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Das Wertequadratund seine DarstellungGeschichte und mögliche Weiterentwicklung
Das Wertequadrat ist ein Denkwerkzeug, das Paul Helwig 1967 „erfunden“hat, zu dem Aristoteles „Vorarbeit“ geleistet hat, und das Friedemann Schulzvon Thun in seinem zweiten Band von „Miteinander reden“ bekannt gemachthat.1 In diesem Artikel soll die Geschichte des Wertequadrats und vor allem dieseiner Darstellung nachgezeichnet werden, und es soll die Botschaft desQuadrats hervorgehoben werden. von Bernhard Possert
Aristoteles und das rechte Maß
„Bei jedem ausgedehnten und teilbaren Dinge kann man ein Zuviel
oder Zuwenig und ein rechtes Maß unterscheiden, und dies entweder
in Hinsicht der Sache selbst oder in der Beziehung auf uns. Das
rechte Maß liegt in der Mitte zwischen dem Zuviel und Zuwenig.
Unter der Mitte eines Gegenstandes verstehe ich das, was von jedem
der beiden Enden gleichen Abstand hat, und das gilt für alle
Gegenstände als eines und dasselbe. In bezug auf uns aber bedeutet
die rechte Mitte das, was weder zuviel noch zuwenig ist: das aber
ist keineswegs bei allen eines und auch nicht dasselbe. So, wenn
zehn viel, zwei aber wenig ist, so nimmt man in Hinsicht auf die
Sache als die Mitte sechs an, weil es um ebensoviel das eine
übertrifft, wie es vom anderen übertroffen wird; das aber bedeutet
die Mitte im Sinne der arithmetischen Proportion. Dagegen darf
man es nicht so fassen, wo es sich um die Beziehung auf uns
handelt. Wenn für jemand zehn Pfund zu essen zuviel, zwei aber
zuwenig sind, so wird ihm der Leiter in der Ringschule nicht gerade
sechs Pfund vorschreiben; denn möglicherweise ist auch dies noch
für denjenigen, der es bekommen soll, zuviel oder zuwenig. Für
einen Milo2 wäre es zuwenig, für einen, der mit den Übungen erst
beginnt, aber zuviel. Ebenso ist es mit Lauf und Ringkampf.
Und so meidet denn jeder vernünftige Mensch das Zuviel und das
Zuwenig und sucht dagegen die Mitte herauszufinden, und für
diese entscheidet er sich; die Mitte aber, das heißt hier nicht die
der Sache, sondern das Mittlere in bezug auf uns.“3
Aristoteles spricht also vom rechten Maß, der rechtenMitte zwischen zu viel und zu wenig. Das könnte man sodarstellen:
zu viel zu wenig
das rechte Maß
Vergleichen wir diesen antiken Text mit einem„modernen“: Gregory Bateson, Kybernetiker der erstenStunde, bietet in seinem Artikel „Jeder Schuljunge weiß“sechzehn verschiedene Denkwerkzeuge an. Nr. 11: „Inder Biologie gibt es keine monotonen ‚Werte’“
„Ein monotoner Wert ist ein solcher, der entweder nur zu- oder
nur abnimmt. Seine Kurve hat keine Schleifen; das heißt, seine
Kurve verändert sich nie von Zunahme zu Abnahme oder
umgekehrt. Begehrte Substanzen, Dinge, Muster oder
Erfahrungssequenzen, die in gewissem Sinne „gut“ für den
Organismus sind (z.B. Nahrungsmittel, Lebensbedingungen,
Temperatur, Unterhaltung, Sex und so fort), sind niemals so
beschaffen, dass mehr von der Sache stets besser ist als weniger
davon. Vielmehr gibt es für alle Objekte und Erfahrungen eine
Quantität, die einen optimalen Wert hat. Jenseits dieser Quantität
wird die Variable toxisch. Unter diesen Wert zu fallen bedeutet
Entbehrung.
Dieses Charakteristikum des biologischen Werts ist nicht auf
Geld übertragbar. Geld wird immer transitiv bewertet. Mehr Geld
ist vermeintlich immer besser als weniger Geld. Beispielsweise sind
1001 Mark 1000 Mark vorzuziehen. Das gilt aber nicht für
biologische Werte. Mehr Kalzium ist nicht immer besser als weniger
Kalzium. Es gibt eine optimale Kalziummenge, die ein gegebener
Organismus in seiner Ernährung benötigen mag. Darüber hinaus
wird Kalzium toxisch. Ähnlich gilt für den Sauerstoff, den wir
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einatmen, für Speise oder für Komponenten der Nahrung und
wahrscheinlich für alle Bestandteile von Beziehungen, dass genug
besser ist als ein Gelage. Wir können sogar zu viel Psychotherapie
bekommen. Eine Beziehung ohne Kampf ist langweilig, und eine
Beziehung mit zu viel Kampf ist toxisch. Wünschenswert ist
eine Beziehung mit einem gewissen Optimum an Konflikten. Wir
können sogar zu der Auffassung kommen, dass Geld, nicht an
sich selbst, sondern in seiner Wirkung auf Menschen, die es
besitzen, jenseits eines bestimmten Punktes toxisch wird. Jedenfalls
ist die Philosophie des Geldes, die Menge von Voraussetzungen,
nach denen man nie genug Geld haben kann, vollkommen
antibiologisch. Nichtsdestoweniger scheint es so, als könne man
Lebewesen zu dieser Philosophie erziehen.“4
Das eigentliche „Wertequadrat“:
1967 erscheint Helwigs Buch „Charaktereologie“.Neben vielem anderen Wissenswerten findet man aufdreieinhalb Seiten das Wertequadrat.5
„Die Charaktereigenschaften sind immer zugleich Charakter-
Werte (bzw. Unwerte). Es gibt keine Charaktereigenschaft, die
nicht einen Wert oder Unwert darstellte.
Die Vieldeutigkeit jedes dieser Charakterwerte bildet ein ständiges
Ärgernis in der Diskussion:
A sagt etwa, dass er die „kleinliche“ Art des X nicht mag. B
erwidert, dass er dann offenbar „schludrig-oberflächliche“
Charaktere mehr liebe. A erwidert, er liebe die „Großzügigkeit“.
B antwortet, ihm sei „Gründlichkeit“ und „Genauigkeit“ wichtig.
Im Folgenden soll nun ein, wie mir scheint, recht praktischer
„Kunstgriff“ beschrieben werden, der eine schnelle und radikale
Präzisierung dieser Begriffe und zugleich eine Präzisierung des in
ihnen liegenden Problems ermöglicht.
Alle diese Wert behafteten Begriffe (ich nenne sie im Folgenden
abgekürzt „Werte“ schlechthin) ordnen sich zu einer „Vierheit“
von Werten bzw. Unwerten. In jedem Wert liegt eine „Quaternität
von Werten“ eingeschlossen. An einem Beispiel ist das am
einfachsten klarzumachen.
In diesem Wertequadrat steht zunächst die „Großzügigkeit“ als
positiver Wert (Nr.1) der „Kleinlichkeit“ (Nr. 4) als ihrem
negativen Gegenpol in der Diagonale gegenüber. Außerdem steht
sie (in der Vertikale) der „Entartungsform“ der Großzügigkeit
gegenüber : das ist die „Oberflächlichkeit“ („Schludrigkeit“,
„Ungenauigkeit“). Diese steht als Unwert zugleich in konträrem
Gegensatz (diagonal) zu Nr. 2, der „Gründlichkeit“, und die
wieder in steht im Gegensatz (vertikal) zu Nr. 4, der
„Kleinlichkeit“, die ihre Entartungsform darstellt. (Von den
positiven Werten aus gesehen bezeichnen also die Vertikalen die
Entartungsformen, die Diagonalen die komplementären
Unwerte.)“
Und später:
„Die „Großzügigkeit“ (Nr. 1) bedarf, um bei ihrer Steigerung
nicht in ihre Entartungsform (Nr. 3) vertikal abzugleiten, der
Gegenspannung zur „Gründlichkeit“ (Nr. 2). Die
„Gründlichkeit“ bedarf, um nicht in ihre Entartungsform (Nr.4:
„Kleinlichkeit“) vertikal abzugleiten, des Gegendrucks der
„Großzügigkeit“. ...
Das Wertegesetz, das sich dabei zeigt, lautet: Jeder Wertist nur in ausgehaltener Spannung zu seinem positivenGegenwert ein wirklicher Wert. Vor allem lässt er sichin sich selbst nur steigern, wenn zugleich die Spannungzu diesem Gegenwert gesteigert wird, also wenn derpositive Gegenwert entsprechend mitwächst. – Die„Großzügigkeit“ bedarf, um in gesteigerter Form auchan Wert zu wachsen, der Steigerung der „Gründlichkeit“und umgekehrt. Mit anderen Worten: Kein Wert ist ansich allein schon, was er sein soll – er wird es erst durchEinbeziehung des positiven Gegenwertes
Miteinander Reden
Friedemann Schulz von Thun hat durch sein Buch„Miteinander Reden 2: Stile, Werte, Persönlichkeits-entwicklung“ dasWertequadrat einem breiteremPublikum angeboten. Er ziehtdie Verbindung zu Aristotelesund auch zum Yin-Yang-Verhältnis: „Sie durchdringen sich
gegenseitig und enthalten doch jeweils
schon selbst ein Spurenelement des
Gegenpoles.“
Schulz v. Thun adaptiert das Wertequadrat insofern, alser daraus auch ein Entwicklungsquadrat macht:Das Beispiel zeigt ein mögliches Entwicklungsquadratfür den Umgang mit Konflikten: Menschen, die dazuneigen „friedhöflich“ zu allem Ja und Amen zu sagenund alles zu schlucken, haben als Entwicklungsrichtung
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die „Konfrontation“, Personen, die dazu neigen, andere
aggressiv zu entwerten, „sollen“ in Richtung
„Akzeptierung“ an sich arbeiten.
Die Darstellung des Wertequadrats
Die Darstellung der Begriffe als Quadrat ist an sich schon
ein riesiger Fortschritt. Wer je versucht hat, Leuten das
Wertequadrat zu erklären (besonders wenn es ein Thema
ist, das die Leute persönlich betrifft!), weiß, dass ein paar
Begriffe verbunden mit Strichen auf einem Blatt Papier
oder einem Flipchart wahre Wunder vollbringen können.
anders sein
ist ok
die anderen sind mir
„wurscht“
genau hinschauen, sich
eine Meinung bilden
alles, was anders ist,
ist schlecht
In „Miteinander Reden 3: ‚Das Innere Team’ und situationsgerechte Kommunikation“ habe ich dann, zugegebenermaßen
leider erst im Zuge der Recherchen für den Artikel, folgende zumindest für mich wirklich brauchbaren Darstellungen
gefunden:6
Hier wird durch den liegenden
8er und die Gewitter-Pfeile klar,
wie die Werte zueinander
stehen.
Und doch war ich (nach der Lektüre von Miteinander
Reden 2) immer auf der Suche nach Möglichkeiten, wie
man darstellen kann, dass die oberen
„Schwesterntugenden“ zueinander gehören. Ich behalf
mir mit einem dicken waagrechten Strich zwischen den
oberen beiden und den unteren beiden Werten und fügte
die Botschaft hinzu: Wichtig ist nicht so sehr, ob wir
links oder rechts liegen, sondern dass wir oberhalb dieser
Linie liegen!
Das Wertequadrat am Hügel
Ich könnte mir noch eine andere Darstellung vorstellen:
Das Wertequadrat auf einem Hügel.
Die Idee: durch den Hügel wird sichtbar, dass es gilt, nicht
aus dem Gleichgewicht zu kommen: Wenn man nur auf
eine Seite setzt (z.B. Leistung belohnen), rutscht man
unweigerlich ins Extrem (Kampf jeder gegen jeden ...).
Durch das Kästchen wird der Zusammenhang der beiden
positiven Werte noch deutlicher.
Teamarbeit der Gegenzwillinge (oben),
Gefahr: Spaltung und Gegeneinanderarbeit (unten)
Hilfe für die,die Hilfe brauchen
Leistungbelohnen
Kein Anreiz fürEigeninitiative
Schwachebleiben auf der
Strecke
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Im Miteinander Reden 3 finden sich aber auch noch ganzandere Zeichnungen von Verena Hars. Schulz von Thunschreibt, dass er mit ihr wohl über fünfzig Mal zusammengesessen ist, bis die über hundert Zeichnungen (nichtnur Wertequadrate ...) fertig entwickelt waren! So wieoben der Hügel, steht hinter dem nächsten Wertequadrateine Balancemetapher: Die Waage.7
Durch die Zeichnungen werden wir ganzheitlicherangesprochen: Es macht einen Unterschied, ob ich nur„Tagträumerei“ lese, oder ob ich jemanden in derHängematte sehe!
Links sieht man eine etwas einfachere Form ausMiteinander Reden 3:8 Hier gibt es keine Balance-Metapher, dafür klare Zeichnungen für die 4 Begriffe.
Was ist die Frage?
Was meines Erachtens in der Darstellung noch ein wenigzu kurz kommt: Was ist die Frage, zu der dasWertequadrat Stellung bezieht? Was ist der Kontext? AlsÜberschrift z.B. für das Quadrat mit den Begriffen„Großzügigkeit“ und „Abgrenzungsfähigkeit“ könntedienen: „Wenn meine Großzügigkeit ausgenützt wird“.Das klärt den Kontext und erleichtert meines Erachtensden Transfer in den Alltag.
Statt einer Frage könnte natürlich auch ein Begriff überdem Quadrat stehen, der die Synthese der positivenWerte darstellt und andererseits vom Wertequadraterläutert wird. Der Synthese-Wert zum Wertequadrat mitdem waagrechten Strich könnte also lauten:
anders sein
ist ok
die anderen sind mir
wurscht
genau hinschauen, sich
eine Meinung bilden
alles, was anders ist,
ist schlecht
TOLERANZ
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Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen Überbegriffzu finden, der bereits die beiden Pole beinhaltet. ZumBeispiel könnte der Titel des Hügel-Quadrats lauten:„Soziale Marktwirtschaft“, der Titel des Waagen-Quadrats: „gelassene Zielstrebigkeit“. Zugegeben: Dasklingt jetzt ein wenig billig: Einfach aus einem Wert einAdjektiv machen und damit den anderen bezeichnen?Aber wenn ich eine Klausur moderiere, und dieTeilnehmer ringen nach einer Formel, mit der alle lebenkönnen und die trotzdem noch Substanz hat, dann kannmir nichts Besseres passieren als so einen Überbegriffmit einem Wertequadrat darunter anzuwenden.
Legende:
li oben: Der Pferdeflüsterer: Bedürfnisse hören, individuell auf Menschen eingehen
re oben: Es geht dahin: Der Kutscher treibt die Pferde an
li unten: den Pferden immer hinten nach sein und den Dreck wegputzen ...
re unten: Der Karren steckt im Dreck, die Pferde bekommen die Peitsche
Metaphern und Wertequadrate
Über meine Arbeit mit Metaphern kam ich auf die Idee,Wertequadrate in Metaphern zu übersetzen und die vierWerte in dieser Metapher nur bildlich auszudrücken.Johannes Zollner hat nach meinen Vorstellungenfolgendes Wertequadrat zum Thema Führunggezeichnet. Meines Erachtens sind diese Bilder geeignet,um mit Führungskräften und Mitarbeitern über Führungins Gespräch zu kommen und verschiedeneVorstellungen abzugleichen.
Komplexe Darstellungsformen
Eine weitere (auf den ersten Blick für mich verwirrende)Variante des Wertequadrats findet sich auf der Websiteder Firma „Parcon“ in der Schweiz.9
„PARCON verwendet seit einiger Zeit auf der Basisdes Wertequadrates einen einfachen, wissenschaftlichzwar nicht erhärteten, jedoch trotzdem sehraussagefähigen Fragebogen, der als Resultat jeweils eineGrafik nach nebenstehendem Beispiel ergibt. Dabeiverknüpft wurden die beiden Eigenschaften «Personen-orientiertes Verhalten» (waagrechte Linie) mit denbeiden Schwestertugenden Nähe (C.G.Jung: fühlen) undDistanz (C.G.Jung: denken) sowie «Aufgaben-orientiertes Verhalten» (senkrechte Linie) mit den
Schwestertugenden Dauer (C.G.Jung: introvertiert) undWechsel (C.G.Jung: extrovertiert), zu einer einzigenDarstellung.Der Hintergrund ist aus der untenstehenden Darstellungersichtlich. Daraus ergibt sich, dass die beiden WerteDauer und Distanz zusammengefasst werden könnenzum neuen Wert Strukturiertheit. Der Unwert dazu(negative Übertreibung) wäre [Eiskalte Verdinglichung].Dies bedeutet, dass eine Person mit einer sehr hohenAusprägung in Distanz und Dauer grundsätzlich dazutendiert, dass sie zu sehr auf sich selbst bezogen ist, somitdas personale Umfeld und die zwischenmenschlichenBeziehungen unberücksichtigt lässt und von derArbeitserledigung her als übertrieben pedantischwahrgenommen wird.
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Als Entwicklungsempfehlungkann dann dieser Persönlichkeitgeraten werden, dass sie sichund den andern mehr Raumgewähren und damit von einerZiel- vermehrt zu einer[Prozessorientierung] (sowohlaufgaben- wie auch personen-orientiert) verändern muss.
Das gleiche Verhalten, jedochmit anderer Wirkung, gilt fürPersonen mit hoherAusprägung im BereichKohärenz (Zusammenhang),was sich im Unwert[Verschmelzung undAbschottung gegen Außen]darstellt. Diesen ist alsEntwicklungsempfehlung zuraten, dass sie ihren Blick, ihreOhren und Ihre Zunge schärfenmüssen.Der Wert Individualitätbedeutet analog in dernegativen Übertreibung(Unwert) [Kontaktverlust undZerfall] und kann mit derbewusst angegangenenEntwicklung in Richtung[Verbindlichkeit schaffen] aktivkompensiert werden.Lebendigkeit als letzter Wert imQuadrat verkommt zu[Beziehungsverstrickungen]und endlosem Gelaber, welchein sich aufgefangen werdenkönnen mit [konsequentemStrukturieren] (Aufbau- und Ablauforganisation,Sitzungsorganisation, ...).“
Im Gegensatz zum „normalen“ Wertequadrat mit zweipositiven Werten und zwei Unwerten finden sich hiervier positive Werte und dazu jeweils vier Unwerte. Wases noch kompliziert aussehen lässt: Die vier positivenWerte werden jeweils generiert aus derZusammenfassung von zwei Begriffen der Polaritäten„Nähe-Distanz“ und „Dauer-Wechsel“. Ich halte daskonkrete Blatt für großartig, wenn man es für sich selbstdurchgearbeitet hat, aber leider für ziemlich ungeeignet,wenn man es zur Vermittlung in Gruppen verwendenmöchte – zu groß wäre meine Sorge, dass einige Leute„aussteigen“.Die Struktur selbst finde ich faszinierend: Theoretischbraucht man nur zwei grundsätzliche Polaritäten-Achsen– und der Rest ergibt sich (fast) von selbst! Es fehlennur noch die Zeichnungen, und das Blatt ist mit Lebenerfüllt!
Das Wertequadrat hat immer recht?
Bei der Internet-Recherche für den Artikel bin ich aufnebenstehendes Wertequadrat gestoßen.10
Aus dem Begleittext:„In unserem Kulturkreis sind vor allem die Werte „obenrechts“, aber auch teilweise noch die Unwerte „untenrechts“ jeweils hoch im Kurs. Vor diesem Hintergrundwird es verständlich und für die Humanisierung desMenschen erstrebenswert, wenn die Entwicklungslinievon unten rechts („Zwangs“-Monogamie) nach oben
Verschmelzung, Abschottung nach
außen
Eiskalte Verdinglichung
Endloses Gelaber, Beziehungs-
verstrickungen
Kontaktverlust, Zerfall
Dauer: * Struktur
* Ordnung * Systematik
Distanz: * Abgrenzung
* Ordnung
* Beurteilung * Solistentum
Nähe:
* Akzeptanz
* Harmonie * Wir-Gefühl
Wechsel:
* Spontaneität * Kreativität
* Bewegung
Kohärenz:
* Verbindlichkeit * Wir-Gefühl
* Kuh-Wärme
Strukturiertheit:
* klares Ziel- und Rollenbewusstsein
* Sachlichkeit
Lebendigkeit:
* synergetische Bewegung
* 3m über Boden
Individualität:
* persönliche Freiheit
* „Eigen-Sinn“
Kontakt, Verbindlichkeit, Koordination fördern!
Regeln vereinbaren!
Struktur! Rollen- und Lenkungsklärung! Und
nochmals Struktur!
Kontakt und Gefühle fördern! Prozess-
beobachtung einführen!
Unterschiede sehen! Zu Konflikten ermutigen!
Konfrontationen wagen!
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Bernhard Possert
arbeitet vor allem als Moderator von Klausuren, Mediator und Coach in NPOs, NGOs,Verwaltung und politischen Organisationen. Inhaltliche Schwerpunkte derzeit: VisuelleDarstellung von Company-Maps, Darstellung von Lernzielen, u.a. für Kinder[„Weltwissen der 7-Jährigen ...], Persönliches WissensmanagementKontakt: [email protected]
Fußnoten
1 Kurzeinführungen finden Sie auch im Internet: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/Wertequadrat.shtmlhttp://www.kca.ch/unternehmen/philosophie/management-by-values/werte-quadrat.htm (beide: 29.9.2005)2 Milo von Kroton, berühmter Ringer des Altertums3 Aristoteles, Nikomachische Ethik, Buch 2, 5. Kapitel, Deutsch: Adolf Lasson, Jena 1909, http://www.aristoteles-heute.de/SeinBewegtBelebtBewusst/Ethik/Ethik0205.htm (29.9.2005)4 Gregory Bateson, Geist und Natur. Eine notwendige Einheit. Frankfurt 19975, 72f.5 Paul Helwig, Charaktereologie, Freiburg 19692, 65ff6 Friedemann Schulz von Thun, Miteinander Reden 3, 2003, 198.7 Miteinander Reden 3, 152.8 Miteinander Reden 3, 220.9 http://www.parcon.ch/i_wertequadrat.htm (29.9.2005)10 http://www.timowendling.de/fl/ (30.9.2005)
links verläuft („Freie Liebe“) - auch umdie Gefahr, dass das Gegenpendelgelegentlich zu weit schlägt („narzistischeBeziehunglosigkeit“). Deshalb ist daraufzu achten, dass die neuen Werte bezüglichder Idee der „freien Liebe“ nicht zu einerArt Pflichtprogramm werden. ...“
Ich will mit diesem Beispiel zeigen:Man kann mit Wertequadraten allesargumentieren. Nur weil man eineBalance darstellt, heißt das nicht, dass siefür den Menschen, um den es geht, aucheine ist (vgl. Aristoteles oben: „die Mitte aber, das heißt
hier nicht die der Sache, sondern das Mittlere in bezug auf uns.“)Ich könnte z.B. auch ein Wertequadrat zum ThemaErziehung erstellen mit den positiven Begriffen „leichtePrügel“ und „psychischer Druck“, und denÜbertreibungen „Schlagen, das Spuren hinterlässt“ und„psychische Folter“; Auch das wäre eine Art vonBalance...
Dialektik – zur Lösung oder Polemik
Das ist wohl auch der Grund, warum die Dialektikimmer wieder in Verruf gekommen ist: Ich kann dasWertequadrat durchaus auch verwenden, um jemandenschlecht zu machen, anstatt gemeinsam Fortschritt zuerzielen: Wenn A sagt: „Wir müssen mehr sparen“, könnte Bsagen: „Ja, schon, aber eben nicht Kaputt-Sparen, sondern auch
großzügig sein bei Bereichen wo es notwendig ist und wo es etwas
bringt. Gleichzeitig bin auch ich gegen Verschwendung. Wo können
wir die Linie ziehen: Wo ist es zuviel Sparen, und wo ist es zu
viel Großzügigkeit?“ Aber B könnte auch sagen: „Sie sagen
immer, Sie wollen sparen: In Wahrheit wollen Sie alles Kaputt-
Sparen! Sie wollen Dinge kaputt machen, die notwendig sind und
die etwas bringen! Man muss großzügig sein, schon mit Augenmaß,
aber großzügig!“ Je nach Stimmung und je nach Ziel und jenach Kultur ...
Zusammenfassend:
Das Wertequadrat ist großartig, um aus polarisiertenSituationen herauszukommen.Zu beachten ist:
� grafische Darstellung� Begriffe, mit denen die Zielgruppe etwas
anfangen kann� Das Wertequadrat ist kein wasserdichter
Qualitäts-Check für eine gute Balance: Wenn manwill, kann man alles argumentieren; es gibt keinerichtigen Wertequadrate
� Werte-Quadrate malen will geübt sein!
Freie Liebe
Freiheit
Abenteuersexualität
Abwechslung
narzistische
Beziehungslosigkeit
Bindungslosigkeit
Selbstsüchtige Egozentrik
Sexualkonsum
Zweierliebe
Bindung (Hingabe an
den/die PartnerIn), Intimität
Kontinuität
„Zwangs“-
Monogamie,
Gebundensein
Symbiotische Verschmelzung,
Selbstlosigkeit, asketische
Selbstentfremdung