Dein Wille geschehe

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"Dein Wille geschehe!" So sprach ich auch gern, als Not und Trbsal und Sorge fern. Dann kamen Stunden so bang und so schwer, da wollt' es kaum ber die Lippen, o Herr. Wenn das Herze blutet, die Seele weint, wenn der helle Tag uns wie Nacht erscheint, dann, dann ist es so unsagbar schwer, zu sprechen: "Dein Wille geschehe, o Herr!" Dann mchte ich rufen: "Herr, muss es denn sein? Nur das nicht, nur das nicht, o Vater mein!" Und das Herz strubt sich, den Weg zu gehen; es kann den Allmchtigen nicht verstehen, und es ruft woh in all den Schmerz und der Pein: "Mein Gott! Mein Gott! Soll das Liebe sein?" Und wieder und wieder: "O Vater, vergib, vergib meine Zweifel, Du hast mich doch lieb"; verzehrt sich mein Herz auch in Weh und Pein, muss dennoch Dein Weg der rechte sein. Dein Wille geschieht zwar, wenn ich's auch nicht will, doch macht dieses Wissen das Herz mir nicht still. Herr, lehr Du mich rufen von Herzensgrund, dass ich sprech' mit dem Herzen, nicht nur mit dem Mund: "Dein Wille geschehe! Nicht wie ich will!" Nur so wird es in mir allmhlich still. Herr, wende mein Herz ganz ab von der Welt, und fhre mich, wie es dir gefllt. Sind rauh auch die Wege und dornenvoll, ich wei, Du fhrest mich dennoch wohl. Dies soll meine tgliche Bitte sein: "Dass ich nichts mehr begehre als Dich, Herr, allein." Dein Wille gescheh', wenn die Sonne lacht, Dein Wille gescheh', in Trbsalsnacht, Dein Wille gescheh', jetzt und ewiglich, so nimm Herz und Hnde und fhre mich! Wenn ich auch dsa Ziel Deiner Wege nicht seh' Du fhrst mich doch wohl, Herr, Dein Wille gescheh'! Hermann Enke

Herr, du bist gro und hoch zu loben; gro ist deine Macht, deine Weisheit ist ohne Ende. Und dich zu loben wagt der Mensch, ein winziger Teil deiner Schpfung, der Mensch, der dem Tod verfallen ist, der wei um seine Snden und wei,

dass du dem Hoffrtigen widerstehst; und dennoch, du selbst willst es so: wir sollen dich loben aus frhlichem Herzen; denn du hast uns auf dich hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir. Wer gibt mir, dass ich Ruhe finde in dir? Wer gibt mir, dass du in mein Herz kommst und es trunken machst, damit ich alles Schlechte hinter mir lasse und mein einziges Gut umfange - dich? Was bist du mir? Erbarme dich, damit ich reden kann. Und ich, was bin ich fr dich, dass du von mir geliebt sein willst und, wenn ich es unterlasse, mir zrnst und mit Unheil drohst? Ist es nicht Unglck schon genug, wenn ich dich nicht liebe. Bei deinen Erbarmungen, Herr, mein Gott, sag mir, was du mir bist! Sag meiner Seele: Dein Heil bin ich. Und sage es so, dass ich es hre. Sieh, meines Herzens Ohr ist bei dir, Herr; tu es auf, und sag meiner Seele: Dein Heil bin ich. Nachlaufen will ich dieser Stimme, bis ich dich fassen kann. Auszug aus einem Gebet von Augustinus Aurelius (354 430 n. Chr.)