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PD MOBIL DIGITAL 59 Donnerstag, 15. Oktober 2009 Nr. 239 Neuö Zürcör Zäitung E-Books für Besserwisser Sony und Amazon zeigen Lesegeräte für E-Books S. B. Wieder einmal ist Buchmesse, wieder einmal geht es um das Ende des auf Papier gedruckten Buches. Die Frankfurter Buchmesse sei der weltweit bedeutendste Handelsplatz für Bücher, sagt von sich selbst die Frankfurter Buchmesse. Sie sei auch die älteste Buchmesse, sagt die Wikipedia: Seit rund 500 Jahren, seit es gedruckte Bücher gebe, sei Frankfurt ein beliebter Treffpunkt für Autoren, Verleger, Buch- händler und Leser. Tradition haben in Frankfurt anläss- lich der Buchmesse auch die Diskussio- nen über das Ende des gedruckten Buches. Doch vermutlich dürfte die diesjährige Messe, die noch bis Sonntag dauert, die erste sein, bei der elektroni- sche Bücher gezeigt werden, die wirk- lich Zukunft haben. E-Books im Antiquariat Es gibt an der Frankfurter Buchmesse heuer erstmals auch ein E-Book-Anti- quariat. Hier zeigt der E-Book-Händler Libreka ältere E-Book-Lesegeräte, bei- spielsweise den Data Discman von Sony (Urgeschichte) oder das Rocket E-Book (Mittelalter) oder den Readius von Polymer Vision (Science-Fiction), ein Gerät mit zusammenrollbarem Bild- schirm, das nur als Prototyp herum- gezeigt wurde. Als vor rund 15 Jahren die ersten elektronischen Bücher auf den Markt kamen, waren diese unhandlich und mit flimmernden Bildschirmen mühsam zu lesen. Erst ein von der amerikanischen Firma E-Ink entwickelter Graustufen- Display bietet dem Auge ein Bild, das mit einem gedruckten Blatt Papier ver- gleichbar ist. Dieser Bildschirm braucht Strom nur dann, wenn die Seiten ge- wechselt werden. Für Unruhe sorgt, dass Seiten beim Weiterblättern vor- übergehend kurz abgedunkelt werden, bevor die nächste Seite angezeigt wird. Sonst aber ist die Darstellung flimmer- frei und auch unter schwierigen Licht- verhältnissen gut lesbar. Auf der Basis dieser Bildschirmtech- nik bringt Sony in diesem Jahr bereits die zweite Produktgeneration auf den Markt. Das Modell Touch Edition bie- tet einen berührungsempfindlichen Bildschirm. So lässt sich das Lesegerät auch für die Eingabe von Notizen und Anmerkungen benutzen – ein E-Book für Besserwisser. Man kann Textpassa- gen durchstreichen, unterstreichen, übermalen, und man kann mit einem Tastendruck all diese Verunstaltungen wieder entfernen und den unberührten Urzustand wiederherstellen. Der Sony- Reader Touch Edition ist ungefähr so gross wie ein Taschenbuch, er wiegt 286 Gramm. Der Preis beträgt 449 Franken. Kindle kommt in die Schweiz Amazon wird nächste Woche ein Kindle genanntes Lesegerät, das bisher nur in den USA erhältlich war, auch in Europa für 279 Dollar zum Kauf anbieten. Das Besondere am Kindle ist, dass er sich über Mobilfunknetze mit Lesestoff ver- sorgen lässt. Nachteilig ist, dass die Bücher in einem proprietären Format gespeichert werden und dass es schwie- rig ist, eigene Dateien auf das Gerät zu übertragen. Vorerst sind bei Amazon für den Kindle fast nur englischspra- chige Bücher erhältlich. Aber vielleicht werden ja diese Woche in Frankfurt jene Verträge signiert, die dem Kindle neue Sprachen erschliessen. Das Tracken ist des Wanderers Lust Das Internet zeigt sich als Fundgrube für Freizeittouren mit GPS-Koordinaten Dank günstigen GPS-Chips sind schon Mobiltelefone im mittleren Preissegment mit einem Satelli- tenempfänger ausgestattet, der Freizeitsportlern vom Wanderer bis zum Biker neue Perspektiven bei der Tourenplanung eröffnet. Claude Settele 1930 nahm Johann Jakob Ess eine Wan- derung unter die Füsse, deren Folgen noch heute allgegenwärtig sind. Sie führte entlang der Passstrasse auf den Klausen und erwies sich als gefährlicher als erwartet. Das brachte den Lehrer in Bedrängnis, denn er war mit einer Schulklasse unterwegs. Als Ess nach- träglich die Landkarte studierte, fand er Fusswege, die sicherer zum Ziel geführt hätten. Die Idee der gelben Wander- wegweiser war geboren. In 75 Jahren ist in der Schweiz ein Netz von insgesamt 60 000 km Wegen entstanden, die all- jährlich Hunderttausende auf ihrem Ausflug ins Grüne leiten. Display statt Wegschild In jüngerer Zeit sind aber immer wieder marschierende Zeitgenossen zu sichten, die zwar auf den Wegen wandern, die gelben Schilder aber nicht beachten. Sie orientieren sich über spezialisierte Na- vigationsgeräte oder Smartphones mit digitalen Karten und integriertem GPS- Empfänger. Die Tour haben sie zuvor auf einer der einschlägigen Internet- Portale ausgewählt und die Koordina- ten mit zahlreichen Wegmarken herun- tergeladen. Das Angebot richtet sich an alle Outdoor-Sportler von Nordic-Wal- kern über Biker und Kanuten bis zu Bergsteigern und Schneeschuhläufern. Im Internet findet man ein wachsendes Angebot an Touren, zum Beispiel auf den kostenlosen Schweizer Plattformen gps-touren.ch oder gps-tracks.com. Die- se liefern Ausflüglern und ambitionier- ten Sportsfreunden nicht nur Tausende von Touren mit Streckenbeschrieb, Hö- henprofil, Kartenausschnitten und Fo- tos, sondern auch die dazugehörenden geografischen Koordinaten. Es sind nicht nur spezialisierte Por- tale, auf denen man ein schnell wach- sendes Angebot an Tourenvorschlägen mit Geodaten findet, auch Gemeinden werden aktiv wie beispielsweise Amris- wil sowie Feriendestinationen. Savo- gnin etwa lockt mit Mountainbike- und Schneeschuhtouren, einem Dorfrund- gang und einer Mondscheintour. Das Angebot an Ausflügen mit Geodaten wächst schnell, da jedermann solche Routen vorschlagen und die nötigen Tracking-Daten erfassen kann. Hierzu reicht ein einfacher Geo-Logger, wie er auch für die Lokalisierung von Fotoauf- nahmestandorten genutzt wird; einfa- che Modelle gibt es schon für unter 100 Franken zu kaufen. So erstaunt es nicht, dass im Internet immer mehr Treff- punkte entstehen, wo Enthusiasten ge- genseitig ihre Routen austauschen. Ein wichtiger Vertreter ist die Website GPSies.com, auf der man über 100 000 Touren in Deutschland findet, Tausende weitere von Afghanistan bis Zypern, rund 7000 sind es für die Schweiz. Das Touren-Angebot dürfte schnell wach- sen, hat doch GPSies eine kostenlose, gleichnamige Anwendung für das iPhone und Android-Handys lanciert, die vom Fussmarsch über den Kanutrip bis zur Klettertour jede Route aufzeich- net. Die Daten lassen sich auf das Portal laden und dort nachbearbeiten. Format-Wirrwarr Ein Sonderfall des Geo-Trackings ist das Geo-Caching, ein Spiel, bei dem Freizeitsportler per GPS über Wald und Wiesen auf Schatzsuche oder Schnitzel- jagd gehen. Mitunter sind die Schätze nur mit Kletterausrüstung aufzuspüren wie beispielsweise jene eines bekannten Kleiderherstellers, der Objekte an ex- ponierten Standorten wie am Eiger oder am Schreckhorn hinterlegt. Auch hierzu finden sich zahlreiche Online- Treffpunkte wie www.swissgeocache.ch, wo die Koordinaten von Zielen ausge- schrieben werden. Auf der Website www.geocaching.com findet man über 900 000 Geo-Caches rund um den Pla- neten, bei waymarking.com sind es über 200 000 Koordinationspunkte, die sich jedoch auf sehenswerte Wegmarken be- ziehen statt auf Schätze. Die schöne neue Welt des Geo- Trackings ist allerdings nicht so unkom- pliziert wie die gelben Tafeln und rot- weissen Markierungen von Johann Ja- kob. Für die Geolokalisierung gibt es verschiedene Standards, und die Eck- daten einer ganzen Tour können in einer verwirrenden Anzahl von Datei- formaten gespeichert werden. So gibt es sogenannte Overlay-Daten, die sich in digitalen Landkarten wie etwa Swiss Map 50 einlesen lassen (ovl, smb, smo, xol), GPS-Daten für Navigationsgeräte (gpx, btk, g7t, gdb, tk, trk, tcx) oder für Google Earth (kml, kmz), um Touren auf der 3-D-Weltkugel anzuzeigen. Eigentlich wurde das GPS-Ex- change-Format (GPX) zum Standard für die Speicherung von Geodaten defi- niert, doch die unterschiedlichen Navi- gationsgeräte, digitalen Kartenleser und Programme interpretieren die Festle- gung von Wegpunkten, Abschnitten und Routen unterschiedlich oder ergänzen sie mit nicht standardisierten Zusatz- informationen. In diesem babylonischen Format-Wirrwarr hilft die Software GPSBabel+. Das kostenlose Programm (Win/Mac/Linux) übersetzt mehr als 100 Formate für Geräte von Outdoor-Navis und zahlreiche Anwendungen. Computerspiel mit Traumwandlerin pes. Nach dem Remake des Adven- ture-Klassikers «The Secret of Monkey Island» offeriert Lucas Arts mit «Luci- dity» ein weiteres Mal im Internet ein Computerspiel zum Herunterladen. In dem nicht alltäglichen Knobelspiel muss der Spieler ein kleines Mädchen namens Sofi sicher durch eine surreale Traumwelt geleiten, die stark an Tim Burtons Werke erinnert. Allerdings be- weist die junge Frau einen unglaub- lichen Bewegungsdrang und läuft stets ohne Rücksicht auf Verluste von links nach rechts. Des Spielers Aufgabe be- steht nun darin, aus einem unbegrenz- ten, aber zufälligen Nachschub an Bau- elementen mit eigens kreierten Kon- struktionen die Traumwandlerin vor fatalen Folgen zu schützen. Das schon aus «Lemmings» bekannte Spielprinzip, unter Zeitnot brauchbare Lösungen zu finden und diese umzusetzen, enthält grosses Suchtpotenzial, kann aber auch zu viel Frustration führen, wenn man sich in scheinbar unlösbare Situationen verrennt. «Lucidity» ist über den Down- load-Dienst Steam (PC) für rund 9 Euro oder über Microsofts Xbox Life Arcade gegen 800 Punkte erhältlich. META-TAG Freiheit für die Frequenzen Stefan Betschon Vor rund sechzig Jah- ren wurde in der Schweiz UKW einge- führt. Damit hatte die Technikgeschich- te des Radios hierzulande ihr Endziel erreicht, ihre finale Bestimmung gefun- den. Rundherum überstürzten sich die Ereignisse, es gab Umwälzungen, Um- brüche, Verwerfungen. Doch UKW blieb. Die Weltpolitik wurde neu defi- niert, eine nichtreale New Economy wurde inauguriert, die Kultur postmo- dernisiert. Doch UKW blieb. Imperien zerfielen, Dynastien vergingen, Macht- blöcke wurden gespalten, Wirtschafts- ordnungen umgestürzt. UKW blieb. Diese Woche werden im Schweizer Mittelland die ersten DAB+-Sender aufgeschaltet. Sie verbreiten ein digita- les Radioprogramm, das erstmals auch private Sender umfasst. Doch das wird UKW nicht verdrängen können. Wie ein Wirbelwind hat die Digitaltechnik alles verändert, das Handy vom vorletz- ten Jahr erscheint vorsintflutlich. Aber das olle UKW-Radio ist noch da. Und bleibt. Wie kommt es, dass sich das Radio dem technischen Fortschritt, der Digitalisierung hat entziehen können? Es ist die unheilige Allianz von Pri- vatisierung und Deindustrialisierung. Weil es kaum noch europäische Unter- haltungselektronik-Hersteller gibt, hat hier der technische Wandel keine wirt- schaftlich starke Lobby. Und die Privati- sierung hat aus dem Radio ein Format- radio gemacht, eine normierte Klang- kulisse, die vom Hörer keine Aufmerk- samkeit mehr erfordert. DAB wurde entwickelt als Distributionstechnik für ein Radio, das es nicht mehr gibt. Wenn es so ist, dass die meisten Radios immer dieselben Hits abspielen, warum muss man die dann immer und immer wieder durch den Äther schi- cken, warum speichert man die nicht auf einem billigen Chip, den die Radiohörer bei sich haben? Ein daumennagelgros- ser 4-GByte-Chip würde für 1000 Songs reichen und ein paar Jingles. Ein Zu- fallsgenerator würde die Abfolge der Songs steuern. Es müssten nur noch die Werbespots ausgestrahlt werden. UKW könnte in Frieden ruhen. Dickes Aluminium von Starck S. B. Sicherheitskopien anlegen von Daten, die es schon gibt, ist unkreativ, langweilig. Aber immer noch besser, als Dateien, die vor einem Festplatten-Ab- sturz existierten, aber nicht mehr da- nach, erneut zu erstellen. Vielleicht weil Back-up-Kopien eine so langweilige Sa- che sind, gibt sich der französische Her- steller LaCie schon seit einigen Jahren alle Mühe, externe Festplatten von be- rühmten Designern in kleine Kunst- werke verwandeln zu lassen. Für die jüngste Produktserie konnte Philippe Starck gewonnen werden. Das Resultat gefällt dem Auge. Und es sieht nicht nur schön aus: Das Gehäuse aus drei Milli- meter starkem Aluminium bietet auch einen guten Schutz. Es gibt diese Fest- platten in Grössen zwischen 320 GByte und 2 TByte. Die Preise bewegen sich zwischen 139 und 350 Franken. DIGITAL IN KÜRZE ................................................................................. Seriöse Websites als Gefahrenquelle (ap) Lange galt es als problemlos, eine seriöse Website mit ihrer bekannten Adresse aufzurufen. Diese Zeiten sind vorbei. Kriminelle nutzen immer häufi- ger gerade solche Angebote, um Spio- nageprogramme oder andere schädliche Software zu verbreiten. Für Aufsehen sorgte kürzlich ein Vorfall bei der On- line-Ausgabe der «New York Times». Kriminellen war es gelungen, in den Rechner zur Steuerung der Werbung einzudringen. Besucher bekamen da- nach ein Werbebanner zu sehen, dass ihr Rechner infiziert sei. Ein Klick, und die Besucher wurden auf eine virenver- seuchte Website geleitet. Leider reagie- ren nicht alle betroffenen Websites so schnell wie die «New York Times». Die Sicherheitsfirma G Data berichtete jetzt über einen bekannten Sportvermarkter, der über einen Schadcode auf seiner Website informiert worden sei. «Drei Wochen später war dieser Computer- schädling immer noch aktiv», sagt ein Sicherheitsexperte von G Data. 45 Pro- zent der Webmaster hätten ihre viren- verseuchten Websites erst nach mehre- ren Wochen oder gar nicht vom Netz ge- nommen. Dies deckt sich mit einer Untersuchung von MessageLabs: Von infizierten Websites seien 90 Prozent erst nach mehr als 138 Tagen vom Netz genommen worden. Internetnutzer soll- ten darauf achten, dass sich Browser und Plug-ins immer auf dem aktuellen Stand befinden. Auf Windows-PC ist ein aktueller Virenschutz Pflicht. Amazon bringt das Kindle genannte Lesegerät für elektronische Bücher nächste Woche auch nach Europa. PD

Das Wandern ist des Trackers Lust

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Immer mehr Internet-Seiten bieten Outdoor-Sportlern fertige Routen mit Geo-Daten, die mit einem Navigationsgerät oder einem Smartphone mit GPS gelesen werden können.

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Page 1: Das Wandern ist des Trackers Lust

MOBIL�DIGITAL 59Donnerstag, 15. Oktober 2009 � Nr. 239 Neuö Zürcör Zäitung

E-Books für BesserwisserSony und Amazon zeigen Lesegeräte für E-Books

S. B. � Wieder einmal ist Buchmesse,wieder einmal geht es um das Ende desauf Papier gedruckten Buches. DieFrankfurter Buchmesse sei der weltweitbedeutendste Handelsplatz für Bücher,sagt von sich selbst die FrankfurterBuchmesse. Sie sei auch die ältesteBuchmesse, sagt die Wikipedia: Seitrund 500 Jahren, seit es gedruckteBücher gebe, sei Frankfurt ein beliebterTreffpunkt für Autoren, Verleger, Buch-händler und Leser.

Tradition haben in Frankfurt anläss-lich der Buchmesse auch die Diskussio-nen über das Ende des gedrucktenBuches. Doch vermutlich dürfte diediesjährige Messe, die noch bis Sonntagdauert, die erste sein, bei der elektroni-sche Bücher gezeigt werden, die wirk-lich Zukunft haben.

E-Books im AntiquariatEs gibt an der Frankfurter Buchmesseheuer erstmals auch ein E-Book-Anti-quariat. Hier zeigt der E-Book-HändlerLibreka ältere E-Book-Lesegeräte, bei-spielsweise den Data Discman von Sony(Urgeschichte) oder das Rocket

E-Book (Mittelalter) oder den Readiusvon Polymer Vision (Science-Fiction),ein Gerät mit zusammenrollbarem Bild-schirm, das nur als Prototyp herum-gezeigt wurde.

Als vor rund 15 Jahren die erstenelektronischen Bücher auf den Marktkamen, waren diese unhandlich und mitflimmernden Bildschirmen mühsam zulesen. Erst ein von der amerikanischenFirma E-Ink entwickelter Graustufen-Display bietet dem Auge ein Bild, dasmit einem gedruckten Blatt Papier ver-gleichbar ist. Dieser Bildschirm brauchtStrom nur dann, wenn die Seiten ge-wechselt werden. Für Unruhe sorgt,dass Seiten beim Weiterblättern vor-übergehend kurz abgedunkelt werden,bevor die nächste Seite angezeigt wird.Sonst aber ist die Darstellung flimmer-frei und auch unter schwierigen Licht-verhältnissen gut lesbar.

Auf der Basis dieser Bildschirmtech-nik bringt Sony in diesem Jahr bereitsdie zweite Produktgeneration auf denMarkt. Das Modell Touch Edition bie-tet einen berührungsempfindlichenBildschirm. So lässt sich das Lesegerätauch für die Eingabe von Notizen und

Anmerkungen benutzen – ein E-Bookfür Besserwisser. Man kann Textpassa-gen durchstreichen, unterstreichen,übermalen, und man kann mit einemTastendruck all diese Verunstaltungenwieder entfernen und den unberührtenUrzustand wiederherstellen. Der Sony-Reader Touch Edition ist ungefähr sogross wie ein Taschenbuch, er wiegt 286Gramm. Der Preis beträgt 449 Franken.

Kindle kommt in die SchweizAmazon wird nächste Woche ein Kindlegenanntes Lesegerät, das bisher nur inden USA erhältlich war, auch in Europafür 279 Dollar zum Kauf anbieten. DasBesondere am Kindle ist, dass er sichüber Mobilfunknetze mit Lesestoff ver-sorgen lässt. Nachteilig ist, dass dieBücher in einem proprietären Formatgespeichert werden und dass es schwie-rig ist, eigene Dateien auf das Gerät zuübertragen. Vorerst sind bei Amazonfür den Kindle fast nur englischspra-chige Bücher erhältlich. Aber vielleichtwerden ja diese Woche in Frankfurt jeneVerträge signiert, die dem Kindle neueSprachen erschliessen.

Das Tracken ist des Wanderers LustDas Internet zeigt sich als Fundgrube für Freizeittouren mit GPS-Koordinaten

Dank günstigen GPS-Chips sindschon Mobiltelefone im mittlerenPreissegment mit einem Satelli-tenempfänger ausgestattet, derFreizeitsportlern vom Wandererbis zum Biker neue Perspektivenbei der Tourenplanung eröffnet.

Claude Settele

1930 nahm Johann Jakob Ess eine Wan-derung unter die Füsse, deren Folgennoch heute allgegenwärtig sind. Sieführte entlang der Passstrasse auf denKlausen und erwies sich als gefährlicherals erwartet. Das brachte den Lehrer inBedrängnis, denn er war mit einerSchulklasse unterwegs. Als Ess nach-träglich die Landkarte studierte, fand erFusswege, die sicherer zum Ziel geführthätten. Die Idee der gelben Wander-wegweiser war geboren. In 75 Jahren istin der Schweiz ein Netz von insgesamt60 000 km Wegen entstanden, die all-jährlich Hunderttausende auf ihremAusflug ins Grüne leiten.

Display statt WegschildIn jüngerer Zeit sind aber immer wiedermarschierende Zeitgenossen zu sichten,die zwar auf den Wegen wandern, diegelben Schilder aber nicht beachten. Sieorientieren sich über spezialisierte Na-

vigationsgeräte oder Smartphones mitdigitalen Karten und integriertem GPS-Empfänger. Die Tour haben sie zuvorauf einer der einschlägigen Internet-Portale ausgewählt und die Koordina-ten mit zahlreichen Wegmarken herun-tergeladen. Das Angebot richtet sich analle Outdoor-Sportler von Nordic-Wal-kern über Biker und Kanuten bis zuBergsteigern und Schneeschuhläufern.Im Internet findet man ein wachsendesAngebot an Touren, zum Beispiel aufden kostenlosen Schweizer Plattformengps-touren.ch oder gps-tracks.com. Die-se liefern Ausflüglern und ambitionier-ten Sportsfreunden nicht nur Tausendevon Touren mit Streckenbeschrieb, Hö-henprofil, Kartenausschnitten und Fo-tos, sondern auch die dazugehörendengeografischen Koordinaten.

Es sind nicht nur spezialisierte Por-tale, auf denen man ein schnell wach-sendes Angebot an Tourenvorschlägenmit Geodaten findet, auch Gemeindenwerden aktiv wie beispielsweise Amris-wil sowie Feriendestinationen. Savo-gnin etwa lockt mit Mountainbike- undSchneeschuhtouren, einem Dorfrund-gang und einer Mondscheintour. DasAngebot an Ausflügen mit Geodatenwächst schnell, da jedermann solcheRouten vorschlagen und die nötigenTracking-Daten erfassen kann. Hierzureicht ein einfacher Geo-Logger, wie erauch für die Lokalisierung von Fotoauf-nahmestandorten genutzt wird; einfa-

che Modelle gibt es schon für unter 100Franken zu kaufen. So erstaunt es nicht,dass im Internet immer mehr Treff-punkte entstehen, wo Enthusiasten ge-genseitig ihre Routen austauschen. Einwichtiger Vertreter ist die WebsiteGPSies.com, auf der man über 100 000Touren in Deutschland findet, Tausendeweitere von Afghanistan bis Zypern,rund 7000 sind es für die Schweiz. DasTouren-Angebot dürfte schnell wach-sen, hat doch GPSies eine kostenlose,gleichnamige Anwendung für dasiPhone und Android-Handys lanciert,die vom Fussmarsch über den Kanutripbis zur Klettertour jede Route aufzeich-net. Die Daten lassen sich auf das Portalladen und dort nachbearbeiten.

Format-WirrwarrEin Sonderfall des Geo-Trackings istdas Geo-Caching, ein Spiel, bei demFreizeitsportler per GPS über Wald undWiesen auf Schatzsuche oder Schnitzel-jagd gehen. Mitunter sind die Schätzenur mit Kletterausrüstung aufzuspürenwie beispielsweise jene eines bekanntenKleiderherstellers, der Objekte an ex-ponierten Standorten wie am Eigeroder am Schreckhorn hinterlegt. Auchhierzu finden sich zahlreiche Online-Treffpunkte wie www.swissgeocache.ch,wo die Koordinaten von Zielen ausge-schrieben werden. Auf der Websitewww.geocaching.com findet man über

900 000 Geo-Caches rund um den Pla-neten, bei waymarking.com sind es über200 000 Koordinationspunkte, die sichjedoch auf sehenswerte Wegmarken be-ziehen statt auf Schätze.

Die schöne neue Welt des Geo-Trackings ist allerdings nicht so unkom-pliziert wie die gelben Tafeln und rot-weissen Markierungen von Johann Ja-kob. Für die Geolokalisierung gibt esverschiedene Standards, und die Eck-daten einer ganzen Tour können ineiner verwirrenden Anzahl von Datei-formaten gespeichert werden. So gibt essogenannte Overlay-Daten, die sich indigitalen Landkarten wie etwa SwissMap 50 einlesen lassen (ovl, smb, smo,xol), GPS-Daten für Navigationsgeräte(gpx, btk, g7t, gdb, tk, trk, tcx) oder fürGoogle Earth (kml, kmz), um Tourenauf der 3-D-Weltkugel anzuzeigen.

Eigentlich wurde das GPS-Ex-change-Format (GPX) zum Standardfür die Speicherung von Geodaten defi-niert, doch die unterschiedlichen Navi-gationsgeräte, digitalen Kartenleser undProgramme interpretieren die Festle-gung von Wegpunkten, Abschnitten undRouten unterschiedlich oder ergänzensie mit nicht standardisierten Zusatz-informationen. In diesem babylonischenFormat-Wirrwarr hilft die SoftwareGPSBabel+. Das kostenlose Programm(Win/Mac/Linux) übersetzt mehr als 100Formate für Geräte von Outdoor-Navisund zahlreiche Anwendungen.

Computerspiel mit Traumwandlerinpes. � Nach dem Remake des Adven-ture-Klassikers «The Secret of MonkeyIsland» offeriert Lucas Arts mit «Luci-dity» ein weiteres Mal im Internet einComputerspiel zum Herunterladen. Indem nicht alltäglichen Knobelspielmuss der Spieler ein kleines Mädchennamens Sofi sicher durch eine surrealeTraumwelt geleiten, die stark an TimBurtons Werke erinnert. Allerdings be-weist die junge Frau einen unglaub-lichen Bewegungsdrang und läuft stetsohne Rücksicht auf Verluste von linksnach rechts. Des Spielers Aufgabe be-steht nun darin, aus einem unbegrenz-ten, aber zufälligen Nachschub an Bau-elementen mit eigens kreierten Kon-struktionen die Traumwandlerin vorfatalen Folgen zu schützen. Das schonaus «Lemmings» bekannte Spielprinzip,unter Zeitnot brauchbare Lösungen zufinden und diese umzusetzen, enthältgrosses Suchtpotenzial, kann aber auchzu viel Frustration führen, wenn mansich in scheinbar unlösbare Situationenverrennt. «Lucidity» ist über den Down-load-Dienst Steam (PC) für rund 9 Eurooder über Microsofts Xbox Life Arcadegegen 800 Punkte erhältlich.

META-TAG

Freiheit fürdie Frequenzen

Stefan Betschon � Vor rund sechzig Jah-ren wurde in der Schweiz UKW einge-führt. Damit hatte die Technikgeschich-te des Radios hierzulande ihr Endzielerreicht, ihre finale Bestimmung gefun-den. Rundherum überstürzten sich dieEreignisse, es gab Umwälzungen, Um-brüche, Verwerfungen. Doch UKWblieb. Die Weltpolitik wurde neu defi-niert, eine nichtreale New Economywurde inauguriert, die Kultur postmo-dernisiert. Doch UKW blieb. Imperienzerfielen, Dynastien vergingen, Macht-blöcke wurden gespalten, Wirtschafts-ordnungen umgestürzt. UKW blieb.

Diese Woche werden im SchweizerMittelland die ersten DAB+-Senderaufgeschaltet. Sie verbreiten ein digita-les Radioprogramm, das erstmals auchprivate Sender umfasst. Doch das wirdUKW nicht verdrängen können. Wieein Wirbelwind hat die Digitaltechnikalles verändert, das Handy vom vorletz-ten Jahr erscheint vorsintflutlich. Aberdas olle UKW-Radio ist noch da. Undbleibt. Wie kommt es, dass sich dasRadio dem technischen Fortschritt, derDigitalisierung hat entziehen können?

Es ist die unheilige Allianz von Pri-vatisierung und Deindustrialisierung.Weil es kaum noch europäische Unter-haltungselektronik-Hersteller gibt, hathier der technische Wandel keine wirt-schaftlich starke Lobby. Und die Privati-sierung hat aus dem Radio ein Format-radio gemacht, eine normierte Klang-kulisse, die vom Hörer keine Aufmerk-samkeit mehr erfordert. DAB wurdeentwickelt als Distributionstechnik fürein Radio, das es nicht mehr gibt.

Wenn es so ist, dass die meistenRadios immer dieselben Hits abspielen,warum muss man die dann immer undimmer wieder durch den Äther schi-cken, warum speichert man die nicht aufeinem billigen Chip, den die Radiohörerbei sich haben? Ein daumennagelgros-ser 4-GByte-Chip würde für 1000 Songsreichen und ein paar Jingles. Ein Zu-fallsgenerator würde die Abfolge derSongs steuern. Es müssten nur noch dieWerbespots ausgestrahlt werden. UKWkönnte in Frieden ruhen.

Dickes Aluminium von StarckS. B. � Sicherheitskopien anlegen vonDaten, die es schon gibt, ist unkreativ,langweilig. Aber immer noch besser, alsDateien, die vor einem Festplatten-Ab-sturz existierten, aber nicht mehr da-nach, erneut zu erstellen. Vielleicht weil

Back-up-Kopien eine so langweilige Sa-che sind, gibt sich der französische Her-steller LaCie schon seit einigen Jahrenalle Mühe, externe Festplatten von be-rühmten Designern in kleine Kunst-werke verwandeln zu lassen. Für diejüngste Produktserie konnte PhilippeStarck gewonnen werden. Das Resultatgefällt dem Auge. Und es sieht nicht nurschön aus: Das Gehäuse aus drei Milli-meter starkem Aluminium bietet aucheinen guten Schutz. Es gibt diese Fest-platten in Grössen zwischen 320 GByteund 2 TByte. Die Preise bewegen sichzwischen 139 und 350 Franken.

DIGITAL IN KÜRZE.. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .

Seriöse Websites als Gefahrenquelle(ap) � Lange galt es als problemlos, eineseriöse Website mit ihrer bekanntenAdresse aufzurufen. Diese Zeiten sindvorbei. Kriminelle nutzen immer häufi-ger gerade solche Angebote, um Spio-nageprogramme oder andere schädlicheSoftware zu verbreiten. Für Aufsehensorgte kürzlich ein Vorfall bei der On-line-Ausgabe der «New York Times».Kriminellen war es gelungen, in denRechner zur Steuerung der Werbungeinzudringen. Besucher bekamen da-nach ein Werbebanner zu sehen, dassihr Rechner infiziert sei. Ein Klick, unddie Besucher wurden auf eine virenver-seuchte Website geleitet. Leider reagie-ren nicht alle betroffenen Websites soschnell wie die «New York Times». DieSicherheitsfirma G Data berichtete jetztüber einen bekannten Sportvermarkter,der über einen Schadcode auf seinerWebsite informiert worden sei. «DreiWochen später war dieser Computer-schädling immer noch aktiv», sagt einSicherheitsexperte von G Data. 45 Pro-zent der Webmaster hätten ihre viren-verseuchten Websites erst nach mehre-ren Wochen oder gar nicht vom Netz ge-nommen. Dies deckt sich mit einerUntersuchung von MessageLabs: Voninfizierten Websites seien 90 Prozenterst nach mehr als 138 Tagen vom Netzgenommen worden. Internetnutzer soll-ten darauf achten, dass sich Browserund Plug-ins immer auf dem aktuellenStand befinden. Auf Windows-PC istein aktueller Virenschutz Pflicht.

Amazon bringt das Kindle genannte Lesegerät für elektronische Bücher nächste Woche auch nach Europa. PD

PD