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Aus dem Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene im Zentrum für Laboratoriumsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover Dekontamination von Oberflächen durch UV-Licht Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin in der Medizinischen Hochschule Hannover vorgelegt von Lasse Per Petersson aus Hannover Hannover 2017

Dekontamination von Oberflächen durch UV-Licht · 2019. 11. 18. · Dekontamination von Oberflächen durch UV-Licht Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin in der

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  • Aus dem Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene im

    Zentrum für Laboratoriumsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover

    Dekontamination von Oberflächen durch UV-Licht

    Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin

    in der Medizinischen Hochschule Hannover

    vorgelegt von Lasse Per Petersson

    aus Hannover

    Hannover 2017

  • 1

    Angenommen vom Senat der Medizinischen Hochschule Hannover

    am 12.02.2018

    Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Hochschule Hannover

    Präsident: Professor Dr. Christopher Baum

    Wissenschaftliche Betreuung: Professor Dr. Ralf-Peter Vonberg

    1. Refrent: Prof. Dr. med. Nils Schneider

    2. Referent: PD Dr. med. Hans-Gert Heuft

    Tag der mündlichen Prüfung: 12.02.2018

    Prüfungsausschuss:

    Vorsitz: Prof. Dr. med. Hans-Heinrich Kreipe

    1. Prüfer: PD Dr. med. Albert Heim

    2. Prüfer: Prof. Dr. med. Reinhard Brunkhorst

  • 2

    Inhaltsverzeichnis

    1. Einleitung 4

    1.1. Nosokomiale Infektionen 4

    1.2. Smartphone und Tablet-PC in Krankenhäusern 11

    2. Material 14

    2.1. Allgemeine Geräte 14

    2.2. Verbrauchsmaterialien 14

    2.3. UV Lichtquelle 15

    2.3.1. Leistung der UV Lichtquelle 16

    2.3.2. Ein- und Ausschaltverhalten 17

    2.4. Blende 17

    2.5. Agar-Platten und Bouillon 18

    2.5.1. Columbia-5%-Schaf-Blut-Agar 18

    2.5.2. Clostridien-Agar 19

    2.5.3. Trypticase-Soja-Bouillon 20

    2.6. Bakterienstämme 21

    3. Methoden 22

    3.1. Aufbewahrung der Testorganismen 22

    3.2. Erstellen von Bakteriensuspensionen 23

    3.2.1. Suspension für E. coli, A. baumanii, S. aureus,

    E. feacium, B. subtilis 23

    3.2.2. Sporensuspensionen für B. athropheus, B. pumilus 24

    3.2.3. Sporensuspension für G. stearothermophilus 24

    3.2.4. Sporensuspension für C. difficile 24

    3.3. Ausplatieren 25

    3.4. Bestrahlung 25

    3.5. Dauer der Bestrahlung 26

    3.6. Bebrütung 26

    3.7. Auszählung 26

    4. Ergebnisse 27

    4.1. Vitale Bakterienformen 28

    4.1.1. S. aureus 28

    4.1.2. E. faecium 29

  • 3

    4.1.3. A. baumannii 30

    4.1.4. E. coli 31

    4.1.5. B. subtilis 32

    4.2. Sporenformen 33

    4.2.1. B. atrophaeus 33

    4.2.2. B. pumilus 34

    4.2.3. G. stearothermophilus 35

    4.2.4. C. difficile 36

    5. Diskussion 37

    5.1. Desinfektion elektronischer Geräte 37

    5.1.1 Thermische und chemische Desinfektionsverfahren 42

    5.1.2. UV-Strahlung zur Desinfektion 42

    5.1.3. UV-C-Strahlung zur Desinfektion von

    Alltagsoberflächen im stationären Einsatz 44

    5.1.4. UV-C-Strahlung zur Desinfektion von

    Alltagsoberflächen im mobilen Einsatz 47

    5.2. Limitierungen 49

    5.2.1. Übertragbarkeit der Ergebnisse 49

    5.2.2. Schäden am bestrahlten Material 49

    5.2.3. Eindringtiefe 50

    5.2.4. Umweltbedingungen 50

    5.2.5. Distanz und Intensität 51

    5.2.6. Arbeitssicherheit 52

    5.3. Schlussfolgerung 53

    6. Zusammenfassung 55

    7. Anhang 56

    7.1. Literaturverzeichnis 57

    7.2. Abbildungsverzeichnis 67

    7.3. Tabellenverzeichnis 68

    7.4. Lebenslauf 69

    7.5. Publikationsverzeichnis 70

  • 4

    1. Einleitung

    1.1. Nosokomiale Infektionen

    Die Verhinderung von nosokomialen Infektionen (NI) ist weltweit eine der

    größten Herausforderungen der modernen Medizin. Die vorliegende Arbeit

    beschäftigt sich daher mit einer Methodik, die zur Reduktion von NI beitragen

    kann.

    Von einer NI wird dann gesprochen, wenn diese Infektion zum Zeitpunkt der

    Aufnahme in ein Krankenhaus noch nicht bestand oder sich in der Inkubation

    befand. Die Inkubationszeit beträgt für die meisten Infektionen 48 Stunden.

    Es wird auch dann von einer NI gesprochen, wenn binnen dieser Zeit nach

    Entfernung eines zentralen vaskulären Katheters (ZVK) eine Blutstrominfek-

    tion festgestellt und die entsprechenden Erreger am ZVK nachgewiesen

    werden können. Entsprechendes gilt auch für Harnblasenkatheter-assoziierte

    Harnwegsinfektionen oder Beatmungs-assoziierte Pneumonien.(1) Von einer

    nosokomialen Clostridium difficile Infektion (CDI) wird zusätzlich zur oben

    genannten Definition auch dann gesprochen, wenn Zeichen einer CDI bereits

    bei Aufnahme vorhanden waren oder sich diese innerhalb der ersten drei

    Tage manifestieren, sofern der Patient innerhalb der letzten 28 Tage vor

    neuerlicher Aufnahme in einem (anderen) Krankenhaus stationär behandelt

    worden war.(2)

    Im Rahmen einer Studie des European Centre for Disease Prevention and

    Control (ECDC) aus dem Jahre 2012 konnte eine NI-Prävalenz in deutschen

    Krankenhäusern von 5% ermittelt werden.(3) Auch das Nationale Referenz-

    zentrum (NRZ) für die Surveillance von NI und das Robert-Koch-Institut (RKI)

    beschreiben für das Jahr 2012 eine Punktprävalenz für NI von 5,1%.(4) Bei

    jährlich 17,8 Millionen stationären Patienten entspricht dies ca. 500.000 Pati-

    enten, die an einer NI erkrankt waren(5); bei 10.000 bis 15.000 Patienten

    konnte im Jahre 2006 die NI als Todesursache identifiziert werden.(6)

    Im Epidemiologischen Bulletin aus dem September 2010 des RKI wurden für

    2008 Schätzungen der Häufigkeit und Verteilung verschiedener NI veröffent-

  • 5

    licht: ca. 28.000 primäre ZVK-assoziierte nosokomiale Septikämien, ca.

    126.000 Blasenkatheter-assoziierte Harnwegsinfektionen und ca. 225.000

    postoperative Wundinfektionen.(7) Im Jahre 2006 wurden zudem rund

    14.000 NI mit einem Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA)

    beobachtet.(6)

    Nach Untersuchungen des RKI zeigte sich, dass die häufigste NI in Deutsch-

    land im Jahre 2011 die postoperative Wundinfektion mit einem Anteil von

    24,3% war. Für Harnwegsinfektionen (23,3%) und untere Atemwegsinfektio-

    nen (21,7%) konnte eine ähnlich hohe Häufigkeit festgestellt werden. Erst-

    malig wurden dabei auch NI durch eine einzelne Erregerspezies, C. difficile,

    mit einem Anteil von 6,4% in diese Listung aufgenommen. Damit treten CDI

    inzwischen häufiger auf als alle primären nosokomialen Septikämien (5,7%)

    kumuliert.(8)

    Durch das Auftreten von NI verlängert sich die Aufenthaltsdauer von Patien-

    ten in Krankenhäusern deutlich. Im Vergleich zu Patienten ohne NI wurden

    Patienten mit NI im Mittel 5,3 Tage länger auf Intensivstationen behandelt.

    Bei Vorliegen einer NI verlängerte sich der Krankenhausaufenthalt insgesamt

    sogar um 11,4 Tage.(9)

    NI stellen nicht nur ein Problem der Patientensicherheit dar, sondern spielen

    auch zunehmend bei ökonomischen Erwägungen im Krankenhausmanage-

    ment eine Rolle. Durch die Vermeidung von NI können die Kosten eines

    Krankenhausaufenthaltes aufgrund der deutlich kürzeren Verweildauer redu-

    ziert werden. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund eines chronisch

    unterfinanzierten Gesundheitssystems und der Vergütung nach Fallpauscha-

    len (DRGs) von hoher Relevanz. (10,11)

    Die zentrale Rolle für die Übertragung von nosokomialen Infektionserregern

    spielen die Hände des Personals. Die Hände des Personals werden auf ver-

    schiedene Weisen kontaminiert. Schon nach alltäglichen Routinetätigkeiten

    wie dem Messen von Puls, Blutdruck oder der Körpertemperatur konnte eine

  • 6

    Kontamination der Hände des Personals z.B. mit Klebsiella spp., P. mirabilis,

    C. difficile, S. aureus oder Enterokokken festgestellt werden.(12)

    Bei der direkten Versorgung und Pflege von Patienten auf Intensivstationen

    sind die Oberflächen des Wäschewagens und die Computer an den Betten

    häufig berührte Oberflächen (Wäschewagen 211 Kontakte in 90 min, Com-

    puter 170 Kontakte in 90 min).(13) Die Compliance in Bezug auf die Hände-

    desinfektion ist jedoch sehr gering. In einer Einzelfallbeschreibung wurden

    nur 11% aller Desinfektionsmöglichkeiten genutzt, bevor nach Patientenkon-

    takt der Wäschewagen berührt wurde. Nach der Nutzung der Computer und

    dem anschließenden Arbeiten am Patienten erfolgte nur in 14% eine nach-

    folgende Desinfektion.(13) Diese Daten werden unterstützt von einer Review

    der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezüglich der Compliance der Hän-

    dehygiene, die bei medizinischem Fachpersonal eine durchschnittliche Com-

    pliance von 38,7% festgestellt hatte.(14) Auch die deutschen Referenzdaten

    des (NRZ) mit 6 bis 9 Händedesinfektionen pro Patiententag zeigen, dass

    ein großes Defizit zwischen notwendiger und tatsächlich erfolgter Händedes-

    infektion besteht.(15)

    Khodavaisy et. al. haben die Hände des medizinischen Fachpersonals einer

    Klinik untersucht. Es zeigte sich bei insgesamt 73,1% eine Kontamination

    sowohl mit Gram positiven, als auch mit Gram negativen Keimen. Hiervon

    waren 23% Staphylokokken, 4,7% Enterokokken, 3,9% E. coli und 3,1% Aci-

    netobacter spp.(16)

    Die WHO hat in diesem Zusammenhang in ihrer Announce Action on Patient

    Safety die Händedesinfektion als eine Schlüsselmaßnahme zur besseren

    Patientensicherheit erklärt: Sie ist maßgeblicher Bestandteil der „high fives“

    zur Verbesserung des hygienischen Arbeitens am Patienten.(17) In der Fol-

    ge wurden verschiedene Programme zur Förderung der Händehygiene auf-

    gelegt.

    Eines dieser Händehygiene-Programme ist die Aktion Saubere Hände des

    NRZ. An dieser Maßnahme nehmen inzwischen mehr als 500 Krankenhäu-

  • 7

    ser in Deutschland teil. Ziel ist es, das Händedesinfektionsverhalten und da-

    mit die Patientenversorgung durch die Reduktion von NI zu verbessern.(18)

    Die ACCOMPLISH (Actively Creating COMPLIance Saving Health) Studie

    zeigte die positive Auswirkung von solchen Händedesinfektions-Kampagnen

    auf die NI Rate, die auf chirurgischen Stationen von 12% auf 10% und auf

    Intensivstationen von 25% auf 22% zurückging. Auch konnte eine sehr posi-

    tive Kosten-Nutzen-Relation von Händehygiene-Programmen festgestellt

    werden.(19) Als Beispiel in diesem Zusammenhang sei eine Studie von

    Chen et. al. erwähnt, die die Kostenersparnis durch eine Händehygiene-

    Kampagne über den Zeitraum eines Jahres auf 940.000 Dollar bezifferte.(20)

    Allerdings finden sich nicht nur auf den Händen nosokomiale Erreger. Die

    Erreger lassen sich auch auf unbelebten Oberflächen wie Bettgittern, Tür-

    klinken oder Tischen nachweisen. Kontaminationen inklusive der normalen

    Hautflora wurden auf praktisch allen der untersuchten Objekten nachgewie-

    sen. Potentiell pathogene Erreger zeigten sich auf bis zu 86% der untersuch-

    ten Oberflächen. Unter anderem Pseudomonas spp. und Enterobacteri-

    aceae.(21) Alle Hand- und Hautkontaktflächen stellen in Krankenhäusern ein

    wichtiges Erregerreservoir dar. So sind beispielsweise Stethoskope, als Bei-

    spiel für ein häufig verwendetes Instrument im Klinikalltag, bis zu 80% mit

    Bakterien kontaminiert.(22) Dies ist insbesondere wichtig, da manche häufig

    genutzten Kontaktflächen nur eingeschränkt desinfiziert werden (können).

    Zum Beispiel ergab eine Untersuchung von Levin et. al., dass Röntgentische

    nur in 1% der Fälle adäquat desinfiziert werden.(23) Auch andere, häufig

    berührte, künstliche Oberflächen sind oft stark kontaminiert. Auf 85,2% der

    Patientenakten einer Intensivstation wurden Keime nachgewiesen. Etwas

    geringer war diese Besiedelung auf einer chirurgischen Normalstation. Dort

    lag die Kontaminationsrate von Patientenakten jedoch immer noch bei

    24,7%.(24)

    Aufgrund der beschriebenen Kontaminationen von Oberflächen und der lan-

    gen Überlebenszeit von verschiedenen Bakterien auf diesen Oberflächen

    müssen diese Handkontaktflächen desinfiziert werden. Hierfür stehen sowohl

    verschiedene thermische (z.B. Dampf-Strömungsverfahren, Fraktioniertes

    Vakuumverfahren), als auch chemische Desinfektionsverfahren (z.B. Alkoho-

  • 8

    le, Biguanide, Formaldehyd, organisches oder anorganisches Chlor) zur Ver-

    fügung.(25)

    Ein besonderes Problem stellt in diesem Zusammenhang C. difficile dar. C.

    difficile ist ein weit verbreiteter Erreger und wird im Stuhl und in der Darmflo-

    ra von 1-5% aller Menschen nachgewiesen, ohne dass dies grundsätzlich

    einen Krankheitswert hätte.

    C. difficile produziert verschiedene Toxine, z. B. das Toxin A (TcdA) und To-

    xin B (TcdB).(26) Insbesondere TcdB-positive Stämme spielen bei der CDI

    eine wichtige Rolle und stellen einen entscheidenden Pathogenitätsfaktor

    dar. Risikofaktoren für eine manifeste CDI sind u. a. eine kurz voraus gegan-

    gene oder aktuell bestehende antibiotische Therapie und ein hohes Lebens-

    alter.(27,28)

    Im Jahre 2008 konnte bei C. difficile-Ausbrüchen erstmalig der besonders

    virulente Ribotyp 027 in neun europäischen Ländern identifiziert werden, da-

    runter auch Deutschland.(29) Dieser Stamm hat die Epidemiologie der CDI

    entscheidend beeinflusst. Innerhalb der letzten Jahre hat die Inzidenz und

    die Mortalität der CDI deutlich zugenommen. In Europa variiert die Zahl der

    Neuerkrankungen über die verschiedenen Länder und Krankenhäuser erheb-

    lich. Für das Jahr 2005 wurde eine Inzidenz von CDI im Mittel von 2,45 Fäl-

    len pro 10.000 Patiententagen angegeben. Im Vergleich dazu wird im Mittel

    für das Jahr 2008 bereits eine Inzidenz von 5,5 Fällen pro 10.000 Patienten-

    tagen berichtet.(26) Zudem stiegen zum Beispiel in Quebec, Kanada, im Jahr

    2003 die Anzahl der Neuerkrankungen innerhalb eines Jahres von 3,52 auf

    15,63 Neuerkrankungen pro 10.000 Patienten.(28) Verschiedene Untersu-

    chungen und Studien brachten die deutlich gestiegene Inzidenz mit dem Ri-

    botyp 027 in Verbindung. Als eine mögliche Erklärung hierfür wird eine 16-

    mal höhere Toxin-A Produktion und insbesondere eine 23-mal höhere Toxin-

    B Produktion des Ribotypen 027 im Vergleich zu 12 weiteren untersuchten

    Ribotypen diskutiert.(30,31) Inzwischen sind – auch in Deutschland – weitere

    hypervirulente Ribotypen bekannt. So wird von einer ähnlichen Virulenz des

    Ribotypen 078 ausgegangen und auch schwere CDI mit dem Ribotypen 001

    in Verbindung gebracht.(32)

  • 9

    Die Clostridien gehören zu den Sporenbildnern. Für die Desinfektion sind

    bakterielle Sporen aufgrund ihrer hohen Umweltstabilität (Tenazität) eine be-

    sonders große Herausforderung. Bei den Sporen handelt es sich um eine

    Entwicklungsform eines Bakteriums, die das Überleben unter schwierigen

    äußeren Umständen ermöglicht. C. difficile Sporen sind für einen sehr langen

    Zeitraum überlebensfähig. Sie sind metabolisch inaktiv und werden, solange

    sie sich nicht wieder in die vegetative Form umwandeln, durch eine antibioti-

    sche Therapie auch nicht abgetötet.(27,30) Sporen von C. difficile sind

    grundsätzlich resistent gegen alkoholische Desinfektionsmittel.(33) Dies be-

    günstigt die Übertragung des Erregers erheblich. In diesem Zusammenhang

    stellen Kontaminationen mit bakteriellen Sporen von C. difficile eine beson-

    ders große Herausforderung dar.

    Hygienemaßnahmen sind immer ein Zusammenspiel verschiedener Schritte.

    Durch eine Kombination von Aufklärungskampagnen, Isolationsmaßnahmen,

    Händehygiene und Flächendesinfektion konnte auf einer medizinischen In-

    tensivstation eine Reduktion der Inzidenz von CDI um 67% erreicht werden

    (47 auf 15,3 Fälle auf 10.000 Patiententage), während im gleichen Zeitraum

    in Krankenhäusern ohne explizite Interventionen die Inzidenz von CDI von

    9,3 auf 11,7 Fälle pro 10.000 Patiententage weiter anstieg.(34)

    Für die Häufigkeit der Übertragung von C. difficile wurde bereits in einigen

    Studien ein direkt proportionaler Zusammenhang mit der Umweltkontamina-

    tion durch diesen Erreger hergestellt.(35) Aufgrund dessen wurden bereits

    einige Verfahren überprüft, um eine Reduktion der Infektionsraten zu errei-

    chen. So konnte durch den Verzicht auf quartäre Ammoniumverbindungen in

    Desinfektionsmitteln und die Verwendung von Natriumhypochlorit mit einer

    Konzentration von 5.000 ppm eine Reduktion von 48% der CDI-Häufigkeit

    erreicht werden. Die übliche Zimmerreinigung blieb hierbei unverändert.(36)

    In einer weiteren Studie wurde der Zusatznutzen untersucht, den Wasser-

    stoffperoxid auf die Desinfektionsqualität hatte. Unter Beibehaltung der aus-

    giebigen Reinigungsmaßnahmen, der Nutzung von Bleichungsmitteln sowie

    der zusätzlichen Verwendung von Wasserstoffperoxid konnte die Rate der

  • 10

    CDI von 8,8 Fällen auf 5,5 Fälle pro 10.000 Patiententage reduziert wer-

    den.(37)

    Eine alkoholbasierte Desinfektion der Hände, die bei vitalen Bakterien eine

    Reduktion der Keimlast auf den Händen zwischen 60% und 80% erreicht, ist

    gegen Sporen wirkungslos.(38) Daher wird zur Reduktion der Sporen von C.

    difficile auf Händen aktuell das Händewaschen empfohlen.(39) Das Hände-

    waschen mit warmen Wasser und Seife reduziert die Keimlast von C. difficile

    auf Händen um etwa 2,1-log-Stufen.(40)

    Viele Desinfektionsmaßnahmen haben jedoch nur einen kurzfristigen Erfolg.

    Nach ausgiebigem, konventionellen Reinigen einer Stroke-Unit und der Ver-

    wendung von H2O2 als Desinfektionsmittel konnte nur auf 3 von 342 (0,9%)

    der überprüften Oberflächen C. difficile nachgewiesen werden. Auf den

    überprüften Oberflächen waren zu Beginn der Untersuchung fünf verschie-

    dene Ribotypen nachgewiesen worden (001/072, 014, 078, 002 und 046).

    Bei erneuter Überprüfung derselben Oberflächen nach einem Zeitraum von

    20 Wochen konnte jedoch auf 12 (3,6%) der Oberflächen wieder C. difficile

    nachgewiesen werden. Auf zehn Oberflächen wurde der Ribotyp 002, auf

    zwei Oberflächen der Ribotyp 087 nachgewiesen.(41)

    Es werden derzeit verschiedene chemische Desinfektionsmittel gegen

    Sporen eingesetzt. Die Überprüfung von 32 Präparaten ergab jedoch nur

    eine eingeschränkte Wirksamkeit. Von den 32 chemischen Desinfektionsmit-

    teln, die im Alltag gegen Sporen von C. difficile verwendet werden, erreichten

    16 Produkte erst nach einer Stunde Einwirkzeit eine Reduktion der Bakte-

    rienlast um 3 log-Stufen. Nur mit Produkten, die Chlordioxid enthielten, ge-

    lang es, diese Reduktion bereits nach einer Minute zu erreichen. Diese eine

    Minute wird im Alltag als realistisches Zeitintervall für eine Desinfektions-

    maßnahme angesehen.(42)

    Beim Testen der Effizienz von sporoziden Lösungen konnte nur ein Mittel

    identifiziert werden, das in der Lage war, auch auf verschmutzten Oberflä-

    chen, eine Reduktion um wenigstens 3 log-Stufen zu erreichen. Für diese

  • 11

    Reduktion benötigte das Produkt Natriumdichlorisocyanurat in einer Konzent-

    ration von 1.000 ppm, jedoch eine Expositionszeit von mindestens 10 min.

    Die anderen getesteten Lösungen erreichten in einer Expositionszeit von

    mindestens 10 min keine adäquate Reduktion auf stark verschmutzten Ober-

    flächen.(43)

    1.2. Smartphone und Tablet-PC in Krankenhäusern

    Der Einsatz mobiler, elektronischer Hilfsmittel nimmt auch in Krankenhäu-

    sern zu und bringt eine ganz neue Art der Oberfläche mit sich. Elektronische

    Geräte ermöglichen es alle Patienteninformationen jederzeit direkt abrufen

    zu können, wodurch eine größere Flexibilität bei der Versorgung von Patien-

    ten möglich wird. Insbesondere junge Ärzte, es wird bereits von „new age

    app doctors“ gesprochen, sind bereits mit verschiedensten elektronischen

    Geräten aufgewachsen und daher mit ihrem Gebrauch vertraut.(44)

    Applikationen (Apps) zur Pharmakotherapie und Differentialdiagnose erfreu-

    en sich im klinischen Alltag großer Beliebtheit.(45) Neu entwickelte Apps sol-

    len im klinischen Alltag bei der Versorgung der Patienten schnelle Hilfestel-

    lung geben. Insbesondere in Kommunikationssituationen mit Patienten kön-

    nen einige Apps helfen; beispielsweise bei Sprachbarrieren, die eine Anam-

    nese unmöglich gemacht hätten. Die Nutzungsfrequenz dieser neuen Apps

    wird durch verbesserte Speicherkapazitäten, W-LAN und höhere Bildschirm-

    auflösungen vermutlich sogar noch weiter steigen.(46-48)

    Folgerichtig müssen Smartphones und auch Tablets als „neue Oberflächen“

    in Krankenhäusern betrachtet werden. Diese neuen Oberflächen werden na-

    türlich auch mit Erregern kontaminiert. Eine Studie zur Kontamination von

    Mobiltelefonen beschreibt verschiedene Erreger unter anderem MRSA und

    anderer Staphylokokken.(49) Durch die Auswertung von 39 Studien aus den

    Jahren 2005 bis 2013 gelang es Ulger et. al eine Übersicht zu schaffen: So

    ist mit 22,8% S. aureus der am häufigsten nachgewiesene Erreger. Auf 6,1%

    der Mobiltelefone wurde sogar ein MRSA detektiert. Koagulase-negative

    Staphylokokken waren auf 16,6% der Mobiltelefone zu finden, Bacillus spp.

  • 12

    auf 7,9% der Geräte.(50) Die Zahlen zur Kontamination von Mobiltelefonen

    variieren zwischen verschiedenen Studien. In einer japanischen Untersu-

    chung von Mobiltelefonen von Krankenhausmitarbeitern wurden auf 79,1%

    der Mobiltelefone vitale Bakterien nachgewiesen, davon wiederum 68,6% S.

    aureus.(51) Andere Untersuchungen zeigten eine bakterielle Kontamination

    auf 94,5% der Mobiltelefone in Krankenhäusern, davon waren 31,3% Gram

    negative Bakterien. Im Durchschnitt fanden sich auf 9 bis 25% der Mobiltele-

    fone eine Besiedelung mit potentiell pathogenen und zum Teil multiresisten-

    ten Keimen, unter anderem Acinetobacter spp., Vancomycin-resistente

    Enterokokken (VRE) und S. aureus.(52)

    Die Erregerlast auf Smartphones ist dabei tendenziell höher als auf her-

    kömmlichen Mobiltelefonen (34,5% vs. 20,5%).(53) Die verschiedenen Be-

    siedelungen von Mobiltelefonen wurden bereits mit der Transmission von

    Bakterien in Verbindung gebracht.(50) Besonders problematisch für die

    Krankenhaushygiene ist dabei, dass nur 21,9% der Mobiltelefonnutzer in ei-

    ner Studie angaben, ihr Mobiltelefon regelmäßig zu reinigen.(49) In einer

    weiteren Untersuchung zu Reinigungsgewohnheiten der Mobiltelefonnutzer

    wurde festgestellt, dass nur 36% ihr Telefon jemals sic! gereinigt hat-

    ten.(54) Dabei kann eine Reinigung des Mobiltelefons die Kontamination um

    79% verringern.(55) Eine zusätzliche, standardisierte Desinfektion von Tab-

    lett-PC mit Isopropanol konnte sogar eine Reduktion von bis zu 99% bezüg-

    lich Gram positiver Besiedelung erreichen.(56) Jedoch ist weder eine routi-

    nemäßige Reinigung noch eine Desinfektion eines Telefons oder eines Tab-

    lett-PC im Alltag in aller Regel vorgesehen.

    Bei der Überprüfung von sechs verschiedenen Desinfektionsmitteln für Tab-

    lets (iPads®) konnte für Clorox® 2%, ein auf Alkohol und Alkyldimethylbenzyl-

    Ammoniumchlorid basierendes Produkt, für Sani-Cloth CHG® 2%, bestehend

    aus Chlorhexidin 2% und Ethanol 70%, und für Trigene®, bestehend aus

    quatären Ammoniumverbindungen, ein antibakterieller Effekt für über sechs

    Stunden nachgewiesen werden. Es gelang dabei, das Ausmaß der Kontami-

    nation von MRSA und VRE jeweils unter die Nachweisgrenze zu drücken.

    Diese antiseptische Wirkung konnte aber insbesondere für C. difficile nicht

    gezeigt werden.(57) Um die Reinigungsgewohnheiten von Nutzern von

  • 13

    Smartphones und Tablet-PC zu verbessern, wurde bereits eine Applikation

    entwickelt, die einen standardisierten, täglichen Desinfektionsablauf emp-

    fiehlt. Die Anwendung dieser Applikation konnte die Kontamination mit

    hauptsächlich Gram-positiven Erregern der elektronischen Geräte im klini-

    schen Alltag bereits um etwa 98% reduzieren.(56)

    Die Verwendung von Flüssigkeiten zur Desinfektion von elektronischen Ge-

    räten birgt jedoch immer das Risiko eines Geräteschadens.(58) Daher stellt

    sich die Frage nach alternativen Desinfektionsmethoden. UV-C Licht ist eine

    bekannte und regelmäßig genutzte Möglichkeit Erreger abzutöten. So konnte

    die Reinigungsqualiät von Patientenzimmern durch die Verwendung von UV-

    Licht sowohl bezüglich nicht-sporenbildender Bakterien, als auch bezüglich

    sporenbildender Bakterien, inklusive C. difficile, deutlich verbessert wer-

    den.(59,60) In der Praxis konnte die Wirksamkeit von mobilen UV-Lampen

    zur Desinfektion von Oberflächen ebenfalls bereits gezeigt werden.(61,62)

    Zudem ist die Wirksamkeit von mobilen UV-C auf eine C. difficile Kontamina-

    tion von Oberflächen beschrieben.(63)

    In der vorliegenden Arbeit soll nun untersucht werden, ob mit einer tragba-

    ren, kommerziell erhältlichen UV-C Lampe die Dekontamination glatter Ober-

    flächen in einer praktikablen Zeit möglich ist.

  • 14

    2. Material

    2.1. Allgemeine Geräte

    Die folgenden Geräte wurden genutzt:

    Geräte (Tabelle 1)

    Gerät Hersteller Produkt

    Densimat 7-8 V Biomérieux sa France SN: IDN011797

    Vortex Omnilab, Bremen Reax 2000

    Brutschrank (37 °C) Heraeus/Thermo scienti-

    fic, Hanau

    Kühlschrank (4 °C) Liebherr Profiline

    Brutschrank (56 °C) Heraeus, Instruments,

    Hanau

    Funktionline

    Kamerastativ

    TheVerilux® Clean-

    Wave®

    Verilux Inc., Waitsfield,

    USA

    Produkt Nr.:

    VH01WW4,

    Blende Aluminium-Blech selbst hergestellt

    2.2. Verbrauchsmaterialien

    Die benötigten, allgemein üblichen, mikrobiologischen Verbrauchsmaterialien

    wie Pipettenspitzen, Einmalspachtel, Glasspatel, Einmaltupfer, Reagenzglä-

    ser wurden bezogen von folgenden Firmen:

    Verbrauchsmaterialien (Tabelle 2)

    Hersteller Produkt

    Eppendorf, Wesseling-Brenzdorf Pipettenspitzen, Pipetten,

    Becton Dickinson, Heidelberg,

    Deutschland

    Columbia-5% Scharfblut-Agar

    Oxoid Ltd. Hampshire, UK Brazier’s Clostridium difficile Selective

    Agar

    Institut für Medizinische Mikrobiologie

    und Krankenhaushygiene, Medizini-

    sche Hochschule Hannover, Hannover

    Sterile Trypticase-Soja-Bouillon, her-

    gestellt nach akkreditierter Methode

    vom Hersteller.

  • 15

    2.3. UV Lichtquelle

    Als UV Lichtquelle diente The Verilux® CleanWave® (Produkt Nr.:

    VH01WW4, Verilux Inc., Waitsfield, USA). Es handelt sich um ein 53 cm mal

    7 cm mal 5 cm großes Gerät, das laut Hersteller zur Desinfektion von häusli-

    chen Oberflächen Verwendung finden soll. Diese Lichtquelle gibt überwie-

    gend UV-C Strahlung ab. Die Lampe besteht aus einem Plastikgehäuse mit

    einem Griff. Dieser wurde benutzt, um die Lampe am Stativ zu befestigen.

    Die Lichtquelle befindet sich auf der Unterseite der Lampe. Die eigentliche

    Strahlunugsquelle ist 16 cm lang. Der Bereich der Hauptstrahlenemission ist

    vom Hersteller auf dem oberen Teil des Gehäuses gekennzeichnet. Die

    Energieversorgung erfolgt ausschließlich durch Netzbetrieb. Um eine kon-

    stante Energieversorgung zu sichern, wurde die Lichtquelle während der

    Versuche konstant mit Netzstrom betrieben.

    The Verilux® CleanWave® (Abbildung 1)

  • 16

    2.3.1. Leistung der UV Lichtquelle

    Die Leistung der Lichtquelle wurde von unseren Kooperationspartnern vom

    Laserzentrum Hannover e.V. bestimmt. Die größte gemessene Intensität der

    Lichtquelle konnte bei einer Wellenlänge von 256 nm detektiert werden. Dies

    entspricht UV-C Licht.(64)

    Überblick Lichtspektrum The Verilux® CleanWave® (Abbildung 2)

    Die Leistung der Lichtquelle in Abhängigkeit zum Abstand des bestrahlten

    Objektes wurde mit einem thermischen Leistungsmessgerät bestimmt. Die

    gemessene Leistung gilt für das Gesamtspektrum der Lampe. In einer Ent-

    fernung von 12,5 mm entwickelt diese Lampe eine Leistung von 6.253,3 µW

    und eine Bestrahlungsstärke von 5.529,2 µW/cm2. Bei einem Abstand von 30

    mm wurde eine Leistung von 4.256,7 µW bei einer Bestrahlungsstärke von

    3.763,7 µW/cm2 gemessen. In einer Entfernung von 10 cm wird noch eine

    Leistung von 1.342 µW bei einer Bestrahlungsstärke von 1.186,6 µW/cm2

    erreicht.

    Leistung der Lichtquelle in Abhängigkeit zum Abstand (Tabelle 3)

    Abstand (mm) Leistung (µW) Bestrahlungsstärke

    (µW/cm2)

    12,5 6.253,3 5.529,2

    30 4.256,7 3.763,7

    100 1.342,0 1.186,6

  • 17

    2.3.2. Ein- und Ausschaltverhalten

    Nach dem Einschalten gibt die Lichtquelle bereits nach zwei Sekunden UV-C

    Strahlung ab. In den ersten 400 µs konnte zusätzlich eine Überhöhung fest-

    gestellt werden, also eine kurze deutlich stärke Bestrahlungsstärke. Nach

    weiteren 84 ms wurde ein gleichmäßiges Leistungsplateau erreicht, das nach

    weiteren fünf Sekunden auf eine konstante Lichtintensität von 5.500 µW ab-

    fällt.

    Das Ausschalten der Lampe erfolgt prompt. So konnte nach Drücken des

    Ausschaltknopfes eine Verzögerung von etwa 30 µs gemessen werden, bis

    die Leistung der Lichtquelle wieder auf ihren Ausgangswert abgefallen war.

    Ein- und Ausschaltvorgang The Verilux® CleanWave® (Abbildung 3)

    2.4. Blende

    Die Blende wurde speziell für diese Versuche aus einem Aluminiumblech

    hergestellt. Die Blende verhinderte die Bestrahlung der Außenflächen der

    Agar und hat eine Blendenöffnung von 5,7 cm2. Das Material reflektiert UV-C

    Strahlung vollständig, sodass ausschließlich im definierten Bereich Strahlung

    auf den Agar gelangen konnte.(65) Verwendung fand die Blende sowohl bei

    der Bestrahlung der Agarplatten, als auch bei der Auszählung der Kolonie

    bildenden Einheiten (KBE).

  • 18

    2.5. Agar-Platten und Bouillons

    2.5.1. Columbia-5%-Schafblut-Agar

    Der Columbia-5% Schafblut-Agar wurde von der Firma Becton Dickinson aus

    Heidelberg, Deutschland bezogen und unverändert für die Bebrütung von E.

    coli, E. feacium, A. baumanii, B. subtilis, G. steratothermophilus, B.

    athropheus und B. pumilus genutzt.

    Laut Herstellerangaben ist dieser Agar wie folgt zusammengesetzt:

    Inhaltsstoffe BD Columbia III Agar mit 5% Schafblut (Tabelle 4)

    Inhaltsstoffe g/pro Liter destilliertem H2O

    pankreatisch abgebautes Casein 12,0

    peptisch abgebautes Tiergewebe 5,0

    Hefeextrakt 3,0

    Rindfleischextrakt 3,0

    Maisstärke 1,0

    Natriumchlorid 5,0

    Agar 13.5

    Wachstumsfaktoren 4,0

    pH 7,3 ± 0,2

  • 19

    2.5.2. Clostridien-Agar

    Das Brazier’s Clostridium difficile Selektivmedium wurde für die Bebrütung

    von C. difficile von der Firma Oxoid bezogen und zu diesem Zeck unverän-

    dert genutzt. Auf diesem Agar wandeln sich C. difficile Sporen besonders gut

    in ihre vitale Form um.(66) Laut Herstellerangaben ist dieser Agar wie folgt

    zusammengesetzt:

    Inhaltsstoffe des Brazier’s Clostridium difficile Selektivmediums (Tabelle 5)

    Inhaltsstoff g/l

    Peptonmischung 23.0

    Natriumchlorid 5.0

    lösliche Stärke 1.0

    Agar Agar 12.0

    Natriumbicarbonat 0.4

    Glukose 1.0

    Natriumpyuvat 1.0

    Cysteinhydrochlorid 0.5

    Hämin 0.01

    Vitamin K 0.001

    L-Arginin 1.0

    lösliches Pyrophosphat 0.25

    Natriumsuccinat 0.5

    Cholsäure 1.0

    p-Hydroxyphenylessigsäure 1.0

    D-Cycloserin 0.250

    Cefoxitin 0.008

    Eigelbemulsion 40.0ml

    lysiertes Pferdeblut 10.0ml

    pH: 7.0 ± 0.2 bei 25°C

  • 20

    2.5.3. Trypticase-Soja-Bouillon

    Die verwendete Trypticase-Soja-Bouillon zur Herstellung der Sporensuspen-

    sionen ist nach Herstellerangaben wie folgt zusammengesetzt:

    Inhaltsstoffe Trypticase-Soja-Bouillon (Tabelle 6)

    Inhaltsstoff g/l destilliertem Wasser

    Bacto Trypton (pankreatisch abgebau-

    tes Casein)

    17,0

    Bacto Soyton (peptisch abgebautes

    Sojabohnenmehl)

    3,0

    Glucose (=Dextrose) 2,5

    Natriumchlorid 5,0

    Dikaliumhydrogenphosphat 2,5

    pH 7,3 ± 0,2

  • 21

    2.6. Bakterienstämme

    Folgende Bakterienstämme und Sporenstreifen wurden verwendet:

    Verwendete Bakterienstämme und Sporenstreifen (Tabelle 7)

    Stämme Bezugsquelle

    E. coli ATCC 25922 American Type

    Culture Collection E. feacium ATCC 19434

    S. aureus ATCC 29213

    A. baumanii ATCC 19606

    B. subtilis ATCC 6051

    G. stearothermophilus BAG BioStrips

    Ch.-B. 3160811

    BAG Healthcare

    GmbH, Lich, Ger-

    many B. athropheus BAG BioStrips

    Ch.-B. 1162921

    B. pumilus BAG BioStrips

    Ch.-B. 716701

    C. difficile Ribotyp 027

    (NCTC 13366)

    Charge:

    E06032013

    National Collection

    of Type Cultures

    sporuliert in die

    dormante Form

    überführt von Dr.

    Stefanie Gemein /

    Dr. Jürgen Gebel,

    Universität Bonn,

    Institut für Hygiene

    und Öffentliche

    Gesundheit

  • 22

    3. Methoden

    3.1. Aufbewahrung der Testorganismen

    E. coli, A. baumanii, S. aureus, E. feacium, B. subtilis

    Diese Stämme sind Bestandteil der Stammsammlung des akkreditierten In-

    stitutes für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Medizi-

    nischen Hochschule Hannover und wurden bis zur Verwendung in Aliquots

    bei -80 °C gelagert. Grundsätzlich erfolgte der Einsatz frischer Kulturen nach

    18-stündiger Bebrütung („über Nacht“).

    B. athropheus, B. pumilus und G. stearothermophilus

    Die Sporenstreifen, die für die Sterilitätstestung von Autoklaven käuflich zu

    erwerbenden sind, wurden bis zur Verwendung originalverpackt bei Zimmer-

    temperatur UV-geschützt in einem trockenen Raum gelagert.

    Clostridium difficile

    Die Sporen wurden bereits vom Kooperationspartner (Universitätsklinik

    Bonn) in gebrauchsfertiger Suspension zur Verfügung gestellt und bei 4 °C

    bis zur Verwendung gelagert. Die weitere Nutzung erfolgte unverändert.

  • 23

    3.2. Erstellen von Bakteriensuspensionen

    Die Bakteriensuspensionen wurden mit dem Ziel erstellt, nach dem Auspla-

    tieren und Bebrüten, einzelne und damit zählbare Kolonien auf den Nährme-

    dien zu erhalten. Durch Vorversuche konnten die dafür notwendigen optima-

    len Kulturbedingungen ermittelt werden. Für jeden Stamm wurden jeweils

    unterschiedliche Methoden für eine optimale Keimausbeute getestet. Die

    verschiedene Verdünnungsstufen und unterschiedliche Volumina für die Bak-

    teriensuspensionen geprüft und auch unterschiedliche Zahlen von Sporen-

    streifen überprüft, sowie die Dauer des Ausschüttelns variiert. Zudem wurde

    mit verschiedenen Bebrütungszeiten und Bebrütungstemperaturen experi-

    mentiert.

    3.2.1. Suspension für E. coli, A. baumanii, S. aureus, E. feacium, B. sub-

    tilis

    Für diese Bakteriensuspensionen wurden jeweils die entsprechenden Ali-

    quots aufgetaut, frische Übernachtkulturen bei 37 °C bebrütet und am nächs-

    ten Tag verwendet. Es wurden jeweils Verdünnungsreihen hergestellt. Dafür

    wurden von der Übernachtkultur auf einem Columbia-Blood-Agar mit Hilfe

    eines Einmaltupfers Kolonien abgeerntet und in eine 3 ml NaCl Suspension

    gegeben. Mit Hilfe des Densimeters erfolgte die Bestimmung des Trübungs-

    grades nach McFarland. Zum Einsatz kam eine Lösung mit McFarland ≈ 1.

    Dichte der Bakteriensuspensionen (Tabelle 8)

    Spezies McF Mittelwert

    E. coli 1,12

    A. baumanii 1,04

    S. aureus 1,24

    E. feacium 1,40

    B. subtilis 1,02

    Im Anschluss erfolgte das Herstellen einer dekadischen Verdünnungsreihe.

    Dazu wurden 300 µl der Bakteriensuspension in 3 ml 0,9% NaCl Lösung ge-

  • 24

    geben. Vor jedem weiteren Verdünnungsschritt erfolgte die Vermischung

    mittels Vortex auf maximaler Stufe. Die weiteren Verdünnungsschritte erfolg-

    ten durch das erneute Abpipettieren von 300 µl der Suspension und Umfüllen

    in eine weitere 3 ml 0,9% NaCl Lösung. Dies wurde drei Mal wiederholt, so-

    dass schließlich eine Verdünnung von 103 erreicht wurde. Die Verwendung

    der Suspensionen erfolgte unmittelbar nach deren Herstellung.

    3.2.2. Sporensuspensionen für B. athropheus, B. pumilus

    Zur Herstellung der Sporensuspension erfolgte zunächst das Ausschütteln

    der Sporen von den Sporenstreifen. Hierzu wurde mittels einer Pinzette ein

    Sporenstreifen in 10 ml sterile Trypticase-Soja-Bouillon gegeben und an-

    schließend 1 min mit dem Vortex auf maximaler Kraft ausgeschüttelt, sodass

    eine optimale Konzentration in der Suspension erreicht wurde. Die Verwen-

    dung der Suspensionen erfolgte unmittelbar nach deren Herstellung.

    3.2.3. Sporensuspension für G. stearothermophilus

    Zur Herstellung dieser Sporensuspension wurde erneut ein Sporenstreifen in

    10 ml sterile Trypticase-Soja-Bouillon gegeben. Zusätzlich wurden in diese

    Lösung sterile Kügelchen gegeben, um für die Keimausbeute eine bessere

    Lösung der Sporen vom Streifen zu gewährleisten. Hierauf wurde die Lösung

    mit dem Vortex auf maximaler Stufe 1 min ausgeschüttelt, sodass eine opti-

    male Konzentration erreicht werden konnte. Die Verwendung der Suspensi-

    onen erfolgte unmittelbar nach deren Herstellung.

    3.2.4. Sporensuspension für C. difficile

    Zur Herstellung dieser Bakteriensuspension wurden aus der bereitgestellten

    Suspension (Ribotyp 027 (NCTC 13366) Charge: E06032013) jeweils 20 µl

    abpipettiert und in eine 2 ml 0,9% NaCl Lösung gegeben, so dass eine 1:100

    Verdünnung entstand. Die Verwendung der Suspension erfolgte unmittelbar

    nach deren Herstellung.

  • 25

    3.3. Ausplatieren

    Von den hergestellten Bakterien- und Sporensuspensionen wurden nun je-

    weils unmittelbar im Anschluss an deren Herstellung 100 µl auf Agarplatten

    pipettiert. Im Anschluss wurden die 100 µl mittels eines sterilen Glasspatels

    gleichmäßig auf dem Agar verteilt.

    3.4. Bestrahlung

    Nach Abtrocknung der Supsension erfolgte im Abstand von 10 cm die Be-

    strahlung mit der UV-C Lichtquelle. Um eine konstante Strahlungsintensität

    zu gewährleisten, wurde die UV-Lampe erst nach einer Vorlaufzeit von 10

    min zur Bestrahlung eingesetzt. Auf die zu bestrahlenden Agar-Platten wurde

    die oben bereits beschriebene Blende auf eine zuvor markierte Stelle gelegt.

    Danach erfolgte die Bestrahlung der Agar-Platten in unterschiedlichen Zeit-

    abständen. Von jeder Bestrahlungsreihe wurde eine Agarplatte als Negativ-

    kontrolle zurückgestellt und nicht bestrahlt. Diese diente zur Überprüfung der

    Lebensfähigkeit der eingesetzten Bakterien und zur Bestimmung der exakten

    Ausgangseinsaat.

    Bestrahlungsvorgang 1 (Abbildung 4) Bestrahlungsvorgang 2 (Abbildung 5)

  • 26

    3.5. Dauer der Bestrahlung

    Die zur Inaktivierung der verschiedenen Spezies erforderliche Dauer der Be-

    strahlung konnte durch die Erfahrungen aus Vorversuchen bereits abge-

    schätzt werden. Bei E. coli, A. baumanii, S. aureus, E. feacium und B. subti-

    lis wurden die Platten 3 s, 6 s, 9 s und 12 s bestrahlt. Die Agar-Platten mit

    B. athropheus, B. pumilus, G. stearothermophilus und C. difficile wurden 3 s,

    6 s, 9 s, 12 s, 15 s, 18 s, 21 s, 24 s, 27 s, 30 s, 33 s, 36 s, 40 s, 50 s, 60 s

    und 90 s bestrahlt.

    3.6. Bebrütung

    E. coli, A. baumanii, S. aureus, E. feacium und B. subtilis, B. athropheus, B.

    pumilus:

    Die Bebrütung der bearbeiteten Nährböden erfolgte nun in einem Thermos-

    chrank bei 37 °C für 24 Stunden.

    G. stearothermophilus:

    Die Bebrührung erfolgte für 24 Stunden bei 56 °C.

    C. difficile:

    Die Bebrütung von C. difficile erfolgte bei 37 °C für 48 Stunden.

    3.7. Auszählung

    Nach der erfolgten Bebrütung wurden die Nährböden aus den jeweiligen

    Thermoschränken genommen und die Kolonien einzeln ausgezählt. Dafür

    wurde die Blende erneut auf die markierte Stelle der Agar-Platte gelegt. Im

    Anschluss erfolgte die Auszählung aller KBE auf der definierten Fläche. Alle

    Experimente wurden in fünf voneinander unabhängigen Versuchswiederho-

    lungen durchgeführt.

  • 27

    4. Ergebnisse

    Im Folgenden werden die verschiedenen Abtötungskinetiken der unter-

    schiedlichen Bakterien und Sporen dargestellt. Jeder Keim wurde in fünf

    voneinander unabhängigen Versuchswiederholungen getestet. Bei allen

    Sporen konnte eine Reduktion der Ausgangskeimlast um 90% innerhalb von

    40 s Bestrahlungsdauer erzielt werden. Im Gegensatz hierzu zeigt sich für

    die nicht-sporenbildenden Bakterien bereits eine vollständige Reduktion der

    Ausgangskeimlast (100%) nach weniger als 6 s. Im Folgenden werden die

    Absterbekinetiken der einzelnen Spezies dargestellt.

    Die Abbildungen 6 und 7 zeigen exemplarisch für S. aureus den Vergleich

    einer unbestrahlten Platte (Negativkontrolle) mit einer Agarplatte nach einer

    UV-Bestrahlung über 3 s. Im Bereich der UV-C Bestrahlung ist kein Kolonie-

    wachstum zu erkennen. Der Erfolg der Erregerinaktivierung wurde im Ver-

    gleich zwischen der zu erwartenden Kolonieanzahl (Negativkontrolle) und

    der nach Bestrahlung im Bestrahlungsfeld verbleibenden Koloniezahl ermit-

    telt.

    S.aureus Negativkontrolle (Abbildung 6) S.aureus nach 3 s Bestrahlung (Abbildung 7)

  • 32

    4.1.5. Bacillus subtilis

    Die folgende Abbildung zeigt das mittlere Abtötungsverhalten über die Zeit

    bei einem konstanten Abstand von 10 cm und konstanter Bestrahlungsstärke

    für vegetative Formen von B. subtilis.

    Abtötungsverhalten B.subtilis (absolute Koloniezahl) (Abbildung 16)

    Die folgende Abbildung zeigt die gemittelte Abtötungskinetik im Bezug auf

    die prozentuale Ausgangskeimlast im Verlauf der Bestrahlung.

    Abtötungskinetik B. subtilis (relative Verminderung) (Abbildung 17)

    Die vollständige Inaktivierung von B. subtilis zeigte sich bereits am ersten

    Messpunkt nach einer Bestrahlung von 3 s.

  • 37

    5. Diskussion

    5.1. Desinfektion elektronischer Geräte

    Der wissenschaftlich überprüfte Wirksamkeitsnachweis von Desinfektions-

    verfahren oder Geräten zur Desinfektion ist eine grundsätzliche Vorausset-

    zung, um diese im klinischen Alltag verwenden zu dürfen. Die Leitlinien und

    Empfehlungen zur Desinfektion im Allgemeinen, wie auch zur Flächendesin-

    fektion im Besonderen, werden in Deutschland von der Kommission für

    Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des RKI erstellt

    und regelmäßig aktualisiert.(67) Das Ziel einer Desinfektion ist demzufolge

    die verlässliche Abtötung oder die Reduktion um 5 log-Stufen von pathoge-

    nen bzw. fakultativ pathogenen Mikroorganismen. Das RKI unterscheidet

    dabei in seinen Hygiene-Richtlinien zur Reinigung und Desinfektion von Flä-

    chen verschiedene Aufbereitungsqualitäten: Zum einen wird die Reinigung

    als ein „Prozess zur Entfernung von Verunreinigungen unter Verwendung

    von Wasser mit reinigungsverstärkenden Zusätzen“ definiert.(67) Zum ande-

    ren gilt die Desinfektion als „ein Prozess, durch den die Anzahl vermehrungs-

    fähiger Mikroorganismen infolge Abtötung/Inaktivierung unter Angabe eines

    standardisierten, quantifizierbaren Wirkungsnachweises reduziert wird“. Ziel

    sei es, einen Gegenstand/Bereich in einen Zustand zu versetzen, in dem von

    ihm „keine Infektionsgefährdung mehr ausgehen kann.“(67) Von einer Desin-

    fektion wird dann gesprochen, wenn eine Reduktion um 5 log-Stufen (=

    99,999%) im Vergleich zur Ausgangskeimlast vorliegt. Im Gegensatz zu der

    oben beschriebenen Desinfektion wird unter einer Reinigung eine 50%- bis

    80%-ige Reduktion der Keimlast verstanden.(67,68)

    Zur Festlegung der notwendigen Desinfektionsmaßnahmen empfiehlt das

    RKI in der aktuell gültigen Leitlinie die Unterscheidung von Risikobereichen.

    Für Bereiche der unmittelbaren Umgebung des Patienten sowie für Flächen

    mit häufigem Hand- oder Hautkontakt wie Bettgestelle, Verbandswagen, Toi-

    lettenstühle, Monitore oder Computertastaturen empfiehlt die Leitlinie eine

    routinemäßige Desinfektion. Für kleine Flächen kann dies auch mit alkoholi-

    schen Desinfektionsmitteln erfolgen. Im Gegensatz hierzu wird in der Leitlinie

  • 38

    auf eine routinemäßige Desinfektionsempfehlung für Oberflächen ohne häu-

    figen Hand- oder Hautkontakt verzichtet.(69) Für Hygienemaßnahmen ist

    dabei von besonderer Relevanz, dass auf fast der Hälfte der Oberflächen in

    Patientenzimmern dieselben Bakterien nachgewiesen werden können, mit

    denen auch der Patient besiedelt ist.(70)

    Es stellt sich nun die Frage, mit welchen Methoden die weitere Verbreitung

    solcher Erreger unterbunden werden kann. Dafür ist das Absterbeverhalten

    von Erregern auf unbelebten Oberflächen zu beachten. Auf nicht belebten

    Oberflächen überleben Bakterien, sowohl Gram positive, als auch Gram ne-

    gative, mitunter einige Monate.(71) Hier muss zwischen Biofilm-

    produzierenden und nicht Biofilm-produzierenden Erregerstämmen unter-

    schieden werden. Acinetobacter-Stämme, die einen Biofilm produzieren,

    können im Durchschnitt 36 Tage auf trockenen Oberflächen überleben, wo-

    bei ein Stamm ohne Biofilm-Produktion im Durchschnitt nur 15 Tage über-

    lebt.(72)

    Die langen Überlebenszeiten der verschiedenen pathogenen Erreger auf

    unbelebten Oberflächen (siehe Tabelle 9) und damit auch auf den Oberflä-

    chen elektronischer Geräte wie Smartphones und Tablets bedeuten in der

    Konsequenz ein potentiell hohes Übertragungsrisiko auf Patienten.

    Überleben von Bakterien auf trockenen, unbelebten Flächen(71): (Tabelle 9)

    Bakterium Überlebenszeit

    Acinetobacter spp. 3 Tage bis 5 Monate

    C. difficile (Sporen) 5 Monate

    E. coli 1,5 Stunden bis 16 Monate

    Enteroccocus spp. (inkl. VRE) 5 Tage bis 6 Monate

    S. aureus (inkl. MRSA) 7 Tage bis 7 Monate

    Oberflächenkontaminationen mit C. difficile und Acinetobacter spp., S. au-

    reus (inklusive MRSA,), Enterokokken (inklusive VRE) und E. coli konnten

    bereits direkt als Ursache nosokomialer Ausbrüche ermittelt werden.(35,73)

    War ein Patientenzimmer belegt mit einem Enterokokken-(74,75), S. au-

  • 39

    reus-(74), C. difficile-(76) oder A. baumannii-(77) Träger, steigt das Risiko für

    nachfolgende Patienten, in diesem Zimmer an denselben Keimen zu erkran-

    ken. Bis zu 9% aller Patienten sind von einer MRSA Infektion betroffen, wenn

    sie in Patientenzimmern versorgt werden, in denen zuvor mit MRSA infizierte

    Patienten lagen. Demgegenüber steht eine Transmissionshäufigkeit von

    2,9%, wenn Patienten in ein bis dahin MRSA-freies Zimmer gelegt werden.

    Ähnlich verhält es sich in Bezug auf VRE. In einem zuvor VRE freiem Zim-

    mer liegt die Infektionsrate bei 2,8%, im Vergleich zu einer Infektionsrate von

    4,5%, wenn zuvor ein VRE-Träger das Zimmer belegt hatte.(74) Etwa 11%

    aller Patienten entwickelten eine CDI nach vorheriger Belegung des Zimmers

    mit einem entsprechend infizierten Patienten, wogegen es nur in 4,6% der

    Fälle zu einer Infektion kommt, wenn das Zimmer vorher nicht mit einem infi-

    zierten Patienten belegt wurde.(76) Bei A. baumannii zeigte sich ebenfalls

    ein deutlicher Zusammenhang zwischen der vorherigen Besiedelung eines

    Patientenzimmers und der Folgeinfektion mit A. baumannii mit einer Odds

    Ratio von 4,2.(77) Deswegen konnte eine Wechselbeziehung zwischen der

    Oberflächendesinfektion und der Übertragung von Keimen auf Patienten

    hergestellt werden.(78) Häufig berührte Kontaktflächen wie Bettgitter, Nacht-

    tische, Infusionspumpen, Essenwagen oder Bettoberflächen stellen ein ho-

    hes Kontaminationsrisiko für die Hände bzw. Handschuhe des Kranken-

    hauspersonals dar.(79) Diese Beobachtung wird insbesondere dadurch er-

    härtet, dass ein Zusammenhang zwischen der Kontamination von Händen

    von Krankenhauspersonal mit MRSA und dem Kontakt mit verunreinigten

    Oberflächen durch infizierte Patienten gefunden wurde.(80) Der größte Risi-

    kofaktor für die Kontamination von Händen mit multiresistenten Keimen ist

    die Kontamination von Oberflächen.(81) Es konnte zusätzlich gezeigt wer-

    den, dass Handkontaminationen und die Stärke der Oberflächenkontaminati-

    onen korrelieren.(82)

    In den letzten Jahren hat der Gebrauch von Smartphones und Tablets in

    Krankenhäusern erheblich zugenommen. In den Jahren Mai 2011 und Juli

    2015 ist der Besitz von Smartphones in den USA von 35% auf 68% gestie-

    gen.(83) Diese Daten schließen zwar selbstverständlich auch privat genutzte

    Smartphones mit ein, doch werden erfahrungsgemäß private Smartphones

  • 40

    auch in Kliniken genutzt. Noch deutlicher ist der Anstieg der Tablet-Nutzung:

    Im Zeitraum von 2010 bis 2014 stieg der Gebrauch bei Mitarbeitern im Kran-

    kenhaus von 3% auf 42% an.(83) Einer Umfrage aus den USA zufolge be-

    saßen im Jahre 2011 75% aller befragten Ärzte ein Apple® Mobiltelefon.(84)

    Aus einer Umfrage der Online-Platform doc-check aus dem Jahre 2012 geht

    hervor, dass im Jahr 2016 europaweit 75% aller Befragten des medizini-

    schen Fachpersonals ein mobiles Endgerät besitzen; über 60% dieser Be-

    fragten nutzen regelmäßig Apps aus dem Gesundheitsbereich.(85) Aus einer

    Studie von Illiger et. al. aus dem Jahre 2014 ergab sich, dass knapp 80% der

    befragten Ärztinnen und Ärzte ein Smartphone besitzen. Etwa ein Drittel de-

    rer, die ein Smartphone besitzen gaben in dieser Studie an, das Telefon

    auch beruflich zu nutzen. Ein weiteres Drittel konnte es sich grundsätzlich

    vorstellen.(86) Diese Offenheit zeigt auch eine Studie aus den USA, die

    ergab, dass etwa 90% aller US-amerikanischen Ärzte ihre Medikamentenin-

    formation über diverse Smartphone Apps beziehen.(87)

    Der Trend zur Verwendung von Produkten wie Smartphones oder Tablets im

    medizinischen Kontext macht die Beschäftigung mit wirksamen Desinfekti-

    onsverfahren für diese neuen Oberflächen erforderlich. Grundsätzlich ist von

    Herstellern von Medizinprodukten die hygenische Aufbereitung für den Nut-

    zer vorzugeben. Die Anforderungen für die notwendige Aufbereitung von

    Medizinprodukten werden in verschiedenen europäischen Richtlinien gere-

    gelt.(88-90) Auch das RKI veröffentlichte im Jahr 2012 Anforderungen an die

    Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten.(69)

    Smartphones und Tablets sind keine Medizinprodukte oder Zubehör im Sin-

    ne der Richtlinie 93/42/EWG des europäischen Rates.(90) Der Hersteller hat

    den Geräten keine medizinische Zweckbestimmung zugeschrieben, womit

    sie nicht der staatlichen Regulation unterworfen werden. Ein Medizinprodukt

    wird nach der EWG-Richtlinie 93/42 als Instrument, Apparat oder auch Soft-

    ware bezeichnet, die vom Hersteller speziell für medizinische Zwecke be-

    stimmt worden sind. Medizinische Applikationen für Smartphones können

    Medizinprodukte im Sinne dieser Richtlinie darstellen (sofern es der Herstel-

    ler so vorsieht), Smartphones und Tablets sind es jedoch nicht.(90) Das be-

    deutet, dass die Hersteller nicht verpflichtet sind, wirksame Aufbereitungs-

  • 41

    möglichkeiten für die Produkte zur Verfügung zu stellen, bzw. entsprechende

    zu empfehlen.

    Bis jetzt fehlen für elektronische Geräte, die nicht primär zum Einsatz im me-

    dizinischen Bereich konzipiert wurden, in der Regel verlässliche und prakti-

    kable Herstellerangaben zu deren Desinfektion, damit diese auch im klini-

    schen Alltag sicher genutzt werden können.(56,57) Eine offizielle kranken-

    haushygienische Leitlinie zur Aufbereitung solcher Geräte nach deren An-

    wendung am Patienten ist bislang ebenfalls nicht verfügbar.

    Diese Aufbereitung ist jedoch unerlässlich, da Smartphones und auch Tab-

    lets häufig von pathogenen Erregern besiedelt sind. So konnten Skakir et. al.

    auf 83% der überprüften Smartphones, die in einem Operationsbereich ge-

    nutzt wurden, pathogene Erreger nachweisen.(91) In anderen Untersuchun-

    gen konnten auf 89% aller Mobiltelefone der Krankenhausbeschäftigten Bak-

    terien nachgewiesen werden. Davon waren 11,5% pathogene Erreger, u.a.

    S. aureus, Acinetobacter spp. und Pseudomonaden.(92) Ein relevanter Ana-

    logieschluss, da die Kolonisation von Oberflächen ein erhebliches Übertra-

    gungsrisiko pathogener Keime auf Patienten darstellt.(73)

    Smartphones und Tablets stellen neue Oberflächen in Krankenhäusern dar,

    für die eine adäquate und bestmögliche Desinfektion von Nöten ist. In der

    Vergangenheit wurden dafür bereits einige Reinigungsverfahren vorgeschla-

    gen und empfohlen. Zum einen werden von Seiten der Hersteller in den Ge-

    brauchsanweisungen regelmäßige Reinigungen mit Hilfe weicher, fusselfrei-

    er Tücher empfohlen.(58) Dies hat allerdings keine desinfizierende Wirkung.

    Wie gut die damit erzielte Reinigungsleistung tatsächlich ist, wurde bislang

    noch nicht untersucht. Zum anderen sind bereits diverse Apps für diese Ge-

    räte verfügbar, die eine regelmäßige Reinigung und Desinfektion unterstüt-

    zen sollen.(84) An der Medizinischen Hochschule Hannover wurde bei-

    spielsweise eine solche App entwickelt. Sie erinnert den Nutzer täglich an

    eine Wischdesinfektion und registriert, ob diese Desinfektion tatsächlich

    gründlich und ausreichend durchgeführt wurde.(56) Nichtsdestotrotz können

    solche Wischdesinfektionen mit ausschließlich alkoholhaltigen Lösungen

  • 42

    bakterielle Sporen nicht sicher abtöten. Somit bieten sie keine verlässliche,

    alle relevanten Erreger einschließende Desinfektionsleistung.(93,94)

    5.1.1. Thermische und chemische Desinfektionsverfahren

    Für eine Desinfektion stehen thermische und chemische Verfahren zur Ver-

    fügung. Unter thermischen Desinfektionsverfahren werden beispielsweise

    das Verbrennen oder das Kochen in Wasser verstanden.(25) Aus nahe lie-

    genden Gründen sind beide thermische Verfahren für ein elektronisches Ge-

    rät, das erneut benutzt werden soll, nicht zu empfehlen. Auch die Dampfdes-

    infektion als weiteres thermisches Desinfektionsverfahren ist bei elektroni-

    schen Geräten aus den gleichen Gründen nicht sinnvoll.(58)

    Eine chemische Desinfektion mit Flüssigkeiten (inkl. Sprühdesinfektionen)

    wird in der Regel mit einem in Wasser oder Alkohol gelösten Wirkstoff

    durchgeführt.(25) Solche Verfahren sind bei elektronischen Geräten auf-

    grund von möglichen Schäden am Gerät grundsätzlich nur eingeschränkt

    einsetzbar und werden auch von Seiten der Hersteller nicht zur Anwendung

    empfohlen.(58)

    5.1.2. UV-Strahlung zur Desinfektion

    UV-Strahlung könnte bei besonderen Oberflächen eine durchaus sinnvolle

    Alternative darstellen.(95) Grundsätzlich lässt sich das UV-Spektrum in drei

    Bereiche unterteilen: UV-A, UV-B und UV-C.(96)

    Lichtspektrum (Abbildung 26)

  • 43

    Das UV-C Licht stellt mit einer Wellenlänge zwischen 100 nm bis 280 nm die

    energiereichste UV Strahlung außerhalb eines Vakuums dar. UV-C Licht wird

    häufig auch als „germinozides Licht“ bezeichnet, um es von UV-B und UV-A

    Licht abzugrenzen, denen die bakterizide Eigenschaft nicht inne-

    wohnt.(95,97)

    Die bakterizide Wirkung von UV-C Licht auf Organismen beruht darauf, dass

    nicht vollständig mit Wasserstoffatomen gesättigte Bindungen oder konju-

    gierte Bindungen, wie sie in der DNA vorkommen, UV-C Licht stark absorbie-

    ren. Hierbei werden die konjugierten Bindungen destabilisiert, weil eines der

    Elektronen auf ein energetisch höheres Orbital gehoben wird. Wenn UV-C

    Strahlung beispielsweise Pyrimidin, Purin oder auch aromatische Aminosäu-

    ren berührt, kommt es durch die Energie der UV-C Strahlung zwischen den

    Pyrimidin-Basen der DNA zu kovalenten Dimerbildungen, eine Konformitäts-

    änderung der DNA ist die Folge.(98,99) Dieser Effekt von UV-C Licht wurde

    in der Vergangenheit bereits auf verschiedene Weise genutzt. Der bislang

    am weitesten verbreitete Gebrauch von germinozidem UV Licht ist in Sicher-

    heitslaboren zu finden. Nach Abschluss der Tätigkeiten in einem solchen

    Labor wird ein UV-C Licht oberhalb der Arbeitsfläche angeschaltet, um die

    Desinfektion der genutzten Arbeitsfläche zu ergänzen.(100) Hierbei ist je-

    doch zu beachten, dass die Centers for Disease Control and Prevention

    (CDC) insbesondere für Biosicherheitslabore keine eindeutige Empfehlung

    zugunsten UV-Licht-gestützter Desinfektionsverfahren herausgegeben hat-

    ten, da die UV Lampen wöchentlich auf ihre Strahlungsintensität zu überprü-

    fen wären und ein Betreten des Labors bei Betrieb der Lampe nicht möglich

    ist.(101)

    Eine weitere Anwendung von UV-C Licht stellt die Desinfektion der Luftströ-

    mung in Risikobereichen wie Operationsräumen oder Intensivstationen

    dar.(102) Auch in Klimaanlagen in Büroräumen wurde UV-C Licht zur Aufbe-

    reitung von Luftströmen bereits erfolgreich angewendet und eine 99%-ige

    Reduktion von Mikroorganismen auf den Oberflächen der Klimaanlagen er-

    reicht. Hierfür war eine UV-C Lampe mit einer Bestrahlungsstärke von 450

    mW/cm2 (= 450.000 µW/cm2) mit einer Wellenlänge zwischen 245 nm und

  • 44

    266 nm bei einem Abstand von 1 m notwendig.(103) Die UV-C Lampe dieser

    Arbeit hatte im Vergleich dazu eine deutlich geringere Bestrahlungsstärke

    von 1.186 µW/cm2. Bei einem erheblich geringeren Abstand der Lichtquelle

    zur Oberfläche von 10 cm konnten jedoch ähnliche Resultate erzielt werden.

    Eine weitere Studie überprüfte den zusätzlichen Nutzen einer UV-C Bestrah-

    lung bei der Dekontamination von Luftströmungskanälen. Durch die Bestrah-

    lung mit UV-C Licht gelang es hier, die Konzentration von artifiziell eingesetz-

    ten Sporen von B. atropheaus um 8 bis 12 log-Stufen zu reduzieren. Die mitt-

    lere Bestrahlungsstärke betrug dabei 2.000 µW/cm2, die UV-C Lampe wurde

    zentral in einer 51 mal 51 mal 112 cm großen Einheit angebracht und der

    Luftstrom hindurchgeleitete. Genauere Angaben über die Bestrahlungsab-

    stände werden in der Studie nicht gemacht.(102)

    5.1.3. UV-C-Licht zur Desinfektion von Alltagsoberflächen im stationä-

    ren Einsatz

    Zum Nachweis der Desinfektionswirksamkeit von UV-C Lampen in Patien-

    tenzimmern führten bereits andere Arbeitsgruppen Versuche durch. Hierbei

    wurden stationäre UV-C Lampen aber auch tragbare UV-C Lampen verwen-

    det. Katara et. al. konnten zeigen, dass eine UV-C Lampe mit einer Bestrah-

    lungsstärke von 40 W, die zentral in einem Patientenzimmer in 2,44 m Höhe

    angebracht worden war, erheblich zur Keimreduktion des Zimmers beitragen

    konnte. Durch die Anwendung dieser Lampe konnte nach einer 30 minütigen

    Bestrahlungszeit eine Reduktion von E. coli, B. subtilis und C. perfringens

    um 4 log-Stufen erreicht werden. Aufgrund dieser Ergebnisse empfahlen die

    Autoren eine Zeitspanne von 30 min für eine Desinfektion mit dieser UV-C

    Lampe. Längere Zeitintervalle wurden nicht untersucht.(104)

    Stibich et. al. nutzten für die Desinfektion von häufig berührten Oberflächen

    eines Patientenzimmers eine UV-C Lampe (PX-UV, Xenex Healthcare Ser-

    vice), die bei pulsierendem UV-C Licht von 2 Hz eine Mindestbestrahlungs-

    leistung von 24 W erreichte. Die UV-C Lampe wurde in diesen Versuchen an

    drei verschiedenen Orten im Patientenzimmer platziert, sodass eine genaue

  • 45

    Abstandsangabe zur Oberfläche nicht möglich war. Es wurde in diesem Fall

    auf die desinfizierende Wirkung von UV-C Strahlung auf VRE fokussiert. Die

    Oberflächen wurden dem UV-C Licht nach standardisierter Reinigung für 30

    s ausgesetzt. Vor der Bestrahlung konnte auf 27 Oberflächen eine Kontami-

    nation mit VRE festgestellt werden. Nach standardisierter Reinigung redu-

    zierte sich die Anzahl verunreinigter Oberflächen bereits auf 4. Nachdem die

    Oberflächen auch noch mit der UV Lampe bestrahlt wurden, konnte auf kei-

    ner Oberfläche mehr VRE nachgewiesen werden. Insgesamt bezifferten die

    Autoren die erforderliche Zeit, um ein gesamtes Patientenzimmer zu dekon-

    taminieren, auf 18 min. Die für diese Untersuchungen genutzte Lampe hatte

    jedoch die Maße von 48 x 40 x 100 cm, sodass eine flexible und mobile An-

    wendung dieser UV-C Lichtquelle nicht realistisch ist und ihr Einsatz deswe-

    gen nur stationär für die Desinfektion eines gesamten Patientenzimmers

    sinnvoll erscheint.(105)

    In der Folge wurde die UV-C Lampe, die Stibich et. al.(105) für ihre Versuche

    nutzten (PX-UV, Xenex Healthcare Service), an verschiedenen Punkten op-

    timiert. Insbesondere erhielt das Gerät eine UV-C Lampe mit einer Leistung

    von mindestens 48 W, sodass das Gerät bei den Folgeversuchen von Jina-

    datha et. al. eine doppelt so große Leistung aufwies.(106) Die Lichtquelle

    wurde an drei verschiedenen Stellen des Zimmers für jeweils 2 bzw. 3 min

    verwendet. Bei der Anwendung von nichtpulsierendem UV-C Licht ergab sich

    im Vergleich zu einer standardisierten manuellen Reinigung eine Reduktion

    von MRSA um 76%. Bei zusätzlicher Verwendung der UV-C Lampe mit pul-

    sierendem UV-C Licht konnte die Reduktion sogar auf 98% (ca. 2 log-Stufen)

    im Vergleich zur manuellen Reinigung gesteigert werden.(106)

    Bei Verwendung einer Bestrahlungsstärke von 12.000 µW/cm2 zur Bestrah-

    lung von A. baumannii und VRE bzw. 22.000 µW/cm2 für die Inaktivierung

    von C. difficile Sporen konnten Anderson at el.(107) innerhalb eines Zeitin-

    tervalls von 25 min eine Reduktion von A. baumannii um 1,07 log-Stufen, von

    VRE um 1,68 log Stufen erreichen. Zur Reduktion von C. difficile um 1,16 log

    Stufen war hingegen eine Bestrahlungsdauer von 45 min erforderlich. Anga-

    ben zu Abständen zwischen der Lampe und den bestrahlten Oberflächen

  • 46

    sind jedoch nicht verfügbar, sodass deren Ergebnisse nur eingeschränkt mit

    den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit verglichen werden können. Die von

    Anderson et. al.(107) genutzte Bestrahlungsstärke von 12.000 µW/cm2 über-

    steigt zwar die in der vorliegenden Arbeit genutzte Bestrahlungsstärke von

    1.186 µW/cm2. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die bei Anderson et al.

    verwendeten Abstände zur Dekontamination ganzer Patientenzimmer erheb-

    lich größer als der hier in vitro gewählte Abstand von 10 cm waren. Zudem

    wurden keine Daten zu Zeitpunkten

  • 47

    al.(105) als auch für die Arbeit von Jinadatha et. al.(106) gilt die Einschrän-

    kung, keine Abstandswerte erhoben und stattdessen die Bestrahlungsdauer

    verlängert zu haben, sodass ein Vergleich ihrer Ergebnisse mit denen dieser

    Arbeit nur eingeschränkt möglich ist.

    Levin et. al. stellten fest, dass sich UV-Licht zur Oberflächendesinfektion

    positiv auf die Infektionsraten mit C. difficile auswirken kann. Bei regelmäßi-

    ger Anwendung von UV-C Licht zur Desinfektion von Oberflächen konnte die

    Infektionsrate mit C. difficile von 9,4/10.000 Patiententagen auf 4,4/10.000

    Patiententage (53% Reduktion; P = 0.01; 95% Konfidenzintervall: 6.40-12.4)

    innerhalb eines Jahres in einem Krankenhaus reduziert werden.(109)

    5.1.4. UV-C-Licht zur Desinfektion von Alltagsoberflächen im mobilen

    Einsatz

    Der Versuchsaufbau einer weiteren Studie von Nerandzic et. al.(110) ähnelt

    der vorliegenden Arbeit, da für diese Untersuchung ebenfalls ein tragbares

    UV-C Gerät genutzt wurde. Mit diesem Gerät wurden Oberflächen in einem

    Abstand von 10 cm für 5 s bei einer Bestrahlungsstärke von 100 mJ/cm2 (=

    100 mW/cm²s) bestrahlt. Innerhalb dieses Zeitraumes gelang für C. difficile

    Sporen eine Reduktion um 4,4 log-Stufen KBE. Die Ergebnisse der hier vor-

    liegenden Versuche ergaben erst nach etwa 40 s eine Reduktion um 4 log

    Stufen bei einer deutlich geringeren Bestrahlungsstärke von nur 1.186

    µW/cm2. Für MRSA beschrieben Nerandzic et. al. eine Reduktion um 5,4 log-

    Stufen und für VRE eine Reduktion um 6,9 log-Stufen.(110) In den Versu-

    chen der vorliegenden Arbeit zeigte sich bei vergleichbarem Abstand bezüg-

    lich S. aureus bereits nach 3 s und bzgl. Enterokokken nach 6 s eine voll-

    ständige Inaktivierung aller Bakterien.

    Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen zum einen, dass eine wirksame Oberflä-

    chendesinfektion mit einem tragbaren UV-C Gerät mit einer Bestrahlungs-

    stärke von mindestens 1.000 µW/cm2 grundsätzlich gelingen kann. Auch der

    hierfür notwendige Abstand von etwa 10 cm erscheint für Alltagsanwendun-

    gen praktikabel. Aus den Ergebnissen kann zudem geschlussfolgert werden,

  • 48

    dass eine Zeitspanne von 45 min, wie sie von Anderson et. al.(107) oder

    auch von Nerandzic et. al.(63) angewendet wurde, erheblich unterschritten

    werden kann. Zusätzlich ergaben die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit,

    dass nach 40 s Bestrahlung mit den gewählten Parametern (Bestrahlungs-

    stärke = 1.186 µW/cm2 bei 10 cm Abstand) auch Sporen von C. difficile

    grundsätzlich vollständig inaktivert werden können. Die vollständige Elimina-

    tion dieses Keimes mit Hilfe einer tragbaren UV-C Lampe konnte hier erst-

    malig beschrieben werden.

    Inwieweit die hier vorgestellte Methode auch im Routineeinsatz auf anderen

    Oberflächen vergleichbar gute Ergebnisse erzielen, bleibt dabei Thema zu-

    künftiger Untersuchungen. Es gibt Hinweise darauf, dass unter Alltagsbedin-

    gungen eine vollständige Inaktivierung von C. difficile Sporen nicht unbedingt

    zu erwarten ist: Nerandzic et. al.(110) konnten zeigen, dass sich der Dekon-

    taminationserfolg unter Idealbedingungen in vitro (4,4 log-Stufen) von den

    Ergebnissen auf anderen Oberflächen unter Alltagsbedingungen, z.B. Re-

    duktion um nur 3,2 log-Stufen auf Computertastaturen, deutlich unterschei-

    den kann.(110)

    Der Effekt der hier getesteten UV-C Lampe wird durch die Wirkung auf B.

    pumilus und G. steratothermophilus bestätigt. Insbesondere B. pumilus wird

    als ausgesprochen widerstandsfähiger Keim beschrieben. So zeigte B. pumi-

    lus in einer Untersuchung die größte Resistenz gegenüber UV-C Strahlung

    im Vergleich zu allen anderen Bacillus spp.(111) Diese Sporen werden routi-

    nemäßig zur Sterilitätstestung bei Hygieneüberprüfungen verwendet.(102) G.

    steratothermophilus wird unter anderem zur Qualitätstestung von Autoklaven

    verwendet, um den Sterilisationserfolg zu validieren.(112) Da zur Sterilitäts-

    testung sehr widerstandsfähige Stämme zum Einsatz kommen, wurden diese

    Spezies für die vorliegende Arbeit ausgewählt. Auch bei diesen zeigten sich

    Eliminationskinetiken ähnlich denen von C. difficile, wobei G. sterathother-

    mophilus bereits nach 30 s vollständig inaktiviert worden war. Die Wirkung

    der UV-C Lampe auf B. pumilus und G. sterathothermophilus unterstützen

    die Ergebnisse: Eine grundsätzliche Wirksamkeit vorgestellten Methode zur

    Desinfektion von Oberflächen konnte nachgewiesen werden.

  • 49

    Durch die Versuche der vorliegenden Arbeit konnte somit gezeigt werden,

    dass die Nutzung einer mobilen UV-C Lampe aufgrund der kurzen Bestrah-

    lungsdauer eine Ergänzung zu den bisher etablierten Desinfektionsmethoden

    für Oberflächen sein kann. Dies ist besonders bedeutsam, da die hier über-

    prüften vegetativen Formen von E. coli, E. faecium, S. aureus und A.

    baumannii, sowie Sporen von C. difficile häufige Erreger nosokomialer Infek-

    tionen sind.

    5.2. Limitierungen

    5.2.1. Übertragbarkeit der Ergebnisse

    Bei der Einordnung der Versuchsergebnisse muss berücksichtigt werden,

    dass die Beschaffenheit der bestrahlten Oberfläche Auswirkung auf die Re-

    duktion der Keime haben kann. Viele Oberflächen elektronischer Geräten

    werden heutzutage aus Glas oder Kunststoff hergestellt. Dieser Umstand

    wurde im Versuchsaufbau der Arbeit nicht berücksichtigt. Stattdessen wurde

    als Oberfläche ausschließlich ein Nährmedium verwendet, das dafür seiner-

    seits zur späteren Anzucht des Erregers Idealbedingungen bietet. Die Über-

    tragbarkeit der so gewonnenen Erkenntnisse auf Oberflächen des Stations-

    alltags ist damit nur eingeschränkt möglich. Ob die Beschaffenheit der Ober-

    fläche relevanten Einfluss auf die Desinfektionsleistung einer tragbaren UV-C

    Lampe haben kann, sollte jedoch Bestandteil zukünftiger Untersuchungen

    sein, da hierzu bis jetzt keine Daten vorliegen.

    5.2.2. Schäden am bestrahlten Material

    Es wurde nicht geprüft, ob UV-C Strahlung zur Dekontamination von Ober-

    flächen den bestrahlten Objekten selbst Schaden zufügt. Bekannt ist, dass

    es durch die energetische Wirkung von UV-Licht auf Plastikoberflächen zu

    einem oxidativen Stress kommt. Dadurch wird der Alterungsprozess, insbe-

    sondere eine Versprödung und eine Rissbildung, des Materials beschleu-

    nigt.(113) Eine Prüfung durch das Bundesinstitut für Materialfor-

    schung/Risikobewertung ist vor dem regelhaften Einsatz einer solchen Me-

  • 50

    thode unabdingbar, dies auch vor dem Hintergrund eines möglichen Garan-

    tieverlustes elektronischer Geräte.

    5.2.3. Eindringtiefe

    In dieser Arbeit wurden keine Untersuchungen zur Eindringtiefe der UV-C

    Strahlung in Oberflächen durchgeführt. Der Hersteller der verwendeten UV-C

    Lampe empfiehlt in seinen Anwendungsvorschlägen auch eine Bestrahlung

    „von Matratzen und Bettlaken zur Inaktivierung von Krankheitserregern“ . Ne-

    randzic et. al.(110) diskutierten bereits 2012 die mögliche Anwendung der

    von ihnen genutzten UV Lampe zur Desinfektion von Bettlaken oder Kissen.

    Genaue Untersuchungen und Studien bezüglich der Eindringtiefe von UV-C

    Strahlung bei Bettlaken und Matratzen liegen jedoch bislang nicht vor. Insge-

    samt ist daher derzeit nicht von einer ausreichenden Eindringtiefe bei der

    ausschließlichen Verwendung von UV-C Strahlung auszugehen, sodass die-

    se als alleinige Methode zur Desinfektion von Oberflächen mit Struktur nicht

    empfohlen werden kann.(110) Dafür wären weitere Untersuchungen erfor-

    derlich, die sich mit dieser Fragestellung befassen.

    5.2.4. Umweltbedingungen

    Bezüglich des Einflusses der Luftfeuchtigkeit auf die Reduktion von Erregern

    mittels UV-C Strahlung ergibt sich aus bislang bekannten Veröffentlichungen

    kein einheitliches Bild. Bei steigender Luftfeuchtigkeit wird einerseits eine

    verminderte Absterberate beschrieben, so zeigten die untersuchten Aerosole

    von S. marcescens bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 60% und 70% eine

    geringere Sensitivität für UV-C Strahlung, als bei Luftfeuchtigkeit zwischen

    25% und 60%. In dieser Studie aus dem Jahre 1972 konnte eine 20% gerin-

    gere Reduktion bei entsprechenden Luftfeuchtigkeiten zwischen 60% und

    70% gezeigt werden.(114) Andererseits ergaben Untersuchungen von Rent-

    schler und Nagy aus dem Jahre 1942 bei steigender Luftfeuchtigkeit eine

    unveränderte Abtötungsrate im Bezug auf Streptococcus pyogenes.(115)

    Hieraus schlussfolgerten Kowalski et. al. im Jahre 2000, dass aufgrund die-

    ser uneinheitlichen Studienlage von eine Speziesabhängigkeit auszugehen

  • 51

    ist.(97) Die Versuchsbedingungen der hier vorliegenden Arbeit entsprachen

    realistischen Gegebenheiten.

    Bezüglich des Einflusses der Temperatur auf die Inaktivierung von Bakterien

    zeigte eine Untersuchung von Chen et. al. bei einer Raumtemperatur von 4

    °C eine geringere Reduktion von E. feacalis bei Bestrahlung mit UV-C Licht

    bei einer Intensität von 16,5 mJ/cm2 im Vergleich zur Bestrahlung bei 25

    °C.(116) Bei der hier vorliegenden Arbeit wurde ebenfalls und ausschließlich

    bei Raumtemperatur bestrahlt, da dies den Gegebenheiten bei einem Ein-

    satz entsprechender Geräte im Routinealltag entspricht. Für Anwendungen

    unter anderen klimatischen Bedingungen, z.B. zur Dekontamination eines

    Kühlschrankes kann daher mit den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit kei-

    ne Aussage getroffen werden.

    5.2.5. Distanz und Intensität

    In der vorliegenden Arbeit wurden alle Erreger ausschließlich mit einem kon-

    stanten Abstand bestrahlt. Auch die Bestrahlungsstärke blieb unverändert,

    da die Konstruktion der Lichtquelle keine Regulation der Bestrahlungsstärke

    vorsieht. Zur Aufrechterhaltung einer solchen konstanten Bestrahlungsstärke

    ist jedoch eine gleichbleibende Stromversorgung notwendig. Die hier ver-

    wendete Lampe erlaubte keinen Batteriebetrieb, daher war ein Zugang zu

    einer Stromquelle (Steckdose) unerlässlich. Dies schränkt die praktische

    Anwendbarkeit jedoch nur minimal ein, denn im Routinealltag könnten Gerä-

    te an einem Tisch gesammelt und dort bestrahlt werden.

    Bezüglich verschiedener Abstände der Lichtquelle von der zu desinfizieren-

    den Oberfläche sind sicherlich noch weitergehende Untersuchungen erfor-

    derlich und sinnvoll, weil die Leistung pro Fläche einer gleichmäßig strahlen-

    den Energiequelle nach dem Abstandsquadratgesetz mit 1/r2 (r = Abstand)

    abnimmt. Daher muss von einer erheblich reduzierten Desinfektionswirkung

    der Lampe bei vergrößertem Abstand ausgegangen werden. Welcher Ab-

    stand hier maximal praktikabel ist, müsste in ergänzenden Versuchsreichen

    geprüft werden.

  • 52

    5.2.6. Arbeitssicherheit

    Bei der Nutzung von UV Licht stellt sich immer die Frage nach dem Gesund-

    heitsschutz für den Anwender. Für das UV-A Licht ist eine DNA-Schädigung

    beschrieben worden: Es kommt hier zur Bildung von Thymidindimeren. Zu-

    dem bilden sich auch reaktive Sauerstoffradikale, die ihrerseits indirekt die

    DNA durch den oxidativen Stress schädigen können.(117-119) Auch UV-B

    und UV-C Strahlung werden direkt von der DNA absorbiert, und es kommt

    auch hier zur Bildung von Dimeren (meistens Cyclobutan-

    Pyrimidindimere).(118,120) Aus den beschriebenen Schäden auf der DNA

    erklärt sich auch das kanzerogene Potential.(121)

    Außerdem ist bekannt, dass die Exposition gegenüber UV-C Licht zu einer

    Photokeratitis und einer Photokonjunktivitis führen kann. Zusätzlich wird

    durch langfristige Exposition das Risiko für einen Katarakt erhöht.(122) Da-

    her sind die üblichen Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen nach der Verord-

    nung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch künstliche opti-

    sche Strahlung des Fachverbandes Strahlenschutz e.V. zu beachten (z.B.

    Schutzbrille, Schutzanzug, Abschirmung, Kennzeichnung des Gefahrenbe-

    reiches und ggf. Hautschutzcreme etc.).(123) Auch der Hersteller der getes-

    teten UV-C Lampe hat diesbezüglich eine Gefahrenbewertung vorgenom-

    men und warnt vor der direkten Exposition von Augen und Haut mit dem UV-

    C Licht des The Verilux® CleanWave®. Eine CE-Kennzeichnung gemäß der

    EU Verordnung 765/2008 dieses Produktes liegt bislang jedoch nicht vor, da

    es primär auf dem US-amerikanischen Markt vertrieben wird.

    Bei der Nutzung von UV-C Licht stellt die Ozonentwicklung ein weiteres

    Problem der Arbeitssicherheit dar.(124) Unter dem Einfluss von UV-C Licht

    entsteht Ozon aus gewöhnlichem Sauerstoff, entsprechend der allgemeinen

    Reaktionsgleichung:

    3 O2 2 O3.

    Eine erhöhte Ozonexposition wird durch den entstehenden oxidativen Stress

    auf das Lungenepithel mit einer verstärkten Entzündungsreaktion in Verbin-

    dung gebracht.(125) Ozon schädigt folglich die Lunge, reizt die oberen

  • 53

    Atemwege und wird in der Folge mit der Entstehung von Asthma assoziiert.

    Zudem kann es zu Kopfschmerzen und Brustschmerzen führen.(126,127)

    Außerdem wurde eine Verbindung zwischen einer erhöhten Ozonexposition

    und Lungenkrebs hergestellt.(128)

    Bei der für diesen Versuch genutzten UV-Lampe konnte während des Be-

    triebs jedoch keine Ozonentwicklung nachgewiesen werden.(129) Auch Ne-

    randzic et. al. überprüften die bei ihren Versuchen abgegebene Menge an

    Ozon. Sie konnten nur direkt unterhalb der von ihnen benutzten UV-C Lampe

    überhaupt Ozon detektieren. Der genaue Wert wird in der Arbeit nicht ge-

    nannt, bleibt den Autoren zufolge jedoch unterhalb des von der amerikani-

    schen Food and Drug Administration (FDA) erlaubten Grenzwertes von 0,05

    ppm.(110,130) Somit wurden weder bei den Versuchen der vorliegenden

    Arbeit, noch bei denen von Nerandzic et. al.(110) die Informations- und

    Alarmschwelle für Ozonbelastung der Luft der Europäischen Union er-

    reicht.(131) Bei der Benutzung der Lampe ist also nicht von einer unmittelba-

    ren Gesundheitsgefahr für den Nutzer auszugehen.

    5.3. Schlussfolgerung

    Die Ergebnisse dieser Arbeit konnten zeigen, dass es mit einem tragbaren

    UV-C Gerät gelingt viele, relevante pathogene und für nosokomiale Infektio-

    nen verantwortliche Erreger auf Oberflächen abzutöten. Der klinische Nutzen

    von tragbaren UV-C Geräten ist für verschiedene Produkte im klinischen All-

    tag in früheren Arbeiten auf ihre Wirksamkeit untersucht und belegt worden.

    Bekannt ist jedoch ebenfalls, dass UV-C Strahlung ohne eine vorherige suffi-

    ziente Reinigung zur Minimierung der Keimlast allein nicht ausreicht, um

    Oberflächen zuverlässig zu dekontaminieren.(110) Deswegen handelt es

    sich bei der in dieser Arbeit vorgestellten Methode bezüglich der Desinfektion

    trockener Oberflächen grundsätzlich nur um eine Ergänzung bereits beste-

    hender Hygienemaßnahmen. Auch andere Autoren empfehlen für trockene

    Oberflächen UV-C Licht nur als zusätzliche Desinfektionsmöglichkeit zu nutz-

    ten.(132)

  • 54

    Die hier vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass bei der vorgestellten Methode

    eine alltagstaugliche Bestrahlungsdauer zu einer signifikanten Keimreduktion

    führt. Daher bietet sich die hier vorgestellte Methode zur Dekontamination

    „neuer Oberflächen“ in Krankenhäusern für Smartphones und Tablets an, für

    die die traditionellen Methoden der Aufbereitung nicht – oder nur sehr einge-

    schränkt – genutzt werden können.

  • 55

    6. Zusammenfassung

    Oberflächendesinfektion spielt eine wichtige Rolle im Rahme von Infektions-

    kontrolle. Üblicherweise wird eine Dekontamination mittels einer Wischdesin-

    fektion durchgeführt.

    In den letzten Jahren hat der Gebrauch von Smartphones und Tablets direkt

    am Patienten in Krankenhäusern erheblich zugenommen. Aufgrund dessen

    werden diese Geräte häufig mit pathogenen Bakterien kontaminiert. Da der

    Gebrauch flüssiger Desinfektionsmittel die Herstellergarantie gefährden und

    dem Gerät Schaden würde, sind neue Formen der Desinfektion für diese

    Geräte nötig.

    Diese Arbeit überprüfte deswegen die Möglichkeit eines neuen tragbaren UV

    Gerätes zur Desinfektion von Oberflächen.

    Für die Versuche wurde der The Verilux CleanWave Sanitizing Wand als UV

    Lichtquelle genutzt. Diese Lichtquelle emittiert hauptsächlich UV-C Licht ei-

    ner Wellenlänge von 265 nm bei einer Bestrahlungsstärke von 5,5 W/cm2 in

    einem Abstand von 12,5 mm.

    Getestet wurde dessen bakteriozide Wirkung auf: Sporen von G. stearother-

    mophilus, B. pumilus, B. atropheaus und C. difficile Ribotyp 027, sowie auf

    vegetative Form von S. aureus, E. faecium, E. coli und A. baumannii.

    Für Bakteriensuspensionen wurden Verdünnungsreihen aus vegetativen

    Formen frischer Übernachtkulturen hergestellt.

    Die Herstellung der Sporensuspension erfolgte durch das Ausschütteln der

    Sporen aus Sporenstreifen. Zur Herstellung der C. difficile Sporensuspension

    wurden eine bereitgestellte Suspension verdünnt. Von den so hergestellten

    Suspensionen wurden jeweils 100 µl auf Agarplatten pipettiert und mittels

    eines sterilen Glasspatels gleichmäßig verteilt.

    Im Abstand von 10 cm erfolgte die Bestrahlung mit der UV-C Lichtquelle

    durch eine Blende von 5,7 cm2 für verschiedene Zeitintervalle (0-90 sek.)

  • 56

    C difficile wurde im Anschluss für 48 Stunden bei 36 °C anaerob auf einem

    Selektivmedium bebrühtet. Die anderen Organismen wurden auf Schaf-Blut-

    Agar für 24 Stunden bei 36 °C, bzw. G stearothermophilus bei 56 °C, bebrü-

    tet.

    Im Anschluss erfolgte die Auszählung aller Kollonien auf der definierten Flä-

    che. Alle Experimente wurden in fünf voneinander unabhängigen Versuchen

    durchgeführt.

    Es konnte eine mindestens 90%ige Reduktion aller getesteten Sporen nach

    40 Sekunden gezeigt werden. Für alle getesteten vegetativen Formen erfolg-

    te die vollständige Inaktivierung sogar in weniger als 5 Sekunden.

    Die Oberflächen von elektronischen Geräten stellen eine große Herausforde-

    rung der Infektionskontrolle da. Neben der grundsätzlich erfolgreichen Re-

    duktion pathogener Bakterien sollte diese Reduktion in einem, im klinisch

    Alltag praktikablen Abstand und in akzeptabler Zeit erfolgen können. In der

    hier vorliegenden Arbeit konnte nach der Bestrahlung mit UV Licht eine signi-

    fikante Reduktion der Bakterien und Sporen innerhalb von wenigen Sekun-

    den in einem Abstand von nur 10 cm gezeigt werden.

    Selbst Sporen von C. difficile konnten dabei inaktivert werden.

    Vor einem Einsatz solcher UV-Geräte zur Desinfektion müssen jedoch noch

    weitere Untersuchungen zur Arbeitssicherheit, sowie zur potentiellen Schä-

    digung bestrahlter Materialien erfolgen. Ferner ist beim Einsatz von auf dem

    Markt befindlichen Geräten darauf zu achten, dass es sich um Produkte

    handelt, die entsprechend der geltenden regulatorischen Rechtslage im me-

    dizinischen Bereich eingesetzt werden dürfen.

  • 57

    7. Anhang

    7.1. Quellenverzeichnis

    (1) Robert-Koch-Institut. Definitionen nosokomialer Infektionen (CDC-Definitionen) 7. Aufla-

    ge. Berlin: Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen am

    Institut für Hygiene und Umweltmedizin; 2011.

    (2) Horan TC, Andrus M, Dudeck MA. CDC/NHSN surveillance definition of health care-

    associated infection and criteria for specific types of infections in the acute care setting. Am

    J Infect Control 2008 Jun;36(5):309-332.

    (3) Robert-Koch-Institut. Deutsche Daten im Rahmen der ersten europäischen Prävalenzer-

    hebung zum Vorkommen nosokomialer Infektionen und zur Antibiotikaanwendung. Epidemi-

    ol Bull; 2012;26:239-248.

    (4) Behnke M, Hansen S, Leistner R, Diaz LAP, Gropmann A, Sohr D, et al. Nosokomiale

    Infektionen und Antibiotika-Anwendung. Dtsch Arztebl International 2013 /9/20;110(38):627-

    633.

    (5) Klauber J, Geraedts M, Friedrich J, Wasem J. Krankenhaus-Report 2012 Schwerpunkt:

    Regionalität. Schattauer Verlag 2012.

    (6) Gastmeier P, Geffers C. Nosocomial infections in Germany. What are the numbers,

    based on the estimates for 2006? Dtsch Med Wochenschr 2008 May;133(21):1111-1115.

    (7) Robert-Koch-Institut. Basisdaten der stationären Krankenhausversorgung in Deutschland

    - nosokomiale Infektionen. Epidemiol Bull; 2010;36:359-368.

    (8) Robert-Koch-Institut. Deutsche Nationale Punkt-Prävalenzstudie zu nosokomialen Infek-

    tionen und Antibiotika-Anwendung Abschlussbericht. Berlin: Nationales Referenzzentrum für

    Surveillance von nosokomialen Infektionen am Institut für Hygiene und Umweltmedizin;

    2011.

    (9) Beyersmann J, Gastmeier P, Grundmann H, Barwolff S, Geffers C, Behnke M, et al.

    Transmission-associated nosocomial infections: prolongation of intensive care unit stay and

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    (10) Chen YY, Chou YC, Chou P. Impact of nosocomial infection on cost of illness and

    length of stay in intensive care units. Infect Control Hosp Epidemiol 2005 Mar;26(3):281-287.

    (11) Grube RF, Heinlein W, Scheffer H, Rathmayer M, Schepp W, Lohse AW, et al. Econom-

    ic burden of Clostridium difficile enterocolitis in German hospitals based on routine DRG

    data. Z Gastroenterol 2015 May;53(5):391-397.

    (12) Boyce JM, Pittet D, Healthcare Infection