Das Skeptiker Syndrom

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    Das Skeptiker-Syndrom

    Edgar Wunder

    VorbemerkungIch bin eines von 19 Grndungsmitgliedern der im Oktober 1987 gegrndeten Skeptiker-Organisation Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V.(GWUP), war von 1992 bis Dezember 1998 deren Fachbereichsleiter fr das ThemaAstrologie, von 1996 bis Juli 1998 Mitglied des Verwaltungsrats der GWUP, von 1994 bisDezember 1998 Mitglied der Redaktion der von der GWUP herausgegebenen ZeitschriftSkeptikerund - last not least - von September 1996 bis Dezember 1998 der verantwortlicheRedaktionsleiter des Skeptiker.Vor diesem Hintergrund kenne ich die GWUP aus der Innenperspektive so gut wie sicher nursehr wenige andere. Laut Satzung ist es das selbsterklrte Ziel der GWUP, behauptete

    paranormale Phnomene ohne Voreingenommenheit mit wissenschaftlichen Methoden zuuntersuchen, sowie solche Untersuchungen zu frdern und ber deren Ergebnisse zu berichten,kritisches Denken zu frdern, eine entsprechende Aufklrung der ffentlichkeit zu

    betreiben und mit gleichgesinnten Personen, Organisationen und Institutionenzusammenzuarbeiten. Nach Aussagen des ehem. GWUP-Vorstandsmitglieds RainerRosenzweig in einem Editorial der Zeitschrift Skeptiker(Heft 4/97) bedeute dies, eine echteneutrale Mitte einzunehmen, d.h. Urteile, positive wie negative, erst nach einer sorgfltigenberprfung, und dann mit der gebotenen Umsicht zu treffen.Lobenswerte Ziele, aber meine Erfahrungen mit vielen Mitgliedern der GWUP sind leider

    andere. Es gibt innerhalb der GWUP eine ganze Reihe von Mitgliedern, die ohne hinreichendefachliche Kenntnis der jeweiligen Materie eine Art Weltanschauungskampf gegen alles fhrenwollen, was sie mit dem Begriff paranormal assoziieren, die dabei auch (bewusst oderunbewusst) eine selektiv-einseitige Darstellung der Fakten und Argumente sowie zuweilen auchemotional-unsachliche rhetorische Taktiken in Kauf nehmen, whrend sie an wissenschaftlichenUntersuchungen zu Parawissenschaften hchstens insofern interessiert sind, als derenErgebnisse Kanonenfutter fr ffentliche Kampagnen liefern knnten.Mitte der 90er Jahre wurde mir in meiner Position als einer der fhrenden GWUP-Funktionrezunehmend bewusst, dass die diesbezgliche Diskrepanz zwischen dem Anspruch (bzw. teilsauch dem Selbstbild) und der Wirklichkeit der GWUP derart massiv war, dass es nicht mehr als

    bedauerliche Pathologie auf der individuellen Ebene einzelner Mitglieder abgetan werden

    konnte. Vielmehr handelte es sich ganz offenbar um ein strukturelles Merkmal der"Skeptiker"-Bewegung, wie auch ein Vergleich mit hnlichen Organisationen in anderenLndern ergab. Als Soziologe beschloss ich, meine Stellung als GWUP-Funktionr dazu zunutzen, um durch eine systematische Untersuchung der internen Kommunikation in"Skeptiker"-Kreisen ein Merkmals-Set typischer Mentalittsmuster herauszuarbeiten, das diereal existierende "Skeptiker"-Bewegung zu prgen scheint, unabhngig davon, ob es mit derSelbstdarstellung der Bewegung nach Auen hin konvergiert oder nicht. Dazu wurden in derZeit von Februar 1997 bis Mrz 1998 sorgfltig und planmig mndliche wie schriftlicheuerungen von GWUP-Mitgliedern gesammelt, dokumentiert und kategorisiert, die situativunter Bedingungen erfolgten, bei denen sich die Betreffenden "unter sich" glaubten und dieGefahr gering schien, dass sie in den Modus der Selbstdarstellung nach Auen oder der

    Rezitation idealisierter Selbstbilder verfielen (z.B. interne Vorstandssitzungen, E-Mails,Privatgesprche etc.), selbstverstndlich ohne dass die beobachteten Akteure von diesemProjekt wussten. Das Ergebnis der Studie war ein als polythetisches Set konzipierter

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    Merkmalskatalog, den ich das "Skeptiker-Syndrom" nannte. Im April 1998 schrieb ich aufdieser Grundlage den ersten Entwurf des vorliegenden Artikels, der bis auf weiteres noch unterVerschluss blieb und spter noch durch einige weitere aktuellere Beispiele ergnzt wurde. ImJuni 1998 trug ich diesen Merkmalskatalog und die meisten der nachfolgend dargestelltenErgebnisse und berlegungen zur "Skeptiker"-Bewegung bei einem zweistndigen

    Kolloquiumsvortrag am Freiburger Institut fr Grenzgebiete der Psychologie undPsychohygiene (IGPP) erstmals ausfhrlich ffentlich vor.Es war nun die spannende Frage, ob die Bewegung in der Lage sein wrde, zu ertragen, dasseiner ihrer Funktionre ein derart kritisch-schonungsloses Bild der eigenen Gruppe zeichneteund er dies - vor allem - in seinem Einfluss- und Zustndigkeitsbereich (also insbesondere derVereinszeitschrift Skeptiker) mit sehr konkreten Manahmen verband, die auf eineberwindung jenes in "Skeptiker"-Gruppen sozial kultivierten mentalen Sets zielten. Sie war esnicht. Im August 1998 wurde ich vom GWUP-Vorstand ohne vorherige Konsultation aus demGWUP-Verwaltungsrat "entfernt" und wenige Monate spter auch als "Skeptiker"-Redaktionsleiter und aus allen anderen Funktionen entlassen. Daraufhin verffentlichte ich imFebruar 1999 den schon lange vorher erarbeiteten Text "Das Skeptiker-Syndrom" nun auch im

    Internet (ergnzt durch einen im Januar 1999 zustzlich verfassten lngeren Anhang, in dem ichmeine persnliche biographische Geschichte in und mit der "Skeptiker"-Bewegung schilderte).Obwohl zu diesem Zeitpunkt schon lange klar war, dass die "Skeptiker"-Bewegung in dieserHinsicht aus strukturellen Grnden nicht reformierbar ist und ich deshalb austreten wrde,schob ich die Austrittserklrung noch einige Zeit auf. Denn ich war daran interessiert, wie die

    bevorstehende allgemeine Mitgliederversammlung im Mai 1999 zu der Frage stehen wrde,inwieweit solche GWUP-kritischen uerungen zumindest als "einfaches Mitglied" erlaubtseien. Wie von mir aufgrund der bisherigen Erfahrungen nicht anders erwartet, beschloss dieMitgliederversammlung in der Tat mit groer Mehrheit, mich umgehend auch als einfachesMitglied aus der GWUP auszuschlieen. Ich bin meinem Untersuchungsobjekt, der GWUP,dafr dankbar, dass so mein seit August 1997 laufendes quasi-experimentelles Programm,welche Normen und Sanktionsmechanismen die "Skeptiker"-Bewegung steuern, in vollemUmfang umgesetzt werden konnte.

    Skeptiker ? - Begriffsprobleme und die Folgen

    GWUP-Mitglieder nennen sich in der Regel Skeptiker und fhlen sich als Teil einerweltweiten Skeptiker-Bewegung, die sich den Kampf gegen das Paranormale undPseudowissenschaften auf die Fahnen geschrieben hat (battle against the paranormal and

    pseudoscience - so die weltweit fhrende amerikanische Skeptiker-Organisation CSICOP in

    einer Presseerklrung zum 2. Welt-Skeptiker-Kongress in Heidelberg im Juli 1998). DieProbleme beginnen damit,dass mit dem BegriffSkeptiker (mindestens)zwei verschiedenesemantische Dimensionenverbunden sind, die sowohlvon der ffentlichkeit, abervor allem auch innerhalbvon sog. Skeptiker-Organisationen immer

    wieder durcheinandergebracht werden.

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    Die beiden Dimensionen sind in der dargestellten Graphik verdeutlicht: Es gibt einerseits dieDimension belief - unbelief (z.B. hinsichtlich des Paranormalen, was immer das sein mag),andererseits die Dimension dogmatism - open mindedness / critical thinking. Dabei ist zu

    betonen, dass mit unbelief keineswegs nur non-belief gemeint ist, sondern der unbelief,verstanden als disbelief, durchaus selbst ein belief-system darstellt.

    Eine in Skeptiker-Organisationen weit verbreitete und folgenreiche Kurzsichtigkeit bestehtnun darin, gar nicht wahrzunehmen, dass diese beiden Dimensionen nicht identisch sind, dassalso critical thinking keineswegs zwingend mit unbelief zusammenfallen muss, genau sowenig wie dogmatism zwingend mit belief. Vielmehr knnen sich empirisch Individuen inallen vier Quadranten der Graphik aufhalten. Im Diskurs unter Mitgliedern von Skeptiker-Organisationen ist es aber blich, den Begriff Skeptiker sowohl in der Bedeutung kritischdenkende Menschen als auch in der Bedeutung nicht an Paranormales glaubende Personenzu verwenden, beides wird also gleichgesetzt.Zur Verdeutlichung mag eine Umfrage unter der Leserschaft des Skeptical Inquirerdienen, dieder CSICOP-Vorsitzende Paul Kurtz im Frhjahr 1998 durchfhren lie: Dort waren auf dieFrage Which of the following would you say best describes your point of view? fnf

    Antwortalternativen vorgegeben (in Klammern die Ergebnisse der Umfrage): Strong skeptic(77,5 %), Mild skeptic (16,2 %), Neutral (2,4 %), Mild believer (1,0 %), Strong

    believer (0,4 %).Dem kann wohl entnommen werden, dass erstens fr Kurtz der Begriff skeptic das Gegenteilvon believer meint, er also fr unbelief steht (oder zumindest, dass Kurtz ein derartigesKategorienschema in den Kpfen der Leser des Skeptical Inquirervermutet), zweitens, dass frKurtz die Position eines skeptic nicht neutral ist. Drittens, dass sich zumindest unterCSICOP-Anhngern empirisch nur eine verschwindende Minderheit als neutral versteht.Wrde man im Kontext dieser Umfrage skeptic im Sinne von open mindedness / criticalthinking verstehen, wren Begriffe wie mild skeptic oder neutral ziemlich sinnlos bzw.schwer verstndlich. Ganz offensichtlich ist mit skeptic hier ein unbeliever bezglich desParanormalen gemeint. (Zahlreiche weitere Textstellen aus Skeptiker-Publikationen lieensich anfhren, in denen der Skeptiker-Begriff ganz augenscheinlich in dieser Bedeutungverwendet wird.)Andererseits gibt es z.B. folgendes Verstndnis des Begriffs, das Skeptiker-Organisationennicht selten in ihren ffentlichen Selbstdarstellungen anfhren: Ein Skeptiker in unseremVerstndnis nimmt so wenig wie mglich als gegeben hin, sondern ist bereit, jede Aussage zuhinterfragen und zu prfen. Insbesondere ist er auch bereit, die eigene Meinung einer kritischenPrfung zu unterziehen. Mit dieser Einstellung steht der Skeptizismus im Gegensatz zumDogmatismus. Skeptizismus heit also nicht, andere Meinungen blind abzulehnen oder gar vonvornherein die Existenz von paranormalen Phnomenen zu leugnen. (Dieser Satz ist aus der

    offiziellen GWUP-Vorstellungsbroschre entnommen und wurde von mir selbst 1996 fr dieGWUP verfasst - in einem normativen Sinne, wie es in Skeptiker-Organisationen eigentlichsein sollte, nicht unbedingt als Beschreibung eines realen Zustandes.)Die Frage ist nun, im Sinne welcher der beiden Begriffsverstndnisse die real existierendeSkeptiker-Bewegung zusammengesetzt ist. Anders formuliert: Bildet die belief / unbelief-Dimension die Demarkationslinie fr die Mitgliedschaft jener Bewegungen, oder ist es diedogmatism / open mindedness-critical thinking-Dimension? Bezogen auf die Graphik:Welche der in der Abbildung dargestellten beiden Mengen entspricht der realenZusammensetzung z.B. der GWUP? Da zumindest mir kein einziges Mitglied der GWUP

    bekannt ist, das man im rechten oberen Quadranten ansiedeln knnte, jedoch eine ganze Reihevon Mitgliedern, die wohl unzweifelhaft im linken unteren Quadranten einzuordnen sind (und

    die intern teilweise nicht einmal davor zurckschrecken, ihre eigene Position selbst alsideologisch zu bezeichnen!), kann meines Erachtens kein ernsthafter Zweifel daran bestehen,dass die real existierende GWUP der in der Graphik unten dargestellten Menge entspricht.

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    Dies hat Konsequenzen. Denn es bedeutet, dass die Kohsion der Gruppe gefhrdet und sie vomAuseinanderfallen bedroht ist fr den Fall, dass eine ernsthafte, ergebnisoffene,gleichberechtigte und kollegiale Diskussion mit Personen im rechten oberen Sektor stattfindensoll, denn die Personen im linken unteren Quadranten befrchten dann eine Aufgabe desskeptischen (unbelief-)Profils oder gar eine Infragestellung der Gruppenidentitt. Gleiches

    kann passieren, wenn Gruppenmitglieder im rechten unteren Sektor Personen im linken unterenSektor offen kritisieren und/oder hervorheben, dass gewisse Ergebnisse empirischerUntersuchungen dem unbelief-berzeugungssystem zu widersprechen scheinen und deshalbeine ernsthafte, offene, informierte wissenschaftliche Auseinandersetzung anmahnen.Das Resultat sind erhebliche Spannungen und Konflikte in der Gruppe, die zwangslufig denVorstand einer derartigen Vereinigung beschftigen mssen, da unschwer zu erkennen ist, dasseine wie auch immer geartete Infragestellung oder gar Verschiebung der Gruppengrenzen in derGraphik zu schwerwiegenden Verwerfungen, ja Austrittswellen fhren knnte. Der Vorstandwird also im wesentlichen den Status quo der Gruppe in der Graphik zu erhalten versuchen und

    jene, die in seinen Augen diesen Status quo gefhrden knnten, mit Sanktionen bedrohen undnotfalls mit Gewalt entsprechende Manahmen und Suberungen durchfhren. Was sich im

    Jahr 1998 innerhalb der GWUP abgespielt hat (und oben angedeutet wurde), ist in dieserHinsicht geradezu ein Lehrbuchbeispiel fr eine derartige Dynamik.

    Das Skeptiker-Syndrom als idealtypisches polythetisches Set

    Um zu verstehen, warum hier rasch ein die Stabilitt der Gruppe insgesamt gefhrdendesBedrohungspotential gesehen wird, mssen einige typische Merkmalscharakteristikenaufgezhlt werden, die insbesondere die Personen im linken unten Quadranten der Graphikkennzeichnen. Es handelt sich um ein idealtypisches polythetisches Set, das ich als Skeptiker-

    Syndrom bezeichne. Damit ist gemeint, dass das Syndrom in Bezug auf ein konkretesIndividuum bereits dann als gegeben angesehen werden muss, wenn einige der nachfolgendgenannten Merkmale erfllt sind (es mssen nicht alle in jedem Einzelfall. zutreffen).Gleichzeitig handelt es sich um ein emergentes Phnomen, d.h. es entsteht etwas Neues, wennviele der Merkmale in ihrer spezifischen Kombination und inneren Relationierungzusammenkommen: die Mentalitt des idealtypischen "Skeptikers" als soziokulturelle Realitt,die gerade in der sozialen Vergemeinschaftung (in einer "Gesinnungsgemeinschaft") immerwieder neu erzeugt, bekrftigt und stabilisiert wird. Insofern haben wir es vorwiegend miteinemsozialen Phnomen zu tun, nicht blo mit Einstellungen einzelner isolierter Individuen.Die "Skeptiker"-Bewegung ist jener sozialer Ort, an dem dieses spezifische Set vonMentalittsmustern tradiert und reproduziert wird.

    Was sind nun die einzelnen Elemente des Merkmals-Sets dieses Syndroms?(1) Jene Skeptiker sehen das primre oder sogar einzige Ziel der Gruppe in Lobby- undffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, gewisse paranormale Vorstellungen in der Bevlkerungzurckzudrngen oder den aktiven Vertretern solcher berzeugungen das Handwerk zulegen. Es geht insofern um Mission und Advokatentum, bei dem (2) die Durchfhrung voneigenen wissenschaftlichen Untersuchungen als relativ berflssig erachtet wird, da ja eh klarsei, da alles Quatsch ist. (Da die Kenntnis relevanter Fakten und wissenschaftlicherUntersuchungen zum jeweiligen Thema unter jenen Personen meist nicht allzu gro ist,

    beschrnkt sich dann die ffentlichkeitsarbeit inhaltlich nicht selten auf die Popularisierungdes Namens der eigenen Organisation in Verbindung mit bloen Meinungen oder bei anderenausgeborgten Fakten.)

    (3) Die eigene Gruppe wird nicht als wissenschaftliche (Forschungs-)Gemeinschaftverstanden, sondern als soziale Bewegung, als verschworene (Gesinnungs-)Gemeinschaft mitletztlich politischen Zielen, nmlich der eigenen Vorstellung von Rationalismus in der

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    gesamten Gesellschaft zum Durchbruch zu verhelfen. Man msse sich hinsichtlich desVorgehens und anderer Fragen deshalb auch bei politischen Parteien ein Vorbild nehmen, nichtetwa bei wissenschaftlichen Gesellschaften.(4) Im Rahmen einer solchen Auffassung befindet sich die eigene Gruppe in einer stetenKampfsituation, bei der interne Meinungsverschiedenheiten nur als hinderlich empfunden

    werden und Geschlossenheit zumindest nach auen hin erwartet wird. EntsprechenderKonformittsdruck wird in der ingroup ausgebt.Eine sich in einer solchen Kampfsituation sehende Gruppe hat naturgem auch frdemokratische Abstimmungen und Verfahren in den eigenen Reihen wenig brig, da sie -hnlich wie bei einer Armee -fr das eigentliche Ziel, dem geschlossenen Wirken nach Auen,nur als Behinderung und kontraproduktiv empfunden werden. Als eingetragener Verein ist dieGWUP zwar (etwa im Unterschied zum amerikanischen CSICOP) formal demokratischstrukturiert, doch die Realitt sieht so aus, dass z.B. nach Auffassung eines GWUP-Vorstandsmitglieds Mitgliederversammlungen nur dazu dienen sollen, um gemeinsam Kraft zuschpfen und in Harmonie das Zusammengehrigkeitsgefhl zu strken. KontroverseDiskussionen, Debatten oder gar Abstimmungen werden diesem Zweck nur als zuwiderlaufend

    und folglich nach Mglichkeit zu verhindernd angesehen. So gab es in meiner Erinnerung in dergesamten 12jhrigen Geschichte der GWUP bei Vorstandswahlen auch noch niemals zweikonkurrierende Kandidaten um ein Vorstandsamt, und die entsprechenden Personen wurdenstets vom Vorstand selbst vorgeschlagen. Real praktizierte Vereinsdemokratie sei, so mirgegenber ein GWUP-Vorstandsmitgliedunntiger Luxus, auf den man getrost verzichtenknne, da die Aufgaben der GWUP andere seien.Dem Skeptiker-Syndrom unterliegende Personen sind nicht zuletzt auch (5) an der hufigenVerwendung des Wortes wir (anstelle von ich) zu erkennen: Es geht stndig darum, dasswir gegen die antreten und zusammenhalten mssten; und wenn wir untereinanderkontrovers diskutierten, wrden sich die nur ins Fustchen lachen usw. (ingroup-outgroup-Polarisierung). Deshalb mssten Kontroversen innerhalb der Gruppe auch so schnell wiemglich beendet werden.Whrend (6) nach Auen hin Angriff und Kritik gro geschrieben wird, herrscht im Innern eine

    bereits dysfunktionale Konfliktvermeidungsstrategie beinahe um jeden Preis, zumindest was dieFhrungsgremien betrifft.(7) Outgroup-Positionen hingegen drfe man keinesfalls ein Forum geben, weder inPublikationen noch bei Tagungen, denn dies wre ja Werbung fr den Gegner, der ja schongenug Mglichkeiten htte, man drfe ihn so nicht weiter aufwerten.Dass groupthink-Symptome unter solchen Bedingungen gut gedeihen, braucht nicht weiter

    betont zu werden. Ich habe innerhalb der GWUP Gremiensitzungen erlebt, bei denen sich alleTeilnehmer gegenseitig versicherten, dass eine bestimmte Studie Unsinn und widerlegt sei,

    ohne dass auch nur ein einziger Teilnehmer jene Studie gelesen htte, relevante Argumente odereine Widerlegung htte anfhren knnen.(8) Sogar entdeckte, teils peinliche nachweisliche Fehler und Falschbehauptungen voneinzelnen Mitgliedern werden organisationsintern kaum kritisiert (und schon gar nichtffentlich!), sondern werden geduldet, solange sie hinsichtlich ihrer Zielrichtung den eigenenberzeugungen nicht zuwider laufen. Hauptsache dagegen! scheint fr viele die Devise zusein. So war es beispielsweise mglich, dass ein frheres GWUP-Mitglied jahrelang GauquelinsThese eines Mars-Effekts mit nachweislich falschen Argumenten heftig attackierte. Sogar alsdiese Person (aus anderen Grnden) nicht mehr GWUP-Mitglied war, sah sich auer mir keinerzu einer kritischen Aufarbeitung gentigt. In vielen anderen Beispielen haben mir Mitgliederunter vier Augen gesagt, dass sie diese und jene Behauptungen anderer Mitglieder fr

    nachweislich falsch hielten, sie aber nicht offen kritisieren wollten, um der skeptischenBewegung nicht zu schaden.

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    (8) Empfundene Gefahren- und Bedrohungspotentiale spielen eine groe Rolle fr jeneSkeptiker und ihre Motivation. Defending the rational world from a rising tide of nonsense(Paul Kurtz) sei eine fr den zuknftigen Bestand der Gesellschaft und der Menschheitberlebenswichtige Aufgabe, die alle Anstrengungen erfordere. In diesem Zusammenhangwerden auch (9) die gesellschaftliche Bedeutung und die Einflussmglichkeiten der eigenen

    Gruppe, also der Skeptiker-Organisation, von vielen Mitgliedern malos berschtzt. Mansieht sich als einmalige und unverzichtbare Elite, von deren Agieren die weitere Entwicklungder Gesellschaft mageblich abhnge.(9) Dies geht einher mit einer immer wieder geuerten starken emotional-persnlichenBetroffenheit (mir lief es hei und kalt den Rcken herunter), wenn jene Skeptiker z.B. inder Bekanntschaft mit diversen esoterischen Vorstellungen und Praktiken konfrontiertwerden. Es sei (10) eine groe emotionale Befriedigung, wenigstens einmal im Jahr alsTeilnehmer einer GWUP-Konferenz unter sich zu sein, und sich abseits einer vomIrrationalismus geplagten Welt gegenseitig bestrken zu knnen - weshalb kontroverseDiskussionen mit Nicht-Skeptikern auf einer solchen Tagung als strend empfunden undstrikt abgelehnt werden. Als besonders gemeinschaftsstiftend wird in diesem Zusammenhang

    offenbar (11) auch das gemeinsame Sich-empren-ber ... empfunden.berhaupt sei (12) nur sinnvoll, sich mit solchen parawissenschaftlichen Vorstellungen zu

    beschftigen, von denen eine ernsthafte Gefahr fr Mensch und Gesellschaft ausgehe, allesandere sei unwesentlich. Nur in den allerseltensten Fllen wird dabei (13) die Gefahr(genauer: die Chancen-Risiko-Relation) anhand empirischer Studien oder Abschtzungen

    belegt, sondern es wird mit Einzelfllen (deren Reprsentativitt fraglich ist), subjektivenErfahrungen, Horrorszenarien und Betroffenheitsgefhlen argumentiert - im Prinzip nurspiegelbildlich zu sog. Esoterikern, die mit hnlichen Argumenten uns vom heilsbringenden

    Nutzen ihrer jeweiligen Systeme berzeugen wollen.(14) Fragt man jene Skeptiker, warum sie sich berhaupt mit solchen Themen beschftigen,erhlt man nicht etwa die Antwort, weil sie diese oder jene Frage interessant fnden, sondern eswerden bedrohliche Gefahren ausgemalt, weshalb man gegen gewisse Vorstellungen angehenmsse.Ansonsten geht es (15) jenen Skeptikern aber nur darum, ob eine bestimmte Behauptungstimmt oder nicht. Stimmt sie nicht - und das glaubt man ohnehin schon zu wissen - wird sieoft vorschnell auch als gefhrlich eingestuft. Denn der Hinweis auf die Gefhrlichkeit wird

    bentigt, um letztlich politisches Handeln zu rechtfertigen, an dem man primr interessiert ist.Dass (16) die Fragen nach dem Wahrheitsgehalt und der Chancen-Risiko-Relation relativunabhngig voneinander sind und sich nicht einfach aufeinander reduzieren lassen, wird kaumgesehen, genau so wenig (17), dass etwa die Fragen nach der Psychologie und Soziologiederartiger paranormaler berzeugungssysteme von zentralem Interesse und empirisch

    untersuchenswert wren. Jedenfalls wird dies nicht als Angelegenheit der GWUP angesehen.Diese Ignoranz und einseitige Fixierung auf die Frage nach dem Wahrheitsgehalt istselbstverstndlich auch deshalb naiv, da sich ohne Klrung der psychosozialen Hintergrndewohl niemals eine effektive Aufklrungsarbeit wird leisten lassen.Ohnehin gehen aber (18) jene Personen kaum von (fr sie offenen) Fragen, sondern vielmehrvon (fr sie feststehenden) Antworten aus.(19) Die Anhnger von paranormalen berzeugungen - oder berhaupt Andersdenkende -werden pathologisiert. Ihnen wird ein Mangel an kognitiven Fhigkeiten (Spinner,Dummkpfe, geisteskrank usw.) oder kriminelle Absichten unterstellt (Betrger,Scharlatane usw.). Damit einher geht (20) nicht selten Repressionsbereitschaft, der Ruf nachden Gerichten, nach dem Staat, nach aggressiven Kampagnen, um z.B. zu erreichen, dass

    bestimmte Personen etwa in Volkshochschulen nicht mehr eingeladen werden u.a.m. Aufflligist auch, dass viele derartige Skeptiker nach auen hin, ffentlich, mit solchenPathologisierungen ihrer Gegner eher vorsichtig sind, da sie erkannt haben, dass dies

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    kontraproduktiv sein kann; gruppenintern nehmen sie aber kein Blatt vor den Mund (internmuss man das offen sagen drfen), woran (21) erkennbar ist, dass ihre ffentlichenErklrungen taktischen Charakter haben, aber nicht ihren tatschlichen berzeugungenentsprechen.Es ist ein Kennzeichen vorurteilsbehafteter Personen, dass sie (22) an die inhrente Inferioritt

    einer bestimmten Gruppe glauben bzw. dass Menschen bereits nur aufgrund ihrerGruppenzugehrigkeit schon negativ beurteilt werden. Es war fr mich frappierend, wie schnelleine ganze Reihe von GWUP-Mitgliedern bereits (zuweilen drastische!) Urteile ber (ihnenansonsten unbekannte) Personen oder gar ber die (ihnen erst recht unbekannte)wissenschaftliche Qualitt von deren Arbeit fllten, sobald nur deren Zugehrigkeit zu einer

    bestimmten real existierenden Gruppe bekannt oder auch nur behauptet (!) wurde - oder sobalddie betreffende Person von einem anderen GWUP-Mitglied kurzum mit einem bestimmtenLabel versehen wurde (besonders beliebt ist: Esoteriker).(23) Die im Diskurs gewhlten Begriffe sind fr jene Skeptiker ebenfalls typisch: Es handeltes sich um von vornherein wertende bis diffamierende Begriffe (z.B. Aberglaube, Humbug,Pseudowissenschaft, Scharlatane, Sekten, PSI-Exponenten - als Bezeichnung fr

    Parapsychologen - u.a.m.), nicht um weitgehend deskriptiv-analytische Begriffe (z.B.Parawissenschaft, Anomalien, auergewhnliche menschliche Erfahrungen u.a.). Auch(24) die Zuschreibung des Begriffs paranormal zu bestimmten behaupteten Phnomenen hathier oft bereits diffamierenden Charakter, da der Begriff fr jene Personen negativ besetzt istund manchmal fast synonym mit unsinnig verwendet wird. Typischerweise wird (25) vonsolchen Skeptikern der Begriff Parawissenschaft, sofern er verwendet wird, in derBedeutung mit dem Begriff Pseudowissenschaft weitgehend gleichgesetzt und hier nichtweiter differenziert.(26) Damit einher geht auch mangelnde Differenzierungsbereitschaft zwischen verschiedenen

    parawissenschaftlichen Disziplinen: Es wird oft pauschal alles in einen Topf geworfen undundifferenziert von einem Glauben an das Paranormale gesprochen (den es zu bekmpfengelte), so als ob wir es hier mit einem irgendwie einheitlichen berzeugungssystem zu tunhtten - eine Vorstellung, die lngst empirisch widerlegt ist.(27) Ebenso wird bei der Wahrnehmung des gesellschaftlichen Konfliktfelds umParawissenschaften unzureichend differenziert: Es herrscht stereotypes Lagerdenken vor,wobei eine hufige Einteilung die in Wlfe (=Para-Vertreter), Schafe (= die zuschtzende Bevlkerung) und Hter (=die organisierten Skeptiker) ist. (28) Wer solchesimplizistischen Stereotype in Frage stellt und einen lagerbergreifenden Dialog fordert, demwird vorgeworfen, er setzte sich zwischen alle Sthle, sei nur noch bedingt vertrauenswrdig,zumindest aber naiv.(29) Die Dmonisierungen der anderen Seite gehen zudem einher mit der Bereitschaft, sehr

    schnell von einer einzigen Person auf z.B. alle Parapsychologen zu generalisieren. Diesberrascht nicht, denn in der Sozialpsychologie ist es ein typisches Merkmal dogmatischenDenkens bzw. von closed-mindedness, dass Wahrnehmungen, Vorstellungen und Urteile, die

    positiv bewertete Objekte betreffen, wesentlich genauer und komplexer ausfallen als solche, dienegativ bewertete Objekte betreffen.(30) Jene Skeptiker haben kaum - in der Regel gar keine - persnlichen freundschaftlichenKontakte zu fhrenden Parawissenschaftlern oder Esoterikern, die ja trotz inhaltlicherMeinungsverschiedenheiten theoretisch ohne weiteres mglich wren, ja geradezu auf der Handliegen wrden, wenn ein fairer offener Dialog gesucht werden wrde. An solchen Kontaktenhaben derartige Skeptiker auch gar kein Interesse, sie nehmen (abgesehen von manchenEsoterik-Messen als Kuriosum am eigenen Wohnort) auch (31) an keinen Veranstaltungen des

    anderen Lagers teil, da sie sich dadurch keinen Informationsgewinn versprechen, sondernhchstens Verrgerung ber den ganzen Unsinn.

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    (32) Gleichzeitig lesen diese Skeptiker auch keine Publikationen aus demparawissenschaftlichen Bereich (z.B. Zeitschrift fr Parapsychologie und Grenzgebiete derPsychologie, Journal of Scientific Exploration), genau so wenig aus dem esoterischen Bereich(z.B. Esotera, Magazin 2000). Nach einer von mir 1997 durchgefhrten Umfrage unterSkeptiker-Beziehern lesen ca. 90 % der GWUP-Mitglieder keine einzige derartige Zeitschrift.

    Sie sind entsprechend schlecht informiert, und zwar sowohl ber aktuelle Entwicklungen in derEsoterik-Szene, als auch - und dies ist bedeutsamer - ber diverse Untersuchungen (bzw.auch den Diskussionsstand allgemein), wie sie immer wieder z.B. in den genanntenparawissenschaftlichen Zeitschriften publiziert werden.Entsprechend der genannten Umfrage bildet (33) - abgesehen vom eigenen HausblattSkeptikerund anderer skeptischer Literatur - die regulre Informationsquelle zuParawissenschaften fr die meisten GWUP-Mitglieder vielmehr die allgemeine Tages- undWochenpresse sowie populrwissenschaftliche Magazine. (Zwar werden auch wissenschaftlicheFachzeitschriften der jeweils eigenen Disziplin - z.B. Chemie, Biologie, Physik usw. - gelesen,diese enthalten aber bekanntlich kaum irgendwelche Artikel zu parawissenschaftlichenThemen.) Dies gilt nach meinen Erfahrungen auch fr die berwiegende Zahl der Personen mit

    Fhrungspositionen innerhalb der GWUP, z.B. fr Vorstnde oder Mitglieder desWissenschaftsrats der GWUP. (Der sog. GWUP-Wissenschaftsrat steht allerdings imwesentlichen ohnehin nur auf dem Papier und ist quasi inaktiv, dient vielmehr nur alsakademisches Aushngeschild.)(34) Es fehlt folglich in der Regel an grundlegendem Faktenwissen, was berhaupt tatschlichvon parawissenschaftlicher Seite behauptet wird und was nicht. Die Urteile rekurrierenvielmehr auf diverse teils irrefhrende Stereotype, die in den Medien gngig sind. Nach meinenErfahrungen hat z.B. ein ganz erheblicher Anteil der GWUP-Mitgliedschaft keine Ahnung, wasetwa der Unterschied zwischen Tierkreiszeichen und Sternbildern ist, was der AusdruckBegegnung der dritten Art wirklich korrekt bedeutet oder welche verschiedenenparapsychologischen Einrichtungen in Deutschland existieren oder wie sie institutionalisiertsind (im vom GWUP-Mitglied Lee Traynor herausgegebenen Skeptischen Jahrbuch 1998 ist

    beispielsweise von einem Ernst (!) Bender als Grnder eines parapsychologischen Institutsdie Rede, das heute den Namen Institut fr Psychohygiene trage) - was viele nicht hindert,sich lautstark zu Astrologie, Ufologie, Parapsychologie oder anderen Themen zu Wort zumelden, groteils mit entsprechend unqualifizierten Verlautbarungen. In diesem Kontextversteht sich (35) wohl auch das hufige pauschale Berufen auf bekannte Entlarver (insb.James Randi und seine 1-Million-Dollar-Wette) als Autoritten und Vorbilder, anstatt konkreteArgumente anzufhren. berhaupt ist es (36) beliebt, zu erklren, man "wette", dass dieser und

    jener Effekt sich (in unbestimmter Zeit!) als Artefakt herausstellen werde: dies ermglicht es,hohe subjektive Sicherheit zu demonstrierten, ohne sich mit der Materie nher beschftigen zu

    mssen.(37) Eigene Untersuchungsttigkeit zu Parawissenschaften tritt in der Regel gar nicht auf, dennes sei ja ohnehin schon klar, da alles Quatsch ist, was solle man denn noch untersuchen?(38) Wenn berhaupt Untersuchungen vorgenommen werden, dann nur, um einer breitenffentlichkeit zu demonstrieren, was man ohnehin schon fr gesichert hlt (der AusdruckDemonstrationen wre also angemessener), jedoch nicht, um Fragen nachzuspren, die mannoch fr offen erachtet und bei denen man ernsthaften Forschungsbedarf sieht. Im letzteren Fall

    bestnde - da die finanziellen Mittel begrenzt sind - ein Konkurrenzverhltnis zurffentlichkeitsarbeit, die innerhalb der GWUP ohne jeden Zweifel das absolute Primat geniet.Da es innerhalb der Parawissenschaften nichts mehr ernsthaft zu untersuchen gebe, seienentsprechende Untersuchungen Zeit- und Geldverschwendung; die Mittel sollten besser fr eine

    Intensivierung der ffentlichkeitsarbeit verwendet werden. Wenn ich die berzeugung habe,dass ein bestimmter Effekt nicht existiert, warum sollte ich viel Zeit und Geld aufwenden, umdiesen angeblichen Effekt zu untersuchen? Lieber die ffentlichkeit von meiner Meinung

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    berzeugen. Aber das ist keine Wissenschaft, es ist letztlich eine religis-missionarischeHaltung.Ein Mitglied des Wissenschaftsrats (!) der GWUP (heute Leiter der GWUP-Geschftsstelle)sagte mir gar auf meine Anregung hin, zu GWUP-Tagungen externe Referenten zuPrsentationen neuerer empirischer Untersuchungen einzuladen (extern, da es GWUP-intern

    kaum derartige Referenten gibt), dass empirische Untersuchungen doch ohnehin langweiligseien, das sei immer das gleiche, was solle man da schon Neues erwarten, von derartigenPrsentationen halte er nichts.Wenn berhaupt irgendetwas untersucht wird, dann sind es (39) relativ leicht zu entkrftendeund ohnehin schon sehr fragwrdige Flle (z.B. offensichtliche Scharlatanerie im Esoterik-Bereich), whrend um die hrteren Nsse (z.B. diverse parapsychologischeLaborexperimente) ein groer Bogen gemacht wird. Einer wissenschaftlichen Haltung wre esangemessen, sich den besten Argumenten der (so empfundenen) Gegenseite kritischzuzuwenden, nicht ersatzweise den schwchsten.(40) Unternimmt jemand im anderen Lager wissenschaftliche Untersuchungen zuParawissenschaften, wird dies als rgernis empfunden, das man gerne verhindern wrde, wenn

    man es knnte, sofern der betreffende Forscher ffentliche Mittel zur Finanzierung seinerStudie erhlt. (41) Es gibt keine positive Einstellung, fr wissenschaftliche Untersuchungen vonParawissenschaften Geld auszugeben. Bedenkt man, dass dies auf einen ganz erheblichen Teilder Mitglieder der GWUP zutrifft, kann der Name Gesellschaft zur wissenschaftlichenUntersuchung von Parawissenschaften eigentlich nur noch als ein Etikettenschwindelaufgefasst werden.Man fragt sich, welche Funktion die Gruppe berhaupt fr viele Mitglieder der GWUP hat.Unzhlige Male habe ich als verantwortlicher Redaktionsleiter des Skeptikeraus der Leserschaftund aus der Mitgliedschaft der GWUP Anfragen und Aussagen folgenden Sinngehalts

    bekommen: (42) Da Parawissenschaften Quatsch sind, wei ich ohnehin. Die GWUP braucheich vor allem deshalb, um gut begrnden zu knnen, warum es Quatsch ist. Einewissenschaftliche Haltung verbirgt sich dahinter freilich nicht. Es geht fr viele Mitglieder derGWUP offensichtlich darum, in der Gruppe soziale Sicherheit fr ihre schon fest bestehendenberzeugungen und Vorurteile zu gewinnen, sie sozial durch eine Gruppe bekrftigt zu

    bekommen, die als autoritativ empfunden wird, sowie Argumentationshilfen fr entsprechendeDiskussionen im eigenen sozialen Umfeld zu erhalten.(43) Ein weiteres Merkmal des Skeptiker-Syndroms scheint mir ein besonderesVorsichhertragen, ja sogar Stolz auf den Skeptiker-Begriff zu sein. Die Frage Wer sind dieSkeptiker? beantworten solche Personen hufig kurzum mit Wir sind es - und fhren damiteine dritte Bedeutung des Skeptiker-Begriffs ein, indem sie ihn (44) schlicht als Bezeichnungfr die ingroup verwenden.

    Man muss sich genau vergegenwrtigen, was letztlich dadurch geschieht, indem (45) die dreiSkeptiker-Bedeutungen unreflektiert gleichgesetzt werden: kritisch denkende Menschen =nicht an Paranormales Glaubende = ingroup. Die Mitglieder der eigenen Gruppe(Skeptiker) werden dadurch nicht nur klammheimlich per definitionem zu kritisch denkendenMenschen (Skeptikern) erklrt, sondern auch deren inhaltliche Position (Skeptiker alsunbeliever) festgelegt. Wird von auen Kritik an Skeptikern (ingroup) gebt, lautet (46) dieErwiderung, dass Skeptiker ja in Wirklichkeit nichts weiter als kritisch denkendeMenschen bedeute und insofern die Kritik an den Skeptikern (nun wieder ingroup)ungerechtfertigt sei. Umgekehrt kann jemand (47) rasch zur outgroup (Nicht-Skeptiker)erklrt werden, indem ihm Glaube an Paranormales (=Nicht-Skeptiker) unterstellt wird,ohne dass eine Prfung hinsichtlich der verbleibenden Skeptiker-Dimension des kritischen

    Denkens noch vorgenommen zu werden bruchte.Sensibilisiert auf die unterschiedlichen Bedeutungen des Skeptiker-Begriffs habe ich in derGWUP derart hufig solche durch Kontextwechsel erschlichenen Argumentationsmuster erlebt,

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    dass ich fr die Zukunft plane, durch eine umfassende Analyse von Texten fhrenderReprsentanten von Skeptiker-Organisationen detailliert aufzuzeigen, wie jene Personen jenach Kontext den Skeptiker-Begriff in unterschiedlicher Weise verwenden und wie sich diesauf ihre Schlussfolgerungen auswirkt. Ich habe brigens keinen Zweifel daran, dass diesunreflektiert geschieht.

    Einen wie auch immer gearteten apriorischen Grund fr die Annahme, dass Skeptiker imersten Sinne auch automatisch Skeptiker im zweiten Sinne seien (oder umgekehrt) oder garzwangslufig mit Skeptikern im dritten Sinne identisch sind, sehe ich nicht, vielmehrzahlreiche Belege dafr, dass dies nicht der Fall ist.Die Abgrenzung des Gegenstandsbereichs, zu dem die GWUP aktiv sein sollte, ist ein Themafr sich. Syndrom-Skeptiker tendieren dazu, (48) die Grenzen sehr weit und auch auf Religions-und Weltanschauungsfragen auszudehnen. Dies ist nur konsequent, wenn man das Agierengegen Parawissenschaften als Weltanschauungskampf begreift, wie dies jene Skeptiker ofttun. Dann braucht auch keine Rcksicht mehr darauf genommen zu werden, welche Frageneinem empirisch-wissenschaftlichen Zugriff eigentlich noch zugnglich sind und welche nicht.In Extremfllen kann sich dieser Kampf sogar pauschal auf alles Schlechte in der Welt

    beziehen.Whrend manche selbsterklrte Skeptiker offen fordern, dass auch in Religions- undWeltanschauungsfragen die GWUP klar und kmpferisch Position beziehen sollte, erkennenandere, dass dies zumindest taktisch unklug wre, da es die Glaubwrdigkeit der Organisation

    beeintrchtigen und vermutlich gruppeninterne Spannungen hervorrufen wrde (denn dieGWUP ist in weltanschaulicher Hinsicht nicht vllig homogen, wenn auch atheistisch-naturalistisch-szientistische Positionen klar dominieren). Folglich wird (49) aus taktischen (!)Grnden die Behandlung von Religions- und Weltanschauungsfragen vermieden und hier eineArbeitsteilung mit anderen Organisationen (in der Regel organisierten Atheisten) angestrebtoder empfohlen. Der Geschftsfhrer der GWUP vertritt z.B.eine solche Haltung, nicht andersauch der CSICOP-Vorsitzende Paul Kurtz.(50) Die Mglichkeit bzw. Wahrscheinlichkeit, dass sich doch noch eines der als paranormalabgelehnten Phnomene irgendwann als existent erweisen knnte, wird - falls diese Frageberhaupt ernsthaft gestellt wird - als gegen Null gehend, vernachlssigbar gering bzw. als reinhypothetisch jenseits aller ernsthaften Erwgungen angesehen. Da vielen Mitgliedern derGWUP aus diversen ffentlichen Kontroversen klar geworden ist, dass man bei einem allzudeutlichen Zeigen jener subjektiven quasi absoluten Sicherheiten in einem dogmatischen Lichterscheinen wrde, haben sich derartige Skeptiker vielfach angewhnt, im Sinne einerRhetorik zwar stets ihre grundstzliche Offenheit zu betonen, dem aber kaum ernsthafteErwgungen folgen zu lassen. Ein typisches Beispiel ist etwa eine in GWUP-Aktuell1/98abgedruckte Antwort des GWUP-Geschftsfhrers Amardeo Sarma zur Frage, ob er es fr

    mglich halte, dass sich bisher als paranormal eingestufte Thesen einmal als wahr erweisenknnten: Ich wre bei entsprechender Lage der Dinge bereit, einen solchen grundlegendenParadigmenwechsel ... mitzumachen. Dass diese Lage aber eintritt wrde mich mehrberraschen, als zu erfahren, dass Karl Marx nie gelebt hat und eine Erfindung von ThomasGottschalk ist. Der letzte Satz unterstreicht einerseits die absolute Sicherheit von Sarma,andererseits erfllt er die Funktion, (51) entsprechende Thesen ins Lcherliche zu ziehen.Je sicherer wir uns in unserem Urteil sind, umso schwerer fllt es uns natrlich, neue Daten fairzu beurteilen. Und genau dies ist das Problem jener Skeptiker. Hinzu kommt ihre schonangesprochene weitgehende Unkenntnis relevanter Literatur, weshalb sie bei entsprechenderLage der Dinge sicher unter den Letzten wren, die einen solchen Paradigmenwechselerkennen und vollziehen wrden, mit Sicherheit erst deutlich nach der allgemeinen scientific

    community selbst. Dies ist aber eine fragwrdige Situation fr eine Gesellschaft zurwissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, von der man eigentlich erwartensollte, dass ihr Herz ganz dicht am jeweils aktuellen Forschungs- und Erkenntnishorizont

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    schlgt und sie auch in der Vermittlung dessen sowohl gegenber der scientific community alsauch gegenber der ffentlichkeit eine Vorreiterrolle einnimmt. Dass dem aufgrundmangelnder Kenntnisse nicht so ist, hat mir gegenber eines der GWUP-Vorstandsmitglieder ineinem persnlichen Gesprch auch ganz offen zugegeben - und mit dem Argument verteidigt,dass es ja gar nicht die Aufgabe der GWUP sei, ber den aktuellen Forschungsstand zu

    informieren, sondern nur ber dieBedingungen, unter denen man einen solchenParadigmenwechsel ggf. akzeptieren knne. Inwieweit Personen zu solchen Meta-Urteilen

    besonders qualifiziert sind, die kaum Verbindung zum jeweiligen Forschungsprozess unddessen spezifischen Problemen haben, sei dahingestellt.Die Frage, inwiefern typische Skeptiker-Organisationen in der Lage wren, ihrem unbelief-System widersprechende Erkenntnisse zu rezipieren, lsst - abgesehen vom mangelnden oder

    bestenfalls sehr selektiven Fluss relevanter Informationen in jenen Organisationen sowie derweitgehend fehlenden kontroversen Diskussionskultur auf wissenschaftlichem Niveau - auchnoch in anderer Hinsicht Zweifel aufkeimen: Denn fr eine ganze Reihe von jenenSkeptikern heiligt (52) bis zu einem gewissen Grad der Zweck die Mittel im Sinne ihresKampfes gegen das Paranormale. Mir haben wiederholt verschiedene Mitglieder der GWUP

    versichert, dass sie auch unsachliche Argumente (Anspielen auf Emotionen, Zynismus u.a.) frlegitim halten, um gegen das Paranormale anzutreten. Dies kann bis zum bewusstenVerschweigen eventuell strender Informationen gehen.Anlsslich einer von der GWUP geplanten Tagung, zu der auf Anregung von Rudolf Henke undmir auch Pro-Vertreter (so ein in der GWUP blicher terminus technicus, der brigens schonimpliziert, dass die GWUP immer contra ist) als Referenten eingeladen werden sollten, umeinen sachlichen und konstruktiven Dialog zu fhren, meinte mir gegenber beispielsweise derGeschftsfhrer der GWUP, Amardeo Sarma, man solle einen bestimmten Referenten liebernicht einladen, da die von ihm prsentierte Studie (die Sarma zu diesem Zeitpunkt noch garnicht bekannt war!) mglicherweise so gut und so fehlerfrei erscheinen knnte, dass denSkeptikern der GWUP keine Argumente mehr dagegen einfallen knnten.Genauso forderte Sarma, dass Pro-Contra-Dialoge im Skeptiker(die von mir eingefhrt wordenwaren und von ihm und anderen GWUP-Mitgliedern mit groem Misstrauen gesehen wurden,da sie das skeptische Profil gefhrden wrden) von vornherein so angelegt sein mssten, dassdie skeptische Seite am lngeren Hebel sitze, das Schlusswort habe und als Gewinnerdastehe. So teilte mir Sarma in einer E-Mail mit: Kontroverse Diskussionen sind dann und nurdann zulssig, wenn es im Interesse des skeptischen Lesers ist oder der berzeugung von noch-nicht-skeptischen Lesern dient. In jedem Fall ist sicherzustellen, dass ... ein Fazit immer ausskeptischer Sicht gezogen werden muss. Es soll verhindert werden, auch in jedem Einzelfall,dass Zweifel ber die Position des Skeptikers auftritt. In welchem Sinne skeptisch hiergemeint ist, braucht nicht weiter betont zu werden und geht auch durch den Kontext der

    genannten Intention berzeugen (natrlich bezglich inhaltlicherPositionen) klar hervor.Fr Sarma ist die Zielgruppe fr die Zeitschrift Skeptikerausschlielich die skeptischeingestellte Person im Sinne der GWUP bzw. Personen, bei denen wir glauben, dass wir sieentsprechend berzeugen knnen. Definitiv nicht zur Zielgruppe gehrten laut SarmaPersonen, bei denen eher nicht davon auszugehen ist, dass sie ins skeptische Lager wechselnwerden. Solchen Personen seien keine Zugestndnisse zu machen, das heit konkret, dasswir Aussagen von z.B. Parapsychologen nicht unwidersprochen lassen drfen. Die Leserdrften nmlich nicht ber die Zielrichtung der Zeitschrift verwirrt werden, stets und in jedemEinzelfall sei zu beachten, dass der Leser nicht in Unklarheit darber gelassen wird, was diePosition im Sinne der GWUP ist usw.Man drfe zudem nicht dem Mythos vom mndigen Leser aufsitzen, so ein anderes

    Vorstandsmitglied. Die Redaktion habe also stets dafr zu sorgen, dass nur die richtigenMeinungen und Informationen im Sinne der GWUP in der Zeitschrift erscheinen bzw. falls

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    berhaupt abweichende Meinungen auftauchten, dann nur und in vorgegebener Weisekommentiert.Man knnte sich fragen, ob sich hinter einer solchen Auffassung nicht eine gehrige Portionvon Misstrauen gegenber dem selbstreinigenden Prozess der Wissenschaft als solchemsowie eine bemerkenswerte Geringschtzung der eigenen Leserschaft hinsichtlich deren

    kritischer Denkfhigkeit verbirgt.Eine solche Haltung knnte man (53) als Cui-bono-Denken bezeichnen, welches einen weiterentypischen Bestandteil des Skeptiker-Syndroms darstellt: Entscheidungskriterium fr das eigeneHandeln ist letztlich immer die Frage Wem ntzt es?. Nicht akzeptiert wird die aus einerwissenschaftlichen Perspektive angebrachte Norm, dass z.B. auf Tagungen oder inPublikationen schlicht derjenige zu Wort kommt, der etwas Relevantes zu sagen hat und seinePosition in einem kritischen Diskurs mit sachlich-fundierten Argumenten verteidigen kann -und nicht der, der die richtige Meinung hat, zu den richtigen Ergebnissen kommt oder derrichtigen Gruppe angehrt.In ffentlichen Verlautbarungen prsentieren sich jene Skeptiker freilich ganz anders. Sofhrt z.B. Sarma in einem Artikel im Skeptiker4/96 aus:Die Zuhrer sind in der Lage, sich

    selbst eine Meinung zu bilden; deshalb sollte man die Fakten fr sich sprechen lassen ... DasZiel der GWUP ist es nicht, recht zu haben oder zu bekommen, sondern gemeinsam mglichstnahe an die Wahrheit heranzukommen. Die Diskrepanz zu den oben angefhrten internvertretenen Positionen von Sarma ist offensichtlich. Cui bono-Denken ist zwar ein zentralesMerkmal des Syndroms, jedoch eines, das aus guten Grnden nur in der internenKommunikation mit vermuteten Gleichgesinnten offen zutage tritt.

    Sarma hatte mit solchen und hnlichen mir gegenber intern erhobenen Forderungen aberzumindest aus einer funktionalen Perspektive sicher nicht unrecht, denn wrde anderes gelten,stnde nach meiner Einschtzung die GWUP in der Tat vor einer existenzgefhrdendenZerreiprobe, weil der Groteil der Mitglieder dann Profil und Identitt der GWUPgrundlegend gefhrdet shen. In letzter Konsequenz wrden die "Skeptiker"-Organisationenzerfallen, denn sie leben von dieser "kommunikativen Schlieung", ohne die ihre Ideologemegenauso zerbrseln wrden wie ihre soziale Basis. Und fr Personen, die die Prioritten anderssetzen und im Zweifelsfall wissenschaftliche Seriositt den Selbstbesttigungs-,Selbsterhaltungs- und ideologischen Positionierungsbedrfnissen der Gruppen vorziehen, gilt(so Sarma im September 2002 in Prag auf einem internationalen Koordinationstreffen von"Skeptiker"-Funktionren): "It is fine to have such persons outside a skeptical organization andthey sometimes correctly point out flawed reasoning amongst skeptics. It is within a skepticalgroup that they pose a real danger, because this position undermines the identification ofskeptics with their skeptical group." Dem kann ich nur zustimmen.

    Date: 8 Apr 1998 01:19:29 GMTFrom: DOwens6683 Newsgroups: alt.paranormalSubject: Stupid Skeptic Tricks

    Ever get into an argument with a skeptic only to end upexasperated and feeling you've been bamboozled? Skeptics areoften highly skilled at tying up opponents in clever verbalknots. Most skeptics are, of course, ordinary, more-or-lesshonest people who, like the rest of us, are just trying to makethe best sense they can of a complicated and often confusingworld. Others, however, are merely glib sophists who usespecious reasoning to defend their prejudices or attack the ideasand beliefs of others, and even an honest skeptic can innocentlyfall into the mistake of employing bad reasoning.

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    In reading, listening to and sometimes debating skeptics over theyears, I've found certain tricks, ploys and gimmicks which theytend to use over and over again. Here are some of 'em. Perhapsif you keep them in mind when arguing with a skeptic, you'll feelbetter when the debate is over. Shucks, you might even score apoint or two.

    * * *

    1.) RAISING THE BAR (Or IMPOSSIBLE PERFECTION): This trickconsists of demanding a new, higher and more difficult standardof evidence whenever it looks as if a skeptic's opponent is goingto satisfy an old one. Often the skeptic doesn't make it clearexactly what the standards are in the first place. This can beespecially effective if the skeptic can keep his opponent fromnoticing that he is continually changing his standard ofevidence. That way, his opponent will eventually give up inexasperation or disgust. Perhaps best of all, if his opponentcomplains, the skeptic can tag him as a whiner or a sore loser.

    Skeptic: I am willing to consider the psi hypothesis if you willonly show me some sound evidence.

    Opponent: There are many thousands of documented reports ofincidents that seem to involve psi.

    S: That is only anecdotal evidence. You must give me laboratoryevidence.

    0: Researchers A-Z have conducted experiments that producedresults which favor the psi hypothesis.

    S: Those experiments are not acceptable because of flaws X,Y andZ.

    0: Researchers B-H and T-W have conducted experiments producingpositive results which did not have flaws X,Y and Z.

    S: The positive results are not far enough above chance levelsto be truly interesting.

    0: Researchers C-F and U-V produced results well above chancelevels.

    S: Their results were achieved through meta-analysis, which is ahighly questionable technique.

    O: Meta-analysis is a well-accepted method commonly used inpsychology and sociology.

    S: Psychology and sociology are social sciences, and theirmethods can't be considered as reliable as those of hard sciencessuch as physics and chemistry.

    Etc., etc. ad nauseum.

    2.) SOCK 'EM WITH OCCAM: Skeptics frequently invoke Occam'sRazor as if the Razor automatically validates their position.Occam's Razor, a principle of epistemology (knowledge theory),

    states that the simplest explanation which fits all the facts isto be preferred -- or, to state it another way, entities are notto be multiplied needlessly. The Razor is a useful and even

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    necessary principle, but it is largely useless if the factsthemselves are not generally agreed upon in the first place.

    3.) EXTRAORDINARY CLAIMS: Extraordinary claims, says theskeptic, require extraordinary evidence. Superficially thisseems reasonable enough. However, extraordinariness, like

    beauty, is very much in the eye of the beholder. Some claims, ofcourse, would seem extraordinary to almost anyone (e.g. the claimthat aliens from Alpha Centauri had contacted you telepathicallyand informed you that the people of Earth must make you theirabsolute lord and ruler). The "extraordinariness" of many otherclaims, however, is at best arguable, and it is not at allobvious that unusually strong evidence is necessary to supportthem. For example, so many people who would ordinarily beconsidered reliable witnesses have reported precognitive dreamsthat it becomes difficult to insist these are "unusual" claimsrequiring "unusual" evidence. Quite ordinary standards ofevidence will do.

    4.) STUPID, CRAZY LIARS: This trick consists of simple slander.Anyone who reports anything which displeases the skeptic will beaccused of incompetence, mental illness or dishonesty, or somecombination of the three without a single shred of fact tosupport the accusations. When Charles Honorton's Ganzfeldexperiments produced impressive results in favor of the psihypothesis, skeptics accused him of suppressing or not publishingthe results of failed experiments. No definite facts supportingthe charge ever emerged. Moreover, the experiments wereextremely time consuming, and the number of failed, unpublishedexperiments necessary to make the number of successful, publishedexperiments significant would have been quite high, so it isextremely unlikely that Honorton's results could be due toselective reporting. Yet skeptics still sometimes repeat thisaccusation.

    5.) THE SANTA CLAUS GAMBIT: This trick consists of lumpingmoderate claims or propositions together with extreme ones. Ifyou suggest, for example, that Sasquatch can't be completelyruled out from the available evidence,the skeptic will thenfacetiously suggest that Santa Claus and the Easter Bunny can'tbe "completely" ruled out either.

    6.) SHIFTING THE BURDEN OF EVIDENCE: The skeptic insists that hedoesn't have to provide evidence and arguments to support hisside of the argument because he isn't asserting a claim, he ismerely denying or doubting yours. His mistake consists ofassuming that a negative claim (asserting that something doesn'texist) is fundamentally different from a positive claim. Itisn't. Any definite claim, positive or negative, requiresdefinite support. Merely refuting or arguing against anopponent's position is not enough to establish one's ownposition.. In other words, you can't win by default.

    As arch-skeptic Carl Sagan himself said, absence of evidence isnot evidence of absence. If someone wants to rule out vistationsby extra-terrestrial aliens, it would not be enough to point outthat all the evidence presented so far is either seriously flawedor not very strong. It would be necessary to state definitereasons which would make ET visitations either impossible or

    highly unlikely. (He might, for example, point out that our bestunderstanding of physics pretty much rules out any kind ofeffective faster-than-light drive.)

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    The only person exempt from providing definite support is theperson who takes a strict "I don't know" position or the agnosticposition. If someone takes the position that the evidence infavor of ET visitations is inadequate but goes no farther, he isexempt from further argument (provided, of course, he gives

    adequate reasons for rejecting the evidence). However, if hewants to go farther and insist that it is impossible or highlyunlikely that ET's are visiting or have ever visited the Earth,it becomes necessary for him to provide definite reasons for hisposition. He is no longer entitled merely to argue against hisopponent's position.

    There is the question of honesty. Someone who claims to take theagnostic position but really takes the position of definitedisbelief is, of course, misrepresenting his views. For example,a skeptic who insists that he merely believes the psi hypothesisis inadequately supported when in fact he believes that the humanmind can only acquire information through the physical senses is

    simply not being honest.

    7.) YOU CAN'T PROVE A NEGATIVE: The skeptic may insist that heis relieved of the burden of evidence and argument because "youcan't prove a negative." But you most certainly can prove anegative! When we know one thing to be true, then we also knowthat whatever flatly contradicts it is untrue. If I want to showmy cat's not in the bedroom, I can prove this by showing that mycat's in the kitchen or outside chasing squirrels. The negativehas then been proven. Or the proposition that the cat is not inthe bedroom could be proven by giving the bedroom a good searchwithout finding the cat. The skeptic who says, "Of course Ican't prove psi doesn't exist. I don't have to. You can't provea negative," is simply wrong. To rule something out, definitereasons must be given for ruling it out.

    Of course, for practical reasons it often isn't possible togather the necessary information to prove or disprove aproposition, e.g., it isn't possible to search the entireuniverse to prove that no intelligent extraterrestrial lifeexists. This by itself doesn't mean that a case can't be madeagainst the existence of extraterrestrial intelligence, althoughit does probably mean that the case can't be as air-tight andconclusive as we would like.

    8.) THE BIG LIE: The skeptic knows that most people will nothave the time or inclination to check every claim he makes, so heknows it's a fairly small risk to tell a whopper. He might, forexample, insist that none of the laboratory evidence for psistands up to close scrutiny, or he might insist there have beenno cases of UFO's being spotted by reliable observers such astrained military personnel when in fact there are well-documentedcases. The average person isn't going to scamper right down tothe library to verify this, so the skeptic knows a lot of peopleare going to accept his statement at face value. This ploy worksbest when the Big Lie is repeated often and loudly in a confidenttone.

    9.) DOUBT CASTING: This trick consists of dwelling on minor ortrivial flaws in the evidence, or presenting speculations as to

    how the evidence might be flawed as though mere speculation issomehow as damning as actual facts. The assumption here is thatany flaw, trivial or even merely speculative, is necessarily

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    fatal and provides sufficient grounds for throwing out theevidence. The skeptic often justifies this with the"extraordinary evidence" ploy.

    In the real world, of course, the evidence for anything is seldom100% flawless and foolproof. It is almost always possible to

    find some small shortcoming which can be used as an excuse fortossing out the evidence. If a definite problem can't be found,then the skeptic may simply speculate as to how the evidence*might* be flawed and use his speculations as an excuse todiscard the information. For example, the skeptic might pointout that the safeguards or controls during one part of a psiexperiment weren't quite as tight as they might have been andthen insist, without any supporting facts, that the subject(s)and/or the researcher(s) probably cheated because this is the"simplest" explanation for the results (see "Sock 'em with Occam"and "Extraordinary Claims"; "Raising the Bar" is also relevant).

    10.) THE SNEER: This gimmick is an inversion of "Stupid, Crazy

    Liars." In "Stupid, Crazy Liars," the skeptic attacks thecharacter of those advocationg certain ideas or presentinginformation in the hope of discrediting the information. In "THESNEER," the skeptic attempts to attach a stigma to some idea orclaim and implies that anyone advocating that position must havesomething terribly wrong with him. "Anyone who believes we'vebeen visited by extraterresrial aliens must be a lunatic, a fool,or a con man. If you believe this, you must a maniac, a simpletonor a fraud." The object here is to scare others away from acertain position without having to discuss facts.

    * * *

    To be fair, some of these tricks or tactics (such as "The BigLie," "Doubtcasting" and "The Sneer") are often used by believersas well as skeptics. Scientifc Creationists and HolocaustRevisionists, for example, are particularly prone to use"Doubtcasting." Others ploys, however, such as "Sock 'em withOccam" and "Extraordinary Claims," are generally used by skepticsand seldom by others.

    Unfortunately, effective debating tactics often involve badlogic, e.g. attacking an opponent's character, appeals toemotion, mockery and facetiousness, loaded definitions, etc. Andcertainly skeptics are not the only ones who are ever guilty ofusing manipulative and deceptive debating tactics. Even so,skeptics are just as likely as anyone else to twist theirlanguage, logic and facts to win an argument, and keeping thesetricks in mind when dealing with skeptics may very well keep youfrom being bamboozled.

    _________________

    When the pin is pulled, Mr. Grenade is no longer our friend.

    Vom Regen in die Traufe

    Erfahrungen eines Insidersmit der deutschen Skeptikerbewegung

    Rudolf Henke

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    Wissenschaftler sollten das Unerklrte

    untersuchen,

    aber nicht das Un-Untersuchte zu erklren

    versuchen.

    Don Ecker (in: California UFO Nr.3/1988)

    Was steckt hinter UFO-Meldungen? Gibt es sogenannteparanormale Phnomene wie Telepathie, Hellsehen oderPsychokinese? Waren die Gtter Astronauten? GehenKatastrophenberichte in alten Mythen auf reale Geschehnissezurck? Fr mich gab es auf diese und andere spannendeFragen nicht von vornherein fertige Antworten. Ohne Zweifelunterschied mich bereits diese bis heute anhaltende Neugier vonzahlreichen erklrten "Skeptikern", als ich mich 1990 der damalseinzigen deutschen Skeptiker-Organisation Gesellschaft zurwissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften(GWUP) anschlo.

    Der Grund fr meinen Eintritt in die GWUP lag in meinen imLaufe der Jahre zuvor gemachten Erfahrungen mit fanatischen,wissenschaftlich unredlichen und religis verbrmten Haltungeninnerhalb der sogenannten UFO-Szene. Als Jugendlicher hatteich mit Begeisterung die Bcher des Schweizer"Sonntagsforschers" Erich von Dniken sowie Donald E. KeyhoesBuch "Der Weltraum rckt nher" (Originaltitel: "Flying Saucersfrom Outer Space") verschlungen. Irgendwann lie ich es nichtbei der reinen Lektre derartiger "Erbauungsliteratur"bewenden, sondern stellte eigene Nachforschungen an. Im Zugeeiner Literaturrecherche stie ich auf die Mannheimer Gruppe

    Centrales Erforschungsnetz auergewhnlicher(Himmels-)Phnomene (CENAP), deren Mitglieder sich schonlnger mit dem UFO-Phnomen auseinandergesetzt hatten. ImGegensatz zu mir waren die CENAP-Leute aufgrund zahlreicherFalluntersuchungen zu dem ernchternden Schlu gelangt, daman das, was in der populren Literatur stand, nicht fr bareMnze nehmen drfe, entpuppten sich doch die meistenvermeintlich spektakulren "UFOs" bei nherem Hinsehen alsrecht irdische Erscheinungen. Die vom CENAP geleisteteUntersuchungsarbeit beeindruckte mich sehr. Doch es gab aucheinige Punkte, die mir weniger zusagten: Die meisten Mitgliederdes CENAP arbeiten kaum mit einem wissenschaftlich-

    systematischen Ansatz, sondern eher im Sinne eines kritisch-investigativen Journalismus. Aufgrund meines Interesses frAstronomie stellte ich bald fest, da so einige vom CENAP alsModell-Heiluftballons gedeutete "UFOs" in Wahrheit aufastronomische Ursachen zurckgingen. Es strte mich auch, damanche CENAP-Mitglieder im Umgang mit Andersdenkendennicht immer sachlich blieben, sondern bisweilen einenmissionarischen Eifer an den Tag legten, der mir nicht gefiel.Hinzu kam, da einige meiner damaligen CENAP-Kollegengelegentlich nur allzu rasch nach der erstbesten hingehaltenen"Erklrung" griffen, statt anhand systematischerMerkmalsanalysen eigenstndig nach Erklrungen zu suchen.

    Bei der Suche nach wissenschaftlich systematisch arbeitendenUFO-Organisationen stie ich auf die im Mnchner Raumbeheimatete Untersuchungsgruppe Mutual UFO Network -

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    Central European Section (MUFON-CES). Ich war zunchst sehrangetan, als ich erfuhr, da in dieser Organisation sichberwiegend Wissenschaftler - darunter Diplom-Physiker,Ingenieure, Psychologen und Vertreter andererWissenschaftsdisziplinen - mit dem UFO-Phnomenauseinandersetzten. Doch nachdem mich der Leiter dieserOrganisation zu einer MUFON-CES-Tagung eingeladen hatte, warmeine Enttuschung um so grer. Keiner der fhrendenMitglieder war bereit, ber kritische Einwnde zu bestimmtenFllen berhaupt zu diskutieren; stattdessen schlug mirUnduldsamkeit entgegen. Eine derartige Haltung hatte ich ineiner vorgeblich wissenschaftlichen Organisation nicht erwartet.Ich machte damals erstmals persnlich die Erfahrung, da auchWissenschaftler nicht vor Irrationalismus gefeit sind.

    Aufgrund dieser negativen Erfahrungen, die ich sowohl mitKritikern als auch Bejahern "exotischer" UFO-Theorien gemacht

    hatte, setzte ich groe Hoffnungen auf die neugegrndeteGWUP. Hier war eine Organisation, die vorgab, mittels"wissenschaftlicher Methoden ohne Voreingenommenheit"(Satzung 2) zu forschen. Ich hoffte daher, dort am ehesten aufPersonen zu stoen, die sich einerseits wie ich eine gesundeNeugier in Bezug auf die Frage nach Existenz oder Nichtexistenzangeblicher "Paraphnomene" erhalten hatten, die andererseitsaber die Fhigkeit zu kritischer Distanz mitbrachten, wie man sieim Idealfall von jedem serisen Wissenschaftler erwartet. Meinevorausgegangenen Erfahrungen mit einigen Wissenschaftlernvom MUFON-CES hatten mich jedoch sensibilisiert, so da ichdaher auch der GWUP von Anfang an skeptisch gegenberstand.

    Zunchst interessierte mich, wie GWUP-Mitglieder zu ihrerSkepsis gelangt waren. Ich erinnere mich gut, wie meinekritische Frage beim GWUP-Geschftsfhrer Amardeo Sarma garnicht gut ankam. Selbstkritisches Hinterfragen schien nicht inseinem Interesse zu liegen...

    Mangelndes Fachwissen

    Mir fiel schon bald auf, da drei der damaligen fnf GWUP-Fachressorts - nmlich die Bereiche Astrologie, UFOs undOkkultismus - von wissenschaftlichen Laien geleitet wurden. Dasmute natrlich noch nichts Negatives bedeuten, leisten docherfahrungsgem auch wissenschaftliche Laien hufig wertvollewissenschaftliche Arbeit (z.B. in der Amateurastronomie). In derTat besaen alle Leiter dieser Fachbereiche auf den betreffendenGebieten reichhaltige persnliche Erfahrungen, so da es sichschon deshalb anbot, ihnen deren Leitung anzuvertrauen. Dochim Laufe der Zeit mute nicht nur ich feststellen, da es denBetreffenden nicht nur erheblich an wissenschaftlichemGrundlagenwissen mangelte, sondern da alle drei ihre Ttigkeitmit einem missionarischen Eifer betrieben, der mich abstie. Sobesa der Okkultismusbeauftragte als Lehrer undZauberknstler zwar reichhaltige Erfahrung ber die von

    Jugendlichen und Erwachsenen ausgebten okkulten Praktiken,und es besteht fr mich auch kein Zweifel darber, da er inForm von engagierter ffentlichkeitsarbeit wertvolle

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    Aufklrungsarbeit ber die mglichen Gefahren dieser Praktikenleistete und noch leistet, doch erwies er sich als hochgradiguninformiert ber die Forschungsergebnisse der modernenakademischen Parapsychologie. Die gleiche Beobachtung machteich bei einem weiteren "Skeptiker" der Gesellschaft, der -obwohl Autor eines kritischen Buches zum Thema "Psi" - selbstmit den gebruchlichsten Definitionen der Parapsychologie aufKriegsfu stand. Bezeichnend auch, da vor allem derOkkultismus- als auch der Parapsychologie-"Experte" sich inPublikationen und bei Vortrgen in erster Linie auf Zeitungs- undZeitschriftenartikel sowie auf populre Bcher statt auf diewissenschaftliche Literatur beriefen.Der damalige Leiter des GWUP-Fachressorts Astrologie (der1992 durch Edgar Wunder abgelst wurde) entpuppte sich alskmpferischer Atheist und fanatischer Kirchenkritiker. Beidesbraucht natrlich keinen Einflu auf die Qualitt desastrologischen Fachwissens zu haben. Doch stellte sich auch in

    diesem Fall heraus, da der Betreffende ausgerechnet ber diemeistdiskutierten astrologischen Untersuchungen nuroberflchlich informiert war, obwohl er sich seit langemffentlich als Astrologiekritiker hervortat.Bei der damaligen Prsidentin der Gesellschaft - der MarburgerRechtsmedizinerin Irmgard Oepen - verhielt es sich eherumgekehrt: Sie zeigte sich als sehr belesen auf dem von ihrvertretenen Gebiet "alternative Therapien", doch fehlte ihr nachmeinem Eindruck die unmittelbare praktische Erfahrung imUmgang mit Betroffenen. Frappierenderweise lies sie sich alsvormalige Chefredakteurin der GWUP-Zeitschrift Skeptiker beider Auswahl von Artikeln weniger von deren wissenschaftlicher

    Qualitt, sondern mehr von ihrer Sympathie zu den Autorenleiten, wie nicht nur der sptere Chefredakteur Edgar Wunder zuseiner Bestrzung feststellen mute. Gleiches galt in Bezug aufihre Auswahl von Referenten fr GWUP-Tagungen.

    Peinlich wurde es fr mich, als ausgerechnet der Vorsitzende desGWUP-Wissenschaftsrates - ein Psychologie-Professor ausGieen - in einer Fernsehsendung die Entstehung vonkomplexen Pictogrammen in Kornfeldern dem Treiben"liebestoller Rehe" zuschrieb. Dabei konnte selbst ein Laie mitnur einem Blick in ein Bilderbuch ber die kunstvollenKornmuster diese Hypothese leicht innerhalb von wenigen

    Sekunden widerlegen.

    Entsprechende Fauxpas angesehener Wissenschaftler sind leiderkeine Seltenheit. So erklrte der bekannte Astronom und"Fernsehprofessor" Heinz Haber einmal ein "UFO" zu einerMeteorerscheinung, obwohl das Phnomen von den Zeugen etwaeine Viertelstunde lang beobachtet worden war. In Wirklichkeithandelte es sich bei dem "UFO" um einen Modell-Heiluftballon.Die Amateurforscher vom Mannheimer CENAP erwiesen sich indiesem Fall klger als der Astronom.Ich erinnere mich auch, wie ausgerechnet ein sterreichischerRaumfahrtprofessor whrend einer Talkshow, an der ich

    ebenfalls teilgenommen hatte, mutmate, ob "UFOs" nichtKugelblitze sein knnten. Dabei ist die Existenz von Kugelblitzengenauso umstritten wie die von "UFOs". Nach der Sendungfragte ich den UFO-Skeptiker, ob er ein einziges Buch zum

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    Thema gelesen habe, was dieser verneinte...

    In den letzten beiden Fllen handelte es sich nicht umorganisierte "Skeptiker", so da deren Fehldeutungen nochverzeihlich erscheinen. Doch von Mitgliedern einer Gesellschaft,die den Anspruch hegt, Parawissenschaften wissenschaftlich zuuntersuchen - so der Vereinsname - sollte man entsprechendeFehlleistungen eigentlich zu allerletzt erwarten.Eine Umfrage unter Lesern der GWUP-Zeitschrift Skeptikerbesttigte, da die Mehrzahl der GWUP-Mitglieder gar keineparawissenschaftliche Literatur liest und damit genauso einseitiginformiert ist, wie es erfahrungsgem viele Anhngerparawissenschaftlicher Thesen sind.

    Skeptizismus als ideologische Grundhaltung

    Immer wieder neu mute ich erleben, ausgerechnet von GWUP-Mitgliedern gefragt zu werden, warum ich mir die Mhe machte,UFO-Meldungen nachzugehen, obwohl doch feststnde, "da dasalles eh nur Quatsch und meine Mhe daher nurZeitverschwendung" sei. Im Laufe der Zeit stellte ich fest, dadiese Haltung innerhalb der GWUP wesentlich verbreiteter war,als ich anfnglich angenommen hatte. Zahlreiche Bitten anKollegen, mich bei Falluntersuchungen zu untersttzen, bliebenentweder unbeantwortet oder es wurde gar mit Spott und Hmedarauf reagiert. Ein Psychologe aus der Gesellschaft erklrte,da man da ja genau so gut den Bericht jedes Irren in einerpsychiatrischen Anstalt ernstnehmen knne. Obwohl dieser

    Psychologe nie mit einer einzigen Person gesprochen hatte, dieglaubte, von einem "UFO" entfhrt worden zu sein, war er sichdoch absolut sicher, da es sich bei allen Berichterstattern nurum "Borderliner" handeln knne.

    Dr. jur. Herbert Schfer - ebenfalls GWUP-Mitglied - gehrt wohlzu den bekanntesten Parapsychologie-Kritikern Deutschlands.Bekannt wurde er vor allem durch seine Kritik am ehemaligenLeiter des Freiburger Instituts fr Grenzgebiete der Psychologieund Psychohygiene, Hans Bender, und dessen "Spuk"-Untersuchungen. Nach einem Vortrag auf einer GWUP-Tagungber einen selbst recherchierten "Spuk"-Fall fuhr mich der Juristan, wie ich denn einen "Spuk"-Fall nach mglichen"psychokinetischen" Effekten untersuchen knne - ich hatteGlasbrche von einem Experten auf Besonderheiten prfenlassen -, wo doch eh feststnde, da hinter allen Fllen nurSchabernack stehe.Derartige skeptische Vorurteile hatte ich in einer Gesellschaft,die sich vorgeblich an ausschlielich wissenschaftlichen Kriterienorientiert, nicht in dieser Heftigkeit und Hufigkeit erwartet. Icherinnere mich noch gut, als mir gegenber ausgerechnet derGWUP-Geschftsfhrer Sarma einmal erklrte, da im Grunde

    jedes GWUP-Mitglied zu jedem Thema in Talkshows alsSkeptiker auftreten knne. In der Tat drfte es in der Praxis invielen Fllen keine Rolle spielen, wer die Position des

    "Skeptikers" in einem Small-Talk spielt, da Kritiker in diversenSendungen in der Regel eh nur mit kurzen allgemeingehaltenenStatements zu Wort kommen. Doch was, wenn es tatschlich

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    einmal konkret wird (wie etwa im oben angesprochenen Beispielder Kornmuster)?

    Sarma nahm seine eigene Aussage so ernst, da er sich vor TV-Kameras auf einen Dialog mit dem Freiburger Parapsychologenvon Lucadou einlie, obwohl sich der GWUP-Geschftsfhrerauch nach eigener Auskunft nie tiefer mit den aktuellenUntersuchungen der akademischen Parapsychologie beschftigthatte! Natrlich kam es aufgrund der mangelhaftenSachkenntnisse Sarmas zu keinem echten Dialog, sondern nurzu nichtssagenden Allgemeinpltzen, was sogar der Presseauffiel, die den hflichen Austausch von Worthlsen mit Hmequittierte.

    Auch in anderen Fllen nahmen thematisch schlecht informierteGWUP-Mitglieder ffentlich wiederholt zu spezifischenparawissenschaftlichen Themen Stellung. Daher stellte sich frmich zunehmend die Frage, wozu die Gesellschaft Fachexpertenausweist, wenn doch Hinz und Kunz sich befhigt fhlt, ffentlichzu spezifischen Themen Stellung zu beziehen und so gut wieniemand innerhalb der Gesellschaft sich daran strt. SkeptischePrsenz ja - thematische Informiertheit nein. Ist ein derartigesVorgehen einer wissenschaftlichen Gesellschaft angemessen?Was nicht sein kann, nicht sein darf - nach dieser fragwrdigenPrmisse handeln nicht wenige erklrte Skeptiker. Kritikerwerden als "reine Empiriker" abqualifiziert. Statt sich zunchstber die Datenlage zu informieren, wird die Existenzbehaupteter oder nachgewiesener Anomalien von vornhereinbestritten, sofern sie nicht ins gegenwrtige physikalische

    Theoriengebude passen. Gelegentlich wird dabei sogar aufUnterstellungen aufgebaut - so zum Beispiel wenn es darumgeht, "UFOs" oder "Psi-Phnomene" wegzuerklren: So greifenUFO-Kritiker immer wieder gern ausschlielich dieextraterrestrische Herkunftshypothese (ETH) auf, um zubelegen, da es "UFOs" nicht geben knne, da aufgrundphysikalischer Barrieren (Lichtgeschwindigkeit) interstellareReisen kaum mglich sind. Bei dieser einseitigen Argumentationwird gar nicht erst zur Kenntnis genommen, da die ETH nureine von einer ganzen Reihe "exotischer" Erklrungen des UFO-Phnomens darstellt, das heit da mit der Widerlegung einerdieser Theorien noch nicht die UFO-Berichte aus der Welt

    geschafft sind.

    Mangelnde Forschungsbereitschaft

    Wer der Auffassung ist, da "eh alles Quatsch" ist, was Vertretervon Parawissenschaften behaupten bzw. da bestimmteNaturgesetze (besser: Theorien!) die Existenz diverser"Anomalien" ausschlieen, wird natrlich auch kaum einenForschungsbedarf sehen. In der Tat wurden innerhalb deszwlfjhrigen Bestehens der GWUP so gut wie keine echtenForschungsprojekte durchgefhrt, obwohl die Gesellschaftmittlerweile rund 600 Mitglieder umfat! Noch heute zehrt die

    GWUP im wesentlichen von einer einzigen Studie, die in ihrenGrnderjahren durchgefhrt wurde. Gemeint ist einRutengnger-Test in Kassel. Bei nherem Hinsehen fllt jedoch

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    auf, da es sich dabei eher um eine ffentliche Demonstrationals um ein echtes Forschungsvorhaben handelte. Denn man warsich aufgrund vorangegangener hnlicher Demonstrationen vonvornherein ber das Ergebnis sicher. Es wurden weder mglichekleine Effekte bercksichtigt, noch traf man Anstalten,Versuchspersonen, die ber- oder unterzufllige Ergebnisseerzielt hatten, erneut zu testen, um die "Robustheit" einesetwaigen kleinen Effektes zu prfen.Eine zweite Studie zum Thema Elektrosmog verschwand wegenUnstimmigkeiten mit den Finanziers der Telekom in derVersenkung. Alle weiteren kleineren Studien entsprangen derEigeninitiative einzelner Mitglieder und wurden zum grten Teilauf eigene Kosten durchgefhrt.Bezeichnend ist, da dieselben Mitglieder, die sich ber die ihrerMeinung nach "berflssigen" Untersuchungen von Kolleg(inn)enlustig machten, gleichzeitig deren Ergebnisse bernahmen,wenn es darum ging, stichhaltige Fakten in ihrem "Kampf gegen

    den Aberglauben" parat zu haben. Das ist etwas, was michimmer wieder aufs neue rgert, zumal die Daten meist genausoungeprft bernommen werden, wie dies hufig Anhngerparawissenschaftlicher Themen mit "ihren" Thesen tun.

    Mangelnde Dialogbereitschaft

    Schon frh fiel mir auf, da an den GWUP-Tagungen fast nurMitglieder teilnahmen. Verblfft mute ich im Laufe der Zeit zurKenntnis nehmen, da diese Isolation von fast allen GWUP-Mitgliedern, mit denen ich sprach, gewollt war. Kein Wunderauch, erfolgten Vorankndigungen zu den GWUP-Tagungen bisheute doch nie in parawissenschaftlichen Publikationen. Wasnutzt es, so fragte ich die GWUP-Funktionre immer wieder,wenn auf den GWUP-Tagungen ein "Skeptiker" dem anderen aufdie Schultern klopft, jedoch das eigentliche Zielpublikum auenvorgehalten wird. Doch ich stie mit dieser Kritik innerhalb derGWUP bis heute nur auf Unverstndnis.Darberhinaus waren nicht wenige "Experten" innerhalb derGesellschaft noch nicht einmal bereit, Anfragen vonNichtmitgliedern entgegenzunehmen. Diese selbstgewhlteweitgehende Isolation gegenber der breiten ffentlichkeit - wasdie fachliche Diskussion betrifft - steht im krassen Widerspruchzum Aufklrungsanspruch der Gesellschaft (Satzung 2 Abs. 3).

    Schon gar nicht ist man an einem selbstgewhlten Dialog mitVertretern von Parawissenschaften interessiert, wie zum Beispieldie Zusammensetzung der Teilnehmer von Podiumsdiskussionenwhrend der GWUP-Tagungen belegt. Aufschlureich ist, mitwelchen Argumenten sich fhrende GWUP-Mitglieder zumBeispiel gegen die Teilnahme von Parapsychologen aus Freiburgausgesprochen hatten: So riet die ehemalige Prsidentin derGesellschaft von einem ffentlichen Dialog ab, "weil man denFreiburgern nicht gewachsen" sei. Der GWUP-Geschftsfhreruerte erst krzlich hnliche Befrchtungen: DerParapsychologie-Referent knne aufgrund seiner Ausfhrungenderart glaubwrdig klingen, da der Eindruck entstehen knne,

    es gbe keine fundierten Argumente gegen die Parapsychologie.Mit anderen Worten: Beide GWUP-Funktionre befrchteten

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    einen Imageverlust fr die Gesellschaft.

    Fanatismus

    Fanatiker innerhalb der GWUP sind aus Grnden eines mglichenImageverlustes fr die Gesellschaft von vielen Mitgliedern zwarnicht gern gesehen, werden jedoch durchweg geduldet.Erschreckend fand ich, da ausgerechnet einige fhrendeFunktionre der GWUP selbst fanatische Zge an den Taglegten. Ich erinnere mich gut daran, wie sowohl die langjhrigeehemalige Prsidentin der Gesellschaft, als auch etwa derVorsitzende des GWUP-Wissenschaftsrates auf so mancheninternen Sitzungen voller Zorn reagierten, wenn die Rede aufbestimmte Vertreter von Parawissenschaften kam.

    Ein "Erdstrahlen-Experte" der GWUP erklrte krzlich: "...bin ich

    in der GWUP, gerade um manchen wirklichen Dogmatikernkrftig in die Suppe zu spucken". Der Leiter des GWUP-Fachbereiches Okkultismus uerte sich etwa zur gleichen Zeitin hnlicher Weise: "...die Windmhlenflgel deutlich vor Augensehen, gegen die wir dauernd anrennen (und das ist ja unsereselbstgesteckte Hauptaufgabe, auch wenn das den"Untersuchern" nicht pat)." Ein aktives GWUP-Mitglied - einKinderarzt - verglich die Gefahren von "parawissenschaftlichemUnfug" gar mit dem "Irrationalismus der Nazis". Ein weiteresengagiertes GWUP Mitglied - ebenfalls ein Mediziner - uertesich noch drastischer: "...jetzt fackele ich lieber ein paar lgendeEsoteriker (...) ab und (...) ramme einen Bioresonanzler-HP in

    den Boden...". Derartige groteske Feindbilder haben meinesErachtens in einer wissenschaftlichen Gesellschaft nichts zusuchen, obwohl die letztgenannte uerung sicherlich nichtwrtlich gemeint gewesen war.Ich mchte damit keineswegs suggerieren, da derartigerFanatismus innerhalb der GWUP die Regel ist. Nachdenklich muaber machen, da er weitgehend toleriert wird. Ich verstehe essehr gut, wenn vor allem Mediziner, die immer wieder mit denzum Teil katastrophalen Folgen von "Kurpfuschertum"konfrontiert werden, irgendwann eine radikale Position gegenalles, was nach "Para" und "Psi" klingt, einnehmen. Es ist jedochzu fragen, ob eine entsprechende Haltung nicht letztlich dasGegenteil vom angestrebten Ziel erreicht, Patienten vorgefhrlichen "alternativen" Therapien zu schtzen.

    Ich fungierte whrend eines Zeitraumes von rund drei Jahren(mit einer lngeren Unterbrechung) innerhalb der GWUP alstelefonische Anlaufstelle fr Anfrager. Fast alle Anrufer, die dieGWUP-Arbeit bewunderten bzw. an einer MitgliedschaftInteresse zeigten, machten auf mich alles andere als einensachlichen Eindruck. Im Gegenteil ergingen sich die allermeistenin Schimpftiraden gegen "okkulte", "esoterische", "alternativ-therapeutische" Strmungen oder gegen bestimmte Vertretervon Parawissenschaften. Mich beschleicht ein hchst ungutesGefhl, wenn ich mir vorstelle, da auch nur ein geringer

    Prozentsatz dieser Personen Mitglieder der GWUP wurden.

    Pldiert wird berwiegend nicht fr Untersuchungen oder

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    Forschungen, sondern fast ausschlielich gegen "Okkultismus,Aberglaube und Quacksalberei" (Satzung 2 Abs.1). Inzahlreichen Gesprchen mit GWUP-Mitgliedern machte ich dieBeobachtung, da sich die Mehrheit als "Kmpfer" gegen allesvermeintlich Irrationale versteht und daher eher reagiert alsagiert.

    Taktierertum

    Die meisten GWUP-Mitglieder bestreiten die Existenz vonparanormalen Fhigkeiten. Konsequent weitergedacht mtenfolglich auch die biblischen Wunderberichte mit grter Skepsisbedacht werden. Das aber wrde Religionskritik bedeuten, dieman jedoch mit Rcksicht auf die etablierten Kirchen, aber auchmit Rcksicht auf einige konfessionell gebundene Mitglieder,wenigstens nach auen hin tunlichst vermeidet, ja unterdrckt.

    Zumeist geben sich auch die fanatischen GWUP-Aktiven in derffentlichkeit betont sachlich. Manchmal grenzt dieses Bemhenjedoch schon an Anbiederung. So erklrte GWUP-Geschftsfhrer Sarma in einem TV-Gesprch mit demFreiburger Parapsychologen von Lucadou, es gbe keinegrundstzlichen Unterschiede zwischen der Arbeitsweise derGWUP und den Parapsychologen. Nur wer seine "Privatmeinung"zum Thema Parapsychologie kennt, wei, da er in Wahrheitganz anders denkt.Zum Jahreswechsel 1998/99 erklrte der GWUP-Vorstand inPresse- und Rundfunkmitteilungen, eine Studie zuastrologischen Prognosen erarbeitet zu haben und betontedabei, da keine einzige Prognose zum Jahresende eingetroffensei. In Wahrheit existierte eine derartige Studie berhaupt nicht!Ich warf dem GWUP-Vorstand daraufhin wissenschaftlichunredliches Verhalten vor, mute jedoch zu meinem Entsetzenfeststellen, da die Mehrheit der GWUP-Mitglieder, die sich zumeiner Kirtik uerten, voll hinter dem Vorgehen desVorstandes standen.

    Zensur

    Selbstkritik wird als "Nestbeschmutzung" unter den Teppichgekehrt Ich mute erleben, da von mir geschriebene kritische

    Rezensionen zu Bchern von GWUP-Autoren zwar von derdamaligen Redaktionsleiterin Oepen inhaltlich gelobt, aber derenAbdruck in der GWUP-Vereinszeitschrift mit dem Argument der"Nestbeschmutzung" verweigert wurde.Obwohl ich mich mit Gesellschaft fr Anomalistik einer "GWUP-verwandten Initiative" - so ein GWUP-Vorstandsmitglied-anschlo, enthob mich der GWUP-Vorstand aller meiner "mter"innerhalb der Gesellschaft, weil er wegen meiner Mitgliedschaftin dem neuen Verein "Loyalittskonflikte" befrchtete. Nachdemich meine offene Haltung zur Parapsychologie bekundet hatte,setzte der GWUP-Vorstand ohne Rcksprache mit denMitgliedern kurzerhand einen neuen Koordinator fr den zuvorvon mir geleiteten Fachbereich Parapsychologie ein, obwohl miralle Teilnehmer bei den Fachbereichstreffen das Vertrauenausgesprochen hatten.Skeptiker-Chefredakteur Edgar Wunder wurde von der Mehrheit

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    des Vorstandes aufs heftigste gergt, weil er sich "erdreistet"hatte, ein Interview mit dem Freiburger Parapsychologen Waltervon Lucadou in der GWUP-Zeitschrift zu verffentlichen. Kurzdanach wurde auch er aller seiner GWUP-"mter" enthoben.Schon seit lngerer Zeit begann sich der Kernvorstand derGWUP von den brigen Aktiven abzukapseln, da er - so einVorstandsmitglied - einen "Kontrollverlust" frchtete. War ichselbst ursprnglich wegen meiner Bemhungen, dieFachbereiche und damit die Forschungsanstrengungen innerhalbder Gesellschaft zu strken, vom Vorstand als"Fachbereichskoordinator" vorgeschlagen worden, wurde dieser"Posten" kurzerhand mit einem Vorstandsneuling besetzt.All diese und andere Vorgehensweisen des Vorstandes, der vonGeschftsfhrer Sarma dominiert wird, zielen auf die Erzwingung"skeptischer Linientreue" ab - eine hchst bedenkliche Tendenz.

    Fragen

    Man mag nach all diesen Schilderungen fragen, warum ich nichtschon lngst aus der GWUP austrat. Darauf gibt es mehrereAntworten: Ich hoffte lange, da ich innerhalb der Gesellschaftzumindest in dem von mir darin vertretenen Fachbereich "UFOs"Gleichgesinnte finden wrde, die wie ich auf diesem Gebieteinen Untersuchungsbedarf sehen. Diese Hoffnung hat sich nichterfllt. Da ich nicht schon frh aus der GWUP austrat, liegtnatrlich auch an einer Reihe von aufgeschlossenen Mitgliedern,die sich wie ich ihre Neugierde erhalten haben. Eine fragwrdigeMainstreamhaltung, von der man immer nur indirekt tangiertwird, ist die eine Sache, aufgeschlossene Kollegen, mit denenman eng zusammenarbeitet, eine andere. Da ist man leichtbereit, Unangenehmes beiseite zu drngen. Und dann war da jatrotz aller negativen Erfahrungen bis vor kurzem immer noch dieHoffnung, von innen heraus bedenklichen Mainstreamhaltungenerfolgreich entgegensteuern zu knnen.

    Die Zukunft der deutschen Skeptikerbewegung

    Ich sehe im Moment keine Anzeichen dafr, da die GWUP ihrein ihrer Satzung sowie in Selbstdarstellungsbroschren erklrtenAbsichten auch umsetzen wird. Im Gegenteil gefhrdet der

    Vereinsvorstand, der berwiegend aus Skeptiker-"Hardlinern"zusammengesetzt ist, aufgrund seiner jngsten dirigistischenPolitik das freie Denken innerhalb der Gesellschaft. SeineAbkapselung gegenber den brigen Mitgliedern behindert einefreien und offenen Informationsaustausch. Die neu erfolgte"Koordinierung der Fachbereiche" erschpfte sich inmterenthebungen, was de facto einer Eliminierung von drei dersieben Fachbereiche gleichkam. Gemeint sind die FachbereicheAstrologie, UFOs und Parapsychologie. Da sich fast alleTeilnehmer am Fachbereich Parapsychologie demneugegrndeten Gesellschaft fr Anomalistik angeschlossenhaben, existiert dieser Fachbereich im Moment nur auf demPapier, auch wenn der Vorstand inzwischen einen eigenenParapsychologie-Fachbereich eingesetzt hat. Die FachbereicheAstrologie und UFOs sind zur Zeit unbesetzt bzw. werdenkommisarisch von GWUP-Pressesprecher Bernd Harder

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    verwaltet, der sich mit beiden Themenbereichen wenigauskennt. Anfragen zur UFO-Thematik werden nach Auskunfteines Vorstandsmitgliedes an Stellen auerhalb der Gesellschaft(CENAP bzw. GEP e.V.) weitergeleitet. Da Sarma aufgrundberuflicher Belastung eh nur noch wenige Stunden anWochenenden und Feiertagen fr Vereinsttigkeiten zurVerfgung hat, ist der Verein zur Zeit praktisch fhrerlos.

    Allein die Tatsache, da der Vorstand bislang kaumAnstrengungen unternommen hat, kompetenten Ersatz fr dievon ihm eliminierten Fachbereiche zu finden, zeigt mehr alsdeutlich, wie wenig ihm an inhaltsbezogener Arbeit liegt.

    Auch als Chefredakteur des Vereinsblattes Skeptiker wurdeinzwischen wieder ein Skeptiker-"Hardliner" eingesetzt. Da

    jedoch mehrere Redakteure alles andere als solche "Hardliner"darstellen, sind hier (neue) Konflikte zwischen Vorstand/Chefredakteur und der brigen Redaktion vorprogrammiert.Bereits jetzt ist neben Edgar Wunder ein weiterer Redakteur ausder Skeptiker-Redaktion (freiwillig) ausgeschieden, um sich demGesellschaft fr Anomalistik anzuschlieen.Die innerhalb der vergangenen vier Monate erfolgtenDiskussionen innerhalb der GWUP-Mitglieder-Mailinglistemachten deutlich, da die Mehrzahl der daran beteiligtenMitglieder hinter der restriktiven und dogmatischen Politik desVorstandes steht.

    Auch die von mir vorgeschlagene Podiumsdiskussion zwischenGWUP-Mitgliedern und Vertretern von Parawissenschaften aufder kommenden GWUP-Tagung wurde inzwischen "gekippt".Mittlerweile wurde vom GWUP-Vorstand einzelnen Mitgliedernder Zugang zur vereinseigenen Bibliothek verwehrt.hnliche Entwicklungen sind bei der Organisationstrukturreligiser Sekten zu beobachten: Auch hier gibt es einezentralistische Fhrungsebene, die sich von den "gewhnlichen"Mitgliedern abgrenzt. Nicht "loyale" Mitglieder mssen hierebenfalls mit Sanktionen rechnen. Das Hauptanliegen religiserSekten ist gleichfalls die Verbreitung einer Ideologie und derKampf gegen Andersdenkende. Auch Sekten schotten sichweitgehend nach auen ab und sind nicht an einem echtenDialog mit Andersdenkenden interessiert. Auch

    Sektenangehrige legen hufig eine fanatische Haltung an denTag und sind nicht bereit, die von ihnen vertretene Ideologieinfrage zu stellen. Und was die Verweigerung von Informationenbetrifft, so habe ich entsprechende Haltungen bisher auch nurvon fanatischen Vertretern von Parawissenschaften erlebt.

    Es besteht fr mich kein Zweifel daran, da die