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Heft 7. CHEMISCHE REVUE. 168 Von Roman Die Bestrebuneen, die Mineralole in einen loslichen. Zaloziecki. leren Bestandtheilen, insbesondere den Phenolen, herge- itellt worden sind, mussen zwei von einander verschiedene beziehungsweise einen emulgirbaren Zustand zu bringen; sind nicht neu, wenn auch in der letzten Zeit das Gebiet ihrer Verwendnng eine bedeutende Erweiternng erfabren hat und man sich diesem Zweige der Seifen, bezw. Mineralol- verwerthungmitgrosseremEifer gewidmet hat. Das ist auch der Anlass zu einer etwas umfangreicheren Umschau auf diesem Gebiete, die den Zweck hat, in das betreffendeFabrika- tionswesen, das bis nun ganz empgrisch gehandhabt wird, ein gemeinsames Princip einzufuhren und rationelle Grund- lagen desselben zu finden. Vielleicht gelingt es dadurch auch in den Kreisen der Mineraloltechniker bezw. Chemiker ein grosseres Interesse fur diesen an Wichtig keit zunehmenden Industriezweig zu wecken, denn bis nun haben sich dieselben damit wenig oder gar nicht beschaftigt. In der Textilindustrie sind milchig losliche, leicht emulgirbare Oele schon sehr lange bekannt, als: Tiirkisch- rothole, Appreturole, Textilole, Wollschmelzole, Spickole und Spinnole, und werden theilweise in der Farberei und Appretur wie die beiden ersten, theilweise bei dam mechanischen Vorgang der Spinnerei, speciell der Wolle, in grossem Umfange verwendet. Ihrer Natur nach ist die erste Gruppe von der zweiten verschieden, denn die Tiirkischrothole, Appreturole, haben oft sulfurirte Fett- sauren als Grundlage, wlhrend die eigentlichen Textilole in der Hauptsache flussige Seifen mit gelostem fettem Oele oder Mineralblen sind. Zur Fabrikation der Tiirkischrothole , Appreturole, ‘dient hauptsachlich das Rhicinusol, welches mit ca. 20 % Schwefelsaure bei 20 O durch 24 Stunden stehen gelassen wird und hierbei eine Umwandlung in Rhicinolschwefel- saure erfahrt. Die uberschussige Schwefelsaure wird hierauf ausgewaschen, und die gebildete Sulfoslure rnit Natronlauge , Sodalosung oder Ammoniak neutralisirt. Statt Rhicinusol werden auch andere fette Oele, besonders das Cotton01 genommen oder die Tiirkischrothfiirberei wird mit Baumwolblen, sogenannten Dhuile tournantee durchgefuhrt und ist iiberhaupt jenes Oel fur diesen Zweck das beste, welches die vollkommenste und perma- nenteste Emulsion bildet. Das theilweise Sulfuriren der Oele hat ja nur den Zweck, die Emulsionsbildung zu fordern, denn speciell die Suifosiiuren zeichnen sich durch diese Eigenschaft aus. Man hat auch versucht, in den gereinigten Abfallsauren der Mineralblreinigung (Sulfo. sauren, bezw. AethersLuren der Petroleumkohlenwasser- stoffe) einen Ersatz fur Turkischrothole zu finden, docb haben vorlaufig die Versuche zu keinem guten Resultate gefiihrt; doch ist es nicht ausgeschlossen, dass man in der Zukunft gliicklicher sein wird. Sowohl die Appretiir. ole als auch die Textilole besitzen nur emulsionirend~ Eigenschaften und wirken vermoge derselbm ; sind dahei bloss als ein Uebergang zu den wasserloslichen Oelen ZD betrachten und verdienen daher nur als Vorstufe in den Entwickelungsgang dieses Problems eine Erwiihnung a1 erster Stelle. An diesen Emulsionsiilen haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnts des vorigen Jahrbunderts verschiedent den Desinfectionszwecken dienenden Produkte vorgebildet die seit dem eine grosse Bedeutung angenommen. Einigt voii diesen, wie das Creolin und Lysol behaupten unbe stritten den Vorrang bis heute und so wird es angezeigi sein, sich mit den Eigenschaften und der Darstellung derselben bekanut zu machen. 8 Unter den zahlreichen Desinfectionsmitteln, welch( aus Losungen von Seifen mit Steinkohlentheerolen uni 2ategorien aus einander gehalten werden : die Losungen ier Seifen in den Theeralen und die Losungen der Theer- jle in den Seifen. Der Unterschied beider (3ruppen nacht sich ganz besonders in dem Verhalten dieser Losungen gegen Wasser bemerklich: die ersteren (Seife n Theer61) scheiden beim Verdunnen rnit Wasser das 3el grossten Theils aus und bilden Emulsionen, die letzteren Theerbl in Seife) lassen sich dagegen mit beliebigen Mengen Wasser ohne Ausscheidung von Oel rerdunnen, iie bleiben klar’). Vor mehreren Jahren haben E n g l e r und K n e i s U~~ersuchungen begonnen und theilweise veroffentlicht’), welche sich rnit der Frage der Lijslichkeit der Metalle in Kohlenwasserstoffen, speciell in Terpentinbl, Earzbl und ErdS1 befassten und aim denen sich ergab, dass iiese schon friiher bemerkte Loslichkeit von der Mit- wirkung des Sauerstoffes der Luft abhiingig ist, indem iadurch Oxydation sowohl der Oele als auch der Metalle bewirkt und so die Bildung von >Seifenc veranlasst wird, welche ihrerseits dann in den Kohlenwasserstoffen sich auflosen. Um die Richtigkeit dieser Annahme zu prufen, wnrde spiiter die Loslichkeit einiger fettsauren Salze in dell Kohlenwasserstoffen des Erdols und in Terpentinol sowie in neuster Zeit die Loslichkeit von Netalloxyden in Erdolkohlenwasserstoffen, die mit Oelsaure versetzt sind, niiher studirt. Die Versuche ergaben eine ganz besonders starke Loslichkeit des Bleioxydes bezw. also des gebildeteu 61- Bauren Bleies in den Kohlenwasserstoffen. Sehr oft werden die Erdolfractionen durch Aufnahme der Seifen gallertartig, beinahe fest, eine Erscheinung, die iibrigens nicht neu ist, das das sogenannte afeste Erdole weiter nichts ist, a h ein rnit etwas Alumininm- seife, Magnesiumseife n. 8. w. versetztes Erdcil; anch verwendete man bekanntlich Kalkseifen schon seit langer Zeit zum Verdicken von mineralischen SchmierSlen. ICurz, die Loelicbkeit der Seifen in Kohlenwasserstoffolen darf als eine schon lange bekannte Thatsache bezeichnet werden. Alle derartigen Losungen scheiden beim Versetzen mit Wasser das Kohlenwasserstoffol wieder ab und nur die Seife geht, sofern sie selbst lcislich ist, theilweise mit ganz geringen Mengen des Oeles in die wasserige Flussigkeit. Das Pearson’sche Creolin (Jeyes) gehBrt in diese Categorie von Losungen, es enthalt nach Th. Weil 56.9 % indifferente Eohlenwasserstoffe, 22,6 X Phenole, 0,4-%- Siiuren, 2,4 % Natrium, nach anderen Analysen dagegen sind 66 O/O indifferente Kohlenwasserstoffe, 27,4 % Pheuole (fast ganz frei von Carbolsliuren), 2,2 % pyridin- artige Basen und 4,4 % Asche (im wesentlichen Alkali- carbonate) darin enthalten, und wieder andere Zahlen fiihren R. Otto und Beckurts, Biel u. A. auf. Jeden- falls enthalten aber die Phenole dieses Creolins wenig oder gar keine Carbolsaure, und ist dieses Gemenge als eine Losung von Harzseife in haher siedeuden TheerBlen zu betrachten von niclit constanter Zusammensetzung. Vermischt man dieses Creolin rnit Wasser, so scheiden sich die Theerole grossten Theils wieder aus nnd es entsteht eiue feine Emulsion. In dem wasserigen Theile dieser Emulsion muss ein Theil der Phenole gelost sein. Da- gegen, dass sie siiumtlich in die wiisserige Seifenlosnng 1) Pharmaceutische Centralhallc, 1890, p. 449, Dingler’s 8) Dingler’s polytechn. Journal, Bd. 968, 1887, p. 198. poly-techn. Journal, Ed. 278, 1890, p. 26.

Das Problem des Löslichmachens der Mineralöle

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Page 1: Das Problem des Löslichmachens der Mineralöle

Heft 7. CHEMISCHE REVUE. 168

Von R o m a n

Die Bestrebuneen, die Mineralole in einen loslichen. Z a l o z i e c k i .

leren Bestandtheilen, insbesondere den Phenolen, herge- itellt worden sind, mussen zwei von einander verschiedene beziehungsweise einen emulgirbaren Zustand zu bringen;

sind nicht neu, wenn auch in der letzten Zeit das Gebiet ihrer Verwendnng eine bedeutende Erweiternng erfabren hat und man sich diesem Zweige der Seifen, bezw. Mineralol- verwerthungmitgrosseremEifer gewidmet hat. Das ist auch der Anlass zu einer etwas umfangreicheren Umschau auf diesem Gebiete, die den Zweck hat, in das betreffendeFabrika- tionswesen, das bis nun ganz empgrisch gehandhabt wird, ein gemeinsames Princip einzufuhren und rationelle Grund- lagen desselben zu finden. Vielleicht gelingt es dadurch auch in den Kreisen der Mineraloltechniker bezw. Chemiker ein grosseres Interesse fur diesen an Wichtig keit zunehmenden Industriezweig zu wecken, denn bis nun haben sich dieselben damit wenig oder gar nicht beschaftigt.

I n der Textilindustrie sind milchig losliche, leicht emulgirbare Oele schon sehr lange bekannt, als: Tiirkisch- rothole, Appreturole, Textilole, Wollschmelzole, Spickole und Spinnole, und werden theilweise in der Farberei und Appretur wie die beiden ersten, theilweise bei dam mechanischen Vorgang der Spinnerei, speciell der Wolle, in grossem Umfange verwendet. Ihrer Natur nach ist die erste Gruppe von der zweiten verschieden, denn die Tiirkischrothole, Appreturole, haben oft sulfurirte Fett- sauren als Grundlage, wlhrend die eigentlichen Textilole in der Hauptsache flussige Seifen mit gelostem fettem Oele oder Mineralblen sind.

Zur Fabrikation der Tiirkischrothole , Appreturole, ‘dient hauptsachlich das Rhicinusol, welches mit ca. 20 % Schwefelsaure bei 20 O durch 24 Stunden stehen gelassen wird und hierbei eine Umwandlung in Rhicinolschwefel- saure erfahrt. Die uberschussige Schwefelsaure wird hierauf ausgewaschen, und die gebildete Sulfoslure rnit Natronlauge , Sodalosung oder Ammoniak neutralisirt. Statt Rhicinusol werden auch andere fette Oele, besonders das Cotton01 genommen oder die Tiirkischrothfiirberei wird mit Baumwolblen, sogenannten Dhuile tournantee durchgefuhrt und ist iiberhaupt jenes Oel fur diesen Zweck das beste, welches die vollkommenste und perma- nenteste Emulsion bildet. Das theilweise Sulfuriren der Oele hat ja nur den Zweck, die Emulsionsbildung zu fordern, denn speciell die Suifosiiuren zeichnen sich durch diese Eigenschaft aus. Man hat auch versucht, in den gereinigten Abfallsauren der Mineralblreinigung (Sulfo. sauren, bezw. AethersLuren der Petroleumkohlenwasser- stoffe) einen Ersatz fur Turkischrothole zu finden, docb haben vorlaufig die Versuche zu keinem guten Resultate gefiihrt; doch ist es nicht ausgeschlossen, dass man i n der Zukunft gliicklicher sein wird. Sowohl die Appretiir. ole als auch die Textilole besitzen nur emulsionirend~ Eigenschaften und wirken vermoge derselbm ; sind dahei bloss als ein Uebergang zu den wasserloslichen Oelen ZD betrachten und verdienen daher nur als Vorstufe in den Entwickelungsgang dieses Problems eine Erwiihnung a1 erster Stelle.

An diesen Emulsionsiilen haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnts des vorigen Jahrbunderts verschiedent den Desinfectionszwecken dienenden Produkte vorgebildet die seit dem eine grosse Bedeutung angenommen. Einigt voii diesen, wie das Creolin und Lysol behaupten unbe stritten den Vorrang bis heute und so wird es angezeigi sein, sich mit den Eigenschaften und der Darstellung derselben bekanut zu machen.

8 Unter den zahlreichen Desinfectionsmitteln, welch( aus Losungen von Seifen mit Steinkohlentheerolen uni

2ategorien aus einander gehalten werden : die Losungen ier Seifen in den Theeralen und die Losungen der Theer- jle in den Seifen. Der Unterschied beider (3ruppen nacht sich ganz besonders in dem Verhalten dieser Losungen gegen Wasser bemerklich: die ersteren (Seife n Theer61) scheiden beim Verdunnen rnit Wasser das 3el grossten Theils aus und bilden Emulsionen, die letzteren Theerbl in Seife) lassen sich dagegen mit beliebigen Mengen Wasser ohne Ausscheidung von Oel rerdunnen, iie bleiben klar’).

Vor mehreren Jahren haben E n g l e r und K n e i s U~~ersuchungen begonnen und theilweise veroffentlicht’), welche sich rnit der Frage der Lijslichkeit der Metalle in Kohlenwasserstoffen, speciell in Terpentinbl, Earzbl und ErdS1 befassten und aim denen sich ergab, dass iiese schon friiher bemerkte Loslichkeit von der Mit- wirkung des Sauerstoffes der Luft abhiingig ist, indem iadurch Oxydation sowohl der Oele als auch der Metalle bewirkt und so die Bildung von >Seifenc veranlasst wird, welche ihrerseits dann in den Kohlenwasserstoffen sich auflosen. Um die Richtigkeit dieser Annahme zu prufen, wnrde spiiter die Loslichkeit einiger fettsauren Salze in dell Kohlenwasserstoffen des Erdols und in Terpentinol sowie in neuster Zeit die Loslichkeit von Netalloxyden in Erdolkohlenwasserstoffen, die mit Oelsaure versetzt sind, niiher studirt.

Die Versuche ergaben eine ganz besonders starke Loslichkeit des Bleioxydes bezw. also des gebildeteu 61- Bauren Bleies in den Kohlenwasserstoffen.

Sehr oft werden die Erdolfractionen durch Aufnahme der Seifen gallertartig, beinahe fest, eine Erscheinung, die iibrigens nicht neu ist, das das sogenannte afeste Erdole weiter nichts ist, a h ein rnit etwas Alumininm- seife, Magnesiumseife n. 8. w. versetztes Erdcil; anch verwendete man bekanntlich Kalkseifen schon seit langer Zeit zum Verdicken von mineralischen SchmierSlen. ICurz, die Loelicbkeit der Seifen in Kohlenwasserstoffolen darf als eine schon lange bekannte Thatsache bezeichnet werden.

Alle derartigen Losungen scheiden beim Versetzen mit Wasser das Kohlenwasserstoffol wieder ab und nur die Seife geht, sofern sie selbst lcislich ist, theilweise mit ganz geringen Mengen des Oeles in die wasserige Flussigkeit.

Das Pearson’sche Creolin (Jeyes) gehBrt in diese Categorie von Losungen, es enthalt nach Th. W e i l 56.9 % indifferente Eohlenwasserstoffe, 22,6 X Phenole, 0,4-%- Siiuren, 2,4 % Natrium, nach anderen Analysen dagegen sind 66 O/O indifferente Kohlenwasserstoffe, 27,4 % Pheuole (fast ganz frei von Carbolsliuren), 2,2 % pyridin- artige Basen und 4,4 % Asche (im wesentlichen Alkali- carbonate) darin enthalten, und wieder andere Zahlen fiihren R. O t t o und B e c k u r t s , B i e l u. A. auf. Jeden- falls enthalten aber die Phenole dieses Creolins wenig oder gar keine Carbolsaure, und ist dieses Gemenge als eine Losung von Harzseife in haher siedeuden TheerBlen zu betrachten von niclit constanter Zusammensetzung. Vermischt man dieses Creolin rnit Wasser, so scheiden sich die Theerole grossten Theils wieder aus nnd es entsteht eiue feine Emulsion. In dem wasserigen Theile dieser Emulsion muss ein Theil der Phenole gelost sein. Da- gegen, dass sie siiumtlich in die wiisserige Seifenlosnng

1) Pharmaceutische Centralhallc, 1890, p. 449, Dingler’s

8 ) Ding ler ’ s polytechn. Journal, Bd. 968, 1887, p. 198. poly-techn. Journal, Ed. 278, 1890, p. 26.

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gehen, spricht das Verhkltniss zu der Seifenmenge, sowie die Anwesenheit grosser Mengen ungelbster Kohlen- wasserstoffe, die ohne Zweifel einen Theil der Phenole zuriickhalten.

Auch das Artmann’sche Creolin scheint dieser Categorie von L6sungen anzugehbren, wenigstens scheidet es beim Verdunnen rnit Wasser neutrale Kohlenwasser- stoffble Bus. Nach Th. W e y l enthillt es 84,9 2; Kohlen- wassemtoffe, 3,4 % Phenole, 1,5 % Sanren uod 0,s % Natrinm. doch sol1 es seit einiper Zeit uhenolfrei in den Handel kommen.

In die gleiche Categorie von desinficirenden Lbsungen gehbrt auch das Cresolin, Littles Soluble Phenyle u. A. auch das S c h e n kel’sche Sapocarbol, weiin nrenigstens

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damit ein Prllparat gemeint ist, welches, wie nath der kurzen Beschreibung in der Chemiker- Zeitun;gs) ange- nommen werden muss, mit Wasser Emulsionen bildet.

Als characteristisoh fiir alle derartigen Lbsungen von Seifen (seien es Harz- oder Fettseifen) in ‘Theerolen u. s. w. darf bezeichnet werden, dass sie beim Verdunnen mit Wssser Emulsionen bilden und zwar erst in Folge davon, dass das Wasser den Prilparaten die Seife entzieht und eine Flussigkeit bildet, in der sich verm’tige ihrer Consistenz und ihres specifischen Gtewichts die fein auszeschiedenen Oele nur schwer und lanirsam zu TrGfchen vereinigen.

Das W. Damann’sche D. R.-P. No. 521129, vom 8. Mai 1889, war E n g l e r die Veranlassung, sich mit dieser Frage der Lbslichkeit von Theerblen in Seifen etwas ein- gehender zu befassen, denn es schien damit eine Frage von grosser technischer und sanitiirer Tragweite gelost zu sein: die Mbglichkeit der Ueberfuhrung der schweren Theerole in neutralen wasserloslichen Zustand und die erweiterte Verwendung derselben m Desinfectionszwecken. War es doch a priori kaum zu bezweifeln, dass derartige LUsungen in Bezug auf ihre bacterientbtende Wirkung die Emulsionen iibertreffen wiirden, wie dies nachtr8;glich nun auch durch die vergleichenden Untersuchungen von M. S c ho t t e l i u s iiber die desinficirende Wirkung ides Lysol gegeniiber englischem Creolin (Pearson) dargethan w orden ist.

Um die Richtigkeit der Angaben i n dem oben bezeich- neten Patent zu priifen, wurden im Engler’schen Labo- ratorium eine Reihe von Losungen nach den Angaben der Patentbeschreibung hergestellt.

Zur Losung kamen verschiedene fette Oele, auch Thran und Harz, mit Theerolen, als nrohe Carbolsaure., aus zwei benachbarten Fabriken bezogen, und nach den vorgenommenen Bestimmungen 82 % Phenole (grossten- theils Cresole und Xylenole) enthaltend, also etwa 18 % neutrale Kohlenwasserstoffe, desgleichen ein Theerol rnit nur 13 % Phenolen, also reich an neutralen Kohlen- wasserstoffen.

Es unterliegt nach den Versuchen keinem Zweifel, dass die Theerble und insbesondere auch die in denselben enthaltmen Phenole in den obigen D a m a n n’sch~e Prapa- raten in freiem Zustande sich finden.

Unter der Bezeichnung 3Lysolr wird von der Firma S o h u l k e & w a y r in Hamburg ein Priiparat fabrizirt, welches ohne Zweifel in die Categorie der Losungen von Theerbl beaw. von einzelnen oder mehreren seiner Bestand- theile in Seife hineingehbrt. M. S c h o t t e l i u s ,hat uber die desinficirende Wirkung dieses Priiparates Unter- suchungen veroffentlicht, aus denen sich ergiebt, dass in demselben ein ganz vorzugliches Desinficiens vorliegt.

Schon H u e p p e weist auf die Vortheile wasserlos- licher Phenolprtiparate hin, desgleichen hebt F r i i n k e 1 die Vorzuge der durch Mischen von SchwefelsSure rnit Phenolen erhaltenen B sulfirten Phenolee gegenii her den in Wasser schwer- und unl6slichen Phenolen hervor.

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I) 1887, II., p. 1229 und 1888, I.. p. 186.

Gegenuber den Creolinen, dem Cresolin, Littles Soluble Phenyle und ahnlichen Priiparaten, welche mit Wasser nur Emulsionen bilden, muss deshalb die vollstandige Wasserloslichkeit der Lysol-Prsparate als ein entschiedener Fortschritt bezeichnet werden, denn auch die feinste Emulsion bedingt keine so feine Vertheilung, innige Beruhrung und Durchdringung wie die vollstindige Losung. Dabei sind, wie die weiter oben mitgetheilten Versuche bewiesen, die Phenole nicht chemisch gebunden, sondern frei in den neutralen Seifen gelbst und kommen, im Gegensatze zu den loslichen Salzen der Carbolsaure und deren Homologen, mit ihrer vollen Desinfectionskraft zur Wirkung. Dies ist zweifellos auch die Ursache der iiberaus gunstigen Resultate, welche S c h o t t e l i u s hin- sichtlich der bacterientotenden Wirkung des Lysols er- halten hat. Aehnliches bemerkt iibrigens auch schon F r a n k e l uber die desinficirende Kraft der in der Kalte mit Schwefelsaure vermischten Cresole; es ist nach ihm nicht die dabei vielleicht in geringer Menge entstehende Cresolsulfosaure , sondern das durch Behandlung rnit Schwefelsaure wasserloslich gemachte Cresol selbst, welehes jenen hohen Effect bedingt. Vor diesen stark sauren Cresol Schwefelstiuremischungen hat aber das Lysol jeden- falls den Vorzug voraus, dass es das Cresol in einer neutralen Losung enthtilt. Welches der drei Cresole, das Ortho-, Meta oder Para-Cresol, in Form des Lysols die desinficirenden Eigenschaften in hbchstem Grade besitzt, und ob auch und in wieweit die mitgelosten neutralen Kohlenwasserstoffe als Desinficienten mitwirken, musste durch weitere bacteriologische Untersuchungen festgestellt werden.

Nach den im E n g l e r’schen Laboratorium durchge- fuhrten Versuchen uber das Lysol liegt in demselben ein vollstlndig neues Priiparat vor, welches nach seiner Dar- stellung, seinen Bestandtheilen und seinem gesammten chemischen Verhalten ein fur die verschiedensten Zwecke brauchbares Desinfeetionsmittel darstellt. In Folge seiner vollstdndigen Wasserloslichkeit und seiner reinigenden Eigenschaften eignet es sich nicht Moss als Desinficiens im engeren Sinne, sondern gleichzeitig auch zu Wasch- zwecken, und es zeichnet sich hierdurch vor anderen ahnlichen Desinfectionspriiparaten ganz entschieden aus. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass den D a m a n n’schen Priiparaten eine noch ausgedehntere Verwendung bevor- steht, insbesondere ist es moglich, dass sie auch als Anti- parasitica gute Dienste leisten.

Zur Darstellung der Desinfectionsmittel Lysol und Creolin giebt P. W e l m a n s in der Pharm. Ztg. folgende Vorschriften:

1. 500 g Cresol oder auch 100 procentige Carbolsaure werden rnit 250 g Olei’n (Handelsolsllure) gemischt, dann giebt man 50 g Aetzkali, gelost in 200 g Wasser, dam. Nach kraftigerem Umschutteln ist das Lysol fertig.

2. 500 g Cresol oder 100procentige Carbolsaure, 250 g Olei’u und 150 g Ammoniak 10 %, spec. Gewicht 0,96, werden in ein Gefass gewogen und kriiftig geschuttelt. Unter Erwiirmen vollzieht sich die Bildung der Ammo- niumolstiureverbinduug und es resultirt eine klare Flussigkeit, die man mit Wasser auf 1,000 g aufzufiillen hat, um ein 50 procentiges Cresolseifengemisch (LySOl) zu erhalten.

3. Man schmilzt im Wasserbade 600 g Cresol oder 100 procentige Carbolsaure und 250 g Colophonium zu- sammen. D a m giebt man eine heisse Losung von 40 g Aetanatron in 85 g Wasser. Nach einigem Abkuhlen setzt man 125 g denaturirten Spiritus zu. Lasst man !bier den Spiritus fort und erganat rnit Wasser zu 1 kg, so erhalt man zwar auch eine klare Cresol- bezw. Carbolsaurelbsung, aber die Mischung rnit Wasser wird nicht klar.

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4. Dem Schmelzgemisch von 500 g Cresol und 260 g Colophonium setzt man nach dem Abkfihlen auf ca. 50 O C. 250 g Spiritus Dzondii zu. (Giebt rnit Waeser Emul- sionen, aber keine klaren Losungen).

5. Will man Creolin darstellen, so nimmt man statt sogenannter 100 procentiger raher Carbolsilure 20- bis 50 procentige. Sol1 das Creolin dem P e arson'schen darin gleichen, dass dasselbe mit Wasser moglichst weiss wird, so muss man das Cresol dem Produkt, das P e a r s o n ver- wendet, m6glichst ahnlich machen. Bekanntlich enthalt das Pearson'sche Creolin Schwefelverbindungen. Diese kann man dem Creolin ex tempore beliebig einverleiben, wenn man auf folgende Weise verflhrt: 500 g Cresol, 250 g Olei'n und 150 g Ammoniak werden in einer Flasche gemischt. Nach dem Erkalten giebt man 50 bis 100 g einer 20 procen- tigen Losung Yon Schwefel in Schwefelkohlenstoff zu und

schiittelt um. Das Bemisch bleibt klar, oder eaheidet auch, je nach den verwendeten Materialien, einen Theil des Schwefels aus. Zur Herstellung von Lysol nehme man mtiglichst helles Cresol und Oleln, nicht etwa solchee, das durch lfingeres Stehen in Blechcanistern Eisen auf- genommen hat. Dasselbe gilt beim Creolin beziiglich des Olelns. 20 bis 60 % Carbolsaure (d. h. zu dem ange- gebenen Procentsatz in Kali- oder Natronlauge ltislich) werden immer dunkel gefarbt sein, doch hewahre man auch diese in Glasflaschen oder Steinkriigen auf. Lysole stellt man zweckmassig mittels der Kaliolsilureverbindung, Creoline dagegen unter Verwendung von Ammoniak dar. Die mitttels Colophonien hergestellten Cresolseifenl6sungen diirften nur eine beschrankte (technische) Verwendung zulassen, da dieselben die unangenehme Eigenscheft zeigen, an den Hilnden harzartig zu kleben.

(Fortietzung folgt.)

Wissenschaf tliohes e Betasterin. Von A. Ri impler . Der unverseifbare

Bestandtheil des in der Zuckerriibe enthaltenen Fettes ist ein Cholesterin, welches aber in vielen seinen Eigen- schaften so wesentlich von den bisher bekannten Cholesterinen abweicht, dass es als ein besonderes Glied dieser Kbrpergruppe betrachtet werden muss. Verf. hat ihm dem Namen Betasterin gegeben. Zu seiner Dar- stellung wird der durch Behandeln mit dmmoniumsulfat und nachheriges Auswaschen rnit Wasser von Zucker, Eiweiss u. 8. w. befreite Riibenbrei bei niederer Temperatur

trocknet und daun rnit Alcohol und darauf folgend geit Aether erschtipft. Von der ltherischen Losung wird mer Aether abdestillirt und der dabei verbleibende Riick- dtand mit der alcoholischen Fettlosung zusammen durch sKali verseift. Nach Entfernung des Alcohols achiittelt man die Seifenlosung rnit Aether aus, destillirt den Aether ab, verseift den Riickatand nochmals in alcoho- lischer Ltisung, entfernt den Alcohol, schiittelt wieder rnit Aether aus und wascbt die Btherische L k u n g mit destillirtem Wasser bis zum Verschwinden der alkalischen Reaction. Schliesslich krystallisirt man aus Alcohol- Aether um. Ausser der Zusammensetzung C26 H44 0 hat das Betasterin mit anderen Cholesterinen mehrere Eigen- schaften gemein. Es unterscheidet sich von allen anderen bisher bekannt gewordenen Cholesterinen besonders da- durch, dass es die Polarisationsebene nicht dreht, ausser- dem aber noch durch eine Reihe anderer Eigenschaften. Das Betasterin krystallisirt aus seiner Losung in mit Aether vermischtem Weingeist in wasserfreien, zu Aest- chen und Sternen vereinigten Nadelchen. In eiuer lose verstopften Flasche der langsamen Verdunstung aus- gesetzt, lagert es sich aus seiner atherischen Ltisung in schSnen dendritenartigen Bildungen an den Wilnden ab. Die den Cholesterinen eigentiimlichen Farbenreactionen zeigt das Betasterin in etwas anderer Weise als seine Isomeren. Auch beim Erwarmen zeigt das Betasterin ein von dem anderer Cholesterine abweichendes Verhalten. (D. chem.Ges.,Ber. 1903,36,975 durch Chem. Rep.1903,123.)

Analyse e Zur Henntniss der Friichte von Elaeis giiineenAis

nnd der daraus gewonnenen Oele: des Palmiiles und des Palmkerniiles. Von Dr. GI.. F e n d l e r . Dje Oelpalme, Elaeis guineensis, ist die wichtigste Nutzpflanze der Waldregion von West- und Centralafrika. Die Trauben- fruchtstknde der Oelpalme erreichen ganz betrilchtliche

Dimensionen und bis zu 50 kg Gewicht. Das Frucht- fleisch liefert das Palmol, die von der Schale befreiten Samen liefern das Palmkernbl. Verf. hat die Friichte von 4 in Togo vorkommenden Varietaten der Oelpalme untersucht und dabei folgende Resultate erhalten :

Bezeiohnung der VsrieUlten : Das Fruchtfleisch

Oel . . . . . . . 66,5 58,5 69,2 62,9 % Feuchtigkeit . . 6,3 6,7 6,9 5,6 % Riickstllnde . . . 28,2 35,8 33,9 31,5 %

Oel. . . . . . . 43,7 49,l 49,2 45,5 % Feuchtigkeit. . . 8,2 6,5 6 3 6,6 % Riicbstande . . . 48,l 44,4 44,9 48,O '4

enthielt : 1. De 2.Dedebakui 8. Pede 4.Atsde

Die Kerne ent- hielten :

Eonstanten des Palmoles :

Schmelzpunkt . . 42" Erstarrungspunkt. 38" Verseifungszahl . 205,52 Sauregrad . . . . 191,7 Freie Silure (Oel-

siiure . . . . 64,06 Reichert - Meissi-

sche Zahl . . . 0,857 Jodzahl. . . . . 53,38

Konstanten des Palmkerntiles :

Schmelzpunkt . . 30" Erstarrungspunkt . 23O Verseifungszahl . 248,77 Sauremad. . . . 18.2

43O 390

203,78 195,3

65,07 - 0,742

53,18

28,5" 24'

249,39 13.2

41O 370

201,9 196,4

,.55,38

1,87 57,44

29" 23'

250,OO 12,6

28" 24O

246,31 11,7

Freie-Same (Oel- '

siiure . . . . . 4.13 3.72 3.55 3,19% Reichert - Meissl-

ache Zahl . . 5,85 6,34 6,22 6,82 Jodzahl . . . . . 14,9 16,8 15,6 15,4 Das Fruchtfleisch macht je nach der Varietiat der Palme 24-70 % der ganzen Frucht Bus, wkhrend die Palmkerne (von der Schale befreit) 9-25 % bildeu. Das frische Palmol besitzt bei mittlerer Temperatur Butterconsistenz, ist lebhaft gefilrbt, etwa wie Orlean und wird in Europa in betrachtlichem Umfange in der Seifen- und Kerzen- fabrikation verarbeitet. Das Palmkern61 wird fast Pus- schliesslich in Europa durch Extraction oder Auspressen der Kerne gewonnen. Es ist weiss, ahnelt dem COCOS- fett und wird wie dieses verwendet. (D. pharm. Bes., Ber. 1903,13,116; d. Chem. Rap. 1903,128.)