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Alex~ v. ttomeyer:~Wiederaufleben aus Erstarrung. 221 Das ~|ederaufleben eine~ dureh nasleK~ite erstorbenen Z werg-FliegenfAngers, Eryt&roalerna parva. Yon Alexander yon Homeyer. Baron Dr. J. W. yon Mtiller wie Gloger theflen im Journal f~ir Ornithologie III. p. 90--92 interessante Facta tiber das Er- starren und :Wiederauflebea yon jungen wie alten VCigeln mit. Auch ieh" kann einen hierher geh(irigen Fall anfiihren, was ich um so lieber thue, da Gloger p. 92 sagt: ,,Schade nut, dass uns das Dazwisehentreten der Nacht auch verhindert hatte, wahr- zunehmen, wie lange der todi~hnliche Starrkrampf gedaaert haben .mo,chte;" indem ich gerade:in Betreff der Zeit, wenngleich auch bei, mir die Nacht dazwischen kam, doch einige Notizen geben k~nn.: Ich besass ni~mlich:im Sommer 1859 dureh meinen lieben Freund Dr, Carl Belle ein lebendes Piirchen der h~iehst inter- essanten Erythrosterna parva, welches derselbe bei einem her- liner Vogelh~ndler acquirirte, der seinerseits dieselben zufi~llig mit einer Sendung Sprosser:(Imsciola pMlomela) aus Ungarn erhalten hatte. --=-~Es waren alte~Vcigel; das Mi~nnchen mit sch(in :r(ith- licher~ Kehle, das Weibehen mit grosser Zierlichkeit ausgestattet. Ersteres litt anfiinglich an geschwollenen Ftissen; die Geschwtilste waren theilweise fast blutroth und yon bedeutender Gr(isse, ver- sehwandenjedoeh nach dem ti~glichen Bepinseln mit siissemMandel(fl in ,kurzer Zeit. Das~Weibchen schltipfte naeh wenigen Tagen durch das Gitter des Kiifigs ::und entfioh zum Fenster hinaus. --- Das Mi~nnchen war ein i~usserst angenehmer Stubenvogel; es sang nament!ich friih Morgens, wenn die Sonne zum Fenster hinein sehien , besonders freundlieh und laut sein klingelndes Liedchen. b/ur einen Fehler hatte das Thierehen mit so vielen andern Stuben- v(igeln gemein, es war oft sehr unrahig wi~hrend der b/acht, und flatterte zaweilen smnden!ang im Kafig hin and her, was mir um so st(Irender wax, da ich verm0ge meiner damals engen Wohnung gezwungen war, einige VOgel in meinem Sehlatzimmer uaterza- bringen. Ich bediente mich allerdings eines hochst origi~ellen Gegenmittels,: was~fast st~ts yon Erfolg war, d. h. was die Tu- multuanten ruhig machte. ~ Ieh ergriff ni~mlich das Thier, taachte es vollsti~ndig einen Moment in kaltes Wasser, waxf es in diesem darchaus durchni~,ssten Zustande wieder in den K~tfig zurtick, liess es auf das Sprungholz:hiipfen,~ und l~schte dana sch!eunigst das Licht aus. INaeh meinen: Beobachtungen begann das Vogelchen

Das Wiederaufleben eines durch nasse Kälte erstorbenen Zwerg-Fliegenfängers,Erythrosterna parva

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Alex~ v. t tomeyer:~Wiederaufleben aus Erstarrung. 221

D a s ~ | e d e r a u f l e b e n e i n e ~ d u r e h n a s l e K ~ i t e e r s t o r b e n e n Z w e r g - F l i e g e n f A n g e r s , E r y t & r o a l e r n a p a r v a .

Yon Alexander yon Homeyer.

Baron Dr. J. W. yon Mtiller wie Gloger theflen im Journal f~ir Ornithologie III. p. 90--92 interessante Facta tiber das Er- starren und :Wiederauflebea yon jungen wie alten VCigeln mit.

Auch ieh" kann einen hierher geh(irigen Fall anfiihren, was ich um so lieber thue, da Gloger p. 92 sagt: ,,Schade nut, dass uns das Dazwisehentreten der Nacht auch verhindert hatte, wahr- zunehmen, wie lange der todi~hnliche Starrkrampf gedaaert haben .mo,chte;" indem ich gerade:in Betreff der Zeit, wenngleich auch bei, mir die Nacht dazwischen kam, doch einige Notizen geben k~nn.: Ich besass ni~mlich:im Sommer 1859 dureh meinen lieben Freund Dr, Carl Belle ein lebendes Piirchen der h~iehst inter- essanten Erythrosterna parva, welches derselbe bei einem her- liner Vogelh~ndler acquirirte, der seinerseits dieselben zufi~llig mit einer Sendung Sprosser:(Imsciola pMlomela) aus Ungarn erhalten hatte. --=-~ Es waren alte~Vcigel; das Mi~nnchen mit sch(in :r(ith- licher~ Kehle, das Weibehen mit grosser Zierlichkeit ausgestattet. Ersteres litt anfiinglich an geschwollenen Ftissen; die Geschwtilste waren theilweise fast blutroth und yon bedeutender Gr(isse, ver- sehwandenjedoeh nach dem ti~glichen Bepinseln mit siissemMandel(fl in ,kurzer Zeit. Das~Weibchen schltipfte naeh wenigen Tagen durch das Gitter des Kiifigs ::und entfioh zum Fenster hinaus. --- Das Mi~nnchen war ein i~usserst angenehmer Stubenvogel; es sang nament!ich friih Morgens, wenn die Sonne zum Fenster hinein sehien , besonders freundlieh und laut sein klingelndes Liedchen. b/ur einen Fehler hatte das Thierehen mit so vielen andern Stuben- v(igeln gemein, es war oft sehr unrahig wi~hrend der b/acht, und flatterte zaweilen smnden!ang im Kafig hin and her, was mir um so st(Irender wax, da ich verm0ge meiner damals engen Wohnung gezwungen war, einige VOgel in meinem Sehlatzimmer uaterza- bringen. Ich bediente mich allerdings eines hochst origi~ellen Gegenmittels,: was~fast st~ts yon Erfolg war, d. h. was die Tu- multuanten ruhig machte. ~ Ieh ergriff ni~mlich das Thier, taachte es vollsti~ndig einen Moment in kaltes Wasser, waxf es in diesem darchaus durchni~,ssten Zustande wieder in den K~tfig zurtick, liess es auf das Sprungholz:hiipfen,~ und l~schte dana sch!eunigst das Licht aus. INaeh meinen: Beobachtungen begann das Vogelchen

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222 Alex. ' v. H o m e y e r : Wiederaufleben eines durch

sieh zu putzeni:ruh~g zu werden:und einzuschlafen. - - DgS Bad Jo, verfehlte nls0 nich't seine ermudende Wirkung. Man wird mein

Badeverfahren, was ich damals unmittelbar vor dem Schlafen- gehen bei den V~geln, welehd b ei meinem Hereintreten mit Licht unruhig wurden, regelmassig and fast stets mit Erfolg anwendete, ~ausam finden, abe5 was soll man machen, wenn man schlafen will, :und so 10--15 V(igel Stunden lang f l a t t e r n ? - Mein Fliegen- flanger ging in dieser Untugend allen andern Insassen voran, namentlich gegen die Zugzeit hin im Juli und August. Ieh ba- dete ihn regelmassig und stark; eines Abends zwei ~al , dann liess ich ihn in den Kiifig, - - doch er sprang nicht auf alas H(ilz- chen, zappelte auf dem Sand des Kafigs hin und her, spreitzte die Fltigel und verzerrte die Gliedmaassen, als ob er v0n der Epi- lepsie befallen ware. Ich nahm ihn sofort wieder in die Hand und beobachtete ihn aufmerksam, - - er schloss die Augen, zog den Kopf ein, reckte erst das eine, dann auch das andere Bein lang weg und: versehied seheinbar. ~-- Jetzt war das Ungltick da und ich selbst die Ursache.desselben. Naehdem meine Ueberrasehung*) etwas gewichen und ich das Thierchen noeh einige Minut~n in der: Hand gehabt hatte, legte ich: es auf. den Tisch und ging zu Bette.

Wegen des traurigen Vorfalls konnte ieh jedoch nieht ein: schlafen, und so machte ich naeh beilaufig einer kleinen Stunde (un~ l ! Uhr) wieder Licht an in der Absicht, das kleine Thier zu troeknen, damit es andern Morgens zur Praparation geeignet sei.- Zu diesem Behufe nahm ich Watte, legte das vollkommen starre Thierehen in die hoh]e Hand und tupfte mit der Watte darauf, um s o d i e Feuehtigkeit aus den Federn herauszusangen, das V~igelchen dabei natfidich immer umdrehend und in der lin- ken (warmen) Hand bewegend. Endlieh, als die Watte keine Feuchtigkeit mehr in sieh aufnahm, legte ich das Thier in beide hohle Hande und begann hineinzuhauchen~ um also dutch die er- zielte warme Luft die Federn volist~,tndig zu troeknen. Da mit einem Mal - - ieh mochte wohl fiinf bis zehn Minuten gehaucht haben - - gab das VClgelchen einen Laut yon sieh. Tiiusehung meinerseits war es n i c h t , - das Thierchen lebte also noeh, war nicht todt, sondern nur'scheintodt. Mit Hast setzte i e h meine

~ Ich kannte damals die bezfiglichen, inn :Anfang erwfthnten Ahfs~tzd niCht. wenigstens' waren mir dieselben nicht mehr erinnerlich.

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nasse KMte erstorbenea Zwerg-Fliegenfangers. 223

Erw~mungsversuehe: fort, bald h(irte ich einen zweiten, einen dritten,Ton, -- die Augen wurden getiffnet, endlich die nQch immer krampfhaft fortgestreckten Beine angezogen. Nun hatte ich ge- wonnen, das Leben kehrte mehr und mehr zurtick. Bis gegen 12 Uhr behielt ich den kleinen Patienten in den hohlen Hitnden, dann und warm leise ihm warme Luft zahauehend, dann setzte ich ihn auf trockene Watte in ein altes Naehtigallennest und deekte ihn leise mit Watte zu. - - D a s Leben war vollsti~ndig zurtiek- gekehrt, doch der K0rper noch so schwach, dass das Thierehen taumelte. - - Wenngleich ich reich :nun auch schlafen legte, so besuehte ich bereits wieder um 4 Uhr Morgens meinen Kranken, - - derselbe ligtte' seinLag~r verlasseu unffsass ~ m i c h ~r mit seinen gr0ssen Augen anb~ckend - - oben auf dem N e s t r a n d . - Nun war ich ganz beI:uhigt; ich nahm das Thierchen, welches sich ruhig ergreifen liess and tha t es in seinen K~tfig. - - S e h o n tun neun Uhr erzi~hlte ich den eben erlebten Vorfall meinem verehrten Frcunde Dr. reed. Adolph Schmidt und erhielt zur~Aatwort, dass das Vhgelchea den Starrkrampf gehabt und ieh'denselben meister- haft' behandelt h~ttte. Das Vtigelchen wan" noch einige Tage auf- faUend matt, ich m(ichte sagen ,,willenlos":," indem es sich im Ki~fig Stets ruhig verhielt und yon mir mit Leichtigkeit ergreifen ]less, - - dana aber kehrten sammtliehe Lebeaskri~fte zurtick und noch viele ~onate lang machte as mir besoadere Freude:

Es diirfte das traurige Ende dieses meines kleinan Lieblings hier einen Platz iinden, um so mehr, da durch die Mittheilung die grosse Aehnlichkeit zwischen E. parva und Rubecula familiarls constatirt wird. Ich war ni~mlich im December uud Januar des damals laufenden Winters in bieu-Vorpommern auf Urlaub, wah- rend welcher Zeit mein Kamerad, der Lieutenant yon Stwolinski, iibrigens ein hervorragender Ornithophile, maine s~tmmtlichen Zimmerv(igel verpflegte. Als ich zurtickkehrte, meldete mir der- selbe: ,,Alle Vogel sind gesund und taunter, nur dcr Zwerg-Fliegen- fi~nger ist abhanden gekommen. Eines Tages wax der Ki~fig das- selben leer, das gauze Zimmer warde dm'chsucht, doch das VOgel- then aicht gefunden. Anderen Morgens machte ich das die Stuben aufri~umende Dienstmadchen auf den Verlust aufmerksam~ damit aueh sie auf das Thierehen Acht habe, und bekam sofort die Ant- wort : Ach mein Gott, gestern Abend ring ich so ein kleines VOgel- chert auf dem Hausflur, uud besah es, da as sehon zu dunkeln begann, vor der Haasthtir~ als zwei'Herrn hinzutraten und reich

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224 E i n g e g a n g e n e Schr i f ten .

au f fo rde r t en , d o c h das k l e i n e Rot:hkehlchen f l iegen zu lassen, w a s

denn auch geschah . " - - So a lso ~ v e r l o r ich e inen so se l t enen V o g e l , d e r na t i i r l i ch

bei e i n e r K ~ l t e zon 1 0 - - 1 5 ~ R e a u m u r in e iner h~tlben S t u n d e ~ zu

Grunde ging.

M i n i s z e w an de r P r o s n a den 16. O c t o b e r 1863.

~ a c h r i c h ~ e n .

A n d i e R e d a c t i o n e i n g e g a n g e n e $ c h r i f t e n . (Siehe ~l~rz-HeR ]865, 8. |52.7'

569. A . J . i ~ a l m g r e m Nya Anteckaingar till Spetsbergens F0gelfauna. (Abdr. aus 0efvers. af K. Vet.-Akad. FSrh., [864, No. 8:) - - Vom Yerfasser.

570. 'Geo N. L a w r e n c e . Catalogue of Birds collected at the Island of Som- brero, W.J . , with Observations by A. A. Julien. (Reprinted from Ann. Lyc. N a t . Hist. New-York, VoI: VHI., June, 1~64.) - - Yore Verfasser.

571. S. F. B a i r d . Review of American Birds, in the Museum of the Smith- sonian Institution. Par t ' i l North and)Kiddie America. Pag. 145~208. ' Yon der Smithsonian Institution dutch Prof. Ba i rd .

572. Intorno ad alcune specie nUov~o 0 poco conosciute d'Ucelli del Museo di Torino. Note ed osser~;azioni del socio Dottor T o m m a s o S a l v a d o r i - (Dal u VII. degli Atti" della Societa italiana di Scienze Naturali.) - - Vom Verfasser.

573. A dunanza della Classe di scienze fisiche e matematiche. DesSrizione di una nuova specie d'Avoltojo, G~ps af~ican~. (Estratto dalla Gazzetta Ufficiale del Reguo d'Italia, No. 126 del 1865.) - - V o n D e m s e l b e n .

574. ~ . F: r01ien. Note snr rO~ynot,~ f ~ u g i ~ e ~ Mit ~bbild. St Denis (R~union) 1865. (Aus Bulletin de la Soc. d'Acclim, et d'Hist. Nat. de r i le de la R~uni0n, Tom. HI.) - - V o m Verfasser.

575. G. v. F r a u e n f e l d . Zoologische ~iscellen. I - - I I I . (Separatabdr. a. d. Verhandl. d. k. k. zooL-botan. (~esellsch. in Wien, Jahrg. 1864.) -- Yore Verfasser.

576. G. v. F r a u e n f e l d . Das Vorkommen des Parasitismus hn Thier- und Pflanzenreiche. Eine fibersichtliche Zusammenstellung der Verh~ltnisse desselben. Als Festsch~rift zur 50j~hrigen Jubelfeier der namrforschen- den Gesellschaft in Emden. Wien 1864. Von Demselben.

577. Lettres de M. L~on '01ph. -Gat l iard~ [Mdtis de la .Perdix saxatili~ et petrosa.] (Tit6 du Bulletin de la Soci~td ornithologique suisse. Tome I e r . ) ~ Vom Yerfasser.

578. Dr. Anton F r i t s c h . VSgel Europa's. X. Heft, Tar. 37--40. Fol. Prag 1864. Vom Verfasser,

Berlin, Druck yon Kornegg's Buchdruckerei.