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Das Vorfeldkonzept aus gesprächsanalytischer Sicht – Plädoyer für eine handlungsorientierte Einheitenbildung in einer Grammatik der gesprochenen Sprache Problemstellung Kritische Überprüfung der Kategorie des Vorvorfeldes (VvF) I. Plädoyer für Abschaffung der VvF-Kategorie, da diese die Schrift als Orientierungsgröße für die Sprache fortschreibt II. Zusammenhang zwischen grammatischen Struktur und dem Interaktionsprozess Plädoyer für funktionale Einheitenbildung der gesprochenen Sprache Topologisches Satzmodell und das Konzept des Vorvorfeldes Die Vorvorfeld Kategorie etabliert sich erst in den letzten 20 Jahren Auer (1997) mit dem Auto geklappt gestern prima hat das Klar- * Nachfeld RS MF LS Vorfeld Vorvorfeld Erweiterung Nachweis für die Verwendung erstmals in Bußmanns „Lexikon der Sprachwissenschaft“ (1983) Thim-Mabrey beruft sich auf ihn (1988) VvF für ihn als kein unabhängiges Feld, sondern es gehört zur der Folgeäußerung Auer (1997) VvF als rahmende Funktion für Folgeeinheit VvF als Ressource für die verbale Planung Freiraum, um z.B. Planungszeit zu gewinnen Scheutz (1997): „satzinitiale Voranstellungen“ Thematische Orientierung, Aufmerksamkeitssteuerung, Voranstellung im verbalen Planungsprozess Duden-Grammatik (2005) + im Kapitel zur gesprochenen Sprache Wo findet sich das VvF-Konzept in der Literatur?

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Das Vorfeldkonzept aus gesprächsanalytischer Sicht –Plädoyer für eine handlungsorientierte Einheitenbildung in einer Grammatik der

gesprochenen Sprache

Problemstellung

• Kritische Überprüfung der Kategorie des Vorvorfeldes (VvF)

I. Plädoyer für Abschaffung der VvF-Kategorie, da diese die Schrift als Orientierungsgröße für die Sprache fortschreibt

II. Zusammenhang zwischen grammatischen Struktur und dem Interaktionsprozess

� Plädoyer für funktionale Einheitenbildung der gesprochenen Sprache

Topologisches Satzmodell und das Konzept des Vorvorfeldes

• Die Vorvorfeld Kategorie etabliert sich erst in den letzten 20 Jahren � Auer (1997)

mit dem Autogeklapptgestern prima

hatdasKlar- *

NachfeldRSMFLSVorfeldVorvorfeld

Erweiterung

• Nachweis für die Verwendung erstmals in Bußmanns „Lexikon der Sprachwissenschaft“ (1983)

• Thim-Mabrey beruft sich auf ihn (1988) �VvF für ihn als kein unabhängiges Feld, sondern es gehört zur der Folgeäußerung

• Auer (1997)�VvF als rahmende Funktion für Folgeeinheit�VvF als Ressource für die verbale Planung � Freiraum, um z.B. Planungszeit zu gewinnen

• Scheutz (1997): „satzinitiale Voranstellungen“�Thematische Orientierung, Aufmerksamkeitssteuerung, Voranstellung im verbalen Planungsprozess

• Duden-Grammatik (2005) + im Kapitel zur gesprochenen Sprache

Wo findet sich das VvF-Konzept in der Literatur?

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• Fiehler distanziert sich vom VvF, da dadurch versucht wird, Operatoren in den Bezugsrahmen hineinzuholen

�VvF= um Operatoren topologisch zu verorten�Vorschlag: „grundlegende Einheiten mündlicher Kommunikation“

• VvF = funktionale Einheiten/Handlungseinheiten

Frage: Wann weiss Hörer, dass etwas abgeschlossen ist, dem er – als Einheit – eine kommunikative Funktion zuschreiben kann? (Handlungsfunktion)

• Alle funktionalen Einheiten sind für den vorliegenden Beitrag selbständige Handlungen, nur können nicht alle allein einen Turn bilden vs. formorientierte Einheitendefinitionen

Argumente gegen das Vorfeldkonzept:Die Vielfalt der als Vorfeldbesetzung kategorisierten Phänomene und ihre Fragwürdigkeit

Folgend:• Bei den VvF handelt es sich um nicht-satzwertige

Einheiten oder Phrasen• Projektion geht von VvF-Besetzung aus, die eine Leerstelle für die Folgeeinheit

eröffnet• Projektion erzeugt Struktur, Abhängigkeit; dominierende Rolle liegt beim VvF

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Sechs kritische Thesen zum Vorvorfeldkonzept

These 1:Unser intutitives Regelwissen schließt eine doppelteVorfeldbesetzung bzw. zwei Stellungselemente im Vorfeld aus

�Im „normalen“ deutschen: Verbzweitstellungssatz hat links vom Finitum nur ein Stellungselement

Bsp.: Morgen Nachmittag, wenn ich von der Arbeit zurück bin, helfe ich dir bei den Schularbeiten oder Morgen Nachmittag bei den Schularbeiten helfe ich dir

vs. Morgen ich helfe dir bei den Schularbeiten � ungrammatisch

• Grenztonmuster und Absetzen im Hervorbringunsprozess verdeutlichen funktionale Einheit, stellen sie aber nicht her

�Allein unser Regelwissen, dass zwei Stellungselemente im Vorfeld ausgeschlossen sind, reicht als kommunikative Ressource zur Etablierung des Musters Operator-Skopus

�VvF-Konzept verwässert dieses Regelwissen, indem es die von den Beteiligten selbst separierten Einheiten faktisch in den Satzrahmen hineinholt, wie es Fiehler et al. formulieren.

�Es deckt den Prozess der Hervorbringung von Äußerungen als Ressource für kommunikative Leistungen zu, statt ihn zu modellieren

These 2:

Das Vorvorfeldkonzept verdeckt die faktischen syntaktischen Beziehungen zwischen Voranstellungen und Folgeeinheit bzw. kehrt sie um

• zwischen sicher und der folgenden Proposition besteht eine syntaktische und semantische Relation

• Semantisch: Sicher enthält eine Verstehensanweisung �Sachverhaltserweiterung wegen ihrer Selbstverständlichkeit fallunerheblich

• Syntaktisch: Sicher eröffnet als Operator eine Leerstelle für den Skopus, auf den es sich bezieht � Skopus von Operator abhängig, bzw. wird von ihm gerahmt

• Im VvF wird das Thema für die Folgeeinheit etabliert• Themaetablierung eröffnet Leerstelle für mindestens eine Proposition � projektive Kraft

• Zusammenhang zwischen Referenzetablierung und Prädikation

• naja: Kennzeichen fehlender Erwartung• Die Einstellung zum Referenzobjekt ist integrierter Bestandteil der projektiven Leistung der so genannten VvF-Besetzung

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• Hier: Gegensatzoperator• Semantische Leistung: „Versteh die Folgeäußerung als Artikulation

dessen, was wirklich meine Absicht ist im Gegensatz zu dem, was ich vermeiden möchte.“

• Durch projektive Potenz des Operators � Abhängigkeitsverhältnis zwischen Operator und folgendem Skopus

• Gegensatzoperatoren haben zusätzlich Gelenkfunktion, also stellen eine logisch-semantische Beziehung zwischen Einheiten her

�Satzsyntaktische Funktion, die VvF in Folgeeinheit wahrnehmen soll, kann im Augenblick der Hervorbringung nur bedingt antizipiert werden (Möglichkeit einer satzsyntaktischen Kategorisierung nicht von Bedeutung)

�Analyse von VvF-Besetzungen gelten eher als eine bewusst gewollte Orientierung an der Schrift als einer Rekonstruktion der Sprache

�Analyse muss Sprache in funktionale Einheiten einteilen und aus dieser Perspektive dominieren u.a. kommunikative Leistungen wie:

• Den Handlungstyp für die Folgeeinheit festlegen• Voraufgehende Einheiten und Folgeeinheiten in eine bestimmte

Relation zueinander bringen (z.B. Gegensatz, Konkretisierung)• Die Folgeeinheit gewichten, bzw. Aufmerksamkeit herstellen

� Folgeeinheit füllt semantisch und syntaktisch die Leerstelle, die durch die VvF-Besetzung eröffnet wurden.

�Widersinnig, VvF in die Folgeeinheit hineinzuholen und sie damitvon der Einheit anhängig zu machen, die das VvF doch dominiert.

�Konzept verwässert das Verhältnis

�Die rahmende Floskel also ich denke mal löst die Erwartung mindestens einer Folgeeinheit aus

�Die Erwartung gilt also der Folgehandlung und nicht der satzsyntaktischen Rolle der Folgeeinheit in der rahmenden Phrase

(18) Ich versprecheversprochengroßes Versprechenganz bestimmt

ich bin da

�Die Verstehensanweisung des Operators ist in allen vier Fällen die gleiche:

�„Versteh die Folgeeinheit/-handlung als Vollzug eines Versprechens, das ich dir gebe“, und genau darauf richtet der Adressat in allen Fällen seine Aufmerksamkeit und Erwartung

�Alle Einleitungen gelten als Diskursmarker, die quasi lexikalisiert sind und entsprechend wahrgenommen werden

�Ursprüngliche satzsyntaktische Beziehung ist ersetzt worden durch einekommunikativ-funktional bestimmbare ebenfalls syntaktische Beziehung zwischenVerstehensanweisung und Bezugseinheit

�Ein VvF macht daher keinen Sinn, da es die rahmenden Nominalkomplexe satzsyntaktisch einbindet

�Wichtig für gesprochene Sprache: Separierung und sukzessive Portionierung von Referenzherstellung und Bezugseinheit/Prädikation

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These 3: Die Vorvorfeldkonzeption schreibt das Schriftsprachen-Bias des vollständigen Verbalsatzes als zentraler Orientierungsgröße auch für Äußerungseinheiten in der gesprochenen Sprache fort

• Das topologische Satzmodell gliedert den schriftsprachlichen Aussagesatz in Felder und feste Positionen � Ein VvF lässt sich daher nur nachweisen, wenn ordentlicher Aussagesatz mit Vorfeld und Finitum in Zweitstellung folgt

• Sätze die nicht diesem ordentlichen Satz entsprechen sind daher Sonderfälle

• Der Phänomenbereich von funktionalen Einheiten, die den Formulierungsprozess ordnen oder steuern, wird somit willkürlich auseinander gerissen

• Das VvF ist somit auf die folgenden Beispiele nicht anwendbar, da es sich um Muster ohne Vorfeld handelt

• Diese sind in der gesprochenen Sprache allerdings weit verbreitet:� Konstative Sätze mit Finitum in Initialposition

• (19) Hintergrund: Das Beispiel stammt aus einer Güterverhandlung in der Vergleichsbehörde

• Der Ausdruck kosten in (19) ist prosodisch durch das steigende Grenztonmuster und die Pause von 2,5 Sekunden deutlich im Hervorbringungsprozess als eigenständige Thematisierungshandlung markiert + Wechsel Plural – Finitum im Singular

� Die Folgeeinheit hat kein Vorfeld �Möglichkeit: Vorfeld � Folgeeinheit wäre dann elliptisches Muster

(unvollständige Sätze) �Ellipsen sind verständlich, weil die durch Mimik, Gestik oder

gemeinsames Wissen erzeugten Verweise dafür sorgen, dass die Gesprächsteilnehmer ihre Syntax synchronisieren können)

�Bedeutet dies dann eine Kapitulation vor den Ansprüchen der angemessenen Rekonstruktion gesprochener Sprache und ein festhalten an der Schrift als der Orientierungsgröße?

These 3: Fazit

�Das VvF-Konzept blendet die regelhaften Formulierungen von Voranstellung und Folgeeinheit aus, in denen so genannte Voranstellungen kommunikativ-funktional/syntaktisch genau das Gleiche leisten wie vergleichbare Voranstellungen vor vollständigen Verbzweitstellungssätzen mit einem ordentlichen Vorfeld

�Das Konzept rückt also zu sehr den vollständigen schriftsprachlichen Verbalsatz ins Zentrum der Aufmerksamkeit und schreibt entsprechend das Bias seiner Rolle als der Orientierungsgröße auch für die gesprochene Sprache fort

These 4: Das Konzept der Vorvorfeldbesetzung deckt die häufige

Gelenkfunktion entsprechender Einheiten zu

Kontext: Der Arbeitsrichter klärt eine klagende Arbeitnehmerin über ihre Recht auf. Die Klägerin ist bisher ohne Anwalt. Der grau unterlegte Einschub ist ein zweischrittiger Appell an die Parteien, sich gütlich zu einigen.

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Das nich wirkt zunächst steuernd und es macht semantisch etwas mit dem Appell kann man ja immer machen � gütliche Einigung als normale oder übliche Form der Konfliktlösung vor Gericht aus und appelliert an die Parteien sicher dieser Tatsache bewusst zu sein+ eine Projektion : Erwartung der Fortführung der Appellformulierungnich hat Gelenkfunktion�Prosodisch steht es weder der vorausgehenden noch der Folgeeinheit näher � beide Einheiten sind Reformulierungenvoneinander Frage: Wieso soll man also diese handlungssteuernden Einheiten als VvF-Besetzungen topologisch von der Folgeeinheit her erfassen?

These 5: Das Vorvorfeldkonzept bricht einzelne funktionale Einheiten aus komplexen Vorgängen der Kommunikations- und Formulierungssteuerung heraus und misst ihnen eine Sonderrolle zu

Kontext: Der Schiedsmann C ist dabei, dem Antragsgegner B den von der Antragstellerin schriftlich verfassten Anschuldigungssachverhalt noch einmal vorzuhalten. Diesen Sachverhalt versucht B hier zu expandieren und versucht eine Gegenanschuldigung etablieren (und vor allem mit einem ton). Auf diese Expansion reagiert der Schiedsmann in dem Turn, um den es hier geht:

Der Schiedsmann beginnt den Turn mit einem Komplex aus dreideutlich separierten funktionalen Einheiten:

• Ja: Expansionsversuchs und Turnübernahme• Gut:minimale Honorierung und gleichzeitige Vorbereitung einer

Distanzierung � Drehung in Richtung Folgeeinheit; projektive Leistung: Der Schiedsmann bereitet den Antragsgegner auf eine Distanzierung hinsichtlich einer Gegenanschuldigung vor

• Sicher: Ankündigung einer Bearbeitung des Expansionsversuchs, die diesem die fallspezifische Relevanz absprechen wird

• Anhänger des VvF-Konzept würden eine komplexe VvF-Besetzung für die Folgeeinheit der ton macht immer die musik sehen(Rahmung)

• Ist es aber sinnvoll, Teile aus diesem kontinuierlichen komplexen Steuerungs- und Umfokussierungsprozess herauszubrechen oder zu isolieren und sie im VvF der Folgeeinheit anzusiedeln?

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These 5: Fazit

�Ein Auseinanderbrechen komplexer Fokussierungsaktivitäten, indem nämlich Teile derselben faktisch der Folgeeinheit einverleibt werden, werden den rhetorischen Absichten nicht gerecht

�Durch das VvF-Konzept geraten interaktive Leistungen in den Schatten der Einheiten, mit denen sie doch eigentlich umgehen, indem sie diese in den Gesprächszusammenhang einordnen oder für sie Aufmerksamkeit erzeugen

These 6: Die projektive Kraft von sog. Vorvorfeldbesetzungen reicht häufig über eine Folgeeinheit hinaus

Kontext: Die Antragsgegnerin B wehrt sich gegen zusätzliche Beschuldigungen der Antragsstellerin. Die Wiederaufnahme des Referenten ist fett gedruckt.

Der Schlichter nimmt die Antragsgegnerin quasi in Schutz (des verlongtniemand von ihne ne), aber nur um das Geschehene dann sofort zurück zu lenken (awwer die drecksau allä)

• Die Reichweite der Referenzetablierung wird durch des in den beiden Folgeeinheiten verdeutlicht

� Es macht daher keinen Sinn, die Referenzetablierung über das Vorvorfeldkonzept der ersten Folgeeinheit zuzuschlagen

Fazit

• Mit den 6 Thesen sollte das Vorvorfeld in Frage gestellt werden

• Plädoyer: Abschaffung des Vorvorfeldes

+ Schaffung einer Vorraussetzung für eine angemessenere Erfassung der entsprechenden Phänomene

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Der Versuch eines Neuansatzes

„Das Prinzip der rhetorischen Strukturierung und Portionierung mündlicher Hervorbringungen in elementare Handlungseinheiten“

Andreas Hartmann

Was meint Peter Schröder damit?

• Das Prinzip der rhetorischen Strukturierung und Portionierung mündlicher Hervorbringungen in elementare Handlungseinheiten

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• Definition:

Der aktuelle Stand der Gesprochene-Sprache-Forschung• Es ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich, sich konsequent von Normvorstellungen zu lösen, die von der schriftsprachlichen Tradition geprägt sind.

• „Schriftsprachen-Bias“ (die Verzerrung von Schrift und Sprache)

• Syntaktische Zusammenhänge aus der geschriebenen Sprache werden auf die gesprochene Übertragen und zur Analyse genutzt.

• Beispiele hierfür: • Linksherausstellungen: XXX• Anakoluth:XXXX• Ellipse:XXXXX

Bestreben Peter Schröders in seiner Analyse• Die Perspektive der Beteiligten zu berücksichtigen (Wer stellt was wie her)

• Die genaue Betrachtung des Herstellungsprozesses

• Die satzgrammatischen Normvorstellungen der geschrieben Sprache in den Hintergrund stellen

• Das Verdienst der Gesprächsanalytiker nicht in Frage stellen

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Annahme aus den Beobachtungen

• Im Zusammenhang mit der so genannten Vorvorfeldbesetzung greifen die Beteiligten in der Organisation ihrer Aktivitäten weniger auf satzgrammatische Strukturierungsprinzipien zurück, sondern portionieren ihre Hervorbringungen eher in elementare, funktionale Einheiten.

• Beteiligte folgen dennoch elementaren Kongruenzregeln (minimale Konzession an grammatische Korrektheit).

• Strukturierungsprinzipien der Beteiligten lassen sich erst modellieren, wenn angenommen wird, dass satz-grammatische Relationen und Strukturierungs-prinzipien in den Hintergrund treten oder eine untergeordnete Rolle spielen.

• Strukturelle Muster sind im Fluss: Muster entstehen und lösen sich wieder auf oder gehen in andere Muster über.

Betrachtung der Annahmen anhand eines Beispiels

• Kontext: Gespräch beim Schiedsmann - Dieser Versucht den Be-teiligten die Abhandlung beim Schiedsmann als die günstigere Variante gegenüber eines Gerichtsverfahrens zu verdeutlichen.

(29) […] und die kosten- * hab ich mal ausgerechnet das verfahren schreibgebühren- * das sind äh: äh:- * insgesamt-* elf mark achtzig so dass sie also- * ei“nundfünfzig mark und achtzig für dieses verfahren zu zahlen hätten-*

(Götz-Zitat 3002.32, Seite 3 – Schröder 1997:124)

und die kosten- : ist in einem topologisch kohäsiven Muster eine sepa rierte Einheit. Sie ist als eine, vom Schiedsmann konzipie rte,

selbstständig funktionale Einheit zu verstehen. Die Projektion dieser Einheit kann nicht satzsyntaktisch interpretiert werden. Nu r in der Art, dass nach der Referenzherstellung eine Folgeeinheit zu erwarten i st. Eine Zuordnung zu dem Konzept des Vorvorfeldes ist nicht möglich, da die Folgeeinheit [hab ich mal..] kein Vorfeld besitzt.

• das verfahren schreibgebühren : sind asyndetisch gereiht –Diese Teile sind in die prosodische Kontur

des verbalen Syntagmas „hab ich mal ausgerechnet“ integriert, topologisch sind sie jedoch als Nachträge (nominale Einheiten mit einer gewissen Selbstständigkeit) ausgewiesen.

• Die Rolle der Einheiten ist eine eigenständige Spezifizierung oder Konkretisierung der mit dem Referenten „kosten-“ vollzogenen Handlung (dem Ausrechnen) und ist dem Komplex Referenz/Prädikation zuzuordnen.

• Das „schreibgebühren“ ist weiterhin prosodisch so markiert, dass eine Projektion, also die Erwartung einer Folgeeinheit, entsteht. Diese folgt dann auch mit: „das sind äh: äh:….“.

• � Satzsyntaktische Zusammenhänge rücken in den Hintergrund zu-gunsten rhetorisch wirksamer, wahrnehmungsgerechter Strukturierung.

(29) […] und die kosten- * hab ich mal ausgerechnet das verfahren schreibgebühren - * das sind äh: äh:- * insgesamt-* elf mark achtzig so dass sie also- * ei“nundfünfzig mark und achtzig für dieses verfahren zu zahlen hätten-*

Die Teilhandlungen (elementare Portionen) mit ihrer Funktion im Überlick

• [A] und die Kosten-* Etablierung des Referenten

• [B] hab ich mal ausgerechnet Bezugseinheit/Aussage(mit dem Ref. Vollzogene Handlung)

• [C] das verfahren 1. Schritt zur Spezifizierung der Handlung

• [D] schreibgebühren- * 2. Schritt zur Spezifizierung der Handlung (Leerstelle wird eröffnet)

• [E] das sind äh: äh:- * insgesamt- * elf mark achtzig Füllung der Leerstelle mit einer Aussage

• [F] so dass sie also- * ei“undfünfzig mark und achtzig für dieses verfahren zu zahlen hätten- * Resümee/Konklusion für

den gesamten Komplex

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Detaillierte Betrachtung der Struktur

• Strukturelle Zusammenhänge sind während der Hervorbringung im Fluss

• [A] und [B] bilden eine Referenz-Prädikations-Struktur (nur prosodisch separiert)

• Durch den Komplex aus [C] und ([D]�[E]) wird [B] retrospektiv umfunktioniert zu einem vorfeldlosen verbalen Syntagma mit den zwei nachgetragenen Komplementen [C] und ([D]�[E]).

• � es entsteht eine rhetorische Apokoinu-Struktur• Definition Apokoinu: Worteinsparung ähnlich einer Ellipse oder Zeugma. In der syntaktischen Konstruktion ist das Koinon zwei syntaktischen Einheit gleichermaßen zugeordnet.

Ein weiteres Beispiel• Kontext: Gespräch in Bezug auf Unternehmensberatung. Der Berater hält

die vom Beratenen favorisierte Problemlösestrategie für steuerlich unvertretbar.

Detaillierte Betrachtung

• Drei Referenz-Prädiaktions-Strukturendes Beraters (fett gedruckt)

• Die ersten zwei Referenten sind prosodisch so separiert, dass sie von einer topologisch separierten Struktur nicht zu unterscheiden sind

• Der dritte Referent ist nicht prosodisch separiert (Referenz-Prädikations-Strukturmit einer vorfeldlosen Bezugseinheit mit Finitum in Initialstellung als Prädikationshandlung)

• Mit der Äußerung [brauch ich nix….nochmehr mit wie i“ch-] wendet sich der Berater an die Kompetenz der Beratenen, da diese sich in der Branche auskennt.

• [brauch ich nix zu erzäh“len] besitzt eine hedging-Funktion für das folgende [da kriegen sie….]

• Weitere Modelle sind möglich

Zwischenfazit

• Scheutz wird in seiner Annahme eines breiten Übergangsbereichs zwischen sog. Linksherausstellungen und Freien Themen bestätigt.

• Die Funktion der Voranstellung zur Planungserleichterung und konversationellenFokusierung sowie zur Bearbeitung von Verständnisproblemen (Scheutz) decken sich ebenso mit Schröders Erkenntnissen.

• Schröders These: Das Portionieren in elementare Teilhandlungen erleichtert das Formulieren und Wahrnehmen.

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Der aktuelle Stand der Gesprochene-Sprache-Forschung• Es ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich, sich konsequent von Normvorstellungen zu lösen, die von der schriftsprachlichen Tradition geprägt sind.

• „Schriftsprachen-Bias“ (die Verzerrung von Grammatik geschriebener Sprache und gesprochener Sprache)

• Syntaktische Zusammenhänge aus der geschriebenen Sprache werden auf die gesprochene Übertragen und zur Analyse genutzt.

• Beispiele hierfür:

• Linksherausstellungen: „Lehmgackers, die macht man…“

• Anakoluth: „Also ich weiß nicht-*“

• Ellipse: „Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde…“ (Goethe)

Bestreben Peter Schröders in seiner Analyse• Die Perspektive der Beteiligten zu berücksichtigen (Wer stellt was wie her)

• Die genaue Betrachtung des Herstellungsprozesses

• Die satzgrammatischen Normvorstellungen der geschrieben Sprache in den Hintergrund stellen

• Das Verdienst der Gesprächsanalytiker nicht in Frage stellen

Annahme aus den Beobachtungen

• Im Zusammenhang mit der so genannten Vorvorfeldbesetzung greifen die Beteiligten in der Organisation ihrer Aktivitäten weniger auf satzgrammatische Strukturierungsprinzipien zurück, sondern portionieren ihre Hervorbringungen eher in elementare, funktionale Einheiten.

• Beteiligte folgen dennoch elementaren Kongruenzregeln (minimale Konzession an grammatische Korrektheit).

• Strukturierungsprinzipien der Beteiligten lassen sich erst modellieren, wenn angenommen wird, dass satz-grammatische Relationen und Strukturierungs-prinzipien in den Hintergrund treten oder eine untergeordnete Rolle spielen.

• Strukturelle Muster sind im Fluss: Muster entstehen und lösen sich wieder auf oder gehen in andere Muster über.

Betrachtung der Annahmen anhand eines Beispiels

• Kontext: Gespräch beim Schiedsmann - Dieser Versucht den Be-teiligten die Abhandlung beim Schiedsmann als die günstigere Variante gegenüber eines Gerichtsverfahrens zu verdeutlichen.

(29) […] und die kosten- * hab ich mal ausgerechnet das verfahren schreibgebühren- * das sind äh: äh:- * insgesamt-* elf mark achtzig so dass sie also- * ei“nundfünfzig mark und achtzig für dieses verfahren zu zahlen hätten-*

(Götz-Zitat 3002.32, Seite 3 – Schröder 1997:124)

und die kosten- : ist in einem topologisch kohäsiven Muster eine sep arierte Einheit. Sie ist als eine, vom Schiedsmann konzipie rte,

selbstständig funktionale Einheit zu verstehen. Die Projektion dieser Einheit kann nicht satzsyntaktisch interpretiert werden. Nu r in der Art, dass nach der Referenzherstellung eine Folgeeinheit zu erwarten i st. Eine Zuordnung zu dem Konzept des Vorvorfeldes ist nicht möglich, da die Folgeeinheit [hab ich mal..] kein Vorfeld besitzt.

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• das verfahren schreibgebühren : sind asyndetisch gereiht –Diese Teile sind in die prosodische Kontur

des verbalen Syntagmas „hab ich mal ausgerechnet“ integriert, topologisch sind sie jedoch als Nachträge (nominale Einheiten mit einer gewissen Selbstständigkeit) ausgewiesen.

• Die Rolle der Einheiten ist eine eigenständige Spezifizierung oder Konkretisierung der mit dem Referenten „kosten-“ vollzogenen Handlung (dem Ausrechnen) und ist dem Komplex Referenz/Prädikation zuzuordnen.

• Das „schreibgebühren“ ist weiterhin prosodisch so markiert, dass eine Projektion, also die Erwartung einer Folgeeinheit, entsteht. Diese folgt dann auch mit: „das sind äh: äh:….“.

• � Satzsyntaktische Zusammenhänge rücken in den Hintergrund zu-gunsten rhetorisch wirksamer, wahrnehmungsgerechter Strukturierung.

(29) […] und die kosten- * hab ich mal ausgerechnet das verfahren schreibgebühren - * das sind äh: äh:- * insgesamt-* elf mark achtzig so dass sie also- * ei“nundfünfzig mark und achtzig für dieses verfahren zu zahlen hätten-*

Die Teilhandlungen (elementare Portionen) mit ihrer Funktion im Überlick

• [A] und die Kosten-* Etablierung des Referenten

• [B] hab ich mal ausgerechnet Bezugseinheit/Aussage(mit dem Ref. Vollzogene Handlung)

• [C] das verfahren 1. Schritt zur Spezifizierung der Handlung

• [D] schreibgebühren- * 2. Schritt zur Spezifizierung der Handlung (Leerstelle wird eröffnet)

• [E] das sind äh: äh:- * insgesamt- * elf mark achtzig Füllung der Leerstelle mit einer Aussage

• [F] so dass sie also- * ei“undfünfzig mark und achtzig für dieses verfahren zu zahlen hätten- * Resümee/Konklusion für

den gesamten Komplex

Detaillierte Betrachtung der Struktur

• Strukturelle Zusammenhänge sind während der Hervorbringung im Fluss.

• [A] und [B] bilden eine Referenz-Prädikations-Struktur (nur prosodisch separiert).

• Durch den Komplex aus [C] und ([D]�[E]) wird [B] retrospektiv umfunktioniert zu einem vorfeldlosen verbalen Syntagma mit den zwei nachgetragenen Komplementen [C] und ([D]�[E]).

• � Es entsteht eine rhetorische Apokoinu-Struktur.

• Definition Apokoinu: Worteinsparung ähnlich einer Ellipse oder Zeugma. In der syntaktischen Konstruktion ist das Koinon zwei syntaktischen Einheit gleichermaßen zugeordnet.

Ein weiteres Beispiel• Kontext: Gespräch in Bezug auf Unternehmensberatung. Der Berater hält

die vom Beratenen favorisierte Problemlösestrategie für steuerlich unvertretbar.

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Detaillierte Betrachtung

• Drei Referenz-Prädiaktions-Strukturen des Beraters (fett gedruckt)

• Die ersten zwei Referenten sind prosodisch so separiert, dass sie von einer topologisch separierten Struktur nicht zu unterscheiden sind

• Der dritte Referent ist nicht prosodisch separiert (Referenz-Prädikations-Struktur mit einer vorfeldlosen Bezugseinheit mit Finitum in Initialstellung als Prädikationshandlung)

• Mit der Äußerung [brauch ich nix….noch mehr mit wie i“ch-] wendet sich der Berater an die Kompetenz der Beratenen, da diese sich in der Branche auskennt.

• [brauch ich nix zu erzäh“len] besitzt eine hedging-Funktion für das folgende [da kriegen sie….]

• Weitere Modelle sind möglich

Zwischenfazit

• Scheutz wird in seiner Annahme eines breiten Übergangsbereichs zwischen sog. Linksherausstellungen und Freien Themen bestätigt.

• Die Funktion der Voranstellung zur Planungserleichterung und konversationellen Fokusierung sowie zur Bearbeitung von Verständnisproblemen (Scheutz) decken sich ebenso mit Schröders Erkenntnissen.

• Schröders These: Das Portionieren in elementare Teilhandlungen erleichtert das Formulieren und Wahrnehmen.

Beispiel: Ko-Produktion

• Kontext: Schlichtungsverhandlung in einer Handwerkskammer• Ko-Produktion von A (grau hinterlegt) • Durch Absenkung […geht↓] und Adressierung sieht A einen „slot“

für eigene Aktivität

• Für C ist es schwer das „turn-Recht“ zu behaupten

Beispiel für das rhetorische Strukturierungsprinzip der Portionierung

• Kontext: Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht• Rhetorische relevante Einheiten sind an ihrem Ende mit Klammern

([a]) markiert• B markiert die Segmente hauptsächlich mit prosodischen Mitteln• B benutzt ebenso „äh:“ als Gliederungssignal

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Funktionen der einzelnen rhetorischen Elemente

• [a] = etabliert Ausgangsposition Bs im Konflikt• [b] = Versuch Bs die Ausgangsposition suggestiv als korrekt zu etablieren

(Appell an C (den Richter)) • [c] = abgebrochener Ansatz• [d] = Rahmungshandlung für die Einschränkung seiner (Bs)

Ausgangsposition• [e] = liefert Zeitrahmen für diese Einschränkung der Ausgangsposition• [f] = Einräumung der einzigen Zusatzvereinbarung• [g] = Bekräftigung zu [f]• [h] = Teilhandlung: Die Vereinbarung galt nur mit „ih:m↓“, dem Studenten• [i] = Gliederungssignal und Augment (schwach Höhrersteuerndes Signal)

Ein weiteres Beispiel für das rhetorische Strukturierungsprinzip der Portionierung

• Kontext: Frau Blank forderte Herr Herrmann auf, den Motor seines Wagens abzustellen, was dieser mit dem berühmter „Götz-Zitat“beantwortete. Nun finden sich beide vor dem Schiedsmann wieder.

• [b] und [c] entsprechen einer Referenz-Prädikations-Beziehung

Funktionen der einzelnen rhetorischen Elemente

• [a] = komplexer Übergang vom formlosen Austausch zum Konfliktgeschehen• [b] = Referenz des Schiedsmanns auf das Konfliktgeschehen und Eröffnung der

Erwartung einer Evaluation des Geschehens• [c] = Einlösung dieser Erwartung und Unerheblichkeit der widersprüchlichen

Details• [d] = Projektion auf die Eingrenzung des Relevanten, Rahmenhandlung für [e]• [e] = Referenz auf das einzig Entscheidende, das „Götz-Zitat“• [f] = Separation des Geschehens durch prosodische Zäsur• [g] = inkriminierte Handlung • [h] = verdeutlicht Täter, Opfer und Geschehen• [i] = juristische Formulierung des Delikts• [j] = Eröffnung der Konsequenz für den Täter

Resümee und Ausblick• In bestimmten Gesprächssituationen dominieren rhetorische

Strukturierungsprinzipien in der Organisation und drängen satzgrammatische Organisationsprinzipien in den Hintergrund. Hervorbringer lassen sich also (in bestimmten Kontexten) mehr von rhetorischen als von satzgrammatischen Prinzipien leiten.

• Vorvorfeldbesetzungen sind in einem größeren Zusammenhang als nur in Abhängigkeit vom V2-Satz mit seinen topologischen Feldern zu analysieren.

• Phänomene des Vorvorfeldkonzepts sollten von satzsyntaktischen Konzepten befreit sein.

• Vorvorfeldbesetzung wird somit zu: Thematische Fokussierungsaktivitäten, Ordnungs- und Steuerungsleistungen für den Interaktions- und Formulierungsprozess, Rahmenhandlungen und Verstehensanweisungen.

• Die Gliederung in Teilhandlungen und das Ausblenden von satzgrammatischen Zusammenhängen erleichtern die Wahrnehmung und erzeugen effektive kommunikation.

• Eine (zukünftige?) Grammatik der gesprochenen Sprache („rhetorische Syntax“) sollte rhetorische Ordnungsleistungen erfassen.

Page 15: Das Vorfeldkonzept aus gesprächsanalytischer Sicht ...andreeva/Courses/WS2008/HS_G_und_P_aktuell.pdf · Ellipsen sind verständlich, weil die durch Mimik, Gestik oder gemeinsames

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