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28. Oktober 2010 Das WZB in den Medien Nr.117/2010 Printmedien [alle Artikel finden Sie unten] „Von Fränklis sprechen nur die Deutschen“ Das Steuerabkommen beendet nicht den Streit mit Berlin. Was die Finanzminister zu besprechen haben, berührt Tieferes als ihre Etats. Marc Helbling, FAZ, 28. Oktober 2010 Pressemeldungen zu der aktuellen Befragung von Dieter Rucht, Simon Teune, Britta Baumgarten, Wolfgang Stuppert: „Für mehr Transparenz und direkte Demokratie. 90 Prozent der Demonstranten gegen Stuttgart 21 zu zivilem Ungehorsam bereit“ (Pressekonferenz am 27. Okt. im WZB) „Linke Mitte in Stuttgart auf der Straße“ Umfrage unter Gegnern des neuen Bahnhofs. Untersuchungsausschuss Aachener Zeitung, 28. Oktober 2010 Umfrage: „Stuttgart 21“-Demonstranten zählen zur linken Mitte AFP, 27. Oktober 2010 „Wer in Stuttgart protestiert. Studie: Ganze Familien gehen auf die Straße“ Allgäuer Zeitung, 28. Oktober 2010 „Bereit zu zivilem Ungehorsam. Erste Studie zu Motiven und Einstellungen der Demonstranten gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21“ Berliner Zeitung, 28. Oktober 2010 „Untersuchung ‚Stuttgart 21’-Gegner zeigen hohe Bereitschaft zu zivilem Ungehorsam“ dapd, 27. Oktober 2010 „Aus Protescht“ Der Tagesspiegel, 28. Oktober 2010 „Das sind die Protestschwaben“ „Obama im Schwabenland“ (Kommentar) Die taz, 28. Oktober 2010 „Ziviler Ungehorsam. Ruf nach Zurückhaltung“ Esslinger Zeitung, 28. Oktober 2010 „Gebildet, links, widerspenstig“ Die Mehrheit der Gegner von Stuttgart 21 sind Akademiker und zum zivilen Widerstand bereit Frankfurter Rundschau, 28. Oktober 2010 „Mediation bei Großprojekten im Gespräch“

Das WZB in den Medien Nr.117/2010 Printmedien Steuerabkommen beendet nicht den Streit mit Berlin. Was die Finanzminister zu besprechen haben, berührt Tieferes als ihre Etats. Marc

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28. Oktober 2010

Das WZB in den Medien Nr.117/2010 Printmedien [alle Artikel finden Sie unten] „Von Fränklis sprechen nur die Deutschen“ Das Steuerabkommen beendet nicht den Streit mit Berlin. Was die Finanzminister zu besprechen haben, berührt Tieferes als ihre Etats. Marc Helbling, FAZ, 28. Oktober 2010 Pressemeldungen zu der aktuellen Befragung von Dieter Rucht, Simon Teune, Britta Baumgarten, Wolfgang Stuppert: „Für mehr Transparenz und direkte Demokratie. 90 Prozent der Demonstranten gegen Stuttgart 21 zu zivilem Ungehorsam bereit“ (Pressekonferenz am 27. Okt. im WZB) „Linke Mitte in Stuttgart auf der Straße“ Umfrage unter Gegnern des neuen Bahnhofs. Untersuchungsausschuss Aachener Zeitung, 28. Oktober 2010 Umfrage: „Stuttgart 21“-Demonstranten zählen zur linken Mitte AFP, 27. Oktober 2010 „Wer in Stuttgart protestiert. Studie: Ganze Familien gehen auf die Straße“ Allgäuer Zeitung, 28. Oktober 2010 „Bereit zu zivilem Ungehorsam. Erste Studie zu Motiven und Einstellungen der Demonstranten gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21“ Berliner Zeitung, 28. Oktober 2010 „Untersuchung ‚Stuttgart 21’-Gegner zeigen hohe Bereitschaft zu zivilem Ungehorsam“ dapd, 27. Oktober 2010 „Aus Protescht“ Der Tagesspiegel, 28. Oktober 2010 „Das sind die Protestschwaben“ „Obama im Schwabenland“ (Kommentar) Die taz, 28. Oktober 2010 „Ziviler Ungehorsam. Ruf nach Zurückhaltung“ Esslinger Zeitung, 28. Oktober 2010 „Gebildet, links, widerspenstig“ Die Mehrheit der Gegner von Stuttgart 21 sind Akademiker und zum zivilen Widerstand bereit Frankfurter Rundschau, 28. Oktober 2010 „Mediation bei Großprojekten im Gespräch“

Handelsblatt, 28. Oktober 2010 S21-Gegner aus linker Mitte Junge Welt, 28. Oktober 2010 „Montags die Rentner, samstags die Familien“ Main-Echo, 28. Oktober 2010 „Ungehorsam in Zivil“ Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein-Zeitung, 28. Oktober 2010 „Die Mehrheit wählt links“ Rundschau für den Schwäbischen Wald, 28. Oktober 2010 „Kaum S-21-Gegner aus dem konservativen Lager“ Stuttgarter Nachrichten, 28. Oktober 2010 „Linke Mitte dominiert Protest“ Stuttgarter Zeitung, 28. Oktober 2010 „In Stuttgart protestiert die ‚Linke Mitte’“ „Der Protest ist über 40 und links“ WAZ, 28. Oktober 2010 „Zu Ungehorsam Bereit“ Westfälische Rundschau, 28. Oktober 2010 Online-Medien Bürgerprotest : Wer die Stuttgart-21-Gegner wirklich sind Der Westen, 27. Oktober 2010 Hörfunk/Fernsehen „Was ändert sich an der Protestkultur in Deutschland?“ Interview mit Dieter Rucht im Inforadio am Mo 25.10 2010 „Stuttgart 21“ – Demonstranten wählen grün und sind gebildet N24, 27. Oktober 2010 Übernahme von Agenturmeldungen auf diverse elektronische Medien

Aachener Zeitung vom 28.10.2010

Seite: 2

Ressort: Politik

Ausgabe: Aachener Zeitung Gesamtausgabe

Gattung: Tageszeitung

Auflage: 127.171 (verbreitet)

Linke Mitte in Stuttgart auf der StraßeUmfrage unter Gegnern des neuen Bahnhofs. Untersuchungsausschuss.

Berlin. Die Demonstranten gegen dasBahnprojekt Stuttgart 21 stammen nichtwie oft angenommen in erster Linie ausdem konservativen Milieu. Die Prote-stierenden sind mehrheitlich der linkenMitte zuzuordnen, wie aus einer Unter-suchung des WissenschaftszentrumsBerlin für Sozialforschung (WZB) her-vorgeht. Neben dem Protest gegen denNeubau eines unterirdischen Bahnhofstreibt sie vor allem der Wunsch nachmehr direkter Demokratie auf dieStraße. Unter den Demonstranten gebees zudem eine hohe Bereitschaft zu zivi-lem Ungehorsam.Die WZB-Forscher hatten 1500 Frage-bögen an Demonstranten verteilt, um

deren Motive und Einstellungen zuuntersuchen. Mehr als die Hälfte beant-wortete den Katalog. Als Hauptmotivefür den Protest nannten die Befragtenvor allem die hohen Kosten des Pro-jekts, Demokratiedefizite bei der Pro-jektplanung und beim Umgang mitDemonstrierenden sowie Profite aufsei-ten der Banken und Baukonzerne.Parteipolitisch neigt die große Mehrheitder Stuttgart-21-Gegner den Grünen zu.Wären am Sonntag Wahlen, würden 80Prozent der Befragten auf Landes- und75 Prozent auf Bundesebene die Grü-nen wählen.Unter den Demonstranten ist die Gruppeder Rentner mit einem Anteil von 14

Prozent kleiner als oft vermutet. Mehrals die Hälfte der Protestierenden istzwischen 40 und 54 Jahre alt. In Stutt-gart gehen zudem überwiegend Akade-miker auf die Straße. Die Hälfte derBefragten hat einen Universitäts- oderFachhochschulabschluss.Der Stuttgarter Landtag hat unterdesseneinen Untersuchungsausschuss zum har-ten Polizeieinsatz gegen Demonstranteneingesetzt. Er soll klären, ob es dafüreine Vorgabe oder Einflussnahme derCDU/FDP-Landesregierung gab .(afp /dpa)

Wörter: 231

© 2010 PMG Presse-Monitor GmbH

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AFP Deutschsprachiger Basisdienst vom 27.10.2010

Seite: 000

Gattung: Agentur-Meldungen

Umfrage: "Stuttgart 21"-Demonstranten zählenzur linken MitteErste Studie zu Motiven und Einstellungen der Projektgegner

Die Demonstranten gegen das Bahnpro-jekt "Stuttgart 21" stammen nicht wieoft angenommen in erster Linie aus demkonservativen Milieu. Die Protestieren-den sind mehrheitlich der linken Mittezuzuordnen, wie aus einer am Mittwochvorgestellten Untersuchung des Wissen-schaftszentrums Berlin für Sozialfor-schung (WZB) hervorgeht. Neben demProtest gegen den Neubau eines unterir-dischen Bahnhofs treibt sie demnach vorallem der Wunsch nach mehr direkterDemokratie auf die Straße. Unter denDemonstranten gebe es zudem einehohe Bereitschaft zu zivilem Ungehor-sam.Die WZB-Protestforscher hatten aufeiner Kundgebung in Stuttgart 1500 Fra-

gebögen an Demonstranten verteilt, umerstmals deren Motive und Einstellun-gen zu untersuchen. Mehr als die Hälftebeantwortete den Fragenkatalog. AlsHauptmotive für den Protest nannten dieBefragten vor allem die hohen Kostendes Projekts, Demokratiedefizite bei derProjektplanung und beim Umgang mitDemonstrierenden sowie Profite auf Sei-ten der Banken und Baukonzerne.Parteipolitisch neigt die große Mehrheitder "Stuttgart 21"-Gegner den Grünenzu. Wären am Sonntag Wahlen, würden80 Prozent der Befragten auf Landes-und 75 Prozent auf Bundesebene dieGrünen wählen. Der Partei gaben aller-dings bereits bei der vorherigen Bundes-tagswahl knapp 50 Prozent ihre Stimme

und bei der Landtagswahl sogar mehrals 60 Prozent.Unter den Demonstranten ist die Gruppeder Rentner mit einem Anteil von 14Prozent kleiner als oft vermutet. Mehrals die Hälfte der Protestierenden istzwischen 40 und 54 Jahre alt. In Stutt-gart gehen zudem überwiegend Akade-miker auf die Straße. Die Hälfte derBefragten hat einen Universitäts- oderFachhochschulabschluss. Stark ausge-prägt ist die Bereitschaft, die Ziele auchmit Mitteln des zivilen Ungehorsamswie Besetzungen oder Blockaden zuerreichen. Dazu zeigten sich 90 Prozentder Projektgegner bereit.cax/ul

Wörter: 266

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Allgäuer Zeitung vom 28.10.2010

Seite: 2

Ressort: B-GES

Rubrik: Politik

Ausgabe: Gesamtausgabe

Gattung: Tageszeitung

Auflage: 105.874 (verbreitet)

Wer in Stuttgart protestiert Studie: GanzeFamilien gehen auf die StraßeVon Jennifer ReichBerlin Wer demonstriert in Stuttgartgegen den geplanten Tiefbahnhof?Diese Frage hat ein Berliner Forscher-team untersucht und dabei aufgedeckt,dass im Laufe der Woche ganz unter-schiedliche Leute auf die Straße gehen:Samstags demonstrieren vor allemFamilien, junge Leute und Bewohnerder städtischen Randbezirke mit Plaka-ten und Trillerpfeifen. Bei der Montags-demo sind es eher ältere Menschen undBerufstätige, die ihrem Ärger über dasBahnprojekt Luft machen. Das Wissen-schaftszentrum Berlin für Sozialfor-schung hat am 18. Oktober rund 1500

Fragebögen an Demonstranten verteiltund die 814 ausgefüllt zurückerhaltenenausgewertet.Auch die Altersstruktur der S21-Gegnerist nach Ansicht der Forscher unge-wöhnlich. Die Gruppe der Rentnernehme zwar mit 15 Prozent einengroßen Teil ein, bilde aber nicht diegrößte Gruppe. 64 Prozent seien zwi-schen 40 und 64 Jahre alt. Lediglich sie-ben Prozent sind jünger als 25 Jahre.Die Hälfte aller Demonstranten hateinen Hochschulabschluss.Die Demonstranten würden zu 79,6 Pro-zent Grün wählenDie ersten Ergebnisse zeigten, dass die

Protestierenden politisch meist aus derlinken Mitte stammen. Neben dem Pro-test gegen das Milliarden-Projekt treibtsie vor allem der Wunsch nach mehrdirekter Demokratie auf die Straße,sagen die Forscher. Als Hauptmotivegegen S21 nennen die Demonstrantendie hohen Kosten, mangelnde Demokra-tie bei der Projektplanung sowie Profitevon Banken und Baukonzernen.Wäre morgen Landtagswahl, würdennach den Daten der Umfrage 79,6 Pro-zent der Befragten die Grünen wählen,11,5 Prozent die Linke, 1,5 Prozent dieSPD und keiner CDU und FDP.

Wörter: 241

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Berliner Zeitung vom 28.10.2010

Autor: Damir Fras

Seite: 06

Ressort: Politik

Gattung: Tageszeitung

Jahrgang: 2010

Nummer: 252

Auflage: 141.723 (verbreitet)

Weblink: www.berliner-zeitung.de

Bereit zu zivilem Ungehorsam Erste Studie zuMotiven und Einstellungen der Demonstrantengegen das Bahnprojekt Stuttgart 21Berlin Eine große Mehrheit der Demon-stranten gegen das umstrittene Bahnpro-jekt Stuttgart 21 kann sich vorstellen,ihre Ziele mit Blockadeaktionen oderBesetzungen zu verfolgen. 90 Prozentder Protestierer zeigten eine hoheBereitschaft zum zivilen Widerstand,sagten Berliner Forscher gestern bei derVorstellung der ersten Studie über denWiderstand gegen den Bahnhofsbau.Wie die Ergebnisse einer Befragungunter den Teilnehmern einer Demonstra-tion am 18. Oktober im StuttgarterSchlossgarten zeigten, komme dieMehrzahl der Stuttgart-21-Gegner ent-gegen landläufiger Auffassung nicht ausdem konservativen Milieu, sondernordne sich der linken Mitte zu.

Akademiker tragen den ProtestÜber 50 Prozent der Befragten sind zwi-schen 40 und 54 Jahre alt. Und es sinddie Akademiker, die den Widerstand tra-gen. Die Hälfte der Protestierer hat Uni-versität oder Fachhochschule abge-schlossen Als Hauptmotive des Wider-stands nannten die Demonstranten diehohen Kosten für das Projekt, Demokra-tiedefizite bei Umsetzung der Bauplänesowie die Profite für Banken und Bau-konzerne.Die Protestforscher Dieter Rucht, BrittaBaumgarten und Simon Teube vom Ber-liner Wissenschaftszentrum für Sozial-forschung hatten am 18. Oktober 1500Fragebögen unter den Demonstranten inStuttgart verteilen lassen. Mehr als 800von ihnen, 54 Prozent, antworteten.Nach den Worten von Projektleiter Die-

ter Rucht geht daraus hervor, dass Drei-viertel der Demonstranten in Stuttgartwohnten und 98 Prozent aller Protestie-rer aus Baden-Württemberg stammten.Die "Gruppe der reisenden Berufsde-monstranten", die manche Befürwortervon Stuttgart 21 als eine der Triebkräftedes Widerstands identifiziert haben,gebe es nicht, sagte Rucht.Auch mit einem weiteren Vorurteilräumt die Studie auf: Viele Demonstran-ten kamen nicht erst in diesem Sommerauf die Idee, ihren Widerstand gegen dieVerlegung des Hauptbahnhofs unter dieErde auf der Straße zu artikulieren. Ausden Antworten gehe hervor, dass es vorallem die Ablehnung eines Bürgerent-scheids über das Projekt im Jahr 2007war, die mobilisiert habe. 31 Prozent derBefragten gaben an, dieses Ereignishabe ihren Willen zum Protest ausge-löst. Immerhin 13,5 Prozent der Demon-stranten ließen sich vom Beginn dersogenannten Montagsdemos in Stutt-gart im November 2009 zum aktivenWiderstand mobilisieren. Für 13,1 Pro-zent war es der offizielle Baubeginn fürStuttgart 21 im Februar dieses Jahres,für 15,8 Prozent der Abriss des Haupt-bahnhof-Seitenflügels im August.Als Schlüsselerlebnis werteten 4,4 Pro-zent der Studienteilnehmer die Polizei-gewalt gegen Demonstranten am 30.September in Stuttgart. Dabei sei dasVertrauen in die schwarz-gelbe Landes-regierung unter Ministerpräsident Ste-fan Mappus (CDU) endgültig erschüt-tert worden, so die Berliner Forscher.Das wird deutlich in der Frage nach der

Beliebtheit der Parteien bei den Demon-stranten. Während Union, FDP und SPD- also Parteien, die Stuttgart 21 vorange-trieben haben, massiv an Vertrauen ver-lieren, profitieren die Grünen. Wärenam Sonntag Bundestagswahlen, erhiel-ten die Grünen von den Demonstrantenmehr als 74 Prozent der Stimmen, dieLinke käme auf 13,2 , die SPD auf 2,3 ,die Union auf 0,1 Prozent. Die FDPerhielte dagegen keine einzige Stimme.Noch bessere Werte erhielten die Grü-nen, wäre am Sonntag Landtagswahl inBaden-Württemberg. Dabei waren dieGrünen auch schon bei der Bundestags-wahl 2009 Lieblingspartei der Stuttgart-21-Gegner.

Keine Anti-DemokratenTrotz erheblicher Bereitschaft zu zivi-lem Ungehorsam hielten die Demon-stranten der repräsentativen Demokratiedie Treue, so die Forscher. ProjektleiterRucht sagte: "Die Leute sind mit derSoftware der Demokratie unzufrieden,sie sind aber keine Anti-Demokraten."Viele wünschten sich, in Zukunft mitInstrumenten der direkten Demokratie,wie Bürgerentscheiden oder Volksab-stimmungen, über Projekte wie Stutt-gart 21 zu entscheidenDer baden-württembergische Landtagsetzte indes gestern einen Untersu-chungsausschuss zum harten Polizeiein-satz gegen Stuttgart-21-Demonstranteneingesetzt. Er soll klären, ob es dafüreine Vorgabe oder Einflussnahme derCDU/FDP-Landesregierung gab.

Wörter: 571

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dapd Nachrichtendienste vom 27.10.2010

Seite: 0

Ressort: Politik

Rubrik: Verkehr

Gattung: Agentur-Meldungen

Untersuchung: "Stuttgart 21"-Gegner zeigenhohe Bereitschaft zu zivilem UngehorsamBerlin (dapd). Die Gegner des umstritte-nen Bahnhofsprojekts "Stuttgart 21" zei-gen einer Studie zufolge hohe Bereit-schaft zu zivilem Ungehorsam. Dasergab eine Untersuchung von BerlinerProtestforschern, die den Widerstandgegen das Projekt näher beleuchtethaben. Demnach sind 90 Prozent derProtestierenden in Stuttgart bereit, ihreZiele auch mit Mitteln des zivilen Unge-horsams, zum Beispiel mit Besetzungenund Blockaden, zu verfolgen.Die Protestforscher Dieter Rucht, BrittaBaumgarten und Simon Teune vom Ber-liner Wissenschaftszentrum für Sozial-

forschung (WZB) verteilten am 18.Oktober bei der Kundgebung gegen"Stuttgart 21" im Schlossgarten 1.500Fragebögen an Demonstranten. Mehr als800 von ihnen - 54 Prozent - haben nachAngaben der Wissenschaftler den Fra-genkatalog beantwortet.Hauptgründe für den Protest seien diehohen Kosten des Projekts, Demokratie-defizite bei der Projektplanung undbeim Umgang mit den Demonstrantensowie Profite auf Seiten der Banken undBaukonzerne. Die Befragung zeigtzudem, dass in Stuttgart nicht in ersterLinie konservative Bürger auf die Straße

gehen: Die Demonstranten ordneten sichüberwiegend der linken Mitte zu. Wärenam Sonntag Wahlen, würden 80 Pro-zent der Befragten auf Landesebene und75 Prozent auf Bundesebene für dieGrünen stimmen. Für viele der Befrag-ten sei der Polizeieinsatz bei der Räu-mung des Schlossgartens am 30. Sep-tember ein Schlüsselerlebnis gewesen,bei dem das Vertrauen in die Landesre-gierung erschüttert worden sei.dapd/nsc/tt

Uhrzeit: 12:47

Wörter: 213

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DER TAGESSPIEGEL vom 28.10.2010

Seite: 002

Ressort: ZWEITE

Rubrik: FRAGEN DES TAGES

Gattung: Tageszeitung

Nummer: 20781

Auflage: 124.597 (verbreitet)

Aus ProteschtVon Albert FunkDas Wissenschaftszentrum Berlin haterstmals Demonstranten gegen dasBahnprojekt Stuttgart 21 zu ihren Moti-ven und Einstellungenbefragt. Woher stammen dieProtestierenden und was treibt sie an?Nein, die "üblichen Verdächtigen" sindes nicht, die seit Wochen gegen dasBahnhofsprojekt Stuttgart 21 auf dieStraße gehen und der baden-württem-bergischen Hauptstadt langsam ein revo-luzzerhaftes Image verpassen. Jeden-falls nicht nur. Die üblichen Verdächti-gen im deutschen Demonstrationswesen- das sind für den Protestforscher DieterRucht vom Wissenschaftszentrum Ber-lin (WZB) gut gebildete jüngere Leutemit einer deutlichen politischen Nei-gung nach links. In Stuttgart aberdemonstrieren eher Ältere, auch mehrRentner als sonst üblich, nicht nur aka-demisch Gebildete - und ganz so linkssind sie im Schnitt auch nicht.Oder noch nicht. Denn eines hat eine"Blitzuntersuchung" der Berliner Sozio-logen ergeben: Die Stuttgart-21-Gegnerhaben sich in der Sache radikalisiert,zeigen laut Rucht mittlerweile eine"hohe Bereitschaft zu zivilem Ungehor-sam" (würden also bei Besetzungen undBlockaden mitmachen) und neigen insehr starkem Maße dazu, jetzt die Grü-nen zu wählen, auch wenn sie bishereher der SPD zuneigten oder die CDUund die FDP gewählt haben.Doch muss man sich wohl von der Vor-stellung verabschieden, dass in Stutt-gart derzeit ein politisches "Coming-out" konservativer Bürger zu erleben ist,die Verwandlung von braven schwäbi-schen Omas und Opas in muntere Barri-kadenkämpfer, die sich um die Qualitätdes Wassers im Leuze-Bad sorgen.Dazu ist das Protestvolk von Stuttgartstatistisch dann doch zu nahe an denüblichen Verdächtigen. Die meistenzählen sich nämlich zur linken Mitte,

wenn auch nicht in dem Maß, wie dasTeilnehmer von Friedensdemonstratio-nen tun. Nur ein Viertel wird von denWZB-Forschern unter der Rubrik"moderate Protestneulinge" eingestuft,in der sich jene konservativen Rebellenverbergen, die bisher auch politischwenig engagiert waren. Linksorientierte"Protesterfahrene" machen nach derWZB-Untersuchung allerdings auch nuretwa 18 Prozent der Stuttgarter Mon-tagsdemonstranten aus. Für die WZB-Soziologin Britta Baumgarten ist inter-essant, dass von der Altersstruktur hereine starke Ähnlichkeit mit der Teilneh-merschaft bei den Hartz-IV-Demosbesteht.Rucht und sein Team haben auf der 48.Montagsdemonstration in der vorigenWoche 1500 Fragebogen verteilt. Bin-nen einer Woche meldeten sich 814Demonstranten zurück, meist Stuttgar-ter, dazu einige aus dem Umland, fastkeine Auswärtigen. Alle hoch motiviert,wie Rucht feststellte: "Es gibt einenungewöhnlich großen Drang, sich mit-zuteilen." Die statistische Aussagekraftder Rückmeldungen sei hoch. Doch darfman annehmen, dass sich mehrheitlichder engagierte harte Kern der Gegnergemeldet hat, und der ist schon immermit den Grünen verbunden gewesen.Dafür spricht auch, dass fast jeder dritte"Rückmelder" im öffentlichen Dienstarbeitet, wo die Grünen mittlerweileüberdurchschnittlich stark sind. 61 Pro-zent der Befragten haben schon bei dervergangenen Landtagswahl grüngewählt, nun wollen es 79 Prozent tun.Sechs Prozent wählten damals CDU,vier Prozent die FDP, 13 Prozent dieSPD. Im März wird die regierende CDUaus dem Kreis dieser Projektgegner garkeine Stimme mehr bekommen, die mit-regierende FDP noch eine. Für die SPDwürden 1,5 Prozent stimmen. Eine"massive Vertrauenserosion" bei denParteien, die für Stuttgart 21 sind, macht

der WZB-Wissenschaftler Simon Teuneaus. Unter den Stuttgart-21- Gegnernsind die Grünen so etwas wie die letzteHoffnung, die Landtagswahlen am 27.März der Ersatz für den - trotz ausrei-chender Unterstützung in der Bevölke-rung - von Politik und Justiz abgelehn-ten Volksentscheid.Diese Ablehnung des Bürgervotums vordrei Jahren hat einen Großteil der Geg-ner - nach der WZB-Untersuchung 31Prozent - dazu gebracht, sich zu enga-gieren. Es war wohl das Schlüsselereig-nis. Nur gut fünf Prozent sind schon seit1997 dabei, als der Architektenentwurfvorgestellt wurde. Der offizielle Baube-ginn im Februar trieb dann ein Achtelder Befragten auf die Straße, der Abrissdes Seitenflügels seit August weitere 15Prozent. Die Polizeigewalt vor einigenWochen dagegen wirkte kaum noch alsProtestkatalysator. Allerdings hat dasEreignis das Vertrauen in die Landesre-gierung stark geschwächt.Und was sind die Gründe, gegen Stutt-gart 21 zu sein? Vor allem zweierlei.Einerseits ist den Leuten das Projekt zuteuer gemessen daran, was es bringt.Und andererseits sind es Demokratiede-fizite bei der Planung und beim Umgangmit den Kritikern. Der Profit bei Ban-ken und Baukonzernen ist für ein Drit-tel eine Protestursache. Weniger dage-gen werden Umweltschutzgründegenannt oder der Denkmalschutz odergeologische Gefahren des Tunnelbaus.Folgt man den WZB-Forschern, habendie Projektgegner zwar ihren Glaubenan die repräsentative Demokratie nichtverloren, wohl aber das Vertrauen in dieschwarz-gelbe Landesregierung. 92 Pro-zent der Befragten äußerten sich ent-täuscht - "eine Abrechnung mit demPolitikstil der Regierung Mappus", sagtTeune. 84 Prozent sind unzufrieden mitdem Zustand der Demokratie inDeutschland - das sind deutlich mehr alsbeim Rest der Bevölkerung, wo sich

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die tageszeitung vom 28.10.2010

Autor: MARTIN KAUL

Seite: 06

Ressort: Inland

Ausgabe: taz Mantelteil

Gattung: Tageszeitung

Nummer: 9329

Auflage: 55.278 (verbreitet)

Weblink: http://www.taz.de/pt/2010/10/28/a0093.nf/text

Das sind die ProtestschwabenSTUTTGART 21 90 Prozent der Stuttgart-21-Gegner sind zu zivilem Ungehorsam bereit, ergibteine neue Studie. Sie zeigt auch: Staatsversagen spielt dabei eine große Rolle

VON MARTIN KAULDemokratieverdrossen, äußerst konflikt-bereit und neugrün – das sind einerneuen Studie zufolge viele der Protest-schwaben, die seit Monaten gegen dasumstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart21 auf die Straße gehen. Eine empiri-sche Umfrage, die am Mittwoch in Ber-lin vorgestellt wurde, erlaubt erstmalsden Fakten-Check jenseits der Kli-schees. Forscher am Wissenschaftszen-trum Berlin hatten am 18. Oktober wäh-rend einer Montagsdemonstration 814DemonstrationsteilnehmerInnen nachihren Einstellungen befragt, um Nähe-res über das Spekulationsobjekt „Pro-testschwaben“ zu erfahren.Das Ergebnis: Ein deutlich angeschlage-nes Vertrauen in die Repräsentativde-mokratie ist die Folge des monatelan-gen Streits über den Bahnhof. „DieMenschen sind nicht mit der Demokra-tie an sich, sondern mit der Software derDemokratie unzufrieden“, sagte derBewegungsforscher Dieter Rucht. DerUmfrage zufolge haben 92 Prozent der

Demonstrierenden kein Vertrauen mehrin die Landesregierung. 87 Prozent spre-chen der Bundesregierung ihr Miss-trauen aus. Und: 90 Prozent der Prote-stierenden in Stuttgart sind deshalbbereit, für ihre Ziele auch zivilen Unge-horsam, also Straßenblockaden oderBesetzungen, durchzuführen. „Es gibt ineinem spezifischen Sinne eine Radikali-sierung“, sagte Rucht. „Allerdings nichtim Sinne von Steine werfenden Chao-ten, sondern von der fast durchgängigenBereitschaft zu zivilem Ungehorsam.“Die Umfrageergebnisse zeigen auch,dass staatliche Entscheidungen signifi-kante Mobilisierungsschübe verursachthaben: So wird den Stuttgart-21-Geg-nern häufig vorgeworfen, viel zu späterst politisch aktiv geworden zu sein.Die bundesweit wahrgenommenenGroßdemonstrationen hatten erst mitdem Baubeginn im Februar die breiteÖffentlichkeit erreicht. Die Umfragezeigt aber, dass der überwiegende Teilder Demonstrierenden bereits weitausfrüher aktiv war. Demnach gingen 31,2

Prozent von ihnen nach der Ablehnungdes Bürgerentscheids über das Projektim Jahr 2007 erstmals auf die Straße.Zusätzlich sei nach dem massiven Poli-zeieinsatz im Stuttgarter Schlossgartenam 30. September ein enormer Vertrau-ensverlust entstanden, sagt der Sozio-loge Simon Teune. Über die Hälfte derBefragten hätte kein Vertrauen mehr indie Ordnungshüter.Die Umfrageergebnisse bestätigen auchden Stimmungserfolg der Grünen. Wäh-rend bei der letzten Bundestagswahlimmerhin knapp jeder Zehnte der Pro-testler noch CDU und 18 Prozent SPDgewählt hatten, kämen diese Parteienheute noch auf 0,1 beziehungsweise 2,3Prozent. Dreiviertel der Demonstrieren-den würden dagegen bei Bundestags-wahlen heute die Grünen wählen.Meinung + Diskussion SEITE 12 „Die Menschen sind mit der Softwareder Demokratie unzufrieden“ BEWEGUNGSFORSCHER DIE-TER RUCHT

Wörter: 391

Urheberinformation: (c) Contrapress media GmbH

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die tageszeitung vom 28.10.2010

Autor: MARTIN KAUL

Seite: 12

Ressort: Meinung und Diskussion

Ausgabe: taz Mantelteil

Gattung: Tageszeitung

Nummer: 9329

Auflage: 55.278 (verbreitet)

Weblink: http://www.taz.de/pt/2010/10/28/a0146.nf/text

MARTIN KAUL ÜBER STAATLICHE PROTESTMOBILISIERUNG IN STUTTGART

Obama im SchwabenlandDer Staat, so ergibt eine Studie zur Ver-fasstheit des Schwabenaufstands inStuttgart, hat bei der Stärkung seinerGegnerschaft kräftig mitmobilisiert. Daszeigen zwei signifikante Wegmarken,die Wissenschaftler jetzt ermittelthaben. Denn es waren die verantwortli-chen Politiker selbst, die den Sand insGetriebe der Repräsentativdemokratiestreuten, als sie 2007 mit allen Mittelnden Bürgerentscheid über das Baupro-jekt verhinderten, den 67.000 Stuttgar-ter wollten. Rund ein Drittel derjenigen,die heute auf die Straße gehen, wurdendadurch erst mobilisiert.Und noch ein zweiter Frustrationsschubist offensichtlich. Als die Polizei am 30.

September mit aller Macht zuschlug,zerstörte sie auch noch das restlicheVertrauen in die Staatsgewalt. Beideszeigt: Nicht zu spät aufgewachte Demo-Heinis sind zu kritisieren, sondern staat-liches Fehlverhalten, das empirischnachweisbare Folgen hat. Immer wennder Staat auf Macker macht, stärkt das –zum Glück – den zivilgesellschaftlichenProtest. Daraus können Politiker lernen.Wo – wie in Stuttgart – 90 Prozent desMitte-links-Milieus zum zivilen Unge-horsam politisiert werden, da muss die-ses Obrigkeitsagieren zum Strukturpro-blem geworden sein.Es wird deshalb nicht leicht für jeneParteien, die nach der kommenden

Landtagswahl in Baden-Württembergdie Regierungsverantwortung überneh-men. Denn die Ehrenrettung ihrer hoch-gelobten Repräsentativdemokratie wirdnicht ohne echte direktdemokratischeElemente auskommen. Mehr noch: Siewird eine völlig neue Partizipationsvi-sion entwerfen müssen, die aus den Feh-lern der Vergangenheit lernt. Das birgtaber auch Potenzial: Wer diese Visioneiner neuen politischen Kultur nun ent-werfen kann, ist der Obama im Schwa-benland. Und darauf warten doch alleschon lange.Inland SEITE 6

Wörter: 254

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Eßlinger Zeitung vom 28.10.2010

Seite: 6

Rubrik: Stuttgart

Gattung: Tageszeitung

Auflage: 43.454 (verbreitet)

PROJEKTTICKER

Ziviler Ungehorsam Ruf nach ZurückhaltungStuttgart-21-Gegner zeigen eine hoheBereitschaft zu zivilem Ungehorsam.Das ergab eine Untersuchung von Pro-testforschern des Berliner Wissen-schaftszentrums für Sozialforschung(WZB), die den Widerstand gegen dasProjekt näher beleuchtet haben. Dem-nach sind 90 Prozent der Protestieren-den in Stuttgart bereit, ihre Ziele auchmit Mitteln des zivilen Ungehorsams,zum Beispiel mit Besetzungen undBlockaden, zu verfolgen. Die Wissen-schaftler verteilten am 18. Oktober bei

einer Demo im Schlossgarten 1500 Fra-gebögen an Demonstranten. Mehr als800 von ihnen (54 Prozent) antworteten.Hauptgründe für den Protest seien diehohen Kosten des Projekts, Demokratie-defizite bei der Projektplanung undbeim Umgang mit den Demonstrantensowie Profite auf Seiten der Banken undBaukonzerne. Die Befragung zeigtzudem, dass sich die Demonstrantenüberwiegend der linken Mitte zuordnen.Im Streit um Stuttgart 21 hat Bundes-tagspräsident Norbert Lammert Zurück-

haltung in beiden Lagern angemahnt.Regierungen sollten im Umgang mitGroßprojekten der Versuchung besserwiderstehen, dies als Nachweis ihrerüberlegenen Kraft gegenüber dem Volkzu nutzen, sagte Lammert gestern. Dennseit 20 Jahren wissen wir ja nun verläs-slich: Am Ende gewinnt immer dasVolk. Zugleich empfahl er auch Demon-stranten, Großprojekte nicht als Kraft-proben mit den Rechtsstaat zu missbrau-chen.

Wörter: 186

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Frankfurter Rundschau vom 28.10.2010

Autor: Damir Fras

Seite: 6

Ressort: Politik

Rubrik: S

Ausgabe: FR Deutschland-Ausgabe

Gattung: Tageszeitung

Auflage: 141.060 (verbreitet)

Gebildet, links, widerspenstigDie Mehrheit der Gegner von Stuttgart 21 sind Akademiker und zum zivilen Widerstand bereit

Von Damir Fras Berlin Eine große Mehrheit derDemonstranten gegen das umstritteneBahnprojekt Stuttgart 21 kann sich vor-stellen, ihre Ziele mit Blockadeaktionenoder Besetzungen zu verfolgen. 90 Pro-zent der Protestierer zeigten eine hoheBereitschaft zum zivilen Widerstand,sagten Berliner Forscher am Mittwochbei der Vorstellung der ersten Studieüber den Widerstand gegen den Bahn-hofsbau.Wie die Ergebnisse einer Befragungunter den Teilnehmern einer Demonstra-tion am 18. Oktober im StuttgarterSchlossgarten zeigten, komme dieMehrzahl der Stuttgart-21-Gegner ent-gegen landläufiger Auffassung nicht ausdem konservativen Milieu, sondernordne sich selbst der linken Mitte zu.Über 50 Prozent der Befragten sind zwi-schen 40 und 54 Jahre alt. Es sind dieAkademiker, die den Widerstand tragen.Die Hälfte der Protestierer haben dieUniversität oder die Fachhochschuleabgeschlossen. Als Hauptmotive desWiderstands wurden die hohen Kostenfür das Projekt, Demokratiedefizite beider Umsetzung der Baupläne sowie dieProfite für Banken und Baukonzernegenannt.Die Protestforscher vom Berliner Wis-senschaftszentrum für Sozialforschung

hatten am 18. Oktober 1500 Fragebö-gen unter den Demonstranten in Stutt-gart verteilen lassen. Mehr als 800 vonihnen, das sind 54 Prozent, antwortetenden Wissenschaftlern bis zum vergange-nen Montag.Ignoranz weckte ProtestwillenAus der Untersuchung der Ergebnissegeht nach den Worten von ProjektleiterDieter Rucht hervor, dass Dreiviertel derDemonstranten in Stuttgart wohnten und98 Prozent aus Baden-Württembergstammten. Die "Gruppe der reisendenBerufsdemonstranten" gebe es nicht.Auch mit einem weiteren Vorurteilräumt die Studie auf: Viele Demonstran-ten sind nicht erst in diesem Sommerauf die Idee gekommen, ihren Wider-stand gegen die Verlegung des Haupt-bahnhofs unter die Erde auf der Straßezu artikulieren. Vor allem die Ableh-nung eines Bürgerentscheids über dasProjekt im Jahr 2007 habe die Gegnermobilisiert. 31 Prozent der Befragtengaben an, dieses Ereignis habe ihrenWillen zum Protest ausgelöst Für 15,8Prozent der Befragten war es der Abrissdes Seitenflügels am Hauptbahnhof imAugust. Als Schlüsselerlebnis werteten4,4 Prozent der Demonstranten die Poli-zeigewalt am 30. September in Stuttgart.Dabei sei das Vertrauen in die schwarz-gelbe Landesregierung von Baden-

Württemberg erschüttert worden, so dieBerliner Forscher.Das wird zudem deutlich in der Fragenach der Beliebtheit der Parteien. Wäh-rend Union, FDP und SPD - also Par-teien, die Stuttgart 21 vorangetriebenhaben, massiv an Vertrauen verlieren,profitieren die Grünen. Wären am Sonn-tag Bundestagswahlen, erhielten dieGrünen von den Demonstranten mehrals 75 Prozent der Stimmen, die Linkekäme auf 13,2 Prozent, die SPD auf 2,3Prozent, die Union auf 0,1 Prozent undFDP keine einzige.Trotz Bereitschaft zu zivilem Ungehor-sam hielten die Demonstranten zurrepräsentativen Demokratie, so die For-scher. Projektleiter Rucht sagte: " DieLeute sind mit der Software der Demo-kratie unzufrieden, sie sind aber keineAnti-Demokraten."

POLIZEIEINSATZ IM VISIER Der Landtag in Baden-Württemberguntersucht den massiven Polizeiein-satz gegen Gegner des BahnprojektesStuttgart 21 am 30. September. DasParlament setzte am Mittwoch mit denStimmen der oppositionellen SPD undGrünen einen parlamentarischenUntersuchungsausschuss ein. CDUund FDP enthielten sich. rtr

Wörter: 482

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derzeit etwa die Hälfte kritisch äußert.Zwar ist diese Befragung nur eine"Momentaufnahme", wie Rucht betont.

Dennoch hat sie für ihn vor allem einesdeutlich gemacht - "die Kluft zwischenRegierenden und Regierten".

Wörter: 773

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Handelsblatt vom 28.10.2010

Autor: Delhaes, Daniel

Seite: 023

Rubrik: Unternehmen und Märkte

Gattung: Tageszeitung

Auflage: 143.844 (verbreitet)

Mediation bei Großprojekten im GesprächDaniel Delhaes Berlin Der Protest gegendas Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 speistsich vor allem aus dem politisch linkenLager. Das hat eine Erhebung des Wis-senschaftszentrums Berlin (WZB) erge-ben. Die Gegner wählen zuvorderst dieGrünen (61 Prozent), SPD (13) oderLinkspartei (11) und stammen kaum ausdem bürgerlichen Lager.Die Struktur zeigt sich auch bei denMotiven für den Widerstand. Die Mehr-heit gab die Kosten des Bahnhofs angefolgt von der Aussage, es profitiertennur "Banken und Baukonzerne". Alsdritter Grund wurden Demokratiedefi-zite bei der Planung des Projekts unddem Umgang mit Kritikern genannt. "Eslässt sich eine Kluft zwischen Regiertenund Regierenden aufzeigen", erklärteForschungsleiter Dieter Rucht. DieMenschen wünschten sich mehr direkteDemokratie.Debatte über neue Planungsverfahren.Zwar konnten die Forscher keinengesellschaftlichen Trend feststellen. Im

Gegenteil: Drei Viertel der Gegnerstammen aus Stuttgart, so dass es sichum ein lokales Phänomen handelt. Den-noch denken auch Politiker des Bundes-tags darüber nach, die Bürger bessereinzubinden. "Die aktuellen Protestesind leider ein deutliches Symptomdafür, dass unsere Mechanismen nichtmehr ausreichen, um gesellschaftlicheAkzeptanz für große Investitionsvorha-ben zu schaffen", sagte der verkehrspo-litische Sprecher und Fraktionsvize derFDP, Patrick Döring dem Handelsblatt.Wichtig sei , dass zwischen demBeschluss und dem Baubeginn nichtmehr so viel Zeit vergehe. "Auch Volks-abstimmungen vor der abschließendenEntscheidung über ein Projekt dürfenkein Tabu sein", sagte Döring.Diskutiert wird etwa, Mediationsverfah-ren bei Großprojekten verbindlich vor-zuschreiben. Zu einem entsprechendenDialog kam es etwa vor dem Ausbaudes Frankfurter Flughafens. Damals dis-kutierten Befürworter wie der Luft-

hansa AG und der FlughafenbetreiberFraport 15 Monate lang in insgesamt 24Sitzungen mit den Kritikern, um einentragfähigen Kompromiss zu erarbeiten.Im Fall Stuttgart versucht die Bahngemeinsam mit der Landesregierungderzeit in einem Schlichtungsverfahrennoch zu einer Einigung zu kommen.Unter den Gegnern sind laut WZB zweiDrittel zum zivilen Ungehorsam bereit.Die Mehrzahl der Befragten ist zwi-schen 40 und 64 Jahre alt, während dieunter 25-Jährigen nur sieben Prozentausmachen und die über 64-Jährigen 15Prozent. 90 Prozent hoffen, mit demProtest den Umbau des Kopfbahnhofszu einem unterirdischen Durchfahrts-bahnhof noch stoppen zu können.Das WZB hatte bei einer der sogenann-ten Montagsdemonstrationen MitteOktober 1500 Fragebögen verteilt, vondenen 814 beantwortet wurden.

Wörter: 362

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Handelsblatt vom 28.10.2010

Autor: Delhaes, Daniel

Seite: 023

Rubrik: Unternehmen und Märkte

Gattung: Tageszeitung

Auflage: 143.844 (verbreitet)

Mediation bei Großprojekten im GesprächDaniel Delhaes Berlin Der Protest gegendas Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 speistsich vor allem aus dem politisch linkenLager. Das hat eine Erhebung des Wis-senschaftszentrums Berlin (WZB) erge-ben. Die Gegner wählen zuvorderst dieGrünen (61 Prozent), SPD (13) oderLinkspartei (11) und stammen kaum ausdem bürgerlichen Lager.Die Struktur zeigt sich auch bei denMotiven für den Widerstand. Die Mehr-heit gab die Kosten des Bahnhofs angefolgt von der Aussage, es profitiertennur "Banken und Baukonzerne". Alsdritter Grund wurden Demokratiedefi-zite bei der Planung des Projekts unddem Umgang mit Kritikern genannt. "Eslässt sich eine Kluft zwischen Regiertenund Regierenden aufzeigen", erklärteForschungsleiter Dieter Rucht. DieMenschen wünschten sich mehr direkteDemokratie.Debatte über neue Planungsverfahren.Zwar konnten die Forscher keinengesellschaftlichen Trend feststellen. Im

Gegenteil: Drei Viertel der Gegnerstammen aus Stuttgart, so dass es sichum ein lokales Phänomen handelt. Den-noch denken auch Politiker des Bundes-tags darüber nach, die Bürger bessereinzubinden. "Die aktuellen Protestesind leider ein deutliches Symptomdafür, dass unsere Mechanismen nichtmehr ausreichen, um gesellschaftlicheAkzeptanz für große Investitionsvorha-ben zu schaffen", sagte der verkehrspo-litische Sprecher und Fraktionsvize derFDP, Patrick Döring dem Handelsblatt.Wichtig sei , dass zwischen demBeschluss und dem Baubeginn nichtmehr so viel Zeit vergehe. "Auch Volks-abstimmungen vor der abschließendenEntscheidung über ein Projekt dürfenkein Tabu sein", sagte Döring.Diskutiert wird etwa, Mediationsverfah-ren bei Großprojekten verbindlich vor-zuschreiben. Zu einem entsprechendenDialog kam es etwa vor dem Ausbaudes Frankfurter Flughafens. Damals dis-kutierten Befürworter wie der Luft-

hansa AG und der FlughafenbetreiberFraport 15 Monate lang in insgesamt 24Sitzungen mit den Kritikern, um einentragfähigen Kompromiss zu erarbeiten.Im Fall Stuttgart versucht die Bahngemeinsam mit der Landesregierungderzeit in einem Schlichtungsverfahrennoch zu einer Einigung zu kommen.Unter den Gegnern sind laut WZB zweiDrittel zum zivilen Ungehorsam bereit.Die Mehrzahl der Befragten ist zwi-schen 40 und 64 Jahre alt, während dieunter 25-Jährigen nur sieben Prozentausmachen und die über 64-Jährigen 15Prozent. 90 Prozent hoffen, mit demProtest den Umbau des Kopfbahnhofszu einem unterirdischen Durchfahrts-bahnhof noch stoppen zu können.Das WZB hatte bei einer der sogenann-ten Montagsdemonstrationen MitteOktober 1500 Fragebögen verteilt, vondenen 814 beantwortet wurden.

Wörter: 362

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junge Welt vom 28.10.2010

Seite: 4

Rubrik: Inland

Gattung: Tageszeitung

Jahrgang: 2010

Weblink: http://www.jungewelt.de//2010/10-28/021.php

»S21«-Gegner aus »linker Mitte«Berlin. Die Demonstranten gegen dasBahn-Projekt »Stuttgart 21« sind mehr-heitlich der »linken Mitte« zuzuordnen.Das geht aus einer am Mittwoch vorge-stellten Untersuchung des Wissen-schaftszentrums Berlin für Sozialfor-

schung (WZB) hervor. Neben dem Pro-test gegen den Neubau eines unterirdi-schen Bahnhofs treibt sie demnach vorallem der Wunsch nach mehr direkterDemokratie auf die Straße. Unter denDemonstranten gebe es zudem eine

hohe Bereitschaft zu zivilem Ungehor-sam. Die WZB-Forscher hatten in Stutt-gart 1500 Fragebögen an Demonstran-ten verteilt, um deren Motive zu unter-suchen. (AFP/jW)

Wörter: 80

Urheberinformation: (c) 2010 junge Welt

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Main-Echo vom 28.10.2010

Seite: STA_2

Ressort: rpt

Seitentitel: REPORT

Ausgabe: Main-Echo Gesamtausgabe

Gattung: Tageszeitung

Jahrgang: 2010

Nummer: 250

Auflage: 78.850 (verbreitet)

Montags die Rentner, samstags die FamilienStuttgart 21: Forschungsgruppe untersucht gesellschaftlichen Hintergrund der Demonstranten -»Hohe Bereitschaft zu zivilem Ungehorsam«

BERLIN. Samstags gehen in Stuttgartvor allem junge Leute, Familien undBewohner der städtischen Randbezirkemit Plakaten und Trillerpfeifen auf dieStraße. Bei der Montagsdemo sind eseher ältere Menschen und Berufstätige,die ihrem Ärger über das Bahnprojektjede Woche aufs Neue Luft machen.Das hat eine Befragung des Wissen-schaftszentrums Berlin für Sozialfor-schung ergeben, das am 18. Oktoberrund 1500 Fragebögen an Demonstran-ten verteilt und bis gestern 814 zurückerhalten hat. Die ersten Ergebnisse zeig-ten, so die Forscher, dass die protestie-renden politisch meist aus der linkenMitte stammen. Neben dem Protestgegen das Milliarden-Projekt treibt sievor allem der Wunsch nach mehr direk-ter Demokratie auf die Straße. Zudemhätten die Demonstranten eine hoheBereitschaft zu zivilem Ungehorsam.Dieter Rucht, der stellvertretende Leiterder Forschungsgruppe Zivilgesellschaft,Citizenship und politische Mobilisie-rung in Europa, glaubt sogar, dass eszuvor in keinem Konflikt eine derarthohe Bereitschaft für Besetzungen, Stra-

ßenblockaden und ähnliches gab wiederzeit in Stuttgart. Als Hauptmotivegegen Stuttgart 21 werden vor allem diehohen Kosten, mangelnde Demokratiebei der Projektplanung und auch beimUmgang mit den Demonstrierendensowie Profite von Banken und Baukon-zernen genannt.Die Protestierenden seien kritischeDemokraten, die ihren Protest alsChance sehen, sich für eine Ergänzungder repräsentativen Demokratie durchdirektdemokratische Verfahren einzuset-zen, so die Forscher - etwa mit einemVolksentscheid.»Ein bisschen mehr Schweiz«, wünschtsich eine junge Stuttgarterin auf demFragebogen. Auf den Umfragezettelnwerden nicht bloß die Fragen beantwor-tet, sagt Rucht. Zahlreiche Randnotizenschmücken die Bögen. Argumente,Emotionales - alles ist darauf zu finden.Einem Fragebogen habe sogar ein fünf-seitiger Brief beigelegen, so Rucht.Das alles zeuge von einer hohen Moti-vation. Die Demonstranten seien unzu-frieden mit der Landesregierung inBaden-Württemberg. Das Vertrauen

fehle. Schuld sei daran unter anderemauch der Polizeieinsatz Ende Septemberim Stuttgarter Schlossgarten. »Dasstrahlt auch auf die Bundespolitik unddie Polizei aus«, sagt Rucht.Wäre morgen Landtagswahl, würden79,6 Prozent der befragten Demonstran-ten die Grünen wählen, 11,5 Prozent dieLinke, 1,5 die SPD und keiner CDU undFDP. Zum Vergleich: Das Emnid-Insi-tut sieht die Grünen in Baden-Württem-berg in einer repräsentativen Umfragebei 32 Prozent, die CDU bei 34, dieSPD bei 19 Prozent, die FDP bei sechsund die Linke bei fünf Prozent.Auch die Altersstruktur der S21-Gegnerist nach Ansicht der Forscher unge-wöhnlich. Die Gruppe der Rentnernehme zwar einen großen Teil ein (15Prozent), bilde aber bei weitem nicht diegrößte Gruppe. 64 Prozent seien zwi-schen 40 und 64 Jahre alt. Lediglich sie-ben Prozent sind jünger als 25. Zudemhabe die Hälfte aller Demonstranteneinen Universitäts- oder Fachhochschul-abschluss.Jennifer Reich

Abbildung: Demonstranten gegen Stuttgart 21 diskutieren mit Polizisten. Foto: dpa

Wörter: 424

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Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung vom 28.10.2010

Autor: Dirk Hautkapp

Seite: 6

Ressort: Mantel Politik

Rubrik: NRZ Essen-Postausgabe

Ausgabe: NRZ Essen (Fernausgabe)

Gattung: Tageszeitung

Weblink: http://www.waz-mediengruppe.de

Ungehorsam in ZivilWissenschaftler haben untersucht, wer gegen Stuttgart 21 protestiert - mit erstaunlichenErgebnissen

Autor: Dirk Hautkapp

Berlin.

Wackersdorf, Gorleben, Wyhl, diegroßen AntiAtom-Demos in den 80ern,die Montags-Demos gegen Hartz IV:Wann immer sich in Deutschland derBürger protestierend auf die Straßebewegt hat seit den 50er-Jahren – Die-ter Rucht hat’s ausgiebig durchleuchtenlassen. Kein Wunder also, dass der Pro-fessor vom Berliner Wissenschaftszen-trum für Sozialforschung (WZB) mitseinen Mitarbeitern von Berufs wegenneugierig wurde, als sich der Wider-stand gegen das Bahnhofsprojekt Stutt-gart 21 zum bundesweit beachteten Phä-nomen aufschaukelte. Wer ist er eigent-lich, der „homo stuttgartenensis“?

Kein Vertrauen in die PolitikAm 18. Oktober fuhr Rucht mit ein paarKollegen und 1500 Fragebögen zumStuttgarter Schlossgarten, wo just andem Tag 20 000 Menschen gegen dasunterirdische Prestige-Projekt protestier-ten. Über 800 der Empfänger - 54 Pro-zent - haben den Fragenkatalog inzwi-schen beantwortet. Und es ergibt sichein erstaunliches Bild: Es ist eben nichtzuvorderst der bedächtige Schwabe undjahrzehntelange CDU-Wähler, der hieranzutreffen ist. Das Gros sortiert sichpolitisch in der linken Mitte ein, hatbereits reichlich Demo-Erfahrunggesammelt, viel Vertrauen in die politi-

schen Parteien und den Staat verlorenund entsprechend Lust auf (viel) mehrdirekte Demokratie.

Für viele der Befragten, die meistbereits seit mehreren Jahren gegen„Stuttgart 21“ auf der Straße aktiv sind,war der Wasserwerfereinsatz bei derRäumung des Schlossgartens am 30.September jenes Schlüsselerlebnis, dasjegliches Vertrauen in die schwarz-gelbeLandesregierung von CDU-Ministerprä-sident Mappus zum Einsturz brachte.

Bemerkenswert ist aus Sicht der For-scher Simon Teune und Britta Baumgar-ten, die maßgeblich an der Studie betei-ligt waren, dass der Anteil der 40-64-Jährigen im Demo-Volk der mitAbstand größte ist. Jüngere (unter 25)waren nur mit sieben Prozent vertreten,Rentner (64+) nur mit 14 Prozent. Und:Die Protestgemeinde steht rein bil-dungsmäßig alles andere als schlecht da.Über die Hälfte hat einen Uni- oderFachhochschulabschluss.

Befragt nach den Motiven, gaben diemeisten Demons-tranten an, ihnen seiendie hohen Kosten des Projekts (derzeitgeschätzt: 10 Milliarden Euro) viel zuhoch, ebenso die Profite auf Seiten derBanken und Baukonzerne. Aus Sichtvon Professor Rucht spiegelt sich hiereine Skepsis wider, die „Fortschritt undTradition“ in Gegensatz bringt. VieleBürger empfänden das Höher-Schneller-

Weiter-Moderner-Mantra der herrschen-den Infrastrukturpolitik in Deutschlandals kaum mehr zumutbar. „Sie fragensich, was bringt es mir wirklich, wennich künftig 20 Minuten eher mit demZug in Ulm bin.“

Dass es Demokratiedefizite bei der Pro-jektplanung gegeben hat, was auch vieleProtestler immer wieder monieren, liegtfür Rucht auf der Hand. „Mit vierwöchi-gen Einspruchsfristen kann man keineBürgerbeteiligung begründen.“

Hohe KonfliktbereitschaftPerspektivisch dürfte für die Landesre-gierung in Stuttgart, die sich dem Pro-test bekanntlich nicht beugen will, eineErkenntnis der Untersuchung vonbesonderer, ja alarmierender Wichtig-keit sein. 90 Prozent der Befragten atte-stierten sich eine hohe Neigung, sichauch künftig mit Mitteln des zivilenUngehorsams gegen „die da oben“ zurWehr zu setzen. Sprich: Sitzblockadenetc. Eine so hohe Konfliktbereitschaft,sagte Rucht, habe man noch nirgendsgemessen. Auch darin zeige sich, wiesehr die Entfremdung zwischen Partei-politikern und der Lebenswelt der Bür-ger vorangeschritten sei. NRZ

Bild 1:Skeptisch und politikverdrossen: Stutt-gart-21-Gegner.Foto: dapd

Wörter: 496

Urheberinformation: Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke GmbH u. Co. KG

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Rundschau für den Schwäbischen Wald vom 28.10.2010

Autor: GUNTHER HARTWIG

Seite: 6

Ressort: Südwestumschau

Gattung: Tageszeitung

Die Mehrheit wählt linksStudie über Stuttgart-21-Gegner: Kaum CDU-Klientel unter Demonstranten

Eine Studie hat die Motive und Einstellungen der Stuttgart-21-Gegner unter die Lupegenommen. Demnach treibt sie unter anderem der Wunsch nach mehr direkter Demokratie aufdie Straße.

"Es ist eine Momentaufnahme", betonteProtestforscher Dieter Rucht vom Berli-ner Wissenschaftszentrum (WZB). Aber"die statistische Aussagekrft ist hoch".Rucht stellte die Ergebnisse einer Stu-die vor, die erstmals die Motive undEinstellungen der Demonstranten gegendas Projekt Stuttgart 21 untersucht hat.Zur Erhebung der Daten haben der Pro-fessor und sein Team bei der Kundge-bung am 18. Oktober 1500 Fragebögenim Stuttgarter Schlossgarten verteilt.Über 800 davon (54 Prozent) wurdenbeantwortet - "eine hohe Rücklauf-quote", wie der Experte feststellte.Gefragt wurde nach persönlichen Daten,politischen Präferenzen und vorrangi-gen Motiven der Protestierer, von denendrei Viertel aus der Landeshauptstadtstammten und 98 Prozent aus dem Land.Rucht: "Reisende Berufsdemonstriererspielen keine Rolle."Auffällig im Vergleich zu anderenGroßdemonstrationen: Die Gruppe der40- bis 64-Jährigen unter den S-21-Geg-nern ist mit 62 Prozent weit größer alsbei Friedensdemos. 50 Prozent aller Pro-testierer haben einen Uni- oder FH-

Abschluss. 43 Prozent der Befragtengaben an, sich bereits seit 2007 und frü-her gegen das Bahnhofsprojekt zu enga-gieren. Hauptsächlich aus drei Motiven:Wegen der hohen Kosten, wegen derDemokratiedefizite bei der Planung undim Umgang mit Kritikern, wegen desProfits von Banken und Baukonzernen.Die vor einer Woche begonnene Sch-lichtung durch Heiner Geißler wirdunterschiedlich eingeschätzt: 26,1 Pro-zent setzen "viel Vertrauen" in die Bera-tungen, 22,8 Prozent "wenig Vertrauen".Aber mehr als 90 Prozent erwarten, dassdurch weitere Demonstrationen dieChancen auf Verhinderung von Stutt-gart 21 erhöht werden.Die Haltung zur Neubaustrecke Wend-lingen-Ulm ist unter den Demonstran-ten eher positiv. Während 27 Prozentauch diesen Teil des Bahnprojektsablehnen, stimmen 13 Prozent ohneVorbehalt zu, 53 stimmen zu, wenngeforderte Änderungen vorgenommenwerden. Sympathisanten der Grünensind bei den S-21-Aktivisten überpro-portional vertreten: 61,1 Prozent habenbei der letzten Landtagswahl der Öko-

Partei ihre Stimme gegeben (12,8 SPD,11,1 Linke, 6,4 CDU, 3,8 FDP). Insge-samt bekennt sich eine Mehrheit zuPositionen der linken Mitte. Wäre amnächsten Sonntag Landtagswahl, kämendie Grünen nach dieser Umfrage unterden Demonstranten sogar auf 79,6 Pro-zent (1,5 SPD, 11,5 Linke, 0,0 CDU, 0,1FDP). 92 Prozent gaben an, "kein odergar kein Vertrauen" in die baden-würt-tembergische Landesregierung zu haben(Bundesregierung 87 Prozent).Obwohl 93 Prozent der DemonstrantenAktionen zivilen Ungehorsams prinzipi-ell für legitim halten und zwei Dritteleine Teilnahme an Blockaden undBesetzungen für sich selbst bejahen,sieht Protestforscher Rucht in den Stutt-garter Demos keine Radikalisierung derGesellschaft, wohl aber eine "massivePolitisierung". Es gehe den Bürgern ummehr als ein Großprojekt: "Es stellt sichhier auch die Frage nach dem Zustandder Demokratie, nach der Kluft zwi-schen Regierenden und Regierten."Info http://www.wzb.eu/aktuell

Abbildung: Gut gelaunt in Berlin: Stuttgart-21-Gegner trugen ihren Protest am Dienstag in die Bundeshauptstadt undforderten Mitbestimmung. Bei Gesprächen auf der Straße ernteten sie oftmals Zustimmung. Foto: Imago

Wörter: 459

Ort: Berlin

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Stuttgarter Nachrichten - Kreisausgabe vom 28.10.2010

Seite: 19

Ressort: Stuttgart

Seitentitel: Stuttgart und die Region

Gattung: Tageszeitung

Jahrgang: 2010

Nummer: 250

Kaum S-21-Gegner aus dem konservativen LagerStuttgart 21: Vor allem Wähler der Grü-nen mittleren Alters mit hohem Bil-dungsgrad stützen den ProtestVon Klaus EichmüllerSTUTTGART. Das Thema Stuttgart 21hält nicht nur die Politiker, sondern auchdie Meinungsforscher auf Trab. Diejüngste Befragung von Gegnern desBahnprojekts stammt von Experten desBerliner Wissenschaftszentrum für Sozi-alforschung.Einige Teilergebnisse der Befragunghaben die beteiligten Wissenschaftlerüberrascht. ,,Allgemein herrscht dieMeinung, der Protest gegen das Bahn-projekt Stuttgart 21 werde vor allemvom bürgerlichen Lager getragen", sagtDieter Rucht von der Forschungsgruppe.Die Befragung von 814 Personen, dieam 18. Oktober in Stuttgart bei einerDemonstration im Schlossgarten teil-nahmen, widerlegt diese Annahme. ,,DieGegner sind eher Leute aus dem grünenund sozialdemokratischen Umfeld", sagt

Dieter Rucht.Lediglich 6,4 Prozent der S-21-Gegnerhaben bei der letzten Landtagswahl fürdie CDU gestimmt, bei der FDP warenes vier Prozent. Beiden Parteien ginge,wenn morgen gewählt würde, dieserStimmenanteil in Stuttgart vollständigverloren. Mit kräftigen Rückgängen von13 auf 1,5 Prozent müsste auch die SPDrechnen. Umgekehrt ist es bei den Grü-nen, deren Stimmenanteil von 61 auf 80Prozent steigen würde.Viele der Befragten bezeichnen denPolizeieinsatz bei der Räumung desSchlossgartens am 30. September alsSchlüsselerlebnis, bei dem das Ver-trauen in die Landesregierung erschüt-tert worden sei.Bemerkenswert für Rucht ist, dass fastniemand aus der Protestszene an Wahl-enthaltung denkt. Vielleicht besteht hierein Zusammenhang mit dem vergleichs-weise hohen Bildungsgrad der S-21-Gegner. 50 Prozent der Befragten haben

einen Universitäts- oder Fachhochschul-Abschluss. Bundesweit liegt der Ver-gleichswert der Altersgruppe der 25- bis64-Jährigen nur halb so hoch. Umge-kehrt belegt die Studie, dass unter denGegnern die Bereitschaft zu zivilemUngehorsam groß ist. 90 Prozent sindbereit, ihren Protest mit Besetzungenund Blockaden zu unterstreichen.Auch beim Altersspektrum der Protest-bewegung liefert die Studie Überra-schendes. Entgegen landläufiger Mei-nung bildet nicht die Gruppe der Grau-haarigen die Hauptmasse des Wider-stands. Nur 15 Prozent der Gegner sindälter als 64 Jahre. In der Gesamtbevöl-kerung stellt diese Altergruppe 20 Pro-zent. Mit 62 Prozent gehört die Masseder S-21-Gegner der Altersgruppe zwi-schen 40 und 64 Jahren an. Bundesweitist diese Altersgruppe nur mit 36 Pro-zent repräsentiert.

Wörter: 346

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Stuttgarter Zeitung - Ausgabe Kreis Ludwigsburg vom 28.10.2010

Seite: 22

Ressort: Stuttgart

Seitentitel: Stuttgart

Gattung: Tageszeitung

Jahrgang: 2010

Nummer: 250

Linke Mitte dominiert ProtestMeinungsforschung Berliner Sozialwissenschaftler haben festgestellt: viele Projektgegnerstellen auch grundsätzliche Fragen nach dem Sinn von Fortschritt und Modernität. Von BirgitLoff

Wer geht gegen Stuttgart 21 auf dieStraße? Es sind in erster Linie nichtkonservative Bürger, sondern Men-schen, die sich selbst überwiegend derlinken Mitte zuordnen. Es handele sichum ,,kritische Demokraten", sagt derBerliner Demonstrationsforscher DieterRucht. Diese Haltung schlage sich bei-spielsweise in einer weit überdurch-schnittlichen Wahlbeteiligung nieder.,,Mit der Ausgestaltung, mit der Soft-ware der Demokratie sozusagen, sinddiese Bürger äußerst unzufrieden", hatder Forscher festgestellt. Sie wünschtenmehr direkte Demokratie und hättengleichzeitig ,,eine hohe Bereitschaft zuzivilem Ungehorsam". So suchten 90Prozent ihre Ziele auch mit Besetzun-gen und Blockaden zu erreichen.Grundlage der Schlussfolgerungen desSoziologen Rucht und seiner Mitarbei-ter von der Forschungsgruppe ,,Zivilge-sellschaft, Citizenship und politischeMobilisierung in Europa" am BerlinerWissenschaftszentrum ist eine Befra-gung unter Stuttgart-21-Gegnern. Aninsgesamt 1500 Teilnehmer der Kund-gebung bei der Montagsdemonstrationam 18. Oktober im Stuttgarter Schloss-garten hatten Rucht und seine Helfer füreine ,,Momentaufnahme" detaillierteFragebogen mit Rückumschlag verteilt -strikt nach dem Zufallsprinzip ausge-wählt. Innerhalb einer Woche sind 814Bogen zurückgekommen. Diese ,,unge-heuer hohe Quote" zeige ein enormesBedürfnis der Menschen, sich mitzutei-len und gehört zu werden.Als Motive nennen die Befragten diehohen Kosten eines unterirdischenBahnhofsneubaus, ein Demokratiedefi-zit bei der Planung und beim Umgang

mit den Demonstrierenden sowie einsei-tige Profitinteressen bei Banken undBaukonzernen. Als weitere Gründe,warum der Protest ein solches Echo hat,betrachtet Rucht das Gefühl einer wach-senden Entfremdung zwischen Regie-renden und Regierten sowie grundsätzli-che Fragen nach Fortschritt und Moder-nität. ,,Ist es den Aufwand wert, sollalles schneller, höher, weiter gehen?",fasst der Wissenschaftler zusammen.Hinzu komme das Empfinden vieler derBefragten, gegenüber Großprojektenohnmächtig zu sein. Von einem großenAngebot an Bürgerbeteiligung könnejedenfalls auch bei Stuttgart 21 nicht dieRede sein. Die relativ kurze Frist, wäh-rend der die Bürger Einsicht in die Plänenehmen und Einsprüche eingeben könn-ten, reiche bei der Fülle und Komplexi-tät der Unterlagen nicht aus, argumen-tiert Rucht. Nach dem Protestboom inden Siebzigern und dem Abflauendanach sieht er eine neue Protestwelleauf die Bundesrepublik zukommen.Die Demonstrierenden an dem fragli-chen Montag sind überwiegend zwi-schen 40 und 64 Jahre alt und über-durchschnittlich gut ausgebildet: dieHälfte hat einen Universitäts- oder einenFachhochschulabschluss. Jünger als 25sind nur sieben Prozent. Mit 14 Prozentist auch die Gruppe der Rentner kleinerals oft angenommen. Drei Viertel derTeilnehmer haben geringe oder kaumErfahrungen mit Demonstrationen. ZweiDrittel stammen aus Stuttgart, nahezualle sind sie Baden-Württemberger. Dievielfach behaupteten ,,reisenden Berufs-demonstrierer, die gibt es nicht", soRucht. Auf weit weniger Widerstand alsder unterirdische Bahnhof stößt die

Bahn-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm,der zwei Drittel der Befragten zumin-dest dann zustimmen würden, wennÄnderungen berücksichtigt würden.Viele nennen die Polizeigewalt bei derRäumung des Stuttgarter Schlossgar-tens am 30. September als ein Schlüsse-lerlebnis, bei dem ihr Vertrauen in dieLandesregierung massiv erschüttertworden sei. Die meisten geben an, kei-nesfalls erst in allerletzter Sekundegegen das Projekt der Bahn zu Feldegezogen zu sein. Anlass für viele wardie Ablehnung des Bürgerentscheids imJahr 2007. Würde am kommendenSonntag abgestimmt, würden 80 Pro-zent der Befragten Stuttgart-21-Gegnerbei der Landtagswahl sich für die Grü-nen entscheiden und auf Bundesebeneimmer noch 75 Prozent.Fast alle Befragten erwarten, dass ihreProteste die Chance erhöhen, das Pro-jekt noch zu verhindern. Hoffnung undSkepsis gegenüber den Vermittlungsver-suchen halten sich in etwa die Waage,die meisten sind in dieser Frage unent-schieden. Geringes Vertrauen setzen dieDemonstranten in die Medien. Sowohldie Zeitungen als auch die elektroni-schen Medien seien ganz oder ziemlichparteiisch, meinen die meisten.Viele der Angesprochenen schicktenden Fragebogen mit längeren Anmer-kungen zurück. Manche bemühten sich,ihn für Freunde und Familie zu kopie-ren. ,,Wir haben diese Bogen selbstver-ständlich nicht berücksichtigt", sagt Die-ter Rucht, ,,um das Ergebnis nicht zuverfälschen."

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Westdeutsche Allgemeine WAZ vom 28.10.2010

Autor: Dirk Hautkapp

Seite: 1

Ressort: Titelseite

Rubrik: WAZ Dortmund-Süd II

Ausgabe: WAZ Dortmund

Gattung: Tageszeitung

Auflage: 823.759 (verbreitet)

Weblink: http://www.waz-mediengruppe.de

In Stuttgart protestiert die „Linke Mitte“Autor: Dirk Hautkapp

Berlin.

Demonstranten, die sich gegen dasBahnhofsprojekt Stuttgart 21 wenden,stammen nicht, wie zuletzt oft angenom-men, vor allem aus dem konservativ-bürgerlichen Milieu. Die erste repräsen-tative Untersuchung durch Berliner Pro-testforscher hat ergeben, dass sich die

Demonstranten politisch überwiegendder linken Mitte zurechnen.

Wären am Sonntag Wahlen, würden 80Prozent der Befragten auf Landesebeneund 75 Prozent auf Bundesebene denGrünen ihre Stimme geben, sagte derBewegungsforscher Prof. Dieter Ruchtgestern bei der Vorstellung der Ergeb-nisse. Neben dem Protest gegen einenals unangemessen teuer und unnütz

empfundenen Bahnhofsneubau ist dieMehrzahl der Demonstranten von demWunsch nach mehr direkter Demokratiegetrieben. Mit 90 Prozent sei die Bereit-schaft zu zivilem Ungehorsam außerge-wöhnlich hoch, so Rucht.

Kommentar S. 2 /

Bericht Politik

Wörter: 119

Urheberinformation: Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke GmbH u. Co. KG

© 2010 PMG Presse-Monitor GmbH

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Westdeutsche Allgemeine WAZ vom 28.10.2010

Seite: 6

Ressort: Mantel Politik

Rubrik: WAZ Marl

Ausgabe: WAZ Mantelteil

Gattung: Tageszeitung

Auflage: 823.759 (verbreitet)

Weblink: http://www.waz-mediengruppe.de

Der Protest ist über 40 und linksDas ist der Stuttgarter Durchschnitts-Demonstrant, ergab eine Studie. Und, dass er weiter denKonflikt sucht

Sitzblockade im Schlosspark in Stutt-gart: Seit Monaten setzen sich die Bür-ger zur Wehr.

Autor: Dirk Hautkapp

Berlin.

Wackersdorf, Gorleben, Wyhl, diegroßen Antiatom-Demos in den 80ern,die Montags-Demos gegen Hartz IV:Wann immer sich in Deutschland derBürger protestierend auf die Straßebewegt hat seit den 50er- Jahren – Die-ter Rucht hat es ausgiebig durchleuch-ten lassen. Kein Wunder also, dass derProfessor vom Berliner Wissenschafts-zentrum für Sozialforschung (WZB)neugierig wurde, als sich der Wider-stand gegen das Bahnhofsprojekt Stutt-gart 21 zum bundesweit beachteten Phä-nomen aufschaukelte.

Gibt es den typischen Demonstrantenrund um den Stuttgarter Bahnhof?

Am 18. Oktober fuhr Rucht mit ein paarKollegen und 1500 Fragebögen zumStuttgarter Schlossgarten, wo 20 000Menschen gegen das Projekt protestier-ten. Über 800 der Empfänger – 54 Pro-zent – haben den Fragenkatalog beant-wortet.

Es ergibt sich ein erstaunliches Bild: Esist eben nicht zuvorderst der bedächtigeSchwabe und jahrzehntelange CDU-

Wähler, der hier anzutreffen ist. DasGros sortiert sich politisch in der linkenMitte ein, hat reichlich Demo-Erfah-rung gesammelt, viel Vertrauen in diepolitischen Parteien und den Staat verlo-ren und entsprechend Lust auf mehrdirekte Demokratie.

Für viele der Befragten, die meist schonseit mehreren Jahren gegen „Stuttgart21“ auf der Straße aktiv sind, war derWasserwerfereinsatz bei der Räumungdes Schlossgartens am 30. Septemberjenes Schlüsselerlebnis, das jeglichesVertrauen in die schwarz-gelbe Landes-regierung von CDU-MinisterpräsidentMappus zum Einsturz brachte.

Bemerkenswert ist aus Sicht der For-scher Simon Teune und Britta Baumgar-ten, die an der Studie beteiligt waren,dass der Anteil der 40- bis 64-Jährigenim Demo-Volk der mit Abstand größteist. Jüngere (unter 25) waren nur mit sie-ben Prozent vertreten, Rentner (64 plus)mit 14 Prozent. Und: Die Protestge-meinde steht bildungsmäßig alles andereals schlecht da. Über die Hälfte hateinen Uni- oder Fachhochschulab-schluss.

Befragt nach den Motiven, gaben diemeisten Demonstranten an, ihnen seiendie hohen Kosten des Projekts (derzeitgeschätzt: zehn Milliarden Euro) viel zuhoch, ebenso die Profite auf Seiten derBanken und Baukonzerne. Aus Sicht

von Professor Rucht spiegelt sich hiereine Skepsis wider, die „Fortschritt undTradition“ in Gegensatz bringt. VieleBürger empfänden das Höher-Schneller-Weiter-Moderner-Mantra der herrschen-den Infrastrukturpolitik in Deutschlandals kaum mehr zumutbar. „Sie fragensich, was bringt es mir wirklich, wennich künftig 20 Minuten eher mit demZug in Ulm bin.“

Perspektivisch dürfte für die Landesre-gierung in Stuttgart, die sich dem Pro-test nicht beugen will, eine Erkenntnisder Untersuchung besonders wichtigsein. 90 Prozent der Befragten attestier-ten sich eine unverändert hohe Neigung,sich auch künftig mit Mitteln des zivi-len Ungehorsams gegen „die da oben“zur Wehr zu setzen. Sprich: Sitzblocka-den etc. Eine so hohe Konfliktbereit-schaft, sagte Rucht, habe man noch nir-gends gemessen. Auch darin zeige sich,wie sehr die Entfremdung zwischen Par-teipolitikern und der Lebenswelt derBürger vorangeschritten sei.

Kommentar Seite 2

Zitat: Die Räumung des Schlossgartenswar ein Schlüsselerlebnis

Bild 1:Ein Bahnhof als Feindbild: Demonstran-ten in der Stuttgarter Innenstadt. Foto:ddp

Wörter: 476

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Westfälische Rundschau vom 28.10.2010

Autor: Petra Kappe

Seite: 6

Ressort: Mantel Politik

Rubrik: WR Dortmund-Post

Ausgabe: WR Dortmund (Fernausgabe)

Gattung: Tageszeitung

Weblink: http://www.waz-mediengruppe.de

Zu Ungehorsam bereitStudie zum Stuttgarter Protest – Rentner und Konservative nur Minderheit

Autor: Petra Kappe

Stuttgart/ Berlin.

Sie sind links, gebildet und zum Wider-stand entschlossen. Eine wissenschaftli-che Studie zeichnet ein erstes Bild vonden „Stuttgart 21“-Gegnern. Sie zeigt:Rentner und Konservative sind in derMinderheit.

90 Prozent der Protestierenden sind derStudie zufolge bereit, ihre Ziele auchmit Mitteln des zivilen Ungehorsams,zum Beispiel mit Besetzungen undBlockaden, zu erreichen.

Die Demonstranten, die das Wissen-schaftszentrum Berlin befragte, stam-men mehrheitlich aus der linken Mitte.Es treibt sie – neben dem Protest gegenden unterirdischen Bahnhofsneubau –vor allem der Wunsch nach mehr direk-ter Demokratie.

Die Protestforscher Dieter Rucht, Britta

Baumgarten und Simon Teune habenam 18. Oktober bei der Kundgebunggegen Stuttgart 21 im Schlossgarten1500 Fragebögen verteilt. Mehr als 800von ihnen, so die Wissenschaftler,haben die Fragen beantwortet.

Hauptmotive für den Protest sind dem-nach die hohen Kosten des Bahnpro-jekts, Demokratiedefizite bei der Pla-nung und beim Umgang mit denDemonstrierenden sowie Profite auf Sei-ten der Banken und Baukonzerne.

Die Autoren der Studie widersprechendem Eindruck, dass in Stuttgart vorallem die konservativen Bürger auf dieStraße gehen: Die Demonstranten ord-nen sich selbst überwiegend der linkenMitte zu. Es seien „kritische Demokra-ten“, die sich „für eine Ergänzung derrepräsentativen Demokratie durchdirektdemokratische Verfahren einzuset-zen“. Ein weiteres Protestmotiv: Siewollen ihre „große Unzufriedenheit mitder Bundes- und Landesregierung aus-

drücken“.

Für viele der Befragten war die Polizei-gewalt bei der Räumung des Schlossgar-tens am 30. September „ein Schlüsseler-lebnis, bei dem das Vertrauen in dieLandesregierung völlig erschüttertwurde“.

Gut die Hälfte der Demonstranten istzwischen 40 und 54 Jahre alt; ebensoviele haben einen Hochschulabschluss.Jünger als 25 Jahre sind sieben Prozent.Rentner sind mit 14 Prozent wenigervertreten als oft vermutet.

Die Parteipräferenz der Protestler isteindeutig grün: Wären am SonntagWahlen, würden 80 Prozent der Befrag-ten im Ländle die Grünen wählen.

Bild 1:Links, grün, entschlossen: Demo inStuttgartFoto: Steffi Loos/dapd

Wörter: 307

Urheberinformation: Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesellschaft E. Brost & J. Funke GmbH u. Co. KG

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