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Daten für Taten Ausgewählte epidemiologische Ergebnisse für die Planung von Prävention und Versorgung Dr. Ulfert Hapke, Julia Nübel, Julia Thom, Dr. Caroline Cohrdes, Dr. Robert Schlack FG 26 - Psychische Gesundheit Robert Koch-Institut (RKI)

Daten für Taten - apk-berlin.de · Ergebnisse zur psychischen Gesundheit 06.06.2019 APK Berlin 5 Komponente 1 Komponente 2 Komponente 3 Kinder und Jugendliche Erwachsene Erwachsene

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Daten für Taten Ausgewählte epidemiologische Ergebnisse für die Planung von Prävention und Versorgung Dr. Ulfert Hapke, Julia Nübel, Julia Thom, Dr. Caroline Cohrdes, Dr. Robert Schlack FG 26 - Psychische Gesundheit Robert Koch-Institut (RKI)

Inhalt

Inhalt

06.06.2019 APK Berlin 3

Überblick zum Gesundheitsmonitoring am RKI

Ausgewählte Studienergebnisse:

Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen

ADHS bei Kindern und Jugendlichen

Prävalenz und Trend psychischer Störungen bei Erwachsenen

Vergleich von Survey und Versorgungsdaten: Beispiel Depression

Zum Zusammenhang von chronischem Stress mit psychischen Störungen und Beeinträchtigungen

Empirische Ergebnisse zum präventiven Potenzial von Gesundheitsförderung am Beispiel kognitiver Leistungsfähigkeit

Inhalte vom Gesundheitsmonitoring am RKI

06.06.2019 APK Berlin 4

Ergebnisse zur psychischen Gesundheit

06.06.2019 APK Berlin 5

Komponente 1 Komponente 2 Komponente 3

Kinder und Jugendliche Erwachsene Erwachsene

Basiserhebung KiGGS 2003 – 2006 Gesundheitsbefragung und Untersuchung

Basiserhebung BGS 1998 Gesundheitsbefragung und Untersuchung

+ Mental Health Modul Welle 1 KiGGS 1 (2009 – 2012) Gesundheitsbefragung (telefonisch)

Welle 2

KiGGS 2 (2014 – 2016) Gesundheitsbefragung und Untersuchung

Welle 1 DEGS 1 (2008 – 2011) Gesundheitsbefragung und Untersuchung

+ Mental Health Modul

Basiserhebung GEDA 2009 Gesundheitsbefragung

Langzeitstudie (Kohorte)

Weitere Wellen

GEDA 2010 GEDA 2012 GEDA 2014/2015 Gesundheitsbefragung

Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen

Psychische Auffälligkeiten Indikator: SDQ

06.06.2019 APK Berlin 7

Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) (Goodman, 1997)

Emotionale Probleme

Verhaltensprobleme Gesamtproblemwert

Hyperaktivitätsproblem (SDQ-TDS)

Peerprobleme

Einteilung in normal, grenzwertig, auffällig

Risikogruppe: SDQ-TDS grenzwertig oder auffällig

Häufigkeiten und Trends psychischer Auffälligkeiten Altersbereich 3-17 Jahre KiGGS-Basiserhebung (2003-2006) bis KiGGS Welle 2 (2014-2017) KiGGS-Basis=14.477; KiGGS Welle 2=13.205

06.06.2019 APK Berlin 8

2

Klipker et al. 2018

Häufigkeiten und Trends psychischer Auffälligkeiten bei Jungen, unterteilt nach Altersgruppen

06.06.2019 APK Berlin 9

Sig.

Sig.

Sig.

Häufigkeiten und Trends psychischer Auffälligkeiten bei Mädchen, unterteilt nach Altersgruppen

06.06.2019 APK Berlin 10

17,2

14,7

18,6

15,9

13,4 13,9 13,8

16,4

13,9 14,6

0

5

10

15

20

25

30

35

3-5 Jahre 6-8 Jahre 9-12 Jahre 12-14 Jahre 15-17 Jahre

% Mädchen KiGGS-Basis

Mädchen KiGGS Welle 2

Klipker et al. (2018), Journal of Health Monitoring

Anmerkung: Veränderungen in der Versorgung

06.06.2019 APK Berlin 11

Verdoppelung der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Kinder- und Jugendpsychiater/innen von 557 im Jahr 2003 auf 1.062 im Jahr 2017

Seit 2006 werden in der zusätzlichen U 10-Untersuchung (7-8 Jahre) und U 11-Untersuchung (9-10 Jahre) gezielt Verhaltensauffälligkeiten überprüft und Maßnahmen eingeleitet

Ein kausaler Zusammenhang lässt sich allerdings nicht behaupten

Es stellt sich die Frage, warum bei Jungen ab 9 Jahren eine signifikante Verbesserung zu beobachten ist und bei Mädchen nicht?

Psychische Auffälligkeiten im Verlauf der KiGGS-Kohorte

06.06.2019 APK Berlin 12

• betreffen 20% der Kinder und Jugendlichen

• verschwinden bei jedem

zweiten Kind innerhalb eines Jahres

• bei weniger als 1/3 überdauern sie 6 Jahre

ADHS bei Kindern und Jugendlichen

ADHS Prävalenzen im Trend nach Altersgruppen KiGGS-Basiserhebung (N = 13.487) und KiGGS Welle 2 (N = 13.270)

06.06.2019 APK Berlin 14

1,5

3,8

7,6

6,7 6,4

0,2

2,1

6,1 6,4

6,9

0

1

2

3

4

5

6

7

8

3-5 Jahre 6-8 Jahre 9-11 Jahre 12-14Jahre

15-17Jahre

%

KiGGS Basiserhebung(2003-2006)

KiGGS Welle 2 (2014-2017)

Göbel et al. 2018

ADHS Prävalenzen im Trend (3-17 Jahre) KiGGS-Basiserhebung (N = 13.487) und KiGGS Welle 2 (N = 13.270)

06.06.2019 APK Berlin 15

1,9 2,3

8,5

6,5

5,3

4,4

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

KiGGS Basiserhebung (2003-2006) KiGGS Welle 2 (2014-2017)

Mädchen

Jungen

Gesamt

Psychische Störungen bei Erwachsenen

12- Monatsprävalenz psychischer Störungen (Alter 18-79, N=5303)

06.06.2019 APK Berlin 17 (Jacobi et al. 2015)

Psychische Störungen bei Erwachsenen Trendanalysen

Vergleich zwischen BGS-98 und DEGS1-MH

06.06.2019 APK Berlin 19

Prävalenzschätzungen auf

der Basis epidemiologischer

Erhebungen scheinen in

einem ersten groben

Vergleich zwischen 1998 und

2012 unverändert (Jacobi et al., 2015; Jacobi et al.,

2014).

Trendanalysen zur Major Depression (MDD)

06.06.2019 APK Berlin 20

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

1997-1999 2009-2012

12

-Mo

nat

s-P

räva

len

z in

%

Frauen

Männer

Werden Depressionen auf vergleichbare und standardisierte Weise in der Bevölkerung

erfasst, bleibt ihre Häufigkeit insgesamt zeitlich stabil.

Bretschneider et al. 2018

Trendanalysen zur MDD nach Altersgruppen bei Frauen und Männern

06.06.2019 APK Berlin 21

0

5

10

15

20

25

18-34 35-49 50-65 18-34 35-49 50-65

Männer Frauen

1997-1999

2009-2012

p < 0.01

p < 0.01

Bei 18-35-jährigen Frauen hat sich die Prävalenz fast verdoppelt

Bei 50-65-jährigen Frauen halbiert

Bei Männern zeigen sich keine statistisch bedeutsamen Trendveränderungen

Anmerkungen: 1) Querschnittsgewichtung, 2) Altersbereich 18-65 Jahre, 3) Adjusted Wald-test 4) Rao-Scott Chi-Square Test

Bretschneider et al. 2018

Trendanalysen zur MDD nach Sozialschicht bei Frauen und Männern

06.06.2019 APK Berlin 22

0

5

10

15

20

25

30

niedrig mittel hoch niedrig mittel hoch

Männer Frauen

1997-1999

2009-2012

Die Veränderungen zwischen BGS98-MH und DEGS1-MH sind nicht signifikant

Bretschneider et al. 2018

Vergleich von Survey- und Versorgungsdaten Am Beispiel von Depressionen bei Erwachsenen

Depression im zeitlichen Trend in administrativen Daten

06.06.2019 APK Berlin 24

8,2

9,3

8,4

12,9

11,1 11,0

0

2

4

6

8

10

12

14

BKK AOK BARMER GEDA BGS98/DEGS1-MH

12

-Mo

nat

s-P

räva

len

z in

%

Kodierte ärztliche Diagnose

+ 4,7% + 1,8% + 2,6%

2009 vs. 2012 2009 vs. 2012 2009 vs. 2012

8,2

9,3

8,4

6,3

12,9

11,1 11,0

8,0

0

2

4

6

8

10

12

14

BKK AOK BARMER GEDA BGS98/DEGS1-MH

12

-Mo

nat

s-P

räva

len

z in

%

Depression im zeitlichen Trend in administrativen Daten und Befragungsdaten

06.06.2019 APK Berlin 25

Kodierte ärztliche Diagnose Selbstberichtete

ärztliche Diagnose

+ 4,7% + 1,8% + 2,6% + 1,7%

2009 vs. 2012 2009 vs. 2012 2009 vs. 2012 2009 vs. 2012

Zusammenfassung mehrerer Veröffentlichungen: Thom et al. 2018; 2019; 2019

Depressionsprävalenzen nach Datenquelle und Altersgruppen

06.06.2019 APK Berlin 26

0

2

4

6

8

10

12

14

16

20 - 29 30 - 39 40 - 49 50 - 59 60 - 69 70 - 79

Prä

vale

nz

in %

Altersklassen

DEGS1 DEGS1-MH BARMER GEK

Grobe et al. 2018

Anteil psychischer Störungen bei Personen mit einer diagnostizierten Depression

06.06.2019 APK Berlin 27

29,8

33

43,8

62,6

36

39,9

37,2

30,4

38,6

37,8

33,5

37,4

33,5

36,2

39,8

28,3

18,4

3,9

26,6

26,6

26,6

0% 20% 40% 60% 80% 100%

65-79 Jahre

45-64 Jahre

30-44 Jahre

18-29 Jahre

Frauen

Männer

Gesamt

MD Andere psychische Störung Keine psychische Störung

Maske et al. 2017

Ausgewählte Einzelergebnisse zu chronischem Stress (Chronische Sorgen, arbeitsbezogene und

soziale Überlastung, Überforderung, Mangel an sozialer Anerkennung)

und psychischen Störungen

2,0

1,9

2,0

1,9

2,1

1,6

1,8

2,5

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

*OR adjustiert für Geschlecht, Alter, SES, Familienstand, soziale Unterstützung. Zielvariable: Psychische Störung i. d. l. 12

Monaten.

überdurchschnittliche Stressbelastung i. d. l. 3 Monaten (TICS 12-22)

Referenzkategorie: unterdurchschnittliche bis durchschnittliche Stressbelastung (TICS 0-11)

Depression

Somatoforme Störungen

Mögliche psychotische

Störung

Substanzbezogene Störungen

(ohne Nikotinabhängigkeit)

Posttraumatische

Belastungsstörung

Irgendeine psychische Störung

(ohne Nikotinabhängigkeit)

Angststörungen

Zwangsstörungen

Zusammenhang von chronischer Stressbelastung (TICS)

und psychischen Störungen (CIDI)

OR

29

2,0

6,7

1,9

3,4

2,0

4,0

1,9

4,2

2,1

4,3

1,6

5,5

1,8

6,9

2,5

10,2

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Depression

Somatoforme Störungen

Angststörungen

Mögliche psychotische

Störung

Zwangsstörungen

Substanzbezogene Störungen

(ohne Nikotinabhängigkeit)

Posttraumatische

Belastungsstörung

Irgendeine psychische Störung

(ohne Nikotinabhängigkeit)

*OR adjustiert für Geschlecht, Alter, SES, Familienstand, soziale Unterstützung. Zielvariable: Psychische Störung i. d. l. 12

Monaten.

überdurchschnittliche Stressbelastung i. d. l. 3 Monaten (TICS 12-22)

starke Stressbelastung i. d. l. 3 Monaten (TICS 23-48)

Referenzkategorie: unterdurchschnittliche bis durchschnittliche Stressbelastung(TICS 0-11)

OR

Zusammenhang von chronischer Stressbelastung (TICS)

und psychischen Störungen (CIDI)

30

Zusammenhang von chronischem Stress und der Anzahl psychischer Beeinträchtigungen

06.06.2019 31

3,0%

Starke Stressbelastung

38,9%

6,0% 0,2%

Überdurchschnittliche Stressbelastung

27,2%

66,7%

1,5% 0,1%

Unterdurchschnittliche bis durchschnittliche

Stressbelastung

83,0%

Keine 1 2 3

Psychische Beeinträchtigungen

Depressive Symptomatik

Burn-out Syndrom

Schlafstörungen

"Burn-out-Syndrom", Depression und sozioökonomischer Status

06.06.2019 APK Berlin 32

0

5

10

15

20

25

Männer Frauen

Pro

ze

nt

Jemals "Burn-out-Syndrom" festgestellt

0

5

10

15

20

25

Männer Frauen

Pro

ze

nt

Jemals Depression diagnostiziert

Sozialstatus

Niedrig

Mittel

Hoch

Chronischer Stress und kognitive Leistungsfähigkeit

06.06.2019 APK Berlin 33

Exekutive Funktionen für Personen mit unter- und überdurchschnittlichen chronischem Stress (z-standardisierte altersadjustierte Mittelwerte, 95 %-KI) kontrolliert für Geschlecht und SES

Chronischer Stress und kognitive Leistungsfähigkeit, nach Mechanik und Pragmatik differenziert

06.06.2019 APK Berlin 34

Fehlerbalken entsprechen 95 % - KI; z-standardisierte fürs Alter adjustierte Mittelwerte; Mediansplit; ** p < .01, * p <. 05

Personen mit überdurchschnittlichem chronischen Stress zeigen geringere

Leistungen in der kognitiven Mechanik und Pragmatik

*

*

Empirische Ergebnisse zum präventiven Potenzial von Gesundheitsförderung am Beispiel kognitiver Leistungsfähigkeit

Sportliche Aktivität und kognitive Leistungsfähigkeit

06.06.2019 APK Berlin 36

Fehlerbalken entsprechen 95 % - KI; z-standardisierte fürs Alter adjustierte Mittelwerte; Mediansplit; ** p < .01, * p <. 05

Bereits 1-2 Stunden Sport in der Woche sind mit signifikant besseren

Leistungen in der kognitiven Mechanik und Pragmatik assoziiert

**

Soziale Unterstützung und kognitive Leistungsfähigkeit

06.06.2019 APK Berlin 37

Fehlerbalken entsprechen 95 % - KI; z-standardisierte fürs Alter adjustierte Mittelwerte; Mediansplit; ** p < .01, * p <. 05

Personen mit hoher sozialer Unterstützung zeigen höhere Leistungen in der

kognitiven Mechanik und Pragmatik

** **

In welchen Ausmaß lässt sich ein gesundes kognitives Altern fördern?

06.06.2019 APK Berlin 38

Chronischer Stress Sportliche Aktivität Gesunde Ernährung

Soziale Unterstützung

-+ + +

+ - - -

7 Jahre 12 Jahre

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! Genaue Quellen zu den gezeigten Daten finden Sie auf WWW.RKI.de