schon dem Bact. lactis aerogenes n~hern; sie zeigen im Gegensatz zum Typ 3 auch bei dichter Aussaat schon ihr charakteristisches Aussehen. Die Gelatineplatte ist zur Untersuehung der 4 TyPen nicht recht brauchbar, wenn auch die Kolonien der Typen 3 und besonders 4 ein weniger weinblattartiges Aussehen haben, oft sogar yon Anfang an kreisrund waehsen und eine stArkere /3rAunung zeigen. Dagegen macht bei Anwendung der beschriebenen Methodik ihre Unterscheidung im allgemeinen keine gr6Beren Schwierigkeiten; RIFT. II. JAHRGANG. Nr. 35 27. AUGUSTI93Z gelegentlich kommt es aber trotz der naturgemAl3 notwendigen ~lbung und trotz Vergleich mit anderen Stuhlaussaaten doch vor, dab der Typ 3 nicht sofort erkannt, sondern mit dern normalen (Nr. I) verweehselt wird. In solchea FAllen klArt aber die stets folgende Coliindexbestimmung den Irrtum auf, da sie durch die dabei vorgeschriebene Mitbeobachtung yon ColistandardstArnrnen doeh noch gfinstigere Bedingungen ffir einen Vergleich der Typen bietet als die Stuhlaussaat selbst. Ferner kana bei einzelnen Stim- men im Anfang die Entscheidung schwer werden, ob sie zurn Typus 3 oder 4 zu rechnen siad; aueh dann leisten 1Reinknlturplatten eine wertvolle HiKe; StArnme, die eine wirkliehe Mittelstellung ein- nehmen, koramea vor, sind aber verhAltnismABig selten. Es handelt sich hier nicht nm gekfinstelte Differenziernn- gen; so pflegt man bei G~rungsdyspepsien eine auffallende H~ufigkeit der Typen 4 oder 3 zu linden, w~hrend der nor- male Typus I nicht selten entweder in nut wenigen Exernplaren vorhanden ist oder ganz fehlt. Es scheint daher, als ob sieh die Typen 3 und 4 nicht nut in der trfiben ]3eschaffenheit ihrer Kolonien, sondern auch funktionell nahestehen. Ande- rerseits weisen die Stuhlaussaaten v611ig gesunder Mensehen ohne Neigung zu Magen-Darmerscheinungen in der Regel nur den normalen Typus Iund h6chstens daneben vereinzelte Exemplare des Typus 4 oder auch einige ]Enterokokken auf. Bei anderen auI einer Dysbakterie beruhenden Erkrankungen, die entweder den Verdauungstractus selbst betreffen oder als Fernwirkungen vom Darm aus entstanden sind, enthalten die Stuhlaussaaten oft groBe Mengen der Typen 2, 3 und 4, bisweilen Reinkulturen einer dieser Arten, hXufig aber auch Gemische derselben; gelegentlich kommen auch alle 4 Typen nebeneinander vor. Nach den bisherigen Erfahrungen gentigt die Einteilung der sgurebildenden Colirassen in die genannten 4 Typen den Forde- rungen der Praxis, wenn auch in einzelnen Stfihlen noch weitere Abstufungen ohne Gefahr zu groBer SubjektivitAt unterschieden werden k6nnen; so finder man gelegentlich 2 Vertreter des Typ 3 in einer Stuhlaussaat, einen mit schwAcher und einen mit starker getrfibten Kolonien. Vor allem liegt mir daran, auf die Tatsache hinzuweisen, dab nut ffir einen Teil der bisher als normal betrachteten Colikolonien der Endoplatte diese Bezeichnung wirMich berechtigt ist, und dab die beschriebene Methodik es erst erm6glicht, die s~urebildenden Colirassen zu sondern und damit Abweichungen derselben yon der Norm in den Stuhl- aussaaten festzustellen. Die gew6hnliche, in erster Linie auf den Nachweis yon Infektionserregern eingestellte Technik gestattet derartige Unterscheidungen nicht. Andererseits befriedigt eine Einteilung der rnilehsAurebildenden Colist~rnme nach ihrem Verhalten gegenfiber anderen Zuckerarten und mehrwertigen Alkoholen, noch dazu kombiniert mit der Prfifung auf Bewegliehkeit, Indol-, Phenol, und HAmolysinbildung, prak- tisch nicht; man wfirde so nicht nur zn einer unfibersehbaren Zahl yon Coliarten gelangen, sondern sich aueh bei weiterer Fort- zt~chtung oft yon der Inkonstanz der getundeaen Eigenschaften fiberzeugen mflssen ~. Nach den Erfahrungen, die ans vergleichenden Stuhl- untersuchungen gewonnen wurden, nehmen dagegen die Coli- arten, welche den Milchzucker der Endoplatte nicht an- greifen, eine wichtige Sonderstellung ein, m6gen sie in den weiterhin fiir den Nachweis yon In%ktionserregern gebr~uch- lichen fliissigen milchzuckerhaltigen Medien, der sog. bunten Reihe, S~urebildung zeigen oder nicht. Sie beweisen, in er- h6htem MaBe bei zahlreichem Vorkommen, nach den bier gesammelten t3eobachtungen stets das Vorliegen einer pathologischen /)armflora. Ffir diese Gruppe wird allgemein die Bezeichnung Paraeolibakterien benutzt; man z~hlt zwar teilweise anch solche Colist~mme dazu, die auI der Endo- platte S~ture bilden, abet die Ifir die ganze Coligruppe charak- teristische Gasbildung in traubenzuckerhaltigen N~hrb6den vermissen lassen; sie sind aber aul3erordentlich selten (immer- hin sollte man es nie vers~nmen, die fiir die Bestimmung des antagonistischen Index gewXhlten Kolonien auch auf die bunte Reihe zu fibertragen und sie damit gleichzeitig anf ihr Verhalten dem Traubenzncker gegenfiber zu prfifen). Eine praktisch verwertbare Trennung der Paracolibakterien in Untergruppen ist trotz der angeffihrten Verschiedenheiten noch nicht erreicht worden, wenn auch Versuche zur DiHerenzierung

Das Problem der Dysbakterie des Dickdarms und Ihrer Behandlung

Embed Size (px)

Citation preview

I456 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

yon Anfang~ an neben dem Dijod- auch das Dibromtyrosin gaben. Vielmehr erwies es sich ntitzlich, die mit Schilddrfise vergifteten Tiere zuerst mit Dijodtyrosin zu behandeln und nach einer gewissen ]3esserung des Zustandes die Dijod- tyrosinmenge herabzusetzen and gleichzeitig mit der Zufuhr des Dibromtyrosins (5O--lOO mg pro die) zu beginnen. D i e Tiere blieben dabei wochenlang bei gutem Befinden, der Gaswechsel schnellte nicht wieder herauf, sondern bewegte sich lXngere Zeit hindurch auf einer ziemlich konstanten H6he. Durch zweckentsprechende Ernghrung [vgl. diese Wschr. Io, 22Ol (I931)] konnten wit gew6hnlich auch diesen Rest der Grundumsatzerh6hung gr6Btenteils beseitigen. Wir glauben s0mit neben der Beziehung zwischen dem Thyroxin und dem Dijodtyrosin auch eine solche zwischen dem Dibrom- und dem Dijodtyrosin bzw. dem Thyroxin annehmen zu dfirfen. Die alte Streitfrage nach der An- oder Abwesenheit des Br in der Thyreoidea konnte neuerdings durch L. PIN- CUSSEN und seine Mitarbeiter im posifiven Sinne entschieden werden, und wir betrachten diese Feststellung als einen wichtigen Fortschri t t in der Chemie der Thyreoidea. Die Bindungsart des Br in der Schilddrtise ist noch nicht bekannt. Die leichte Brolnierbarkeit vieler phenolartiger Verbin- dungen erlaubt abet, das Vorkommen yon Dibromtyrosin in der Thyreoidea zu vermuten. -- Wir m6ch ten ferner noch daranI hinweisen, dab unseren bisherigen Erfahrungen nach das Dibromtyrosin kaum als irgendwie sch~dlich be- zeichnet werden kann.

DAS PROBLEM DER DYSBAKTERIE DES DICK- DARMS UND IHRER BEHANDLUNG.

Von

Prof. A. NISZLE. Aus dem Untersuchungsamt fiir ansteckende Krankheiten Freiburg i. Br.

Unter Dysbakterie des I)ickdarms verstehe ich, wie ich bereits vor 3 J ahrenl auseinandersetzte und karz darauf an anderer Stetle ffir den Faehbakteriologen noch eingehender begrfindete 2, jede deutlich erkennbare Abweiehung der Flora dieses Darmabschnitts v o n d e r Norm; das t3eweismaterial lieferten zahlreiche systematisch durchgeffihrte vergleiehende Stuhluntersuchungen, die seitdem noch wesentlieh vermehrt wurden.

I . Der Nachwei s der Dysbakterie.

Als NAhrb6den wurden wie frfiher der Endo-, der Malachit- grfinagar und in einem Teil der FAIle, namentlich bei Colitiden (Ruhrverdacht!), aul3erdem noch das Jodkaliumgalleverfahren (NlSZLE 3) benutzt, das sich hier besonders far den Typhus- und Ruhrbacillennachweis gut bewAhrt hat (bisweilen werden auch bei FAllen yon Dyspepsie unerwartet Infektioaserreger gefunden!). Der EndonAhrboden soil nu t etwa 2/a der vorgeschriebene~ 2Fuehsin- menge enthaltea; die Platten sollen nach etwa l g sti~ndiger Bebri2tung untersucht nnd nur in den wenigen FAllen, in denen die R6tung der Colikolonien infolge weiten Abstands dana noch zu gering ist, nochmals ffir 2--3 Stunden in den ]3rutsehrank gestellt werden.

]3ei Einhaltung dieser Technik gelingt es n~tmlich erst verschiedene Kolonietypen yon SXnrebildnern der Coli- gruppe mit gr6Berer Sicherheit zu unterscheiden, und zwar I. die normalen, deutlich ger6teten, durchscheinenden, 2. auffallend schwach ger6tete, fast durchsichtige, 3. normal ger6tete, aber nicht durchscheinende, sondern trfibe Formen (diese letztere Eigenschaft t r i t t indes nur bei isolierter stehen- den Kolonien hervor, bei dichtem Stand gleieht das Aus- sehen mehr den normalen), 4. die grogen dunkelroten, gXnz- lich undurchsichtigen Kolonien yon Keimen, die sich in ihren Eigenschaften schon dem Bact. lactis aerogenes n~hern; sie zeigen im Gegensatz zum Typ 3 auch bei dichter Aussaat schon ihr charakteristisches Aussehen.

Die Gelatineplatte ist zur Untersuehung der 4 TyPen nicht recht brauchbar, wenn auch die Kolonien der Typen 3 und besonders 4 ein weniger weinblattartiges Aussehen haben, oft sogar yon Anfang an kreisrund waehsen und eine stArkere /3rAunung zeigen. Dagegen macht bei Anwendung der beschriebenen Methodik ihre Unterscheidung im allgemeinen keine gr6Beren Schwierigkeiten;

R I F T . II. J A H R G A N G . Nr. 35 27. AUGUSTI93Z

gelegentlich kommt es aber trotz der naturgemAl3 notwendigen ~lbung und trotz Vergleich mit anderen Stuhlaussaaten doch vor, dab der Typ 3 nicht sofort erkannt, sondern mit dern normalen (Nr. I) verweehselt wird. In solchea FAllen klArt aber die stets folgende Coliindexbestimmung den Irrtum auf, da sie durch die dabei vorgeschriebene Mitbeobachtung yon ColistandardstArnrnen doeh noch gfinstigere Bedingungen ffir einen Vergleich der Typen bietet als die Stuhlaussaat selbst. Ferner kana bei einzelnen Stim- men im Anfang die Entscheidung schwer werden, ob sie zurn Typus 3 oder 4 zu rechnen siad; aueh dann leisten 1Reinknlturplatten eine wertvolle HiKe; StArnme, die eine wirkliehe Mittelstellung ein- nehmen, koramea vor, sind aber verhAltnismABig selten.

Es handelt sich hier nicht nm gekfinstelte Differenziernn- gen; so pflegt man bei G~rungsdyspepsien eine auffallende H~ufigkeit der Typen 4 oder 3 zu linden, w~hrend der nor- male Typus I nicht selten entweder in nut wenigen Exernplaren vorhanden ist oder ganz fehlt. Es scheint daher, als ob sieh die Typen 3 und 4 nicht nut in der trfiben ]3eschaffenheit ihrer Kolonien, sondern auch funktionell nahestehen. Ande- rerseits weisen die Stuhlaussaaten v611ig gesunder Mensehen ohne Neigung zu Magen-Darmerscheinungen in der Regel nur den normalen Typus I u n d h6chstens daneben vereinzelte Exemplare des Typus 4 oder auch einige ]Enterokokken auf. Bei anderen auI einer Dysbakterie beruhenden Erkrankungen, die entweder den Verdauungstractus selbst betreffen oder als Fernwirkungen vom Darm aus entstanden sind, enthalten die Stuhlaussaaten oft groBe Mengen der Typen 2, 3 und 4, bisweilen Reinkulturen einer dieser Arten, hXufig aber auch Gemische derselben; gelegentlich kommen auch alle 4 Typen nebeneinander vor.

Nach den bisherigen Erfahrungen gentigt die Einteilung der sgurebildenden Colirassen in die genannten 4 Typen den Forde- rungen der Praxis, wenn auch in einzelnen Stfihlen noch weitere Abstufungen ohne Gefahr zu groBer SubjektivitAt unterschieden werden k6nnen; so finder man gelegentlich 2 Vertreter des Typ 3 in einer Stuhlaussaat, einen mit schwAcher und einen mit starker getrfibten Kolonien.

Vor allem liegt mir daran, auf die Tatsache hinzuweisen, dab nut ffir einen Teil der bisher als normal betrachteten Colikolonien der Endoplat te diese Bezeichnung wirMich berechtigt ist, und dab die beschriebene Methodik es erst erm6glicht, die s~urebildenden Colirassen zu sondern und damit Abweichungen derselben yon der Norm in den Stuhl- aussaaten festzustellen. Die gew6hnliche, in erster Linie auf den Nachweis yon Infektionserregern eingestellte Technik gestat tet derartige Unterscheidungen nicht.

Andererseits befriedigt eine Einteilung der rnilehsAurebildenden Colist~rnme nach ihrem Verhalten gegenfiber anderen Zuckerarten und mehrwertigen Alkoholen, noch dazu kombiniert mit der Prfifung auf Bewegliehkeit, Indol-, Phenol, und HAmolysinbildung, prak- tisch nicht; man wfirde so nicht nur zn einer unfibersehbaren Zahl yon Coliarten gelangen, sondern sich aueh bei weiterer Fort- zt~chtung oft yon der Inkonstanz der getundeaen Eigenschaften fiberzeugen mflssen ~.

Nach den Erfahrungen, die ans vergleichenden Stuhl- untersuchungen gewonnen wurden, nehmen dagegen die Coli- arten, welche den Milchzucker der Endoplat te nicht an- greifen, eine wichtige Sonderstellung ein, m6gen sie in den weiterhin fiir den Nachweis yon In%ktionserregern gebr~uch- lichen fliissigen milchzuckerhaltigen Medien, der sog. bunten Reihe, S~urebildung zeigen oder nicht. Sie beweisen, in er- h6htem MaBe bei zahlreichem Vorkommen, nach den bier gesammelten t3eobachtungen stets das Vorliegen einer pathologischen /)armflora. Ffir diese Gruppe wird allgemein die Bezeichnung Paraeolibakterien benutzt; man z~hlt zwar teilweise anch solche Colist~mme dazu, die auI der Endo- platte S~ture bilden, abet die Ifir die ganze Coligruppe charak- teristische Gasbildung in traubenzuckerhaltigen N~hrb6den vermissen lassen; sie sind aber aul3erordentlich selten (immer- hin sollte man es nie vers~nmen, die fiir die Bestimmung des antagonistischen Index gewXhlten Kolonien auch auf die bunte Reihe zu fibertragen und sie damit gleichzeitig anf ihr Verhalten dem Traubenzncker gegenfiber zu prfifen).

Eine praktisch verwertbare Trennung der Paracolibakterien in Untergruppen ist trotz der angeffihrten Verschiedenheiten noch nicht erreicht worden, wenn auch Versuche zur DiHerenzierung

27: AUGUST I932 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

vorliegen (so konnte GY6RGY 5) nach dem Kolonietypus und dem serologischen Verhal ten 47 geprflfte St~mlne in 20 Gruppen ein- teilen). Es kAme darauf an, pb schon das kulturelle Verhalten allein Anhal t spnnkte ffir Verschiedenheiten in der Art, evtl. auch im Grade der Pathogeni t~t liefert; yon diesem Ziel sind wir noch weft ent iernt . Deshalb ha t es auch vorl~ufig nicht viel Wert, die Paracolibakterien, zumal sie in jedem Fall das Vorliegen einer pathologischen Darmflora beweisen, ~.hnlich wie die s~urebildenden Colibakterien nach dem Grad der Durchsichtigkeit der t(olonien in Typen zu ordnen, obgleich deutliche Unterschiede auch bei ihnen in dieser Beziehung zu beobachten sind.

Schwer zu entscheiden ist his je tzt die Frage, ob jene in patholo- gischen Sttihlen nicht selten anzntreffenden groBen, grauen, voll- st~ndig undurchsichtigen Is der Endopla t te noch zur Paracoligruppe zn z~hlen sind nnd deren Gegenstt~ck zum Typ 4 der s~urebildenden Colist~mme darstellen. Ih r Wachs tum auf der Gelatineptatte ist zwar bei einem Tell noch als etwas gelappt, abet doch nicht mehr als weinblatt~hnlieh, im tibrigen schon richtiger als knopff6rmig, zu bezeichnen.

E i n e wich t ige E r g ~ n z u n g zur Klass i f i z ie rung de r g a n z e n Col igruppe b i l d e t die B e w e r t u n g der g e f u n d e n e n ku l tu re l l n o r m a l e n Co l ibak te r i en n a c h ih re r a n t a g o n i s t i s c h e n Le i s tungs - f~h igke i t d u r c h B e s f i m m u n g des Coliindex (Technik6'7) . B i l d e t doch e r s t ein a n t a g o n i s t i s c h m i n d e r w e r t i g e r Coli- s t a m m die V o r b e d i n g u n g fiir se ine U b e r w u c h e r u n g d u t c h I r emde Keime, d a r u n t e r a u c h IZrankhei t se r reger , w~thrend e in in dieser B e z i e h u n g le i s tungsf~hige r S t a m m n e b e n s ich e twaige zuf~ll ig in d e n D a r m ge lang te p a t h o g e n e B a k t e r i e n e rs t gar n i c h t zur E n t w i c k l u n g k o m m e n I~LBt, also e inen wei t - g e h e n d e n n a t t i r l i c h e n S c h u t z gegen alle E r k r a n k u n g e n dar - s tel l t , die au f e iner p a t h o l o g i s c h e n D a r m f l o r a b e r u h e n .

So wi rd es erkl~rl ich, d a b R e i n k u l t u r e n a n t a g o n i s t i s c h m i n d e r w e r t i g e r Co l i s t~mme in S t u h l a u s s a a t e n r e c h t se l t en a n g e t r o f f e n w e r d e n ; n u r d e m Zufa l l oder besonde r s vors ich- t iger E r n ~ h r u n g i s t es o f f enba r zuzuschre iben , w e n n in der- a r t i g e n F~l len f r emde IZeime, die s ich u n t e r so lchen Be- d i n g u n g e n l e i ch t v e r m e h r e n k 6 n n t e n , n i c h t in d e n D a r m ge lang t s ind. I n de r Regel f i n d e t m a n dagegen e inen a n t a - gon i s t i sch s c h w a c h e n C o l i s t a m m m i t e iner grSBeren Zah l teils g le ichar t iger , tei ls a u c h r e c h t m a n n i g f a l t i g e r f r emde r K e i m e vergese l l schaf te t , die s ich n e b e n i b m gu t b e h a u p t e n k S n n e n ; als Folge d a v o n i s t die Zah l der Col ikolonien of t r e c h t klein. E ine wei te re S tufe in dieser E n t w i c k l u n g s te l len die S t u h l p r o b e n dar , aus denei~ es e r s t m i t t e l s eines Anre iche - r u n g s v e r f a h r e n s , z. B. de r A u s s a a t auf Ma lach i tg r i i naga r , gel ingt , Co l ibak te r i en nachzuweisen , u n d end l ich diejen!gen, die als o f f enba r g~Luzlich colifrei zu b e t r a c h t e n s ind. Der - a r t ige B e f u u d e s ind gar I l icht so se l ten .

U m g e k e h r t p f leg t m a n aus S t u h l p r o b e n m i t a n t a g o n i - s t i sch h o c h w e r t i g e n Co l ibak te r i en diese in vSll iger oder f a s t vSl l iger R e i n k u l t u r zu z t i ch ten ; sie s ind j a i m s t a n d e , in den D a r m ge lang te f r emde K e i m e l e i ch t zu un t e rd r t i cken . Be- s i tzer solcher p r o p h y l a k t i s c h ~uBers t wer tvo l l e r Col i rassen s ind abe r le ider r e c h t sel ten, wie dies a u c h die i n t e r e s s a n t e n n e u e n U n t e r s u e h u n g e n y o n K o c h u n d KRAEMER 8 aus d e m K61ner H y g i e n i s c h e n I n s t i t u t bes t~ t igen .

Trotzdem nach diesen Darlegungen ein sp~rlicher Colibefund neben 2r anderer Bakter ienar ten schon ohne weiteres ftir die antagonistische Minderwertigkeit des Colistammes spricht, habe ich bisher auch in solchen F~llen aui die Feststellung seines Index nicht verzichtet; dazu veranlaBte mich nicht nnr das Bestreben, bei der Erforschung der Dysbakterie des Dickdarms, deren groBe praktische Bedeutung vielen Bakteriologen und Klinikern b isher noch fast unbekannt ist, am bew~Lhrten Schema festzuhalten, sondern auch die /3berlegung, dab in besonderen AusnahmefMlen auch einmal neben einem hochwertigen Colistamm die Anwesenheit einer gr6Beren Anzahl anderer Mikroorganismen denkbar w~re, wenn z. t3. ein AbsceB in einem unteren Darmabschni t t durch- gebrochen w~re und seine vielleicht zahlreichen Keime dem Darm- inha l t beimischte; die kurze Passage his zum Darmansgang wfirde unter solchen Umst~nden zu ihrer f3berwucherung nicht aus- reichen.

Falls f iberhaupt kulturell normale Colibakterien in den Stuhl- proben anzutreffen sind, werden sie allein fflr die Indexbest immung gew~hlt; wo sie fehlen, aber einer oder mehrere der 3 anderen s~ure- bildenden Typen vorhanden ist, ~verden diese ~fflr den Versuch benutzt , da sie in solchen F~llen offenbar als Ersatz ffir den nor- malen Typ zu bet rachten sind. Is t keiner der 4 Typen nachweisbar,

R I F T . ~I. J A H R G A N G . N r . 35 1457

so kommt auch eine Indexbes t immung nicht in Frage, denn etwa vorhandene Paracolibakterien nehmen ja als pathologische Keime grunds~tzlich eine ganz abweichende Stellung ein, k6nnen demnach auch nie als Ersatz echter Colibakterien gelten (auch technisch wt~rde bei ihrer mangelnden S~nrebildung der Versuch fiberdies ant grol3e Schwierigkeiten stoBen).

S t u h l a u s s a a t e n , in d e n e n P a r a c o l i b a k t e r i e n v o r h e r r s c h e n oder sogar die einzige K e i m a r t dars te l len , s i n d n i c h t n u r bei P rozessen des D i c k d a r m s , wie Col i t iden u n d O b s t i p a t i o n e n , z iemlich h~uf ig ; m a n t r i f f t de r a r t i ge E r g e b n i s s e a u c h n i c h t se l t en bei E r k r a n k u n g e n de r o b e r s t e n D a r m a b s c h n i t t e u n d des Magens, so bei Sekretionsst6rungen, die die U n v e r t r ~ g - l i chke i t gewisser Spe isen zur Folge h a b e n , u n d bei U lee ra dieser Organe , also bei Zust~tnden, die n a c h u n s e r e n b i she r igen Vor s t e l l ungen k a u m die A u s f t i h r u n g e iner bak t e r i o log i s chen S t u h l u n t e r s u c h u n g angeze ig t e r sche inen liel3en. E i n e d r i t t e G r u p p e m i t o f t r e i ch l i chem P a r a c o l i b e f u n d b i lden die F~tlle, die zwar ke ine d e u t l i c h e n k l in i schen S y m p t o m e des Magen- D a r m k a n a l s aufweisen, abe r wegen v e t o D a r m aus beeinflul3= b a r e r sch~Ldigender W i r k u n g e n auf a n d e r e Organe als D a r m - i n t o x i k a t i o n e n b e z e i c h n e t zu w e r d e n pf legen; h i e rhe r gehSren m a n c h e F/~lle y o n Migr~ne oder Schlaf losigkei t , I n a n c h e A r t h r i t i d e n , Pye l i t iden , Cys t i t iden , Ekzeme , Ur t icar ia f~l le , a u c h ein k le iner Teil de r pe rn iz i6sen Angmien . U n t e r U m - s t ~ n d e n k 6 n n e n P a r a c o l i b a k t e r i e n sogar die Rol le ech te r I n f e k t i o n s e r r e g e r t i b e r n e h m e n ; so w u r d e yon ~X~EUSTADTL u n d STEINER 9 eine le ich te E p i d e m i e m i t p a r a t y p h u s ~ h n l i c h e m Ver lau f beschr ieben , bei de r die K e i m e sowohl i m S t u h l wie i m B l u r des E r k r a n k t e n n a c h z u w e i s e n waren ,

Wenn auch die Paracolibacillen als die. h~Lufigsten far die Dysbakterie charakteristischen Darmbewohner anzusehen sind, so k6nneu doch tells neben ihnen, tells an ihrer Stelle andere t{eime beobachte t werden, deren Anwesenheit ebenfalls schon allein auf das Vorliegen einer Dysbakterie hinweist. In ersfer Linie ~ist in dieser Beziehung der Befund yon Proteusbacillen hervor- zuheben, die bisweilen sogar in fast v611iger Reinkul tur angetroffen werden; derarfige Befunde ergeben sich mi tunter bei Colitiden, FXulnisdyspepsien und einigen nur an der Fernwirkung auf andere

�9 Organe erkennbaren Darmintoxikationen, aber auch bei Obstipa- t ionen ist diese I~eimart n icht selten. Weniger hi~ufig sind Bact. pyocyaneum nnd Bac. ]aecalis alkaligenes; ein ziemlich weft ver- brei teter Keim ist dagegen der Enterococcus, und zwar nicht nur bei Erkrankungen, die mi t erhShter Peristal t ik verbunden And, son- dern gelegentlich aueh bei Obstipationen, wo man ihn als normalen Bewohner der obersten Darmabschni t te zun~chst n icht erwartet . Bisweilen bedecken neben ganz vereinzelten Kolonien yon Bact. eoli Massen yon jenen des Enterococcus die Platte.

Als abnorme Flora ist auch die allgemeine Keimarmut des Stuhl8 zu bewerten; so kann es vorkommen, dab die ganze Aussaat nu r aus 4- -6 Kolonien besteht. Um Fehlsehliisse zu verhfiten, mnB aber selbstversti~ndlich darauf geachtet werden, ob etwa der Be- fund durch den Gebrauch adsorbierender Mittel erkl~rt werden Mann.

I n se l t ene ren F~l len k a n n das Bi ld de r D y s b a k t e r i e d u r c h In f ek t i onse r r ege r kompl i z i e r t werden . D a b e i k o m m e n in e r s t e r Lin ie die B a k t e r i e n de r R u h r - und P a r a t y p h u s g r u p p e in B e t r a c h t , a u s n a h m s w e i s e a u c h Typhusbac i l l en . M a n k a n n die Mehrzah l dieser F~lle, bei d e n e n die spez i i i schen K e i m e re in zuf~ll ig u n d n a c h d e m k l in i schen Bild de r K r a n k h e i t u n e r w a r t e t ge funden w u r d e n , als Bac i l l eu t r~ger m i t l e i ch t en D a r m r e i z u n g e n beze i chnen ; s o wurde eine D y s p e p s i e k r a n k e , die n u r zei tweise u n d o h n e T e m p e r a t u r a n s t i e g zu einige T a g e

a n h a l t e n d e n D i a r r h S e n neigte , als T y p h u s b a c i l l e n t r ~ g e r i n m i t re ich l icher A u s s c h e i d u n g e r k a n n t .

Es ist nicht immer ganz leicht einwandfrei zu entscheiden, ob die gefundenen infekti6sen Keime zum eigentlichen Krankhei ts- prozeB in ~tiologischer Beziehung stehen, wie dies z. B. die Fest- stellung yon Ruhrbakter ien auch bei klinisch unverd~chtigen Colitiden noch einigermaBen wahrscheinlich macht ; denn neben ihnen sind h~ufiger auch Paracoli- oder Proteusbakter ien nach- weisbar, die allein schon das I42rankheitsbitd erkI~ren k6nnten. Aber abgesehen yon der Frage der Pathogeni t~t in jedem solchen Einzelfall sollten diese nicht gar so seltenen Befunde auch wegen ihrer epidemiologischen Bedeutung die Untersuchung yon Stuhl- proben aller solcher Kranker veranlassen, bei denen ein Verdach~ auf Dysbakterie als Grundlage der beobachte ten Erscheinungen besteht. Nach den gemachten Angaben Mann der Nachweis der Dysbakterie dem geschulten Bakteriologen im ganzen keine be-

I 4 5 8 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . i i . J A H R G A N G . Nr . 35 27. AUGUST I932

sonderen Schwierigkeiten bieten; nur die Ausffihrung des Coil- index verlangt erfahrungsgem~13 mehrw6chige ~Jbung, da ihre Ergebnisse im Anfang an Sicherheit und Gleichm~13igkeit zu wfinschen fibrig lassen.

I I . Die Behandlung der Dysbakterie.

Der Nachweis e iner D y s b a k t e r i e bewe i s t noch n i c h t o h n e wei teres ihre urs~chl iche B e d e u t u n g fiir d e n K r a n k h e i t s - p rozeg ; es b l iebe z u n ~ c h s t die lVf6gliehkeit e iner E r k l ~ r u n g als re in s ekund~re r B a k t e r i e n a n s i e d l u n g often, ffir welche die K r a n k h e i t n u t die Bed i ngungen , die Dispos i t ion , schaff t . E i n e D e u t u n g in d i e sem S inne wi rd h i s zu e i n e m gewissen Grade noch d a d u r c h gest i i tz t , d a b D y s b a k t e r i e n wel t s t a r k e r v e r b r e i t e t s ind, als es m i t de r A n n a h m e e iner P a t h o g e n i t ~ t zun~chs t v e r e i n b a r zn sein s che i n t (h ierher geh6ren abe r alle d ie jen igen ,,Gesunden", d e n e n es d u t c h e infache, d u t c h die E r f a h r u n g ge lehr te d i~ te t i sche IViagnahmen gel ingt , N e i g u n g e n zu l e i ch t en M a g e n - D a r m s t 6 r u n g e n zu bek~mpfen) . T r o t z d e m i s t j edoch eine soIche U m k e h r de r k a u s M e n Z u s a m m e n h ~ n g e aus d e m G r u n d e u n b e r e c h t i g t , well es gelingt , d u r c h Be- se i t igung der b i she r igen D a r m f l o r a a l le in a u c h die IZrankhe i t zur He i l ung zu br ingen .

Als ~ l tes te in d ieser R i c h t u n g wirkende , re in emp i r i s ch ge fundene V e r f a h r e n s ind die didtetisehen zu n e n n e n , w e n n sie a u c h v o n d e m Ziel e iner V e r d r ~ n g u n g der D a r m f l o r a s c h o n d e s h a l b we l t e n t i e r n t b le iben , weil sie k e i n e n E r s a t z d u r c h eine neue v e r m i t t e l n . I h n e n df i r fen g runds~ tz l i ch a u c h P r ~ p a r a t e wie J o g h u r t - oder A c i d o p h i l u s m i l c h zu- gez~hl t werden, d a sie a n s c h e i n e n d h a u p t s ~ c h l i c h d u r c h i h r e n Mi lchzuckergeha l t , n i c h t d u t c h die zugese t z t en lVlikroben wirken, welche s ich i m D i c k d a r m n i c h t anzus iede ln ve rm6gen . Die b ie r in B e t r a c h t k o m m e n d e n D i ~ t k u r e n s ind geeignet , i m S inne e iner g t ins t igen V e r s c h i e b u n g des Z a h l e n v e r h ~ l t - nisses zwischen d e n e inze lnen D a r m b a k t e r i e n a r t e n zu wi rken .

So ha t unI~ngst SC~REIB~R ~~ hier dutch systemafische bakterio- logische Untersuchungen erwiesen, dab ein durch die Ver6ffent- lichungeii yon H~ISLER, MoRou. a. allgemeiner bekann t gewordenes Volksheilmittel, die A.p]ddigt, die sich nament l ich bei der Behand- lung akuter RuhrfXlle gut bew~hrt, die Vermehrung der sXure- bildenden ColistXmme im Darm sehr begflnstigt; die anfangs bis- weilen in groBen Mengen vorhandenen Paracolibakterien und auch etwaige tZuhrkeime verlieren entspreehend an Zahl. Die anta- gonisfische 1Kinderwertigkeit der Colist~mme, die bei allen F~llen nachzuweisen war, wurde dagegen dutch die I42ur nicht beeinflugt. Trotzdem genfigte also ihre Vermehrung allein, um in diesen F~tllen einen praktisch vollbefriedigenden therapeutischen Erfolg zu erzielen. So bedeutsam die Erkenntnis ist, so schwer diorite es auf die Dauer sein, solchen Cotist~mmen alas gewonnene fJber- gewicht zu erhalten und dadurch ein sp~teres Wiedereinwandern yon Paracolibakterien u. dgl. zu verhfiten.

Von D i ~ t k u r e n a n d e r e r Art , welche die D a r m f l o r a be- einf lussen, i s t ja auch b e k a n n t , d a b s ich ih re Erfolge of t n u t d u t c h h~uf ige W i e d e r h o l u n g e n a u f r e c h t e r h a l t e n lassen. D a z n k o m m t die E r f a h r u n g s t a t s a c h e , d a b ein groger Tell de r D y s b a k t e r i e n au f d i~ te t i s che M a B n a h m e n n u t ganz n n - zu re i chend reagier t .

Es lXge d a h e r de r G e d a n k e nahe , zu ve r suchen , ob s ich d u r c h geeignete M a g n a h m e n die e igent l iche Ursache , die e r s t das E n t s t e h e n e iner D y s b a k t e r i e e rm6gl ich t , de r a n t a g o n i - s t i sch m i n d e r w e r t i g e Col i s tamm, i n gf ins t igem Sinne modi- f iz ieren liege.

Zu diesem Zwecke wurden eine gr613ere Reihe minderwertiger, daneben auch einige hochwertige Colist~mme auf NXhragar mit verschiedenen ZusAtzen dauernd fortgezt~chtet (Umimpfung alle 2 Tage); als Zus~tze wurden solche Substanzen gewXhlt, denen vielfach eine gewisse Heilwirkung auf die gest6rte Darmfunkfion zugeschrieben wird, und zwar Zwiebeln (lO%), Knoblauch (lO%), kolloidaler Schwefel (~/~%) und Milchzucker (~/~%). Trotzdem die Versuche lXngere Zeit - - bei einem Tell der St~mme 4 Monate -- durehgefflhrt wurden, gelang jedoch eine deutlich erkennbare Umst immung der Colis• nieht.

D a a u c h die e r w ~ h n t e n bak t e r i o log i s chen Ver suche bei B e h a n d h n g n i t Apfe ld i~ t e ine I-Iebung der a n t a g o n i s t i s c h e n I n d e x w e r t e n i c h t ergeberl h a b e n , so bes i t zen wir vor l~ul ig ke ine A n h a l t s p u n k t e ffir die M6gl ichke i t e iner d i r e k t e n gf ins t igen Bee in f lu s sung de r Col is t~mme.

Der einzige Weg, der b i she r zur k a u s a l e n B e h a n d l u n g u n d B e k ~ m p f u n g de r D y s b a k t e r i e des D i c k d a r m s b e s c h r i t t e n wurde u n d s ich r o l l b e w ~ h r t ha t , b e s t e h t in e iner V e r d r ~ n g u n g de r se lben d u r c h e inen neu e ingef f ih r ten an tagon~s t i sch hoch - we r t i gen Col i s tamm, wie er in d e n Pr~iparat ,,Mutaflor"* e n t h a l t e n ist. E r e r se t z t n i c h t n u r in kf i rzerer oder l~ngerer Ze i t den E i g e n s t a m m des P a t i e n t e n , sonde rn in gleicher Weise a u c h die bei D y s b a k t e r i e n me i s t v o r h a n d e n e n a n d e r e n Keime, die n u r n e b e n e inem m i n d e r w e r t i g e n C o l i s t a m m ihre E x i s t e n z b e d i n g u n g e n f inden wie Pa raco l ibak t e r i en , P ro t eus - bac i l l en n. dgl, B e m e r k e n s w e r t i s t dabei , d ab die v o r h e r als T y p 4 besch r i ebenen , d e n ]3. lact is aerogenes schon nXher- s t e h e n d e n S t~bchen , wie sie h~uf ig bei der G~rungsdyspeps i e zu b e o b a c h t e n sind, v e r h ~ l t n i s m ~ g i g l a n g s a m f ibe rwuche r t werden .

I m Gegensa tz zu J o g h u r t - oder Ac idoph i lusbac i l l en ver - n a g s ich de r lV[utaf lors tamm als ech te r D i c k d a r m k e i m aber a u c h d a u e r n d anzus iede ln . So k o l m t e er in 2 gehei l ten , zu- f~illig n a c h u n t e r s u c h t e n F~I len noeh 8 Jab/re n a c h A b s c h l u g der B e h a n d l u n g in unver~Lnderter Bescha f f enhe i t nachgewiesen werden.

Der ProzeB der allm~hlichen Verdr~ngung kann durch periodische Stuhluntersuchungen w~hrend der Behandlung genauer verfolgt werden, wobei die Identifizierung der aus dem 1Viutaflor hers tam- menden C01ibakterien Ieicht durch ein diesen homologes agglutinie- rendes Serum gelingt; er n immt je nach Dauer niid Schwere der Erkrankung, nach dem bakteriologischen Anfangsstatus, nach der Art der Keime und naeh der Intensi t~t der Behandlung teils nu r wenige "vVochen, tells aber auch mehrere lVIonate in Anspruch. Bemerkenswert ist es, dab auch gelegentlich psychische Faktoren, wie Depressionszust~nde, im Sinne einer Verz6gerung des Prozesses wirken k6nnen.

D a b e i i s t abe r noch eine wichf ige T a t s a c h e zu berf ick- s icht igen, die gerade in F~l len s chon j a h r e l a n g b e s t e h e n d e r k l in i scher E r s c h e i n u n g e n of t zu b e o b a e h t e n is t ; es i s t dies ein anf~ngl iches S i n k e n des a n t a g o n i s t i s c h e n W e r t e s de r e ingef f ih r ten Colirasse als Folge ih re r Pas sage d u r c h den k r a n k e n D a r n . U n t e r so lchen VerhStl tnissen is t diese E igen- s c h a f t des Co l i s t ammes also doch bee in i l ugba r , abe r n u r n a c h de r Minusse i te . W i r d die B e h a n d l u n g vorze i t ig ab- gebrochen , so k 6 n n e n n a c h e iner gewissen Zei t t r o t z Ver- d r ~ n g u n g de r b i she r igen D a r m f l o r a u n d t r o t z d a d u r c h be- d i n g t e r gewisser t t e i le r fo lge wieder I n d e x w e r t e b e o b a e h t e t werden, die n a h e d e n e n des f r f iheren Co l i s t ammes gelegen s ind.

G r n n d s ~ t z l i c h mfissen wir bei e iner v o l l k o m m e n du rch - ge f f ih r ten B e h a n d l n n g 3 P h a s e n un te r sche iden , die a l te rd ings tei lweise n e b e n e i n a n d e r laufen, n~tmlich i . die der Bese i t i gung de r b i she r igen Flora , 2. als Folge d a v o n die A u s h e i l u n g des e igen t l i chen K r a n k h e i t s p r o z e s s e s u n d die d a m i t of t v e r b u n - dene V e r b e s s e r u n g der A u g e n b e d i n g u n g e n ffir den ein- gef f ihr ten C o l i s t a m m u n d 3. die e rs t d a n n gewonnene M6g- l i chke i t se iner u n g e s t 6 r t e n A n s i e d l u n g m i t E r h a l t u n g seiner a n t a g o n i s t i s c h e n Wer t igke i t . H i e r aus e r ~ b t s ich die p r ak - t i s che Fo rde rung , auch n a c h v611igem S c h w i n d e n de r klini- s chen E r s c h e i n u n g e n die K u r n o c h einige Zei t fo r t znse tzen .

Das lViutaflor k a n n se iner Z u s a m m e n s e t z u n g n a c h n u t au f die Darmf lo ra , n i c h t d i r e k t au f die e r k r a n k t e n Organe wirken . Das Mittel bietet uns daher ideale Versuchsm6glieh- keiten, um zu entseheiden, ob ein pathologischer Prozefl, nag er den Dickdarm selbst oder nag er andere Organe betreJfen, letzten Endes seine Ursache in einer Dysbakterie des Darmes bzw. ihren gi]tigen Produkten hat.

Fehlschlflsse sind aueh dort kaum m6glich, wo das Mutaflor nu t mit te lbar gfinstig auf ein erkranktes Organ wirkt ; so kOnnen z. ]3. dutch Beseitigung eines gleichzeifig bestehenden Meteorismus stenokardische Anf~lle bek~mpft oder dutch Ausheilung der sog. toxischen Darmkatar rhe voii Phthisikerii eiii besserer Nahrungs- ansatz ermOglicht und damit indirekt der HauptprozeB gfinstig beeinflugt werden.

Die ~berwucherung der Darmflora durch den eingepfianzten lViutaflorstamm beschr~nkt sich voranssichtlich IIicht nur auf diejenigen Iieime, die wir mit den oblichen bakteriologischen Methoden nachweisen. Sie stellen ja nur einen Ausschnit t ans der

* Herstellmlg und Vertrieb durch die Hageda, Berlin NW 21, Dortmunder Str. ~.

~7. AUGUST 1932 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . II . J A H R G A N G . N r . 35 z459

gesamten Darmflora dar; so bleiben z. B. alle anaeroben Bakterien unberficksichtige. Nach den zahlreichen Erfahrungen gen~igt abet t ro tz dieser Unvol lkommenhei t die beschriebene Technik, um die Frage des Vorliegens einer Dysbakeerie zu enescheiden.

Mi t der V e r d r ~ n g u n g der D a r m k e i m e d u r c h den hoch- we r t i gen C o l i s t a m m is t o f f e n b a r a u c h eine entgi]tende Wirkung v e r b u n d e n . A n d e r s s ind s c h o n die t t e i l u n g e n y o n Migr~ne oder Sch la f los igke i t d u t c h Muta f lo r sowie a u c h die A n g a b e n m a n c h e r P a t i e n t e n , d a b sie s ieh se i t der K u r geist ig v ie l I r i scher u n d l e i s tungs f~h ige r ffihlen, n i c h t zu v e r s t e h e n . A b e r a u c h die so o f t e r p r o b t e H e i l w i r k u n g des Mi t te l s bei ch ron i sehe r O b s t i p a t i o n , die j a a l lgeme in als a b n o r m e ner- vSse E i n s t e l l u n g de r D i c k d a x m p e r i s t M t i k aufgefal3t wird, i s t k a u m a n d e r s als d u r c h die B es e i t i gung e iner e h r o n i s c h e n V e r g i f t u n g des D a r m n e r v e n s y s t e m s zu erkl~ren, welche y o n de r b i she r igen D a r m f l o r a des P a f i e n t e n he r r f ih r t e . G r u n d - s~ tz l ich ebenso df i r f ten die H e i l w i r k u n g e n bei Sekre t ions- s t S r u n g e n in d e n o b e r e n D a r m a b s c h n i t t e n u n d i m M a g e n m i t oder o h n e Uleusb i ldung , bei m a n c h e n F~l len y o n Ur t i ca r i a , E k z e m , D y s m e n o r r h S e , . pe rn iz i6se r Angmie , bei P y e l i t i d e n u n d Cys t i t iden , f e rne r bei A r t h r i t i d e n , die m i t O b s t i p a f i o n oder Colit is v e r b u n d e n sind, zu d e u t e n sein.

Die Bese i t i gung de r Gif tquel le , de r b i she r igen Darmf lo ra , s c h a f f t die n o t w e n d i g e n B e d i n g u n g e n ffir die A u s h e i l u n g e n der K r a n k h e i t s e r s c h e i n u n g e n , also ffir die 2. P h a s e des Heft- prozesses . Diese, die W i e d e r h e r s t e l l u n g de r y o n de r g i f t - w i r k u n g b e t r o f f e n e n Gewebse lemen te , n i m m t niche se l ten, n a m e n t l i c h bei s chon j ah re - u n d j a h r z e h n t e l a n g b e s t e h e n d e n Leiden , e rheb l i che Ze i t i n A n s p r u c h . So e r !dgr t es sich, d a b z. B. bei a l t e n O b s t i p a t i o n e n u n d A r t h r i t i d e n die e r s t e n Ze ichen s i c h t b a r e r B e s s e r u n g o f t n iche vo r 3 - - 4 Mona ten , ge legen t l i eh sogar noch spgter , zu b e m e r k e n s ind. I n so lchen Fg l len die K u r vo rze i t i g a b z u b r e c h e n , wfirde eine Verken - n u n g de r A r t u n d des W i r k u n g s m e c h a n i s m u s s e s des Muta f lo r s b e d e u t e n , da s ja n iche wie i r gende in s y m p t o m a t i s c h e s Mi t te I e inen zwar schnel l e r r e i chba ren , a b e r a u c h ebenso sehnel l v o r f i b e r g e h e n d e n Ef fek t , s o n d e r n d u r c h seine au f phys io - logischen G r u n d s g t z e n a u f g e b a u t e kausa l e W i r k u n g e inen Daue re r fo lg erz ie len will.

Ausgeschlossen Soll niche werden, dab es sp~terer bakteriologi- scher Forschung doch einmal gelingt, gewisse Beziehungen zwisehen der Zusammensetzung der Darmflora zu den verschiedenen Krank- heitslokalisationen festzustellen und so z. B. bei Dysbakterien, die zu einer Arthri t is ffihren, irgendwelche vorlgufig noch unbekannten Eigentfimlichkeiten zu entdecken. Die bisherigen, in dieser Rich- tung unte rnommenen Untersuchungen haben zu einwandfreien Ergebnissen niche geffihrt; wohl pflegen bei Ggrungsdyspepsien die Typen 3 und 4 der sgurebildenden Coligruppen besonders reichlich vorhanden zu sein, doch finden sie sich auch bei Dys- bakterien mie anderen Krankhei tsbi ldern; und Ahnliches gilt ffir die bei Fgulnisdyspepsie relaeiv hgufig anzutreffenden Proteus- bacillen. Beweise ffir eine Spezifitgt wurden dutch diese Beobach- tungen niche erbracht . Ebenso fehlt es abet bisher an Anhalts- punkten ffir die zweite MSglichkeit, das Mitwirken eines besonderen disponierenden Faktors, der Art und Lokalisation der Krank- heitserscheinungen bei Dysbakter ien best immt.

W e l c h e y o n b e i d e n E r k l g r u n g e n zu t r e f f en mag, die gt io- logische B e d e u t u n g de r D y s b a k t e r i e des D i c k d a r m s ffir diese G r u p p e so v e r s c h i e d e n a r t i g e r E r k r a n k u n g s f o r m e n b l e i b t b e s t e h e n .

Die al ten Empir iker mi t ihrer grol3en Vorliebe fflr die Anwendung yon Purgant ien wgren wahrscheinlich fiber die Aufdeckung dieser Beziehungen n icht besonders erstaune gewesen; die neuere Medizin ha t uns du tch sorgfaltige biochemische und histologische Unter- suehungen t~ber einzelne Phasen mancher hier in Betrache kommen- der Krankheitsprozesse wertvolle AufschI~isse gegeben; diesen an und ffir sich so wichtigen Detailstudien ha t aber offenbar der Nachteil angehaftet , den Blick f fir die gesamten Zusammenhgnge, nament l ich ffir die Notwendigkeie einer klaren Erkenntnis der le tzten Ursachen zu trf iben und dazu zu verleiten, sich mit dem Wore , ,konsti tutionell" fiber alle Schwierigkeiten hinwegzusetzen.

A b e t a u c h s e h o n ein m i t der Bak te r io log ie des D a r m e s weniger v e r t r a u t e r P r a k t i k e r muB sich anges i ch t s der Erfolge, die er d u r e h ge legen t l i che A n w e n d u n g des Muta f lo r s erz ie l t ha t , w e n n er n u t dessen W i r k n n g s p r i n z i p k e n n t u n d berf ick- s ich t ig t , y o n der Bedeu• der D y s b a k t e r i e f iberzeugen;

h a t er be re i t s d u r c h B e h a n d l u n g e iner g r6ge ren Zah l ver - s ch i edena r t i ge r d u r c h das Mi t te l bee in f luBbare r E r k r a n k u n g e n E r f a h r u n g e n gesammel t , so wird er s ich de r E r k e n n t n i s n iche versch l ieBen kSnnen , d a b die D y s b a k t e r i e d e s D i c k d a r m s die e igenf l iche U r s a c h e e iner g a n z e n Re ihe m a n n i g f a l t i g e r K r a n k h e i t s b i l d e r d a r s t e l l t n n d d a m i t das Ve r s t~ndn i s f fir e in z ieml ich u m f a n g r e i c h e s G e b i e t der P a t h o l o g i e e rs t die n o t w e n d i g e E r g g n z u n g erf~hr t . E r wi rd a u c h bei m a n c h e n P rozessen m i t u n k l a r e r Genese, f iber d e r e n B e z i e h u n g e n zur D a r m f l o r a noch ke ine B e o b a c h t u n g e n vor l iegen, die M6g- l i chke i t e iner b e s t e h e n d e n D y s b a k t e r i e in B e t r a c h t z iehen u n d zu d e m Zweck eine S t u h l u n t e r s u c h u n g v o r B e g i n n des t h e r a p e u t i s c h e n Versnches ve ran l a s sen . Auf l e t z t e re sol l te wen igs t ens bei E r k r a n k u n g e n solcher Art , f iber d e r e n Be- z i e h u n g e n zur D a r m f l o r a noch ke ine a u s g e d e h n t e r e n Er - f a h r u n g e n vor l iegen, n i ema l s v e r z i c h t e t w e r d e n -- a u c h schon wegen de r a n d e r e n n o c h in B e t r a c h t k o m m e n d e n U r s a c h e n -- wie bei Colipyeli t is , Colicyst i t is , E k z e m , Ur t i ca r i a , D y s m e n o r - rh6e, Migr~ne, bei Magen- u n d D u o d e n a l u l c u s n n d bei chron i - scher A r t h r i t i s (de fo rmans n n d a u c h ur ica) . (1)bet er iolg- re iche Versuche bei d e n l e t z t g e n a n n t e n b e i d e n G r u p p e n soll d e m n g c h s t g e s o n d e r t b e r i c h t e t werden.)

D e n n d u r c h d e n G r u n d s a t z , die A n w e n d u n g des Mi t te l s v o n e iner v o r a u s g e g a n g e n e n S t u h l u n t e r s u c h u n g a b h g n g i g zu machen , wi rd de r Gefah r e iner zu w e i t g e h e n d e n Schema t i - s i e rung a m s i c h e r s t e n v o r g e b e u g t ; vor lguf ig s ind n u r f iber die p o s t d y s e n t e r i s c h e n D a r m s t 6 r n n g e n u n d a n d e r e ch rqn i sche Coli t iden, die F g u l n i s d y s p e p s i e n u n d die c h r o n i s c h e n Obs t i - p a t i o n e n genf igend zah l re iche B e o b a c h t u n g e n g e s a m m e l t worden , u m e rk lg ren zu k6nnen , d a b wen igs t ens 9o% der F~lle d u t c h Muta f lo r gehe i l t oder doeh m i n d e s t e n s sehr wei t - gehend gebesse r t werden .

L i t e r a e u r : 1 NlSZLE, Mtinch. reed. Wschr. I929, Nr 42. - - 2 NlSZLE, Arch. f. Hyg. Io3 (193o). - - a NlSZLE, Mtinch. med. Wschr. 1927, Nr 5. - - 4 NISZLE, Die Colibakterien und ihre patho- gene Bedeutung. KOLLE-KRAus-UHLEN~UTH, Handbuch der pathogenen Mikroorganismen 6. -- s GYORGY, Zbl. Bakter . ! Orig. 192o , 84 . ~ s NlSZLE, Dtsch. med. Wschr. I916, 39- -- ~ NISZLE, Die normalen Darmbakter ien und ihre Bedeutung ffir den Organis- mus. KOLLE-KRAuS-UHLENHUT~, Handbuch der paehogenen Mikroorganismen 6. - - s F. E. KOCH u. E. KRXMER, Zbl. Bakter . I Orig. I23 (i93i). -- 9 NEUSTADTL U. STEINER, Wien. klin. Wschr. i918" _ ~0 SCHREIBER, Med. Klin. I93I, Nr 4 o.

A C H Y L I E U N D A N A M I E . Zur Kenntnis ihrer Beziehungen.

Von

Dr . KARL SINGER. Aus der III. Medizinischen Abteilung des Kaiser Franz Josef-Spitals in Wien

(Vorstand: Hofrat Prof. CZYHLARZ).

1. Klinische Feststellungen.

D e n Bez iehungen , die zwischen de r t~eschaf fenhe i t des Magensekre t s , de r A r t der E r n ~ h r u n g u n d de r Qua l i t~ t u n d Q u a n t i t ~ t des z i rku l i e renden Blu tes unzwe i f e lha f t bes t ehen , wird in l e tz te r Zei t i m m e r m e h r A u f l n e r k s a m k e i t geschenkt . Die G r u n d l a g e fiir die A n n a h m e d e r a r t i g e r Z u s a m m e n h g n g e b i lde t die fe inere Ana ly se h ~ m a t o l o g i s c h e r K r a n k h e i t s b i l d e r , i n sbesonde re das s ich i m m e r wiederho lende Z u s a m m e n t r e f f e n yon Achy l i e des Magens m i t A n ~ m i e n v e r s c h i e d e n e n Charak - ters . Z u n ~ c h s t seien die ges i che r t en Min i schen F e s t s t e l l u n g e n fiber das VerMil tn is Achy l i e n n d A n g m i e ku rz dargelegf .

i . Es g ib t A c h y l i e n ohne V e r ~ n d e r u n g des B l u t s t a t u s . 2. Z u s a m m e n m i t Achyl ie k o m m t sowohl die hyp .ochrome

, ,Ch lo rangmie" als a u c h die h y p e r c h r o m e , ,pernizi6se An- g m i e " vor .

3- ]Es gibe abe r s ichere perniz i6se A n ~ m i e n m i t e r h a l t e n e r Peps in -Sa lzs~ure -Sekre t ion .

DaB sich bei de r k r y p t o g e n e t i s c h e n F o r m des M o r b u s B ie rmer f a s t i m m e r k o m p l e t t e Achyl ie n a c h w e i s e n l~Bt, i s t s chon se i t l a n g e m b e k a n n t , doch g ib t es d a v o n s ichere Aus- n a h m e n (z. B. die ] 3eobach tungen y o n FABER, SCHAUNAN , CABOT, TAUBMAXN, NAEGELI, CASTLE u. a.). E b e n s o Zeigten