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Seite 3 Julius Richter Das Tal der schwarzen Tränen Roman Engelsdorfer Verlag 2008 Diese Leseprobe ist urheberrechtlich geschützt!

Das Tal der schwarzen Tränen · selnahme im Dubrovka-Theater und die en nicht mehr en-denden Sprengstoffanschlägen der letzten Wochen und Monate verantwortlich sein sollten. Verwunderlich

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Julius Richter

Das Tal der schwarzen Tränen

Roman

Engelsdorfer Verlag 2008

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Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail-

lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86703-699-3

Copyright (2008) Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de

13,80 Euro (D)

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Julius Richter

DDas Tal der schwarzen Tränen

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Engelsdorfer Verlag 2007

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Einband

Der 23. Oktober 2002 war ein schwarzer Tag in der Ge-schichte Russlands. Terroristen stürmten während einer Vorstellung das Dubrovka- Theater in Moskau und nah-men über 700 Menschen mehrerer Nationen als Geiseln. Fernsehteams aller Länder berichteten ausführlich vom

Ort des Geschehens. In der Unmenge der Informationen und Mutmaßungen, welche über den Äther verbreitet

wurden, ging eine wichtige Meldung verloren. Eine Mel-dung, die kein zweites Mal wiederholt wurde.

In den ersten Stunden der Geiselnahme soll durch die Geiselnehmer eine Mitarbeiterin des russischen Innen-ministeriums getötet worden sein. Eine offizielle Stel-

lungnahme dazu gab es nicht. Wer war diese Frau und befand sie sich wirklich rein zufällig in dieser Vorstel-

lung? Warum töteten die Terroristen gerade sie? K und kannten sie diese Frau?

Einige Bilder und Informationen über das Drama lassen

den Verdacht aufkommen, dass die offizielle Version über die Geiselnahme nicht stimmen kann.

Aufgrund umfangreicher Recherchen bietet der Autor

den Lesern dieses Buches eine mögliche und recht spannende Version der Hintergründe zu den schreckli-chen Vorfällen im Oktober 2002 an. Eine Version, die

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einem den Atem verschlägt und zum Nachdenken ver-führt.

Personenliste

Igor Paltow Regis-

seur Gregori Mintschek

Intendant Dubrovka-Theater

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Mira Anfissa Petrowskaja a - Hauptheldin

Dubrovka Theater Smertnizy

Todbringerinnen Boris Oleg Putinjow

Präsident Sergej Stepankow

Chef FSB Jewgeni Primanow

Chef GRU Oberst Igor Patruschew w

Ausbilder FSB -– Analy-tiker

Olga Kutschenkowa Sekretärin

Wladimir Ratschko Wirtschaftsminister

Alexej Kusmin Leiter Finanz-

ressort im Kremel Major Wolodja Krimsok

Vernehmungsspezialist en des FSB

Arkadi Dubajew Rebellenführer

Oleg

Drogendealer Boris Rostowzew

Leiter Todes-schwadron

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Leutnant Stompek Chefa Aufklärer

Juri Zapajew Geheim-

agent007, Stepan, Kolja Juris

Helfer Ole Mortensen

dänischer Jour-nalist

Prof. Gadurin Chemieprofes-

sor Mehid Tschukow

Rebellenführer Ruslan

alter Mann -– Judas

Georgie Berater von

Mehid Major Drumow - Leiter OK Moskau

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Einleitung Die blutige Beendigung der tragischen Geiselnahme im Moskauer Dubrovka-Theater war erst wenige Stunden alt, als eine groß angelegte Offensive des russischen Heeres zu-sammen mit speziellen Kampfverbänden des Inlandsge-heimdienstes FSB und der Polizei begann. Das offizielle Ziel sollte die Zerschlagung der terroristischen Strukturen in Südrussland sein. Jene Strukturen, welche für die Gei-selnahme im Dubrovka-Theater und die en nicht mehr en-denden Sprengstoffanschlägen der letzten Wochen und Monate verantwortlich sein sollten. Verwunderlich dabei war ist nur, dass die volle Identität und die Herkunft der toten Täter und somit das Einsatzziel des russischen Heeres schon kurze Zeit nach der Beendigung der Geiselnahme klar waren. In der Regel dauern derartige Ermittlungen schon etwas länger und konnten eigentlich noch gar nicht abgeschlos-sen sein. Das ließ zunächst erst einmal den Schluss zu, dass sowohl die russischen Ermittlungsbehörden als , aber auch die russische Justiz damals äußerst schnell und erfolgreich arbeiteten....

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Um nicht als Verschwörungstheoretiker zu gelten, möchte ich die Bewertung der „anderen“ Informationen über die Geschehnisse, die zugegebenermaßen gehörige Zweifel an der offiziellen Version aufkommen lassen, jenen überlas-sen, die bessere Argumente und einen besseren Einblick in die Hintergründe haben. Aus diesen Gründen wurde auch in diesem Buch eine fiktive südrussische Republik als einer der Handlungsräu-me gewählt, die unschwer erkennbar an Tschetschenien erinnert. Trotz allem habe ich aufgrund aufwendiger Re-cherchen versucht, so gut es ging in der Nähe der Wahrheit zu bleiben und so die nicht immer demokratischen Um-stände um die südrussische Region nördlich des Kaukasus darzustellen. Die nun folgenden Seiten sollen einfach eine spannende Geschichte erzählen, die unter Umständen eine mögliche Version über die Hintergründe der Geschehnisse im Ok-tober 2002 sein darstellen könnte. Lassen Sie sich, lieber Leser, ein weiteres Mal in eine Welt verentführen, die den meisten Menschen unter uns zum Glück verschlossen bleibt, in der aber leider tausende an-dere leiden müssen.

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Der Autor

Das Tal der schwarzen Tränen Es sollte eine grandiose Vorstellung werden. Eine, die den zahlreichen Gästen aus vielen Teilen der ehemaligen Sow-jetunion und der Welt noch lange in Erinnerung bleiben würde. Beinahe über ein Vierteljahr hatten sämtliche Sän-ger und Darsteller unter der akribischen Leitung des In-tendanten des Moskauer Dubrovka- Theaters, Gregori Mint-schek, dieses Stück einstudieren und immer wieder üben

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müssen. Nun waren die Hoffnungen umso größer, dass es ein außergewöhnlicher Erfolg werden würdeird. Noch vor einiger Zeit hätte dieses Stück, dass von der Völkerverstän-digung und dem Unabhängigkeitsstreben ehemaliger Sow-jetrepubliken handelt, gar nicht aufgeführt werden dürfen. Die Darstellung eines alten Konfliktes zwischen den Völ-kern, ummantelt von der zarten , jungen Liebe zweier Ju-gendlicher, die kurz vor dem Eerwachsen werden stehen, polarisierte schon kurz nach der Vorankündigung des Mu-sicals die eingeweihten Gemüter. Offiziell gibt es keinen Konflikt zwischen dem Mutterland Russland und der ab-trünnigen Republik Katschenien. Offiziell bekämpft man von russischer Seite aus ausschließlich Rebellen und Terro-risten, die das friedliche Miteinander stören wollen. Mutig und feinfühlig, die Interessen beider Nationen be-rücksichtigend, griff der südrussische Regisseur Igor Paltow dieses Thema auf und schrieb dazu dieses Theaterstück mit seinen unzähligen musikalischen Einlagen, dass nunmehr durch die russischen Medien als „multikulturelles Musical der Extraklasse“ umworben wurdeird. Paltow hatte in sei-ner Heimat im südrussischen Kwos, welches unmittelbar an der Grenze zu Katschenien liegt, die jahrelange Statio-nierung und die stetige Verrohung der russischen Truppen als freier Mitarbeiter einer kleinen Presseagentur miterle-ben müssen. Er und seine beiden Kollegen versorgten da-mals die ansässigen Zeitschriften der Umgebung mit loka-len Nachrichten und den Highlights der Region, die sich irgendwann nur noch ausschließlich auf die Verfehlungen der russischen Armee beliefen. Seine gesammelten Eindrü-cke und seine Hoffnung auf einen baldigen Frieden zwi-schen den kämpfenden Parteien spiegeltenn sich in seinem Werk wieder. Dem Umstand, dass Paltow keiner der bei-

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den Seiten das Recht auf einen bewaffneten Konflikt zusprachicht und eine Abspaltung Katscheniens nicht unbedingt befürwortete, hatte er es zu verdanken, dass das Innenministerium in Moskau sein Stück zur Aufführung freigegeben hatte. Erst wollte man es wegen Volksverhet-zung verbieten oder zumindest einige Passagen streichen lassen, n. Nach einem lautstarken Protest des Moskauer Künstlerverbandes, der auch international sehr anerkannt ist, gab man es dann aber doch überraschenderw Weise frei. Der Verkauf der Eintrittskarten ging am Anfang recht schleppend voran. Das Interesse der Moskauer hielt sich zu diesem Thema zunächst in Grenzen. Nach einer erneuten und recht umfangreichen Werbekampagne in den Medien durch eine Moskauer Künstleragentur, wobei landesweit Anzeigen aufgegeben wurden, änderte sich allmählich das Interesse für diesesas ungewöhnliche Theaterstück. Die Verkaufszahlen nahmen, zur Freude aller, drastisch zu und die Erwartungen waren sehr hoch. Auch die Presse interes-sierte sich nun viel mehr für das Stück. Trotz einiger nega-tiver Stimmen und Artikel von Seiten stark russlandtreuer Journalisten und Parteien, die immer wieder das Verbot des Musicals forderten, war der Verkaufserfolg nicht mehr aufzuhalten. Mira Anfissa Petrowskaja sitzt mit ihrem langen dunklen Kleid und dem dunklen Blazer, den sie nunmehr seit zehn Jahren zu diversen Festlichkeiten anzieht, auf einem Au-ßenplatz der hinteren Logenreihen. Von hier aus kann sie fast den gesamten Theaterraum einschließlich der beiden Ränge überblicken. Doch im Moment traut sie sich nicht, sich umzudrehen. Bewaffnete Männer, die teilweise mit

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dunklen Masken, die bekleidet sind und sich als katsche-nische Rebellen zu erkennen gegeben haben, patrouillieren seit 15 Minuten durch die Gänge des Theaters. Die Künst-ler, die eben noch ihr Bestes gaben, um somit diesem au-ßergewöhnlichen Stück zu Ruhm und Glanz zu verhelfen, stehen ängstlich zitternd auf der Bühne. Dunkle kleine Löcher in den Pappwänden der Requisiten zeugen von der Ernsthaftigkeit der Lage. Als vor 16 Minuten die Rebellen die Aufführung stürmten, feuerten sie wahllos über die Köpfe der zahlreichen Gäste hinweg. Die Feuerstöße aus den automatischen Sturmgewehren der Rebellen sollten allen zeigen, dass jeder Widerstand gegen die Besetzung des Theaters zwecklos sei ist und im Keim erstickt werden wür-de. Dabei hatte die erste Aufführung nach der Generalprobe so wundervoll begonnen. Ein Knabenchor, unterstützt durch einige Sängerinnen des Moskauer Dubrovka-Theaters, sangen zum Auftakt die besten , zum Thema passenden russischen und katschenischen Volkslieder. Noch bevor das eigentliche Stück begonnen hatte, brachen die Gäste in laute Beifallsbekundungen aus und der Erfolg war vorpro-grammiert. Der erste Akt war noch gar nicht beendet, als zwei Bewaffnete die Bühne betraten und die Vorstellung mit vorgehaltenen Waffen unterbrachen. Mit einem Mega-fon forderten sie die Gäste auf, ruhig sitzen zu bleiben, und gaben bekannt, dass niemandem etwas passieren wür-de, der sich an die Befehle der Bewaffneten hielte ält und keine Gegenwehr leistete. Sie stellten sich als Kämpfer des abtrünnigen russischen Generals Katschjorjew und der KBF, der Kkatschenischen Befreiungsfront, vor. Ihr Ziel sei wäre es, so gaben sie weiter bekannt, einige ihrer Mitkämp-fer, die sich derzeit in einem Foltergefängnis des FSB, der

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Nachfolgeorganisation des russischen Geheimdienstes KGB, befändeninden würden, zu befreien. Weiterhin woll-ten sie auf die unerträglichen Zustände in ihrer Heimat aufmerksam machen und Russland zum Einlenken in die Unabnhängigkeitsverhandlungen bewegen. Sie würden dieses ewige Blutvergießen verabscheuen, seien aber bereit, hier und jetzt für ihre Ideale zu sterben, wenn Russland seine Truppen nicht schnellstens abziehet. Um ihren Wor-ten Nachdruck zu verleihen, befestigten weitere Rebellen überall im Theaterraum Sprengsätze, die mittels diversern Schnüren gezündet werden könnten. Trotz der eindeutigen Drohung erhoben sich anschließend mehrere Frauen von ihren Plätzen. Rufe wurden laut, doch kein Schuss fiel. Wie auf Kommando streiften sich diese Frauen ihre teilweise bunte Oberbekleidung ab und zogen sich einen schwarzen Kopfschutz über. Deutlich konnte nun der Rest der Gäste erkennen, dass all diese Frauen mit dem traditionellen katschenischen Trauerkleid gekleidet waren. Allesamt banden sich demonstrativ einen Spreng-stoffgürtel um, den sie aus ihren Taschen holten, und ho-ben ihre Fäuste in die Höhe. Das laute Wehgeschrei der berüchtigten Sschwarzen Witwen, dern Smertnizy (dzu Deutsch: Todbringerinnen), erfüllte wenig später den gesamten Theaterraum. Beängstigend hallten ihre Schreie von den Wänden wieder und verliehen den Forderungen der Rebellen, zumindest für den unbeteiligten Rest der geschockten Zuschauer, Nachdruck. Der bleiche Mann hinter der Kamera eines Moskauer Fernsehsenders bekam wenig später den Befehl, die Haube von seinem Objektiv zu nehmen und diese Szenen zu fil-men. Wenige Sekunden später wusste dann die Außenwelt

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über die Geschehnisse in dem berühmten Theaters Mos-kaus Bescheid. Nachdem der völlig verängstigte Kameramann seine Auf-gabe erfüllt hatte, wurde er zu den Darstellern auf die Bühne verbracht und gefesselt. Mira kann deutlich von ihrem Platz aus einen Großteil der bewaffneten Männer sehen. Sich vorsichtig umschauend, zählt sie die Rebellen und die dazugehörigen Frauen nun schon zum zweiten Mal. Angestrengt unternimmt sie den Versuch, sich einige der Rebellen einzuprägen, ihre Art, sich zu bewegen, ihre Größe und Statur, um sie später besser identifizieren zu können. Nach einiger Zeit bemerkt sie, dass wie sich der Anführer der Rebellen mit einem seiner Gleichgesinnten unterhält. Mira kann deutlich erkennen, wie beide in ihre Richtung schauen und einer der beiden mit dem Lauf seines Ma-schinengewehrs auf sie zeigt. Demütig senkt sie den Blick und lässt die Dinge geschehen. Sie ballt ihre Fäuste und hofft, dass ihre erhöhte Aufmerksamkeit den Rebellen nicht aufgefallen ist. Einen Augenblick später ist der Thea-tersaal wieder erfüllt von dem Geheule und den lauten Rufen der Sschwarzen Witwen. Wieder stehen überall die hauptsächlich jungen Frauen in ihren schwarzen Gewän-dern. Die darüber befindlichen Sprengstoffgürtel sind für jedermann gut erkennbar und zeigen ihre Entschlossen-heit. Niemand im Saal zweifelt im Moment daran, dass sie sich ihrer furchtbaren Waffen bedienen würden. Einige von ihnen halten kleine Schilder nach oben, auf denen Fotos im A4-Format zu sehen sind. Deutlich kann Mira von ihrem Platz aus erkennen, dass die Fotos ausschließlich Männer zeigen. Aus denen sich ständig wiederholenden

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Rufen der Frauen , kann sie vernehmen, dass es sich bei den gezeigten Männern um Vermisste und die Opfer des schon jahrelang andauernden Kampfes mit der russischen Armee handeln soll. Immer wieder fordern sie Vergeltung und die Wiedergutmachung von Seiten der russischen Regierung. Auch zwei Plätze neben Mira steht eine junge Frau, die noch keine 20 Jahre alt sein zu sein scheint. Ihr dunkles Kopftuch und ihr schwarzer Schleier verdecken zum größ-ten Teil ihr schönes Gesicht. Mit traurigen Augen hält sie die Fotos zweier junger Männer nach oben, welche eben-falls noch sehr jung erkeine zwanzig scheinen. Für einen kurzen Moment entsteht Hektik auf der Bühne. Zwei der Bewaffneten ziehen den Kameramann wieder zu seiner Kamera und geben ihre Befehle. Bebend vor Angst setzt er diese in Betrieb und filmt nach einem kurzen Pfiff, der laut durch den Zuschauerraum hallt, die Sschwarzen Witwen und deren Handlungen. Dabei bekommt er von dem Anführer der Rebellen, einem noch recht jungen Mann, genaue Anweisungen, wie und was er der Außen-welt zeigen soll. Nachdem der Pfiff verhallte, suchten die meisten der be-waffneten Rebellen Zuflucht hinter Säulen und Vorhän-gen, um nicht mit aufgenommen zu werden, und sind somit im Moment nicht zu sehen. Mira hat das Gefühl, dass der Anführer planmäßig vorgeht und sehr genau weiß, was er tut. Nach schätzungsweise drei Minuten befiehlt er, die Aufnahmen abzubrechen. Ein erneuter Pfiff, dem kurz darauf ein zweiter folgt, lässt alle wissen, dass die Aufnah-men beendet sind. Als Mira daraufhin die in den Theater-raum hereinströmenden Rebellen beobachtet, stellt sie überrascht fest, dass sie einige von ihnen noch nicht gese-

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hen hat. Sie nimmt daraufhin an, dass die Rebellen nach der Unterbrechung des Musicals noch Verstärkung dazu bekommen haben. Im Moment, so scheint es ihr, können die völlig verängstigten Gäste auf keinen Fall mit einer schnellen Befreiung aus ihrer misslichen Lage durch die russischen Sicherheitsorgane rechnen. Die junge Frau in ihrem schwarzen Kleid zwei Plätze neben Mira sitzt mit gefalteten Händen und starrem Blick auf-recht in ihrem Stuhl. Bedrohlich ragen die Zünder der Sprengkörper um ihren Körper herum in alle Richtungen des Saales. Mira kann erkennen, dass die junge Katschenin weint und die feucht gewordene Wimperntusche in Rich-tung ihrer leicht gebogenen Nase läuft. Von da aus rinnen ihre Tränen über den Schleier, der ihr Gesicht verdeckt, in Richtung ihres Oberkörpers. Kurz über dem Sprengstoff-gürtel vereinigen sie sich in einer langen Falte ihres Klei-des, die wie ein gleich einem Tal die Tränen weiter fließen lässt – ein . Dem Tal der schwarzen Tränen … ....

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Der Auftrag (März 2002)

(März 2002) Olga Kutschenkowa läuft eilig auf das Präsidentenzimmer zu. Sie ist einige Minuten zu spät und ärgert sich sehr dar-über. Der flauschige Teppich schluckt ihre Schritte und macht sie unhörbar für den Posten, welcher um die Ecke herum die Tür zum Vorzimmer des russischen Präsidenten bewacht. Nur das Klappern der leeren Kaffeetasse verrät sie. Neugierig schaut der Posten um die Ecke und grüßt Olga freundlich. Olga erwidert den Gruß und geht ziel-strebig auf die große Holztür mit ihren unzähligen Intar-sienarbeiten zu. Nachdem sich die Tür mit einem leichten Summen geöffnet hat, schlägt Olga die kühle, trockene Luft einer Klimaanlage entgegen. Der Posten aus der Garde des Präsidenten lächelt ihr zu und blickt neidisch auf den frischen , wohl riechenden Kaffee in einem durchsichtigen Kännchen. Olga zuckt nur mit den ihren Schultern und zwinkert ihm imbeim Vorbeigehen zu. Sie spürt seine Bli-cke auf ihrem Hintern, mit dem sie jetzt noch ein bisschen mehr wackelt. Nach einigen Schritten schließt sich die Tür, wie von Geisterhand geführt, und Olga ist für einen kurzen Moment allein in dem kleinen fensterlosen Vorraum, der voller Hight-Tech steckt, welche sich auf dem neuesten Stand befindet. Nachdem im letzten Jahr immer wieder Sprengstoffan-schläge durch katschenische Terroristen auch hier in Mos-kau, dem politischen Machtzentrums Russlands, verübt worden waren, wurden die Sicherheitsmaßnahmen im Kreml drastisch verschärft. Selbst Olga muss sich nun je-

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den Tag einer Kontrolle unterziehen, bevor sie das Zimmer des Präsidenten betritt. Nach einigen Sekunden hat der Scanner seine Arbeit getan und gibt den Weg in das Büro des russischen Präsidenten frei. Boris Oleg Putinjow sitzt auf dem kleinen Sofa neben ei-nem prunkvollen Schreibtisch, der noch aus der Zeit des letzten russischen Zaren stammt. Auf dem schmalen Glas-tisch vor ihm liegt ein Stapel mit aktuellen Tageszeitun-genschriften aus mehreren Regionen Russlands. Als Olga das Zimmer betritt, begrüßt er sie freundlich und schaut neugierig auf den alten Regulator in seinem dunklen Holz-gehäuse. Olga, die dessen Blick registrierte, entschuldigt sich mit rotem Kopf für ihr Zu-spät-Kommen und stammelt mühsam eine Erklärung. Putinjow winkt mit einem Lä-cheln ab und meint sanft, dass er nur deswegen zur Uhr schauet, da er jeden Moment den Verteidigungsminister und noch einige andere Personen zur Besprechung erwar-tet. Aufatmend stellt sie das Kännchen mit seinen geschwun-genen Füßssen auf den Tisch und gießt die mitgebrachte Tasse voll. Behutsam stellt sie diese anschließend mit einer Untertasse neben den Zeitungsstapel. Putinjow nickt dan-kend und gibt ihr einen Teller, auf dem einige Bananen-schalen liegen. Anschließend bittet er sie, in einer Viertel-stunde erneut für fünf Personen Kaffee zu servieren. Olga Sie nickt dienstbeflissen und erkundigt sich mit einem verlegenen Lächeln, ob auch Speisen gewünscht seien, worauf Putinjow verneint. Sie sieht sich noch kurz im Büro des Präsidenten um und geht anschließend wieder in Rich-tung der Tür. Nachdem sich diese hinter ihr geschlossen hat, öffnet sie mit einem verstohlenen Lächeln einen weite-ren Knopf ihrer Bluse. Mit stolzem Gang läuft sie an dem

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